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Drop Dead, Beauty!

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DROP DEAD, Beauty!

C h a p t e r TWO
 

Stürmisch wehte der Wind um die Häuser und das Geheul riss ihn aus seinem Dämmerschlaf. Kaum zu glauben, dass er den ganzen Vormittag damit zugebracht hatte, alte Bücher zu wälzen und Fotos zu inspizieren, auf denen er das Mädchen vermutete.

Am Morgen hatte er sich bei Clyde für die Informationsbeschaffung bedankt, indem er ihn zum Frühstück einlud, doch dieser hatte sein Angebot ausgeschlagen und es auf einen späteren Zeitpunkt verlegt (irgendwann in der nächsten Woche, vielleicht). Da ihm sowieso nichts Brauchbares einfallen würde, was er zu Papier bringen könnte, hatte sich Theodore daran gemacht, die Kisten durchzusehen, die mit diversem Krimskrams gefüllt waren.

Drei Alben hatte er ausfindig gemacht, jedoch nicht nennenswerte Resultate erzielt. Ein neuer Lichtblick flackerte auf, als ihm das Internet, eine Errungenschaft der Muggel, einfiel und dass er ebenso einem gültigen Anschluss mächtig war.

Doch jede Vorfreude schwand, als ihm bewusst wurde, dass es sich bei Millicent Bulstrode um eine Hexe handelte und obwohl sie ein Muggel-Studium abgeschlossen hatte, machte er sich nur wenig Hoffnung auf Ergebnisse.

Zuerst tippte er den Namen der Akademie, auf der sie damals eingeschrieben war, ein und wurde schnell fündig. Leider gab die Webside keinerlei Auskunft über die Absolventen, sondern pries nur die Möglichkeiten an, die den Studenten geboten wurden, sollten sie sich für eine Ausbildung in diesen, musischen Bereichen entscheiden.

Kurz überflog er die Angebote und dachte an seine Studienzeit am Trinity-College zurück. Sein Hauptfach war Literatur, aber auch Geschichte hatte er belegt. Zwar befand er sich, ebenso wie Millicent, dort unter nicht-Magiern und musste seine Talente stets verbergen, doch während des Lernens fand er den Anschluss, der ihm auf Hogwarts immer gefehlt hatte. Er hatte Freunde und auch eine kleine Liebelei auf seinem Konto gutgeschrieben. Doch die Beziehung zu Sally McGowan hatte ein jähes Ende gefunden, denn die kesse, junge Frau wusste, wie man auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzte. Sie brach ihm das Herz und verschwendete nicht einen Gedanken daran, es zu flicken, geschweige denn die Scherben aufzukehren. Und so verließ Theodore die grüne Insel, sowohl mit Abschluss, als auch reicher an Erfahrungen und kehrte in das alte Herrenhaus zurück, um mit seinem Vater dessen ihm noch verbleibenden Jahre auszuharren.

Abermals klickte er den Button der Suchmaschine und versuchte die Einträge mit den Augen zu erfassen, die man ihm für Millicent Bulstrode anbot. Es waren zwar nicht viele, dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die ersten sieben Einträge aufzusuchen, da diese, aufsteigend nach Besucherzahlen, wohl am gewinnbringendsten waren.

Bei einem Zeitungsartikel eines Muggel-Boulevard-Blattes blieb er hängen.

Junges Talent, Chancen auf eine Karriere, zu Schade für Nebenrolle waren nur einige Beschreibungen, die Millicents Tun auszeichneten.

Allem Anschein nach war ein Agent auf die Schauspiel-Gruppe um das Mädchens aufmerksam geworden und man hatte sie und einige ihrer Kollegen dazu ersucht, für kleinere Rollen vorzusprechen.

Mit Erfolg, wie er feststellte, denn ein anderer Eintrag verriet, dass die Besetzungsliste für die Verfilmung seines ersten Buches herausgegeben worden war. Der Artikel war mehrere Monate alt, denn der Film war längst abgedreht und hatte sich an den Kinokassen ausgezahlt. Die Zahlen sprachen für das Projekt und jegliche Kritik war vollkommen fehl geschlagen. Natürlich gab es immer wieder Personen, die den Standpunkt vertraten, dass man weder das Buch lesen, noch den Film hätte sehen sollen, doch die negativen Meinungen vermochten an der Begeisterung der Anhänger nichts ändern.

Es überraschte ihn, dass sie nur für eine unbedeutende, wie Clyde es ausgedrückt hatte, Nebenrolle vorgesehen war, doch auch er wusste nur zu gut, dass die Zeitungen viel schrieben, wenn der Tag lang war, egal, es sich dabei um Wahrheit oder Dichtung handelte.

Theodore verließ die Seite von dem Klatschmagazin »TheDailyShowReport.uk« und lenkte seinen Blick wieder auf die Liste weiterer Websides. Neben den Links, die er sich noch nicht zu Gemüte geführt hatte, waren auch die einen oder anderen Bilder der jungen Frau zu sehen. Um sich zu vergewissern, dass es sich bei dem Mädchen aus der Werbung nicht um seine ehemalige Klassenkameradin handelte, schien sein Zeigefinger wie von selbst die linke Taste der Maus zu drücken und einen Doppelklick später erschien das Foto von der Frau in der Größe des Bildschirmes auf seinem Laptop.

Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn. Dieses Mädchen konnte nicht Millicent Bulstrode sein. Viele Leute, in der Branche, legten sich einen »Künstlernamen« zu, egal ob Schauspiel, Musik oder die Kunstszene. Es musste sich bei dieser Millicent eindeutig um eine andere Künstlerin handeln, denn die junge Frau auf dem Bild schien nicht die geringste Ähnlichkeit mit seiner einstigen Mitschülerin zu besitzen.

Nun, eines musste er zugeben:

Es bestand die Möglichkeit, dass sie sich die Haare färbte, denn welche Frau tat das wohl nicht irgendwann einmal in ihrem Leben?

Auch schien es denkbar, dass ihr die Zeit nach dem Krieg ebenso einen Anstoß gegeben hatte, ihr Leben zu ändern, doch das zog er am unwahrscheinlichsten in Betracht. Die Millicent Bulstrode, die er zu kennen glaubte, würde sich nie und nimmer dazu hinreißen, ihrem Dasein einen neuen Anstrich zu verpassen. Dafür fehlte ihr, trotz ihrer angsteinflößenden Art, der Mut.

Gedankenverloren starrte er auf den Bildschirm und schien sich alle Mühe zugeben, einen Zusammenhang zwischen den beiden Frauen entdecken zu wollen, den es, abgesehen von dem gleichen Namen, offensichtlich nicht zu geben schien.

Das kantige Gesicht war verschwunden, ebenso die roten, buschigen Locken und auch das »Gemeine« in ihrem Blick ließ sich nicht wiederfinden. Die junge Frau auf dem Bild machte eher einen zerbrechlichen, porzellanartigen Eindruck. Von den einstigen Sommersprossen war nichts zu sehen, doch diese hätten die Make Up-Artisten auch mit einem ganzen Kasten Schminke überdecken können, oder irgendein Bildbearbeitungsprogramm.

Nur die Form der Augen und deren Farbe hatten etwas, das ihn im Entferntesten an das bullige Mädchen erinnerte. Diese mandelförmigen, jedoch ein wenig zu groß geratenen Augen, deren farbliche Nuancen zwischen einem dunklem Kirschbaumbraun und weichem, flüssigen Gold hin und her schwangen. Doch die Beschreibung von sattem Karamell kam ihm poetischer vor.

Noch einmal klickte sein rechter Zeigefinger auf das Bild und ein der Befehl, das Bild zu drucken, erschien auf dem Bildschirm. Apathisch starrte er auf den Monitor vor sich und erschrak als der Drucker einen piependen Laut von sich gab und ein weißes Blatt mit dem farbigen Portrait der jungen Frau ausspie.
 

Murrend rollte er sich von dem Sofa und musste sich erst einmal in seiner Umgebung zurecht finden. Tatsächlich, die Recherche über das Mädchen hatte ihn so ermüdet, dass er zwischen losen Papierschnipseln, den Fotoalben und dem ausgedruckten Bild wohl eingenickt sein musste. Doch bei ein paar Minuten Schlaf war es, zu seiner Überraschung, nicht geblieben. Müde blickte er auf die große, alte und altmodische, neuerdings als Vintage verschriene Wanduhr, die früher im Salon über den großen Kamin angebracht worden war, und als einziges Erbstück den Weg in sein neues Leben gefunden hatte. Diese machte ihm unmissverständlich klar, dass es bereits kurz nach vier Uhr morgens war und er beinahe sieben Stunden durchgeschlafen haben sollte.

So abwegig ihm es auch erschien, hatte er seit langem nicht mehr so viel Ruhe und Entspannung gefunden. Nun, sein Kreuz war etwas lädiert und er fühlte sich trotz allem merkwürdig angeschlagen, doch auch gleichermaßen zufrieden.

Das Chaos um ihn herum erschreckte ihn schon seit er mit dem Schreiben begonnen hatte nicht mehr. Es gehörte in und zu seinem Leben als Schriftsteller und niemand fand sich in dem bunten Gewirr aus Büchern, Papier und Notizen schneller zurecht, als er.

Theodore fuhr sich knurrend mit den Händen übers Gesicht, ehe er die Beine von der Couch schwang und sich für einen, in mancher Augen vielleicht etwas verfrühten, Kaffee entschied. Vorsichtig stieg er über das Durcheinander und tapste in die Küche. Erneut kam ihm das Schreiben in den Sinn, das mit Informationen gespickt war und noch immer überkamen ihn Zweifel an der Richtigkeit der Auskunft, die Clyde ihm gegeben hatte. Name, Geburtstag und schulische Ausbildung stimmten mit den Dingen überein, die er von früher zu wissen glaubte. Doch noch misstraute er der Wahrheit, sofern es sich um diese handelte.
 

Die Flemming Street ähnelte eher einer kleinen Gasse, als einer Straße und noch immer fragte er sich, ob es richtig war, einfach am frühen Morgen das Haus zu verlassen, um sich im Norden Londons umzusehen. Natürlich war ihm bewusst, dass Hexen und Zauberer in der Lage waren, einfach Häuser zwischen zwei anderen Gebäuden errichten zu können, ohne dass die Muggel etwas davon mitbekamen und doch er stutzte unweigerlich, als ihm die Hausnummern eins bis dreiunddreißig auf einem kleinen Messingschild ins Auge sprangen.

Der kalte Wind der letzten Nacht hatte nichts von seiner Intensität eingebüßt, rüttelte rau und stürmisch an den Zweigen der Bäume und fegte die einen oder anderen Blätter über die noch verlassenen Straßen des nördlichen Viertels. In seiner Wohnung hatte ihn nichts mehr gehalten, denn der Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen, hatte ihn mehr und mehr verfolgt. Wie ein anhängliches Etwas hatte er sich an seine Fersen geheftet und war jedem seiner Schritt und jeder Bewegung gefolgt, schlimmer noch als sein eigener Schatten.

Langsam einen Schritt vor den anderen setzend, ging er die linke Seite der kleinen, gassenähnlichen Straße entlang und als diese plötzlich einen scharfen Knick machte, stutzte er erneut. Denn inmitten der Biegung stand ein rotes, aus Backsteinen bestehendes Mehrfamilienhaus, dessen fünf Etagen sich vor ihm erhoben. Das Gebäude wirkte so unscheinbar und ähnelte den anderen Bauten, die die Straße links und rechts säumten, wie ein Ei dem anderen. Einzig die teils verwitterten Hausnummern unterschieden die Bauwerke von einander. Nummer 13 lag vor ihm. Doch von Buchstaben, die jene noch einmal unterteilen sollte, war keine Spur. Die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben, trat Theodore einen Schritt auf die Baulichkeit zu und untersuchte die Klingelschilder. Von den Zehn Namen, die er fand, war nichts von »Bulstrode« ausfindig zu machen.

Noch einmal hob er den Blick und versuchte unter dem schwachen Schein der Lichtquelle, die über den Zahlen eins und drei angebracht worden war, etwas zu erspähen und tatsächlich, da, etwas kleiner als die Nummerierung, hing ein winziges »A«. Ein Hauch Mitleid überkam ihn im Gedanken an den Postboten, der, wenn er sich nicht gerade hier auskennen würde, wohl mitsamt der Paketen und Briefe wieder kehrt machen würde. Grübelnd wand sich Theodore dem nebenstehenden Gebäude zu, an dem aber bereits die Nummer 15 prangte. Nun, zwar befand sich Flemming Street 13 A in einer Art seltsam wirkenden Ypsilon-Kurve, so dass der linke Ast als eine Abzweigung in die Walther-Road weiterreichte, doch auch als er sich auch in die Nebenstraße hinein tastete, war nichts von dem »B« auszumachen. Mit einem detektivischen Spürsinn schritt er dennoch den linken Ast der Gabelung auf und ab und blieb an einer Lücke hängen, die sich auf der rechten Seite auftat. Diese lag zwischen den Nummern 13 der Flemming Street und 2 der Walther-Road. Der beinahe dunkel wirkende, nur spärlich beleuchtete Zwischenraum erinnerte eher an einen kleinen Hinterhof, trotzdem entschied er sich dazu, die nur mager bepflasterte Auffahrt hinauf zugehen.
 

Lautes Poltern ließ ihn zusammenfahren. Etwas Metallenes schlug scheppernd auf den Boden und ein wimmerndes Gejaule folgte. Irgendetwas strich an seinem Hosenbein entlang und huschte unter klagendem Geheul in die morgendliche Dämmerung. Langsam vermochte er die Umrisse vor sich auszumachen. Die Katze, die einen solchen Lärm veranstaltete, hatte wohl auf einer blechernen Mülltonne gesessen und sich, ebenso wie er, erschreckt haben müssen.

Noch drei übrige Container konnte er unter der metallenen Wendeltreppe ausmachen, die sich plötzlich vor ihm auftat. Links und rechts neben ihm befanden sich die Außenwände der übrigen Häuser. Im Bereich der Parterre, weitab von der Wendeltreppe und den Abfallbehältern, erkannte er eine Tür, die allem Anschein nach in das Innere des Gebäudes führte. Und da, nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen wie die Hausnummer von 13 A, befand sich der Buchstabe, nach dem er gesucht hatte. Der helle Schein, der das »B« umhüllte, schien magisch zu strahlen, hätte sich die Sonne nicht bereits gegen die Dunkelheit zur Wehr gesetzt und diese langsam und leise verbannt. Die Flemming Street 13 B lag vor ihm und plötzlich haderte der junge Mann mit sich, eine Bewegung nach rechts zu tun, nur um zu erkennen, dass er vielleicht den richtigen Namen finden, aber nicht die erhoffte Person mit diesem in Verbindung bringen konnte.
 

Parker

Mayhew

Clyffordshire

Bulstrode

Longworth ...
 

Theodore wollte den Namensschildern bereits wieder den Rücken kehren, als er einen erneuten Blick riskierte. Hastig trat er einen großen Schritt zurück nach hinten und besah sich das schmale Gebäude, das, wenn er sich nicht verlesen hatte, die junge Frau beherbergte, nach der er suchte.

Doch nicht ein Lämpchen erhellte die Fenster des Hauses, weder im Erdgeschoss noch in den folgenden, oberen Etagen.

Abermals blickte er um sich und musste sich eingestehen, dass es sich hier nicht um Luxus-Appartements handeln konnte. Plötzlich flackerte ein Licht auf und erleuchtete den gesamten Hausflur. Theodore erschrak und blickte irritiert um sich, ehe er sich eingestand, dass es um diese Tageszeit üblich war, dass die Muggel ihre Häuser und Wohnungen verließen, wenn diese berufstätig waren.

Theodore konnte einen großen Schatten ausmachen, der gemächlich und etwas schwerfällig wirkend, die Stufen hinunter trabte und ebenso langsam und behäbig die Eingangstür aufzog. Aus reiner Höflichkeit nickte er dem älteren Herren zu, der einen brummenden Laut von sich gab.

Dieser ließ sich unter größter Anstrengung wohl gerade noch zu einem »Rein?« hinreißen und schlurfte dann mit einem braunen Aktenkoffer über den Hof. Schnell schob Theodore einen Fuß zwischen Tür und Angel und vernahm nur wenige Augenblicke später das Röcheln eines aufheulenden Motors.

Mit Misstrauen im Blick besah sich der junge Mann das Innere des Flur. Er war schmal und wirkte recht karg. Gerade einmal eine enge Treppe fand hier Platz und führte in die oben liegenden Stockwerke. Bulstrode war der vierte Name auf der Liste und die Wohnung musste schlussfolgernd in der vierten Etage zu finden sein.

Langsam stieg Theodore die Stufen hinauf und besah sich jeder der etwas schäbig wirkenden Türen. Zu seinem Glück schienen die Treppen noch recht neu, dass er sich nicht um knarrende, aus morschem Holz bestehende Tritte sorgen musste.

Geschmeidig, gar katzenhaft, schlich er sich bis in den vierten Stock. Die erhoffte Tür war schnell gefunden und es überraschte ihn kaum, dass hier eine Frau wohnte, denn der ganze Podest schien mit teuren Tretern übersät, obwohl diese fein säuberlich sortiert waren. Ein Blick auf die Klingel verriet ihm, dass er an der richtigen Stelle sein musste. Kurz schob er den Ärmel seines Mantels etwas hinauf, um sich zu vergewissern, dass es noch viel zu früh für unangemeldete Besucher war. Gerade hatte die Uhr kurz nach halb sieben geschlagen und Theodore musste sich zügeln, nicht einen Laut des Seufzens von sich zu geben. Missmutig setzte er sich auf den Treppenabsatz, stützte die Ellenbogen auf seinen Knien auf und bettete seinen Kopf auf den Händen.

Nach und nach erwachte auch die Flemming Street 13B aus ihrem Schlaf und die Muggel verließen mit eiligen und hastigen Schritten das Haus. Lautes Kindergeschrei erschreckte ihn, sodass er einen Blick zwischen die hölzernen Stäbe des Geländers riskierte.

»Komm jetzt, Stewart! Jeden Morgen dasselbe Theater« Eine Muggel-Mutter scheuchte ihren etwa neunjährigen Sohn gerade hinaus, als Theodore ein lautes Poltern über sich vernahm.

»Tag« Ein junges Mädchen, etwa um die dreizehn, vierzehn Jahre, kam hüpfend die Treppe hinunter und drängte sich an ihm vorbei.

Doch der Mann schwieg und blickte dem Mädchen hinter her, das sich noch in aller Hast die Krawatte band und den Rest eines Marmeladenbrotes in den Mund schob. Die Schuluniform verwies auf eines der örtlichen Mädchen-Internate und so schnell wie der Teenie an ihm vorbei gerauscht war, hatte sie auch schon das Haus verlassen.

Erneute Ruhe kehrte ein und Theodore entschied sich dazu, noch ein paar Minuten zu warten. Vielleicht war sie aber auch gar nicht zu Haus, sodass er sich eingestehen musste, das die Aktion wohl für Katz gewesen war.
 

Seine Nerven waren merkwürdig angespannt und ähnlich dem Drang von vor ein paar Stunden, der ihn diese Aktion hatte durchführen lassen, meldete sich nun das Bedürfnis in ihm, endlich dem Trugbild seines Geistes zu beweisen, wer sich hinter dem Namen verbarg.

Bedächtig erhob er sich von dem Treppenabsatz, klopfte sich den Staub von Mantel und Hose, ehe er auf die Tür zu schritt und den Knopf der Klingel betätigte.

Ein helles Läuten ertönte und zu seiner Überraschung regte sich etwas in der Wohnung. Ein lautes Fluchen von Innen ließ ihn einen Schritt zurückweichen. Spannung und Neugierde schienen ihm beinahe unerträglich. Ein merkwürdiges Gefühl, ähnlich dem von damals, als er mit bebendem Herzen auf Post gewartet hatte und fast an der Ungeduld erstickt wäre, sollte man sein Manuskript ablehnen.

»Verdammt«, vernahm er erneut und zog in Erwägung, einfach wieder die Treppen hinunter zu flitzen, doch dafür schien es zu spät. Jemand öffnete die Tür. Eine Gestalt, die ziemlich mitgenommen aussah. Das Haar hing wirr im Gesicht herum und auch das laute Gähnen signalisierte ihm, dass es wohl nicht üblich war, um diese Tageszeit geweckt zu werden.

»Was?« Die Gestalt entpuppte sich als junge Frau, die sich das strähnige, braune Haar aus den blauen Augen strich. »Was willst du? Hast du deine Zunge verschluckt?«

Das bunte Nachthemd saß recht locker um die schmalen Hüften des Mädchens. Gelangweilt hielt es sich am Türrahmen fest und schien nur wenig angetan von ihm sein. Der forsche Ton, mit dem sie ihm begegnet war, wollte nicht zu der Blässe in ihrem Gesicht passen.

»Millicent«, er sprach den Namen aus, ohne es als Frage, geschweige denn Aufforderung erklingen zu lassen und als das Mädchen kurz zuckte und dann den Kopf schüttelte, sanken ihm Hoffnung und Mut.

»Milli ist unterwegs«, gab die junge Frau gedehnt zurück.

»Aber sie wohnt doch hier? Millicent Bulstrode.« Ein kleines Lichtlein war für kurze Zeit in ihm aufgeflackert.

»Jahaa« Aus dem misstrauischen Blick wurde plötzlich ein breites Grinsen. »Aber ich weiß nicht, wann sie wiederkommt. Ist bei ihrem Freund und es kann Tage dauern, bis sie wieder hier ist.«

Freund, unterwegs?

Abermals schien es, als hätte jemand hiesige Brocken an seine Beine gebunden und er stand kurz davor, von einer Brücke gestoßen zu werden.

»Ich bin Annie. Willst du reinkommen?« Ihre Offenheit traf ihn wie einen Vorschlaghammer.

Sie musste den verwirrten Ausdruck in seinen Augen gesehen haben, denn einen Augenblick später entblößte sie ihre weißen Zähne und zeigte ihm ein freundliches Lächeln.

»Nein, nein danke. Wenn es Tage dauert, bis sie wieder nach Hause kommt, dann ...«, begann Theodore und wurde jäh von einem amüsierten, schnaubenden Laut und dem Schütteln des braunen Hauptes unterbrochen.

»Das war ein Scherz«, meinte Annie und zwinkerte ihm zu, ehe sie sich streckte und ein herzhaftes Gähnen ihren Mund verließ. »Sie holt gerade etwas ab, von der Post und bringt auf dem Rückweg etwas zum Frühstück mit. Ich hasse diese Morgen-Menschen

Ihre letzte Aussage quittierte er mit einem milden Lächeln.

»Na los, sie ist ja gleich wieder da. Komm rein!« Mit einem Grinsend auf den Lippen, machte sie ihm Platz und Theodore betrat mit zögernden Schritten die Wohnung.

Annie lotste ihn in das kleine Wohnzimmer und drückte ihn an den Schultern auf das Polster der L-förmigen Couch. Etwas ratlos sah er um sich, denn die junge Frau war plötzlich aus seinem Blickfeld verschwunden. Ein Fernseher stand an der gegenüberliegenden Wand auf einem kleinen Holztisch. Unmengen von diesen »DVDs« waren darunter aufgereiht und auch die hellen, hohen Schränke, links und rechts wirkten funktional.

»Wie heißt du?«, hörte er das Mädchen fragen und wandte abrupt seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam.

»Theodore«, erwiderte er knapp.

»Hm, woher kennst du Milli?«, hakte sie nach und kam den kleinen Flur entlang getrabt und lehnte nun lässig im Türrahmen zum Wohnbereich.

»Von früher, aus der Schule« Da er sich nicht sicher war, ob die Frau vor ihm ebenfalls eine Hexe war, oder doch nur ein Muggel, hatte er seine Aussage auf das Nötigste beschränkt. Wie viel sie wusste, war ihm unbekannt, deshalb schien es angebracht, wenn er nicht allzu viel von sich preisgab.

»Willst du einen Kaffee?«, fragte sie gerade heraus und entfernte sich abermals, ehe sie ein kurzes »ja« als Antwort erhielt.

Annie schien um einiges größer, als er angenommen hatte und wirkte schrecklich dürr. Die Trainingshose und das weite T-Shirt hingen an ihrem Körper, als wollten sie sie verschlucken. Ein Klappern und leises Scheppern erregte seine Aufmerksamkeit, ebenso ein frustriertes Seufzen.

»Ah, da ist sie ja, die lang Ersehnte!«, lachte Annie auf.

»Die lang Ersehnte? Annie, Kaffee, sonst ...« Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit vernahm er die Stimme der jungen Frau und wappnete sich bereits für den entscheidenden Schlag der Enttäuschung, doch das Lachen, welches plötzlich erklang, schien wie samt über seine Haut zu kriechen.

»Drei Tassen? Was ist los?« Offenbar spielte sich das Stück im Bereich zwischen Flur und Küche ab.

»Wir haben einen Gast« Hörte Theodore die Erwiderung Annies und dann wurde es still. Was auch immer die Mädchen flüsterten, gelangte nicht an seine Ohren. Nervös knetete er seine Finger im Schoß und blickte unschlüssig von der Tür zum Wohnbereich zum großen Fenster, das der Tür gegenüber lag.

»Jetzt sag mir doch endlich, wer es ist!«, beharrte die junge Frau in zischendem Ton und abrupt kamen die Stimmen näher. Annie kam mit zwei Kaffeetassen in den Händen ins Wohnzimmer gewackelt, doch das Mädchen blieb im Türrahmen stehen.

»Was bei allen ...?«, Die Worte blieben ihr im Halse stecken, als sie den jungen Mann bemerkte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2013-04-22T09:53:57+00:00 22.04.2013 11:53
bin gespannt wie ihre begegnung noch weiter verlaufen wird :D
da sie ja schon iwie andeutet dass sie überrascht ist oder sogar etwas geschockt? :D
die beiden sind echt süß zusammen, mal sehen wie theo auf ihre veränderung noch so reagiert bin gespannt ^^
Von:  darkbird
2013-01-26T13:40:06+00:00 26.01.2013 14:40
Ich finde es herrlich, wie du die Muggel Welt und die Zauberer Welt miteinander Verknüpfst. Welcher "echte" Zauberer würde schon auf die Idee kommen im Internet nach Informationen zu suchen. Die meisten wissen noch nicht einmal das es etwas wie Computer überhaupt gibt.

Süß wie nervös der liebe Theo doch ist, als er in ihrer Wohnung sitzt. Die Szene wie das Haus auf einmal erscheint musste ich zwei mal lesen. Irgendwie seltsam, das dort Muggel wohnen wenn es doch Magisch Versteckt ist. Oder hab ich da was übersehen?

Ich will wissen wie es weiter geht. Was hält Milli nun davon das Theodore bei ihr aufgetaucht ist? Findet sie es gut?
Wie kann er erklären wie und vor allem warum er sie gesucht und gefunden hat? *hibbel*

*dich knuddel*
*dir nen schubs geb* schreib schnell weiter

darkbird


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