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Das Wunder von Ba Sing Se

von

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Regen

Am Abend lag Zuko in dem großen Bett seines Gemaches. Das Tagebuch seiner Mutter hatte ihn den ganzen Tag abgelenkt, sodass Mai nach dem Spa-Besuch wütend nach Hause gerauscht war. Sogar das geplante Abendessen zu zweit hatte sie ausgelassen. Der junge Feuerlord seufzte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Selbst wenn es nicht um etwas ginge, von dem er ihr nichts erzählen durfte, beziehungsweise wollte, hätte sie doch wissen müssen, dass seine Aufmerksamkeit im Moment geteilt war. Das Land, nein, die ganze Welt lag in Trümmern, die Völker aufgewühlt, misstrauisch und erbost und der Blick der Welt richtete sich in diesen Tagen einzig auf ihn und natürlich auf den Avatar, der aber mit diesem Druck deutlich besser zurechtzukommen schien als Zuko. Aang wirkte stets so unbeschwert, das war Zuko schon immer auf die Nerven gegangen. Zwar hatte er gelernt, es zu akzeptieren, während er mit dem flippigen Luftbändiger unterwegs gewesen war, doch er konnte einfach diese Sorglosigkeit ob der immensen Erwartungen, die in sie gesteckt wurden, nicht nachvollziehen. Er beneidete ihn darum, keine Frage. Allerdings ahnte er, dass diese Einstellung ihm wohl ewig verwehrt würde.

Genervt seufzte er auf und holte mit den Beinen Schwung, um aufzuspringen. Er konnte jetzt nicht einfach still liegen bleiben und so begann er, in seinem Gemach auf und ab zu schreiten. Sein dunkelrotes Hemd und die karmesinrote lockere Wollhose raschelten bei jedem energischen Schritt und er strich sich fahrig durch sein offenes Haar. Was sollte er jetzt nur tun? Er wollte seine Mutter wirklich wiedersehen, doch wie sollte er sie jetzt suchen? Er konnte hier nicht weg, so viel stand fest. Jemand anderes damit beauftragen konnte er auch nicht, immerhin galt sie in der Feuernation für tot. Noch dazu war sie eine Mörderin, die das Land seinen geliebten Anführer gekostet hatte. Wen könnte er mit so einer Aufgabe betrauen? Auf die Schnelle fiel ihm tatsächlich niemand ein, dem er hier genug Vertrauen entgegenbrachte, um ihn quer durch die Nation zu schicken. Er schüttelte den Kopf. “…bis zur Grenze…“, hatte sie geschrieben. Natürlich hatte sie die Feuernation verlassen. Welche andere Möglichkeit hätte sich ihr auch geboten? So gut unterzutauchen, war hier nahezu unmöglich und Zuko konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie das gewollt hätte. Sie war nichtsdestotrotz immer eine sehr stolze, entschlossene Frau gewesen. Allein die Flucht passte nicht zu ihr. Wieso sollte sie sich dann noch in ein Leben ergeben, dass ihr jeglichen Stolz verbot? Das konnte Zuko einfach nicht glauben. Egal mit welchen Gründen er es zu erklären versuchte. Auf der anderen Seite allerdings fiel es ihm auch schwer, sich zu überlegen, wohin sie geflohen sein könnte. Nicht jede Nation war erfreut, Feuerbändiger bei sich aufzunehmen.
 

„Das ist doch zum Verrücktwerden!“, stieß er schließlich aus und durch die große Tür trat er auf den langen, hohen Flur. So verlassen könnte er beinahe gespenstisch wirken, doch die knisternden Fackeln an den Wänden nahmen dem Gang in Zukos Augen jede Bedrohlichkeit. Die Feuer brannten hier den ganzen Tag und die ganze Nacht. Sie wurden nie gelöscht, sondern immer nur genährt, weshalb es hier niemals gänzlich dunkel oder kalt wurde. Da er sie täglich sah, schenkte Zuko den Flammen nun nicht die geringste Beachtung und er schritt einfach an ihnen vorbei zum nächsten Zugang zu dem kleinen Palastgarten, in dem er damals oft mit Mai, Ty-Lee und seiner Schwester hatte spielen müssen, wenn er nicht schnell genug verschwunden war. Er schwang sich über die kleine steinerne Barriere und lenkte seine Schritte zielstrebig zu dem Teich. Dort hatte er früher mit seiner Mutter gesessen. Vielleicht kam ihm hier ja eine Eingebung zu seiner weiteren Vorgehensweise, hoffte er. Immerhin waren mit diesem Ort starke Erinnerungen verbunden. Nicht nur das Füttern von Schildkröten-Enten, sondern auch Stunden, in denen er einfach den Geschichten seiner Mutter gelauscht hatte und mit ihr Feuerversteck gespielt hatte. Nicht, dass sich das vom normalen Versteck-Spielen unterschied, aber in der Feuernation setzte man eben vor alles ein „Feuer“.

Zuko erinnerte sich an einen Tag, an dem hier draußen einige Übungen gemacht hatte –ohne großen Erflog, doch er war zumindest hartnäckig gewesen. Er war so vertieft und verbissen gewesen, dass er überhaupt nicht bemerkt hatte, wie das Wetter umgeschwungen war. Erst als er seine Mutter gehört hatte, war es ihm aufgefallen. “Zuko, Spatz, willst du nicht reinkommen? Du bist doch schon ganz nass!“, hatte sie gesagt. Ihre Stimme war ihm trotz des Regens ganz klar im Ohr geklungen. Der kleine Zuko hatte auf seine Hände gesehen und dann in den Himmel. Ob der Tropfen, die ihm in die Augen gefallen waren, hatte er die Augen geschlossen und den Kopf wieder gesenkt.

Zuko streckte die Hand aus, um eine Flamme zu erzeugen, so wie er es damals versucht hatte und während er das helle Licht betrachtete, kehrten das Geräusch des Regens und das prickelnde Gefühl auf der Haut in sein Bewusstsein zurück.

Die Flamme vor der Hand seines früheren Ichs verlosch, sobald sie entstanden war und der kleine Junge schrie frustriert auf. „Ich kann’s einfach nicht!“, hatte er bockig gerufen und stur weitere Versuche gestartet. Immer wieder hatte er seine Hände vorgestreckt, nach der Luft und den Regentropfen getreten und eine kleine Feuerkugel war nach der nächsten verloschen. Plötzlich hatten sich zwei Hände auf seine Schultern gelegt und ihn festgehalten, wodurch er schließlich eingehalten hatte. Sein Atem war in schweren Stößen gegangen und die kleinen Schultern hatten rhythmisch gegen Ursas Hände gedrückt. Zuko… Beruhige dich doch.“, hatte sie gesagt und noch heute klangen dem Feuerlord ihre Worte im Ohr als stünde sie direkt neben ihm. Tatsächlich drehte er sich verstohlen um, doch natürlich war dort niemand. Er schüttelte den Kopf und ließ seine Gedanken wieder zurückwandern.

Ruckartig hatte er sich zu seiner Mutter umgedreht und ihr verständnisvoller Gesichstausdruck war mit Sorge vermischt gewesen. Damals hatte Zuko sie falsch verstanden. Er hatte gedacht, sie sei besorgt, einen talentfreien Erben geboren zu haben und das hatte ihn nur noch wütender gemacht. Dabei war sie tatsächlich nur um seine Gesundheit besorgt gewesen, da er sich im Regen so verausgabt hatte. “Warum bin ich nicht so gut wie Azula? Warum klappt das bei mir alles nicht?“, hatte er sie laut gefragt, die Hände zu Fäusten geballt. Immer hatte seine Schwester herausgestanden und über ihn triumphiert. Sie war eine begnadeterer Feuerbändiger als Zuko einer gewesen war und hatte immer alles auf Anhieb verstanden und geschafft, während Zuko dafür hatte hart trainieren müssen, das ließ sich nicht leugnen. Ursa hatte daraufhin gelächelte und ihrem Sohne eine nasse Strähne seines braunen Haares aus dem Gesicht gestrichen. “Hör auf, dich mit deiner Schwester zu vergleichen. Du bist du und nicht nur ‚Azulas Bruder‘.“ „Aber warum kann ich das nicht? Warum geht mein Feuer immer wieder aus?!“ Ursa hatte gelacht, als er das schmollend gefragt hatte. Es war ein herzliches, liebevolles Lachen gewesen, doch für Zuko hatte es wie Spott geklungen und er hatte die Arme verschränkt und sie wütend angestarrt. “Kannst du dir das nicht denken? Zuko, es regnet. Was hast du erwartet?“ Der Kleine stampfte beleidigt auf. “Was hat das denn damit zu tun? Das sind nur ein paar Tropfen! Wieso können sie meine Flammen so leicht löschen? Immerhin ist Feuer das stärkste Element!“, hatte er ganz überzeugt gesagt.

Im Nachhinein konnte Zuko über diese Aussage –genauso wie seine Mutter damals- bloß den Kopf schütteln. Erschütternd war nur, dass bis heute viele Feuerbändiger so dachten und es würde noch ein langer Weg sein, bis dieser zum Extrem getriebene National- und Existenzstolz so weit besänftigt war, dass eine friedliche Koexistenz der Elemente möglich war.

Ursa hatte Zuko beruhigend über die Wange gestreichelt und ihm eine Hand auf die Schulter gelegt, während sie vor ihm gehockt war. Dass auch sie so ganz nass geworden war, hatte sie anscheinend nicht gestört. “Hör mal, Zuko… Natürlich ist Feuer sehr mächtig. Es macht uns stark und verleiht uns die Kraft, Unvorstellbares zu tun, doch es ist nicht übermächtig.“ Ihr Sohn hatte sie verständnislos angesehen und sie hatte zu einer weiter gefassten Erklärung angesetzt. “Du weißt, dass Wasser Feuer löscht. Wasser ist dadurch nicht mächtiger als Feuer, weil es selbst auch Schwächen hat, aber eine kleine Menge Wasser reicht oft schon, um ein Feuer zu löschen. Auch, wenn du ein starker Feuerbändiger bist, wirst du das nie ändern können.“ Einen Moment lang hatte Zuko über diese Worte nachgedacht, ehe er den Blick abgewendet hatte. “Das ist doch blöd. Warum gibt es nicht ein Element, das stärker ist als die Anderen? So gibt es doch immer nur Zank, oder? Ich meine, es will doch bestimmt jeder der Stärkste sein!“ Ursa hatte den Kopf schief gelegt und ihn nachdenklich gemustert. Er war eben doch durch und durch ein Feuerbändiger. “Da hast du bestimmt Recht, aber es ist gut, dass alle ihre Stärken und Schwächen haben. Es ist sogar sehr wichtig. Das ist wie bei dir und deiner Schwester. Ihr habt beide Stärken und Schwächen. Dadurch ist keiner von euch beiden stärker als der andere und es ist nicht ungerecht, verstehst du?“ Sie hatte ihm durch das klatschnasse Haar gestrichen und geduldig abgewartet, bis er über ihre Worte nachgedacht hatte, doch das hatte er nicht getan. “Also ich find‘ das blöd.“, hatte er beharrt. Anschließend war er hineingelaufen und hatte seine Mutter draußen stehengelassen.
 

Heute jedoch nahm Zuko sich die Zeit, über ihre Worte nachzudenken. Sie war keine Kriegsgegnerin gewesen, das wusste er. Als Frau des Prinzen hatte ihr das auch gar nicht zugestanden, immerhin hatte der ganze Adel geschlossen hinter dem Feuerlord gestanden. Sie hatte wie alle anderen darauf gewartet, dass die Feuernation als Sieger hervorging und die Welt unterwarf. Wieso aber hatte sie sich dann für die Gleichwertigkeit der Elemente ausgesprochen? War es nur, damit er aufhörte, sich mit seiner Schwester zu vergleichen? Zuko schüttelte den Kopf. Er wurde daraus nicht schlau.

Seufzend sah er auf den Teich, doch seine Gedanken kreisten um die Belehrung seiner Mutter und er schaffte es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen, weshalb er schließlich aufgab und wieder ins Bett ging. Ein weiterer Tag voller Besprechungen und Verhandlungen erwartete ihn und es würde ihm sicherlich gut tun, vorher noch etwas zu schlafen. Er sollte es wenigstens versuchen.
 

»Das war jetzt also ein weiteres Kapitel und ich freue mich, dass es überhaupt gelesen wurde XD So random diese Erinnerung scheint: Sie ist tatsächlich storyrelevant und vielleicht findet der eine oder andere (sofern ich den einen oder anderen Leser habe XD) ja schon Hinweise darin~ Eure Shino«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tala12
2012-06-27T07:15:20+00:00 27.06.2012 09:15
Wow deine Fanfic ist wirklich toll und auch cool beschrieben :D
Ich finde das du die Charas super beschriebeb hast, also auch Zukos gefühle ohne OCC zu sein. Das gelingt nicht vielen!
Wann stellst du denn wieder online? Ich brenne wirklich darauf mehr zu erfahren! :D
deine Tala12


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