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Das Gesetz der Krieger

von

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Der Regenclan

„Narupfote, wir werden zuerst einmal die südliche Grenze besuchen. Dort müssen auch einige Grenzmarkierungen neu angebracht werden. Das ist wichtig. Weißt du warum?“ fragte Kakapelz.

„Woher soll ich das wissen,“ fauchte Narupfote.

„Ich weiß es, Kakapelz, frag mich.“

„Na gut, Sakupfote, erkläre es deinem Mitschüler.“

Bei dem Wort Mitschüler verzog Sakupfote ihre Nase.

Ihre Antwort hielt sie auf einmal sehr knapp. „Natürlich deswegen, damit keine andere Clankatzen in unser Gebiet kommen.“

„Sehr beeindruckend,“ miaute Kakapelz, aber Narupfote spitzte plötzlich die Ohren. Er glaubte einen sarkastischen Unterton gehört zu haben. Ach was, das war nur Einbildung. Er durfte nicht vergessen, wer er war und wo er hier war. Eine Hauskatze, der Sohn von Shina und unter Feinden. Er durfte auf gar keinem Fall irgendeiner Katze hier trauen. Egal, ob er von Gelbstern gerettet worden war oder nicht. Vielleicht wollte er für seinen Clan nur ein Spielzeug?

„Es gibt aber auch noch einen anderen Grund,“ fuhr Kakapelz fort. „Nun Sakupfote, was denkst du, warum ich Narupfote unsere Grenze zeige?“

Damit war Sakupfote überfordert. Sie senkte beschämt den Kopf. „Es tut mir leid, Kakapelz, ich weiß es nicht.“

„Nicht?“

Damit ich nicht in ein anderes Gebiet laufe, dachte Narupfote. Ist doch logisch. Die anderen Clans dürfen nicht rein, wir nicht raus. Wie im Tierheim.

Das hatte Narupfote zwar noch nie gesehen, aber die Nachbarskatze hatte ihm viel darüber erzählt. Dort wurden Katzen eingesperrt.

„Nein, Kakapelz, ich kann mich an kein einziges Gesetz erinnern, das diese Frage beantworten könnte.“

„Was ist mit dir, Narupfote?“

Narupfote schreckte hoch. „Wie? Gar nichts, mir geht es gut.“

Sakupfote kicherte.

„Das habe ich nicht gemeint. Weißt du vielleicht, warum ich dir unsere Grenze zeige?“

„Weil ich hier eingesperrt bin,“ erwiderte Narupfote und sah wieder zu Boden.

Kakapelz blieb stehen, und starrte ihn an.

Er fühlt sich eingesperrt, dachte Kakapelz überrascht.

Sakupfote lachte mittlerweile laut. „Du Trottel. Du bist nicht eingesperrt, du kannst jederzeit gehen. Dann wären alle froh.“

„Sakupfote,“ fauchte Kakapelz und wies sie scharf zurecht. „Du wirst heute Abend die Ältesten nach Zecken absuchen.“

„Oh nein, alles nur das nicht, bitte Kakapelz.“

„Was miaust du da? Es ist eine Ehre den Ältesten zu dienen.“

Eine Ehre den Ältesten zu dienen? Plötzlich war Narupfote hellwach. „Das kann ich doch machen,“ rief er.

Kakapelz sah ihn eine Weile verblüfft an. Dann zuckten seine Schnurrhaare amüsiert und er miaute freundlich: “Wenn du das möchtest, gerne.“

„Was für ein Idiot, ich freue mich schon auf die Reaktionen, wenn ich das den anderen erzähle,“ miaute Sakupfote.

„Du wirst dich mit Narupfote um die Ältesten kümmern, Sakupfote.“

„Waaaaas?“

„Sie brauchen auch frisches Moos. Danach kannst du gleich noch erzählen, dass sich Narupfote freiwillig um die Ältesten kümmert, so wie es sich für eine echte Clankatze gehört.“

Sakupfote ließ den Kopf hängen und schwieg, aber so konnte sie ohne das Kakapelz es bemerkte, Narupfote eisige Blicke aus ihren grünen Augen zu werfen.

Narupfote zuckte zurück. Die Botschaft war klar. Ich mach dich fertig, ich kratz dir die Augen aus.

„Narupfote.“

„Hm?“

„Ich zeige dir in der Tat die Grenze, damit du sie nicht überquerst. In wenigen Tagen wirst du den Geruch des Feuerclans haben und nicht mehr nach Hauskätzchen riechen, wenn du dann in ein fremdes Gebiet wechselst, werden sie dich vielleicht töten.“

Narupfote schluckte. „Meinst du mit fremden Gebiet einen anderen Clan?“

Kakapelz nickte ernst.

Dann drehte er sich um und stolzierte wieder voraus.

In wenigen Tagen hatte er gesagt. Aber das bedeutete doch dann das er, Narupfote, jetzt noch die Grenze überqueren konnte, oder nicht? Vielleicht würde er sogar nette Zweibeiner finden, die ihn fütterten und streichelten. Ja vielleicht sogar in der Nähe seines alten Zuhauses, dann könnte er seine Mutter besuchen. Narupfotes Plan stand fest.

„Ich kann es kaum noch erwarten, die Grenze zu sehen,“ miaute er fröhlich und sprang mit wenigen Sätzen an Sakupfote vorbei.

Auf dem Weg zur Grenze kamen sie nur durch karges Gebiet.

„Kakapelz, warum ist hier so wenig Grün?“ fragte er den Mentor.

„Nicht weit von hier gibt es einen Vulkan. Die Erde ist trocken. Es wächst nicht viel. Darum gibt es hier auch nicht viel Beute. Sie finden weder Nahrung noch Deckung.“

„Ah, verstehe.“

„Du mit deinem langen Fell, solltest dich vom Vulkan fernhalten. Es sind immer Rußpartikel in der Luft, die sich in unserem Fell festsetzen. Die Pflege dauert stundenlang. Und bei dir – na ja...“

„Keine Sorge.“ Narupfote hatte nicht vor, in die Nähe des Vulkans zu gehen, er hatte vor über die Grenze zu gehen.

Nach einer Weile kamen sie zu einem Gebüsch. Hier wuchs mehr Grün, und je weiter sie vordrangen, desto dichter wurde es. Plötzlich hörte Narupfote auch das Trippeln von Mäusen.

„Jagen wir?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Das überlassen wir heute den anderen,“ erklärte Kakapelz.

„Oh, schade.“ Langsam fiel Narupfote wieder zurück. Trotzdem sah er sich dieses schöne Gebiet genau an. Warum war nicht das ganze Revier so schön? fragte er sich.

Sakupfote schlich sich an ihn heran.

„Das hier war das Gebiet des Regenclans,“ flüsterte sie ihm zu.

„Wie bitte?“ Automatisch hatte Narupfote auch angefangen zu flüstern.

„Ich sagte, das hier der Regenclan lebte.“

„Lebte? Wo ist er denn hin? Sie sind doch nicht etwa – gestorben?“

„Hm? Nein, oder doch. Wie soll ich es sagen, wir haben sie getötet.“

Narupfote blieb erstarrt auf der Stelle stehen.

„Nun ja,“ fuhr sie fort. „Der Anführer, Buchenstern, konnte mit ein paar anderen seiner Katzen entkommen, aber ich glaube nicht das die noch leben. Und die meisten haben wir ohnehin schon vorher getötet. Das ist doch auch besser, findest du nicht? Besser tot, als heimatlos herum zu irren bis man stirbt, stimmst du mir zu, Narupfote? Töten oder getötet werden, das ist das Gesetz.“

Sakupfote erhob wieder stolz ihren Schwanz und hüpfte an ihm vorbei.

Töten oder getötet werden, das sollte das Gesetz sein?

Nein, mit diesem Gesetz, mit diesem Clan wollte Narupfote nichts zu schaffen haben.

Den Rest des Weges hörte er Kakapelz kaum noch zu, er sah sich genau um, nach Verstecken und Fluchtmöglichkeiten. Oder hatte Sakupfote ihn angelogen? Ja, das wäre möglich. Aber dann kamen sie an einer Wand mit vielen verlassenen Höhlen vorbei, und ein leichter Geruch nach Katze hing noch in der Luft.

Sie hatte nicht gelogen.



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