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Zwielichtbande- Küss mich

ItachixSasuke
von

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im Keller

>Wie lange ich schon an diesem Ort?

Ich weiß es nicht genau.

Ich weiß nur, dass mein Bart

mir schon reicht bis an die Brust.

Ich weiß nur, dass ich dürr und krank,

und ständig Husten muss!<

Schandmaul- Die Tür in mir
 

Verzweifelt hämmerte er mit bloßen Händen gegen die schwere Metalltür.

„Lasst mich hier raus!“, brüllte er immer wieder.
 

Er hatte sich gewunden, versucht zu entkommen, sich gewehrt so gut er konnte... gebracht hatte es ihm nichts. Nun saß er hier -in einem düsteren Kellerloch mit einem winzigen Fenster, durch das er sich nicht mal hätte zwängen können, wäre es nicht vergittert, und einer dicken Stahltür, die er nicht alleine würde öffnen können. Und selbst wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, dem geräumigen Kellerraum zu entfliehen, wären da noch diese Leute, die er vom Fenster aus sehen konnte und die ihn in sein Gefängnis gesperrt hatten. Gelacht, das hatten sie über ihn, sich schlapp gelacht über seine nutzlosen Versuche vor ihnen zu flüchten, sich loszureißen. Gelacht, weil sie doch so eindeutig in der Überzahl gewesen waren und er sich sicher gefühlt hatte nach der Verurteilung, so sicher, dass er seine Mutter beruhigt hatte, die ohne ihn nicht hatte einkaufen gehen wollen.

Hätte er es vorher gewusst hätte er ihr gehorcht, wäre nicht alleine gewesen. Sie hätten es nicht gewagt, ihn, den Sohn des Polizeichefs dieser Stadt, auch nur schief anzusehen nach allem, was passiert war. Keiner wäre auf die Idee gekommen Sasuke Uchiha zu entführen, solange der in Begleitung war. Aber er war alleine gewesen, nur deswegen hatten sie ihn verschleppen können.

Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein?, fragte er sich.

Er konnte nicht mehr begreifen, wieso er so leichtsinnig und naiv gewesen war zu glauben, nach der Verurteilung seines Ex-Freundes würde ihm nichts geschehen. Er hätte es wissen müssen, kannte ihn doch besser. Überall hatte der ältere Freunde gehabt, die nicht weniger kriminell waren als Itachi Mizu selbst, auch wenn Sasuke bis heute nicht wusste was Itachi überhaupt tat, womit er sein ganzes Geld verdiente.

Sasuke ließ sich auf den kühlen Steinboden fallen und hielt sich die Schulter.

Seit seiner Verletzung waren Monate vergangen, die Wunde war längst verheilt. Nun schmerzte sie wieder leicht, wie üblich, wenn er seinen Arm zu sehr belastete. Es war Itachis Schuld gewesen, diese Wunde. Sie war der Auslöser gewesen, der Fugaku Uchiha auch nach der Verurteilung Angst gemacht hatte. Er bat seine Frau, seinen Sohn zu betreuen, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Es ging gut, eine Weile ging es gut, bis Sasuke davon überzeugt gewesen war, das nichts mehr geschehen konnte. Er konnte seiner Mutter und seinem Vater, eigentlich niemandem, einen Vorwurf machen, das er nun hier in einem Keller verrotten würde. Es war seine eigene Schuld.
 

Der Jugendliche sah sich um in dem kleinen Raum, der nun sein Verlies war. Ein bequemes Bett war zu sehen, ein Schreibtisch, ein Nachttisch, ein Stuhl, ein Regal mit Büchern. Sasukes Lieblingsbüchern. Auf dem Tisch lag ein Zettel. ´Wenn du Hunger oder Durst hast oder aufs Klo musst, sag Bescheid´ stand darauf. Ihm war die Schrift nicht unbekannt, war es doch die von Itachis bestem Freund. Sasuke hatte diesen Kisame nur ein paar Mal gesehen, aber er hatte auf ihn nicht wie ein Verbrecher gewirkt, der ein Freudenhaus führte. Er hatte ihn als normalen Bürger kennen gelernt, als er noch nicht gewusst hatte, wer genau Itachi war. Nun hielt dieser Mann, den er für vornehm gehalten hatte, den er unheimlich fand, ihn gefangen. Für den 17jährigen spielte es keine Rolle, ob man sich um ihn kümmerte oder nicht, das hier war Freiheitsberaubung, sie hielten ihn fest gegen seinen Willen. Könnte er gehen würde er sofort seinem Vater alle nur irgend möglichen Gründe liefern, Kisame ebenfalls festzunehmen wie schon Itachi. Dabei hätte Sasuke noch vor einem Jahr alles daran gesetzt, Itachi zu schützen. Es war die Schuld des Mizu, nicht Sasukes. Itachi hatte es übertrieben, maßlos übertrieben und seine Quittung dafür bekommen, auch wenn es Sasuke nun nichts mehr brachte und eigentlich fast schon an Selbstschutz gegrenzt hatte, als er seinem Vater von Itachi erzählt hatte was er wusste. Sasuke selbst hatte damals mehrere Monate im Krankenhaus gelegen. Nun war es zu gut möglich, das Sasuke irgendwann in einem der Freudenhäuser landen würde, die Kisame leitete, oder das er hier so lange bleiben musste wie Itachi in Gefängnis saß. Der Jugendliche wusste es nicht. Er wusste nur, dass seine Eltern durchdrehen würden vor Sorge, und er wollte nur noch nach Hause, in sein eigenes Zimmer, nicht diesen Keller.
 

Dabei hatte alles harmlos angefangen, ganz harmlos. Sasuke wusste sogar noch genau, wie er Itachi begegnet war. Es war…

Uchiha Sasuke

>Ich sah Dich, wie gefielst Du mir- strahlend wie sonst keine.

Ich kam zu Dir und bat um Dich und so schnell warst Du meine.

Du wirktest wie die Sonne unter allen Sternen-

für Deine Liebe, Dein Begehr, wollte ich gern sterben.<

Letzte Instanz- die Eine
 

Es war das erste Mal, dass er die Schule schwänzte. Sasuke, 16 Jahre alt, konnte selbst kaum glauben was er da tat. Am Abend zuvor hatte sein Vater ihn noch zurecht gewiesen wegen einer schlechten Note in Englisch, und weil er sich die Ergebnisse des letzten Englischtests vorstellen konnte, die es an diesem Tag geben sollte, schwänzte er einfach. Wobei: ganz so einfach war es ihm nicht gefallen. Er wusste, dass er das nicht tun durfte. Wie oft hatte ihn sein Vater dafür gelobt, so selten zu fehlen und nie zu schwänzen? Wie oft gemeint, Sasuke würde ihm ein würdiger Nachfolger sein und irgendwann wie Fugaku selbst die Polizei leiten? Der Jugendliche wusste es nicht, aber er wusste auch noch nicht, ob er wirklich irgendwann zur Polizei gehen wollte. Nur weil sein Vater ihm das sagte würde er es nicht tun. Was sollte er schon mit einem Beruf, der nicht zu ihm passte und den er nicht mochte? Genau, gar nichts. Was er aber stattdessen machen wollte wusste er auch noch nicht. In zwei Jahren würde er seinen Abschluss machen und theoretisch auch studieren können, würde er diese blöde Fremdsprache endlich in seinen Kopf kriegen. Dabei war es weniger das Verständnis als die Grammatik, die ihm Probleme bereitete, und trotz der ganzen Lernerei kam er damit kein bisschen besser voran.

Vielleicht sollte ich mit Sakura lernen, dachte er unwillig.

Das Mädchen mit den rosa gefärbten Haaren ging in seine Klasse und war genauso gut wie er in allem- nur in Englisch war sie besser als er, aber das war bei seinen schlechten Grammatikkenntnissen kein Wunder. Viele waren da besser als er. Aber Sakura hatte es sich in den Kopf gesetzt unbedingt mit ihm zusammen zu kommen. Sicher, er sah gut aus, schrieb in fast jedem Fach gute Noten und war sogar in Selbstverteidigungskursen gewesen –auf Wunsch seines Vaters natürlich-, aber war das denn Grund genug, jemanden jeden einzelnen Schultag nach einem Date zu fragen? Nein, ganz sicher nicht. Viele Mädchen schienen für ihn zu schwärmen, ab und an wurde er auch angesprochen, aber keine war so aufdringlich wie Sakura Haruno. Allerdings musste Sasuke zugeben, dass es auch schon mal schlimmer gewesen war, als Ino Yamanaka wie ihre beste Freundin Sakura geglaubt hatte, ihn zu lieben. Zu Sasukes Glück war sie dann mit Shikamaru Nara zusammengekommen, der wie die beiden Mädchen in Sasukes Klasse ging. So war Sasuke wenigstens eine Nervensäge los geworden.

Er schüttelte den Kopf.

Nein, er konnte nicht mit Sakura reden. Sie würde ihm zwar helfen, sicher, aber auch ihr Treffen, das dem Lernen dienen sollte, als Date auffassen. Der Uchiha wollte ihr da keine Hoffnungen machen, nicht nur, weil sie dann womöglich noch nerviger wurde. Sie war eigentlich schon ganz okay, fand er, solange sie nicht nach einem Date fragte oder ihn halbwegs ansabberte. Das Mädchen gab sich mittlerweile sogar ein bisschen Mühe, nett zu Sasukes bestem Freund, Naruto Uzumaki zu sein, aber das wohl auch nur, weil Sasuke sie ihrer herunterputzenden Art wegen eine ganze Weile nicht beachtet hatte und sie dann verstand, das sie ihre Hoffnungen begraben konnte, würde sie weiter Naruto fertig machen, der ihr seinerseits hinterhersabberte.

Abwesend starrte Sasuke in seine Teetasse. Wieso dachte er überhaupt über das alles nach? Wenigstens heute brauchte er sich keine Gedanken darum zu machen was in der Schule abging, wie der blöde Test ausfiel. Es ging ihn nichts an, ließ ihn kalt. Heute war er frei. Vielleicht würde er nachher noch zu Naruto gehen, nach Schulschluss, und so tun als wären die beiden zusammen nach Hause gelaufen. Er konnte den Blondschopf einfach irgendwo abpassen, nicht in der Nähe der Schule natürlich, und ihn zu einer Notlüge überreden. Andererseits… was würde ihm diese Notlüge einbringen? Gar nichts, er brauchte eine Entschuldigung. Von jemandem, der für ihn verantwortlich war. Mist. Der Hausarzt seiner Eltern schrieb niemanden einfach so krank. Sein Vater würde ihn nicht entschuldigen. Die Schule wollte aber wissen, wieso er fehlte. Unentschuldigte Fehlstunden, das ging nicht. Würde die sein Vater sehen gab es richtigen Ärger, wahrscheinlich so schlimmen wie noch nie zuvor. Und wenn er einfach nach Hause ging und seiner Mutter sagte, ihm wäre schlecht? Dann würde sie ihn sicher entschuldigen. Noch war es früh, der Unterricht hatte erst vor einer halben Stunde begonnen. Sasuke könnte in zehn Minuten zuhause sein und sagen, er habe sich auf dem Schulweg übergeben. Sie würde ihm glauben.

Wahrscheinlich sollte ich genau das machen, dachte er. Heimgehen und eine Ausrede vorbringen, die nicht nachweisbar ist.

Er würde einfach aufstehen, das kleine Café verlassen und nach Hause gehen, seiner Mutter sagen, ihm ginge es nicht gut, sich ins Bett legen und ausruhen und dann vielleicht noch etwas Englisch lernen, damit er im nächsten Test nicht mehr durchfiel. Irgendwie musste er doch diese blöde Grammatik in seinen Kopf bekommen können! Entschlossen schob er den Stuhl zurück, stand auf und schnappte seine Schultasche. Er nickte noch einer Angestellten zu und verließ ungehindert das Café. Es gehörte seiner Tante, da hatte er das Glück und musste nicht bezahlen. Die Angestellten wussten es, und wahrscheinlich würde es bald Gerede geben weil er zu Leichtsinnig gewesen war und morgens zur Unterrichtszeit in einem Café gesessen hatte. Daran hätte er denken müssen.

Egal, fand er. Es ist ja doch nicht zu ändern.

Sasuke hatte nur einen Tee getrunken und sah immer ein wenig zu blass aus, da konnte er gut behaupten den Tee getrunken zu haben um den Heimweg zu schaffen. Wenn er Glück hatte bekam sein Vater auch gar nichts mit von seiner geplanten Schwänzerei, die sich zu einer Krankmacherei entwickelte.
 

Die Straßen waren wie leergefegt als sich der schwarzhaarige Teenager auf den Heimweg machte. Die meisten Erwachsenen waren schon auf der Arbeit, die Kinder und Jugendlichen in der Schule. Es war angenehm ruhig, wie Sasuke fand. Er liebte die Ruhe. Das Gedränge der Menschenmassen konnte er nicht ausstehen, weswegen er auch selten die Straßenbahn oder einen der Busse nahm, die von der Schule bis in die Straße seines Elternhauses fuhren. Er ging lieber zu Fuß als sich in eine vollgestopfte Bahn zu drängen. Dabei konnte er auch gut nachdenken, nachdenken über das, was aus ihm wohl werden würde. Würde er zur Polizei gehen, wie es sein Vater von ihm verlangte? Wahrscheinlich. Als einziger Sohn musste er den Erwartungen versuchen, möglichst nahe zu kommen. Andererseits wäre sein Vater sicherlich auch dafür, das Sasuke später eine Frau fand, die Fugaku Enkel schenkte, und Sasuke war sich nicht sicher ob er jemanden finden konnte, der es nicht nur auf sein Aussehen absah und nicht so oberflächlich war wie Sakura. Dann konnte er eigentlich die Erwartungen, die sein Vater an ihn stellte, gleich begraben. Aber was sollte er dann machen? Studieren? Wenn ja, was? Und wollte er das überhaupt? Wenn nicht, was dann werden wenn nicht Polizist? Sasuke war sich unsicher. Bis er auf die Oberstufe versetzt worden war hatte er immer wie sein Papa Polizist werden wollen, aber nun dachte er nach. Und diese Nachdenkerei verwirrte ihn, weil er einfach zu keinem Ergebnis kam. Sollte er Arzt werden, in die Medizin gehen? Ihm graute es vor dem Wissen, an lebenden Menschen herumsägen zu müssen. Richter? Die meisten Straftäter könnte er nicht so bestrafen, wie sie es verdienten. Verkäufer? Er konnte nicht mal handeln. Handwerker? Sein Vater würde durchdrehen, würde er eine einfache Lehre machen mit seinen Möglichkeiten.

Sasuke achtete nicht mehr auf seine Umgebung, war wieder abgedriftet in seine eigene Welt.

Vielleicht sollte ich ja doch Polizist werden, grübelte er grade, als er um eine Ecke bog, gegen etwas lief und hinfiel.

Wo war er denn nur mit seinen Gedanken? Der Jugendliche sah kopfschüttelnd auf und bemerkte, das er wenigstens gegen keine fest angebrachten Hindernisse wie einen Automaten oder Laternenpfahl gelaufen war, was noch viel peinlicher gewesen wäre als der Zusammenstoß mit dem schwarzhaarigen Mann, der ihn so distanziert ansah, das Sasuke von seinem Blick eine Gänsehaut bekam. Der Mann trug einen sichtlich teuren schwarzen Anzug und wurde von zwei ebenfalls anzugtragenden Männern begleitet, die auf den Jugendlichen einen eher grobschlächtigen Eindruck machten. Sie sahen ihn so düster an als habe er grade einen Kaiser umgerannt, und nun packte ihn auch noch einer der beiden dunkelhaarigen Kerle am Kragen seiner Schuluniform und zerrte ihn grob auf die Beine.

„Was fällt dir ein, Herrn Mizu einfach so anzurempeln, hä? Besitzt nicht mal den Mumm, dich zu entschuldigen!“

Sasuke machte sich auf das Schlimmste gefasst- dass diese Kerle ihn einfach in irgendeine Seitengasse zerren und verprügeln wollten- und wollte sich zur Wehr setzen, als der Mann ihn wieder herunterließ. Erst als der Jugendliche wieder festen Boden unter den Füßen hatte sah er, das der schwarzhaarige Mann, wohl Herr Mizu, eine schmale Hand auf die Schulter seines Begleiters gelegt hatte.

„Lass ihn. Wir sind nicht hier, um Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, Gozu.“

Der Mann namens Gozu trat widerwillig einen Schritt zurück, während sich der Blick Herrn Mizus auf Sasuke legte. Die tiefschwarzen Augen des anderen wirkten seltsam leer, was Sasuke nur frösteln ließ.

„Ich entschuldige mich für Gozu. Er kann einen harmlosen nicht immer von einem gefährlichen Menschen unterscheiden.“

Der Schüler nickte nur schlicht, verbeugte sich und wollte grade gehen, als ihn der vornehme Herr erneut ansprach, nach seinem Namen fragte.

„Sasuke“, antwortete der Junge. „Sasuke Uchiha.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen verbeugte sich Herr Mizu leicht vor ihm. „Mizu Itachi. Erfreut, dich kennen zu lernen, Sasuke.“

Verwirrt blieb Sasuke stehen.

Was sollte das denn jetzt?

„Du bist nicht auf dem Weg zur Schule, oder?“

Leicht verunsichert nickte der Jugendliche, sah dabei zu Herrn Mizu, der einen nachdenklichen Blick über die Schulter auf einen teuren schwarzen Wagen warf.

„Wenn du möchtest bringe ich dich gleich nach Hause. Zur Entschädigung für die ruinierte Schuluniform.“

Verwirrt besah sich der Uchiha die Uniform, tastete über den Kragen, der eingerissen war. Sasuke hatte es gar nicht bemerkt.

Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, vielen Dank für Ihr Angebot, aber ich hab es nicht weit.“

Gozu und der andere Mann traten vor. Herr Mizu winkte sie zurück wie ein paar Schoßhunde. Er lächelte.

„Du bist ein kluger Junge. Nun, das musst du selbst wissen.“

Überheblich, so wirkte dieser Mizu auf Sasuke. So, als würde der Mann es mit einem Kind zu tun haben, redete er mit ihm, und es machte den Uchiha sauer. Hätten seine Eltern nicht solch großen Wert auf seine Erziehung und Höflichkeit gelegt hätte er wohl versucht, diesen Mizu eine Lektion zu verpassen, trotz der beiden Männer an der Seite des schwarzhaarigen. Er war doch kein kleines Kind mehr!

„Genau, das muss ich selbst wissen“, meinte Sasuke dann so höflich, wie er konnte. „Und jetzt muss ich leider weiter. Einen schönen Tag noch, Herr Mizu.“

Damit verbeugte er sich und ging einfach an seinem Gegenüber vorbei. Noch als er eine Straße überquerte spürte er ein Kribbeln im Nacken und war sich sicher, dass dieser feine Herr ihm nachsah. Wieso, das wusste er aber nicht.
 

Zuhause angekommen war er grade auf dem Weg in sein Zimmer, als ihm seine Mutter begegnete. Sie trug einen leeren Wäschekorb und sah ihn erstaunt an.

„Nanu? Du bist schon zurück?“, fragte sie.

Er nickte nur und lehnte sich an die Wand. Nun musste er sich wirklich Mühe geben krank zu wirken, so, als wäre ihm übel, und wenn er an diesen Mann von eben dachte, vor allem an dessen Begleiter, dann wurde ihm das sogar.

„Mir ist übel, Mama“, sagte er leise.

Sofort stellte sie ihren Korb ab und ging zu ihm, nahm ihn in den Arm und drückte ihn an sich. Er konnte ihr Parfum riechen, irgendwie blumig, sowas konnte er nicht beschreiben. Es war einfach angenehm, und genauso angenehm fand er ihre Umarmung. Zu dumm nur, dass sie so auch den Riss am Kragen seiner Schuluniform bemerkte. Wirklich sehr aufmerksam, das war Mikoto Uchiha.

„Was ist passiert?“, wollte sie wissen.

Er zuckte mit den Schultern und erzählte ihr vom Mizu, dem er auf dem Heimweg begegnet sei, nachdem er sich irgendwo übergeben und zur Beruhigung des Magens im Café seiner Tante Tee getrunken habe. Besorgt strich ihm seine Mutter nach seinem Bericht durchs Haar.

„Leg dich ins Bett, Sasuke. Ich rufe nur schnell in der Schule an und bringe dir einen neuen Tee“, ordnete sie an.

Gehorsam nickte er und ging in sein Zimmer, entledigte sich der Schuluniform, warf sie dann achtlos auf den Boden und sich aufs Bett.

Ruhe. Einfache, wunderbare Ruhe.
 


 

„Boa, hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie Sakura rumgeheult hat als du gestern nicht in der Schule warst?“

Narutos Schweigen riss Sasuke aus seinen Gedanken.

„Hä?“, fragte er und stocherte abwesend mit den Essstäbchen in seiner Nudelsuppe herum.

Naruto hatte ihn diesmal sogar eingeladen. Wahrscheinlich hatte er bei seiner Mutter so lange gebettelt, bis sie ihm Geld gegeben hatte, damit ihr Sohn mit seinem besten Freund nicht in der schulischen Cafeteria, sondern im nahegelegenen Imbiss essen konnte. Mal wieder. Es war alles andere als ungewöhnlich das Naruto dort aß, aber selten lud er Sasuke auch ein, der sich meistens Bentos von Zuhause mitbrachte.

„Ich hab dich gefragt, ob ich dir schon erzählt hab wie Sakura rumgeheult hat- weil du nicht da warst, Idiot“, wiederholte Naruto grummelnd und stopfte sich gleich die nächste Ladung Nudelsuppe in den Mund.

„Schon drei Mal“, antwortete der Uchiha gelangweilt und legte seine Essstäbchen beiseite. „Und ein viertes Mal kannst du es mir nicht erzählen, weil du dafür keine Zeit hast. Wir müssen zurück in die Schule.“

Sich beim Verkäufer verabschiedend folgte Naruto Sasuke aus dem Imbiss. Der schwarzhaarige ignorierte das Gejammere der blöden Nudelsuppe wegen und beeilte sich lieber, pünktlich in den Unterricht zu kommen.

„Boa ey, was hast du´s so eilig, hä? Der Kerl kommt doch eh zu spät“, nörgelte Naruto, als sie in ihre Schulschuhe schlüpften und zum Klassenzimmer rannten.

„Nur weil er keine Uhr im Kopf hat müssen wir nicht auch noch mit dem Zuspätkommen anfangen“, wies Sasuke den Blondschopf zurecht.

Im Klassenzimmer angekommen gingen sie sofort zu ihren Plätzen und ließen sich auf ihre Stühle fallen. Arrogant grinste Sasuke Naruto an, der sich die Seite hielt und um Luft rang.

„Na, Idiot? Sag bloß, das bisschen macht dich schon kaputt?“, stichelte er.

Naruto öffnete den Mund um etwas zu entgegnen, kam aber nicht mehr dazu, da in diesem Moment die Tür aufging und ein grauhaariger Mann den Raum betrat, so pünktlich wie selten.

„Guten Morgen“, grüßte er schlicht, schlug ein Lehrbuch auf und bat seine Klasse, die Aufgaben vom Vortag rauszusuchen.

Während Sasuke mit Naruto in dessen Ordner schaute, zischte ihm Naruto leise ein „Blödmann“ ins Ohr. Zumindest sollte es wohl leise sein, aber waren alle Augen auf die beiden gerichtet.

„Uzumaki?“, kam es ruhig von ihrem Lehrer.

Sofort sprang der angesprochene auf. „Ja, Herr Hatake?“

Sasuke grinste innerlich, als Herr Hatake Naruto fragte, wen er denn mit seiner Bemerkung gemeint hatte.

„Ähm, Sasuke, diesen Trottel, Herr Hatake“, stammelte der Blondschopf.

Den Kopf schüttelnd schickte der Lehrer ihn nach vorne an die Tafel, um Naruto dessen Ergebnisse der Hausarbeit anschreiben zu lassen. Unauffällig vertauschte der Blondschopf dabei sein Matheheft mit dem ihres Banknachbars Kiba, weil er seine Aufgaben nicht erledigt hatte. Es war nichts unübliches, und Sasuke wunderte sich nur noch, wenn Naruto seine Aufgaben mal selbst erledigte.

Mizu Itachi

>Erloschen in der Dunkelheit

such´ ich nach dem Licht

Tief unten, halb ertrunken,

raubt mir jeder Trieb die Sicht.<

L´ame Immortelle- auf deinen Schwingen
 

Eine Woche nach der Begegnung des Uchiha mit Itachi Mizu saß Sasuke mit Naruto im Café seiner Tante. Sie hatten sich zum Lernen verabredet und der schwarzhaarige wollte vorher eine Pause von Nudelsuppen und Schule haben. Seinen besten Freund hatte er einfach mitgenommen und dessen Gemeckere wie schon unzählige Male zuvor ignoriert. Naruto war dauernd am Nörgeln wenn sie nicht in seinen Lieblingsimbiss gingen, deswegen achtete Sasuke schon gar nicht mehr auf seine Proteste, wenn er nur einen Tee trinken wollte. Wenn sie danach zu Naruto gingen, der auch nicht weit vom Café entfernt wohnte, gab es dort ohnehin etwas zu Essen.

Sasuke erklärte Naruto grade, das sein Vater ihn erneut in einen Selbstverteidigungskurs gesteckt hatte, als jemand das Café betrat.

„Ey Sasuke, der Kerl da glotzt dich so komisch an“, zischte Naruto ihm zu.

Der Uchiha wusste es bereits, spürte Blicke auf sich und drehte sich um. Tiefschwarze Augen fixierten ihn, während Itachi Mizu auf ihn zuging als bemerke er die anderen belegten Tische nicht einmal. Beim Eingang standen Gozu und der andere Mann. Sie sahen ebenfalls zu Sasuke herüber.

„Na so ein Zufall“, lächelte Herr Mizu und verbeugte sich leicht. „Sasuke, wie geht’s dir denn?“

Sasuke zwang sich zu einer Erwiderung der Begrüßung.

„Ein seltsamer Zufall, Herr Mizu“, meinte er, als sich der Mann ungefragt zu ihm und Naruto an den Tisch setzte.

Erneut spürte er den durchdringenden Blick des älteren auf sich. „Du kannst mich Itachi nennen. Herr Mizu klingt so alt.“

„Und wer sind Sie bitte?“, murrte Naruto.

Ihm war dieser Mann, Itachi Mizu, nicht geheuer, das konnte Sasuke seinem besten Freund ansehen- und er konnte es verstehen. Irgendwie kam es ihm nicht so vor, als wäre das Auftauchen des Mannes Zufall. Etwas kam ihm komisch vor, aber wahrscheinlich wurde er nur paranoid.

„Ein Bekannter von Sasuke“, meinte Itachi.

„Ich hab ihn nur einmal versehentlich angerempelt“, erklärte Sasuke.

Die beiden sahen sich an. Naruto schüttelte den Kopf.

„Eigentlich wollte ich nur wissen ob es dir besser geht“, kam es über die schmalen Lippen des Mizu. „Ich glaube, dir ging es nicht gut, oder?“

„Ach so“, begriff Naruto. „Der Kerl ist dir begegnet als dir schlecht war und du nicht zur Schule konntest, oder?“

Sasuke nickte nur. Was ging es diesen Itachi an, wie er sich fühlte oder was er gehabt hatte oder nicht?

Itachi nickte. „Das dachte ich mir, du sahst leichenblass aus. Ich würde mich wirklich gerne ausreichend entschuldigen, wenn du erlaubst, Sasuke. Gozu war dir gegenüber wirklich ungehobelt.“

Der Uchiha schüttelte den Kopf und erhob sich. „Danke, aber das ist schon in Ordnung. Ich hätte besser auf meine Umgebung achten sollen. Verzeihen Sie, Itachi, aber Naruto und ich müssen jetzt zu ihm nach Hause und für die Schule lernen.“

Damit verbeugte er sich und griff nach seiner Schultasche. Ungelenk tat Naruto es ihm gleich und gemeinsam verließen sie das Café. Sasuke glaubte, die Blicke des Mannes in seinem Nacken zu spüren. Er tat es als Unsinn ab. Was sollte dieser Itachi schon von ihm wollen?
 


 

Es war spät abends, als Sasuke von seinem Selbstverteidigungskurs nach Hause ging. Das Lernen mit Naruto in der vergangenen Woche hatte dem Uchiha selbst nicht wirklich geholfen, eher Naruto, der seine Note in Mathematik grade so gerettet hatte. Der schwarzhaarige wunderte sich einzig darüber dass sein bester Freund noch eine drei abgestaubt hatte, aber nicht, dass er selbst beim letzten Englischtest wenige Tage nach ihrer Paukerei erneut durchgefallen war. Englisch war langweilig, einfach nur öd und fad, aber er würde es irgendwann sicher brauchen. Wieso konnte er nur sonst alles in seinen Kopf bekommen außer dieser verfluchten Grammatik?

Sasuke ärgerte sich wirklich über sein Testergebnis. Nicht wegen der Note an und für sich, aber für den Hausarrest, den sein Vater ihm aufgebrummt hatte, als der Jugendliche ihm gleich zwei Tests vorlegen musste und der eine genauso wie der andere eine fünf war. In Fugakus Augen einfach nur eine Schande, und nun musste Sasuke zu allem Übel nicht nur den Selbstverteidigungskurs, sondern auch bei seinem Cousin eine Art Nachhilfskurs besuchen. Es war grade für den sonst so guten Schüler einfach nur bitter und ein bisschen erniedrigend, sich die Wochenenden bei seinem Cousin Shisui herumschlagen zu müssen, solange der nicht bei der Polizei arbeitete, und dort Englisch bis zum Erbrechen zu lernen, und noch schlimmer war es, das all das rumsitzen und Grammatik durchgehen überhaupt gar nichts brachten. Sasuke selbst sah da jedenfalls keine Unterschiede, auch wenn Shisui ihm bei jedem bisschen lobte und versuchte, ihm das Lernen so leicht wie möglich zu machen.

Die Wochenenden, fand Sasuke, gehörten eigentlich ihm, ihm ganz allein und seinen Freunden. Nun sah er diese einzig in der Schule. Es war ein Albtraum für den Jungen, zuhause festzusitzen weil er ein bisschen Grammatik einfach nicht beherrschte. Er kam sich unheimlich dumm vor, am nächsten Tag wieder zu Shisui gehen und diesem und sich selbst einige Stunden sinnlose Grammatikübungen zuzumuten. Am liebsten würde er einfach nicht hingehen, aber die Eltern seines Cousins, bei denen dieser lebte, würden Fugaku sofort brühwarm auftischen das sein Sohn den Nachhilfeunterricht schwänzte. Sasuke würde wieder unsinniger Weise versuchen müssen, hinter die Englische Grammatik zu kommen.

Sasuke lief an einer Bar vorbei, die auf seinem Heimweg lag. Eine Gruppe Männer stand vor dem Eingang, zwei etwas abseits. Der Uchiha bemerkte sie erst, als sie ihn anrempelten.

„Ey, suchst du Streit, ha?“, brummte einer der beiden, als habe Sasuke ihn angerempelt und nicht er Sasuke.

„Nein, ich-…“, wollte Sasuke ihn beschwichtigen, da unterbrach ihn der andere Mann.

„Willst du etwa bestreiten, das du ihn angerempelt hast, hm? Na los, entschuldige dich!“

Mit diesen Worten packte der kräftig gebaute Mann den Uchiha am Kragen und drückte ihn an eine Hauswand. Sasuke versuchte sich loszureißen, aber der andere Kerl packte seinen Arm und zerrte ihn mit seinem Begleiter in eine Seitengasse neben der Bar. Der Jugendliche fand sich wenig später an eine Mauer gedrückt wieder.

„Weißt du, was wir mit so vorlauten Bengeln wie dir machen?“, zischte ihm einer der beiden ins Ohr.

Sasuke wurde übel und er zitterte. Fort waren alle Erinnerungen an die Techniken der Selbstverteidigung, die er lernen musste, und selbst wenn er sich noch erinnern könnte wusste er doch, dass er gegen zwei Männer kaum eine Chance hatte, nicht, wenn sie so kräftig waren wie diese beiden. Eine grobe Hand packte seinen Oberschenkel.

„Willst du´s nicht wissen, du Flittchen?“

„Lassen Sie mich bitte los“, würgte Sasuke panisch hervor.

„Wieso sollten wir das?“, fragte der Mann hämisch, der ihn nicht fest hielt.

Dann stolperte er scheinbar und sackte, einen seltsamen Laut ausstoßend, zu Boden. Er bewegte sich nicht mehr, als Sasuke die drei Gestalten bemerkte, die hinter dem Mann standen und dem Jugendlichen bekannt vorkamen.

„Weil Sie es bereuen könnten, dem Jungen auch nur ein weiteres Haar zu krümmen“, drang die eisige Stimme Itachi Mizus an seine Ohren. „Gozu, Meizu, zeigt dem Herrn, was passiert, wenn man zu weit geht und meine Freunde bedroht.“

Sasuke konnte den Mann nur ansehen, der ihm soeben geholfen hatte. Er bemerkte nicht, wie die beiden bulligen Leibwächter des Mizu den verbliebenen Mann fort zerrten, bemerkte nicht, wie er auf das Kopfsteinpflaster der Straße sank. Itachi ansehen war alles, was er konnte. Noch immer bebte er am ganzen Leib, Nachwirkung des Zwischenfalls, und wusste weder ein noch aus. Itachi half ihm insofern, das er auf den vollkommen verwirrten Jungen zuging und sich zu ihm hockte. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Schulter des Jugendlichen.

„Alles okay mit dir, Sasuke?“, wollte er wissen.

Ruhig klang seine Stimme, ruhig und warm, fürsorglich, besorgt. Warm, einfach warm und Schutz bietend. Sasuke schlang seine Arme um den Hals des Mizu und schluchzte leise auf.

„Pscht“, machte Itachi. „Alles ist okay, Sasuke. Ich bin hier und passe auf dich auf.“
 

Es dauerte einige Zeit bis Sasuke sich beruhigt hatte, aber diese Zeit besaß Itachi. Er genoss es, den Jungen im Arm halten und trösten zu können, und er war guter Dinge, als Sasuke diesmal auf sein Angebot, ihn heim zu fahren, einging. Sasuke bemerkte es nicht, bemerkte selbst nicht einmal, wie er sich schutzsuchend an Itachi hielt und einfach tat, was dieser für das Beste hielt. Er hatte Angst, erneut überfallen zu werden, und Itachi bot ihm Schutz, den Schutz der beiden Männer, die ihn wie einen Schatten begleiteten. Es fiel dem schwarzhaarigen Teenager nicht schwer in den teuren Wagen einzusteigen, sich auf dem Rücksitz neben Itachi nieder zu lassen und dem fahrenden Gozu den Weg zu sagen. Als sie schließlich vor Sasukes Elternhaus hielten fragte Itachi Sasuke, ob sie nicht mal miteinander reden könnten, in einem Café vielleicht.

„Morgen hätte ich Zeit“, antwortete Sasuke peinlich berührt ob seines vorigen Verhaltens.

„Dann hole ich dich morgen ab“, lächelte der Mizu.

Dieses Mal war es Sasuke, der Itachi hinterher sah, als das Auto fort fuhr. Ihm fiel auf, wie seltsam der feine Herr war, welches Interesse er an ihm besaß, und fragte sich, ob er nicht vielleicht einen Fehler beging. Er sollte doch zu Shisui gehen, musste dort Englisch lernen…

Egal, dachte Sasuke, während er abwesend auf sein Zuhause zu ging. Englisch lernen bringt ja doch nichts, da kann ich auch schwänzen.

Und am nächsten Tag stand Sasuke wartend vor der Haustür, seine Schultasche mit den Englischunterlagen eingepackt. Er hatte seinen Eltern nichts gesagt, nicht erwähnt, wieso seine Klamotten schmutzig gewesen waren und er blaue Flecke an den Oberarmen bekommen hatte. Zumindest seine Mutter hatte eben diese Blutergüsse gesehen, als sie ihn geweckt hatte. Sie hatte nicht nachgehackt. Vielleicht hatte sie auch nur nicht darauf geachtet, aber es war Sasuke egal. Ein bisschen war er gut gelaunt, trotz dass er wusste, welchen Ärger er bekommen würde wenn er abends heim kam. Er freute sich auf sein Treffen mit Itachi, war gespannt darauf, was dieser überhaupt von ihm wollte. Jemand wie Itachi gab sich nicht mit normalen Jugendlichen ab.

Sasukes Handy klingelte leise als der schwarze Luxuswagen vor fuhr, in dem er am Vorabend gesessen hatte. Der Uchiha warf einen kurzen Blick auf das Display seines Mobiltelefons. Er hatte eine SMS von Shisui bekommen.

`Tut mir leid, Sasuke, aber ich kann heute nicht mit dir lernen, muss arbeiten. Bis nächste Woche. Shisui`, stand darin.

Er lächelte.

Das war wirklich perfekt, fast wie geplant. Fugaku würde nichts dagegen einwenden können, das er sich zum Lernen mit jemand anderem verabredete- Sasuke würde ihm einfach sagen, er habe mit Herrn Mizu gelernt. Da fiel ihm sicher etwas ein, davon war er überzeugt, als er zum Auto lief und sich zu besagtem Herrn auf die Rückbank fallen ließ.

Itachi schenkte ihm ein freundliches Lächeln, das seine Augen erreichte.

Er sieht schön aus wenn er lächelt, fand Sasuke.

Er hatte den Mizu noch nie so lächeln gesehen. Aber so viel hatte er mit ihm auch nicht zu tun, eigentlich gar nichts.

„Wohin möchten Sie mit mir?“, fragte er ruhig, nachdem sie sich begrüßt hatten.

Itachi ging gar nicht auf seine Frage ein, wollte lieber wissen, ob Sasuke auch ja den Eltern von ihrer Verabredung erzählt hatte.

„Nein“, gestand Sasuke. „Die beiden hätten mich dann heute nicht aus dem Haus gelassen, weil ich Vaters Meinung nach erst bessere Englischnoten erreichen muss. Ich lerne eigentlich mit meinem Cousin, aber der muss heute arbeiten, dann kann ich doch wenigstens versuchen meine Schuld bei Ihnen einzulösen, Itachi.“

„Du bist mir nichts schuldig“, entgegnete Itachi. „Aber lass uns doch über deine Englischprobleme beim Essen reden. Ich kenne ein gutes Restaurant, es gefällt dir sicherlich.“

Sasuke stimmte ihm zu, war, das gab er auch innerlich zu, neugierig darauf, wohin ihn Itachi Mizu nun bringen würde.
 

Ein Nobelrestaurant; das war das erste, was Sasuke dazu einfiel.

Es war ein Restaurant mit separaten Räumen, die Kunden wurden von Geishas bedient und unterhalten. Sasuke war noch nie dort gewesen und sich auch nicht sicher, ob er in seinen gewöhnlichen Klamotten überhaupt neben Herrn Mizu sitzen sollte, wo jeder sehen konnte, das der Uchiha unpassend gekleidet war. Itachi schien das nicht zu stören, er winkte einer der Geishas und bestellte Sake und Dangos für sich und Sasuke. Dann wandte er sich an den Jugendlichen, der sich sichtlich unwohl fühlte. Der ältere lächelte Sasuke an.

„Ist dir das hier recht? Ich dachte, wir gehen in ein eher einfaches Restaurant.“

Sasuke beeilte sich, sich zu verbeugen und zu nicken. „Ja, Itachi, es ist sehr schön hier. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich nur angemessen angezogen.“

Sein Gegenüber winkte ab. „Du siehst gut aus, Sasuke. Mach dir keine Gedanken darüber ob du fein genug angezogen bist, es ist nicht ungewöhnlich, wenn man hier in Jeans auftaucht, zu manchen Leuten passen Anzüge einfach nicht. Aber nun zu deinem Englischproblem- kann ich dir da behilflich sein?“

Sasuke suchte seine Unterlagen aus der Tasche und reichte sie dem älteren. Beinahe andächtig blätterte Itachi den Ordner durch, bis die Geisha kam und ihnen Sake und Dangos servierte. Der Mizu schickte sie mit einer einfachen Geste fort.

„Die Grammatik, hm?“, wollte er wissen.

Sasuke nickte unsicher.

Er verstand nicht ganz, was das alles hier sollte, auch wenn er sich geschmeichelt fühlte. Wieso half Itachi ihm, führte ihn in ein Nobelrestaurant und wollte ihm nun wohl auch noch bei Englisch helfen? Das war unlogisch, sehr unlogisch. Sasuke fühlte sich ein wenig überfordert.

„Das ist auch nicht wirklich einfach“, sagte Itachi. „Aber schau mal, deine Grammatikprobleme sind nicht wirklich ausgeprägt. Mir fallen sie ehrlich gesagt nur in den Tests und Klausuren auf.“

Verwirrt, das war Sasuke. „Nur in den Tests?“, fragte er deshalb.

Itachi nickte. „Und ein paar kleinere Fehler auch so, aber sonst? Im Großen und Ganzen beherrscht du die Grammatik. Wenn du damit einverstanden bist helfe ich dir, auch mit den Prüfungssituationen zurecht zu kommen. Da hatte ich früher auch immer wahnsinnige Probleme.“

Sasuke wusste nicht, was er sagen sollte. Ganz und gar nicht. Das Angebot war einfach viel zu großzügig…

„Ich könnte auch vorher mit deinen Eltern darüber reden“, schlug der Mizu vor.

Nein, nicht mit Vater, dachte Sasuke.

Er kannte Fugaku gut genug, um zu wissen, dass er ohnehin schon Ärger bekommen würde, weil er nicht zuhause war. Andererseits konnte Itachi ihm vielleicht wirklich helfen…
 

Drei Tage später, an einem Dienstag, stellte Sasuke Itachi seinen Eltern vor. Fugaku war zwar sichtlich verstimmt, aber er erlaubte Sasuke, mit Itachi zu lernen.

Gute Noten, meinte er nur. Er wolle gute Noten sehen.

Die bekam er auch zu sehen, gleich beim nächsten Test, den Sasuke bestand- zwar nur knapp, aber immerhin. Itachi ließ ihn immerzu Tests schreiben und gab ihm dabei Tipps, die der Jugendliche auch umzusetzen wusste. So durfte Itachi Mizu Sasuke Uchiha weiterhin Nachhilfe geben und nebenbei den Jugendlichen umgarnen, der nicht wusste, was er von den Einladungen und all der Hilfe halten sollte, von Itachis Andeutungen zu seinem Aussehen. Er wusste es nicht, wusste nicht, wozu alles war, bis Itachi ihn erneut einlud, ins teuerste Restaurant der Stadt.

beängstigende Erklärungen

>So viele Dinge sind

Dir jetzt noch unverständlich.

Noch bist Du taub und blind

doch Du wirst sehen endlich<

ASP- Ich komm´ Dich holen
 

Sasuke saß auf seinem Bett als die Metalltür aufgerissen wurde. Kisame betrat den Raum gefolgt von den beiden Männern, die Sasuke wohl nie vergessen würde, auch wenn er ihnen bisher nur ein Mal begegnet war. Es waren die Männer, die ihn als frech bezeichnet hatten, die, von denen einer ihn angerempelt hatte vor einer Ewigkeit. Vor Itachis und Sasukes Beziehung. Dem Jugendlichen wurde übel als er sie sah, was ihn aber noch mehr schockierte war die Tatsache, dass sie den Hoshigaki flankierten wie eine Leibwache. Wie Gozu und Meizu, die Itachi geschützt hatten und später auch Sasuke bis zu dessen Verletzung, nach der er Itachi nicht mehr gesehen hatte.

Der Hoshigaki, einer von Itachis besten Freunden, wenn Sasuke sich recht erinnerte, bemerkte die Reaktion des Jugendlichen auf seine Begleitung.

„Ich glaube“, sagte er mit seinem typischen Grinsen. „du kennst meine beiden Aufpasser hier noch nicht. Das hier sind Iwana und Taiseki. Keine Sorge, sie tun dir nichts.“

„Ach wirklich?“, zischte Sasuke. „Genauso wenig wie damals, als sie mich in eine Gasse gezerrt haben und mir was antun wollten?“

Kisame sah ihn überrascht an. „Du warst das?“

„Was war ich?“, wollte Sasuke wissen.

Itachis Freund schüttelte den Kopf. „Wir werden uns später unterhalten. Die Polizei sucht dich überall wie verrückt, und wahrscheinlich werden sie auch bald vor meiner Tür stehen.“

Das will ich hoffen, dachte Sasuke grimmig.

„Damit dir nichts passiert und du uns nicht abhanden kommst bringen wir dich an einen sicheren Ort. Ich möchte dich bitten, dich ruhig zu verhalten. So gut es geht wollen wir dich unbeschadet und unbemerkt fort bringen, verstehst du?“

„Und wenn ich nicht hier weg will, hm? Lass mich doch einfach hier raus, Kisame, ich verrate auch nichts!“

Der Hüne seufzte und entblößte dabei die teuer vom Zahnarzt spitz gefeilten Zähne. „Das ist nicht möglich. Du bist mein Gast, Sasuke, dir wird es an nichts fehlen, aber es ist zu gefährlich, dich laufen zu lassen.“

„Wieso? Was soll mir schon passieren wenn ich nicht von euch überfallen werde?“ Sasuke war wütend, sehr wütend. Er sprang vom Bett, fegte einen Bücherstapel samt Nachttischlampe vom Tisch und starrte Kisame mordlustig an. „Was soll mir denn schon passieren? Das hier ist Freiheitsberaubung, Kisame, und wenn ich gefunden werde sorge ich dafür das du dir mit Itachi eine Zelle teilen kannst!“

„Damit du danach irgendwo tot in einer Mülltonne gefunden wirst oder einfach spurlos verschwindest? Willst du so sehr sterben? Dann geh jetzt und ich sage Itachi, das du mir entkommen und unseren Feinden in die Arme gelaufen bist.“

Kisame war bei seinen Worten nicht laut geworden, hatte normal gesprochen. Grade deswegen -weil sein Gegenüber ihn nicht angeschrien hatte, kaum Reaktion zeigte- beruhigte sich der Jugendliche, auch wenn er noch immer ziemlich sauer war.

„Was hab ich denn bitte mit eurem kriminellen Kram zu tun?“, fragte er sauer.

„Du willst mir nicht ernsthaft weismachen, dass du nicht mal auf die Idee gekommen bist?“ Kisame schüttelte den Kopf. „Alleine weil du mal mit Itachi zusammen warst und der noch immer total verrückt nach dir ist bist du in Gefahr. Erinner dich doch mal, wie es zu deinem Krankenhausaufenthalt kam.“

„Ich weiß doch nicht mal was er überhaupt Illegales treibt! Er hat doch keine Bordelle wie du, oder?“

Der Hüne seufzte und wies seine beiden Begleiter an, Sasuke herauszubringen.

„Wir werden später weiterreden“, meinte er an Sasuke gewandt. „Es ist sicherer für dich wenn du uns jetzt begleitest. Iwana und Taiseki hier werden dich zu Gozu und Meizu bringen. Die beiden werden dir dann weiter helfen. Solange du tust was wir sagen passiert dir nichts, verstehst du? Vielleicht können wir dich ja irgendwann gehen lassen.“

Damit machte Kisame auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Er blieb aber im Flur stehen und sah zu, wie Sasuke von den beiden Männern am Arm gepackt wurde -und wie grob seine Leibwächter dabei vorgingen.

„Seid doch netter zu ihm, er ist unser Gast und kein Gefangener. Ich will keine einzige Schramme an ihm sehen, verstanden?“, mahnte er die beiden

„Ja, Herr Hoshigaki“, antwortete einer der Männer.

Sasuke wehrte sich nicht mehr und ging einfach mit, ließ sich an zahlreichen verschwenderisch-protzig eingerichteten Räumen vorbei führen. Es würde ihm nichts bringen sich zu wehren, das wusste er nun. Und vielleicht hatte Kisame ja recht, vielleicht wäre es dumm nicht zu hören, so sehr Sasuke das alles auch störte. Nach drei Tagen verließ er nun erstmals wieder das Gebäude und wurde zu einem schwarzen Wagen geführt, der auf dem kleinen Hof vor dem Haus parkte. Er stieg ein, wie ihm geheißen wurde, schnallte sich an und sah aus der getönten Fensterscheibe.

Niemand wird mich von außen sehen können, erkannte er, als sich der Mann, der sich ihm als Taiseki vorstellte, auf den Sitz neben ihm fallen ließ und der andere den Wagen startete.

Dann wandte er den Blick ab und schaute stur auf die sauberen Schuhe, die am Morgen in seinem Zimmer gestanden hatten und er nun trug. Sasukes eigene Schuhe waren verschwunden, vielleicht entsorgt worden. Ein Stückchen Erinnerung fort, genau wie seine Klamotten. Irgendwie ein Stückchen Familie. Nun hatte er nur noch sich, würde sich auf Kisames Leute verlassen müssen und auf Gozu und Meizu. Vielleicht, so hoffte er es jedenfalls, würden ihm zumindest diese beiden erklären können, wieso Itachi jemanden scheinbar extra damit beauftragt hatte, ihn, Sasuke, zu bedrohen, nur damit der Mizu ihm dann helfen konnte. Der Uchiha verstand es jedenfalls nicht.
 


 

Das Haus, zu dem er gefahren wurde, war nicht sehr groß oder gar auffällig. Ein Außenstehender würde wohl nie vermuten dass man in einem schlichten Landhaus jemanden vor Feinden verbarg, aber Sasuke ahnte, dass dies wohl sein neuer Aufenthaltsort werden würde. Gozu und Meizu erwarteten ihn an der Haustür und wirkten nicht so, als wollten sie gleich mit ihm weiter fahren. Iwana bremste den Geländewagen ab und hielt nahe der kleinen Treppe, die zur Haustür führte. Itachis Aufpasser, wie dieser sie oft genannt hatte, öffneten Sasuke die Tür und grüßten ihn höflich, genauso höflich wie damals, als Sasuke sich noch nicht von Itachi getrennt hatte.

„Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Reise, Herr Uchiha“, meinte Meizu.

Der Junge zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Ob er überhaupt etwas sagen sollte.

„Wir haben diverse Vorkehrungen getroffen“, erklärte Gozu. „Deswegen wurde auch dieses Haus ausgewählt.“

Damit gingen sie eine schmale Holztreppe hinauf in das obere Stockwerk, dessen Boden im Flur aus Holz bestand. Meizu öffnete eine Schiebetür, die zu einem ebenso leer wirkenden Raum führte, dessen Boden mit Tatamimatten versehen war. Sasuke war noch nie in einem traditionellen japanischen Haus gewesen, alles kam ihm kahl vor. Einfach leer.

„Unter dieser Matte sind Schlafmatten, Sie werden sich sicher zurecht finden. Seien Sie nur dort vorne vorsichtig.“ Meizu wies auf die Tatamimatte in der rechten Zimmerecke. „Wenn Sie diese Matte entfernen befindet sich darunter eine Leiter. Sie ist eine direkte Verbindungsstelle in den Raum unter diesem. Sollte jemand bis zu Ihnen gelangen, können Sie sich so zeitig genug in Sicherheit bringen. Die Matten vor Fenstern und Türen sind alle mit Nachtigallenboden ausgestattet.“

Sasuke nickte. „Aber was bringt es mir, in den unteren Raum zu gelangen?“

„Dies ist eines der wenigen Häuser mit einem Keller, in dem man sich vor Angreifern verstecken kann. Niemand wird Sie dort finden. Das Versteck liegt im Raum unter uns.“

Sasuke ließ sich auf den Boden sinken. Auf einmal war er unsagbar erschöpft von seinem Versteckwechsel. Seine –eigentlich doch Itachis- Aufpasser fragten nicht, was los war; zumindest Meizu schien sich denken zu können, wie sehr dies alles den Jugendlichen auslaugte.

„Was wird hier eigentlich gespielt?“, fragte der Junge dann. „Wieso ist Itachi eigentlich so hinter mir her gewesen?“

„Herr Mizu ist sehr auf Ihr Wohlergehen bedacht. Er wollte Sie immer nur in Sicherheit wissen, aber auch an seiner Seite“, kam die ruhige Antwort über Gozus Lippen.

Sasuke schüttelte den Kopf. „Und wieso ich? Das ist unlogisch, ich kannte ihn doch gar nicht.“

Meizu sah ihn eine Weile an. „Ich denke er hat sich in Sie verliebt, Herr Uchiha. Richtig verliebt. Wenn jemand ihm wichtig ist lässt er ihn nie mehr gehen aus Angst, ihn zu verlieren. Und es war logisch, dass Sie in Gefahr schweben, seit Sie sich mit ihm getroffen haben.“

Der Uchiha starrte abwesend auf seine Schuhe. Itachi sollte ihn geliebt haben, richtig geliebt? Irgendwie glaubte er es ein bisschen. Der ältere war wirklich immer besorgt um ihn gewesen und hatte ihn mit Geschenken förmlich überhäuft, aber klammerte man so wie er, wenn man liebte? Itachi hatte ihm keinen Freiraum mehr gelassen, ihn überwachen lassen, verfolgt… Das tat man nicht für seine Lieben. Das tat man nur als Mörder.

Sasuke fror plötzlich. Bisher hatte er nicht gewusst, was Itachi genau tat, aber nun glaubte er es zu wissen. Alleine schon der eisige Blick bei ihrer ersten Begegnung, das Wissen, das Itachi nicht gezögert hatte abzudrücken und jemanden zu erschießen… Hatte Sasuke mit einem Mörder das Bett geteilt?
 

Diese Vermutung beschäftigte ihn noch sehr lange. Während dem Abendessen, das seine beiden Wachen irgendwann zubereitet hatten und noch viel länger bis in die Nacht hinein. Er wälzte sich unruhig auf seinem Futon, fand einfach keinen Schlaf. War Itachi ein Mörder? War das der Grund für die ganzen Schutzmaßnahmen? Hatte er einen Mörder geliebt, ohne es zu wissen? Er wusste es nicht, und er wusste noch weniger, was er nun tun sollte. Wollte Itachi ihn umbringen, sobald er in einigen Monaten entlassen wurde? Er war nur für anderthalb Jahre verurteilt worden neben dem dauerhaften Verbot, sich Sasuke auf 100 Meter zu nähern. Hier wurde das Verbot hinfällig, Sasuke würde seinem Exfreund wieder begegnen müssen, ihn sehen. Der Jugendliche mochte sich dieses Wiedersehen nicht vorstellen, noch nicht. Er musste nur noch ein Jahr warten, vielleicht war ja vorher schon die Gefahr vorüber für ihn. Er schüttelte den Kopf. Die Möglichkeit, dass die Gefahr so bald gebannt war, war verschwindend gering. Wahrscheinlich würde Sasuke nie mehr nach Hause gehen können.

Ein Ruck ging durch seinen Körper als er sich erschrocken aufsetzte. Jemand hatte das Haus betreten, er konnte einen der Nachtigallenböden singen hören. Sollte er sich nun in Sicherheit bringen oder erst abwarten, wer da kam? Er wusste es nicht, war wie erstarrt. So wartete er, lauschte in die Stille, die nur von Schritten unterbrochen wurde. Schließlich wurde seine Zimmertür aufgeschoben.

„Herr Uchiha?“, fragte Meizu.

Der Jugendliche entspannte sich. „Ja?“

Sein Besucher betrat auf leisen Sohlen den Raum. Sasuke wunderte sich, wie laut Meizus Schritte in der Stille klangen, obwohl er doch nur Socken trug.

„Ihr könnt nicht schlafen“, stellte die Leibwache fest. „Möchtet Ihr mit mir über Herrn Mizu reden?“

Erst schüttelte Sasuke den Kopf, doch dann nickte er. Wusste nicht weiter, musste wissen wer Itachi eigentlich war.

„Ist er ein Mörder?“, fragte er leise.

Er war ziemlich unsicher. Seine Frage war frech gewesen, unberechtigt, immerhin hatte Itachi ihn nie auch nur geschlagen. Konnte so jemand, der niemanden schlug, denn dann überhaupt ein Mörder sein? Immerhin hatte er damals nur abgedrückt um ihn zu schützen. Grade wollte er seine Vermutung als Unsinn abtun, als sein Gegenüber nickte.

„Herr Mizu hat Ihnen nicht viel über sich erzählt, oder?“

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Er hat ähnliche Hobbies wie ich, verdient viel Geld und meinte nur, er habe sich hochgearbeitet… Mehr weiß ich nicht über ihn. Wenn ich ihn gefragt habe ist er mir immer ausgewichen und hat vom Thema abgelenkt.“

Meizu nickte. „Er hat sich wirklich aufgearbeitet. Ich habe die Erlaubnis, Ihnen von ihm zu berichten, sonst würde ich nicht sagen: Er war einmal ein Mörder. Das war er vor vielen Jahren. Nun ist er nur noch der, der entscheidet wer stirbt, und bisher gibt es keinen der ihn da ersetzen könnte. Deswegen ist es so wichtig, dass es Ihnen gut geht. Jemanden wie Sie, Herr Uchiha, gab es bisher noch nie in seinem Leben, deswegen wissen wir nicht was geschieht, sollte Ihnen etwas passieren. Ihre Sicherheit steht an höchster Stelle.“

Sasuke erschauderte. Er hatte mit einem Mörder geschlafen!

Sein Gegenüber legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sasuke sah auf und begegnete einem nahezu freundlichen Lächeln.

„Herr Mizu ist kein schlechter Mensch, Herr Uchiha. Sie kennen ihn besser als Sie glauben, und Sie haben ihn verändert. Ich arbeite schon lange in seinen Diensten und weiß, wovon ich rede.“

Der Uchiha glaubte ihm nicht. Wie sollte er, ein normaler Teenager, einen Mörder ändern?

„Belasten Sie sich nicht, Herr Uchiha. Ihnen droht hier keinerlei Gefahr und von Herrn Mizu aus schon gar nicht. Ich wünsche Ihnen noch eine gute Nacht.“

Damit verabschiedete sich der Mann und ließ einen verwirrten Sasuke zurück, der nicht wusste, was er davon halten sollte. Die Leibwache eines Mörders war doch nicht besonders glaubwürdig, oder? Sasuke wusste es nicht. Er fühlte sich mit einem Mal wie erschlagen und legte sich wieder auf sein Futon, zog die Decke bis über seine Schultern. Als er weiter darüber nachdenken wollte schlief er ein, tief, traumlos und ruhig. Der Nachtigallenboden zwitscherte in dieser Nacht kein weiteres Mal, ebenso wie in den Nächten der folgenden elf Monate.

zusammen sein

>Land in Sicht!

Du bist mein Land in Sicht,

ich kann Dich sehn.

Land in Sicht!

Du bist mein Leuchtturmlicht-

drum lass mich nicht

vor Deiner Küste untergehn!<

OOMPH!- Land in Sicht
 

Unsicher blickte Sasuke sich um. Noch immer fühlte er sich unwohl in einem solch feinen und teuren Restaurant, auch wenn er es eigentlich schon gewohnt sein sollte seit Itachi ihm in Englisch half. Wenn dieser ihn in ein Restaurant einlud war es immer eins in der Preisklasse, die der Uchiha nicht kannte. Ohne Itachi würde er dieses riesige und sichtlich noble Gasthaus nie betreten. Und dieses hier war das bisher nobelste, in das der Mizu ihn ausgeführt hatte; Diesmal hatte sein Nachhilfelehrer ihn sogar gebeten, doch einen Anzug zu tragen. Sasuke hatte geahnt, wohin es ging- zuvor hatte Itachi ihn nie darum gebeten sich gut zu kleiden.

Es war ein europäisches Restaurant. Ein Blick auf seine Speisekarte, die ihm von einem Kellner gebracht worden war, half Sasuke kein bisschen. Er kannte keines der Gerichte. Europäisch hatte er noch nie gegessen- aber Essen gegangen war er bisher auch nur mit Itachi oder Naruto. Er schüttelte innerlich den Kopf und wandte sich Itachi zu, als der ihnen Wein bestellte; keinen Sake diesmal sondern Traubenwein, wie er ihn verstanden hatte. Dann lächelte der Ältere Sasuke an.

„Gefällt es dir hier?“, fragte er.

Der Jugendliche beeilte sich, ihm zu versichern dass es sehr schön war in diesem Restaurant.

„Das freut mich. Ich Dummkopf habe gar nicht daran gedacht dich zu fragen, ob du überhaupt europäisches Essen kennst- viele leben hier ja doch noch sehr traditionell.“

„Ich kenne kein europäisches Essen“, gestand Sasuke. „Ich wollte es aber schon immer mal probieren.“

Er log. Sasuke log damit, dass er schon immer mal europäisch essen wollte, aber es gehörte sich doch so. Wie könnte er Herrn Mizu an den Kopf knallen, das er lieber in ein einfaches Cafe mit ihm gehen würde? In Restaurants, die nicht so maßlos überteuert waren? Alleine schon beim Anblick der Preise wurde ihm schlecht. Wie konnte Itachi so viel für ihn ausgeben wollen? Fugaku Uchiha müsste für eine einzige Mahlzeit mindestens eine ganze Woche arbeiten. Und dieser Mann ihm gegenüber lud ihn dazu ein als wäre es nichts. Irgendwie kam Sasuke sich schäbig vor, einem so feinen Herrn gegenüber zu sitzen. Was dachte Itachi sich dabei?

Sasukes Unsicherheit wuchs mit jeder Minute. Auch als sie aßen, nachdem Itachi Sasuke gezeigt hatte wie er mit dem Besteck umzugehen, die Nudeln mit Hackfleischsoße aufzuwickeln und mit dem Löffel mögliches Kleckern zu verhindern hatte, war der Uchiha unsicher. Wozu war er hier? Was wollte Itachi ihm damit sagen? Der Jugendliche war sich ziemlich sicher, dass sein Gegenüber ihm bei diesem Besuch keine Nachhilfe geben, sondern etwas mit ihm besprechen wollte. Als sie beide aufgegessen hatten bestellte Itachi neuen Wein für die beiden, obwohl Sasuke sein Glas noch kaum geleert hatte und er keinen Alkohol trinken durfte. Auf einmal wirkte der sonst so ruhige und freundliche Mizu ein wenig fahrig, fast schon nervös. Sasuke wusste nicht, ob er sich das nicht vielleicht nur einbildete.

„Also“, begann Itachi, als der Kellner ihnen nachgeschenkt hatte und dann wieder gegangen war. „Ich möchte dir etwas sagen, Sasuke.“

Ganz, wie es sich der Jugendliche gedacht hatte. Er nickte als Zeichen, das er verstanden habe.

„Wenn du gehen möchtest steht dir das natürlich zu.“ Plötzlich wirkte der Mizu wieder ganz ruhig.

Sasuke fragte sich, was sein Gegenüber denn sagen könnte, das ihn dazu veranlassen würde ihn sitzen zu lassen.

„Du hast dich immer so sehr gewundert, wenn ich dich hübsch genannt habe. Du bist es auch, deswegen habe ich es gesagt. Ich bin der Meinung, dass du das auch wissen solltest. Und du solltest wissen, dass ich dich sehr gerne hab. Wenn du Nein sagst, akzeptiere ich das.“

Der Uchiha fühlte sich sehr unwohl. Irgendwie ahnte er, worauf das hinauslaufen würde. Er hoffte nur, sich zu irren. Seine Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase, als Itachi seine Hand ergriff.

„Ich möchte dir sagen, dass ich dich liebe. Die ganze Zeit schon.“

Das war klar gewesen. Genau das hatte der Jugendliche geahnt und nicht glauben, nicht wahrhaben wollen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, brachte aber kein Wort raus. Itachi deutete sein Verhalten, seine Ratlosigkeit richtig.

„Ich kann verstehen wenn du dir unsicher bist“, fügte er deswegen eilig hinzu. „Ich möchte dich auch zu nichts zwingen. Wenn du das willst fahre ich dich jetzt heim. Das ist okay.“

Sasuke schüttelte den Kopf, wusste nicht weiter. Sicher, er fühlte sich mittlerweile wohl bei Itachi, aber lieben tat er ihn nicht. Ganz sicher nicht.

„Tut mir leid, Itachi, aber ich weiß nicht… Ich liebe Sie nicht.“

Es war ihm unangenehm gewesen, das zu sagen, aber sein Gegenüber schien mit nichts anderem gerechnet zu haben. Er lächelte nur weiterhin und nickte.

„Es ist alles okay, Sasuke. Ich habe dir doch gesagt, das ich es auch akzeptiere.“

Trotzdem war es Sasuke sehr unangenehm. „Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen“, sagte er leise.

Itachi nickte nur und winkte dem Kellner, um zu zahlen.

„Kein Thema, Sasuke. Ich bringe dich heim.“
 

Als sie etwa eine viertel Stunde später vor Sasukes Elternhaus standen -Itachi hatte Sasuke noch aus dem Auto geholfen- waren beide unsicher, wie es jetzt weitergehen würde. Sasuke wünschte sich nur, das Itachi ihm nicht gesagt hätte, das er ihn liebte. Dann wüsste er nichts und sie hätten einen normalen Abend miteinander verbringen, über die Schule und andere Dinge reden können. Über sich selbst sprach Itachi nie, lenkte die Themen sofort von sich fort wenn Sasuke ihn etwas fragte. So wusste der Uchiha nicht, was Itachi beruflich tat, nur, dass er wohl ziemlich gut verdiente, wo er ihn doch in die teuersten Restaurants ausführte. Nun wusste Sasuke nicht mehr, ob sie überhaupt noch miteinander reden würden. Er mochte den Mizu, mochte ihn wirklich, aber dieses Liebesgeständnis verunsicherte und verwirrte ihn.

„Gute Nacht, Sasuke“, kam es ruhig über Itachis Lippen, bevor der Jugendliche kurz in die Arme des Älteren gezogen wurde.

Hilflos stand Sasuke da und wusste nicht, ob er die Umarmung erwidern sollte. Als er das grade doch tun wollte löste Itachi sich von ihm und stieg wieder ins Auto ein. Der Jugendliche sah dem Luxuswagen nach, kam sich irgendwie ein bisschen verloren vor. Dann schüttelte er seinen Kopf und ging ins Haus, um sich abzulenken. Er wusste nicht, was er von Itachis Handeln an diesem Abend halten sollte.
 


 

Drei Wochen. Vor drei Wochen hatte Itachi Sasuke gesagt, das er ihn liebte. Seit eben diesem Abend konnte der Uchiha nur schwer an anderes denken, sich schlecht auf die Schule konzentrieren. Vom Mizu hatte er seitdem auch nichts mehr gehört, sie hatten sich kein einziges Mal gesehen oder auch nur telefoniert, obwohl Sasuke vorher nicht selten mit ihm telefoniert hatte, besonders vor den Tests. Und weil ihn diese plötzliche Distanz zu Itachi so aus der Bahn warf brachte er nun den ersten Test nach Hause, den er nicht bestanden hatte. Englisch natürlich. Wie konnte ihn die Abwesenheit des Mizu so beeinflussen? Dies fragte Sasuke sich ständig auf dem Heimweg. Er würde seinen Eltern diese Note erklären müssen, dieses Versagen. Er wusste nicht, wie, hatte keine Ahnung. Seufzend blieb er stehen. Vor ihm befand sich sein Elternhaus. Nur noch ein paar Meter über die Straße und den kleinen Parkplatz, dann wäre er daheim. Hinter dem Haus lag der Garten, dort könnte er sich ungestört aufhalten und über eine geeignete Ausrede nachdenken. Oder er würde den Test gar nicht erst vorzeigen… Was unmöglich war. Sasuke war minderjährig, er musste die Unterschrift eines Elternteils in der nächsten Englischstunde vorweisen können.

Er schüttelte innerlich den Kopf und ging weiter. Es nutzte ihm nichts, einfach stehen zu bleiben. Er konnte genauso gut versuchen, die Standpauke schnell hinter sich zu bringen.
 

Uchiha Fugaku war zuhause. Sasuke wusste es sofort, als er hörte wie ein Auto auf dem kleinen Parkplatz hielt, kaum dass er die Haustür hinter sich geschlossen und seine Schuhe abgestreift hatte. Nur sein Vater besaß ein neues Auto, wenn man es denn so ausdrücken konnte; Es war einer der Streifenwagen seiner Polizeistation. Er hatte zwar auch noch einen eigenen Wagen, einen gebrauchten Toyota, aber den nutzte er eigentlich nicht. Sasukes Mutter brauchte für ihre Einkäufe ebenfalls kein Auto, und so stand das Fahrzeug meistens ungenutzt auf dem Parkplatz. Der dadurch freie Platz war grade so ausreichend für den Streifenwagen, weswegen Sasukes Vater oft mit dem Gedanken spielte, sein Auto doch noch zu verkaufen. Nun, wo Sasuke bald seinen Führerschein machen durfte, würde das wohl nichts werden.

Dem Jugendlichen passte es gar nicht, dass sein Vater schon so früh von der Arbeit nach Hause kam. Er würde wohl kaum Luft holen können bevor er angemeckert wurde. Am liebsten würde er sofort gehen, aber es war nicht möglich- er war eben erst von der Schule zurück und sein Vater wäre auch noch da, wenn Sasuke sich später wieder in sein Elternhaus traute. Er sollte es wohl lieber gleich hinter sich bringen. Deswegen ging er schweren Herzens samt Schultasche in den Wohnraum, ließ sich dort aufs Sofa fallen und kramte den Test aus seiner Tasche, legte ihn gut sichtbar auf den kleinen Couchtisch und wartete. Als sein Vater wenig später das Wohnzimmer betrat, wohl, weil er seinen Sohn gehört hatte, verzog Sasuke sich der bevorstehenden Standpauke wegen in die Ecke des Sofas und zog die Beine an seinen Körper. Fugaku grüßte ihn und erblickte den Papierbogen. Sasukes Test. Der Polizeichef griff danach und blätterte ihn durch, bis er auf der letzten Seite das Ergebnis las. Lange schwieg er, sah zu Sasuke. Der Jugendliche wich dem Blick seines Vaters aus. Er schämte sich, wieder abgesackt zu sein.

„Was ist das?“, wollte Fugaku wissen.

„Mein Englischtest“, antwortete Sasuke leise.

Ein Brummen. Dann: „Du bist wieder abgesackt.“

Der 16-jährige sah nicht auf. „Ich hab die letzte Zeit nichts von Itachi gehört.“

Das Sasuke Itachi Mizu beim Vornamen nannte, wussten die Eltern. Sie wussten, dass Herr Mizu das erlaubt, sogar angeboten hatte.

„Wieso?“

Wie sollte Sasuke das seinem Vater jetzt erklären? Er wusste nicht, was Fugaku dazu sagen würde das Itachi ihn liebte. Aber er wusste, dass er bisher immer mit seinem Vater reden konnte, so streng der auch sein konnte… Aber Sasuke redete nicht. Er schwieg, zuckte nur mit den Schultern als wüsste er es nicht.

„Ich glaub, er hat grade viel zu tun“, log er dann.

Fugaku warf den Test auf den Tisch zurück. „Vielleicht fragst du ihn, ob er dir nicht trotzdem helfen könnte. Bisher wirkte er auf mich nicht wie jemand, der viel zu tun hat.“

Artig nickte der Jugendliche, bemerkte dann aber, dass sein Vater den Raum verlassen wollte.

„Du musst noch den Test unterschreiben“, erinnerte er ihn, weil er glaubte, sein Vater habe es vergessen.

Im Türrahmen blieb der Ältere stehen. „Ich werde dir deinen Test nicht unterschreiben. Frag deine Mutter, ob sie das tun möchte. Danach gehst du hoch und lernst, damit du wieder besser wirst, mein Sohn. Und die nächste Woche hast du Hausarrest. Einladen kannst du deine Freunde, aber auch nur, wenn sie mit dir lernen.“

Damit verschwand Fugaku Uchiha und ließ seinen Sohn alleine zurück.

Sasuke lehnte sich tief aufseufzend gegen das Sofa und schloss die Augen. Er hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Es würde ihm ja doch nichts helfen, das wusste er. Deswegen stand er auf und ging mit seinem Test zu seiner Mutter. Noch nie war Sasuke so erleichtert gewesen, das Mikoto das Gegenteil Fugakus war- sie meinte zwar auch, dass er sich anstrengen sollte, aber sie unterschrieb ihm trotzdem den Test und versuchte, ihn aufzumuntern.

„Jeder hat mal einen schlechten Tag“, meinte sie und lächelte ihn warm an, liebevoll- so, wie es nur eine Mutter konnte.
 

Trotzdem rief Sasuke Itachi an und bat ihn um ein Treffen. Er war unsagbar froh, als Itachi Mizu tatsächlich eine Stunde später vor der Haustür stand und er mit ihm reden durfte. Er führte den Älteren in sein Zimmer und bat ihn, sich doch zu setzen. Sasuke selbst blieb stehen, war plötzlich ein bisschen unsicher. Es hielt Itachi nichts in diesem Haus, er könnte einfach aufstehen und gehen. Dennoch saß er da auf Sasukes Schreibtischstuhl und sah ihn aus intelligenten Augen an. So erinnerte er den Jugendlichen an eine Krähe, die genauso wie der Mizu blickten- genauso intelligent. Nur, das in Itachis Blick noch etwas anderes lag- Neugierde vielleicht. Wollte Itachi wissen, wie er sich entschieden hatte?

„Ahm“, fing der Uchiha unsicher an. „Danke, das Sie gekommen sind.“

„Du kannst mich duzen, Sasuke“, bot Itachi ihm an.

Sasuke nickte und bedankte sich.

Der Mizu lächelte. „Keine Sorge, ich tue dir schon nichts. Wie geht es dir?“

„Gut“, kam es über die Lippen des Jüngeren. „Ich glaube auch nicht, das du mir was tun möchtest, Itachi.“

„Das habe ich gehofft“, scherzte der langhaarige.

Sasuke lächelte. Plötzlich erschien es ihm leichter, mit Itachi zu reden. Er ließ sich im Schneidersitz auf seinem Bett nieder. „Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen“, sagte er dann. „Es war einfach unmöglich.“

Itachi schüttelte den Kopf. „Du hast ja nicht damit gerechnet.“

„Trotzdem“, entgegnete der Jugendliche. „Sie-… Du kannst nichts dafür. Es ist nicht zu entschuldigen. Ich wollte dich nicht kränken.“

Sanft legte der Mizu Sasuke eine Hand auf die Schulter. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jüngeren.

„Ich mag dich auch, nur… Ich glaube nicht, dass ich dich liebe- ich weiß es nicht. Unser letztes Treffen geht mir aber nicht mehr aus dem Kopf und… naja, meine Leistung im letzten Test war auch mehr als bescheiden. Können wir uns wieder treffen? Nicht zum lernen, nicht nur, sondern auch-…“ Sasuke stockte.

Er wusste nicht mehr weiter, wusste nicht, was er nun sagen sollte. Eigentlich wollte er fragen, ob sie es nicht einmal als Paar versuchen wollten, aber nun war er sich wieder so schrecklich unsicher. In Itachis Augen musste er sich ja wie ein kleines unreifes Kind verhalten, glaubte er. Das dem nicht so war, wagte er nicht zu hoffen.

„Wir können gerne versuchen, eine Beziehung zu führen“, meinte Itachi und nahm Sasukes Hand.

Er sah den Jüngeren dabei so liebevoll an, dass die Zweifel des Jugendlichen weniger wurden.

„Das wäre schön“, fand Sasuke.

Itachi lächelte, ließ ihn dann los. Ein bisschen vermisste Sasuke Itachis Berührung, als dieser nach der Schultasche langte.

„Dein Test ist doch in deiner Tasche, oder?“, fragte der Mizu.

Sasukes Nicken war Antwort genug, und wenig später setzte Itachi sich zu Sasuke aufs Bett und ging mit ihm den Test durch.
 


 

Sasuke war auf dem Weg zur Schule als sein Handy klingelte. Schlecht gelaunt, weil er verschlafen hatte und deswegen etwas später dran war, nahm er den Anruf entgegen.

„Guten Morgen, Sasuke“, ertönte Itachis Stimme.

Der Jugendliche lächelte innerlich. „Guten Morgen, Itachi. Wie geht’s dir?“

„Gut. Ich wollte dir nur viel Glück für die Klausur wünschen.“

Sasuke bedankte sich, war erfreut über die Aufmerksamkeit, die Itachi ihm zukommen ließ. Sie waren nun schon seit einer Woche ein Paar, trafen sich fast jeden Tag. Die Noten des Uchiha besserten sich, obwohl sie kaum miteinander lernten. Viel lieber redeten sie miteinander oder saßen einfach zusammen in einem Café. Und Sasuke fühlte sich immer wohler in Itachis Nähe, genoss ihr Beisammensein. Jeden Morgen schickte Itachi ihm eine SMS, jeden Abend ebenfalls. Wenn Sasuke diese Klausur bestand, wollte Itachi mit ihm in ein Kino gehen, obwohl es nicht ganz sein Fall war. Sasuke freute sich schon darauf.

„Du schaffst es, Sasuke. Wir haben gelernt und du kannst alles- bleib ganz ruhig, dann geht nichts schief.“

„Mach ich. Ich muss auflegen, Itachi. Bis später“, meinte der Jugendliche und legte nach Itachis Verabschiedung sofort auf, schaltete das Gerät aus und beeilte sich, seine Schuhe auszuziehen und die aus seinem Fach anzuziehen.

Dann hastete er in sein Klassenzimmer und betrat den Raum kurz vor seiner Lehrerin, Frau Yuhi, der er die Tür aufhielt. An seinem Platz angekommen kramte er die Sachen für die Englischarbeit –Mäppchen, Block und Wörterbuch- aus der Schultasche.

„Hast du verschlafen?“, fragte Naruto ihn ohne Umschweife.

Sasuke nickte lediglich und fuhr sich durchs ungekämmte Haar, atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen. Er wusste, dass er keinen Grund hatte nervös zu sein. Itachi und er hatten für diese Klausur lange genug gelernt, er beherrschte alles.
 


 

Als Sasuke Itachi sah fiel er ihm um den Hals.

„Du hattest recht“, sagte er immer und immer wieder.

Er fühlte, wie Itachi ihn umarmte.

„Du hast die Ergebnisse der Klausur bekommen?“, fragte Itachi, auch wenn er es sich wohl denken konnte.

Der jüngere der Beiden nickte und ließ langsam von ihm ab. Er lachte. Itachi lächelte warm, als er seinen Freund so sah, und freute sich für Sasuke. Dann hob er seine Hand und strich Sasuke durchs Haar.

„Ich bin stolz auf dich, Sasuke“, sagte er ehrlich. „Bist du unter den mittelmäßigen oder den besseren?“

Verlegen senkte der Uchiha den Blick. „Ich bin der Klassenbeste.“

Itachi lachte auf. Erstaunt sah Sasuke zu ihm. Der Jugendliche hatte Itachi noch nie Lachen gesehen oder gar gehört. Er fand den Klang des Lachens schön, so schön, wie Itachi dabei aussah. Sasuke lächelte und streckte sich eher unbewusst, bevor er sich einen Kuss von den Lippen des anderen stahl. Itachis Lachen verebbte, der langhaarige drückte den Jungen an sich.

Der Kuss war zwar nur kurz, aber schön gewesen, fand Sasuke, als sie sich wieder voneinander lösten.

Noch nie hatten sie sich geküsst, und nun war es ganz einfach so passiert, und der Uchiha gestand sich auch ein, dass er diese Berührung genossen hatte. Es war schöner gewesen als wenn Itachi seine Hand hielt oder ihm die Hand auf die Schulter legte. Sasuke mochte den Kuss, und so wie Itachi aussah war er nicht der einzige.

„Was hältst du davon, wenn wir etwas essen gehen?“, fragte Itachi. „Zur Feier des Tages.“

Sasuke nickte. „Soll ich mich vorher noch umziehen?“, wollte er grinsend wissen.

Der Mizu schüttelte den Kopf. „Nein, du bist perfekt so. Wollen wir? Ich hab´ uns was reserviert.“

Der Uchiha wunderte sich nicht darüber, folgte Itachi einfach in dessen Auto. Sein Partner war undurchschaubar für ihn, aber er genoss auch diese Aufmerksamkeit. Ihm blieb es nur ein Rätsel, woher Itachi gewusst hatte das er so gut abschneiden würde- oder hatte er nur schon reserviert, weil er ihn aufmuntern wollte, falls er nicht bestanden haben sollte? Sasuke wusste es nicht, und es war ihm auch egal. Er genoss es nur, von Itachi so umgarnt zu werden und fühlte sich wohl, einfach wunderbar, was sicher nicht nur an der Englischklausur lag.
 

Als er abends von Restaurant und Kino nach Hause kam warteten seine Eltern in der Küche auf ihn. Sein Vater wirkte ernst, sehr ernst, und auch seine Mutter konnte ihre Anspannung nicht verbergen. Sie ahnten wohl wie Itachi, das Sasuke an diesem Tag seine Klausur zurück bekommen würde, und waren gespannt auf das Ergebnis des häufigen Lernens. Der 16-jährige ahnte dies und ging deshalb direkt zu ihnen, die Schultasche noch in der Hand und einfach nur glücklich, weil es für ihn einer der besten Tage seines Lebens war.

„Wie war die Arbeit?“, wollte Fugaku direkt wissen.

Sasuke setzte sich zu ihm und seiner Mutter an den Tisch. Beide blickten ihn an. Dann zog er die Klausur aus der Tasche, strich das makellose Papier glatt und schob es seinen Eltern zu. Gemeinsam sahen sich die beiden die Klausur an. Als sie das Ergebnis las lehnte Mikoto sich lächelnd zurück und es schien, als würde alle Anspannung von ihr fallen.

„Das hast du wunderbar gemacht, Sasuke“, sagte sie glücklich.

Er lächelte.

„Du bist unter den Besseren. Ich bin stolz auf dich“, brummte Fugaku und lächelte, was er nur selten tat.

„Falsch- ich bin der Beste“, meinte Sasuke.

Fugakus Lächeln wurde breiter. „Ich werde Shisui gleich benachrichtigen. Weißt du: er hatte gemeint, du könntest es einfach nicht.“

Damit erhob sich das Familienoberhaupt und ging an seiner Frau und seinem Sohn vorbei zur Tür, blieb dort stehen.

„Ich bin noch nie so stolz auf dich gewesen, mein Sohn.“

Sasuke sah ihm mit großen Augen nach, konnte kaum glauben, was sein Vater ihm da gesagt hatte.

Er war eigentlich immer einer der besseren Schüler und wusste, dass sein Vater viel von ihm hielt. Aber er hätte nie damit gerechnet, in dessen Achtung weiter zu steigen, weil er Englischtests und –Klausuren bestand.

Mikoto riss ihn aus seinen Gedanken, als sie ihn in ihre Arme zog.

„Das hast du großartig gemacht, Sasuke“, sagte sie und drückte den Jungen fest an sich.

Sasuke erwiderte die Umarmung und glaubte, nie glücklicher werden zu können als er es an diesem Tag gewesen war.

Freunde

>Zaubererbruder,

Wo bist Du gewesen in all diesen

finsteren Jahren?

Zaubererbruder,

ich weiß nicht, wie lang haben wir

uns schon nicht mehr gesehn?

Zaubererbruder,

hast Du fremde Länder bereist,

Ozeane befahren?

Zaubererbruder,

wo scheinbar zum Greifen nah Sterne

am Nachthimmel stehn?<

ASP- Zaubererbruder
 

„Hast du Bock, heute mit uns ins Schwimmbad zu gehen?“

Es war Naruto, der Sasuke angesprochen und so dessen Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Ein wenig zerstreut schüttelte der schwarzhaarige den Kopf, während er eine Tabelle in seinen Schulblock eintrug, die sie als Hausaufgabe aufbekommen hatten. Er wollte sich später wieder mit Itachi treffen -wie fast jeden Tag-, und damit er seine Schulaufgaben nicht vernachlässigte erledigte er sie oft weitestgehend in den Pausen.

„Ich treffe mich nachher mit Itachi, Naruto“, murmelte er, während er in seinem Biologiebuch das Neurologie-Kapitel aufschlug.

Mit einem „Arschloch“ verschränkte sein Sitznachbar die Arme vor der Brust und wandte ihm demonstrativ den Rücken zu. Verwirrt blickte Sasuke auf.

„Was ist denn?“, wollte er wissen.

„Als ob du das nicht wüsstest“, zischte sein bester Freund. „Seit Wochen schon sehen wir uns nur noch in der Schule, weil du dauernd mit diesem gruseligen Heini unterwegs bist, den du vor nicht allzu langer Zeit selbst noch unheimlich gefunden hast! Wenn du nichts mehr mit uns zu tun haben willst kannst du´s mir auch so sagen!“

Verblüfft starrte Sasuke Naruto an, schlug dann sein Lehrbuch zu und schob die Hausaufgaben von sich. In dieser Pause würde er nicht mehr lernen, erst musste er sich wohl mit dem Blondschopf unterhalten. Es war Sasuke gar nicht aufgefallen, wie selten er sich mit Naruto und seinen anderen Freunden traf- Itachi beanspruchte fast all seine außerschulische Zeit und er genoss es, mit ihm zusammen zu sein. Oft lagen sie nur bei Sasuke zusammen in dessen Bett und sahen einfach nur einen Film, küssten und liebkosten einander ohne bislang weiter gegangen zu sein, oder waren im Park, gingen in ein Restaurant oder Cafe. Ein paar Mal waren sie auch zusammen weg gefahren in eine andere Stadt, um dort einfach durch die Gassen zu schlendern. Und das vergangene Wochenende über waren sie ebenfalls nicht in der Stadt gewesen- für ein Geschichtsreferat, das Sasuke ausarbeiten und in ein paar Tagen würde vortragen müssen, hatte Itachi mit ihm einen Ausflug in das alte Kaiserschloss unternommen. Und Itachi lernte mit Sasuke. Mittlerweile war der Uchiha in so ziemlich jedem Fach besser geworden, stand überall entweder auf einer eins oder einer zwei, sogar in Englisch.

Nun musste sich der 16-jährige eingestehen, dass er Naruto und seine anderen Freunde der Schule und Itachi wegen wirklich ziemlich vernachlässigt hatte, wo er doch selbst in den Pausen lernte. Es war ihm unangenehm, dass er es nicht einmal bemerkt hatte.

„Tut mir leid“, murmelte er leise.

Er meinte es ernst, es tat ihm wirklich leid. Wenn er sich nach der Schule mit Itachi traf wollte er das Referat mit diesem fertig machen und ihn dann fragen, ob es möglich wäre, das er sich mal mit seinen Freunden traf. Der Mizu würde das sicher verstehen, davon war Sasuke überzeugt. Itachi zeigte immer Verständnis für alles.

„Pah“, machte Naruto nur.

„Wie wäre es mit morgen? Da habe ich noch nichts vor“, log der Jugendliche, wollte seinen eigentlich besten Freund nicht schon wieder vor den Kopf stoßen.

Finster, gar misstrauisch wurde er angesehen. „Da wollen wir auch ins Schwimmbad, danach zu Kiba.“

„Ich komm mit.“

„Direkt nach der Schule?“

Sasuke nickte.

„Ich frag die anderen nachher.“

Naruto glaubte ihm nicht, das war klar. Da hatte Sasuke wohl wirklich Scheiße gebaut. Innerlich seufzend packte er den Biologiekram endgültig weg und kramte seine Englischunterlagen aus der Schultasche, um noch einmal kurz die Vokabeln durch zu gehen, die in der nächsten Stunde abgefragt werden sollten.

Hoffentlich verstand Itachi ihn wirklich, immerhin war dies das erste Mal seit Beginn ihrer Beziehung, das Sasuke sich mit seinen Freunden treffen wollte.
 


 

Schwer seufzte Itachi, als Sasuke ihn auf die Planung für den nächsten Tag ansprach. Die beiden saßen dicht beieinander an Sasukes Schreibtisch und gingen Sasukes Biologiehausaufgaben durch. Das Referat war schon beendet, Sasuke konnte sein Thema, das Leben im Mittelalter, hervorragend. Die Biologieaufgaben waren die letzten, die der Jugendliche für diese Woche erledigen musste.

„Eigentlich wollte ich morgen mit dir nochmal das Referat durchgehen, Sasuke“, meinte er ruhig.

Der Uchiha legte ihm den Arm um die Schultern und lehnte sich an den Mizu. „Aber das haben wir doch heute schon getan“, sagte er dann. „Wäre es denn sehr schlimm, wenn wir uns morgen nicht sehen? Ich habe die anderen schon so oft in letzter Zeit hängen lassen, wenn wir was zusammen unternehmen wollten.“

Eine Weile lang sah Itachi den jüngeren unverwandt an, dann schüttelte er kurz den Kopf. „Das ist okay, Sasuke, ich habe nichts dagegen, das du deine Freunde triffst. Sei bitte nur vorsichtig, ja?“

Fragend legte der Jugendliche den Kopf schief, lächelte dann aber nachsichtig und legte seine Hand auf die des Mizu. „Wir gehen doch nur ins Schwimmbad und zu Kiba. Mir kann nichts passieren.“

Es schien Itachi schwer zu fallen, sich ein Nicken abzuringen, aber es freute Sasuke, das der ältere nicht wütend war. Dankbar schmiegte er sich in die Arme des anderen und küsste ihn. „Wir können ja übermorgen wieder miteinander lernen, falls du Zeit hast.“

„Hab ich“, murmelte Itachi.

Sasuke hatte gewusst das diese Antwort kommen würde. Itachi hatte immer Zeit für ihn. Immer.
 


 

„Was ist in dem Rucksack?“, fragte Naruto seinen besten Freund am nächsten Tag, als der seine Schwimmsachen in sein Fach räumte.

„Was hab ich dir denn gestern versprochen?“, kam die Gegenfrage.

Grübelnd stand der Blondschopf vor Sasuke, bis es ihm scheinbar wieder einfiel. „Boa, echt jetzt? Du kommst mit uns?“

Der Uchiha nickte lediglich. Naruto jubelte, als Kiba hinter ihm auftauchte.

„Was ist denn hier los?“, wollte der braunhaarige wissen.

Strahlend wandte sich Naruto dem Neuankömmling zu. „Sasuke kommt wirklich mit uns heute, das ist los! Den Tag müssen wir im Kalender eintragen! Er hat sich von seiner Freundin losgeeist, echt jetzt!“

Sasuke horchte auf. Welche Freundin meinte Naruto denn? War den anderen etwa aufgefallen, das er mit Itachi zusammen war? Der Jugendliche hoffte es wäre nicht so, aber ihm blieb nichts anderes übrig als nachzuhaken, was er auch tat.

Kiba grinste breit, als er ihm antwortete: „Naja, wo du doch so wenig Zeit für uns hattest haben wir gedacht, du hättest ´ne Freundin. Stimmt das denn nicht?“

Ein bisschen blasser als zuvor schüttelte Sasuke vehement den Kopf. „Nein, ich bin genauso wenig vergeben wie ihr.“

Er log, er log sogar ziemlich, immerhin liebte er Itachi und war mit diesem zusammen, aber er wusste einfach nicht, wie seine Freunde darauf reagieren würden. Itachi würde davon ja nichts mitbekommen, kein bisschen, und heute würde Sasuke einfach so tun als sei er nicht schwul und hätte keinen Freund, der ihm jeden Tag vor dem Unterricht eine SMS schrieb, über die er sich immer freute, auch wenn er den Mizu eigentlich einige Stunden später ohnehin traf. An diesem Tag wollte er einfach nur Sasuke Uchiha sein, ein 16-jähriger Schüler und Sohn eines Polizisten, ein ganz normaler Teenager. Er wollte nicht daran denken was Naruto und die anderen wohl sagen würden, käme heraus, dass er einen Freund hatte.
 

Nach dem Unterricht trafen Kiba, Sasuke und Naruto die anderen, die mit ihnen schwimmen gehen wollten, am Haupteingang des Schulgebäudes. Nach und nach trudelten sie alle ein, die schüchterne Hinata, die in Sasuke verliebte Sakura mit ihrer besten Freundin Ino, die mit Shikamaru –der ebenfalls mit ihnen ins Schwimmbad ging- zusammen war, Neji und Lee, Tenten, Choji und Shino. Als alle da waren, die mit ihnen kommen wollten, machten sie sich auf den Weg ins nahe gelegene Schwimmbad.

„Sag mal, Sasuke“, meinte Sakura plötzlich, als sie dort ihre Handtücher unter einem riesigen Ahorn nahe des Schwimmbeckens ausbreiteten. „Mit wem bist du denn eigentlich jetzt zusammen?“

Sofort erstarben alle Gespräche, jeder sah ihn neugierig an. Sasuke hasste es, schon wieder gefragt zu werden. War es denn so offensichtlich, dass er einen Freund hatte?

„Mit niemandem“, antwortete er knapp und überlegte, wie er die anderen nun ablenken konnte. „Und kennt ihr noch die Regel? Wer zuletzt im Wasser ist muss jedem ein Eis ausgeben.“

Sofort rannten Naruto, Kiba, Choji und Lee zum Wasser, so ruhig der Uchiha das auch gesagt hatte- es war wirklich so, dass sie vor Jahren einmal diese Regel aufgestellt hatten. Es war schon zu einer Art Tradition geworden. Womit der Jugendliche aber nicht gerechnet hatte, war, das Neji, Sakura und die anderen es da nicht so eilig zu haben und ihm nicht zu glauben schienen.

„Was?“, murrte er und wollte sich selbst auf den Weg ins Wasser machen.

Doch kaum hatte er den anderen den Rücken zugewandt klingelte leise sein Handy. Irritiert kramte er es aus der Tasche, wusste um die skeptisch-neugierigen Blicke seiner Freunde. Irgendwie wunderte es ihn gar nicht, dass es Itachi war, der ihn anrief.

„Sasuke?“

„Ja. Was ist denn?“, fragte er leise, unsicher.

Was, wenn Itachi etwas passiert war?

„Wo bist du?“, ertönte Itachis besorgte Stimme.

Innerlich seufzte der Jugendliche auf. „Im Schwimmbad. Ich hab´s dir doch gestern gesagt.“

Ein erleichtertes Brummen war zu vernehmen. „Entschuldige. Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht.“

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf Sasukes Lippen.

„Es geht mir gut“, antwortete er. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

„Ist gut. Wir sehen uns morgen, ja?“

Sasuke bejahte, dann verabschiedete er sich von seinem Freund. Als er sich umdrehte wurde er sich der bohrenden Blicke erneut bewusst.

„Das war nur mein Vater, ja?“, log er.

Sein Mobiltelefon packte er sofort in den Rucksack zurück und lief zum Schwimmbecken, wo Naruto mit Kiba und den anderen ein Wettschwimmen starten wollte. Sie warteten noch, bis er ebenfalls im Becken war, bevor sie ihren Schwimmwettkampf starteten. Sasuke genoss es, seine Gedanken und Sorgen für den Moment verdrängen zu können und nicht an Itachi zu denken oder daran, ob er seinen Freunden von seiner Beziehung erzählen sollte oder nicht. Er schwamm einfach nur, holte auf und gewann knapp. Und als die kleine Gruppe zu den Sprungbrettern schwamm standen dort schon die anderen. Keiner fragte ihn mehr nach irgendeiner möglichen Freundin.
 

Stunden später verabschiedeten sich Naruto und Sasuke von Kiba, Choji und Shikamaru. Die anderen hatten sich direkt nach dem Schwimmbad von ihnen getrennt, und so hatten es sich die fünf Jugendlichen mit Knabberzeug und Getränken beladen im Wohnraum des kleinen Hauses gemütlich gemacht, um an einer alten Konsole Autorennen gegeneinander zu bestreiten und dann Filme zu schauen. Das Kibas Hund Akamaru um die Jungen herumgeturnt war, störte keinen- sie kannten es nicht anders. Mittlerweile war es früher Abend und Sasuke musste bald Zuhause sein. Naruto und er gingen wie üblich einen Teil des Weges zusammen und unterhielten sich über ihre Pläne für das kommende Wochenende.

„Wir wollen Fußball spielen“, meinte Naruto mit einem schrägen Seitenblick zu Sasuke. „Komm doch auch. Bei deinen Noten kannst du dir das doch leisten.“

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Ich muss das mit meinem Nachhilfelehrer absprechen“, meinte er ausweichend.

Überrascht blieb der Blondschopf stehen. „Der große Sasuke Uchiha und Nachhilfe? Geht die Welt gleich unter oder müssen wir nur alle sterben?“

Sein Gegenüber begnügte sich damit, ihn böse anzufunkeln.

„Es kann ja nicht jedem so egal sein wie dir, was aus ihm wird“, stichelte der Uchiha.

„Oi! Das ist mir doch nicht egal, echt jetzt!“

Der schwarzhaarige sah ihn so überheblich an, das Naruto sauer wurde.

„Nur weil du der Sohn des Bürgermeisters bist heißt es nicht, das dir das Amt in den Schoß fällt, Idiot.“

„Ich bin kein Idiot und weiß das selber“, fauchte der Blondschopf aufgebracht.

Mit einem „Jaja“ winkte Sasuke ab und ging einfach weiter.

Innerlich grinste er breit, als Naruto ihn als arrogantes Arschloch betitelte. So war es doch immer schon gewesen- diese Sticheleien gehörten zu ihrer Freundschaft. Daran würde auch ein Itachi Mizu nichts ändern, hoffte Sasuke.

„Aber trotzdem- du und Nachhilfe?“

Sasuke verdrehte die Augen. Er hatte gehofft davon ablenken zu können, war es ihm doch ein ziemliches Stückchen peinlich.

„Itachi Mizu hat es mir angeboten und meine Eltern haben gesehen, das er mir besser helfen kann als mein Cousin. Also ist er mein Nachhilfelehrer.“

Dem Blondschopf fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Echt jetzt? Der Zombie-Typ ist dein Nachhilfelehrer? Du armer, falls der dir mal im Dunkeln über den Weg läuft- bist du deswegen dauernd mit dem unterwegs?“

Naruto übertrieb es mal wieder, aber der Uchiha gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. An Itachi war ihm längst nichts mehr unheimlich, aber das wusste sein bester Freund ja auch nicht. Vielleicht würde er es irgendwann erfahren, aber nicht sofort.

„Aber sag mal“, meinte der Uzumaki dann. „Du kannst dem Möchtegernvampir doch sagen, dass du mal ein paar Stunden ausruhen musst. Dann kannst du doch in den Park kommen, oder?“

Sasuke zuckte mit den Schultern. Er würde mit Itachi darüber reden müssen, wusste noch so gar nicht, was der vielleicht geplant hatte.

„Mal schauen. Ich werd mit ihm reden.“
 

Die beiden Teenager bemerkten den blonden Mann nicht, der ihnen wie zufällig folgte. Er gab sich keine Mühe, sich zu verstecken, zog keinerlei Aufmerksamkeit auf sich und behielt die Jungen dennoch im Auge. Es war ihm ein Leichtes, war es schon immer gewesen, und so unaufmerksam, wie der schwarzhaarige Junge war, war es ein Kinderspiel, ihn im Auge zu behalten.

die Postkarte

die Postkarte

>Hast nichts gedacht und nichts gesagt,

nur Deine Stille schreit mich an.

Hast nichts geglaubt und nie gefragt,

Deine Wahrheit ist die Einsamkeit.

Du suchst schon Ewig das Ende der Zeit,

denn in Deiner kleinen Welt
 

…ist keine Sonne mehr…<

Staubkind- keine Sonne
 

Im Frühjahr wurde Sasuke aus seiner Monotonie gerissen. Die Tage, Wochen und Monate davor hatte er mit so ziemlich gar nichts totgeschlagen- gelesen hatte er, Filme geschaut und sich in den Garten gesetzt. Viel tun durfte er auch gar nicht. Es sei zu gefährlich, so seine –eigentlich Itachis- Leibwachen. Man könnte ihn finden, und gegen ein größeres Aufgebot ihrer Feinde würden selbst die beiden Männer nichts tun können. Und irgendwie musste sich Sasuke eingestehen, dass er sich so erschöpft fühlte wie nie. Alles, was er tun durfte, war Essen kochen. Obwohl er nur sehr selten vor seiner Entführung gekocht hatte fiel es ihm mit der Zeit immer leichter und er freute sich sogar darauf. Es gab so wenig, das er durfte. Sein Handy hatte man ihm schon abgenommen, als er entführt worden war. Zu seinen Freunden würde er keinen Kontakt aufbauen können, seine Eltern waren ebenso unerreichbar für ihn. Er hasste es, nur die beiden Männer zu sehen, die ihn schützen sollte. Er hasste einfach alles und bekam zu immer weniger Lust. Irgendwann raffte er sich nur noch auf, um das Essen zuzubereiten, und danach legte er sich wieder hin und starrte mit trübem Blick nach draußen. Aber im Frühjahr sollte sich das ändern, denn zum ersten Mal seit dem Wechsel seines Versteckes bekam er Besuch. Es war Kisame, der vorbei schaute. Es interessierte den 17-jährigen nicht.

Der Hoshigaki klopfte nach einer leisen Unterhaltung, die er mit den Wächtern des Jungen geführt hatte, an die Schiebetür zu dessen Zimmer und betrat danach sofort den Raum. Er achtete nicht darauf, ob sich Sasuke überhaupt die Mühe machte zu ihm zu blicken. Der blauhaarige wusste um Sasukes Lustlosigkeit. Gozu und Meizu selbst hatten ihm berichtet, wie der Jugendliche mit seiner Umquartierung zurechtkam. Depressionen, erkannte Sasori, als Kisame diesem davon berichtete. Der Rotschopf war von ihnen allen der, der sich in Medizin weitestgehend auskannte. Ihn hatte Kisame auch mitgebracht, er wartete im Erdgeschoss darauf, dass man ihn entweder zu Sasuke oder diesen zu ihm brachte. Jeder in der Organisation Akatsuki war froh, wenn er kam, denn meistens handelte es sich um schwere Verletzungen, die verbunden werden mussten. Ein Krankenhaus war für alle der letzte Ausweg, denn dort waren sie nahezu schutzlos. Und was schon für einen Akatsuki gefährlich war, war für einen normalen Jugendlichen, wie es Sasuke war, eine Selbstmordaktion wenn man einen Akatsuki kannte.

Sasuke regte sich nicht. Das einzige, worauf er in den letzten Wochen geachtet hatte, war, das das Essen auf den Tisch kam und er gepflegt aussah. Das schwarze Haar war frisch gewaschen, die Kleidung erst vor wenigen Tagen aus der nahen Reinigung abgeholt worden. Kisame ahnte, wie schlimm es Sasuke gehen musste, obwohl er selbst das Glück hatte, nie in eine solche Situation gekommen zu sein. Absichtlich hatte er sich für ein Bordell entschieden, für die Geldanschaffung also. Es war einfach das für ihn sicherste Geschäft. Itachis Wirkungskreis war der gefährlichste gewesen neben dem Kakuzus, der von Itachi ersetzt worden und nun zurück war, bis Itachi entlassen wurde, Pains und des im Hintergrund agierenden Madaras. Viele wollten den Mizu tot sehen, und Sasuke war ein ausgezeichnetes Druckmittel, das zu erreichen. Es war durchaus möglich, das Itachi sich Hals über Kopf in Gefahr brachte, nur um den Jungen in Sicherheit zu wissen. Nun war Sasuke zwar in Sicherheit, aber wenn der ältere sah, wie es seinem Liebsten ging, würde er wissen wollen wieso das so war. Bald würde Itachi entlassen werden, und so konnte Kisame nicht darauf vertrauen, dass es Sasuke ohne sein Zutun besser gehen würde. Es wäre eine idiotische Hoffnung. Deswegen wartete er auch nicht sehr lange, bis er den Jugendlichen ansprach. Ihm lief einfach die Zeit davon.

„Hallo, Sasuke“, grüßte er den starr daliegenden Jungen.

Entgegen seiner Erwartung reagierte die bleiche Gestalt sogar: Sasuke wandte dem blauhaarigen die müden Augen zu. Er antwortete zwar nicht, sah ihn aber an, und das war Kisame viel wert. Er lächelte den Uchiha an, der diese Geste nicht erwiderte.

„Wir haben dir jemanden mitgebracht. Möchtest du mich begleiten?“

Sofort ging ein Ruck durch den recht zierlichen Leib- Sasuke setzte sich blitzschnell auf und starrte den Hoshigaki wütend an.

„Wen habt ihr jetzt entführt, ha? Naruto? Meine Eltern?“, wollte er wissen, packte den älteren und deutlich stärkeren Hünen am Kragen.

Kisame wich dem bohrenden Blick nicht aus. „Wir haben niemanden entführt. Du kennst deinen Besucher wahrscheinlich nur flüchtig.“

Diese für Sasuke ungemein beruhigende Nachricht zeigte ihre Wirkung: Beinahe sofort wurde der Riese los gelassen und der Jugendliche sank ins Laken zurück.

„Geh weg“, brummte der schwarzhaarige und drehte sich auf die Seite, weg von seinem Gast.

Dieser wollte ihn nicht einfach so in Ruhe lassen, zu wichtig war Sasukes Genesung für alle Akatsuki. Jeder wusste, dass dieser Junge am Leben und Gesund bleiben musste. So packte Itachis bester Freund Sasuke an den Handgelenken und half ihm auf die Beine, obwohl dieser sich gegen ihn wehrte.

„Jetzt gib Ruhe, Sasuke. Wir tun dir nichts Böses und das weißt du auch, also komm jetzt mit. Da unten ist jemand, der dir helfen möchte, aber dafür musst du dich schon selbst hinab bequemen“, mahnte Kisame ruhig.

Von einem störrischen Teenager würde er sich sicher nicht aus der Ruhe bringen lassen! Es dauerte auch nicht lange, bis Sasuke seinen Widerstand aufgab. Er wusste, dass niemand sich hier um ihn scheren würde, gäbe es da nicht Itachi, und irgendwie war er auch ziemlich erschöpft, regelrecht ausgebrannt. Kisame machte sich dies zu Nutzen und bugsierte die ausgezehrte, blasse Gestalt die Treppe hinab zu Sasori no Akasuna, der ihnen hoffentlich würde helfen können.
 

Sasuke erkannte den Akasuna sofort. Ein Mal hatte er ihn gesehen, als Itachi ihn mit zu einer Art Feier genommen hatte. Der Uchiha kannte seinen neuen Gast wirklich nur vom Sehen, aber er hatte damals schon sehr ruhig auf ihn gewirkt, anders als Kisame und die anderen. Nun sah er ihn ebenfalls mit ruhigem, zugleich ernsten Blick an.

„Wie schön, das ihr euch doch noch mal hierher bemüht“, kamen die distanziert gesprochenen Worte über die Lippen des Rotschopfes.

Er klang gelangweilt, doch Sasuke meinte, hinter den Worten eine verborgene Ungeduld heraus hören zu können.

„Wir mussten uns erst etwas unterhalten“, behauptete Kisame.

Es stimmte nicht wirklich, das wusste sowohl der blauhaarige als auch Sasuke. Dem Uchiha war aber auch nicht klar, wieso Kisame ihn in Schutz zu nehmen schien vor Sasori.

Eben genannter erhob sich galant und verbeugte sich leicht vor Sasuke.

„Guten Tag, Sasuke“, grüßte er dann doch noch. „Ich bin Sasori no Akasuna, aber das weißt du sicher schon.“

Höflich verbeugte sich auch Sasuke und blickte dann fragend zu seinen Leibwächtern. Gozu und Meizu verließen aber auf einen Wink Kisames hin den Raum, ohne Sasuke zu erklären, was das alles hier sollte. Entsprechend misstrauisch geworden verschränkte dieser die Arme vor der Brust und blieb abwartend stehen.

„Sasuke, Sasori ist hier, um dir zu helfen“, begann der Hüne.

Der Jugendliche wandte sich nun Kisame zu. „Wobei denn helfen?“

Ungefragt ließ sich Sasori wieder auf einem Sitzkissen nieder. Dann sah er unverwandt zu Sasuke.

„Kisame, sei so gut und lass uns allein.“

Sofort kam der Angesprochene der Bitte seines Begleiters nach und zog sich zurück. Der junge Uchiha hingegen fühlte sich zusehends unwohler unter den Blicken des anderen.

„Sag, wie geht es dir?“, wollte Sasori dann plötzlich wissen, eine Frage, die den Jugendlichen ziemlich irritierte.

Entsprechend fiel auch seine Antwort -eher eine Gegenfrage- aus: „Wieso wollen Sie das wissen?“

Ein Lächeln schien sich auf die Lippen seines Gesprächspartners zu legen, kaum wahrnehmbar für Sasuke.

„Ich bin so etwas wie ein Arzt, Sasuke. Bitte beantworte mir einfach meine Fragen, ja?“

Murrend ließ sich der Uchiha ebenfalls auf einem Sitzkissen nieder und blickte in das fast schon puppenhaft wirkende Gesicht, das die Gedanken des Mannes nicht preis gab.

„Ich bin müde und schlapp. Was wollen Sie noch hören?“

Der Mann blickte ihn noch immer so forschend an. „Inwiefern? Körperlich, geistig?“

Fast hätte Sasuke geseufzt. Er ahnte, dass er so bald nicht wieder seine Ruhe bekommen würde.

„Beides. Wie ausgebrannt“, antwortete er ehrlich. „Das ist doch alles Unsinn, mich hier einzusperren und grade mal in den Garten zu lassen- ich will meine Freunde wiedersehen und meine Eltern. Was soll ich denn hier machen?“

Ungewollt war Sasuke immer verzweifelter geworden- nein, nicht geworden, denn das war er schon die ganze Zeit über. Er war einfach nur deprimiert, am Ende angelangt und konnte nicht einmal mehr verbergen, wie seltsam leer er sich fühlte. Sein Körper spiegelte dieses Leeregefühl wider, indem er in sich zusammensank.

Plötzlich erhob sich sein Gegenüber. „Ich denke, ich habe genug gehört“, meinte er nur und ließ den Jungen alleine zurück, verließ den Raum.

Sasuke brauchte sich nicht einmal anstrengen um zu hören, was Sasori Kisame sagte.

„Er wird depressiv“, hörte er die Worte. „Du musst ihn hier raus lassen. Bring ihn woanders hin für ein paar Tage, sorg dafür, dass man ihn in der nächsten Stadt sieht und glaubt, er würde dort leben. Er muss viel draußen sein und braucht einen festen Tagesplan, dann geht es ihm bald besser. Lass ihn mit Gozu und Meizu einkaufen gehen oder sonst was, und sag Itachi zeitig Bescheid, bevor sich die beiden wiedersehen.“

In seinem Inneren regte sich etwas bei der Erwähnung seines Ex-Freundes. Sasuke erhob sich schwerfällig und trat an die Schiebetür aus dünnem Papier und Holz, schob sie ein wenig auf. Eine leichte Brise strich durch sein Haar und über seine Arme.
 

Itachi wurde bald entlassen. Sasuke hatte gar nicht mehr daran gedacht, den Mizu überhaupt irgendwann wieder zu sehen. Mittlerweile war er einige Zeit in diesem Versteck, es konnte nicht mehr lange bis zum Entlassungsdatum des anderen dauern. Irgendwie wusste Sasuke, das ein Teil von ihm Itachi immer noch liebte, auch wenn er es nicht wahr haben wollte. Zu gut erinnerte er sich an ihre Beziehung, wie Itachi ihn immer mehr eingeschränkt hatte.

Dabei war anfangs wirklich alles perfekt gewesen. Für Sasuke gab es nichts Schöneres als Zeit mit dem älteren zu verbringen, aber er hatte auch ein Leben ohne diesen gehabt. Und er hatte nicht einmal bemerkt, wie der Mizu ihn nach und nach immer mehr umgarnte, ihn gar kontrollierte und letztendlich –wie er später herausgefunden hatte- sogar beobachten ließ. Sasuke war erdrückt worden von Itachis Sorge um ihn, als er letztlich verletzt worden war. Als er geglaubt hatte, den älteren dadurch für immer los geworden zu sein, hatte er aufgeatmet und sich erleichtert gefühlt. Sehr erleichtert. Nun ahnte er, dass er Itachi Mizu sein Leben lang nicht mehr würde entkommen können.

Vielleicht, dachte Sasuke, sollte ich mich einfach fügen.

So stand er da, in sich ganz leer und ausgebrannt mit dem einzigen Gedanken im Kopf, von dem er wusste, dass er richtig war. Kisame fand ihn so und brachte ihn in den Garten, nicht in sein Bett. Im hellen Sonnenschein saß Sasuke da und starrte in die Wolken. Er bekam gar nicht mit, wie Kisame mit Sasori irgendetwas absprach. Er hörte nur, wie ein Auto fort fuhr, und wusste dass er niemals einfach in einen Wagen steigen und davon fahren können würde. Es interessierte den Jungen nicht, als es Zeit war, das Essen zu kochen, und es interessierte ihn ebenso wenig als Kisame sich überraschend zu ihm setzte und ihm eine Schale mit Gemüse, Reis und Sauce reichte. Was nützte ihm das Essen, wenn er doch für immer gefangen war? In ihm war alles kalt und leer. Was würde er dafür geben, seine Eltern wieder zu sehen?
 

Als es dämmerte holte Kisame den Jugendlichen ins Haus und beauftragte ihn damit die Küche aufzuräumen, in der Hoffnung, bald genauer weiter zu wissen. Seine Hoffnung schrumpfte auf einen kläglichen Rest, als Sasuke sich nach getaner Arbeit auf sein Zimmer zurückzog. Der Hoshigaki wusste, dass sich der Jüngere schlafen legen würde, wahrscheinlich auch noch stundenlang wach lag, aber er konnte nichts dagegen tun. Sasuke war sein Gast, sein Schützling. Er musste für Itachi auf den Jungen aufpassen, für ihn da sein, auch wenn es ihm nicht gefiel. Aus diesem Grund beschloss Kisame, dem Rat Sasoris nach zu gehen. Er fragte die beiden Wächter nach möglichen Städten, wollte wissen, wann diese einkaufen gingen, wie oft und wo sie den Jugendlichen unterbringen könnten, ohne ihn in Gefahr zu bringen.
 

Unterdessen lag Sasuke träge in seinem Futonbett und schaute an die Decke. Er musste an Itachi denken, der ihn so sehr eingrenzte. Seit Sasoris Besuch wechselten seine Gedanken von Hoffnungslosigkeit über die Situation zu den Erinnerungen an die, die er wiedersehen wollte. Naruto und seine anderen Freunde. Seine Eltern. Irgendwie schweiften seine Gedanken auch hin zu Itachi. Er fragte sich, ob er nicht vielleicht überreagiert hatte, als Itachi ihn so überwachen ließ. Andererseits fand er, dass niemand so bewacht werden sollte wie er. Irgendwann, das wusste er, hätte der Mizu ihn nicht einmal mehr alleine aufs Klo gelassen. Dennoch zweifelte der Teenager. Es war so leicht, alles falsch zu machen…
 


 

„Komm mit“, brummte Kisame.

Gehorsam folgte Sasuke dem Hünen durch den schmalen Gang des kleinen Geschäfts. Er spürte, dass es ihm ein wenig besser ging, seit er seinem Versteck entkommen war.

Nun befand er sich im Laden in einer kleinen Stadt. Es gab im Ort zwar nicht viel zu sehen, aber der Jugendliche war trotzdem froh über die Abwechslung und blies keine Trübsal mehr. Im Gegenteil, er sah sich genau um und versuchte, jedes noch so kleine bisschen in sich aufzunehmen, um sich daran erinnern zu können wenn er zurück musste. Der Hoshigaki hatte ihm gleich zu Anfang ihres Ausfluges erklärt, dass es durchaus möglich war, dass man sie fand und sie wieder zurück mussten. Deswegen kam es auch darauf an, wie sich Sasuke den Passanten gegenüber verhielt- ihre Tarnung wäre hinüber, wenn der Jugendliche irgendwem von seiner Entführung erzählen würde. So hatte der Uchiha auch versprechen müssen, ständig bei seinen Begleitern zu sein und keine Fluchtversuche zu unternehmen. Irgendwie hatte Sasuke aber ohnehin noch nicht die Kraft zur Flucht. Er fühlte sich nur bedingt besser, das merkte auch Kisame und war froh, dass er Sasori gebeten hatte nach dem Jungen zu schauen. Nur ein paar Tage wollte er mit Sasuke in dieser Kleinstadt bleiben, danach würden sie zurück ins Versteck fahren, sodass sie etwa drei Tage vor Itachis Entlassung dort ankamen.
 

„Was hast du?“, wollte Kisame wissen, als er bemerkte wie Sasuke abwesend einem jungen Mann hinterher blickte, als habe er einen Geist gesehen.

„Nichts“, murmelte er. „Ich habe nur kurz gedacht, es wäre Itachi.“

Lachend führte der Hoshigaki den jüngeren zu einer Eisdiele. „Das wirst du dir eingebildet haben. Der Kerl sieht ihm doch kein bisschen ähnlich.“

Sasuke blickte seinen Begleiter abwesend an. „Er hat mich fast genauso angesehen wie Itachi- als wäre er die Schlange und ich das Kaninchen.“

Kisame sah ihn überrascht an. „Was?“

„Er hat mich seltsam angesehen“, antwortete der Uchiha.

Alarmiert winkte der Hüne Meizu und Gozu zu; ein Zeichen, das Sasuke nicht kannte. Die beiden Leibwächter waren fort, als sich der Jugendliche an einem der vor dem Café stehenden Tische niederließ. Kisame setzte sich ebenfalls, nahm die Eiskarte, die auf dem Tisch lag, und blätterte sie durch. Sasuke hingegen sah sich auf dem belebten Platz um. Von dem Mann, den er vorhin gesehen hatte, fehlte jede Spur.

„Ganz ruhig, Sasuke“, meinte Kisame dann leise. „Dir kann nichts passieren. Nicht nur Gozu und Meizu sind hier, um auf dich auf zu passen.“

Verwirrt blickte der Junge zum blauhaarigen. „Wieso sollte ich Angst haben?“

Ernst blickte der Mann ihn an. „Du hast Angst“, entgegnete er. „Sonst wäre er dir nicht aufgefallen. Kannst du mir sagen, ob er in Begleitung war?“

Sasuke schüttelte den Kopf. „Nein. Du bist paranoid, Kisame. Wieso sollte er mich denn umbringen wollen?“

„Angst hast du trotzdem“, beharrte Kisame. „Sonst hättest du mich sicher nicht auf den Kerl aufmerksam gemacht. Wollen wir ein wenig laufen?“

Unsicher zuckte der Junge mit den Schultern und folgte dem blauhaarigen dann in eine schmale Gasse voller kleiner Lädchen. Kisames Hand auf der Schulter des 17-jährigen wirkte beruhigend auf diesen, und gekonnt lenkte sein Begleiter ihn ab. So kam es, das Sasuke vor einem kleinen Bücherladen stand und sich Ansichtskarten der kleinen Stadt anschaute. Wie gerne er seinen Eltern schreiben würde, das es ihm gut ging!

Plötzlich erstarrte der Junge und hielt eine der Karten fest umklammert, die er sich bis grade eben angeschaut hatte. Ihm war eiskalt, als er etwas Hartes, Spitzes in seinen Rücken drücken fühlte. Etwas, das ihm unangenehm war. Erstarrt vor Angst konnte er nicht einmal Kisame etwas sagen, aber das war zum Glück ohnehin nicht mehr nötig.

„Ich denke, Sie lassen das besser. Es könnte sonst sehr unangenehm für Sie enden“, drang wie aus weiter Ferne Meizus Stimme an Sasukes Ohren.

Als nächstes spürte er, wie das Etwas verschwand, das in seinen Rücken gedrückt hatte. Kisame schob ihn schützend hinter sich.

„Es ist alles in Ordnung, Sasuke. Die beiden werden sich um ihn kümmern. Komm, ich denke, die Karte müssen wir kaufen, du hast sie ziemlich zerknickt.“

Damit wurde der Jugendliche sacht in den Laden geschoben. Er konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie seine Leibwächter den Fremden verschleppten. Sie stellten sich dabei so geschickt an, das es auf Passanten wirken musste, als wären die drei gute Freunde und der eine so trunken, das ihn die anderen stützen mussten.
 

Gedankenverloren saß der Uchiha später am Abend auf dem Futon des städtischen Hotels. Kisame hatte ihm erklärt das sie noch eine Weile hier bleiben würden. Am liebsten hätte Sasuke darauf bestanden zurück in ihr Versteck zu fahren, aber sein Aufpasser wusste, was er tat. Nun lag der Junge alleine in ihrem Zimmer. Die anderen wollten ihm etwas Ruhe gönnen und sorgten so für seine Sicherheit, dass es ihm selbst nicht auffiel.

Er hatte ohnehin etwas anderes im Kopf als seine Sicherheit. Vor ihm lag die Postkarte, die Kisame ihm gekauft hatte. Er hielt einen Stift in der Hand und wusste, wem er schreiben wollte.

Seinen Eltern.

Auch wenn diese niemals diese Karte lesen würden wollte er ihnen schreiben. So saß er da und wusste nicht, wie er alles auf eine winzige Postkarte quetschen sollte, was ihn beschäftigte.

´Hallo Mutter, hallo Vater´, schrieb er dann. Die Worte kamen nun endlich fast von allein.

´Ich vermisse euch und hoffe, dass es euch gut geht. Sorgt euch nicht zu sehr, man kümmert sich gut um mich. Am liebsten würde ich euch besuchen, aber ich bin irgendwo im Nirgendwo und darf euch auch nichts sagen, selbst wenn ich weiß das ihr das hier wohl nie lesen werdet. Sie verstecken mich sehr gut, damit mir keiner etwas tun kann. Trotzdem wäre ich lieber bei euch.

Ich wollte euch nur sagen, wie lieb ich euch habe und das ich euch sehr vermisse. Vielleicht sehen wir uns ja wieder- ich hoffe es zumindest.

Sasuke.´

Als Empfänger trug er ´Die besten Eltern der Welt´ ein. Sasuke schaute lange die Karte an und merkte nicht, das er weinte. Er vermisste seine Eltern so sehr…
 

Nach einigen Stunden betraten Kisame, Gozu und Meizu den Raum. Sasuke lag schlafend auf seinem Futon und hielt die Karte fest in der Hand. Der blauhaarige bemerkte das und bückte sich, um sie dem Jungen abzunehmen. Leise im Schlaf seufzend drehte sich der Uchiha auf die Seite, kehrte den Anwesenden so den Rücken und schlief ruhig weiter. Kisame überflog die beschriebene Karte und überreichte sie dann Gozu.

„Ich möchte, dass du die weiterleitest. Brich zur Not heimlich dort ein und bring dem Jungen etwas aus seinem Zimmer mit, von dem du glaubst dass es ihm wichtig ist. Du bleibst dort, bis dir Kakuzu sagt, wo wir sind.“

Gozu nickte, verbeugte sich leicht und warf einen aufmerksamen Blick auf den schlafenden Jungen. Dann verließ er leise den Raum. Meizu hingegen wandte sich nun an Kisame.

„Ist es nicht zu gefährlich, bei ihnen einzubrechen und eine Karte dort zu lassen? Herr Uchiha könnte unnötig gefährdet werden.“

Der Hoshigaki schüttelte den Kopf. „Nein“, meinte er. „Ich denke, das hier ist wichtig für Sasuke. Leg du dich jetzt auch hin und schlaf, ich übernehme seinen Schutz eine Weile und wecke dich dann.“

Lichtblick

Kapitel 8- Lichtblick

>Du hast ´ne Spur hinterlassen,

quer durch Herz und Verstand.

Viel zu lang mit Dir gerungen,

als dass ich vergessen könnt!
 

Du hast mein Leben bestimmt,

ich habe mich Dir ergeben,

Dir und der Einsamkeit-

Allein auf allen Wegen!<

Weto- Flucht
 

„Du möchtest dich wieder mit deinen Freunden treffen?“

Itachi klang überhaupt nicht erfreut, stellte Sasuke fest. Ganz und gar nicht. Deswegen schmiegte er sich ein bisschen enger an seinen Freund und küsste ihn liebevoll.

„Es wären nur ein paar Stunden“, erklärte er dann.

Nur ein wenig Fußball spielen, mehr wollten er und seine Freunde nicht. Danach würde Sasuke wieder nach Hause gehen oder sich woanders mit Itachi treffen, so hatte sich der Uchiha das vorgestellt. Nun musste er sich wohl erst mal etwas einfallen lassen, seinen Liebhaber zu überreden, wenn er denn wirklich etwas mit seinen Freunden machen wollte.

„Ich hätte dich nur gerne bei mir, Sasuke“, versuchte Itachi sich zu erklären.

Nun wurde Sasuke neugierig und blickte seinem Freund in die tiefschwarzen Augen. „Ist dieses Wochenende etwas besonderes?“

Der ältere wich seinem Blick aus und seufzte. So etwas hatte er noch nie getan, bei keiner Frage, die der Uchiha ihm gestellt hatte.

„Ich wollte dir nur jemanden vorstellen. Du würdest ihn sicher mögen.“

Sasuke schwieg daraufhin. Er würde gerne einen Freund Itachis treffen, denn bisher hielt der Ältere ihn von allem fern, was ihn betraf. Noch immer wusste der Jugendliche weder, wann Itachi Geburtstag hatte –er wusste lediglich, dass er fünf Jahre älter als Sasuke war-, noch, was er beruflich tat, das er so viel Geld hatte. Eigentlich wusste Sasuke fast gar nichts über seinen Liebhaber- nur, dass er ihn liebte und sich mittlerweile auch Gedanken darum machte mit Itachi zu schlafen, das der ältere so ziemlich alles über ihn wusste und ihn liebte, am liebsten in Watte packen würde. Er verstand nicht, wieso Itachi so besorgt um seine Sicherheit war, immerhin war Sasuke nicht der Typ, der freiwillig ungesichert ein Hochhaus erklimmen oder sich an ein Gummiseil gebunden von einer Brücke stürzen würde. Zudem waren sie sehr oft zusammen, eigentlich immer. Nur ein Mal hatten sie sich nicht getroffen, seit sie ein Paar waren, und das war ein paar Tage her. Seit Sasuke mit seinen Freunden im Schwimmbad gewesen war schien Itachi sich noch mehr um die Sicherheit des Jüngeren zu sorgen, rief diesen sogar in den Pausen an. Einerseits fand Sasuke es schön, wie wichtig er Itachi war, aber andererseits ging ihm dieses Verhalten ziemlich auf die Nerven. Wahrscheinlich sollte er es Itachi auch sagen, damit der wieder vernünftig wurde und weniger paranoid.
 


 

Sasuke wurde übel, als er die im europäischen Stil erbaute Villa vor sich hoch in den Himmel ragen sah. Ein breiter weißer Kiesweg führte zum Eingang, und Itachi parkte direkt an der Treppe, die den Parkbereich vom Rest trennte. Der Jugendliche war so überwältigt von seiner Umgebung das er kaum wahrnahm, wie Itachi ihm aus dem Wagen half und zur Eingangstür führte. Sie brauchten nicht einmal klingeln, da öffnete ihnen schon ein hübsches Mädchen mit roten Haaren dir Tür und bat sie hinein. Höflich bot sie den beiden an, ihnen die Jacken abzunehmen, und führte sie danach in einen großen Raum voller Aquarien. Am Fenster stand ein blauhaariger Riese von Mann. Er trug Shirt und Jeans, registrierte Sasuke am Rande, als der Fremde auch schon grinste, sie begrüßte und bat, sich zu setzen. Der Jugendliche war angesichts dieses Hünen froh, Itachi an seiner Seite zu wissen, auch wenn der ihn in dieses Haus gebracht hatte.

„Kisame Hoshigaki“, stellte sich der Mann vor. „Du musst Sasuke sein. Wollt ihr was trinken? Karin, bring meinen Gästen eine kleine Auswahl, wir haben immerhin zu feiern!“

Verwirrt wendete Sasuke sich an Itachi und schaute ihn fragend an. Herr Hoshigaki bemerkte dies und beugte sich leicht vor. „Sag bloß, du weißt nicht, das Itachi heute befördert wurde? Er kann jetzt seine freie Zeit einteilen wie es ihm beliebt, während er den Verwaltungskram macht und ausbildet. In seinem Gewerbe ist er jetzt der allerbeste, keiner ist so gut wie er!“

Erstaunt blickte der Jugendliche zu seinem Freund, der den Hoshigaki nur resignierend ansah. Dann wendete sich der ältere an seinen Partner.

„Eigentlich“, erklärte er. „wollte ich es dir nicht sagen, aber Kisame plappert manchmal gern. An unserer gemeinsamen Zeit wird sich dadurch nichts ändern, Sasuke, das verspreche ich dir.“

Dabei hatte sich Sasuke gar keine Gedanken darüber gemacht, sondern freute sich einfach für seinen Liebhaber. Er küsste ihn –zum ersten Mal auch vor anderen- und flüsterte ihm zu, wie sehr er sich für ihn freue. Der Blick des Mizu wurde dabei kurze Zeit sehr ernst, als solle sich der Jüngere nicht so freuen, aber dann fing er sich wieder und freute sich, das Sasuke stolz auf ihn war.
 

Später am Abend verließen sie Kisame und fuhren Richtung Stadtrand. Dieses Mal parkten sie nicht vor einer protzigen Villa, sondern vor einem normalen Einfamilienhaus mit kleinem Garten. Sasuke fühlte sich gleich viel wohler und fragte, von Itachis Freunden wer dort wohl wohnen würde. Dieses Mal ließ er sich nicht von Itachi aus dem Wagen helfen, weil er auch einfach nicht so befangen und überfordert war wie beim Anblick der Villa. Er lief normal neben Itachi her, hielt einzig seine Hand.

„Ich dachte, ich lade dich heute mal woanders hin ein“, meinte der ältere der beiden auf einmal und blieb stehen, bedachte Sasuke mit dem leichten schönen Lächeln, das der Uchiha nur von Itachi kannte. „Das ist mein Haus. Ich hoffe, du bist nicht zu enttäuscht weil es nichts Protziges ist wie bei Kisame.“

Der Junge schüttelte nur den Kopf und schmiegte sich an seinen Gastgeber. „Ich finde es viel schöner hier als bei Kisame“, erwiderte er, und der Meinung blieb er auch als er durch das schlicht eingerichtete Haus geführt worden war und mit Itachi auf dessen Sofa im Wohnraum lag.

Itachi strich Sasuke durchs rabenschwarze Haar, so liebevoll und vorsichtig als wäre dieser aus Glas und könnte zerbrechen. Der Jugendliche hingegen genoss die Liebkosungen in vollen Zügen, auch, als Itachi sie nicht mehr nur aufs Haar begrenzte, sondern auch über Schultern und Nacken strich und küsste. Es war für den jüngeren nichts Neues mehr, schon oft hatten sie fast unbekleidet beieinander gelegen und sich liebkost, und doch war es diesmal etwas anderes, weil er einfach wusste dass es an diesem Abend nicht bei einfachen Küssen und Streicheleien bleiben würde. Er wollte es ja auch, sogar sehr, und das zeigte er Itachi, indem er die Liebkosungen erwiderte und den älteren ganz nebenbei aus den Klamotten schälte. Der Mizu verstand was Sasuke von ihm wollte und befreite diesen ebenfalls von den Klamotten, die sie ohnehin nur stören würden. Dabei bugsierte er seinen Partner irgendwie –selbst Itachi wusste hinterher nicht mehr, wie- die schmale Treppe nach oben in sein Schlafzimmer, wo die beiden bis auf die Shorts nackt im Bett landeten, sich dort weiter küssten und streichelten. Itachi knabberte an Sasukes Brustwarze, neckte währenddessen die andere und leckte über die salzig schmeckende Haut des jüngeren, während der unsicher mit seinen Händen über den Rücken des Älteren strich. Irgendwann fielen auch die letzten Hüllen und die beiden lagen dicht an dicht im Bett und verwöhnten einander. Sie hetzten sich nicht, ließen sich im Gegenteil eher Zeit für alles. Der langhaarige bereitete Sasuke umsichtig vor, lenkte ihn mit dutzenden Küssen ab und strich über dessen Erregung, ließ ihm alle Zeit der Welt. Er selbst hatte zwar noch nie mit einem anderen Mann geschlafen, sich dafür aber gründlich informiert, wie er Sasuke mögliche Schmerzen am besten ersparen konnte. Deswegen führte er einen Finger nach dem anderen in diesen ein, ließ seinem Liebhaber dazwischen mehr als genug Zeit, sich an die Fremdkörper zu gewöhnen, und versuchte, ihm die Prozedur zu erleichtern, indem er ihn küsste und neckte, seine Erregung verwöhnte, bis er sicher war, einen weiteren Finger hinzufügen zu können. Als Sasuke sich an den dritten Finger in sich gewöhnt hatte, entzog Itachi ihm diese wieder. Während er in den jüngeren eindrang sah er ihn an, konzentrierte sich vollkommen auf seinen Partner. Er wollte ihm nicht wehtun, schob sich langsam in ihn und wartete geduldig ab, wenn sich Sasuke verspannte und Schmerzen zu leiden schien, bis dieser ihm signalisierte dass es okay war. Dann war er irgendwann ganz in ihm und der jüngere gewöhnte sich schnell daran, drängte sich schwer atmend gegen ihn und blickte ihn aus fiebrigen Augen an. Daraufhin zog sich der ältere zurück und stieß in seinen Partner, brachte ihn zum Stöhnen und konnte es sich ebenso wenig verbeißen, leise zu stöhnen und schwer zu keuchen. Sie klammerten sich enger aneinander, so eng wie möglich, während beide zunehmend zügelloser wurden und aus leisem, unterdrücktem Stöhnen fast schon ein Schreien wurde.

Als Sasuke kam, versenkte er unbewusst seine Fingernägel tief in Itachis Rücken und hinterließ blutige Striemen auf der blassen, makellosen Haut. Der Mizu selbst konnte sich nicht länger zurückhalten und ergoss sich tief im Jüngeren. Einige Zeit danach blieben sie noch so vereint -eng aneinander gepresst- und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Sie sahen sich aus verklärten Augen an, küssten sich erneut. Es fiel ihnen schwer sich voneinander zu lösen, aber sie schafften es. Trotzdem gab es für sie beide keinen Grund, das Bett zu verlassen- glücklich kuschelten sie sich unter der Bettdecke aneinander. Es dauerte nicht lange, bis Sasuke in Itachis Armen unter dessen liebevoll-besorgten Blicken einschlief. Er ahnte nicht, das sein Geliebter -dem er soeben seine Unschuld geschenkt hatte- in die Nacht lauschte, nach irgendeinem Geräusch horchte. Er spürte nicht, wie er enger an Itachi gezogen wurde und wusste nicht um die durchaus berechtigte Sorge des älteren.
 

Itachi wusste, dass er soeben Sasukes Schicksal besiegelt hatte- der Junge würde sich nie mehr von ihm trennen können. Er hoffte nur, dass sein Liebster das auch irgendwann verstehen und akzeptieren würde. Der Mizu hatte nicht vor, dem jüngeren auch nur ansatzweise zu erzählen womit er sein Geld verdiente. Je weniger der Uchiha wusste, desto besser für ihn, hoffte er. Garantieren konnte niemand etwas, denn die Konkurrenz war ebenso wachsam wie er. Es war durchaus möglich, dass man sich an Sasuke vergreifen würde, um so an Itachi heran zu kommen. Und zum ersten Mal seit ihrer ersten Begegnung fragte sich Itachi, wie er den Jungen, den er nun im Arm hielt, nur in dieses Leben hatte drängen können. Anfangs hatte Sasuke doch nichts mit ihm zu tun haben wollen- nur er, er Idiot, hatte ständig das blasse Gesicht des Jugendlichen vor sich gehabt und gewusst, dass es dieser wäre und niemand sonst. Sasuke Uchiha war ein Licht, sein Licht, der einzige Lichtblick in seinem Leben in der Finsternis, und er musste ihn haben, brauchte doch so dringend einen Lichtblick in seiner Monotonie.

Es war grausam von ihm, selbstsüchtig, den Jungen der Finsternis gegenüber zu stellen, denn irgendwann würde sie Sasuke verschlingen wie ihn zuvor. Nur hatte er gewusst, worauf er sich da eingelassen hatte- sein Liebster hingegen hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Wahrscheinlich dauerte es aber nicht mehr allzu lang, bis er diese Ahnung bekommen würde.

Für kurze Zeit wünschte sich Itachi, die Zeit zurück drehen zu können, aber das konnte nicht einmal er, der Todesengel seiner Organisation, der ausbildende Todesengel und wohl auch baldiger Schatzmeister. Er wollte Sasuke doch nie mit hinein ziehen, sondern nur mit ihm leben- ganz normal leben! Ob das wohl möglich war? Vielleicht. Er sollte mit Deidara reden.
 


 

Erst am Sonntag kehrte Sasuke nach Hause zurück. Seine Mutter freute sich, weil ihr Sohn so glücklich wirkte. Lächelnd kochte sie das Abendessen und wollte danach wissen, was Sasuke am Wochenende gemacht hatte. Der Jugendliche erzählte seiner Mutter, dass er mit Itachi gelernt habe und sie zu einem der Freunde des älteren gefahren seien. Davon, das er mit dem Mizu zusammen war, wusste sie nichts, glaubte er. Zumindest hatte er ihr nichts gesagt, weil Mikoto sich als seine Mutter wohl riesig auf Nachwuchs freute.

„Dein Vater meinte, er habe Itachi neulich gesehen“, sagte sie plötzlich.

Irritiert blickte der Sasuke auf. „Und?“

Seine Mutter deckte den Tisch und sah ihn an. Sie wirkte besorgt.

„Auf der Polizeistation. Er wurde wegen Mordverdacht befragt, bis sein Anwalt kam und ihn raus holte. Was arbeitet er eigentlich?“

Wütend funkelte Sasuke Mikoto an. „Woher soll ich das denn wissen? Er ist mein Nachhilfelehrer, fertig, und es ist irgendwie lächerlich, ihn eines Mordes zu bezichtigen wenn er den halben Tag mit mir zusammen ist.“

Die junge Mutter blickte traurig auf ihre Hände. „Wir machen uns nur Sorgen um dich, Sasuke.“

„Ich weiß“, meinte der jüngere, dessen Wut so schnell verschwand wie sie gekommen war.

„Du bist nur noch bei diesem Itachi. Was ist mit deinen Freunden?“

„Itachi ist auch ein Freund.“

Mikoto lächelte ihn an und legte ihre zierliche Hand auf die Schulter des Jungen. „Er ist dein Freund, das weiß ich, aber was ist mit Naruto und den anderen?“

Verständnislos sah Sasuke sie an.

„Inwiefern weißt du, wie ich mit ihm befreundet bin?“, hakte er nach.

„Ich bin nicht blind, Sasuke“, antwortete sie streng dreinschauend. „Er ist kein normaler Freund, sondern dein fester Freund. Ich kann es sehen. Wäre dein Vater nicht so lange arbeiten würde es ihm auch auffallen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du Itachi mit zu Naruto einladen würdest.“

Schweigend starrte der 16-jährige auf die gefüllte Reisschale vor sich. „Wieso sollte ich Itachi mitnehmen zu Naruto? Der findet es sicher nicht so toll, das ich schwul bin.“

Mikoto lächelte. „Er ist dein bester Freund, Sasuke. Es ist ihm sicher so ziemlich egal, mit wem du zusammen bist. Ich toleriere deine Beziehung ja auch, obwohl ich wirklich gerne mal Enkelkinder hätte, und deinem Vater erzähle ich davon auch nichts. Er würde wohl aus allen Wolken fallen.“

„Naruto auch“, murrte der Uchiha und griff nach der Schale, obwohl er kaum noch Appetit hatte.
 

Schon seit gefühlten Stunden wälzte Sasuke sich schlafsuchend im Bett. Die Unterhaltung mit seiner Mutter beschäftigte ihn so sehr, dass er sich fragte, ob er in dieser Nacht überhaupt schlafen können würde. Als er auf die Leuchtziffern seines Weckers blickte und feststellen musste, dass es schon nach Mitternacht war, seufzte er genervt auf. Wie gerne er zur Ruhe kommen würde!

Der Blick des Uchiha fiel auf sein Mobiltelefon. Kurz entschlossen griff er danach und rief Itachi an. Der ging auch sofort dran und fragte besorgt, ob alles in Ordnung sei.

„Ja“, antwortete der Jugendliche flüsternd, um seine Eltern nicht zu wecken, deren Schlafzimmer gegenüber seinem Jugendzimmer lag. „Tut mir Leid, wenn ich dich wecke, aber ich… kann einfach nicht schlafen.“

Er hielt es für das beste, seinem Liebhaber gleich die Wahrheit zu sagen. Vielleicht wusste Itachi ja eine Lösung?

„Soll ich dir eine Geschichte erzählen?“, wollte der Mizu wissen.

Seine Stimme klang ganz warm und sanft, Sasuke liebte sie. Eigentlich liebte er mittlerweile alles an Itachi, aber die Stimme des älteren mochte er noch am meisten, weil er Gefühle heraus hören konnte, die man dem älteren nicht ansah. Seine Stimme konnte der Mizu nicht verstellen.

„Ja, bitte.“

Der Schüler war froh, das Itachi ihn grade nicht sehen konnte. Er schämte sich ein wenig, weil er Itachi wach hielt um selbst Schlaf zu finden, war deswegen leicht rot im Gesicht geworden.

Itachi aber nahm ihm die Verlegenheit, als er ihm die Geschichte eines Mönches erzählte, der vom Teufel durch Mäuse geplagt wurde und dem eine Katze half. Es war die erste Geschichte gewesen, die dem Älteren eingefallen war, einst hatte seine Mutter sie ihm erzählt. Es war etwas, das er Sasuke nie erzählen wollte. Dieser fragte aber auch nicht, woher Itachi diese Geschichte kannte, denn schon nach der halben Erzählung schlummerte er tief und fest. Der Mizu bemerkte das nach einer Weile, und nicht nur seine Stimme zeugte von seinen Gefühlen als er Sasuke eine Gute Nacht wünschte und auflegte; Auf seinen Lippen lag ein warmes Lächeln. Er war sehr froh, das Sasuke ihn angerufen hatte, denn seine Laune war schlecht gewesen nach einem Gespräch mit seinem Anwalt und Großonkel Madara, und nur der Uchiha schaffte es, ihn aufzumuntern- und sei es weil er ihn brauchte, seine Nähe suchte. Kurz keimte in Itachi die Frage auf, ob es nicht zu gefährlich für ihn selbst wurde und für seinen Liebhaber, da dieser der Sohn eines Polizisten war, aber diese Frage drängte er einfach beiseite. Noch nie hatte er sich von irgendwem einschüchtern lassen, schon gar nicht von der Polizei.

Itachis Sorge

Itachis Sorge

>Ich nehm Dich fester in den Arm,

dass ich Dich besser führen kann.

Tanz mit mir,

tanz, tanz mit mir.

Tanz mit mir,

tanz, tanz mit mir.<

Eisbrecher- Tanz mit mir
 

In der folgenden Woche klingelte Sasukes Mobiltelefon in einer Pause. Irritiert warf der Jugendliche einen Blick aufs Display und sah, das es Itachi war, der ihn anrief. Sich umschauend vergewisserte er sich, dass kein Lehrer anwesend war und nahm das Gespräch an. Er spürte die Blicke seiner Freunde auf sich, mit denen er die Pausen jetzt lieber verbrachte statt für die Schule zu lernen- immerhin konnte er sich das bei seinen Noten leisten und die Nachmittage verbrachte er ja mit seinem Liebhaber.

„Geht es dir gut, Sasuke?“, fragte dieser, kaum das Sasuke den Anruf annahm. „Wo bist du?“

Er klang so besorgt, dass Sasuke sich Sorgen um den Älteren machte. „Ich bin in der Schule. Ist was passiert?“

Ein Seufzen ertönte. Der Jugendliche lauschte, konnte aber nur entfernt leise Stimmen vernehmen, nicht einmal verstehen, was da gesprochen wurde.

„Nichts ist passiert“, antwortete der Mizu nach einem kurzen Augenblick. „Ich wollte einfach nur wissen ob alles okay ist bei dir.“

„Sollte denn etwas nicht okay sein?“, hakte Sasuke nach, aber der ältere überging diese Frage einfach, verabschiedet sich gewohnt liebevoll und legte auf.

Verwirrt steckte der Jugendliche das Mobiltelefon in seine Jackentasche. Er hatte zwar nur kurz mit Itachi gesprochen, bekam aber trotzdem das Gefühl, das dieser nicht besonders ehrlich gewesen war oder ihm zumindest etwas verschwieg. Anmerken ließ er sich dennoch nichts, plauderte weiter mit seinen Freunden und war ebenso wenig wie diese begeistert, als ihr Lehrer den Klassenraum betrat.
 

Als Sasuke nach Schulschluss das Gebäude verließ wartete Itachi schon an der Eingangstür auf ihn. Der 16-jährige sah den älteren bereits als er den Gang verließ, sich mit Naruto und den anderen unterhielt und die Straßenschuhe anzog. Er ließ sich nichts anmerken. Als Naruto den Mizu ebenfalls bemerkte, machte er seinen besten Freund darauf aufmerksam.

„Hey Sasuke, ist das nicht dieser Typ?“

Der Angesprochene brauchte nicht einmal aufzusehen, band seine Schnürsenkel ruhig und schulterte seine Tasche. „Ja, und?“

Die Blicke der anderen waren ihm unangenehm. Sie wollten wissen, wer gemeint war. Der Blondschopf überging dies einfach und wartete weiter auf eine Antwort.

„Ja, er holt mich ab und an von der Schule ab, okay? Frag mich aber nicht, wieso er mich schon hier abfängt“, murrte Sasuke.

„Wen meint ihr?“, wollte Neji wissen.

Naruto wies auf Itachi, der Sasuke scheinbar gesehen hatte und ihn ansah, während er mit irgendwem telefonierte.

„Der da ist Sasukes Nachhilfelehrer wegen Englisch. Echt, wie ein Vampir ist der, sicher süffelt er jeden Tag Blut!“

Erneut fühlte sich der Uchiha von Blicken durchbohrt.

„Wieso holt dich dein Nachhilfelehrer ab?“, fragte Tenten, die förmlich an Neji klebte.

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Meine Eltern fürchten, ich könnte erst mit euch nach der Schule was unternehmen, deswegen soll Itachi mich abholen.“

Er log nicht gerne. Irgendwie war er froh, das Itachi wirklich sein Nachhilfelehrer war -nicht nur sein Freund- und redete sich ein, das er seine Freunde so ja gar nicht belog. Belügen kam für ihn gleich wie betrügen, und ein Betrüger wollte er nicht sein. Er wusste nur nicht, wie er seinen Freunden erzählen sollte dass er mit einem Mann zusammen war. Sasuke hoffte, in seinem Fall wäre es Okay, nur ein Bruchstück der Wahrheit bekannt zu geben.
 

Die Freunde verließen gemeinsam das Schulgebäude. Sasuke verabschiedete sich von den anderen als Itachi sein Telefonat beendete und ihn ansah. Die beiden begrüßten sich, dann gingen sie dicht nebeneinander über den Schulhof zum Auto des älteren. Der Uchiha achtete darauf, dass ein kleiner Abstand zwischen Itachi und ihm vorhanden war, um niemanden Grund zur Annahme zu geben, dass er eine Beziehung zum Mizu hatte.

„Was ist los?“, wollte Itachi wissen, als sie beide im Wagen saßen.

Besorgt blickte der ältere ihn an, was Sasuke ein schlechtes Gewissen machte. Itachi war so nett zu ihm, liebte ihn, tat einfach alles für ihn… und er verleugnete ihre Liebe. Das hatte der Mizu wirklich nicht verdient.

„Tut mir Leid“, nuschelte Sasuke beschämt. „Ich… Ich möchte nicht, dass meine Freunde von unserer Beziehung wissen.“

Itachi lächelte ihn verständnisvoll an. „Schämst du dich?“

Unsicher zuckte der 16-jährige mit den Schultern. „Weiß nicht“, antwortete er ehrlich. „Ich bin mir nicht sicher ob sie es so gut fänden, dass ich dich liebe. Sie werden mich sicher für verrückt halten oder so.“

„Also liegt es an mir?“, hakte Itachi nach.

Sofort schüttelte der jüngere den Kopf. „Nein, es liegt nicht an dir. Es liegt an mir- ich weiß einfach nicht, was ich machen soll!“

Ungewollt war der Jugendliche laut geworden. Erschrocken hielt er inne, als er das bemerkte. Eine schlanke, warme Hand legte sich auf die Seine. Es war Itachis Hand.

„Vielleicht solltest du mit diesem Naruto reden“, meinte Itachi. „Der, der auch im Cafe war, als wir uns wiedergesehen hatten. Er wirkt ziemlich tolerant.“

Sasuke nickte und schaute seinen Liebhaber an. „Werd ich. Vielleicht hab ich ja Glück und er hat nichts dagegen oder findet es nicht so schlimm.“

„Bestimmt. Er ist doch dein Freund.“

Lächelnd lehnte sich der Jugendliche leicht gegen seinen Sitznachbarn. Liebevoll legte Itachi seinen Arm um ihn.

Er hat recht, dachte Sasuke. Naruto versteht das sicher.
 

Itachi Mizu sollte Recht behalten. Als Sasuke einige Tage später mit Naruto bei sich zuhause allein war und sie einfach nur redeten erzählte Sasuke dem anderen von seiner Beziehung zu Itachi.

„Was?“, kam es erschrocken vom Blondschopf. „Du bist mit Dracula zusammen?“

Wütend funkelte der schwarzhaarige den anderen an. „Ist das etwa ´n Problem für dich?“

Abwehrend hob der Uzumaki seine Hände. „Ey, ganz ruhig! Ich hab doch nichts dagegen wenn du mit diesem Blutsauger zusammen bist! Wie kommst du darauf?“

„Weiß nicht- vielleicht ja, weil du Itachi so magst und er ein Mann ist?“, antwortete Sasuke giftig.

„Und du bist mein bester Kumpel- und wenn du mit einem Opa zusammen wärst oder mit ´ner Leiche! Wenn du auf Dracula stehst bist du immer noch derselbe Sasuke, mit dem ich befreundet bin seit der mir Babybrei ins Gesicht geschmiert hat.“

Unwillkürlich musste Sasuke grinsen. Naruto wusste echt, wie er seinen fast-schon-Bruder aufmuntern konnte.

„Mum hat mir erzählt, das du mir zuerst die Pampe ins Haar geschmiert hast.“

„Pah!“, entgegnete Naruto. „Ich doch nicht! Deine Mum erinnert sich sicher verkehrt!“
 


 

Händchenhaltend streiften Itachi und Sasuke durch die Straßen des Nachbarortes. Der Mizu hatte dem Uchiha vorgeschlagen, zusammen essen zu gehen, und zuvor wollten sie noch gemeinsam die Lädchen anschauen, um sich dann für ein Restaurant zu entschließen. Reserviert hatte Itachi nichts, sie wollten nichts planen sondern einfach nur die Zweisamkeit genießen und in das nächstbeste Restaurant gehen, wenn sie Hunger bekamen.

„Was hältst du davon, wenn wir dort essen?“, fragte Sasuke, als sie an einem kleinen gemütlichen Restaurant vorbei kamen.

Itachi legte einen Arm um Sasukes Schulter. „Wir finden sicher etwas besseres, Sasuke. Das sieht so… heruntergekommen aus.“

„Finde ich nicht“, entgegnete Sasuke, denn er wollte wenigstens ein Mal mit Itachi in einem normalen Restaurant essen. „Es ist sehr gemütlich. Bitte lass uns hier etwas essen.“

Dabei sah er seinen Begleiter lieb lächelnd an. Der ältere der beiden seufzte ergeben, konnte seinem Schatz keinen Wunsch ausschlagen.

„Okay“, brummte er deshalb und ließ sich von seinem glücklich strahlenden Sasuke in die gemütliche Wirtschaft führen.

Sasuke merkte ihm an, das er noch nie in einem solchen Lokal gewesen war, weswegen er Itachi aufmunternd anlächelte und zu einem kleinen Tischchen am Fenster führten wollte. Als der Mizu dies aber erkannte zog er den Jugendlichen zu einem etwas größeren Tisch in einer dunklen, recht abgeschirmten Ecke. Der Uchiha ließ ihn, glaubte, Itachi fühlte sich so wohler in diesem Restaurant. Diese Vermutung verflüchtigte sich allerdings als er bemerkte, dass sich der langhaarige aufmerksam umsah und darauf zu achten schien, Sasuke vor Blicken bestmöglich zu schützen.

„Was hast du?“, wollte Sasuke deshalb wissen.

„Nichts“, winkte Itachi ab, als der Kellner kam um ihre Bestellung aufzunehmen.

Lange dauerte es auch nicht bis sie essen konnten, doch der ältere der beiden sah sich weiterhin aufmerksam und angespannt um als befürchtete er, beobachtet zu werden. Dem Uchiha entging das nicht, und so sprach er sein Gegenüber erneut darauf an. Itachi schüttelte erst mit dem Kopf, nahm dann aber die Hand des Jungen, die neben dessen Teller auf dem Tisch lag.

„Du wirst mich für verrückt halten“, flüsterte er so leise, das Sasuke ihn grade so noch hören konnte. „Ich habe einfach nur Angst, dich zu verlieren. Das jemand dich verfolgt und dir was antut.“

Hätte er nicht so verzweifelt ausgesehen, so voller Sorge, hätte der Jugendliche vielleicht gelacht. So legte er seine Essstäbchen aus der freien Hand und legte diese auf Itachis Hand, die seine andere drückte. Der Uchiha sorgte sich um den älteren, dem es so schlecht ging.

„Es tut mir leid“, sagte er deswegen. „Aber ich bin mir sicher, dass deine Sorge unbegründet ist. Wieso sollte mich jemand verfolgen?“

Der Mizu schluckte schwer. „Du bist mit mir zusammen. Wir lieben uns. Das ist Grund genug.“

Sanft schüttelte Sasuke den Kopf. „Gozu und Meizu stehen draußen vor der Tür und achten auf uns.“

„Und wenn schon jemand, der dir was tun will, hier drin ist?“, schnaubte Itachi und drückte Sasukes Hände so fest, dass es diesem weh tat.

Der jüngere ließ es sich nicht anmerken, entzog dem älteren dennoch zaghaft seine Hände. „Dann gehen wir jetzt. Bezahlen wir und gehen. Ich möchte nicht, dass du verrückt vor Angst bist, weil wir zusammen sind. Was meinst du?“

Sein Begleiter nickte nur, winkte mit zitternden Händen dem Kellner und bezahlte. Es dauerte keine drei Minuten, da hatten die beiden das Lokal verlassen und sich mit Gozu und Meizu auf dem Weg zum Auto gemacht. Die ganze Zeit über hielt Itachi Sasukes Hand fest. Dieser empfand Itachis Angst als übertrieben und sorgte sich um diesen. Vielleicht war etwas geschehen, das Itachi so an ihm klammerte?
 


 

Als Itachi Sasuke am nächsten Tag während des Unterrichts anrief gelang es Sasuke, der sein Handy lautlos gestellt hatte, unter einem Vorwand zur Toilette zu dürfen und dort seinen Liebhaber zurück zu rufen. Der Mizu ging schon nach dem ersten Klingeln dran.

„Sasuke, wie geht es dir? Wieso bist du eben nicht ans Telefon gegangen?“, drang die Stimme des Älteren panikerfüllt an die Ohren des Uchiha.

„Ich habe grade Unterricht. Tut mir leid, Itachi. Es ist alles in Ordnung mit mir. Was ist mir dir?“

Erleichtertes Seufzen ertönte. „Nichts. Es ist alles in Ordnung.“

Dann verabschiedete er sich wieder liebevoll und fürsorglich. Sasuke fühlte sich ganz seltsam, als er ins Klassenzimmer zurück ging. Ihm war flau im Magen, und er bekam den Gedanken nicht los, dass mit Itachi etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Hey“, machte Naruto leise, als sich Sasuke wieder neben ihn auf seinen Stuhl fallen ließ. „Itachi hat dich angerufen?“

Sasuke nickte.

„Mann, der ist ja echt ein Klammeraffe“, brummte Naruto und schaute hastig nach vorn, als Herr Umino ihn ermahnte.

Er hat recht, dachte Sasuke. Itachi klammert. Hoffentlich legt sich das bald wieder.

Unsicherheit und Angst

>Sag mir, wovor hast Du Angst?

Jetzt geht es Dir an die Substanz.

Du wirkst so müde und gehetzt,

weil Dir die Angst den Kopf zerfetzt.

Du glaubst, es geht mit Dir bergab,

denn Deine Stunden werden knapp.

Du läufst und rührst Dich nicht vom Fleck

und wirfst Dich selber einfach weg,

einfach weg.<

Eisbrecher- Angst?
 

Als Sasuke sein Zimmer nach den wenigen Tagen fast-Freiheit betrat lag auf seinem Futonbett ein großes, blutrotes Buch. Sein Name stand auf dem Buchdeckel. Der 17-jährige erkannte es sofort und ließ den Rucksack mit seinen Klamotten achtlos auf den empfindlichen Boden fallen, stürzte zu seinem Futon. Mit zitternden Händen hob er das dicke Buch auf, strich über den Einband und schlug es auf. Im Schneidersitz blieb er vor dem Futon sitzen und blätterte die mit Fotos beklebten Seiten durch. Es war sein Fotoalbum, nicht mal irgendeines. Seins, seins ganz allein. Es hatte Sasuke schon immer gehört, seit seiner Geburt. Mikoto und Fugaku hatten darin alles aufgeschrieben und mit Fotos belegt, was er als Baby gemacht hatte- wann er seinen ersten Zahn verlor, das erste Mal sprach, stand und ging, einfach alles-, und Sasuke hatte irgendwann einfach von selbst übernommen, alles was ihm wichtig war und wert, in Erinnerung behalten zu werden, in dieses Buch zu kleben und schreiben. Irgendwo in der Buchmitte waren die Fotos seiner Freunde, unter denen deren Namen und das Schuljahr stand, in dem er sich mit ihnen angefreundet hatte. Naruto Uzumaki war Sasukes erster und bester Freund gewesen. Nach diesen Fotos kamen die von Partys, und ganz zum Schluss die aus Sasukes und Itachis gemeinsamer Zeit- eine Hand voll Fotos, welche die beiden Arm in Arm oder sich Küssend zeigten. Traurig strich der Uchiha über ein Foto, auf dem Itachi ihn sanft ansah.

Ich habe richtig gehandelt, sagte er sich, obwohl es ihm wehtat, dass er ihre Beziehung eigenhändig zerstört hatte.

Itachi hatte zu sehr geklammert, ihn kaum noch aus den Augen gelassen und ihn sogar in den Pausen in der Schule besucht, ohne ihm zu sagen wieso er sich um ihn sorgte. Sicher, Sasuke hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie berechtigt die Sorge des älteren gewesen war, aber das hatte er damals nicht gewusst. Das, was passiert war, hatte den Jugendlichen nur darin bestärkt, sich vom Mizu zu trennen, nachdem der sich nicht mal erkundigt hatte wie es ihm ging. Naruto und die anderen hatten ihn dabei unterstützt. Sie hatten geglaubt, das würde genügen, aber Sasuke hatte ihn ins Gefängnis gebracht um sich sicher zu fühlen. Im Nachhinein fragte sich der Uchiha, wie naiv er gewesen war. Als ließen sich Itachi Mizus Feinde abwimmeln, indem man ihn ins Gefängnis brachte! Der Jugendliche hätte es besser wissen müssen. Er hatte doch gewusst, wie wichtig Itachi war, und er hatte dessen Leibwächter kennen gelernt.

Sasuke schüttelte den Kopf. Es nützte ihm nichts, sich Vorwürfe über seine Leichtsinnigkeit zu machen. Er konnte es nicht mehr ändern. Dennoch strichen seine Finger über Itachis Gesicht auf dem Foto, und irgendwie wünschte sich der Uchiha seinen Exfreund zurück. Er vermisste die schöne Zeit mit dem Mizu, ihr Beisammensein, auch wenn er ahnte, dass er ihn wiedersehen würde. Bald würde Itachi entlassen werden, wieso sollte er dann nicht nach Sasuke schauen, für den er in aller Öffentlichkeit seine Waffe gezogen und einen Menschen umgebracht hatte? Andererseits hatte er sich danach aber nicht mehr blicken lassen.

Itachi würde kommen. Sasuke ahnte es, und das nicht nur weil es logisch war, da er unter dessen Schutz stand.
 

Tatsächlich dauerte es nicht mehr lange, bis Kisame ihm durch Meizu bekannt geben ließ, das Itachi bald entlassen werden sollte. Der Uchiha wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Ein Teil von ihm hasste Itachi dafür, dass ihm sein Leben genommen worden war, sein Zuhause, einfach alles, aber ein anderer Teil, der ebenso mächtig war, liebte den Mizu noch immer. Sasuke wusste kein bisschen weiter.

„Freut Ihr Euch auf Herrn Mizu?“, wollte sein Leibwächter wissen.

Unschlüssig zuckte der 17-jährige mit den Achseln. „Irgendwie schon, irgendwie nicht. Ich weiß nicht.“

„Vielleicht“, meinte der Mann. „wisst Ihr es ja, wenn Ihr ihn wiederseht.“

Sasuke schnaubte. „Sicher. Wann ist das?“

„In ein paar Wochen vielleicht. Morgen wird Herr Mizu entlassen, und wenn es ungefährlich für Euch ist kommt er mit Gozu hierher.“

„Also ist Gozu verschwunden um Itachi empfangen zu können?“, wollte der Junge wissen.

Ihm war nicht gesagt worden, das Gozu überhaupt gehen sollte, und auf einmal war er fort gewesen. Sasuke hatte sich schon die ganze Zeit darüber gewundert, es aber noch nicht gewagt, danach zu fragen.

Meizu sah ihn durchdringend an. „Nein. Er hat Eure Postkarte zum Haus Eurer Eltern gebracht und etwas Euch wahrscheinlich Wichtiges dafür genommen.“

Das Fotoalbum, schoss es Sasuke durch den Kopf. Deswegen lag es auf meinem Futon.

„Danke“, sagte er leise.

Sein Leibwächter sah ihn fast schon lächelnd an. „Herr Hoshigaki hat sich gedacht, es könnte Euch helfen, wenn er das tut.“

„Das tut es.“

Damit wandte sich der Jugendliche ab und zog sich nachdenklich in sein Zimmer zurück.
 

Seine Eltern hatten seine Postkarte erhalten. Wie sie wohl darauf reagierten? Sasuke konnte weder Mikoto noch Fugaku einschätzen. Es waren seine Eltern, die Menschen, denen er das Wichtigste war. Würden sie versuchen ihn zurück zu holen, er könnte es ihnen nicht verübeln. Sasuke würde sich eher noch riesig darüber freuen, wieder Zuhause sein zu können. Wie sah sein Zimmer noch gleich aus? Der Jugendliche wusste es kaum noch. Bei der Bezeichnung ´sein Zimmer´ sah er diesen leeren Raum vor sich, in dem er sich aufhielt- die Tatamimatten und leeren Wände, das Futonbett. Kein Vergleich zum Jugendzimmer in seinem Elternhaus. Er wusste noch, dass es ordentlich und sauber dort gewesen war und an den Wänden vereinzelt Fotos hingen. Kein leerer Raum, sondern mit Teppichboden statt Tatamimatten und einem Bett statt Futonmatten. Die Schulsachen lagen ordentlich gestapelt und nach Fächern und Datum sortiert auf seinem Schreibtisch, die Schultasche lehnte immer am Kleiderschrank- oder? Ja, da war sich Sasuke sicher. Dennoch tasteten seine Hände nach dem Fotoalbum. Er wollte nicht über sein Zimmer nachdenken, das er nie wieder betreten würde. Stattdessen schlug er wie so oft in der letzten Zeit das Fotoalbum auf. Mittlerweile kannte er jedes Bild und jedes geschriebene Wort. Es war alles, was ihm noch geblieben war- außer Itachi und diesem Album hatte Sasuke nichts mehr. Falls er Itachi überhaupt noch hatte. Ungern erinnerte er sich daran, wie er den Mizu im Krankenhaus herbeigesehnt, später anzeigt hatte. Der Jugendliche war wütend gewesen, sehr wütend, und er hatte Angst bekommen als er Itachi mit der Waffe in der Hand gesehen hatte, obwohl dieser ihn nur zu schützen versucht hatte.

Vielleicht kann ich ja nachhause wenn Itachi mich wirklich nicht mehr will, dachte Sasuke und schalt sich im nächsten Moment für seine Dummheit.

Er würde niemals wieder nach Hause können. Seine Eltern würden ihn nie wieder sehen. Itachi würde ihn nicht gehen lassen. Sasuke wusste es genau, konnte es sich denken. Itachi hatte so viel daran gesetzt ihn zu verführen, da ließ er ihn nicht fallen, auch wenn er ihn nicht besucht hatte. Am liebsten würde der Uchiha sein Fotoalbum nehmen und weglaufen, den Weg nach Hause suchen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.

Wenigstens, tröstete er sich, ist Itachi nicht hier. Noch nicht.

Dass sich das sehr bald ändern sollte wusste der Jugendliche nicht.
 


 

Schlafsuchend wälzte Sasuke sich von der einen auf die andere Seite. Vor einer Woche war Itachi aus dem Gefängnis entlassen worden, vor einigen Stunden Kisame aufgetaucht. Der Bordellbetreiber hatte den Jugendlichen und dessen Leibwache darüber in Kenntnis gesetzt, das Itachi wohl am nächsten Morgen zu ihnen kommen würde. Nun fühlte Sasuke sich überrumpelt und übergangen. Er war noch unsicher, wie er zu Itachi stand, und fühlte sich mit der Situation überfordert. Wenn es ihn jetzt schon so verwirrte, wie würde er dann reagieren, wenn der Mizu in einigen Stunden wirklich in der Tür stand? Würde Sasuke ihm um den Hals fallen oder ihn schlagen wollen? Er wusste es nicht. Diese Grübelei brachte ihm nur Kopfschmerzen und keine Antworten, und doch konnte er nicht aufhören, darüber nachzudenken. So war für ihn an Schlaf nicht zu denken.

Leise raschelte der Stoff der Decke, als er sich aufsetzte und nach dem Fotoalbum griff. Wieder einmal. Sasuke wollte es nicht so oft anschauen -sich nicht immer daran erinnern, was er verloren hatte-, aber lassen konnte er es auch nicht. Mittlerweile genügte es ihm dafür immerhin manchmal, über den Einband zu streichen und nur die Fotos seiner Eltern anzuschauen. Es waren die beiden, die ihm am meisten fehlten. Leise seufzte er auf, bevor er verwirrt in die Dunkelheit horchte. Hatte er da nicht eben einen dumpfen Laut vernommen? Sicher war er sich da nicht, aber es konnte ihm nicht schaden, wenn er einen Blick in den Garten warf, wo sich Meizu für gewöhnlich nachts aufhielt. Lautlos verließ der Jugendliche sein Futonbett, das Fotoalbum in den Armen, ging zum Schiebefenster und warf einen Blick in den großen Garten.

Sein Leibwächter lag im taunassen Gras, die Augen waren geschlossen. Schlief Meizu?

Nein, erkannte Sasuke. Meizu schläft nicht. Er schläft abends und morgens.

Nachts war Meizu immerzu hellwach. Jemand musste ihn niedergeschlagen oder gar getötet haben. Wirkte nicht auch das Gras, das ihn umgab, noch dunkler als sonst? Sasuke wurde übel, als er begriff dass jemand hier war. Jemand, der nicht hier sein durfte, denn Kisame oder Itachi hätten Meizu nichts getan. Was sollte er tun? Hilfe konnte er nicht holen, ein Handy besaß er nicht und das Haus verfügte nicht über einen Telefonanschluss. Alles Vorkehrungen, damit Sasuke niemandem sagen konnte, das er als vermisst galt, alles damit er nicht wieder nach Hause konnte. Nun würde es sein Verhängnis werden, fürchtete er, als er Schritte wahrnahm. Jemand betrat das Haus durch den Garten.

So leise wie nur irgend möglich schloss Sasuke das Fenster. Meizu hatte ihm gesagt, was er in dieser Situation tun sollte. Der Uchiha hatte trotzdem nicht geglaubt, dass jemand ihn hier finden könnte. Vielleicht waren es ja seine Eltern? Obwohl… Nein, sie konnten es nicht sein. Fugaku hätte nicht so geräuschlos gehandelt, so, als wäre er ein unerlaubter Eindringling. Er wäre mit Blaulicht und Durchsuchungslizenz aufgetaucht. Es konnten gar nicht die Eltern des Jungen sein.

Als jemand die Treppe empor stieg schob Sasuke die Tatamimatte beiseite, unter der sein Fluchtweg verborgen lag. Obwohl er nicht genau wusste, was er da genau anstellte, schaffte er es, auch die Deckenplatte des Raumes unter ihm zu lösen und die Leiter vorsichtig abzulassen. Sein Fotoalbum klemmte er sich unter den Arm, als er hinabkletterte, sorgsam darauf bedacht, möglichst keinen Lärm zu machen. Unten angekommen ging er zu der Tatamimatte, unter der sein Versteck lag. Sein Fotoalbum fand den Weg hinein, er selbst rannte hinaus auf die Terrasse. Obwohl er wusste, wie gefährlich der oder die Eindringlinge waren, hatte er keine Angst. Sasuke hatte das Gefühl, außerhalb seines Körpers zu sein und alles aus sicherer Entfernung heraus zu beobachten. Die Tür in den Garten half ihm. Er schob sie leise auf und rannte dann in den Garten. Jeder würde seine Schritte gehört haben. Neben Meizu blieb er stehen und hockte sich ins klamme Gras. Der Boden war fast schon aufgeweicht, und als Sasuke sich kurz abstützte erkannte er auch, warum das so war. Das Gras war blutgetränkt. Sein Leibwächter regte sich nicht, als er ihn nach einem Mobiltelefon abtastete. Wahrscheinlich war er getötet worden. Sasuke wollte nicht darüber nachdenken. Ihm war so schon schrecklich übel.

Eine Gestalt tauchte in seinem Zimmer auf und blickte aus dem Fenster, so kam es dem Jugendlichen zumindest vor. Er bildete sich ein, einen schwarzen Schatten gesehen zu haben. Eilig tastete Sasuke weiter den massigen Leib ab und wurde letztlich fündig. Ein kleines, altes Mobiltelefon befand sich nun in seinen Händen. Er sah, dass es eingeschaltet war. Sofort hastete er in die Dunkelheit eines nahen Busches. Zweige und Blätter kitzelten seine Arme wie auch das Gesicht und den Nacken. Er konnte polternde Schritte hören und sah wenig später, dass er nicht nur von einem Menschen gejagt wurde; Es waren drei Männer in dunkler Kleidung, die auf die Terrasse stürmten und sich umsahen. Mit laut pochendem Herzen schlich Sasuke durch das Gebüsch Richtung Terrasse. Die Gestalten eilten auf die Stelle zu, an der er verschwunden war, und als er sich sicher wähnte betrat er wieder das Haus und huschte in sein Versteck. Von draußen konnte er nun tiefe Stimmen seinen Namen rufen hören, während alles in ihm vor Angst erstarrte. Er drückte sein Album an sich und begann zu zittern. Erst jetzt wurde ihm klar, wie dumm er gehandelt hatte. Falls Meizu noch am Leben gewesen wäre- Sasuke nahm an, das sein Aufpasser längst tot war- hätten sie ihn zu Tode geprügelt, um den Uchiha zu finden. Dem Jugendlichen wurde klar, dass es nur Kriminelle sein konnten, die den Garten förmlich umgruben. Verbrecher, die wie Itachi nicht vor einem Mord zurückschreckten. Sasuke wünschte sich Itachi her, damit die Männer verschwanden und er sich sicher fühlen konnte. Er wollte jemanden haben, der für ihn da war wenn er ihn brauchte, jemand, der auch bei ihm sein durfte. Es gab für ihn nur Itachi, der ihm helfen konnte. Der Jugendliche wusste, dass der Mizu wahrscheinlich ziemlich weit weg von ihm war. Dennoch zog er das Mobiltelefon aus seiner Hosentasche, in die er es irgendwann gesteckt haben musste, und versuchte, wenigstens Kisame zu erreichen. Nicht einmal ein Freizeichen ertönte. Er hatte keinen Empfang in seinem Versteck.
 

Eine gefühlte Ewigkeit später wurden die Stimmen laut, jemand fluchte. Sasuke machte sich vor Angst noch kleiner in seinem Versteck und versuchte, sich in eine kleine Ecke zu quetschen, die ihn in seinem Schlupfwinkel würde verbergen können, auch wenn jemand unter die Matte sah. Es gelang ihm nicht ganz, er war zu groß. So kauerte er sich einfach zusammen und hoffte, irgendwer würde ihm helfen. Als er jemanden im Haus umherlaufen hörte wagte er kaum noch zu atmen und verfluchte sein vor Angst laut pochendes Herz wie seinen zitternden, starren Körper.

Die finden mich, dachte er.

Jemand ging in den Raum über ihm und kam scheinbar zielstrebig auf sein Versteck zu. Dann wurde die Tatamimatte angehoben und Sasuke hielt die Luft an in der Hoffnung, nicht gefunden zu werden. Es war vergebens.

„Da seid Ihr also“, hörte er eine tiefe Stimme sagen, die ihm merkwürdig bekannt vorkam.

Wut

>Schaust mich an,

voll Angst und voller Fragen.

Musst nichts bereuen,

brauchst nicht Lebewohl zu sagen.

Was falsch war ist zu Ende,

blutrot sind meine Hände.<

Übermutter- Ruhe sanft
 

Sasuke war sauer. Richtig sauer. Mit verschränkten Armen stand er an der Eingangstür zur Schule gelehnt und wartete ungeduldig auf Itachi, der grade Meizu und Gozu fort schickte. Eigentlich müsste der Jugendliche noch im Unterricht sitzen, aber als er den Mizu bei einem kurzen Blick aus dem Fenster auf dem Schulhof gesehen hatte war er zu wütend geworden, um länger dem ohnehin langweiligen Unterricht beizuwohnen. Deswegen hatte er sich entschuldigt und unter dem Vorwand, auf die Toilette zu müssen, den Klassenraum verlassen. Er erwiderte auch Itachis Lächeln nicht.

„Was machst du hier?“, fauchte er stattdessen. „Obwohl- ich will´s nicht wissen! Verschwinde von hier, ich habe Unterricht!“

Itachis Lächeln gefror. Stattdessen sah er seinen Liebhaber besorgt an.

„Ist etwas passiert? Hat dich wer bedroht?“, wollte er wissen.

Der Jugendliche schüttelte nur den Kopf. „Nein, verdammt! Wer soll mir denn hier was tun wollen? Jetzt hau ab, ich muss zurück in den Unterricht!“

Damit wandte sich der jüngere der beiden ab und ging zurück ins Gebäude. Lange noch sah ihm der Mizu hinterher, bevor er sich ebenfalls abwandte und zurück zu seinem Wagen ging, um dort bis zum Schulschluss zu warten. Dann wollte er mit Sasuke fort fahren und reden. Er wollte den Jungen nicht verlieren, der ein Licht in seiner Dunkelheit geworden war. Das einzige Licht, strahlend hell.
 

Sasuke war offensichtlich immer noch wütend, als Itachi ihn zwei Stunden später endlich von der Schule abholen konnte. Der Jugendliche stapfte einfach neben ihm her über den Schulhof, schien es eilig zu haben von dort zu verschwinden. Er bemerkte nicht, wie sehr er den älteren damit beunruhigte, der fürchtete, sein Liebster sei bedroht worden. Wahrscheinlich hätte es den Jungen aber nicht einmal interessiert, wenn er es gewusst hätte. Wortlos ließ Sasuke sich auf die Rücksitze des Wagens fallen und schnallte sich ebenso still an, was den Mizu nur noch mehr Sorgen bereitete.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er besorgt.

Wütend wurde er angesehen. „Außer das ich nicht mal in die Schule gehen kann ohne das du auftauchst ist alles bestens!“

„Ich mache mir nur Sorgen um dich“, versuchte Itachi sich zu erklären. „Dir hätte was passieren können.“

Ruhig sprach er, ahnte, dass er den jüngeren anders wohl nur noch wütender machen würde. Itachi verstand nur nicht, wieso Sasuke so sauer war.

„Das ist es ja“, seufzte der jüngere auf einmal. „Das ist das Problem.“

Er war ganz ruhig, schien erschöpft vom wütend-sein, nicht mehr in der Lage sich auszudrücken. Der Mizu zog es vor zu schweigen, um die soeben erloschene Wut nicht wieder zu entfachen. Nach einer Weile, Gozu parkte grade den Wagen vor einem Restaurant außerhalb der Stadt, brach Sasuke die Stille. Sie war ihm drückend vorgekommen, viel zu drückend, als dass er das so noch länger hätte aushalten können.

„Es ist nicht, dass ich dich nicht liebe“, begann er deswegen ruhig, kaum dass sie das Auto verlassen hatten. „Ich liebe dich ja, wirklich, aber du erdrückst mich.“

Damit verstummte er wieder, bis sie sich im Restaurant einen freien Tisch ergattert hatten und sich der Jugendliche sicher sein konnte, dass auch weiterhin niemand ihrem Gespräch lauschen konnte. Als sie bestellt hatten und er Itachis Unruhe bemerkte, beschloss er, diesem alles zu sagen. Itachi hatte ein Recht, zu wissen, wie sehr er ihn durch seine übertriebene Fürsorge einpferchte. Sasuke wusste schon gar nicht mehr, wann er sich das letzte Mal mit seinen Freunden hatte treffen können, und wenn er das doch schaffte, rief ihn der Mizu beinahe alle fünf Minuten an. Itachi umklammerte ihn viel zu fest, er brauchte mehr Freiraum.

„Weißt du, ich brauche auch mal Zeit für meine Freunde und mich. In der Schule muss ich lernen, danach sind wir immer zusammen. Jetzt tauchst du auch schon in der Schule auf. Kommst du irgendwann auch mal in mein Klassenzimmer gestürzt oder hältst meine Hand während des Unterrichts?“

Betrübt senkte Itachi sein Haupt. Ihm war so klar gewesen, das Sasuke den Ernst seiner Lage weder wahrnehmen noch verstehen können würde. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass der jüngere sich so überwacht fühlen würde. Es hätte ihm klar sein müssen, das wusste er nun. Der Mizu hätte es wissen müssen.

„Ich habe viele Feinde“, gestand er. „Die würden dir etwas antun, um mir damit zu schaden. Deshalb mache ich mir solche Sorgen um dich.“

Heftig schüttelte der Jugendliche den Kopf. „Du übertreibst. Mir ist bisher doch auch nichts passiert.“

Es klang ziemlich bestimmend. Sasuke würde Itachis weitere Erklärungen als Hanebüchen abtun, ihm keinen Glauben schenken. Innerlich seufzend ergab sich der Mizu dem Urteil seines Liebsten für den Moment. Er würde versuchen, dem Jüngeren nach dem Essen zu erklären, dass es nicht so einfach und ungefährlich war, wie der es sich vielleicht vorstellte. Und tatsächlich setzte er dazu auch an, als sie später das Lokal verließen.

„Sasuke, ich muss dir was sagen“, begann er.

Der Jugendliche blickte ihn an. In seinen Augen konnte Itachi sehen, wie sich die Stimmung des Uchihas verschlechterte.

„Du musst wissen“, sagte er deshalb hastig. „Ich bin kein Unschuldslamm. Ich hab vielen Leuten weh getan und war lange in einer Art Dunkelheit gefangen. Eigentlich war ich das schon immer, aber du… Du bist das Licht. Du bist wie ein Licht, das mich aus der Dunkelheit holen kann. Es tut mir leid, wenn ich mich dir zu sehr aufdränge, aber ich habe Angst, das du selbst…“

Er schwieg, beendete den Satz nicht. Es war nicht nötig. Sasuke hatte verstanden und legte zaghaft eine Hand auf den Arm des Älteren. Er lächelte traurig.

„Willst du mich dann für immer wegsperren?“, wollte er wissen.

Der Mizu schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, aber… Es wäre mir lieber, ich wüsste jemanden in deiner Nähe, der auf dich achtet wenn ich fort bin. Meizu zum Beispiel.“

„Du spinnst. Wie soll ich das meinen Lehrern erklären?“ Sasuke schüttelte grinsend den Kopf.

Leise seufzte der Mizu auf. Das Sasuke nicht wütend war, war ihm schon viel wert. Vielleicht konnten sie sich doch noch einigen. Aber als er grade etwas sagen wollte, sprach sein Gegenüber schon weiter. Aus den Augenwinkeln nahm Itachi eine Bewegung wahr.

„Außerdem ist das völlig übertrieben. Bisher ist doch auch nichts passiert, Itachi. Vielleicht solltest du mal mit jemandem reden, um mich brauchst du dir jedenfalls keine Sorgen zu machen. Ich bin gut in Selbstverteidigung und keiner weiß meinerseits, das ich mit dir zusammen bin -außer meiner Mutter und Naruto. Was soll mir schon passieren? Es ist ja nicht so als würde mir jemand in den Rücken schießen, oder?“

Im nächsten Moment zog der Mizu seine eigene Waffe, die er immer unauffällig unter einer Jacke bei sich trug, und drückte ab. Lautes Knallen hallte von den Häuserfassaden wider. Sasuke schrie laut auf, stolperte in Itachis ausgestreckte Arme. Der schwarze Stoff seiner Schuluniform färbte sich an der rechten Schulter dunkel. Leise wimmerte er auf, als Itachi ihn fester an sich drückte und die Waffe fallen ließ, die soeben einen Mann niedergestreckt hatte. Er war zu verstört, um sich gegen irgendetwas zu wehren. Seine linke Hand umklammerte die versehrte Schulter. Vor Schmerzen wurde ihm schwindelig- es stank nach Blut. Der Junge weinte und biss dem Mizu in die Schulter, als ihn unerträgliche Schmerzen zu übermannen drohten. Jemand machte sich an seiner Wunde zu schaffen.

„Alles wird gut, Sasuke“, vernahm er Itachis Stimme. „Alles wird wieder gut, das flicken wir schon zusammen.“

Das einige Passanten ebenfalls geschrien hatten- nur im Gegensatz zu Sasuke vor bloßem Schreck- registrierte der Jugendliche ebenso wenig wie die Sirene eines nahenden Rettungswagen. Alles, was er wahrnahm, war, das Itachi sich mit ihm auf den harten Asphalt legte und ihn auf die Seite drehte. Dann wurde alles schwarz vor seinen Augen.

Er hat Angst um mich, dachte Sasuke noch, als ein Ruck durch seinen Körper ging.
 


 

Niemand konnte ihn beruhigen. Rastlos tigerte Itachi Mizu durch den Wartebereich des Krankenhauses. Dorthin war er verbannt worden, als er zusammen mit Sasuke angekommen war.

Krankenhaus.

Das war der Ort, vor dem Itachi seinen Liebsten eigentlich hatte bewahren wollen. Er hatte es nicht geschafft, zu spät abgedrückt, zugleich mit dem Unbekannten, der auf Sasuke gezielt hatte. Nun machte er sich bittere Vorwürfe. Wie hatte er sich denn nur so sicher fühlen können? Zwei Leibwächter für zwei Menschen, das war zu wenig, viel zu wenig für ihn und Sasuke. Er hätte alles abriegeln lassen sollen. Hier im Krankenhaus war Sasuke vollkommen wehrlos, nicht einmal der Schussverletzung wegen. Itachi würde ihn nicht immer im Auge behalten können, es hab Besuchszeiten. Außerhalb dieser festgelegten Zeiten würde Sasuke völlig schutzlos sein.

Der Mizu fühlte sich zudem schmutzig. Sasukes Blut klebte spürbar an seinen Händen, obwohl er sich jene gewaschen hatte. Er allein war schuld daran, dass der Jugendliche nun in der Notaufnahme zusammengeflickt werden musste. Der Uchiha würde so bald nicht entlassen werden. Bewusstlose entließ man nicht. Wohin er wohl verlegt wurde? Itachi wusste es nicht. Es machte ihn wahnsinnig, tatenlos herumzustehen und warten zu müssen, bis entweder ein Arzt oder Sasukes Eltern auftauchten. Er hatte Gozu und Meizu gebeten, Mikoto und Fugaku Uchiha zu benachrichtigen. Es wäre grausam, ihnen nicht Bescheid zu geben, auch wenn er das wohl eher selbst hätte tun sollen. Kraft für diesen Anruf hatte er nicht. Was sollte er Sasukes Eltern auch sagen? ´Hallo, hier spricht Itachi Mizu. Sasuke wurde angeschossen, weil ich nicht gut genug auf ihn aufgepasst habe´? Sie würden ihn auch so hassen. Er hasste sich selbst auch. Am liebsten würde er fortlaufen, weg von den Erinnerungen an den blutverschmierten weinenden Sasuke, der Schmerzen hatte. Seinetwegen.

Er würde nur nicht weglaufen können vor seiner eigenen Vergangenheit und Schuld. Wieso hatte er sich Sasuke nur so aufgedrängt?

Der Mizu hörte Schritte. Eine Krankenpflegerin lief an ihm vorbei. Ihre Kleidung war nicht mehr nur blau, sondern stellenweise lilarot vom Blut.

Sasukes Blut, schoss es Itachi durch den Kopf.

Er musste stark an sich halten, um sich nicht zu übergeben.
 

Dann kamen Sasukes Eltern. Leichenblass war Mikoto, die liebevolle Mutter, noch blasser als ihr Mann Fugaku. Reine Sorge war es, die Itachi in den Augen der beiden lesen konnte. Noch stand keine Schuldzuweisung darin- sie wussten nicht, das Itachi nicht vorsichtig genug war. Er hätte es doch vermeiden können…

„Wo ist Sasuke?“, fragte die schwarzhaarige Frau, der Sasuke so ähnlich sah.

Der Mizu senkte den Blick. „Er wird noch untersucht.“

Wussten die beiden überhaupt, dass ihr Sohn angeschossen worden war? So, wie sie aussahen, nicht.

„Was ist überhaupt passiert?“, donnerte Fugaku.

Itachi zuckte kaum merklich zusammen. Am liebsten würde er das nun Folgende nicht aussprechen. Betreten senkte er den Kopf.

„Sasuke wurde angeschossen“, gestand er leise. „Die Kugel wird noch aus seiner Schulter entfernt.“

Er konnte einen unterdrückten Schrei hören. Mikoto weinte, klammerte sich an ihren Mann, der den Mizu nur distanziert musterte und seine Frau tröstend an sich drückte.

„Wie konnte das passieren?“, wollte er wissen.

Noch bevor Itachi antworten konnte, kam eine Ärztin auf die kleine Gruppe zu.

„Gehören Sie zu Sasuke Uchiha?“, wollte die Blondine wissen.

Fugaku räusperte sich. „Das hier ist meine Frau, wir sind Sasukes Eltern. Wie geht es ihm?“

Der Blick des Mizu lag ebenfalls auf der Ärztin. Er hatte Angst davor, sie sagen zu hören, Sasuke sei tot. Das könnte er nicht ertragen. Wie musste es dann erst Sasukes Eltern gehen, die nicht -wie Itachi- wussten, was geschehen war?

„Den Umständen entsprechend gut. Die Kugel hat weder wichtige Arterien noch Venen beschädigt, aber sein Schulterblatt ist gebrochen, wodurch einige Nerven und kleinere Blutgefäße verletzt wurden. Er wird seinen Arm eine Weile nicht benutzen dürfen, damit die Bruchstellen richtig heilen können. Wenn die Narkose nachlässt sehen wir, wie weit Nervensystem und Psyche Schaden genommen haben. Bisher sieht alles ganz gut aus. Es war jedenfalls gut, das Sie Sasuke gleich auf die Seite gedreht haben, Herr Mizu, und die Schulter versucht haben ruhig zu stellen.“

Dieses Lob war Itachi kein Trost. Wäre er etwas aufmerksamer gewesen, wäre Sasuke gar nichts geschehen, so sah es der Mizu. Sasukes Eltern waren in dem Punkt scheinbar auch seiner Meinung, so wie sie ihn anfunkelten.
 


 

Eine Woche später betrat Itachi das Krankenhaus wieder. Jeden Tag war er vorbei gekommen und hatte versucht, Sasuke zu sehen. Es hatte nie geklappt. Die Uchiha wollten ihn nicht einmal in die Nähe des Jungen lassen. Diesmal aber war Itachi nicht der einzige, der zu Sasuke wollte- neben ihm saß im Wartebereich Naruto, Sasukes bester Freund. Der Mizu kannte den Jungen nur vom Sehen und von Sasukes Erzählungen. Allerdings war von der Freundlichkeit und guten Laune des Uzumaki nichts zu spüren, als sich der schwarzhaarige auf einen Stuhl fallen ließ.

„Sind Sie jetzt zufrieden?“, zischte der Blondschopf wütend.

Irritiert sah sein Gegenüber auf. „Wieso sollte ich zufrieden sein?“

„Na, jetzt kann Sasuke Ihnen nicht mehr entkommen. Sie wollten ihn doch dauernd vor Augen haben, oder nicht?“

Der Junge wartete nicht mal eine Antwort ab. Er sah bloß auf, schien etwas hinter Itachi wahr zu nehmen, erhob sich und verließ den Raum. Der Mizu wandte sich um und erkannte Mikoto Uchiha. Die junge Frau sah ihn einfach nur an, dann drehte sie sich um und ging mit Naruto im Schlepptau den Flur entlang. Sasuke besuchen.
 

„Sie sind wieder hier?“

Die tiefe, bedrohlich ruhige Stimme des Polizeichefs riss Itachi aus seiner monotonen Warterei. Sofort sah der junge Mann auf.

Fugakus Blick triefte nur so von Hass. „Sie sind hier nicht mehr erwünscht, Herr Mizu. Sasuke ist aufgewacht, er möchte Sie auch nicht mehr sehen. Sie werden von uns hören, und jetzt verschwinden Sie!“

Es kam dem Mizu vor, als würde er in ein tiefes Loch fallen.

Sasuke wollte ihn nicht sehen. Nicht mehr.

Er ahnte, dass ihn eine Anzeige erwartete. Es war ihm gleich. Alles, an was er denken konnte, war Sasukes verletzter Körper in seinen Armen, sein Schluchzen, der Schmerz. Sasukes Blut an seinen Händen. Er stand auf, verbeugte sich vor Fugaku, reichte diesem einen Briefumschlag und ging. Schon vor einigen Tagen hatte er Sasuke einen Brief geschrieben. Bisher hatte er nur gehofft, den Jungen irgendwann sehen zu dürfen und den Brief selbst überreichen zu können. Nun war es egal. Itachi Mizus Licht in der Dunkelheit war erloschen, und nur wenige Wochen später musste er sich vor Gericht verantworten, illegal eine Waffe mit sich geführt und genutzt zu haben, unabhängig davon, dass er so ein Leben –Sasukes Leben- gerettet hatte. Ihm wurde vorgeworfen, einen Mord begangen zu haben. Er hatte keine Gelegenheit, Sasuke vor seiner Festnahme zu sehen. Er durfte sich ihm ja auch gar nicht nähern. Und Sasuke sollte von seinen Eltern aus nie erfahren, wie sich Itachi mit dem Wissen fühlte, ihn verletzt zu haben. Ihm wurde nur gesagt, es gehe dem Mizu blendend und er habe nie nach ihm gefragt. Die Verwirrung, Enttäuschung und Angst säten Wut im Uchiha, unglaubliche Wut auf Itachi, sodass er seinem Vater alles erzählte, womit er Itachi irgend möglich würde belasten können. Fugaku Uchiha sollte nur nie erfahren, dass es längst keine normale Lehrer-Schüler-Beziehung mehr war, die sein Sohn mit dem Mann geführt hatte, der für den Krankenhausaufenthalt des Jungen verantwortlich war. Das konnte Sasuke ihm nicht sagen, auch wenn er nichts von Itachis Brief wusste. Dafür war noch nicht genug Wut in ihm, außerdem fürchtete er die Reaktion seines Vaters.

Aussprache

>Warst mir so nah, wie die Sonne dem Morgen.

So wunderbar, doch hab ich Dich durch mich verloren.

Wie schön Du warst- meine Sonne am Morgen.

Als ich Dich sah, war ich es, der in seiner Angst ertrank.
 

War Dir so nah, war die Sonne Deines Morgens.

So wunderbar- Warum hast Du kein Wort verloren?<

Letzte Instanz- Traumlos
 

Itachi konnte nicht glauben, was er da sah- nein, wen. Es war ein verstörter Sasuke, den Gozu unter einer Tatamimatte hervorzog. Wahrscheinlich die einzige Matte, unter der man sich verbergen konnte. Nur: Wie kam Sasuke hierher?

Kisame hatte ihn vor etwa zwei Stunden gebeten, einen Ausflug zu machen, weil er ihm etwas zeigen wollte. Der Mizu hatte sich zuvor von den Strapazen seines Gefängnisaufenthaltes erholt, da er oft befragt worden war. Der Grund der Verhöre hatte ihm dazu noch schreckliche Sorgen bereitet: Sasuke galt als vermisst. Die Polizei vermutete, das Itachi der Drahtzieher war, immerhin hatte er vor dem Schusswechsel, der ihn ins Gefängnis und Sasuke ins Krankenhaus gebracht hatte, immerzu die Nähe des Jugendlichen gesucht. Die Zahl der Befragungen konnte er nicht mehr nennen. Am Ende war ohnehin rausgekommen, was Itachi gewusst hatte- das er Unschuldig am Verschwinden des Jungen war und nichts wusste. Das Kisame den Aufenthaltsort Sasukes kannte brachte Itachi ziemlich durcheinander. Woher hatte der Hoshigaki gewusst, das Sasuke dort sein würde? Und wieso hatte Gozu gewusst, wo genau sich der Jugendliche versteckt hielt? Das konnte er nur wissen, wenn alles abgesprochen war, so viel war Itachi klar. Kisame hatte hinter seinem Rücken Sasuke verschleppt, obwohl er den schlichten Auftrag erhalten hatte, darauf zu achten, dass ihm nichts geschah. Entführungen waren nicht vom Mizu vorgesehen gewesen, aber Kisame hatte eine durchgeführt. Sasuke war der beste Beweis. Der Junge wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen, aus seinem Versteck gezerrt zu werden, bis er Gozu erkannte und sein Blick zu Itachi und Kisame schweifte. Dem Mizu wurde übel, als er sah, wie der Jugendliche zitterte und die Arme um sich schlang, sich umsah.

Was auch immer hier passiert war, Sasuke ging es schlecht. Zwar nicht körperlich- Itachi konnte jedenfalls auf Anhieb keine Verletzungen erkennen-, aber psychisch, so gehetzt und panisch, wie der Junge sich umsah. Dann ging er langsam auf Itachi zu, der schon einen Zusammenbruch des jüngeren fürchtete. Wieso auch nicht? Selbst Sasuke musste annehmen, das Itachi das alles eingefädelt hatte, diese Entführung, einfach alles. Er würde den Mizu wohl ziemlich zusammenstauchen, sobald er dazu in der Lage war.

Aber statt eine deftige Standpauke oder dergleichen zu erteilen schlang Sasuke seine Arme um Itachi, drückte sich an den älteren und schluchzte leise auf. Irritiert erwiderte der Mizu die Umarmung. Es fühlte sich gut an, den jüngeren wieder in den Armen halten zu können, auch wenn es ihm im Herzen wehtat ihn weinen zu sehen. Wahrscheinlich waren die Männer der Grund, die seine Begleiter und er bereits überwältigt hatten. Sie hatten sie im Garten umherschleichen sehen. Meizu lag dort bewusstlos und Sasori, der sich seltsamer Weise in ihrer Nähe aufhielt, war schon auf dem Weg zu ihnen, um den Verletzten zu verarzten.

„Ich hab´s gefürchtet“, brummte Kisame, der Gozu auf dem Weg hierher befohlen hatte schneller zu fahren, als sie nur noch etwa eine halbe Stunde zu fahren hatten.

Nun wusste Itachi auch, wieso. Die Strickleiter, die von der Decke herab baumelte, führte anscheinend ins über ihnen liegende Zimmer. Der Mizu konnte ein kleines rotes Licht erkennen.

Wahrscheinlich ein Sensor, erkannte Itachi. Wenn man die Leiter benutzt wird ein Alarm ausgelöst.

„Sasuke, ist alles in Ordnung?“, fragte er den jüngeren leise.

Dieser nickte zwar, drückte sich aber enger an sein Gegenüber.

Wenigstens hat er sich ein wenig beruhigt, dachte der Mizu erleichtert.

Tatsächlich weinte Sasuke nun nicht mehr, zitterte nur noch stark. Wahrscheinlich war er mit der Situation viel zu sehr überfordert und immer noch ziemlich verstört. Durch den Schreck würde er vielleicht auch Fieber bekommen. Nicht jeder kam damit zurecht, von anderen gejagt und überfallen zu werden. Sasuke kannte es nicht, oder? Itachi wusste es nicht. Er hatte keine Ahnung, was in den Monaten seiner Gefangenschaft mit dem Jungen geschehen war, wusste nur, dass er irgendwann entführt worden war.

Den Jugendlichen noch immer an sich drückend wendete sich Itachi dem Bordellbetreiber zu. „Hat er hier ein eigenes Zimmer?“, wollte er wissen.

Kisame nickte. „Direkt über uns. Ich habe ihn wegen dem Fluchtweg dort untergebracht. Du findest dort auch noch ein Futon, das habe ich unter eine der Matten gelegt bevor ich dich geholt habe.“

Der Mizu nickte lediglich und führte Sasuke dann in dessen Zimmer, bemerkte dabei, dass sich ihm etwas Festes in die Seite drückte. Etwas Kantiges. Er würde später danach schauen, falls Sasuke ihm nicht selbst zeigte, was er da unter seinem Shirt verbarg.

Schnell breitete er sein Futon neben dem Sasukes aus, während der 17-jährige es sich in seiner eigenen Schlafstätte gemütlich machte und das kantige Etwas unter seinem Shirt hervorzog, das Itachi in die Seite gedrückt hatte. Es war ein Buch- nein, ein Album. Der Mizu kannte es. Der Junge hatte es stets wie einen Augapfel gehütet und ihm ein paar Mal gezeigt. Es war das Album, das Sasukes gesamtes Leben festhielt. Wie kam es hierher?

„Kisame hat es mir bringen lassen“, meinte der Jugendliche leise, als er den Blick des älteren bemerkte. „Dafür haben meine Eltern eine Postkarte von mir bekommen.“

Verständnisvoll nickte Itachi. Klar, dass Sasuke seinen Eltern eine Postkarte geschrieben hatte. Er selbst hätte wohl nicht anders gehandelt.

Dann lagen sie nebeneinander, ganz dicht beieinander. Sasukes Augen funkelten in der Dunkelheit. Itachis weniger- er lag näher am Fenster mit dem Rücken zu diesem, um so besser auf seinen Liebsten achten zu können. Viel zu lange hatte er ihn allein gelassen. Sie schwiegen lange, obwohl sie eigentlich viel bereden müssten. Ob Sasuke ebensolche Angst vor dem Gespräch hatte wie Itachi?
 

„Es tut mir Leid, das ich dir nicht geglaubt hab“, murmelte der Jugendliche irgendwann leise.

Itachi sah ihn verwirrt an, bis er begriff. Sasuke meinte ihre Auseinandersetzung vor dem Schusswechsel vor so langer Zeit. Hatten sie sich wirklich schon so lange nicht mehr gesehen…? Der Mizu konnte es nicht glauben. Andererseits wusste er, wie abstrakt es war, das er an die verlorene Zeit dachte, wenn Sasuke mit ihm reden wollte.

„Mir tut es leid. Ich hätte dich nie bedrängen dürfen“, entgegnete er.

Itachis Gegenüber rutschte dichter an ihn heran. „Du hättest mir alles sagen können“, flüsterte Sasuke. „Alles. Wieso hast du das nicht gemacht?“

Unwillkürlich zuckte der ältere der beiden mit den Schultern. „Du hättest mir nicht geglaubt und ich wollte dich aus allem so gut wie irgend möglich heraushalten.“

„Du bist nicht nur ein Mörder, oder?“

Eiskalt lief es den Mizu den Rücken hinab. Woher wusste sein Ein und Alles, was er war? Nicht einmal im Brief hatte er seinen ´Beruf´ erwähnt. Ihm wurde klar, das Sasuke wohl schon länger in Meizus und Gozus Obhut gewesen sein musste. Vielleicht schon seit seinem Verschwinden. Nur diese beiden oder Kisame hätten dem Jungen gesagt, was Itachi war- nichts weiter als ein schmutziger Mörder. Eigentlich hatte er Sasuke gar nicht verdient, es nicht einmal verdient, dem 17-jährigen begegnet zu sein. Eine kühle Hand riss ihn aus seinen Gedanken. Sasuke wirkte ganz ruhig. Er hatte sich wirklich schnell beruhigt. Woran das wohl lag? Itachi wusste es nicht, aber er fürchtete, sein Licht zu tief in die Dunkelheit gezogen zu haben. So tief, dass es das Leuchten aufgeben und selbst Teil der Dunkelheit werden könnte.

„Was ist mit dir passiert, Sasuke?“, wollte er deshalb wissen und überging die letzten Worte seines Liebsten.

Erschrocken zuckte der Junge zurück und sah gen Boden. Eher unbewusst biss er sich auf die Unterlippe. Itachi ahnte es mehr als dass er es sah: Der Junge war noch immer neben der Spur, auch wenn er es gut verbergen konnte. Nun schmiegte er sich wieder enger an den älteren, schlang die Arme um dessen Nacken.

„Lass du mich bitte nicht auch noch allein.“

Beruhigend strich der Mizu über den schmalen Rücken seines Anhängsels. „Werde ich nicht. Erzähl mir bitte, was seit deiner Verletzung passiert ist.“

Es dauerte eine Weile, bis Sasuke die Kraft gesammelt hatte, um davon erzählen zu können. In seinen Augen war es nicht wenig, was er Itachi sagen würde. Sie hatten sich wirklich sehr lange nicht mehr gesehen.

„Es hat sehr weh getan“, begann er leise. „Als ich… Du weißt schon. Das, was mich am meisten erschreckt hat, war aber, dass ich dich mit einer Waffe in der Hand gesehen habe. Ich habe gar nicht gewusst, dass du überhaupt schießen kannst.“

Trocken lachte der Junge auf. Geduldig wartete Itachi und strich seinem Liebhaber weiter über den Rücken. Sasuke verstand ihn auch ohne Worte, das war beiden klar.

„Ich habe gedacht, du würdest vorbei kommen, mich im Krankenhaus besuchen. Das hat mir Angst gemacht, aber ich wollte mit dir reden. Wieso bist du nicht gekommen? Du hast mir nicht mal einen Brief geschrieben.“

Vorwürfe. Unberechtigte Vorwürfe. Itachi konnte sich noch genau daran erinnern, dass er auch Naruto einmal begegnet war im Krankenhaus. Der Uzumaki hatte ihm alle Schuld gegeben –berechtigter Weise- und gemeint, Sasuke würde ihn nie wieder sehen wollen. Der Mizu hatte Fugaku Uchiha sogar den Brief anvertraut, damit sein Licht wenigstens verstehen konnte –wenn er wollte-, wieso alles so kommen musste und wie sich Itachi fühlte. Er hatte keine Sekunde lang damit gerechnet, dass der Brief nicht überreicht werden würde, das Sasuke ihn niemals lesen würde. Wie naiv war er, dass ihm das nicht klar gewesen war? Wieso hätte Fugaku dem verletzten Sasuke einen Brief geben sollen, der vom Auslöser der Verletzung stammte?

Sasukes Schweigen deutete dem älteren, das er antworten musste, was er dann auch tat. Er berichtete dem Jungen, das er ihm einen Brief geschrieben und diesen übergeben hatte im Glauben, der Jugendliche würde ihn erhalten. Ebenfalls erklärte er, das er jeden Tag bis zu seiner Verurteilung im Krankenhaus gewesen war und ihm gesagt worden war, Sasuke selbst wolle ihn nicht sehen.

Der Mizu konnte förmlich spüren, wie sehr diese Wahrheiten den Jüngeren aufwühlten.

„Du würdest dich nicht mehr für mich interessieren, das hab ich geglaubt. Das hat mich wütend gemacht, also hab ich alles daran gesetzt, dir weh zu tun. Ich habe nicht gewusst, dass du…“ Die Stimme des Jugendlichen erstarb.

Itachi lächelte leicht. Es war das Lächeln, das Sasuke so sehr an ihm liebte.

„Mach dir keine Vorwürfe, du kannst nichts dafür. Was ist danach passiert?“

Schwach erwiderte der Junge das Lächeln, nur das seines schuldbewusst wirkte. „Alles ging wieder seinen gewohnten Gang wie zu der Zeit, bevor ich dich kennen gelernt habe, nur das ich nicht mehr alleine sein durfte. Es war immer irgendwer im Haus und ich musste meine Eltern begleiten, wenn sie fort wollten, selbst wenn Mama nur einkaufen ging. Das ging ein paar Monate so. Sicher, ich hab manchmal Gozu und Meizu kurz gesehen, aber ich wusste nicht, dass sie mich bei der erstbesten Gelegenheit, wenn ich alleine war, entführen wollten. Es hat auch nichts gebracht, das ich mich so gut wie möglich gewehrt habe.“

„Du wurdest alleine gelassen?“, wollte Itachi ungläubig wissen.

Wieso war er alleine gewesen, wenn das zuvor doch immer vermieden worden war?

Sasuke nickte.

„Ich habe Mama gesagt, ich käme schon kurz alleine zurecht. Sie wollte nicht, aber ich habe mich durchgesetzt. Hätte ich das gewusst… Kisame hat mich in seiner Nobelvilla versteckt, irgendwo im Keller. Er hat sich Mühe gegeben, aber ich wollte nur nach Hause, und dann haben sie mich hierher gebracht. Wir waren auch mal in einer anderen Stadt in einer Art Urlaub, ich durfte auch mit ihnen nach draußen. Da hat jemand mir ein Messer in den Rücken gedrückt.“

Der Uchiha senkte den Kopf. „Danach habe ich deine Angst noch deutlicher begriffen. Und irgendwann konnte ich dir nicht mehr böse sein, weil du mich entführen lassen hast. Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken, Itachi, auch wenn ich lange unsicher war. Es wäre das dümmste, das ich tun könnte, würde ich jetzt nach Hause gehen. Ich würde nur sehr gerne nochmal meine Eltern sehen und mich von ihnen verabschieden können.“

Noch enger wurde er an den Älteren gedrückt. Liebevoll küsste ihn sein Gegenüber.

„Es tut mir leid, Sasuke. Ich wollte nicht, dass du von deinen Eltern getrennt wurdest. Sie sollten nur aufpassen…“

„Du wolltest das nicht?“, hakte Sasuke überrascht nach. „Aber Kisame hat das behauptet- es wäre zu riskant, mich weiter alleine zu lassen. Er wollte so alle Welt glauben lassen, deine Feinde hätten mich entführt.“

Trocken lachte der Mizu auf. „Was für ein Humbug! Wahrscheinlich glaubt er das noch selbst- ich wurde dauernd befragt, ob ich deinen Aufenthaltsort denn kennen würde, und habe geglaubt, du wärst längst tot. Das du hier warst, die ganze Zeit über in Sicherheit… Keiner hat mir etwas gesagt. Und ich hab immer nur dich vor Augen gehabt, als du angeschossen in meine Arme gefallen bist, und mir vorgestellt wie sie dich finden würden, tot oder lebendig und schwer verletzt…“

„Das von dir, wo du mir diese Kerle auf den Hals gehetzt hast, damit ich mit dir Essen gehe“, kam es leicht spöttisch von Sasuke.

Itachis Blick sprach Bände. Woher wusste der 17-jährige davon? Würde er ihn dann nicht erst recht hassen?

Sasuke wirkte streng, wie er sich von Itachi löste und aufsetzte. „Ich hab die beiden wiedergesehen. Sie sind Kisames Leibwächter, nicht wahr?“

„Eher Bluthunde“, gestand der Mizu. „Eigentlich braucht Kisame keinen richtigen Leibwächter, keiner wagt sich an ihn heran.“

„Das war ziemlich gerissen von dir.“

Unsicher zuckte der Mann die Schultern, nachdem er sich ebenfalls aufgesetzt hatte. Sein zuvor locker sitzendes Haarband löste sich bei der Bewegung. Abwesend band er sich einen neuen Zopf.

„Wie geht es jetzt eigentlich weiter mit uns?“, wollte Sasuke nach einiger Zeit wissen.

Prima, dachte Itachi. Genau das habe ich mich auch schon gefragt.

Epilog

Kapitel 13- Epilog

>Küss mich jetzt im dunklen Garten,

dies ist Dein Geschenk an mich.

Hundert Häscher warten,

also küss mich, küss mich,

also küss mich diese Nacht.<

Subway to Sally- Judaskuss
 

Ein Klingeln riss Mikoto Uchiha aus ihrer Monotonie. Rasch schob sie die Pfanne vom Herd, in der Fisch briet. Der Reiskocher würde sich von alleine ausschalten, wenn der Reis gar war. Bald würde das Essen fertig sein, ein Essen für vier Personen, obwohl sie nur zu zweit waren. Mikoto und Fugaku Uchiha, ohne ihren Sohn. Daran würde sich die junge Mutter nie gewöhnen, ebenso wenig wie ihr Mann. Sie hätte daran denken sollen, dass sie nur noch zu zweit waren. Sasuke hatte immer mittags das Essen vom Vorabend gegessen oder es als Bento mit in die Schule genommen. Nun tat er das nicht mehr, denn er war fort. Verschwunden, entführt, als sie ihn ein Mal fünf Minuten aus den Augen gelassen hatte. Dabei hatte sie sich extra mit den Einkäufen beeilt und nur das Nötigste geholt. Als sie zurückgekommen war, war von Sasuke keine Spur mehr zu sehen. Und nun lief der Mann frei herum, der dafür verantwortlich war. Wieso hatte sie ihren Sohn allein gelassen? Sie hatten es doch gewusst, geahnt, das Sasuke in Gefahr war. War er nun überhaupt noch am Leben? Sie wusste es nicht, und diese Ungewissheit raubte ihr den Verstand. Oft sah sie Sasuke vor sich, wie er irgendwann ermordet aufgefunden wurde oder lebensbedrohlich verletzt… Es machte sie fertig. Es zermürbte beide, sie und ihren Mann. Fugaku kam zwar noch zu den Zeiten heim wie vor Sasukes Verschwinden und sorgte trotzdem dafür, dass die Polizei ihr Möglichstes tat. Vor sich sah sie den betrübten Shisui, der sich vorwarf, dem Mizu die Rolle des Nachhilfelehrers überlassen zu haben. Mikoto machte ihm keinen Vorwurf dafür, niemand hatte gewusst, was dieser Fremde tun konnte, und keiner hatte wissen können, das Sasuke angeschossen werden würde und verschleppt.

Müde ging die schwarzhaarige zur Haustür und öffnete diese. Wer auch immer vor ihrem Haus stand, es interessierte sie nicht, solange es nicht Naruto, Shisui oder Sasuke waren. Sasukes bester Freund und ihr Neffe gaben sich nämlich größte Mühe bei der Suche nach ihrem Sohn. Zusammen mit einigen anderen Freunden Sasukes trafen sich die beiden mehrmals unter der Wochem, um in der Stadt zu suchen, und an den Wochenenden durchforstete die kleine Gruppe andere Städte und Dörfer, auch Wälder und Industriegebiete. Sie würden auch nicht eher damit aufhören, bis Sasuke gefunden worden war, ob tot oder lebendig, das wusste Mikoto, auch wenn es nach und nach weniger Freunde waren, die nach dem Vermissten suchten. Niemand machte sich mehr große Hoffnungen, Sasuke lebend wieder zu sehen, niemand außer Naruto, Shisui, Fugaku und Mikoto. Wenn man bedachte, wie lange der Jugendliche schon verschwunden war, war es auch logisch. So lange würde ihn niemand am leben lassen, auch wenn ihr diese Postkarte Hoffnung gemacht hatte…

Sie öffnete die Eingangstür und erstarrte.
 

Unglauben machte sich in ihr breit. Sie begann zu frieren, als würde sie einem Toten gegenüber stehen, auch wenn derjenige sicher alles andere als tot war. Dennoch…

„Sasuke“, flüsterte sie, konnte es nicht fassen.

Ihr Sohn.

Vor ihr stand ihr Sohn, eindeutig Sasuke.

Wo kommt er her?, fragte sie sich.

Es interessierte sie kaum. Er war da, er stand direkt vor ihr, sah sie mit seinem typischen Lächeln an… Es war Sasuke, eindeutig- Verwechslung ausgeschlossen! Alles andere war ihr egal.

Dann bemerkte sie eine Gestalt hinter ihrem Jungen. Diese Person riss sie aus ihrer Freude. Itachi Mizu war es, der direkt hinter Sasuke stand, flankiert von einem seiner Leibwächter. Die würde er bitter nötig haben, wenn er dieses Haus betreten wollte!

„Mama“, sagte ihr Sohn leise. „Mama, lass mich bitte rein. Keine Sorge, Itachi wird im Auto warten, nur Meizu wird mich begleiten. Mich darf niemand außer euch sehen.“

Seine Stimme klang leicht flehend, und tatsächlich schaffte sie es deswegen, sich zusammen zu reißen. Unsicher schob sie ihre Haustür, die sie nur einen breiten Spalt breit geöffnet hatte, ganz auf, damit Sasuke mit diesem fremden Mann im Schlepptau eintreten konnte. Tatsächlich verbeugte sich dieser Mizu –für den die junge Mutter weit unschicklichere Bezeichnungen auf Lager hatte- lediglich und ging. Mikoto hätte erwartet, das er mit hineingehen würde, aber es war ihr so noch viel lieber. Wenn dieser Mann fort war, war Sasuke sicher.

Ihr Sohn.

Wieder blickte sie zu dem 17-jährigen, der sich grade seiner Schuhe entledigt hatte. Langsam ging sie auf ihn zu, konnte nicht fassen, dass er wirklich vor ihr stand. Er erwiderte ihren Blick leicht verlegen, aber dann ging er zu ihr und umarmte sie. Mit Freudentränen in den Augen erwiderte die Frau diese Geste und drückte ihr Kind fest an sich, wollte es nie mehr gehen lassen.
 


 

Fugaku war schlecht gelaunt, sehr schlecht. Man konnte aber auch sagen, dass er müde war. Er konnte nicht mehr. Drei Lagerhäuser in drei verschiedenen Städten hatte er heute mit seinem Neffen zusammen gefilzt, weil sie geglaubt hatten, Sasuke könnte dort versteckt werden. Nun war er einfach nur müde und fragte sich, ob sein Sohn noch lebte und die Karte wirklich selbst geschrieben hatte; Diese Postkarte, die Fugaku kopiert hatte, um sie bei den Ermittlungen nutzen zu können. Bei der Suche. Bisher hatte es ihm nichts genutzt, aber irgendwie war es auch klar gewesen. Es war ihm schon klar gewesen, als er die Haustür aufgebrochen vorgefunden hatte und Mikoto wenig später aufgefallen war, das Sasukes Album fehlte und stattdessen eine Postkarte aus irgendeiner Kleinstadt auf dem Esstisch lag. Der Polizist wusste, dass er am nächsten Tag in nur eine andere Stadt fahren würde, dafür aber ein ganzes Stadtviertel zu durchsuchen hatte. Seine übrigen Aufgaben überließ er seinem Stellvertreter. Man verstand, dass er alles tat, um seinen Sohn zu finden, auch wenn er allmählich nicht mehr glaubte, dies zu schaffen. Ein einziges Lebenszeichen über mehrere Monate hinweg! Wahrscheinlich war der Junge schon gar nicht mehr am Leben.

Er stand kurz vorm Aufgeben, als er nach Hause kam. Seiner Frau wollte er das aber nie sagen, weil sie diese Entscheidung nicht verstehen würde. Nicht verstehen würde, das ihr Mann ihren Sohn für tot erklären wollte. Nicht verstehen wollen würde, das niemand nach so einer langen Zeit noch lebend auftauchen würde, der mit Itachi Mizu jemals irgendwie irgendetwas zu tun gehabt hatte.

Aber er würde es ihr nicht sagen, würde gar nicht dazu kommen. Vor seinem Haus stand am Bürgersteig ein ziemlich heruntergekommener weißer Wagen. Eigentlich wäre es ihm kaum aufgefallen, wäre da nicht der Mann gewesen, den er wie nichts anderes hasste.

Itachi Mizu Höchstselbst war es, den Fugaku auf der Rückbank erkannte.

Dieser verdammte Mörder!, dachte der Polizist zähneknirschend und ging auf das Monster zu, für welches er den Auftragsmörder hielt.

Itachi bemerkte Sasukes Vater schon, als der geparkt hatte. Nun verließ er den Wagen und ging dem Vater seines Liebsten entgegen, verbeugte sich respektvoll vor ihm. Er musste nun alles richtig machen. Wenn etwas schief ging war Sasuke in Gefahr. Nur… Wie sollte er sich jetzt verhalten? Daran gedacht hatte er nämlich keineswegs.

„Was wollen Sie hier?“, wurde er angegiftet.

Ruhig bleiben, mahnte sich Itachi. Das ist für Sasuke.

Trotzdem hätte er es seinem Gegenüber gerne heimgezahlt, das der dafür gesorgt hatte, das Itachi Sasuke beinahe nie wiedergesehen hätte.

„Sie sollten in Ihr Haus gehen“, sagte er ruhig. „Beeilen Sie sich.“

Damit wandte er sich um und verwand wieder in dem heruntergekommenen schmutzig-weißen Wagen. Nun musste er nur noch abwarten.

Fassungslos starrte Fugaku dem langhaarigen hinterher. Was erlaubte sich dieser Mistkerl eigentlich?

Mit zur Faust geballten Händen betrat er sein Zuhause und sah sich wachsam um. War jemand wieder eingebrochen? Weshalb sonst sollte dieser Mann ihm raten, sich zu beeilen?
 

Die Schuhe fielen ihm als erstes auf. Neben denen seiner Frau standen dort noch zwei weitere paar Schuhe herum. Zwei Besucher. Fugaku kannte die Schuhe nicht. Shisui war es sicher nicht, den hatte er auf dem Heimweg bei dessen Elternhaus abgesetzt. Naruto war sicherlich auch nicht hier, sondern in der Stadt und fragte Passanten, ob jemand seinen besten Freund gesehen haben könnte. Deswegen fiel Fugaku niemand ein, der hier sein konnte. Dann hörte er seine Frau reden. Leise zog er sich seine Schuhe aus und folgte der Stimme Mikotos in den Wohnraum. Wie zuvor seine Frau im Eingangsbereich erstarrte nun auch Sasukes Vater. Vor Überraschung stand ihm sogar der Mund einen Spalt weit offen.

Sasuke saß dort auf dem Sofa, sein Sohn. Sasuke Uchiha. Fugaku konnte es nicht glauben. Spielte ihm irgendwer einen kranken Streich oder wurde er verrückt?

Nein, er wurde sicherlich nicht verrückt, denn im nächsten Moment konnte er sehen, wie sein Sohn ihn bemerkte und freudestrahlend zu ihm stürmte. Für einen 17-jährigen war dies sicher ungewöhnlich, aber Fugaku war froh darum. Erst, als sich sein Sohn an ihn drückte, konnte er sich wieder rühren und die Umarmung erwidern. Mikoto stand lächelnd da und wirkte glücklich wie schon lange nicht mehr, denn so ungern es sich das Ehepaar eingestehen wollte: Ihre Beziehung zueinander hatte unter dem Verlust des Sohnes gelitten. Davon war nun nichts mehr zu spüren. Sogar der Fremde auf dem Sofa, der neben Sasuke gesessen hatte, wirkte zufrieden und versuchte, die Familienidylle nicht zu stören.

„Was machst du hier?“, stammelte Fugaku überfordert, als sich sein Sohn nach einigen Minuten wieder von ihm löste.

In den Augen des Jungen schimmerten Tränen. Noch nie hatte der Polizist Sasuke so gesehen.

„Ich wollte euch unbedingt besuchen“, erklärte der Jugendliche.
 

Wenig später saß die Familie gemeinsam am Esstisch. Der Fremde, der zu Itachi gehörte und den Namen Meizu trug, hatte sich zurück gezogen und warf nur ab und an einen Blick in die Küche, wollte nicht stören. Mikoto servierte glücklich lächelnd das Essen, während sie Sasuke, der ihr früher immer beim Tisch decken hatte helfen sollen, abwinkte. Der Junge sollte am Tisch sitzen bleiben, bei seinem Vater. Viel zu lange hatte die junge Mutter die beiden nicht mehr so beisammensitzen sehen können. Viel zu lange.

„Itachi hat dich also doch verschleppen lassen?“, grummelte Fugaku.

Am liebsten würde er noch nicht darüber sprechen müssen, aber wenn sie schon nicht darum herum kamen, wollte er das doch lieber gleich hinter sich bringen.

Doch Sasuke schüttelte den Kopf. „Nein, er war es nicht. Er hat einem Bekannten aufgetragen mich zu schützen, und der hat es übertrieben und mich verschleppt. Itachi hatte keine Ahnung.“

Besorgt ließ sich seine Mutter neben ihm nieder. „Wie ging es dir?“, wollte sie leise wissen.

„Mies“, gab der Junge zu. „Ich hab gehofft, abhauen zu können, aber ich saß im Keller und war keine Sekunde lang unbewacht… Keine Chance. Dann kamst du, Papa, und ich wurde weggebracht. Mir wurde erklärt, dass ich sterben würde, wenn sie mich gehen lassen, also bin ich geblieben. Ich durfte auch manchmal raus in eine Stadt, und als ich versehentlich eine Postkarte verknickt hatte durfte ich euch schreiben. Wir mussten die Karte ja bezahlen.“ Kurz lachte Sasuke auf. „Dann ist irgendwann jemand eingebrochen und wollte mich entführen. Es gab ein Versteck, dort hab ich gewartet, bis man mich geholt hat. Itachi war auch da.“

Kurz blickte der schwarzhaarige auf seine gefüllte Reisschale hinab, bevor er nach den Essstäbchen griff.

„Also wusste Itachi doch, wo du gesteckt hast?“, brummte sein Vater.

Als Sasuke aufblickte bemerkte er, dass seine Eltern ziemlich wütend wirkten. Deswegen beeilte er sich, alles richtig zu stellen.

„Er wusste es wirklich nicht! Ihm wurde weder gesagt wo ich war, noch das ich in Sicherheit war. Erst als wir uns wiedergesehen haben hat er davon erfahren. Er hat auch alles dafür getan, damit ich euch jetzt besuchen kann.“

„Besuchen?“, hakte Mikoto nach.

Das Lächeln war ihr von einer Sekunde zur anderen vom Gesicht gewichen.

Betrübt nickte der Jugendliche. „Ich kann euch nur besuchen, Mama.“

„Aber das ist doch Humbug! Wieso nur besuchen?“, brauste Fugaku auf.

„Weil ich hier nicht sicher bin“, erklärte Sasuke ruhig.

Es war schon so sehr schwer für ihn, wie war es dann erst für seine Eltern?

„Aber ein Zeugenschutzprogramm-..“

„Nein, Papa. Ein Zeugenschutzprogramm würde nicht genügen. Itachi und ich werden dauernd unterwegs sein, und in ein paar Jahren haben wir dann vielleicht die Möglichkeit für ein neues richtiges Zuhause.“

„Itachi und du“, zischte sein Vater. „Soll das heißen, dass er bei dir sein wird?“

„Ja. Er und Gozu und Meizu. Wir werden erst mal untertauchen“, erklärte Sasuke und stockte kurz. „Ich kann aber hierher zurückkommen. Immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen und ohne Ankündigung. Deswegen wandern wir auch nicht aus- ich will nicht weg von euch.“

„Naruto und Shisui suchen dich überall“, meinte Mikoto leise.

Der 17-jährige zuckte mit den Schultern. „Vielleicht kann ich die beiden ja auch mal wiedersehen.“
 


 

Als es dunkel wurde klingelte es wieder an der Tür. Itachi forderte seinen Liebsten zurück. Es fiel sowohl Sasuke als auch seinen Eltern schwer, sich für eine unbestimmte Zeit verabschieden zu müssen, aber es ging nicht anders. Vielleicht würde es nie mehr anders gehen.

„Wenn Sasuke irgendwas passiert…“, kam es drohend von Fugaku.

Beruhigend lächelte Itachi und legte eine Hand auf Sasukes Schulter. „Sie brauchen sich nicht zu sorgen. Ich werde mein Bestes geben. Sie werden ihn bald wiedersehen, versprochen.“

Dann folgte der Jugendliche dem Mizu und warf einen letzten Blick zurück. Seine Eltern standen Arm in Arm in der Haustür und sahen ihn an, während er ins Auto stieg. Er trug ein paar wenige, ihm wichtige Habseligkeiten bei sich- Bücher und Fotos, den Fußball, den er oft mit seinen Freunden über den Rasen gekickt und auf dem alle unterschrieben hatten, als er im Krankenhaus gelegen hatte. Mehr hatte er nicht mitnehmen wollen.

Neben Itachi ließ er sich auf den Sitz fallen und winkte seinen Eltern.

„Wie geht es dir?“, fragte ihn der Ältere vorsichtig.

„Besser. Es tut immer noch weh.“

Der Mizu nahm vorsichtig die Hand des Jungen. „Es tut ihnen gut, zu wissen, dass du lebst und es dir gut geht.“

Eher unbewusst schmiegte Sasuke sich an ihn und nickte.

Itachi war froh, dass es seinem Liebsten besser ging. Der Monat, den sie seit ihrem Wiedersehen zusammen verbracht haben, war anfangs nicht schön gewesen. Sie hatten nicht gewusst, was nun war, wie sie zueinander standen, und es hatte lange gedauert, bis Sasuke ihm wieder erlaubt hatte seine Hand zu halten, nachdem der Schreck verarbeitet war. Der Mizu ließ ihm Zeit, alle Zeit die er brauchte, in der Hoffnung, das Sasuke auch bei ihm bleiben würde wenn die Gefahr für den Jüngeren gebannt war. Mehr als Hoffen konnte er nicht, er stellte sich nicht einmal eine gemeinsame Zukunft mit dem Jugendlichen vor, denn er war kein Träumer. Die Wahrscheinlichkeit, das Sasuke ihn irgendwann verlassen würde, war groß. Nur ein paar Jahre würden zeigen, ob sie zusammenbleiben würden. Für eine dauerhafte Beziehung geschaffen waren. Der Mizu sah es zumindest als guten Anfang an, dass sich Sasuke nun an ihn schmiegte, als sie losfuhren. Fort aus ihrer Heimatstadt und in ein kleines Dorf, das weit weg war. Abgeschieden lag. Sasuke würde sicher nicht glücklich darüber sein, das konnte Itachi sich vorstellen, aber es war nur für eine kleine Weile gedacht.

„Ich vermisse sie“, murmelte der Jüngere plötzlich. „Mach, dass ich es für jetzt vergesse.“

„Was immer du möchtest“, meinte Itachi liebevoll.

Diese Worte hatte er oft gesagt. Er würde Sasuke die Sterne vom Himmel holen, wenn dieser sie sich wünschte. Alles würde er für den Jungen tun, der ihn glücklich machte. Der ihm wichtig war.

„Küss mich.“

Itachi konnte kaum glauben, was er da hörte. Sasuke hatte gesagt, er wolle keinen Kuss- das war bei ihrem Neuanfang gewesen. Sie hatten beschlossen, völlig neu anzufangen. Das Beste, was ihnen eingefallen war, denn der Jüngere war sich unsicher, inwieweit er mit einem Mann eine Beziehung führen konnte, der ihn bedrohen ließ, um als heldenhafter Beschützer da zu stehen.

Sasuke sah dem Mizu den Unglauben an. Neu anfangen fiel ihm erst an diesem Tag leichter -nach dem Besuch bei seinen Eltern, denn nun wusste er, wie es diesen ging. Nun konnte er wirklich richtig neu anfangen- und am besten damit, das Itachi ihn küsste.

„Küss mich“, sagte er deshalb. „Dann vergesse ich alles für den Moment.“

Und Itachi küsste ihn.



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  Onlyknow3
2013-06-17T20:12:53+00:00 17.06.2013 22:12
Das ist eine sehr gute Geschichte,sie hat sehr viel,zu sagen nicht nur das was da geschrieben steht.Weiter so.


LG
Onlyknow3
Von:  Takui
2012-09-09T13:33:33+00:00 09.09.2012 15:33
Hey, danke für die Benachrichtigung. Es wäre nett wenn du mir bescheid sagst, sobald du die Fortsetzung hochlädst. Ich find die Geschichte so toll. ♥
Schön dass Sasuke seine Eltern nochmal sehen konnte, bevor er mit Itachi untertauchen wird. Besonders für Fugaku und Mikoto war das wichtig. Schließlich haben sie nichtmal gewusst, ob Sasuke überhaupt noch lebt. Es ist hart für die Familie, dass sie nicht länger ihr friedliches, normales Leben haben werden. Jedenfalls nicht solange Itachis Feinde noch frei rumlaufen. Wer auch immer sie sind und wieso sie es so auf ihn abgesehen haben.
Ich freu mich jedenfalls sehr, dass es noch weitergehen wird. ^^
L.G.
Takui
Von:  itachsaku
2012-09-08T10:33:34+00:00 08.09.2012 12:33
hi danke für die nachricht. die beiden tauchen also unter. wenigstens konnte sich sasuke von seinen eltern verabschieden.
Von:  itachsaku
2012-09-03T15:22:48+00:00 03.09.2012 17:22
hi danke für die nachricht hab mich gefreut. itachi wusste also nichts von der entführung sasukes. ich vermute das kisame mit absicht gemacht hat damit die beiden zusammen bleiben können. freue mich schon auf das nächste kapitel.
Von:  Takui
2012-09-03T08:30:01+00:00 03.09.2012 10:30
Hey,
vielen lieben dank für deine Nachricht. Hab mmich sehr gefreut sie zu lesen. ^^
Schon das vorletzte Kapitel also? Das ging so schnell. T _ T
Ich liebe die Story. Dieses Kapitel war auch so schön. Sasukes Reaktion kam doch etwas unerwartet. Hätte nicht gedacht dass er Itachi so begrüßt.
Noch verwunderlicher ist es aber, dass Kisame Sasuke auf eigene Faust entführt hat. Ich war fest davon überzeugt, dass er das angeordnet hat um ihn in absoluter sicherheit zu wissen.Was den damaligen Überfall auf Sasuke betraf hatte ich aber letztendlich doch Recht. ; )
ich frag mich wirklich, wie es mit den beiden jetzt weitergehen soll. Sie können ja nicht plötzlich wieder zusammen auftauchen. Sonst würde Itachi ja gleich wieder probleme kriegen wegen Entführung und so.Mit der er ja diesmal nichts zu tun hatte. Für Sasuke wäre es aber scchön wieder raus zu kommen...
Auf jeden Fall bin ich froh dass die zwei wieder zusammen sind. ^^
L.G.
Takui
Von:  Takui
2012-08-28T07:45:18+00:00 28.08.2012 09:45
Ganz schön gemein Sasuke zu erzählen dass Itachi nicht einmal nach ihm sehen wollte. Wäre es anders gekommen, hätten sie sich aussprechen können und Itachi wäre vielleicht nie von Sasuke angezeigt worden. Q . Q
Auch unfair dass Fugaku den Brief nicht übergeben wollte. Auch wenn er Sasu beschützen wollte, in dem er Itachi nicht zu ihm ließ. das ist echt nicht nett gewesen. Jetzt ist Sasuke in einem komplett falschen Glauben über Itachi geblieben. Wer weiß, ob er ihm nicht doch die wahrheit erzählt hätte. Nachdem er angeschoßen wurde, hätte er Itachis gesamtes Verhalten vermutlich eher verstanden...
Ich hoffe, die zwei finden jetzt trotzdem wieder zusammen.

L.G.
Takui

Von:  itachsaku
2012-08-24T18:46:59+00:00 24.08.2012 20:46
hi danke für die nachricht. so war das also mit der verletzung. die sorge der eltern kann ich verstehen. auch das sie itachi nicht mehr in die nähe ihres sohnes lassen wollen, den brief hätte fugaku trotzdem übergeben sollen
Von:  Takui
2012-08-18T15:45:13+00:00 18.08.2012 17:45
Itachi ist also schon raus. War aber klar dass er nicht gleich bei Sasuke auftaucht. Die Polizei wird ihn ja vermutlich auch (zu Recht) am meisten verdächtigen etwas mit sasukes Verschwinden zu tun zu haben.
Jetzt fragt sich nur wer sasuke da gefunden hat. Und warum er ihn gesiezt hat. Kann also keine vertraute Person sein. Hoffentlich kein Feind.... O _ O

L.G.
Takui
Von:  itachsaku
2012-08-17T17:21:35+00:00 17.08.2012 19:21
das war ganz schön spannend. das wiedersehen rückt immer näher. was ist mit meizu. danke für die nachricht.
Von:  Takui
2012-08-12T11:16:39+00:00 12.08.2012 13:16
Wiederum erst mal ein großes Danke für deine ENS. ^^
Itachis Verfolgungswahn wächst ja langsam richtig an. Fragt sich wie viel er Sasu verfolgen lässt ohne dass er es mitbekommt(vermutlich rund um die Uhr...) und was passiert ist, dass er so wahnsinnig vor Sorge ist. Da scheint es ja einen etwas tieferen Grund zu geben. Klar dass dieses Verhalten auf Sasu sonderbar wirkt. Er weiß ja noch nicht was Itachi so macht (ok, wir auch nicht).
Ja, ich bin gespannt ob Sasu Ita nach der ganzen Geschichte nochmal eine Chance gibt. Was er macht ist ja schon wirklich hart. Letztenendes tut Ita ja viel um sasu zu beschützen, aber wiie will er das vertrauen von ihm gewinnen wenn er nicht ehrlich ist?
Mal sehen wie sich die ganze Sache weiterentwickelt. ; )
L.G.
Takui


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