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Der Wolf in mir

von

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Die Ereignisse überschlagen sich

Mit freudigen Schritten, näherte sich die Assassine ihrem Zuhause. Sie war lange nicht da gewesen. Einige Wochen waren es sicherlich gewesen.

Mit einem „Ich bin wieder da!“ machte sie die Tür auf und trat in das Innerste des Herrenhauses. Sie war es gewohnt, das es still im Haus war, wenn sie heim kam. Deshalb erwartete sie auch keine Antwort.

Ihr Weg führte nach oben zu ihrem Zimmer. Als sie die Tür aufmachte und eintrat, blieb sie wie versteinert stehen. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Das kann doch nicht sein.

Vor ihr stand Myriam in einem weißen Hochzeitskleid. Prudence war gerade dabei, ihren Haaren des letzten Schliff zu geben. Lindsey blieb vor Überraschung der Mund offen stehen.

„Lindsey! Schön das du wieder da bist.“ begrüßte sie Prudence.

„Hab ich was verpasst?“ fragte sie spaßeshalber nach.

„Norris und ich,“ begann Myriam.

„Die beiden werden heiraten.“ sprudelte es aus Prudence heraus.

„Ihr heiratet?“

„Ja.“

„Heute?“

„Ja.“

„Ich war anscheinend lange weg gewesen.“ Auf einmal fing ein Kind an zu schreien. Das Gebrüll kam aus Richtung des Bettes. Schnell eilte Prudence zu dem schreienden Etwas hin und hob es hoch, wobei sie immer wieder beruhigend auf es einredete und seinen Rücken streichelte.

„Ist das dein Kind?“ Sie nickte nur. „Okay, hab ich sonst noch was verpasst? Haben Godfrey und Terry sich wieder mal geprügelt? Ist Mister Faulkner betrunken in den Fluss gefallen? Oder hat der alte Hinkebein was verrücktes angestellt?“

„Nein, sonst ist nichts passiert.“ meinte Myriam und grinste verschwörerisch.

„Wirklich?“

„Ja, sonst ist nichts weiter passiert.“

„Okay na dann, sehen wir uns später.“ meinte die Assassine und verließ den Raum.Sie wusste das es sinnlos war noch weiter zu löchern, also ließ sie es bleiben. Unten angekommen suchte sie sich in der Küche etwas essbares. Auf dem Schiff hatte es zwar regelmäßig etwas zu essen gegeben, doch reichte das nicht, um den Hunger der Kriegerin zu stillen. Schließlich war sie wer weiß wie viele Tage in einem Tempel gewesen und das mit wenig Essen.

Die Verletzungen die sie von ihrem Abenteuer davon getragen hatte, waren alle teilweise verheilt, nur ihre Rippe tat ab und an etwas weh, doch das war nicht weiter schlimm. Dennoch sollte sie sich nicht zu sehr in den nächsten Tagen überanstrengen. Sie hatte definitiv eine Gehirnerschütterung von dem Sturz in die Tiefe davongetragen und selbst nach dem Abenteuer in dem Tempel, hatte sie manchmal ein starkes Pochen in ihrem Kopf oder ihr wurde urplötzlich schlecht.

„Lin?“ Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken wieder hoch und ihr Blick glitt zum Flur.

„Connor. Ich bin heute erst wieder gekommen. Hier scheint ja eine Menge los gewesen zu sein, als ich nicht da war.“ meinte sie scherzhaft.

„Ja, scheint so.“

„Prudence hat ein Kind gekriegt.“

„Ja, ich weiß. Ich war dabei.“

„Du warst dabei?“ Ungläubig sah sie ihn an. „Das glaub ich jetzt nicht. Du warst bei der Geburt dabei. Wow.“

„Alles okay bei dir?“ fragte er. „Hast du dich verletzt?“

„Mir geht es gut. Bis auf ein paar Kratzer und Schrammen, ist mir nichts schlimmes passiert.“ Sie strich über ihren Arm, der mit Kratzern und Schrammen übersät war.

„Und wie war deine Mission?“

„Aufregend und anders. Wir waren in einem Tempel auf einer Insel in der Karibik. Anthony hatte bei einer Mission seine Partnerin verloren und wir haben sie dort gesucht. Ich kann dir sagen das die vielen verwirrenden Gänge, nicht das schlimmste waren. Aber ich kann dir ja später noch mehr darüber erzählen, schließlich findet heute eine Hochzeit statt.“
 

Nach anfänglichen Komplikationen, war die Hochzeit dennoch ein voller Erfolg geworden. Lindsey freute sich für Norris und Myriam. Auch wenn die beiden nicht so wirklich wirkten, als ob sie zusammenpassten, sah man den beiden trotzdem an, das sie glücklich miteinander waren.

Als alle den beiden gratulierten und ihnen ihre Glückwünsche entgegen brachten, kam Warrens zu Lin und nahm sie für einen Moment beiseite.

„Als du weggefahren bist, hast du mir die Aufgabe erteilt mich gut um deine Stute zu kümmern.“ begann er. Oh nein, bitte sag nicht das ihr etwas passiert ist. Der Farmer las in ihrem Gesichtsausdruck was sie dachte. „Es ist nicht so wie du denkst, mach dir mal keine Sorgen.“

„Was ist denn mit ihr? Was ist mit Black Baby?“

„Schau doch selbst nach. Sie ist im Stall und ich denke du wirst sie nicht alleine vorfinden.“ meinte er lächelnd. Ein warmes Gefühl, voller Freude breitete sich in Lins Herzen aus und sie wusste warum die anderen so ein Geheimnis gemacht haben. Sie rannte in Richtung Stall, aufgeregt darüber, was sie in der Box vorfinden wird. Als sie ankam und ihren Kopf in die vier Wände ihrer Stute hineinsteckte, glaubte sie vor Glück laut schreien zu müssen. Bei der schwarzen Stute, lag ein ebenso schwarzes Fohlen, das neugierig seinen Kopf hob, als es merkte, das jemand an der Stalltür stand.

„Es ist ein Junge.“ berichtete Warren, als er neben sie trat. „Deinem Pferd geht es gut, es war nur einige Tage nach der Geburt erschöpft, weiter nichts.“

„Das ist so toll. Ich freue mich richtig. Wie alt ist es denn jetzt?“

„Knapp eine Woche.“

„Und hat es schon einen Namen?“

„Nein, es ist ja dein Pferd, da wollten wir das Namen geben dir überlassen. Es ist ein Hengst übrigens.“

„Shadow.“ sagte sie nach einer Weile. „Ich denke ich nenne ihn Shadow. Er ist so schwarz wie die Nacht. Und er wird auch bestimmt schnell wie der Wind sein.“
 

Die Feier war schön und jeder hatte seine Freude dran. Es wurde viel Musik gespielt und getanzt. Beim Essen haben sich das Ehepaar und Besitzer des Gasthauses selbst übertroffen. Es war köstlich und es schien so, als ob es nie alle werden würde.

Alle waren guter Laune und redeten viel miteinander. Lindsey beteiligte sich an den regen Diskussionen, bis ihr Kopf es nicht mehr zuließ. Seit dem Sturz in dem Tempel, überkamen sie ab und an leichte Schwindelgefühle oder ihr wurde plötzlich schlecht. Sie hätte sich nach dem Sturz eigentlich sofort hinlegen müssen, doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht gerade günstig gewesen.

Still und heimlich, damit es keiner bemerkte, setzte sie sich in eine ruhige Ecke des Gasthauses und beobachtete von dort das treiben. Auf einmal klang alles nur noch gedämpft in ihren Ohren. Sie konnte kaum ein Wort verstehen und ihr Gleichgewichtssinn schien auf einmal verloren. Alles drehte sich in ihrem Kopf und gleichzeitig löste das ein unwohles Gefühl in ihrem Magen aus. Was sollte das? Halluzinierte sie etwa? Sie hatte nichts getrunken. Kein Ale hatte sie angerührt. Gut vielleicht einmal dran genippt, doch davon konnte man doch nicht betrunken werden, oder?

Plötzlich vernahm sie Geflüster. Erst ganz leise und unverständlich, doch dann wurde es immer lauter und dröhnte schon fast in ihren Ohren. Diese verzerrte Stimme. Die Stimme dieser Frau, die sie im Tempel antraf, nachdem sie das Rätsel gelöst hatte.

Sie musste raus. Frische Luft, das war es was sie jetzt brauchte, hier drinnen schien es zu stickig zu sein. Lin machte sich auf den Weg nach draußen, ohne dabei groß den Anschein zu erregen, das es ihr nicht gut ginge, oder das man meinte sie wäre betrunken. Sie wollte keinem hier die Feier verderben und erst recht nicht den Hochzeitstag von Norris und Myriam.

Erleichtert stolperte Lin nach draußen. Die frische Luft tat ihr gut, doch das Geflüster der Frau, verschwand nicht aus ihrem Kopf. Im Gegenteil, es wurde sogar noch lauter.

Es war einfach zu viel. Ihr Kopf würde das nicht mehr lange aushalten und ihr Magen noch weniger. Dieser ließ sich keine Zeit und drängte, das heutige Essen unbedingt wieder loszuwerden. Die Assassine stolperte ins nächste Gebüsch und übergab sich. Dieser ekelhafte Geschmack von Galle klebte nun an ihrem Gaumen und ließ alles, was sie an diesem Tag gegessen hatte, in einem bitteren Geschmack erscheinen.

Das flaue Gefühl im Magen nahm nicht ab und die Assassine saß, an einem Baum gelehnt, hinter dem Gebüsch und versuchte sich zusammenzureißen. Doch es klappte nicht so wirklich. Sie hatte keine Ahnung wieso. Vielleicht hatte sie zu schnell gegessen oder etwas anderes löste den Brechreiz aus. Wahrscheinlich war es ach einfach der Stress, der letzten Tage, der an ihr klebte und sie innerlich fertig machte. Auf jedenfall ließ dieser nicht nach und sie kotzte wer weiß wie viele Male – nach dem vierten Mal hatte sie aufgehört zu zählen.

Neben diesem unwohlem Gefühl im Magen, war da noch diese Stimme, die ununterbrochen Lin etwas zuflüsterte. Sie redete dauernd etwas von 'nicht vergessen' und 'vorbestimmt'. Ihr war klar das sie über dieses Rätsel sprach, was ihr Nyxea erzählt wurde, doch es war alles zu viel. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was das alles zu bedeuten hatte. Das einzige was sie wollte, war in Ruhe gelassen zu werden und wieder hier normal zu leben, ohne an das vor wenigen Tagen erlebte denken zu müssen.

„Lin?“

„Hey Connor, was- was machst du denn hier?“ Der Ältere trat durch das Gebüsch zu ihr und hockte sich neben sie.

„Alles okay? Was ist mit dir? Bist du krank?“

„Nein, das....ist es nicht, ich.....mir ist nur schlecht sonst nichts. Ich glaube ich hab einfach zu viel gegessen. Kommt schon mal vor nach einer Hungertortur in einem verlassenen Tempel.“ Sie versuchte sich ein Lächeln abzuringen, doch das verhinderte ihr Magen, indem er sich erneut zusammenzog. Und wieder landete gewisse Menge von nicht verdautem Essen, gemischt mit anderen Säften von Organen, auf den Waldboden.

„Ich hol Lyle, bleib einfach hier.“ Connor wollte schon aufspringen, doch Lindsey hielt ihn zurück.

„Nein......warte. Bring,....bring mich einfach heim, okay? Ich möchte keinem den Abend verderben. Und Schlaf könnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen.“

„Bist du dir sicher?“ Sie nickte nur. „Okay, wie du willst. Kannst du laufen?“

„Ich denke das werde ich noch hinbekommen.“
 

„Und wie geht es Anthony jetzt?“ erkundigte sich der Assassine, als sie schließlich beim Herrenhaus angekommen waren.

„Ich weiß es nicht. Er hat mir keine Nachricht geschickt, aber ich weiß das er dort, wo er jetzt ist, in guten Händen ist.“

„Geht's dir auch wirklich gut?“ fragte der Ältere erneut.

„Ja, es geht schon wieder. Du solltest jetzt lieber zurückgehen, die fragen sich sicher schon wo du bist.“

„Ich lass dich nicht alleine. Dir geht’s nicht gut, das sieht man dir an.“

„Nein, ist schon okay. Ich bin nur ein wenig müde und geschafft von dem Tag und der Fahrt hierher das ist alles. Es war einfach alles ein bisschen zu viel in den letzten Tagen gewesen.“ Die Stimme in Lins Kopf wurde langsam immer lauter und unerträglich. Sie wusste nicht wie lange sie dem Assassinen etwas vorgaukeln konnte, ohne gleich die Nerven zu verlieren. „Also wir sehn uns dann morgen.“ Schnell schlüpfte sich durch die Tür und machte sie hinter sich zu.

Erschöpft schleppte sich die Assassine in das Bett, das unten stand. Es hatte Achilles gehört, doch seit er tot war, benutzte es niemand mehr. Sie kauerte sich auf der Matratze zusammen, hielt sich die Ohren zu, um das laute Stimmengewirr – es waren inzwischen mehrere geworden – das ununterbrochen auf sie einredete, nicht mehr hören zu können, doch es war zwecklos. Es waren keine Stimmen die von draußen kamen, sie waren viel mehr in ihrem Kopf.

Schreien wollte sie, so schlimm war es. Einfach unerträglich. Was wollten sie nur von ihr?

Lin.

Eine Stimme, eine normal klingende Stimme – keine verzerrte – holte sie aus diesem Zustand heraus.

Hey was ist los mit dir? Ich dachte so leicht lässt du dich nicht unterkriegen.

„Tarek?“ Sie erkannte ihn sofort. „Du Idiot. Wo warst du, ich hab mir Sorgen gemacht. Seit der Sache mit dem Garten, haben wir uns nicht mehr wieder gesehen. Oder du hast auch sonst nicht zu mir gesprochen.“ Ihre ganze Umgebung war wieder weiß und wenige Meter entfernt stand Tarek. Auch wenn sie keine Ahnung hatte wie sie hierher kam, war sie dennoch froh darüber.

Ich weiß. Die Zeitpunkte waren immer nicht günstig.

„Was ist passiert?“

Das ist jetzt nicht wichtig. Deine derzeitige Lage ist nicht gerade die beste.

„Wenn du wüsstest. Ich habe keine Ahnung was das alles soll. Seit Nyxea mir das Rätsel erzählt hat, werde ich dauernd von ihrer Stimme verfolgt. Nachts kann ich kaum schlafen und an manchen Tagen passiert das dann.“

Es ist kein Rätsel. Sagte Tarek und seine Stimme klang dabei sehr ernst. Es ist eine Prophezeiung.

Es ist deine Prophezeiung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sherlysoka
2015-01-28T06:10:41+00:00 28.01.2015 07:10
Ich bin immernoch so begeistert von der FF...
Jeden morgen mache ich mir mit ihr die Busfahrt schmackhaft ;D
Du hast wirklich einen unglaublich präzisen und angenehmen Schreibstil! Bitte schnell weiter machen! :0

LG, Roxy ^.~
Antwort von:  Momokolloi
29.01.2015 20:40
Das freut mich total ^^ ich glaube es ist mal wieder Zeit ein paar Kapitel hochzuladen

lustig ich hab auch eine Freundin in der Schule die Roxy heißt :D


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