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Wenn du was zerstört hast...

...bau es wieder auf!
von

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Drachen und Einsiedler

So. Das Raum-Zeit-Loch. Schon wieder. Und auch dieses Mal geht es mir um Itachi. Nur, dass er inzwischen wieder in Konoha ist.

„Wen willst du eigentlich fragen?“, fragt Naruto. Er sieht mit seinen blauen Augen, dem gelbblonden Haar und den orangenen Klamotten vor dem dunklen Hintergrund des Raum-Zeit-Loches wie ein heller Lichtschein aus.

Und stellt eine sehr gute Frage.

Dieser seltsame Tobi weiß sicher nichts. Als ich das letzte Mal hier war, hat er sich wie ein Kleinkind benommen und ist hier herumgehüpft, als wüsste er gar nicht, wer oder wo er überhaupt war. Angeblich soll er ja mit mir verwandt sein. Das hat er zumindest lautstark behauptet. Aber ich habe ihn noch nie gesehen und so einen Idioten gibt es in meiner Familie bestimmt nicht. Auch scheint ihm das niemand wirklich abzukaufen.

Dann ist da noch Deidara. Ich weiß nicht viel über ihn nur, dass er Lehmbomben benutzt, sich für einen großartigen Künstler hält und dass er Gaara besiegt hat. Er ist also stark und kämpft gern. Ich habe gerade wirklich keine Lust auf einen Kampf.

Aber kampfwütig sind sie hier alle. Es geht also darum, den Typen rauszufinden, der redet.

Der Nächste auf meiner Liste wäre Kisame. Auch bei ihm kommt man um einen Kampf nicht herum. Wenn man die Sache aus der Perspektive der Chakra-Elemente betrachtet, bin ich ihm gegenüber mit meinem Feuer im Nachteil. Genau wie Itachi. Und weil es hier um Itachi geht, habe ich mit Kisame außerdem noch eine Rechnung offen. Obwohl mein Bruder nicht viel darüber gesprochen hat, weiß ich aus dem wenigen, was er gesagt hat, dass er und Kisame sich nicht besonders gut verstanden haben. Kisame ist in allem das hundertprozentige Gegenteil von Itachi, es gibt einfach keine zwei Menschen, die so verschieden sind wie die beiden.

„Hey, Sasuke! Da vorne ist ein Anbu!“, reißt Naruto mich aus meinen Gedanken.

Tatsächlich. Vor der dritten Zelle steht ein Typ in Anbu-Uniform mit Maske und schiebt Wache. Wessen Zelle ist das denn?

„He, du, Anbu“, rufe ich über die schwebende Brücke, die das Portal mit der Zellenplattform verbindet.

Der Typ mit der weißen Maske dreht den Kopf in unsere Richtung.

„Vor wessen Zelle stehst du da?“, schreit Naruto.

Der Anbu schweigt. Wahrscheinlich ist das einer von denen, die nach strengster Anordnung nur dann sprechen dürfen, wenn sie Alarm geben.

Die Anbu und ihre Regeln… als Itachi damals bei der Truppe war, haben ihn diese Regeln dazu gebracht, mit sechzehn auszutreten und sich vorher mit dem Ältestenrat anzulegen. Ich weiß noch, wie stolz Papa deswegen auf ihn war. Unsere Familie hat sich noch nie besonders gut mit dem Ältestenrat verstanden. Papa fand es zwar nicht gut, dass Itachi aus der Anbu-Truppe ausgetreten war, aber der Ärger darüber stand hinter dem Stolz, sich mit Danzo angelegt zu haben, weit zurück.

Das waren solche Gelegenheiten, bei denen jeder im Dorf plötzlich bemerkte, dass Itachi keineswegs jemand war, der sich etwas unterordnete, was er als unfair empfand. Alle möglichen Ungerechtigkeiten regten ihn schon immer auf. Wenn er sah, dass irgendetwas gemein und ungerecht war, neigte sogar mein sonst so ruhiger, sanftmütiger Bruder zu Wutanfällen und ob der, den er dann dafür verantwortlich machte und anschrie, im Rang höher stand als er, war ihm ziemlich egal. Die sogenannte Strafe, die Itachi damals bekam, weil er sich mit dem Ältestenrat angelegt hatte, fiel ziemlich überflüssig aus: fünf Tage Hausarrest. So etwas war für Itachi, der sowieso am liebsten in seinem Zimmer am Schreibtisch saß, keine echte Strafe. Und Papa war so offensichtlich stolz auf ihn, dass aus dem Hausarrest nicht viel mehr als eine obligatorische Formalität wurde. Noch nicht einmal drei Tage Leseverbot hätten Itachi etwas ausgemacht, denn er kannte die meisten seiner Bücher ohnehin auswendig.

„Sasuke?“, wieder reißt mich Narutos Stimme aus meinen Gedanken.

Immer, wenn ich in letzter Zeit an Itachi denke, schweifen meine Gedanken ab und ich vergesse alles um mich herum.

Ich sehe Naruto an. Je länger wir uns hier aufhalten, desto angespannter wird er. Schließlich sind hier die Akatsuki-Mitglieder eingesperrt. Er weiß genauso gut wie ich, dass Itachi und Sasori in dieser Organisation die totalen Ausnahmen sind. Und dass noch immer mindestens drei Mitglieder frei herumlaufen.

Jetzt konzentrier dich mal, Sasuke! Du willst doch so schnell wie möglich diese Frau finden und deinem Bruder helfen, also reiß dich zusammen!

„Was wollt ihr denn hier?“, Darkrai schwebt auf uns zu.

„Wir suchen ein Mitglied von Akatsuki. Eine Frau namens Konan. Sie ist nicht hier, das wissen wir schon, aber vielleicht weiß einer von denen Typen hier, wo sie ist.“, antwortet Naruto.

Darkrai sieht uns an, besonders mich. Bei meinem ersten Besuch hier hat er mitbekommen, wie meine Anwesenheit dafür gesorgt hat, dass Itachi einen schlimmen Hustenanfall bekam.

„Wie geht es deinem Bruder?“, fragt er, als könne er meine Gedanken lesen.

„Er ist wieder krank. Deshalb suchen wir Konan. Sie kann ihm vielleicht helfen."

„Konan… hm, wir haben alles abgesucht und unsere Drachenhelfer haben zwei weitere Mitglieder gefunden, aber eine Frau mit diesem Namen war nicht dabei.“, Darkrai sieht aus, als würde er einen Moment nachdenken, dann spricht er weiter, „wir haben auch eine Menge auffälliger Typen gefunden, die mit Akatsuki nicht in erster Linie zu tun haben. Da war eine junge Frau dabei. Aber ihren Namen wissen wir nicht. Wir haben sie in einer Hütte bei einem recht merkwürdigen Einsiedler gefunden.“

„Ich weiß, wie sie aussieht. Jiraiya hat ein Foto von ihr gemacht, aber das habe ich nicht dabei.“, sage ich, „ich würde sie aber sicher erkennen, wenn ich sie sehe.“

Ihr blasses Gesicht, die geschminkten Lider und das Piercing an der Unterlippe werde ich sicher nicht vergessen. Schließlich ist diese Frau sehr wahrscheinlich die feste Freundin meines Bruders, also wahrscheinlich meine Schwägerin in spe.

„Ihr könnt ja zu dem Typen gehen und schauen, ob die junge Frau, die bei ihm ist, dieselbe ist, die ihr sucht.“, antwortet Darkrai.

Ich werfe einen kurzen Blick auf Naruto. In seinen blauen Augen wechselt „Ich will hier weg!“ mit „Ich will diese verdammten Akatsuki-Typen hier besiegen!“ Er hat Recht. Wir müssen jetzt hier weg und später, irgendwann, machen wir diese Typen endgültig platt.

„Wo ist dieser Einsiedler?“, will ich wissen.

Darkrai schwebt voraus, wir folgen ihm. Vor einer Art Landkarte auf einem großen Tisch zwischen den Zellenblöcken bleibt er stehen.

„Das ist eine Teleport-Landkarte. Sie funktioniert nur hier. Mit ihr kann man von hier aus zu jedem Ort gelangen, der auf ihr verzeichnet ist. Da wir schon da waren, wo dieser Typ sich aufhält, könnt ihr auch dorthin.“

„Was ist das für ein Typ?“, fragt Naruto.

„Wir wissen fast nichts über ihn, außer, dass er ein Ninja und wohl ziemlich stark ist.“

Das klingt ja interessant. Diese Drachenleute wissen also doch nicht alles. Dann finde ich das eben selbst heraus.

Der Punkt auf der Karte, auf den Darkrai zeigt, liegt ein Stück außerhalb des Feuerreiches, im legendär schlecht bewachten Gebiet um Ame Gakure.

„Hier.“, Darkrai hat etwas hinter seinem Rücken, „das wirst du brauchen.“

Wo hat dieses Wesen auf einmal Kusanagi her? Egal, hier oben stellt man solche Fragen nicht. Das ist das Raum-Zeit-Loch, hier herrschen wirklich ganz andere Gesetze als unten in der Stadt oder in meiner Heimatwelt.

Ich schiebe mein Schwert hinten in meinen Gürtel. Der ist nicht mehr das lilafarbene Seil, das Zeichen von Orochimaru, sondern ein ganz normales, breites Stoffband. Das Seil habe ich schon längst verbrannt und die Asche in den Wald gestreut.

„Bis dann.“, sagt Darkrai, berührt die Karte und innerhalb von Sekunden ist nicht nur er verschwunden, sondern auch das Raum-Zeit-Loch.

Wir stehen mitten im Wald. Kein Weg. Keine Wegweiser. Nichts. Die totale Wildnis. Der Himmel ist bewölkt und es sieht nach Regen aus.

Aber irgendwo, tief im Wald, sehe ich etwas schimmern.

„Ey, wo sind wir denn gelandet?“, fragt Naruto. Die Frage ist berechtigt. Wir stehen echt mitten im Wald und selbst mit Sharingan kann ich keinen ordentlichen Weg in der Nähe erkennen. Na klasse! Ich und Naruto allein in der unberührten Wildnis und gleich fängt es an zu regnen. Von weitem ist das Rauschen des berüchtigten Regens schon zu hören.

„Der hat was von Ame Gakure gesagt.“, bemerkt Naruto.

„Da soll es immer regnen, hab ich gehört.“, antworte ich.

Gehört ist wohl untertrieben. Wenn Naruto im Geschichtsunterricht aufgepasst hätte, wüsste er genau so gut wie ich, dass Ame Gakure eine extrem verarmte und vor allem vollkommen verregnete Ruinenstadt mit depressiven Bewohnern ist, die alle eine Dauererkältung und eine riesige Wut auf Konoha haben. Unsere Armee hat Ame im Endkampf des letzten Krieges schwer zerstört und die Leute hier sind zu arm und zu traurig, um es anständig wieder aufzubauen.

Ich denke kurz daran, dass wir ja ursprünglich zum Hauptquartier von Akatsuki wollten. Aber wenn Konan nicht dort ist, hat das keinen Sinn.

Meine Augen suchen weiter den Wald ab. Dort, wo das seltsame Schimmern ist, scheint ein Stück weiter eine kleine Hütte oder sowas zu stehen. Vielleicht ist das der Ort, den Darkrai meinte.

„Komm, Naruto, wir gehen mal in diese Richtung.“

„Und warum?“, er klingt schon etwas genervt.

„Na, weil wir hier mitten im Wald stehen und da vorne vielleicht was ist.“

„Und was?“, er ist mal wieder dumm wie Stroh.

„Na, eine Hütte oder so. Irgendwas, wo wir vielleicht einen Hinweis finden.“

Ich muss wieder an Itachi denken. Hoffentlich geht es ihm gerade einigermaßen gut.

Naruto scheint endlich kapiert zu haben, worum es hier geht und ist auf einmal Feuer und Flamme. Das ist so typisch für ihn, dass ich fast drüber lachen muss.

Nach mehreren hundert Metern stellt sich das Schimmern als eine etwa faustgroße, rosa Perle von Palkia heraus. Die Perle steckt in der Rinde eines Baumes, als wäre sie dort hineingewachsen. Die Drachen waren hier, es ist also der richtige Weg.

Nach einem weiteren Kilometer stehen wir mitten im Regen. Es wird deutlich kälter.

Aber dafür ist vor uns eine Hütte. Eine kleine, aber stabile Holzhütte mit zwei verhangenen Fenstern vorn, einer Tür und einem geschwungenen, mit bemoosten, blauen Dachziegeln gedeckten Dach. Hinter der Hütte steht eine riesige, uralte Eiche, deren Äste vernarbte, tiefe Risse haben. Vor fünfundzwanzig Jahren war hier Krieg. Der Baum hat bestimmt etwas abbekommen. Trotzdem ist es ein schöner Baum. Jemand, der sich mit Bäumen gut auskennt, muss sich um ihn gekümmert haben.

„Hier muss es sein.“, sagt Naruto, geht vor und klopft an die Tür der Hütte.

Von drinnen antwortet eine weibliche Stimme: „Wer immer es ist, er soll verschwinden! Ich bin gar nicht da!“

Was für eine freundliche Begrüßung! Aber das kann uns egal sein.

„Wie heißt du?“, rufe ich.

„Geht dich nichts an!“, ist die Antwort, „schwirrt ab, ich hab schlechte Laune!“

„Hey, du komische Alte!“, schreit Naruto, „wir wollen nur mal mit dir reden!“

Von drinnen sind Schritte zu hören, dann wird die Tür aufgerissen. Aber da ist gar keine zickige Alte! Stattdessen steht eine junge Frau mit weißem Gesicht, kinnlangen, schwarzen Haaren und silbernen Augen vor uns. Sie starrt Naruto an, als würde sie ihn kennen. Und dann bemerkt sie mich.

„Sa-sasuke? N-nee, oder? Sasuke Uchiha?“, stottert sie überrascht.

Kennt die mich etwa? Woher? Konan ist das nicht, so wie sie aussieht. Obwohl ihre Hautfarbe und die Form ihrer Augen ähnlich sind. Aber ihre Augenfarbe und ihre Haare sind ganz anders.

„Was ist denn hier los?“, fragt eine Männerstimme hinter mir. Ich drehe mich um und auch Naruto hört auf, die seltsame junge Frau anzustarren.

Aus dem Wald kommt ein Typ, der auf den ersten Blick wie ein Geist aus einer alten Gespenstergeschichte aussieht. Er ist vielleicht zwanzig Jahre alt und hat sehr langes, schwarzes Haar, das ähnlich absteht wie meines und in dem Blätter, Moosfetzen und andere, kleine Pflanzenteile hängen. Sein linkes Auge ist vollständig davon bedeckt. Sein wildes Aussehen erschreckt mich nicht weiter. Der Grund, warum ich nicht darum herumkomme, ihn erschrocken anzustarren, ist, dass er mir unheimlich ähnlich sieht. Denn nicht nur sein Haar sieht meinem in Farbe und Beschaffenheit ähnlich, sondern auch sein Gesicht und die Art seines Auftrittes. Seine Kleidung besteht aus einer einfachen, grauen Hose, einem ebenso einfachen Hemd und einer Arbeitsjacke. Der Stoff sieht ziemlich abgetragen aus, als ob der Typ viel im Wald arbeitet, sich aber nur selten neue Kleider kauft.

„Konan, wer sind denn diese Jungs?“, fragt er und seine Stimme klingt ähnlich wie die meines Vaters, „sie sehen aus, als sollten wir sie anständig behandeln.“

Diese genervte, durchgeknallte Frau da soll Konan sein? Itachis Freundin? Ich hab keine Ahnung, was ich von ihr halten soll. Irgendwie bin ich enttäuscht. Aus irgendeinem Grund hatte ich angenommen, Itachi hätte sich eine halbwegs nette Freundin gesucht.

Und sie wohnt hier, in der Nähe der lebenden Ruine Ame Gakure, bei einem einsiedlerischen, merkwürdigen Typen, der aussieht wie ich und eine Stimme wie mein Vater hat?

Naruto sieht noch verwirrter aus als ich. Ständig huscht sein Blick zwischen mir und dem Einsiedler hin und her.

„Sasuke?“, flüstert er, „kennst du den Typen?“

„Nein. Ich hab keine Ahnung, wer das ist.“, antworte ich ebenso leise.

„Sorry.“, sagt Konan und innerhalb von Sekunden sieht sie aus wie auf dem Bild. Kann sie sich verwandeln oder was? Ihre Augen sind braun, mit winzigen, silbrigen Sprenkeln, und sie sieht mich noch immer mit diesem seltsamen Blick an. Natürlich, sie hat mich wohl noch nie gesehen, weiß aber natürlich von Itachi, wer ich bin.

„Ich habe schon sehr lange keine jungen Ninjas aus Konoha Gakure mehr getroffen.“, sagt der Einsiedler, „kommt rein, Konan macht euch Tee.“

Konan öffnet die Tür so weit, dass wir an ihr vorbeigehen können.

„Entschuldigt bitte, dass ich heute so mies drauf bin. Das passiert mir immer, wenn es regnet. Ich kann Regen einfach nicht ausstehen.“, sagt sie und sieht mich dabei an. Ob sie mich wohl mag, weil ich Itachis kleiner Bruder bin? Oder kann sie mich nicht leiden, weil ich ihm so viel Schmerz zugefügt habe?

Zuerst einmal bekomme ich keine Antwort darauf. Konan zündet die absolut urzeitliche Deckenlampe an und beginnt, den angeordneten Tee zu kochen. Erst sieht es ziemlich normal aus. Aber als ich die Teetasse in meinen Händen halte, fällt mir der Geruch des Tees auf. Er riecht ganz genau wie Oma Yonekos Spezialmischung! Das geheime Rezept, das es nur in ihrem kleinen Teehaus gibt. Das, was sie bisher, soweit ich weiß, noch niemandem, der nicht aus Konoha stammt, verraten hat. Woher kennt Konan dieses Teerezept? Itachi hat es ihr sicher nicht verraten. Er kennt es, weiß aber genau, wie wichtig es für Oma ist, dass es geheim bleibt. Das alles hier ergibt noch keinen Sinn.

Naruto hält die Nase in den Dampf, der aus seiner Teetasse steigt.

„Mmmh, das riecht unheimlich gut.“

Ich rücke sofort mit meiner Frage raus: „He, Konan, woher kennst du diesen Tee? Das ist das Geheimrezept meiner Urgroßmutter.“

Konan antwortet nicht, stattdessen meldet sich der Einsiedler zu Wort:

„Ich kenne dieses Rezept schon seit vielen Jahren. Da ich die allermeiste Zeit allein lebe und nicht mehr viel mit der Welt zu tun habe, koche ich mir meinen Tee immer so. Die Kräuter, die man dazu braucht, wachsen nur in zwei Gegenden: hier und auf einer kleinen Lichtung im Wald von Konoha.“

Der Typ ist wirklich sehr seltsam. So, wie er aussieht, könnte er glatt mit mir verwandt sein und jetzt kennt er auch noch das geheime Teerezept meiner Urgroßmutter! Und woher kennt er die Teekräuter, die es in Konoha gibt? Über den genauen Ort im Wald, wo die wachsen, weiß wirklich nur Omas Teeclub Bescheid. Und Itachi natürlich. Ich selbst weiß nur, dass es da irgendwo so einen Ort gibt.

„Sasuke?“, fragt Konan, „warum bist du hier? Ich hab von den Drachen gehört, dass es Akatsuki nicht mehr gibt und dass du mit Ita wieder in Konoha lebst, aber was treibt dich her?“

„Itachi. Er ist in Konoha, aber es geht ihm nicht besonders gut. Ich hab die Gravur in seinem Ring gesehen und so bin ich auf dich gekommen.“

„Was? Er ist noch immer nicht wieder gesund?“, Konan springt erschrocken auf und kramt aus einer herumliegenden Tasche ein gerahmtes Bild von Itachi heraus, „was hat er denn?“

„Er ist auf der Straße zusammengebrochen. Shiawase-no-Jutsu.“, antworte ich.

Konan stützt den Kopf in die Hände und seufzt schwer.

„Ich hätte ihn nie alleinlassen dürfen! Er braucht mich doch so! Warum hab ich da an mich gedacht? Es war nicht der richtige Moment, um auszusteigen!“, sie klingt, als ob sie weint. Ich glaube, sie ist doch ein liebes Mädchen. Alles andere hätte mich auch wundern sollen. Schließlich ist Itachi doch ziemlich wählerisch, wenn es um Leute geht, die er nah an sich heranlässt.

„Ich bin hergekommen, um dich zu holen und zu ihm zu bringen.“, sage ich, damit sie sich wieder beruhigt. Ich kann es seit einer Weile nicht mehr ertragen, wenn jemand außer Itachi in meiner Anwesenheit weint. Es erinnert mich immer wieder an meine Wut auf mich selbst. Auch wenn Itachi weint, ist das so, aber irgendwie ist es bei ihm auch wieder anders.

„Itachi… mein geliebter Trauerspatz…“, sagt Konan leise, „bald bin ich wieder bei dir.“, sie ist ja fast genau so nah am Wasser gebaut wie er!

Ich hab eine Menge Fragen an sie. Aber die kann ich immer noch stellen, wenn wir wieder in Konoha sind. Erst einmal kommt es drauf an, dass wir hier wieder wegkommen. Bevor der Regen draußen zu heftig wird.

Und zu allererst will ich von diesem Einsiedler, der mir immer seltsamer vorkommt, eine Erklärung bezüglich des Tees haben:

„Das ist ein geheimes Teerezept meiner Urgroßmutter. Ich will auf der Stelle wissen, woher du es hast!“

Der Einsiedler, dessen Stimme irgendwie nicht zu seinem jugendlichen Aussehen passt, lacht leise. Auf einmal hat er Ähnlichkeit mit Itachi. Warum, verdammt noch mal, treffe ich hier in der tiefsten Wildnis einen Typen, der aussieht und redet, als wäre er mit mir verwandt? Es wäre echt ein sehr denkwürdiger Zufall, wenn er nicht das Geringste mit meiner einst so großen Familie zu tun hätte! Und ein noch viel größerer Zufall wäre es, wenn dieser Typ tatsächlich mit mir verwandt wäre! Aber das ist sehr unwahrscheinlich.

„Konan? Wie lange wohnst du schon bei dem?“, frage ich leise.

„Erst seit ein paar Wochen. Vorher war ich bei deiner Großmutter in Mosukao.“, antwortet sie. Ich habe keine Ahnung, wo diese Stadt liegt, aber wahrscheinlich in der Nähe von Afuriika und Arasuka. Jedenfalls sehr, sehr weit weg von Konoha und dem Feuerreich.

„Wie heißt der?“, frage ich weiter, natürlich flüsternd.

„Ich nenne ihn Izu.“, sagt Konan, „seinen Nachnamen kenne ich nicht.“

Der Einsiedler lacht wieder leise und senkt den Kopf, sodass die breite Haarsträhne nach vorn fällt. Darunter wird ein weißer Verband sichtbar, der sein Auge komplett verdeckt. Der Rest des Verbandes verschwindet unter seinem dichten, schwarzen Haar.

„Was ist denn da passiert?“, frage ich ihn und deute auf den Verband.

Der Typ, den Konan Izu nennt, sieht mich zum ersten Mal ganz direkt an. Es ist so, als würde ich in eine Art Spiegel blicken, nur dass sein Mund an der Oberlippe ein wenig anders ist. Diese Ähnlichkeit kann einfach kein Zufall sein und trotzdem habe ich keine Ahnung, wie er mir das erklären könnte. Ich habe ihn noch nie gesehen, ganz bestimmt nicht.

Nach einer Weile lächelt er, sieht mich noch ein paar Sekunden lang an und sagt dann: „Du siehst einem sehr hübschen Mädchen aus meiner alten Heimat ähnlich. Ihr seid doch aus Konoha, nicht wahr?“

Ich nicke. „Wie heißt das Mädchen? Vielleicht kenne ich sie.“

„Sie war eine Cousine von mir und nicht wenige Leute sagten damals, dass sie das hübscheste Mädchen im Dorf war.“, erzählt Izu, „aber sie hat sich immer nur für einen einzigen Typen interessiert. Das ist alles jetzt dreißig Jahre her, so lange lebe ich schon allein. Aber ich habe die Namen der Leute aus dem Dorf nie vergessen.“, es ist seltsam, ihm zuzuhören und ihn dabei anzusehen. Sein Äußeres ist das eines jungen Mannes, vielleicht ein paar Jahre jünger als Itachi, aber er redet wie ein älterer Einsiedler.

„Und? Wie hieß sie? Was ist mit deinem Auge passiert?“

„Du bist ungeduldig.“, sagt er, „euch jungen Ninjas kenne ich natürlich nicht, ich weiß nur, dass Tsunade Senju gerade Hokage ist. Diese junge Dame hier ist nämlich auch nicht sehr gesprächig.“, er zeigt auf Konan, die mit den Augen an Itachis Bild klebt, „wer ist denn dieser Itachi?“

„Das ist mein älterer Bruder. Er ist achtundzwanzig, wahrscheinlich kennst du ihn also nicht.“, antworte ich.

„Dein älterer Bruder? Na, wie schön, ich hatte auch mal einen. Er war zwar nur mein Halbbruder, aber da ich ihm sehr ähnlich sah, war es unwichtig, wie eng verwandt wir waren. Er war fünf Jahre älter als ich.“, er bricht ab, schweigt eine Weile und sagt dann: „Ich habe schon sehr, sehr lange nicht mehr mit einem Menschen aus Konoha gesprochen und schon gar nicht über meinen Bruder.“

„Sie hatten einen älteren Bruder?“, fragt Konan und legt Itachis Bild beiseite.

Izu schweigt eine Weile und nur sein kurzes, leises Lachen unterbricht es manchmal. Dann sieht er mich wieder an und ich bin mir sicher, dass ihm die Ähnlichkeit spätestens jetzt auch aufgefallen ist.

„Wie heißt du? Dass dein Vorname Sasuke ist, hat dein blonder Freund ja schon gesagt, aber wie ist dein Nachname?“, fragt er dann.

„Ich heiße Sasuke Ikuto Uchiha.“, antworte ich und lasse ganz kurz meine Sharingan aufleuchten. Ich bin eben noch immer derselbe Angeber.

Izu strahlt mich an.

„Was ist denn mit deinem anderen Auge?“, frage ich.

„Das… das habe ich verschenkt.“, antwortet er mit einem Lächeln, das ich nur zu gut von Itachi kenne, „an meinen älteren Bruder.“

Jetzt wird es aber richtig unheimlich! Seit wann kann man Augen denn bitte verschenken?! Obwohl ich schon so einiges gesehen habe (na vielen Dank auch, Kabuto!), kann ich mir darunter nicht allzu viel vorstellen.

„Wie… wie kann man denn ein Auge ...verschenken?“, frage ich verwirrt.

Izu sieht mich an und schweigt. Typisch Einsiedler. Und wie er mich ansieht, das kommt mir so bekannt vor! Es ist diese irre Ähnlichkeit. Die Form und die Züge seines Gesichtes und das dichte, schwarze Haar.

„Du hast was von einem Dorf gesagt. Meinst du damit Konoha?“, fragt Naruto, der bisher offenbar nicht wirklich zugehört hat

Er schweigt mich weiter an, als ob ihn die Fragen in Erinnerungen versetzen würden. Vielleicht ist das ja auch so.

„Jetzt sag schon!“, fordert Naruto, „woher kommst du?“

Izu lässt wieder dieses leise, wissende Lachen hören, bevor er mich ansieht und mir direkt ins Gesicht sagt: „Aus Konoha Gakure. Dort wurde ich vor dreiundvierzig Jahren geboren. Und zwar als Nachkomme einer der einflussreichsten Familien des Dorfes. Ihr kommt aus Konoha, also müsstet ihr wissen, um welche Familie es sich handelt. Besonders du, Sasuke.“

Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich denken soll. Mit den Senju und den Hyuuga ist er bestimmt nicht verwandt, die sehen ganz anders aus. Und wenn er Konoha vor dreißig Jahren, also kurz vor dem Krieg, verlassen hat, ist es vollkommen klar, dass ich noch nie von ihm gehört habe. Er kann also doch zu meiner Familie gehören...

„Du… du meinst… du bist vielleicht wirklich mit mir verwandt?“

„Wahrscheinlich. Ich höre nicht viel aus dem Dorf, dein Vorname ist mir unbekannt.“

„Und Itachis Namen? Hast du den nicht schon einmal gehört? Er ist ziemlich bekannt, weil er jeden Ninja-Rang bisher als Jüngster erreicht hat.“

„Na ja, vielleicht habe ich mal von ihm gehört. Aber viel bekomme ich nicht mit. Sag mal, wie heißen deine Eltern?“

„Ikue und Yoshio Uchiha. Und meine Urgroßmutter ist Yoneko Uchiha.“

„Ikue… sie ist deine Mutter?“

Ich nicke.

„Du siehst ihr wirklich ähnlich.“

„Das ist seltsam. Denn die meisten Leute sagen, dass Itachi ihr viel ähnlicher ist als ich.“

„Nicht die Art des Wesens, falls du das meinst, sondern dein Gesicht. Du siehst genauso aus, wie ein Sohn des Uchiha-Clans aussehen sollte.“, er greift nach dem Bild von Itachi, das neben Konans Knien liegt, „dein Bruder übrigens auch.“

Ich rechne im Kopf aus, wie alt Izu gewesen sein muss, als er Konoha verlassen hat: fünfzehn Jahre! Er war jünger als ich jetzt! Aber ungefähr im selben Alter wie ich war, als ich gegangen bin.

„Warum bist du denn aus Konoha weggegangen?“, frage ich und nenne ihn in Gedanken probeweise Izu Uchiha. Klingt irgendwie passend.

„Es gab eine Menge Streit. Deshalb musste ich weg. Bevor ich ging, habe ich mein Auge verschenkt.“

„Sag mal, wie geht denn sowas?“

Izu schweigt und aus seiner Haltung ist deutlich zu erkennen, dass er jetzt nichts mehr sagen wird. Wer dreißig Jahre lang schweigen konnte, kann es auch weiterhin tun.

„Denkst du nicht manchmal daran, zurückzugehen?“, fragt Naruto, dem die ablehnende Körpersprache anderer Menschen grundsätzlich egal ist.

Izu schüttelt den Kopf, steht auf und geht wortlos in den Regen hinaus.

„Na super!“, sagt Konan, „seit Tagen versuch ich jetzt schon, irgendwas aus ihm rauszukriegen, aber an den interessantesten Stellen blockt er immer wieder ab. Sowas nennt man wohl wirklich einen Einsiedler.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2013-04-27T18:48:39+00:00 27.04.2013 20:48
Das könnte doch Obito sein der ein Freund von Kakashi und dessen Team-Mitglied war?Das heraus zu finden hoffe ich in den nächsten Kapiteln.Vielleicht nennt er auch Kakashi seinen großen Bruder weil sie sich sehr nahe standen.Taj das wäre des Rätsels Lösung.Super,es wird immer besser,mach weiter so.

LG
Onlyknow3
Antwort von: Harulein
28.04.2013 11:09
Nee, Obito kommt hier gar nicht vor. Es geht zwar um die Geschichte des Uchiha-Clans, aber auch Tobi ist hier nicht Obito.
Von: abgemeldet
2013-01-08T23:48:55+00:00 09.01.2013 00:48
Wow, ich habe gerade dein ff gelesen undd bin baff, bitte behalte den Spannungsbogen bei

2 von 2 Daumen


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