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Private Practice

First Encounter
von

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Tag 2: Samstag

Ich bin überrascht, wie schnell ich es geschafft habe, das neue Kapitel zu schreiben :D

Enjoy reading~
 

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Ich war ein Langschläfer. Und manchmal hasste ich das.

Ich wurde durch irgendwelche Geräusche wach, die nicht mal allzu laut waren. Es war ein bisschen Geraschel und Gerumpel, mehr nicht. Blinzelnd schlug ich die Augen auf. Ich war in der Nacht zwei Mal aufgewacht. Ich schlief nicht besonders gut in letzter Zeit, und wenn ich woanders als bei mir zu hause übernachtete, war das sowieso immer so eine Sache, aber das nahm ich in Kauf, wenn ich dadurch ein paar Tage mit Zero verbringen konnte. Ich setzte mich auf und sah zur Tür. Hörte sich so an, als wäre Zero schwer beschäftigt. Ich griff nach meinem Handy auf dem kleinen Nachttisch und erstarrte. Gott, es war bereits nach 10 Uhr! Ich schluckte und sprang auf, eilte zur Tür, welche ich aufriss und nach Zero suchen ging. Der kam gerade aus dem Wohnzimmer in den Flur, auf mich zu. Als er mich sah, lächelte er. „Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“ Automatisch nickte ich. Tsukasa fragte mich das auch immer und ich nickte einfach nur noch. Egal wie es wirklich in mir drin aussah. Hast du gut geschlafen? War das nicht sowieso nur eine Floskel…?

„Anou…warum hast du mich denn nicht geweckt? Du scheinst schon länger wach zu sein“, murmelte ich und wuschelte mir durchs Haar, während ich noch versuchte, den Schlaf wegzublinzeln.

Unschuldig zuckte Zero mit den Schultern. „ich bin auch erst seit einer Stunde wach. Also mach dir keine Gedanken; ich musste eh noch duschen und jetzt schau ich grad nach Sachen, die wir fürs Picknick brauchen“, meinte er ruhig. „Wir haben Zeit, Karyu, und ich dachte, ich lass dich mal ausschlafen. Es stört doch keinen“, fügte er lieb hinzu und grinste leicht, während er mich so betrachtete. „Du siehst lustig aus. Ist das bei dir morgens immer so?“

„Huhh..?“ Wenig intelligent dreinschauend wandte ich mich um und suchte das Badezimmer, wo ich in den Spiegel schaute. Uäh…schon wieder dieses abstehende Knäuel auf meinen Kopf… Seufzend befeuchtete ich meine Hände mit etwas Wasser und versuchte meine Haare wieder platt zu drücken und in Form zu bringen.

Unvermittelt erschien Zero im Türrahmen. „Du isst doch was zum Frühstück, oder?“, wollte er wissen, woraufhin ich ihn ansah und nickte.

„Natürlich.“

Er kratzte sich am Kopf. „Na ja, so wie du aussiehst, war ich mir da nicht ganz sicher…“

Ich hob eine Augenbraue und zog einen Flunsch. „Was soll das denn bitte heißen?“

Leicht schmunzelte Zero. „Du bist mir etwas zu dünn…“

„Ich…bin dir…etwas zu dünn?“, wiederholte ich mit großen Augen. „Eeeh? Das klingt zweideutig. Und vielleicht bin ich ja dir zu dünn, aber MIR bin ich nicht zu dünn.“, meinte ich augenzwinkernd, woraufhin Zero leise kicherte. „Aah…sou ka. Tut mir leid, ich steh auf Zweideutigkeiten.“ Er wandte sich ab. „Aber trotzdem bist du recht dünn. Iss mal mehr.“

„…okay.“

Leise lachend verschwand Zero aus dem Bad, während ich mich grinsend wieder dem Spiegel zuwandte und versuchte, mein Haar zu bändigen.
 

Den heißen Temperaturen angemessen gekleidet, gestriegelt und gekämmt saß ich eine Viertelstunde später mit Zero in der Küche beim Frühstück.

„Ich hab eine Einkaufsliste gemacht…du musst mal schauen, ob dir noch etwas fehlt und dann schreibst du es einfach dazu“, sagte er und nippte an seinem Kaffe, woraufhin ich nickte.

„Hai. Fahren wir eigentlich mit dem Auto?“, wollte ich wissen, weswegen er nun ebenfalls nickte.

„Ja, das ist besser. Wenn wir laufen, würden wir zwar einen schönen dreißig minütigen Spaziergang durch die Stadt machen, aber dann würden wir auch schwitzen wie sonst was. Bei den Temperaturen werd ich eingehen, wenn ich ewig durch die Straßen laufen muss“, meinte er schief grinsend.

„Kann ich gut verstehen.“, nickte ich. „Dein Auto hat doch sicher eine Klimaanlage?“

„Hai, natürlich“, antwortete er stolz und grinste leicht. „Ich schlage vor, dass wir gleich nach dem Frühstück einkaufen gehen. Der Supermarkt ist keine 10 Minuten von hier entfernt, und so viel brauchen wir eigentlich nicht. Das schaffen wir auch so zu tragen. Hast du was dagegen?“

Ich schmunzelte leicht. „Für die Umwelt, was?“

Grinsend nickte er. „Natürlich. Ich denke immer zuerst daran, was ich der Umwelt und dem Weltklima zumuten kann.“

Ich trommelte leicht mit den Fingern auf dem Tisch herum. Würde Zero das wirklich ernst meinen, dann…wäre es schon wieder schwul. Aber das war jetzt ein anderes Thema.
 

Wenig später traten wir auf die sonnenbeschienene Straße hinaus. Es war jetzt schon sehr warm…ging ja auch langsam auf den Mittag zu.

„Hast du eigentlich noch was aufgeschrieben?“, wollte Zero von mir wissen, woraufhin ich den Kopf schüttelte.

„Aber sag mal“, fiel mir bei der Gelegenheit ein, „wie kommst du auf Erdbeeren..?“

Mit großen Augen sah er mich an. „Oh nein, sag bloß nicht, du isst keine Erdbeeren! Hast du eine Allergie? Hast du noch andere Allergien?“, fragte er mich und wurde immer panischer.

Lachend hob ich die Hände und schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein, nein. Mach dir keine Gedanken, ich hab keine Allergien… Obwohl ich eine leichte Ananas-Allergie vermute…“, gab ich schmunzelnd zu, während Zero sich etwas entspannte.

„Ananas…“, wiederholte er leise und wiegte den Kopf hin und her. „Mh…das ist ja nicht ganz so schlimm.“ Leicht lächelnd sah er mich an. „Du musst wissen, ich liebe Erdbeeren. Ich geb meinen Freunden auch immer ganz viele, damit sie in den Genuss kommen.“ Mit glänzenden Augen sah er gen Himmel. „Erdbeeren sind das beste, was Kami-sama mir geben konnte. Abgesehen von Männern.“

Ich hielt inne. Mein rechtes Auge begann zu zucken. Hatte…Zero das gerade wirklich gesagt? Fragenden Blickes wandte er sich zu mir um, als ich nicht weiterlief, dann begann er schließlich zu lachen. „Entschuldige. Hör nicht auf das, was ich ständig von mir gebe. Ich spinne ein bisschen“, meinte er schmunzelnd, während ich versuchte, mich wieder zu fangen.

Lächelnd erwiderte ich seinen Blick und schüttelte leicht den Kopf, bevor ich weiter ging, mit Zero an meiner Seite. „Ist schon in Ordnung. Wie ich bereits sagte, sprichst du an Gedanken nur aus, was ich mich nicht traue auszusprechen. Ich war gerade nur etwas überrascht“, gab ich grinsend zu.

Zero wiegte schief lächelnd den Kopf hin und her. „Manchmal wäre es aber besser, so wie du den Mund zu halten und nicht alles auszusprechen, was man denkt.“

„Ach was“, erwiderte ich schulterzuckend, „ist doch langweilig. Man sollte Mut zur Lücke haben und sagen, was man denkt, sei es auch noch so peinlich! Reden ist erleichternd“, meinte ich entschlossen.

Leicht lachte Zero. „Okay…wenn du das sagst“, grinste er und deutete in die Ferne. „Da hinten, siehst du das rote Schild? Da ist schon der Supermarkt.“
 

Keine halbe Stunde später waren wir wieder im Strandhaus angekommen und packten die Kühlbox. „Ich hab die Decke gefunden!“, verkündete Zero nach einiger Zeit Geraschel und Gesuche. Er tauchte mit verwuschelten Haaren aus dem Flur auf und wedelte mit einer bordeauxfarbenen, weichen Decke umher, welche als Picknickdecke dienen sollte. „Die war tief vergraben….“, murmelte er und versuchte sie zusammen zu legen, wobei ich ihm schmunzelnd half.

10 Minuten später, nachdem wir alles zusammen gesucht hatten, setzten wir uns ins Auto und fuhren los.

„Ich weiß ja nicht, wie eure Parks in Tokyo so sind, aber unsere beiden hier sind nicht allzu groß.“, meinte Zero und grinste mich kurz von der Seite an. „Ich will dich gleich schon mal deiner Illusionen berauben.“

Leise musste ich lachen. „Ach was, ich hab keine Illusionen, keine Angst. Ein Park ist ein Park. Außerdem wäre es ja schlimm, wenn hier alles wie in Tokyo wäre, dann hätte ich erst gar nicht hierher kommen müssen.“, meinte ich schmunzelnd, woraufhin Zero unvermittelt einen Schmollmund zog. An der nächsten roten Ampel sah er mich mit aufgeplusterten Wangen an. „Wie darf ich das denn verstehen? Ich dachte, du wärst meinetwegen hergekommen und nicht wegen der Stadt. Bin ich dir doch so egal?“

Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich hob sofort abwehrend die Hände. „Was?! Nein, nein, natürlich bin ich deinetwegen hier! Die Stadt ist mir doch völlig egal. Und wenn das hier das zweite Tokyo wäre und 30.000 Kilometer von mir entfernt, ich wäre für dich trotzdem den weiten Weg gekommen, nur um dich zu sehen!“, beteuerte ich ihm verzweifelt. Für ein paar Sekunden sah er mich ausdruckslos an, dann grinste er breit und lachte leise.

„Das…war echt schwul.“, stellte er frech fest. „Du müsstest deinen geschockten Gesichtsausdruck sehen, der ist köstlich“, meinte er amüsiert und konzentrierte sich darauf, weiterzufahren.

„…eeh?“, machte ich nur wenig intelligent und blinzelte. „Hast du…mich gerade gerollt?“

Nun war es wieder an Zero, irritiert dreinzuschauen. „Ich hab…bitte was gemacht?“, hakte er nach, woraufhin ich erstmal genauso verwirrt dreinschaute, doch dann lachte ich. „Gerollt. Hast du mich gerade gerollt?“, wiederholte ich grinsend. „Kennst du das nicht?“

Zero schüttelte nur mit großen Augen den Kopf. „Nein, den Ausdruck kannte ich noch nicht“, erwiderte er und sah mich kurz schmunzelnd an. „Ich sehe schon, ich kann noch viel von dir lernen. Bitte sei mein Lehrer. Mein Meister. Ich werde dein williger Schüler sein“, sagte er theatralisch, während er den Wagen in einer Seitenstraße parkte.

Lachend stieg ich aus und ging zum Kofferraum. „Sag das nicht zu laut, am Ende wird es noch wahr werden“, meinte ich grinsend und nahm die Kühlbox aus dem Wagen, während Zero sich die Picknick-Decke auflud.

„Na wer sagt, dass ich mir das nicht wirklich wünsche?“, sagte er zwinkernd und verriegelte das Auto.

Ich folgte ihm schmunzelnd. „So so. Ich geb dir kostenlos Unterricht. Spitz einfach die Ohren und sieh zu, wie der Meister es macht!“ Prompt stolperte ich über die Kante des Bürgersteigs, wohingegen Zero jene elegant erklomm und weiter spazierte, jedoch nicht ohne in Gelächter auszubrechen.

„Ich bin begeistert, Karyu-sama. Ich möchte einmal werden wie Sie“, eröffnete er mir frech grinsend, während ich hinter ihm her schnaufte.

„Ey, das eben…das zählt nicht. Ab jetzt. Pass ab jetzt auf“, sagte ich nickend, aber Zero grinste nur vor sich hin.
 

„Wow…“ Mit glitzernden Augen hatten wir keine 2 Minuten später unser Ziel erreicht. „Und du wolltest mir was von Illusionen erzählen“, beschwerte ich mich und lächelte Zero leicht an. „Der Park ist doch wunderbar. Vor allem…sind hier gar nicht so viele Leute wie in den Tokyoter Parks…“

Zero nickte. „Der andere ist größer, da ist auch mehr los. Hier hast du einfach nur ein paar Laubbäume, die Schatten spenden…hier und da einen Busch sowie Bänke und einige freie Rasenflächen.“

„Reicht doch auch völlig aus“, meinte ich begeistert und streckte die Hand aus. „Wie wäre es mit dem Baum dahinten?“

Schmunzelnd nickte Zero und ging los.

Wir breiteten die Decke unter dem Baum aus, welcher wie die anderen wundervoll saftig grün war. Wir hatten einiges an Wasser- und Saftflaschen mitgenommen, schließlich war Sommer. Ich brauchte nicht viel und hätte wohl kaum gleich ganze 8 Flaschen für uns beide eingepackt, aber Zero hatte in Rucksack und Taschen rein gehauen was ging. Während er jene auskramte, kümmerte ich mich um die Lebensmittel, das Obst und… „Schlagsahne?“ Ich stellte die Sprühdose auf der Decke ab und sah Zero aus großen Augen an. „Was willst du denn damit?“

Lächelnd sah er zu mir auf. „Das ist für die Erdbeeren“, meinte er und deutete auf das Pack, wo die Früchte drin waren.

„Oh…ach so“, erwiderte ich. „Mh…hättest du was gesagt. Dann hätten wir die Erdbeeren noch klein schneiden können und in zwei Schalen tun können, damit wir ganz viel Schlagsahne drüber geben können…aber nu ist zu spät“, sagte ich niedergeschlagen, doch Zero zuckte lächelnd mit den Schultern.

„Du hast schon Recht, daran hab ich nicht gedacht…aber es wird schon so gehen, pass auf~“, erwiderte er fröhlich und nahm sich eine Erdbeere aus der Packung, griff dann nach der Sprühdose und rahmte nicht nur die Erdbeere mit der süßen Masse ein, sondern gleich auch noch seine Finger, wobei letzteres wohl eher unbeabsichtigt war. „So. Fertig.“, grinste er mich fröhlich an und schob sich die versüßte Erdbeere in den Mund, bevor er auch schon zur nächsten Griff und diese ebenfalls mit Schlagsahne dekorierte. Diesmal allerdings hielt er mir die Frucht vor die Nase. „Probier, ist zum Sterben lecker~“, sagte er lächelnd und ich blieb für kurze Zeit an seinem Gesichtsausdruck hängen. Zero sah in diesem Moment befreit von Sorgen aus. Er schien wirklich fröhlich zu sein. Ging das bei ihm so einfach? Ich wünschte mir das auch…

Leicht lächelnd nickte ich zustimmend und machte brav den Mund auf, woraufhin er mir die rote Erdbeere über die Lippen schob. Die Schlagsahne darauf allerdings verpasste ihr Ziel. Die Hälfte davon machte es sich an meiner Nase gemütlich. Leise kicherte Zero und streckte erneut die Hand aus, um mir mit dem Finger die Sahne von der Nase zu streichen.

„Hey, lach mich nicht aus.“, beschwerte ich mich, „du bist schließlich schuld.“

Unschuldig erwiderte er meinen Blick. „Ach, ich wollte dich nur ein bisschen versüßen“, meinte er, woraufhin ich ihn beleidigt anschaute.

„Was denn, ich dachte, ich sei schon süß genug“, schmollte ich und Zeros Blick wurde sanft.

„Eigentlich schon. Ich sollte wirklich aufpassen, nicht, dass ich noch einen Zuckerschock bekomme bei dem Schmollgesicht.“, sagte er lächelnd, woraufhin ich ihn überrascht ansah und nun wirklich rot wurde. Ich wusste nicht, wie ich einige von Zeros Aussagen zuordnen sollte. Normalerweise würde man das alles wohl als Scherz abtun und nicht ernst nehmen, aber mit dem Hintergrundwissen, dass er schwul war, sah das schon anders aus.

Verlegen lächelnd wuschelte ich meine Haare durch und nahm mir ein Reisbällchen, während Zero ein Schluck Wasser trank.

„Du bist bestimmt oft hier gewesen?“, erkundigte ich mich schließlich bei ihm, woraufhin er sich nachdenklich gegen den Baum hinter sich lehnte.

„Eher selten“, erwiderte er. „In letzter Zeit wollte ich nicht. Ich hatte auch einfach zu viel Arbeit…und davor..war ich manchmal alleine hier, weil Akira noch mehr zu tun hatte als ich. Aber alleine hier…ist es auch eher sinnlos“, lächelte er mich an, aber diesmal war es ein trauriges. „Ich glaube, ich war zuletzt vor drei Monaten hier…mit Akira…“, murmelte er und senkte nachdenklich den Blick, bevor er sich ebenfalls ein Reisbällchen nahm.

Auch ich sah zu Boden. Egal was man machte, immer gab es irgendwo Erinnerungen an Vergangenes. An Vergangenes, von dem man sich wünschte, dass es ebenso noch in der Gegenwart existieren würde.

„Ach, entschuldige“, sagte er unvermittelt, weswegen ich zu ihm sah. „Immer wieder rede ich von ihm…wie sieht es bei dir aus?“, wollte er wissen. Ich bekam große Augen und schluckte, während mein Blick zu den Erdbeeren wanderte.

„Bei mir? Ich weiß nicht, da gibt’s nicht viel zu erzählen“, wiegelte ich ab.

„Hm…du denkst sicher auch noch sehr oft an deine Ex-Freundin, oder? In Tokyo gibt es bestimmt ein paar Orte, wo du häufig mit ihr warst?“

Ich warf Zero einen kurzen Blick zu und nickte dann. „Ja…es ist ähnlich wie bei dir…“

Schweigend betrachtete er mich, dann beugte er sich leicht zu mir vor. „Du willst noch nicht drüber reden, oder?“, fragte er mich dann unvermittelt, woraufhin ich ihn aus großen Augen ansah.

„Uhm…nein, das..ist es nicht…“, erwiderte ich langsam, doch Zero schüttelte schon den Kopf und sah mich sanft an.

„Ist in Ordnung, Karyu. Wenn du nicht willst, musst du ja auch nicht.“, sagte er verständnisvoll. „Aber sag mir Bescheid, wenn ich dir zuhören kann, ja? Und sag mir auch, wenn es dich nervt, sobald ich wieder von Akira anfange“, fügte er verlegen lächelnd hinzu, woraufhin ich sofort den Kopf schüttelte und mir ebenfalls ein kleines Lächeln abrang.

„Nein, du kannst ruhig von ihm erzählen. Das ist sicherlich besser, als alles in sich rein zu fressen“, meinte ich.

Zero begann leicht zu schmunzeln und stupste mich an. „Genau. Dann halt dich auch dran.“, sagte er, woraufhin ich leicht blinzelte, und als ich verstand, senkte ich verlegen den Blick. Ich sollte also nicht alles in mich rein fressen.. „Ich werds versuchen…“, erwiderte ich schließlich leise, woraufhin Zero halbwegs zufrieden nickte.
 

Auch wenn es bereits Mittag und sehr warm, fast heiß war, kamen mehr Leute in den Park. Und so langsam wurden wir immer mehr von irgendwelchen Pärchen eingekreist, glücklichen natürlich. Irgendwie hatte ich bald das Gefühl, dass nur noch Zero und ich die einzigen waren, die keine Beziehung führten.

Während ich mir aufgrund der Hitze schon am Shirt rumzupfte und mich zurück lehnte, um im Schatten zu bleiben, sah Zero sich nachdenklich um. „Meinst du…wir werden auch wieder so glücklich sein können?“, fragte er leise, woraufhin ich ihn ernst ansah. Darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht. Die Frage schien gar nicht so lächerlich zu sein, wie ich sie mir ab und an eingebildet hatte…Zero stellte sie sich auch.

„Das wird wohl…noch einige Zeit dauern“, antwortete ich schließlich. „Fragt sich nur, wie lange. Ich für meinen Teil…kann es heute noch nicht abschätzen, wann mein Herz wieder frei sein wird“, sagte ich leise. „Momentan fühlt es sich so an, als bräuchte ich noch Jahre, um wieder glücklich zu werden… Ich weiß einfach, dass ich sie nicht werde vergessen können, aber genau das…würde mich wohl erst befreien…“

Schweigen breitete sich zwischen uns aus und ich fühlte Zeros Blick auf mir, doch ich sah nicht auf. Zwar war es die Wahrheit, die ich gesagt hatte, ich fühlte wirklich so, doch war ich mir nicht sicher, ob jemand diese Wahrheit hören wollte. Ob er es überhaupt wissen wollte.

„Karyu…“, sagte er nach einer Weile leise, woraufhin ich vorsichtig zu ihm aufsah. Mitfühlend und ernst sah er mich an. „Ich…sehe es genauso. Ich fürchte auch, dass wir noch lange brauchen werden, um es wirklich wahr haben zu können.“, meinte er und streckte langsam die Hand aus, legte sie auf meine. „Karyu, du bist nicht allein. Vergiss das nie.“ Er machte eine kurze Pause und lächelte mich hauchzart, wenn auch betrübt an. „Du weißt gar nicht, wie traurig du drein schaust, oder? Da ist es mir lieber, wenn du mit mir drüber redest. Gerade weil man dir vor allem jetzt ansehen kann, wie es dir geht, solltest du reden statt alles für dich zu behalten. Dann kann ich für dich da sein…und dir vielleicht helfen…oder etwas Trost spenden, hm?“

Vorsichtig sah er mich an, als befürchtete er, zu viel gesagt zu haben. Meine Augen hatten sich mit jedem Wort geweitet, dass er gesagt hatte. Ich fühlte, dass es ihn durchaus etwas Mut gekostet hatte, dies zu mir zu sagen. Langsam nickte ich schließlich.

„..Zero, ich… Danke…“, brachte ich schließlich leise hervor und schaute ihn schüchtern an, woraufhin er ebenfalls nickte, seine Hand von meiner nahm und sich wieder zurück an den Baum lehnte.

„Ich glaube, wir hängen noch viel zu sehr in der Vergangenheit fest…“, sagte er schließlich nachdenklich. „Eigentlich denke ich gar nicht an die Zukunft. Ich lebe im Hier und Jetzt, aber oft denke ich an die letzten Monate und Jahre…da war alles besser…“

„Ja…“, stimmte ich nur leise zu und starrte die Reisbällchen an, von denen nur noch zwei übrig waren.

„Mh, oh sieh mal, da sind nur noch drei Erdbeeren!“, sagte Zero plötzlich, woraufhin ich aufschreckte und zusah, wie er sich zwei davon schnappte und einen Haufen Schlagsahne drauf pappte.

„Hey, wenn du so weiter machst, ist die Schlagsahne auch noch gleich mit alle“, sagte ich leicht schmunzelnd und war froh über die kleine Ablenkung.

Frech grinsend sah Zero zu mir auf. „Wenn ich so weiter mache, dann würde ich sagen, bekommst du die letzte Erdbeere nicht~.“

Ich plusterte die Wangen auf und schnappte mir die zuletzt verbleibende rote Frucht. „Nichts da.“ Triumphierend schob ich sie mir in den Mund und grinste Zero an, welcher sich wenig beeindruckt zeigte. Mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck streckte er die Hand, in der er immer noch die Sprühdose hielt, aus und ehe ich mich versah, hatte ich einen großen Klecks Schlagsahne auf meiner Nasenspitze. „Du hast die Schlagsahne vergessen“, meinte Zero trocken, während er die Dose wieder abstellte. Erneut legte sich ein freches Grinsen auf seine Lippen, als ich ihn mit geweiteten Augen fassungslos ansah.

„Hast du das grad wirklich gemacht?“, fragte ich nach, weswegen er lachte.

„Ich glaube schon.“

Langsam hob ich eine Hand und tatschte mir damit die Nase an. Unverzüglich hatte ich einiges von der Schlagsahne an meinen Fingern. Genüsslich schleckte ich das ab.

Wie sich Zeros Blick veränderte, als er mir dabei zusah, bemerkte ich nicht.

Er räusperte sich, weswegen ich zu ihm sah. „Wir haben ganz schön viel gefuttert…“, meinte er, während er die verbleibenden Lebensmittel auf der Decke betrachtete.

Ich nickte zustimmend. „Einzig von den Getränken haben wir noch Unmengen...warum hast du eigentlich so viel mitgenommen?“, wollte ich schief lächelnd wissen. Von den 8 Flaschen waren immer noch 6 übrig…

Mit großen Augen sah Zero mich an. „Fandest du das jetzt besonders viel? Ich meine…es ist Spätsommer und hier herrscht die große Hitze…da muss man viel trinken. Ich dachte, ich brauch mit Sicherheit 3 Flaschen…dann noch drei für dich…und zwei in Reserve, weil ich nicht wusste, ob wir länger bleiben“, meinte er lächelnd.

„Also…ich brauch bestimmt keine drei Liter-Flaschen“, erwiderte ich und kratzte mich am Kopf. „So viel trink ich nicht. Eine große hätte mir auch gereicht…“

„Eeeh?“ Ungläubig sah Zero mich an. „Ist das dein Ernst? Ich würde total verdursten.“

„Ach, ich nicht. Bin es gewohnt, wenig zu trinken.“

„Das ist aber nicht gut“, erwiderte Zero und legte die Stirn in Falten, bevor er sich die angefangene Wasserflasche von mir schnappte und sie mir vor die Nase hielt, auf der hoffentlich keine Spuren der Schlagsahne mehr zu sehen waren… „Hier, trink. Los. Auf ex.“, forderte er mit strenger Stimme von mir, weswegen ich schon wieder große Augen bekam.

„Bitte? Das geht nicht. Ich kann das nicht.“ Da waren mindestens noch 0,5 Liter drin…

„Wie, du kannst nicht?“, wollte Zero verständnislos wissen. Die nächsten 10 Minuten arteten dann in einen Kampf und in eine Diskussion aus, wobei er versuchte, mir ständig den restlichen Inhalt dieser Wasserflasche in den Mund zu gießen.

Lachend nahm ich ihm irgendwann die Flasche aus der Hand. „Kompromiss, okay? Ich versuche, die Hälfte von der verbleibenden Hälfte zu trinken, ja?“

Kurz blinzelte er, aber als er verstand, nickte er, wenn auch nicht allzu zufrieden aussehend. „Na gut…immerhin.“, murmelte er und beobachtete mich genau dabei, wie viel ich trank. Ich schaffte sogar etwas mehr als die Hälfte von der Hälfte. Was war ich stolz auf mich. Die Ernüchterung folgte aber sogleich. „Und jetzt noch den Rest.“, meldete Zero sich und sah mich offen an.

„Ey, so war das nicht abgemacht“, erwiderte ich, woraufhin er schmollte.

„Ich will doch nur dein Bestes…“

„Weiß ich doch. Und das beste für mich und auch dich ist sicherlich, wenn ich uns die Decke hier nicht vollkotze, weil ich zu viel getrunken habe“, meinte ich schmunzelnd. Zero hob eine Augenbraue, auch wenn ich ihn bereits darüber aufgeklärt hatte, dass mein Trinkverhalten sowie mein Körper ab und an, etwas anders waren.
 

Nachdenklich sah ich mich um. „Täusch ich mich…oder werden das immer mehr Pärchen?“

Zero seufzte leise. „Ich hab auch das Gefühl…man, bei der Hitze sollten die am Strand sein…“

„Mh…wenn die alle hier sind…warum gehen wir dann nicht dahin, wo sie nicht sind?“, schlug ich grinsend vor, weswegen Zero mich kurz überrascht ansah, dann aber nickte.

„Ja, ich glaube, es wird Zeit, zusammen zu packen“, stimmte er mir zu, und so erhoben wir uns und verstauten die restlichen Lebensmittel und Getränke wieder in den Taschen und in der Kühlbox.
 

Es war bereits nachmittags, als wir beim Strandhaus ankamen. Es war immer noch heiß und hielten es für das beste und schönste, uns erstmal im Meer etwas zu erfrischen.

Die Badehose, die Zero mir am Tag zuvor gegeben hatte, hing immer noch über dem Holzgeländer der Veranda, von wo ich sie mir nahm. Ich durfte sie behalten und nutzen, solange, wie ich hier zu Gast war. Glücklicherweise.
 

Wir kamen erst wieder aus dem Wasser, als die Sonne fast schon untergegangen war.

„Wollen wir uns noch etwas auf die Veranda setzen…?“, fragte Zero mich auf dem Rückweg. Die letzten Sonnenstrahlen erhellten den Weg. Der seichte Wind, der wehte, kühlte mich dankbarerweise etwas ab. Ich wuschelte mir durch die nassen Haare und nickte. „Ja, gerne.“

Wir breiteten unsere Handtücher auf den beiden Sonnenliegen auf Zeros Veranda aus und machten es uns darauf gemütlich. Schweigend betrachteten wir den Sonnenuntergang wie am Abend zuvor. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Zero langsam die Hand ausstreckte – direkt neben ihm stand seine Palme. Ich beobachtete das kurz und hob eine Augenbraue. „Befummelst du grade deine Palme?“

Er wandte mir den Kopf zu und grinste. „Warum nicht? Darf ich das nicht, nur weil Olga weiblich ist? Ich mag Olga eben…“

Ich blinzelte ihn an, während seine Hand weiterhin über die Blätter der Pflanze strich.

„Eh…“ Mehr intelligentes wollte mir nicht einfallen.

„Wenn es dich beruhigt, ich rede auch ab und an mit ihr. Aber sie ist auch ein sehr körperbezogenes Wesen“, fügte er immer noch grinsend hinzu.

„Beruhigt mich nicht“, erwiderte ich nur.

„Mh~…ich kann ja auch dich befummeln statt die Palme.“

Sofort fing mein Auge nervös an zu zucken. Zeros Blick war so…
 

Ich hätte ihn fast ernst genommen.
 

---

tbc~
 

@-Zero-chan-: Vielen Dank für dein Lob! Es freut mich, dass du so mit ihnen fühlen kannst. So sollte es auch sein. Ich hoffe nur sehr, dass sich das nicht ändern wird und ich das alles weiterhin so schreiben kann, dass du mit ihnen mitfühlen, leiden und dich ebenso mit ihnen freuen kannst. Haha, was Zero und sein Ex am Strand so getrieben haben, dass...war irgendwie so gar nichts XD'
 

@Lucel: Ah, okay, es ist also doch etwas ersichtlich, dass D'espas Trennung mich zu dieser FF bewogen hat? ^^' Ja, die beiden VERSUCHEN, sich gegenseitig zu helfen...aber das mit dem bergauf gehen...das wird noch eine ganze Weile dauern. Erst im 2. Teil wird ich etwas bessern, zumindest sieht es momentan so aus.
 

@Kyra_Nakamura: xDD Nein, ich glaube, wir hatten kein ähnliches Badezimmergespräch, da muss ich dich enttäuschen xD Hihi, ja, Karyu so im kurzen, schwarzen ist schon eine schöne Vorstellung, nicht wahr?^^
 

@duski: Es ist doof, schreiben zu wollen und einfach keine Zeit zu haben QQ Ich werd da nach gewisser Zeit irre^^'' Ich bin froh, dass du aber warten kannst :3 Es wird ja auch immer mal wieder was neues geben, ich weiß eben nur nicht, in welchen Abständen ich was neues hochladen kann. Bitte bleib dran^^ Und vielen Dank wieder für dein Lob *///* Motiviert mich sehr, zu wissen, dass die FF bzw die Kapitel gut ankommen. Ich hoffe, das war bei diesem auch so.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-11-28T18:05:00+00:00 28.11.2011 19:05
ICh finde das KApitel auch wieder sehr gut!!
Diese Blicke und leichten Andeutungen und auch, das sie sich näher kommen ist einfach nur süß!!
Und dann noch, das sie langsam über ihre Ex sprechen ist auch schön!!
Freu mich schon auf das nächste KApitel!!

LG Duski
Von: abgemeldet
2011-11-26T23:20:03+00:00 27.11.2011 00:20
im zweiten teil? :O
oh... dann hab ich irgendwie scheinbar verträumt/verpasst/vergessen oder schlicht nich gewusst, dass es noch nen zweiten teil geben wird ;)

auf jeden fall mag ich es in diesem kapitel wieder besonders, wie die beiden miteinander umgehen und wie detailliert du ihre gedankenwelt beschreibst
man fühlt sich immer selbst total betroffen... ~__~

und zur auflockerung sind diese ganzen witze und anspielung auch extrem toll! ^-^

...aber... das is ja schon wieder ein halber cliffhänger >__<
;D
Von:  -Zero-chan-
2011-11-26T21:46:27+00:00 26.11.2011 22:46
Was hab ich gelacht. So melancholisch dieses Kapitel einen auch macht, aber OMG: Olga und die Sahne auf Karyus Nasenspitze xDDD
Und ja, Zeros Blick am Ende. Ja, sein Blick...
*schmunzel*
Aber meine Gedanken schweifen wieder einmal ab XP

Ich finde, in diesem Kapitel hast du die Persönlichkeiten der beiden, wie sie für die Manias rüber kommen, wirklich gut zum Ausdruck gebracht ^^

Ja, i-wie leide und lache ich wirklich immer mit den Figuren mit als säße ich direkt daneben oder wäre mittendrin in der Szene.
Allerdings können auch nicht viele so visuell verständlich Texte schreiben. Fühl dich also geehrt, das von mir gesagt zu bekommen XP

Die Szene, in der Karyu seine Gefühle herauslässt und fühle, er bräuchte noch Jahr, um darüber hinwegzukommen und sich zu befreien, ist wirklich total persönlich und es ist spürtbar, wie er langsam Bezug und Vertrauen zu Zero aufbaut.
So kann ich mir den guten Ka-chan wirklich vorstellen.

Außerdem freue ich mich, dich so zum schreiben anzuspornen ♥
Go, Go, Go XDDD


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