Zum Inhalt der Seite

The Darkside

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

On Drugs

~
 

Helles, kratzendes Schleifen. Ein Geräusch wie Fingernägel auf einer Tafel. Etwas, das einem die Haare zu Berge stehen ließ: Metall auf Beton.
 

Es kam von weit entfernt, draußen, aber es ließ ihr das puckernde Herz beinahe aus dem Brustkorb springen. Sakura hatte sämtliche Lichter gelöscht. Leise atmend, wie ein kleines Tier in der Falle saß sie unterm Fenster bei der Heizung in ihrer winzigen Wohnung der Hochhaussiedlung und klammerte die Arme um ihre Knie.
 

Sai hatte sie nach Hause gebracht, wie verabredet.

Den ganzen Weg lang hatte er kein einziges Wort gesagt. Im Aufzug, diesem hässlichen gelben Ding in dem mit Edding Sprüche an die Wand geschmiert waren, hatte er ihr einfach nur gegenüber gestanden. Die Augen halb geschlossen, so dass man nichts von seiner Pupille sah, nur diesen aufwärts gebogenen Halbkreis der Wimpern... und dieses unheimliche, stille Grinsen im Gesicht.
 

Sie hatte sich die ganze Zeit über gefragt, was er wohl dachte. Sicher irgendetwas versautes. Und eigentlich hatte sie schon mit einer ekelhaften, perversen Frage gerechnet wie: "Darf ich deine Brust anfassen?" oder "Zeig mir dein Höschen" oder "Was bekomme ich eigentlich dafür, dich heim zu bringen?" Aber nichts.

Irgendwie machte ihn die Entscheidung, gar nichts zu sagen, noch unheimlicher.
 

Jedenfalls war sie froh gewesen, zuhause zu sein. So froh, dass sie die Tür zwischen ihnen gleich zugeknallt hatte. Ganze zwei Minuten hatte die Erleichterung angehalten. Dann war ihr klar geworden, wie dumm sie gewesen war.
 

Wieso schickte sie den einzigen Typen in Reichweite wieder weg? Ohne ihn war sie die ganze Nacht allein! Gut, Sai sah nicht aus wie ein starker Kämpfer, aber er war ein Mann! Das hätte den unheimlichen Verfolger vielleicht abgeschreckt!
 

Egal auf was für perverse Sachen er stand, es wäre besser gewesen, als hilflos darauf zu warten bis ein Serienkiller sie erwischte.
 

Genau das war der Typ mit der Sense doch, oder?

Der kurze Moment in dem er aufgetaucht war- eine bullige, breitschultrige Gestalt mit lässigem Schritt und runden Muskeln in all den Nebelschwaden- so etwas gab es sonst nur in Horrorfilmen! Oder in einem Albtraum. Und jetzt steckte sie in einem mittendrin und sie wollte aufwachen, einfach nur aufwachen! Das konnte doch alles nicht wahr sein!
 

Etwas kitzelte an ihrer Wange, sie wischte es schniefend weg. Blöde Tränen. Was brachte es, immer zu heulen? Überhaupt nichts, schlimme Dinge passierten trotzdem. Es war nutzlos und jämmerlich, aber es war wie ein Reflex. Sie konnte einfach nicht aufhören. Erschöpft ließ sie ihre Stirn an die Heizungsrillen sinken, schloss die Augen und schluckte. Ihre rosa gefärbten Haare hatte sie über ein Ohr zurück gestrichen. Sie waren zerzaust und strähnig. An der Seite des Halses konnte man durch die dünne Haut ihren Puls pochen sehen.
 

Eigentlich hätte sie jetzt furchtbar gerne geduscht. Aber da hörte sie schon wieder etwas, das ihr den Magen umdrehte. Etwas schliff und knirschte dort unten. Vielleicht nur jemand, der sein Garagentor öffnete...
 

Sie zog ihr Handy aus der Handtasche und versuchte, den ruckartigen Atem zur Ruhe zu zwingen. Weißes Licht biss ihr grell in die Augen, als das Display zum Leben erwachte.
 

Wen konnte sie anrufen?

Ino-... Sekundenlang starrte sie auf Inos Nummer mit dem kleinen, blauen Schmetterlingssymbol daneben. Oh Gott, Ino... wie gern hätte sie bei ihr übernachtet!
 

Aber was, wenn sie sie damit auch in Gefahr brachte? Das ging nicht.

Ino wollte sie auf gar keinen Fall in irgendeinen Mist mit hinein ziehen-...
 

Kakashi?

Der Name allein sorgte für ein Flackern von Trost und Hoffnung. Mit zitternden Fingern wählte sie, drückte das Handy so fest ans Ohr dass es schmerzte und lauschte auf das Freizeichen. Keine Antwort. Eine ganze Minute lang hoffte sie, aber am anderen Ende der Verbindung rührte sich nichts. Kalte, nackte Todesangst kroch wieder an ihr hoch, schloss ihren Brustkorb in eisigen Klammergriff.
 

Dieser Psycho war irgendwo vor dem Haus und kam näher. Sie konnte ihn hören. Wahrscheinlich war er ihr und Sai gefolgt und wusste jetzt wo sie wohnte. Es war eine Frage der Zeit, bis er in den Aufzug stieg, mit seinen schwarzen Stiefeln über den Flur schlurfte und ihre Tür fand. Und dann?
 

Kakashi antwortete nicht. Wahrscheinlich lag sein Handy irgendwo und er hatte es nicht einmal bei sich. Warum konnte dieser Typ nicht ein einziges Mal seinen Job ernst nehmen und zuverlässig sein, so wie man das von Leuten in seinem Beruf erwartete?! Andererseits war es auch mitten in der Nacht... Und er hatte schon einmal gemeckert, dass er nicht wollte, dass ehemalige Heimbewohner seine Privatnummer hatten... verdammt!
 

Was blieb ihr noch übrig? Die Polizei? Die würden glauben sie halluzinierte und würden ihr ihren Stoff wegnehmen. Und das ging auch nicht, den brauchte sie! Ohne das konnte sie genau so gut sterben!
 

Ihr Herz pochte so laut in ihren Ohren, dass es fast klang wie Schritte draußen auf dem Flur.
 

Nein, Moment. Das war keine Täuschung.

Es waren tatsächlich Schritte die näher kamen-... schwere entschlossene Schritte zu ihrer Tür.
 

Angst ergoss sich über sie wie kaltes Blei, sie war wie gelähmt als es klopfte. Ganz deutlich war es zu hören. Der trockene, hölzerne Ton hallte durchs stille Zimmer.
 

Ein paar Momente lang hatte sie das Gefühl ihr Herz würde aussetzen.
 

Dann zuckten ihr fieberhafte Gedankenfetzen durch den Kopf. Konnte sie aus dem Fenster über den Balkon flüchten? Die Wohnung war im fünften Stock, da würde sie sich den Hals brechen, wenn sie abstürzte. Verstecken konnte sie sich auch nirgendwo, ihr einziger Schrank war zu klein und zu voll, unterm Sofa war kein Platz-... Sie saß in der Falle!
 

Das Klopfen wurde stärker. Ein energisches, forderndes Donnern mit der Faust. Sakura starrte mit großen Augen auf den Hauseingang. Sie konnte sich nicht bewegen.
 

„Ich weiß, dass du da bist", drang die tiefe, männliche Stimme zu ihr durch, "Mach auf, oder ich trete die Tür ein!“
 

Sakura stockte der Atem. Konnte das-...?

Sie kämpfte sich auf die Beine, stolperte vorwärts, griff den Schlüssel und öffnete die Tür einen Spalt um hindurch zu spähen.
 

Es war dunkel, aber das Wenige was sie sah war genug.

Sofort zog sie die Türkette weg, riss die Tür auf und fiel der Gestalt vor ihr aufschluchzend in die Arme.
 

"Sasuke!"

Er fing sie auf.
 

Für einen Moment war alles wieder gut und vergessen.

Sie dachte nicht mehr daran, was er vor ein paar Stunden getan hatte, wie brutal er sein konnte, wie herablassend er sich benahm-... er war ein starker, vertrauter Mann, der genug Kraft hatte sie zu schützen, vor Dingen, die noch bedrohlicher waren als er.
 

„Sasuke! Oh Gott! Ein Glück, dass du da bist! Da ist dieser Typ, der ist riesig, und-... er hat diese Sense und er wird mich umbringen, oh Gott ich hab solche Angst!“
 

Sie klammerte die Arme um seine Tallie, drückte ihr Gesicht in die Kunstlederjacke. Er ließ es zu. Seine warme Handfläche fand sogar Kontakt mit ihrem Hinterkopf, er hielt sie bei sich und streichelte etwas, schnaubte belustigt.
 

„Was redest du für einen Mist?“, brummte er, „Du hast einen schlechten Trip. Setz dich aufs Sofa.“
 

„Nicht das Licht anmachen!“, schluchzte sie, als seine Hand zum Schalter wanderte, „Er wird es sehen! Er wird uns beide umbringen, oh Gott! Er ist ein Freak!“
 

„Schh...“, mit lockerem Griff um die zitternden Schultern fing er sie ein, knipste das Licht an und zauste ihr versöhnlich die Haare, „Beruhig dich. Das ist nur das Zeug. Du hast komische Paranoia. Komm schon, setz dich.“
 

Sie schluchzte, nahm auf dem Sofa Platz, zog die Beine an.

„B-... bleibst du heute Nacht bei mir?“

„Mal sehen."
 

Durch einen Tränenschleier beobachtete sie, wie er zum Fenster ging, die Lamellen der Jalousie mit zwei Fingern auseinander schob und seinen Raubtierblick nach unten zur Straße richtete. Konnte man diesen Typen von hier aus entdecken?
 

"Wo ist das Zeug?“, fragte er abgelenkt.
 

„H-... hier...“, sie umklammerte ihre Handtasche, öffnete den Verschluss, zog das erste Tütchen heraus. Wie klein es aussah. Es passte in eine Handfläche.
 

„Hätte es fast verloren. W-... warte kurz... ich mach dir was klar...“
 

Von den unheimlichen Geräuschen draußen war jetzt kein Mucks mehr zu hören.

Sakura atmete auf.
 

Dieser Freak sollte es nur versuchen und hier hereinplatzen, während Sasuke da war. Fast wünschte sie es sich, dass er kam. Der würde schon sehen, mit wem er sich anlegte...
 

Scheu hob sie einen Blick aus den Augenwinkeln, sah zu wie der Uchiha ruhelos, mit großen Schritten die Wohnung durchwanderte. Wirklich wie ein großes Raubtier im Käfig. Ganz so tödlicher Stimmung wie früher am Tag schien er jedenfalls nicht mehr zu sein... zum Glück. Aber die getriebene Unruhe fiel schon auf.

Ob das der Entzug war?
 

Er schob einen Flyer vom Pizzaservice zur Seite, griff nach der Hello-Kitty-Schneekugel auf ihrem Couchtisch- ein altes Wichtelgeschenk von Ino- betrachtete sie misstrauisch und warf sie mit grimmigem Schwung zurück. Lautlos wirbelten weiße Flocken um das ziellos über den Tisch rollende Kätzchen in Pastellfarben. Sakura beeilte sich. Sie krümelte eine satte Dosis Kristalle in eine Glaspfeife.
 

"Hier", flüsterte sie, "Gleich. Ich hab´s gleich"
 

Endlich fand seine Unruhe einen Anker. Er richtete seinen Blick auf das was ihre Finger taten, ließ sich mit tiefem Aufatmen bei ihr nieder, die Arme über die Lehne des Sofas gestreckt. Sein Knie wippte ungeduldig. Er hob kurz den Kopf um einen Blick an die Decke zu werfen. Seine Wangen wirkten eingefallen, die Haare stumpf, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Dazu kam sein übellauniges Temperament, das in letzter Zeit noch unberechenbarer geworden war. Aber für sie war er unangefochtener Alpha, der König, ein Herrscher in seinem Gebiet. Sie reichte ihm die gefüllte Glaspfeife.
 

Als er sie ihr abnahm und sich darüber beugte, waren seine Finger beinahe sanft.
 

~
 

Sasuke war jenseits von schlechtem Gewissen.
 

Er sagte kein Wort davon, dass er Sakura nicht mehr hatte sehen wollen.

Die Gier war stärker. Es gab nur eins was die Unruhe und die Zweifel vertrieb, nämlich das hier.

Er schnippte das Feuerzeug an- Narutos Feuerzeug, das Bewusstsein gab ihm einen kurzen Stich- lauschte dem sachten Ticken schmelzender Kristalle und nahm einen tiefen Zug.
 

Heißer Rauch schlug in seinen Rachen, durch die Nase und beim langsamen, genüsslichen Ausatmen durchrann ihn ein heißes Prickeln als ob alle Häarchen auf seiner Haut sich gleichzeitig sträubten, ein goldenes, vibrierendes Glühen an ihm, in ihm, überall. Sein Kopf fiel in den Nacken.
 

Keine Angst mehr.

Keine quälenden Gedanken ob er alles bedacht hatte-... keine chaotischen Gefühle in Bezug auf Naruto. Alles Komplizierte wurde auf einen Schlag sehr, sehr einfach. Albträume, Flashbacks, Schwäche, nicht für ihn. Kein Mitleid. Keine Gefühle. Das brauchte er jetzt. Nur pulsierende, pure Macht die jede Zelle flutete und ihn unbesiegbar machte. Das Monster in seinem Innern gurrte vor Lust.
 

"... Sasuke?“
 

Mit unwirschem Blick öffnete er seine Augen.
 

„Ich-... muss dir was sagen... ich wollte es früher schon, aber-...“

Ihre rosa gefärbten Haare waren durcheinander. Ungelenk, mit betretenem Blick legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Seine schmalen, schwarzen Augen folgten der Bewegung.
 

„Du hast zugenommen...“, bemerkte er trocken.
 

„J-... ja genau, und-... ich glaube-... das heißt, es wäre möglich... es ist nicht ganz auszuschließen, dass du... irgendwie... daran schuld bist.“
 

„Ich bin schuld, dass du fett wirst?“, seine Stimme war gefährlich ruhig.
 

„N-... nein, das meine ich nicht... du verstehst das falsch..!“

Das feindselige Glitzern in den schwarzen Augen war kein gutes Zeichen. Sakura zog in böser Vorahnung den Kopf ein.
 

„Sasuke, ich-...“, sie schlang beide Arme um ihren Bauch, zog die Beine an, „Ich-... ach, ich weiß nicht... Entschuldigung. Vergiss es. Vergiss, dass ich was gesagt habe!“

Er schnaubte abfällig, richtete seinen Kopf wieder geradeaus.
 

"Hast du Lust auf Sex?", nervös leckte sie ihre Lippen.

"Mh", knurrte er.
 

Sakura ließ sich seitlich ins Sofa fallen, grub eine Hand in ihr Haar.

"W-... wenn du willst... ich meine... vielleicht könntest du-... von mir aus... ich meine, du könntest mich wenn´s sein muss auch mal ein bisschen-... Fesseln oder so, wenn du willst?“
 

Als er den Kopf wieder zu ihr wandte war sein Gesichtsausdruck entgeistert.
 

„N-... naja! Darauf stehst du doch, oder? Sado-Maso und Fesselspielchen und solche Sachen? Du bekommst immer diesen Blick, wenn du jemandem weh tust, und-... normalen Sex findest du langweilig, es braucht eine Menge Mühe dich halbwegs in Stimmung zu bringen, da dachte ich-...“
 

Fassungslos wich er zurück, stand vom Sofa auf, drehte sich halb um sich selbst-... und dann fletschte er die Zähne, holte aus und warf die Glaspfeife auf die Couch.
 

„Was weißt du schon über mich?!“, fuhr er sie an, „Du hast keine Ahnung! Überhaupt keine!“
 

„Dann sag mir doch was ich machen soll!“, Sakuras Augen glänzten schon wieder verdächtig, „Ich versuch doch nur-... I-... ich...“ Sie zog die Schultern an, „... ich versuch, alles richtig zu machen. Das ist schwierig bei dir, ich weiß nie, was du willst! Im einen Moment bist du nett, aber dann-... “
 

Sasuke warf einen Blick auf die übrigen Tütchen. Er griff sich unter ihrem panischen Aufschrei kurzerhand alles was übrig war und stopfte es in seine Taschen.
 

„Nein“, kreischte sie, „Nein, warte! Lass das-... lass mir was da! Nur eins! Bitte!“
 

„Das gehört mir!“, schnappte er in einem Ton der sie zögern ließ, „Es ist meins! Wag es bloß nicht, mir nachzulaufen!“
 

Sakura griff ihn am Ärmel, mit aller Kraft klammerte sie sich fest:

"Geh nicht! Okay, ich gebe es dir! Du kannst alles haben, aber bleib bei mir, bitte! Ich tu was du willst! Lass mich nicht allein! Er wird mich umbringen, Sasuke! Er ist da draußen, er kommt und holt mich, ich weiß es!“

„Hör auf zu spinnen, Herrgott!“
 

Er schüttelte sie von sich.

Die Tür flog mit einem Knall hinter ihm zu. Ihr verzweifelter Aufschrei blieb ihr vor lauter Angst in der Kehle stecken. Keinen Ton brachte sie mehr heraus.
 

In ihrer Wohnung war es wieder ganz still.
 

~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2014-02-06T15:41:28+00:00 06.02.2014 16:41
Hey ♫꒰・‿・๑꒱

scheinbar wissen alle über das Darkside Bescheid, außer Sasuke?!
Ist die ganze WG damit schon zu den alten Zeiten verbunden gewesen,
das es so selbstverständlich ist, wie sie darüber reden?!

Na ja, ich werde es ja auch bald erfahren, was Gaara da angedeutet hat,
mit dem was noch alles auf sie zukommen kann. Aber es macht mich schon
sehr neugierig!

CuCu Jyorie



Zurück