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Ruby

von

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Annäherungsversuche

Es geht weiter ^w^
 

Kapitel 6 – Annäherungsversuche
 

Mein Handy brummte und ich hangelte verschlafen danach. Der Platz neben mir war leer und Ruby schien in der Küche zu hantieren. Umso besser, dann konnte ich mich wenigstens in Ruhe anziehen.

„Hey Süßer. Klar, können wir uns treffen. Morgen um 15 Uhr bei der Bäckerei? Dann zeige ich dir ein wenig die Gegend.“ Ich schrieb Race zurück und atmete tief durch. Ich hatte mein erstes Date - hier. Eine unverbindliche Verabredung aus der jedoch mehr werden könnte. Ich wollte zwar nichts Festes, aber das sollte mich nicht davon abhalten, mich umzuschauen und neue Freundschaften zu knüpfen. Auch wenn Ruby ihn nicht mochte, ich würde mir selbst eine Meinung bilden und hoffte, dass sich der erste positive Eindruck bestätigte.
 

Ruby ließ sich den ganzen Tag kaum blicken und ich konnte mich in Ruhe weiter in der Bibliothek umsehen. Immerhin hatte ich eine Mammutaufgabe vor mir, denn die vorigen Besitzer hatten einfach alles wahllos irgendwo hingestellt. Wenn das irgendwann mal System gehabt hatte, dann erschloss es sich mir nicht und ich musste mich mühsam von einer Seite zur anderen durchkämpfen. Langsam fragte ich mich, worauf ich mich da eingelassen hatte. Und vor allem, warum ich das eigentlich tat. Aber ich musste gestehen, dass mich das Schatzfieber gepackt hatte. Ich wollte auch meinen Teil dazu beitragen, auch wenn ich nicht davon überzeugt war, dass wir eine Riesensumme finden würden. Aber wer wusste schon, was wir finden würden? Ich stöberte weiter und verwarf ein Buch nach dem anderen. Die Gedichtbände interessierten mich nicht und die Romane standen auch kreuz und quer dazwischen. Dazu kam eine ansehnliche Schicht Staub, die mir nach zwei Stunden endgültig die Luft zum atmen nahm. Also machte ich eine Pause und lief in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen. Dort begegnete ich Onkel Charles, der sich gerade ein Sandwich machte, mich kurz begrüßte, aber ansonsten ignorierte. Seine Zeitung, die er in der Hand hielt, war wohl wichtiger, als mit seinem Neffen Smalltalk zu halten. Ich nahm meine Tasse also wieder mit in die Bibliothek und wunderte mich ein wenig, dass Ruby mich noch nicht gesucht hatte. Der hing doch sonst die ganze Zeit wie eine Klette an mir.

Ich arbeite mich Stück für Stück weiter, bis ich wieder ein Tagebuch in die Hand nahm, das vielversprechend aussah und das ich zu meinem Stapel auf den Schreibtisch packte. Auch wenn ich bereits viel geschafft hatte, lag der Großteil noch vor mir und ich unterdrückte ein unwilliges Seufzen. Schließlich hatte ich mich freiwillig dazu bereit erklärt mitzuhelfen.

„Winzling? Wo steckst du?“ Ruby schrie einmal quer durch die Bibliothek, sodass ich zusammenzuckte.

„Hier in der Ecke.“, antwortete ich in normaler Lautstärke. Ich merkte, dass Ruby hinter mir die Leiter hochkletterte und unterdrückte den Drang mich an einem der Regale festzuklammern, weil es so wackelte.

„Und schon was Interessantes gefunden?“ Sein Atem kitzelte meinem Hals und ich war mir sicher, dass er das mit Absicht machte.

„Alles, was auf dem Schreibtisch liegt. Aber ich bin bei weitem noch nicht fertig. Es muss doch auch eine andere Möglichkeit geben. Hast du bereits alle Gemälde untersucht?“ Er nickte.

„Jedes Einzelne, hinter einem habe ich einen alten Dienstbotengang gefunden, aber der führte ins Leere. Also in den Hinterhof um genau zu sein.“

„Das habe ich nicht gemeint. Ist auf den Bildern etwas Auffälliges zu sehen? Ein Blick, der komisch aussieht oder eine Hand, die in eine bestimmte Richtung deutet?“, murmelte ich vor mich hin, weil mir eine Idee gekommen war.

„Lass uns mal in die Ahnengalerie gehen.“ Ruby stieg die Leiter hinab und umfasste meine Hüften, um mich sanft auf dem Boden abzusetzen. Also wirklich! Ich war doch keine holde Maid, die sich den Knöchel verknacksen konnte!

„Aber die Hälfte der Bilder steht im Keller, ich hatte überlegt, ob wir sie verkaufen sollen, aber wer hängt sich schon fremde Menschen in die Wohnung?“ Ruby grinste verschmitzt und mir wurde schon wieder so komisch warm.

„Kannst du dich daran erinnern, wo sie gehangen haben?“ Wieder nickte er nur und wir machten uns auf den Weg.

Wir kamen im Keller an und ich bestaunte die Bilder. Sie schienen aus allen erdenklichen Jahrhunderten zu stammen und dementsprechend waren die Menschen darauf höchst seltsam gekleidet. Aber keines der Bilder zeigte Auffälligkeiten und ich glaubte schon, dass ich mich geirrt haben musste. Aber ich war mir sicher, dass in einem der Tagebücher ein bestimmtes Bild erwähnt wurde. Eines auf dem eine Dame zu sehen war, wegen der es einen Skandal gegeben hatte. Sie war Dienstmädchen gewesen, aber der Hausherr hatte ihr gemeinsames Kind anerkannt und sie später geheiratet. Deshalb gab es ein Bild von ihr, wir mussten es nur noch finden.

„Ruby habt ihr ein Bild, das dir merkwürdig vorkam? Als ob der Maler sich einen Scherz erlauben würde?“

„Nee, Winzling. Das hätte ich doch bemerkt. Oder vielleicht…lass uns in die Galerie gehen.“ Er lief los, ohne auf mich zu warten, aber dank meiner langen Beine konnte ich mühelos Schritt halten. Von wegen Winzling!

Die Ahnengalerie erstreckte sich über einen ganzen Flügel im ersten Stockwerk und war hoffnungslos verstaubt. Es kümmerte anscheinend niemanden, wie es hier aussah und nun sah ich auch die anfangs vermissten Spinnweben. Die Mitglieder dieser Familie hatten es anscheinend sehr genau damit genommen, jeden zu portraitieren. Doch dafür konnte ich mich nicht begeistern. Mir taten diese Menschen leid, denn sie mussten Stunden über Stunden gesessen haben, damit diese Bilder entstehen konnten. Ich schritt Bild für Bild ab, nicht ganz sicher, wonach ich suchte.

„Guck mal Ruby. Diese Schnallenschuhe würden dir doch gut stehen.“ Ich grinste und er zog ein Gesicht.

„Bestimmt nicht. Wenn du nochmal so einen Vorschlag machst, dann steck ich dich in eine Korsage und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich eine in einem der Schränke gesehen habe.“ Ich lachte bei der Vorstellung laut los und verbeugte mich spöttisch in seine Richtung.

„Aber mein Herr, wenn ihr meinen Ruf ruiniert, müsst ihr mich ehelichen und leider habe ich keine Mitgift zu bieten.“ Ruby spielte das Spiel mit und erwiderte:

„Ich werde meiner Pflicht nachkommen und freue mich besonders auf die Hochzeitsnacht.“ Empört sah ich ihn an.

„Ein Gentleman spricht nicht auf diese Art in der Gegenwart eines anderen Gentleman.“ Ich kringelte mich schon vor Lachen und ging schnell weiter, bevor das noch ausartete.

„Hm, leider keines, das dem entspricht, was ich glaube zu suchen.“ Enttäuscht sah ich Ruby an.

„Wahrscheinlich wurde es doch verkauft oder entsorgt.“ Ruby kam auf mich zu und legte mir einen Finger an die Wange. Eine zärtliche Geste, die überhaupt nicht zu diesem Muskelpaket zu passen schien, aber ich wusste, dass bei ihm das Äußere nicht seine inneren Werte widerspiegelte.

„Wollen wir mal in die Kontobücher schauen, möglicherweise habe ich was übersehen.“ Ich nickte und wir gingen zurück in die Bibliothek. Ruby holte ein paar alte Wälzer aus einer der Schubladen und wir steckten die Köpfe zusammen. Ich stand zunächst neben ihm, doch er zog mich einfach wieder auf seinen Schoß, wie in der Bäckerei und ich sträubte mich.

„Ist doch unbequem, wenn du die ganze Zeit stehst. Ich beiß dich schon nicht.“ Resigniert blieb ich sitzen, obwohl es genauso unbequem war. Rubys Körperwärme drang durch beim T-Shirt und ich konzentrierte mich auf die kleinen Zahlenreihen, die in dem Buch aufgelistet waren. Ich spürte, dass Ruby seinen Kopf auf meine Schulter legte, um darüber zu sehen und spürte seinen warmen Atem. Außerdem roch er nach Aftershave und kurz wurde mir schwindlig, weil der Duft so angenehm war. So saßen wir bestimmt eine Stunde und durchforsteten Zeile für Zeile, aber uns fiel kein Verkauf eines Gemäldes auf. Das hieß, es musste hier irgendwo sein oder ich hatte mich geirrt und es entsprang nur der Fantasie eines Tagebuchautors.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Rubys Finger sich unter mein Shirt gestohlen hatten und langsam über meine Hüften strichen. Ein Schauer zog über mein Rückgrat und ich wand mich.

„Du bist viel zu angespannt. Es ist doch nicht schlimm, wenn wir heute nix finden, Winzling. Wir suchen weiter und dann wirste sehen, knacken wir den Jackpot und Charles kann das Haus behalten. Und wir können auch hierbleiben.“ Ich spürte Rubys Grinsen und ließ sogar zu, dass er meinen Hals liebkoste. Es war ein intimer aber angenehmer Stups mit der Nase. Aber er zeigte mir deutlich, dass Ruby meine Anwesenheit in diesem Haus akzeptiert hatte. Jetzt mussten wir nur noch klären, in welchem Verhältnis wir zueinander standen, aber nicht an diesem Tag. Ich wollte seine Liebkosungen und er gab sie bereitwillig. Sanft massierte er meine Schultern und ich merkte deutlich, wie sehr ich mich in seiner Gegenwart entspannte.

„Erzählst du mir, warum du hier wohnst?“ Ruby versteifte sich kurz, aber massierte trotzdem weiter.

„Es ist eine traurige Geschichte, die ich dir ein andermal erzähle, okay? Ich will diesen schönen Moment nicht kaputt machen.“ Er knabberte an meinem Hals und fuhr zärtlich darüber. Ermutigt davon, dass ich nicht widersprach, machte er weiter. Er zog eine heiße Spur von Küssen über meinen Nacken und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

„Deine Haare riechen gut und du auch. Zum Anbeißen.“, raunte er und das tat er dann auch wirklich, als er mir leicht ins Ohr zwickte und mein Unterleib reagiert, darauf mit Vorfreude. Unruhig rutschte ich auf ihm hin und her. Meine Hände öffneten und schlossen sich rastlos. Ich war drauf und dran, mich voll und ganz auf ihn einzulassen und wusste doch, dass ich noch nicht bereit war, jemanden so dicht an mich heranzulassen. Ruby hingegen schien nicht zu merken, dass sich die Stimmung verändert hatte. Er erkundete meine Rippen und Taille sanft und zärtlich. Eine Hand ruhte auf meiner Hüfte und langsam drehte er mich zu sich. Diesmal ließ er mir die Wahl, ob ich das wollte oder nicht und überfiel mich nicht so wie in der Bäckerei.

„Ruby, nicht. Ich kann nicht.“ Natürlich wollte mein Körper, aber mein Verstand sagte mir, dass es falsch war. Immerhin musste ich mit diesem Mann für längere Zeit unter einem Dach leben.

„Du willst nicht. Das ist ein Unterschied.“ Er stand auf und ich glitt von seinem warmen Körper. Er räumte schweigend seine Bücher weg und ich wusste, dass er von meiner Reaktion enttäuscht war. Doch es war das Beste für uns.

„Christopher? Ruby?“ Onkel Charles kam in die Bibliothek und schien die dicke Luft im Raum nicht wahrzunehmen.

„Da seid ihr beide ja. Was treibt ihr hier eigentlich? Egal. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ihr ohne mich essen sollt. Bestellt euch was. Ich muss nochmal weg. Tante Maddy will mit mir Tee trinken und ich muss überprüfen, ob ihr Bein richtig verheilt. Diese Frau ist die reinste Plage. Aber was tut man nicht für seinen guten Ruf.“ Er grinste lausbübisch, weil er genau wusste, dass sein guter Ruf so gut wie dahin war und es war ihm egal.

„Also, Jungs. Vertragt euch. Ich komm bestimmt erst spät in der Nacht, falls Tante Maddy wieder ihren Holunderschnaps hervorholt.“ Und ob wir uns vertragen würden, denn es sah so aus, als ob Ruby beschlossen hätte, mich zu ignorieren. Er ging zusammen mit Charles aus der Bibliothek und ließ mich allein zurück. Nun wusste ich jedoch nichts mit mir anzufangen. Ich hatte keine Lust mehr, irgendwelche Bücher zu wälzen und beschloss, spazieren zu gehen. Dann konnte ich in Ruhe über mich und Ruby nachdenken. Denn obwohl ich ihm signalisiert hatte, dass es zwischen uns nicht mehr als Freundschaft geben würde, schien er es doch immer wieder zu versuchen und mich nicht ernst zu nehmen. Mal sehen, ob ich in der Heide Antworten fand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tenshi_90
2013-10-22T12:53:47+00:00 22.10.2013 14:53
Interessantes Kapitel :-) ich bin mal gespannt wie es zwischen den beiden weiter gehen wird
Antwort von:  Papierkriegerin
02.11.2013 13:36
Hey Danke für deinen Kommi ^^

ja, es wird noch heiß her gehen xD. Im nächsten Kapitel wird Race näher beleuchtet. Hoffe, dass du dann auch wieder fleißig liest ^^


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