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Der Pakt

von

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Es war bereits dunkel, als Ciel den Sitz seines Zylinders noch einmal im Spiegel überprüfte. „So kann ich mich draußen sehen lassen!“

„Dann lass uns gehen.“ Sebastian nickte und öffnete ihm die Tür.

Ciel ergriff seinen Gehstock und stolzierte damit an Sebastian vorbei aus dem Zimmer. Ruhig folgte jener ihm und verschloss die Tür ihres Zimmers nicht nur einbruchsicher, sondern auch sicher vor dem Wirt. Kaum hatte er das getan musste er mit großen Schritten zu seinem Herrn aufschließen, der es eilig zu haben schien.

„Soll ich uns eine Kutsche kommen lassen?“

„Zu auffällig.“

„Sehr wohl.“

„Es wäre besser, wenn so wenig Menschen wie möglich von unserem Ausflug erfahren.“ Kaum ausgesprochen wurde Ciel in eine dunkle Gasse gezogen und wortlos auf Sebastians Arme gehoben. Überrascht hielt sich der Jüngere sofort an seinem Butler fest. „Könntest du bitte wenigstens so tun, als wäre ich nicht leicht wie eine Feder!“

„Ich kann nicht.“, erwiderte Sebastian und sprang aufs nächste Dach. „Wo müssen wir hin?“

„Sie wohnt am Bach bei den Weiden.“

Er nickte und fasste Ciel etwas fester, wobei eine seiner Hände auf dessen Hintern lag. „Halt dich fest!“ Automatisch festigte sich Ciels Griff.

„Lass mich fallen und du bist gefeuert!“

Nun schmunzelte der Butler, bevor er auf schnellstem Weg auf das Haus der Hexe zusteuerte. Als sie die Weiden erblicken konnten spürte Ciel, wie Sebastian leicht schauderte. „Was ist?“

„Ich kann es dir nicht sagen.“, erklärte der Teufel und sah sich dennoch genauestens um, bevor er zwischen den Weiden zum Stehen kam. Sofort musste er Ciel runter lassen.

„Lass uns nach der Hexe suchen.“

Mit einem ihm fremden Unwohlsein, nickte Sebastian und schritt durch die Weiden. Auf gleicher Höhe mit ihm ging Ciel, die Augen so wachsam, wie die eines Wachhundes. Doch dann stoppte der Ältere ihn mit einer Hand, die er auf seine Schulter legte. „Warte!“

„Was ist?“

„Bleib hinter mir!“, gebot der Teufel und erklärte somit, dass sie schon lange nichts mehr so Gefährliches in der Nähe hatten. Ciels Augenbrauen zogen sich konzentriert zusammen. Er wurde etwas hinter Sebastian gebracht, als dieser wesentlich langsamer weiterging.

„Irgendwas stimmt hier nicht“ erklang die Stimme seines Herrn, der zwar keine übersinnlichen Fähigkeiten, aber einen ausgeprägten Instinkt hatte.

„Starke Zauber.“, erklärte Sebastian ihm und erzitterte erneut.

„Kannst du erkennen, was für Zauber?“

„Fesselzauber.“, tippte der Teufel, der von der Stärke beeindruckt war. „Es wird sie viel Kraft kosten.

„Dann haben wir es nicht mit einer einfachen Kräuterhexe zu tun“ schlussfolgerte der junge Earl grimmig.

„Sehr gut erkannt.“, erklang da die glockengleiche Stimme einer jungen Frau. „Willkommen in meinem bescheidenen Reich, Earl Phantomhive.“

Ciel erschauderte und wirbelte herum, nur um niemanden zu sehen. „Wer ist da??“

„Das werden sie noch früh genug erfahren.“ Ein Kichern erklang danach lediglich, bevor sie ein leises Keuchen vernahmen.

„Was war das??“

Sebastian nickte in die Richtung, aus der das letzte Geräusch erklungen war, bevor er voraus ging. Bereits nach ein paar Metern erblickten sie eine kleine schäbige Hütte, die direkt am rauschenden Bach stand, eingerahmt von zwei gewaltigen Weiden, deren Äste bereits auf dem Dach der Hütte auflagen. Ciel weiter hinter sich haltend, ging Sebastian zum Eingang der Hütte, auf den er erst einmal seine Hand ablegte um den Inhalt des Raumes zu erfühlen.

„Nun mach schon auf“ wurde es ihm da zugezischt. Der Earl erhielt einen mahnenden Blick, bevor der Teufel schließlich die Tür aufstieß und ihnen eine Überraschung freilegte. Ciel sah Sebastian erstarren und lugte deshalb neugierig an ihm vorbei. „DU???“ Der Teufel verzog den Mund und drehte sich weg. Dabei murmelte er irgendwas, das klang, als frage er sich, warum sie überhaupt hierhergekommen waren.

Während Ciel ganz unzeremoniell der Kiefer herunterklappte, erklang aus dem Inneren bereits eine schrille Stimme. „Mein heiß geliebter Sebastian!! Bist du gekommen, um mich zu retten?? Was für ein wundervoller Ausdruck unserer Liebe!!“

„Pah!“ Die roten Augen des Teufels sahen sich außerhalb der Hütte fein säuberlich um, bis sie etwas entdeckten. „Wie kommt es eigentlich, dass du in so eine offensichtliche Falle getappt bist?“

Durch die löchrigen Balken der Hütte viel genug Mondlicht, dass man erahnen konnte, wie sich in Rot gehüllte Arme vor einer Brust verschränkten. „Ich war sehr professionell, damit du es weißt!“

„Und warum hast du den Bannkreis nicht bemerkt?“ Sebastian ging in die Hocke, denn er hatte ein Utensil jenes Kreises gefunden. Ein winziger Knochen, der so alt war, dass auch er nicht wusste, wie die Hexe daran gekommen sein konnte. Doch als er es berührte, durchfuhr ihn ein Schlag, der ihn mehrere Meter durch die Luft schleuderte, bevor er auf dem Boden wieder zum Liegen kam.

„Sebastian!“ erklang es von Ciel und dem Gefangenen, wie aus einem Munde.

Der Teufel gab ein Stöhnen von sich, bevor er sich wieder erhob. „Ich müsste jetzt beeindruckt sein.“

„Was war das?“ verlangte Ciel streng, während die Person in der Hütte den Teufel ausführlich bedauerte.

„Die Abwandlung einer Teufelsfalle. Eben ein Shinigamiring.“ Sebastian schüttelte seinen Kopf um das restliche Kribbeln zu vertreiben. „Äußerst effektiv und mächtig. Dafür werden bestimmte rituelle Dinge in einem Kreis ausgelegt. Je stärker der Aufsteller, desto größer können die Fallen werden und diese ist sehr groß. Außerdem kann das Objekt, dass man festhalten will, wenn einmal in den Kreis getreten, ihn nicht mehr verlassen.“

„Das weiß ich auch!!“ kam es keifend aus der Hütte und die Gestalt kam so weit wie möglich an die Tür, sodass man nun endlich einen guten Blick auf den Shinigami Grell Sutcliff hatte. „Als ich hier ankam war er auch noch nicht da!!“

„Du warst also mal wieder unfähig.“, stellte der Teufel fest und warf noch einen scharfen Blick auf den Knochen.

„Ich war sehr professionell, nur damit du es weißt!“ protestierte Grell, der, um das zu untermalen, mit dem Fuß aufstampfte. „Ich bin hergekommen, um so ein süßes Schnuckelchen zu holen und hab das auch getan!“

„Gar nichts hast du!“, fauchte da wieder diese Frauenstimme, bevor er mit Wucht zurück in die Hütte geschleudert wurde. „Henry ist und bleibt hier!“

Ciel wirbelte herum, auf der Suche nach dem Ursprung dieser Stimme und fand sich direkt hinter Sebastian wieder. Jener hatte eine Schützende- aber auch eine Angriffsposition gewählt, als eine offensichtlich hübsche junge Frau auf sie zu trat.

„Dumme Schnepfe!“ erklang es da wieder verärgert aus der Hütte. „Ist ja wohl nicht meine Schuld, dass dein Goldstück ein Blutgerinnsel in seinem hübschen Köpfchen hatte! Hättest seinen Kopf halt nicht so oft gegen die Bettpfosten knallen lassen sollen!“

Grell hatte seine Worte kaum beendet, als ein vor Wut und Trauer erfüllter Schrei aus ihr kam. „Du widerliches Miststück! Ich werde dich auseinander nehmen, bis nichts mehr von dir übrig ist!“

„Komm mir mit deinen großen Poren zu nahe und ich schneide dich in Stücke!!“

Für einen kleinen Moment sah die junge Frau auf einmal sehr alt aus, bevor Grell in einem Ring aus Feuer stand. „Wie ich hörte, bist du nicht gut auf die Höllenwesen zu sprechen, umgekehrt wird es wohl ganz ähnlich sein!“

„Was weißt du schon, du dumme Pute??? Ich LIEBE ein Höllenwesen!!!“

Eine kleine Schere blitzte in den Händen von Grells Wärterin und ihre Mine wurde ausdruckslos. „Ich denke es ist an der Zeit heraus zu finden, was passiert, wenn ein Shinigami stirbt!“

„Wwuuuaaaassss??? Sebastian, das wirst du doch nicht zulassen, oder??“ durchdrang Grells Stimme die Gehörgänge aller Anwesenden.

„Sebastian… wenn er stirbt, dann sollte es in meinem Auftrag sein, nicht wahr?“

„Wenn mein junger Herr es wünscht.“ Der Butler tauschte einen Blick mit seinem Herrn, bevor das Gesicht des Älteren entschlossen und ernst wurde.

„Was soll denn das heißen?? Mein lieber Sebastian würde mir doch nie etwas tun!!“

„Wirklich helle ist der Shinigami ja nicht.“, war der vorerst letzte Kommentar der Hexe zu Grell, bevor sie ihre volle Aufmerksamkeit auf Ciel und Sebastian richtete. „Was mich aber interessieren würde, was führt euch beide hierher und was habt ihr mit ihm zu tun?“

„Er ist nichts weiter, als ein alter Bekannter“ kommentierte Ciel trocken.

„Das beantwortet meine andere Frage nicht!“, fauchte sie ihn an und er lud damit einen Teil ihres Zorns auf sich.

„Ich bin Earl Phantomhive und als solcher ist es meine Aufgabe Abschaum, wie dich, zu beseitigen.“

„Du weißt doch gar nicht, was du da sagst!“, lachte sie unbeeindruckt.

„Ich weiß es ganz genau, Hexe!“

Ihr Lachen klang nicht ab, während sie in ihre Rocktasche griff und dann eine Art Staub hervorzog, welchen sie sogleich nach Sebastian und Ciel warf, wobei letzterer mit einer deutlichen Geste von seinem Butler geschützt wurde und keinen Staub abbekam. „Ich denke nicht, auch wenn dein Mal so stark ist!“

„Mein Mal? Nun, wenn es kein Geheimnis ist…“ Grinsend zog sich Ciel die Augenklappe vom Gesicht. „Das ist wohl das Letzte, was du zu Gesicht bekommen wirst.“ Zu seinem Verdruss, war das der Moment, indem Sebastian einen Schmerzenslaut von sich gab und sich die Hexe die Finger rieb, in denen noch etwas Reststaub war.

„Es wird dir nichts bringen, jedes Mal wenn du ihn einsetzt, wird ein Teil deines Teufels sterben!“

Kühl hob der Earl Phantomhive eine Augenbraue. „Sebastian wird nicht sterben, bis ich es ihm erlaube!“

„Das wirst du schon sehen.“, erwiderte sie, als Sebastian erneut stöhnte.

„Sebastian? Das wird dich doch sicher nicht überfordern, nicht wahr?“

„Natürlich nicht.“, versicherte der Butler und wartete nun mit Nachdruck auf einen Befehl.

„Dann erteile dieser vorlauten Person eine Lektion!… Damit meine ich übrigens nicht Grell…“

„Hey!!!“

„Sehr wohl, junger Herr!“ Sebastian nickte und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf, bevor er auf die Hexe zu trat und diese für noch heftigere Schmerzen in seinem Mal sorgte, was er jedoch ignorierte.

„Sei achtsam, mein Geliebter!!“ erklang es da aus dem Inneren der Hütte.

„Dann werde ich erst dich und dann deinen Herrn töten!“, erklang noch einmal die Hexe, bevor sie beide von Grells Scheren zückte und in den Angriff ging.

„Was?“ Erschrocken warf Ciel einen Blick hinter sich. „Du hast dir deine Waffen abnehmen lassen??“

„Überrascht sie das wirklich, junger Herr?“, erklang die fragende Stimme seines Butlers, als er mit der Hexe in einen heftigen Kampf geriet.

„Ich dachte, dass wäre das Einzige, auf das er wahrlich Acht geben würde, wo ihm seine Sense doch schon einmal abgenommen wurde.“ Noch ehe Ciel reagieren konnte, landete eine der Scheren direkt an seinem Schuh im Boden, diesen berührend, aber den Körper nicht verletzend. Sebastians beherztes Eingreifen hatte verhindert, dass er getroffen wurde. Erschrocken wich Ciel einen Schritt zurück. Was auch gut war, denn nun begann die Hexe ihre Angriffe auf den jungen Earl zu konzentrieren, auch wenn Sebastian sie immer wieder abhielt.

Ciel stand inzwischen mit dem Rücken an der Hütte, wohl wissend, dass er selbst nichts gegen eine Hexe ausrichten konnte. Dabei schien sein Teufel tatsächlich ein wenig unterlegen. Während Grell den Kampf mit seiner schrillen Stimme kommentierte, ballte Ciel seine behandschuhten Hände zu Fäusten. „Hör auf zu spielen! Mach endlich ernst, Sebastian!“

„Sehr wohl junger Herr!“ Beeindruckt von seiner Gegnerin, sammelte sich der Butler noch einmal und erklärte der Hexe, dass er ihr Treiben nicht länger dulden können würde, da der Tod zum Leben dazu gehöre, wobei er auf taube Ohren stieß, denn die junge Frau schnitt sich nun mit einem Messer in die Schlagader ihres rechten Handgelenks und das daraus hervorlaufende Blut verteilte sie in einem Kreis um sich.

„Was zum…??“

Statt es ihm zu erklären, nahm Sebastian Ciel schützend in die Arme. Die kalten Augen der Hexe beobachteten sie dabei belustigt und sie sprach eine Formel in einer Sprache, die dem jungen Earl völlig fremd war.

„Sieh nicht hin, junger Herr!“

Seinem Butler völlig vertrauend, wollte Ciel die Augen schließen, als er sah, wie sich die schemenhaften Gestalten seiner Eltern aus dem blutbeschmierten Staub erhoben.

„Ciel mein kleiner Liebling!“

„Mu…Mutter?“

„Mein Schatz!“, bestätigte der Schatten, der nun die wahre Gestalt hatte und auf den Teufel, hinter dem Ciel stand, zu trat.

„Das…das ist ein Trugbild…“

„Nein!“, kam es hart von der Hexe. „Die Geister deiner Mutter und deines Vaters.“ Tatsächlich war nun auch der letzte Earl Phantomhive hinter der blonden Frau zu erkennen.

„Sebastian? Was hat das zu bedeuten?“

„Die Geister der Vergangenheit.“, konnte der lediglich bestätigten und wollte dem Jüngeren nicht mehr schmerzen, als er vermutlich eh schon empfinden würde. Ciel griff mit einer Hand fest nach Sebastians Frack, die Augen weiter fest auf die Gestalten gerichtet.

„Das kann nicht echt sein.“

„Das ist der Geist deiner Mutter und deines Vaters.“, musste Sebastian aber schmerzlich bestimmen. „Das ist echt.“

Der Anblick war äußerst schwer für Ciel, doch er fühlte auch Zorn in sich aufsteigen fühlen. „Wie kann sie es wagen ihre Ruhe zu stören?“

„Du bist der Einzige, der nachvollziehen kann, warum ich meinen Henry nicht sterben lassen kann!“, hörte er da wieder die Stimme der Hexe, die von der selben Trauer sprach, die auch der Earl kannte.

Da riss sich Ciel plötzlich von Sebastian los und stand alleine seinen Mann. „Törichtes Weib! So sehr ich meine Eltern vermisse, so sehr widerstrebt es mir auch sie durch so abscheuliche Magie an die Lebenden zu ketten!“

„Dann bist du genauso des Todes wie sie!“, fauchte die Hexe und griff nun wieder an, doch da baute sich plötzlich eine andere Gestalt vor ihr auf.

„Marie!! Hör auf!!“

Kurz bevor die Schere den Geist berühren konnte, stoppte die Hexe und starrte zu dem Geist, der einen Kopf größer war, als sie selbst, hinauf. „Henry…“

„Es reicht! Hör endlich auf mit dem Wahnsinn!“

„Aber ich mache es doch für dich!“, sprach noch immer der Zorn aus ihr. „Wir hatten noch so viele Pläne und dein ganzes Leben lag noch vor uns!“

„Nein, all diese Dinge tust du allein für dich, Marie! So jung ich auch war, es war meine Zeit zu gehen und du musst mich endlich gehen lassen.“

Tränen traten in die Augen der Hexe und sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du darfst mich nicht allein lassen…“

„Marie“ erklang es da sanft von der schemenhaften Gestalt. „Ich bin tot und tote Dinge MUSS man los lassen.“

Voller Verzweiflung versuchte sie nun über die Wange ihres Liebsten zu streichen. „Du fehlst mir so!“

„Du fehlst mir auch, aber so wird sich daran nichts ändern.“

„Werde ich dich wieder sehen?“, erklang es nun leise und die Tränen nahmen ihren freien Lauf.

„Ich hoffe es. Noch weiß ich nicht, was auf mich wartet."

„Oh Henry!“ Mit einer Geste der tiefen Liebe, die sie für den jungen Mann empfand, schloss Marie die Augen und löste sich von seinem Anblick. „Ich liebe dich!“, flüsterte sie und trat zu den Knochen, den Sebastian zuvor bereits gefunden hatte.

„Ich danke dir“ hauchte ihr Liebster, als sie nach dem Knochen griff.

„Ruhe in Frieden!“, erklang es nun so erstickt, dass Ciel es mit seinen menschlichen Ohren fast nicht hätte hören können. Dann nahm sie den Knochen aus dem Bannkreis und befreite somit den Shinigami, als auch die verstorbenen Seelen, die sie heraufbeschworen hatte.

Ciels Herz drohte in Scherben zu zerbersten, als seine geliebten Eltern vor seinen Augen verschwanden. „Sie werden immer bei dir sein!“, hörte er auf einmal die nun sanfte Stimme der Hexe, die sich weiter von ihnen entfernte. „Denn so lange du sie nicht vergisst, werden sie in deinem Herzen weiter leben.“

„Späte Erkenntnis?“ kam es da genervt von dem Shinigami, der gerade die Hütte verließ.

„Ein Abschied.“, verbesserte Sebastian und sah der Hexe zu, wie sie auf den kleinen rauschenden Bach zu ging. „Schau auf deine Liste.“

„Hö??“ Verwundert kramte Grell seine Liste hervor und entdeckte den Namen Marie Clarks. „Also ich weiß, wessen Seele ich gleich in die Hölle schicke! Dumme Pute!“

„Es steht dir nicht zu, das zu entscheiden.“, bemerkte der Teufel trocken und sah, wie sich die Hexe ins Wasser begab um sich dort der Strömung zu ergeben.

Grell grummelte und machte einige unflätigen Bemerkungen über Vorschriften, dann sammelte er seine Scheren ein und marschierte zum Wasser. „Nun mach schon, ich muss noch aufarbeiten!!“

Derweil drehte sich Sebastian zu seinem Herrn um. „Ich sollte sie jetzt zurück zum Gasthaus bringen.“

Ciel nickte und ließ sich hoch heben. „Ja, das war eine ereignisreiche Nacht.“ Bevor sie allerdings aufbrechen konnten kam Grell zu ihnen zurück geeilt.

„Aber mein Liebster!! Du willst doch nicht etwa ohne Abschiedskuss gehen?!?“ Verärgert verzog Sebastian für einen Sekundenbruchteil das Gesicht, bevor er einfach losging. „Hey!!“ empört steckte Grell seine Scheren ein und stapfte ihnen nach. „Ich will meinen Kuss.“ Doch Sebastian ignorierte ihn weiter, was nur zur Folge hatte, dass ihnen ein lauter Shinigami ebenfalls weiter folgte, bis es Ciel genug war.

„Sebastian! Halt an!“

„Sehr wohl, junger Herr.“ Der Butler blieb stehen und wartete, was sein Herr vorhatte. Als Grell mit Kusslauten auf sie zu stürmte packte Ciel seinen Butler am Kragen, um diesen selbst einen Kuss auf zudrücken. Da Sebastian das natürlich nutzte, wurde der Kuss direkt anzüglich.

„Wa…wa…wa…!!!“ erklang es da schockiert und störte ihren Kuss.

Der Teufel leckte sich genüsslich über die Lippen und fasste Ciel an den Hintern. „Du hast bestimmt noch Arbeit, Shinigami. Wir haben auch noch etwas vor!“ Dann machte sich Sebastian auf den Weg zum Gasthaus.

„Das musste sein“ verteidigte sich da auch schon Ciel. „Er wurde mir zu aufdringlich.“

„Ich fand es sehr schön.“, hörte er die Stimme seines Liebsten.

„Dann bring mich zurück ins Hotel.“

„Sehr wohl, junger Herr!“ Ciel erhielt noch einen Kuss und Sebastian wurde schneller. In Wundeseile waren sie so zurück in ihrem Hotelzimmer.

„Entkleide mich!“

Der Ältere grinste und küsste sich über Ciels Kinn nach unten. „Nur zu gern!“, dann begann er die Kleidung mit den Zähnen zu öffnen. Ciel entwich ein wohliges Seufzen und er lehnte den Kopf zurück, um Sebastian Freiraum zu lassen. Da fuhren dann endlich die warmen Hände unter seine Stoffe und streichelten ihn. Ein leises Stöhnen erklang, als Stoff von Ciels Schultern rutschte.

„Ich sollte dich jetzt gleich ins Bett legen, die Nacht war lang… Du solltest ruhen.“

„Ich plane nicht auch nur eine Minute zu schlafen!“

„Das ist aber nicht gut für dich.“, neckte Sebastian und glitt mit seinen Händen über den Hintern. Seine Hände wurden weg geschlagen bevor Ciel sich regelrecht auf das Bett warf.

„Ich bin heute Nacht nicht zu Spielchen aufgelegt, also komm zur Sache.“

„Sehr wohl, junger Herr!“, grinste der Butler und entledigte sich seiner Kleidung, wo bereits eine stattliche Männlichkeit auf Ciel wartete. Mit dieser legte er sich erst einmal nur auf den Kleineren um ihn sie deutlich spüren zu lassen. „Ich nämlich auch nicht!“
 

Der nächste Morgen grüßte Ciel mit Schmerz, der durch seine geschundenen Glieder zuckte. „Uhhh…“ Da zupften bereits zarte Lippen an seinem Hals und verwöhnten ihn mit Liebkosungen. „Mhh…Was hast du alles mit mir angestellt?“ Viele kleine Perversitäten wurden Ciel nun ins Ohr geflüstert, auch wenn im krassen Gegensatz dazu, die Zärtlichkeiten nicht aufhörten. Ohne Scham antwortete Ciel daraufhin: „Ja, so fühlt sich mein Körper auch an.“

„Viel besser gefällt mir, dass du deinen Spaß daran hattest.“, grinste Sebastian und zog ihn an seine Brust.

„Scheinbar zu viel Spaß.“

„Man kann nie genug Spaß haben!“, verkündete der Ältere und streichelte nun Ciels Rücken. Wohlig seufzend lehnte der Earl sich an ihn.

„Doch, wenn man am Vorabend in der Stimmung für rauen Sex und Schmerzen ist und am nächsten Morgen Schmerzen hat und nicht mehr die Stimmung dafür.“

„Ich kann dich ja gesund küssen.“, raunte es verspielt zurück.

„Und was tust du gegen meine schmerzenden Muskeln?“

„Ich hab dir noch immer keinen Masseur besorgt, oder?“, erwiderte Sebastian lediglich, bevor er richtig antworten würde.

Ciel gluckste und drückte das Gesicht gegen Sebastians Brust. „Das hast du wirklich nicht.“

„Werde ich auch nicht!“, bestimmte der Ältere. „Deshalb werde ich es auch selbst tun.“

„…Jetzt?“

„Nein Übermorgen, wenn wir zu Hause sind. Schließlich habe ich weder Öle, noch die entsprechende Liege hier.“, erklärte Sebastian.

„Und wie soll ich dann bitte die Fahrt überleben??“

„Auf meinem Schoß?!“

„Der ist aber auch ab und an ziemlich…hart.“

„Der wird sich gedulden, bis wir zu Hause sind.“, versicherte der Butler, ohne sein Streicheln zu unterbrechen.

„Dennoch…die Bewegungen der Kutsche werden mir recht schädlich sein.“

„Das sollte ich natürlich nicht zulassen?“

„Es wäre schändlich, würdest du es tun!“

„Da muss ich mal überlegen…“

„Sebastian!“

Der Teufel lachte und drehte Ciel bereits auf den Bauch. „Sag lieb bitte!“

Laut knirschte der Earl mit den Zähnen, da er, stolz wie er war, es hasste betteln zu müssen. „…Dafür werde ich dich erwürgen…bitte…“ Nun strahlte der Ältere und begann mit einer zärtlichen Massage, die mehrere Stunden dauerte.
 

Die Vorhänge der Kutsche waren fest zugezogen, sodass niemand sah, wie es sich ein Earl auf dem Schoß seines Butlers bequem machte. „Der Bestatter des Städtchens wird die nächsten Tage immens viel zu tun haben.“

„Es wird ihm gut tun, er hatte die letzte Zeit gar kein Einkommen.“

Ciel nickte zustimmend und lehnte sich dann nachdenklich an seinen Teufel. „Alles ok?“, wurde er nach einer Weile gefragt.

„Ja, mir ist nur gerade etwas durch den Kopf gegangen.“

„Und das wäre?“, fragte der Butler ruhig nach.

„Wäre ich ein Anderer, hätte ich sicher Mitleid mit den Bewohnern der Ortschaft. Würde die Sterbenden bedauern und den Überlebenden mein Mitgefühl senden, Doch mir sind sie gleich.“

„Das ist nicht besorgniserregend.“, wurde dem Earl liebevoll versichert.

„Ein Teufel kann das beurteilen?“ zweifelte Ciel seine Meinung an.

„Natürlich, schließlich kenne ich alle Niederträchtigkeiten der Menschen und weiß auch, dass die meisten anderen Menschen genau so denken.“

„Dann bin ich gar nicht so anders?“

„Was diese Gefühle betrifft, nicht. Sonst bist du etwas besonders!“

„…Schmeichler.“

Zur Antwort erhielt der Earl lediglich einen langen Kuss. „Du hast den Auftrag hervorragend gemeistert, wesentlich besser als ich!“

Ciel schnaubte. „Weil ich mich von so einem abscheulichen Zauber nicht habe beeinflussen lassen? Im Endeffekt ist eigener Zauber gegen sie gewandt worden.“

„Ich bin dennoch stolz auf dich!“

„Hör auf mir Honig um den Mund zu schmieren, das ist ja widerlich!“

„Dann sollten wir uns auf zu Hause vorbereiten.“, entschied Sebastian, der bereits erahnen konnte, was geschehen war.

„Eine kluge Idee. Ich weiß auch schon, was ich gedenke zu tun“ erklärte Ciel, ohne seinen Platzt auf Sebastians Schoß aufzugeben.

„So?“, fragte der Ältere mit einem besserwisserischem Unterton.

„Ja, dieser Auftrag hat es mir gezeigt. Bei den übernatürlichen Fällen und auch bei den Anderen, bist du meine Waffe, meine Spielfigur. Damit ich dich richtig einsetzten kann muss ich mehr über das wissen, was uns begegnen kann. Vier Jahre nur durch Erfahrungen lernen war da eindeutig nicht genug.“

„Die Bibliothek steht dir jederzeit offen bei deinen Studien.“, versicherte der Butler.

„Die obere oder die untere Bibliothek?“ spielte Ciel mit einem Grinsen auf die verborgenen Keller der Phantomhives an.

„Die Untere.“, erklärte Sebastian, nachdem er daran dachte, dass die Obere aufgrund ihres unfähigen Hauspersonals kurz vor ihrer Abreise teilweise abgebrannt war.

„Gut, ich bin sicher, dass ich auf dich zurückgreifen kann, wenn ich etwas nicht verstehe.“

„Natürlich.“ Ciel wurde noch ein wenig näher gezogen. „Die Reise ist lang und Lizzy wird deine volle Aufmerksamkeit fordern, wenn du nach Hause kommst. Schlaf noch ein wenig.“ Ciel wunderte sich schon gar nicht mehr, wie Sebastians Worte sofort den gewünschten Effekt erzielten.

Als Sebastian dann vom Kutscher die Information bekam, dass sie bald die Villa des Earls erreichten, begann er diesen mit kleinen Bissen ins Ohr zu wecken. „Hm?“

„Wir sind jetzt zu Hause.“, wurde ihm leise erklärt um ihn richtig erwachen zu lassen.

„Schon?“

„Gut geschlafen?“, erwiderte Sebastian lediglich und wischte sich Ciels Sabber von der Brust.

„Ja, obwohl ich nicht einmal bemerkt hatte, dass ich müde war.“

„Dann war es auch nötig.“ Ciel erhielt einen liebevollen Kuss.

Kaum war dieser dann aber vorbei sah der Earl seinen Butler erwartend an. „Bin ich präsentabel?“ Mit ernster Miene wurde ihm durchs Haar gestrichen und seine Kleidung gerichtet.

„Alles ist so, wie es soll.“

„Wie es sich für Earl Phantomhive gehört.“

Sebastian nickte und die Kutsche hielt. Nun rutschte Ciel endgültig von seinem Schoß, damit der Butler die Wagentür öffnen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Allmacht
2012-12-28T16:59:37+00:00 28.12.2012 17:59
Erst ein eifersüchtiger Butler, dann ein eifersüchtiger Ciel. *lach*
Nicht schlecht. Doch irgendwie finde ich es jetzt schade, dass wohl Lizzy bald mit von der Partie ist.

lg


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