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Time Of Dying

Kakuzu x Sasori
von

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Dance Dance

Eine ältere Fanfiktion, die ich geschrieben habe, als ich ca. 15 Jahre alt war und die ich auch der Animexx-Community nicht vorenthalten wollte.
 

Kapitel 1

Dance, Dance
 

Lärm. Lautes Lachen und ein unentwirrbares Netz von Stimmen, verwoben mit dem Jubel der Mitglieder der Universität angehörigen Mannschaft, die sich von dem gesamten College feiern ließen. Laute, schief gesungene Schlachtrufe durchdrangen den riesigen Raum, gefolgt von dem Gelächter der Umstehenden. Das Klirren der Flaschen, die herbeigeschleppt wurden, vermischte sich mit den angeheiterten Stimmen zu einem typischen Partyszenario.

Die Basketballmannschaft der Universität hatte gewonnen, gegen einen nicht wirklich einfachen Gegner. Doppelt so groß war also die verständliche Freude, und alle waren sie in Partylaune. Alkohol wurde herangeschafft und die Band der Universität war bereits auf dem Weg. Alles war perfekt, um den Sieg gebührend zu feiern.

Die Cheerleader scharrten sich kichernd und gurrend um die großen, kräftigen Spieler der Mannschaft, die zwar meistens den Körperbau eines Kleiderschrankes hatten, aber leider maximal ebensoviel Gehirn. Dümmlich grinsend suhlten sie sich in ihrem errungenen Ruhm, ließen sich von den anderen Schülern zu Göttern benennen und gratulierten sich gegenseitig zu der erbrachten Leistung.
 

Kakuzu, Pain und Hidan interessierte das alles dafür herzlich wenig und so lümmelten sie abseits der Mengen draußen neben der Eingangstür und rauchten genüsslich ihre Zigaretten. Sie wussten, dass diese Hysterie nicht von Dauer war. Selbst wenn die Schulmannschaft im Moment mit beinahe euphorischem Eifer gefeiert wurde, war für sie klar, dass bald wieder die wirklich Beliebten im Rampenlicht stehen würden. So hatte es sich bis jetzt immer ereignet. Und da die drei Mitglieder von Akatsuki, der beliebtesten Clique, waren, wären es dann natürlich sie, für die sich die breite Masse interessieren würde.

Akatsuki. Das war an dieser Uni ein magisches Wort wie „Weihnachtsmann“ bei Kleinkindern. Akatsuki war der Inbegriff von cool, wie manche der schwärmenden Mädchen behaupteten. Jeder wollte ihnen angehören, aber niemand hatte genug Stil um wirklich aufgenommen zu werden. Zumal die Akatsuki sich weigerten noch weitere Mitglieder aufzunehmen. Der letzte, der beigetreten war, ein eher fröhlicher Junge namens Tobi, hatte die magische Grenze von sieben Leuten angeschnitten. Obwohl Akatsuki sich nichts aus mystischen Zahlen machte, waren sie der Ansicht, dass sie keine Mitglieder mehr brauchten. Zum Leidwesen derjenigen, die schon ewig darauf warteten, beitreten zu können aber scheinbar nicht besonders oder cool genug waren, um es wirklich zu schaffen.

Aber wie jede normale, beliebte Clique an einem derart großen College hatten sie natürlich auch Feinde. Normalerweise hätte man über diese hinwegsehen können und sich denjenigen zuwenden können, die einen mochten - oder wenigstens so taten - wenn ebengenannte Feinde nicht ebenso beliebt wären und einem dauernd die Fans wegschnappen würden.
 

Genau diese Feinde hatten gerade die Sporthalle erreicht, in der die Party stieg. Kakuzu, der das Auto als Erster vorfahren sah, schenkte den aussteigenden Personen, ihrerseits Mitglieder der Band, nicht mehr als einen kalten Blick aus seinem grasgrünen Augen, ehe er sich Pain, dem Anführer der Clique, zuwandte, der gerade die Zigaretten herumreichte und nun ihm anbot. Wortlos nahm er Eine entgegen, entzündete sie gekonnt mit seinem Feuerzeug und zog dann kräftig an den glimmenden Etwas. Die meiste Menge des Rauches ließ er durch die Nase entweichen, den Rest blies er in den kühlen Abendwind, der ihm in diesem Moment durch die Haare fuhr.

Hidan, sein silberhaariger „Kumpel“, der ebenfalls an einer Zigarette zog, sammelte den Rauch in den Backen, den Blick auf Kakuzu fixiert. Dann stieß er den Rauch langsam aus, der aufgrund der Form seiner Lippen zu kleinen, krüppeligen Ringen wurde und auf Kakuzu zuflog. Dieser warf ihm einen tödlichen Blick zu.
 

„Lass das, du Arsch.“
 

Fauchte er gereizt, was sich noch steigerte, als Hidan ihn nur hämisch angrinste und sich dann mit den Worten
 

„Ich geh dann mal rein, irgendetwas aufreißen“
 

verabschiedete. Die glühende Zigarette schnipste er mit einem letzten, provozierenden Blick neben Kakuzu auf den Boden.

Kakuzu sah Hidan nur einen Moment hasserfüllt nach, dann wandte er sich Pain zu, der gerade genervt die Augen verdreht hatte.
 

„Ich bin dafür, dass wir ihn endlich rauswerfen.“
 

Erklärte Kakuzu monoton und zog erneut an seiner Zigarette. Die Glut leuchtete kurz auf, während er Pain einen nachdrücklichen Blick zuwarf, um zu verdeutlichen, dass es ihm wirklich ernst war. Pain seufzte nur auf.
 

„Nein Kakuzu.“
 

Und mit diesem Worten war das Thema für Pain erledigt. Kakuzu funkelte ihn noch einen Moment wütend an, dann wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt. Jemand stieß ihn beiseite um an die Tür zu kommen. Und dieser Jenige warf niemand anderes als Sasori no Akasuna, der Frontsänger der beliebten Schulband „ArtIsABang“, im Schlepptau seine Bandmitglieder Itachi Uchiha und Deidara. Der Rothaarige warf Kakuzu einen abwertenden Blick aus seinen roten Augen zu, ehe er ihn nicht weiter beachtete und den Raum betrat. Alter Hass wallte nun stärker in Kakuzu auf. Er verschwendete allerdings keine Zeit damit, Sasori nachzusehen, da er sich auf Deidara konzentrierte, der nun an ihm vorbei wollte. Deidara war immer ein leichtes Opfer, da er meistens sowieso nur in die Luft starrte anstatt auf seine Füße zu achten.

Beinahe beiläufig stellte Kakuzu Deidara sein Bein in den Weg. Der Blonde übersah es wie gewohnt, ebenso wie das andere Bein, das Pain im seinerseits in den Weg gestellt hatte. Anstatt also nur zu stolpern verlor Deidara mit den Armen rudernd das Gleichgewicht, fand aber trotzdem keinen Halt mehr und landete bäuchlings auf der Bühne der Peinlichkeit. Konan und Kisame, die beiden Blau – Fetischisten, standen ein wenig abseits an einem Auto, bemerkten natürlich aber sofort Deidaras Auftritt und ließen es sich nicht nehmen, ihn lautstark auszulachen.

Deidara versuchte, auf die Beine zu kommen, das Gesicht gerötet vor Wut. Er wollte gerade zu einem Schwall Beleidigungen ansetzen, als Sasori wieder aus der Halle trat und ihm schweigend aufhalf.
 

„Ihr dreckigen-...“
 

„Reg dich nicht auf Deidara. Das wollen sie doch nur.“
 

Erklärte eine Stimme hinter ihnen. Das dritte Mitglied der Schulband, Itachi, war auf der Bildfläche erschienen und schob Pain grob beiseite, um sich zu seinen Freunden zu gesellen.
 

„Wenn sie das wollen, können sie das gerne haben un!“,
 

fauchte Deidara, der nicht mehr zu beruhigen war. Der blonde Hitzkopf stellte sich vor Kakuzu und stieß ihn grob zurück.
 

„Macht Spaß, nicht wahr?!“
 

Kakuzu funkelte ihn seinerseits nur zornig an und packte ihn an fest am Arm.
 

„Wage das noch ein Mal und ich schwöre dir, dass das dann dein letztes Mal gewesen sein wird.“
 

Itachi seufzte und zog Deidara zu sich. Kakuzu drückte noch einmal nachdrücklich Deidaras Arm, dann ließ er ihn los.

Die restlichen Akatsuki, bestehend aus Konan, Kisame, Zetsu und Tobi, gesellten sich nun zu Pain und Kakuzu als sie bemerkten, dass mal wieder Stress mit ihren Feinden, der Schulband, im Anmarsch war.

Itachi hatte Deidara inzwischen neben Sasori abgestellt, der seinem Kumpel einen resignierenden Blick zuwarf und dann vortrat.
 

„Ganz schön große Töne für Einen wie dich.“
 

Erklärte er abfällig. Und so ging es dann weiter.

Denn diese beiden Cliquen konnten sich absolut nicht ausstehen, was wohl daran lag, dass sie beide gleich beliebt waren und eigentlich keine Konkurrenz duldeten.

Meistens bekamen sie Stress wegen einer Nichtigkeit. Hidan beispielsweise hatte immer ungeheuren Spaß daran, Deidara zu ärgern, da dieser schnell auf die Palme zu bringen war. Eigentlich war Deidara das Lieblingsopfer von allen. Doch wer sich mit Deidara anlegte, bekam zwangsläufig auch Ärger mit Sasori, der seinen besten Freund im Allgemeinen nicht im Stich ließ. Das Resultat waren dann meistens eine Prügelei und Itachis Kommentar, dass sie sich benahmen wie Kleinkinder. Itachi selbst vermied es meist, sich einzumischen, da er um die körperliche Stärke vieler Mitglieder der Akatsuki wusste. Vor allem vor einer Konfrontation mit Kakuzu schreckte er meist zurück, da dieser ihm den Kopf zermatschen konnte, wenn er wollte. Und Itachi hing unheimlich an seiner Frisur, die ja mit dem zermatschen seines Kopfes auch ruiniert wäre.

Dieser Zusammenstoß der Cliquen endete allerdings friedlicher, da die musikalischen Fähigkeiten von „ArtIsABang“ verlangt wurden. Es endete letztendlich mit hasserfüllten Blicken und giftigen Bemerkungen.

Die Band wurde mit einer Menge Jubel und Euphorie begrüßt, da die Party nun endlich richtig beginnen konnte. Sie wurden geradezu auf die Bühne getragen, was die Akatsuki missbilligend zur Kenntnis nahmen aber nicht weiter kommentierten.

Als die Stimme des Frontsängers die Halle durchdrang, wurde der Alkohol herumgegeben und großzügig heruntergekippt. Plötzlich war die Mannschaft wieder uninteressant. Die Mädchen hatten sich größtenteils in zwei himmelnde Trauben gebündelt, die entweder der Bühne mit der Band oder den Akatsuki auf die Pelle rückten. Manche anderen Mädchen, die bereits in Begleitung waren, waren auf der Tanzfläche oder in der Nähe der improvisierten Bar anzutreffen, entweder mit ihrer Begleitung oder einem ganz Anderen.

In den Ecken wurden bereits die Drogen herumgereicht und Trinkspiele veranstaltet. Und die Akatsuki waren mittendrin, rissen die Mädchen auf, hatten meist ein wenig Spaß mit ihnen und ließen sie dann fallen wie eine heiße Kartoffel. Den Mädchen war das egal, die Hauptsache war, dass sie erzählen konnten, dass sie mit jemandem aus Akatsuki herumgeknutscht hatten...
 

*
 

Einige Zeit später, es lief bereits Musik aus der Anlage und durchdröhnte den ganzen Raum, gab es eigentlich niemanden mehr, der ganz nüchtern war. Vor allem die angesagtesten Cliquen hatten einiges Intus. Deidara, seine Haarpracht durcheinander gewühlt von einem besonders stürmischen Mädchen, suchte den Raum nach bekannten Gesichtern ab und sah schließlich Itachi, der auf einem drehbaren Hocker saß und die Drehfunktion zu seiner Erheiterung ausnutzte. Das Resultat dieser Aktion war schließlich, dass er seinen Nebenmann voll kotzte, was dieser seinerseits aber wieder nicht so lustig fand. Er schwanke zu Itachi und zerrte ihn von den Anderen weg, die aufgrund ihrer Trunkenheit über ihn herfallen wollten, teils aus Wut und teils aus Begierde. Sogar Typen! Dabei war Itachi doch, ebenso wie Deidara und Sasori, strickt Hetero.
 

„Komm. Lass uns nach Hause fahren I-I...I-...na du weißt ja wie du heißt ne un?“
 

Deidara kicherte angeheitert, denn schwankenden Körper nun auf Itachi gestützt, welcher seinerseits ebenfalls umzukippen drohte.
 

„Ich will aber noch nicht nach Hause Deiii~...“
 

Itachi brüllte Deidaras Namen durch den halben Raum, was aber Keinen hörte, da sowieso alle stutzbetrunken waren und eigentlich jeder irgendeinen Namen herumschrie.
 

„Ach komm, hier sind eh nur dämliche Leute. Wir trinken dann zuhause weiter un.“
 

Gluckste Deidara und versuchte, seine Haarsträhne ein wenig beiseite zu schieben. Aber da alles schwankte und drehte wie in einem Karussell schaffte er es nicht ganz, sondern traf Itachi nur mit der Hand im Gesicht.

Den störte das zum Glück wenig, da er sich suchend umsah und dabei irgendetwas kaum hörbares murmelte. Es klang wie
 

„Na gut...Wir klemmen uns nur noch Sasori unter den Arm und dann brausten wir los!“
 

aber es war scheinbar nicht von Wichtigkeit, denn Sasori war nicht aufzufinden. Schwankend ließ er Deidara los, der den Autoschlüssel aus der Tasche zog und
 

„Ich geh' schon einmal das Auto suchen!“
 

rief, während er ebengenannten Autoschlüssel hin und herschwenkte wie eine exorbitante Fahne.

Itachi winkte nur ab und stolperte auf den Nächstbesten zu.
 

„Hey, weißt du wo Sasori ist?“
 

fragte er, grinste den irritierten Jungen an und fügte dann wegen des scheinbaren Unverständnisses hinzu:
 

„Rothaarig? Bekifft? Ungefähr...so groß?“
 

Er hielt sich die Hand an den Bauch, sah dann an sich herunter und kicherte.
 

„Na ja sagen wir so groß.“
 

Die Handfläche wanderte hoch bis zu seinem Brustkorb.

Obwohl die Beschreibung etwas fehlerhaft war, wusste der Junge scheinbar, wer gemeint war und nickte mit einem Gesicht, welches wohl Intellektuell wirken sollte.
 

„Ja hab ich. Er ist mit irgendjemandem nach draußen gegangen. Ich glaube, er wollte nach Hause.“
 

Itachi zog einen Schmollmund und machte eine beleidigte Mine.
 

„Gibt’s ja nicht. Fährt ohne uns nach Hause? Und das auch noch ohne Führerschein! Wie unverantwortlich!“
 

Dass ihr Plan, volltrunken durch die Gegend zu düsen ebenso unverantwortlich war, ließ er nun einmal mehr außen vor. Er drehte sich um und begab sich nach draußen um Deidara zu suchen, der seinerseits das Auto suchte. Schließlich, nach einigen Mühen, fanden sie sich alle drei.
 

„Wo ist Sasori?“
 

Fragte Deidara irritiert und schloss die Fahrertür ihres alten, dunkelblauen Cabrios auf.
 

„Der ist ohne uns nach Hause gefahren.“
 

Murmelte Itachi immer noch kränklich beleidigt und begab sich dann mit einem Blick auf die aufschnappende Sicherung des Wagens auf den Beifahrersitz.
 

„Wie kann er fahren, ohne Auto?“
 

Fragte Deidara, als er sich auf den Fahrersitz setzte, den Schlüssel in die Zündung steckte und den Motor startete. Mit einem zufriedenen Schnurren lief dieser an.

Itachi schüttelte nur den Kopf zum Zeichen, dass er keine Ahnung hatte, also fuhren sie schweigend und ohne Sasori los zu ihrer WG.
 

Tbc...

Forsaken

Bleiche, durch dünne Wolkenbänder verblasste Sonnenstrahlen trafen auf die glänzenden, grünen Blätter der Baumgruppen. In der Nacht hatte es geregnet, in dichten, kühlen Fäden hatte es die Landschaft durchnässt. Ein sanfter Wind durchfuhr die einzelnen Blätter des Waldes, ließ die bereits Verwelkten auf dem Boden durcheinanderwirbeln und einen majestätischen Tanz aufführen. Einige Vögel kamen nun aus ihren Verstecken und durchschnitten die Luft mit ihren Gesängen. Nasse, klare Tropfen perlten von den Blättern herunter und erreichten mit einem dumpfen Geräusch den Boden.

Zwischen all der wunderschönen Idylle stand etwas, was die Landschaft ein wenig zerstörte. Es wirkte wie ein völlig fremdes Objekt in einer heilen Welt, etwas, was nicht in das Bild hineinpasste. Das dunkle Schwarz ließ es ein wenig wie einen Fremdkörper erscheinen zwischen all dem grün und braun.

Auf einem kleinen, etwas abgelegenen Waldweg stand ein schwarzer Porsche, ein ziemlich teures Auto, das sich sicher nicht jeder leisten konnte. In ihren Inneren war es vollkommen ruhig.

Doch während die Wassertropfen sich langsam ihren Weg über die Glasscheibe suchten, begann sich auf den weichen Polstern des Rücksitzes etwas zu regen. Schlaftrunken öffnete das bis eben noch friedlich schlummernde Etwas seine Augen. Das rote Haar vollkommen wirr vom Kopf abstehend und die ebenso roten Augen irritiert auf das Autodach gerichtet musste es erst einmal realisieren, was eigentlich los war.

Dieses „es“ war niemand anderes als Sasori. Murrend schloss er die Augen wieder und drückte sich verschlafen an die Wärmequelle neben sich. Das dort überhaupt Eine war störte ihn zuerst reichlich wenig. Irgendetwas war um ihn geschlungen, was ihn nun noch näher an die wunderbare, einladende Wärme drückte. Genüsslich atmete er den Duft des Körpers neben sich ein. Da kamen ihm erste Zweifel. Für ein Mädchen, neben denen er für gewöhnlich aufwachte, roch das irgendwie zu...maskulin.

Sofort schlug er die Augen wieder auf. Überhaupt waren es doch normalerweise die Mädchen, die sich an ihn drückten und nicht anders herum. Aber der Körper neben ihm war irgendwie...größer und einladend dafür, sich daran zu schmiegen und den Augenblick zu genießen.

Langsam, mit aufwallendem Unbehagen, setzte er sich auf und besah sich die Situation. Er wünschte, er hätte es nicht getan. Zum einen durchzog ein für ihn unbekannter, unangenehmer Schmerz seinen Unterleib und ließ ihn zusammenzucken, und zum anderen sah er nun, wer wirklich neben ihm lag. Es war Kakuzu. DER Kakuzu, den er so hasste.

Sie befanden sich beide auf der Rückbank eines Autos, dass ihm vollkommen unbekannt war. Seines, beziehungsweise dass von Deidara war es nicht.

Eine Schockstarre hatte sich über seinen Körper gelegt, regungslos beobachtete er das schlafende Gesicht Kakuzus während seine Gedanken rasten.

Fakt 1: Kakuzu lag neben ihm in einem Auto

Fakt 2: Er hatte bis eben noch in seinen Armen geschlafen.

Fakt 3: Beide waren sie fast gänzlich unbekleidet, wenn man von dem T-Shirt einmal absah, das Sasori noch halbwegs am Körper trug, obwohl es reichlich ausgeleiert war.

Fakt 4: Sex?

Nein, das war kein Fakt. Denn Sasori konnte sich nicht daran erinnern, was gestern Abend nach dem X-ten Drink passiert war. Wie war er hierher gekommen? Mit einem Blick aus dem Fenster bemerkte er, dass sie sich in einem Wald befanden, ein Wald, den er ebenso wenig zu kennen schien wie dieses Auto. Aber da sowieso jeder Wald aussah wie der andere war das ja nicht weiter von Wichtigkeit.

Seine Gedanken verstockten sich nun wieder auf das Hauptproblem. Hatten sie miteinander geschlafen oder nicht? Sasoris erste Reaktion war ein klares Nein. Er war ein überzeugter Hetero und sein Körper wusste das. Selbst wenn er volltrunken war, würde dieser nicht auf einen Typen anspringen. Vor allem nicht auf einen Typen wie Kakuzu, der ebenso Hetero war wie er und kein Interesse an einen One – Night – Stand mit einem Gleichgeschlechtlichen hatte. So dachte jedenfalls Sasori.

Aber die Indizien waren eindeutig. Erneutes Unbehagen, nun mit einer Spur Panik vermischt, raste durch seine Venen und ließ ihn sogar den Schmerz in seinem Unterleib vergessen. Ohne, dass er es wirklich realisierte, rückte er von Kakuzu ab. Oder er versuchte es zumindest, denn alles, was er damit bewirkte, war, dass Kakuzu die Bewegung aus seinem Schlaf riss.

Mit riesigen Augen starrte Sasori auf Kakuzu hinab, der langsam seine grünen, stechenden Augen öffnete und Sasori anblickte. In seinen Augen war zuerst kein Widererkennen zu bemerken, doch auch dieser Zustand würde sich legen. Sasori schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, der sich in all der Panik gebildet hatte.

Kakuzu blinzelte ihn an, der Schleier auf seinen Augen wurde matt und verschwand dann völlig. Mit nun klaren, grün schimmernden Augen sah er Sasori direkt in die roten Augen, aber keine Emotion war auf seinem Gesicht zu lesen. Erst nach fast einer halben Minute öffnete er den Mund, um etwas zu sagen. Als er etwas sagte, klang seine Stimme frostig und schneidend wie kalter Arktiswind.
 

„Was tust du hier?“
 

Sasori wusste nichts, was er hätte antworten können. Er war zum ersten Mal in seinem Leben völlig sprachlos. Stattdessen versuchte er, nicht mehr allzu geschockt auszusehen.
 

„Ich hab dich etwas gefragt!“
 

Fauchte Kakuzu, setzte sich auf und stieß ihn so heftig zurück, dass Sasoris Kopf gegen die Glasscheibe hinter ihm prallte und mit einem dumpfen Geräusch viele Wassertropfen zum Fallen brachte. Sasori wollte zu etwas ansetzen, aber Kakuzu schien es sich bereits anders überlegt zu haben. Er schaltete scheinbar genauso schnell wie Sasori selbst, hatte die Lage erkannt und zum Negativen bewertet. Er war wohl zum gleichen Schluss gekommen wie Sasori. Er hatte ein Schulbandmitglied gevögelt. Obwohl nicht ganz klar war, wer mit wem...aber das war auch besonders wichtig. Jedenfalls machte es Kakuzu wütend.
 

„Los, raus hier!“
 

zischte Kakuzu, seine Stimme war angefüllt mit Wut und Hass auf diese eine Person. Sasori wusste noch immer nicht, was er sagen sollte. Aber das war auch gar nicht nötig, denn Kakuzu beförderte ihn mit einem Handgriff zur Tür und einem weiteren zu seiner Kehle auf den kühlen Waldboden. Vollkommen irritiert starrte Sasori auf die Tür, die ihm vor der Nase zugeschlagen wurde.

Und plötzlich wurde er zornig. Kakuzu benahm sich, als hätte er in irgendeiner Weise Schuld an dem, was passiert war. Dabei konnte er sich kein bisschen daran erinnern, was sie möglicherweise miteinander gemacht hatten. Zum einen war das hier nicht sein Auto und er konnte ein Solches auch nicht fahren. Also musste Kakuzu sie hierher gebracht haben, wo auch immer dieses „Hier“ war. Zum anderen wäre er viel zu schwach, um mit Kakuzu etwas anzustellen, was Dieser nicht auch wollte. Also trug Kakuzu wohl mindestens Mitschuld. Außerdem fand Sasori Kakuzus Reaktion einfach unfair ihm gegenüber. Sie konnten sich zwar nicht leiden, aber ihn einfach aus Wut ohne Klamotten aus dem Auto zu werfen war nicht gerecht. Sasori konnte nichts für die ganze Sache, Jedenfalls hatte er nicht mehr Schuld als Kakuzu.

Seine Augen waren verärgert zu Schlitzen verengt, während er die Tür vor seiner Nase anstarrte als hoffte er, dass sie dadurch aus den Angeln fallen würde. Das Kakuzu sich so ein teures Auto leisten konnte interessierte ihn momentan nicht. Hass vernebelte ihm die Sinne. Kakuzu war ein verdammtes Arsch.

Er war so auf seinen Hass auf Kakuzu fixiert, dass er sogar vergaß, das ER, Sasori, wahrscheinlich sein Erstes Mal mit einem Mann mit gerade DIESEM gehabt hatte. Sich glücklicherweise aber nicht daran erinnern konnte.

Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, winkelte er seine Beine an und presste sie so nahe es ihm möglich war an den Körper heran. Dann zog er sich das T-Shirt über die Beine, welches Dank dem ausgeleierten Stoff bis zu seinen Füßen reichte und ihn erst einmal vor zu tief gehenden Blicken schützen würde. Auch wenn in diesem Wald sowieso niemand war, der ihn sehen konnte, fühlte er sich zunehmend unwohl, hier draußen zu sitzen.

Im Wagen dagegen herrschte Bewegung. Er konnte manchmal Kakuzus Kopf hinter der Fensterscheibe sehen und bemerkte einmal, dass er sich sein Shirt über den Kopf streifte.

Indes strich ihm kalter Wind durch die Haare und verursachte ihm eine unangenehme Gänsehaut. Fröstelnd zog er seine Beine noch näher zu sich, sodass seine Kniescheiben zu Schmerzen begannen. Er wusste, dass er ziemlich erbärmlich aussehen musste, aber sein Unterleib schmerzte, ihm war kalt und er hatte einen seelisches Trauma hinter sich. Sex mit einem Mann. Und dann ausgerechnet mit Kakuzu! Er konnte sich zwar nicht daran erinnern aber allein der Gedanke machte ihn krank.

Nach einiger Zeit - Sasori kam sie ziemlich lang vor - wurde die Tür auf der anderen Seite des Autos geöffnet und Kakuzu stieg aus. Er warf Sasori einen kurzen, eiskalten Blick zu und wandte sich dann zur Fahrertür ab. Sasori verengte die Augen und knurrte. Er würde doch nicht einfach so wegfahren und ihn hier nackt zurücklassen? Das würde er nicht wagen...oder?

Scheinbar hatte Kakuzu aber genau das vor, denn er beugte sich zum Fahrersitz in sein Auto und kramte dort herum. Sasori erhob sich sofort von seinem Platz auf dem Boden, das protestierende Geräusch seines noch mehr ausleiernden T-Shirts ignorierend. Er wollte zu etwas ansetzen – er wusste selbst noch immer nicht, was er sagen sollte – dann kam Kakuzu wieder hervor und warf ihm ein Bündel zu. Aus Reflex fing Sasori es auf und sah es sich verwundert an. Es waren seine Klamotten. Erleichtert schloss er die Augen.

Als er wieder aufsah, saß Kakuzu bereits im Auto. So schnell es ihm möglich war, zog Sasori sich an. Seine Boxershorts war durch mögliche, grobe Behandlung an einer ungünstigen Stelle eingerissen, aber ansonsten waren seine Klamotten heile und komplett.

Unschlüssig stand er neben Kakuzus teuren Wagen und wunderte sich ein wenig darüber, dass dieser noch nicht losgefahren war. Er war doch so scharf darauf ihn loszuwerden.

Aber anstatt, dass Kakuzu dann letztendlich doch losfuhr, wurde nur das Fenster auf der Beifahrerseite geöffnet. Sasori warf Kakuzu, den er nun genau sehen konnte, wie er dort vor seinem Lenkrad saß, einen verächtlichen Blick zu, welcher sofort erwidert wurde. Kurz starrten sie sich hasserfüllt an, und hätten es wohl auch weiter getan, wenn Sasori nicht der Schmerz in seiner unteren Körpergegend zu schaffen gemacht hätte. Er wollte sich hinlegen oder zumindest setzen. Wütend und in dem Wissen, dass dieser Schmerz wohl Kakuzus Schuld war, wandte er den Blick ab und sah stattdessen in den Wald.

Es war wunderbar ruhig hier, ganz anders als diese kopfschmerzbringenden Partys. Als hätte sein Kopf nur auf dieses Stichwort gewartet begann dieser, zu hämmern. Nachwirkungen vom Alkohol, sagte Sasori sich und verfluchte die berauschende Substanz dafür, dass es sie gab. Seine Sicht vernebelte, während er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sein Körper schmerzte.

Selbst wenn Kakuzu es bemerkt hatte, wie schlecht Sasori sich fühlte, ließ er sich es nicht anmerken. Er musterte ihn nur einmal kurz und startete dann den Motor.
 

„Steig ein, ich bring dich zur nächsten Tankstelle. Von da kannst du dann meinetwegen ein Taxi rufen oder verrecken.“
 

Kam es tonlos aus dem geöffneten Fenster. Sasori wandte sich ihm wieder zu. Einen Moment loderte in seinen roten Augen ein gefährliches Feuer, doch er hielt jeglichen Kommentar zurück und öffnete die Beifahrertür. Trotzig ließ er sich darauf fallen und knallte die Tür wieder zu.

Kakuzu warf ihm einen undefinierbaren Seitenblick zu, dann entsicherte er die Handbremse und fuhr los.

Sie verließen den Waldweg und kamen auf eine Landstraße, die Sasori nicht wirklich bekannt war. Aber diesen Eindruck hatte er an diesem Morgen ja schon relativ häufig gehabt.

Während Kakuzu sich kurz orientierte, da er wohl ebenso wenig Ahnung hatte, rutschte Sasori ein wenig unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er wünschte sich in sein Bett. Da fiel ihm ein, dass Itachi und Deidara Fragen stellen würden. Das war unvermeidlich. Aber was, zum Teufel, sollte er antworten?
 

Tbc...

Gone Forever

Sasori saß schweigend neben Kakuzu im fahrenden Auto, der ebenfalls kein Wort zu ihm sprach. Sasori war das ganz recht, wollte er doch keinerlei Kommunikation mit Kakuzu führen. Dieser schien inzwischen zu wissen, wo sie sich ungefähr befanden und fuhr zielstrebig die Straße entlang.
 

„Was auch immer heute Nacht passiert ist...“
 

fing er eiskalt an und brach damit die unangenehme Stille im Auto,
 

„...du wirst niemandem davon erzählen, verstanden?“
 

Der Befehl klang unmissverständlich und schneidend wie eine Rasierklinge. Sasori, der nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden, wandte ihm überrascht den Kopf zu. Seine Augen waren hart und undurchdringlich und ließen keine Gefühlsregung zu.
 

„Wieso sollte ich auch.“
 

Knurrte er schließlich und spürte erneut Wut in sich aufsteigen. Kakuzu benahm sich schon wieder als wäre es seine Schuld. Und dass war es, was Sasori so sehr an Kakuzu hasste. Seine besserwisserische Art.

Kakuzu dagegen schien mit dieser Antwort noch nicht ganz zufrieden zu sein.
 

„Bei dir kann ich mir das vorstellen.“
 

„Ich habe kein Interesse daran, das jemand es herausfindet.“
 

Sasoris Antwort sollte so gleichgültig wie möglich klingen, aber die vielen, unterschiedlichen Gefühle in ihm ließen sie leicht zittern. Er war mies gelaunt, voller Hass und Schuldgefühle. Woher Diese kamen und ob er die Schuld eher sich oder Kakuzu gegenüber fühlte, wusste er nicht. Er konnte seine Gefühle nicht zuordnen, da sie in einem emotionalen Strudel vor sich hinblubberten.

Kakuzu schnaubte nur verächtlich, gab aber keinen weiteren Kommentar ab, da sie eine Tankstelle erreicht hatten, die einsam und verlassen mitten in der Pampa stand. Es wirkte mehr wie eine Art Raststätte. Wo waren sie bloß?

Kakuzu fuhr auf die Auffahrt und parkte dort das Auto. Ohne Sasori weiter zu beachten stieg er aus und trat mit riesigen Schritten auf das dort stehende Haus zu, wahrscheinlich, um zu fragen wo sie eigentlich waren. Sasori sah ihm kurz nach – wie riesig der Kerl doch war – dann stieg er aus dem schwarzen Auto aus und trat hinaus an die kühle Luft. Er prüfte sein Handy kurz auf eventuelle Netzaktivitäten und stellte fest, dass er gerade so dazu im Stande war, einen Anruf zu tätigen.

Er sah sich kurz um, vertrieb die Schmerzen aus seinem Kopf und wählte dann Deidaras Handynummer. Deidara könnte ihn von hier abholen. Aber Deidaras Handy war tot. Der Anschluss war nicht erreichbar. Genervt darüber, dass Deidara sein Handy ausgeschaltet hatte, wählte er Itachi an. Wieder schallte ihm das nervige, schrille Piepsen entgegen, gefolgt von der ebenso nervtötenden Computerstimme, die ihm mitteilte, dass sein Gesprächspartner nicht zu erreichen war.
 

„Scheiße...“
 

murmelte Sasori, nun noch angenervter als zuvor und sich seiner ausweglosen Situation wieder bewusst werdend. Ein Taxi wollte er nicht rufen, weil er Taxifahrern aus Prinzip nicht traute. Und per Anhalter fahren war auch unsinnig. Wer weiß, an was für Leute er geraten würde und was die mit ihm anstellten. Er hatte das heute Nacht schon einmal gehabt. Eine Wiederholung benötigte er nicht.

Hier an der Tankstelle konnte er aber auch nicht stehen bleiben wie bestellt und nicht abgeholt. Warten, bis Itachi und Deidara sich bequemten, die Handys wieder anzustellen konnte eine Weile dauern, und nun hasste er ihre gemeinsame Entscheidung, sich für die WG keinen Telefonanschluss zu leisten. „Wir haben ja Handys.“, war das überzeugende Argument gewesen, zusammen mit ihrer Geldknappheit. Nun wünschte er sich, sie hätten doch Festnetzanschluss. Er war müde und hatte noch immer überall Schmerzen. Es blieb ihm nur eine Möglichkeit. Und er hasste sich dafür, dass er sie in Erwägung zog.

Als Kakuzu die Tankstelle wieder verlassen hatte und auf sein Auto zusteuerte, gab Sasori sich einen Ruck. Er hatte schließlich keine andere Wahl. Zögernd ging er auf Kakuzu zu und erreichte ihn schließlich, als dieser gerade seine Autotür öffnete.

Kakuzu, der bemerkt hatte, dass Sasori noch etwas von ihm wollte, sah verärgert auf.
 

„Was willst du noch?“
 

„Ich brauche Hilfe.“
 

Die Worte waren für Sasori nicht leicht über die Lippen zu bringen, aber er fühlte sich plötzlich erschöpft und von allem heillos überfordert. Außerdem entsprachen seine Worte mehr als nur der Wahrheit. Er brauchte Hilfe, wenn nötig sogar von Kakuzu. Denn er wollte nur noch nach Hause.
 

„Du glaubst gar nicht, wie egal mir das ist...“
 

Antwortete Kakuzu ungerührt und wollte sich bereits wieder in sein Auto setzen, als Sasori hastig weitersprach. Er wollte hier jetzt nicht stehen gelassen werden.
 

„Kannst du mich nach Hause bringen?“
 

„Ich sehe keinen Grund, wieso ich das tun sollte.“
 

„Niemand kann mich abholen.“
 

„Na und?“
 

Kakuzu schien die Diskussion langsam aber sicher tierisch auf die Nerven zu gehen. Er warf Sasori einen stählernen Blick zu und setzte sich dann in sein Auto.
 

Das hat er bestimmt geerbt dachte Sasori sich kurz. Schließlich war niemand Lebendes aus Kakuzus Familie bekannt. Wie bei ihm.

Aber er konnte jetzt nicht denken, er musste es ausnutzen, das Kakuzus Autotür geöffnet war und er ihn so noch hören konnte.
 

„Du könntest mir ruhig den Gefallen tun. Immerhin bin ich derjenige von uns, der wohl der nachhaltig Leidtragende ist.“
 

Worauf Sasori ansprach war leicht zu erraten. Kakuzu aber schien darauf noch schlechter zu sprechen zu sein als Sasori selbst. Er knurrte ein bedrohliches
 

„Verzieh dich“
 

und knallte die Autotür zu. Sasoris rote Augen funkelten in einem Wechsel von Hass und Fassungslosigkeit, während Kakuzu den Motor startete und dann anfuhr. Sasori trat einen Schritt zurück um nicht umgefahren zu werden. Kakuzu würdigte ihn keines Blickes, als er staubaufwirbelnd an ihm vorbeifuhr. Sasori sah ihm nach und musste daran denken, dass sie aus dieser Richtung gekommen waren. Dann wollte er sich selbst und per Fußnutzung auf den Weg machen, bemerkte aber, dass die Unterleibsschmerzen ihm das unmöglich gestalteten. Alles tat ihm weh. Seine Muskeln waren verkrampft und fühlten sich an wie dicke, kaum dehnbare Gummibänder. Erschöpft ließ er sich in das Gras am Wegesrand ein wenig abseits der Tankstelle fallen.

Er schloss die Augen und lauschte dem stetigen Summen in seinem Kopf. Wind rauschte wieder vorbei und fuhr ihm vorsichtig durch das rote, zerzauste Haar. Es fühlte sich angenehm an. Und dem Wind zu lauschen war weitaus besser als sich auf seine eigenen Schmerzen zu konzentrieren. Also fixierte er sein Gehör stattdessen auf die Geräusche um sich herum. Leise konnte er Vögel zwitschern hören, sie sangen ihre ganz eigene, wunderbare Melodie hinaus in die Welt und ließen jeden daran teilhaben, dem es danach beliebte. Er vernahm das Rauschen des Windes in den Blättern und das entfernte Geräusch eines Motors.

Erschrocken zuckte er zusammen, als plötzlich sein Handy zu klingeln begann. Es durchschnitt all die Stille um ihn herum wie ein Messer.

Umständlich fummelte er sein Handy aus der Hosentasche und schaute auf den Display. „Unbekannter Anrufer“ blinkte es ihm entgegen. Sich nichts weiter Schlimmes dabei denkend nahm er den Anruf an.
 

„Ja?“
 

„Mr. Akasuna?“
 

die Stimme, die diese Frage sofort stellte, nachdem er zu Wort gekommen war, war Sasori völlig unbekannt. Er war die Stimme eines Mannes, der wohl um einiges älter sein musste als er selbst, seine Stimme klang knarrend und tief, aber trotzdem fest.
 

„Ja, der bin ich. Wer ist dort?“
 

„Mein Name ist Kouta Takashi. Ich bin Chefarzt des Sarutobi–Krankenhauses. Es tut mir leid, dass ich sie aufs Handy anrufen musste, aber eine andere Nummer war im Telefonbuch nicht zu finden. Stimmt es, dass sie mit Itachi Uchiha und Deidara zusammenleben?“
 

„Ja, das stimmt. Was ist mit ihnen?“
 

Ein flaues Gefühl machte sich in seinem Magen breit, eine schlechte Vorahnung keimte in ihm auf. Was sollte der Arzt wollen? Das es etwas mit Itachi und Deidara zutun haben musste, hatte er schnell erkannt.
 

„Tut mir leid, dass wir ihnen das am Telefon mitteilen müssen, aber sie sind die einzige, erreichbare Kontaktperson. Es ist so, dass die beiden heute Nacht einen Autounfall hatten und Deidara aufgrund der Schäden im Koma liegt.“
 

„Was?“
 

Fassungslosigkeit hatte ihn erfasst, er konnte kein einziges Wort mehr herausbringen als dieses. Deidara im Koma? Das konnte nicht sein, das passierte allen anderen Leuten, aber doch nicht ihm...Beinahe hätte er das Handy fallen gelassen. Deidara...im Koma? Das durfte nicht wahr sein, nicht sein bester Freund Deidara. War Itachi wenigstens davon gekommen? Oder, und daran zu denken ließ Sasori schaudern, war Itachi auch etwas zugestoßen?
 

„Und...Itachi?“
 

Er wagte es kaum, diese Frage zu stellen, zu sehr scheute er die Antwort, die bittere Wahrheit. Er spürte seine Welt zwischen den Fingern zerbröseln, und als der Arzt ihm die Frage beantwortete, brach sie auseinander wie spröder Lehm.
 

„Wir konnten nichts mehr für ihn tun...Es tut mir wirklich unendlich leid, ihnen das jetzt sagen zu müssen, aber Itachi Uchiha ist tot. Er war bereits tot, als wir-...“
 

Den Rest des Satzes konnte Sasori nicht mehr hören. Nun war ihm das Handy wirklich aus der Hand geglitten und landete dumpf auf dem Grasboden. Einige unverständliche Laute waren noch aus diesem zu hören, aber Sasori nahm sie nicht mehr wahr. Eine schwere Taubheit hatte seinen ganzen Körper erfasst und ließ ihn nicht mehr richtig denken, nicht mehr fühlen... Es war als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen und ihn in ein tiefes Loch stürzen lassen. Plötzlich verspürte er das tiefe Bedürfnis, irgendetwas zu zerschlagen. Etwas zerstören und zerbrechen, so wie diese Nachricht seine Welt zerstört und zerbrochen hatte. Sie war einfach vor seinen Augen zersplittert wie eine Glaskugel.

Bilder schossen ihm durch den Kopf, Erinnerung an den letzten Abend, bevor sie getrunken hatten. Die letzten, bewussten Augenblicke mit Itachi und vielleicht auch mit Deidara...

Deidara. Im Koma. Das waren seine nächsten Gedanken, die er erfassen konnte und die ihm nicht wie die anderen wieder entglitten. Er musste zu ihm. Er musste ihn sehen. Deidara. Im Koma. Deidara...
 

Er hatte gar nicht wirklich bemerkt dass sich das Auto von Kakuzu wieder genähert hatte. Aufgrund der Tatsache, dass Kakuzu die falsche Richtung eingeschlagen hatte, war er wieder zurückgekommen. Und dann hatte er Sasori am Straßenrand stehen sehen. Er ließ sich zu einem resignierten Seufzen herab und hielt neben Sasori an. Dieser schien das nicht zu bemerken, jedenfalls reagierte er in keiner Weise auf das Auto, das ihm vor die Nase gefahren war.

Kakuzu ließ das Beifahrerfenster herunter und musterte ihn kalt. Ihm fiel auf, dass der kleine Rotschopf totenbleich war, so bleich, dass es selbst für ihn nicht mehr normal war. Seine Pupillen waren winzig in den stechend roten Iriden und sie starrten ins Nichts, als würde er etwas sehen, was er, Kakuzu, nicht sehen konnte. Dieser Verdacht erhärtete sich ihm als er bemerkte, dass sich seine Lippen lautlos verformten. Es schien immer dasselbe zu wiederholen, in einer endlosen Schleife, als wäre er in Trance.

Irgendetwas musste passiert sein, irgendetwas, was wohl schlimmer war als die Tatsache, dass sie beide etwas miteinander gehabt hatten.
 

„Bist du da festgewachsen?“
 

fragte Kakuzu unfreundlich und fragte sich jetzt schon, wieso er eigentlich angehalten hatte. Eigentlich interessierte er sich nicht für die Probleme anderer, vor allem nicht für die Probleme Sasoris. Er hielt nichts von Sasori. Und seid er neben dem rothaarigen Teufel aufgewacht war, noch weniger. Und wenn er weniger als Nichts von einer Person hielt wurde diese eigentlich ignoriert. Aber Sasori sah gerade aus wie ein im Käfig aufgezogenes Gen-Experiment, dass zum ersten Mal eine Großstadt zu Gesicht bekommt.

Da der Rothaarige scheinbar nicht vorhatte, auf ihn zu reagieren, wiederholte er seine Frage noch einmal lauter. Diesmal schien es bei Sasori angekommen zu sein, er richtete seine Augen auf Kakuzu und schloss den Mund. Seine Augen, zuvor weit aufgerissen und gefüllt mit Emotionen, die für Sasori vollkommen untypisch waren, wurden schmal und kalt. Eine Leere hatte sich über sie gelegt, die alle Emotionen aufsaugte und wegspülte wie ein Strudel.
 

„Fährst du mich zum Krankenhaus?“
 

kam es plötzlich staubig aus dem Mund des Kleineren. Normalerweise hätte Kakuzu sofort abgelehnt und wäre weggefahren. Was interessierten ihn die Probleme dieses Vollidioten? Aber da war etwas in seiner Stimme, ein Schwanken, als würde er gleich losheulen oder sich vor den nächsten Zug schmeißen. Nur war weit und breit nichts in der Nähe, vor dass Sasori sich schmeißen könnte – abgesehen von Kakuzus Auto natürlich, aber da Dieses gerade stand würde ihm das wohl auch nichts bringen. Anstatt also einfach wegzufahren, hackte Kakuzu noch einmal nach. „Nein“ sagen konnte er auch später noch.
 

„Wieso sollte ich das bitte tun?“
 

„Weil ich dringend dort hin muss.“
 

„Und wieso?“
 

„Deidara liegt im Koma.“
 

Schweigen herrschte zwischen den beiden, während Sasori ihn mit seinem Blicken taxierte und Kakuzu ihn wiederum versucht gefühlstot ansah. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Er hatte gedacht, dass Sasori etwas passiert war, aber dass es um Deidara gehen könnte, hatte er vergessen in Erwägung zu ziehen. Stellte sich nur die Frage: Änderte das etwas an der Situation? Die Antwort war ganz klar „Nein“.

Trotzdem dachte er darüber nach. Dass Deidara gerne und viel trank war bekannt, aber dass er sich gleich ins Koma soff? Diese Nachricht, die Sasori wohl von irgendeinem Arzt oder Itachi bekommen haben musste, war für ihn sicherlich nicht einfach zu verkraften. Der rothaarige Winzling hing ziemlich an seinem besten Kumpel. Kein Wunder also, dass ihn das so mitnahm. Also konnte er Sasori ja diesen einen Gefallen tun, schließlich kostete ihn das nichts, da er auf dem Weg nach Hause sowieso am Krankenhaus vorbeikam.
 

„Na meinetwegen, steig ein.“
 

Sasori ließ sich das nicht zweimal sagen, öffnete die Tür, ließ sich auf den Sitz fallen und knallte die Tür heftig wieder zu. Nun konnte Kakuzu sehen, dass er zitterte.
 

Tbc...

Downfall

Der schwarze Wagen fuhr die leere Landstraße entlang, die sie, laut Information des komischen Typen in der Raststätte, irgendwann wieder in ihre Stadt[1] bringen würde. Die Landschaft raste an ihnen vorbei, ein wirres Geflecht aus Gelb und Grün.

Kakuzu viel es leicht, einfach auf die Straße zu achten und Sasori zu ignorieren, da dieser die Arme verschränkt hatte und aus dem Fenster starrte. Sagen tat keiner von beiden etwas, und das einzige Geräusch, dass sie vernahmen war das Schnurren des Motors. Dann fing Sasori plötzlich wieder an, zu sprechen. Seine Stimme klang teilnahmslos, als würde der Junge gar nicht wirklich bemerken, dass er redete.
 

„Sie hatten einen Unfall weißt du?“
 

erklärte er und Kakuzu erhärtete sich der Verdacht, dass Sasori vergessen hatte, mit wem er da im Auto saß und zu wem er sprach.
 

„ich habe keine Erklärung verlangt.“
 

Antwortete Kakuzu monoton und sah weiter auf die Straße. Er hatte nun erwartet, dass Sasori schwieg, aber das tat er nicht.
 

„Ich weiß gar nicht, wie ihnen das passieren konnte... Normalerweise fahren sie nicht wenn sie betrunken sind. Ich weiß nicht, wieso sie es jetzt gemacht haben...“
 

Kakuzu sah nun doch herüber zu Sasori, der noch immer nach draußen sah und einfach nur redete, als würde er Selbstgespräche führen. Es klang wie ein müder Monolog. Warum er von Deidara in der Pluralform redete, wusste er nicht, aber das konnte natürlich auch bedeuten, dass Deidara diesen Unfall nicht allein gehabt hatte. Er wollte etwas sagen, aber scheinbar wurde das gar nicht von ihm verlangt. Denn Sasori sprach einfach weiter.
 

„Ich hätte auf sie aufpassen wollen. Sie sind so dumm! Und jetzt ist er tot!“
 

Verbittert schlug Sasori mit dem Kopf gegen die Scheibe neben sich. Ein dumpfen „Klong“ ertönte. Da der Schlag heftig gewesen war, musste Sasori nun gewaltige Schädelschmerzen haben. Aber selbst wenn es so war, dann störte es Sasori nicht sonderlich. Denn es folgten drei weitere Schläge, ebenso intensiv wie der erste.

Klong Klong Klong
 

„Lass den Scheiß“
 

murmelte Kakuzu, ein wenig irritiert von Sasoris Aussage. Wenn er die Dinge Sasoris Worten richtig entnehmen konnte, dann lag Deidara im Koma und jemand anderes war bei diesem Unfall gestorben. Oder aber er sah Deidara als Komapatienten bereits als tot an, was auch eine Möglichkeit war.
 

„Wer ist tot?“
 

fragte Kakuzu nach einer kurzen Pause, einerseits, weil es ihn interessierte und andererseits, damit Sasori aufhörte, seinen Kopf wie ein völlig Bekloppter gegen die teure Seitenfensterscheibe zu rammen. Sasori schlug den Kopf ein letztes mal gegen das Glas, dann lehnte er seinen Kopf dagegen und schloss die Augen. Einen Moment sagte er gar nichts, eine bedrückende Stille legte sich über sie, durchbrochen nur durch das Motorengeräusch.
 

„Itachi“
 

flüsterte Sasori schließlich und klang nun nicht mehr ansatzweise so monoton. Seine Stimme zitterte heftig und ließ sie klingen als würde der Kleinere gleich losheulen. Vielleicht tat er das ja auch schon, aber Kakuzu konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen. Er konnte nur einen kleinen Teil seiner linken Gesichtshälfte im Fensterglas gespiegelt sehen, woran er sah, das die roten Augen noch immer geschlossen waren.
 

„Oh“
 

war alles, war er dazu sagen konnte. Wie sollte er sich auch schon sonst dazu äußern? Obwohl er Itachi nie gemocht hatte, war es seltsam zu erfahren, dass er tot war. Es kam ihm surreal vor, dass er noch gestern Abend am Eingang der Halle in seiner Nähe gestanden hatte und er nun, am nächsten Tag, tot war.

Und dann, plötzlich, versuchte er sich vorzustellen, wie Sasori sich fühlen musste. Itachi war tot und Deidara im Koma. Das war hart. Kein Wunder, dass er sich so seltsam benommen hatte und es auch immer noch tat. Kein Wunder, dass er eine Stimme hatte als wäre...na ja als wäre jemand gestorben.

Nun war es schwierig, seine Gefühle für Sasori einzuordnen. Man konnte es als stummes Mitgefühl bezeichnen, denn sagen würde er das Sasori bestimmt nicht. Diese Anwandlung von Gefühlsduseligkeit würde sowieso wieder verpuffen und dann würde er es bereuen. Also schwieg er lieber.
 

Einige Zeit später hatten sie das Krankenhaus erreicht und hielten vor dem Haupteingang. Sasori fühlte sich elend und wagte es zuerst gar nicht, aus dem Wagen zu steigen. Er hatte Angst davor, zu Deidara zu gehen. Allein die Vollstellung, das Deidara im Koma lag, war schwierig zu begreifen. Aber wenn er ihn sehen würde, leblos in seinem Bett, wahrscheinlich angeschlossen an irgendwelche Geräte, die ihn am Leben erhielten... er wusste nicht, ob er das ertragen könnte.

Kakuzu trommelte inzwischen ungeduldig mit den Fingern auf sein Lenkrad. Sasori verstand das Zeichen. Er musste gehen. Langsam öffnete er die Autotür und stieß aus dem Auto. Seine Beine zitterten, aber er schaffte es, nicht einfach so zusammenzubrechen. Er drehte sich zu Kakuzu um, der ihn mit seinem grünen Augen musterte und schwieg, genauso wie er es getan hatte, seid Sasori ihm die Sache mit Itachi erzählt hatte. Aber eigentlich war Sasori das ganz recht gewesen. Geheucheltes Mitleid hätte ihm den Rest gegeben. Wieso er das überhaupt Kakuzu erzählt hatte – den ging das schließlich nichts an und interessieren tat es ihn bestimmt auch nicht - war für Sasori ein Rätsel, aber er konnte einfach nicht klar denken. Es war, als würde er alles von außen betrachten und nun sah er sich selbst dabei zu, wie er die Tür festhielt und zu Kakuzu ins Auto murmelte
 

„Danke fürs herfahren“
 

bevor er die Tür zuknallte, ohne auf eine Erwiderung zu warten.

Er drehte sich um und ging auf den Eingang des Krankenhauses zu. Plötzlich kam ihm dieses riesig vor, bedrohlich. Sollte er da wirklich reingehen? Sollte er nicht lieber umdrehen, sich verkriechen und hoffen, dass Deidara irgendwann Hause kam und sich die ganze Sache als ein fieser Albtraum herausstellte? Aber wie wahrscheinlich war das?

Er seufzte, öffnete die Tür zum Krankenhaus und trat langsam ein. Eigentlich war nichts bedrohliches zu sehen, abgesehen von einem übermütigen Rollstuhlfahrer, der gerade eine Frau anschnauzte, die ihm im Weg stand. Und abgesehen von den kleinen Kindern, die an ihm vorbei rannten und irgendetwas von „Oma!“, riefen.

Er musste sich zusammenreißen. Er holte einmal tief Luft und suchte dann nach der Rezeption, um zu erfahren, wo Deidara lag. Die Frau an der Rezeption lächelte ihm schon von weitem freundlich entgegen, als wolle sie ihn mit einer Art Hypnoselächeln zu sich locken. Besonders angezogen war Sasori davon zwar nicht, aber er ging trotzdem hin.
 

„Was kann ich für sie tun?“
 

fragte die junge Dame, die Sasori auf allerhöchstens zwanzig schätzte, also zwei Jahre älter als er selbst.
 

„Mir sagen, wo Deidara untergebracht ist“
 

Erklärte Sasori atemlos. Sein Herz schien auf einmal überall gleichzeitig zu schlagen und seinen Körper mit unglaublicher Hitze auszustatten. Er würde Deidara sehen. Aber wollte er ihn überhaupt sehen?

Die junge Frau blätterte indessen in ihren Unterlagen und schien sich ordentlich Zeit dafür zu lassen. Sie befeuchtete ihre Finger, um auf die nächste Seite zu blättern.
 

„Bitte beeilen sie sich ein wenig, es ist dringend.“
 

Bat Sasori und bemerkte langsam, wie ihm von der ganzen Hitze die Sicht verschwamm.
 

„Jaja...Hier...“
 

Die Frau hatte die Zimmernummer und das Stockwerk endlich gefunden und nannte Sasori beides, wobei sie besonders das Wort „Intensivstation“ betonte, damit Sasori dass auch ja nicht vergaß. Als ob er das vergessen könnte. „Intensivstation“ hieß immer, dass es schlecht stand. Sehr schlecht. Koma – schlecht eben.

Wie in Zeitlupe schlich Sasori die Treppenstufen hinauf, er wollte keinen Fahrstuhl nehmen. Zu viele Menschen, zu wenig Bewegung, zu wenig Platz, zu wenig Zeit. Er musste nachdenken. Wie sollte er reagieren, wenn er Deidara sah? Was sollte er machen? Wie ging es ihm überhaupt und würde er durchkommen? Ob er schlimm aussah?

Als er die Tür zur Intensivstation erreichte, wurde er von einer Krankenschwester aufgehalten.
 

„Kann ich ihnen helfen?“
 

fragte sie und lächelte ihn freundlich an. Sasori nickte, vergaß aber, etwas zu sagen.
 

„Also?“
 

hackte sie nach. Sasori blickte sie an, mit seinen dumpfen, leeren Augen. Selbst wenn ihr das auffiel, zeigte sie es nicht.
 

„Ich möchte jemanden sehen, der hier liegt. Zimmer 278“
 

„Sie müssen zuvor mit dem Chefarzt reden. Ich bring sie hin.“
 

Die winkte ihm,. Ihr zu folgen. Fast schüchtern ging er durch die Tür, die von der jungen Frau für ihn aufgehalten wurde. An einem kleinen Spender musste er, um die Intensivstation betreten zu dürfen, seine Hände mit einem übelriechenden Mittel desinfizieren. Die Krankenschwester wartete geduldig. Sie führte ihn zu einem Büro, indem sich gerade ein etwas älterer Herr mit grauem Haar und Dreitagebart niedergelassen hatte. Er trug eine typisch – arztmäßige, randlose Brille und dazu einen ebenso typischen, weißen Kittel mit obligatorischem Kugelschreiber in der Brusttasche. Sie wies auf ihn und verabschiedete sich. Der Mann, der wohl der Stationsleiter war, stand auf und reichte Sasori die Hand. Er ergriff sie wie in Trance.
 

„Guten Tag, ich bin Dr. Takashi. Kann ich etwas für sie tun?“
 

„Mein Name ist Sasori no Akasuna. Ich möchte Deidara sehen.“
 

Antwortete Sasori mechanisch und ließ die Hand langsam wieder los. Der Arzt sah ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickte er und griff nach einem Klemmbrett, das auf dem Schreibtisch lag.
 

„Deidara... ja, der ist gestern Nacht hier eingeliefert worden.“
 

„Wie steht es um ihn?“
 

Sasori versuchte, einen Blick auf das Klemmbrett zu erhaschen, konnte aber irgendwie keinen Sinn in all den seltsamen Buchstaben erkennen. Also richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Arzt, der sich ebenfalls seine Daten besah und dann seine Brille zurechtrückte.
 

„Nun, ich will ihnen nichts vormachen. Die Chancen, dass er wieder aufwachen könnte, stehen bei nahezu 0 % und es könnte auch jederzeit vorbei sein. Als unser Notarzt bei der Unfallstelle angekommen war, mussten sie ihn zuerst aus dem Auto herausschneiden, bevor sie ihn überhaupt reanimieren konnten. Die Reanimierung selbst dauerte nicht besonders lange, allerdings wissen wir nicht, wie lange sein Herz zuvor bereits stehen geblieben war. Das gleiche Problem hatten wir bei Itachi Uchiha. Allerdings konnten wir für ihn nichts mehr tun, da er sich das Genick gebrochen hatte und, wie bereits am Telefon erklärt, sofort tot war.“
 

Sasori nickte die ganze Zeit über nur in einem gleichmäßigen Takt, während er jedes Wort aufsaugte und analysierte.
 

„Wo sind sie denn...“
 

„Es war weiter draußen, vor der Stadt. Sie sind frontal eine Leidplanke gerast und haben sich überschlagen.“
 

„ich möchte ihn jetzt gerne sehen.“
 

Sasoris Stimme war mit jedem Wort leiser geworden, da sich vor seinen Augen das Szenario abspielte , wie es hatte passiert sein können. Er hörte die Antwort des Arztes nicht und bemerkte auch kaum, dass dieser ihn aus dem Raum führte und durch die Gänge begleitete.

Er stellte sich vor, wie Deidara und Itachi in ihrem alten, klapperigen Auto saßen, volltrunken und auf dem Weg nach Hause. Deidara fuhr, da Itachi keinen Führerschein hatte. Sie lachten und erzählten sich, welche Mädchen sie aufgerissen hatten, während Deidara kaum auf die Straße achtete. Es war stockdunkel draußen und kein Licht war sonst auf der Straße unterwegs. Deidara lachte über irgendetwas, was Itachi im Rausch erzählte und fand plötzlich Gefallen daran, die Geschwindigkeit unkontrolliert zu erhöhen. Normalerweise hätte auf dem Beifahrersitz gesessen und ein Kommentar im Stil von „Willst du uns umbringen?“ abgelassen, um Deidaras Liebe zum Gaspedal etwas zu dämmen. Aber diesmal war Sasori nicht da, wer weiß, was er zu dieser Zeit gerade getan hatte. Itachi dagegen feuerte Deidara noch an, schneller zu werden. Im Rausch der Geschwindigkeit lachten und johlten sie, sahen sich an und freuten sich über das Adrenalin, das heiß durch ihre Körper schoss. Doch dann schaute Deidara wieder auf die Straße. Seine Augen wurden riesig, als er die Leitplanke auf sich zurasen sah. Er war zu geschockt, um auszuweichen oder zu bremsen. Itachi bemerkte auch, was passierte und starrte ebenfalls aus dem Frontfenster. Sein Todesurteil war nun ganz nah. Und einen Moment später wurde es dunkel.

Er versuchte, den Gedankengang wieder abzuwürgen und stand nun plötzlich vor einer Tür zu einem zugezogenen Raum, die Fenster waren mit einem sichtschützenden Rolladen verdeckt.
 

„Hier ist sein Zimmer.“
 

Erklärte der Arzt und öffnete langsam die Tür.
 

„das wird jetzt ein Schock für sie sein...“
 

Sasori trat in den Raum ein, ihm war unglaublich heiß. Doch dann sah er ihn und die Hitze versank in den Tiefen einer viel durchgreifenderen Kälte.

Paralyzer

Sasori starrte auf Deidara, unfähig, sich zu bewegen.

Sein bester Freund lag in einem Bett, angeschlossen an viele, undefinierbare Geräte. Eines versorgte ihn zischend mit Sauerstoff, der Schlauch war in seinen Mund geführt worden. Neben ihm stand ein Gerät, das Herzschlag und andere Daten anzeigte. Ein Gerät versorgte ihn mit Flüssignahrung und Wasser. Und überall war ein Wirr-Warr von Kabeln, das Sasoris momentanem Verstandeszustand gleichkam.

Er versuchte seine Gliedmaßen zu bewegen, trat langsam an Deidara heran, als hätte er Angst, ihn mit zu viel Lärm aufzuwecken. Er betrachtete die Verbände an Deidaras Körper, die Schiene um seinen Hals und die Bandage um seinen Kopf, die mit irgendetwas eingerieben war, was Sasori nicht zuordnen konnte. Der Verband verdeckte das linke Auge des Blonden, das Rechte war friedlich geschlossen und vermittelte den Eindruck, dass er nur schlief. Aber Sasori wusste, dass er das nicht tat.

Die Zeit verging viel zu zähflüssig und floss dahin, als würde jede Sekunde Stunden währen. Solange Sasoris Blick auf Deidara gerichtet war, vermeinte er, nicht atmen zu können. Atemlos schaute er von Deidara weg, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Der Anblick war schwierig zu realisieren und sein Verstand weigerte sich, das Gesehene zu akzeptieren. Als er wieder zu Deidara sah, traf ihn die Realität mit aller Kraft. Wie erschlagen von diesen Schock, niedergestreckt von der Härte der kalten Wirklichkeit, ging er unter dem Druck in die Knie.
 

„Deidara...“
 

hauchte er, jemand anders konnte es sicherlich nicht hören. Aber es war auch für niemand anderes bestimmt als für Deidara selbst, und dieser würde es sicher merken, wie sehr Sasori gerade mit ihm litt.

Er konnte es einfach nicht glauben, dass das dort in dem Bett Deidara war. DER Deidara, der jeden mit seiner aufgedreht – träumerischen Art dazu brachte, entweder genervt die Augen zu verdrehen oder mit ihm zu lachen. Sasori hatte zwar eher die erste Variante vorgezogen, aber auch gelacht hatte er, mit Deidara. Nicht oft natürlich, irgendwie war er nicht der Typ, der seine Gefühle offen zeigte. Aber Deidara hatte es manchmal geschafft ihm zumindest ein Schmunzeln zu entlocken.
 

„Deidara...“
 

Das Piepsen des Gerätes und das Schnaufen eines anderen machte ihn schier wahnsinnig, raubte ihm den Verstand. Er konnte an nichts anderes mehr denken als Deidara, wie er ihn als letztes in Erinnerung hatte. Kurz nach ihrem Auftritt in der Partyhalle.

Deidara wirkte an dem Abend leicht radioaktiv verseucht, so sehr hatte er gestrahlt, als sich die Fans wieder auf ihn gestürzt hatten. Deidara liebte die Fans, jeden einzelnen von ihnen. Vielleicht lag es daran, dass er früher ein kleiner Außenseiter gewesen war wegen seinen langen, blonden Haaren und dem Sprachfehler. Aber als sie dann an ihrer Uni diese Band gegründet hatten, war er auf einmal ganz weit oben, war beliebt und bejubelt von der gesamten Universität. Dass diese Beliebtheit nichts mit wirklichem Mögen zutun hatte, störte Deidara nicht. Er wurde beachtet und er bekam seinen Ruhm. Nur das hatte für ihn gezählt.

Auch an jenem Abend hatte er sich im Scheinwerferlicht gesonnt und den Trubel um seine Person genossen. Er hatte irgendetwas zu Sasori gesagt, was es war, war Sasori gerade nicht mehr gegenwärtig. Und dann hatten sie sich aus den Augen verloren, waren trinken gegangen. Wenn Sasori gewusst hätte, dass er Deidara da das letzte Mal gesehen haben sollte...
 

„Deidara...“
 

Vollkommen benommen und die Gedanken rasend stand er auf. Noch nie war ihm sein Körper dermaßen schwer vorgekommen, noch nie war es ihm so schwer gefallen, seinen Blick auf etwas zu wenden ohne schaudernd wieder wegzusehen. Deidara lag noch immer reglos in seinem Bett als wäre er tot. Er wankte auf Deidaras Bett zu und hielt sich daran fest, da er das Gefühl hatte, gleich umzukippen. Er starrte Deidara ins Gesicht, fühlte sich betäubt und hilflos.
 

„Deidara...“
 

Eine Krankenschwester kam, angewiesen vom Stationsleiter, der noch immer in der Tür stand, und brachte Sasori einen Stuhl. Ohne sich zu bedanken ließ Sasori sich darauf nieder und fixierte sich weiter auf Deidaras Gesicht. Er griff nach seiner Hand, die schlaff in Seiner lag. Er fühlte die Wärme seiner Haut, und er klammerte sich an die Tatsache, dass noch Leben in diesem Körper war. Sein Herz fühlte sich an wie ein Stein, es sank immer tiefer in ein schwarzes Loch ein, dass seine Emotionen und Gefühle ein für allemal aufzusaugen drohte. Seine roten Augen auf Deidara gerichtet spürte er plötzlich, wie diese zu brennen begannen. Der Schmerz in seinem Inneren wurde schlimmer, steigerte sich zu einem reißenden Szenario, das sein Herz umkreiste und zusammenkrampfte. Die Gefühle, zuerst betäubt durch den Schock des Augenblickes, stiegen nun in ihm hoch. Er kniff die Augen fest zusammen, um die Tränen zurückzuhalten, da er sich seid dem Tod seiner Eltern geschworen hatte, nie wieder zu weinen. Aber dieses Gefühl war dem von damals so ähnlich, das Sasori nicht anders konnte als seinen Gefühlen nur einmal freien Lauf zu lassen.

Die erste Träne suchte sich still ihren Weg über seine Wange, doch Sasori wischte die schimmernde Perle rasch beiseite.

Er wollte nicht schwach wirken, da er es vor Itachi und Deidara nie getan hatte. Sie hatten ihn immer Mr. Eisschrank genannt und ebendieses Image wollte er für sie erhalten. Plötzlich fiel ihm ein, dass sie ihn nie wieder so nennen konnten und gleich darauf bemerkte er, dass er auch von Deidara dachte, als wäre er bereits tot.

Nun waren die Tränen nicht mehr aufzuhalten. Er erlaubte sich keinen Ton, aber die Tränen rannen stumm und klar aus seinen roten Augen, zogen feine Linien über seine blasse Haut und trockneten schließlich ein, wenn sie nicht von seinem Kinn tropften. Auch jetzt wirkte sein Gesicht wie in Stein gehauen, es war vollkommen ruhig wenn man von den Tränen einmal absah. Sein Körper war betäubt und so fühlte er schon lange nicht mehr seine körperlichen Schmerzen, die er dank seiner nächtlichen Aktivitäten eigentlich haben sollte.

Deidara rührte sich nicht, auch nicht, als die Tränen auf seine Hand tropften, die Sasori umklammert hielt. Wieso sollte er die einzigen Menschen verlieren, die ihm etwas bedeutet hatten? Wieso sollte das Schicksal so grausam sein und ihm seine besten Freunde wegnehmen?

Er sah wieder Itachi und Deidara vor sich, dieses Mal auf ihrem Herweg in ihrem Auto. Deidara war gefahren, Itachi saß auf dem Rücksitz, da Sasori ihn dorthin verfrachtet und sich selbst auf dem Beifahrersitz platziert hatte. Itachi hatte geschmollt und gemeint, er würde sie irgendwann mal alle umbringen. Deidara hatte nur gelacht, er kannte den Spruch schon. Sasori hatte ihn nur emotionslos angesehen und gemeint, dass das nur der Fall sein würde, wenn er Itachi nicht zuerst tötete. Was als Spaß gemeint war klang für Sasori nun vollkommen irrsinnig. Wie konnte er jemals nur daran gedacht haben, Itachi etwas anzutun?

Ein leises Geräusch riss ihn aus den Gedanken. Er sah sich um und bemerkte, dass der Arzt gegangen war. Er hatte Sasori allein zurückgelassen, aber das war ihm nur recht. Er musste nachdenken. Aber irgendwie war es ihm unmöglich, denn überall in seinem Kopf waren nur kleine Autos, die gegen Leitplanken rasten und sich überschlugen. Und zusätzlich kleine Deideis und Itachis, die schreiend und blutend durch die Gegend flogen wie Silvesterraketen.
 

Es war eine ganze Zeit später, als eine Krankenschwester hereinkam, um ihn zu fragen, wie es ihm ging. Sasori saß zu der Zeit noch immer in der gleichen Haltung bei Deidara, die Tränen inzwischen eingetrocknet und die Augen unablässig auf das ruhende Gesicht gerichtet. Als er die Krankenschwester bemerkte, warf er ihr einen kalten Blick zu, da er nicht angesprochen werden wollte. Sie aber ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie war schlank, schwarzhaarig und hatte ein freundliches Lächeln aufgesetzt, dass irgendwie gestellt wirkte. Als würde sie das die ganze Zeit tun.
 

„Ich weiß, dass das nicht einfach für sie ist.“
 

Begann sie mit einer Rede, die ihn wohl aufbauen sollte. Doch Sasori wollte so etwas gerade nicht hören.
 

„Woher wollen sie das wissen?“
 

Fragte er eisig und wandte sich wieder von ihr ab, um Deidara zu betrachten. Er hatte Angst, dass er etwas verpasste, etwas wichtiges, wenn er von ihm weg sah.
 

„Hören sie, ich kann ihre Trauer verstehen... aber vielleicht sollten sie einmal eine Pause einlegen. Etwas essen, ein wenig ausruhen...“
 

„ich will nichts essen und ich bin ausgeruht genug vom ganzen sitzen.“
 

Fauchte Sasori, ohne den Blick von Deidara zu nehmen.

Die Krankenschwester stand ein wenig unschlüssig neben ihm, dann überprüfte sie ein paar seiner Daten und ging wieder aus dem Raum. Wieder allein begann Sasori zu begreifen, dass all die Leute dort draußen Deidara bereits aufgegeben hatten. Sie sahen ihn nicht mehr als lebenden Menschen an sondern nur noch als jemanden, der so oder so sterben würde, einer von vielen, kaum der Rede wert.

Niemand redete mehr mit Deidara, niemand ließ ihn teilhaben, da er es angeblich nicht mehr mitbekam. Und wenn doch? Ohne zu überlegen begann er, auf Deidara einzureden, teils um sich selbst Mut zuzusprechen.
 

„Ich hoffe wirklich, dass du wieder aufwachst, Deidara...“
 

Stille
 

„...denn ich glaube nicht, das es für dich schon Zeit ist, zu gehen.“
 

Stille
 

„Wieso seid ihr Vollidioten auch einfach betrunken Auto gefahren? Ohne mich? Hättet ihr mich nicht mitnehmen können?“
 

Stille
 

„Jetzt wach endlich auf Deidara“
 

Stille, undurchbrochen, schneidend, verletzend wie eine Klinge. Deidara würde ihm nicht antworten. Als ihm bewusst wurde, das er ebenfalls im Begriff war, Deidara aufzugeben und sein baldiges Ableben einfach zu akzeptieren, stieg es ihm wieder brennend in die Augen. Plötzlich wünschte er sich jemanden herbei, der ihm helfen konnte, der ihn halten konnte. Doch es kam niemand.
 

tbc...

Slipped Away

Erschöpft saß Sasori unten in der Cafeteria des Krankenhauses. Die Krankenschwester hatte ihn irgendwann doch dazu überreden zu können, etwas zu essen, da er reichlich blass um die Nase war. Aber er stocherte nur lustlos darin herum und ließ es wieder auf den Teller fallen, ohne es anzurühren. Er konnte nichts essen, und das wollte er auch nicht.

Er wählte Itachis Handynummer und rief ihn an. Der Gesprächspartner war nicht zu erreichen. Er rief ihn wieder an. Der Gesprächspartner war nicht zu erreichen. Und wieder. Und wieder nichts. Irgendwann legte er das Handy beiseite, da er wusste, wie nutzlos diese Aktion war. Aber irgendwie hatte er auch den Drang dazu, jetzt einfach Deidaras Nummer zu wählen. Vielleicht ging er ja ran.

Er verdrehte die Augen über seine eigene Blödheit und dachte sich, dass er irgendwann bestimmt durchdrehen würde. Außer, wenn Deidara jetzt sofort aufwachen würde, das würde diese Vorgang vielleicht verhindern. Was natürlich nicht passierte.

Seine Gedanken schweiften ab in Richtung Itachi. Er hatte die Zeit über versucht, den Tod seines Freundes zu verdrängen, aber jetzt, wo er hier allein am Tisch der Cafeteria saß, kam alles wieder in ihm hoch. Nie wieder würde er Itachi sehen können, nie wieder würde er seine Stimme hören, nie wieder seine bösen Blicke spüren. Itachi war ausradiert, weg, verloren.

Ähnliche Gefühle wie schon zuvor kamen in ihm hoch und seine Augen brannten bereits verdächtig. Wie sollte er weiterleben können? Die Gewissheit, das Itachi nun verloren war, unwiederbringlich verschlungen von den schwarzen Tiefen des Todes, nahm ihm jeden Mut, noch zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Wie lange waren er und Itachi befreundet gewesen? Gewiss nicht so lange wie er und Deidara, da sie sich von Kindsbeinen an kannten, aber auch Itachi nannte er schon ziemlich lange seinen Kumpel. Nun kam ihm das vor wie eine kleine Ewigkeit, die nun ein Ende gefunden hatte und nicht länger als Ewigkeit bezeichnet werden konnte. Schon immer hatte er so etwas gehasst. Eine Ewigkeit sollte kein Ende finden, die namensgebende Unendlichkeit verhinderte dies. Wieso konnte der Tod das nicht wissen?

Völlig fertig schwenkte Sasoris Blick nach draußen, wo alles schien, als wäre nicht passiert. Von der Tragödie, die sich in seinem Leben abspielte, nahm niemand Notiz. Gehetzte Gesichter wechselten sich vor seinen Augen ab, kleine Kinder rannten wieder und wieder an der Glaswand vorbei und gaben allem etwas so Alltägliches, etwas verständliches.

Aber wie konnte es Alltäglich sein? Während Sasori so aus dem Fenster sah spürte er wieder die Traurigkeit in sich aufsteigen, in Form von ungesehenen Tränen löste sie sich aus seinem roten Augen und benetzten seine bleichen Wangen.

Ungeachtet dessen, ob er gesehen wurde, sah Sasori weiter hinaus, erinnerte sich an Itachi zurück und die Zeit, die er mit ihm verbracht hatte... es war nicht fair. Es war nicht fair, Itachi sterben zu lassen, Itachi war jung gewesen, er war intelligent gewesen, er war gut aussehend gewesen. Sicher hätte der Uchiha eine große Zukunft vor sich gehabt. Und jetzt war das alles vernichtet, seine Träume zerstört, seine Hoffnungen zerbrochen. Er war tot. Keinen noch so kleinen Traum würde Itachi sich noch erfüllen können.

Träne für Träne, stumm, unaufhaltsam, rein wie Glas. Er wünschte sich plötzlich, nicht mehr alleine zu sein, das Deidara hier wäre oder irgendjemand anderes, der ihm Beistand, der ihm sagte, das alles gut werden würde. Irgendjemand, der ihm sagte, dass es wieder in Ordnung kommen würde, das wenigstens Deidara wieder bei ihm sein würde. Aber niemand war bei ihm, niemand sagte ihm, das alles wieder gut werden könnte, und so kam es, wie es kommen musste.
 

Es geschah gegen Abend desselben Tages. Sasori war gerade von einer Toilettenpause wieder in Deidaras Zimmer zurückgekehrt, als er eine Veränderung an Deidara, nein, mehr an dem Zimmer bemerkte. Er wusste zuerst nicht, was es war, konnte es nicht zuordnen. Erst einen Moment später realisierte er es. Es war still im Raum. Totenstill.

Sasori sah zu Deidara herüber, die Kurve seines Herzschlages fiel ihm sofort ins Auge. Das tat sie allerdings nut aufgrund der Tatsache, das dort keine Kurve mehr war. Es war flach, eine Linie, still.

Noch ehe Sasori verstehen konnte, was das bedeutete, stürmte eine Schwester an ihm vorbei, gefolgt von Chefarzt. Sie hielten sich nicht mit seiner Anwesenheit auf sondern begaben sich umgehend zu Deidaras Bett.
 

„Was ist...“
 

fing Sasori an, seine Stimme klang von weit hergeholt und gehetzt. Was war mit Deidara? Was würde passieren? Er konnte seinen Satz nicht zuende bringen und er bemerkte ebenso, dass ihm die Luft wegblieb. Eine unnatürliche Angst stieg in ihm auf, die Angst, Deidara auch noch zu verlieren.
 

„Deidara?!“
 

Laut hallte seine Stimme durch den Raum, der nur vom Murmeln der Ärzte durchdrungen wurde. Der Arzt versuchte mit einer Herzmassage, den Sterbenden wieder zurückzuholen. Ansonsten herrschte apathische Stille, als würde sich niemand für ihn interessieren.

Es war, als würde man Sasori den Teppich unter den Füßen wegreißen und ihm zusehen, wenn er fiel. Er wollte Deidara nicht verlieren, das durfte einfach nicht sein. Nicht Deidara, nicht jetzt. Eine Freundschaft, so lange aufgebaut und sorgfältig am Leben gehalten durfte doch nicht einfach zerrissen werden als wäre sie belanglos. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, die er mit Deidara verbracht hatte wäre ausgelöscht, verschwunden, als wäre sie eine Nichtigkeit.

Obwohl er strickt gegen jede Religion war und keinem Glauben abgehörte schickte Sasori ein Gebet nach dem anderen zu jedem möglichen Gott, der ihm einfiel. Irgendjemand musste ihn doch hören und ihm helfen.
 

Als die Ärzte eine gute halbe Stunde später schließlich den Versuch aufgaben, Deidara ins Leben zurückzuholen, betete Sasori noch immer, stumm und sich an alles klammernd, was noch Hoffnung für ihn machen könnte. Still rannen Tränen über die bleichen Wangen, sie zeigten Sasoris ganzen Seelenschmerz, das Gefühl der Ausweglosigkeit und des Schmerzes, all seine Gefühle schienen in diesen schimmernden Tropfen vereint zu sein. Doch schließlich war es zu spät und alles umsonst. Die Ärzte gaben es auf, Deidara wollte scheinbar nicht mehr zurück kommen. Sasori schnappte die Worte des Arztes auf:
 

„...-macht ja doch keinen Sinn mehr, Ist wahrscheinlich besser so, für ihn.“
 

Der Satz krachte ein wie eine Bombe.
 

„Das könnt ihr mir nicht antun!“
 

brachte Sasori vollkommen fassungslos hervor, er spürte, wie sich alles in ihm zusammenkrampfte und ihm die Luft zum Atmen nahm. Der Arzt konnte sich gerade noch zu ihm umwenden und zu ein paar tröstenden Worten ausholen, da hatte Sasori ihn auch schon an den Schultern gepackt und schüttelte ihn, Verzweiflung sprach aus seinen Taten. Seine Finger bohrten sich in den weißen Kittel des Arztes, während dieser versuchte, Sasori wieder loszuwerden und ihn zu beruhigen. Die Krankenschwester, die assistiert hatte, kam angelaufen und versuchte den Arzt von Sasori zu trennen.

Der Strom von Tränen wollte nicht enden, Sasori verschwamm die Sicht, alles wirkte wässrig und unwirklich, als wäre alles nur ein furchtbarer Traum.
 

„Ihr könnt mir ihn nicht auch noch wegnehmen, verdammt!“
 

seine Stimme schwankte, und ein heftiger Schluchzer entwich seiner Kehle.

Schließlich stieß er den Arzt abrupt zurück, welcher ein paar Schritte nach hinten stolperte, um dort unsicher zum stehen zu kommen. Eine Welle von Resignation überkam Sasori, er kniff die Augen fest zusammen und zwei letzte Tränen rannen über die durchnässte Haut, dann sank er langsam auf die Knie, die Hände vors Gesicht geschlagen, er wollte sich damit abschirmen, allein sein. Leise, abgehackte Schluchzer kamen hinter seinen Händen hervor, mit jeder Sekunde wurde der Schmerz über den Verlust schlimmer, deutlicher. Nun hatte er wirklich alles verloren, Itachi, Deidara...was hatte er denn jetzt? Ihn wurde bewusst, das da nichts mehr war. Deidara und Itachi waren alles für ihn gewesen, seine Freunde, seine Stütze. Wie sollte er weiterleben, alleine, immer wissend, dass er eigentlich zwei wunderbare Freunde an der Seite haben könnte?

Ein leiser Schrei entwich seiner Kehle, alle seine Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung lag darin. Durchdringend hallte er durch den Raum, zu dem Bett, in dem der nun tote Deidara lag. Die Ärzte sahen sich bedauernd an und wollten etwas zu ihm sagen, als Sasori seine Fingernägel in sein Gesicht bohrte und wimmernd zusammensank.
 

„Nein, Nein, Nein...“
 

schluchzte er vollkommen erschlagen, er sah seine Welt vor sich zusammenbrechen, sie fiel in sich zusammen wie ein instabiles Kartenhaus.
 

„Nicht auch noch er...Nicht auch noch er!“
 

Seine Stimme war nun nicht mehr als ein Wimmern und versagte ihm dann schließlich völlig. Der Schmerz erdrückte ihn, seine Welt war für ihn nun unwirklich, etwas vollkommen fremdes. Er bemerkte, das er sie nicht mehr wollte. Dieses Leben wollte er nicht mehr, was hatte er denn noch?

Seine Hände wanderten zu seinen Haaren und vergruben sich fest darin, seine Lippen trennten sich, um all seine Verzweiflung herauszuschreien, er fühlte sich elend, alles schien sich ihm zu drehen, bis er schließlich unter alle dem Druck völlig zusammen brach.
 

„Nein!!!“
 

*
 

„Nein!“
 

Kakuzu stellte sein Glas geräuschvoll auf dem Holztisch von Pains Wohnzimmer auf, in dem sich die Akatsuki getroffen hatten. Konan, die in Pains Armen lag und sich eigentlich nicht für die Unterhaltung interessierte, kam nicht umhin, die Augen zu verdrehen. Was sollte dieser dämliche Streit denn bringen?
 

„Jetzt tu mal nicht so. Du wurdest mit ihm gesehen, auf dem Parkplatz. Also gib schon zu, das da irgendwas war.“
 

Hämisch grinste Hidan ihn von der anderen Seite des Tisches an. Das er diesen Sicherheitsabstand eingenommen hatte, war nur klug von ihm, denn er hatte vor, Kakuzu noch weiter auszufragen. Und dieser war jetzt schon verdammt gereizt.
 

„Er ist ein Typ! Seid wann bin ich denn schwul?“
 

Kakuzus Stimme war durchsetzt von Hass und Wut, hatte er auf diese Diskussion nun wirklich gar keine Lust. Das er und Sasori gesehen worden waren war natürlich ungünstig, aber er hatte nicht vor, zuzugeben, das sie wirklich – wenn auch unfreiwillig- etwas miteinander gehabt hatten.
 

„na ja, wer weiß...“
 

murmelte Hidan und grinste ihn über den Tisch hinweg an. Kakuzu packte sein Glas und schleuderte es dem silberhaarigen entgegen. Dieser konnte gerade noch ausweichen, doch das Glas zerschellte an der Wand hinter ihm. Die Flüssigkeit hinterließ einen nassen Fleck an der Tapete, doch darum konnte Kakuzu sich nun nicht kümmern, ebenso wenig wie um Pains protestierende Ausrufe.
 

„Nun stell dich nicht so an und reg dich wieder ab, man! Gib es doch einfach zu!“
 

Hidan war durch diesen Ausbruch und die Tatsache, das er mit Gegenständen beworfen wurde, auch wütend geworden und funkelte Kakuzu hasserfüllt über den Tisch hinweg an. Ihre Blicke trafen sich, Hass auf Hass, unnatürliche Wut ließ fast die Luft gefrieren.
 

„Sei doch nicht gleich so empfindlich, Kakuzu. Immerhin warst du ziemlich betrunken und es stimmt schon, das man euch zusammen gesehen hat.“
 

Mischte nun auch Pain sich ein, wollte er doch, das dieser dämliche Streit endlich ein Ende fand.

Kakuzu warf ihm einen finsteren Blick zu, weil dieser ihm jetzt auch noch in den Rücken fiel, sagte aber nichts dazu. Das wurde auch nicht erwartet, da Pain noch weitersprach.
 

„Und, um es mal auf den Punkt gesehen, ihr wurdet nicht nur dabei gesehen, wie ihr einfach so in ein Auto gestiegen seid. Dann wären deine Proteste verständlich. Aber ihr habt euch ja gegenseitig fast ins Auto gezerrt. Wie du so noch fahren konntest...“
 

Langsam wurde es Kakuzu zu viel.
 

„WER will mich denn gesehen haben, hm?!“
 

seine Stimme war angriffslustig und Pain wusste, dass er schon auf ihn losgegangen wäre, wenn er nicht der Boss ihrer Clique sein würde. Dafür war Pain nun mehr als dankbar.
 

„Konan.“
 

Kakuzu sagte nun nichts mehr, er warf Konan nur einen Todesblick zu, den diese nüchtern lächelnd aufnahm, dann drehte er sich um und ging zur Haustür.
 

„Ich hab kein Bock mehr, mir das anzuhören.“
 

Mit diesen Worten trat er aus dem Haus heraus und knallte die Tür hinter sich zu.
 

„Siehst du, er weicht uns aus. Also hatte ich recht.“
 

Erklärte Hidan selbstzufrieden und grinste überheblich in die Runde. Pain nickte nur.
 

„Ja, und weil du so klug bist, darfst du das jetzt auch aufwischen.“
 

Er wies auf das zerbrochene Glas an der Wand. Hidan knurrte etwas Unverständliches, machte sich aber an die Arbeit.
 

Tbc...

Stand in the Rain

Die Nachricht über den Tod der beiden Bandmitglieder Deidara und Itachi verbreitete sich wie ein Lauffeuer an der Schule. Niemand wollte so recht glauben, dass das wirklich die Wahrheit war, dass die beiden beliebten Schüler niemals wieder an die Universität kommen würden. Aber die Tatsache, das nach einer Woche ein Gedenkgottesdienst für sie veranstaltet wurde, vernichtete alle Zweifel. Das Drama berührte sowohl Lehrer als auch Schüler. Obwohl so etwas wohl alle zwei Jahre einmal passierte, ging doch jedes mal wieder eine seltsame Melancholie um, vor allem bei denen, die die Verstorbenen gekannt hatten. Die Tatsache, dass alle Itachi und Deidara kannten und verehren war der Auslöser dafür, dass viele der Schüler sich persönlich getroffen fühlten. Weibliche Fans belagerten die WG der Band, schmachteten Bandfotos an und trockneten sich gegenseitig die Tränen. Sie erhofften sich, Sasori zu sehen und mit ihm zu reden, sie wollten ihm helfen und Trost spenden. Doch dieser war seid dem Tag im Krankenhaus, an dem Deidara verstorben war, verschwunden und kam auch nicht mehr zur Schule. Allerlei Gerüchte gingen diesbezüglich um, doch niemand wusste konkretes.

Am Tag, als der Gottesdienst für die beiden Schüler stattfand, war am späteren Nachmittag auch die offizielle Beerdigung angesetzt worden. Der Gottesdienst selbst fand in der Schulzeit statt, weswegen die Schüler an diesem Tag keinen weiteren Unterricht hatten, dies aber nicht wirklich genießen konnten. Eigentlich war es geplant gewesen, nur die Schüler des Jahrgangs von Itachi und Deidara kommen zu lassen, aber aufgrund des Bekanntheitsgrades der Beiden war es doch schließlich beschlossen worden, dass sämtliche Schüler der Universität bei dieser Feier anwesend sein mussten.

Unter diesen Schülern waren natürlich auch die Akatsuki vertreten, die es sich nicht nehmen ließen, sich einen Platz ganz vorne in den Reihen des Hörsaales zu ergattern. Wie alle anderen Schüler auch waren sie in obligatorischem Schwarz gekleidet und schwiegen sich gegenseitig an. Damit schlossen sie sich der Stimmung im Saal an, da diese gedämpft und nur von gelegentlichen Schluchzern durchsetzt war. Einige Schüler in der Reihe hinter ihnen diskutierten leise darüber, dass Sasori auch heute nicht erschien, einfach weiterhin verschwunden blieb. Wenn er zu einer solchen Veranstaltung nicht erschien, murrten sie, so müsste ihm schon etwas zugestoßen sein. Sie tippten auf Selbstmord, auch wenn das eine recht voreilige Vermutung war. Der Gottesdienst hatte noch nicht begonnen und Sasori hatte noch die Gelegenheit, rechtzeitig zu erscheinen.

Seid dem Streit in Pains Wohnung zogen die Akatsuki es vor, das Thema Sasori gepflegt unter den Tisch zu kehren um es später, wenn diese Anlässe vorbei waren, wieder aufzunehmen. Jetzt auf diese Art über Sasori zu reden, wo es doch die selbe Nacht gewesen war wie die, in der Deidara und Itachi ihren Unfall gehabt hatten, erschien ihnen reichlich taktlos. Denn obwohl die Akatsuki immer behauptet hatten, dass sie froh wären, wenn „ArtIsABang“ nicht mehr existieren würden, so hatten sie sich deren Verschwinden doch etwas anders vorgestellt. Versagen bei einem Auftritt, Gerüchte, Peinlichkeiten...aber gewiss doch kein Autounfall, der die Band so einfach zerschlug.

Kakuzu war ganz froh darüber, dass niemand ihn mehr auf Sasori ansprach. Schließlich wollte er auf keinen Fall zugeben, dass er mit dem Rothaarigen geschlafen hatte, erst recht nicht vor Hidan. Denn er wusste, dass Hidan es nicht darauf beruhen lassen würde. Er liebte es, Kakuzu zu triezen. Auf diese Anschuldigung würden weitere folgen bis ihm schließlich nachgesagt werden würde, das er schwul wäre und Sasori mögen würde. Und das tat er nun wirklich nicht, seine Abneigung ihm gegenüber war nur noch größer geworden.

Still betrachtete Kakuzu das Podium vor seiner Nase, wo wohl bald einer der Professoren eine Rede für die Verunglückten halten würde. Neben diesem Podium standen zwei kleine Tische mit Blumen und jeweils einem großen Bild. Auf der von ihm linken Seite stand das Bild von Deidara, der gut gelaunt und breit grinsend aus dem Bilderrahmen herausguckte, seine blonden Haare zu diesem mädchenhaften Zopf gebunden. Auf der anderen Seite des Podiums stand das Bild von Itachi, der ausdruckslos wie immer aussah und sich mit viel Mühe ein leichtes Lächeln auf die Lippen zwang, welches ebenso ungewöhnlich wirkte wie falsch. An den Hintergründen der Bilder konnte man leicht erkennen, dass Diese für das Jahrbuch aufgenommen worden waren. Seltsam, das dieser Tag gar nicht mal so lange her war und sie jetzt schon nicht mehr unter ihnen weilten.

Er erinnerte sich zurück an den Moment, als er Sasori am Straßenrand gefunden hatte, kurz nachdem er diesen allein gelassen hatte. Der Schmerz und die Ungläubigkeit in seinen Augen, der Gesichtsausdruck, der seinen Schock wiederspiegelte. Er hatte unendlich verloren ausgesehen, und einen Moment hatte Kakuzu seinen Hass vergessen.

Das war nichts weiter gewesen als Mitleid und doch würde Kakuzu das niemals zugeben, weder seine Clique, noch sich selbst gegenüber.

In diesem Moment wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür zu dem Hörsaal geöffnet wurde. Alle Schüler drehten sich um... um im nächsten Moment abrupt aus ihren leisen Diskussionen zu verstummen. Stille war hereingebrochen, so plötzlich wie ein Hurrikan. Alle Augen waren auf die Person gerichtet, die hereintrat und leise die Tür hinter sich schloss.

Es war Sasori. Auch er war in schwarz gekleidet, seine roten Haare sahen aber noch wirrer aus als sonst, als hätte er entweder nicht die Zeit oder nicht die Überwindung gefunden, sich diese zurechtzumachen. Er wirkte müde, er hatte tiefe Augenringe und war ungesund blass, auch wenn das bei ihm nur ein schmaler Grad war zwischen seiner Hautfarbe und dem sprichwörtlichen Leichentuchblass. Was auch immer er in der Zeit zwischen dem Unfall und dem heutigen Tag gemacht hatte, es musste ihn nervlich ziemlich in Anspruch genommen haben. Was in seiner Situation allerdings mehr als verständlich war.

Langsam, begleitet von den Augen sämtlicher Anwesenden und dem leisen Murmeln Ebendieser, begab Sasori sich zu einem Platz in einer der letzten Reihen und ließ sich dort nieder. Sofort wurde er von den Seiten angesprochen. Kakuzu selbst konnte natürlich nicht hören, was sie zu ihm sagten aber was auch immer es war, Sasori versuchte angestrengt, es zu überhören. Er blickte stur geradeaus und nickte mitunter, um zu zeigen, dass er geistig noch da war.

Normalerweise hätte Kakuzu ein Kommentar von Hidan erwartet, aber in diesem Fall schwieg dieser sich lieber aus und sah geradeaus, was Kakuzu ihm im nächsten Moment gleichtat.

Einen Moment später erschien der Lehrer, der die Rede halten wollte. Er trat vor sie und begann geschwollen und ausgeschmückt seine auswendig gelernte Rede von Unglück und Anteilnahme vorzutragen. Für Kakuzu hatten diese Worte keinen besonderen Wert, er konzentrierte sich eher darauf, still und sein und auf seine Art seinen Respekt gegenüber den Verstorbenen zu zollen. Nämlich indem er einfach nichts sagte und nicht die störte, die der tränenreichen Rede folgten und dabei ihre eigenen Tränen beseitigten.

Kurz sah Kakuzu sich um und warf einen Blick auf Sasori, doch dieser, wider Erwarten Kakuzus, schien keine Träne zu vergießen. Er saß auf seinem Stuhl, still und andächtig, und starrte nach unten auf den Professor, als wolle er diesen erschlagen. Dann wanderte Sasoris Augenmerk weiter und blieb irgendetwas anderem hängen. Kakuzu sah wieder geradeaus auf die Bilder und wartete ab, bis die ermüdende Rede zuende war.
 

Die Schule war eher aus als gewöhnlich, da die Schüler gleich nach dem Gottesdienst nach Hause geschickt wurden. Die Akatsuki dagegen entschieden sich, im Sinne von Itachi und Deidara noch einen Trinken zu gehen und dann der öffentlichen Beerdigung beizuwohnen, die noch am selben Nachmittag stattfand. Es war wohl gerade die Feindschaft und der Hass füreinander, die die Akatsuki dazu bewegte, daran teilzunehmen. Sie selbst wussten auch nicht warum, aber sie hatten sich gestritten, getriezt und geschlagen, was wohl ein besonderes Verhältnis zwischen ihnen ermöglicht hatte. Kein Gutes, nein, gewiss nicht, aber doch etwas, was nicht ganz voreingenommen war von Gleichgültigkeit sondern zu etwas besonderem geworden war. Allein das war Grund genug, sich von ihnen zu verabschieden. Wahrscheinlich würden sie die beiden bald vergessen, Sasori ignorieren und sich freuen, alleine im Rampenlicht zustehen, aber im Moment konnte davon noch keine Rede sein. Obwohl sie sich für Sasori jetzt schon nicht besonders interessierten.

Das Pech war, dass es am Mittag begann, zu regnen und wohl auch nicht vorhatte, so schnell zu enden. In kühlen Fäden nieselte es auf die Trauergäste nieder, welche sich teils unter Regenschirme geflüchtet hatten und vor den beiden Gräbern standen, die auf dem Friedhof nebeneinander lagen. Die Akatsuki hatten darauf verzichtet, in der Kapelle dabei zu sein, aber nun, bei der Verabschiedung am Grab waren sie alle anwesend.

Kakuzu suchte die Trauergäste nach bekannten Gesichtern ab, sah ab und zu den ein oder anderen Fan, die sich es wohl herausnahmen, die größten Fans zu sein und anwesend sein zu müssen, aber ansonsten waren Verhältnismäßig wenige aus der Schule gekommen. Er hatte mit der ganzen Schule gerechnet, es waren aber allerhöchstens ein Viertel.

Zwischen den ganzen Schülern standen dann, sehr nah am Grab, die Familienmitglieder von Deidara und Itachi. Wobei für Deidara nur eine etwas entfernte Verwandte anwesend war, Itachis Familie aber mit beinahe hundert Leuten aufkreuzte. Kakuzu kannte nur wenige davon, unter anderem seine Mutter, seinen Vater und den kleinen Bruder, welcher am meisten von allen versuchte, Haltung zu bewahren und sich loszuweinen, vielleicht seiner Mutter willen, die völlig fertig aussah. Der Vater hatte schweigend einen Arm um sie gelegt, während der Bruder, der wohl noch auf die Highschool ging, ihre Hand hielt und sanft darüber strich.

Etwas weiter entfernt aber doch sehr nahe am Grab stand Sasori, auch er schwieg sich aus, stand stumm im Regen, weswegen man nicht erkennen konnte, ob er weinte oder nicht. Aber auch ihm war anzusehen, dass die Beerdigung ihm unendlich schwer fiel.

Ein Priester sprach ein paar letzte Worte, um das Grab dann den Angehörigen und Freunden für eine letzte Verabschiedung zu überlassen.

Deidaras Verwandte trug alles mit Fassung, sie schien Deidara wohl nicht persönlich gekannt zu haben, und wenn doch, dann nur flüchtig. Als jedoch Itachis Mutter, sein Vater und der Bruder ans Grab ihres Sohnes traten, ergab dies ein weitaus herzzerreißenderes Bild, da Frau Uchiha nun vollends in Tränen ausbrach und auch der Bruder nur schwer an sich halten konnte.
 

„Wieso so früh, Aniki...?“
 

Waren die leisen Worte, die der jüngere Uchiha-Spross sprach, ehe er sich, gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Vater, von dem Grab abwand. Sasori, als bester Freund der beiden, trat alleine vor die beiden ausgehobenen Löcher, in denen sich die Särge befanden. Kakuzu konnte nur erahnen, was in diesem Moment in dem Rothaarigen vorging.
 

Dieser sah auf die Särge herunter, spürte die Endgültigkeit, die von ihnen ausging. Er wusste, dass Itachi und Deidara hinter der dicken Schicht aus Holz lagen, leblos, bleich, zur letzten Ruhe gebettet. Er konnte sich genau vorstellen wie sie dort lagen, die Hände über der Brust verschränkt, die Augen geschlossen, das Gesicht blutleer und ohne Leben.

Schon lange ließen Tränen seine Sicht verschwimmen, seine Hände bebten, sein ganzer Körper war taub und wie ausgepumpt. Regen und Tränen vermischten sich gleichsam auf seiner Haut und wurden eins. Nur schwer konnte er sich zurückhalten, nicht wieder zusammenzubrechen, sich der sorglosen Schwärze der Ohnmacht auszusetzen und all das zu vergessen.

Während die Tränen unaufhaltsam ihren Weg über seine Haut suchten, unerkenntlich zwischen den einzelnen Regentropfen, spürte er die Kälte des Verlustes in sich hinaufkriechen, sie hüllte ihn ein, als wolle sie ihn dazu bringen, zu erfrieren.

Starr sah er auf die Särge hinunter, um dann seine Lippen zu teilen und sich zu verabschieden.
 

„Ich werde euch vermissen...“
 

Seine Stimme war gebrochen und man hörte klar heraus, dass er weinte, konnte er das doch jetzt nicht mehr verbergen. Ein angestauter Schluchzer verließ seine Kehle, doch der Kloß in seinem Hals wollte einfach nicht verschwinden. Er schloss die Augen und legte eine Hand auf die Lippen, um weitere Schluchzer zu unterdrücken. Das gelang ihm allerdings nicht und so ging er schließlich an seinen Platz zurück, einen letzten Blick auf die Särge werfend, ehe er sich neben der Familie Uchiha anreihte und glasig vor sich hinstarrte. Die Tränen brannten heiß auf seinen Wangen, doch fühlte er sich nicht imstande, sie beiseite zu wischen.
 

Die Akatsuki sahen sich an und traten schließlich auch an die Aushebungen heran, um sich auch zu verabschieden. Niemand sprach ein Wort, denn sie wussten wirklich nicht, was sie hätten sagen sollen. Stattdessen dachte sich jeder seinen Teil, ob positiv oder negativ.

Langsam lichteten sich die Reihen, viele gingen nach Hause, nachdem sie sich von den beiden verabschiedet hatten. Auch die Akatsuki sahen eigentlich keine Notwendigkeit mehr darin, länger hier zu bleiben als nötig, und so wollten sie wieder gehen.

Kakuzu sah noch einmal zurück, nur um zu bemerken, dass nur noch Sasori und die engeren Angehörigen Itachis am Grab standen. Sie konnten sich wohl nur schwer losreißen, was mehr als verständlich war. Sasori war der erste, der sich schließlich abwandte und ihnen folgte. Er hatte darauf verzichtet, sich unter einen Regenschirm zu flüchten und war dementsprechend durchnässt. Er sah wirklich elend aus.

Aber Kakuzu entschied, dass es ihm egal sein konnte, wie es Sasori ging. Ohne sich noch einmal zu Sasori umzudrehen begab Kakuzu sich zu seinem Auto, stieg ein und fuhr nach Hause.
 

tbc...

Memories

Sasori zog es vor, zu Fuß nach Hause zu gehen, auch wenn er es per Bus viel schneller und vor allem trockener hätte haben können. Auch auf den Leichenschmaus nach der Beerdigung verzichtete er, da er es lieber hatte, jetzt alleine zu sein. Auf die fragenden Verwandten, wie sie denn zueinander gestanden hatten, hatte er nun wirklich keinen Nerv, denn er wollte niemandem erzählen müssen, dass er seine einzigen wahren Freunde verloren hatte und sie wie Brüder für ihn gewesen waren.

Die Zweifel an der Zukunft und die Gewissheit, Itachi und Deidara verloren zu haben, führten ihn an einen Ort jenseits der Realität, eine neue Ebene, in der er in einem Meer aus dunklen Tränen umhertrieb und kein Licht ihn mehr erreichte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er darin endgültig versank, die Tränen würden seine Lungen füllen und ihn ertränken.

Der Regen begleitete ihn auf seinem Weg über die Straßen, an ihm eilten gesichtslose Menschen vorbei, die sich vor dem Regen in Sicherheit bringen wollten. Busse rauschten neben ihm über die nasse Straße, aber das war für Sasori ebenso irrelevant wie die Tatsache, dass er vollkommen durchnässt war und das Wasser von den Strähnen seiner Haare in seine Augen tropfte, was ihm die Sicht nahm. Doch selbst, wenn strahlender Sonnenschein geherrscht hätte, Sasori hätte ja doch nichts sehen können. Die Tränen trübten seine Sicht, und zu nebelig erschien ihm seine Umgebung nun, wo er allein war.

Die Pfützen unter seinen Füßen gaben leise, platschende Geräusche von sich, während seine Füße ihn weiter gen zuhause trugen, ohne, dass sein Zutun dafür benötigt wurde. Normalerweise wäre er wohl ziellos durch die Straßen geirrt, schließlich gab es in der WG nichts mehr, was ihn dort erwartete, außer vielleicht die schmerzhaften Erinnerungen an frühere Zeiten, an alltägliche Momente, die nun für immer verloren waren.

Aber genau diese Erinnerungen waren es, die ihn so anzogen, er wollte sich unbedingt erinnern, so lange wie es ihm möglich war. Wenigstens in seinen Gedanken wollte er weiterhin mit Itachi und Deidara zusammen sein, war ihm diese Möglichkeit doch nun, in seiner grausamen Realität, verwehrt.

Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er auf die Auffahrt ihres Hauses trat. Das Auto war nicht in der Garage, und Sasori war der Grund mehr als gegenwärtig. Wie in Trance schloss er seine Wohnungstür auf und trat in den kurzen Flur ein, unbeachtet dessen, dass er den Fußboden voll tropfte. Penibel zog er sich seine Schuhe aus und stellte sie neben Deidaras zweites Paar, dass noch immer im Flur stand, obwohl schon Verwandte hier gewesen waren, die einige der persönlichen Sachen von Itachi und Deidara mitgenommen hatten.

Auch seine nasse Jacke fand ihren Weg an die Garderobe, dann schlich er wie in Zeitlupe in das Wohnzimmer, in dem sie zu ehemaligen Zeiten immer zusammen gesessen hatten. Er sparte es sich, das Licht anzumachen oder sich auch nur umzuziehen, er ließ sich einfach auf das Sofa fallen und griff nach der Fernbedienung. Der Fernseher summte einige Zeit auf Standby vor sich hin, dann erbarmte Sasori sich dazu, aufzustehen und seine Kamera wieder anzuschließen, was er in den letzten Tagen eigentlich viel zu häufig getan hatte.

Auf der Kamera waren ein paar Videos eingespeichert, die Sasori sich in letzter Zeit öfters angesehen hatte. Verschiedene Momente, die er mit Itachi und Deidara erlebt hatte, waren darauf verewigt, nur kurze Passagen ihrer langjährigen Freundschaft, aber doch ein Anfang, um sich ihre Gesichter immer wieder in Erinnerung zu rufen. Er wusste zwar, dass er sie auch so niemals vergessen würde, aber er wollte sie wieder sehen, wenn sie sich bewegten, daran zurückdenken, wie viel Spaß sie miteinander gehabt hatten. Wenn er diese Videos sah, überkam ihn immer wieder dieses altbekannte Gefühl der Traurigkeit und Machtlosigkeit gegenüber seiner Emotionen, über die er immer öfter die Kontrolle verlor.

Während also die Bilder von Itachi, Deidara und Sasori selbst sich auf dem Bildschirm abwechselten, saß er auf seinem Sofa und starrte die Mattscheibe an, als würde das irgendetwas daran ändern, was in der letzten Zeit passierte, als könnte er Itachi und Deidara damit aus dem Fernseher ziehen.

Gerade bekam er das Video vom vergangenen Sommer zu sehen, von einem Nachmittag, an dem Itachi, Deidara und er selbst ihr Auto gewaschen hatten. Deidara hatte die Kamera gehalten, erst unbemerkt von Itachi und Sasori, welche gerade dabei waren, das Auto mit einem Gartenschlauch abzuspritzen. Sie und das Auto standen zu dem Zeitpunkt auf ihrer Auffahrt vor der Garage des Hauses, alles um das Auto herum war entweder eingeschäumt oder durchnässt, ausgenommen Itachi und Sasori, die gerade auf dem Video zu sehen waren. Sasori hielt den Schlauch auf das Auto gerichtet während Itachi sein Tun kommentierte. Kurz hörte man Deidara wissend kichern, dann wurde Itachi auf die Kamera aufmerksam. Schweigend starrte er einen Moment in die Linse hinein und rief Sasori dann die Worte: „Deidara will duschen“ zu. Im nächsten Moment sah auch Sasori, das er bei seiner Arbeit aufgenommen wurde und folgte Itachis Worten: Das bedeutete, er richtete den Schlauch auf Deidara, welcher erschrocken die Kamera fallen ließ. Fortan sah man auf dem Bild nur noch die Füße von zwei Personen, dann schließlich nur noch ein paar Schuhe, und dann wurde die Kamera mit Sasoris Kommentar, Deidara solle froh sein, wenn die Kamera noch heile sei, ausgeschaltet.

Solche nichtigen und unspektakulären Momente waren für Sasori jetzt von größer Wichtigkeit, hatte er doch keine andere Chance, sich die alltäglichen, leicht vergessenen Szenarien in Erinnerung zu rufen. Doch diese Erinnerungen waren wie ein süßer Sumpf, der ihn langsam einhüllte und in die Tiefe zog. Bald würde Sasori zu tief feststecken, um sich wieder davon zu befreien.
 

~*~
 

Am Tag danach war es an Sasori, wieder in die Schule zu gehen.

Er erschien gerade noch rechzeitig in seinem Kurs, denn die Lehrerin war gerade dabei, wieder einen wichtigen Vortrag zu halten. Sie kommentierte sein zu spät kommen allerdings nicht, wie gewöhnt, zynisch, sondern nickte ihm nur zu, ohne sich weiter dazu zu äußern.

Sofort ging wieder das große Getuschel los. Die Lehrerin, angesprochen wurde sie mit Sensei Anko oder einfach nur Sensei, versuchte, die Menge wieder zur Ruhe zu bringen. Sasori ließ sich auf seinem Platz nieder, sah hinüber zu den freien Plätzen von Itachi und Deidara und seufzte deprimiert. Das Mädchen hinter ihm warf ihm etwas an den Kopf, was sich als kleiner, fein zusammengefalteter Zettel herausstellte. Selbstredend würde er eine Nachricht enthalten, aber der Rothaarige machte sich nicht die Mühe, ihn aufzuheben.

Nur eine Minute später landete ein weiterer Zettel auf seinem Tisch, er war von demselben Mädchen wie der Zettel zuvor, der noch immer einsam und vollkommen ignoriert auf dem staubigen Boden lag. Ohne eine Emotion zu zeigen, drehte Sasori sich zu dem Mädchen um, doch dieses tat so, als würde es seine Aufgabe erledigen. Es war das Mädchen Yuki, die ebenso für „ArtIsABang“ schwärmte wie der halbe Rest der Klasse. Was also könnte der Zettel anderes enthalten als eine weitere Liebeserklärung?

Resignierend faltete Sasori das kleine Stück Papier auseinander. Es enthielt keine Liebeserklärung.
 

Lass dich nicht so runterziehen. Wir sind alle für dich da :-)
 

Was lieb gemeint war, berührte Sasori in keiner Weise. Jedenfalls nicht im Positiven. Denn er wusste, dass dieses Mädchen, ebenso wie alle anderen, nur darauf bedacht war, nahe an ihn heran zu kommen. Vielleicht erhofften sie sich, dass Sasori sich in sie verliebte, wenn sie ihm halfen oder ihm zumindest beistanden. Aber auf diese Art von Trost konnte er wirklich verzichten. Überhaupt bemerkte er, dass er dem Mitleid der anderen überhaupt nichts abgewinnen konnte. Es zog ihn, wenn überhaupt, nur noch mehr runter, zeigte ihm das doch auf schmerzhafte Weise, dass er jetzt alles verloren hatte und es verdient hatte, bemitleidet zu werden.

Er beantwortete den Zettel pflichtbewusst mit einem schlichten „Ok“, denn er fühlte sich nicht verpflichtet, sich zu bedanken. Er warf den Zettel zurück und konzentrierte sich darauf, so auszusehen, als würde er dem Unterricht folgen. Auch wenn er eigentlich mit den Gedanken bei Deidara und Itachi war.
 

In der großen Pause hatte sich eine große Traube um ihn gebildet, alle wollten ihm ihr Beileid aussprechen oder ihm „Trost spenden“. Sasori sagte nichts dazu, ließ den Regen aus Mitleid und Beileidsbekundungen auf sich einrieseln ohne wirklich zuzuhören. Immer war es dasselbe. Sasori wollte und konnte sich das bald nicht länger anhören. Aber zu allem Überfluss kamen dann noch die Akatsuki samt Anhang um die Ecke, um das Bild der Verzweiflung vollkommen zu machen. Doch bevor einer der Mitglieder ein Wort an ihn richten konnte, floh der Rothaarige. Hals über Kopf stürmte er an den Schülern vorbei und verkroch sich in eine einsame Ecke, in der Hoffnung, das niemand ihn finden würde. Natürlich blieb er nicht lange allein.

Auf dem Weg zurück in die Klasse kam er in einen Strom von Schülern, der ihn hin und her zerrte. So kam er nicht umhin, eine Unterhaltung von zwei Jungen mitzubekommen, die sehr nahe bei ihm standen und sich über „ArtIsABang" unterhielten.
 

„Also, um ganz ehrlich zu sein, macht es mir gar nicht so viel aus, dass Itachi und dieser Deidara verstorben sind. Natürlich ist es tragisch, aber...“
 

Der andere fiel ihm sofort und mit demselben, herablassenden Tonfall ins Wort.
 

„Ich weiß genau, was du meinst. Die Band war sowieso nicht mein Fall, und vor allem dieser Deidara war ziemlich aufgeplustert. Von sich selbst überzeugt. Tja, Hochmut kommt vor dem Fall...“
 

Der nächste Moment erschien Sasori, als wäre er in einem Traum gefangen. Wie, als könnte er seine Taten nicht länger kontrollieren. Diese Worte hatten eine Ungeheure Wut in ihm ausgelöst, sie raste durch seine Venen, erhitzte sein Blut und ließ ihn rot sehen. Im nächsten Moment hatte Sasori bereits die Hände auf die Schultern des Jungen gelegt, ihn zu sich umgedreht und zugeschlagen. All seine Wut über diese Respektlosigkeit gegenüber den Verstorbenen, SEINEN Freunden, lag in diesem Schlag. Die Menge wich zurück, als der Junge zurücktaumelte und schließlich auf dem Boden landete. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und blutete. Ungläubig sah der Junge, den Sasori nicht persönlich kannte, zu ihm auf und fuhr sich über die Lippe.
 

„Sag mal, spinnst du?“
 

fauchte er Sasori erbost an, während der andere Junge, seinerseits einen Kopf größer als Sasori, einen zusehenden Mitschüler zur Seite schubste und Sasori stellvertretend für seinen Freund die Faust in den Bauch rammte. Sasori stolperte zurück, spürte den Schmerz aber kaum. Betäubt von Hass und Wut stürzte er wieder vor und ging auf den am Boden liegenden Jungen los. Natürlich mischte sein Freund auch wieder mit und so artete das alles in eine heftige Prügelei aus.

Die Umstehenden entschieden sich, nun doch endlich einzugreifen und versuchten, die sich Prügelnden auseinander zu zerren. Sasori erwies sich als äußerst hartnäckig, kaum hatte ein Schüler ihn von dem anderen heruntergezerrt, riss er sich los und schlug wieder auf ihn ein. Er selbst wäre von dem zweiten der beiden Kumpels längst zu Brei geschlagen worden, wenn die Akatsuki nicht gewesen wären. Sie hatten die Prügelei auf ihrem Weg zum Unterricht bemerkt und natürlich sofort eingegriffen. Pein und Kisame hielten den Jungen in Schacht, während Hidan, Zetsu und Tobi versuchten, die Menge daran zu hindern, mitzumischen. An Kakuzu war es schließlich, Sasori von dem Anderen herunter zu kriegen. Er packte Sasori und zog ihn bestimmt von dem Jungen herunter, welcher halb ohnmächtig und stark aus der Nase blutend auf dem Flur lag.

Sasori wollte sich, wie schon zuvor, losreißen und auf dem Jungen stürzen, aber Kakuzu hatte die Arme um seine Taille gelegt und hinderte ihn so daran, sein Vorhaben durchzusetzen. Sasori versuchte, sich aus Kakuzus eisernem Griff zu winden, aber er hatte letztendlich keine Chance.
 

„Lass mich los!“
 

schrie er vollkommen von Sinnen, vollkommen vernebelt waren diese von Hass und Mordlust. Nichts anderes leuchtete in seinen Augen auf, ein paar kleine, unbedachte Worte hatten ihm die Kontrolle über sich entzogen.
 

„Beruhig dich, man!“
 

fauchte Kakuzu und hob Sasori leicht an, sodass seine Füße den Boden nicht mehr berührten und er hilflos in der Luft hing. Wobei hilflos nicht das richtige Wort war, da Sasori bei weitem nicht hilflos war. Er wehrte sich, so stark er konnte, wurde noch wütender durch die Tatsache, dass er Kakuzu nicht entkommen konnte.
 

„Ich lasse nicht zu, dass jemand respektlos über sie spricht! Also lass mich los!“
 

Doch Sasori hatte keine Chance, sich loszureißen, und während Kakuzu ihn ein Stück von dem Ort des Geschehens wegzerrte, kamen einige Lehrer, die von anderen Schülern gerufen worden waren. Sie unterhielten sich kurz und riefen dann den Krankenwagen, um den Jungen abtransportieren zu lassen.

Sasori kam langsam wieder zur Besinnung, seine Versuche, sich zu befreien, waren nun halbherziger, aber immer noch bestehend. Kakuzu ließ ihn los, gab dem Rothaarigen aber keine Chance, zu entkommen. Er packte ihn grob an den Schultern und drehte ihn so herum, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte.
 

„Wach auf, du Idiot!“
 

Sasoris Atem ging schwer und unregelmäßig, seine Wut klang langsam ab und ließ ein unendlich tiefes Gefühl der Hilflosigkeit zurück. Sein Blick wandte sich in die Ferne und seine Anspannung fiel von ihm ab. Zurück blieb nur ein anhaltendes Gefühl der Wut und der Instinkt, wieder loszurennen und auf den Jungen einzuschlagen. Aber Kakuzus Griff und die Tatsache, dass ihre Lehrerin, Sensei Anko, auf sie zukam, verhinderte dies.
 

Tbc...

Pain

„Wer hat das hier zu verantworten?“
 

Sensei Anko hatte sich drohend vor den Akatsuki, Sasori und dem anderen Jungen aufgebaut, welcher bis zu dem Zeitpunkt noch von Pein und Kisame festgehalten worden war, aber schleunigst losgelassen wurde, damit kein Missverständnis aufkam. Dieser warf Sasori einen hasserfüllten Blick zu und trat einen Schritt vor.
 

„Er hat uns einfach angegriffen!“
 

beschuldigend wies er mit dem Finger auf den Rothaarigen. Dieser fuhr sich mit der Handfläche vorsichtig unter der Nase entlang, um zu prüfen, ob er durch die paar Schläge, die er abbekommen hatte, vielleicht bleibenden Schaden davongetragen hatte. Mit einem Blick auf das Blut bemerkte er, das dem so war.
 

„Ist das so? Mr. Akasuna?“
 

Anko sah Sasori prüfend an, versuchte ihm mit ihren Blicken die Wahrheit zu entlocken.

Sasori sah auf, fühlte sich plötzlich recht wackelig auf den Beinen. Jetzt hatte er ziemlichen Ärger am Hals. Mit einer wütenden, automatisch durchgeführten Handbewegung befreite er sich entgültig von Kakuzus Griff.

Was die Frage seiner Lehrerin anging, so zog Sasori es vor, nicht zu antworten, sondern sich vorerst in das schützende Kleid des Schweigens zu hüllen. Er fühlte sich noch nicht in der Lage, vernünftig und zu seinen Gunsten zu argumentieren. Wenn er sich jetzt auf eine Diskussion mit der Lehrerin einließ, würde er kaum etwas zu seiner Verteidigung sagen können. Aber gab es irgendetwas, was er zu seiner Verteidigung vorbringen könnte? Er hatte, augenscheinlich ohne Grund, auf einen Mitschüler eingeschlagen und diese ins Krankenhaus gebracht. Wie sollten die Lehrer den verstehen, was in dem Moment in ihm vorgegangen war?
 

„Mr. Akasuna?“
 

Wieder bekam die Lehrerin keine Antwort, nichts außer beharrlicher Stille seitens des Rothaarigen.

Hilflos schüttelte Sensei Anko ihren Kopf und wandte sich Kakuzu zu.
 

„Gut, wir besprechen das später. Kakuzu, bring Sasori bitte ins Krankenzimmer und sorge dafür, dass er danach sofort zur Schulleiterin ins Büro kommt, in Ordnung?“
 

Kakuzu, dem dieser Befehl scheinbar recht ungelegen kam, seufzte nur mit einem genervten Blick auf Sasori und nickte, konnte er so doch wenigstens der folgenden Stunde Geschichte entfliehen. Das er aber ausgerechnet Sasori helfen sollte, passte ihn eigentlich nicht so gut, da seine Clique das wieder als Grund sehen würde, herumzulästern.

Bestimmt schob er Sasori vor, damit dieser sich in Richtung Krankenzimmer in Bewegung setzte. Wider Erwarten zeigte Sasori sich durchaus kooperativ, schlurfte langsam voran, an den glotzenden Schülern vorbei. Diese wurden von den ebenso anwesenden Lehrern in ihren Unterricht gescheucht, damit sich der Andrang im Flur ein wenig legte.

Auf dem Trakt, der zum Krankenzimmer führte, waren bereits keine Schüler mehr. Ihre Schritte hallten dumpf durch den Flur während sie schweigend nebeneinander hergingen, dem Versuch unterliegend, die Anwesendheit des jeweils anderen zu ignorieren.

Sasori versuchte unterdessen, sein Nasenbluten zu stoppen, was ihm irgendwie nicht so gelang wie er wollte. Er hatte wohl doch mehr abbekommen als er gedacht hatte, inzwischen war seine Hand vollkommen blutverschmiert.

Wortlos beobachtete Kakuzu seine Versuche, dann holte er seinen Rucksack von seinem Rücken und kramte nach etwas. Sasori warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, da wurde ihm auch schon ein Taschentuch in die Hand gedrückt. Dankbar drückte sich der Rothaarige das Taschentuch unter die Nase und murmelte ein
 

„Danke...“
 

Kakuzu nickte nur.

Dann waren sie auch bereits am Krankentrakt angekommen und Kakuzu klopfte an, worauf sie, ohne eine Antwort abzuwarten, eintraten.

Im Krankenzimmer war niemand anwesend aber sie beide wussten, dass gleich jemand kommen würde. Immerhin war Pause, da gönnten sich die „Krankenschwestern“ gerne mal eine kleine Ruhepause außerhalb des Traktes. Natürlich war das wider ihres Jobs, aber das hielt sie meist nicht davon ab.

Sasori fühlte sich elend, was nicht nur auf seine etwas angeschlagene, körperliche Verfassung zurückzuführen war. Die Respektlosigkeit, mit der diese beiden Jungs über Itachi und Deidara gesprochen hatten, hatte ihn rasend gemacht, dabei wusste er doch genau, dass nicht alle an der Schule die Band mochten und auch gerne einmal ausfallend wurden. Aber die Tatsache, das ihnen der Tod der beiden egal war... dass es sie keineswegs berührt sondern sogar in gewissem Maße erfreut hatte...Sasori konnte einfach nicht verstehen, wie jemand so empfinden konnte.

Mit einem Blick auf Kakuzu schoss Sasori die Frage durch den Kopf, ob die Akatsuki auch so dachten. Freuten sie sich darüber, dass durch den Tod Itachi und Deidaras ihre Konkurrenzclique zerschlagen worden war?
 

„Kakuzu?“
 

Sasori hatte diese Frage gestellt, ohne den Größeren eines weiteren Blickes zu würdigen, sein Blick war abwesend auf die gegenüberliegende Wand gerichtet.
 

„Was?“
 

Wurde er unfreundlich angeschnauzt.
 

„Freust du dich, das Itachi und Deidara tot sind?“
 

Jetzt sah Sasori doch zu ihm hoch, seine roten Augen schimmerten unergründlich, wirkten seltsam resigniert, als wüsste er die Antwort bereits, eine Antwort, die ihm wohl nicht gefallen würde.
 

„Was soll die Frage denn? Wieso sollte mich das freuen?“
 

fragte Kakuzu, noch immer klang er sehr gereizt, was Sasori zeigte, dass es ihm nicht passte, mit ihm hier zu sein. Seine grünen Augen funkelten zu ihm herunter, sie zeigten Sasori nur noch mehr, wie sehr Kakuzu ihn verachtete. Diese Tatsache machte Sasori eigentlich nichts, in Anbetracht seiner Lage hatte er wirklich größere Probleme.

Er wandte seinen Blick von ihm ab, besah sein Taschentuch und stellte erleichtert fest, dass der Blutfluss wohl gestoppt war.
 

„Bei euch kann ich mir das vorstellen...“
 

Auch wenn Sasori nicht erklärte, wen er mit `euch´ meinte, wahr gleich klar, dass er auf die Akatsuki anspielte.

Kakuzu konnte darauf nicht mehr antworten, da in diesem Moment eine ziemlich aufgebrachte Schwester eintrat und auf Sasori zukam.
 

„Oh mein Gott, es tut mir leid, ich habe nur eine kurze Pause gemacht.... ich konnte ja nicht wissen, das es am Ende der Pause noch zu einer Prügelei kommt...“
 

Unaufgefordert plapperte sie los, obwohl der Grund ihres zu spät Kommens weder Sasori noch Kakuzu interessierte. Sofort rauschte sie zu Sasori, da sie wohl sofort begriffen hatte, wer von den beiden der Leidtragende war. Sie untersuchte ihn grob, fragte ihn ein paar Sachen und entließ ihn schließlich, erleichtert, dass sie es nur mit einem Schüler zutun hatte, der ein paar auf die Nase bekommen hatte und nicht mit einem Schwerverletzten, dem die Gedärme heraushingen.

Sie reichte ihm noch ein Kühlkissen, um seine Schmerzen zu lindern, dann wies sie ihn an, sich ein wenig hinzulegen.
 

„Vielleicht lässt man sie ja gleich nach Hause...“
 

Sasori nickte nur, um dann in Begleitung von Kakuzu den Raum zu verlassen.

Auf dem Weg zum Büro ihrer Rektorin überkam Sasori ein mulmiges Gefühl, auch wenn es ihm eigentlich gleichgültig war, ob sie ihn wegen der Prügelei von der Schule verweisen, was sie wohl tun würden. Er fühlte sich sowieso nicht imstande, dem Unterricht auf eine produktive Weise zu folgen, musste er doch immerzu an Itachi und Deidara denken. Er fühlte sich so alleine ohne sie, die Zukunft verschleiert und ungewiss durch ihr Fehlen in seinem Leben. Es kam ihm zeitweise so vor, als hätte er überhaupt keine Zukunft mehr, auch wenn er zweifellos auch ohne Deidara und Itachi gute Noten schreiben würde und im Job erfolgreich wäre. Und doch fühlte er sich so leer und motivationslos, dass er einfach wieder nach Hause wollte. Und wenn er durch die Prügelei ein wenig dort bleiben konnte... was war daran schlecht, außer vielleicht der folgende Eintrag in seiner Schulakte?
 

Nachdem sie den Weg zum Büro ebenso im Schweigen zurückgelegt hatten und nun an der Tür zum Büro klopften, hatte Kakuzu eigentlich vor, zu seinem Kurs zurückzukehren. Schließlich hatte er getan was ihm aufgetragen worden war und er hatte nicht vor, länger als nötig dort zu bleiben.

Doch die Worte der Rektorin, welche die Tür öffnete, ließen ihn stocken.
 

„Gut, das ihr hier seid...Sie, würden sie bitte hier bleiben?“
 

Kakuzu drehte sich wieder um, wunderte sich doch ein wenig darüber, dass er dazu aufgefordert wurde, zu bleiben. Was hatte er denn noch mit der ganzen Sache zutun? Sollte er als ein Zeuge aussagen, oder so etwas in der Art?

Während Sasori in den Raum eintrat und sich die anwesenden Personen besah, die aus einem weiteren Lehrer und dem noch von der Auseinandersetzung übriggebliebenen Jungen bestanden, wartete Kakuzu noch einen Moment vor der Tür, da er immer noch nicht wusste, was der Grund für sein Bleiben sein könnte.
 

„Treten sie doch auch ein.“
 

Forderte die Rektorin ihn auf, die noch immer in der Tür stand und scheinbar darauf wartete, dass er ihrer Bitte Folge leistete. Schweigend schob Kakuzu sich an ihr vorbei und schubste Sasori ein Stück zur Seite, damit er vorbei konnte. Sasori bedankte sich dafür mit einem wütenden Blick, der allerdings überzeugender hätte sein können. Scheinbar war er mit den Gedanken schon wieder ganz weit weg und Kakuzu konnte sich nur zu gut vorstellen, wo.
 

„Schön, das sie auch noch hier her gefunden haben, Mr. Akasuna. Dann sind wir ja alle vollzählig.“
 

Mit diesen Worten schloss die Rektorin die Tür ihres Büros und ging um ihren Schreibtisch herum, um sich dort niederzulassen. Ihre Augen waren allein auf Sasori fixiert, aber er betätigte ihre Suche nach Blickkontakt nicht, sondern starrte nur auf den Boden, als suche er dort etwas von Bedeutung. Kakuzu stand nun neben ihm und sah sich im Büro um, da er eigentlich gar nicht hier zu sein brauchte.
 

„Wir, also ich und Professor Giggelmeier, haben uns bereits mit Mr. Jason Jokohama unterhalten, über das, was auf dem Flur passiert ist, Mr. Akasuna.“
 

Fing die Rektorin schließlich an und wies dann kurz aufeinanderfolgend auf den anderen Lehrer und den Jungen, welcher Sasori einen bösen Blick zuwarf.
 

„Seiner Aussage nach haben sie sich am Ende der Pause im Gang auf ihn und Mr. Mukiwaki gestürzt, welcher nun nebenbei ins Krankenhaus gebracht wurde. Andere Schüler konnten bestätigen, dass sie ohne Grund auf den Schüler losgegangen sind, von welchem sie auch erst abgelassen haben, als die umstehenden Schüler sie mit Gewalt von ihm fernhielten. Dürfte ich fragen, was sie da geritten hat? Sie waren doch immer ein tadelloser Schüler?“
 

Sie warf Sasori einen strengen Blick über den Brillenrand zu, welchem der Rothaarige nun auch begegnete, indem er vom Boden aufsah. Seine Augen zeugten davon, dass ihn irgendetwas sehr beschäftigte, etwas, das ihn unglücklich machte. Die Lehrerin musste wohl den Blick als Suche nach Vergebung deuten, dass ihm das alles furchtbar leid tat. Aber Kakuzu wusste, dass er den Vorfall kein bisschen bedauerte. Die beiden hatten scheinbar Itachi und Deidara in irgendeiner Form schlecht gemacht, wie genau, wusste Kakuzu nicht. Aber der Satz „Ich lasse nicht zu, dass jemand respektlos über sie spricht“ ließ eigentlich keine Spekulationen zu, da klar war, wen er damit meinte.

Sasori war so wütend gewesen, wie Kakuzu ihn noch nie zuvor gesehen hatte, aber diese Wut und der Hass war für ihn verständlich. Tatsache war, dass diese Traurigkeit, die auf Sasori lag, wohl daher rührte, dass er genau wusste, dass er Itachi und Deidara verloren hatte, für immer, unwiederbringlich... Und das die Schüler bereits begannen, es am Respekt gegenüber den Verstorbenen mangeln zu lassen. Nach der Respektlosigkeit folgte meistens das Vergessen, Deidara und Itachi würden irgendwann als eine Passage abgefertigt werden, eine schöne Zeit voller Erinnerungen, die langsam verblassten.
 

„Ich...weiß nicht“
 

brachte Sasori schließlich überzeugungslos vor, sein Blick schien noch im selben Moment wieder abzuschweifen, es zeigte, dass seine Gedanken lange nicht mehr in dieser Realität weilten.
 

„Nun gut...Tatsache ist, dass wir solche Aktionen hier an unserer Universität nicht brauchen können. Darum müssen sie verstehen, dass wir sie für einige Zeit von der Schule verweisen müssen, auch wenn wir ihre Lage gut nachvollziehen können und wissen, dass sie momentan sehr gestresst sind. Darum sollten sie diese Beurlaubung vielleicht dazu nutzen, sich ein wenig zu erholen. Ruhen sie sich aus, sie bekommen Nachricht, wenn sie wieder in die Schule kommen dürfen.“
 

Mit diesen Worten wandte die Lehrerin sich um und suchte eine Akte aus dem Schrank hinter sich. Sie hatte es wohl auf die Schulakte Sasoris abgesehen.

Kakuzu verstand noch immer nicht, was er dort sollte, aber schon bald sollte er es erfahren.
 

„Sie...Können sie Sasori no Akasuna nach Hause bringen?“
 

Verwundert sah Kakuzu auf, hatte er mit einer solchen Bitte doch nicht gerechnet. Er sollte also bloß den Dienstboten spielen?
 

„Wieso sollte ich-...“
 

„Sie werden dafür selbstverständlich vom Unterricht befreit. Sorgen sie aber dafür, dass Mr. Akasuna bei sich zuhause ankommt, ohne Umwege. Verstanden?“
 

Die Lehrerin blickte den Schwarzhaarigen abwartend an, ein kleines, überhebliches Lächeln hatte sich nun auf ihre Lippen geschlichen.
 

„Jah...“
 

knurrte Kakuzu, wusste er doch, was das wieder für Spekulationen seitens der Akatsuki geben würde, wenn er Sasori nachhause brachte und dann nicht wieder zurück in die Schule kam, was er wirklich nicht vorhatte. Aber da der Unterricht schon angefangen hatte, würden sie ihn wohl nicht sehen.

Ohne eine weitere Erwiderung schob Kakuzu Sasori aus dem Raum, welcher ihm nur einen finsteren Blick zuwarf aber sich sonst nicht weiter äußerte.
 

Tbc...

Desperate

Kapitel 10: Desperate
 

Auf dem Parkplatz der Universität wartete bereits Kakuzus Porsche auf sie, mit welchem Kakuzu eigentlich vor hatte, Sasori nachhause zu bringen. Aber Sasori, der bis jetzt wortlos neben ihm hergeschlurft war, schien dergleichen nicht zu beabsichtigen. Anstatt kakuzu weiter zu folgen, trennte er sich von ihm und ging in Richtung Straße.
 

„Wo willst du hin?“
 

fragte Kakuzu ihn und blieb stehen. Sasori drehte sich nicht um und hatte wohl auch nicht vor, stehen zu bleiben. Er ignorierte Kakuzu schlichtweg, ging nicht auf die Frage ein.
 

„Ich habe dich etwas gefragt.“
 

Ungeduldig ging Kakuzu ihm nach, hatte ihn schon bald eingeholt und packte ihn grob am Arm, sodass Sasori doch stehen blieb und ihn ansah.
 

„Ich brauche deine Hilfe nicht.“
 

Verkündete Sasori kühl und wollte sich losreißen, was ihm allerdings nicht gelang, da er Kakuzus Griff einfach nicht entkommen konnte.
 

„Das ist mir egal, ich soll dich nach Hause bringen, also mach ich das auch.“
 

Ohne ein weiteres Wort zog er Sasori mit sich, ließ keinen Widerstand zu. Sasori wehrte sich nur im ersten Moment, ließ sich dann aber doch bereitwillig mitziehen, da er wohl keine Willenskraft hatte, sich wirklich wieder von Kakuzu zu befreien. Er wollte einfach nur weg von hier, ob Kakuzu ihn brachte oder er sich zu Fuß abmühte, war ihm egal.

Als sie Kakuzus Auto erreichen, erinnerte Sasori sich zurück an den Morgen von Deidara und Itachis Todestag. Er war auf dem Rücksitz ebendiesen Autos aufgewacht, Kakuzu neben sich, die Klamotten willkürlich im Auto verteilt. Was in dieser Nacht genau vorgegangen war, wusste er noch immer nicht, aber er wollte es auch gar nicht wissen. Er wusste nur, was grob passiert sein musste und das reichte ihm vollkommen aus, um diesen Tag für immer und ewig zu verdrängen und in eine kleine Schublade in seinen Hinterkopf zu sperren. Aber das konnte er nicht, da mit diesem Tag auch der Tod seiner beiden Freunde zusammenhing, sie schlossen sich zusammen zu einem alptraumhaften Szenario in seinem Kopf, verschmolzen zu einem Wirbel aus Schmerzen und tiefer Traurigkeit, welche ihm schon wieder das Herz zusammenkrampfte. Wieso nur wurde er so sehr bestraft?

Kakuzu hatte indessen sein Auto aufgeschlossen und war eingestiegen, wartete nun nur noch darauf, das Sasori sich dazu bequemte, seine Tür zu öffnen und ebenfalls einzusteigen.
 

„Willst du da Wurzeln schlagen?“
 

fragte er, gereizt zum einen durch die Tatsache, dass Sasori Standbild spielte und zum anderen, weil er diesen überhaupt in sein Auto lassen musste. Er bemerkte allerdings, dass Sasori wieder diesen Gesichtsausdruck hatte, welchen er bereits von früher kannte, er erinnerte ihn daran, dass er Sasori zum Krankenhaus gefahren hatte und dieser ihm alles erzählt hatte. Er war tief in seinen Erinnerungen versunken, schmerzliche Erinnerungen, welche seine Augen vernebelten und seinen Geist verdunkelten.

Sasori sah auf, hatte er nun endlich bemerkt, dass Kakuzu auf ihn wartete. Er öffnete die Tür und stieg ein, immer noch wie in Trance, als wären seine Taten ferngesteuert.

Kakuzu startete den Motor und fuhr einen Moment später vom Parkplatz der Universität.
 

„Wo wohnst du?“
 

fragte Kakuzu und orientierte sich einen Moment im Rückspiegel.
 

„Ich will nicht nach Hause.“
 

„Wohin dann?“
 

Kurz herrschte Schweigen im Auto, Sasori sah aus dem Seitenfenster und seufzte auf, es klang resigniert und erschöpft.
 

„Kannst du...mich zum Friedhof fahren?“
 

Kakuzu warf ihm einen abschätzenden Blick von der Seite zu, versuchte, in seiner Mine zu lesen. Das war ihm allerdings nicht möglich, da Sasori ihn zwar ebenfalls ansah, aber keine Regung zeigte, die auf irgendetwas von Wichtigkeit hinwies.
 

„Ich soll dich ohne Umwege nach Hause bringen.“
 

Erklärte er dann monoton und sah wieder auf die Fahrbahn. Sasori musterte ihn weiter von seinem Platz aus, seine Blicke tasteten ins Leere, schienen Kakuzu gar nicht wirklich zu fixieren.
 

„Ich weiß...aber da will ich jetzt noch nicht hin.“
 

Sasoris Augen wurden lichter, kamen langsam aus seinen Erinnerungen zurück, schienen Kakuzu nun klarer zu sehen, welcher ihm nun einen weiteren Seitenblick zuwarf.
 

„Bitte...“
 

fügte der Rothaarige dann schließlich leise hinzu, es schien ihm nicht zu gefallen, Kakuzu um etwas zu bitten, nutzte er wohl aber die Gelegenheit, welche Kakuzu ihm bot.

Kakuzu verdrehte genervt die Augen, setzte den Blinker und bog in eine Straße ein, die wohl früher oder später zum Friedhof führen würde.
 

„Mir soll es egal sein.“
 

Sasori bedankte sich nur mit Schweigen und sah durch die Frontscheibe auf die Straße. Es herrschte beharrliches Schweigen im Auto, bis die das Tor zum Friedhof erreicht hatten. Kakuzu suchte sich einen Partplatz und betrat gemeinsam mit Sasori den Friedhof. Dieser lag vollkommen verlassen da, eine erstickende Stille herrschte, die einen selbst dazu animierte, nichts zu sagen und einfach andächtig durch die Reihen zu gehen.

Als sie das Doppelgrab der beiden erreichten, blieb Kakuzu ein wenig in Abstand stehen, während Sasori sehr nah an das Grab herantrat und dort stumm stehen blieb.

Er wusste sowieso nicht, wieso er nicht einfach im Auto gewartet hatte. Diese Möglichkeit war ihm allerdings erst, so unangenehm das auch war, hier eingefallen und nun konnte er nicht einfach wieder zurückgehen. Stattdessen beobachtete er Sasoris kurze, rote Haare, welche sich vorsichtig im Wind wiegten und versuchte zu verstehen, was in diesem Kopf gerade vorging.

Lange Zeit standen sie einfach da, Sasori starrte weiter auf die beiden Grabsteine, mit jeder Sekunde zog sich sein Herz weiter zusammen, schnürte seine Kehle zu und zeigte ihm, wie hilflos er nun war, allein... Kakuzu beobachtete ihn noch immer von seinem Platz aus und schien in Gedanken zu sein. Erst, als Sasori die Stimme erhob erwachte er wieder aus seiner Trance.
 

„Sie fehlen mir so sehr...“
 

Langsam drehte sich Sasori zu Kakuzu um, erst jetzt konnte dieser sehen, dass dieser geweint hatte. Seine Wangen waren tränenverschmiert, Spuren der Trauer zeichneten sich als Tränen feucht in seinem Gesicht ab. Eine vereinzelte Träne suchte sich stumm ihren Weg über seine Haut, und Sasori schien nicht vorzuhaben, sie beiseite zu wischen. Sein Blick war nun auf Kakuzu gerichtet, er wirkte verloren, als wäre alles, was ihm wichtig war aus seinem Leben verschwunden, was wahrscheinlich auch der Fall war. Das er am ganzen Körper zitterte, verstärkte diesen Eindruck.

Wie Kakuzu ihn so betrachtete, die verweinten, leeren Augen und die zierlichen, zitternden Hände, hatte er das Bedürfnis, irgendetwas zutun, aber er wusste nicht, was. Er wollte hier nicht stehen und Sasori anstarren, während dieser offensichtlich verzweifelt vor ihm stand, in diesem hilflosen Zustand.

Doch Sasori nahm ihm die Bürde ab, irgendetwas tun zu müssen, denn im nächsten Moment war der kleine Rothaarige schon vorgestolpert und hatte sein Gesicht in Kakuzus Oberkörper gedrückt. Hilflos gruben sich seine Finger in den Klamotten des Älteren ein, während dieser noch völlig perplex auf das kleine, weinende Etwas schaute, dass plötzlich an ihm klebte. Undeutliche Schluchzgeräusche waren von diesem zu hören, offensichtliche Verzweiflung und die wohl bleierne Traurigkeit hatten ihn dazu veranlasst, sich Schutz bei irgendjemandem zu suchen. Kakuzu wusste, dass es Sasori nicht um die Person ging, die er umarmte und es war diesem wahrscheinlich total gleichgültig. Wichtig war für ihn die Tatsache, dass er nicht allein war.
 

„Sasori...“
 

Kakuzu wusste einfach nicht, was er sagen sollte.

Es mochte sein, dass er Sasori nicht besonders gut leiden konnte, aber er besaß doch ein gewisses Maß an Taktgefühl und er konnte Sasoris Schmerz gut nachvollziehen. Ihn jetzt einfach wegzuschupsen oder mit Worten niederzumachen wäre wohl in einer normalen Situation seine Reaktion gewesen, aber in dieser war das undenkbar. Allerdings war es auch nicht seine Art, mit irgendwelchen nicht ernst gemeinten, aber tröstenden Worten auf ihn einzureden und ihn in den Arm zu nehmen.
 

Sasori dagegen interessierte sich nicht wirklich dafür, wie Kakuzu sich jetzt fühlen musste. Er war einfach vollkommen fertig mit der Welt, jede Sekunde, die er auf dieses Grab schauen musste kam ihm ewig vor, wusste er doch, dass seine Freunde dort unter der Erde begraben waren. Das sie dort lagen, tot, gefühllos, in ihren engen, schweren Särgen, konnte er noch immer nicht begreifen und es raubte ihm den Verstand.

Unter Tränen klammerte er sich an Kakuzu fest und suchte Hilfe und Nähe bei diesem, der einzigen Person, die jetzt bei ihm war, wenn er jemanden brauchte. Das Kakuzu aus Pflicht bei ihm war, war ihm im Moment egal.
 

„Ich-...“
 

schluchzte Sasori und drückte sich noch mehr in Kakuzus Oberkörper, vergrub das Gesicht darin und befeuchtete sein Shirt mit seinen Tränen.
 

„...ich weiß nicht mehr was ich machen soll...“
 

Sasori fühlte sich so leer und ausgeliefert und er wünschte sich, dass das alles schnell vorbei sein würde, dass er entweder nichts mehr fühlen konnte...oder starb. In diesem Moment war ihm alles egal. Hätte Kakuzu ihm eine Waffe in die Hand gedrückt und ihn aufgefordert, sich zu erschießen, Sasori hätte es auf der Stelle und ohne darüber nachzudenken getan. Er wollte das alles nicht mehr.
 

„Sasori...“
 

Kakuzu legte ihm eine Hand auf die Schulter, und drückte ihn sanft ein Stück von sich weg.
 

„Ich glaube es ist besser, wenn wir gehen. Ich bring dich nach Hause.“
 

Sasori war nicht dazu fähig, ihm zu antworten, er hob sein tränenverschmiertes Gesicht und sah Kakuzu aus seinen roten Augen an, die im Moment so wenig und doch so viel ausdrückten. Obwohl sich eine nebelige Leere über sie gelegt hatte, waren hinter dieser Wand aus reiner Defensive vor Verletzungen weiterhin die tiefen Empfindungen zu lesen, die Sasori seinen Freunden gegenüber empfunden haben musste. Ob Sasori sich selbst dafür hasste, dass er an jenem Abend nicht bei ihnen gewesen war sondern...bei Kakuzu?
 

Sasori nickte schließlich um Kakuzus Aufforderung zu bestätigen und löste sich wieder von diesem. Kakuzu schob ihn langsam vorwärts bis zu seinem Auto, das auf dem Friedhofparkplatz auf sie wartete.

Ungeschickt wischte der Rothaarige sich über die Augen und versuchte, alle Spuren seines doch recht heftigen Gefühlsausbruches zu beseitigen während Kakuzu sein Auto aufschloss. Mit einer stumme Handbewegung forderte Kakuzu den Kleineren auf, sich auf die Beifahrerseite zu setzen, was dieser langsam auch tat.

Sasori war sein Gefühlsausbruch jetzt schon peinlich aber er war froh, dass er nicht alleine da gewesen war, sich alleine hatte den Erinnerungen stellen müssen. Wenn Kakuzu nicht gewesen wäre, hätte er sich nicht losreißen können, und nun war er erleichtert, dass er nicht mehr vor den Grabsteinen stand und die Inschriften anstarrte, die ihn wie magisch anzuziehen schienen und ihn zwangen, sie anzusehen.

Als Kakuzu den Motor startete, bemühte Sasori sich, diesen nicht anzusehen und schaute aus der Frontfensterschreibe, betrachtete trübsinnig die weißen Trennstreifen der Straße, wie sie auf das Auto zukamen und dann unter Kakuzus Seite verschwanden. Noch immer hing die Verzweiflung über ihn, die ihn dazu veranlasst hatte, direkt vor Kakuzu loszuweinen, noch immer hatte er das Gefühl, als würde sein Herz von etwas im Klammergriff gehalten werden, was er nicht mit Worten beschreiben konnte. Vielleicht war es die Gewissheit, niemals wieder ein Wort mit ihnen reden zu können, vielleicht aber auch diese grausame Stille, die ihn plötzlich überallhin verfolgte. Immer, wenn er nicht in der Schule war, war es so ruhig um ihn herum, als wollte die Abwesenheit der beiden ihn ersticken.
 

„Wo musst du hin?“
 

Fragte Kakuzu plötzlich in die Stille hinein, was Sasori dazu brachte, etwas überrumpelt den Kopf zu heben und Kakuzu anzusehen. Dieser aber schenkte ihm keine Erwiderung des Blickkontaktes sondern konzentrierte sich weiter auf die Straße. Mit matter Stimme nannte Sasori ihm die Straße und hoffte, das Kakuzu diese kannte. Er hatte nämlich überhaupt keine Lust, ihm den Weg beschreiben zu müssen, wollte er doch so wenig Kommunikation wie möglich mit ihm betreiben. Erst recht, nachdem er sich vor Kakuzu dermaßen lächerlich gemacht hatte, aber seltsamerweise bereute er es nicht. Er wusste, das er es nicht hatte besser machen können. Der Drang, seine Freunde zu betrauern war da gewesen und ließ sich auch nicht so einfach wieder unterdrücken. Es war einfach in ihm aufgestiegen, ein Gefühl, als würde sich alle Last seiner Gefühle über ihn legen und ihn von Innen auseinander reißen wollen.

Er verzichtete darauf, auf der Fahrt noch in irgendeiner Hinsicht ein Wort mit Kakuzu zu wechseln und sah aus dem Fenster, betrachtete die vorbeigehenden Menschen und fragte sich plötzlich, was wohl hinter diesen für eine Geschichte steckte. Erlebten sie auch Verluste, Trennungen, Enttäuschungen...? Oder lebten sie ihr Leben in vollkommener Harmonie und in Einklang mit sich selbst? Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Als Sasori so seinen Gedankengängen folgte, bemerkte er, dass das Leben an sich schon etwas grausames war. Man hatte absolut keine Chance, von Verlusten und Enttäuschungen verschont zu bleiben und man musste lernen, es als Alltäglichkeit zu sehen. Nachdem er über den Tod seiner Eltern hinweggekommen war hatte er gedacht, dass er es geschafft hatte, mit so etwas zu leben. Aber er war noch jung gewesen und hatte Deidara an seiner Seite gehabt, der ihn aufgebaut hatte und ihm geraten hatte, den Kopf nicht einfach hängen zu lassen. Und wen hatte er jetzt, wo er doch tot war, wer hatte ihm beigestanden, als er dabei zusehen musste, wie Deidara ihm quasi zwischen den Fingern wegstarb? Niemand.
 

Einige Zeit später erreichte Kakuzu Sasoris Straße, welche etwas am Stadtrand gelegen war und darum das Besitzen eines Auto eigentlich voraussetzte, wenn man von dort zur Universität wollte. Nachdem Kakuzu auch noch Sasoris Hausnummer erfragt hatte, fuhr er auf den Hof des kleinen Appartements und bremste ab. Sasori öffnete die Autotür und stieg wortlos aus, beobachtet von den stechenden Augen Kakuzus.
 

„Danke...für alles.“
 

Brachte Sasori brüchig hervor, ohne sich umzudrehen. Seine bleiche Hand ruhte noch immer auf der Autotür, ein leichtes Zittern durchfuhr diese noch immer, kaum wahrnehmbar, wenn man nicht darauf achtete.
 

„Schon okay“
 

antwortete Kakuzu knapp, auch wenn eigentlich keiner von beiden so genau wusste, ob Sasori sich für das Umherfahren oder für das Verständnis, das Kakuzu auf den Friedhof für ihn aufgebracht hatte, bedankte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schloss Sasori die Autotür und begab sich zur Haustür seines Appartements, um diese aufzuschließen. Nur einmal noch drehte er sich kurz zu Kakuzu um und beobachtete seinen Wagen, wie er von der Einfahrt rollte und dann an ihm vorbei über die Straße fuhr. Sasori blieb noch solange stehen, wie er die Motorengeräusche hören konnte, dann schloss er die Haustür auf und trat in die Wohnung ein.

Gefangen in den alltäglichen Trott zog er sich die Schuhe aus und stellte sie neben Deidaras, legte die Hausschlüssel auf die Kommode im Wohnraum und griff zur Fernbedienung. Eigentlich hatte er vor, sich die Videos von sich und seinen Freunden einmal mehr anzusehen und sich ihre Stimmen zu vergegenwärtigen, aber aus irgendeinem Grund entschied er sich doch dagegen. Er ließ die Fernbedienung auf den Boden fallen und ging die Treppe hoch, wo sich die Zimmer von sich, Deidara und Itachi befanden, zwei davon standen nun leer.

Er wusste, dass Itachis Raum fast vollständig von seinen Eltern leergeräumt worden war, aber Deidaras Verwandte hatte wohl kein Interesse an seinen Habseligkeiten gehabt. Sein Zimmer war noch immer genauso eingerichtet, wie, wenn Deidara gleich zurückkommen würde, nur einige wenige Dingen waren entfernt worden.

Begleitet nur von der Stille des Raumes, die ihm hinterher kroch und nur darauf wartete, ihn anzufallen, um ihm zu zeigen, wie einsam es nun in diesem Haus war, legte er sich vollkommen angekleidet in Deidaras Bett, rollte sich in die Decke seines Freundes ein und schloss die Augen. Er war zwar nicht wirklich müde genug, um zu schlafen, aber nach geraumer Zeit hatte er es doch geschafft, sich, begleitet von einem immerwährenden Film aus Bildern und Geräuschen, in den Schlaf zu weinen.
 

Tbc...

Tomorrow

Erwachen...
 

Ein Blinzeln, ein leichter Lidschlag, der einen Moment die verschlafenen, roten Augen zum Vorscheinen brachte. Was sie wahrnahmen war nichts als erdrückende Dunkelheit, Finsternis, wie sie vollkommener nicht hätte sein können. Nicht realisierend wurden die Augen wieder geschlossen, die noch zu benebelt waren um zu verstehen. Alles, was der Körper wollte, war, weiterzuschlafen, nichts wurde wirklich aufgenommen, keine Geräusche, keine Gedanken.

Unbewusst kuschelte Sasori sich mehr in die warme Decke hinein, zog sich diese über die Schultern und vergrub das Gesicht darin. Tiefe Atemzüge zeugten davon, dass er schon wieder eingeschlafen war, aber sein Geist fand keine Ruhe mehr. Seine Augenlider flackerten nervös, fast schien es, als würde er einen Albtraum durchleben, aus dem er aufzuwachen versuchte.

Einen Moment später war er tatsächlich wieder wach, die Augen nun geöffnet und in die Dunkelheit gerichtet, die sich vor ihm drohend erhoben hatte. Sein Verstand begann zu arbeiten, registrierte, dass er nun erwacht war. Unwillig streckte er sich, blinzelte sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich, vollkommen in die Decke eingerollt, auf. Seine Haare waren wirr und zeugen von einem unruhigen Schlaf.

Den Blick in die Dunkelheit gerichtet saß der Rothaarige auf seinem Bett, seine Augen begannen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Das Zimmer unterteilte sich nunmehr in mehrere Annoncen von schwarz und grau, er konnte die Schemen von Deidara ehemaligen Kleiderschrank erkennen, welcher scheinbar halb offen stand.

Er sah zum Fenster, durch welche das fahle Licht der Straßenlaterne leuchtete, die direkt vor dem Haus stand.
 

„Es ist Nacht.“
 

Bemerkte er mit trockener Kehle, allein nur, um die Stille zu brechen, die in dem einsamen Zimmer herrschte.

Er hatte tatsächlich den ganzen Tag geschlafen, was allerdings verständlich war, denn in letzter Zeit hatte er wenig bis gar keinen Schlaf finden können, hatte nicht einmal das Bedürfnis gehabt, zu schlafen. Und nun hatte er einen ganzen Tag verschlafen und fühlte sich ausgeruhter als zuvor, auch wenn er jetzt hier in der Dunkelheit saß und etwas perplex war, dass sein Schlaf so lange gewehrt hatte.

Langsam stand er auf, pellte sich aus der Decke und ließ sie auf den Boden sinken. Einen Moment starrte er gedankenverloren aus dem Fenster auf die Lampe, dann sah er an sich herunter. Er stellte fest, dass er in seiner Schuluniform geschlafen hatte und diese jetzt wohl ziemlich zerknittert und durchgeschwitzt war. Resignierend beschloss er, das Waschen und Bügeln ebendieser so weit wie möglich aufzuschieben, da er voraussichtlich in nächster Zeit nicht in die Schule musste. Müde tapste er auf Socken durch die Dunkelheit und suchte und fand erfolgreich die Tür aus seinem Gefängnis. Ja, momentan kam dieser Raum einem Gefängnis gleich, und doch kehrte er oft und gerne hierher zurück, um in Deidaras Sachen herumzustöbern, alte Erinnerungen aufzufrischen und sich seinen Gefühlen bewusst zu werden. Er vermisste seinen besten Freund so sehr., das jeder Gedanke an ihn unsagbar wehtat.

Wie blind schloss er die Tür hinter sich und stand in vollkommener Dunkelheit, tastete nach dem Lichtschalter im Flur, der ihm wieder etwas klarere Sicht verschaffen würde. Mit einem kaum hörbaren „Klick“ legte der Schalter sich um, als Sasori darauf schlug. Explosionsartig entfachte sich das Licht vor seinen Augen und nahm ihm einen Moment die Sicht. Doch nur Sekunden später lichtete sich der helle Schleier aus Licht, als seine überforderten Augen den plötzlichen Schub von Helligkeit verarbeitet hatten.

Völlig verloren stand er einen Moment einfach da und sah geradeaus auf die Tür, die zu seinem eigenen Zimmer führte. Einen Moment später lenkten ihn seine Schritte in Richtung der Treppe, die ihn wieder nach unten in den Wohnbereich führen würde.

Den hellerleuchteten Flur hinter sich lassend tapste er durch den dunklen Wohnraum auf dem Weg ins Badezimmer, in welchem er es sich sparte, das Licht anzuschalten. Stattdessen schälte er sich aus seinen Klamotten, warf die Uniform auf den Wäschekorb in der Ecke und stellte sich unter die Dusche. Wie immer war das Wasser ziemlich kalt, als er sich darunter stellte und brauchte eine Zeit um sich zu erwärmen. Geduldig wartete er darauf, dass die Dusche vernünftige Temperatur annahm und begann dann, sich mitten in der Nacht und in völliger Dunkelheit abzuduschen.

Nachdem er diese Maßnahme geregelt hatte, verließ er das Badezimmer ohne sich die Mühe zu machen, etwas anzuziehen und suchte sein eigenes Zimmer auf. Erst dort suchte er sich Boxershorts und seine Straßenklamotten aus dem Schrank, eine einfache, schwarzgraue Jeans mit dem Nietengürtel und ein dunkelrotes T-Shirt. Obwohl es Spätherbst war verzichtete er auf eine Jacke oder einen Pullover und setze sich auf die Couch im Wohnbereich.

Er lauschte dem monotonen Ticken der Uhr und starrte mit hellwachen Augen auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers, als wäre dort etwas, das für ihn eine Wichtigkeit darstellte.
 

Stille...
 

Nie war Sasori aufgefallen, wie grausam Stille einem in die Seele schneiden konnte. Immer hatte er sich gewünscht, dass er mehr Ruhe hätte, sei es vor den Leuten aus der Schule oder auch das ein oder andere Mal vor seinen Freunden. Und jetzt, wo er niemanden mehr hatte, der ihn nervte und ihn mit irgendwelchen Unwichtigkeiten zutextete, wünschte er sich nichts sehnlicher. Eine knappe Woche waren seine Freunde jetzt tot, eine knappe Woche, die er in Tränen und vollkommener Zurückgezogenheit verbracht hatte. Eine Woche, die ihm wie eine Ewigkeit schien, eine Ewigkeit, in der er langsam zerbröselt war wie sprödes Holz. Er wünschte, er fände eine Möglichkeit, sich nicht so gehen zu lassen aber irgendwie gelang es ihm nicht.

Nach einer ganzen Zeit bemerkte er, dass er hier nicht mitten in der Nacht sitzen und über alles Geschehene nachdenken konnte, ohne wahnsinnig zu werden. Die Stille und das konstante Ticken der Uhr rücken auf ihn zu wie ein Todesurteil.

Kurzerhand sprang der junge Akasuna auf, schnappte sich seine Jacke und den Hausschlüssel und verließ fluchtartig das Haus. Er rannte über den Weg bis zum Gartenzaun – zog sich dabei die Jacke über - und dann auf die gegenüberliegende Straßenseite, ohne sich nach Autos umzusehen. Erst auf dem Bürgersteig angekommen drehte er sich um und betrachtete das Haus, aus dem er geflohen war. Oben im Flur brannte noch Licht, aber das war ihm egal. So dachten Einbrecher wenigstens, das jemand zuhause sei. Seine Augen wanderten über das erleuchtete Fenster bis hinunter zu ihrer nun leerstehenden Auffahrt, wo Tage zuvor noch ihr – zugegebenermaßen schrottreifes – Auto gestanden hatte. Aber schrottreif war immer eine Bezeichnung für ein noch fahrendes Auto, welcher man sich erst dann ganz bewusst wurde, wenn man ein Auto gesehen hatte, welches eine Kollision mit einer Leidplanke erlebt hatte. Gegen den Haufen Blech, der da übrig geblieben war, war ihr Auto doch noch recht funktionstüchtig gewesen.

Schon wieder vernahm er dieses Stechen in der Brust, wusste er doch genau, dass nicht nur das Auto unwiederbringlich verloren war. Tränen stiegen ihm auf, wollte er doch nicht schon wieder daran denken müssen. Schnell drehte er sich, um das Haus nicht mehr ansehen zu müssen, steckte die Hände in die Jackentaschen und ging los. Er hatte nicht einmal ein bestimmtes Ziel, aber er dachte sich, dass er vielleicht den Kopf ein wenig frei bekommen würde, wenn er an der frischen Luft spazieren ging.

Den leeren Blick auf den Boden gerichtet und die Schultern hochgezogen ging er durch die finstere Nacht, sein Blick steifte die festgetretenen Kaugummis auf dem Weg, welche nicht selten von Deidara, Itachi und ihm stammen könnten. Die Straßenlaternen erleuchteten seinen Weg in längeren Abständen, ansonsten war es dunkel, alle Fenster waren finster wie die Nacht selbst. Sasori wusste nicht, wie viel Uhr war, aber scheinbar war um diese Uhrzeit niemand mehr unterwegs. Natürlich wandelten überall ein paar Schnapsleichen herum aber dort, wo er war, war niemand.

Seine Füße trugen ihn wie von allein, immer weiter entfernte er sich von seinem Haus und seiner Straße. Auch sein Viertel verließ er, ignorierte die verstreichende Zeit und die ab und zu vorbeilaufenden Gestalten, die ihn glücklicherweise ebenfalls in Ruhe ließen.

Dunkelheit, Einsamkeit, Kälte. Warum musste sein Leben auf einmal nur so aus den Fugen geraten?

Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er auf die Scheinwerfer aufmerksam wurde, die ihm immer näher kamen. Blinzelnd blickte er in die näher kommenden Lichtpunkte, hoffte, dass diese an ihm vorübergehen würden. Umso erstaunter war er, dass diese es gerade nicht taten.

Der Wagen hielt neben ihm und eine ihm bekannte Person lehnte sich aus dem offenen Fenster.

Es war Hidan.
 

„Hey! So alleine, mitten in der Nacht?“
 

Ein Grinsen schlich sich auf Hidans Lippen, es war ein fieses und kein Grad freundliches Grinsen. Es passte zu Hidan und zeigte, dass diesem Sasoris Situation bereits egal war. Aber Sasori gefiel das besser als geheucheltes Mitleid und falsche Zuneigung, die er in der Schule in Massen geerntet hatte.

Auf Hidans Frage nickte er nur und sparte sich eine mündliche Antwort. Was hatte der hier zu suchen und was wollte der jetzt von ihm?
 

„Rennst du öfter Nachts herum?“
 

kam sogleich Hidans zweite Frage. Sasori verdrehte die Augen, wollte er doch jetzt alleine sein...oder zumindest keine Gesellschaft von Hidan haben.
 

„Spricht du öfter Leute mitten in der Nacht auf der Straße an?“
 

fragte Sasori leise und wollte sich zum Gehen wenden, aber Hidan streckte die Hand aus und hielt ihn an der Schulter fest.
 

„Schlecht drauf? Kann ich verstehen. Vielleicht solltest du dich etwas ablenken. Wenn du nichts vorhast, ich fahre zu den Anderen. Willst du mit?“
 

Die Frage kam offensiv und unerwartet und Sasori brachte zuerst kein Wort heraus. Was sollte dieses Angebot denn plötzlich? Hidan konnte ihn niemals leiden und jetzt sollte er ihm einen solchen Gefallen tun? Misstrauisch trat Sasori einen Schritt zurück. Was ihm an der Sache am wenigsten gefiel war das laszive Grinsen, das Hidan konstant auf seinen Lippen hielt.
 

„Ich bin keiner eurer Kumpels. Was soll das Angebot? Was bringt dir das?“
 

Sasoris Augen funkelten missbilligend auf und seine Stimme klang schwach, hatte seine alte Stärke schon lange verloren. Dementsprechend kränklich war sein Ausdruck.

Hidans Grinsen wurde noch breiter, hatte etwas wölfisches.
 

„Mag sein, aber trotzdem können wir dir doch diesen Gefallen tun. Sicher brauchst du etwas Gesellschaft.“
 

„Hidan, du hasst mich.“
 

War alles, was Sasori dazu noch einfiel. Wieso war Hidan plötzlich so freundlich zu ihm? War er vielleicht betrunken oder hatte er tatsächlich ein klein wenig Mitgefühl für ihn übrig? Aber irgendwie wirkte es geplant auf ihn, Hidan war so schnell darauf zu sprechen gekommen. Oder sah er wirklich so erbärmlich aus, dass man ihm einfach helfen musste, selbst wenn man Hidan hieß und eigentlich ein ziemliches Arsch war? Er wusste einfach nicht, was er davon halten sollte.
 

„Ach was!“
 

Hidan winkte ab, äußerte sich aber nicht weiter dazu, sondern blickte den Rothaarigen geradewegs an, sicher wartete er auf ein „Ja“ oder „Nein“ von Sasori. Dieser musste nachdenken, es kam ihm seltsam und zugleich irgendwie...hilfreich vor. Vielleicht würde es ihm einmal ganz gut tun, wieder unter die Leute zu kommen, und nicht immer auf die Fotos von Itachi und Deidara einzuquatschen, was er in der letzten Zeit recht häufig getan hatte.
 

„Ich weiß nicht...“
 

„Ich akzeptiere kein Nein. Jetzt steig endlich ein, wird sicher lustig werden. Ist ja nicht so, das wir Fremde für dich sind...“
 

Ehe Sasori sich versah, saß er auch schon auf dem Beifahrersitz von Hidans Auto. Wollte er überhaupt mit? Die Akatsuki hassten ihn! Vor allem war Kakuzu sicher auch dabei, und irgendwie wollte er gerade diesen jetzt nicht sehen. Sein Ausbruch auf dem Friedhof war ihm nun, im Nachhinein betrachtet, recht peinlich und er wusste nicht, ob er Kakuzu in die Augen sehen konnte.

Hidan startete den Motor und fuhr los, in eine Richtung, in der Sasori niemals viel unterwegs gewesen war. Er kannte das Viertel nicht, aber es schien ein etwas Belebteres zu sein, da ihnen plötzlich Autos entgegenkamen, nicht viele, sondern nur vereinzelnde Lichter, die ihnen entgegen leuchteten und gleich wieder von der Dunkelheit verschlangen wurden.

Die Fahrt über sprach niemand aber Sasori wollte auch nicht mit Hidan sprechen. Er mochte ihn einfach nicht und verstand nicht, was dieser eigentlich bezweckte. Steckte doch eine freundliche Seite in Hidan?

Als sie vor einem ihm unbekannten Haus anhielten, bemerkte Sasori schon, dass hier jemand sehr reiches leben musste. Aber da es keinem der Akatsuki an Geld fehlte wusste er nicht, wem dieses gehören könnte. Etwas verunsichert sah er auf die erleuchteten Fenster und hörte schon von weitem die Stimmen von Innen zu ihm hallen.
 

Tbc...

I'm breaking down

Von Hidan beinahe mitgeschleift gelangte Sasori zur Haustür des Gebäudes. Plötzlich wurde er aufgeregt, hatte er doch keine Ahnung, wie die im Haus Anwesenden auf ihn reagieren würden. Ob sie so dachten wie Hidan, ihm vielleicht sogar helfen wollten? Er hatte sich nie die Hoffnung machen wollen, dass er von irgendeiner Seite wirkliche Unterstützung erwarten konnte, aber wenn Hidan schon so freundlich zu ihm war, würde das vielleicht gar nicht so schlecht ausgehen.

Hidan klingelte, was bedeutete, dass dies nicht seine Wohnung war oder er zumindest keinen Schlüssel besaß. In der Wohnung wurde es still und jemand näherte sich der Tür. Zeitgleich begannen die Unterhaltungen der Akatsuki wieder genauso laut wie zuvor, die Atmosphäre zeugte für Sasori von einem mäßigen bis reichlichen Fluss an Alkohol und dem eventuellen Genuss von Drogen.

Seine Aufmerksamkeit wurde abrupt auf die Tür gelenkt, die geöffnet wurde und eine irritiert dreinblickende Konan preisgab. Ihr Blick war schwer einzuschätzen, als sie von Sasori zu Hidan sah und wieder zurück. Irritation, Unbehagen und noch etwas anderes war in ihren Augen zu lesen, jedenfalls sah es für Sasori so aus.

Dieser fühlte sich plötzlich reichlich deplaziert und wünschte sich an einen ganz anderen Ort. Konan sah ihn an, als würde sie ihn am liebsten am Kragen packen und Kopf voran in die Mülltonne treten anstatt ihn ins Haus zu lassen. Denn selbst Konan konnte sich denken, dass Sasori das Haus zu betreten gedachte, andernfalls wäre er wohl kaum mitgekommen.

Sasori schielte zu Hidan, aber dieser grinste noch breiter als zuvor, es hatte etwas, was ihm gar nicht gefiel, schmutzig und irgendwie...durchtrieben. Was war das hier, ein Spiel? Wieso nur sah er so zufrieden aus, als hätte er ein im Kopf gehegtes Ziel erreicht? Sasori wurde erneut ziemlich misstrauisch und wäre am liebsten gegangen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Vielleicht die Gewissheit, in sein stilles Heim zurückzumüssen, vielleicht die Tatsache, dass er noch immer hoffte, etwas Ablenkung zu finden.
 

„Ich hab ihn auf der Straße aufgegabelt und dachte mir, ich bringe ihn mit...stört doch sicher nicht, oder?“
 

Fragte Hidan in diesem Moment und riss Sasori so aus seinen Zweifeln über das, was hier gerade vor sich ging. Konan verzog einen Moment das Gesicht, das wurde ihn Blick resignierend. Wortlos hielt sie den beiden die Tür auf, musterte dabei Sasori noch einmal eingehend, der ihr einen leeren Blick zuwarf und hoffe, dass nicht alle der Akatsuki so reagierten wie sie. Wenn dem doch so sein sollte, würde das sicher kein angenehmer Abend für ihn werden, aber er hoffte, dass Hidan nicht der einzige war, der ihm helfen wollte. Obwohl Sasori im Moment auch daran zweifelte, da Hidans Grinsen einfach zu...finster wirkte, als das er keinen Plan verfolgen würde.

Zögernd folgte er dem Silberhaarigen in die geräumige Wohnung, machte sich aber nicht die Mühe, sich genauer umzusehen. Zweifellos war das Haus ein schöner Anblick, aber im Flur war sowieso kaum Licht, sodass er nicht allzu viel hätte erkennen können.

Hidan ging zielstrebig zum nächsten Raum, aus welchem die Stimmen der anderen zu kommen schienen. Er hörte Konan hinter sich, scheinbar folgte sie ihm, um sich wieder zu den anderen im Raum zu gesellen. Gemeinsam mit Hidan trat er also durch die Tür des Wohnraumes, welcher alkoholisiert und stickig war und blickte in die Runde. Schlagartig wurde es still, alle Gespräche wurden eingestellt und sämtliche Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Sasori bekam ein flaues Gefühl im Magen und wünschte sich, nicht mitgekommen zu sein. Es stieg in ihm auf wie eine brennende Kugel, die sich in seinem Magen zu drehen begann und es wurde stärker, je mehr er die Akatsuki musterte.

Niemand sah besonders erfreut aus, dass er hierher gekommen war und vor allem hatte niemand mit ihm gerechnet. In den Augen der Anwesenden sah er nicht nur Überraschung und Irritation, nein, in den glasigen Pupillen, vom Alkohol ermattet, schimmerte auch Missbilligung und Verachtung, für ihn und sein Erscheinen. Am liebsten wäre Sasori sofort im Boden versunken und ganz wo anders wieder aufgetaucht, er wollte einfach nur raus aus dieser peinlichen Situation. Wieso nur war er hergekommen?

Seine Augen wanderten von Pain, der allein auf dem Sofa saß, zu Zetsu der es sich auf der Lehne bequem gemacht hatte, über Kisame und Tobi, die sich zusammen stehend und mit Bier in der Hand wohl unterhalten hatten und blieb schließlich an Kakuzu hängen. Dieser stand etwas abseits der anderen nahe am Fenster und hielt eine Kippe in der Hand. Ihre Blicke trafen sich. Er sah nicht verwundert aus darüber, das Sasori hier war, zu Sasoris Erschrecken leuchtete in seinen Augen eine unnatürliche Wut, die sich auf den Rothaarigen zu konzentrieren schien. Normalerweise hätte Sasori den Blick ebenso erwidert aber er konnte es einfach nicht. Dafür war er zu fertig, zu erschlagen von so viel Feindseligkeit, die in diesem Raum auf einmal herrschte. Wieso war er noch einmal hergekommen?
 

„Was will der hier?“
 

knurrte Kakuzu, der als erster das Wort ergriff. Der Ausdruck seiner Stimme sprach von derselben Wut, die auch in seinen Augen loderte. Sasori kam diese Szenerie so irreal vor, so vollkommen unwirklich, als wäre das alles eine manipulierte Wirklichkeit in einem Traum. Vielleicht war er noch gar nicht aufgewacht, vielleicht träumte er noch...und er musste feststellen, dass dies hier kein besonders schöner Traum wäre.
 

„Nicht so unfreundlich, Kakuzu.“
 

Hidan klang, als wäre er wirklich der Ansicht, Kakuzu mit solch simplen Worten zum Schweigen zu bringen.

Aber Sasori kannte die Verhältnisse innerhalb von Akatsuki und wusste, dass Kakuzu sich nichts sagen ließ, vor allem nicht von Hidan, mit welchem er scheinbar im ewigen Kleinkrieg steckte. Und so kam es, wie es kommen musste.
 

„Lass deine beschissenen Kommentare und sag mir einfach, was der hier zu suchen hat!“
 

fauchte Kakuzu erbost und sein Blick war nun auf Hidan gerichtet. Deplaziert starrte Sasori auf das glimmende Etwas in Kakuzus Hand. Wenn das so weiterging, würde die Sache hier sicher nicht gut enden.
 

„Er lief da so rum und ich dachte, ich bring ihn mal mit...“
 

Mit diesen Worten schob Hidan Sasori zum Sofa und drückte den irritierten Rotschopf hinunter, um ihn zum Sitzen zu bewegen. Gefügig ließ Sasori sich darauf nieder, wagte es aber nicht, jemanden genau anzusehen, konnte er doch alle Blicke auf sich spüren.

Eine erneute, lastende Stille drückte sich auf ihn, wusste er doch, das er daran schuld war, dass die Party hier unterbrochen wurde. Seine matten Augen waren auf den Tisch gerichtet, der vor dem Sofa stand, er studierte die Ränder, die Bierflaschen oder Gläser hinterlassen hatten, die eventuell an der Stelle gestanden hatten.
 

Alkohol...
 

Er hatte keine gute Erinnerung daran. Er wusste, das es nicht gut war, jetzt daran zu denken, aber ehe er sich versah waren die schmerzlichen Ereignisse vor seinem geistlichen Auge. Deidara, Itachi, die übermütige Party und all die Mädchen, der Alkohol, die laute Musik...Alles war einem Moment unglaublich präsent für ihn, als würde er noch einmal, für den Bruchteil einer nicht nennenswerten Zeitspanne, in die Vergangenheit abtauchen.
 

„Und?“
 

Die Stimme kam so abrupt das Sasori erst einmal verwirrt aufsah und sich orientieren musste, um zu realisieren, wer mit ihm gesprochen hatte.

Hidan hatte sich neben ihm niedergelassen und damit Pain penetrant weggezwängt, welcher nun unterdrückt fluchte. Sasori sah Hidan direkt in die Augen, versuchte verzweifelt, seine Beweggründe darin zu lesen.
 

„Und was“
 

fragte er leise, sodass man ihn in normaler Atmosphäre wohl kaum verstanden hätte. Aber in diesem Fall schwieg der ganze Raum und bekam dementsprechend alles mit. Kurz schielte Sasori zu Kakuzu herüber um zu sehen, ob dieser immer noch so wütend war. Er war es, er konnte es in seinen Augen sehen. Für den Rothaarigen war es nun mehr als unrealistisch, dass er in seinen Armen geweint hatte.
 

„Na, ich meinte, was läuft so. Abgesehen davon, das deine Kumpels den Löffel abgegeben haben?“
 

Hidan scherte sich kaum darum, die Sache nett zu verpacken oder in angenehmeren Wörtern zu formulieren. Auch kam es ihm scheinbar kein bisschen falsch vor, in Sasoris Gegenwart von den Verstorbenen zu reden. Normalerweise drückten sich nicht Betroffene darum, so etwas offen anzusprechen, verpackten es lieber in ihrer Meinung nach leichter Verkleidung wie „...du weißt schon...“ oder „...als sie...na ja...weißt ja...“

Natürlich wusste man. Wie sollte man auch vergessen, wie könnte man so etwas nur aus seinen Erinnerungen streichen? Und es machte keinen Unterschied, ob man es sanft oder neutral von sich gab, das Resultat war dasselbe. Es schmerzte nicht weniger, wenn man es nicht aussprach. Das musste Sasori immer wieder qualvoll feststellen. Allein in der Schule hatte ihn diese Tatsache total fertig gemacht.
 

„Was soll schon laufen?...“
 

fragte Sasori monoton und wandte den Blick wieder auf den Tisch.
 

„Hidan...“
 

knurrte plötzlich eine ihm nur zu sehr bekannte Stimme, Kakuzu schien etwas dagegen zu haben, dass Hidan mit Sasori sprach. Sasori konnte sich aber keinen Grund dafür denken, wollte er aber auch nicht zu sehr darüber nachgrübeln.

Hidan ignorierte Kakuzu, schnappte sich ein Bier und öffnete es, ehe er weitersprach.
 

„Naja, ich hab gehört, das du und Kakuzu...“
 

Hidan zog bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch und nahm einen Schluck Bier.

Damit hatte Sasori nicht gerechnet und als erstes wanderte sein Blick leicht hilflos herüber zu Kakuzu. Kakuzu sah ihn nur kurz an, aber in diesen Blick setzte Sasori eine Frage hinein. „Wie viel wissen die?“

Ob Kakuzu das deuten konnte war fraglich, konnte er aber sowieso nicht antworten, da ein zu langer Blickkontakt auch seltsam wirken würde.

Und so stellte Sasori sich diese Frage im Stillen. Wie viel wusste Hidan? Eigentlich hatten er und Kakuzu doch beschlossen, es niemandem zu erzählen und er hatte fest damit gerechnet, dass es nicht in dem Interesse des Schwarzhaarigen lag, diesen Pakt zu brechen.

Und überhaupt, was sollte plötzlich diese Frage? Wenn er etwas in der Richtung wissen wollte, sollte er doch Kakuzu fragen, dieser stand ihm sicher näher als er und würde es ihm eher erzählen als Sasori.

Der Rothaarige schwieg sich aus, richtete seine Augen nur auf Hidan und warf diesem einen undefinierbaren, leeren Blick zu.

Die Frage war zu plötzlich gekommen, schien Sasori zu überlegt, um ihn nicht misstrauisch zu stimmen.
 

„Hidan, lass das Thema doch endlich fallen!“
 

mischte Kakuzu sich nun ein, da er wohl merkte, dass Sasori nicht zu antworten gedachte. Hidans abartig lilafarbene Augen wanderten zu seinem Kumpel, der das Wort ergriffen hatte.
 

„Du willst doch nur nicht, dass es rauskommt, dass du schwul bist!“
 

zischte Hidan mit einem leichten, süffisanten Lächeln. Noch schien er sich im Vorteil zu wiegen, was seine Argumente in dieser Diskussion anging.
 

„Lern es endlich Hidan, ich bin nicht schwul! Und ich hatte auch nichts mit dem Zwerg!“
 

Kakuzus Stimme schien vor Hass nur so zu vibrieren, doch schien er sich diesmal nicht auf Sasori selbst zu konzentrieren, was diesem ganz lieb war. Etwas verloren saß Sasori wie eine Front zwischen den Blicken von Kakuzu und Hidan und fühlte sich mit jeder Sekunde schlechter. Was hatte das alles hier zu bedeuten? Hatte Hidan ihn hergeholt, um ihn über sich und Kakuzu auszufragen? War es ihm darum gegangen? Aber wieso hier, wieso nicht gleich auf der Straße?
 

„Sicher nicht. Dann bin ich in Wirklichkeit eine Frau und hab den Duden geschrieben.“
 

Trotzig und mit einem dumpfen Geräusch stellte der Silberhaarige die Bierflasche auf dem Tisch ab. Sasori zuckte leicht zusammen, hörte aber nicht auf, nachzudenken. Hatte Hidan versucht, ihn in Sicherheit zu wiegen, damit er schneller mit den Informationen rausrückte, die er haben wollte? Oder sollte Sasori all das vor versammelter Akatsuki-Gesellschaft erzählen, damit Kakuzu auch mitbekam, das Hidan recht hatte? Zumindest in dem Punkt, dass sie ein One-Night-Stand gehabt hatten?
 

„Herzlichen Glückwunsch Hidan, das wusste ich gar nicht.“
 

Mischte sich nun plötzlich Zetsu ein, womit keiner gerechnet hatte. Hidan warf ihm einen vernichtenden Blick der Superlative zu und wandte sich dann wieder an Kakuzu.

Sasori hörte ihnen ab diesem Punkt nicht mehr zu, keines der Worte ließ sich mehr verarbeiten. Er fühlte sich irgendwie... nutzlos und verloren, gleichzeitig begleitet von einem leichten Gefühl des Selbsthasses, dass er so dumm hatte sein können und von Hidan mehr erwartet hatte als etwas, das nur ihm selbst etwas brachte. Es stieg in ihm auf, unaufhaltsam, unnachgiebig, penetrant und nicht zu verdrängen – das Gefühl, wieder vollkommen alleine und zudem nichts wert zu sein.

Dass Hidan und Kakuzu sich nun wegen ihm regelrecht mit Wörtern geschmissen verbesserte seine Gefühlslage auch nicht gerade. Wegen ihm war der Abend zerstört, eine ganze Clique vollkommen aufgelöst...
 

„Ich hätte nicht herkommen dürfen...“
 

flüsterte er und spürte plötzlich wieder seine ständigen Begleiter in sich aufsteigen. Er würde doch hier jetzt nicht anfangen zu heulen, oder? Das konnte er nicht. Das durfte er nicht. Und doch kam es so, heiß und brennend flimmerte es in seinen Augen und nahm ihm die Sicht. Er musste hier raus, weg von der Clique, von diesem Haus, der Atmosphäre, die wegen ihm so vernichtet wirkte...

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand er auf, kämpfte sich hinter dem Tisch hervor und rannte aus dem Raum, verfolgt von sämtlichen Augen der Anwesenden. Kakuzu und Hidan waren verstummt, was nur beglückwünschenswert war, denn es hätte nicht viel gefehlt und sie hätten nicht nur mit Worten um sich geschmissen.

Der Rotschopf riss die Haustür auf und stolperte in die kühle Nacht hinaus, sog die frische Luft in seine Lungen und spürte den kalten Wind in seinem Gesicht, während er, nun unter Tränen, den Weg zur Straße bewältigte. Ohne sich umzusehen trugen seine Füße ihn über die Straße, welche ihm beinahe zum Verhängnis wurde, da Sasori das herannahende Auto nicht hatte kommen sehen. Er sah die Scheinwerfer, hörte die Hupe lautstark in seinen Ohren...und dann lag er auf der anderen Straßenseite, unverletzt aber vor Schreck über den Randstein gestolpert. Geschockt blieb er einen Moment liegen und versuchte, die Tränen herunterzukämpfen, dann stand er auf und flüchtete in die dunkle Nacht, in eine Richtung, in der er, ebenso wie im Rest des Viertels, noch niemals gewesen war...
 

Tbc...

I just can't take it anymore

Stiller Schock. Ein leichter Anflug von Schuld hatte sich im ganzen Raum ausgebreitet.

Gleich nachdem Sasori aufgestanden war, hatte sich eine summende Ruhe über sie gelegt, wie ein Tuch, das jedes überflüssige Geräusch erstickte.

Die Tür fiel ins Schloss, Kakuzus grüne Augen wanderten automatisch zum Fenster, sahen hinaus in die leere Dunkelheit. Er sah einen Schatten, wie er über den Weg des Hauses hastete, vertrieben von ihm und Hidan. Sein Blick folgte der Gestalt, sie näherte sich der Straße, eilte direkt in das Scheinwerferlicht... Kakuzu hätte einen Moment schwören können, dass das Auto Sasori erwischte, er hörte die Hupe bis hierher, die quietschenden Reifen...Kaum merklich war er in diesem Moment zusammengezuckt, vermeinte er doch schon, den Aufschlag zu vernehmen. Das Auto fuhr weiter, doch Sasori lag im Scheinwerferlicht der Laterne auf der anderen Straßenseite und rührte sich nicht. Hatte er etwas abbekommen?

Doch seine Befürchtung wurde zerschlagen, als die kleine Gestalt aufstand und in der Finsternis verschwand.

Diese Szene hatte etwas so hysterisches, aufgewühltes...Sasori wirkte am Ende, fertig mit den Nerven, mit der Welt, mit sich selbst.
 

„Na, das habt ihr ja toll gemacht.“
 

Meldete Konan sich mit vorwurfsvollem Unterton. Ihr Blick wanderte von Hidan zu Kakuzu und wieder zurück.
 

„Wieso wir? Kakuzu hat doch gesagt, er will den Kerl nicht hier haben. Ich war wenigstens so nett, ihm mal etwas Ablenkung verschaffen zu wollen.“
 

Verteidigte Hidan sich trotzig.
 

„Jetzt tu mal nicht so, als wäre es dir darum gegangen, Hidan. Und ich glaube, genau das hat Sasori auch bemerkt.“
 

Bemerkte Konan schneidend und ihr frostiger Blick traf Hidan mit ganzer Stärke. Dieser murmelte etwas unverständliches. Konan stemmte die Hände in die Seiten und meinte nur noch abschließend
 

„Ihr habt beide Schuld.“
 

Um die Diskussion zu beenden.

Kakuzu dachte kurz nach. In dem Zustand, in dem Sasori sich jetzt befand, konnte er alles mögliche anstellen. Das hatte ihm allein schon die Tatsache gezeigt, dass er fast vor ein Auto gerannt wäre vor Verzweiflung.

Ohne ein Kommentar kramte er seinen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche.
 

„Gut, Konan hat recht. Ich geh ihn suchen, wenn ihm etwas passiert, will ich nicht daran schuld sein. Bringt nur Probleme.“
 

Konan nickte zustimmend, schien der gleichen Meinung zu sein und Kakuzus Vorhaben zu verkräftigen. Im Gegensatz zu Hidan, der die Gelegenheit nutzte und Kakuzu aufzog.
 

„Och, gehst du dein Schätzchen suchen?“
 

feixte er und nahm sich schon wieder sein Bier, als wäre nichts gewesen.
 

„Nein, aber ich habe keine Lust das er wegen uns irgendwo runterspringt oder unter die Räder gerät.“
 

„Kann uns doch egal sein.“
 

Meinte Hidan darauf nur gleichgültig und nahm einen Schluck des Biers. An der Flasche vorbei aber sah er Kakuzu weiter an, um ein Anzeichen für etwas zu erhaschen, was er unbedingt wissen wollte.
 

„Kein Gewissen?“
 

Kakuzu war schon fast an der Tür und sparte es sich nun, Hidan anzusehen.
 

„Seid wann bitte hast DU eins?“
 

Eine Erwiderung bekam Hidan nie, denn Kakuzu war bereit aus der Haustür und hatte sie, wie Sasori nur wenige Minuten zuvor, hinter sich zugeknallt. Er wusste nicht mehr so ganz, wo er sein Auto geparkt hatte und musste sich einen Moment orientieren, fand es aber dann doch noch und schloss es auf. Das Licht im Wagen sprang an, als die Tür geöffnet wurde und Kakuzu setzte sich in das schwarze Auto, um gleich darauf die Tür wieder zu schließen.
 

*
 

Sasori hatte schon ein ganzes Stück zwischen sich und das Haus gebracht, in denen die Akatsuki gefeiert hatten.

Er war enttäuscht, von dem Abend, von sich selbst. Wieso war er so dumm gewesen? So naiv, zu glauben, Hidan könnte es gut meinen, oder dass sich die Akatsuki darüber freuen würden, ihn zu sehen. Allein Kakuzus Reaktion hatte ihm all die Abneigung gezeigt, die ihm diese Bande entgegenbrachte. Irgendwie konnte er sie verstehen, er hasste sie schließlich auch, hatte sie immer gehasst. Aber jetzt, wo er Unterstützung brauchte...war das noch fair?
 

„Was will der hier?“
 

Das waren Kakuzus Worte gewesen, er hatte Sasoris Auftauchen wohl am meisten verflucht. Er hatte es in seiner Stimme gehört, in seinen Augen gesehen... Die gleiche Abneigung wie damals, als er neben ihm aufgewacht war.

Ziellos irrte Sasori durch die Straßen, beschloss irgendwann, das Rennen aufzugeben, da seine Kondition zwar gut aber nicht die Beste war. Er hielt es eine Weile aus aber auch er hatte Grenzen, die er nicht strapazieren wollte.

Er wurde langsamer, sein Atem dagegen raste schon ein wenig und die kalte Luft brannte mehr den je in seinen Lungen. Nachdem er das Schritttempo erreicht hatte, sah er sich ein wenig um, ohne ganz stehen zu bleiben. Der Himmel war noch immer wolkenverhangen und mattgrau, ein Nachthimmel, wie man ihn nicht selten zu Gesicht bekam. Und doch kam er Sasori heute anders vor, als würde er seinen Gemütszustand wiederspiegeln. Verhangen, grau, leer und uninteressant. Das heutige Ereignis hatte ihn ohne Zweifel gedemütigt, er fühlte sich, als wäre nun seine ganze Hoffnung abgestützt, in einen See aus schwarzgrauem Brei, gleich dem nächtigen Himmel.

Auf was konnte er denn nun noch hoffen? Darauf, dass er auch ohne Freunde sein Leben weiterleben konnte? Auf eine Zukunft jenseits dieses Schmerzes? Aber mit wem? Allein konnte er das nicht. Niemals würde er das alleine schaffen, ohne Unterstützung kam er nicht weit. Aber Unterstützung war nicht immer gleich Unterstützung. Auf die Hilfe der Schüler in der Uni konnte er gut verzichten, sie war weder ehrlich noch von Dauer.

Sein noch energischer Schritt war einem monotonen Schleichen gewichen, den Blick wieder gen Boden gerichtet und die Hände tief in den Taschen vergraben. Er spürte noch die eingetrockneten Tränen auf der Haut, während er in eine etwas dunklere Seitengasse einbog.

Er musste feststellen, dass das Glück der Freundschaft wie der Wind war. Stets präsent, aber doch unberechenbar. Und für Sasori war es eben gerade windstill.
 

„Hey, du...“
 

verwundert hob Sasori den Kopf, sah direkt in die Augen eines kleinen Mannes, der wohl um die 24 sein musste. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sich in dieser Gasse jemand aufhielt. Eigentlich wollte er sofort wieder umdrehen, aber der Typ hielt ihn am Arm fest, rückte ihm aufdringlich an den Körper. Sasori wich langsam zurück, fühlte sich ziemlich unwohl in dieser Situation. Was wollte der von ihm, war er besoffen?

Der Typ beugte sich zu ihm hinüber und war nahe an seinem Ohr, was Sasori eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken jagte.
 

„Brauchst du Stoff?“
 

der Typ trat einen Schritt zurück, was Sasori sehr erleichterte, zog ein kleines Päckchen hervor und zeigte es dem Rothaarigen unauffällig. Etwas verwirrt leuchteten die roten Iriden auf. Zwar hatte Sasori mal auf der ein oder anderen Feier zu Drogen gegriffen, aber es war niemals so hart gewesen, dass er den Drang verspürt hatte, sich auf der Straße neues Zeug zuzulegen. Sicherheitshalber brachte er ein wenig Distanz zwischen sich und den Unbekannten, näherte sich wieder der offenen Straße.
 

„Sehe ich so aus, als würde ich das brauchen?“
 

fragte er und versuchte, selbstbewusst genug zu klingen, um sich für den Typen uninteressant zu machen. Er hatte nicht die geringste Lust, den Kerl an sich kleben zu haben, er hatte auch so genug Probleme. Das dieser Dealer kaum professionell war und wohl von seinem eigenen Stoff zog konnte Sasori leicht erkennen. Vielleicht versuchte er nur, irgendwo ergattertes Zeug teuer auf der Straße zu verschleudern, um sich selbst mehr zu leisten.
 

„Hey, nicht so schüchtern, du siehst wirklich aus, als würdest du gerne mal wieder von dieser Welt abgeben...“
 

Sasori seufzte nur innerlich, fühlte sich aber irgendwie unangenehm berührt. War er so leicht durchschaubar, spiegelten sich seine Gefühle so offen wider? Er musste lernen, seine Traurigkeit besser zu verbergen...nur wie?
 

„Ich will nirgendwohin abheben...“
 

murmelte der Rotschopf, obwohl es ihn schon lockte, mal wieder für eine Weile zu vergessen. All den Stress, die Schmerzen, die Einsamkeit. Er musste aus diesem Sumpf wieder entkommen,

die Erinnerungen einen Moment abstreifen und wieder Glück fühlen, nur ein wenig, damit er nicht zerbrach. Aber noch sträubte er sich, wusste er doch nicht, was das genau für ein Zeug war, dass dieser Unbekannte ihm anzudrehen versuchte.
 

„Sicher?“
 

Eine Augenbraue wurde provokant erhoben, mit wissendem Blick wurde der Rothaarige beobachtet, welcher nun, bei seiner langsamen Rückwärtsflucht, wieder die Straße erreicht hatte. Niemand war dort zu sehen, niemand war noch unterwegs. Ob Sasori der erste war, den dieser Kerl ansprach?
 

„Hey, du kriegst es zum Freundschaftspreis. Weil ich irgendwie sehe, dass du es brauchen kannst. Also?“
 

Sasori schüttelte stumm den Kopf, bleib jedoch stehen. Vergessen...was konnte in einer solchen Situation schöner sein, als alles zu vergessen, den Erinnerungen zu entfliehen? Zuvor hatte er noch geglaubt, sich unbedingt erinnern zu müssen, aber langsam wurde es ihm einfach zuviel.

Noch ein wenig verborgen im Schatten der Hauswand blinzelte der Unbekannte zu ihm herüber, raschelte auffordernd mit dem Päckchen. Ob er wusste, dass Sasori zweifelte? Ob er es in seinen Augen sehen konnte, dass er gegen Ablenkung nichts einzuwenden hatte, das sein Entschluss nicht feststand? Ja, er zögerte tatsächlich, kamen ihm die Argumente, die sich in seinem Kopf angestaut hatten, doch gar nicht mehr so dumm vor. Sorgloses Vergessen...eigentlich eine schöne Vorstellung, geradezu wunderbar...
 

„Wie viel würdest du kriegen?“
 

Fragte Sasori plötzlich, hatte es eigentlich gar nicht sagen wollen. Irgendetwas in ihm hatte jeglichen Protest erstickt und wollte jetzt einfach nur den süßen Rausch der Freiheit atmen.

Der unbekannte Dealer ließ ein zähneblitzendes Grinsen sehen und nannte ihm einen stolzen Preis. Sasori zauderte noch einen Moment, dann nickte er plötzlich. Was sollte schon schlimmes passieren? Das er süchtig würde? Schon möglich, aber in diesem Moment war es ihm vollkommen egal.

Der Kerl wurde unruhig bei der Aussicht auf sein lohnendes Geschäft, dass er jemanden gekriegt hatte, der ihm seinen Stoff abkaufte. Ein verbitterter, halberwachsener Nachtwandler, der unglücklich genug wirkte, um sich auf Dummheiten einzulassen.

Das Geschäft wäre gelaufen, Sasori hätte ihm den Preis gezahlt – aber dann fand er sich plötzlich umflutet von Scheinwerferlicht, unerwartet wurde seine Umgebung von einem heranfahrenden Auto erhellt. Verwundert blickte er zu dem Auto, das er noch nicht erkennen konnte, bis es vor seiner Nase anhielt. Der Mann neben ihm zog scharf die Luft ein und steckte seinen Stoff weg als er bemerkte, dass das Auto zu halten gedachte.

Sasoris Augen weiteten sich verwundert, als er registrierte, welches Auto dort vor seiner Nase stand. Es war ein schwarzer Sportwagen, der ihm nicht unbekannt war. Er stockte, ungläubig trat er einen Schritt zurück, direkt in die Gasse hinein.
 

Kakuzu?
 

Was wollte der hier? Erst sagte er, er wollte ihn nicht haben und dann tauchte er plötzlich hier auf?

Einen Moment später stieg tatsächlich genannter Schwarzhaariger aus dem Auto aus, knallte die Autotür zu und trat auf das seltsame Duo zu, dass etwas verängstigt in der Gasseneinfahrt stand. Er warf Sasori einen kurzen, undefinierbaren Blick zu, den Sasori mit ehrlicher Verwunderung erwiderte. Dann wandte er sich an den Dealer neben sich, hatte scheinbar erkannt, was dieser von ihm wollte.
 

„Verzieh dich.“
 

Kam es monoton von dem großen Schwarzhaarigen und er stieß den Mann zurück in die Dunkelheit. Irgendwie hatte Sasori das Gefühl, als würde Wiedererkennen in den fahlen Augen des Unbekannten aufglimmen. Leise stotternd richtete der Kerl sich auf.
 

„Ich mache hier ein Geschäft...“
 

er klang unsicher, als wüsste er, was ihm blühte, wenn er sich Kakuzu widersetzte. Dieser ließ ein erbostes Knurren hören.
 

„Du machst hier gar nichts. Du verschwindest!“
 

Sasori verfolgte wortlos und in stummen Erstaunen das Gespräch, sah, dass Kakuzu einen bedrohlichen Schritt auf den Dealer zuging, worauf dieser sich in die Schatten zurückzog. Kakuzus Augen wanderten zu Sasori, musterten ihn mit einer unausgesprochenen Frage, die der Rothaarige allerdings nicht zu deuten wusste.

Was auch immer Kakuzu hier wollte, er konnte wieder gehen. Sasori wollte nicht zurück zu den Akatsuki, er wollte jetzt irgendwohin, wo er sich das Gerede nicht mehr anhören musste. Sasori wollte auch schon etwas sagen, was Kakuzu zum Gehen bewegen sollte, kam allerdings nicht zu Wort. Den der Schwarzhaarige hatte ihn bereits am Arm gepackt und zerrte ihn, scheinbar mühelos, zum Auto. Sasori war zu perplex, um sich dagegen zu wehren, und ehe er sich versah, wurde die Beifahrertür geöffnet und Sasori auf den Sitz geschmissen. Desorientiert sah der kleine Rotschopf auf dem Sitz und verfolgte Kakuzu mit den Augen, wie er auf seine Seite des Autos ging und einstieg. Die Tür wurde zugeknallt, die Verriegelung aktiviert. Sasori konnte nicht mehr abhauen, was er spätestens in einer Minute versucht hätte.

Endlich brachte Sasori ein Wort heraus.
 

„Hey, was willst du von mir?“
 

fragte er, etwas unsicher aber versucht standhaft und mit fester Stimme. Sein Blick blieb an den grünen Augen seines Gegenübers hängen, welcher sich weder anschnallte, noch irgendwelche anderen Vorbereitungen zum Losfahren traf.
 

„Ich bewahre dich vor deiner eigenen Dummheit.“
 

Antwortete er scheinbar abweisend und klang dabei ein wenig desinteressiert.
 

„Das meine ich nicht. Wieso bist du hier? Wieso nicht bei deinen Freunden?“
 

Sasori sah ein wenig verloren auf den automatisch heruntergedrückten Sicherheitsknopf an der Tür, wollte Kakuzu nicht mehr ansehen.
 

„Weil ich nicht wollte, das ich schuld bin wenn dir etwas passiert.“
 

Erklärte er monoton. Eigentlich klang es, als hätte Kakuzu sich keine Sorgen um Sasori gemacht, als würde er ihn nur suchen, damit er keinen Ärger bekam. Aber dem war nicht so. Tatsächlich hatte Kakuzu Sasori in seinem Zustand schon kennen gelernt, wusste, wie verzweifelt dieser war. Und irgendwie fühlte er wieder dieses Mitgefühl für den kleinen, rothaarigen Idioten, der dumm genug war, sich auf der Straße von einem hirnlosen Drogendealer verarschen zu lassen.

Er ließ Sasori nicht zu Wort kommen, da dieser nachhacken wollte.
 

„Übrigens würde es mich wirklich interessieren, was du mit dem Kerl von eben zuschaffen hast.“
 

Sasori sah ihn nun wieder direkt an, die roten Iriden funkelten etwas ärgerlich auf.
 

„Geht dich nichts an.“
 

Murmelte er trotzig und verschränkte die Arme.
 

„Ich rate dir, falls du etwas kaufen wolltest, lass es lieber. Was der verkauft, ist keine Droge für zwischendurch. Hartes Zeug, macht abhängig. Würde dir nur schaden.“
 

Sasori murrte etwas unverständliches, wirkte noch immer etwas wütend, aber er bemerkte wohl, das Kakuzu es nicht schlecht meinen konnte mit seiner Hilfe. Auch wenn er es nicht verstand, war es doch Kakuzu gewesen, der gewollt hatte, dass Sasori wieder verschwand. Er war als einziger derjenige gewesen, der es offen ausgesprochen hatte. Und jetzt saß er plötzlich in seinem Auto und hörte sich Standpauken an. Es wirkte auf Sasori irrsinnig, widersprüchlich.
 

„Du hasst mich doch, wieso rätst du mir so etwas?“
 

fragte er geradeheraus, versuchte er doch, endlich eine Antwort auf diese Frage zu erhalten.
 

„Lass uns fahren“
 

lenkte Kakuzu nur ab, ohne auf Sasoris Frage zu antworten. Er startete den Motor und fuhr los, den nun vollkommen irritierten Sasori ignorierend, der seine Frage noch immer nicht beantwortet bekommen hatte und gar nicht wusste, wo es überhaupt hingehen sollte...
 

tbc...

Never too late

Es schien beinahe schon obligatorisch, dieses Schweigen, dass sich über die beiden legte, wenn sie gemeinsam im Auto saßen. Es war, als würde niemand es wagen, ein Wort auszusprechen, denn beide wussten, was zwischen ihnen in diesem Auto passiert war.

Während Kakuzu ruhig das Auto steuerte, bemerkte er, dass Sasoris Verhalten verändert war. Er wies ein anderes Muster auf, die Ruhe schien irgendwie von ihm abgefallen zu sein und hatte etwas unruhiges zurückgelassen. Am Tage noch, als er Sasori durch die Gegend gefahren hatte, war er resignierend gewesen, seelenlos. Jetzt wirkte er ein wenig aufgebraust, wütend und zugleich unglücklich, eine Mischung, die ihn selbst melancholisch stimmte.

Zugleich spürte Kakuzu jedoch, dass Sasori etwas auf der Zunge brannte, eine Frage, die er stellen wollte oder etwas anderes, was er loszuwerden versuchte. Er sah es an den Blicken, die Sasori ihm zuwarf, an der Art, wie seine Lippen sich in einem solchen Moment teilten, sie aber kein Ton verließ und der Kopf wieder zum Fenster gewandt wurde.

Irgendwann wurde es dem Schwarzhaarigen zu blöd, wenn der Rothaarige nicht die Kurve kriegte musste er eben nachhelfen.
 

„Jetzt rück schon raus mit der Sprache, Sasori.“
 

Murrte er ungeduldig und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, ohne dem Angesprochenen den Kopf zuzuwenden. Dieser war ein wenig überrascht, obwohl Kakuzu nicht wusste, ob diese Irritation von seiner Frage herging oder von der Tatsache, dass der Schwarzhaarige ihn durchschaut hatte.
 

„Wieso tust du das?“
 

fragte der Rothaarige auch sofort, schien begriffen zu haben, dass Kakuzu ihn durchschaut hatte und es nutzlos wäre, um den heißen Brei herumzureden. Kakuzu drehte ihm nun den Kopf zu, sah in seinen Augen eine tiefe Niedergeschlagenheit, die Ereignisse des Abends hatten ihn sichtbar verletzt und ihre Spuren hinterlassen.

Als der Rothaarige mit Hidan in Konans Wohnung aufgetaucht war, hatte er ein wenig besser gewirkt, etwas eingeschüchtert und misstrauisch zwar aber es war, als hätte eine kleine Hoffnung seine Welt für einen Moment erhellt. Nun wirkte er, als wäre das Gegenteil eingetroffen, als wäre seine Welt grausam verdunkelt und zerrissen worden. Er wusste, dass er daran Mitschuld hatte, was eigentlich nicht seine Absicht gewesen war.
 

„Wieso tue ich was?“
 

stellte er die Gegenfrage, obwohl er sich denken konnte, was dem Rotschopf auf der Seele lag. Dieser hatte seine Augen ruhelos auf ihn geheftet, in denen plötzlich Ansätze von Tränen funkelten, kristallklar und unschuldig, doch ebenso verletzend wie eine Klinge. Sasori selbst schien sich dieser gar nicht wirklich bewusst zu sein, oder aber, was ebenso möglich war, er ignorierte sie einfach.
 

„Das alles. Du wolltest mich nicht in deiner Nähe haben und jetzt fährst du mir nach und...“
 

er verstummte. Er schien sein Anliegen in Worte fassen zu wollen, aber es blieb bei diesem unvollständigen Satz. Eine Spannung schien sich zwischen ihnen aufzubauen, während Sasori ihn misstrauisch anstarrte, die Tränen funkelten in seinen Augen, waren wie ein Hinweiß, etwas Abschreckendes, damit Kakuzu Sasori nicht mehr in die Augen schauen konnte.
 

Guck gefälligst auf die Straße und antworte mir!
 

Tatsächlich sah Kakuzu wieder auf die verlassene Straße, die sich in vollkommener Einsamkeit vor ihnen erstreckte. Aber er konnte Sasori keine Antwort geben. Er selbst wusste nicht genau, wieso er Sasori überhaupt geholfen hatte. Er wollte nicht, dass er schuld daran hatte, wenn Sasori sich etwas antat, aber ob Sasori Drogen nahm oder nicht konnte ihm schließlich egal sein. Aber er wusste, dass der Rotschopf es bereut hätte, irgendwann später, wenn der Verlust nicht mehr so deutlich in seine Seele schnitt. Vielleicht sogar schon etwas früher, denn obwohl Sasoris Blick für das Objektive vielleicht im Moment getrübt war, so war er doch nicht dumm – dass hatte Kakuzu nie bezweifelt.

Obwohl das einer der Punkte gewesen war, weswegen Kakuzu Sasori nie hatte leiden können – er war klug und beliebt und hatte sich darauf eingebildet, dass er alles könnte, solange er wollte.
 

„Ich brauche kein Mitleid. Vor allem nicht von dir.“
 

Raunzte Sasori, als er bemerkte, dass er von seinem Sitznachbarn wohl keine Antwort auf seine Frage erwarten konnte. Kakuzu warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und schnaubte verächtlich.
 

„Wieso sollte ich Mitleid mit dir haben? Ich will bloß keinen Ärger wegen dir bekommen.“
 

Murrte er tonlos und orientierte sich kurz an den Straßenschildern um rauszufinden, wo er überhaupt war. Er hasste dieses Viertel, wenn er Nachts darin unterwegs sein musste, denn die Straßen waren verworren und ohne Widererkennungswert. Außerdem hatte er schon ein wenig getrunken und sein Orientierungssinn war nicht mehr der Beste.
 

„Tse, kann dir doch egal sein, ob mir irgendetwas passiert.“
 

Patzte Sasori und man sah ihm an, das jetzt der Zeitpunkt gewesen wäre, in dem er sich – wenn es sich um eine normale Unterhaltung gehandelt hätte – umgedreht hätte und gegangen wäre. Aber da er in einem fahrenden Auto saß, blieb ihm diese Möglichkeit verwehrt.
 

„Ich hab kein Bock daran schuld zu sein.“
 

Antwortete Kakuzu ebenso unfreundlich. Irgendwie schien die Sympathie gleich wieder zu entschwinden. Wieso musste der sich jetzt so beschweren, er sollte doch lieber froh sein, dass sich überhaupt jemand darum sorgte, ob ihm etwas passierte oder nicht.
 

„Dann schiebs doch auf wen anders. Hidan oder so. Wäre doch sowieso egal ob mir was passiert...“
 

Sasori sprach leise, aber der Schwarzhaarige hörte es trotzdem. Kakuzu hatte langsam genug, er wusste zwar, dass Sasori es nicht leicht hatte, und er verstand ihn auch, verstand seine Verzweiflung und die Melancholie. Er hatte seine Freunde verloren, Personen, die ihm unendlich viel bedeutet haben mussten, mit denen er seine Zeit verbracht hatte. Aber er brauchte deswegen nicht alles aufzugeben, sein Leben wegzuwerfen. Auch wenn es für Sasori vielleicht nicht so aussah, das Leben ging auch ohne seine Freunde weiter. Aber der Rothaarige schien das nicht so sehen zu wollen, er redete von seinen Leben als wäre es eine Belanglosigkeit, wertlos und ohne jegliche Bedeutung.
 

„Jetzt halt deinen Mund Sasori, dein Selbstmitleid geht mir auf den Geist!“
 

Grüne Augen trafen gereizt auf Rote, welche in einem Strudel aus Gefühlen wirbelten. Unter all den Gefühlen konnte er auch sehen, dass seine Worte Sasori schon wieder verletzt hatten. Fast tat es Kakuzu schon wieder leid, was er gesagt hatte, aber auch nur fast. Er musste einfach verstehen, dass es so nicht weitergehen konnte und es nicht brachte, sein Leben wegen so etwas aufzugeben.

Nachdem Kakuzu diese Worte ausgesprochen hatte schwieg Sasori tatsächlich, erwiderte nichts mehr darauf und stellte keine Fragen mehr. Er drehte sich, fast als wäre er beleidigt, von Kakuzu weg und starrte aus dem Seitenfenster. Kakuzu sah sein Gesicht eine ganze Zeit nicht mehr.
 

Eine ganze Zeit fühlte Kakuzu sich, als wäre er allein auf der Straße unterwegs. Nicht nur, dass die Straßen verlassen und einsam waren, auch Sasori schien es nicht für nötig zu halten, sich auch nur zu bewegen oder ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln. Kakuzu fragte sich öfter in der verstreichenden Zeit, ob Sasori jetzt beleidigt schmollte, aber irgendwie konnte er sich das bei dem Rotschopf nicht vorstellen. Vielleicht hatte er einfach keine Lust, weiterzudiskutieren, was dem Schwarzhaarigen ganz Recht war.

Er überquerte die Kreuzung, die ihn bald zu seinem Haus führen würde, aber zuvor, so wusste er, musste er Sasori nach Hause bringen. Ohne viel nachzufragen fuhr er aus dem Gedächtnis den Weg zu seiner Wohnung, hielt es nicht für nötig, Sasori dafür nach dem Weg zu fragen. Nach gefühlten 10 Minuten war er auch schon dort angekommen und hielt vor dem Haus, mit laufendem Motor.

Kurz wartete er ab, damit Sasori aussteigen konnte, bemerkte aber, dass dieser irgendwie nicht vorhatte, sich aus dem Auto zu bewegen.
 

„Sasori?“
 

fragte er in die Stille hinein, erhielt jedoch nichts, was einer Antwort gleichkam. Einzig ein monotones, stetiges Atmen war zu hören, welches von einer Regelmäßigkeit war, die Kakuzu sehr verwunderte. War er etwa...

Kakuzu zog die Handbremse und beugte sich ein wenig vor.

Sasoris Augen waren friedlich geschlossen, die Lippen leicht geöffnet. Seine Brust hob und senkte sich langsam, die Atemzüge tief und gleichmäßig. Er schlief tatsächlich, er schlief und strahlte dabei eine unheimliche Ruhe aus, ein Frieden, der einen Kontrast zu seinem aufgewühlten Leben bildete. Er wirkte, als wäre all die Erschöpfung, die Enttäuschung und Traurigkeit von ihm abgefallen. Was übrig blieb war etwas klares, unverfälschtes.

Ohne groß zu überlegen löste Kakuzu die Handbremse und fuhr wieder los, drehte auf der Auffahrt und machte sich auf den Weg zu sich nach Hause. Er beschloss kurzerhand, den Kleineren schlafen zu lassen, ihm den Frieden zu gönnen. Er hatte heute wirklich genug mitgemacht, er könnte ihn ja immer noch morgen nach Hause bringen.
 

Das Anwesen, auf dem Kakuzu zur Zeit alleine lebte, war ein beeindruckendes Gebäude, welches ihm seine Eltern überschrieben hatten. Diese hatten zuvor mit ihm gemeinsam hier gelebt, hatten aber dann beschlossen, sich ins Ausland abzusetzen. Kakuzu war darüber ganz froh, waren seine Eltern doch recht dominante Menschen, die immer wissen wollten, wo etwas warum und wann passierte. Allein kam er meistens sowieso viel besser klar, hatte er doch alles, was er brauchte hier bei sich – na ja und Sasori, den er jetzt eigentlich eher weniger brauchen konnte, aber wecken wollte er ihn auch nicht. Dazu gönnte er ihm den Frieden zu sehr, er hatte gesehen, wie Sasori im Moment war, aufgewühlt und ruhelos.

Er fuhr in die an das Gebäude angrenzende Garage, stellte den Motor ab und wartete einen Moment, ob Sasori aufgrund der Akustikveränderung aufwachte. Als dies nicht der Fall war stieg er aus, schloss die Autotür und begab sich zu Sasoris Seite. Da er nicht wusste, wie er es anders bewerkstelligen sollte öffnete er die Tür, hob den Rotschopf heraus und schloss sie wieder. Mit einem Knopfdruck, welcher umständlich vonstatten ging , war das Auto abgeschlossen.

Sasori war aufgrund seiner eher zierlichen Körperstatur sehr leicht, leichter als Kakuzu zuerst gedacht hätte. Wie man eine Braut über die Schwelle trug, so trug er nun Sasori zur Haustür, welcher schlief wie ein Stein. Gerade wollte er die Tür aufschließen, als Sasori im Schlaf die Arme um seinen Hals legte und etwas murrte. Kurz stand Kakuzu wie versteinert vor seiner Haustür und starrte den Rothaarigen von oben herab an. Sein Gesicht wirkte nun leicht verzerrt als würde ihn eine schlechte Erinnerung plagen, eventuell auch ein Albtraum. Nun etwas näher konnte Kakuzu den Duft seiner Haare riechen, sie rochen frisch gewaschen und gleichzeitig nach Sasoris ganz eigenem Duft, welchen er schon öfter wahrgenommen hatte. Er hatte sich aber niemals bewusst daran erinnert, es war einfach etwas beiläufiges, alltägliches. Trotzdem fiel ihm dieser sofort auf, als wäre er etwas neues.

Gleichzeitig mit diesen Gedanken beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl, wollte er den Rotschopf doch eigentlich nicht so nah bei sich haben. Wenn jetzt jemand am Haus vorbeikommen würde, wären perverse Gedanken nicht ausgeschlossen. Was hätte ein Mann für einen Grund, einen anderen auf diese Weise durch die Gegend zu schleppen, beziehungsweise in sein Haus? Keinen Vernünftigen, der einem auf Anhieb einfiel, keinen, außer den, der einem sofort im Kopf herumschwirrte – die sind schwul, wie komisch...
 

Schnell versuchte er, die Haustür aufzuschließen und betrat das Haus. Er machte das Licht an, kickte die Tür mit dem Fuß wieder zu und brachte Sasori erst einmal in den großen Wohnraum. Vorübergehend legte er ihn auf die Couch und ließ ihn eine Weile dort weiterschlafen, währenddessen er sich die Jacke auszog und das Licht anschaltete. Im Wohnzimmer allerdings begnügte er sich mit einer kleinen Stehlampe in einer Ecke. Schließlich hatte er keine Lust dass Sasori jetzt noch aufwachte, ihm fehlte nun jegliche Motivation, noch einmal ins Auto zu steigen und loszufahren. Er wollte schlafen, der Tag war anstrengend genug und er war froh, das morgen Wochenende war. Doch bevor er sich in die Federn hauen konnte, brachte er Sasori noch in das ins Haus integrierte Gästezimmer, wo dieser friedlich weiterschlief und nur ab und zu mit den Augen zuckte.
 

tbc...

Come And Play

Stimmen, zahllos, sie hallten in seinem Kopf wider, in einer dröhnenden, verschwommenen Lautstärke. Musik durchflutete diese vernebelte Realität, eine irreale Wirklichkeit, die mit einem Traum gleichgestellt werden konnte. Ob Erinnerung oder Traum...er wusste es nicht, aber die Tatsache, dass es ihm eher wie ein Rausch erschien, half ihm dabei auch nicht wirklich weiter.

Ziellos irrte Sasori umher, lebte in einer Vision aus Zeitsprüngen und Ortswechseln, die ihn aber kein bisschen irritierten.

Im ersten Moment noch in einem großen Gebäude mit vielen, fast zahllosen Gesichtern, die für ihn keinen Sinn ergaben, im nächsten Moment schon in Einsamkeit, fernab von dem Lärm der Feier, auf der er eben noch gewesen war. Obwohl die Einsamkeit geteilt wurde, fühlte er doch die Nähe einer anderen Person, fühlte ihre Berührungen...Lippen lagen weich auf seinen, küssten ihn aber ebenfalls wie im Rausch, grob und nicht so, wie er es gewohnt war. Es fühlte sich anders an, auf eine paradoxe Weise aber doch vertraut, als hätte er es bereits durchlebt. Jemand tastete über seine Haut, welche sofort Feuer zu fangen schien, ein lustvolles Gefühl breitete sich in ihm aus und nahm ihn vollkommen ein. Und obwohl es für ihn eine eigenartige Weise von Deja vú zu sein schien, wusste er, dass es falsch war, was er tat, dass er gegen irgendetwas verstieß, ein Gesetz, einen Grundsatz von ihm...

Vielleicht war es dass, was die Angst in ihm aufsteigen ließ, eine unnatürliche, panische Angst, etwas falsches, unrechtes zutun. Doch diese Angst hielt ihn nicht davon ab, mit diesen Dinge weiterzumachen, wie automatisch erwiderte er die, zugegeben recht groben, Liebkosungen, fühlte sich aber mit jeder Sekunde schlechter, welche zähflüssig verstrichen.

Schlagartig wurde ihm klar, dass das ein Traum sein musste, dass das hier nicht der Realität entsprechen KONNTE! Verzweifelt versuchte er zu blinzeln, mit einem Augenschlag zu erwachen...

Die Szenerie veränderte sich wieder, aber nun war alles so undeutlich, das er es kaum mehr wahrnehmen konnte, was vor sich ging. Alles war verzerrt und irreal wie ein Film, den man unter Drogen Einfluss zu verstehen versuchte.

Sasori versuchte, es zu verstehen, was hier vorging, zu erkennen, wer die andere Person war und wieso diese zu dominieren schien. Sasori wurde schwindelig und als ein rasanter Schmerz sich in ihm ausbreitete, riss er die Augen weit auf-...
 

... und starrte an die Zimmerdecke, die unschuldig weiß im Morgenlicht schimmerte. Schwer atmend musste Sasori erst einmal realisieren, was passiert war, was er da geträumt hatte. Die Erinnerungen waren noch frisch, würden aber bald schon verblassen und im Nebel des Vergessens versinken. Was auch immer er da zusammengeträumt hatte, es war beängstigend gewesen...und zugleich zu vertraut, zu...wirklich. Ein wenig verängstigt von all dem rollte er sich in die Decke ein und starrte eine Weile aus dem Fenster in die Morgensonne bis ihm klar wurde, dass er dieses Zimmer gar nicht kannte, dass ihm diese Perspektive, dieser Ausblick aus dem Fenster vollkommen fremd war.

Sofort hatte er sich aufgesetzt und sah sich noch verschlafen im Zimmer um. Es war ein großes, nüchtern eingerichtetes Zimmer, dass wirkte, als würde es selten benutzt werden. Es war weder Deidaras, noch Itachis, und sein eigenes war sowieso alles andere als nüchtern, eher leicht...verwohnt.

Sein Blick wanderte an sich herunter und bemerkte, dass er seine Klamotten von der gestrigen Nacht noch trug. Sofort fiel ihm alles wieder ein. Er konnte sich nicht erinnern, das Kakuzu ihn nach Hause gebracht hatte. Wo also war er?

Vorsichtig setzte er einen Fuß aus dem Bett, stellte fest, dass er keine Schuhe mehr trug, jemand musste sie ihm ausgezogen haben. Auch seine Jacke lag über dem Bettende, was Sasori ebenso verwunderte. Hatte er schon wieder geschlafen? Er hatte doch erst einen ganzen Tag damit verbracht!

Verwirrt stand er auf und tapste durch den Raum zur Tür. Leise öffnete er sie, als fürchtete er, jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Mit einem Blick durch den noch dunklen, leeren Flur erkannte er, dass dieser ihm ebenso fremd war. Wo war er hier gelandet? Was war überhaupt passiert?

Kakuzu hatte ihn aufgegabelt, nachdem es zu dieser unschönen Diskussion zwischen ihm und Hidan gekommen war und Sasori geflüchtet war. Er hatte diese Atmosphäre nicht mehr länger ertragen, das Wissen, dass er daran Schuld war... Und dann hatte er sich wiederum mit Kakuzu gestritten, und dann? Dann war er müde geworden, hatte die letzten, monotonen Gedanken abgeschüttelt, und war einfach weggeschlafen. Das sollte ihm nicht zu oft passieren, er merkte ja, was dabei herauskam.

Ein wenig unsicher tapste er durch den Flur, spürte an dem Licht der Sonne, dass diese erst kürzlich aufgegangen war, und im Frühherbst dürfte dass so gegen sechs Uhr der Fall sein. Lange dürfte er also nicht geschlafen haben.

Er erreichte einen wesendlich lebendiger eingerichteten Wohnraum, nicht unbedingt wie bei sich und den anderen Beiden, sondern etwas steriler aber doch gemütlicher als das Zimmer, in dem er sich befunden hatte. Hier war niemand anzutreffen, und es machte irgendwie den Anschein, als wäre er alleine in diesem Haus.

Langsam ging er durch den großen Raum und sah sich um, er brauchte ein Anzeichen dafür, wo er sich befand, wieso ihm diese Wohnung so unbekannt war. Er ging an einer Kommode vorbei und warf einen kurzen Blick darauf. Dort stand ein Bild in einem schönen, gläsernen Bilderrahmen, aufgenommen irgendwo vor einer Leinwand. Verwundert nahm er es in die Hände und betrachtete die Personen. Er sah eine Frau, welche recht streng obgleich auch jung wirkte, einen Mann, der in ihrem Alter schien und die Hände auf die Schultern eines kleinen Jungen gelegt hatte. Dieser schaute ernst in die Kamera, ebenso wie der Rest der Abgebildeten. Es war kein fröhliches Foto, keine Harmonie schien zwischen den Personen zu bestehen. Nachdenklich betrachtete Sasori den kleinen, schwarzhaarigen Jungen, dachte sich einen Moment, dass er ihn irgendwoher kannte. Die Gesichtszüge und diese Augen...diese grünen Augen...

Er schüttelte sanft den Kopf, als wolle er einen dummen Gedanken loswerden. Er musste sich vertan haben, er kannte keine Person die so aussah, oder aber es fiel ihm nicht wieder ein, da er alle seine Kindergartenfreunde irgendwann aus den Augen verloren hatte. Alle, außer Deidara.

Plötzlich sah er wieder Deidara vor sich, mit seinen fünf Jahren, matschbedeckt und breit grinsend. Die kurzen, blonden Haare waren verfärbt vom Schmutz der Pfütze, in der er hockte, sein Gesicht eine Maske aus der dunklen, matschigen Masse.
 

„Komm spielen un!“
 

rief Deidara und seine großen, blauen Augen funkelten wie kleine Sterne, bildeten einen seltsamen Kontrast zu seinem Gesicht. Auffordernd schlug er mit der Handfläche auf die Oberfläche der Pfützen, dass der Schlamm nur so spritzte. Die kurzen Haare hingen ihm wirr und in Strähnen ins Gesicht während er Sasori weiter angrinste. Sasori rührte sich nicht, hatte er doch immer gesagt bekommen, dass er nicht im Schmutz spielen sollte. Und er hörte auf das, was seine Eltern ihm sagten, wollte sie niemals enttäuschen.
 

„Du!“
 

meinte Deidara wieder und winkte ihm kindlich mit der verdreckten Hand.
 

„Nun komm spielen un!“
 

„Komm spielen...“
 

murmelte Sasori und bemerkte gar nicht, wie ihm die Tränen in die Augen schossen. Die Sicht auf das Bild in seinen Händen verschwamm, während er immer nur den einen Gedanken fassen konnte – Komm spielen. Er hörte Deidaras Stimme als würde er neben ihm stehen, wünschte sich nichts sehnlicher, als dass das wirklich der Fall wäre. Sein Herz zog sich krampfhaft zusammen und er hatte das Gefühl, zu sterben, langsam und qualvoll dahinzuvegetieren. Er hatte es geschafft, eine Zeit die tristen Gedanken abzuschütteln, dieses Gefühl etwas zu dämpfen und etwas freier zu sein. Und doch war er niemals frei gewesen, niemals würde er den Tod seiner Freunde überstehen können, so dachte er sich. Jetzt, mit Deidaras Stimme, die wie ein verführerischer Schleier um ihn herum wehte und ihn einhüllte, bemerkte er, wie sehr er ihn vermisste. Er entwickelte regelrechte Sehnsucht nach ihm, nach seiner Stimme und seinen Lachen. Seine Kehle schnürte sich zu, während Deidara weiter vergnügt seinen Satz runterleierte, die Lautstärke stieg an während Sasori langsam das Gefühl bekam, keine Luft mehr zu bekommen.
 

Komm spielen...Nun komm spielen un...
 

Träne für Träne tropfte es auf den Bilderrahmen, welches Sasori mit weit aufgerissenen Augen anstarrte aber nicht mehr wahrnahm. Schimmernd rollten die feinen Tränen am Glas herunter, hinterließen klare Spuren auf den Personen, die ihn weiter emotionslos anstarrten.
 

„Was machst du da?“
 

fragte eine monotone Stimme direkt hinter ihm. Erschrocken wirbelte der kleine Rothaarige herum, ließ dabei das Bild fallen. Wie paralysiert waren seine Augen nun auf die Person vor ihm geheftet, während der Bilderrahmen klirrend am Boden zerbrach und vorerst unbeachtet liegen blieb.

Kakuzu hatte direkt hinter ihm gestanden und sah nun zu ihm herunter, keine Emotion war in seinem Gesicht zu lesen. Sein Blick wanderte kurz zu den Scherben auf den Boden, dann sah er wieder in Sasoris Gesicht, welches in einer Mischung zwischen Verwirrung und Entsetzen schwankte. Kakuzu? Was tat der denn hier? War dass etwas sein Haus, hatte der Schwarzhaarige ihn hergebracht?

Sasori sah, immer noch mit aufgerissenen, leicht wahnsinnigen Augen auf Kakuzu, hatte nicht damit gerechnet ihn zu sehen und konnte seine Gedanken nicht so recht ordnen, dass sie einen Sinn ergaben. Desorientiert wandte sein Blick sich zu seinen Füßen, wo der Bilderrahmen in Scherben lag. Seine Starre löste sich, der Schock aber blieb bestehen.
 

„Oh mein Gott, tut mir leid...“
 

brachte Sasori aufgewühlt hervor, kniete sich hin und griff nach den Scherben. Kakuzu beobachtete ihn schweigend dabei, wie er in die Scherben griff und sich bei seiner überstürzten Tat in die Finger schnitt. Erst dann erbarmte er sich dazu, etwas produktives zu der Situation beizusteuern.
 

„Geh da weg...“
 

murmelte er und schob Sasori beiseite, welcher seine Finger ansah, dann die Scherben und dann Kakuzu, welcher begann, diese aufzulesen und das Foto darunter hervorzuziehen. In Sasoris Gedanken schwieg Deidara endlich, hinterließ aber keine Ruhe sondern Überraschung und Hysterie. Abwesend und unbewusst wischte er sich über das Gesicht, entfernte die letzten Spuren der Tränen, Kakuzu dabei nicht aus den Augen lassend. Dieser hatte die größeren Scherben aufgehoben und legte sie zu dem Bild auf die Kommode, sah erst dann zu Sasori, der ihm gegenüber auf dem Boden kniete und ihn in vollkommener Irritation musterte.
 

„Tut mir leid...“
 

wiederholte er schwach, merkte selbst wie kraftlos und elendig er klang. Seine Stimme hatte etwas flüsterndes in sich, als würde sie immer mehr verschwinden, bis man ihn nicht mehr hören konnte. Und wenn man ihn nicht mehr hörte, so würde man ihn auch bald übersehen und er würde einfach verschwinden, aufgelöst von der Einsamkeit und dem Mangel an Interesse an ihm.

Kakuzu winkte nur ab und richtete sich wieder auf, erwartete wohl, dass Sasori es ihm gleichtat und sich ebenfalls erhob. Doch der Kleinere war noch zu verwirrt, zu aufgelöst um etwas anderes zutun als Kakuzu von unten herab abzusehen, das Gesicht nun durchzogen von blutigen Spuren, die er sich beim Tränenbeseitigen auf die Wange geschmiert hatte. Den Schnitt selbst spürte er in seinem momentanen Zustand kaum, der Schmerz war zu oberflächlich, kaum vergleichbar mit dem, was er in den letzten Tagen hatte spüren müssen.

Das eine war ein leichter, unverfälschter Schmerz, den man leicht einordnen konnte. Es war nichts weiter als verletzte Haut, eingeschnittenes Fleisch, die bald wieder verheilen würde. Sein Schmerz, den er über den Tod und den Verlust jener verspürte, die ihm alles bedeutet hatten, war dagegen viel tiefgehender, er hatte sich von Anfang in ihm festgesetzt und fraß ihn nun von innen auf wie ein Virus. Er saß in seinem Herzen und mit jeder Sekunde, in der dieses in die Finsternis abstürzte, schien er zu sterben, ein wenig mehr, nur ein klein wenig. Stück für Stück, Sekunde um Sekunde. Ein Nebel hielt ihn gefangen, welcher ihn alles distanzierter sehen ließ, aber gleichzeitig viel tiefer. Es war paradox und Sasori fühlte sich elend und ausgelöscht, wie eine leere Hülle aus Fleisch, Sehnen und dem letzten Rest seines früheres Selbst.
 

Kakuzu betrachtete den Kleineren, wie er vor ihm auf dem Boden saß und ihn aus verweinten Augen ansah. Seine Augen schienen vernebelt und sein Verstand fern der Realität.
 

„Willst du da unten jetzt sitzen bleiben?“
 

wurde Sasori gefragt, worauf dieser nur verständnislos den Kopf schief legte, als würde er nicht verstehen oder verstehen wollen. Wozu Informationen aufnehmen wenn man auch einfach auf dem Boden sitzen konnte und indessen den Teppich mit Blut voll tropfte? Kakuzu seufzte resignierend und packte den Rothaarigen an Arm. Dieser ließ sich kommentarlos auf die Füße ziehen, wehrte sich nicht gegen das, was Kakuzu tat.
 

„Jetzt komm mit.“
 

Murrte Kakuzu und klang dabei noch etwas verschlafen, während er Sasori mit sich mitzerrte, was dieser ohne Protest zuließ, marionettenartig ließ er sich von Kakuzu steuern.

Eine Zeit später saß der Rothaarige in der Küche, die Finger von Kakuzu verbunden und desinfiziert, das Gesicht vom Blut gereinigt. Die Zeit über hatten sie kein Wort miteinander gewechselt, aber hob Sasori den Kopf und sah Kakuzu an, der scheinbar noch müde am geschlossenen Kühlschrank lehnte.
 

„Was mach ich hier?“
 

fragte er endlich, brach die unangenehme Stille zwischen ihnen.

Kakuzu antwortete zuerst nicht. Erst einmal musterte er Sasori eingehend, als würde er diesen zum ersten Mal sehen, bevor er sich zu einer Erwiderung herabließ.
 

„Ich habe dich hergebracht.“
 

„Wozu?“
 

„Du bist eingeschlafen und mir bleib keine andere Wahl.“
 

Mit diesen Worten stieß Kakuzu sich vom Kühlschrank ab und überließ Sasori in der Küche sich selbst. Sasori sah ihn argwöhnisch nach, verstand nicht, was das zu bedeuten hatte. Kurz sah er noch aus dem Fenster der Küche auf die Straße, betrachtete die Sonne, wie sie noch jungfräuliches Licht auf die verlassene Gegend warf. Schatten legten sich über seine Augen, während er nachdenklich hinausschaute, seinen Gedanken nachhing. Er versuchte zu erkennen, was hier in seinem Leben vor sich ging, was überhaupt mit ihm passierte. Er verlor vollkommen die Kontrolle, alles schien ihm gleichgültig zu sein. Hatte sein Leben überhaupt noch einen Sinn?

Ohne eine Antwort auf diese Frage zu finden erhob Sasori sich irgendwann und begab sich wieder in den Wohnraum. Kakuzu war nirgendwo zu sehen, aber dass war ihm ganz recht. Er musste wieder an seinen seltsamen Traum denken, der zwar schon fast verblasst war, aber ein unangenehmes, neuartiges Gefühl in ihm hervorrief, sobald er daran dachte. Er hatte die unbestimmte Vermutung, dass er diesen Traum besser schnell wieder vergessen sollte.
 

Leise und mit einem Blick auf die Anrichte, wo das Bild von Kakuzu und seiner Familie gestanden hatte, schlich Sasori auf Socken zur offensichtlichen Haustür. Dort sah er auch neben einem unbekannten Paar Schuhe seine eigenen stehen und schlüpfte schnell hinein. Mit einem prüfenden Blick zurück in den Raum entschied er, dass Kakuzu wirklich nicht anwesend war und wollte schon zur Tür hinaus, als ihm einfiel, dass seine Jacke noch oben im Gästezimmer lag. Gleichzeitig stieg ein dumpfes Gefühl in ihm auf, dass ihm sagte, wie unhöflich es war, jetzt einfach ohne etwas zu sagen zu verschwinden.

Er unterdrückte den Impuls, eine Nachricht zu hinterlassen und entschied sich dazu, seine Jacke hier zu lassen. Es war Herbst, er trug nur ein durchgeschlafenes T-Shirt...aber das störte ihn nicht.

Leise huschte er aus der Tür und dann auf die Straße, wollte er doch mehr als alles andere von hier verschwinden. Er hatte immer das Gefühl, wo anders als bei sich zu Hause unerwünscht zu sein und Kakuzu mochte ihn ja auch nicht unbedingt. Obwohl er ihm geholfen hatte, was Sasori ebenso wenig verstehen konnte wie die Tatsache, dass er ihn herbracht hatte. Wieso war Kakuzu auf einmal so anders zu ihm?

Nachdenklich blickte Sasori zu dem Haus hinauf, dann drehte er sich um und machte sich allein auf den kalten Rückweg zu seinem zuhause...
 

Tbc...

Tears

Zwei weitere Wochen vergingen, verstrichen, ohne dass sich Besserung in Sasoris Leben einstellte. Seid er von Kakuzu abgehauen war hatte er diesen auch nicht mehr wieder gesehen und lebte sein Leben traumatisch vor sich hin. Sein Wille, irgendetwas zutun war erloschen, er verbrachte seine Zeit mit einem ermüdend routinierten Alltag. Die Post ignorierte er, Besucher nahm er gar nicht wahr, welche wohl annahmen, dass er nicht zu Hause sei. Er wusste, dass das nur irgendwelche ehemaligen Band-Fans waren die ihm „helfen“ wollten. Er war froh darüber, dass er nicht zur Schule musste, sondern zuhause auf dem Sofa dahinvegetieren konnte.

Das Haus wurde zu seiner Festung, welche er weder verließ noch anderen zugänglich machte. Er verschanzte sich in ihr wie eine Schildkröte in ihrem Panzer, lebte sein Leben vor dem Fernseher. Erinnerungen war alles, was er noch hatte, Erinnerungen, die ihn zu zerstören schienen, von innen aufbrachen und blutend liegen ließen. Es tat unsagbar weh, sich zurückzuerinnern, Sasori zeriss in diesem Sumpf an nebeliger Realität, die ihn doch immer wieder magisch anzog. Der Schmerz nahm ihm jedes Mal die Luft aber Sasori wäre es recht gewesen, an den Erinnerungen zu ersticken, vielleicht könnte er dann wieder bei ihnen sein. In einer besseren Welt, bei seinen Freunden und vielleicht auch seinen Eltern.
 

Es war ein kalter, regnerischer Sonntag, Sasori lag auf dem Sofa und normalerweise hörte er sich die Bänder von der Videokamera an, lauschte den vergangenen Stimmen und hing Erinnerungen nach. Auch ihre alten Auftritte waren teilweise darauf zu sehen. Aber jetzt, wenn Sasori die Bilder betrachtete, war ihm klar, dass er niemals wieder singen würde, es nicht mehr wollte. Mit seiner jetzigen, kratzigen Stimme hätte es sowieso albtraumhaft geklungen. Albtraumhaft wie sein Leben.

Aber man hatte ihm vor Zeiten den Strom abgedreht, wieso wusste er nicht, da er keine Post mehr öffnete.

Seine Gedanken waren abgedriftet. Der trübe Blick war an die Decke gerichtet, eine Hand rührte hinter seinem Kopf, die andere hing schlaff herunter, berührte den Boden. Die Stille war schmerzhaft, brachte ihn beinahe um den Verstand.

Er wünschte sich so sehr, dass alles nur ein Albtraum war, dass es ein Scherz war, zweifellos grausam aber besser als die Wirklichkeit. Besser als seine Realität.

Warum konnten Deidara und Itachi nicht in diesem Moment vor seiner Tür stehen, wieso konnten sie nicht klingeln und wieder bei ihm sein? Wieso klingelten sie nicht?
 

Es klingelte an der Tür .
 

Erschrocken hob Sasori den Kopf. Normalerweise hätte er es einfach überhört, wäre nicht hingegangen, aber seine Gedanken, seine Wünsche zwangen ihn dazu. Schwerfällig stand er auf und bewegte sich zur Haustür. Er öffnete diese schwerfällig und sah direkt in das Gesicht eines ihm völlig fremden Mannes. Ein wenig Enttäuschung machte sich in ihm breit, aber was hatte er erwartet? Das es wirklich seine Freunde waren? Wie dumm...wie töricht...wie...aussichtslos.
 

„Sind sie Mr. Akasuna?“
 

fragte der Mann direkt und schob seine Brille zurecht. Irgendwie sah er aus, als wäre er Anwalt oder ähnliches. Sasori wollte am liebsten die Tür zuknallen und sich wieder hinlegen, aber der Unbekannte schob sich bereits an ihm vorbei in seine Wohnung. Sasori sah ihn stirnrunzelnd an.
 

„Wer sind sie?“
 

fragte er schwach und ging ihm nach zurück in den Wohnraum. Der Unbekannte zog ein Dokument aus seinem Koffer hervor und sah Sasori dann direkt an.
 

„Ich bin der Anwalt ihres Vermieters Mr. Kishimoto.“
 

Der Rothaarige musste kurz nachdenken, obwohl er eigentlich genau wusste, wer Kishimoto war. Der Kerl hatte ihnen diese Wohnung widerwillig vermietet, war aber niemals mit ihnen einverstanden gewesen. Allerdings hatten sie bis jetzt immer die Rechnungen pünktlich bezahlt und hatten ihm so keinen Grund gegeben, sie herauszuwerfen. Aber wenn jetzt plötzlich ein Anwalt vor ihm stand und von Kishimoto faselte war das nicht gut.
 

„Und was wollen sie von mir?“
 

„Sie haben weder Stromrechnungen noch Miete bezahlt, ebenso wenig haben sie auf die Mahnungen reagiert. Hiermit überreiche ich ihnen den Kündigungsvertrag sowie die Genehmigung für die Versteigerung einiger materieller Gegenstände in diesem Haushalt, um ihre Schulden zu begleichen.“
 

Schock breitete sich in Sasori aus, nur langsam realisierte er das Gesagte. Kündigung? Vollkommen überrumpelt starrte er den Anwalt an, der ihm einen Vertrag reichte. Mahnungen? Rechungen? Sasori ließ sich auf das Sofa sinken. Wie konnte das sein?

Plötzlich erinnerte er sich wieder – sie hatten in letzter Zeit wenige Auftritte gehabt und hatten ihre Miete nicht rechzeitig zahlen können. Festgestanden hatte für die drei allerdings, dass sie gleich nach ihren Auftritt genug Geld zusammenhaben würden, um die Miete zu zahlen. Das Geld hatten sie nie bekommen, die Rechungen und Mahnungen hatte Sasori ignoriert. Darum also der fehlende Strom.

Einen anderen Vermieter hätte man noch überreden können, die Frist aufzuschieben, aber bei Kishimoto war ihm gleich klar, dass das nicht funktionieren würde. Aber sie würden ihn doch nicht auf die Straße setzen? Das konnten sie nicht tun!
 

„das muss ein Irrtum sein...“
 

versuchte Sasori sich herauszureden. Der Anwalt aber verneinte. Ihm wurde erklärt, dass der Vermieter ein solches Verhalten nicht länger billigte und ihn nun herauszuschmeißen gedachte. Nach einigen, schweren Formalitäten war für Sasori klar – er musste ausziehen.
 

*
 

Einen Tag später waren seine persönlichen Sachen in Kisten verstaut und standen vor dem Haus. Sasori stand noch vollkommen perplex davor, konnte nicht glauben was vor sich ging. Die Wohnung war ausgeräumt, viele seiner Sachen verpfändet. Er konnte es nicht verstehen, wieso ging auf einmal alles kaputt? Wieso zerbrach plötzlich sein ganzes Leben? Wieso fickte ihn das Schicksal plötzlich so brutal?

Seinem Vermieter, der ihn höchstpersönlich herausgeworfen hatte, sagte er, dass er die meisten Kisten später holen kommen würde, wenn er eine neue Unterkunft gefunden hatte. Er hatte sich eine kleine Kiste unter den Arm geklemmt, indem einzig Bilder und ein paar Schuhe von Deidara zu finden waren. Nun saß er auf der anderen Seite der Straße vor seinem Haus, sah zu diesem hinauf und fragte sich, wo er jetzt hinsollte. Was sollte er tun?

Leicht begann es zu regnen und Sasori seufzte auf. Wo sollte er nur hin? Es gab niemanden, an den er sich wenden konnte...niemanden, der ihm helfen würde. Die dumpfen Augen sahen durch den Regen zu den Kisten auf der Auffahrt, vollkommene Trostlosigkeit schloss ihn wieder ein.

Er erhob sich von seinem Platz und begann, die Straße entlang zu gehen, durch den immer dichter werdenden Regen und die Kiste im Arm wie einen wertvollen Schatz. Er drückte sie an sich, ging die Straßen entlang und ignorierte den kalten Regen, der ihm die Kleider durchnässte. Zwar durchfuhr ihn kurz ein leichter Kälteschauer, aber er ignorierte diesen. Wie von selbst suchten sich seine Füße den Weg durch den Regen, schienen kein Ziel zu haben. Umso verwunderter war er, als er nach fast zwei Stunden vor Kakuzus Anwesen stand.

In Trance hatte er sich zum Haus der Person begeben, die für ihn da gewesen da, als er jemanden gebraucht hatte. Die Person, die ihm kein falsches Mitleid schenkte aber trotzdem Trost gespendet hatte als er diesen gebraucht hatte. Der ihm geholfen hatte als er abzudriften gedroht hatte.

Sasori wunderte sich über seine eigenen Gedanken, hätte er niemals gedacht so zu denken. Wo nur kamen solche Gedanken plötzlich her, er mochte Kakuzu doch nicht einmal. Außerdem...wie konnte er sich von diesem Hilfe erhoffen? Er hatte sich kein bisschen dankbar erwiesen, als Kakuzu ihm geholfen hatte, war einfach verschwunden ohne etwas zu sagen.

Doch noch während er diesen Gedanken hatte trat er auf das Gelände und ging mit seiner Kiste auf die Haustür zu, mit der festen Absicht, Kakuzu wenigstens zu fragen. Doch mit jedem Meter verließ ihn mehr der Mut. Der Regen prasselte auf ihn nieder, lief in seine Augen und in seinen Kragen, die Finger krallten sich in die kleine Kiste ein. Unsicher sah er an der Tür hinauf, schloss kurz die Augen und streckte dann die Hand aus, um zu klingeln. Mit der anderen hielt er seine Kiste unter den Arm geklemmt damit diese nicht herunterfiel. Er wollte wirklich klingeln. Einen Moment lang wollte er das tun. Aber es kam nie dazu.

Kurz bevor er klingeln konnte, kurz bevor sein Finger die Klingel erreichte...stockte er. Die dumpfen Augen glitten über die Tür des Hauses, über den Klingelknopf. Vorsichtig ließ er die Hand sinken. Er konnte es nicht. Er wusste nicht wieso, aber er fand nicht den Mut, bei jemandem um Hilfe zu bitten, der ihn doch eigentlich hasste. Der ihn früher immer verabscheut hatte, was auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Alles war so aussichtslos, so leer...

Er wusste einfach nicht, wohin er gehen sollte, wurde sich erst jetzt seiner Situation richtig bewusst. Er setzte sich vor die einsame Haustür, sah in den Regen auf die Straße und fühlte sich so allein, so ratlos und verloren. Nun war sein Leben doch völlig sinnlos, hatte keinerlei Wert mehr.

Die Tränen rannen seine Wangen herunter und er umklammerte seine Kiste so fest, dass sie leicht einknickte. Er zog die Beine an, drückte somit die Kiste noch näher an sich und ließ seinen Tränen freien Lauf. Wie sehr wünschte er sich, dass jemand ihn in den Arm nahm, ihm sagte dass er nicht verzweifeln sollte-...weil alles wieder gut werden würde. Wie sehr wünschte er sich, jemand anders zu sein, jemand, der Hilfe bekam von irgendjemandem.

Schluchzend legte Sasori den Kopf auf seine Kiste, leicht zuckte sein Körper bei jedem verzweifelten Laut, der seine Lippen verließ. Die Tränen vermischten sich- ähnlich wie bei der Beerdigung- mit dem Regen und brannten doch so intensiv auf seiner Haut, dass er das Gefühl hatte, zu sterben. Wie sehr wünschte er sich Hilfe, wie sehr wünschte er sich Frieden. Er konnte einfach nicht mehr, sein Leben war vollkommen zerstört und verloren. Während er so weinte, seinen Gefühlen freien Lauf ließ und sich im Regen der Einsamkeit hingab, näherte sich ihm eine Person von der Straße aus. Sie trat direkt auf Sasori zu und stellte sich vor ihn.
 

„Sasori?“
 

Sasori hob den Kopf, sah direkt zu Kakuzu auf, der plötzlich vor ihm stand, einen Regenschirm in der Hand. Er hatte ihn gar nicht kommen hören...

Der Rothaarige brachte kein Wort heraus, die Tränen schnürten ihm die Kehle zu. Er versuchte, Kakuzu etwas zu sagen, er wusste selbst nicht was, aber außer undeutlicher, abgehackter Schluchzer war nichts zu hören. Kakuzu musterte ihn in einer Mischung aus Verwunderung und etwas anderem, was Sasori nicht genau deuten konnte, zu vernebelt waren seine Sinne.
 

„Was machst du denn hier?“
 

fragte Kakuzu ein wenig irritiert, wusste aber wohl, dass er von Sasori keine vernünftige Antwort erwarten konnte. Auch wunderte er sich, den Rothaarigen nach der langen Zeitspanne wiederzusehen. Irgendetwas musste passiert sein. Nur kurz abwartend kniete er sich zu dem Rotschopf herunter und sah ihm in die roten, verweinten Augen, Die Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht und verhingen leicht sein Gesicht, die Tropfen des Regens suchten sich, gemeinsam mit Tränen, ihren Weg über die bleiche, reine Haut. Er sah noch schlimmer aus als damals auf dem Friedhof, konnte scheinbar gar nicht mehr aufhören zu weinen. Verzweiflung hatte ihn vollkommen eingenommen und beherrschte alles an ihm. Seine Augen strahlten ebendiese aus, die Tränen schrieen geradezu danach. Verloren. Sasori wirkte als hätte er nun wirklich alles aufgegeben, komplett alles.

Eigentlich war Kakuzu sauer auf Sasori gewesen, weil dieser einfach abgehauen war, aber in dieser Situation konnte er ihn schlecht hängen lassen. Da war es wieder, dieses nervige Mitgefühl für den Rothaarigen, welches Kakuzu und letzter Zeit häufiger zu spüren bekam.

Sasori erwiderte wie erwartet nichts auf Kakuzus Frage, sah ihn nur an, am ganzen Körper zitternd und zuckend der Schluchzer wegen. Kakuzu entschied sich dafür, Sasoris Beweggründe später zu klären, wollte er doch erst einmal raus aus dem Regen. Der Rothaarige trug nicht einmal eine Jacke, was Kakuzu nicht wunderte. Diese lag nämlich immer noch im Gästezimmer, unbeachtet und vernachlässigt.

Kurzerhand erhob Kakuzu sich wieder und zog Sasori mit sich. Kurz betrachtete er die Kiste in dessen Armen, schenkte ihr aber keine weitere Beachtung. Da von Sasori in seinem Zustand kein Protest zu erwarten war, brachte Kakuzu ihn ohne Erklärung ins Trockene, schloss die Haustür und den durchnässten Regenschirm und verfrachtete ihn aufs Sofa. Sasori hatte sich noch immer nicht beruhigt, er weinte auch dann noch, als Kakuzu ihm eine Decke um die Schultern legte und sich zu ihm setzte...
 

Tbc...

Phenomenon

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe seines Hauses, die Regentropfen liefen am nun trüben Glas herunter und hinterließen sofort wieder verschwindende Spuren. Der Himmel über den Häusern, die man durch das Frontfenster sehen konnte, war wolkenverhangen und milchig grau, von einer unangenehmen Farbe, die einem schlechte Laune machen konnte.

Kakuzu sah von der Fensterscheibe zu Sasori, wartete darauf, dass dieser sich wieder beruhigte. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte, was er in dieser Situation tun sollte. Er entschied sich dafür, dass es am besten wäre, einfach abzuwarten. Er behielt dabei Sasori im Auge, prägte sich wie automatisch jedes Detail von ihm ein.

Seine nassen, strähnigen, roten Haare, die ihm wirr in die Augen hingen, welche in einer Art meditativen Beruhigungsphase geschlossen waren.

Die Wassertropfen, die auch als Tränen gesehen werden konnten und seine bleiche Haus herunterrannen.

Seine Hände, die leicht zitterten, während sie die Kiste fest umklammert hielten, als hätte er Angst, dass Kakuzu sie klauen könnte.

Kakuzus Augen blieben an dieser hängen, kurz musterte er sie eingehend und fragte sich, was wohl darin enthalten war, wieso er sie mit sich herumschleppte. Vor allem aber wollte er wissen, was passiert war, immerhin musste es für Sasori ja einen Grund geben, so auszurasten und völlig aufgelöst bei ihm aufzutauchen. Er wartete noch ein wenig ab bis er der Ansicht war, dass Sasori sich wieder in der Gewalt hatte.

Der Rothaarige wischte sich mit der Hand über das verweinte Gesicht und schniefte einmal halbherzig. Sein Blick war auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, er wagte es nun nicht mehr, Kakuzu anzusehen. Wie sollte er ihm in die Augen sehen, in dieser Situation? Nachdem er schon wieder vor ihn angefangen hatte, zu weinen, diesmal sogar praktisch zu ihm gekommen war, nur um das zutun? Wieso nur hatte er sich auch ausgerechnet auf den Weg zu Ihm gemacht? Sasori konnte es sich nicht erklären.
 

„Wieder beruhigt?“
 

fragte Kakuzu, seine grünen Augen bohrten sich regelrecht in Sasori ein. Sasori wollte nicht darauf antworten, wusste er doch, dass darauf dann die Frage folgen würde, wieso er bei Kakuzu aufgetaucht und was der Grund für seinen Gefühlsausbruch gewesen war. Stattdessen stellte er seine kleine Kiste mit Deidaras Schuhen auf seinen Schoß und nestelte dann leicht nervös an einer der Ecken herum, die Augen resignierend darauf gerichtet, um bloß Kakuzu nicht ansehen zu müssen.
 

„Hörst du mir zu?“
 

Kakuzu klang leicht gereizt, da Sasori ihn einfach ignorierte. Dieser wollte nicht noch unhöflicher wirken als sowieso schon und nickte schwach, allerdings vermied er noch immer den Augenkontakt. Außerdem hatte er Angst, dass er, sobald er anfangen würde zu sprechen, wieder in Tränen ausbrechen würde. In seinem Inneren war immer noch dieses erdrückende Gefühl, dass ihm die Wörter abwürgte und ihm die Tränen in die Augen treiben würde, sobald er seine Stimmbänder beanspruchen würde.

Kakuzu betrachtete ihn noch einen kurzen Moment, dann ließ er ein tonloses, nichtssagendes Seufzen hören und stand vom Sofa auf. Erst bei der Bewegung des Größeren sah Sasori vorsichtig von seiner Kiste auf und sah ihn kurz an, die Augen prüfend aufblitzend. Doch sobald Kakuzu den Kopf drehte und ihn auf eine erschreckend kalte Weise anfunkelte, wandte er den Blick schnell wieder zu seiner Kiste.
 

„Willst du mir jetzt vielleicht erklären, was du hier willst?“
 

Sasori biss sich auf die Unterlippe, schloss die brennenden Augen und schüttelte den Kopf. Er konnte jetzt nicht sprechen, selbst wenn er es gewollt hätte. Es war ihm nicht möglich, Kakuzu jetzt alles zu erklären, ohne gleich wieder loszuheulen. Das Problem daran war, dass er auf diese Weise dann auch wieder kein Wort herausbringen könnte und es auch kein Ergebnis geben würde, dass Kakuzu zufrieden stellte. Schweigen war in diesem Moment wohl das beste Mittel, auch wenn es Kakuzu sicher wütend machen würde., schließlich wollte er sicherlich den Grund dafür kennen, dass Sasori bei ihm aufgetaucht war.
 

„Ein Nein akzeptiere ich nicht.“
 

Stellte Kakuzu klar, was Sasori einen unsicheren Blick in seine Richtung entlockte. Kakuzu musterte ihn von oben herab mit einem leicht wütend angehauchten Blick und wartete weiter auf seine Antwort. Seine Augen funkelten schon wieder missbilligend, als hätte er keine Geduld mehr, auf Sasori zu warten.
 

„Nun...“
 

brachte Sasori heraus, stockte aber, ehe er überhaupt angefangen hatte. Er musste erst einmal Worte für das finden, was er zu erklären gedachte, dabei war es doch so einfach. Alles, was er tun musste, war ihm zu sagen, dass er aus seinem Zuhause rausgeflogen war und nirgendwo mehr hinkonnte. Das konnte doch nicht so schwierig sein, aber er wusste, dass es ihm trotzdem nicht leicht fallen würde.
 

„...ich kann nicht mehr nach Hause.“
 

Kakuzu regte sich nicht, zeigte keinerlei Reaktion auf dass, was Sasori gesagt hatte, ließ sich nur zu einem monotonen
 

„Wieso?“
 

herab.

Sasori seufzte. Langsam drehte er den Kopf von Kakuzu weg und schloss die Augen. Jetzt, wo der emotionale Teil bewältigt war, wo Sasori aufgehört hatte, zu weinen, war Kakuzu wieder genau wie zuvor zu ihm, vielleicht mit der Ausnahme, dass er nicht ganz so abweisend mehr war. Es war fast, als wären sie beide zu geschockt, um unfreundlich zu einander zu sein, sobald in Sasori die Emotionen hochkamen. Sasori, weil er sowieso momentan in einer Situation war, die ihn heillos überforderte, und Kakuzu, weil Gefühlsausbrüche wohl nicht sein Ding waren oder vielleicht auch aus anderen Gründen. Aber diese konnte Sasori sich nicht zusammenreimen.
 

„...wurde unerträglich dort“
 

Brachte er schließlich heraus und öffnete die Augen um auf den Boden zu starren. Es war nicht das, was er hatte sagen wollen, was er besser hätte sagen sollen, der Wahrheit willen.
 

„Und wann gedenkst du wieder dorthin zurückzukehren?“
 

fragte Kakuzu kurz und musterte ihn ein weiteres mal abschätzend.
 

„Weiß noch nicht...“
 

Sasori starrte weiterhin nur auf den Boden vor seinen nassen Füßen, ohne Kakuzu anzusehen. Dieser schnaubte nur, ließ aber kein Kommentar zu Sasoris Ungenauigkeit verlauten.
 

„Gut, klären wir das später. Erst mal solltest du duschen und dir etwas anderes anziehen.“
 

Meinte dieser nach einer Weile und warf einen eindeutigen Blick auf Sasoris Klamotten. Dieser sah an sich herunter und stellte die Kiste auf das Sofa, um auch seine Hose betrachten zu können. Er war nass und teilweise auch ziemlich dreckig, aber was erwartete er, wenn er sich in den Dreck setze, mitten in einem strömenden Regenguss?

Aber er wusste, dass er keine anderen Sachen hier hatte und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu weigern. Kakuzu könnte ihm ja anbieten, die Klamotten zu holen, während Sasori duschte, aber das würde unweigerlich zu der Wahrheit führen. Wenn er sagen würde, dass seine Klamotten in Kisten vor seinem ehemaligen Haus standen, würde Kakuzu gleich wissen, dass er Zuhause rausgeflogen war, und das wollte er auf keinen Fall. Eigentlich war es ihm ja egal, was die Anderen von ihm denken könnten, aber er befürchtete, dass Kakuzu ihn dann wieder rausschmiss, da er gewiss kein Asylheim darstellen wollte. Wenn er dachte, dass Sasori nur für eine kurze Zeit blieb, würde er es vielleicht noch billigen.
 

„Nicht nötig.“
 

Murmelte Sasori wenig überzeugend.
 

„Das entscheide immer noch ich. Immerhin ist es mein Sofa, dass du da voll tropfst und es hilft niemandem weiter, wenn du dich erkältest.“
 

Meinte Kakuzu sachlich, seine Stimme klang teilnahmslos und zeugte davon, dass es ihn eigentlich nicht wirklich interessierte. Sasori sah auf, direkt zu ihm. Rote Augen trafen auf stechend Grüne, ein Kampf, den Sasori eigentlich nur verlieren konnte.
 

„Ich erkälte mich nicht.“
 

Meine Sasori plötzlich mit einer Spur von Trotz, die allerdings sofort wieder verflog, als Kakuzus Blick nicht nur genervter sondern auch finsterer wurde als zuvor.
 

„Benimm dich nicht wie ein kleines Kind.“
 

Darauf schwieg Sasori und wandte den Blick ab.
 

„Ich hab keine Klamotten.“
 

Brachte er dann als letztes Argument hervor, wusste aber, dass er verloren hatte.
 

„das lässt sich nicht ändern. Und jetzt verschwinde endlich.“
 

Murrte Kakuzu plötzlich und zog Sasori auf die Füße, wobei diesem die Decke von den Schultern rutschte, und brachte ihn zum Badezimmer. Sasori sah erst die Tür und dann Kakuzu emotionslos an, dann seufzte er und trat in das geräumige, edle Bad ein. Kakuzu reichte ihm Handtuch und Duschbad und entfernte sich anschließend aus dem Badezimmer, um Sasori duschen zu lassen. In der Tür blieb er jedoch noch einmal stehen und drehte sich zu dem Rotschopf um.
 

„In 10 Minuten bist du fertig, klar? Wenn nicht, komm ich dich holen.“
 

Kakuzu sagte das alles mit einer emotionslosen Mine, aber Sasori kam es trotzdem vor wie ein Witz. Allein die Vorstellung, dass Kakuzu ins Bad kam und ihn wieder rausschliff, war surreal genug um Sasori glauben zu lassen, dass er eigentlich nur träumte. Vielleicht wachte er ja irgendwann wieder auf und war in Wahrheit nur in seinem einsamen Zimmer in seinem einsamen Haus. Zuerst hatte er denken wollen, dass er aufwachte und Deidara und Itachi wiederhatte – aber inzwischen glaubte er nicht mehr an so etwas.

Mit einem Anflug von Traurigkeit betrachtete er die zuklappende Tür, als es plötzlich heftig in seiner Nase kribbelte und er niesen musste.
 

„Von wegen du erkältest dich nicht.“
 

Meinte plötzlich eine Stimme jenseits der Tür, dann schien Kakuzu sich zu entfernen, die Schritte verhallten. Sasori stand einen Moment nur da, als erwartete er noch, das irgendjemand ihm „Gesundheit!“ entgegenbrüllte, wie es sonst in Gesellschaft der Fall war, aber da er eigentlich gar keine Gesellschaft hatte, zog er sich schließlich die klatschnassen Klamotten aus und stieg unter die Dusche.
 

Nach gefühlten 10 Minuten war er bereits wieder dem warmen Wasser entstiegen und trocknete sich halbherzig ab. Er fühlte sich ein wenig besser, weniger schmutzig und nutzlos. Energisch schüttelte er den Kopf, dass die Wassertropfen in alle Richtungen flogen. Sie landeten auf dem Boden, am Spiegel über dem Waschbecken und im Waschbecken selbst, wo man sie allerdings nicht sah. Das war Sasoris Art, seine struppigen Haare abzutrocknen. Es tropfte ihm immer noch ins Gesicht, während er sich fertig abtrocknete und dann ein weiteres mal mit einem etwas kleineren Handtuch über sein Gesicht fuhr. Sofort tropfte es ihm wieder in die Augen, aber es störte ihn nicht mehr.

Unschlüssig betrachtete er sich im Spiegel. Tiefe, dunkle Augenringe, zerzauste rote Haare, die einen stechenden Kontrast zu seiner bleichen Haut bildeten. Seine Augen sahen dumpf aus, beinahe wie tot. Das war also sein derzeitiges ich. Mit einem letzten, traurigen Blick wandte er sich vom Spiegel ab und wickelte sich das größere Handtuch um die Hüften.

In diesem Moment klopfte es an der Tür.
 

„fertig da drin?“
 

ertönte Kakuzus Stimme. Sasori nickte, da er aber wusste, das Kakuzu ihn nicht sehen konnte fügte er ein leises „Jah...“ hinzu. Erst kam keine Antwort auf diese kurze Artikulation. Dann aber hörte er wieder Kakuzus tiefe Stimme von der Tür zu ihm herüberschallen.
 

„Dann komm gefälligst her“
 

Gehorsam machte Sasori sich auf den Weg zur Tür und öffnete diese einen Spalt. Er wollte nicht unbedingt nur im Handtuch vor Kakuzu treten. Er sah Kakuzu, wie dieser ungeduldig und mit einem seltsamen Bündel in der Hand vor der Tür stand und ihn sofort teilnahmslos ansah. Er hatte sich seine Jacke ausgezogen und wohl irgendwo aufgehängt. Einen Moment sahen sie sich nur in die Augen, dann drückte der genervte Schwarzhaarige ihm das Bündel in die Hände.
 

„Da, zieh das an! Das sollte erst einmal ausreichend sein. Ich weiß zwar nicht, wie lange du vorhast, hier zu bleiben, aber man kann ja immer noch Sachen aus deinem Haus holen.“
 

Mit diesen Worten wandte Kakuzu sich ab und ging wahrscheinlich zurück ins Wohnzimmer. Sasori starrte einen Moment noch durch den Türspalt, dann zog er die Tür zu und kleidete sich an. Das Resultat sah leicht seltsam aus, als er sich im Spiegel betrachtete. Er trug eine Boxershorts und ein T-Shirt, wobei letztes ein wenig wie ein Nachthemd aussah. Sasori fand, er ähnelte einem Psychiatrieinsassen, aber er wusste dass er sich nicht beschweren konnte. Wenigstens waren die Sachen trocken und sauber, und so huschte er in seiner neuen Aufmachung zu seinen alten Sachen, legte sie zusammen und nahm sie mit ins Wohnzimmer. Dieses war nun angenehm beheizt, sodass Sasori trotz fehlender Hose nicht kalt wurde. Kakuzu sah neben seiner Pappkiste auf der Couch und sah aus dem Fenster seiner Wohnung in den prasselnden Regen.
 

„Wohin damit?“
 

fragte Sasori und wies auf seine nassen, dreckigen Klamotten. Kakuzu erwiderte darauf nichts, stand auf, nahm ihm die Sachen ab und brachte sie eine Art Wäscheraum, wo, soweit Sasori es sehen konnte, eine Waschmaschine und ein Trockner stand. Als er die Kammer wieder verließ, musterte er Sasori einmal von oben bis unten.
 

„Naja, für kurze Zeit wird es wohl genügen.“
 

Stellte er fest und wies Sasori an, sich aufs Sofa zu setzen. Sasori gab dieser Bitte nach und ließ sich auf der Couch nieder, nicht ohne dabei seine Kiste zu nehmen und sich auf die Beine zu stellen. Er fühlte sich sehr seltsam, jetzt hier in Kakuzus Klamotten in seinem Haus zu sitzen, nach allem, was passiert war. Irgendwie war alles seiner Kontrolle entfleucht. Und irgendwie war während diesem Vorgang des Selbstverlustes, den Sasori durchlebte, Kakuzu immer irgendwie dabei gewesen. Am Morgen danach, nach dem Anruf des Arztes, auf der Beerdigung, bei der Prügelei in der Schule, auf dem Friedhof und schließlich bei Konan zuhause. Irgendwie hatte er ihn davon abgehalten dummes zutun und sich selbst völlig kaputt zu machen, und vielleicht, so dachte Sasori, war dass der Grund, wieso er ausgerechnet zu Kakuzu geflüchtet war.
 

„Fühlst du dich jetzt imstande, vernünftig mit mir zu reden?“
 

fragte Kakuzu gerade und setzte sich auf den Sessel, der Sasori gegenüberstand. Dieser nickte schwach.
 

„Dann erzähl mal genau, was du ausgerechnet hier willst“
 

Sasori sah ihn einen Moment an, ohne die Mine zu verziehen, dann ließ er ein resignierendes Seufzen hören.
 

„Wo hätte ich sonst hingehen sollen?“
 

Darauf wusste Kakuzu wohl auch keine Antwort denn er schwieg sich aus, taxierte Sasori nur mit einem stechenden Blick. Dieser erwiderte den Blick leblos, sodass Kakuzu schließlich die Augen abwandte und kurz die Kiste in seinen Armen musterte.
 

„Was willst du damit?“
 

fragte er und nickte der Kiste zu. Sasori sah nach unten und blickte die Pappkiste an, als müsste er sich erst einmal davon überzeugen, was er da in den Armen hielt.
 

„Ich wollt sie nicht allein im Haus stehen lassen. Hat sentimentalen Wert.“
 

Erklärte der Rothaarige in einer Tonlage, die einem flüstern glich und zum Ende des Satzes noch leiser wurde.
 

„Verstehe. Darf man fragen was da drin ist?“
 

„Deidaras Schuhe.“
 

Die Antwort kam sofort, als hätte Sasori nur darauf gewartet, dass die zugehörige Frage gestellt wurde. Diese Aussage hing eine Weile zwischen ihnen in der Luft, Schweigen machte sich breit, allerdings schien es eher ein verblüfftes zu sein, wie es zwischen ihnen noch nie vorgekommen war. Während Sasoris Augen Kakuzu hilflos anfunkelten, lehnte Kakuzu sich vor und erwiderte den Blickkontakt mit einem unbekannten Funkeln in den Augen.
 

„Sasori...hast du irgendetwas genommen? Drogen oder so?“
 

„Wirkt das etwa so?“
 

„Und wie.“
 

„Ach so...Hab ich aber nicht.“
 

„Ja sicher.“
 

Kakuzu verdrehte mürrisch die Augen, woraus Sasori sich aber nichts machte. Er wusste, dass er sich nicht zugedröhnt hatte und allein das zählte.
 

„Und jetzt will ich eine Antwort, wie lange du gedenkst hier zubleiben.“
 

Sasori schloss die Augen und lehnte sich ein wenig zurück.
 

„Nicht lange.“
 

Aber er wusste, dass das eine Lüge seinerseits war und dass er vorhatte, so lange zu bleiben, wie es möglich war.
 

Tbc...

Blame

Kapitel 18: ~*~Blame~*~
 

Der Regen wollte einfach nicht enden, unterstrich die herbstliche Atmosphäre, umschmeichelte die rot-goldenen Blätter mit einer zeitlosen Anmut. Diese bogen und sträubten sich unter den leichten Regentropfen, die wie Nebel auf die Straße nieder regneten. Der Blick durch die Fensterscheiben war nur undeutlich, in dichten Tropfen rann es über das kühle Material der Fenster.

Sasori saß mit einer Tasse dampfendem Tee auf Kakuzus Sofa und sah hinaus, fast verträumt wirkte sein Blick. Den Tee hatte Kakuzu gekocht, welcher nun selbst mit einer Tasse in seinem Sessel saß und prüfend daran nippte. Sasori seufzte einmal tief und wandte den Blick vom Fenster und der Straße dahinter ab, wo der Regen auf den Asphalt prasselte und in den Rinnstein floss, um dort Pfützen zu bilden.

Wortlos schlürfte auch er einmal probehalber an dem heißen Getränk und schloss dann die Augen.
 

„Sasori?“
 

Beim Erklingen seines Namens öffnete er die matten Seelenspiegel wieder und sah Kakuzu müde an, welcher ihn fixiert hatte und abschätzend über den Tassenrand betrachtete.
 

„Jah?“
 

Sasoris Stimme klang sehr eingerostet und rau und er musste sich kurz räuspern als hätte er einen Kloß im Hals.
 

„Meinetwegen kannst du ne Zeit hier bleiben aber nur unter der Bedingung, dass du mir keinen Ärger machst. Und solange du in meinem Haus bist tust du was ich sage, verstanden?“
 

Kakuzus Mimik schien unbeweglich, glich einer in Stein gemeißelten Maske, einzig und allein seine Augen schienen Emotionen zeigen zu wollen, auch wenn Sasori nur dieses ewige Flackern in ihnen sehen konnte, diese andauernde Wut und Gleichgültigkeit, die immer in ihnen zu lesen war. So war es jedenfalls, wenn Sasori in seiner Nähe war und so kam Sasori zu dem Schluss, dass Kakuzu auch nur auf ihn so reagierten konnte und er ihn deswegen noch nicht anders gesehen hatte.

Auf Kakuzus Bedingung nickte er ohne zu widersprechen.
 

„Hai...“
 

mit dieser kurzen Bestätigung für Kakuzu schlug der Rotschopf die Augen nieder und trank einen Schluck von seinem Tee. Er schmeckte wie Tee nun einmal schmecken sollte, säuerlich und doch ein wenig süßlich, wahrscheinlich war ein leichter Zuckerzusatz darin.
 

Kakuzu beobachtete ihn noch einen Moment schweigend, diese Willenlosigkeit und vollkommene Resignation-...so untypisch. Der Tod seiner Freunde hatte aus dem Sasori von früher, dem, der so leicht reizbar gewesen war und einem stetig widersprach, wenn er nicht der gleichen Meinung war, einen Schatten gemacht, eine nebelige Abbildung seiner Selbst, die keinen Widerstand mehr leisten konnte. War der alte Sasori noch da drin, würde Sasori jemals wieder sein überlegenes, geringschätziges Lächeln aufsetzen, um jemanden runterzumachen? Kakuzu bezweifelte, dass es jemals wieder dazu kommen würde. Sasori würde niemals wieder ganz der Alte sein können, er war geprägt fürs Leben. Oder hatte Sasori auch dieses schon aufgegeben?

Wieder schwiegen sie sich an und tranken ihren Tee, während die Sonne hinter dem faden Fensterglas langsam hinter den Häusern verschwand und sogar durch die graumatte Wolkendecke hindurch ein schwaches, rotgoldenes Leuchten zustande brachte. Sie saßen schon eine ganze Weile zusammen, ohne viel miteinander zu reden. Einmal hatte Kakuzu gefragt, wieso Sasori erst abgehauen war, nur um eine Woche später wieder aufzutauchen, aber Sasori hatte nur müde mit den Schultern gezuckt. Der Schwarzhaarige hatte auch nicht weiter bohren wollen, wusste er doch, in welchen Zustand Sasori sich befand, wie fertig er momentan war. Er wollte auch nicht taktlos sein und hatte darum das Thema gänzlich fallen gelassen, da Sasori auf solcherlei Fragen nur mit Kopfschütteln, Schulterzucken oder einem Nicken antwortete. Vielleicht konnte man später noch einmal darauf zurückkommen.

Mit der Zeit wurde es draußen stockdunkel und der Regen wurde zu einem abschließenden Platzregen, der laut gegen die Fensterscheibe trommelte, um dann endlich zu enden.

Kakuzu wusste nicht wirklich was er mit Sasori anfangen sollte und so ignorierte er diesen einfach während er selbst fernsehen gucke. Sasori saß neben ihm und schaute wortlos das mit, was Kakuzu sich ansah. Diesem kam es von Sekunde von Sekunde seltsamer vor, mit dem Rotschopf, den er immer so gehasst hatte, zusammen zu sitzen und fernsehen zu gucken. Aber er hatte ja schon einsehen müssen, dass Beziehungen sich verändern konnten, ebenso wie die Personen. Der Mensch neben ihm war Sasori und war es gleichzeitig nicht. Der Sasori, den er zuvor kennen gelernt hatte, hätte sich nie freiwillig mit ihm in einen Raum gesetzt, anders herum ebenso wenig. Dieser Sasori dagegen schien gegen Gesellschaft nichts zu haben. Selbst wenn er mit dieser nicht viel bereden zu haben schien.
 

*
 

Dunkelheit. Finsternis, durchbrochen nur durch Lichter, die unter ihm zu sein schienen. Sasori sah sich um, bemerkte das Geländer zu seiner Linken. Er stand auf einer Autobahnbrücke die aus Stahlgittern bestand, unter ihm rauschten die Autos vorbei zu ihrem unbekannten Ziel. Er spürte einen leichten Wind in seinem Haar, während er sich langsam dem Geländer näherte. Die Gitter unter seinen Füßen knarrten bedenklich, aber Sasori empfand das als normal und kümmerte sich nicht weiter darum. Verträumt betrachtete er einen Moment lang die Lichter eines Autos, das immer näher kam, die zwei nebeneinanderliegenden Lichtpunkte, die wie kleine, leuchtende Augen aussahen, bis man die Umrisse des Autos erkennen konnte und dieses schließlich mit einem Rauschen unter ihm hindurchfuhr. Als er nach unten zu seinen Füßen blickte stellte er fest, dass die Brücke doch um einiges höher war, als er gedacht hatte. Er sah sich kurz um, wie er diese wieder verlassen konnte, als eine ihm bekannte Stimme die Aufmerksamkeit auf sich zog.
 

„Hi Sasori un!“
 

Sasori drehte den Kopf und blickte neben sich – dort stand sein blonder Freund Deidara und lehnte sich gegen das Geländer. Er trug seine Schuluniform, als wäre er gerade von dieser hierher gekommen, obwohl es schon Nacht und somit stockdunkel war. Sein Gesicht war nur undeutlich, aber das störte Sasori nicht, ein pures Glücksgefühl breitete sich in ihm aus, als er Deidara vor sich stehen sah.
 

„Hallo Deidara, lebst du wieder?“
 

fragte er und blickte Deidara irritiert an, seine Freude war schon wieder geschwunden und hatte einem nichtssagenden, einfachen Gefühl der Leere Platz gemacht. Er kannte die Antwort schon, er wusste genau, dass Deidara niemals wieder leben würde. Ebenso wenig wie Itachi.
 

„Nicht wirklich un.“
 

Meinte Deidara nüchtern als würde ihn die Tatsache nicht stören und hievte sich am Geländer hoch um sich auf dieses zu setzen. Sasori beobachtete ihn dabei, dann stützte er sich auf dem Geländer ab und sah die Straße entlang.
 

„Na, vermisst du uns?“
 

fragte eine zweite, ihm bekannte Stimme auf der anderen Seite und er konnte Itachi in der Dunkelheit stehen, die Arme verschränkt, das schwarze Haar zu seinem obligatorischen, schlichten Zopf gebunden. Er trug die Klamotten, die er an seinem letzten, im Leben verbrachten Tag aufgetragen hatte.
 

„Ja.“
 

Antwortete Sasori schlicht und seufzte. Sein Blick wanderte wieder zurück. Er wusste nicht warum, aber es wirkte für ihn so natürlich, dass Deidara und Itachi da waren und gleichzeitig so unrealistisch als wären sie gar nicht wirklich anwesend. Es mischte sich in seinem Kopf zu einem seltsamen Szenario aus Selbstverständlichkeit und ungläubiger Hinnahme etwas Unmöglichen, was Sasori aber keineswegs verwirren konnte.
 

„Ihr fehlt mir. Mein Leben entgleitet mir und ich weiß nicht was ich tun soll.“
 

Er sah keinen von beiden an, während er sprach. Das wurde auch nicht von ihm erwartet, denn Itachi wandte ebenfalls den Blick von ihm ab und sah auf die befahrene Straße herunter.
 

„Dein Leben entgleitet dir, weil es keinen Sinn mehr hat. Sieh es dir an, was bringt es dir noch, weiterzuleben?“
 

erklärte Itachi wie selbstverständlich. Sasori sah auf, blickte seinen toten Kumpel mit ungläubig schimmernden Augen an. Warum sagte Itachi das? Das hatte er nicht erwartet, aber tief in seinem Inneren spürte er, dass er recht hatte. Sein Leben hatte tatsächlich keinen Sinn mehr, es gab nichts mehr, was ihm noch wichtig war, nichts, woran er glauben konnte. Alles war verloren und Itachi schien das zu wissen.
 

"Nichts bringt es dir. Du quälst dich doch nur noch, oder?“
 

Darauf konnte Sasori nur schwach nicken. Die Worte nagten schrecklich an ihm, hatte er doch eigentlich auf etwas Hoffnung aufgebaut. Aber er musste sich eingestehen, dass Itachi ihm keine Illusionen geben wollte sondern die Wahrheit sprach. Kein Sinn, keine Hoffnung. Nur ewige, quälende Schmerzen die ihm zeigten, dass er noch lebte, dieses Leben ohne Sinn und Perspektive.
 

„Aber das muss nicht sein. Du könntest bei uns sein wenn du nur wolltest. Du könntest all das beenden und zu uns kommen un.“
 

Warf Deidara plötzlich von der anderen Seite ein und sein undeutliches, verschwommenes Gesicht verwischte noch mehr vor Sasoris Augen, alles wurde ein wenig undeutlicher. Er nickte nur immer wieder ergeben, er würde in diesem Moment alles tun, um wieder bei ihnen zu sein, um nicht mehr allein zu sein.
 

„Willst du wieder mit uns zusammen sein? Wir wären wieder eine Clique, wie früher un.“
 

Wieder nur ein Nicken, eine stumme Bestätigung, gefolgt von einem bittenden Blick. Sasori wollte es wirklich, er wollte wirklich wieder bei ihnen sein, egal, was er dafür tun müsste. Zu allem war er bereit, hier, im Dunklen, wo alles unrealistisch verschwommen war und immer wieder ein Auto unter der Brücke durchfuhr.
 

„Dann spring.“
 

Itachi wies von der Brücke in die Nacht hinaus, wo wieder die zwei Scheinwerfer eines Autos zu sehen war.
 

„Spring un.“
 

Meinte nun auch Deidara und hüpfte von dem Geländer herunter, kam aber nicht näher auf ihn zu. Einen Moment hatte Sasori gehofft, Deidara, sein bester, engster Kumpel von Kindsbeinen auf, würde zu ihm kommen und ihm die Hand auf die Schulter legen oder eine ähnliche Geste der Freundschaft versuchen, um ihn darin zu bestärken, zu ihnen zu kommen. Doch Deidara bewegte sich nicht und Sasori vermeinte zu wissen, wieso. Wenn er jetzt versuchen würde, Itachi und Deidara zu berühren, würden seine Finger durch sie hindurchgleiten und er wusste nicht, ob er das ertragen würde. Aber wenn er erst einmal tot war...wenn seine Seele sich vom Körper gelöst hatte...dann wäre er so frei wie die beiden selbst und sie wären wieder zu dritt wie früher.

Sasori wandte den Blick ab und trat an den Rand der instabil wirkenden Stahlgitterbrücke. Es überraschte ihn gar nicht, dass das Geländer auf einmal nicht mehr da war, um ihn daran zu hindern, sein Vorhaben durchzusetzen. Seine Füße trugen ihn bis zum Rand und er sah hinunter, Unter ihm ergoss sich die Schwärze wie flüssiger Teer, war tief und unergründlich wie der Tod selbst. Nun doch etwas verunsichert sah er zu Deidara auf, der nun ein wenig näher bei ihm stand.
 

„Spring un!“
 

drängte Deidara mit seiner ihm angeeigneten, nervösen Stimme, die er immer hatte, wenn er etwas wollte. Sasori warf einen kurzen Blick auf Itachi, aber der nickte nur und bestätigte Deidaras Wunsch.
 

„Spring.“
 

Sasori nickte, schloss die Augen und atmete tief durch. Ein Moment nur und es würde vorbei sein, keine Schmerzen, keine Einsamkeit, nichts mehr von alledem. Der Gedanke zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen während er sich fallen ließ...
 

*
 

Mit einem leisen Aufschrei schreckte Sasori hoch. Um ihn herum war es dunkel und einen Moment glaubte er, er wäre wirklich gestorben. War das der Tod? Sah es so aus? Aber es dauerte nicht all zu lange, bis er bemerkte, dass er im Bett lag im durch die Nacht verdunkelten Gästezimmer von Kakuzus Haus. Er realisierte, dass er nur geträumt hatte und sein Leben noch nicht beendet war. Er musste weiterleben, er hatte es nicht geschafft, es zu beenden. Einen Moment war er glücklich gewesen, der Gedanke, alles hinter sich lassen zu können und wieder bei seinen Kumpels zu sein hatte ihm den Gedanken an einen so frühen Tod versüßt. Er verfluchte die Tatsache, dass es nur ein Traum gewesen war, eine schöne Irrealität, bis er bemerkte, was er da überhaupt dachte. Selbstmord? Der Gedanke war immer da gewesen, allerdings nur am Rande seines Bewusstseins, stets präsent aber nie nah genug um ihn zu ergreifen. Doch so deutlich wie nun hatte er nie daran gedacht und das erschreckte ihn. War wirklich schon alles verloren?

Durch diesen Gedanken völlig aus dem Konzept gebracht entschloss er sich, erst einmal ein Glas Wasser zu trinken, um wieder klar denken zu können. In Gedanken verließ er sein Zimmer und begab sich in die Küche des großen Hauses, Leitungswasser war alles war er jetzt brauchte. Während er Wasser aus dem Hahn in der Küche in ein Glas laufen ließ dachte er über alles nach, was er geträumt hatte. Ein erlösender Freitod, der alles, was ihn so erdrückte, auflösen konnte. War das die letzte Möglichkeit, die ihm blieb?

Ohne zu wissen, was er genau tat, stellte er das inzwischen übergelaufene Glas unangerührt beiseite, schloss den Hahn wieder und begab sich ins Badezimmer, wo er den Medikamentenschrank gesehen hatte. Er hatte davon gehört, dass man auf diese Weise auch einschlafen konnte um nicht wieder zu erwachen, ob es schmerzlos war, wusste Sasori nicht. Er wusste aber, dass er sich niemals die Pulsadern aufschneiden würde, zu viel Angst hatte er vor dem damit verbundenen Schmerz. Sowieso hatte er eigentlich nie sterben wollen, er hatte immer gehofft, noch einen Lichtschein in seinem Leben finden zu können, an den er sich klammern konnte. Aber heute, als man ihn aus dem Haus geworfen hatte, war ihm bewusst geworden, wie sinnlos das alles war.

Wie in Trance öffnete er den Schrank und nahm ein kleines Röhrchen heraus, das ihm am nächsten stand. Schlaftabletten. Wofür Kakuzu diese brauchen könnte, wusste Sasori nicht, aber es war ihm auch egal.

Kakuzu. Was würde der wohl denken wenn er ihn morgen tot hier auffinden würde? Er würde es nicht mehr erleben und das war es, was Sasori ängstigte. Er würde morgen bereits nicht mehr hier sein, würde nie wissen, was passierte, nachdem er verschwunden war. Vielleicht würde er es ja sehen können, vielleicht konnte er das alles betrachten, wenn er tot war, aber daran wollte er sich nicht klammern. Auch der Vermutung, dass er Itachi und Deidara wiedersehen würde, wollte Sasori nicht mehr so recht glauben schenken. Wahrscheinlicher war es, dass alles vorbei war, dass sein Leben dann einfach in Schwärze und schwebender Finsternis endete.

Seine Hände begannen zu zittern, während er die kleine Röhre öffnete und die Pillen in seine Handflächen fallen ließ. Aber er wollte doch nicht sterben, er wollte doch leben, er wollte doch nur, dass alles nicht mehr so verdammt schief lief. Er wollte nicht aufgeben.
 

tbc...

Fearless

Die Schlaftabletten in seiner zitternden Handflächen betrachtend fragte Sasori sich, was wohl passierte, wenn er sie wirklich alle schluckte. Wie würde es sich anfühlen? Dem Tod so nahe zu sein ängstigte Sasori, er würde nicht mehr zurückkönnen, wenn er einmal angefangen hatte. Gab es wirklich gar keine Hoffnung mehr für ihn? Es schien ihm so.

Er würde es tun, aber eigentlich wollte er doch leben, er wollte nicht aufgeben und sterben, er hatte Angst zu sterben, auch jetzt, wo alles so aussichtslos war...
 

„Sasori?“
 

Die Stimme an der Tür ließ ihn abrupt herumfahren, die Pillen entglitten ihm und fielen auf den Boden. Zu Tode erschrocken und ertappt starrte der Rothaarige auf die Person, die im Türrahmen stand.
 

Kakuzu. Dieser musterte die Pillen auf dem Boden und schien sofort zu verstehen, was vor sich ging.
 

Hatte Sasori ihn geweckt? Vielleicht hatte er sich lauter verhalten als er wollte, eventuell hatte Kakuzu ja auch einen leichten Schlaf.

Ohne einen wirklichen klaren Gedanken fassen zu können trat Sasori einen Schritt zurück, zertrat dabei unabsichtlich eine der kleinen Pillen. Seine Muskeln versagten ihm den Dienst und er ließ auf das Röhrchen mit den restlichen Tabletten fallen.

Kakuzu war hier, Kakuzu hatte ihn gesehen, Kakuzu würde ihn aufhalten. Das war alles, was Sasori denken konnte. Kakuzu war hier und würde nicht mehr zulassen, das er sich etwas antat.

Der Schwarzhaarige schien plötzlich sehr wütend zu sein, er packte Sasori am Kragen und zog ihn hoch, sah ihm direkt in die Augen. In seinen Augen loderte ein gefährliches Feuer, während Sasoris Iriden riesig und die Pupille winzig zu werden schien, als er Kakuzu ein wenig ängstlich ansah.
 

„Was sollte das denn?!“
 

fragte Kakuzu in Rage und verstärkte den Griff um Sasoris Hemdkragen. Dieser brachte zuerst kein vernünftiges Wort heraus und ließ so Kakuzu Gelegenheit, sich die Frage selbst zu beantworten.
 

„Willst du dich umbringen? Bist du wahnsinnig oder was? Auch noch in meinem Haus so einen Scheiß zu veranstalten?!“
 

In Sasori stiegen die Tränen auf aber er blinzelte sie beiseite. Obwohl Kakuzus Wut ihn ein wenig einschüchterte und er sich wünschte, er würde aufhören, ihn so anzusehen, war er dem Schwarzhaarigen gleichzeitig unendlich dankbar, dass er hier war, dass er nicht zugelassen hatte, dass Sasori starb. Und so entschied er sich dazu, dieses eine Mal nicht zu schweigen, dieses eine Mal wollte er erzählen um was es ging, was er dachte. Das war nicht seine Art aber er hatte das Bedürfnis, es zutun.
 

„Ich konnte einfach nicht mehr anders...Mir entgleitet die Kontrolle über mein Leben Kakuzu, ich weiß nicht mehr was ich machen soll...“
 

Kakuzu ließ seinen Kragen los, aber sein Blick blieb unerbittlich, seine Augen weiter abweisend und voller Wut.
 

„Ich hatte gehofft, dass es irgendwie besser werden könnte, das ich wieder Hoffnung fassen könnte, aber irgendwie wird alles nur schlimmer... Egal was ich tue, es stürzt mich tiefer in dieses Dilemma...“
 

Sasori schien es, als würde er von ganz alleine reden und seine Stimme klang fremdartig in seinen Ohren, als wäre das nicht er, der sprach. Er hörte sich reden und wünschte, er könnte aufhören zu sprechen, aber seine Lippen bewegten sich immer weiter, gaben immer mehr preis von dem was er dachte.
 

„Aber so etwas war nie beabsichtigt, ich will nicht sterben...“
 

Kakuzus Wut schien sich mit jedem Wort ein wenig mehr aufzulösen, der Klang dieser Worte, die ebenso bedeutungsvoll wie unbeabsichtigt waren, schien bis über die verschleierte Mauer der blendenden Wut zu Kakuzu vorzudringen.

Sasori, der bis jetzt auf den Boden gestarrt hatte, sah Kakuzu fest in die grünen Augen.
 

„Ich will nicht sterben...“
 

Kakuzu schien einen Moment vollkommen sprachlos, kein Wort kam über seine Lippen.
 

„Du musst mir glauben, ich wollte nie sterben, aber alles schien so aussichtslos...Es war wie ein Zwang, gegen den man nichts zutun vermag...“
 

Sasori hatte noch nie so gesprochen, hatte nie so viel von sich preisgegeben, seine Gedanken und Gefühle waren immer seine Sache gewesen, tief in ihm verankert und vergraben mit der Absicht, nie ans Tageslicht zu kommen. Er wollte aufhören zu reden und endlich gelang ihm das auch, mehr konnte er einfach nicht dazu sagen denn er spürte, wie die Situation ihn mehr als nur ein wenig überforderte.
 

„Wenn du alles aufgibst und als aussichtslos abstempelst ist es klar, das du glaubst, sterben zu müssen, aber du irrst dich. Dein Leben ist noch lange nicht sinnlos und du solltest einmal versuchen, wieder richtig zu leben!“
 

meinte Kakuzu plötzlich und klang wieder ein wenig wütend. Sasori nickte nur stumm, hatte aber das Bedürfnis, den Wunsch, wieder zu sprechen. Er wollte nicht, dass es Still zwischen ihnen wurde, denn er würde dieses erdrückende Ruhe über ihnen nicht ertragen.
 

„Aber das kann ich nicht alleine! Ich schaff das nicht...“
 

Normalerweise hätte es ihn wohl erniedrigt so zu sprechen aber was sollte er anderes tun? Es waren seine Gedanken, unverfälscht und rein, er war zu erschrocken von alle dem was passierte, um zu lügen, um sich etwas auszudenken, was nicht voll und ganz der Wahrheit entsprach.

Zögernd trat er noch einen Schritt auf Kakuzu und sah zu ihm auf. Wie groß er doch war...
 

„Ich kann nicht mehr...“
 

murmelte Sasori wie erschlagen und ließ die Stirn gegen Kakuzus Oberkörper sinken. Dieser sah ihn nur aus einer Mischung aus Irritation und abschwächender Wut an, letztes verebnete und machte wieder dem Mitgefühl Platz, welcher er gut zu verbergen verstand.

Kurz herrschte wieder dieses Schweigen, keiner wusste, was zu sagen war. Sasori war plötzlich wieder sehr müde, hatte aber Angst, schlafen zu gehen und wieder so etwas zu träumen, sich etwas einreden zu lassen und hierher zurückzukehren. Er wollte jetzt auf keinen Fall alleine gelassen werden mit seinen Gedanken, die noch nicht ganz von dem erlösenden Tod reingewaschen waren.
 

„Kann ich bei dir schlafen?“
 

kam es zögernd über seine Lippen, es war eine vollkommen irrsinnige, unnormale Frage für ihn. Aber alleine sein wollte er nicht, er hatte Angst davor, was dann passieren könnte.
 

Kakuzu sah ihn verblüfft an, setzte einen Moment automatisch zu einem Nein an. Wer war er denn, das er mit einem Mann in einem Bett schlief? Aber er stockte kurz bevor er es aussprechen konnte. Ja, wer war er? Er war erwachsen genug um sich bei so etwas nicht so anzustellen und allein lassen konnte er Sasori jetzt sowieso nicht mehr. Was also konnte er anderes tun? Selbst wenn ihm der Gedanke nicht gefiel, Sasori brauchte ihn jetzt scheinbar. Diese Bitte klang zwar wie die eines kleinen, verängstigen Kindes, war aber eine ehrlich gemeinte, verzweifelte Frage eines jetzt wohl Suizidgefährdeten, der seine Hilfe benötigte. Dieser hatte zwar gesagt, dass er eigentlich nicht sterben wollte, aber Kakuzu wollte diesbezüglich kein Risiko eingehen, zumal der Rotschopf ja hinzugefügt hatte, dass es wie ein Zwang für ihn gewesen war.

Sasori klang, als wäre er vollkommen fertig mit den Nerven, was Kakuzu nachvollziehen konnte. Konnte er ihn da einfach abweisen und seinem Schicksal überlassen? Kakuzu musste sich eingestehen, dass er das nicht fertig brachte, zumal er keinen Wert darauf legte, am nächsten Morgen eine Leiche im Badezimmer vorzufinden. Das würde nur Ärger geben, mal ganz abgesehen von den Schuldgefühlen, das er es nicht hatte verhindern können. Kakuzu war zwar manchmal ein gefühlskaltes, egoistisches Arsch aber ganz sicher kein Monster, das jemanden in so einer Situation abwies.

Widerwillig setzte Kakuzu zu einer Antwort an, den Blick unablässig auf den roten Haarschopf gerichtet, der an seinen Oberkörper gedrückt wurde.
 

„Na meinetwegen. Aber nur diese Nacht, ist das klar?“
 

Sasori nickte nüchtern und trat wieder einen Schritt zurück, von Kakuzu weg. Dessen Wärme hatte ihm einen Moment Trost gespendet, wollte er aber nicht zu aufdringlich werden. Vor allem vermied er es, wieder in Tränen auszubrechen, was ihm ganz gut gelang, da er einfach zu geschockt und zu aufgewühlt von seinen eigenen Taten war, um wirklich zum weinen imstande zu sein.

Kakuzu behielt ihn genau im Blick, während sie gemeinsam das Bad verließen und das Licht löschten. Wortlos nahm Kakuzu den Rothaarigen mit in sein Zimmer, welches Sasori noch nie von innen gesehen hatte. Es war groß und stilvoll eingerichtet, allerdings fehlte ihm die Kraft um darüber zu staunen.

Kakuzus Bett war größer als ein normales, was die ganze Sache einfacher gestalten würde. Wenigstens würden sie sich nicht so sehr zusammenquetschten müssen, dass würde Sasori irgendwann sicher auch unangenehm werden. Man konnte an den unordentlich zurückgeschlagenen Decke genau sehen, dass Kakuzu bis eben noch darin geschlafen hatte, es sah genauso verschlafen aus wie ein Bett auszusehen hatte, fand Sasori. Die Bettbezüge waren schlicht dunkelblau, das Laken ebenfalls, aber von einem schönen Dunkelblau, dass dem Rothaarigen zusagte.
 

Man konnte Sasori genau ansehen, dass er geschockt war, von dem, was vorgefallen war, man erkannte es an der zögernden Art wie er sich bewegte und dem benebelten Blick in seinen sowieso schon dumpfen Augen. Er wusste nicht genau was er tun sollte, als er vor Kakuzus Bett angekommen war. Hinlegen? Stehen bleiben und warten?

Fragend blickte er zu Kakuzu auf, welcher nur aufs Bett wies und ihm so bedeutete, sich hinzulegen. Plötzlich etwas verlegen aber dankbar kroch Sasori unter die noch warme Bettdecke und fühlte sich gleich ein wenig besser. Er fühlte sich wie ein kleines, erbärmliches, schutzbedürftiges Kind, wusste aber, dass so zu denken unangebracht war. Vielleicht würde morgen ja alles ganz anders aussehen...

Kakuzu legte sich einen Moment später neben ihn, schien aber genug Platz zwischen ihnen zu lassen um ihn nicht berühren zu müssen. Einen Moment fühlte Sasori sich in die Vergangenheit zurückversetzt, als er neben Kakuzu auf dem Rücksitz aufgewacht war – und jetzt lag er tatsächlich freiwillig neben ihm.

Sasori konnte nicht zuordnen was er fühlte, er fühlte sich verloren, dumm und etwas verlegen zugleich, konnte auch nichts dagegen tun. Aber er war froh, nicht mehr allein sein zu müssen, wenigstens für diese Nacht war er endlich nicht mehr der einsamen Stille ausgeliefert.
 

Kakuzu löschte das Licht auf dem kleinen Tisch neben seinem Bett und es wurde stockdunkel. Er fühlte sich ein wenig unwohl aber was nicht ändern ließ wollte er auch nicht bejammern. Obwohl dieses Verhalten von Sasori sicherlich keinerlei homosexuelle Hindergründe hatte, konnte der Schwarzhaarige sich genau vorstellen, was Hidan denken würde, wenn er sie so sehen würde. Gut nur, dass die Akatsuki, seine Clique, sowieso nie zu ihm kamen und er seid dem Abend in Konans Haus den Kontakt zu ihnen vermieden hatte, allein aus dem Grund, dass Hidan ihn nur noch aufzog - nur weil er Sasori hinterhergefahren war – und dazu hatte der leicht reizbare Schwarzhaarige wirklich keine Lust.

Jaja, Sasori brachte ihn in Situationen, die er wirklich nicht gebrauchten konnte, was sich aber nicht ändern ließ. Und dem verzweifelten Rotschopf die Schuld dafür zu geben fand Kakuzu zurzeit auch nicht angemessen. Er drehte den Kopf in der Dunkelheit zu Sasori hin, da er diesem eine Frage stellen wollte, die ihm plötzlich in den Sinn kam.
 

„Sasori, kannst du mir verraten, wieso du jetzt auf einmal die Idee hast, dich umzubringen?“
 

Sasori schien einen Moment die Luft anzuhalten, nur um die dann wieder entweichen zu lassen. Ein nervöses, platzhaltendes Seufzen war zu vernehmen. Und dann begann Sasori zu erzählen.

Er redete scheinbar ohne groß nachzudenken, erzählte von verlorenem Mut und seiner bis jetzt gehegten Hoffnung, die ihn so urplötzlich wieder verlassen hatte. Er erzählte von seinem Traum und der Vorstellung, frei sein zu können und nicht mehr all das fühlen zu müssen.
 

Sasori redete sich alles von der Seele, ließ aber aus, dass sein Rausschmiss den Anstoß gegeben hatte, da er Kakuzu davon nicht erzählen wollte. Nach wie vor befürchtete er einen Rausschmiss, auch wenn es im Moment nicht so schien, als würde Kakuzu so etwas tun.

Nachdem er geendet hatte, spürte er erneut, wie müde er noch immer war, die Aufregung hatte ihn ausgelaugt. Schläfrig wünschte er Kakuzu pflichtbewusst eine gute Nacht, ehe er ins einen traumlosen, erholsamen Schlaf abdriftete, beschützt von der Geborgenheit und dem Gefühl, nicht mehr alleine sein zu müssen.
 

tbc...

Hate And Sorrow

Ein stechendes Geräusch durchbrach die Stille der späten Nacht, ein Piepsen, dass unangenehm in die Träume eindrang und aus dem Schlaf riss. Zuerst nicht wahrgenommen, dann aber nicht mehr ignorierbar hallte es durch den Raum, fand seinen Weg in die Ohren der Anwesenden und ließ einen von ihnen verschlafen den Kopf heben.

Kakuzu streckte mit bleierner Müdigkeit auf den Gliedern den Arm aus, um den störenden Wecker endlich zum Schweigen zu bringen. Er griff aber nur ins Leere, obgleich er sicher war, dass der Wecker auf der Höhe stehen müsste. Er blinzelte ein paar mal und versuchte sich ein Bild von der Situation zu machen. Es dauerte ein paar Sekunden länger bis er bemerkte, dass er ja auf der falschen Seite des Bettes lag und sich nur ein wenig strecken musste, um den Störenfried schweigen zu lassen. Doch ehe es dazu kommen konnte, realisierte er, dass noch etwas anders war als sonst, etwas Warmes drückte sich in Höhe seines Brustkorbes gegen ihn, verhinderte so, dass er sich auf die andere Seite drehten konnte um den Wecker zu erreichen. Etwas desorientiert und sich der Situation noch nicht ganz im Klaren sah er an sich herunter, bemerkte den roten Haarschopf, der sich an ihn schmiegte und spürte den heißen Atem des anderen nun deutlich auf seiner Haut.

Und erst dann wurde ihm alles wieder bewusst, was passiert war und dass der Rotschopf neben ihm eigentlich gar nicht so nah bei ihm sein sollte. Natürlich erinnerte er sich wieder an das, was in der Nacht passiert war, und er erinnerte sich auch daran, dass er Sasori erlaubt hatte, in seinem Bett zu schlafen, in seiner Nähe zu sein...aber dass Sasori ihm gleich SO nah auf die Pelle rücken würde hatte er nicht gedacht.

Das Klingeln des Weckers penetrant in den Ohren drückte er Sasori ein wenig von sich weg, bemerkte, dass dieser dass nur murrend kommentierte und sich auf die andere Seite drehte. Endlich konnte Kakuzu den Wecker ausstellen und das Nachttischlicht anknipsen. Kurz wunderte er sich, wieso Sasori gar nicht aufgewacht war und betrachtete diesen, nachdem er sich im Bett aufgesetzt hatte. Im fahlen Licht der kleinen Lampe lag sein Gesicht im Halbdunkeln, aber Kakuzu konnte sehen, dass seine Augenlider nervös flackerten, als würde er sich dagegen wehren, aufzuwachen. Aber wenn es diesen Zweck hatte, so brachte es nichts, denn einen Moment später wurden die roten Augen aufgeschlagen. Noch müde tasteten leere Blicke über die Wand und das Fenster, als könnten sie nichts von alledem erfassen, obwohl sie es versuchten.

Es verstrichen die Momente, in denen keiner von beiden ein Wort sprach. Sasori schien sich seiner Situation nun ebenfalls bewusst geworden zu sein, schweigend lag der Rotschopf mit dem Rücken zu Kakuzu da und starrte an die Wand, nun wohl mit wachem Verstand aber nicht fähig oder wollend, das Schweigen zwischen ihnen zu brechen.

Kakuzu, der sich etwas hatte zurücksinken lassen, konnte nun Sasoris Gesicht nicht mehr sehen und fragte sich einen Moment, ob er vielleicht wieder eingeschlafen war oder zu weinen angefangen hatte. Dem Ausdruck zu urteilen, den Sasoris Augen eben noch gehabt hatten, war das nicht unmöglich.
 

„Sasori?“
 

fragte er prüfend in den Raum hinein um zu sehen, ob und wie der Rothaarige jetzt auf ihn reagierte. Kakuzu schossen einige Fragen durch den Kopf, Fragen, die nur Sasori selbst beantworten könnte, obgleich er wohl nie bereit dazu wäre. Ob er bereute? Fiel es ihm schwer, Kakuzu in die Augen zu sehen, nachdem er sich ihm derartig geöffnet hatte? Ja, Sasori hatte erzählt, in einer monotonen, leisen Tonlage, als wäre er eine Aufnahme, die alles abspielte. Kakuzu hatte ihn kein einziges Mal unterbrochen und aufmerksam zugehört, bis Sasori beim Ende angekommen war. Es war ihm seltsam, fast absurd vorgekommen, dass Sasori ausgerechnet ihm all das erzählte, ihm alles anvertraute. Der Hass, der zwischen ihnen immer präsent gewesen war, schien vergessen, nicht, als hätte er niemals existiert, aber als hätte man diesen wenigstens mit etwas nun Wichtigerem überbrückt.

Sasori antwortete auch nicht sofort. Die Stille zwischen ihnen hielt eine Weile an, bis Sasori endlich die Stimme erhob. Diese klang kratzig und erschöpft.
 

„Das heute Nacht habe ich nicht geträumt oder?“
 

Anstatt Sasori korrekt zu antworten, beschloss Kakuzu, eine Gegenfrage auf diese rhetorische Frage zu stellen.
 

„Wünschtest du es wäre so?“
 

„Jah...“
 

Sasori drehte sich um wandte sich ihm zu. Kakuzu suchte nach Anzeichen eines Gefühlsausbruches, aber Sasori sah ruhig aus, einzig die Reue war in seinen vernebelten Iriden zu lesen. Reue und Müdigkeit, er schien ziemlich erschöpft und ausgelaugt.
 

„Das gestern war ein Ausraster. Ich gedenke eigentlich in keiner Weise, mir etwas anzutun...vielleicht bin ich etwas durchgedreht.“
 

Kakuzu musterte ihn weiter ausdruckslos und stand dann auf. Zum einen wollte er sich umziehen für die Uni und zum anderen kam ihm die Szene ein wenig seltsam und vor allem zu schwul vor um sie aufrecht zu erhalten. Zwar hatte Sasori keinen homosexuellen Hintergrundgedanken bei der Frage, ob er bei ihm schlafen könne, gehegt, aber doch war es, vor allem nach dem, was zwischen ihnen schon passiert war, ein wenig seltsam. Wirkte es in der Nacht noch nicht so, war die Atmosphäre doch nun etwas anders, vielleicht etwas angespannter, vielleicht auch einfach nur peinlich, wobei nicht klar wurde, für wen genau. Für Sasori, weil er wieder einmal die Beherrschung verloren hatte und für Kakuzu, weil er so wider seinem Charakter handelte und so viel „Herz“ für Sasori zeigte.
 

„Und wie kann ich sicher sein, dass du so einen Ausraster nicht noch einmal hast? Wer weiß wer dir als nächstes erscheint und dir einredet, dass du sterben müsstest?“
 

meinte er mürrisch und suchte seine Uniform aus dem Kleiderschrank, um sich umziehen zu können.
 

„Ich hab keine Halluzinationen Kakuzu, es war nichts weiter als ein Traum und-...“
 

versuchte Sasori sich herauszureden, aber Kakuzu schnitt ihm gereizt das Wort ab.
 

„NUR ein Traum ist gut. Wenn er dich dazu bringt, dich gleich umbringen zu wollen war es wohl mehr als NUR ein Traum!“
 

Darauf wusste Sasori zuerst nichts zu erwidern. Er beobachtete Kakuzu einen Moment, wie dieser sich umzog, dann seufzte er, was einen leicht bereuenden Unterton hatte.
 

„Ich weiß ja...“
 

murmelte er nur gebrochen und kroch weiter unter die Bettdecke als hätte er Angst das Kakuzu ihm ins Gesicht springen würde.
 

„Sasori, hör zu, ich muss zur Uni und bin nicht sicher ob ich dich hier alleine lassen kann, bis ich wiederkomme, ohne eine Leiche vorzufinden.“
 

Erklärte Kakuzu nüchtern und taxierte ihn mit einem eiskalten Blick.
 

„Das kannst du...ich werde mir nichts antun, bis du wieder da bist...“
 

Sasoris Stimme klang versucht fest, wurde aber mit der Zeit immer leiser. Da Kakuzu aber wenig überzeugt aussah, wie er ihn so von seinem Standort her anschaute, fügte Sasori mit gesenktem Blick hinzu:
 

„...du kannst ja in der Pause anrufen, dann kann ich dir versichern, dass ich noch da bin...“
 

Da Kakuzu wirklich zur Uni musste und eigentlich keine andere Wahl hatte, musste er sich mit dieser Variante zufrieden geben, vor allem, da er es scheute, Sasori mit zur Schule zu nehmen. Wenn seine Clique, vor allem Hidan, bemerkte, dass er Sasori für eine kurze Zeit bei sich beherbergte, sich auch noch Sorgen um ihn machte... dann wäre er ja schon als schwul abgestempelt und sein Ruf auf der Schule wäre dahin. Das wollte er vermeiden und so wies er Sasori an, im Wohnzimmer und so in der Nähe des Telefons zu bleiben, sowie sich nicht offen sehen zu lassen, bis er zurück war. Sasori hatte eingewilligt und sich müde auf das Sofa verzogen, wo er gedankenverloren zusammengesunken war und leer in die Gegend starrte, sein Geist weit abgedriftet, eventuell in eine Welt wo er glücklich sein konnte.
 

Schon auf dem Weg zur Uni fragte Kakuzu sich, ob es eine gute Idee gewesen war, einen derartig verzweifelten, vom Leben allein gelassenen Suizidgefährdeten im Haus zu lassen, einsam und allen möglichen Gefühlsregungen allein ausgesetzt. Wer konnte schon ahnen, wie schnell der Wunsch, zu sterben, wiederkam? Sasori war so zerbrochen, zu zerstört um so etwas noch richtig kontrollieren zu können. Eigentlich hatte Kakuzu gedacht und gehofft dass Sasori nie auf die Idee kommen würde, sich das Leben zu nehmen, dass er vernünftig bleiben würde. Aber jetzt war es doch passiert und Kakuzu musste sein Möglichstes tun, um ihm zu helfen.

Kakuzus Weise darüber zu denken verwirrte ihn ein wenig, hatte er Sasori doch immer gehasst. Aber er konnte sich jetzt auch nicht mehr auf diesen Wandel konzentrieren denn er war an der Uni angekommen, parkte sein Auto und betrat ziemlich in Gedanken die Haupthalle. Zur ersten Stunde war es dort immer ziemlich überfüllt, Studenten liefen vor ihm hin und her, suchten ihre Kurse und Vorlesungen, die Mappen unter dem Arm, die einheitlichen Schuluniformen wechselten sich vor Kakuzus Augen ab. Einzelne Grüppchen von Mädchencliquen tuschelten, wenn sie ihn sahen, wussten sie doch, zu dem er gehörte...mit der einen oder anderen hatte er sicher auch schon einmal etwas gehabt, auch wenn er teilweise zu betrunken gewesen war, um sich zu erinnern.
 

Durch die wuselnden Schüler suchte Kakuzu sich seinen Weg durch die Gänge zu seinem Kursraum, auch wenn er gedanklich nicht auf Schule eingestellt war. In seinem Kopf herrschte ein einziges Chaos, hervorgerufen durch verschiedene Kriterien, die ihn verwirrten. Erst tauchte Sasori bei ihm auf, dann versuchte er sich umzubringen...Kakuzu wusste, dass es wohl etwas länger dauern konnte, bis Sasori wieder dazu fähig war, allein zu wohnen, ohne sich irgendwo aufzuhängen.

Das war einer der Hauptsorgen, die Kakuzu im Kopf herumschwirrten. Er hatte Sasori in seinem Haus allein gelassen, hatte ihn vorher quasi nur unterkühlt darauf hingewiesen, dass er scheinbar gestört war, weil er versucht hatte, seinen Selbstmordversuch runterzuspielen. Wer weiß, was diesem jetzt durch den Kopf ging? Er hatte nicht gut ausgesehen als Kakuzu gegangen war, sehr blass und unglücklich, vielleicht über sein Schicksal, vielleicht wegen dem, was er fast getan hatte... Kakuzu hatte die ganze Zeit das ungute Gefühl, dass er Sasori nicht hatte allein lassen sollen, dass dieser sich, so resignierend wie er mit seiner Situation umging, irgendetwas antat, trotz der Versicherung, dass er auf weitere Selbstmordversuche vorerst einmal verzichten würde. Aber bis zur Pause konnte eine Menge Zeit vergehen und dann konnte es bereits zu spät sein.

Er war so in Gedanken über Sasori und die eventuellen Folgen seines Wegbleibens, dass er nicht bemerkte, wie Hidan sich von der Seite zu ihm hinarbeitete. Er registrierte seinen silberhaarigen Zwangskumpel erst, als dieser beinahe vor ihm stand.
 

„Na Kakuzu?“
 

begrüßte er ihn mit einem obligatorischen, leicht schadenfrohen Grinsen. Kakuzu würdige ihn nur einen kurzen Blickes, dann wandte er sich knurrend von ihm ab und ignorierte ihn. Aber Hidan – wie er nun einmal war – ließ sich nicht einfach wieder abschütteln und folgte ihm durch den Gang.
 

„Du hast dich schon eine ganze Weile nicht bei uns blicken lassen, gehst uns aus dem Weg. Sag mir nicht, du bist immer noch wütend auf uns, nur weil wir rausgefunden haben, dass du...na du weißt schon...“
 

Kakuzu drehte sich abrupt zu ihm um und packte ihn an der Schulter. Seine grünen Augen funkelten hasserfüllt und voller Wut. Er hatte jetzt keine Lust, dass wieder mit Hidan auszudiskutieren.
 

„Hidan, halt deine Klappe. Ich hab kein Bock, mir immer deine Hirngespinste anhören zu müssen, ebenso wenig wie diese dämlichen, aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen. Konan war doch genau high wie wir alle an dem Abend, wer weiß was die gesehen hat.“
 

Murrte er, seine schlechte Laune war aus seiner Stimme leicht herauszuhören. Hidan grinste ihn nur süffisant an, sich der Gefahr doch bewusst, in der er sich befand. Kakuzu wurde so leicht handgreiflich...
 

„Das mag ja sogar stimmen, aber du kannst nicht leugnen, dass du dir Sorgen um ihn gemacht hast. Um Sasori. An dem Abend wo wir ihn bei uns hatten, weißt du noch?“
 

erklärte Hidan überheblich, das Grinsen noch immer unermüdlich auf den Lippen.
 

„Ich hab mir keine Sorgen um ihn gemacht, ich wollte meine Ruhe und keinen Ärger.“
 

Kakuzu verschwieg Hidan natürlich, dass er sich nicht nur an dem Abend vor einer Woche, sondern auch genau in diesem Moment um ihn sorgte. Der kleine Irre konnte sich ja sonst etwas antun während er weg war, und das in seinem Haus.
 

„Ja sicher...Hey, da fällt mir auch noch was ein. Wo ihr euch jetzt so nahe steht, hast du vielleicht eine Ahnung wo er hinziehen will?“
 

Fragte Hidan in einem Tonfall, der aussagte, als ginge er davon aus, dass Kakuzu wüsste, wovon er redete. Dieser hatte allerdings keine Ahnung, was Hidan mit „hinziehen“ meinen könnte. Hatte er Sasori mit seiner komischen Kiste herumwandern sehen?
 

„Wir stehen uns nicht nah und ich hab deswegen auch keine Ahnung was du meinst. Also drück dich gefälligst klarer aus oder lass es.“
 

Kakuzus Stimme klang, als würde er Hidan am liebsten umbringen, sehr wütend und kurz vor der Eskalation. Hidan ging geistesgegenwärtig auf Abstand, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Er war den Umgang mit Kakuzu bereits gewöhnt und wusste, dass ein wenig Sicherheitsabstand nunmehr von Nöten war.

In Gedanken jedoch versuchte Kakuzu, zu ordnen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Er hatte keine Ahnung, was Hidan meinen könnte, hoffte aber, dass er nicht wusste, dass er Sasori für eine unbekannte Zeitspanne bei sich zu Hause beherbergte. Sein Ruf stand immerhin auf dem Spiel.
 

„Na komm, sag bloß, du weißt es nicht. Es geht das Gerücht um, dass er umziehen will oder ähnliches. Vor seinem Haus stehen seid gestern eine Menge Kisten und das Haus zur Vermietung offen. Ich dachte du wüsstest davon...“
 

nachdenklich tippte Hidan sich ans Kinn, wurde aber diesmal entgültig von Kakuzu weggestoßen.
 

„Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht!“
 

fauchte Kakuzu und ließ damit Hidan im Gang stehen, um zu seinem Unterricht zu gehen.

Auf dem Weg kochten seine Gedanken, Ideen und Fragen rasten durch seinen Kopf wie kleine Glühwürmchen, schnell und kaum greifbar. Was hatte das zu bedeuten? Sasori wollte und konnte gar nicht umziehen, soweit konnte Kakuzu kombinieren. Er hatte seines Wissens nach gar nicht genug Geld für ein neues Haus, so viel hatte der Rothaarige ihm erzählt. Er hatte erzählt dass er eigentlich gerne weg wollte aus diesem Haus voller erdrückender Erinnerungen, da er es in seinem Haus nicht mehr aushielt, aber kein Geld hatte. Soweit konnte sich eigentlich nichts geändert haben. Irgendetwas musste Sasori ihm also verschwiegen haben. Auch wenn er es nicht zeigte, so kühle Gesichtzüge wie immer aufwies, er war wütend. Er war weniger wütend auf Hidan denn auf Sasori, der ihn scheinbar angelogen hatte. In welcher Form wusste Kakuzu noch nicht, aber irgendetwas ging hinter seinem Rücken vor sich. Wieso hatte Sasori ihm nichts davon gesagt, dass er scheinbar heimatlos war? Wenn er kein zu Hause mehr hatte und bei ihm unterkriechen wollte, wieso log er ihn dann so an? Was bezweckte der Idiot damit? Die Sorge war verflogen, Kakuzu blieb in seiner stillen Wut eine Unterrichtsstunde, dann hielt er es nicht mehr aus. Er ließ sich von Sasori doch nicht verarschen, was bildete der sich denn ein?

Bald schon saß er im Auto und fuhr in Richtung seines Anwesens, das Handy am Ohr um Sasori zu erreichen. Als dieser nicht ans Telefon ging ,trotz ihrer Abmachung, fuhr Kakuzu noch ein wenig schneller, sich nicht bewusst, was er denken sollte. Er war wütend und machte sich gleichzeitig Sorgen um das Ziel seiner Wut. Diese Mischung an Emotionen vernebelte seinen Verstand und ließ ihn kaum klar denken, sodass er halb blind auf seine Auffahrt raste und abbremste, das Auto abschloss und das Haus betrat. Dort war es still, abgesehen vom Klingeln des Telefons welches er noch immer anwählte. Und das Wohnzimmer war leer.
 

Tbc...

Hate

Kakuzus Augen wanderten durch den Raum, in dem noch immer das Telefon klingelte. Geistesabwesend legte er auf, steckte sein Handy wieder in die Tasche. Das Klingeln verstummte, er sah das kleine rote Leuchten am Rande der Station, welches ihm sagte, dass er angerufen worden war. Das Wohnzimmer war leer, Sasori war nicht hier. Die Fäuste geballt ging er in den Flur, wo Badezimmer und Schlafzimmer sich befanden und wo er Sasori als nächstes vermutete.
 

„Sasori?“
 

rief er, seine Stimme zitterte und schwankte leicht im Taumel seiner Wut. Wo war der Idiot abgeblieben, versteckte der sich? Oder hatte er sich doch etwas getan, in der kurzen Zeitspanne, in der er an der Uni war?
 

„Sasori!“
 

wieder fiel der Name, nun mit ziemlichem Nachdruck in der Stimme. Kakuzu ging durch den Flur, am Badezimmer vorbei und zu seinem Schlafzimmer. Mit einem kurzen Blick in dieses musste er feststellen, dass Sasori auch dort nirgendwo zu sehen war. Wo konnte er nur sein? Fast hätte die Sorgen überwogen, vielleicht tat sie es ja auch schon und Kakuzu war deswegen so gereizt. Er hätte seine Wut vielleicht vergessen, wenn er länger nach ihm hätte suchen müssen. Musste er aber nicht.
 

„Was ist los?“
 

Als er die leise, ruhige Stimme hinter sich vernahm, drehte er sich abrupt um. Sofort sah er die kleine, rothaarige Gestalt vor sich stehen, er hatte sich noch immer nicht umgezogen, die Haare struppig vom Kopf abstehend, die Augen so müde wie eh und je. Und in diesem Moment vergaß Kakuzu, dass er sich Sorgen um ihn gemacht hatte, denn Sasori lebte und benötigte vorerst keine Sorge mehr. Vorerst, denn das Sasori noch immer sehr instabil war, vergaß Kakuzu für einen Moment.

Er trat wortlos auf den plötzlich etwas irritierten Rotschopf zu und drückte ihn gegen die Wand.
 

Sasoris Augen weiteten sich erschrocken, als Kakuzu ihn plötzlich hart gegen die Wand drückte. Er verstand nicht, wieso Kakuzu plötzlich so wütend war, wieso er plötzlich hier war. Und vor allem verstand er nicht, wieso er auf einmal gegen die Wand gedrückt wurde und Kakuzu ihn hasserfüllt anfunkelte. Vielleicht, weil er nicht ans Telefon gegangen war? Aber es war gar keine Pause, an ihrer Uni fanden die Pausen doch nur alle zwei Stunden statt und er wollte nicht ans Telefon gehen wenn jemand dran war, den er nicht kannte.

Seine Augen waren geweitet, die Pupillen wie immer, wenn er erschrocken, fassungslos oder gar ängstlich war, winzig klein in seinen Iriden.
 

„Kakuzu...?“
 

fragte er noch leiser als sonst, die Stimme blieb ihm weg weil er einfach keine Ahnung hatte was der Auslöser für Kakuzus Wut war. Was hatte er getan? Er hatte sich doch nicht gerührt, hatte im Bett gelegen und ein wenig vor sich hingeträumt, von früher, seinen Freunden...
 

„Wie lange hast du geglaubt mich zu verarschen zu können?“
 

zischte Kakuzu bedrohlich, die Augen zu Schlitzen verengt, aus welche vor Hass fast Funken zu sprühen schienen. Sasori öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus, nur ein überraschtes Keuchen, welches keinerlei Antwort darstellen konnte.
 

„Wann hattest du vor, mir zu erzählen dass du dich hier dauerhaft einquartieren willst?“
 

Als Kakuzu den Punkt ansprach, blieb Sasori eine Sekunde die Luft weg. Wie hatte er es denn so schnell erfahren?
 

„Ich...“
 

„Seh ich aus wie ein Asylheim?“
 

Kakuzu war wirklich wütend, seine Stimme klang fast so wie damals, als sie sich noch immer im ewigen Cliquenkrieg, in der Konkurrenz um Fans und Anerkennung, befanden und versuchten, sich gegenseitig fertig zu machen. Endlich fand Sasori auch seine Stimme wieder, versuchte verzweifelt, zu erklären und gleichzeitig sich aus Kakuzus harten Griff zu befreien. Letztes gelang ihm allerdings nicht, da Kakuzu ihn eisern an der Wand festnagelte.
 

„Ich wusste doch aber nicht, wohin sonst...“
 

stammelte er schuldbewusst und senkte kurz den Blick. Kakuzu allerdings ließ das nicht zu, schien darauf zu bestehen, dass Sasori ihn ansah und drückte ihn zu diesem Zweck noch einmal härter gegen die tapezierte Wand. Sasori schlug sofort wieder die Augen auf, sah ihn wieder direkt an. Es fiel ihm schwer, diesem Ausdruck der tiefgrünen Iriden standzuhalten.
 

„Das mag ja sein und das verstehe ich ja auch, aber wieso erzählst du dann irgendwelche Lügen?! Du hast gesagt du brauchst Hilfe, aber wenn du meine Hilfe willst musst du auch die Wahrheit sagen!“
 

„Das hab ich doch fast...“
 

„Ja, aber du hast mir eine wichtige Kleinigkeit verschwiegen!“
 

Sasori nickte nur ergeben und schuldig zugleich. Er wusste das, natürlich wusste er, dass er es ihm hatte sagen müssen. Aber er hatte Angst gehabt, dass er ihn gleich wieder hinauswarf, genau unter dem Argument dass Kakuzu bereits in seiner Rage genannt hatte: Kakuzu war kein Asylheim.

Genau das sagte Sasori ihm auch; dass er nur befürchtet hatte, bei Kakuzu keine offene Tür zu finden, wenn er ihm gleich erzählte, dass er heimatlos war.

Kakuzu sah ihn einen Moment an, die Augen blitzend. Dann ließ er ihn langsam los.
 

„Vielleicht hätte ich das wirklich tun sollen. Mit dir hat man nur Ärger.“
 

Mit diesen Worten ließ er Sasori allein im Flur stehen und begab sich in den Wohnraum oder eine andere Wohneinrichtung außerhalb Sasoris Blickfeld.

Sasori stand da wie versteinert, starrte Kakuzu nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Sein Körper fühlte sich an wie gelähmt, sein Gehirn versagte ihm den Dienst. Plötzlich waren alle seine Gedanken auf Eis, alles wirkte grau und zeitlos. Ihm wurde kalt und heiß gleichzeitig, während er an der Wand zu Boden glitt.

Er wusste selbst nicht, wieso ihn das so fertig machte, was Kakuzu da gesagt hatte. Die Worte hallten in seinem Kopf wieder und setzten sich darin fest wie Tretminen, die zur Eruption des gesamten Systems führen konnten. Er schloss die Augen und atmete tief durch, versuchte, dieses Gefühl herunterzukämpfen, dass in ihm aufstieg. Heulen würde er nicht, denn das konnte er nicht, nicht jetzt. Vielleicht hatte er nun eine andere Ebene erreicht, eine Ebene jenseits von Tränen und emotionalen Ausbrüchen. Würde er vielleicht so sein Leben weiterleben? In diesem Gefühl der Leere und Kälte?
 

Einige Zeit verstrich, eine Zeitspanne, die jeder anders bewältigte. Getrennt von Wand und einer Barriere aus Stolz und Enttäuschung waren sie sich gar nicht so fern, aber doch schien die Entfernung endlos zu werden. Sasori saß im Flur, den Kopf auf die Knie gestützt, die Arme darum geschlungen. Seine Augen waren geschlossen und es schien als würde er schlafen, aber in seinem Kopf raste alles, unermüdlich musste er weiterdenken, die Anschuldigungen Kakuzus in seinem Kopf. Kakuzu war im Wohnraum, nicht weit von ihm entfernt, stand vor der Anrichte, auf welcher der zerstörte Bilderrahmen und einige unwichtige Sachen lagen, die Hände zu Fäusten geballt, die Augen ebenso geschlossen. Hatte er überreagiert? Die Wut klang langsam ab, ließ aber dennoch nicht zu, dass er zu Sasori zurückging und rückgängig machte, was er gesagt hatte. Das würde ihn zu viel Überwindung kosten, seinen Stolz zu vergessen und etwas zu tun, was so wider seiner normalen Verhaltensweise war. Und so rührte sich keiner von ihnen, so verging die Zeit, die Kakuzu eigentlich hatte in der Schule verbringen müssen. Aber dort hingehen würde er nicht, jetzt wieder zurückzukehren würde nur Fragen bedeuten, die er auch morgen mit weniger belastenden Emotionen beantworten konnte. Er konnte sich schon denken, dass Hidan wieder unnötige Fragen stellen würde... Aber glücklicherweise wusste dieser ja noch nichts davon, wen er bei sich beherbergte.

Dieser noch bei ihm beherbergte Jemand hob nach einer gefühlten Ewigkeit wieder den Kopf und starrte an die Wand vor sich. Er konnte jetzt hier nicht sitzen bleiben, er wusste nicht einmal, ob er das durfte oder ob er bald schon wieder vor der Haustür stehen würde. Denn es war die Frage, ob Kakuzu ihn nun überhaupt noch bei sich behalten würde, nachdem er ihn angelogen hatte und nachdem, was er gesagt hatte.

Was er aber wusste war, dass sich nichts an seinen Zweifeln ändern würde, solange er sich nicht darum kümmerte. Also erhob er sich langsam, lehnte sich kurz an die Wand, schloss die Augen und machte sich dann auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort sah er Kakuzu, welcher vor dem kleinen Schrank im Wohnraum stand und ihn scheinbar noch nicht bemerkt hatte. Er schien sehr in Gedanken. Vielleicht überlegte er, ob er ihn wirklich wieder auf die Straße setzen sollte?
 

„Muss ich jetzt gehen?“
 

fragte Sasori gerade heraus und beobachtete den Rücken des Größeren, wie dieser sich von ihm abwandte und stattdessen das etwas überraschte Gesicht Kakuzus zum Vorschein brachte. Doch sofort flog wieder der harte, undurchsichtige Ausdruck über sein Gesicht, wirkte wie gemeißelt in Stein. Einen Moment sah er Sasori einfach nur an, als würde er selbst noch überlegen, dann aber ließ er ein leicht genervtes Seufzen hören.
 

„Nein“
 

Einen Moment passierte zwischen ihnen gar nichts mehr, Kakuzu schien auf eine Reaktion zu warten, Sasori dagegen schien nicht ganz zu verstehen, was das für ihn bedeutete. Es dauerte eine Zeit, bis der Stillstand in Sasoris Gehirn annulliert wurde und sein emotionales Wesen wieder vollkommen funktionsfähig war, um zu reagieren. Eine plötzliche Welle von Erleichterung und Dankbarkeit überschwemmte sein ganzes Wesen und schnürte ihm fast die Kehle zu. Er wusste nicht wirklich was er sagen sollte, er wusste nicht, was er tun sollte...aber er durfte bleiben, er musste nicht gehen. Davon ein wenig überrollt brachte er nur das heraus, was ihm im Kopf herumspukte:
 

„...Danke.“
 

Kakuzu nickte ihm nur leicht zu, auch wenn er grimmig blieb. Der Blickkontakt zwischen ihnen blieb eine Weile zwischen ihnen bestehen, Sasori huschten unausgesprochene Worte durch den Kopf, er wusste einfach nicht, wie er sich verhalten, wie er sich äußern sollte. Das er zu Kakuzu gekommen war um länger, viel länger zu bleiben als dargebracht änderte irgendwie die Situation zwischen ihnen, jetzt, wo Kakuzu davon wusste.
 

„Du weißt aber sicher, dass du nicht ewig bleiben kannst. Wenn du dich wieder einigermaßen in der Gewalt hast, wirst du dir wieder eine eigene Wohnung suchen müssen. Ich kann dich schließlich nicht ewig durchfüttern.“
 

Sasori antwortete Kakuzu darauf nicht mehr. Er drehte sich ab und ließ sich auf das Sofa fallen, das dieses einmal leise aufquietschte. Fast zufrieden ließ er sich in die weichen Sofakissen hineinsinken und schloss die Augen. Dass er bleiben durfte durchflutete ihn mit einem seltsamen Glücksgefühl, dass er geglaubt hatte, nicht mehr zu fühlen imstande zu sein. Vielleicht war es dieser Strohhalm, an den er sich klammern konnte, der ihn dazu zu veranlasste, so zu fühlen, frei, ermutigt, nicht mehr so allein.

Er blickte zu Kakuzu, immer noch ein beklemmendes Gefühl in der Brust, erleichtert, dankbar und verwirrt zugleich. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber Kakuzu sollte nie erfahren, was es war. Denn in diesem Moment durchdrang das Geräusch der Türklingel das ganze Haus. Zeitgleich drehten die beiden fast wie ertappt den Kopf zur Tür, niemand sprach ein Wort. Sasori stand auf und begab sich durch den Wohnraum in Richtung Flur.
 

„Verschwinde aus dem Zimmer.“
 

Erklärte Kakuzu überflüssigerweise um Sasori auch ja ganz aus dem Zimmer zu bekommen. Niemand musste wissen, dass er hier war, er konnte keine Gerüchte gebrauchen, die seinem Ruf schadeten. Gerede und Tratsch gab es schon genug um ihn und seine Clique, aber auch um Sasori. Viele wussten nicht, dass er eine Weile vom Unterricht befreit worden war und ließen sich nicht davon abringen, die wildesten Spekulationen aufzustellen. Sasori sollte voran auf dem Friedhof leben und auf den Gräbern seiner Freunde schlafen. Sasori hatte sich umgebracht.

Sich etwas wundert, wer bei ihm klingelte und wusste, dass er zuhause war, ging er zur Tür und öffnete. Er sah direkt in die Augen von Hidan, dem sofort ein Grinsen über das Gesicht huschte, als er Kakuzu sah.
 

„Hier steckst du!“
 

„Was willst du hier“
 

knurrte Kakuzu und lehnte sich gegen den Türrahmen. Hidan hatte die Angewohnheit, sich ungefragt an einem vorbei ins Haus zu quetschen und das wollte er vermeiden.
 

„Du bist einfach aus der Schule abgehauen und mich würde mal interessieren wieso.“
 

Hidan trat einen Schritt auf ihn zu, merkte aber wohl, dass er keine Chance hatte, sich an Kakuzu vorbei ins Haus zu schleusen.

Ungeduldig funkelte Kakuzu ihn an.
 

„Hat dich nicht zu interessieren.“
 

Das Grinsen auf Hidans Lippen wurde nur breiter, die Neugierde in seinen Augen leuchtete nur umso mehr auf, angestachelt von Kakuzus merkwürdigen Verhalten.
 

„Es interessiert mich aber.“
 

Kakuzu verengte die Augen zu Schlitzen und wollte Hidan die Tür vor der Nase zuknallen, um seine Ruhe zu haben, aber Hidan schob sich dazwischen und huschte dann unter Kakuzus Arm durch ins Haus. Die Tür knallte hörbar ins Schloss aber da war Hidan schon im Wohnraum und ließ sich penetrant aufs Sofa fallen, hatte scheinbar nicht vor, sich in nächster Zeit wieder aus dem Haus zu bewegen.

Kakuzu trat auf ihn zu, hoffte, dass Sasori so klug war und blieb wo immer er gerade war. Hidan loszuwerden würde schon eine Aufgabe werden aber Hidan zu erklären wieso Sasori in SEINER Boxershorts und SEINEM T-Shirt in SEINEM Haus rumlief würde wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein.
 

Tbc...

Confused

Eisige Stille, das war alles, was Kakuzu Hidan entgegenbringen konnte, während dieser sich neugierig im Wohnraum umsah als sehe er diesen zum ersten Mal. Die violetten Augen wanderten von seinem Flachbildfernseher zum Schrank und dann zu Kakuzu, der ungeduldig neben seiner Anrichte stand und ihn mit bösen Blicken taxierte.
 

„Hidan, verschwinde wieder.“
 

„Erst wenn ich weiß, wieso du so plötzlich das Weite gesucht hast. Das muss schließlich einen Grund haben.“
 

Hidan lehnte sich selbstzufrieden zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das Grinsen, dass seine Lippen umspielte, ließ Kakuzus Emotionen kochen, und er war kurz davor, Hidan eine reinzuschlagen. Er beherrschte sich nur, weil Hidan das auch nicht aufhalten würde, weiterzunerven.
 

„Schulschwänzen ist keine Seltenheit bei uns. Du suchst doch nur einen Grund mir nachzuschnüffeln.“
 

Kakuzu wandte sich von ihm ab und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Bald würde es wieder zu regnen anfangen, der Himmel hinter den Häusern war dunkel und bedrohlich, Wolkentürme bauten sich zu einem Gewitter auf.
 

„Was du schon wieder denkst, Kakuzu. Als ob ich derartige Hintergedanken hätte.“
 

Hidan schüttelte überheblich den Kopf und warf ihm dann einen eindeutigen Blick zu, der das Gegenteil besagte. Hidan war richtig besessen von dem Gedanken, Kakuzu zu entlarven, allen beweisen zu können, dass er anders war, das er schwul war. Der Silberhaarige suchte doch jede Gelegenheit, Kakuzus Ansehen in den Augen der anderen zu senken. Andersherum war es allerdings nicht anders, auch wenn Kakuzu nie so aufdringlich und nervig wäre wie Hidan es in Situation wie diesen war.
 

„Halt die Klappe und verschwinde.“
 

Knurrte Kakuzu mit seiner tiefen, durchdringenden Stimme. Hidan wusste, dass er aufpassen musste, wenn er zu aufdringlich würde, könnte es durchaus sein dass Kakuzu sich vergaß und ihn zu Mus verarbeitete. Wenn jemand ihn reizte war Kakuzu schnell mit Gewalt bei der Hand, Kakuzus aggressiver Charakter gebot es ihm so.
 

„Ja ja gleich.“
 

Mit diesen Worten stand Hidan vom Sofa auf und ging ohne eine Begründung in den Flur, der zum Badezimmer, zum Schlafzimmer, zur Treppe in den zweiten Stock und in diesem Fall auch zu Sasori führte.
 

„Wo willst du hin!“
 

fauchte er, noch wütender durch die Tatsache dass Hidan jetzt durch sein Haus lief und womöglich auf Sasori traf. Er hoffte, dass Sasori klug genug war, sich irgendwo zu verstecken und sich nicht blicken zu lassen.
 

„Bleib locker ich will nur ins Badezimmer, dann bin ich weg.“
 

Rief Hidan durch den Gang und öffnete die Tür zum Badezimmer. Kakuzu folgte ihm, erreichte den Flur aber erst als Hidan bereits durch die Tür war und das Bad betreten hatte. Kurz herrschte Stille, Hidan schien sich im Bad umzusehen oder etwas zu suchen, denn er bewegte sich nicht weiter in den Raum hinein.

Kakuzu schoss der Gedanke durch den Kopf das Sasori sich dort versteckt haben könnte und er und Hidan sich jetzt verdutzt gegenüberstanden. Er zwang sich dennoch ruhig zu bleiben und dort zu verweilen wo er gerade war.
 

„Ha, wusste ich es doch!“
 

rief Hidan dann aus dem Bad, sein Tonfall klang leicht verwundert und amüsiert.

Kakuzu schloss die Augen. Was könnte das schon bedeuten? Sasori hatte sich also wirklich dort versteckt.
 

„Und ich dachte ich hätte mich im Suff geirrt! Aber dein Badezimmer ist ja echt arschsauber! Hast du nen Putzwahn oder was?!“
 

Dann knallte die Tür zu. Kakuzu öffnete die Augen wieder. War das alles? Hidan regte sich darüber auf, dass in seinem Badezimmer keine Wäsche und Handtücher rumlagen wie bei ihm? Und ergab das Wort „arschsauber“ überhaupt einen Sinn?

Kakuzu wusste nicht, wo Sasori sonst sein könnte aber solange Hidan ihn nicht fand konnte ihm das egal sein. Erleichtert wartete er bis Hidan aus dem Badezimmer ins Wohnzimmer zurückkehrte und schmiss ihn dann aus der Wohnung.
 

„Vergiss aber nicht die Party heute Abend, du wolltest Alk mitbringen!“
 

Mit einem genervten „Ja ja!“ knallte Kakuzu die Tür zu und trat zurück. Die Party hatte er ganz vergessen, aber er würde wohl hingehen müssen, wenn er seinen Ruf nicht ganz einbüßen wollte. Auch wenn am nächsten Tag Unterricht und damit verbundenes frühes Aufstehen auf alle warteten, so waren solche Partys mitten in der Woche keine Seltenheit. Kakuzu, der zwar öfters mal fehlte aber stets tadellose Noten schrieb konnte es sich leisten, einmal mehr zu fehlen.

Ein leises, knarrendes Geräusch wie von einer Tür war im nächsten Augenblick zu hören, gefolgt von leisen Schritten und dem zuknallen ebenerwähnter Tür. Sasori erschien im Raum, er sah ein wenig verwirrt aus und hatte leicht die Stirn gerunzelt. Kakuzu sah ihn an, schüttelte nur den Kopf und fragte sich einen Moment, was er sich da eigentlich aufhalste, nicht nur das Sasori wohl einiges Geld kosten würde wenn er sich nicht nur von Luft und Liebe ernäherte, sein Ruf und Ansehen stand auch noch auf dem Spiel. Aber er brauchte Sasori nur in die Augen zu sehen, um zu wissen, dass es, so absurd es doch klang, das Richtige war, was er tat. Dieses Mitleid begann ihn zu nerven, er fühlte doch sonst niemals so.

Aber anstatt sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen setzte Kakuzu sich lieber ins Auto und fuhr zu Sasoris ehemaliger Wohnung, um seine Sachen zu holen. Dass er dabei einen Umweg fahren musste um Hidan nicht zu begegnen, merkte dass tanken mal wieder nötig war und somit noch mehr Zeit vertrödelte reizte ihn wirklich noch mehr.

Mit Sasoris Kisten fuhr er wieder bei sich zu Hause vor und verstaute alles in seiner Garage.
 

Der Tag ging langsam aber sicher zur Neige, die Sonne war schon lange hinter den Häusern verschwunden, denn die Herbstzeit gebot es der Sonne, sich schon gegen 6 Uhr zu verkriechen. Außerdem entlud sich ein heftiger Regenguss über der Stadt, begleitet von Donner und hellen Blitzen. Kakuzu hatte den Tag über darüber nachgedacht, ob er Sasori alleine hier zuhause lassen konnte, während er feiern ging. Mitnehmen konnte er ihn ja sowieso nicht, denn es war eine einigermaßen private Party, wo Sasoris auftauchen sicher auffallen würde.

Sasori benahm sich den Tag über sehr still, aber das war normal. Irgendwann kam Kakuzu zu dem Schluss dass er Sasori für ein-zwei Stunden wohl alleine lassen konnte, er schien psychisch wieder ein wenig stabiler. Vielleicht lag es daran dass er nicht mehr alleine war, die Gesellschaft schien ihm ganz gut zu tun. Auch Sasori selbst versicherte ihm monoton, dass er ruhig gehen könnte und er sich schon nichts antun würde – außerdem konnte Kakuzu ja ab jetzt schlecht 24 Stunden am Tag hinter ihm hersein um dafür zu sorgen dass er nicht mehr sein Leben zu beenden versuchte.

Obwohl es Kakuzu sehr seltsam und irgendwie nicht korrekt vorkam fuhr er tatsächlich ein wenig später vom verregneten Hof um sich zur Party zu begeben. Er wollte nicht lange bleiben, hatte nur vor, sich einen Moment blicken zu lassen und dann wieder zu gehen.
 

Aus einem Moment wurden viele und so war es um die 2 Uhr morgens, als Kakuzu noch immer nicht zurück war. In der Dunkelheit des Wohnzimmers lag Sasori auf den weichen, teuren Sofa und schlief ein wenig vor sich hin. Blitze erhellten dann und wann das Zimmer. Er war eine ganze Weile unruhig gewesen, hatte sich gewundert, wo Kakuzu blieb und ob es vielleicht eine Kombination von Alkohol und Autofahren war, die ihn so lange wegbleiben ließ. Eigentlich sollte ihn das nicht kümmern aber er wartete trotzdem eine ganze Zeit, hatte Fernsehen geguckt und danach im dunklen die Zeit mit nachdenken vertrieben. Obwohl sein Versuch, sich umzubringen weniger als einen Tag zurücklag kam es ihm vor wie in weiter Ferne. Nachdem er – so peinlich es ihm jetzt auch war – Kakuzu alles erzählt hatte fühlte er sich viel besser, fühlte sich fast als würde ihn wieder jemand verstehen, wenigstens ein wenig. Genug um wieder auf Besserung und ein wenig Glück zu hoffen, ein Hoffnung, die er eigentlich geglaubt hatte, aufgeben zu müssen.

Sasori schlief gerade ein wenig, als ein Kratzen an der Tür zu hören war. Sasori, der nur in einen unruhigen, oberflächlichen Schlaf gefallen war wachte sofort wieder auf, die Augen aufgerissen und in die Dunkelheit gerichtet. Jemand drehte den Schlüssel im Türschloss um. Seltsamerweise sofort wach setzte Sasori sich auf und stand auf, machte sich auf den Weg zum Lichtschalter. Er bemerkte am Rande, dass das Gewitter abgeklungen war und es nur noch leise nieselte. Er war gerade erst auf dem halben Weg zum Lichtschalter als die Tür aufschwang. Wie erstarrt blieb er stehen und starrte auf den dunklen, großen Schatten, der zweifellos Kakuzu darstellte. Dieser warf den Schlüssel einfach in die Dunkelheit, kam schwankend herein und knallte die Haustür zu. Kurz herrschte Stille.
 

„Welcher Idiot hat das Licht ausgemacht?!“
 

fauchte er dann los, Sasori erkannte an seiner Stimme dass er sehr betrunken war, dass seine Zurechnungsfähigkeit wohl gegen 0 tendierte. Ohne etwas zu sagen schlich Sasori auf seinen nackten Füßen zum Lichtschalter und knipste ihn an. Schnell gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit, er erkannte Kakuzu, welcher leicht schwankend im Raum stand und wohl ein wenig mehr mit dem Licht zu kämpfen hatte. Etwas verwundert trat Sasori auf den Betrunkenen zu, blieb aber erschrocken stehen als dieser ihn direkt fixierte und ein seltsam mitleidloses, kaltes und spöttisches Lachen hören ließ.
 

„Kakuzu...?“
 

Etwas verunsichert ging Sasori einen Schritt zurück als Kakuzu direkt auf ihn zukam. Er hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen als würde er durch Sasori durchsehen oder zumindest eine andere Person in ihm erkennen, vielleicht nicht einmal jemand bestimmtes aber zweifellos jemand anders.
 

„Duuu...“
 

murrte Kakuzu, der Rothaarige konnte die Alkoholfahne riechen als der Ältere plötzlich direkt vor ihm stand. Er bemerkte nur noch, wie Kakuzu schwankte und sich auf ihm abzustützen versuchte, da war Sasori bereits überrascht nach hinten gefallen, landete schmerzhaft auf dem Boden, Kakuzu über sich. Dieser gab ein unzufriedenes und erschöpftes Geräusch von sich, schien aber nicht vorzuhaben, sich von dem Kleineren herunterzubewegen. Stattdessen fuhr er langsam mit dem Finger über seine Wange, was Sasoris Herz einen Schlag aussetzen ließ. Er wollte einen protestierenden Laut von sich geben, irgendetwas sagen um Kakuzu dazu zu bringen, aufzustehen und damit aufzuhören, aber er brauchte kein Wort des Protestes heraus. Alles was er sagen könnte vergaß er plötzlich, er spürte wie sein Herz in seiner Brust hämmerte und sich gar nicht mehr beruhigen wollte. Was war nur los? Wieso tat sein Körper nicht mehr dass, was er wollte, wieso blieb er einfach auf dem Boden liegen und konnte sich nicht mehr rühren?

Kakuzu beugte sich betrunken über sein Gesicht, schaute ihm in die Augen. Sasori sah den Schleier in seinen Augen, den Nebel, der sich über die Iriden des Betrunkenen gelegt hatte. Der Abstand zwischen ihnen war gering, Kakuzu war ihm viel zu nah. Er konnte seinen Atem auf der Haut spüren und den Alkohol noch intensiver riechen. Sein Herz schlug so schnell, dass er vermeinte, es würde seine Rippen sprengen, Hitze erfasste seinen Körper und nahm ihm die Möglichkeit, klar zu denken. Sein Gehirn war unfähig, einen ganzen Gedanken zuende zu führen, er war zu verwirrt, erschrocken und überfordert, von dem was Kakuzu tat aber auch von dem, was er selbst tat. Oder was er eben nicht tat, denn eigentlich sollte er doch versuchen, Kakuzu zu entkommen oder wenigstens etwas sagen, was seinen Protest gegen das zeigte, was Kakuzu tat – aber nichts kam. Kein Wort verließ seine Lippen, welche so nahe an denen Kakuzus waren dass ihm fast schlecht wurde von seinem eigenen, heftigen Herzschlag und der Hitze in seinem Körper und Verstand.

Wie in Zeitlupe kam Kakuzu ihm immer näher, mit jedem bisschen Abstand, das verringert wurde, schlug Sasoris Herz schneller. Er verstand einfach nicht, was los war, wieso er sich nicht wehrte sondern wie hypnotisiert in Kakuzus Augen starrte, obwohl dieser doch offensichtlich im Begriff war, ihn zu küssen. Er vermeinte schon, Kakuzus Lippen auf seinen zu spüren als Kakuzus Kopf auf seine Schulter kippte und er sich von ihm herunterrollte. Sasori brauchte erst einmal einen Moment um zu verstehen, dass Kakuzu nun neben ihm lag und nicht mehr auf ihm. Ein wenig war er erleichtert, allerdings nicht für lange, denn Kakuzu hatte wohl mehr als nur einen über den Durst getrunken. Er schien Sasori gar nicht wirklich als Person zu sehen, nicht als die Person, die er war.

Sasori versuchte, seine Atmung wieder zu normalisieren und zu verstehen, was das gerade gewesen war. Kakuzu war betrunken und wusste wahrscheinlich gar nicht, was er tat. Das war verständlich, Sasori selbst wusste, wie dieser Zustand war...oder eben nicht weil er sich nicht mehr daran erinnerte. Aber er selbst war nicht betrunken und definitiv auch nicht schwul, wieso also hatte er sich nicht gewehrt? Nicht ein Wort hatte er herausbekommen, nichts!

Sein Gedanke wurde abgebrochen, als etwas Kaltes unter sein T-Shirt fuhr und seine erhitzte Haut abtastete. Erschrocken riss er die Augen auf, bemerkte sofort, dass es wieder Kakuzu war, Kakuzus Hände, die ihn da berührten. Wenn er eben noch gemeint hatte, Hitze zu verspüren so brannte er jetzt doch regelrecht.
 

„Kakuzu!“
 

stolperte es über seine Lippen und er wandte das Gesicht dem neben sich Liegenden zu. Dieser hatte die Augen geschlossen und fuhr noch ein wenig höher, was Sasori ein überraschtes Keuchen entlockte. Er bemerkte, dass er völlig die Kontrolle über die Situation verloren hatte, einfach nichts zutun vermochte. Die Gefühle die siedend heiß in ihm kochten, sein Herzschlag...Er verstand es einfach nicht, so etwas kannte er nicht, nicht in diesem Ausmaß, nicht im Bezug auf einen Mann, auf jemanden, der doch so war wie er! Doch er konnte sich einfach nicht wehren, sein Verstand stand still und verwehrte Sasori den Zugriff auf seine Gliedmaßen. Wieso nur hatte Kakuzu sich so betrunken, wieso nur war er im Wohnzimmer geblieben und wieso verdammt noch mal war Kakuzu so betrunken dass er ihn für sonst wen hielt?! Oder – die Vorstellung wirkte auf Sasori mehr als paradox – Kakuzu wusste, wer er war.

Kakuzu befühlte die Haut über seinen Brustkorb, Sasoris Haut prickelte dort, wo er ihn berührte, sein Herzschlag wollte sich einfach nicht beruhigen und er fürchtete einen Moment, dass Kakuzu das bemerken könnte. Aber dieser war sowieso zu betrunken um so etwas zu beachten. Sasori wusste zwar nicht, was Kakuzu vorhaben könnte aber es löste so viele Gefühle auf einmal in ihm aus – Angst, Ablehnung, Verwirrung und doch...Erwartung? Sasori wollte den Kopf schütteln um diesem abstrusen Gedanken zu vertreiben, aber er war zu keiner Bewegung fähig.

Kakuzus Hand ruhte plötzlich dort, wo sein Herz fast schmerzhaft schlug, dann murmelte er etwas von
 

„ganz schön flachbrüstig...“
 

und schlief tatsächlich ein. Der Alkohol schien ihn zu einem schnellen Einschlafen verführt zu haben.

Sasori wartete einen Moment ab, verwirrt versuchte er all das zu ordnen, zu etwas zusammenzufügen was er verstand. Aber er konnte es nicht. Er wusste nur durch Kakuzus letzte Aussage das der Schwarzhaarige ihn scheinbar für ein Mädchen hielt. Dafür musste Kakuzu ja eine ordentliche Menge Alkohol konsumiert haben um so etwas zu verwechseln.

Eigentlich hätte er jetzt aufstehen können um zu gehen, aber er tat es nicht. Er wusste nicht, was ihn dazu brachte, dort auf dem Boden liegen zu bleiben aber er drehte nur den ganzen Körper Kakuzu zu und betrachtete sein Gesicht, während Kakuzus Hand unter Sasoris etwas hochgeschobenen T-Shirt auf seinen Rücken wanderte und dort wieder ruhig verharrte.

Dieser Mensch beruhigte ihn in letzter Zeit so sehr durch seine Anwesenheit, gab ihm wieder das Gefühl, dass das Leben weitergehen könnte...aber dass er gleich so etwas auslösen könnte, wenn er betrunken an ihm herumfummelte, hätte Sasori nie gedacht. Er versuchte es darauf zu schieben, dass er von Kakuzu so etwas nicht erwartete und einfach irritiert war, aber dass sich die Tatsache, das er bei ihm liegen blieb und sich insgeheim wünschte, Kakuzu hätte ihn wirklich geküsst, nicht damit vereinen ließ, versuchte er zu verdrängen, denn er wusste, dass er eigentlich keine derartigen Gefühle für ein männliches Wesen haben konnte.

Doch der Gedanke hatte sich festgesetzt, sodass er den Rest der Nacht neben Kakuzu wach lag, keinen Schlaf mehr finden konnte und nicht verstand, wieso sein Herz immer noch so wahnsinnig schlug.
 

tbc...



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von: abgemeldet
2016-06-30T20:26:58+00:00 30.06.2016 22:26
Einen schönen abend :3

Ich muss sagen, ich liebe diese ff einfach, habe sie jetzt schon zweimal durchgelesen und mich wieder verliebt.

Würde mich wirklich freuen das es bald weiter gehen würde :3

L.g
K
Von:  Serafin
2014-08-28T20:40:27+00:00 28.08.2014 22:40
Ich finde die Geschichte toll.
Habe sie vor kurzem entdeckt und gleich ganz durchgelesen.
Hoffe es geht bald weiter.
Von:  SkyFisher
2014-06-22T18:26:14+00:00 22.06.2014 20:26
ein tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt, wie das jetzt weitergehen wird mit Hidan, Kakuzu und seinem 'geheimen' Gast *-*
Von:  lennilein
2014-06-22T11:55:27+00:00 22.06.2014 13:55
immer wieder eine Freude deine Kapitel zu lesen
Von:  SkyFisher
2014-06-18T08:47:35+00:00 18.06.2014 10:47
Ein tolles Kapitel :)
Schon während des Lesens hatte ich die Vermutung, dass etwas mit Sasori passiert...nur das steht ja erst im nächsten Kapitel :$
Stell es bitte so schnell wie möglich rein *-*
Von:  SkyFisher
2014-06-15T11:35:18+00:00 15.06.2014 13:35
Also.. diese Story ist echt unfassbar schön, bzw. eher traurig-schön :'3
Ich musste sooft weinen, auch an Stellen, an denen manche vielleicht nur denken:"Ach, der Arme.".
Besonders wenn er an seine Vergangenheit denkt..
Du hast das total gut rübergebracht und sehr genau beschrieben, wie Sasori sich im Inneren fühlt. Genauso wie bei Kakuzu.
Dafür hast du echtes Talent!
Ich könnte sowas höchstwahrscheinlich nicht schreiben, da ich immer und immer wieder heulen müsste..trotzdem MUSSTE ich einfach weiterlesen! Die Geschichte hat so einen Reiz zum Weiterlesen. Wahrscheinlich, weil man für ihn hofft, dass es doch noch irgendwie besser werden könnte..
Auf jeden Fall hast du das, meiner Meinung nach, perfekt dargestellt und hoffentlich schreibst du bald weiter, bzw. veröffentlichst es bald :)
Freu mich schon! *°~°*
AkemiAkira
Von:  lennilein
2014-04-28T14:32:03+00:00 28.04.2014 16:32
Wow schon wieder so ein Tolles Kapitel...
Von:  lennilein
2014-03-30T10:22:49+00:00 30.03.2014 12:22
I love it *-*
Von:  lennilein
2014-03-16T22:03:23+00:00 16.03.2014 23:03
Wundervoll *-*
Von:  lennilein
2014-02-21T21:52:56+00:00 21.02.2014 22:52
Toll *-* mehr kann ich dazu nicht sagen...


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