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Das Phantom der Hochschule

Das Erbe des Phantoms der Oper
von

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Die Mutter

Kapitel 18: Die Mutter

„Was sagt dir dein Herz?“
 


 

Noch völlig verstört von den gestrigen Ereignissen, war Erik auf den Weg nach Dresden. Während der langen Autofahrt, ging ihm vieles durch den Kopf. Ob sein Vater noch lebte? Ob der Rettungswagen, den er rief, noch rechtzeitig eingetroffen war? Er hatte so einen Zorn auf seinen Vater, dass er gar nicht anders handeln konnte. Aber jetzt schien es an ihm zu nagen.

Er wollte nie so werden wie sein Vater und doch war er jetzt dessen Abziehbild. Das dachte er zumindest. Im Autoradio verfolgte Erik die Nachrichten. Als plötzlich über einen Mord in Schwerin berichtet wurde, drehte er die Lautstärke auf und hörte aufmerksam hin.

„Gestern hat sich im Schweriner Stadtteil Lankow ein grauenvolles Ereignis abgespielt. Zwei Eheleute wurden den derzeitigen Nachrichten zufolge, tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Ermittlungen wurden aufgenommen.“

Erik konnte sich seinen Reim darauf machen und versuchte sich mit Musik abzulenken, indem er eine CD einlegte. Auf dem Rücksitz seines Autos, waren einige Sachen, die er schnell zusammengepackt hatte. Sein Kopf war voller Fragen und er wusste nicht genau, was ihm nun bevorstehen würde. Er wusste nur, dass er den letzten Wunsch seiner Mutter erfüllen musste.
 

Endlich in der sächsischen Stadt angekommen, machte sich Erik ohne Umwege sofort auf den Weg zu seinem Ziel; der Dresdener Oper. Es war bereits dunkel und das Gebäude war nur noch eine halbe Stunde für Besucher geöffnet. Doch kaum hatte er das Gebäude betreten, wusste er nicht weiter. Er holte den Abschiedsbrief seiner Mutter heraus und las noch mal Zeile für Zeile, auf der Suche nach einem Hinweis.
 

„Erik. Mein lieber, lieber Sohn. Bitte verzeih mir mein Handeln. Ich war dir eine schlechte Mutter. Viel zu spät habe ich gemerkt, was für einen Mann du zum Vater hast und als ich es erkannte, war es bereits zu spät dich aus seiner Reichweite zu bringen. Ich habe die friedliche Zeit genossen, als du ein Baby und Kleinkind warst. Dein Vater war nicht immer so ein Mensch. Es tut mir im Herzen weh, dass du ihn nie als den Mann kennen lernen konntest, in den ich mich einst verliebte. Ich hoffe, dass er sich ändert. Nur der Glaube dazu fehlt mir.

Erik, wenn der Schmerz für dich unerträglich wird, wende dich an deinen Onkel. Er lebt derzeit in Rostock. Er wird dir helfen.

Eine Sache solltest du noch wissen. Wie der Name Chevallier schon verrät, stammen unsere Vorfahren aus Frankreich. Ich weiß nicht, ob du mit dem Vorfall vertraut bist, der sich 1871 in Paris ereignet hat. Dein Ursprung, mein Kind, liegt dort. Wenn ich heute dein Gesicht ansehe, siehst du ihm ähnlicher, als sonst irgendeiner aus unserer Familie. Darum verrate ich dir ein Geheimnis. In der Dresdner Oper liegt ein Erbstück der Familie versteckt, dass von deinem Urgroßvater vor einigen Jahren dahin gebracht wurde. Du wirst es erkennen, wenn du es siehst. Als Hinweise gebe ich dir die Zahl 5. Und dann wirst du auch deine Verbindung mit dem Vorfall von 1871 verstehen.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du glücklich wirst. Ich liebe dich, mein Sohn.“
 

[Du wirst es erkennen, wenn du es siehst.]

Doch das half ihm im Moment gar nicht und sah sich weiter um. Sein Weg führte ihn quer durch das ganze Gebäude und ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Er hielt inne und dachte noch mal in Ruhe nach.

[Als Hinweise gebe ich dir eine Zahl; 5.]

Aber auch dieser Hinweis brachte ihn im Augenblick nicht weiter und schließlich wurde er von einem der Sicherheitsleute angewiesen, das Haus in einigen Minuten zu verlassen. Überrascht von Eriks maskiertem Gesicht, zog sich der Mann jedoch erschrocken schnell wieder zurück. Dieser sah sich um und nun fiel ihm auf, dass er bei den Logen angekommen war. Kurz innehaltend beschloss er nun, zur Loge Nr. 5 zu gehen und im schnellen Schritt, war er da auch im Nu angekommen.

Er betrat die Loge und sah in den Opernraum und auf die Bühne. Er konnte sehen, dass die Leute langsam die Oper verließen und er musste sich beeilen. Er durchsuchte jede Ecke, hinter jedem Vorhand, allerdings ohne Resultat. Auch unter dem Stuhl sah er nach, aber auch das blieb ergebnislos. Doch auf einmal schien er eine Art Schalter gefunden zu haben und betätigte diesen. Erik staunte nicht schlecht, als sich ein Geheimfach am Stuhl öffnete.

Er griff hinein und holte eine weiße Maske heraus. Verblüfft, erschrocken und irritiert sah er diese nun an und dutzende Fragen kreisten in seinem Kopf herum.

Das war also das Erbe der Familie – das Erbe des Phantoms der Oper.
 


 

Ruckartig aus einem Traum erwachend, öffnete Erik seine Augen und richtete sich an diesem Morgen auf. Er fuhr mit einer Hand durchs Gesicht und sah anschließend auf seinen Nachttisch, wo die weiße Maske lag. Er dachte zurück an jenen Tag, als er sie in der Oper fand. Von seinem Onkel, den er damals im Anschluss aufsuchte, erfuhr er von der Geschichte, die mit dieser Maske in Verbindung stand. Tatsächlich gab es eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Phantom der Oper. Doch er wollte nicht so werden. Er wollte kein wahnsinniges Genie sein, der zum Mörder werden würde. Und doch, war er letzteres bereits. Zumindest dachte er das.

Die Woche war sehr ruhig und er bekam oft Besuch von Sarah, Maora und Takuto. Das brachte ihn natürlich zwangsweise in die Situation darüber nachzudenken, ob er diese dunklen Gänge und Zimmer, in ein Leben außerhalb dieser Gemäuer eintauschen wollte oder nicht. Diese Entscheidung konnte ihm niemand abnehmen.

„Ihr habt einen Song geschrieben?!“ fragte Maora überrascht, als das Thema zur Sprache kam.

Während Takuto sich an einer Konzertgitarre zu schaffen machte, saß Erik an seinem Schreibtisch.

„Ja, das heißt. Wir haben angefangen. Er ist aber noch nicht fertig. Wir wissen noch nicht einmal einen Titel.“ Erklärte er und plötzlich öffnete sich die Tür und Sarah trat ein.

„Hallo, alle zusammen. Hier sind die China-Pfannen!“ sagte sie fröhlich und brachte in einer Plastiktüte, die von ihren Freunden bestellten Mahlzeiten mit. Takuto stand sofort auf, denn er hatte, wie er selbst sagte, einen Bärenhunger. Erik dagegen, kam zum ersten Mal in den Genuss einer China-Pfanne und er wusste nicht, was ihn erwartete.

Die Stimmung war ausgelassen und heiter. Das Band der Freundschaft zwischen den Vieren vertiefte sich immer mehr. Das war für Erik das erste Mal in seinem Leben, dass er mit so vielen Leuten auf einmal zusammen war, wenn man mal die Schulzeit außen vorlässt.

Sie musizierten zusammen, sie schrieben gemeinsam und auch der Spaß kam dabei natürlich nicht zu kurz. So verging die Woche fast wie im Flug.
 

Am Freitag war dann auch endlich der gemeinsame Song von Erik und Sarah fertig. Es fehlte nur noch ein Titel, aber da wollten sich Maora und Takuto nicht einmischen und so verließen sie die Runde schon vorzeitig.

„Alles klar! Schönes Wochenende euch beiden!“ sagte Sarah, bevor die Tür zuschnappte. Sie stand an Eriks Schreibtisch und hielt die Lyrics des Songs in der Hand. Sie betrachtete die Zeilen und überlegte sich einen Titel. Dann griff sie nach einem Bleistift und schrieb vier Worte in die Kopfzeile. Anschließend legte sie Erik das Blatt vor, der sich den Titel ansah.

„… Ja. Das ist gut. Das gefällt mir sogar sehr gut. Den nehmen wir.“ Sagte er dann freudestrahlend und stand auf. Beide waren glücklich, dass ihre gemeinsame Arbeit nun endlich Früchte trug und sie den Song bald zusammen spielen würden.

Während Sarah sich noch einmal das Blatt schnappte und die Lyrics verinnerlichte, stand Erik neben ihr und betrachtete sie stumm. Sollte er jetzt etwas sagen oder sollte er doch für immer schweigen? Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und im nächsten Moment nahm er sie ohne Vorwarnung in den Arm. Sarah war sehr verdutzt darüber.

„Eh? Was soll das denn jetzt?“ fragte sie und musste etwas lachen, weil sie dachte, dass es seine grenzenlose Freude über die Fertigstellung des Songs war.

„Pssst. Nicht jetzt.“ Fing er mit sanfter Stimme an. „Wir wissen nicht, was der Morgen bringt. Lass mich diesen Moment genießen. Bitte.“

Sie verstand was er meinte – oder glaubte es zumindest und so ließ sie es einfach, wie es war. Sarah dachte daran, was passieren würde, wenn Kai und Kairi keine positiven Nachrichten mitbringen würden und schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Stattdessen dachte sie an einen positiven Ausgang und fragte sich im nächsten Moment, ob er in Zukunft in Freiheit leben wollen würde, oder ob er sich so an die Dunkelheit gewöhnt hatte, dass er hier bliebe.

Das konnte sie nur spekulieren und letzten Endes war es auch nicht ihre Entscheidung.
 

Nach einigen Minuten, ließ er sie dann wieder los und sie setzten sich auf die Couch im Nebenraum. Dort wollte er mit ihr noch mal in Ruhe reden. Eine Sache, die er ihr nämlich noch nicht erzählt hatte, war, wie er zu der weißen Maske gekommen war und eben das holte er nun nach. In dem Zusammenhang zeigte er ihr auch den Abschiedsbrief seiner Mutter. Doch kaum hielt Sarah diesen in der Hand, sah sie ihn fragend an.

„Was soll das? Das dürfte ich eigentlich gar nicht sehen. Das ist Familienintern. Das geht mich doch gar nichts an.“ Erklärte sie und er lächelte sie an, was Sarah jedoch nur noch mehr verwirrte.

„Für mich zählst du bereits zur Familie.“ Sagte er dann.

Er hatte eine solche Liebe in der Stimme, als er das sagte, dass es Sarah schon richtig unangenehm war und sie leicht errötete. Sie schüttelte den Kopf und faltete den Brief wieder zusammen. Dann nahm sie seine linke Hand und gab ihm den Brief zurück.

„Nein. Das ist nicht für meine Augen bestimmt. Trotzdem vielen Dank für dein Vertrauen und deine lieben Worte.“ Sagte sie nun und lächelte ihn an.

Kurz war es still, als Sarah dann wieder das Wort ergriff.

„Die Mutter ist eine äußerst wichtige Person. Das denke ich zumindest. Du bist mit ihr Verbunden, noch bevor du diesen Planeten betrittst.“

„Ja, da muss ich dir sogar Recht geben. Was mich angeht, war ich immer mehr mit ihr verbunden, als mit meinem Vater. Wie ist das bei dir?“ fragte er interessiert und mit ruhiger, sanfter Stimme. Sie atmete einmal tief durch bevor sie antwortete.

„… Ja, bei mir... Keine Ahnung. Ich kenne dieses Gefühl zur Verbundenheit mit der Mutter auch. Allerdings zu einer Person, die nicht meine leibliche Mutter war. Ich weiß gar nicht, ob man das gleichsetzen kann.“

„Was sagt dir dein Herz?“ fragte er nun und sah ihr tief in die Augen. Auf einmal erkannte sie, dass er wahnsinnig schöne blaue Augen hatte. Seltsam, dass es ihr erst jetzt auffiel. Ihr war nicht ganz wohl und sah schnell zur Seite.

„… Ähm.“ Sie hatte fast vergessen, worüber sie gerade sprachen.

„Iris… Sie war meine Mutter. Das sagt mir das Herz.“

Dann erfasste Stille den Raum und das Licht der Kerzen vermittelten einen fast unheimlichen Eindruck. Erik betrachtete die junge Frau noch immer und das merkte sie auch. Allerdings war ihr ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken. Wieder fühlte sie sich wie ein hilfloses Lamm, das nur darauf wartete, vom Wolf angefallen zu werden.

„Sag es.“ Forderte er sie nun auf. Doch sie verstand natürlich nicht, was er damit meinte und sah ihn fragend an.

„Was bedeute ich dir?“ fuhr er nun fort und sie musste schlucken. Wie kam er denn jetzt auf die Schiene? Eigentlich kannte er doch ihre Antwort bereits.

„Wir sind Freunde und somit bedeutest du mir sehr viel.“

Das war die Auskunft, die er erwartet, aber nicht erhofft hatte. Erik schloss kurz die Augen und lächelte, als er den Kopf senkte. Sarah hingegen sah ihn nur fragend an. In seinem Inneren tobte ein Kampf, den sie jedoch nicht bemerkte. Den niemand bemerkte. Dann stand er auf und ging zur Tür, vor der er jedoch stehen blieb. Dann wandte er sich ihr zu.

„Was wäre, wenn ich auch wahnsinnig werden würde?“

Sarah schüttelte den Kopf.

„Das kann ich mir nicht vorstellen.“

„Was wäre, wenn ich dich hier einsperren und nicht mehr rauslassen würde?“ fragte er anschließend und schloss in dem Moment die Tür ab, um seiner Frage Nachdruck zu verleihen. Über diese Frage war Sarah nun wirklich sehr verwundert, musste allerdings schmunzeln und hielt sich den Handrücken an den Mund.

„Dann würden meine Freunde die Tür eintreten und du bekämst mächtigen Ärger, mein Lieber.“

Sie lachte kurz ein wenig und sah ihn anschließend wieder an. Eigentlich erwartete sie nun eine Erklärung, was diese seltsamen Fragen sollten, doch die bekam sie nicht.

Erik lächelte nun ebenfalls und schloss die Tür wieder auf.

„Ja, das stimmt wohl. Ich hatte es auch nicht vor, keine Angst.“

Nun stand Sarah auf und ging auf ihn zu.

„War mir klar. Ich habe auch nicht geglaubt, dass du so was tun würdest. Mach dir keine Gedanken darüber, Erik. Du wirst bestimmt nicht wahnsinnig werden. … Aber ich werd jetzt mal langsam gehen.“

Nun gingen sie wieder zurück in das Arbeitszimmer, wo sich Sarah die Jacke anzog und ihre Sachen schnappte.

„Also dann. Ein schönes Wochenende.“ Sagte Erik nun, während sie den Reißverschluss schloss.

„Ja, wünsche ich dir auch. Schönes…“ Sie hatte den Satz noch nicht ganz beendet, als er plötzlich ganz dicht bei ihr stand und ihr einen Kuss aufs linke Augenlid gab.

[Was? Was? Was?!]

Sie trat einen Schritt zurück und errötete.

„Für schöne Träume.“ Fing er an, erhielt aber keine Antwort.

„War das zu aufdringlich?“ fragte er zögernd und sah kurz beschämt zur Seite. Sarah fasste sich langsam wieder, antwortete aber stotternd.

„Ähm, nein. … Passt schon. … Alles bestens. Das kam nur so unerwartet. … Dir auch… schöne Träume.“

Noch immer etwas verdutzt über diese Aktion, wandte sie sich nun von ihm ab, verließ das Zimmer und schloss auch die Tür hinter sich.

Er hingegen blieb stumm stehen und betrachtete die Tür. Fast so wie ein Wolf, der darauf wartete, dass das Lamm zurück kommt. Doch die Tür blieb zu und in Gedanken versunken wandte er sich wieder einem seiner vielen Projekte zu.
 

Kaum hatte Sarah die HMT verlassen, erhielt sie einen Anruf ihrer beiden Freunde Kai und Kairi, die ihr das Resultat ihrer Ermittlungen mitteilten. Jetzt mussten sie nur noch den eigentlichen Mörder finden und fassen…



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