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Private Practice

First Encounter
von

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Tag 4: Montag

Am nächsten Morgen lag ich unschlüssig in meinem Bett. Kaum, dass Zeros Zimmertür aufgegangen war, war ich aufgewacht. Ich hatte gehört, wie er ins Badezimmer gegangen war. Und nun starrte ich an die Decke und überlegte, ob ich nicht doch aufstehen sollte. Und nach einigem Überlegen machte ich es auch einfach. Ich quälte mich hoch, gähnte ausgiebig, bevor ich aus dem Gästezimmer in Richtung Küche tapste, wo ich mich kurzerhand um etwas Kaffee kümmerte.

Was sollte ich unnötig im Bett rumlümmeln, wenn ich hörte, wie Zero wach war? Ich konnte ihm doch etwas Gesellschaft leisten. Während ich der Kaffeemaschine interessiert zusah, stützte ich mich mit den Unterarmen auf die Anrichte vor mir und wackelte unruhig mit dem Hintern hin und her. Ich hoffte nur, Zero nicht vielleicht doch zu stören, in dem ich ihm schon morgens auf den Wecker ging und umwuselte…
 

„Huch…? Was machst du denn hier?“, hörte ich wenig später schon Zeros überraschte Stimme. Ich wandte lediglich den Kopf beiseite, wackelte immer noch ein bisschen hin und her, während ich verlegen lächelte.

„Morgen…ich war halt schon wach und…da dachte ich, ich kann dir noch rasch einen Kaffee machen?“

Kurz sah er mich verwundert an, dann erwiderte er mein Lächeln und kam näher. „Ach Karyu…das wär doch nicht nötig gewesen. Was hab ich gestern gesagt?“, meinte er und holte zwei Tassen aus dem Oberschrank, während ich schmollte.

„Ich war aber eben schon wach…“

Fragend sah er mich an. „Sag nicht, ich hab dich geweckt.“

Lächelnd verdrehte ich die Augen. „Nein, Zero. Hast du nicht. Ich war schon wach, mehr nicht. Und nun aus dem Weg, ich kümmer mich schon um den Kaffee~“, sagte ich fröhlich, woraufhin er nickte.

„Na gut, okay. Ich setz mich einfach schon mal brav hin.“

Wohlwollend nickte ich.

Am Ende ließen wir uns wohl etwas zu viel Zeit. Unvermittelt war Zero dann aufgesprungen und ins Schlafzimmer gerannt. Er hatte nur noch wenig Zeit, musste sich aber noch ordentlich anziehen. Zuvor aber hatte er mich noch in mein Zimmer geschoben und von mir mindestens eine Stunde weiteren Schlaf verlangt. Ich hatte erst gar nicht versucht zu protestieren.

Ich wusste, ich sah aus wie eine lebendige Leiche.
 

Nachdem Zero gegangen war, versuchte ich tatsächlich noch etwas zu schlafen. Es gelang mir sogar recht mittelmäßig. Gegen 10 Uhr dann hielt ich es aber wirklich nicht mehr im Bett aus und stand auf. Nachdem ich was gegessen und mich angezogen hatte, nahm ich mir meinen Laptop und setzte mich ins sonnenbeschienene Wohnzimmer. Es wurde Zeit, mein digitales Tagebuch wieder mit etwas Informationen zu füttern. Das Schreiben dauerte aber nicht so lange, wie ich es mir gewünscht hatte. Gegen Mittag saß ich dann im Haus und wusste nichts mit mir anzufangen. Doch das Wetter war wieder einmal wunderbar. Ein Sommer, wie er im Bilderbuche stand. Wann es das letzte Mal geregnet hatte, wusste ich gar nicht mehr.

Ich beschloss, schwimmen zu gehen und mich dann auf der Veranda ein bisschen zu sonnen. Es war schon etwas riskant, weil das in zu viel Nachdenken ausarten konnte, aber ich setzte meine verbleibenden Hoffnungen in den vorigen Tag: da hatte ich schon genug nachgedacht.
 

Und so verlief dann der Tag, entspannt und ruhig. Ich freute mich auf den Nachmittag, wenn ich mit Zero auf den Leuchtturm steigen würde. Das würde auch wieder schöne Bilder für die Kamera geben. Und vielleicht, so fiel mir dann auf dem Weg zu unserem Treffpunkt ein, würde Zero sich zu einem gemeinsamen Foto bereit erklären. Damit Tsukasa dann wusste, mit wem ich mich so rumtrieb.

Es konnte natürlich gut sein, dass Zero sich zu jenen Menschen zählte, die ja angeblich total unfotogen wären, obwohl man selbst genau wusste, dass dies nicht so war. Im Gegensatz zu ihm traf das auf mich nur leider wirklich zu. Ich war unfotogen… Daher zog ich dann ein Foto von lediglich ihm in Betracht. Ich sollte mich selbst da vielleicht aus dem Spiel lassen…

Wie erwartet war ich dann auch viel zu früh am Leuchtturm. An sich wäre das wohl auch nicht so schlimm gewesen. Aber ich war schon vom Spaziergang dezent nass geschwitzt und am Leuchtturm selbst war nirgends Schatten in Sicht. Immerhin war ich so intelligent gewesen und hatte genug zu trinken eingepackt. Ich war kurz davor, dieses schrecklich penetrante Sommerwetter zu verfluchen. Aber wäre Winter gewesen oder hätte es auch nur graue Wolken an dem Tag gegeben, so wäre ich betrübt und schlecht gelaunt gewesen, das wusste ich. Also lieber die Hitze ertragen. Das war das kleinere Übel.

Ich lehnte mich gegen die Mauer an der Uferbefestigung neben dem Leuchtturm und starrte eine Weile aufs Meer hinaus. Es war heute Gott sei Dank nicht mehr so voll wie am Tag zuvor. Aber heute war Montag, da gab es mehr Arbeit, und die Schulen waren geöffnet. Unser Glück.

Ich lauschte dem Wellenrauschen und zückte schon mal meine Kamera, um die Möwen am blauen Himmel zu fotografieren. Ab und an beobachtete ich ein paar Menschen, die da rumliefen, und so verging langsam die Zeit. Mein Wunsch, dass Zero Punkt halb 4 auf der Matte stand, ging leider nicht in Erfüllung. 10 Minuten stand ich dem Meer den Rücken zugewandt an der Mauer und hielt nach ihm Ausschau, aber er kam noch nicht. Dauerte die Arbeit also doch etwas länger. Gerade, als ich mich umgedreht hatte um wieder das Meer anzustarren, hörte ich von weitem hastige Schritte.

„Karyu…!“

Überrascht, aber erfreut zugleich wandte ich mich um und entdeckte ihn nur einige Meter von mir entfernt, wie er rasch auf mich zulief. „Zero~.“ Im nächsten Moment jedoch stockte ich schon und bekam unwillkürlich große Augen. „Wie siehst du denn aus?“, rutschte es mir über die Lippen, woraufhin er mich entgeistert anstarrte.

„Bitte? Das sind eben die Sachen, die ich auf Arbeit trage…seh ich darin so beschissen aus?“, fragte er ungläubig, beinahe geschockt nach. Ich brauchte ein paar Sekunden, dann schüttelte ich hektisch den Kopf, während ich ihn immer noch betrachtete.

Zero sah ziemlich schick aus, beinahe elegant. Darauf war ich nicht gefasst gewesen. Als ich ihn am Morgen zuletzt gesehen hatte, hatte er noch seine Schlafsachen angehabt. Nun trug er eine dunkle Hose, dazu eine cremefarbene Weste über einem schwarzen T-Shirt. Sogar zwei Ringe hatte er sich angesteckt und ein silbernes, schmales Armband umgelegt. Das sah richtiggehend edel aus. „Warst du bei einem Geschäftsessen?“, fragte ich mit noch immer großen Augen.

Zero kicherte leise. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt.“, meinte er, meine Frage ignorierend. „Ich dachte schon, du wärst negativ überrascht über mein Outfit, aber dir scheinen die Augen eher vor Freude aus dem Kopf zu fallen“, meinte er grinsend, weswegen ich ihn schmollend ansah.

„Mir fallen die Augen gar nicht aus dem Kopf“, erwiderte ich. „Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du so elegant angezogen bist.“

„Stehst du drauf?“, fragte der Dunkelhaarige mich grinsend und zwinkerte mir zu, woraufhin ich rot anlief.

„Es, äh…sieht jedenfalls gut aus“, murmelte ich nur. „Sieht da jeder im Büro von euch so aus?“

Zero plusterte die Wangen auf. „Wieso, willst du dich etwa anderweitig umschauen?“, wollte er beleidigt wissen, weswegen ich leise lachte.

„Nein, nur Interesse. Du bist doch der Einzige für mich“, erwiderte ich schmunzelnd und deutete auf den Leuchtturm. „Komm, lass uns hoch. Langsam kommen mehr Leute…“

Zero nickte lächelnd und ergriff meine Hand. „Dann los~.“

Ich betrachtete ihn durchaus etwas besorgt. Wenn ich daran dachte, dass er das letzte Mal mit seinem Ex-Freund hier gewesen war, konnte der Besuch hier für ihn nicht so wunderbar sein, wie man denken mochte.
 

Der Aufstieg war eine einzige Quälerei. Die Stufen wollten kein Ende nehmen. Hinzu kam noch, dass es eine Wendeltreppe war – nach 10 Stufen wurde mir schwindelig. Ein wenig beruhigte mich, dass Zero ebenso wie ich am Schnaufen war.

„Warum tun wir uns das noch mal an?“, keuchte ich auf der Hälfte der Strecke nach oben.

Überraschend milde lächelte Zero mich an. „Das wirst du gleich sehen“, erwiderte er aufmunternd und erklomm weiter die Wendeltreppe. Wir wurden zunehmend langsamer. Ich befürchtete schon, dass wir erst am Ende des Tages ankommen würden.

Tatsächlich brauchten wir fast eine halbe Stunde bis wir die Treppe hinter uns gelassen hatten. Das konnte natürlich auch mit daran liegen, dass ich alle 6 Stufen eine Pause brauchte…

Keuchend und bereits leicht schwitzend traten wir hinaus auf die Plattform. Ich war heilfroh, dass wir im Schatten standen.

Schlapp hing ich mich über das Geländer und hatte sowohl das Meer als auch die Promenade im Blick.

Zero stellte sich neben mich und stupste mich unvermittelt an, weswegen ich überrascht zu ihm sah. „Hier, trink einen Schluck“, meinte er lächelnd und hielt mir eine Wasserflasche vor die Nase. „Liege ich richtig, dass du am Verdursten bist? Du siehst so mitleidserregend aus“, sagte er leicht grinsend.

Schmollend nahm ich ihm nun die Flasche aus der Hand. „Von wegen mitleidserregend. Ich muss…mich nur kurz erholen von den Mördertreppen“, brummte ich, während ich die Wasserflasche öffnete. „…danke.“

Zero erwiderte mein leichtes Lächelnd und nickte nur, bevor ich einige gierige Schlucke des erfrischenden Wassers zu mir nahm. Da fühlte ich mich gleich besser. Natürlich hatte ich selbst auch an etwas zu trinken gedacht, aber auch wenn ich nicht der Säufer war, so war jene Flasche bereits auf dem Hinweg zum Leuchtturm aufgebraucht worden…

Erleichtert ließ ich mir den seichten, warmen Wind um die Nase wehen, während ich auf das Meer hinaus schaute. Von hier oben war es gleich ein anderer Anblick. Das Meer schien nun viel weiter zu sein.

„Kannst du das da hinten erkennen?“, fragte Zero mich unvermittelt und deutete in die Ferne. Ich erkannte nur vage Schemen, leichte, graue Schatten. „Dort ist das Festland. Chinas Küste kannst du dort sehen…“

Meine Augen weiteten sich. „Was? Von hier aus…kann man… Das da hinten ist wirklich schon China?“, fragte ich überrascht nach, woraufhin er nickte und mich anlächelte.

„Ja, im Ernst. Viel siehst du nun nicht gerade, aber man kann erahnen, dass da etwas ist, nicht wahr? Am Horizont… China.“

Zero schaute auf die Uhr und hob den Blick zu mir. „Wenn wir hier noch 1, 2 Stunden bleiben, dann können wir von hier die Abenddämmerung beobachten“, sagte er. „Hier ist sie noch schöner…“

„Noch schöner?“, wiederholte ich mit immer noch großen Augen. „Wenn die hier sogar noch besser ist, dann…muss ich ein Foto davon haben!“ Damit war beschlossen, dass wir die Dämmerung abwarten würden.

„Aber…was machen wir hier dann so lange…?“, fragte ich vorsichtig, weswegen Zero mir einen aufmunternden Blick zuwarf.

„Hast du es nicht gesehen? Wenn wir hier ein Stück rumgehen, wirst du eine Cafeteria sehen. Wir müssen wahrscheinlich etwas warten, bis wir einen Platz bekommen. Es ist nicht gerade groß… Aber es lohnt sich dort hin zu gehen. Das Gebäck schmeckt toll dort. Hast du überhaupt Hunger?“, wollte er unvermittelt von mir wissen, als ginge ihm in der Minute auf, dass es möglicherweise unerheblich war, vom Café zu reden.

Schmunzelnd nickte ich. „Wir können gerne dahin. Dann brauch ich auch nicht weiterhin dein Wasser zu klauen“, meinte ich schief lächelnd. Schließlich war er es, der in dieser Affenhitze die einzige Wasserflasche besaß.

Zero grinste ich mich an und hob die Wasserflasche, während er die Kappe abdrehte. „Ach, macht nichts. Trink nur. Der letzte Schluck gehört aber mir. Schließlich ist das dann wie ein indirekter Kuss von dir…“, meinte er zwinkernd und trank etwas Wasser.

Meine Augen weiteten sich. „…eh?“, machte ich nur und starrte ihn an.

„Noch nie davon gehört?“, erwiderte Zero locker, nachdem er die Flasche abgesetzt hatte.

Nur langsam nickte ich daraufhin. „Doch, schon… Aber…“, murmelte ich und sah nervös beiseite. So langsam wurde es verdächtig. Schon wieder so ein komischer Spruch von Zero. „Warum solltest du..einen indirekten Kuss von mir wollen…?“, traute ich mich ihn zu fragen, wenn auch nur nuschelnd.

Zero blieb ruhig und lächelte mich an, während er sich bei mir einhakte und langsam mit sich zog. „Ach Karyu. Nun nimm mich doch nicht gleich so ernst und schau so verschreckt drein. Ich mein das nur aus Spaß, um dich zu ärgern“, meinte er. „Aber abgesehen davon…bist nun mal wirklich süß, ob du das nun hören magst oder nicht.“, sagte er, als ich den Mund öffnete um zu protestieren. „Ich darf das sagen. Ich bin schwul, also kann ich auch kitschige oder übertriebene Sachen sagen.“

„…war es denn übertrieben zu sagen, dass ich süß bin…?“, warf ich murmelnd ein, woraufhin er den Kopf schief legte.

„Nein, aber…vielleicht etwas kitschig…?“, erwiderte, weswegen ich nachdenklich in den Himmel sah. Kurzzeitig hatte ich vergessen, was Zero eigentlich zu mir gesagt hatte. Aber eben nur kurz.

Ich wurde rot und sah ihn an. „Wie auch immer, hör auf…“, murmelte ich nur und tat, als würde ich momentan das Café, das nun in Sicht kam, für interessanter befinden.

„Hey Karyu, sieh es als Kompliment. Ich mag zwar schwul sein, aber ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Und das sagt mir, dass du ein wundervoller Mensch bist. Das war mir schnell klar, schon als wir uns über das Internet kennen gelernt hatten...“, sagte er sanft, weswegen ich stehen blieb und seinen Blick verlegen erwiderte. „Dir rennen bestimmt viele Frauen hinterher, oder…?“, fragte er leise und zog mich sanft mit sich zum Café. Auch davor waren ein paar Tische und Stühle. Gerade stand ein Pärchen auf, und da keiner hinsah, verzogen wir beide uns auf den Platz, zumal es dort etwas ruhiger und geschützter durch die Pflanzen um uns herum war, aber zum Glück wurde uns die Sicht auf das Meer nicht komplett versperrt.

Wir setzten uns schweigend, doch ich hob den Blick und sah ihn wieder an. „…wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte ich leise wissen, woraufhin er schief lächelnd mit den Schultern zuckte. „Wir sind nun mal grade bei dem Thema deiner äußeren sowie inneren Schönheit. Da kommt man dann auch auf die Frauen zu sprechen“, war seine Erklärung.

Ich hob leicht die Augenbrauen, doch dann kratzte ich mich verlegen am Kopf. „Ach na ja…es hält sich in Grenzen. Aber beschweren kann ich mich auch nicht. Auf der Arbeit…rannten immer viele Frauen rum, und die meisten wollten auch immer ein Date oder so was…“, sagte ich schließlich nur mit gesenktem Blick. Allerdings hatte ich nie eins gewollt. Nicht mit diesen Schreckschrauben.

Mit schief gelegtem Kopf betrachtete Zero mich nachdenklich. „Sie wollten? Jetzt etwa nicht mehr…?“, fragte er nach, weswegen ich wieder rasch den Blick senkte.

„Iya…anou…das…genau.“, stammelte ich und warf ihm einen kurzen Blick zu, während ich nickte. „Die haben halt aufgegeben.“

Leicht runzelte Zero die Stirn. Okay. Ruhig bleiben.

Dass ich jetzt vielleicht nicht ganz so normal geantwortet hatte, ja, das mochte man durchaus merken. Trotzdem betete ich innerlich, dass Zero jetzt nicht weiter nachbohrte.

„Ach so…du hast sie immer abblitzen lassen?“, wollte er mit erhellter Miene wissen, woraufhin ich leise, aber erleichtert seufzte.

„Ja. Das waren Hausdrachen…“, meinte ich nur schief lächelnd, weswegen er kurz auflachte.

„Aber abgesehen von denen…fühlst du dich recht wohl in deinem Job, oder?“

Ich zögerte und spielte mit dem Saum meines T-Shirts. „Na ja…es ist nicht immer leicht. Wirst du ja kennen“, wich ich ihm mit einem schwachen Lächeln aus.

„Mh…willst du drüber reden?“, fragte er mich leise, doch ich schüttelte zaghaft den Kopf.

„Nein, nein. Ist schon gut. Es ist nichts Besonderes; ich will dich nicht langweilen“, antwortete ich und sah schon, wie Zero den Mund öffnete um etwas zu erwidern, aber in dem Moment kam die Bedienung um unsere Bestellung aufzunehmen. Rasch musste ich mich durch die Karte wälzen. Am liebsten hätte ich von allem etwas probiert…

Am Ende entschied ich mich nur für einen Muffin und einen Latte Macchiato, während Zero ein Stück Erdbeerkuchen und einen Cappuccino mit Karamell orderte.

„Du und deine Erdbeeren“, neckte ich ihn grinsend. Er erwiderte meinen Blick amüsiert und zuckte nur mit den Schultern.

„Weißt du“, meinte er nach einer Weile und nippte kurz an seinem Cappuccino, „jeder Job ist manchmal unangenehm oder stressig, aber dir wird es nach diesem langen Urlaub sicher wieder Spaß machen, auf der Arbeit zu sein, meinst du nicht auch?“

Lieb lächelte er mich an, während ich gequält versuchte, das zu erwidern. Aber es blieb nur bei einem traurigen Blick. Niedergeschlagen sah ich beiseite und rührte verstohlen mit dem Löffel in meinem Latte herum. „…Karyu? Was ist los? Bitte sag mir, was dich bedrückt“, sagte Zero plötzlich leise, weswegen ich zögernd den Kopf hopf. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust, und es war kein gutes Gefühl. Ich war unsicher, ob ich ihm das wirklich erzählen konnte…

„I-ich…na ja…“, fing ich stotternd an, „es ist so, d-dass ich…eigentlich keinen..Urlaub habe.“ Ich senkte den Blick und schluckte. Meine Hände wurden langsam feucht.

„Hattest du keine Lust mehr auf deine Arbeit und gehst einfach nicht mehr hin…?“, hörte ich Zero überraschend sanft fragen, doch ich schüttelte nur den Kopf. Nein, ich mochte meine Arbeit und würde sie nie einfach fallen lassen.

„I-ich…wurde…vom Dienst befreit…“, drückte ich es nett aus. „Man hat..mich suspendiert…“, gab ich kleinlaut zu. „Im Grunde hab ich..Zwangsurlaub…“

„…eeeh?“ Zögernd hob ich den Blick. Mit großen Augen sah Zero mich an. „Darf ich fragen, warum? Wollen sie dich rausekeln?“

Ich schüttelte bekümmert den Kopf und sank auf meinem Stuhl zusammen.

„Es liegt an mir; ich habe einen Fehler gemacht. Finden sie zumindest… Ich habe für eine Schülerin..Dokumente gefälscht, damit sie die Schule weiterhin besuchen kann. Das hat aber jemand rausgefunden.“, sagte ich lese. „Ich kann froh sein, dass man mich nicht verklagt hat. Aber wahrscheinlich werde ich am Ende der Suspendierung doch nur rausgeschmissen. Ich bin ja nun ein dunkler Fleck auf der sonst ach so reinen Weste der Schulbehörde“, meine ich bitter und schluckte. Es stimmte ja, dass ich die Dokumente für sie gefälscht hatte und das war nun mal eigentlich verboten. Aber es wurde mir noch etwas unterstellt, was einfach aus Bosheit geschehen war und überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. Hinter meinem Rücken wurde aber nun getuschelt und getratscht was das Zeug hielt…
 

Ich schreckte auf, als ich unvermittelt eine warme Hand auf meiner spürte, weswegen ich den Blick hob. Bekümmert sah Zero mich an, während er tröstend mit den Fingern über meine Hand strich. „Du hattest sicher deine guten Gründe, gegen die Regelungen zu verstoßen“, sagte er. „Du wolltest ihr nur helfen, richtig? Weil sie es verdient hatte.“

Ich nickte nur. Erschreckend, dass er das wusste…

„Ich wusste, dass es falsch ist, aber hätte ich es nicht getan, wäre ich mir auch wie ein schlechter Mensch vorgekommen“, seufzte ich. „Nun hab ich den Salat, weil alles aufgeflogen ist…“

„Sie wurde…nicht wieder in die Schule gelassen, oder?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nachdem klar war, dass ich einiges an Dokumenten gefälscht hatte, wurde sie sofort wieder rausgenommen…die Gründe, warum ich das gemacht habe, hat niemanden interessiert…“, murmelte ich und lehnte mich zurück. Von meinem Muffin hatte ich immer noch nichts angerührt. „Aber…wechseln wir bitte das Thema, ja…“, bat ich ihn dann. Kurz hob ich den Blick um zu ihm zu sehen und ich erkannte, dass er sicher noch mehr wissen wollte. aber Zero akzeptierte meinen Wunsch und nickte nur.
 

„Ich verstehe schon“, meinte er schließlich leise und lächelte milde, während er nochmals sanft über meine Hand streichelte. Unvermittelt sah er beiseite und zog seine Hand weg, um sie sich vor den Mund zu halten. Er hustete und zog die Nase hoch, weswegen meine Augen größer wurden. „Zerooo~“, sagte ich langgezogenen mit lauerndem Unterton. „Sag mir nicht, dass du nun wirklich erkältet bist.“

Er schüttelte den Kopf und lächelte mich an. „Ach was. Alles in Ordnung.“, erwiderte er, kramte jedoch in seiner Tasche nach einem Taschentuch. „Ich rauche zu viel. Und zudem läuft einem ab und an nun mal die Nase. Hier ist es ja auch windig.“, meinte er in einem Versuch, das zu erklären. Genau das machte mich misstrauisch.

„Ach Zero…sag es mir lieber. Dann weiß, dass ich mich mehr um dich kümmern sollte.“, sagte ich lieb, woraufhin er mich verständnislos ansah.

„Eh?“, brachte er nur mit großen Augen hervor. „Um mich kümmern? Warum solltest du?“

Ich schmunzelte leicht. „Das macht man nun mal so, wenn ein Freund krank ist. Dann sorgt man sich um ihn, damit er schnell wieder gesund wird. Erzähl ich dir hier was Neues?“, wollte ich wissen, weswegen er leise lachte und den Kopf schüttelte.

„Schon gut. Karyu, du brauchst dich nicht um mich kümmern, okay? Erstens geht’s mir gut, und zweitens bist du mein Gast.“

„Das…ist kein Grund“, erwiderte ich fröhlich. „Wie sieht’s denn aus, sollte ich noch mal zur Apotheke oder hast du noch Erkältungsmittel da?“, fragte ich, woraufhin er protestierte und versuchte, mit mir zu diskutieren.
 

Aber da blieb ich hartnäckig. Bei Zero kamen Muttergefühle in mir hoch. Ob das schwul war?
 

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tbc~
 

Herzlichen Dank an die folgenden Lese-Hasen:
 

@-Zero-chan-: Teilweise verstehe ich nicht, woher deine bösen Gedanken denn bitte kommen wollen xD So viel schlimmes ist doch hier nicht geäußert oder gemacht worden xD Wie kann man da pervers denken? XDD Das kommt erst alles später, vor allem im 2. Teil noch *hehe*

So so so! Und nun bitte bitte, sag mir doch, was deine Vermutung bezüglich Zero ist :D (Denn ich wusste gar nicht, dass man da schon Vermutungen anstellen kann :D) *Kekse hinstell*

Einen Spoiler wegen Karyus Problem brauchst du nun nicht mehr^^ Hat sich ja größtenteils nun aufgedeckt. Und hab mich wirklich wieder seeehr über deinen tollen Kommentar gefreut^^
 

@Kyra_Nakamura: Danke für deinen Kommentar ^///^ *knuddel*

xDDD Ja, sagen wir so: Frankfurt ist ab und an doch recht inspirierend ;D Haha, also...das schlimme ist ja, dass so Erkältungen immer so viel Potenzial bieten *-* Mal sehen, wie weit ich das ganze treibe xD Aber zu sehr in Klischees will ich auch nicht verfallen...aber so ein süßer, verschnupfter Zero hat schon was...mit roter Nase und geröteten Wangen...wehrlos und schwach in einem weichen Bett liegend... *quietsch*
 

@Lucel: Ach was, lass dich nicht abschrecken von den anderen Kommis^^ ich bin jemand, der schon zufrieden ist, wenn jemand auch nur 2 Sätze zu dem Kapitel schreibt^^ ich will ja wissen, ob es gut ankommt oder ob ich etwas ändern sollte^^ Von daher, trau dich :D Ich freu mich über alles^^

Nya...mittlerweile müsstest du ja wissen, dass ich auf Drama stehe ^^' Und genau, da wird noch das ein oder andere passieren...der 2. Teil wird aber nicht so lang wie dieser hier^^

Und hey~ der Kandidat kriegt hundert Punkte :D Du hattest völlig Recht, Karyu wurde beurlaubt, sein Problem hängt mit der Arbeit zusammen. Gut erkannt^^ Wo Karyus Ex arbeitet, ist unerheblich, aber sie kommt auch noch bald vor ;D



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-12-15T19:10:12+00:00 15.12.2011 20:10
Ein super Kapitel wieder!!
Mutterinstinkte und dann auch noch der Sonnenuntergang, der Blick aufs mehr und das Kaffeetrinken sind einfach nur sowas von romantisch!! **schwärm**
Habs mir richtig bildlich vorgéstellt!!
Schreib wieter so!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
LG
Duski1
Von:  -Zero-chan-
2011-12-14T16:14:06+00:00 14.12.2011 17:14
So, heute mal net der 1. Kommi, aber darum geht's ja auch nicht. Ich werde dir wieder etwas Inspiration schicken zum weiterschreiben xD
Gestern Abend hatte ich noch fragen wollen, wann es denn weiter geht *hust*

Erst einmal zu diesem Kapitel ein paar Anmerkungen und Kritik:
Zum einen, ich liebe ja die Szene ganz zum Anfang, als Karyu HINTERN WACKELND in der Küche steht. Schade, dass die beiden noch nicht zusammen oder auf dem Weg dahin sind, aber so was kannst du ja später gerne bis ins Detail ausbauen und mir gerade meine Hintergedanken erlauben, so lange ich sie (noch) nicht zu lesen bekomme xD

Der Part, wo sie sich am Leuchtturm treffen und Zeros Kleidung beschrieben wird ist echt realitätsnah. Ich denke, du hast Zeros Geschmack ganz gut getroffen. War das ausgedacht, oder hast du dir bildliche Inspiration geholt?
Wenn Zero jetzt nicht langsam auf den Trichter kommt, dass Karyu auch eine gewisse Vorliebe zu männlichen Geschöpfen hat, weiß ich auch nicht. Den Blick, den du bei Karyu beschrieben hast, traf voll ins Schwarze xD

Die Gespräche der beiden sind echt einmalig, und es passt irgendwie auch total, dass Karyu so niedlich rot wird xD
Aber ich muss sagen, ich stelle mir Karyu mitunter auch frecher vor. Allerdings die kennen sich ja noch nicht so gut, da ist es verständlich, wenn Karyu nicht mal zurück kontert. Auch wenn ich eher annehme, dass der da eher trocken seine Meinung sagt an der richtigen Stelle... Ach, ich hab einfach so viele Gedanken zu Karyu und wie der privat wirklich sein könnte ^^"

Der indirekte Kuss. So etwas kann ja auch nur von Zero kommen, und hätte ich das Thema nicht den Abend davor gehabt, hätte ich nur geschmunzelt, aber habe ich richtig abgefeiert und Zero hat ja so recht ^^

An dieser Stelle hab ich allerdings auch mal etwas zu meckern, aber muss es auch selbst wieder beschwichtigen, zumal ich selbst auch nidht sagen könnte, wie man es besser machen könnte^^"
Ich hatte nicht erwartet, dass es ein Problem mit der Arbeit sei, dass Karyu so belastet, aber ich finde, es kam nicht ganz so gut rüber, dass es Karyu so mitnimmt.
Es wurde deutlich ja, aber sonst kam es bei mirnicht so an...
Allerdings kann ich dir, wie oben erwähnt auch nicht sagen, wie du es hättest anders schrieben können, also seh das nicht als direkte Kritik... ^^"

So, so. Zero ist als krank, aber wir kennen ja den guten Zero mit seinem Heuschnupfen xD Oder willst du ihn wirklich krank werden lassen, damit Karyu ihn dann "pflegen" darf XPPPPP
Ach ja, KaZe-Fans kommen bei diesem Gedanken nicht um ein paar schmutzige Details herum *pfeif*

Was meine bösen Gedanken angeht, die kommen, weil ich einfach solche Szenen noch nicht bei dir lesen kann *hust*
Und ich liebe KaZe einfach zu sehr ♥ und ich hab manchmal mitunter zu viel Fantasie, die ich nicht anders herauslassen kann als KaZe Kopfkino zu deiner FF xDDDD

Nein, was meine Vermutung zu Zero ist, werde ich dir im Augenblick noch nicht verraten. Ich möchte noch ein bisschen abwarten, ob meine Einschätzung in die richtige Richtung geht.

Aber ich bin gespannt, was den beiden noch während des Sonnenuntergangs, romantischer geht es ja nicht mehr ♥, passiert bzw. was Zero o. Karyu so treiben ^^

Abschließend noch:
Diese kleinen Neckereien zwischen den beiden passen einfach so schön und ich denke, das passt auch in die Wirklichkeit ganz gut.
Weiter so, Michie!
Go, go, go!
頑張って下さい。
Von:  ZERITA
2011-12-14T07:17:23+00:00 14.12.2011 08:17
Taaaaadaaaaaaaaaaa! Kommi-Alarm!! XDDDDD
*umknuddel*
Also so viele Ideen wie ich dir angeblich schon gegeben hab, da ist Frankfurt nicht nur ab und an, sondern recht häufig inspirierend. ;)
Erkältungen sind schon manchmal vorteilhaft. *^* Du bist fies! *Kopfkino hab* Ein schwacher, wehrloser Zero, der auf deine Hilfe angewiesen ist, dich mit großen, glasigen Kulleraugen ansieht, die Lippen leicht geöffnet, während stetig die Luft zwischen diesen zirkuliert. ./////. Ich will Zero unter meinem Weihnachtsbaum mit Schleife um den Bauch, zum Auspacken!!!!!!!
Öhm nun mal zum eigentlich Grund, das Kapitel! ^^“
Armes Ka-chan er wollte dem Mädel nur helfen und dann das. Wahrscheinlich dichten sie ihm nun noch an, dass er mit der geschlafen hätte. >.< Voll mies! Er soll einfach mal zu Zero ziehen, da gehört er hin. *^* Tsuka nimmt er mit und der findet dann iwo seinen Hizumi *___*
*Traumwelt* Aber ein Zero, der so chic angezogen ist… *schwärm* *schmacht*
Zero~ ♥____♥ Man merke ich hab die Tastenkombi auch hier gefunden XD
Ich bin mal gespannt, wie du den Sonnenuntergang beschreibst. Könnte es da vielleicht zu einem kleinen, wirklich ganz kleinen Kuss zwischen ihnen kommen? Bittöööööö~
Äh, äh … ich red schon wieder zu viel. ^^“ Sorry! Bis heute abend. *knutsch* ♥

Von: abgemeldet
2011-12-14T00:14:17+00:00 14.12.2011 01:14
süß, wie überrascht Karyu ist, als Zero zum Leuchtturm kommt xDDD
ach mensch... wie schüchtern er auch immer ist und rot wird etc...
das ist niedlich! ^-^

...ah... naja... war ja auch iwie relativ naheliegend bei deinen ganzen andeutungen oder? xD
..der arme Karyu... ~__~
--aber jetz kann er sich ja erstmal damit ablenken, Zero gesund zu pflegen... *hust* ;)


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