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Freundschaft

~ Das wertvollste Gut auf der Welt ~
von

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Zwei ungleiche Brüder

Kapitel 3: Zwei ungleiche Brüder
 

~ Rückblende ~
 

Vor Zwanzig Jahren, da lernte die Mutter von Takanori einen neuen Mann kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Obwohl jeder der beiden Erwachsenen schon einen Sohn hatte, haben sie den jeweils anderen liebevoll aufgenommen, sodass auch das Verhältnis von Takanori zu seinem Stiefvater einwandfrei war, vor allem weil Takanori den kleinen Takashi so in sein Herz geschlossen hat und immer auf ihn aufpasste. Doch, als die Mutter von Takanori, zwei Jahre später, bei einem Unfall ihr Leben ließ, veränderte sich alles.

Takanoris Stiefvater begann zu trinken und Drogen zu nehmen, weil er den Tod seiner zweiten Frau einfach nicht verarbeiten konnte und seit da an, war Takanoris schönes Leben vorbei. Er wurde von seinem Vater geschlagen und misshandelt. Nur wenn Takashi mit dabei war, konnte Takanori die Gegenwart, des ihn so verhassten Mannes ertragen.

Doch all die Qualen, die er bis dato ertragen musste, waren nichts im Vergleich zu dem, was ihm wiederfuhr, nachdem sein Vater auch den letzten geliebten Menschen verlor.

***
 

Ein kleiner, blondhaariger Junge sitzt ganz alleine auf einem Felsvorsprung und schaut auf das riesige Meer hinaus, welches sich vor ihm ausbreitet.

Ungefähr zwei Stunden ist es schon her, dass er sich nach einem riesen Streit mit seinem Vater, hierher verzogen hat. Immer wenn er sich, von allen alleine gelassen fühlt, kommt er an diesen Ort, der inzwischen zu seinem Lieblingsplatz geworden ist. Hier kann er seinen Gedanken freien Lauf lassen, da es niemanden gibt, der ihn hier stört, der ihn anmeckert oder der ihm irgendwelche Vorschriften macht. Hier ist er frei.
 

Vereinzelte Tränen lösen sich aus seinen Augen und fließen auf seinen hellblauen Pullover, den er letztes Jahr, von seinem Bruder, zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Der kleine Junge macht sich nicht mal die Mühe, seine Tränen zu verstecken, denn hier ist kein Vater, der ihm eintrichtert, dass Jungs nicht weinen oder gar Gefühle zeigen dürfen.

„Ach hier steckst du“, hört der kleine Junge eine ihm bekannte Stimme hinter sich. „Ich habe dich überall gesucht Bruderherz.“

Sofort wandern die Hände des angesprochenen zu seinem Gesicht und er versucht die verräterischen Tränen aus diesem zu wischen, aber vergeblich. Die Tränen rennen ununterbrochen weiter.
 

Der kleinere, aber ältere von beiden, dreht sich zu seinem Bruder um und schaut ihn überrascht an.

„Was machst du hier?“ schnieft er ein wenig. „Du weißt doch, dass Dad es gar nicht gerne sieht, wenn du draußen bist.“ Dankend nimmt er das Taschentuch an sich, welches sein Bruder ihm reicht und schnäuzt hinein.

„Ja, aber du sahst so traurig aus, als er mit dir geschimpft hat und… ich habe mir halt sorgen um dich gemacht. Außerdem wollte ich auch mal wieder an die frische Luft gehen. Dad übertreibt es echt maßlos, mit seiner Vorsicht.“

„Er meint es ja nur gut mit dir, aber… mach dir bitte um mich keine Sorgen, ich bin es doch gewohnt so von ihm behandelt zu werden und davon mal abgesehen…“, lächelt er seinen Bruder an, „muss ich mich genau genommen um dich sorgen, denn du bist ja mein kleiner Bruder.“

„Stimmt gar nicht, ich bin größer wie du“, meint der daraufhin lachend und umarmt seinen Bruder.

„Gomen, wie konnte ich das nur vergessen“, kichert der ältere.

Beide schmiegen sich ein bisschen aneinander und verbleiben so noch eine ganze Ewigkeit, bis der jüngere der beiden fragt, ob sie nicht zurück gehen wollen, da ihn so langsam kalt wird.

Der ältere nickt seinem Bruder zu, zieht ihn auf die Beine und macht sich dann mit diesem, auf den Weg zurück nach Hause.
 

Wieder daheim angekommen, werden die beiden auch schon von ihrem Vater, an der Tür abgefangen. Sofort schließt er seinen jüngsten Sohn in die Arme und legt ihm auch eine Decke über, als er merkt wie sehr sein kleiner Schatz friert. Für seinen ältesten Sohn, den er kurz danach ansieht, hat er allerdings nicht viel übrig. Gerade will Takanori sich dafür entschuldigen, dass sie beide noch so lange draußen waren, doch er hat keine Chance sich zu erklären, denn sofort beginnt ihr Vater mit seiner Meckertriade.

„Was fällt dir eigentlich ein Takanori. Wie kannst du nur zulassen, dass dein Bruder bei dieser Kälte draußen rumläuft. Du weißt ganz genau, dass er krank ist und eigentlich im Bett bleiben sollte. Willst du, dass dem kleinen was passiert? Was bist du nur für ein Bruder. Das du dich nicht schämst. Manchmal frage ich mich ehrlich, warum ich dich überhaupt noch in meinem Haus dulde. Eigentlich müsste ich…“

„Dad …HUST… Bitte lass das …HUST… Takanori kann nichts dafür. Ich …HUST… bin ihm nachgegangen, weil …HUST… ich mir Sorgen um ihn …HUST… gemacht habe.“

„Meiner Armer kleiner, du musst ihn nicht in Schutz nehmen“, spricht ihn ihr Vater mit liebevoller Stimme an, die sich augenblicklich ändert, als er sich seinem Ältesten zuwendet. „Siehst du was du angestellt hast Takanori? Geh mir aus den Augen, ich will dich für den Rest des Wochenendes nicht mehr sehen. Verschwinde bloß in dein Zimmer und wage es dir ja nicht, mir noch mal unter die Augen zu treten. Womit habe ich dich nur verdient, du undankbares Gör. Los, verschwinde schon.“

Das diese, eben ausgesprochenen Worte, Takanori sehr verletzen, dass weiss sein Vater zwar, aber es interessiert ihn nicht. Für ihn gibt es nur noch Takashi, seinen jüngsten Sohn. Für Takanori hat er schon lange kein gutes oder gar liebes Wort mehr übrig.

***
 

Wie fast jeden Tag, macht sich Takanori auf den Weg ins Krankenhaus. Zwei Monate ist es jetzt schon her, dass Takashi ins Krankenhaus eingeliefert wurde, weil er einen sehr starken Asthmaanfall hatte. Bis jetzt hat sich sein Gesundheitszustand nicht verbessert, im Gegenteil, es ist immer schlimmer geworden und die Ärzte haben den Kleinen auch schon längst aufgegeben. Nicht so aber Takanori.

Der sitzt fast jeden Tag, außer wenn ihr Vater den Kleinen besucht, an Takashis Krankenbett und ist einfach nur für seinen Bruder da. Er kümmert sich so rührend um ihn, dass er von den Schwestern, die auf der Kinderstation arbeiten, bewundert wird, weil er so lange aushält und immer ein Lächeln auf den Lippen hat. Egal wie schlecht es seinem Bruder geht, Takanori ist immer optimistisch und zu jedem freundlich.
 

Takanori betritt die Kinderkrankenstation und sieht auch schon eine der Schwestern, die für seinen Bruder zuständig ist.

„Guten Morgen, Schwester Fumiko“, grüßt er sie freundlich.

„Oh… guten Morgen Takanori. Was… ehm… was machst du denn hier“, kommt es sehr zaghaft, von der etwas molligen Schwester.

„Wieso, ist mein Vater etwa da? Er wollte doch erst übermorgen wieder herkommen, um Takashi zu besuchen.“

„Nein mein kleiner das meinte ich nicht, es… es ist nur so, Dr. Isamu hat heute bei deinem Vater angerufen und ihm gesagt, dass erstmal keiner zu deinem Bruder ins Zimmer darf, weil…“, weiter kommt die Krankenschwester allerdings nicht, denn Takanori ist schon an ihr vorbei gerannt, um nach seinem Bruder zu sehen.
 

Mit einem Schwung, öffnet er die Tür und eilt an die Seite seines Bruders, der am Schlafen ist.

„Takashi? Hey, was…“. Obwohl Takanori seinem Bruder versprochen hat, nicht an seinem Krankenbett zu weinen, fließen die Tränen unaufhaltsam. „… was hast du denn? Takashi, bitte sag was.“

Takanori greift nach der Hand seiner Bruders und drückt sie ganz fest. Er dreht sich um, als er etwas an seiner Schulter spürt und schaut, mit Tränen überströmtes Gesicht, hoch zu einem Arzt, der ebenfalls im Raum anwesend ist.

„Es tut mir leid kleiner, aber…“

„Was ist mit ihm“, schreit Takanori den fremden Arzt an.

„Das kann ich dir nicht sagen. Bitte Junge, du solltest jetzt wirklich wieder nach Hause gehen. Wir werden deinen Vater informieren, sobald es was neues gibt.“

„Nein“, flüstert er und wendet sich wieder seinem schlafenden Bruder zu. „Ich bleibe hier, bei meinem Bruder.“

„Bitte lassen sie ihn hier, Dr. Masahiro“, hört Takanori die Stimme von Schwester Fumiko. „Takanori ist von Anfang an, an der Seite seines Bruders gewesen und ich denke, wir sollten ihm die letzten Minuten gewähren um ihn Abschied nehmen zu lassen und seinem Bruder dem letzten Schritt, den er vor sich hat, zu erleichtern.“

Man sieht dem Arzt an, dass er damit eigentlich nicht zufrieden ist, aber dennoch stimmt er der Schwester zu. Beide verlassen das Zimmer und lassen, die Brüder somit alleine zurück.
 

Takanori hat sich inzwischen einen Stuhl genommen und ihn an das Bett seines Bruders geschoben. Er setzt sich drauf und greift sofort wieder nach der kleinen Hand, Takashis. Immer wieder sanfte Worte dem liegenden zuflüstern, merkt er nicht, wie sein Bruder die Augen öffnet und Takanori lieb anlächelt, als er diesen erkennt.

„Du… hast… mir doch versprochen…, dass du nicht weinst… Taka.“

Überrascht hebt Takanori sein Gesicht an und sieht mit verheultem Gesicht zu seinem Bruder.

„Entschuldige, aber ich…“

„Ist schon gut…, großer Bruder.“

„Nein ich… ich habe versagt. Kannst du mir denn jemals verzeihen?“

„Wie.. kommst du denn… darauf? Warum denkst du…, ich müsste dir irgend… irgendwas verzeihen? Du hast dir doch… nichts zu Schulden… kommen lassen.“

„Ich habe geschworen, immer auf dich aufzupassen und dich niemals alleine zu lassen und nun… ich… ich bin wirklich ein schlechter Bruder.“

„Nein“, widerspricht Takashi. „Du bist… der Beste Bruder…, den man sich… überhaupt wünschen kann. Für nichts auf der Welt…, würde ich dich eint…“, ein Hustenanfall verhindert, das Takashi seinen Satz zu ende sprechen kann.

Sofort steht Takanori auf und will schon nach einer Schwester rufen, doch er wird aufgehalten.

„Bitte… Bitte bleib hier. Ich… ich will nicht… alleine sein.“

„Aber du brauchst doch Hilfe“, protestiert Takanori.

„Bitte. Ich… bleib einfach bei mir.“

„Aber“, versucht er es erneut, doch sein Bruder lässt ihn nicht gehen.

Obwohl er so schwach ist, kann sich Takanori nicht aus dem Griff seines Bruders befreien.

Resignierend setzt sich Takanori erneut auf seinen Stuhl und greift auch sofort wieder nach der kleinen Hand.

„Was soll ich nur tun? Wie kann ich dir nur helfen?“ Takanori ist verzweifelt.

Er würde so viel mehr für seinen Bruder tun, würde am liebsten mit diesem tauschen, doch er weiss, dass das nicht geht. Er weiss, dass er nichts weiter tun kann, als hier bei seinem Bruder zu bleiben und ihm beizustehen.

„Bitte… bleib einfach bei mir. Ich habe… solche Angst. Bitte… ich… ich will nicht alleine sein“, flüstert Takashi und schließt erschöpft seine Augen.

Vereinzelte Tränen, lösen sich nun auch aus seinen Augen. Sie kullern seine Wangen runter und tropfen auf die Bettdecke.

Mit seinem Handrücken, wischt Takanori die Tränen weg. Er gibt seinem kleinen Bruder einen seichten Kuss auf die Stirn und krabbelt dann, zu diesem unter die Decke.

Takashi drückt sich sofort an die Brust des Älteren und genießt die Wärme, die von diesem aus geht.
 

Beide Brüder, liegen eine ganze Zeit lang, so aneinander gekuschelt da und schwelgen in alten Erinnerungen, bis ein weiterer Hustenanfall, sie ins Hier und Jetzt, zurück holt.

„Beruhige dich bitte Takashi“, versucht Takanori den kleinen zu beruhigen. „Ich… ich bin hier… ich bin bei dir… und lass dich auch nicht mehr alleine, ja? Ich bleibe bei dir. Solange du mich brauchst.“ Takanori drückt seinen Bruder dichter an sich ran und tatsächlich, beruhigt der sich wieder.

„Versprichst du mir, dass du bei mir bleibst?“, will Takashi wissen.

„Ja, ich verspreche es dir und nun…“, lächelt Takanori und streichelt seinem kleinen Bruder, über die Haare. „… Ruhe dich etwas aus.“

„Ich danke dir. Du bist wirklich… der Beste Bruder…“ Mit diesen, leise gehauchten Worten, schläft Takashi ein.

Takanori nimmt seinen Bruder nun richtig in den Arm, sodass der jüngere direkt auf ihm liegt. Er vergräbt sein Gesicht, in der Halsbeuge seines Bruders und weint dabei stumme Tränen.

***
 

Wie er versprochen hatte, blieb Takanori die ganze Nacht über bei seinem Bruder und hoffte, dass dieser noch einmal die Augen öffnete. Takashi aber, wachte nicht mehr auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MikaChan88
2011-12-27T14:23:25+00:00 27.12.2011 15:23
total super ^-^
Von:  Sabuchan84
2011-12-01T16:50:30+00:00 01.12.2011 17:50
Freut mich riesig das es endlich weiter geht konnte es kaum erwarten weiter zu lesen. Trotz dessen das dieses Kapitel mehr als traurig ist *schnief* finde ich das es dir mal wieder mehr als gut gelungen ist.
Das man keine Gefühle zeigen sollte finde ich echt Quatsch so etwas darf man sich nie verbieten lassen, da Gefühle etwas sind was einem keiner nehmen kann und die wenn man sie unterdrücken tut immer schlimmer werden.

Also irgendwie tut mir Ruki gerade mehr als leid jedoch bewundere ich echt seine innere Stärke die er am Bett seines sterbenden Bruders aufbringen tut da es nichts schwereres gibt als von einem geliebten Menschen der einem näher als alle anderen stand abschied zu nehmen und diesen noch bis zum ende zu begleiten.
Hoffe das du ganz schnell weiter schreiben tust da ich unbedingt wissen möchte ob es Ruki bald besser geht.
Mach weiter so !!!!!


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