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Bullum Solare

von

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Vereinbarungen

„Was soll das heißen, es gibt mehrere Möglichkeiten, was sie mit ihm gemacht haben können?“, knurrte Akane, nachdem sie die Nachricht auf dem Computerbildschirm gelesen hatte. Der Leguan hatte vorsichthalber bereits „Sorry “ an das Ende des Textes gesetzt, was ihre Wut jedoch nicht milderte.

„Gehen wir es durch,“ murmelte sie. „Gift können wir ausschließen.“ Laut Aussage der Ärzte zeigte Mamoru keine Vergilftungserscheinungen, trotzdem wollte man ihn noch für einige Tage im Krankenhaus zur Beobachtung behalten. Es könnten sich Symptome erst Tage nach einem Schlangenbiss zeigen, was Akane als Blödsinn abtat. „Besessenheit... hm. Neee, dann würde er sich anders verhalten, denke ich... Hm, dann dass die neue Medusa durch seine Augen sieht. Stünde dann der Bastard nicht schon längst vor meiner Haustür?“ Sie blickte auf den Leguan. Er nickte. „Bei Erinnerungen absaugen idem, gell?“ Der Leguan nickte. „Bleibt Energieabsaugen. Oder irgendwas, das du net kennst, wie du’s so schön beschrieben hast.“

Akane knurrte und rieb ihre Schläfen. Sie malte sich aus, wie Jahre ihres Versteckspieles umsonst waren, weil ein unnötiger Schönling im Maskenballkonstüm eventuell von den Feinden infiziert worden war.

„Das ist alles deine Schuld“, sagte sie, ohne den Leguan anzusehen. „Hättest du nicht ahnen können, dass die Involvierung von Tsukino und Co. mehr Ärger bringt, als hilft?“

Akanes Leidenschaft für Reptilien resultierte daraus, dass deren Augen stets ausdruckslos blieben. Kein Blick konnte traurig, demütig oder ähnliches sein, sodass er Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen einreden konnte, wie es bei Menschen geschah. Keine heruntergezogenen Mundwinkel, keine Tränen, kein Gejammer. Stimmte etwas nicht, wurden Reptilien krank oder starben einfach, ohne jemals Beschwerden ausgedrückt zu haben.

Der Grüne Leguan war eine Ausnahme – er hatte Mimik und setzte sie auch jetzt ein.

„Ich kann deinen Dackelblick im Moment nicht ertragen.“ Sie packte eine Handtasche. „Ich geh ins Kino, vielleicht schaff ich ja mal ’nen Film, ohne dass das Amulett mich hinausdudelt. Und wage es nicht mir zu folgen.“

Akane stürmte aus ihrem Zimmer.
 

Seitdem nur mehr Sakura im Hikawa-Tempel arbeitete, erwies sich die Miko tatsächlich als Hilfe. Der fehlende Konkurrenzkampf mit ihrer Schwester bewirkte wohl, dass sie sich tatsächlich auf ihre Arbeit konzentrieren konnte und es schaffte, diverese Tätigkeiten auszuführen ohne Rei Hilfe um bitten, sofern ihre Ahnungslosigkeit nicht im Weg stand.

Rei las auf der Treppe ein Buch, konnte sich aber kaum darauf konztenrieren, da sie fasziniert Sakura beim Säubern der Lampen zusah.

„Hallo Rei.“

Sie zuckte zusammen. Anschließend wandte Rei den Kopf zu der Person, die einen Schatten über die Treppe warf.

„Michiru?“ Rei wusste nicht, ob sie ihr um den Hals fallen sollte, da die beiden sich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten und sich nicht einmal bei der Seifenopfernparty über den Weg gelaufen waren, oder ob dies unpassend war, da Michiru nicht wie jemand wirkte, der Umarmungen mochte.

Rei entschied sich für eine Umarmung. „Wie geht es dir? Minako hat mit erzählt, du wärst verlobt, aber nicht mit Haruka. Was ist da dran?“

Michiru lächelte neutral und sprach: „Ich würde gerne mit dir über private Dinge sprechen, aber leider habe ich nicht viel Zeit und es gibt wichtigeres zu besprechen. Ich möchte, dass du mich aufklärst.“

Rei wusste, was gemeint war undverzog das Gesicht. Eigentlich war geplant, dass heute die Probleme um die neuen Feinde und Akane Tayo außer Acht gelassen werden, damit die Mädchen Usagi ablenken und wieder aufheitern konnten. Rei hatte sich jedoch auch aus eigenem Interesse auf das Vorhaben gefreut – die ganze Situation hatte mehr an ihren Nerven genagt als sie zugeben mochte und erwartete sehnsüchtigst einen Moment, in dem sie alle Probleme vergessen konnte. Eine Unterhaltung mit einer Freundin, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatte, wäre ihr sehr willkommen gewesen. Michiru machte aber offensichtlich einen Strich durch die Rechnung. Doch sie hatte ein Recht, alles zu erfahren.

„Ich habe mich gewundert, dass du nach dem Desaster bei der Seifenopernparty dich nicht gemeldet hast.“

Michiru zuckte mit den Achseln. „Erst, als ich andere Dinge sehen musste, konnte ich es akzeptieren. Ich war bei der Tankstelle vor zwei Nächten.“

Rei riss die Augen auf. „Du bist uns gar nicht aufgefallen.“

Michiru schüttelte den Kopf. „Abgesehen von einer Kriegerin mit einer Geißel hat mich niemand gesehen.“ Ihr Blick verfinsterte sich. „Wer ist sie, Rei?“

Sie seufzte: „Das wissen wir selbst nicht genau.“ Rei berichtete von der ersten Begegnung mit Akane Tayo und den neuen Gegnern. Sie berichtete von deren Vorhaben und der vermuteten Hintergrundgeschichte, ließ aber nicht unbemerkt, dass sie am Wahrheitsgehalt der Darstellung zweifelte. Von ihren Visionen erzählte sie nichts, da es ihr peinlich war, vor einer Frau mit gleicher und größerer Begabung das Scheitern der Deutung zuzugeben. Das Gros des Berichts machte aber die Tatsache aus, dass Tayo ihnen eine Macht gegeben hatte, die für Rei und die anderen kein Problem zu kontrollieren war, mit welcher Sailor Moon aber nicht umgehen konnte. „Eventuell war es Absicht. Aber Usagi vertraut Tayo, obwohl sie nicht gerade freundlich zu unserer Prinzessin ist.“

Michiru hörte aufmekrsam zu und grübelte. „Tayo... Ist sie verwandt mit einer Rika Tayo?“

Rei war überrascht. Wollte sich Michiru über nichts Wichtigeres den Kopf zerbrechen? „Ja, das ist ihre Schwester. Aber...“

„Dann kenne ich ihren Vater und Rika.“ Es schüttelte ihren Kopf. „Tut meir leid, ich habe mich bloß einen Gedanken verrannt. Rei, weißt du eigentlich, warum ich ausgerechnet zu dir gekommen bin?“ Rei verneinte. „Du kannst nichts vor mir geheim halten, ich weiß, dass auch du kryptische Visionen hast.“

„Woher?“, wollte Rei fragen, unterließ es aber, die Frage war zu lächerlich. „Ja. Ich kann sie leider nur nicht deuten.“

„Du brauchst dich nicht schämen.“ Rei hatte nicht das Gefühl, dass ihre Scham bemerkbar war. „Ich bin mit auch noch nicht im Klaren, was es zu bedeuten hat.“ Plötzlich hupte die Limousine, mit der Michiru hergefahren worden war. „Aber ich bitte dich darum, mir zu sagen, wenn du genaueres erahnst.“ Das Fahrzeug hupte noch einmal.

„Nur, wenn du dasselbe versprichst.“

„Das ist selbstverständlich.“ Diesmal hupte die Limousine zweimal. „Ich eile jetzt besser, bevor mein Fahrer noch in deinen Tempel fährt.“ Mit einem eleganten Winken verabschiedete sich Michiru.

Rei seufzte.Michiru war kaum weg, ehe etwas an ihrer Weste zupfte. Es war Sakura. „Äh... es ist spät. Kann ich nach Hause gehen?“

Rei sah auf ihre Armbanduhr. „Natürlich!“ Sie würde selbst schon bei Usagi zu spät erscheinen.
 

Rei war nicht die einzige, die sich verspätete. Gleichzeitig mit ihr kamen Makoto und Minako bei Usagis Heim an, alle drei außer Atem.

„Sorry Mädels, ich hatte bei der Inventur zu helfen!“, entschuldigte sich Makoto.

„Tja, und ich bin vorm Fernseher eingeschlafen“, gestand Minako und wurde rot.

„Hast du deine eigene Seifenoper gesehen?“ Makoto hatte ein höhnisches Lächeln aufgsetzt.

„Du bist doch nur neidisch!“ Minako nahm Makotos Äußerung gar nicht als Beleidigung wahr, tat aber, als ob.

Rei verzog das Gesicht. „Können wir die Sticheleien bitte sein lassen, wir sind wegen Usagi hier und bereits zu spät dran.“

Makoto und Minako nickten. Nachdem sie das Haus betreten hatten und Ikuko die jungen Frauen mit Getränke- und Essensangeboten bedrängt hatte, fanden sie Ami und Usagi im Wohnzimmer über Bücher gebeugt. Aus Amis Mund kamen Begriffe, die nicht in jeden Alltagswortschatz gehörten – Usagi sah deswegen sehr unglücklich aus.

Man konnte Ami eigentlich nichts Böses vorwerfen – außer, dass sie einen sehr eigenen Geschmack von Unterhaltung hatte und oft nicht bemerkte, dass sie andere langweilte.

Usagi sah hoch erfreut aus: „Ach, da seid ihr ja.“

„Sorry wegen der Verspätung.“ Rei und Makoto fanden, dass Minako eigentlich nicht das Recht zustand die Enschuldigung auszusprechen.

„Es ist uns gar nicht aufgefallen“, sagte Ami. „Die Zeit vergeht wirklich schnell, wenn man sich über Mitose unterhält.“

„Genau...“ Usagi biss auf ihre Lippen.

Makoto ergriff das Wort: „Also Mädels, was wollen wir heute machen? Ich muss zugeben, ich habe heute richtig Lust auf fettes Essen.“

Rei grübelte. „Aber es ist erst 15:00, zu früh für mich. Wir könnten uns vorher einen Film ansehen. Ja, die Verfilmung von Der geflügelte Pegasus ist diese Woche angelaufen, der hat gute Kritiken bekommen.“

„Tolle Idee!“, frohlockten Makoto und Usagi gleichzeitig. Ami lächelte nur bescheiden. Einen Liebesfilm würde sie nur zuliebe ihre beste Freundin ansehen.

„Wolltest du den nicht mit Mamoru sehen?“, warf Minako plötzlich ein.

Usagis fröhliche Miene verschwand plötzlich. Der Rest sah Minako vorwurfsvoll an.

Mamoru war eines der Themen, die sich die Freundinnen vorgenommen hatten, nicht anzusprechen. Nicht nur, da allen inzwischen sein kaltes und desinteressietes Verhalten aufgefallen war, das er seit einiger Zeit zeigte und Usagi schwer zu schaffen machte. Sondern auch, weil er wegen Usagis Angst, ihn mit ihrer neuen Macht zu verletzen, eim Krankenhaus lag. Die Schlange konnte ihm ein tödliches Gift injiziert haben, so musste er noch einige Tage unter ärtzlicher Aufsicht bleiben. Usagi hatte deswegen regelrecht einen Nervenzusammenbruch bekommen. Sie an Mamoru zu erinnern würde, wie es tatsächlich eingetreten ist, nur die Stimmung vermiesen.

„Als ob Männer sich für solche Filme interessieren würden“, seufzte Usagi. Sie setzte ein Lächeln auf. „Also gehen wir!“ Das Lächeln war trügerisch. „Aber ich will vorher noch Eis!“ Sie würde den ganzen Tag an Mamoru denken.

Rei stieß Minako beim Hinausgehen in die Rippen. Das wunderbare Vorhaben, Usagi so weit wie möglich abzulenken, war nun von dieser Aussage überschattet.

Hätten die jungen Frauen nur gewusst, dass das ganze Vorhaben sowieso umsonst sein würde.
 

Kaiser Hyperion schlief. Wie immer. Mithras beobachtete, wie sich die Brust seines Vaters in regelmäßigen, großen Abständen auf und ab bewegte. Dass sein Vater noch wach wurde, wusste er nur durch die Berichte seiner Diener, er selbst hatte ihn schon lange nicht mehr mit offenen Augen gesehen.

Kaiser Hyperion hatte seinem jüngeren Sohn nie offziell die Aufgabe übertragen, Sunnas Starseed zu finden und Sailor Moon auszulöschen. Mithras hatte das Vorhaben einfach an sich gerissen, als sein Vater den Schwächen des Alters nachgab und sein älterer Bruder verstorben. Niemand hatte dies jemals hinterfragt. Wahrscheinlich weil die Untertanen die Gewissheit hatten, dass sie sterben würden, täten sie es.

Allekto betrat das Schlafgemach. Ihre Haut war übersäht von Blutergüssen und Schnittverletzungen. Nicht der Überfall auf die Tankstelle war der Grund dafür.

Sie reichte Mithras einen Zettel. „Bild und Adresse, wie befohlen.“

Mithras schaute auf das Foto des schwarzhaarigen Mannes. „Dir sei vergeben“, murmelte er.

Allekto bedankte sich höflich, obwohl sie nicht wusste, was zu vergeben war. Dass Sunnas Armreif dem Prinzen die Macht gegeben hatte, jegliches Eindringen ihrerseits in seine Gedankenwelt zu blockieren, und sie dadurch nicht seine Identität oder die der Sailorkriegerinnen erfahren konnte, war nicht ihre Schuld. Es blieb ihr aber nichts anderes übrig, als Mithras’ Ansicht, sie habe versagt, zu akzeptieren. Zum Glück hatte sie eine Wut mildern könnten, da das wenige Gift, das in Körper des Prinzen gedrungen war, es ihr ermöglichte ihn jederzeit aufzuspüren, sonst hätte sie wohl mehr Schaden davongetragen, als ein paar blaue Flecken und Schnittwunden.

„Ich erledige das“, knurrte Mithras. „Du setzt deinen Plan in die Tat um.“

Allekto nickte. Dabei fiel ihr Blick auf den schlafenden Kaiser. Sie konnte kaum fassen, wie sehr er sich verändert hatte, seit sie ihn kennengelernt hatte. „Er sieht friedlich aus“, meinte Allekto. „Glauben Sie, er träumt noch immer von Rache?“

Mithras knurrte: „Damit man von Rache träumen kann, muss man wissen, was Rache ist.“ Ohne Allekto anzusehen, wandte er sich ab und stampfte aus dem Schlafzimmer. „Verschwende deine Hirnzellen nicht an Dinge, von denen du keine Ahnung hast und kümmere dich um Dinge, die du halbwegs kannst.“ Mithras schlug die Tür hinter sich zu. „Und wehe, du versagst“, konnte man noch schallgedämpft hören.

Allekto seufzte. „Euer Erbe wird bald nicht mehr sein, wenn Ihr ihn nicht bald zurückruft.“ Kaiser Hyperion reagierte nicht.

Allekto ging.
 

Die knapp bekleidete Heldin packte das Ungeheuer an der Kehle und schmiss es gegen eine Wand, sodass das Gebäude mit einem lauten, theatralischen Krachen zusammenstürzte. Obwohl viele Brocken auf es gefallen waren, hatte das Monster überlebt und erhob sich aus dem Staub.

Akane stopfte Popkorn in ihren Mund.

Sie saß in der dritten Reihe nur zwei Plätze vom Rand entfernt und hatte das Gefühl eine Genickstarre zu bekommen, es war jedoch der einzige Platz, der für diese Vorstellung noch frei war. Sie hätte nie gedacht, dass der neueste amerikanische Superheldenfilm so beliebt sein würde. Im Publikum saßen allerdings fast nur Männer. Wahrscheinlich kamen die meisten, weil die Heldin einen tiefen Ausschnitt und ein hübsches Hinterteil hatte.

Der Kampf zwischen dem Monster und der Frau, die dank ihrer Kleidung unter anderen Umständen wegen Prostitution verhaftet worden wäre, setzte sich in der Luft fort.

Eigentlich darf ich mich nicht über knapp bekleidete Superheldinnen beschweren, dachte sie und umfasste ihr Amulett.

Akane starrte auf die Leinwand und versuchte sich von den bombastischen Actionszenen in andere Gedanken versetzen zu lassen. Leider war der Gedanke, dass ihre Feinde gerade in ihr Heim eindrangen und den Leguan folterten, zu dominant.

Verdammter Maskenheini. Verdammte Tsukino. Verdammter Fetti, fluchte sie innerlich. Verdammter Fetti hat eigentlich die gringste Schuld. Woher hätte er denn wirklich ahnen können, dass die Weiber so inkompetent sind. Schließlich haben sie sich genau so lange wie ich ganz gut geschlagen. Verdammter Fetti, er hat wohl wirklich die geringste Schuld. Ich hab ihn wohl ein wenig...

Und mitten im Gedankengang begann das Amulett zu läuten.

Akane knurrte. Schon wieder eine Situation, in der ihr das laute Geräusch peinlich war. Sie stand auf.

„Sorry, dürfte ich...“, flüsterte sie dem bebrillten Mann zu, ihr den Weg versperrte. „Sorry, ich muss pinkeln.“ Sie quetschte sie an ihm vorbei. Und als sie ihn passiert hatte, packte der Mann ihr Handgelenk.

Akane wandte sich um. Sie sah in vollkommen leere, schwarze Augen.

„Oh oh“, murmelte sie.
 

Ami stöhnte. Ja, auch sie hatte das Buch gemocht, wie sie zu ihrer Schande gestehen musste, allerdings konnte die Verfilmung nicht an die Vorzüge des Liebesromans heranreichen. Die Heldin verbrachte die ganze Zeit mit damit, ihrem Liebsten hinterherzulaufen und machte sich wegen Problemen sorgen, die gar keine Probleme waren. War sie im Buch noch eine willensstarke Frau gewesen, vergammelte sie im Film zu einer unselbständigen Göre. Und der Typ sah auch nicht gut aus.

Sie wunderte sich, dass dies ihren Freundinnen und dem Publikum, das ausschließlich aus jungen Frauen bestand, nicht auffiel. Alle starrten entzückt auf die Leinwand.

Ami seufzte. So viel zur Emanzipation ihrer Generation.

Da die Zeit so gut wie nicht zu vergehen schien, beschloss Ami sich kurz die Beine zu vetreten und an der Popcorntheke sich eine Kleinigkeit zu besorgen.

Wahrscheinlich würde bald eine neue Vorstellung beginnen – die Schlange war riesig. Ami zählte ihr Geld, da sie nicht sicher war, ob sie noch genug bei sich hatte, um nachher essen zu gehen, als plötzlich ein Schrei ertönte. Wie sie hoben auch andere Personen den Kopf, taten den Schrei aber als Reaktion einer hysterischen Teenagerin in einem Horrorfilm ab. Ami nicht. Sie kannte die Stimme.

Tayo schrie nicht, wenn es keine wirklichen Probleme gab. Tayo schrie außerdem nur, wenn das Problem wirklich groß war. Die Frage war nun, ob Ami Mizuno sich dieser Gefahr alleine stellen sollte. Wie sie sich selbst einschätzte, würde sie wahrscheinlich mehr Probleme verursachen als lösen.

Sie eilte zurück in den Kinosaal zu ihrer Sitznachbarin Makoto.

Ihre Freundin wirkte regelrecht wütend, als Ami ihre Aufmerksamkeit von der Leinwand weglenkte: „WAS?“

„Ich glaube, Tayo steckt in Schwierigkeiten. Ich hab sie gerade schreien gehört. Sie muss hier irgendwo stecken.“

Das Entzücken verschwand aus Makotos Augen. „Ich flüstere es den anderen zu.“

„Halt. Usagi darf nichts davon erfahren. Und wenn wir alle gehen, wird es ihr auffallen.“

Makoto verstand. Usagi, die vollkommen gebannt den Film verfolgte, die Ablenkung zu verderben, war unpassend. Zumal Makoto und Ami auch ohne sie zusammen mit Sailor Sun eine Chance gegen die Feinde haben würden. Niemand sollte mitkommen, wenn es nicht notwendig war.

Ami und Makoto schlichen aus dem Kinosaal auf die Toilette.

„Macht der Jupiternebel, mach auf!“

„Macht der Merkurnebel, mach auf!“

Was die beiden jedoch vergessen hatten, als sie das WC verließen, waren die zahlreichen anderen Menschen, die sich in der Halle gerade herumtrieben. Von allen Seiten wurden sie angestarrt.

In diesem Moment wurden Jupiter und Merkur daran erinnert, wie berühmt sie einst gewesen waren. Die Menschen hatten von den zahlreichen Gefahren aus anderen Welten erfahren und still akzeptiert, dass es junge Frauen gab, die sich den Bedrohungen stellten und abwendeten, ohne dass es zu Katastrophen kam. Obwohl sie nie hinterfragt wurden, waren sie Medienberühmtheiten geworden. Doch da die Attacken der neuen Feinde als Unfälle getarnt worden waren, hatte noch niemand mitbekommen, dass die Heldinnen zurückgekehrt sind. Jetzt wurde gleich eine ganze Schar wieder daran erinnert.

„Verlasst das Kino!“, rief Jupiter.

Es brauchte gar keiner Begründung. Die Menschen flüchteten. Und das Personal schaltete den Alarm ein.

„Woher kam der Schrei?“, fragte Jupiter laut, da es galt die Panik der Anwesenden zu übertönen.

Merkur zeigte in zur Tür von Saal Nummer 6. „Dort.“

Die beiden zwängten sich durch die Menschenmasse. Makoto trat die Tür auf. Eine Traube hauptächlich junger Männer hatte sich vor der Leinwand versammelt. Von der Weite konnten Jupiter und Merkur die leeren Augen erkennen, welche die Besessenen entlarvte. Nur eine Frau war da, die nicht die Merkmale aufwies. Dafür hielt ein Mann ihre Arme fest, zwei weitere umschlangen ihre Beine, während mehrere versuchten ihr das T-Shirt herunterzureißen, was nur noch nicht geschehen, war weil die Frau nach den Händen biss. Es war Akane.

„HALT!“, riefen Merkur und Jupiter gleichzeitig. Tatsächlich wandte sich alle Aufmerksamkeit zu ihnen. Tayo verzog merklich das Gesicht.

Inzwischen beschworen Jupiter und Merkur ihre Attacken, welche sofort zwei der Besessenen Männer niederstrecke. Das Problem war allerdings, dass es nur zwei von vielen waren. Sobald die beiden niedergestreckt waren, liefen über fünfzig Personen auf Mekur und Jupiter zu.

„Blitz des Jupiter, FLIEG!“ Jupiters Angriff traf nur drei Männer, während sich die anderen unbeeindruckt zeigte. Und inzwischen waren sie zu Nahe, als dass die Attacken nicht mehr lebensbedrohlichen wären. Ein übergewichtiger Mann stieß Jupiter plötzlich um, sodass sie hart auf den Boden fiel. Jupiter stöhnte, als er sich mit vollem Gewicht auf sie setzte.

„Mako...“ Ehe Merkur reagieren konnte, packte einer der Männer ihre Hände. Und ein anderen presste seine Handfläche gegen ihren Mund.

Jupiter knurrte. „Verdammt, wo ist Sun, wenn man sie...“ Weiter schaffte sie nicht, da der Kerl, der auf ihr saß, sie am Sprechen hinderte.
 

Eigentlich hatte sie keine Rettung notwendig. Wäre die Lage noch enger geworden, hätte Akane sich verwandelt. Dass sie es noch nicht getan hatte, resultierte daraus, dass sie Angst hatte, durch die Augen der Besessenen könnte der Feind sehen, wer sich hinter Sailor Sun verbarg. Als letzte Möglichkeit hätte sie jedoch nicht gezögert, es zu tun. Besser sie war verraten als tot.

Als die Besessenen Jupiter und Merkur niederstreckten, war die gefährliche Lage eingetreten.

„Macht der S...“

„So, du bist also immun?“, kicherte eine Stimme. Die Frau mit den Schlangenhaaren stand plötzlich mitten in der Masse.
 

„Was ist das?“, fragte Usagi erschrocken, als der Alarm losging. Minako links und Rei rechts neben ihr zeigten gleiche Reaktionen.

„Ist das ein Feueralarm?“, wunderte sich Minako.

„Nein. Kein Feueralarm.“ Es war ein Instinkt, anders konnte Usagi das Gefühl in der Magengegend nicht beschreiben, das vorhersagte, dass ihre Freundinnen in Schwierigkeiten stecken. Zumal Ami und Makoto verschwunden waren.

Inzwischen flüchteten die anderen Besucher im Saal zum Vorder- oder Notausgang. Als die Personen verschwunden waren, stand Usagi auf. „Macht der Mondnebel, mach auf!“

Minako und Rei starrten auf ihre Anführerin. Dem Tag der Entspannung war hiermit ein Ende gesetzt. Und in Anbetracht der Angst, die Usagi vor ihren neuen Kräften hatte, wunderten sie sich, dass sie ohne zu zögern sich verwandelt hatte.

„Was trödelt ihr so?“, fauchte Sailor Moon.

Sie hörten auf ihre Anfrührerin.

Die drei Kriegerinnen liefen aus dem Kinosaal. Es war leicht zu erraten, wo die Gefahr drohte. Alle Gänge und Säle waren leer, bis auf einem, aus welchem ein Gelächter und Geschrei erklang. Sailor Moon, Mars und Venus liefen hinein. Ihr Blick fiel sofort auf die Frau mit den Schlangenhaaren. Die, die Mamoru verletzt hatte. Und jetzt Akane Tayo mit einer Kralle an den Haaren packte und mit der anderen ihre Hände hinter dem Rücken zusammhielt, während sich ihre Schlangen ihre Füße festhielten.

„Wie kannst du es wagen“, begann Sailor Moon, „so vielen Menschen einen Kinobesuch zu vermiesen. Ich bin Sailor Moon und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!“

„Gütiger Gott...“, murmelte Tayo

Die Frau hatte für Sailor Moons Worte ebenso nur ein spöttisches Lachen übrig: „Das muss ich mir wirklich von jemandem sagen lassen, der seine Kräfte nicht unter Kontrolle hat.“

„Sei nicht so überheblich!“, platze Mars sofort heraus. Venus ergänzte: „Wir sind auch auch noch da.“

„Ja, genau wie diese beiden hier!“ Allekto streckte die Hand aus, mit der sie Tayos Haare festhielt, und die Kriegerinnen folgten ihren Fingern. Erst jetzt fielen ihnen Merkur und Jupiter auf. Gefesselt mit erhobenen Händen an einer steif nach oben ragendne Schlange wurden die beiden umringt von einer Horde an Männern, der leeren Augen sich zu beiden Frauen wandte. Allekto kicherte: „Nette Effekte, wenn man ausgerechnet eine Gruppe junger Männer erwischt, die Frauen nur aus Filmen kennen.“

„Du Wahnsinnige!“, platze Minako heraus. „Herzsteine der Venus, siegt!“

Allekto war keine der Züchtungen, die sich mit den Attacken der Kriegerinnen sofort ausschalten ließ. Sie war intelligent genug, dem Angriff einfach auszuweichen. Der Angriff streifte dabei Tayos Schultern.

Die Frau mit den Schlangenhaaren schnippte einmal. Sailor Moon konnte den Geschehnissen kaum folgen – in wenigen Sekunden befanden sich Mars und Venus in derselben Lage wie Merkur und Jupiter. Sailor Moon starrte auf das Geschehen und hörte das schallende Lachen der Frau.

„Rette sie doch“, kicherte sie. Wieder schnippte sie. Und von einer Sekunde ließ das Weib mit den Schlangenhaaren die Kerle auf ihre Freundinnen los.

„Nein!“, rief Sailor Moon. Nein, du hast schon Mamoru mehr angetan, als du dürftest, nur weil ich es zugelassen habe. Jetzt wirst du meinen Freundinnen nichts antun.

Ihre Früße setzten sich in Bewegung und sie rannte auf die Horde zu. Sie trat einen in den Rücken, einem in den Bauch und schlug einen ins Gesicht. Doch mehrere konnte sie nicht zurückhalten. Einer stellte ihr ein Bein und Sailor Moon fiel auf den Bauch. Drei von den Männern ließen von ihren Freundinnen ab und starrten sie an.

Der Stab, dachte sie. Ich muss den Stab benutzen.

Sie richtete die Waffe gen das Gesicht einer der Männer. Was sagt Akane immer, dachte sie. Immer das Ziel vor Augen haben und sich nur darauf konzentrieren. An so viel wie man braucht denken.

„Mondlicht der Liebe.“ Doch wie viel ist ausreichend? „Sieg!“

Der dicke Kerl erhielt nur einen Kratzer im Gesicht, der ihn nur wütend machte. Die Frau mit den Schlangenhaaren lachte wieder schallend auf. „Och. Hast du so viel Angt vor der Kraft der Sonne, dass du dich nicht mehr traust.“

Die Frau mit den Schlangenhaaren warf Tayo unsanft auf den Boden. „Ich kann auch noch später rausfinden, warum du immun bist.“

Sailor Moon erschrak, als plötzlich die Frau mit den Schlangenhaaren vor ihr stand. Sie schwang einen Arm. Moon wurde gegen die Leinwand geschleudert.

Akane hob den Kopf. Ihr Arm schmerzte von Venus’ fehlgeschlagener Attacke, doch sie umfasste das Amulett damit. „Das darf doch nicht wahr sein“, murmelte sie, als Sailor Moon gegen die Wand prallte und das Geschrei der anderen Kriegerinnen immer lauter wurde. Wahrscheinlich würden die besessenen langsam anfangen ihnen die Beine auszureißen.

Akane dachte nur daran, dass der Moment gekommen war, sich zu verwandeln, obwohl die Situation dagegen sprach. Vor den Augen von Medusa drei. Sie musste eben alles daran setzen, das Monster zu töten. Und wenn nicht, war sie besser verraten als tot.

Akane zögerte trotzdem.

Sailor Moon konnte sich kaum aufrichten, als eine erneute Druckwelle sie gegen die Wand schlug.

Langsamen Schrittes näherte sich Allekto Sailor Moon, deren Rücken schmerzte. Sie bekam nur schwer Luft, doch richtete trotzdem ihren Stab zur Frau mit den Schlangenhaaren, deren höhnisches Grinsen jedoch nicht verstand.

„Mondlicht der Liebe, sieg!“ Doch erneut erlitt die Gegnerin nur einen Kratzer, der unter den zahlreichen Schnittwunden im Gesicht gar nicht auffiel.

Verdammt, dachte Sailor Moon. Soll ich mehr geben? Aber, das geht genau in die Richtung der Unschuldigen. Wenn es sie...

Sie konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Die Frau mit den Schlangehaaren packte Sailor Moon am Hals. Mit der anderen Hand entriss sie ihr den Stab und warf ihn auf den Boden.

„Unglaublich“, murmelte sie. „Vor dir haben wir uns tatsächlich gefürchtet. Dabei ist die große Mondprinzessin bloß ein ein Haufen Nichts.“ Sie warf den Stab auf den Boden. Ihre Hand verkrampfte sich und die Nägel wuchsen. „Du gehörst jetzt uns.“

Sailor Moon schrie.
 

Es blieb ihr keine andere Wahl. Sie durfte sich nicht um sich kümmern.

„Macht der Sonnennebel...“

Sie musste sich um Tsukino und die anderen Versagerinnen kümmern.

„...mach auf!“

Ein gleißendes Licht erfüllte den Raum. Die Augen der Besessenen und von Allekto schauten zu Sailor Sun. „DU?“; kreitsche die Frau mit den Schlangenhaaren. „Deswegen warst du...“

Sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Allekto musste sterben, so schnell wie möglich. Ehe ihr Boss gesehen hatte, was sie gesehen hatte.

„Lichtpeitsche“, schrie sie. „SIEG!“

Die Geißel schlug auf Allektos Rücken ein. Sie ließ Sailor Moon los. Ihre Haut zersprang wie ein Spiegel, gegen den man mit der Faust geschlagen hatte. Durch die Risse drang Licht. Und mit einem Schrei zersprang die Frau mit den Schlangenhaaren. Die letzte der drei Furienschwestern war tot.

Gleichzeitig lösten sich die Fesseln an den Gelenken der Kriegerinnen und die Schlangensäule, an die sie gefesselt waren, zerbrach. Die Männer ließen von ihnen ab – einer nach dem anderen fiel bewusstlos um, doch die Leeren in ihren verschwand. Die Besessenheit war zusammen mit Allekto gegangen.

Keine der Kriegerin hatte etwas Schlimmeres erlitten als Kratzer, Blutergrüsse und Risse in der Uniform. Sie standen zwar unter Schock, doch Merkur, Mars, Jupiter und Venus eilten zu ihrer Anfrührerin. Sie halfen ihr auf – doch für tröstende Worte bekamen die Freundinnen keine Zeit.

„MIR REICHT ES ENDGÜLTIG“, brüllte Sailor Sun.

Sailor Moon richtete ihre Augen auf sie. Venus wurde missmutig: „Hey, das ist wirklich nicht der richtigte Zeitpunkt...“

„NICHT DER RICHTIGE ZEITPUNTK?!“, brülle Sun. „Chiba war letztens in Gefahr, ihr ward heute in Gefahr, ich hab mich vor den Feinden verwandeln müssen! Wenn etwas schief gegangen wäre! Ich kann und will nicht mehr diese Fehler ausbügeln!“

Sailor Moons Atem ging plötzlich schneller als zuvor, denn sie hatte vor Sailor Sun plötzlich mehr Angst, als sie zuvor vor der Frau mit den Schlangenhaaren gehabt hatte.

Sun hielt ihr den Stab entgegen. Sailor Moon nahm ihn. „Was mach ich damit?“

„ÜBEN!“

„Aber mit welchem Ziel.“

„Es steht vor dir.“ Sun machte einige Schritte zurück und breitete die Augen aus. „Wenn du dir vor Feinden immer in die Hosen scheißt, musst du eben mit jemanden üben, den du magst. Oder zumindest kennst.“

Sailor Moon riss die Augen auf und ihre Kinnlade fiel herunter. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Nur Mars brachte eine Anklage heraus, die sie wegen ihres Schocks kaum hörte.

„Das kann ich nicht.“

Sun schnalzte einmal mit der Peitsche. „Selbst dann nicht, wenn ich dich attackiere.“

„Das würdest du nicht tun!“, fauchte Jupiter.

Kaum nachdem sie den Satz gesprochen hatte, hörten die Kriegerinnen Suns Beschwörungsformel. Alle fünf spürten einen starken, streifenförmigen Schmerz am Bauch – doch Sailor Moons war so stark, dass sie kurz die Besinnung verlor.

„Glaubt ihr mir jetzt?“, fauchte Sun. „Und ich tue es wieder, wenn unsere Principessa nicht gleich ihren Hintern hochhebt.“

Sailor Moon liefen die Tränen über die Wangen und stand langsam auf. Sailor sun ließ ihr wohl keine andere Wahl. Sie hatte Angst – sowohl davor Sun zu verletzen, als auch davor, was mit ihr passieren würde, wenn sie versagte.

„Mondlicht der Liebe, sieg!“ sprach Sailor Moon. Sun bemerkte die Attacke jedoch kaum.

„Das ist genau der Bullshit, den du vorhin schon versucht hast. Nochmal.“

Sailor Moon schluchzte. „Ich kann nicht.“

Sun schnalzte noch einmal die Geißel. „Noch mal. Oder ich zwinge dich dazu meine Attacke abzuwehren. Und ich kann nicht garantieren, wie gut es dir danach noch gehen wird.“

„Akane, hör auf“, rief Merkur. „Das ist Folter.“

Sailor Moon hörte die Worte ihrer Freundin, doch sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. Sun würde sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Und vielleicht war es auch wirklich gut so. Sie sprach wieder die Beschwörungformel.

„Bullshit! Noch mal!“

Und wieder sprach sie Beschöwrungsformel.

„Konzentrier dich endlich, du Nichtsnutz!“

Und irgendwie motivierten Sailor Moon diese Worte. Hatte sie zuvor Sun nicht ansehen können, richtete sie nun ihren Blick in das wutverzerrte Gesicht der Kriegerin der Sonne. Konzentieren. „Mondlicht der Liebe...“ Ziel anvisieren. „SIEG!“

Es dauerte nur eine Sekunde. Es fühlte sich an, als ob ihr Herz eine Sekunde zu schlagen aufgehört hätte. Suns Adern schmerzten, doch sie konnte sich noch auf den Beinen halten. Die Wut in ihrem Gesicht verschwand und wurde ersetzt von einen ehrlichen Lächeln. „So ist das schon besser“, murmelte Sun. „Noch immer ein wenig zu stark, aber nicht mehr tödlich.“ Sie schritt langsam zu Sailor Moon.

Sie war außer Atem. Doch ein gutes Gefühl machte sich in ihr breit. Meinte Sailor Sun es ernst? Hatte sie wirklich geschafft?

Sun klopfte ihr auf die Schultern. „So mag ich meine Schülerin.“ Obwohl sie noch immer weinte, lächelte Sailor Moon nun. „Dir fehlt aber noch viel Training.“

„Jetzt?“

„Willst du mich umbringen?“, fauchte Sailor Sun. „Ich hol dich morgen ab. Du bist ja so gut wie arbeitslos, du wirst schon Zeit haben.“ Sie hielt Sailor Moon die rechte Hand hin. „Deal?“

„Deal.“ Sailor Moon erwiderte den Handschlag.

Mars, Merkur, Jupiter und Mars blickten skeptisch.
 

Obwohl er sich nicht krank und erst recht nicht vergiftet fühlte, schlief Mamoru fast die ganze Zeit. Vielleicht, weil das Zimmer kein Fenster hatte und sich nirgends eine Uhr befand, sodass er nicht abschätzen konnte, wann Tag, wann Nacht war. Vielleicht, weil er in den letzten Tagen allgemein zu wenig geschlafen hatte.

Schließlich wachte er durch das Geräusch einer sich schließenden Tür auf. Er setzte sich auf. Er erwartete den hübschen Anblick einer Krankenschwester und bekam etwas vollkommen anderes.

Der Mann war wahrscheinlich Mitte zwanzig und auf eine Größe von fast zwei Meter zu schätzen, war jedoch viel zu dünn für seine Statur. Sein Haar, das bis zu seinen Schultern hing, war genau so schwarz, wie seine Haut bleich. Sein linkes Auge war von einer Augenklappe verdeckt, das rechte blitzte rot. Er war gänzlich in schwarz gekleidet – schwarze Jeans, schwarze Lederjacke, schwarzes T-Shirt. Er grinste höhnisch.

Schon von weitem, ohne dass sie etwas Besonderes tat, sah man der Person an, dass sie soziopathisch veranlagt war. Mamoru konnte sich deswegen nur zum Reden zwingen: „Wer bist du?“

Der junge Mann zuckte mit den Achseln. Mamoru hatte nicht erwartet, dass die Person im Osaka-Dialekt reden würde: „Namen sind doch ’was Realtives. Hier steht zwar Mamoru Chiba, manchmal nennst du dich aber Tuxedo Mask. Mir bist du als Endymion bekannt.“

Mamoru riss die Augen auf. „Woher weißt du das?“ Pause. „Du bist kein normaler Mensch.“

„Schlaues Bürschchen.“ Der schwarzhaarige Mann trat näher an Mamoru heran und lehnte sie an das Krankenbett. „Ich bin der, der dir mit bloßer Hand das Herz herausreißen und in deinem Hirn wie ein Buch lesen könnte. Vorsicht, bewusster Konjunktiv. Aber kleiner Tipp, wenn du nicht willst, dass es wirklich geschieht, siez mich. Ich kanns nicht leiden, mit „du“ angesprochen zu werden und verliere dann so richtig die Kontrolle über mich.“

Spätestens jetzt wusste Mamoru Chiba, dass Tuxedo Mask nichts gegen dieses Wesen ausrichten konnte und dass jedes Wort, das er gesprochen hatte, der Wahrheit entsprach. Ja, dieser Mann war dazu fähig ohne Anstrengung einen Menschen in Stücke zu reißen – sowohl seine Kraft, als auch sein psychischer Zustand würden dies zulassen. Woher er das wusste? Angesicht zu Angesicht war die dunkle Aura, die von dieser Person ausging, so überwältigend, dass Mamoru sich nicht bewegen konnte, obwohl der Fremde kaum einen Bruchteil seiner Macht anzuwenden schien. Es war seine bloße Präsenz, die den Körper lähmte.

Mamoru fragte sich unwillkürlich, ob alle Sailorkriegerinnen zusammen eine Chance gegen diese Kreatur hatten.

„Sie sind der Anfrüher der Gegner“, murmelte Mamoru. „Hyperion.“

Der Mann unterrückte ein irres Lachen. „Hui, ich weiß ja, dass ich meinem Alten ähnlich sehe, aber mit ihm gleichsetzt zu werden, ist mir noch nie passiert. Ich bin der Sohn von Sunna und Hyperion. Mithras nennt man mich.“

„Was wollen Sie von mir? Hätten Sie mich töten wollen, hätten Sie das schon längst getan.“

Der Mann nickte. „Da hast du vollkommen Recht. Aber das wäre doch kein Spaß.“ Er setzte sich neben Mamoru. „Weißt du, was Rache ist?“

„Der Ausgleich von Ungerichtigkeit an denen, die ungerechtes getan haben.“

„Glaubt man. Diese Defintion würde jedoch keinen Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit ausmachen. Ausgleich ist Gerechtigkeit. Rache verglangt ein Mehr. Dem, der Unrechtes getan hat, soll im Endeffekt mehr genommen werden, als er es getan hat.“ Er holte tief Luft. „Zum Beispiel. Bringt man die Mutter von einem um, begeht der andere Rache, indem er die ganze Familie des Mörders umbringt.“

Mamoru räusperte sich. Es kostete viel Mut, folgendes zu sagen: „Du spielst auf Sunna an.“ Akane Tayo hatte nie erzählt, wie Sunna, deren Starseed sie hütete, verstorben war. Er konnte bloß aus dem Beispiel erahnen, dass sie keines natürlichen Todes verstorben war.

Er traf ins Schwarze. Kurz bangte Mamoru um sein Leben, doch der Feind riss sich zusammen. „Die Schlampe hat euch wohl mehr erzählt, als ich etwartet habe.“ Es war klar, dass er Sailor Sun meinte. „Nun gut. Wenn du schon so wissend bist, wirst du verstehen, dass es nicht dem Sinn der Rache entspricht, dir einfach die Kehle umzudrehen.“ Der Fremde stand wieder auf und streckte sich. „Da ich nämlich nun deinen Namen und Gesicht habe, ist es mir ein leichtes, dich aufzuspüren. Vielleicht in dem Moment, wenn du dich mit den Sailorschlampen unterhältst. Und vielleicht sogar, wenn du dich mit deiner Prinzessin im Bett wälzt.“

Mamoru ahnte, worauf er hinauswollte. Die lange Redepause war trotzdem eine Folter.

„Daher der Deal: Halt dich von ihnen fern. Dann stirbst nur du. Und zwar einsam, ohne deinen Freundinnen und deiner Prinzssin. Tust du es nicht, bringst du mich auf die Fährte der Schlampen und alle krepieren.“ Der Fremde musste in Lachen unterdrücken.

Mamoru biss sich auf die Lippen. Er wusste von Anfang an, dass er mit seinem Tod sprach, doch es ins Gesicht gesagt zu bekommen, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. „Wie lang habe ich noch.“

„Das wüsste er gerne.“ Jetzt konnte er sein Lachen nicht mehr zurückhalten. Als er sich mehr oder weniger zusammenreißen konnte, sprach er: „Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, daher wie es die Zeit zulässt. Vielleicht erst in Monaten, vielleicht schon morgen.“

Und dann fing er er wieder zu lachen. Der Schall tat in Mamorus Ohren weh und er hielt sie sich zu. Zusätzlich entstand ein Druck im Raum, dass er gegen das Bett gepresst wurde. Er bekam kaum Luft. Mamoru kniff die Augen zu.

Doch so schnell alles passiert war, so schnell war alles weg. Und mit dem Ende des Lachens, war auch der Mann verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-08-25T00:19:40+00:00 25.08.2015 02:19
Na Also.
Jetzt geht es richtig los.
Freue mich schon aufs nächste kapitel


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