Zum Inhalt der Seite

Mein Held

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

3. Kapitel

Das hat er sich ja toll ausgedacht.

Während ich in einem Bett liege kann Leon mich zutexten und ich habe keine Möglichkeit zu flüchten. Er geht davon aus dass ich ihn in einem Krankenhaus weder anschreien noch schlagen werde. Und er hat Recht.

Dieser Hund!

Nachdem man mich gründlich untersucht und sogar durch die Röhre geschickt hat, wurde vom Arzt beschlossen mich für drei Tage zur Beobachtung da zu behalten. Die Symptome sprechen alle für eine Gehirnerschütterung. Das passt mir gar nicht.

Nun teile ich das Zimmer mit zwei alten Herren die nichts besseres zu tun haben als über die Jugend herzuziehen.

Ich sollte erwähnen dass ich in der Mitte liege.

Die erste Nacht verlief problemlos aber ich war auch so erschöpft dass ich sofort eingeschlafen bin., dafür war der Morgen umso unruhiger. Krankenschwestern huschten zwischen den Betten herum, rissen die Vorhänge mit einem überfreundlichen „Guten Morgen.“ auf und verteilten in einstudierter Choreografie die Frühstückstabletts samt Medikamenten. Es hätte auch eine Paketsendung sein können denn alles was mir serviert wurde schmeckte nach Pappe.

Ich werde also um sieben Uhr geweckt nur um zu frühstücken und dann den ganzen Tag mit gähnender Langeweile herumzuliegen. Dabei hätte ich noch gut drei Stunden schlafen können.

Ich werde wohl dumm sterben denn ich verstehe die Logik nicht.

Wenigstens wirken die Tabletten die ich gegen die Übelkeit bekomme.

Am Vormittag ist Visite aber auch die hebt meine Laune nicht wirklich. Ärzte und Schwestern begutachten meine Akte, nicken und stellen fest dass ich eine Gehirnerschütterung habe. Wow, deshalb ist er also Arzt geworden! Was für ein Mann denke ich sarkastisch und grinse schief als die Horde Weißkittel das Zimmer verlässt

Wieder schiebe ich Leon die Schuld für das Debakel zu. Er ist es der mich hergebracht hat. Wegen ihm muss ich Richtersendungen, Talkshows und Diskussionen über die missratene Jugend ansehen- und hören. Wie konnte ich nur eine Sekunde lang einen Helden in ihm sehen?

Den ganzen Tag über habe ich schlechte Laune. Durch den viel zu laut eingestellten Fernseher kann ich nicht schlafen und die Zeitung, die ich mir von einer Schwester hab bringen lassen kann ich nicht lesen. Sobald ich ein paar Zeilen überfliege verzerren die Buchstaben und mir wird schwindelig.

Und zur Krönung des Tages sitzt Mister Held seit einer halben Stunde neben meinem Bett und versorgt mich mit Informationen über sich um die ich nicht gebeten habe.

Ich erfahre dass Leon neunundzwanzig ist, in der Agentur Hilger seit einem Jahr als Produktmanager arbeitet und dass er Flugangst hat. Außerdem geht er gerne mit Freunden etwas trinken und hat eine eine Katze namens Filou. Dass er der einzige aktive Part unseres Gespräches ist scheint ihn nicht zu stören. Im Gegenteil, er nutzt jede Minute um etwas von sich oder den aktuellen Geschehnissen der Welt zu berichten.

Wirklich interessant ist das nicht. Ich liege mit verschränkten Armen im Bett und sehe ihn nur selten an.

Er nervt.

Ich habe sogar ein Gähnen vorgespielt nur damit er geht. Es bringt alles nichts, er geht einfach nicht.

„Ich habe mit deinem Chef gesprochen.“ meint er beiläufig und zieht meine Aufmerksamkeit nun doch auf sich. Entgeistert sehe ich ihn an.

„Er sagte dass das mit der Agentur nicht der einzige Vorfall wäre weshalb du gefeuert wurdest.“

Ich verdrehe die Augen und fahr mir genervt durch die Haare.

„Hast du öfters Unfälle?“ fragt er und sieht mir forschend in die Augen. Diese Frage kann er nicht ernst meinen.

„Der übertreibt.“ antworte ich knapp und seufze ergeben. „Mein Onkel ist vor zwei Wochen gestorben. Meine Mutter hat das so runter gerissen dass ich zu ihr musste Er war ihr großer Bruder.“ Ich senke den Blick. Auch mich hat Onkel Hubis Tod sehr berührt. Er war ein toller Mensch. Seine größte Leidenschaft war Geschichten aus vergangenen Tagen zu erzählen. Es war immer wieder aufs Neue grandios wie er mit dem Armen wild herumfuchtelnd erzählte dass meine Mutter in ihrer Kindheit tote Aale unter ihrem Bett versteckt hat. Der ausgebrannte Keller ist eine meiner Lieblingsgeschichten.

Onkel Hubi war überall ein willkommener Gast. Mit seiner Gelassenheit die er an den Tag legte hatte er jeden verzaubert. Wir hatten ihn alle sehr gern. Es war ein großer Schock als wir erfuhren dass sein schwaches Herz aufgehört hatte zu schlagen.

Meine Mutter hatte mich an dem Tag weinend angerufen und mich gebeten vorbei zu kommen. Ich habe augenblicklich meinen Chef angerufen und mir für den Tag frei genommen. Besonders glücklich war er nicht darüber aber ich habe nicht mit mir diskutieren lassen. Wenn es um meine Familie geht mache ich keine Kompromisse. Außer bei meinem Bruder, aber das ist ein anderes Thema.

„Das tut mir Leid.“ Leon wirkt betreten. Soweit ich das beurteilen kann ist es echt.

Ich schüttle den Kopf. Das schlimmste hat meine Mutter überstanden und ich werde es wohl erst richtig verstehen wenn die nächste Familienfeier ansteht und ein Platz leer bleibt.

„Aber es ist unverschämt dich aus dem Grund auf der Abschussliste zu haben.“

„So ist er.“

„Und was machst du jetzt? Soll ich dir helfen einen neuen Job zu finden?“

„Nein, ich hab ja noch den Club.“

„Du hast einen Club?“ er zieht seine Augenbraue hoch.

„Nein, einen Job als Kellner. Im Sevens.“

„Das kenn ich nicht.“

Das wundert mich. Das Sevens hat in der Schwulenszenen einen sehr guten Ruf, er müsste es eigentlich kennen. Vielleicht geht er lieber in verstaubte Kneipen als in laute Technoschuppen.

„Der ist in der Innenstadt.“

„Dann sollte ich ihn mir mal ansehen.“ er zwinkert mir zu und mir wird klar dass es ein Fehler war ihm vom Club erzählt zu haben.

„So toll ist er nicht.“

Er lacht.

„Was?“ frage ich genervt.

„Du versuchst ja wirklich alles um mich los zu werden.“ Leon beugt sich vor und streicht mir durch die Haare. Sofort zucke ich mit dem Kopf zurück und schenke ihm einen giftigen Blick.

„Du bist süß.“

„Lass den Scheiß“ fauche ich ihn an und verschränke die Arme vor der Brust.

„Sturkopf.“

„Mir egal.“ ich schnaube leise. Es muss aussehen wie ein bockiges Kind dem man das Spielzeug weggenommen hat. Der Kerl schafft es aber auch immer wieder mich doof dastehen zu lassen.

Wenn er doch gemerkt hat dass ich keinen Wert auf seine Anwesenheit lege, warum ist er dann hier?

Es kümmert ihn überhaupt nicht was ich von der ganzen Sache halte.

„Soll ich dich übermorgen abholen wenn du entlassen wirst? Ich könnte mir freinehmen.“ schlägt er vor und bestätigt meine Theorie dass es ihm völlig egal ist ob ich ihn bei mir haben will oder nicht.

„Nein.“ lautet daher meine Antwort. Er schmunzelt.

„Gut, dann komm ich nach der Arbeit vorbei und koche für dich.“

Das hat er jetzt nicht gesagt. Das kann er nicht gesagt haben. Meint er das ernst? Mir platzt gleich der Kragen!

„Ich sagte NEIN.“ drohende Ruhe liegt in meiner Stimme. Welchen Teil von Nein hat der Blödmann nicht verstanden?

Meine Einwände lassen ihn kalt. Er lächelt immer noch. Doch dann erhebt er sich und beugt sich zu mir herunter.

„Bis Morgen.“ haucht er leise und gibt mir einen Kuss auf den Mund. Völlig unerwartet.

Ich erstarre. Und mit mir die zwei Herren rechts und links neben mir.

Eine beängstigende Stille kommt auf bis Leon aus dem Zimmer ist, dann beginnt die Hölle auf Erden.
 

Ich muss zugeben dass ich es mir leicht gemacht habe. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken habe ich aufgegeben und bin geflüchtet. Wahrscheinlich hätte ich froh sein sollen dass das Gesprächsthema am Abend nicht mehr die vorlaute Jugend war. Nein, es war die vorlaute homosexuelle Jugend. Es wäre abnormal das gleiche Geschlecht zu lieben und man sollte sich doch von Ärzten heilen lassen. Meine Bettnachbarn taten so als ob ich gar nicht da wäre. Sie ignorierten mich und hetzten pausenlos darüber wie ekelhaft es wäre wenn sich Männer küssen. Einer sprach sogar von Sex, unfassbar!

Ich bekam richtig Lust es hier vor ihren Augen mit dem nächst besten Pfleger zu treiben damit sie den unzensierten Ekel live miterleben könnten.

Aber ich habe mich stattdessen entschieden dem Allen ein Ende zu setzen. Nicht dass ich vorhabe hetero zu werden, nein.

Ich habe gleich am nächsten Morgen nach dem Verbandswechsel die Schwester darum gebeten meine Entlassungspapiere fertig zu machen. Wirklich Ruhe hatte ich in dem Zimmer sowieso nicht, von Erholung will ich gar nicht erst anfangen.

Nach einer kurzen Diskussion wurde ein Arzt geholt der mich auf die Risiken einer jetzigen Entlassung aufklärte. Mir ist alles egal. Schließlich musste ich einen Wisch unterschreiben auf dem ich erklärte dass ich eigenmächtig das Krankenhaus verlasse trotz Warnungen. Was sollte mir schon passieren wenn ich zuhause bin? Ich bereue meine Entscheidung nicht mal als ich aus dem Bus aussteige und zu meiner Wohnung humpeln muss. Meine Krücken stehen bestimmt immer noch auf dem Balkon. An die hatte Leon nicht gedacht.

Zuhause angekommen habe ich mich nur noch ausgezogen und ins Bett fallen lassen.

Ich würde auch noch schlafen wenn mich die Türklingel nicht aus den Träumen gerissen hätte.

Verschlafen schaue ich auf meinen Wecker und staune nicht schlecht dass es schon nach sechs Uhr abends ist. Obwohl ich den ganzen Tag nur im Bett war bin ich noch müde. Ich brauche ein paar Sekunden um aus dem Bett zu steigen und zur Türe zu gehen. Dass ich nur eine schwarze Pants trage stört mich nicht weiter auch wenn ich weiß dass an der Türe nicht Tobi sein kann. Der hatte mir, als ich noch im Krankenhaus war, geschrieben dass er bis Sonntag bei seinen Eltern in Hannover ist. Warum muss seine Mutter auch ausgerechnet in dieser Woche Geburtstag haben? Ich hätte ihn so gut gebrauchen können. Er wird wieder sagen dass man mich nicht alleine lassen darf und ich ohne ihn nicht klarkomme. Wie Recht er hat.

Gähnend öffne ich die Türe und blinzle in zwei funkelnde braune Augen.

„Leon?“

Was macht der denn hier? Doch bevor ich fragen kann betritt er mit großen Schritten meine Wohnung und rauscht an mir vorbei.

„Du bist so ein Sturkopf!“ faucht er sauer. Ich starre verdutzt in den leeren Hausflur wo der Kerl vor wenigen Sekunden noch stand.

„Hey Leon, komm doch rein..“ freundlich nicke ich der Fußmatte zu und verbeuge mich als wenn dort jemand wäre der nur auf meine Aufforderung wartet.

Dann komme ich dem dreisten Typen schnaubend nach und sehe wie er zwei Einkaufstüten auf meinem Küchentisch abstellt.

„Weißt du eigentlich was dir passieren kann wenn du alleine zuhause bist und umkippst?“ fragt er ohne mich anzusehen. Ihm ist es wichtiger den Inhalt der Tüten in meiner kleinen Küche zu verteilen.

„Keine Ahnung. Ich könnte mir eine Gehirnerschütterung zuziehen.“ entgegne ich trocken und lehne mich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen.

Wütend trifft mich sein Blick.

„Das ist nicht lustig Joshua. Warum bist du nicht im Krankenhaus?“

„Ich hab es nicht mehr ausgehalten.“

Unverständnis liegt in seinem Ausdruck.

„Ach verdammt, du hast doch keine Ahnung wie das da war. Die Typen haben mich wahnsinnig gemacht und- was machst du da eigentlich?“

Er verwirrt mich permanent und das kann nicht an meinem angeschlagenen Kopf liegen. Warum packt Leon die ganzen Sachen aus?

„Ich hab dir doch gesagt dass ich für dich koche wenn du entlassen wirst.“

„Und ich habe gesagt dass ich das nicht will.“

Warum rede ich noch mit ihm?

„Wo hast du deine Töpfe? Ein Schneidebrett und Messer brauche ich auch.“ er sieht mich fragend an.

Ich zeige auf einen Unterschrank und die Schublade darüber, dann stutze ich.

Wie blöd bin ich? Jetzt zeige ich ihm schon wo er was findet, hier läuft etwas verkehrt. Eindeutig. Ich bin nicht Herr meiner Sinne. Wie eine Marionette führt er mich.

„Hör auf damit. Ich will nicht dass du kochst. Ich will ja nicht mal-..“ meine Augenbrauen wandern nach oben als ich sehe was Leon noch aus der Tasche zieht. Er hebt den Kopf und folgt meinem Blick der auf die zwei Konservendosen gerichtet ist. Er lächelt verlegen.

„Ich hoffe es stört dich nicht dass ich kein frisches Obst für den Nachtisch habe. Ich konnte einfach nicht an denen vorbeigehen.“ mit einem Nicken deutet er auf die Dosenpfirsiche. Ich schüttle den Kopf.

Ist das Zufall? Er hat meine Schwachstelle entdeckt.

Dosenfrüchte.

Ich kann mir das Grinsen kaum verkneifen als ich an meinen Vorratsschrank gehe und die Türe öffne. Leon beobachtet mich und fängt laut an zu lachen als er die unzähligen Konserven darin sieht. Auch ich kann es nicht mehr unterdrücken. Es ist das erste Mal seitdem ich ihn getroffen habe dass ich lache.

„So siehts bei mir zuhause auch aus.“ gesteht er amüsiert und macht sich wieder an die Arbeit.

„Und ich dachte ich wäre der einzige der auf die Dinger steht.“

Das dachte ich bis eben auch noch.

Tobi lacht sich heute noch schlapp wenn ich mit Dosenfrüchten zu einem Videoabend komme.Er steht auf den Standard Chips und Popcorn.

Mit einem Lächeln im Gesicht lege ich Leon ein Schneidebrett und eines meiner Messer auf die Küchentheke. Die Früchte scheinen die Stimmung etwas gehoben zu haben denn es stört mich gerade nicht mehr dass Leon Karotten wäscht, schält und anfängt sie in kleine Scheiben zu schneiden.

Ich bin zwar nicht überglücklich aber meine Wut ist vorerst verflogen.

„Was gibt’s denn?“ frage ich und stelle einen Topf auf den Herd.

„Möhrengemüse und Schnitzel. Ich denke dein Magen verträgt das oder?“ Er sieht fragend auf.

Ich nicke.

„Der kriegt sonst nur Fast Food. Und Früchte.“

„Das ist aber nicht gesund.“

„Aber lecker.“ ich grinse. Es ist nicht so dass ich nicht kochen kann. Ich bin nur zu faul mich stundenlang in der Küche aufzuhalten um für mich zu kochen. Tiefkühlpizzen, fertige Aufläufe und Toast gehen schnell und schmecken. Ich lege keinen großen Wert darauf ausgewogen zu essen. Es muss praktisch sein.

Abschätzend mustert mich Leon.

„Naja, deiner Figur schadet es offenbar nicht.“

„Das soll ein Kompliment sein, oder?“

Er nickt als er an mir vorbei nach den Kartoffeln greift und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Natürlich.“ mit frechem Grinsen zwinkert er mir zu und beginnt die Kartoffeln zu schälen.

Die Selbstverständlichkeit mit der er mich küsst macht mir Angst. Meine Wange kribbelt.

Wir sind zwei Fremde die sich kaum kennen und nur durch einen dummen Zufall aufeinander trafen. Er kann doch nicht so mit mir umgehen. Kommt er sich selbst dabei nicht komisch vor?

Ich lehne mich mit dem Rücken an meinen Kühlschrank und sehe Leon zu. Er steht direkt neben mir und schneidet die Kartoffeln in kleine Würfel. Dann gibt er sie in den Topf in dem schon die Karotten sind und gießt ihn mit Wasser auf. Die Herdplatte wird angestellt.

In meinen Gedanken gehe ich all unsere Begegnungen durch. Er rettet mich, brüllt mich an, sucht mich zuhause auf, küsst mich bis zur Bewusstlosigkeit und jetzt steht er in meiner Küche und kocht für mich. Nicht gerade der optimale Weg eine Freundschaft zu beginnen oder was auch immer Leon vorhat. Allerdings bezweifle ich dass er freundschaftliches Interesse an mir hat so wie er mich ansieht. Und erst dieses ständige Knutschen.

Ich verschränke die Arme bei dem Gedanken. Ich sollte ihm besser gleich sagen dass er sich das aus dem Kopf schlagen kann. Ich mag ihn einfach nicht. Er ist seltsam und unberechenbar. Egal wie gut er aussieht oder wie göttlich er küssen kann, es passt einfach nicht. Es spielt auch keine Rolle dass er anscheinend kochen kann oder aufmerksam ist.

„Warum machst du das alles?“ frage ich ihn einfach und versuche jede Regung in seinem Gesicht zu analysieren.

Er sieht auf und lächelt.

„Ich mach mir Sorgen um dich Joshua. Außerdem hab ich immer noch ein schlechtes Gewissen weil ich Teilschuld an deiner Kündigung habe.“

Sein Lächeln wird wärmer, dann nimmt er die fertige Panade und verteilt sie auf einem Teller. Nach mehrmaligem Wenden sind die Schnitzel auch schon in der Pfanne.

Wirklich begeistert bin ich von seiner Antwort aber nicht.

„Und das ist alles?“ frage ich skeptisch. „Dass du mich andauernd küsst hat rein gar nichts zu bedeuten?“ Wieder hat er nur ein Lächeln für mich übrig. Ich ziehe meine Augenbrauen leicht genervt zusammen.

„Ich bin nicht so blöd wie du glaubst. Ich weiß genau was Männer wie du vorhaben, das zieht bei mir nur leider nicht. Aber ich muss zugeben, bisher hat sich noch keiner so viel Mühe gegeben mich ins Bett zu kriegen.“ ich grinse siegessicher. Dazu wird er nichts erwidern können. Ich habe ihn eiskalt erwischt und sein dämliches Lächeln wird jede Sekunde aus seinem Gesicht fallen.

„Du brauchst dir keine falschen Hoffnungen machen, ich werd für dich garantiert nicht die Beine breit machen. Du bist nicht mein Typ.“

So! Jetzt habe ich ihm meinen Standpunkt klargemacht. Er wird mit dem Kochen aufhören und gehen, jetzt wo ich ihm den Wind aus den Segeln genommen habe. Es wurde aber auch Zeit ihm endlich meine Meinung zu geigen.

Verwunderung steht in Leons Gesicht geschrieben. Er sieht mich fragend an.

„Warum solltest du die Beine für mich breit machen?“ er legt den Kopf schief. Wie ein unschuldiges Kind sieht er mich an und klingt auch wie eines.

„Wie warum?“ ich verstehe seine Frage nicht. Was ist denn an meiner Abfuhr nicht zu verstehen? Es geht ihm doch hier nur um Sex oder nicht?

Ich suche nach den richtigen Worten aber mir will nichts einfallen. Er bringt mich wieder um meinen klaren Verstand.

„Du weißt genau was ich meine Leon. So wie du mich geküsst hast, das..“ Ich wedle mit einer Hand vor mir herum und versuche ihm begreiflich zu machen dass ich es nicht mit Worten erklären kann.

„Wie habe ich dich denn geküsst?“ er stellt auf dumm. Immer noch. Und das macht mich sauer. Mein Herz schlägt schnell und ich bekomme eine Gänsehaut. Das liegt aber nicht an der Tatsache dass ich noch immer nur in Pants in der Küche stehe sondern an der sich aufbauenden Wut. Bei Leon reagiere ich wirklich sehr empfindlich. Es reicht schon eine Kleinigkeit, eine Geste oder ein Wort und ich bin auf Hundertachtzig.

Ohne ihn aus den Augen zu lassen überbrücke ich den Abstand zwischen uns und packe ihn grob im Nacken. Mit einem kräftigen Ruck zwinge ich ihn von den Schnitzeln abzulassen und sich mir ganz zu widmen. So barsch wie er mich vor zwei Tagen auf dem Balkon geküsst hat, so brutal erobern dieses Mal meine Lippen die Seine. Mein Herz schlägt noch schneller. Binnen Sekunden schaffe ich es seine Lippen mit meiner Zunge zu spalten und in seinen Mundraum einzudringen. Die Anspannung die in der Luft liegt ist fast greifbar.

Ich werde ihm schon zeigen was genau ich mit dem Küssen meine. Ich beherrsche dieses Spiel genauso gut, wenn nicht sogar besser. In meinem Leben hatte ich schon viele Liebhaber. Ich weiß wie ich einen Mann ansehen oder mich bewegen muss damit er anbeißt. Nie mit Reizen geizen und zur richtigen Zeit zuschlagen.

In diesem Spiel mache ich die Regeln. Ich bin ein Teil des Spiels ohne mit mir spielen zu lassen. Doch ich verliere mein Ziel etwas aus den Augen als Leon seine kräftigen Arme um meinen nackten Rücken legt und mich an sich zieht. Die Wärme die sich in mir ausbreitet ist kaum zu beschreiben. Sie zerstreut sich in jede Zelle meines Körpers der leicht zu beben beginnt. Leon geht auf den Kuss ein und kämpft sich leidenschaftlich an meiner Zunge vorbei in meinen Mund. Kein Millimeter wird darin ausgelassen bis sich unsere Zungen miteinander verbinden und sich gegenseitig anstacheln dem Anderen nicht die Oberhand zu überlassen.

Seine großen warmen Hände setzen sich in Bewegung. Erst streichen sie zärtlich meine Seiten entlang, dann legen sie sich schamlos auf meinen Po der nur durch den dünnen Stoff der Pants bedeckt wird. Ich dränge mich automatisch ihnen entgegen und seufze in unseren Kuss. Ich bin wie Butter durch die man mit einem heißen Messer schneidet. Ich schmelze unter den Berührungen regelrecht dahin. Die Temperatur in der Küche hat sich schlagartig verdoppelt. Es kommt mir vor als wäre ich in der Sauna. Ich höre das rhythmische Rauschen in meinen Ohren das mich in Trance versetzt.

Irgendwas wollte ich Leon mit dem Kuss beweisen. Ich hatte vor ihm zu zeigen dass ich nichts von ihm wissen will und ihm seine Hoffnung zerschlagen aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los dass ich es falsch angegangen bin. Total falsch.

Erst als Leon seine Hände wieder auf meine Seiten legt und mich sanft von sich schiebt öffne ich meine matt schimmernden Augen und sehe abwesend in seine. Seine Lippen glänzen feucht von dem Kuss und lassen ihn noch attraktiver aussehen. Er lächelt.

„So einen Kuss meintest du also. Jetzt versteh ich.“ Sein Lächeln wird breiter und meines verschwindet.

Ich bin ihm voll in die Falle gegangen. Er hat von Anfang an geplant dass ich so reagieren werde. Bin ich denn so berechenbar? Ich schlucke hart als ich seinem Blick ausweiche und mir klar wird wie dumm ich eigentlich bin. Ich habe ihm mit dem Kuss nur eines bewiesen: Dass ich verdammt scharf auf ihn bin.

Das Schlimmste daran ist dass Leon es jetzt auch weiß. Wie konnte ich nur auf seinen Trick reinfallen? Wie ein pubertärer Junge stehe ich nun da und kann beim besten Willen nicht leugnen dass mich Leon erregt. Meine Pants zeigt es deutlich und meine Wangen sind heiß, ich bin nervös. Beim letzten Mal als ich mich so gefühlt habe war ich sechzehn und stand kurz vor meinem ersten Sex mit einem Jungen. Wie schafft Leon das nur? Seine Stimme unterbricht meine Gedanken.

„Kannst du den Tisch decken? Wir können gleich essen.“ Er wendet die Schnitzel in der Pfanne und gießt anschließend das Wasser aus dem Topf. „Und zieh dir besser was an, sonst erkältest du dich noch. Du bist schon ganz heiß.“

Mir bleibt der Mund offen stehen als ich das höre. Ich stehe noch da wo er mich zurückgelassen hat doch er kümmert sich ausschließlich um das Essen. Mit hochrotem Kopf verlasse ich die Küche und gehe ins Schlafzimmer. Wieder hat er mich vorgeführt. Das macht er ständig. Er hat bestimmt meine Beule in der Hose gesehen, dieser Mistkerl. Und jetzt macht er sich darüber lustig weil ich schwach geworden bin obwohl ich offiziell gar kein Interesse an ihm habe.

Verdammt!

Ich bin genervt. Ich nerve mich selber mit meinem Verhalten und meiner Dummheit. So bin ich sonst nicht. Bei Männern gebe ich mich immer locker und meistere jede Situation souverän. Nur bei ihm kippt mein Selbstvertrauen. Das ist doch nicht normal.

Mit der beigen Hose und einem schwarzen Shirt bekleidet gehe zurück in die Küche. Die Röte in meinem Gesicht ist verschwunden und ich habe mich wieder einigermaßen im Griff. Meinem Fuß hat das lange Stehen und viele Gehen nicht gut getan, ich sollte die Krücken auch zuhause benutzen.

Auf dem Tisch steht bereits eine Schüssel mit dem dampfenden Möhrengemüse und ein Teller auf dem Leon die Schnitzel getan hat. Auch Geschirr und Besteck sind schon verteilt. Ich lasse mich auf einem Stuhl nieder und ignoriere mein Gegenüber. Ich weiß doch wie er mich ansieht wenn ich jetzt zu ihm schaue. In seinem Blick werden Hohn und Schadenfreude funkeln.

„Ich hoffe es schmeckt dir. Guten Appetit.“

Schulterzuckend wünsche ich ihm das Gleiche, nur nicht so freundlich.

Ich habe meine Meinung nicht geändert.

Ich mag ihn nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück