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Sehnsucht

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Sehnsucht

Sehnsucht
 

Ein letztes Mal drückte ich Claude - meinen 5-Jährigen Sohn - an mich. Dann gebe ich meiner Frau Eloise einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen.

Ich kann die Traurigkeit in ihren grünen Augen glänzen sehen. Wende mich ab von ihr, bevor ich meine Meinung ändern kann.

Keine fünfzig Fuß entfernt, im Vorgarten unseres Hauses, ragt eine rot-gelbe Montgolfiere in den azur-blauen Himmel. Der braune Korb wird von einem halben Dutzend Sandsäcken am Grundboden gehalten.

Geschickt schwinge ich mich über den Rand, steige ein und löse drei der sechs Gewichte. Langsam aber stetig gewinne ich an Höhe.

Zehn Yard.

Zwanzig Yard.

Bevor ich mich versehe, befinde ich mich in schwindelerregender Höhe. Doch stören tut es mich nicht. War es doch seit jeher mein größter Wunsch, Ikarus gleich der Sonne entgegen zu steigen. Nach den Sternen zu greifen. Dem Mond nahe zu sein.

Seelig lächelnd ziehe ich mir den schwarzen Zylinder vom Kopf, bevor ich mit einem weißen Seidentuch meiner kleinen Familie zum Abschied winke. Schon längst wirken sie wie Ameisen. Klein und unwirklich. Dennoch rufe ich ihnen ein letztes Lebet wohl! zu.

Dann entschwinde ich über den Wolken.

Meiner größten Sehnsucht entgegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Klaea
2013-04-18T15:39:30+00:00 18.04.2013 17:39
Ich habe mich noch nicht entschieden, wie gut ich den Text finde,
aber einen Kommentar hast du dafür auf jeden Fall verdient.

Ich weiß nicht, ob du es beabsichtigt hast,
aber er klingt ziemlich endgültig.
Das ist jetzt weder gut noch schlecht, einfach eine Feststellung.
Er wirkt irgendwie traurig, obwohl für das Lyrische Ich gerade ein großer Wunsch in Erfüllung geht.
Manchmal überlege ich, ob es sterben wird,
(letztes (Z. 1 und 17) sowie Ikarus gleich(Z.13))
aber da interpretier ich wohl zu viel.

Kurz gestolpert bin ich über deinen Neologismus "Grundboden"(Z. 7).
Das Wort gefällt mir, ich bin aber nicht ganz sicher,
ob einer der beiden Bestandteile nicht eventuell gereicht hätte.
Sprachlich kann man da auf jeden Fall noch etwas rausholen,
ist aber nicht unbedingt notwendig und es gibt auch keine Stellen,
die sprachlich negativ auffallen würden.

Ich fände es interessant, was du mit dem Lyrischen Ich vorhattest,
also ob ihm nach dem Text etwas gutes oder schlechtes widerfährt
und wie viel Zeit du bekommen hast den Text zu schreiben.
Dass du ihn eigentlich nicht vortragen wolltest,
kann ich nachvollziehen, hätte ich auch nicht gemacht.
Nicht, weil er schlecht,
sondern nur offensichtlich nicht fertig ist.

Naja, ich sehe schon,
er muss mir sehr gut gefallen,
immerhin beschäftigt er mich seit einer halben Stunde.

Es ist erstaunlich, wie vielseitig du schreiben kannst.
Hochachtungsvoll,
Klaea.
Antwort von:  Puella
20.04.2013 21:24
Ich bedanke mich vielmals bei dir für diesen großzügigen Kommentar.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich, nach der ganzen Zeit, die seit dem Online stellen vergangen ist, noch ein Feedback bekommen würde - zudem noch eins, das so analystisch ist wie deines.
Ich weiß nicht, ob du es beabsichtigt hast, aber er klingt ziemlich endgültig.
Ja, es sollte endgültig sein. Allerdings nicht in der Hinsicht das das lyrische-Ich stirbt - egal auf welche Weise. Sondern, dass er und seine Familie für immer getrennt werden, weil er sich für seinen größten Traum entscheidet.

Ich fände es interessant, was du mit dem Lyrischen Ich vor hattest, also ob ihm nach dem Text etwas gutes oder schlechtes widerfährt und wie viel Zeit du bekommen hast den Text zu schreiben.
Wenn ich ganz ehrlich bin, wusste ich nicht, was mit dem lyrischen-Ich hier noch groß passieren könnte. Sicherlich wäre mir da etwas interessantes eingefallen, allerdings hatte ich nur knapp eine Viertelstunde Zeit, wenn ich mich richtig entsinne und womit auch deine nächste Frage beantwortet wäre.

Jedenfalls nochmals Danke, dass du dir solche Gedanken, um so etwas Kleines gemacht und es gelesen hast.
Mit freundlichen Grüßen,
Puella~


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