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Hell called Home

von

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...will ich dir vertrauen.

Wärme.

Ich schmiegte mich dichter an den Ursprung dieser angenehmen Wärme und lächelte leicht, während ich mit meinen Händen einen Zipfel Stoff erwischte und ihn näher zog. Ein Arm legte sich um meine Hüfte, doch das störte mich nicht, suhlte mich noch ein wenig in diesem schläfrigen Gefühl des Dahindämmerns, als ich plötzlich ein Klicken hörte und es für den Bruchteil einer Sekunde grell wurde.

Jetzt war ich wach und alarmiert.

"Aryn!", grummelte ich, noch bevor ich die Augen öffnete und meine beste Freundin vorwurfsvoll anstarrte, die mit einer Kamera auf ihrem Bett saß und mich - Moment mal, wo lag ich denn bitte? - verzückt angrinste.

Oh.

Langsam setzte meine Erinnerung wieder ein und drehte mich um, meine Befürchtungen bestätigten sich. Alec lag neben mir, sehr dicht neben mir und es war sein Arm, der auf meiner Hüfte lag und sein Oberteil, von dem ich ein Zipfel in den Händen hielt. Ich schloss die Augen und ließ den Kopf wieder fallen. Es war eindeutig zu früh. Ich brauchte Kaffee. Eine Menge Kaffee.

Ich will dir vertrauen.

Zum Glück kannte Aryn meine morgendlichen Traditionen, denn schon wenige Sekunden später roch ich den unverkennbaren Geruch des koffeinhaltigen Getränks und hatte bald eine Tasse zwischen den Händen. Ich richtete mich auf und schob vorsichtig Alecs Arm weg, um mich hinzusetzen und erst einmal meinen Kaffee zu trinken, wohlweislich meine Lage ignorierend. Meine beste Freundin schien sich nicht mehr einzukriegen, sie fragte mit einem breiten Grinsen: "Und, wann ist die Hochzeit?"

"Er ist immer noch keine Frau.", war meine einzige Antwort, während ich meine Tasse leerte und sie auf Aryns Nachttisch abstellte. Hinter mir regte sich etwas und eine amüsierte Stimme bemerkte: "Gute Arbeit Sherlock Holmes."

Alec streckte sich an mir vorbei und schnappte sich die zweite Tasse, die Aryn für ihn da hingestellt hatte. Ich schnaubte nur zu seinem Kommentar und blickte sehnsüchtig auf den Inhalt seiner Tasse. Aryn lächelte und stand auf, verließ ihr Zimmer mit den Worten: "Ich bin kurz im Bad, ihr beiden Hübschen. Und egal was ihr tut, nicht auf meinem Bett!"

Mein böser Blick wurde leider von der Tür abgeschnitten, aber Aryn kannte mich und deshalb hörte ich nur noch ein leises Kichern von ihr, bis sie schließlich die Tür des Badezimmers schloss. Auch Alec hinter mir lachte und schlang einen Arm um mich, zog mich an sich und murmelte mir ins Ohr: "Wie wär's mit Juni?"

Im Sommer...

Darauf warte ich schon sehnsüchtig.

Empört schnappte ich ihm seinen Kaffee weg, sehr zu seinem Ärgernis, denn er zog mich noch näher und knurrte spielerisch. Ich hielt panisch in meinen Bewegungen inne, da der Kaffee drohte, überzuschwappen. Und weg war er wieder, Alec trank ihn in einem Zug und lächelte mich triumphierend an. Meine Angst um den Kaffee verwandelte sich in leichte Wut und nachdem Alec die Tasse abgestellt hatte, stürzte ich mich auf ihn und nagelte ihn auf der Matratze fest.

"Du arroganter, eingebildeter, Kaffee-klauender Schnösel!", brachte ich aufgebracht hervor und funkelte den Dunkelhaarigen unter mir an. Der lachte jedoch nur und erwiderte nur: "Ach Schatz, ich liebe dich auch."

In dem Moment ging die Tür auf und Aryn trat herein, blieb stehen und brach in Gelächter aus. Ich seufzte und ließ von Alec ab, der amüsiert lächelte und sich nun aufrichtete, um ebenfalls im Bad zu verschwinden, währenddessen ich immer noch auf der Matratze saß und Aryn betrachtete, die sich vor Lachen kaum noch einkriegte. Nun ja, verstehen konnte ich sie ja schon. Mein Verhalten war auch lachhaft, lachhaft emotional und naiv im Vergleich zu all den vorherigen Monaten, Jahren.

Gefühle sind wie Sterne.

Sie leuchten dunkel oder hell.

Ich kann sie sehen oder nicht, sie sind da.

Berühren kann ich sie nicht.

"Was für ein Frühlingsflattern.", war Aryns Kommentar, nachdem sie sich halbwegs beruhigt hatte. Ich schnaubte. An Schmetterlinge erinnerte mich das hier keineswegs, Schmetterlinge waren wunderschöne, feine und unbefleckte Wesen, die nach Freiheit und Sonnenlicht strebten. Meine Gefühlswelt hatte eher Ähnlichkeit mit einem schlechten Horrorfilm, in denen sich die Zombies einen Weg aus ihren Särgen gruben, zurück an die Oberfläche. Ich hatte jegliches Gefühl tief in mir begraben, aber nun gruben sie sich eigenständig wieder heraus und raubten mir den letzten Nerv und Gedanken.

Aryn seufzte und schüttelte gutmütig den Kopf. Sie griff nach ihrem Zylinder und setzte sich ihn auf, nicht ohne ihr blaues Haar vorher noch mit einem lockeren Zopf etwas zu bändigen. Kaum eine Sekunde später folgte auch Feuerzeug und Zigaretten und ich erblickte die Aryn, die ich schon seit Jahren kannte, so wie sie immer war.

"Du...ich glaube Alec liebt dich wirklich. Und du anscheinend auch."

Es war die Art meiner besten Freundin, Dinge einfach unverblümt auszusprechen. Eine Fähigkeit, die ich nicht recht beurteilen konnte. "Ich liebe dich." war nicht nur irgendein daher geredeter Satz, es war ein großes Wort, mit dem man nicht so einfach um sich schmiss. Ich sagte nur selten irgendetwas emotionales, doch "Liebe" war mir nie über die Lippen gekommen.

Mit einem weiteren Seufzen stand ich auf und erwiderte lediglich: "Mhmm..."

Mein Blick aus Aryns Fenster verriet mir, dass der Schnee noch genauso hoch lag, wie gestern. Wir waren also immer noch hier festgenagelt. Verdammt. Vielleicht sollte ich mir ernsthaft überlegen, die Schule wirklich abzubrechen und erst einmal irgendwohin zu verreisen. Weit weg von meinen Eltern, weit weg von der Schule und weit weg von Alec und diesen dämlichen Gefühlen, die drohten, mich aus dem hart erkämpften Gleichgewicht zu bringen.

Wo der Nordwind pfeift.

Vielleicht sollte ich einen Kindheitstraum erfüllen und bei einem Hundeschlitten-Rennen in Alaska teilnehmen...beim Iditarod oder dem Arctic Challenge. Die Vorbereitungen und das Rennen selbst würden mich für eine ziemlich lange Zeit dort halten. Eventuell sogar für immer, was wollte ich hier in dieser Stadt mit einem Hundeschlitten-Team? Diese Hunde brauchten ihre Freiheit, den Schnee, den Schlitten und die Kälte. Genau wie ich.

"Aufwachen Dornröschen. Oder muss ich deinen Prinzen herholen, damit er dich küsst?", riss Aryns Stimme mich aus meinen Gedanken. Ich schüttelte nur den Kopf und suchte mir derweil ein paar frische Klamotten raus, um direkt nach Alec ins Bad zu verschwinden. Eine gründliche Dusche würde mir gut tun und erst einmal Unerwünschtes mitspülen, bis es wieder aus dem Abfluss hoch kroch.

Nicht sehr schmeichelhaft, wie ich meine Gefühle beschrieb, aber man hatte mir definitiv den zweiten Kaffee vorenthalten und nach den Jahren gleichgültiger Art waren so viele Gedanken auf einmal ziemlich lästig und anstrengend. Und schmerzhaft. Aber ich konnte auch nicht wieder zurückkehren und damit Aryn und Alec noch mehr verletzen als ohnehin schon.

Zu meiner Freundin gewandt sagte ich lächelnd: "Ich geh meinen Prinzen selbst suchen, Emanzipation, du verstehst? Ich brauch eine Dusche und danach einen Kaffee."

Die lachte nur, als ich aus dem Zimmer verschwand, gemeinsam mit meinen Klamotten, und Richtung Badezimmer ging. Besagter Prinz kam mir auf dem halben Weg entgegen und ich musste unwillkürlich schmunzeln. Er zog die Augenbrauen hoch, aber ich lächelte nur und erklärte nur: "Später. Das Bad war lang genug blockiert und die Dusche braucht mich."
 

Eine heiße Dusche und einen Kaffee später war das Grinsen immer noch nicht aus meinem Gesicht verschwunden und ich fühlte mich langsam von Aryn und Alec beobachtet. Mit einem Seufzer - schien wohl eine Angewohnheit zu werden - erwiderte ich die Blicke und wollte wissen: "Was?"

"Du solltest einfach öfter lächeln.", murmelte Alec, der neben mir am Küchentisch saß, und hob eine Hand, um mir eine Haarsträhne sanft aus dem Gesicht, hinter mein Ohr zu streichen. Meine beste Freundin grinste mir gegenüber wie ein Honigkuchenpferd, als wäre sie die Verliebte und nicht ich. Ja, augenscheinlich nützte es nichts mehr, meine Gefühle zu verleugnen. Ich fühlte mich bei Alec wohl, glücklich und seltsam aufgeregt, dachte viel zu oft an ihn und vertraute ihm wohl blind. Ich konnte mich einfach nicht erwehren, meinen Kopf leicht schief zu legen und meine Wange leicht gegen seine Hand zu drücken. Ich hatte in ihm eine Person gefunden, die ich wohl all die Jahre gesucht hatte und die ich lieben konnte.

Ich vertraue dir.

Ich vertraue dir mein Herz an.



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