Zum Inhalt der Seite

Snowflakes

Adventskalender 2012
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kopie

Wahrscheinlich war es eine tiefere Wahrheit, als Elena durch den Kopf ging, dass sie und Katherine vielleicht nicht so verschieden waren – waren sie doch beide geboren um zu sterben.

Als hätte die andere ihre Gedanken gelesen, nickte sie.

„Jetzt sind wir gleich, Elena, komplett dieselbe.“

Energisch schüttelte sie den Kopf, als würde alleine diese Bewegung die Aussage nichtig machen und widerlegen können.

„Auf keinen Fall!“, doch ihr Ebenbild lächelte nur traurig und legte den Kopf schief.

„Doch, natürlich. Sie haben dich zu mir gemacht. “

„Nein! “, Wut steckte in diesem einen Wort und eine Strähne ihres dunklen Haares fiel ihr in die Stirn.

„Nein, keiner hat mich gewandelt, gemacht, verwandelt oder was immer du sagen willst! Es war ein Fehler, das hier war keine Absicht!“, brach es aus ihr heraus, doch noch immer blieb Katherines Gesicht eine Maske aus traurigem Mitleid, dass Elena ihr nicht abkaufen konnte.

„Davor.“, erklärte sie leise in einem sanften Tonfall, der wohl sogar ein verletztes Reh hätte aufhorchen und ruhig werden lassen. Aber sie war ein Raubtier, Elena konnte ihr nicht trauen.
 

„Bevor du gestorben bist, ist dir das nie aufgefallen?“, fragte Katherines Stimme sie weiter ohne ihre Tonlage zu ändern.

Alleine diese Tonart brachte Elena auf die Palme, sodass sie ihre schlanken Hände zu harten Fäusten ballte und ihre Fingernägel in das zarte Fleisch ihrer Hände drückte.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“, wehrte sie mit zusammengepressten Zähnen ab.

„Sie haben dich zu mir evolviert. Und zwar sie alle.”, betonte die schöne Vampirin, bevor sie weiter ausholte. „Sie nahmen dir deine Familie, zerstörten dein Zuhause, sie brachten dich dazu Angst zu haben, um deine Freunde, um dich selbst. Sie haben dich zur Flucht getrieben, körperlich und emotional gejagt. Jeder von ihnen hat dir etwas genommen, etwas das du irgendwann einmal geliebt hast, so lange bis du kurz vorm Zusammenbruch warst. Ein ums andere Mal. Sie haben dafür gesorgt, dass du mehr als einmal sterben wolltest, oder? “, Katherine holte Luft und machte eine ausschweifende Bewegung, als wäre das alles nichts Neues für sie, sondern nur eine Wiederholung ihrer eigenen Vergangenheit.

„Sie haben dich so weit getrieben, dass das Einzige was du wusstest war, dass es in deiner Macht liegt, die Art und der Zeitpunkt an dem du sterben würdest, selbst zu bestimmen. Und sie haben weitergemacht. Mal mit Kleinigkeiten, mal mit großen Schlägen. Immer wieder aufs Neue, ohne deiner müde zu werden. Deine Entscheidung war es, ob du wegrennst, dich versteckst oder aufgibst und stirbst.“, ein kaltes Lachen verließ ihre roten Lippen und ihre Locken hüpften sachte auf ihrer Schulter.

„Wir wissen beide, wie es ausgegangen ist, nicht wahr?“
 

„Ich bin nicht wie du!“, brach es aus Elena heraus und sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, jedoch ohne ihre Fäuste zu lösen. Die Spannung in ihrem Körper stieg stattdessen immer weiter an.

„Ich habe immer alles getan um meine Freunde zu retten, im Gegensatz zu dir egoistischem Miststück! Ich habe nie um diese Situation gebeten, ich wollte niemals ein Vampir werden, weder gestern, noch heute oder morgen – einfach nie! Es war ein verfluchter Unfall!“, schrie sie der anderen ins Gesicht, doch Katherine verzog keine Miene, sondern schmunzelte nur amüsiert.

Mit einer wegwerfenden Bewegung ergriff sie erneut das Wort.

Oh Elena, das ist ja schon fast süß, wie naiv du das siehst.“, erklärte sie spöttisch und bewegte ihren Zeigefinger tadelnd, als Elena sie unterbrechen wollte.

„Du hättest dich immer noch für den Tod entscheiden können, natürlich es wäre schmerzhaft und qualvoll gewesen, nichts was man sich wünscht, nicht einmal für einen lieben Feind – aberdu hättest es tun können.“, ihr Grinsen wurde breiter und etwas bösartiger, sodass sie schon mehr wie die Katherine guckte, die Elena kannte.

„Und dennoch stehst du hier, schreist sogar herum. Und weißt du was, Kleines?“, ihre Augen glitzerten bei den nächsten Worten regelrecht vor Hohn.

Dein Atem duftet nach frischem Blut, scheint als hätte es dir geschmeckt.“
 

Hart presste sie ihren Kiefer zusammen und drückte ihre Fingernägel noch stärker in ihre Haut, die bald wohl nachgeben würde.

„Ich. Habe. Mich. Entschieden. Zu. Leben.”, presste sie gezwungen hervor und für einen Moment schien Verständnis über Katherines Züge zu flackern.

Dann war der Moment vorbei und sie lächelte wieder ihr falsches Lächeln, als wäre Elena ihre beste Freundin.

„Genau wie ich, aber ich verrate dir das große Geheimnis.“, kurz entfloh ein bitteres Lachen ihrer Kehle.

„Die Entscheidung lag nie bei uns. Du und ich, wir sind nur zwei von vielen. Wir beide sind nur Kopien von einem armen toten Mädchen, das niemals eine Wahl hatte. Also haben wir auch keine, denn wir sind nicht real. Du, meine Kleine, bist genau wie ich, nur eine billige Kopie. Gefangen um Brüder zu entzweien und an unseren nicht vorhandenen Entscheidungen zu zerbrechen.“

In dem Moment reichte es Elena und sie holte aus, während ihre Augen von dem verzweifelten, wütenden Braun in ein tiefes Schwarz wechselten. Mit aller Kraft schlug sie ihre geballte Faust in Katherines spöttisches Gesicht.

So hart, dass der Spiegel vor ihr in tausend Scherben zerbrach.

Doch statt des Klirrens meinte sie das Lachen der anderen zu hören, leise und düster.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück