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Evil Never Dies

Fortsetzung zu "Ghosts"
von

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A life in the balance – Ein Leben hängt am seidenen Faden

Als Ayumi nicht zum Abendessen auftauchte, rief ihre Mutter all ihre Freunde an, um nachzufragen, ob das Mädchen mit einem von ihnen unterwegs war und vielleicht einfach nur die Zeit vergessen hatte. Aber natürlich fand man schnell heraus, dass Ayumi bei keinem von ihnen war und so fing jeder an sich Sorgen zu machen. Frau Yoshida rief die Polizei an und es wurde eine Suche durch die Stadt organisiert, genauso wie sie es damals getan hatten.
 

Ai und Conan, die Frau Yoshida zuhause besuchten, sahen zu wie die Polizisten umherliefen und sich schließlich getrennt auf die Suche nach dem Mädchen machten. Sobald dies geschehen war, wandte sich Ai mit nachdenklichem Blick Conan zu. „Kudo, denkst du, dass es irgendwas mit den Telefonanrufen zu tun hat?“, fragte sie beunruhigt.
 

Conan sah sie mindestens genauso ernst an. „Es ist sehr gut möglich“, gab er zu, „allerdings ist es seltsam, dass sie zwei Anrufe an einem Abend bekommen haben, und dann die nächsten zwei Wochen über keine mehr.“ Dennoch, er wusste, dass das Gehirn eines Kriminellen oft ziemlich verwirrend war und es oft schwer war, herauszufinden was sie dachten. Aber natürlich freute ihn genau das, alles auseinanderzunehmen und die Stücke wieder zusammen zu setzen, sodass sie Sinn ergaben. Im Moment wusste er, dass das entscheidend war. Ayumis Sicherheit konnte sehr wohl davon abhängen. „Vielleicht wollten sie nur sichergehen, dass sie das richtige Haus erwischt hatten?“, schlug Ai vor.
 

Conan nickte langsam. „Ich hab auch schon dran gedacht“, gestand er. „Es könnte wahr sein.“ Seine Augen verengten sich zu nachdenklichen Schlitzen. „Wenn wir wenigstens herausfinden könnten, wer sie entführen wollen würde!“ Fragend sah er zu Ai. „Bist du sicher, dass es nicht die Organisation sein könnte?“, wollte er wissen. Er wusste, dass sie das bezweifelte, doch er konnte nicht das Gefühl loswerden, das ihm sagte, dass sie irgendwie darin verwickelt waren.
 

Sie schüttelte den Kopf. „Solange sie nicht wissen, dass Ayumi mit mir in Verbindung steht, sehe ich keinen Grund, was sie davon hätten“, antwortete sie. Doch eine andere Idee formte sich gerade in ihrem Kopf. „Kudo, haben sie jemals die Leiche von diesem Mann gefunden, der sie zuvor schon mal entführen wollte?“, fragte sie in ernstem Tonfall. „Ja“, bestätigte Conan, „verbrannt und getötet durch einen Schuss in den Kopf, genau wie Ayumi gesagt hat.“
 

„Dann kann er es nicht gewesen sein“, murmelte Ai. Sie dachte weiter darüber nach, ehe sie wieder zu Conan blickte. „Vielleicht ist es jemand, der mit ihm zusammen gearbeitet hat und irgendwie mit darin verwickelt wurde“, schlug sie vor, „jemand, der sich an Ayumi erinnern konnte.“
 

„Aber warum würden sie sie entführen?“, seufzte Conan. Das hier war ein rätselhafter Fall. Ihm war klar, dass er ihn so schnell wie möglich lösen musste, doch bis jetzt sah es noch nicht so aus, als hätte er dafür genügend Zeit. Ayumi war höchstwahrscheinlich in ernsthafter Gefahr in diesem Moment. Sein Blick wurde nachdenklich, als er an etwas anderes dachte. „Was, wenn sie wieder von selbst einfach losgerannt ist?“, grübelte er. „Das letzte Mal hat sie gesagt, dass sie nach Gin gesucht hat, und das war, als sie dann in sein Auto gestiegen ist, um Ushio zu entkommen.“ Wieder seufzte er. „Vielleicht sucht sie wieder nach ihm, aus irgendeinem Grund.“
 

„Vielleicht“, gab Ai zu, „aber aus welchem Grund auch immer, ich bin mir sicher, wir sind beide der Meinung, dass sie in Schwierigkeiten steckt.“ Conan nickte zustimmend, und so eilten die beiden weiter, um Professor Agas aufzusuchen und ihm bei der Suche zu helfen.
 

Plötzlich blieb Conan verblüfft stehen. Als Ai sich fragend zu ihm umdrehte, sah sie, wie er seine Brille zurechtrückte. „Ich bekomme ein Signal von dem Anstecker!“, rief er. „Es ist schwach, deswegen ist es vorher nicht durchgekommen.“ Er sah mit Hoffnung in den Augen wieder zu Ai. „Es ist irgendwo in der Nähe. Lass uns rausfinden, wo genau!“ Damit lief er wieder los und wandte sich nach links. Nach einem kurzen Moment der Überraschung folgte Ai ihm und wunderte sich, warum das Signal ausgerechnet jetzt rein kam und nicht schon ein paar Minuten zuvor.

~
 

Gin verengte seine smaragdgrünen Augen zu Schlitzen, während er das Telefongespräch, das er vor einiger Zeit geführt hatte, von Wodka abspielen ließ. Er erkannte das meiste davon, was gesagt wurde wieder. Und es war genau das, was er von Anfang an vermutet hatte – jemand hatte das Original aufgezeichnet und es dann so umgewandelt, als hätte Gin abfällig über Wodka geredet und der Anrufer versucht gegenteilig zu argumentieren, wobei es in Wahrheit anders herum gewesen war. Einige andere Gesprächsfetzen sagten ihm nichts, und so vermutete er, dass der Bearbeiter einige bestimmt Wörter genommen hatte und sie einfach zu neuen Sätzen zusammengesetzt hatte, um das auszusagen, was er wollte. Die Frage war nun, wer hatte sich diese Mühe gemacht und warum?
 

Gedankenverloren hielt er Ayumi währenddessen auf seinem Schoß. Als sie schließlich den Kassettenrekorder auf dem Rücksitz des Porsches aufgestellt hatten, hatte Ayumi zugegeben, dass sie sich nicht besonders gut fühlte und war auf Gins Schoß geklettert. Aus einem unbekannten Grund hatte er sie nicht davon abgehalten. Und nun klammerte sie sich an seinen Arm und lehnte ihren Kopf dagegen. Hätte er einen Blick auf sie geworfen, wäre ihm aufgefallen, wie blass sie war, doch er legte nur unbewusst eine Hand auf ihren Kopf.
 

Wodka sah ihn sichtlich nervös an, als das Gespräch geendet hatte. „Was denkst du, Aniki?“, fragte er. Er war überrascht wie sanft Gin mit dem Mädchen umging, aber er wusste, dass es besser war, dazu nichts zu sagen. Überhaupt war er besorgter darum, wie Gins Reaktion über diese Aufzeichnung ausfallen würde. Wenn Gin nichts damit zu tun gehabt hatte, und er auf den Gedanken kam, dass Wodka selbst das ganze zusammengesetzt hatte, dann war es mit Sicherheit aus mit ihm.
 

Gin knurrte. „Wer auch immer dieses Gespräch bearbeitet hat, hat den eigentlichen Sinn ins Gegenteil verkehrt“, antwortete er sachlich. „Denn in Wirklichkeit war es der Anrufer, der schlecht über dich geredet hat, und nicht ich.“ Er lehnte sich rüber und griff nach dem Blatt, auf dem der Inhalt der Email stand. „Und das hab ich auch nicht gesendet“, erklärte er. Wodka schluckte. „Ich habe keinen Beweis, dass du es nicht warst“, merkte er misstrauisch an.
 

„Und ich hab keinen Beweis dafür, dass das Ganze nicht auf deinem Mist gewachsen ist“, erwiderte Gin. Beide starrten sich einen langen Moment an gegenseitig an, keiner von beiden darauf erpicht nachzugeben, falls der andere wirklich der Feind sein sollte. Wahrscheinlich hätten sie noch eine ganze Weile so verharrt, wenn Ayumi nicht plötzlich die Anspannung gebrochen hätte.
 

Ein schmerzhaftes Stöhnen entfloh ihr und sie schmiegte sich enger an Gins Mantel, als sie Ihre blauen Augen nur einen Spalt breit öffnete. „Gin-sama.“ Ihre Stimme klang gequält und schwach, wobei sie zitterte. Sie hatte keine Ahnung, warum sie sich plötzlich so krank fühlte. Es hatte erst kurz vorher angefangen als sie zu Gin und Wodka rüber gerannt war, erinnerte sie sich, und seitdem war es schlimmer geworden. In diesem Moment holte der Schwindel sie wieder ein. Ihre Augen fielen zu, gegen ihren Willen und sie driftete in die Bewusstlosigkeit ab.
 

Gin zuckte beinahe bei ihrer Stimme zusammen, und als wäre er aus einem traumähnlichen Zustand entstiegen, sah er zu ihr hinunter, wie sie leblos neben ihm zusammensackte. Er bemerkte, dass ihre Haut sehr blass und in starken Kontrast zu ihren dunklen Haaren und seinem Mantel stand. Besorgt legte er eine Hand an ihre Stirn. „Sie hat Fieber“, stellte er murmelnd fest und fragte sich, was er nun tun sollte. Es kam ihm seltsam vor, dass sie so plötzlich krank wurde, aber er vermutete, dass es am Stress des heutigen Tages liegen konnte. Aber andererseits…
 

Seine Augen verengten sich misstrauisch und er begann, sie eingehender zu mustern in der Hoffnung nicht etwas zu finden, das seinen Verdacht bestätigte. Wodka sah verwundert zu, wie Gin seinen Arm aus Ayumis Umklammerung löste und dann ihre Hände hochhob, um sie unter die Deckenleuchte haltend zu begutachten, und weiter ihre Arme untersuchte, bevor er sie wieder losließ. Dann sah er sich ihren Nacken an, und seine Miene verfinsterte sich schlagartig. Wodka blickte ihn verwirrt an. „Was ist, Aniki?“, fragte er.
 

„Man hat ihr eine Spritze gegeben“, antwortete Gin und deutete auf den Nadelstick auf ihrer hellen Haut. Wodka starrte beunruhigt darauf. „Wahrscheinlich von demjenigen, der sie entführt hat. Und die Nadel hat höchstwahrscheinlich ein Gift enthalten.“ Seine grünen Augen flackerten mit sichtlicher Wut auf, während er das Mädchen in seinen Armen hielt und versuchte herauszufinden, was er jetzt tun sollte. Sie konnten sie zurück zu ihrem Quartier bringen und einen der Ärzte damit beauftragen, zu untersuchen welches Gift verwendet worden war, doch es bestand die Möglichkeit, dass etwas von einer rivalisierenden Organisation benutzt worden war, über das sie bis jetzt noch nicht Bescheid wussten. Dennoch… mussten sie wahrscheinlich diese Möglichkeit in Betracht ziehen – außer, sie konnten die Person ausfindig machen, die ihr das Gift verabreicht hatte.
 

Gin erkannte nun, dass er nicht mehr daran dachte, Wodka als Ayumis Entführer zu sehen. Und es überraschte ihn auch nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass Wodka nicht dafür verantwortlich war. Sein Schock darüber, dass erst Gin und dann Ayumi ihn beschuldigt hatten, er hätte sie entführt war echt gewesen. Er hatte nichts davon gewusst bis zu diesem Moment. Wodka blickte ihn an, offensichtlich ein weiteres Mal überrascht von diesen Neuigkeiten. „Gift?“, wiederholte er schockiert.
 

Gin nickte, öffnete die Tür und stieg aus, während er Ayumi immer noch in einem Arm hielt. Er begab sich hinter das Steuer und wandte sich an Wodka, der immer noch auf dem Rücksitz saß und ihn ansah, als ob er immer noch nicht so recht wusste, was er denken sollte. „Also beweg dich endlich!“, knurrte der blonde Assassine. Aus seiner Starre erwachend, nahm Wodka den Kassettenrekorder beiseite und stieg auf der Beifahrerseite wieder ein. „Was machen wir jetzt, Aniki?“ Langsam sickerte es zu ihm durch, dass Gin ihn nicht beschuldigt hatte, derjenige gewesen zu sein, der Ayumi das Gift verabreicht hatte, und er fragte sich, ob er sich noch Sorgen machen musste, dass das passierte. Er hoffte, dass er weiterhin nicht dessen beschuldigt wurde.
 

Als Antwort hob Gin das Mädchen zu ihm rüber und legte sie auf Wodkas Schoß. „Pass auf sie auf“, murrte er. „Wir müssen sie irgendwohin bringen, wo man herausfinden kann, was mit ihr nicht stimmt.“ Ohne auf Wodkas Antwort zu warten, startete Gin den Motor und fuhr los. Wodka war sprachlos. Er sah auf Ayumis geschwächten Körper, sah wie blass sie war und dass es ihr nicht gut ging, und legte vorsichtig seine Arme um sie, um sie sicher zu halten. Er wusste, falls sie aufwachen würde, würde sie wahrscheinlich Angst vor ihm haben und versuchen von ihm wegzukommen. Doch er erkannte auch, zu seiner Erleichterung, dass Gin sie ihm niemals anvertraut hätte, wenn er geglaubt hätte, dass Wodka ihr wirklich etwas angetan hätte. Gin brauchte es nicht laut auszusprechen; es war offensichtlich durch seine Tat. Er vertraute Wodka immer noch.
 

Plötzlich klingelte Gins Handy. Verärgert zog er es hervor und klappte es auf, während er weiterhin das Lenkrad festhielt. „Hallo?“, antwortete er missgelaunt. Jeder Anruf an diesem Tag war bisher immer nur ein weiteres Puzzleteil in diesem frustrierenden Fall gewesen, und er freute sich kein Stück darauf, herauszufinden, was sie als nächstes erwartete. „Habt ihr das Mädchen?“, wollte eine unbekannte Stimme wissen.
 

Gins Augen verengten sich verärgert. „Wer ist dran?“, erwiderte er, während er um eine Ecke bog. „Das brauchen Sie nicht zu wissen“, war die wieder mal nicht sehr aufschlussreiche Antwort, „außer, dass ich für Ihren Partner arbeite, oder sollte ich sagen, Ex-Partner, da ich mir sicher bin, dass Sie ihn sich bereits vorgenommen haben. Ich bin über ihn genauso schockiert, weswegen ich anrufe, um mit Ihnen zu reden.“ Es gab ein kurzes Rauschen am anderen Ende der Leitung, und Gin konnte schwach einige Hintergrundgeräusche ausmachen, allerdings war er sich momentan nicht sicher, welcher Natur sie waren. Auch interessierte es ihn gerade nicht.
 

„Kommen Sie zum Punkt“, knurrte Gin. „Nun, der Punkt ist, dass das Mädchen sich wahrscheinlich nicht allzu gut fühlt im Moment, stimmt´s? Sie sind klug, ich bin mir sicher, dass es Ihnen bereits aufgefallen ist.“ Eine kurze Pause entstand. „Was Sie nicht wissen können, ist die Tatsache, dass sie nicht lange durchhalten wird – höchstwahrscheinlich nicht mehr als eine Stunde. Sie braucht ein bestimmtes Gegenmittel, eines, worüber Ihr Partner Bescheid weiß.“ Gin blickte kurz zu Wodka, dann zurück auf die Straße. „Das glaube ich nicht“, meinte er kalt. „Sie haben uns die ganze Zeit über in eine Richtung gedrängt und versucht uns gegeneinander auszuspielen.“
 

„Untersuchen Sie Wodkas Taschen“, lautete die Antwort. „Er hat immer noch die Nadel, die er benutzt hat, um das Mädchen zu vergiften. Sie müssen mir nicht glauben. Finden Sie den Beweis.“ Gin überlegte kurz, ehe er am Straßenrand stehen blieb. Dass die Person am anderen Ende so selbstsicher klang, bedeutete, dass er wissen musste, was genau Gin vorfinden würde. Und das machte Gin nur noch misstrauischer gegenüber dem Anrufer und nicht Wodka. „Zeig mir den Inhalt deiner Taschen“, verlangte der blonde Assassine von seinem Partner.
 

Erschrocken und mit einem unangenehmen Gefühl, ließ Wodka Ayumi zurück auf seinen Schoß sinken und fing an durch seine Taschen zu wühlen. Eine Packung Zigaretten, ein Feuerzeug, ein Jo-Jo… nichts Ungewöhnliches. Aber er blinzelte kurz, als er etwas fand, das er nicht zuordnen konnte. Langsam zog er es hervor, und starrte schockiert auf den Gegenstand. Er hielt eine leere Injektionsnadel in der Hand. Zitternd hob er sie hoch, drehte sie herum, und blickte wortlos Gin an. Dieser sah das Objekt mit finsterem Blick an. Er hatte geahnt, dass sie sie finden würden, der Selbstsicherheit des Anrufers nach zu urteilen. „Und was wollen Sie jetzt?“, knurrte er in das Handy. „Wir haben sie gefunden.“
 

„Nun, fragen Sie ihn das“, antwortete die Stimme unumwunden. „Das würde nichts bringen“, erwiderte Gin. „Er weiß nicht, wie die Nadel da hin gekommen ist.“ Wodka sah Gin verwundert an. Er war sich sicher gewesen, dass der grünäugige Assassine sich ihm gegenüber wieder feindlich verhalten würde ob dieser Entdeckung. Doch stattdessen schien Gin immer noch sicher zu sein, dass Wodka nicht schuldig war. Langsam entspannte er sich, auch wenn er sich immer noch wundern musste, wie die Nadel in seine Manteltasche gekommen war. Wer hätte sie dort platzieren können? Der Typ, der ihm das Band vorgespielt hatte? Er hätte eine Möglichkeit gehabt, als Wodka damit beschäftigt gewesen war, dem Gespräch zu folgen. Die Person am anderen Ende der Leitung gab einen ungläubigen Laut von sich. „Sie können ihm sicherlich nicht glauben“, entgegnete er. „Er ist derjenige, der das Mädchen vergiftet hat!“
 

„Vielleicht“, antwortete Gin genervt, „aber ich bezweifle das doch sehr. Denken Sie wirklich, dass ich Ihnen eher glaube als ihm, vor allem, wenn er zu mir mit der Kassette gekommen ist, auf der ein Gespräch von mir aufgezeichnet ist, das offensichtlich bearbeitet worden ist?“ Und vor allem, wenn ich schon seit Jahren kenne, fügte er in Gedanken hinzu. Ich weiß, wann man versucht uns für dumm zu verkaufen.
 

„Das hat er selbst getan“, erwiderte der Anrufer, „und daraufhin hat er sich die Geschichte ausgedacht, dass es jemand anders war.“ Wodka hörte der Stimme aufmerksam zu. Er dachte, dass diese Stimme ihm bekannt vorkam, und nun konnte er auch sagen woher. „Das ist der, der mich angerufen hat!“, mischte er sich empört ein. „Er war es, der versucht hat, mir einzureden, dass du mich umbringen wolltest!“
 

Ayumi rührte sich und stöhnte leise auf seinem Schoß, aber sie wachte nicht auf. Stattdessen schmiegte sie sich näher an ihn und packte einen Teil seines Hemdes. Wodka legte die Nadel auf das Armaturenbrett und sah zu ihr hinunter. Sie war ein unschuldiges Kind, und nun war sie in so vieles verwickelt worden, in das sie besser nicht hineingeraten wäre. Er seufzte und lehnte sich zurück, während er sich fragte, was wohl aus ihm und Gin geworden wäre, wenn sie nicht in der Organisation aufgewachsen wären.
 

Gin sah seinen Partner mit großem Interesse an. „Oh?“, kam es nachdenklich aus seinem Mund, was Wodka wieder zurück in die Gegenwart brachte. „Das ist nicht wahr!“, widersprach der Anrufer hartnäckig, der mitgehört hatte. „Er ist derjenige, der mich deswegen kontaktiert hat! Er hat gesagt, dass Sie versucht hätten, ihn zu töten, und er wollte Sie zuerst drankriegen, und dass er zuerst Rache an Ihnen nehmen wollte, indem er das Mädchen verletzt hat!“
 

„Jetzt machen Sie sich aber lächerlich“, gab Gin scharf zu zurück. „Wir verschwenden nur Zeit. Ich bin sicher, Sie wissen, was ich mit Leuten mache, die versuchen mir die Hölle heiß zu machen. Ich will jetzt, dass Sie mir genau sagen, was mit dem Mädchen angestellt wurde, und wie wir das rückgängig machen!“ Er umfasste das Lenkrad mit eisernem Griff, wobei in seinen smaragdgrünen Augen ein kaltes Feuer der Wut aufblitzte.
 

„Es ist Ihr Partner, der weiß was zu tun ist“, bestand der Anrufer auf seine Antwort, und Gins Ausdruck verwandelte sich in gänzliche Abneigung. Wodka fühlte dasselbe. „Aniki, lass mich mit dem Typen reden“, meinte er nun. Er hatte genug von dem Spiel, in dem sie gefangen waren, und er wollte dem Anrufer mal sagen, was er von diesen ganzen unfairen Aktionen hielt.
 

Genervt schob Gin ihm das Handy hin. „Versuch aus ihm das Gegenmittel herauszubekommen“, befahl er. „Ich hab das Gefühl, dass das einzige, bei dem er nicht gelogen hat, die Tatsache ist, dass wir gerade mal eine Stunde Zeit haben ihr Leben zu retten.“ Er war wütend auf diese ganze Situation. Sie wurden als Schachfiguren für ein Spiel missbraucht, genau wie damals bei Ushio. Und das würde er nicht auf die leichte Schulter nehmen. Falls Ayumi wegen solch einem dreckigen Spiel umkam, würde er… nun ja, er wusste nicht, was er tun würde. Aber derjenige, der dafür verantwortlich war, würde dafür bezahlen.
 

Innerlich schimpfte er über sich selbst. Erlaubte er sich tatsächlich, eine gewisse Zuneigung zu dem Mädchen aufzubauen? Natürlich nicht. Das war lächerlich. Er baute zu niemanden eine solche Verbindung auf. Er war darauf trainiert worden es nicht zu tun. Dennoch war er wütend darüber, wie Ayumi offensichtlich dafür benutzt wurde, ihn und Wodka gegeneinander auszuspielen. Gin war nun klar, dass es sich um solch einen Plan handelte. Und bis sie dazu in der Lage wären, herauszufinden, wer das war und warum, würde Ayumi wahrscheinlich sterben. Er konnte von Wodka hören, dass das Gespräch nirgends hinführte.
 

Er fragte sich, ob jemand, der Ushio kannte, dafür verantwortlich war. Seine Augen verengten sich, als er sich an Ling Hi Sou´s Ouroboros Ring erinnerte, und an die seltsamen Kommentare bezüglich Ushio, als Gin und Wodka ihn in seinem Apartment besucht hatten.
 

Es ist eine Tragödie… was mit Ushio passiert ist“, bemerkte Ling. „Er diente jahrelang als treuer Informant für eure Organisation, und dann wurde er plötzlich getötet.“
 

„Er hat sich zu sehr überschätzt, als dass er noch von Nutzen gewesen wäre“, schnaubte Gin. „Wenn man seine Stellung vergisst, ist das der Anfang des eigenen Untergangs.“
 

„Ja“, meinte Ling nachdenklich. „Das ist nur zu wahr, Agent Gin. Nur allzu wahr.“
 

Gin erinnerte sich auch an diesen tiefen Hass, den er von Ling aus gespürt hatte. Er hatte das Gefühl gehabt, dass es dieser Hass an ihn gerichtet war, und vielleicht auch an Wodka. Und es war Ling gewesen, der ihn wegen Ayumi angerufen hatte. War es nur Zufall? Oder war es etwas, dem er nachgehen sollte? Plötzlich weiteten sich Gins Augen und er sah sich nach einem Stück Papier um, bis er schließlich den Ausdruck der Email in der Hand hielt. Er drehte es um, und fing an verschiedene Wege aufzuzeichnen. Dann verengten sich seine Augen. Natürlich. Warum hatte er das nicht schon vorher gesehen? Ab jetzt begannen die Dinge mehr Sinn zu ergeben.
 

Wodka funkelte das Handy wütend an, als der Anrufer aufgelegt hatte. Er hatte nichts brauchbares herausgefunden. Es war ihm nur erzählt worden, dass Gin ihm die Nadel angeblich zugesteckt hatte und er derjenige war, der das Mädchen verletzt hatte. Dieser Typ schien wohl nur darauf aus zu sein, sie damit zu quälen, dass er ihnen jeweils etwas anderes weis machen wollte, bis sie schließlich verrückt wurden. Und sie hatten keine Zeit anzuhalten, während Ayumis Leben am seidenen Faden hing. Wodka wollte nicht, dass sie wegen diesem Gift starb.
 

Er sah zu Gin, der das Blatt beiseite nahm und den Motor startete. „Wir machen uns auf zu den Hiragi-Apartments“, erklärte er finster. Wodka sag ihn fragend an. „Wieso?“, wunderte er sich, während er Ayumi festhielt, als sie um eine Ecke bogen. Von allem, was er von Gin erwartet hatte, war diese Antwort nicht darunter. Der Hiragi-Wohnblock war der letzte Ort, von dem er dachte, dass sie hinfahren würden. „Weil“, antwortete Gin wütend, „Ling Hi Sou in diese Sache verwickelt ist.“ Wodka blickte auf das Blatt, auf dem Gin gekritzelt hatte. Und dann verstand er.
 

~

Während dies stattfand, erreichten Conan und Ai den Ort, an dem das Signal von Ayumis Anstecker gekommen war. Es war ein rosafarbenes Haus mit einer Hecke und vielen Blumen davor. Es sah aus wie ein Haus, das Ayumi sehr schön finden würde, und als die beiden angeblichen Kinder sich dem näherten, fanden sie zu ihrer Überraschung die Eingangstür weit offen stehen. Daraufhin rannte Conan die Verandatreppen hinauf und in das Vorzimmer. Er blieb kurz stehen um die Umgebung abzusuchen. Alles schien in perfekter Ordnung, zumindest auf den ersten Blick. Aber etwas war auf jeden Fall nicht richtig. Schnell rannte er den schick eingerichteten Flur entlang und zur Hintertür. Sie war geschlossen, doch auf dem Boden saß eine mehrfarbige Katze – und die spielte fröhlich mit einem Gegenstand, den Conan als Ayumis Anstecker identifizierte.
 

Die Tür durfte nicht fest verschlossen gewesen sein und die Katze muss sie aufgestoßen haben, schlussfolgerte er und beugte sich runter, um den Peilsender aufzuheben. Die Katze miaute protestierend, aber Conan ignorierte sie, als er den Anstecker genauer untersuchte für weitere Hinweise. Ayumi wäre nicht so unvorsichtig gewesen und hätte ihn hier einfach liegen gelassen. Und er sah angeschlagen aus, als ob jemand drauf getreten wäre. Das war wahrscheinlich der Grund, warum es vorher kein Signal von sich gegeben hatte. Dann, als die Katze vorbeigekommen war und damit gespielt hatte, hatte es anscheinend wieder durch die Bewegung angefangen zu arbeiten.
 

Ai kam zu ihm rüber. „Hinten sind Reifenspuren zu sehen“, berichtete sie ihm beunruhigt, als sie den Anstecker bemerkte. Ihre Augen weiteten sich kurz, ehe sie sich verengten. „Ayumi war hier“, merkte sich sachlich an. Und es sah so aus, als wäre sie mit Sicherheit von jemandem entführt worden. Was Ai rätselhaft fand, war, warum Ayumi in ein Haus gehen würde, das so aussah als wäre es schon seit einigen Tagen verlassen gewesen. Wie war sie überhaupt reingekommen? War die Person, die sie entführt hatte, bereits dort gewesen, und hatte sie hierher gelockt - irgendwie?
 

Conan nickte. „Es sieht nicht so aus, als gäbe es weitere Spuren hier“, meinte er. „Lass uns die Reifenspuren untersuchen.“

~
 

Lings Wohnung im Hiragi-Wohnblock schien verlassen, als Gin und Wodka ankamen. Gin klopfte mehrere Male an, ohne eine Antwort zu bekommen, sehr zu seinem Ärger. Wodka, der immer noch Ayumi hielt, sah ihn besorgt an. „Was nun?“, fragte er. Er verlagerte das Gewicht des Mädchens und sie öffnete schwerfällig ihre Augen, als sie zu ihm hoch blinzelte.
 

„Wodka-san“, murmelte sie leise, und gab ihm ein kleines, wenn auch schmerzverzerrtes Lächeln. In ihrem derzeitigen Zustand erinnerte sie sich nicht allzu klar an die vorigen Ereignisse. Sie wusste nur, dass sie sich im Moment sicher fühlte, und so schmiegte sie sich weiter an ihn. Wodka schluckte, da er sich wieder unwohl fühlte. Er hatte selten, wenn überhaupt jemals jemand gekannt, der zu ihm aufsah, wie Ayumi es tat. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Auf eine andere Art und Weise fühlte er sich geehrt, dass Ayumi in ihm und Gin mehr sah als nur Assassinen. Er wandte sich zu Gin, und erhaschte, wie dieser einen kurzen Blick auf sie beide warf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der Tür zuwandte. Wodka wurde plötzlich klar, dass Gin die Tür eintreten würde.
 

Der blonde Assassine tat genau das, sich nicht darum sorgend, ob die anderen Mieter etwas davon mitbekamen. Es brauchte drei Anläufe, bevor das Holz nachgab und schließlich endgültig nachgab und aus den Angeln hing. Gin zog seine Waffe und stürmte hinein. Er verengte seine Augen zu Schlitzen, als er sah, dass das Licht im Wohnzimmer an war und die Möbel verstreut lagen. Einige Stühle lagen auf der Seite, die Couch war auf den Kopf gestellt und zwei Vasen lagen in Scherben. Etwas war hier passiert, und er bezweifelte, dass er es mehr mochte, als das was diese Nacht schon geschehen war.
 

Wodka herbeiwinkend, dass er ihm folgen sollte, machte Gin einen Bogen um Möbel. Als er zu dem kleinen Flur außerhalb des Wohnzimmers kam, meinte er, ein leises Stöhnen hören zu können. Er stieß die Tür zum Schlafzimmer auf und sah hinein, doch hielt erstarrt inne. Dort lagen ebenfalls die Möbel durcheinander, inklusive Nachttisch, eine Kommode und sogar das Bett. Auf dem Boden inmitten dieses ganzen Chaos befand sich eine Frau, die ein T-Shirt und Jeans trug, und sich die stark blutende Bauchwunde hielt. Ihr langes blondes Haar mit den pink gefärbten Strähnen fiel ihr um die Schultern. Als die Tür sich öffnete sah sie ängstlich auf. Gin erkannte sie als Lings Partnerin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kirisuma
2014-05-10T15:00:47+00:00 10.05.2014 17:00
Wirklich eine Klasse Fanfic ich habe all deine DC FFs gelesen und es würde mich interessieren wann du ändlich weiter schreibst
Antwort von:  Manganime
11.05.2014 13:25
heya, thanks fürs review :)
das nächste kapitel liegt schon seit gefühlten ewigkeiten zur hälfte übersetzt in meiner dokumentensammlung^^" in den letzten monaten war ich leider nicht allzu motivert mich wieder dran zu setzen, aber vllt schaff ich es ja dieses jahr noch weiter zu übersetzen xD
LG


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