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Heart Cross

von

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Prolog

„Die Legende besagt, sobald sich das schwebende Schloss aus den Weiten des Universums

am Zenit der Erde zeigt, ist die Welt in der wir leben zum Ende geneigt. Animus wird sich uns offenbaren und den Menschen diesen Lebensraum entziehen.“

Eine Junge Frau saß mit drei Kindern zusammen auf einer großen Wiese.

Hinter ihnen leuchteten die Lichter eines Dorfes und über ihnen die der Sterne.

„Mutter.. ist das wahr?“ fragte ein kleiner schwarzhaariger Junge.

Er starrte sie verwundert an, denn ihre Haare leuchteten in einem ungewöhnlichen Blau.

„Ich fürchte ja...“ erwiderte sie ihrem Sohn, der daraufhin seine kleine Schwester fest in den Arm nahm um sie zu trösten. Das am ältesten aussehende Kind, ein weiterer Sohn, erhob sich von seinem Platz. „Warum erzählst du so einen Unsinn Mutter… Niemand weiß ob sich dieses Ereignis jemals zugetragen hat. Ich meine… Das kann sich jeder aus dieser besagten Epoche ausgedacht haben, wer will es überprüfen. Und außerdem… glauben diese Menschen eh alles, was ein daher gelaufener Wanderpriester predigt. Dummes Volk…“ Er richtete seinen Blick auf den Horizont. „..schwebendes Schloss, lächerlich.“ Die Miene der Mutter verdüsterte sich, dann sah sie ihre kleine Tochter an. „Es tut mir leid dich verängstigt zu haben.“ Schließlich formte ihr Mund ein lächeln. „Vielleicht sind wir dazu bestimmt, ein friedvolles Leben zu führen, ohne diesen Tag jemals erleben zu müssen.“ Dann erhob sie sich ebenfalls. „Kommt… wir gehen Heim, euer Vater wartet sicher schon auf uns.“

Und mit diesen Worten legte sich der Schatten der Nacht auf das Dorf.

The Good Soldier

Die Sonne stach ihr ins Gesicht. Sie wehrte sich zwar ein paar Mal dagegen, in dem sie sich in ihrem Bett hin und her drehte, doch die Strahlen waren zu penetrant. So gab sie den Kampf auf und beschloss aufzustehen. „Sieben Uhr in der Früh.. du bist grausam Sonne…“ murmelte sie und öffnete dabei ihre Fenster. Im Fluss, der unmittelbar an der Kirche in der sie lebte vorbei floss, spiegelten sich ihre langen schwarzen Haare. Sie waren tatsächlich ein ganzes Stück gewachsen, dachte sie sich und setzte sich auf ihr Bett. Sie grübelte.

Erst vor einer Woche offenbarte sich ihr, dass sie eine Reinkarnation des sogenannten „Wächters“ sei. Der Wächter ist eine Person von dreien, die das Geburah Tiphreth bildet. Laut Sagen hat das Geburah Tiphreth vor vielen Jahrhunderten die Welt vor Animus bewahrt. Und nach vielen weiteren Sagen hieß es, dass die Reinkarnation sich erst dann offenbart, wenn der Tag der Entreißung naht. Sie rieb sich den Kopf. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso grade sie?

Sie war ein einfaches Mädchen, welches liebevoll in die Familie des Dorfpfarrers aufgenommen wurde, nachdem ihr Bruder das Land verließ. Ihre Eltern lebten schon lange nicht mehr.

„Shounan?“ Es klopfte an ihrer Tür. „Ja...?“ antwortete sie. Daraufhin trat ein Mann mit freundlichem Gesicht ein. „Oh gut, du bist schon wach.“ – „Nun ja, ungewollt.“

Er lachte. „Ich möchte gern mit dir reden.“ Dann setzte er sich auf das Bett neben sie.

„Vater Carius… ich bin so verwirrt. Ich habe nicht die geringste Ahnung wie ich mit dieser Bürde umgehen soll, geschweige denn was ich zutun habe, was meine Pflichten sind. Ich bin grade mal 18 Jahre alt und soll die Welt vor einer Katastrophe retten von der ich nicht mal weiß, wie sie überhaupt aufzuhalten ist und-„ - „Shounan...!“ Er legte eine Hand sanft auf ihren Kopf. „Beruhige dich... Ich bin hier um dir einiges zu erklären.“ Langsam ließ sie sich zusammensacken. Was ging hier nur vor sich.

„Ich weiß… dass alles ist nicht so einfach. Und glaube mir, ich wünschte das alles hätte dich nicht getroffen…“ Völlig verzweifelt blickte Shounan ihren Ersatzvater an. „Doch so wie es Gott wollte hat er also dich erwählt.“ Er kramte in seiner Manteltasche bis er ein altes Stück Papier hervorzog. Er faltete es auf und gab es Shounan. Verwundert musterte sie die veralteten Zeichnungen und Schriften. „Das was du siehst ist das Geburah Tiphreth.“ Begann er zu erzählen. „Sie pilgerten zum Tempel von Cendil um dort Animus entgegen zu treten. Cendil befindet sich am Mittelpunkt dieser Erde, dort wo auch Animus aufersteht.“ Shounan betrachtete die Zeichnungen immer noch. Sie wirkten sehr düster auf sie. So als wäre das Unheil nicht mehr aufzuhalten, welches dort dargestellt wurde. „Mit der Auferstehung von Animus begann also der Kampf. Doch dem Geburah Tiphreth gelang es mit vereinter Kraft die Bestie erneut in die Tiefen dieser Welt zu versiegeln.“ – „Wie kann es dann sein, dass Animus wieder aufersteht, wenn er versiegelt worden ist?“ Carius’ Ausdruck von Freundlichkeit wurde von Zorn erfüllt. „Menschen…“ – „Menschen?!“ Er stand auf. „Ja Menschen. Menschen die nicht in der Lage sind, ein Wesen das die Macht hat das Leben eines jeden einzelnen zu entreißen, zu kontrollieren! … Aber auch vor solchen Menschen wurde in den Sagen gewarnt… Und so musste es ja schließlich kommen…“ Auch Shounan erhob sich nun von ihrem Bett. „Ich verstehe… Ich nehme also an, dass ich ebenfalls, wie meine Vorgänger, nach Cendil gehen muss… Und was passiert dann?“ – „Es tut mir Leid Shounan… das kann ich dir nicht sagen… Die dort wachende Hohe Priesterin Kalatia ist eine der Nachfahren der einst dort auserwählten Priesterin, die dem Geburah Tiphreth den Kampf gegen Animus ermöglichte. Sie wird wissen was zutun ist.“ Plötzlich wurde es ruhig. Eine ganze Weile verlor niemand ein Wort. „…. Ich soll also tatsächlich gegen diese Bestie antreten…? Vater, ist das Ihr ernst?“ Carius sah sie bestürzt an. „…Ich fürchte ja. Man erwartet es von dir.“ – „Man erwartet es von mir…“ Sie machte ein paar Schritte rückwärts und lies sich wieder auf ihr Bett fallen. Shounan hatte wirklich nicht die geringste Ahnung wie sie das ganz alleine durchstehen sollte. Oder ob sie es überhaupt durchstehen würde.

Alleine… sie alleine? Sie war niemals alleine. Ihr Bruder war bei ihr. Vater Carius war bei ihr. Wer würde jetzt bei ihr sein? Würde überhaupt wer bei ihr sein? Sie kann nicht alleine sein! „Vater Carius…!“ Sie fing an zu weinen. „Werdet Ihr bei mir sein…?“ Carius kniete sich vor das Mädchen das er schon so lange wie eine Tochter betrachtete. „… Es tut mir so Leid…“ Er nahm sie in den Arm. „Ich.. ich kann das nicht, ich kann nicht alleine sein Vater…“ – „Shounan… ich verspreche dir, du wirst nicht alleine sein.“ Sie schluchzte.

„Ein guter Freund von mir wird in den Bergen warten, um dich sicher nach Cendil zu führen… Auf ihn ist verlass… Und…“ Shounan löste die Umarmung und sah ihn an. „…Und?“ – „Jemand wird dich auf all deinen Wegen begleiten. Er hat sich dazu bereit erklärt.“ Und mit diesen Worten sprang Shounan von ihrem Bett. „W-Was?! Es stand also schon von Anfang an fest, dass ich diese Reise antreten würde? Ohne meine Antwort jemals zu hören? Das ist-„ – „Shounan bitte… Du bist dazu verpflichtet…“ – „Ich bin gar nichts! Ich alleine entscheide wozu ich mich verpflichte!“ Sie rannte aus der Kirche, hinaus auf den Hof und lehnte sich gegen einen Baum. Sie wusste nicht ob sie wütend oder verängstigt sein sollte.

Wieso sie? Diese Frage ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf.

„Was soll ich nur tun...?“ – „Dir vielleicht erstmal etwas Richtiges anziehen“ erwiderte eine unbekannte Stimme. Bevor Shounan überhaupt realisieren konnte, dass sie immer noch in Schlafsachen war, erblickte sie einen äußerst attraktiven jungen Mann, der plötzlich vor ihr stand. Shounan hatte ihn noch niemals gesehen. Er hatte schwarzes Haar und war ungewöhnlich modern gekleidet. Er konnte gar nicht von hier sein, niemand in diesem Dorf würde solche Klamotten tragen. „Genug gestarrt?“ fragte er. Sie musste ihn unverschämt lang gemustert haben, was ihr nun unglaublich unangenehm war. Sie errötete schlagartig. „W-was fällt dir überhaupt ein mir hier einfach aufzulauern und mich auf Kleiderordnungen hinzuweisen? Wer bist du überhaupt?!“ schrie sie schamerfüllt. Er lachte ein wenig und trat näher. „Propox. Ich werde dich ab heute für eine Weile begleiten.“

I am Waves

Shounan konnte ihre Augen immer noch nicht von ihrem scheinbar neuen Begleiter abwenden. Er war einfach zu interessant. Diesmal versuchte sie dabei weniger auffällig zu sein, was allerdings nicht wirklich klappte, denn Propoxs Augen wanderten ständig in ihre Richtung sobald sich ihre Blicke auf ihn festigten. Schnell huschte ihr Gesicht zur Seite.

„Nun“ begann Carius. Alle drei saßen im Wohnbereich der Kirche, um die Situation, in der sie sich befanden, gründlich zu besprechen. „Wie ich sehe, habt ihr schon Bekanntschaft miteinander gemacht“ fuhr er fort. Shounan rutschte verlegen auf ihrem Stuhl herum. „…Jaa. Das haben wir. Allerdings.. was die Reise angeht-“ – „Ich wurde schon bezahlt, also müssen wir das jetzt wohl übel durchziehen, Prinzessin“ unterbrach Propox sie, mit einem wirklich charmanten lächeln, wie sie fand. ‚Und zu gleich wirklich sehr unverschämt’ widersprach ihr Gewissen. „Wie bitte? Es geht hier nicht um dein Geld, sondern um meine Rechte! Und davon mal abgesehen… Vater! Ich dachte er hat sich dazu bereiterklärt?! Für mich klingt das eher nach Bestechung!“ – „Shounan-“ – „Vater Carius! Sie bezahlen fremde Leute dafür, mich auf einer Reise zu begleiten die ich nicht mal antreten will!“ Sie schoss von ihrem Stuhl empor und verschwand in ihrem Zimmer.

Shounan warf sich auf ihr Bett und schlug die Arme über dem Kopf zusammen.

Was erwartete man da nur von ihr. Vor einer Woche führte sie noch ein normales Leben und nun sollte sie die gesamte Bevölkerung dieser Erde retten. Es war nicht so, dass es ihr völlig egal war. Nur war es für sie nur schwer zu glauben, dass so eine Macht wie Animus überhaupt existieren konnte. Das alles klang nach einer der vielen Geschichten, die ihr Bruder ihr erzählte als sie noch klein war. Wo Mädchen von einem Tag auf den anderen zu Superheldinnen wurden. Und genau das passierte hier und jetzt. Völlig banale Dinge zeigten sich ihr. Mystische Zeichen im Wasser und im Himmel. Und plötzlich war sie die Widergeburt von einem legendären Kämpfer. So sagten es jedenfalls die alten Schriften von Vater Carius. Aber das war sie nicht. Nicht sie. Alles wirkte so unglaublich unrealistisch.

Glaubte Propox etwa auch an diesen bevorstehenden Weltuntergang? Shounan dachte nach. Er würde sie also die ganze Zeit begleiten.

„Für Geld…“ seufzte sie. Plötzlich öffnete sich die Tür und sie schrak hoch. Es war Propox. „…Was willst du?“ Er ging rüber zur Fensterbank und setzte sich. „Hör zu… ich weiß wie unrealistisch dieser ganze Schrott für dich klingen muss. Die Welt retten und so’n Zeug. Wirkt auf mich wie ‚ne unglaublich einfallslose Geschichte, die jeder zweite Autor veröffentlicht. Aber…“ Shounan sah ihn an. „Dieser scheiß passiert wirklich… Bitte geh da raus und hör dem alten Mann zu. Ich denke das alles ist auch in deinem Interesse.“ Mehr hatte er offenbar nicht sagen, denn er sprang von seinem kurzzeitigen Sitzplatz und verließ das Zimmer wieder.

Noch lange lag Shounan auf ihrem Bett und dachte nach. Was zum Beispiel würde passieren, wenn sie in Cendil ankommt? Das würde sie durch Rumliegen jedenfalls nicht erfahren und richtete sich schließlich auf. Bevor sie die Tür nach draußen öffnete, holte sie tief Luft. Dann trat sie in das Zimmer, welches sie eben noch so aufgebracht verließ.

„Okay… Ich mach es.“ Carius blickte sie erleichtert an. „Oh Shounan, ich weiß... ich- “ – „Schon gut Vater, ich sehe es ein. Scheinbar bin ich für diese Welt verantwortlich, so unrealistisch es klingen mag.“ Sie setzte sich wieder auf einen Stuhl. „Nicht du allein, Shounan, wie du weißt, besteht das Geburah Tiphreth aus zwei weiteren Personen, die wohl besser ausfindig gemacht werden sollten.“ sagte Carius, der wieder den alten Papierfetzen herausholte. „Du bist ‚der Wächter’, es fehlen also noch ‚der Legendäre’ und ‚der Ivilliss’ um das Tiphreth zu vervollständigen.“ Shounans Optimismus verflog damit, denn sie wusste, dass die Welt nicht gerade klein war. Die beiden konnten überall sein. „Wie lang hast du dir vorgestellt soll diese Reise dauern, Vater? Und viel wichtiger: WANN ist der Tag der Entreißung? Wenn die anderen beiden in diesem Leben gefunden werden sollen, wäre es besser, ich hätte etwas Zeit...“ – „Wenn sich Pala zeigt.“ schob Propox ein.

„Pala?“ – „Pala ist eine Insel die über dem Himmel schwebt. Sie trägt eine Schlossruine auf ihrem Rücken. Die Legende besagt, ‚sobald sich das schwebende Schloss aus den Weiten des Universums am Zenit der Erde zeigt, ist die Welt in der wir leben zum Ende geneigt.’“

Shounan atmete langsam aus. „Also könnte es jederzeit passieren?“ – „Schon möglich.“ – „Ist es dann nicht völlig sinnlos?“ – „Shounan!“ mischte sich Carius ein. „Entschuldigung Vater…“ Sie warf einen Blick nach Propox, diesmal völlig bewusst. „Morgen brechen wir also auf?“ Er nickte und stand auf. „Da dies nun geklärt ist, werde ich ein Inn aufsuchen, bis morgen.“ Mit diesen Worten verließ er die Kirche und zurück blieb ein unsicheres Mädchen was die Reise ihres Lebens erleben sollte.

Am Abend lehnte sich Shounan wieder aus ihrem Fenster und betrachtete erneut ihr Spiegelbild im Fluss. Nicht nur ihre Haare veränderten sich mit der Zeit. Ihr gesamtes Leben sollte sich verändern. Und noch immer war alles so unwirklich. Sie lächelte. „So soll es also sein…“

Langsam schloss sie die Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann legte sie sich in ihr Bett.

„Was auch immer da draußen auf mich wartet…“ flüsterte sie leise und pustete die Kerze auf ihrem Nachtschrank aus.

Head Down

Als Shounan ihre Augen öffnete, war es noch immer dunkel. Sie konnte nicht schlafen.

Viel zu sehr beschäftigte sie die bevorstehende Reise. Sie hatte ihre Heimat außerdem noch niemals verlassen. Und wenn, wäre ihr Bruder bei ihr gewesen. Ja, ihr geliebter Bruder.

Sie drehte sich zur Fensterseite und sah wie der Mond durch ihre Vorhänge schimmerte.

Was ihr Bruder wohl grade machte? Shounan wünschte sich, er könne jetzt bei ihr sein.

Natürlich, sie war nicht allein. Propox würde sie begleiten. Doch wusste sie nicht wirklich,

wie sie ihn einschätzen sollte. Viel gesagt hatte er schließlich nicht.

Nach einiger Zeit überkam sie doch die Müdigkeit und schlief bis zum Sonnenaufgang.
 

Fertig angezogen betrat Shounan die Kirchenhalle, wo Vater Carius auf einer der Bänke saß und die bunten Fenstergläser betrachtete. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. „Vater.. Ich wäre dann soweit.“ Sie war sich nicht sicher, ob er sie gehört hatte, denn sein Blick war noch immer den Fenstern zugewandt. Shounan trat näher. „Vater-“ – „Ja, ich weiß…“ Er stand auf und ging zu einem der vielen Regale. Dann zog er ein Buch heraus und blätterte eine Weile in ihm. Die Seiten des Buches waren noch staubiger und veralteter als der gestrige Papierfetzen, dachte Shounan. Carius nickte, er schien gefunden zu haben, was er suchte. „Shounan, komm her.“ – „Mh?“ Carius legte seine Hand auf ihre Stirn und las die Schriften auf der aufgeschlagenen Seite vor. Sie hatte keine Ahnung was es zu bedeuten hatte. Was war das für eine Sprache? Plötzlich zeichnete sich ein merkwürdiges Symbol auf dem Boden ab. Es begann zu leuchten. „W-was geschieht hier?!“ Shounan traute ihren Augen nicht. Tanzende Lichter, sie waren überall. Sie schwebten in einer Spirale empor und vereinten sich am höchsten Punkt zu einem Stab. Das gleißend blaue Licht, welches er ausstrahlte, erfüllte den kompletten Raum. Shounan hob die Hand um nach ihm zu greifen. Er war unbeschreiblich schön. Hellblaue Verschnörkelungen zierten ihn überall. „Das ist das letzte Indiz dafür, dass du tatsächlich dem Geburah Tiphreth angehörst, Shounan.“ Sie drehte sich zu ihm. „Was hat es mit ihm auf sich?“ fragte sie und bewunderte noch immer sein Aussehen. „Das ist der Stab, den der Wächter bei sich trug, als er in den Kampf gegen Animus zog. Er gehört nun zu dir.“

Carius brachte das Buch zurück an seinen Platz. „Ich werde dir diesen Spruch beibringen, so kannst du den Stab immer beschwören, wenn es nötigt ist.“ Dann kniete er sich hin. „Knie dich hin wie ich und spreche mir nach, Shounan.“ Sie nickte und kniete sich ebenfalls hin.

„Durch das Zeichen auf deiner Stirn, ist es dir nun möglich, die gleiche Reaktion wie eben, herbeizuführen.“ – „Zeichen?!“ Shounan faste sich ungläubig an die Stirn. „Es erscheint immer dann, wenn du den Stab beschworen hast.“ Carius positionierte seine Hand diesmal auf dem Boden. „ப்ளூ கார்டியன்“ Schon wieder diese seltsame Sprache, dachte Shounan. Doch sie sprach es nach. „ப்ளூ கார்டியன்“ Mit ihren Worten bildete sich wieder dasselbe Symbol auf dem Boden ab, strahlend blau. „Löse deine Hand vom Boden.“ Sie tat es. Das Symbol löste sich auf und mit ihm auch der Stab. Sie stand auf. „Das ist unglaublich.“

- „Das ist alles, was ich für dich tun konnte, Shounan. Tut mir Leid. … Aber er wird dich beschützen.“ Ehe er richtig aufstehen konnte, spürte er Shounans Umarmung. „Danke, Vater…“
 

Die Sonne stand schon fast an ihrem höchsten Punkt als Propox Richtung Kirche lief. Shounan und Carius erwarteten ihn bereits. „Morgen…“ murrte er, als er vor den beiden stehen blieb. „Es ist fast Mittag.“ erwiderte Shounan und betrachtete den goldenen Bogen auf Propox’s Rücken. „Mir egal...“ Er sah sie an. „Kann’s losgehen, oder was jetz’?“ Wie unhöflich, und mit ihm sollte sie ab heute immer unterwegs sein? Shounan runzelte die Stirn.

„Vielen Dank, dass Sie das auf sich nehmen Propox. Am Fuße des Hillid Gebirge wird ein Freund meiner euch erwarten.“ Carius übergab Propox eine Karte. „Bis dahin sollte euch die Karte noch führen können. Dort angekommen könnt ihr die Navigation dann ihm überlassen.“ Er drehte sich zu Shounan, die er nun gehen lassen musste. „Pass auf dich auf…“ – „Danke für alles, Vater.“ Sie umarmte ihn ein letztes Mal und verließ den Vorhof der Kirche. Propox nickte Carius zu und ließ ihn dann ebenfalls hinter sich.
 

Eine ganze Weile schon liefen die beiden stumm nebeneinander. Shounan hatte vor die unangenehme Stille zu durchbrechen. Nur wie? Sollte sie ihn nach seiner Herkunft fragen? Nein, zu persönlich. Oder doch nicht? Sie biss sich auf die Lippe. „Au“ – „Was ist los?“

- „A-ah, nichts.“ – „Na dann.“ Es wurde wieder still. Shounan raufte sich innerlich die Haare. So was Blödes. Sie konnten doch nicht die ganze Zeit schweigen. „… U-und? Wo kommst du her? Ich habe solche Klamotten die du trägst noch nie gesehen.“ Jetzt hatte sie es doch getan. Wie peinlich, dass mit den Klamotten hätte sie auch weglassen können, dachte sie. Er grinste. „Du hast das Törchen, was aus dem Dorf führt auch noch nie verlassen, wie?“ – „Mh, doch. Früher lebte ich mit meinem Bruder oben in den Weiden, in einem kleinen Häuschen. Das war außerhalb des Dorfes!“ Propox schwieg. Wieso hatte sie das jetzt erzählt, fragte sie sich. Das interessiert doch eh niemanden. „Wo ich herkomme fragst du also… Nun, von ziemlich weit her, schätz’ ich.“ – „Und wo genau ist ‚von ziemlich weit her’?“ – „Unwichtig.“ Shounan seufzte. Wieso war dieser Typ nur so verstammt schwierig. „Ich frag mich, wie ein zierliches Mädchen wie du zu so einer Wichtigkeit auserwählt werden konnte.“ Sie sah ihn an. „Was soll das denn jetzt heißen?“ – „Ich dachte so was sollten Leute übernehmen die mehr Courage haben. So wie du dich angestellt hast…“ – „Na hör mal, wie würdest du dich denn fühlen auf einmal der ‚Retter der Welt’ zu sein. – „Gut.“ – „Das ist doch- … Ach egal. Ich habe mir das jedenfalls nicht ausgesucht.“ Sie streckte die Hände in den Himmel. „Was machst du da?“ Propox sah sie verwundert an. Ihre Haare waren ziemlich lang. Und schön, dachte er. „Ich suche den Himmel nach dem schwebenden Schloss ab. Mit meinen neuen tollen ‚Wächter’-Kräften müsste ich doch so was wie Sensoren dafür haben.“ – „Du machst dich zum Affen.“ – „Wieso das denn? Ich muss die Augen offen halten.“ – „Es wird sich noch nicht zeigen.“ Shounan hielt inne und nahm ihre Hände herunter. „Woher willst du das wissen?“ – „Ich weiß es halt.“ – „Na wenn das so ist.“ Sie setzte sich auf einen Felsbrocken der am Wegrand herumlag. „Dann können wir uns ja Zeit lassen und eine Pause machen. Ich bin aus der Puste.“ Ein paar Stunden waren sie nämlich doch schon unterwegs. „Na schön.“ – „Schön.“ – „Schön.“ – „Schön!“ Propox ließ sich in die Wiese hinter ihnen fallen und legte die Hände hinter den Kopf. Es waren wirklich sehr schöne Haare, die sie hatte.

Perfect Boy

„Was gehst du denn so schnell? Hast du etwa angst?“ Propox hielt einen kleinen Frosch in der Hand, der ihm auf den Bauch hopste als er vor sich hin döste. „MACH DAS WEG!!“ brüllte Shounan, die schon ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatte. „Schau doch wie süß er ist, er will auch mal von dir gehalten werden. Er liebt dich, hörst du!“ Er beschleunigte seinen Schritt ein wenig. „Komm schoooon. Er ist ganz lieb.“ – „Ich sagte WEG DAMIT!“ – „Du bist herzlos. Und du willst die Welt retten, wenn du nichtmal die Bewohner dieser Erde lieben kannst.“ – „Das ist kein Bewohner. Das ist ein ekelhafter Frosch!“ Propox sah den kleinen Besucher an. „Hast du das gehört, sie nannte dich ekelhaft.“ Daraufhin sprang der Frosch auf und ab. „Er hat seine Meinung über dich geändert. Er findet dich auch nicht sehr hübsch.“ – „Ist mir völlig egal.“ Shounan blieb kurz stehen um sich von der Flucht zu erholen. Währenddessen ließ Propox den Frosch zurück in die Wiese hüpfen. „Irgendwann begegnet ihr euch wieder.“ Als er grade den Weg den Shounan zurücklegte, aufholen wollte, bemerkte er, wie sich der Himmel verdunkelte. Er blickte nach oben. Das war aber eine außerordentlich ungewöhnliche Wolke, dachte er. „PROPOOOOOOX“ Mit dem Aufschrei wusste er, dass es sich nicht um eine Wolke handelte sondern um einen zu groß geratenen Raubvogel, der Shounan mit seinen Krallen umklammerte. Bevor er überhaupt den nächsten Gedanken fassen konnte, war der Vogel schon abgehoben, inklusive mit dem Mädchen, welches er eigentlich beschützen sollte. „SHOUNAN!“ Sofort setzte er seine Beine in Bewegung. Er rannte dem Vogel hinterher und riss sich den Bogen vom Rücken. Während er rannte spannte er einen Pfeil ein und feuerte ihn ab. Er verfehlte. „Verdammte Scheiße“ fluchte er. Sie waren einfach schon zu hoch. Was sollte er nur tun? Er konnte nicht einfach versagen. Propox überlegte nicht lange. Das Beste was er jetzt machen konnte, war es den Vogel bloß nicht aus den Augen zu verlieren. Sonst würde Shounan nämlich wohl oder übel als Grundnahrungsmittel für deformierte Flugtiere enden.
 

Shounan versuchte sich aus den Krallen des Vogels zu befreien. Wütend hämmerte sie auf ihm herum. „LASS MICH LOS!“ So was musste natürlich gleich am ersten Tag passieren. Wie sollte das nur werden, wenn sie Animus entgegentreten musste, dachte sie. Falls sie das überhaupt noch erleben sollte. Wahrscheinlich war dieser Riesenvogel auf direktem Wege zu seinem Nest, um sie an seine Jungen zu verfüttern. Shounan schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein. So würde es nicht mit ihr zu Ende gehen. Nicht heute. Bestimmt war Propox schon ganz in der Nähe. Oder? Darauf konnte sie sich nicht verlassen. „Was mach ich nur, was mach ich nur…“ Der Vogel lies sich langsam sinken. Was Shounan sah war kein Nest, aber etwas vergleichbar Ähnliches. Ein riesiges Gestrüpp aus Dornen, irgendwo an einem Felsvorsprung. „Na wenn das der Ort ist, wo diese Viecher aufwachsen, erklärt es die Robustheit dieses Vogels…“ Sie schluckte, denn der Vogel setzte zur Landung an. Sie spürte wie sich der Griff der Kralle langsam löste. „H-hey! Du willst mich jetzt nicht wirklich da rein fallen lassen oder?!“ Sie schwebten genau über dem Gestrüpp. Nun löste sich der Griff komplett. Shounan fiel in das dornige ‚Nest’ des Vogels und kam mit dem Hintern auf dem Boden auf. „Auuuuu“ schrie sie. Neben ihr sah sie einen aus dem Boden herauswachsenden Dorn. „Das war knapp…“

Immerhin war sie nicht mehr in der Luft, aber hier konnte sie sich genauso wenig befreien. Sie war umgeben von Stacheln. „Das ist ja noch aussichtsloser.“ Aber noch wollte sie der Mut nicht verlassen. Es war keine Spur von ihrem Entführer zu sehen. Und auch nicht von riesigen Küken. Shounan kniete sich auf den Boden und suchte nach einem Schlupfloch. Aber alles was sie sah waren noch mehr Stacheln. Und ihr Freund der Vogel landete schließlich auch im Nest. Langsam wurde ihr doch unbehaglich zumute. Mit dem Schnabel machte er sich den Weg zu Shounan frei. Wo sollte sie jetzt hinrennen? Viel Platz war schließlicht mehr. Plötzlich fiel ihr der Stab ein. ‚Er wird dich beschützen’ Genau das sagte Carius zu ihr. Schnell legte Shounan die Hand auf den Boden. „ப்ளூ கார்டியன்!!“ Der Stab erschien ihr nun zwar, und das helle Licht blendete den Vogel auch, aber mehr geschah nicht. Shounan sah den Stab an. „WAR DAS ALLES?!?!“ In ihrer Verzweiflung warf sie den Stab gegen den Kopf des immer näher kommenden Vogels, der sich offensichtlich an das Licht gewöhnt hatte. Er schreckte zurück, doch lies sich nicht davon abbringen nach Shounan durchzudringen. Das war ihre letzte Idee. Jetzt war es also vorbei. Sie lies sich zusammensacken. „Ich will nicht so unehrenhaft sterben…“ – „Das wirst du auch nicht.“ Sie schrak hoch und erblickte Propox, der ganz oben auf einem Ast des Gestrüpps stand. „PROPOX!“ rief sie voller Erleichterung. Der Vogel, der gar nicht so begeistert von dem neuen Besuch war, schlug mit seinem riesigen Flügel nach ihm. Der Windstoß war so heftig, das Propox sich nur grade so an einem der Dornen festhalten konnte. Dann kletterte er wieder hoch. Irgendwie musste er ihn von Shounan weglocken, der sich schon wieder ihr zugewandt hatte. „Mach doch waaas!!!!“ schrie sie. Die Pfeile verlor Propox beim erklimmen des Felsen. So konnte er den Vogel jedenfalls nicht erledigen. Ihm blieb nichts anderes über. Er stürzt sich auf den gefiederten Rücken. Wie wild schlug der Vogel mit den Flügeln, als Propox ein paar seiner Federn ausrupfte. Dann sprang er wieder ab. Diesmal schien der Vogel ihn ins Visier genommen zu haben. Er hüpfte die Felsvorsprünge hinunter, auf der Suche nach seinen Pfeilen. Sein Verfolger dicht hinter ihm.

Shounan raffte sich mittlerweile wieder auf und lies ihren Stab wieder verschwinden, der sich als sehr unnützlich erwies. Dann kletterte sie vorsichtig an den Dornen herauf. Oben angekommen schluckte sie. Das war ein ganz schön weiter Weg nach unten. Und Propox konnte sie auch nirgends finden. Sie hörte nur das schrille Kreischen den Vogels.
 

„Wo sind diese verdammten Pfeile?!“ Wenigstens einer musste sich doch in den Ranken, die den Fels hinaufwucherten, verfangen haben. Mit dem Bogen versuchte Propox den Vogel zu verdrängen. Plötzlich sah er die Spitze eines Pfeils schimmern. Er befand sich weiter unten in einem Spalt eines Felsvorsprungs. Propox ließ sich von den Ranken los und fiel auf den Vorsprung. Schnell befreiter er den Pfeil aus dem Spalt und spannte ihn in seinen Bogen ein. „Jetz’ hab ich dich.“ Er schoss den Pfeil unmittelbar in die Richtung des Riesenvogels ab und durchbohrte damit das Herz. Daraufhin fiel er in sich zusammen und stürzte in die Tiefen.

„A-alles in Ordnung?“ Propox blickte nach oben. Shounan kletterte langsam an den Felswänden nach unten. „Klar.“ Er kam ihr entgegen und nahm auf den Arm. Shounan spürte wie ihr Gesicht rot anlief. „Wir kürzen den Weg ein wenig ab.“ Er sprang auf einen zu hoch gewachsenen Baum, der aus den Tiefen herausragte. Dann suchte er sich den Weg nach unten in dem er immer weiter auf tiefer gelegene Bäume sprang. Shounan fest in seinen Armen. Unten angekommen ließ er sie runter. Sie schwieg. „Du bereitest ganz schön viel ärger, weißt du?“ Shounan kullerten die Tränen der Wange entlang. Dann stolperte sie in seine Arme und umklammerte ihn. „Ich hatte solche aaaaangst!!!“ Wie ein kleines Kind weinte sie. Er wusste nicht wirklich was er nun tun sollte. Eine Weile ließ er sie so stehen. An ihn gedrückt. Dann schob er sie sanft weg. „Das war erst der Anfang... also hör auf zu weinen. Das macht dich nur stärker für diese Reise.“ Shounan wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „…Ja. Tut mir Leid…“ – „ Du musst dich nicht entschuldigen.“ Propox sah sich um. „Wie es aussieht, sind wir durch diese kleine Aktion ein ganzes Stück vorwärts gekommen. Dort drüben sieht man ein paar Häuser. Ich denke dort bleiben wir heute Nacht.“ Shounan nickte und beide machten sich auf den Weg. „Sag mal.“ begann sie. „Wie hast du mich so schnell gefunden?“ - „Das blaue Licht hat euch verraten. Irgendwie konnt’ ich mir denken, dass du dahinter stecken würdest.“ Shounan wurde ruhig. ‚Der Stab wird dich beschützen.’, dachte sie. In einer gewissen Weise, hat er es also doch getan.

Er hatte Propox den Weg zu ihr gezeigt.

Empty Sighs and Wine

Es wurde dunkel ohne dass sie es merkten. Mittlerweile hatten Shounan und Propox Unterschlupf in einem Inn gefunden. Viel Auswahl gab es in diesem ‚Dorf’ eh nicht. Es standen höchstens drei Häuser hier, umgeben von einem bereits morschen Zaun. „Vom weiten sah es hier nach mehr aus.“ meinte Shounan, die den aufgehenden Mond beobachtete. Propox hörte ihr nicht wirklich zu. Er starrte kurz in sein Glas, welches mit einem alkoholischen Getränk gefüllt war. Er hatte keine Ahnung was es war, trank es aber. Dann ließ er seinen Blick durch den Raum wandern. Ein paar Kerzen brannten auf den wenigen Tischen. Ansonsten war es hier nicht besonders hell. Der Innbesitzer machte einen robusten Eindruck, mit ihm sollte er’s sich besser nicht verscherzen, dachte Propox. Mit einem Bein stieß er sich vom Tisch ab und begann mit dem Stuhl zu wippen. Dabei hörte man die Dielen knarren. „Was soll das, du bist hier nicht Zuhause, Propox.“ Dem hatte er nichts hinzuzufügen. Sie hatte recht, aber es war ihm egal. „Hörst du mir zu?!“ – „Ja doch.“ – „Wieso antwortest du dann nicht?“ Shounan redete noch weiter, aber er bekam es nicht mehr mit, weil er sich auf die Geräusche die von draußen kamen fixierte. Man hörte Schritte und das Wiehern eines Pferdes. Dann wurde Tür des Inns aufgestoßen. Ein großer Mann stampfte herein und hinter ihm befanden sich drei weitere Personen. „Wata! Tut mir Leid, ich entschuldige mich für seine grobe Art.“ Ein junger Mann mit hellbraunem Haar stürmte hervor und verbeugte sich gefühlte 1000-mal vor dem Innbesitzer. „Wir vier würden hier trotz allem gerne die Nacht verbringen, falls sie es erlauben.“ fuhr er fort und zeigte dabei auf seine Gefolgschaft. Außer dem großen Mann standen noch eine junge Frau mit weißem- und ein Junge mit schwarzem Haar im Raum. Der Innbesitzer willigte ein und die vier setzten sich an den Tisch der sich gegenüber von Shounan und Propox befand. Es dauerte nicht lange bis der Braunhaarige auf Shounan aufmerksam wurde. Er stand auf und rückte sich die Krawatte die er trug zu Recht.

Dann marschierte er gradewegs auf sie zu. „Guten Abend die Dame.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Was bringt eine hübsche Frau wie Sie es eine sind an solch einen gottverlassenen Ort?“ – „Eh..-“ Bevor sie antworten konnte packte die Weißhaarige ihn an der Krawatte und zog ihn zurück. Sie selbst stand auch auf und reichte Shounan die Hand. „Oh Gott, entschuldige bitte Firos Benehmen.“ Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Ich bin Sinika. Und der Knirps da ist Bloody… Ach ja. Der Rambo dort hinten ist Wata-„ – „und ich bin Firo, nochmals sehr angenehm dich hier anzutreffen.“ – „Das weiß sie doch jetzt.“ – „Trotzdem.“ Shounan sah zu dem Jungen rüber. Er saß stumm da. „…Hallo jemand da?“ - „W-was? Oh ja, Entschuldigung. Ich bin Shounan. Und der Typ da in der Ecke ist Propox.“ Dieser war allerdings viel mehr damit beschäftigt sein zweites Glas zu leeren, welches er nebenbei bestellte. „Sag hallo, Propox.“ – „Angenehm.“ schob er schnell ein und legte dann wieder Hand an sein Getränk. „Seid ihr ein Paar oder so?“ fragte Sinika, die Propox musterte. „Eeeeeeeh, nein!!“ Als Shounan merkte wie laut sie das gesagt hatte, hätte sie sich am liebsten unter einem der Tische verkrochen. „Oh was für ein Glü-“ Sinika räusperte sich. „Ich meine, ach nein? Wie schade.“ – „Na ja..“ Aus dem Augenwinkel sah Shounan rüber zu Propox. Sie traute ihren Augen nicht. Er hatte nicht ein Wort mitbekommen, denn er lag tief und fest schlafend in seiner Ecke. „WAS ZUM TEUFEL HABEN SIE IHM DA GEGEBEN?!“ brüllte Shounan den Innbesitzer an. „Kirschgrog.“ Shounan schlug sich die Hand ins Gesicht. Nicht zu fassen, dachte sie. „Ach lassen wir ihn einfach liegen…“ Sie rückte mit dem Stuhl näher zu den anderen. „Und was macht ihr hier genau?“ – „Wir-“ wollte Sinika grade beginnen, doch Firo unterbrach sie. „Wir sind ein Wanderzirkus auf der Durchreise.“ – „Ohooo.“ Shounan machte große Augen. „Der Wahnsinn, ich war noch nie in einem Zirkus.“ Sinika lachte. „Nein? Wie wär’s wenn wir dir was zeigen?“ – „Oh ja, sehr gerne.“ Firo winkte Bloody herbei, der sich mittlerweile vor ein Fenster gesetzt hatte um den Mond besser beobachten zu können. „Was ist?“ rief er. „Zeig dem hübschen Mädchen hier deinen unglaublichen Salto!“ – „Keine Lust.“ Firo stand von seinem Stuhl auf. „Waaaas? Na komm schon her du Knirps!“ Bloody ließ sich jedoch nicht einschüchtern und sah wieder aus dem Fenster. Sinika drückte Firo zurück auf den Stuhl. „Lass ihn.“ Dann seufzte sie. „Schade. Er kann es wirklich sehr gut.“ Shounan lächelte. „Schon in Ordnung. Vielleicht ein anderes Mal.“ Sie überlegte ob sie sich zu ihm gesellen sollte. Er machte einen sehr traurigen Eindruck auf sie. „Hmm..“ Sie stand auf und ging zu ihm. „Schön nicht wahr? Bevor ihr kamt habe ich ihn auch die ganze Zeit angesehen.“ Bloody drehte sich zu ihr. „Ja.“ – „Heute ist er besonders nah. Ich frage mich ob er uns beobachtet. Der Mond.“ - „Unsinn. Wir sind es, die ihn beobachten.“ Er war nicht nur traurig sondern auch unglaublich abweisend, dachte Shounan. „Beiß dir an Bloody nicht die Zähne aus, Shounan. Er ist Realist.“ rief Sinika. „Jaaaa jaaaa, die jungend von Heute. So frühreif!“ mischte sich nun auch Firo ein. Doch Bloody blieb stumm. Shounan hielt es für besser ihn alleine zu lassen und ging wieder rüber zum Tisch. „Bloody ist sehr schwierig. Aber so war er schon seitdem er sich uns angeschlossen hat.“ begann Sinika zu erzählen. „Hat er denn keine Familie, die sich um ihn sorgt? Schließlich reist ihr ja viel. So als Wanderzirkus.“ Eine bedrückende Stille trat plötzlich in die Gruppe. „T-tut mir leid. Hab ich was Falsches gesagt?“ – „Nein, nein. Schon gut. Es ist nur so… wir wissen nicht sehr viel über ihn. Und er auch nicht über sich.“ – „Wie?“ Sinika nahm einen Schluck Wasser. „Er kann sich nicht an seine Vergangenheit erinnern. Wir waren es sogar, die ihm den Namen ‚Bloody’ gaben. An seinen richtigen erinnert er sich ebenfalls nicht.“ Das war es also. Darum sah er so traurig aus. Shounan war sich sicher. „Der arme...“ – „Ja, schlimme Geschichte.“
 

Es war spät geworden und Propox lag noch immer in seiner Ecke. „Sollen wir dir helfen ihn nach oben zu verfrachten? Langsam Zeit zur Ruhe zu kommen. Und er sollte dringen in ein richtiges Bett.“ fragte Sinika, auf Propox deutend. „Danke, das wäre nett.“ – „Kein Thema. Wata! Firo! Schafft den Prinzen nach oben.“ – „Ja, ja. Sinika. Du kannst Reden schwingen, aber selbst machst du nie was“ brummte Firo und hob Propox an den Schultern hoch. Wata nahm die Beine. Sinika lachte schadenfroh und folgte mit Shounan den beiden Männern die Treppen rauf. Bloody blieb vor dem Fenster sitzen.

„Danke euch beiden“ sagte Shounan, nachdem Wata und Firo Propox auf einem Bett ablegten. „Danke ruhig nur mir, liebste Shounan. Wata ist kein Mann der großen Worte.“ Dann verschwanden die beiden im Zimmer nebenan. „Nun Shounan, sehen wir uns morgen früh? Ich würde mich freuen euch beide zum Frühstück einladen zu dürfen.“ - „Danke, Sinika. Ich bin mir sicher die Schlafmütze da drüben hat nichts dagegen einzuwenden.“ – „Fein. Dann sehen wir uns morgen. Gute Nacht.“ Dann verschwand auch sie in einem Zimmer und Shounan schlich sich in das Zimmer in dem sich Propox befand. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Es waren zwei Betten im Raum, also was soll’s, dachte sie. Während sie sich hinlegte, lauschte sie Propox’s lauten Atemzügen. „Na wenigstens schnarcht er nicht...“
 

Ob Bloody wohl noch immer da unten saß? Noch eine ganze Weile dachte Shounan über ihn nach bis sie endlich einschlief.

I Never Wanted To

Gut gelaunt zog Shounan die Vorhänge auf, die die Strahlen der aufgehenden Sonne verdrängten. „Guten Mooooooooooorgen~“ rief sie und zog Propox die Decke weg. „Du grausamer Dämon! Mach dass du raus kommst mit deinem Enthusiasmus...“ Mürrisch schlug er sich ein Kissen ins Gesicht, um Schutz vor den Strahlen zu finden. „Ich brenne…“ – „Das überrascht mich auch nich. Mit dem Zeug was du da so fröhlich getrunken hast, hätte man die drei Häuschen hier ohne Probleme in Brand stecken können.“ Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr, die im Zimmer hing. „Wie auch immer. Ich habe Hunger. Lass uns runter was essen gehen.“ – „Geh allein... ich will nichts.“ Daraufhin trampelte Shounan zu ihm herüber und riss ihm auch das Kissen vom Kopf. „Los jetzt!!!“ – „Gib mir meinen Sonnenschutz zurück du Unmensch!“ Verzweifelt versuchte Propox sein Kissen zurückzugewinnen. „Der Kampf ist verloren!“ rief sie, während sie auf einen Hocker hüpfte. „Mach dich auf dein Ende bereit!“ Dann schmiss sie das Kissen mit aller Kraft die sie hatte in das Gesicht des grade ernannten Verlierers.

Bloody verließ das Zimmer nebenan und blieb einen Augenblick vor der Tür seiner Nachbarn stehen. „Was zur Hölle…“ Was die rumpelnden Geräuschen und Stimmen die aus dem Inneren des Zimmers kamen zu bedeuten hatten, wollte er lieber nicht herausfinden und ergriff die Flucht nach unten. Sinika und die anderen beiden saßen bereits unten. „Guten Morgen, Bloody.“ Sie klopfte auf den Stuhl neben ihr. „Setz dich!“ Noch verschlafen schliff er sich Richtung Sitzplatz. „Morgen..“ – „Du siehst verstört aus. Was ist los?“ – „Glaub mir, das willst du nicht wissen…“ In diesem Moment hörte man wie eine Tür im Obergeschoss aufschlug. „Du bist die Ausgeburt des Teufels, Mädchen! Niemand. Wirklich NIEMAND wird das Schicksal dieser Menschheit jemandem wie DIR überlassen.“ brüllte Propox und stampfte dabei die Treppen herunter. „Spinnst du? Ohne mich hättest du noch den ganzen Tag im Bett verbracht!“ Sinika sprang von ihrem Stuhl auf. „Guten Morgen ihr zweiii ♥“ Fröhlich platzierte sie sich vor die beiden, die das Ende der Treppe erreichten. „Hast du gut geschlafen, schöner Mann?“ Propox sah sie an. Dann Shounan. Und schließlich wieder Sinika. „…Kennt man dich?“ – „Eeh…“ Hinter ihr ertönte ein Husten, welches von Firo ausging. „’Tschuldigung.“ – „Jaaa… Wie auch immer. Setzt euch zu uns.“ fuhr Sinika fort. Stumm setzen die beiden sich dazu und begannen damit sich Gebäck aus dem Korb zu nehmen, der grade von Wata auf den Tisch gestellt wurde.

Scheinbar wusste keiner so Recht worüber man reden sollte, denn das Frühstück ging recht still von statten. Das eine oder andere Mal zwinkerte Sinika Propox zu, der es aber gekonnt ignorierte. Sie pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ach ja.“ Firo meldete sich zu Wort. „Wir haben euch ja noch gar nicht gefragt, was ihr hier eigentlich macht… Also. Was ist der Anlass?“ Bevor Shounan ihm darauf eine Antwort geben wollte, schob sie sich das letzte Stück ihres Croissants in den Mund.“ – „Nun...“ begann sie. „Ich weiß nicht so recht ob ihr mir das glauben wollt.“ Verlegen kratze sie sich am Kopf. Dabei blickten sie die anderen neugierig an. Mit dem Finger machte sie Zeichen, das die anderen näher kommen sollten. „Ich gehöre…“ sie flüsterte. „…dem Geburah Tiphreth an..“ Daraufhin brachen ihre Sitznachbarn in lautem Gelächter aus. Nur Bloody nicht. Propox konnte beobachten wie er sich fast an dem Stück Brot, welches er grade kaute, verschluckte. „GEBURAH TIPHRETH?!“ lachte Firo laut. „Das sind doch nur alberne Märchen, Shounan!“ – „Wie kommst du auf so einen Blödsinn?“ Sinika wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die ihr vor lauter Gekicher herausschossen. Verärgerte blickte Shounan durch die Runde. „Das ist kein Märchen! Es ist wahr!! … P-Propox, sag doch was!“ – „Nein, danke. Ich erfreue mich grade zu sehr an deiner Niederlage.“ Ehe Shounan ein passendes Argument einfallen konnte, betrat ein älterer Herr das Inn. „Ich nehme an, der Trümmerhaufen da gehört euch?“ fragte er die Gruppe und zeigte nach draußen. „Was für ein Trümmerhaufen?“ Firo stand auf und ging vor die Tür. „Was zum?! Sinika komm schnell!“ Die anderen standen nun auch auf und rannten nach draußen. Vor sich sahen sie die große, bedachte Kutsche, in der der Wanderzirkus hauste. Diese sah allerdings nicht mehr so bewohnbar aus, wie man sie ursprünglich in Erinnerung hatte. Und das Pferd war auch verschwunden. „ANIOL!“ rief Bloody. „Aniol ist weg!“ Sofort rannte er los und folgte den Spuren, die das Pferd auf der feuchten Erde hinterließ. „Wann ist das passiert?!“ Sinika sah sich die Schäden an der Kutsche an. „Es muss in der Nacht passiert sein…Welcher verdammte Mistkerl war das?!“ fragte Firo zornig und hockte sich hin um die zerschmetterten Teile ihrer ‚Wohnung’ aufzuheben. „Der Schaden ist nicht sehr groß… das kriegt man wieder hin. Allerdings.. Ohne das Pferd wird es schwer sich weiter fortzubewegen.“ – „Propox und ich helfen Bloody es zu finden!“ sagte Shounan, die sich den Schal den sie trug zurück warf. „Ach tun wir das?“ – „Selbstverständlich!“ Propox seufzte. „Na schön..“ – „Vielen Dank euch beiden.“ Firo stand auf und gab Wata die Holzstücke in die Hand. „Wir drei kümmern uns so lang um das gute Stück hier.“
 

Shounan und Propox folgten der Spur aufmerksam. Allerdings war weder das Pferd noch Bloody zu sehen. „Oh je.. Das ist mehr als beängstigend.“

Sie liefen noch eine ganze Weile durch einen Wald bis die Spur plötzlich endete. „Huh? Wie kann das sein?“ Shounan sah sich um, fand aber keine Lösung für dieses Phänomen. Propox allerdings schien etwas gefunden zu haben und rief sie zu sich. Er deutete auf ein größeres Loch, welches sich hinter einem Busch befand. „Wow.. wer auch immer das gegraben hat. Das Versteck ist ziemlich offensichtlich.“ – „Du bist doch diejenige, die es nicht gesehen hat.“ Shounan schenkte Propox einen giftigen Blick und warf dann einen Blick in die Grube. Eine hölzerne Leiter führte nach unter. „Oh gott.. Ich kann den Boden nicht mal sehen. Hoffentlich ist das Pferd nicht da rein gefallen.“ – „Wir werden es wohl oder übel herausfinden.“ sagte Propox und stieg auf die Leiter. Langsam kletterte herunter, dicht gefolgt von Shounan. „Wie zum Teufel sollen wir das Pferd wieder hoch bekommen?“ fragte sie – „Wenn es wirklich hier runter gefallen ist, erübrigt sich deine Frage.“

Als sie unten ankamen war kein einziger Umriss mehr zu erkennen. Stockdüster. „Ich schätze wir könnten jetzt dein Leuchtstäbchen gebrauchen.“ Vorsichtig tastete sich Shounan auf den Boden und flüsterte die nötigen Worte. . „ப்ளூ கார்டியன்..“ Schlagartig war der Raum in Licht getaucht. „Ich glaube nicht, dass das der wahre Nutzen dieses Stabes ist...“ Mit dem Stab fest in ihrer Hand durchquerten die beiden einen langen Gang. Nach einiger Zeit wurde der Boden auf dem sie liefen zu einem gepflasterten Weg. „Propox.. ich glaube immer weniger, dass das hier ein einfaches Loch ist.“ – „Glückwunsch für die Erkenntnis.“ Etwas weiter vor ihnen gab sich eine kleine Lichtung zu erkennen. „Sieh mal!“ rief Shounan und rannte voraus. Der Gang endete dort. Was sie nun sahen war ein riesiges, verlassenes Dorf unter der Erde. „Wow… Jetzt wissen wir, wo der Rest der drei Häuser abgeblieben ist.“ Propox schwieg. „Was ist los?“ – „Psssst.“ Er hielt ihr die Hand vor den Mund. „Hörst du das?“ Ein leises wimmern schalte durch den Raum. Die beiden setzten sich in Bewegung und folgten dem Geräusch. Es war schließlich Bloody, den sie zwischen zwei Häusern fanden. Zusammengekauert saß er auf dem steinernen Boden, Aniol neben ihm liegend. Er streichelte den verwundeten Kopf des Pferdes. „Bloody! … Was ist passiert?“ Er sah zu den beiden auf. „Ich weiß es nicht... Ich fand ihn hier...“ Shounan kniete sich nieder und sah sich die Wunde an. „Was machen wir jetzt nur…“

Eine bedrohliche Stille trat ein. Dann hörte man ein sich näherndes Zischgeräusch. Langsam zog sich Propox den Bogen herunter. Er machte Zeichen, dass Shounan und Bloody aufstehen sollten. Vorsichtig beobachteten die drei die Umgebung. Nichts zu sehen. Doch plötzlich durchbrach ein gewaltiger Schlangenkopf eines der Häuser. „RENNT!!!“ schrie Propox. „Was ist mit Aniol!?!?“ Bloody zögerte. Dazu war keine Zeit. Shounan griff seinen Arm und zerrte ihn hinter sich her. Mit einem gewaltigen Tempo nahm die Schlange die Verfolgung auf. „Teilt euch auf!!“ befohl Propox und bog in einen der Wege ein. Die beiden befolgten die Anweisung und taten dasselbe.
 

Shounans Herz raste als die Unterschlupf in einem der Häuser fand. Ängstlich warf sie einen kurzen Blick durch ein Fenster. Sie sah Bloody. Er versteckte sich hinter den Trümmern einer Hausruine. Wieso in aller Welt war alles außerhalb ihres Dorfes so unglaublich riesig. Erst dieser große Vogel und jetzt die Schlange.
 

Bloody atmete schwer. Sie war hinter ihm her. Er wusste es. Hätte sich er von Anfang an seinen Pflichten stellen sollen? Das war die gerechte Strafe dafür, dachte er.

Mit einer unglaublichen Wucht wurde sein Versteck zerschlagen. Sie hatte ihn gefunden. Hastig versuchte Bloody zu fliehen, doch er verfing sich in einer der Wurzeln, die aus dem Erdboden wucherte und stürzte zu Boden. In diesem Moment stürmte Shounan aus ihrem Versteck. „BLOOOOOOODY!“ Die Schlange raste unmittelbar auf ihn zu. Das Maul weit geöffnet, bereit ihn zu Tode zu stechen. Doch als sie versuchte zuzubeißen, bildete sich plötzlich eine goldene Barriere um Bloody und schleuderte die Schlange zurück. Über ihm erschien ein Stab, in derselben Farbe wie die leuchtende Barriere die er kreierte. Shounan starrte das Lichtspiel fassungslos an. „Das ist unmöglich… Bloody, du bist…!!“

We're In This Together

„Keine Zeit zum Staunen Shounan!“ brüllte Propox der hinter einem der Häuser hervorsprang. Er stürzte sich auf sie, grade rechtzeitig um sie vor dem nächsten Angriff der Schlange zu beschützen. Diese hatte sich nämlich von ihrem Rückschlag erholt. Gemeinsam krachten die beiden in die Trümmer. „Alles in Ordnung?“ fragte er und stand auf. „J-ja.. Danke.“ Der Staub den sie bei ihrem Sturz aufwirbelten beeinträchtige ihre Sicht. „Wo ist Bloody?!“ rief Shounan.
 

Noch immer lag er auf dem Boden. Die Hände fest an seinen Kopf gepresst. „Ich.. will das nicht... Ich will das nicht…“ er atmete noch hastiger als zuvor.

Währenddessen zog sich die Schlange durch den Staubschleier. Bloody hörte, wie sie ihm zischend näher kam. Er musste von hier verschwinden. Langsam stand er auf. Noch hatte sie ihn nicht entdeckt, bloß konnte er sich nur vorsichtig vorantasten. Auf dem Boden sah er das goldene Leuchten des Stabes, welches versuchte durch den Schleier zu dringen. Dieses dumme Teil würde ihn noch verraten, dachte er. Schnell konnte Bloody ihn unter sich orten und schoss den Stab mit dem Fuß weg. Ein Pfeil aus Licht schlitterte über den Boden. Die Schlange wurde aufmerksam und folgte dem Strahl. Das war seine Chance. Er rannte so schnell wie er konnte aus der Staubwolke heraus.
 

Auch Shounan und Propox waren damit beschäftigt sich aus dem wirbelnden Dreck zu befreien. „Der Staub fliegt mir in die Augen!“ – „Mach sie doch zu du Dummkopf…“ Propox hielt sich seinen Arm vor die Augen. „Gib mir deine Hand, wir dürfen uns jetzt nicht verlieren.“ Shounan zögerte kurz, gab ihm dann aber ihre Hand. Wachsam tastete er sich voran. „Wir müssen Bloody finden…“ Vorsichtig blinzelte Shounan. Suchend. „Glaub mir, der ist besser dran als du. Im Gegensatz zu dir, schien er zu wissen, wie man mit diesen Stäben umgeht.“ Shounans Blick verfinsterte sich.
 

Letztendlich ließ sich der Staub mühsam zurück auf den Boden sinken. Und mit ihm auch der Schutz vor der Schlange. Diese hatte mittlerweile bemerkt, dass es sich bei dem leuchtenden Stab nicht um Bloody handelte und nahm die Suche wieder auf.

Propox riss Shounan hinter eines der zerstörten Häuser. „Sie sucht irgendwas…“ flüsterte sie. Vorsichtig linste Propox um die Ecke. „Ja… Aber nicht uns.“ Er zog sie weiter. „Komm!“ – „A-aber-“ Sie liefen in die Richtung wo sich Bloodys Stab befand. Propox muss ihn vom weiten her gesehen haben. „Ohne ihn ist der kleine sicher nicht besser dran.“ Er hob ihn auf.
 

Bloody spürte sein Herz hämmern. Irgendwie musste er hier rauskommen. Das immer lauter werdende Zischen der Schlange versetzte ihn immer mehr in Panik. „Ich will das nicht…“ Es wurde immer lauter. „Ich will das nicht…“ Langsam stellte sich seine Verfolgerin über den Trümmerhaufen auf, hinter dem Bloody erneut zuflucht fand. Er rührte sich nicht. Die Schlange dafür umso mehr. Als sie ihn auf dem Boden erblickte, schnellte sie auf ihn zu. Doch in diesem Moment flog ein gewaltiger Steinblock auf sie zu und begrub sie unter ihm. „BLOODYYYY!“ Es waren Firo, Sinika und Wata, der den Block warf. Sie liefen zu ihrem Freund. „Bloody! Alles in Ordnung?!“ fragte Sinika, ihre Augen mit Furcht erfüllt. Er sah sie an. „Sinika..“

Weiter hinten erkannte man Shounan und Propox, die auf sie zustürmten. „VERDAMMTE SCHEIßE PASST DOCH AUF!!“ schrie Propox. Die anderen schraken auf, denn die Schlange hatte sich längst unter den Brocken befreit und startete einen neuen Angriff. „Schieß einen Pfeil! Schieß einen Pfeil ab!!“ forderte Shounan Propox hastig auf. „Hast du dir das Teil angesehen? Die Haut ist so hart wie’n Panzer!“ Während sie rannten schleuderte Propox den Stab zu Bloody herüber. Viel Zeit zum nachdenken blieb dem Jungen nicht mehr. Zitternd griff er nach seinem goldenen Besitz. Mit der Berührung verlangsamte sich plötzlich alles, was sich um Bloody herum befand. Er konnte beobachten wie sich ein riesiges geschlossenes Auge unter dem Boden der Schlange abzeichnete. Als es sich öffnete, schossen tausende Arme aus Licht aus ihm heraus. In stockenden Bewegungen verfolgten die anderen das Geschehen. Denn die Arme zerrissen die Schlange in einem Male zu Staub. Dann zogen sie sich zurück in das Auge. Und langsam verschwand auch dieses wieder. Die Bewegungen der anderen normalisierten sich. Bloody saß fassungslos da. Sein Herz immer noch wie wild rasend. „Was… was ist geschehen…? Bloody, warst du das!?“ Sinika und Firo starrten Bloody entsetzt an. Dann kniete sich Shounan zu ihm herunter. Sanft legte sie ihre Hand auf seine. „Bloody… du bist...“ Sofort schlug er sie beiseite. Tränen liefen über sein komplettes Gesicht. „Ich weiß… was ich bin…“ – „B-Bloody...?“ Er stand vom Boden auf. Hasserfüllt sah er den Stab an. „Er war es... der mich dazu zwang, meine Heimat zu verlassen… Mein Leben aufzugeben, was ich einmal führte…“ Sinika sah ihn mit großen Augen an. „Bloody… wie meinst du das…?“ – „VERSTEHST DU DENN NICHT?!“ schrie er. „Ich habe mein Gedächtnis niemals verloren…“ Es wurde still. „Mein wahrer Name ist Hinketsu... Ich stamme aus einem Dorf, weit weg von hier… weit weg von meinen Pflichten… Als man erfuhr, dass ich dem Geburah Tiphreth angehöre, verlangten die Menschen von mir Dinge, zu denen ich nich bereit war… Also floh ich... Gab vor nichts mehr zu wissen…“ Bloody sah rüber zu Shounan. „Wieso musstest du hier auftauchen…?! Ich weiß genau was du von mir verlangst. Aber ich werde mein Leben nicht von dieser Bürde bestimmen lassen... “ Plötzlich ergriff Propox den Schal den Bloody trug und hob ihn daran hoch. „LASS IHN RUNTER PROPOX!“ schrien die anderen auf. „Dieses Mädchen da“ er zeigte auf Shounan. „Hat dieselbe gottverdammte Aufgabe wie du. Aber weißt du was? Sie stellt sich ihr. Nicht nur dein Leben hat sich dadurch verändert! Sei nicht so verdammt egoistisch und zeig endlich ein wenig Mumm, du Pimpf!“ Dann schmiss Propox ihn zurück auf den Boden. Bloody japste nach Luft. „Du…“ begann Shounan und lief zu ihm. Sie versuchte es erneut und nahm seine Hände. „Du musst keine Angst mehr haben…“ Langsam hob er den Kopf und sah sie an. „…Ich bin bei dir. Wir beide wurden mit dieser Pflicht geboren… Und.. auch ich hatte unglaubliche angst. Aber.. Bloody. Wir beide sind nichtmehr alleine... Wir haben doch uns… Gemeinsam können wir uns unserem Schicksal stellen…“ – „Shounan…“ Sie half ihm wieder auf die Beine zu kommen. „Ihr habt recht… Ich war ein Egoist.“ Bloodys Gesichtsausdruck nahm eine ungewöhnliche Form an. Er lächelte. Firo und Sinika trauten ihren Augen nicht. Es war das erste Mal, dass sie es sahen. „Shounan… und auch Propox. Ich danke euch…“ Propox nickte ihm zu und wandte sich dann dem Staubhaufen zu, zu dem die Schlange geworden war. In ihm fand er einen grünen Kristall. Er hob ihn auf. „Hmpf..“

„Firo…“ fuhr Bloody fort. „Vielen Dank, dass ihr gekommen seid, ohne euch wäre ich jetzt nichtmehr.“ – „Haha, keine Sorge Knirps.“ Firo tätschelte den Kopf seines Schützlings. „Ihr wart ganz schön lange Weg. Das wurd’ nach einiger Zeit etwas verdächtig.“ Bloody schrak auf, denn plötzlich fiel ihm ein, dass das Pferd hier noch irgendwo war. „Aniol! Wir müssen nach Aniol sehen!“ Er rannte zu der Stelle, wo er ihn zuletzt sah. Die anderen hinterher. Es lag unverändert an seinem Platz. „Wir müssen ihn hier rausschaffen und die Wunde behandeln…!“ - . „Keine Sorge. Wenn Wata den Steinblock heben konnte, wird er Aniol auch schaffen.“ sagte Sinika.
 

Vorsichtig hob Wata das Pferd hoch. Dann machte die Gruppe sich auf den Weg zurück. „Die Schlange muss Aniol heute Nacht verschleppt haben… Das würde auch die Schäden an der Kutsche erklären.“ Firo hob den Daumen in die Luft. „Die haben wir selbstverständlich schon wieder repariert. Der Typ aus dem Haus gegenüber hat geholfen. Mannnnn, der hatte vielleicht Ahnung.“

An der Stelle angekommen, die nach oben führte, kletterten Propox, Wata und Firo nach oben, um ein paar kräftige Seile aus dem Dorf zu besorgen. Irgendwie mussten sie ja das Pferd wieder rauf bekommen.

Als sie zurückkamen, ließen sie die Seile sofort nach unten. Die Frauen und Bloody befestigten sie sanft um den Bauch des Pferdes. Es waren etwas mehrere Seile, die sie an Aniols Körper verteilt anbrachten. So wurde er nicht zu sehr eingeschnürt. Firo stand oben und wartete auf ein Zeichen. „Okay, es kann losgehen.“ rief Sinika von unten. „Okay, auf los geht’s los.“ Dann zogen die drei Männer so kräftig wie nur möglich an den Seilen. Es funktionierte. Langsam aber sicher wurde das Pferd nach oben befördert. Erleichtert stiegen die anderen drei hinterher, zurück an die Oberfläche.
 

Am Abend saßen alle zusammen vor dem Inn. Erschöpft von den Ereignissen die sich dort unten zugetragen hatten. Aniol hatte mittlerweile einen Verband um den Kopf gewickelt. „Der Herr von nebenan meinte, er sei bis Morgen wieder fitt. Keine Ahnung was er auf die Wunde geschmiert hat, aber es scheint zu helfen.“ meinte Sinika währen sie an einem Glas Wein nippte. Firo sprang auf. „Oooooh, ich wusste es. Dieser Typ kann einfach alles.“ Dann sah er rüber zu Bloody, der zufrieden in den Himmel starrte. „Hey Bloody. Oder soll ich nun besser Hinketsu sagen?“ – „Nein, mit Bloody bin ich vollkommen einverstanden.“ – „Na schön, Bloody. Was hast du nun vor?“ – „Hmm..“ Er sah weiter in die Sterne. „Ich denke es ist an der Zeit sich einigen Dingen zu stellen. ..Ich werde Shounan und Propox begleiten.“ Firo nickte verständnisvoll. „So sei es dann.“ - „Aber Wahnsinn, dass dieses Märchen tatsächlich wahr ist, oder?!“ meldete sich Sinika zurück zu Wort. „Ich hab euch doch gesagt, ich sage die Wahrheit!“ – „Und ich sagte doch, dass du nicht die nötige Ausstrahlung dafür hast, Shounan.“ – „Propox...! Duuuu… kannst es einfach nicht lassen..“ – „Was hast du vor?!“ Sie stampfte die Treppen zum Inneingang rauf und schubste Propox vom Geländer auf dem er es sich bequem machte. Er landete in einem Dornenbusch. „Heyyyy!“ – „So hat es sich angefühlt, als ich in diesem Riesennest gelandet bin, du Idiot!“ Dann drehte sie sich zu den anderen. „Nicht zu fassen oder?! Kommt mit rein, dann erzähle ich euch, wie er es zugelassen hat, dass mich ein Raubvogel entführen konnte.“ - „Waaaaaas?“ – „Jaaaa, unglaublich.“ Mit lautem Getöse folgte man Shounan also ins innere des Gasthofs.

Propox blieb allerdings noch ein Weilchen draußen und setzte sich auf die hölzerne Treppe. Dann betrachtete er noch einmal den Kristall, den er dort unten aufhob.

„So ist das also…“

Harm of Will

Der Nebel lag noch über den Häuschen als der Wanderzirkus sich auf ihre Abreise vorbereiteten. Sie warfen ihre Klamotten in das Innere der Kutsche und Wata war dabei Aniol die Zügel anzulegen. Das Pferd wieherte, als wäre es niemals verletzt gewesen.

Bloody, Shounan und Propox standen vor dem Eingang des Inns. Diese sollten sich ebenfalls auf den Weg machen, denn ihre eigene Reise war noch lange nicht beendet.

Die anderen waren mittlerweile mit dem Beladen der Kutsche fertig. „Hey.“ rief Firo. „Wo soll es für euch nun hingehen?“ Noch müde stieß sich Propox von der Wand ab, an die er sich lehnte. „Hillid Gebirge.“ – „Ach so? Na dann können wir euch doch bis dahin mitnehmen. Es liegt auf dem Weg.“ – „Das wäre wirklich sehr lieb von euch.“ schob Shounan ein. „Oh das ist wirklich das Mindeste Liebste.“

So war es also beschlossene Sache, sie würden den restlichen Weg zum Gebirge mitgenommen werden und Propox konnte endlich damit beginnen das zutun, womit er vor einer Stunde unfreiwillig aufhörte; Schlafen.

Wata, der auf dem Dach der Kutsche saß, schlug die Zügel, um Aniol in Bewegung zu setzen.

Die anderen saßen im Inneren, welches unglaublich bequem ausgestattet war. Auf dem Boden stand ein sehr flacher Tisch, kleine Kissen dienten als Stuhl. Und unterhalb der Fenster waren weiche Polster, auf denen man hervorragend sitzen oder schlafen konnte.

„Sooo…“ begann Sinika. „Das Hillid Gebirge also. Dahinter befindet sich doch eine endlose Wüste. Was habt ihr da verloren?“ – „Nun, so ein sandiger Ort, mitten außerhalb der Zivilisation, Sinika, wird wohl kaum unser Ziel sein.“ entgegnete Bloody, der über einem Buch welches er las, hervorlinste. „Oh entschuldige bitte, Herr Neunmalklug. Dann sag mir, wo sich das wirkliche Ziel befindet.“ – „Cendil.“ – „Cendil?“ Bloody legte das Buch beiseite, offensichtlich hatte es keinen Sinn weiter zu lesen. „Ich dachte, du hättest Ahnung? Du sprachst ja so selbstsicher von einem Märchen.“ – „Ich hab nur was vom Geburah Tiphreth und dem Schloss gehört.“ – „Wenn du weißt, was das Geburah Tiphreth ist, solltest du auch wissen ‚was’ Cendil ist.“ – „Ach ja?“ – „Ja.“ – „Tu ich aber nich. Sag’s mir. Sag mir allgemein was hier vor sich geht.“ Propox der immer noch nicht zu Ruhe gekommen war, warf stirnrunzelnd einen Blick zu Shounan. „Also mich würde das auch interessieren. Schließlich geht es ja um dich. Und viel wichtiger; um Shou!“ mischte sich nun auch Firo ein. Bloody seufzte. „Na schön.. aber das erzähle ich euch nur ein einziges Mal. …so was anstrengendes…“ Firo und Sinika nickten und sahen ihren kleinen Freund gespannt an. „Vor tausenden von Jahren… erschufen die Menschen aus ihren Träumen Animus.“ – „Aus ihren Träumen?“ – „Ja. Die Menschen träumten von Macht, Reichtum und Schönheit. Sie waren von diesen Begierden besessen. Und so steigerte sich dieses Verlangen. Animus wuchs aus den Träumen der Menschen heran, und mit ihm Pala, die über dem Himmel schwebende Insel, die sein Schloss der Träume auf dem Rücken trug.

Doch was Animus den Menschen erbringen sollte war weder Reichtum noch Macht. Auch nicht Schönheit. Er wollte ihnen den ewigen Schlaf schenken. Dort könnten sie bis in alle Ewigkeit von all den Dingen träumen, die sie so sehr begehrt haben.“ – „Ewiger Schlaf… Damit ist der Tod gemeint, nicht?“ fragte Sinika gespannt. „Genau so ist es. Animus verkündete, dass sobald sich sein schwebendes Schloss aus den weiten des Universums am Mittelpunkt der Erde, das ist Cendil, zeigt, die Zeit gekommen sei, den Menschen von dort aus das Leben zu entreißen. Die Menschen versuchten ihn davon zu überzeugen eine Traumwelt zu erschaffen, in dem jeder das bekommt, was er sich wünsche. Doch er ließ nicht mit sich verhandeln und setze Pala ab diesem Moment in Bewegung, bis der Tag der Entreißung gekommen war.“

Bloody konnte gar nicht fassen, wie ruhig es plötzlich war. So eine Ruhe konnte er nur selten genießen. Er fuhr fort. „Es vergingen viele, viele Jahre in denen nichts geschah. Einige glaubten sogar, dass Animus es sich anders überlegt hatte. Doch ein paar Menschen, behaupteten Palas Bewegungen spüren zu können… Doch diese wurden getötet. Niemand wollte ihr Gerede über die bevorstehende Ausrottung der Menschheit hören.“

Propox sah aus dem Fenster, immer noch den Worten Bloodys lauschend.

„Niemand wollte sich sein Leben nehmen lassen. Und mit diesem Willen wurde das Geburah Tiphreth geformt, bestehend aus drei mutigen Akolythen die dem Tempel von Cendil dienten. Ihre Namen werden in keinem Buch erwähnt. Sie sind lediglich unter ihren Titeln bekannt. Der Wächter, der Legendäre und der Ivillis.“ Shounan wandte sich Sinika und Firo zu. „Ich bin die Wiedergeburt des Wächters.“ – „Und ich die des Legendären.“ meinte Bloody. „Ach ja?“ – „Aufgrund des Aussehen meines Stabes, würde ich sagen, ja. Er ist an beiden Enden mit goldenen, sternförmigen Kristallen besetzt, wie der des Legendären.“ Bloody räusperte sich. „Wie auch immer. Der Grund, dass genau diese Leute auserwählt wurden ist, dass sie ein unglaubliches Ausmaß an spiritueller Kraft besaßen. Sie war so groß, dass man der Überzeugung war, diese drei könnten es mit Animus aufnehmen. Als Pala dann eines Tages Cendil erreichte, erhob sich Animus aus den Tiefen der Erde und stieg empor, hinauf zu seinem Schloss. Daraufhin beschwor der Hohe Priester des Tempels von Cendil die Engel von Gvur Tialla, die Hauptstadt Cendils, die das Geburah Tiphreth hinauf zu Animus befördern sollten. Laut Sagen dauerte der Kampf viele Tage, doch schließlich schafften sie es Animus in den Tiefen der Erde zu versiegeln. Pala verschwand… Und ja. Soviel dazu.“ Eine ganze Weile traute sich niemand etwas zu sagen. Man wusste nicht ob man bestürzt über die Aufgabe von Bloody und Shounan sein sollte oder um sein Leben bangen sollte, da sich diese Geschichte schließlich wiederholen sollte. „Warum...“ durchbrach Sinika die Stille. „Warum ist Pala wieder in Bewegung…?“ – „…Offensichtlich versuchen die Menschen erneut Animus von irgendeiner Traumvorstellung zu überzeugen.“ zischte Bloody. Dann wurde es wieder ruhig. Die Sorge stand jedem im Raum ins Gesicht geschrieben. „…Ich werd mich mal raussetzen.“ Propox stand auf und kletterte durch eines der Fenster auf das Dach. Wata störte das nicht sonderlich, allgemein störte ihn fast nie etwas.

Langsam ließ sich Propox auf den Rücken fallen, um dann das Aufgehen der Sonne zu beobachten.

Let Your Body Take Over

Noch einen ganzen weiteren Tag fuhr die Gruppe durch Täler und Wälder.

Um die Zeit zu überbrücken spielten sie irgendwelche Gemeinschaftsspiele und konnten dabei sogar die Wirklichkeit für einen Moment ausblenden. Propox allerdings nicht. Der hatte sich mittlerweile komplett von der Gemeinschaft abgekapselt und saß wieder auf dem Dach, nur diesmal war es dunkel. Shounan machte sich allmählich Sorgen um ihren Begleiter. Es war ziemlich unheimlich so frei reden zu können, ohne die ganzen blöden Kommentare, die er ständig einwarf.

Shounan beschloss nach ihm zu sehen. Vorsichtig kletterte sie aus dem Fenster und zog sich mühsam rauf auf das Dach. Der Wind wehte durch ihr Haar.

„Was hast du denn hier verloren?“ fragte Propox und drehte sich zu ihr um. „Eh..“ Sie setzte sich zu ihm. „Na ja, es gibt ja nicht so viele Orte, an die man hier gehen könnte...“ – „Hm... stimmt.“ Irgendwas schien ihn zu beschäftigen. „Macht es dir was aus, wenn ich eine Weile hier bei dir sitze?“ – „Mach was du willst…“ Shounan sah in an. Er hatte wirklich besondere Augen. Sie leuchteten golden, fast wie das Licht eines Glühwürmchens. Als sie Propox das erste Mal sah, war ihr das gar nicht aufgefallen. Aber jetzt wo sie ihn so sah. Ganz aus der nähe. Nur was ging ihm durch den Kopf? Shounan lehnte sich ein wenig zurück. Wenn sie so darüber nachdachte, wusste sie eigentlich gar nichts über ihn. Was machte er in ihrem kleinen Dorf? Und wieso erklärte er sich dazu bereit, sie zu begleiten? Mal abgesehen von der Bezahlung. Nichtmal gesagt wo er herkommt hatte er. Und trotzdem saß sie hier oben, bei ihm. „Was meinst du, wann wir ankommen…?“ fragte sie. „Laut Karte sind wir ganz in der Nähe… Vielleicht in der Früh, oder so.“ – „Hm.“ – „Was?“ – „Nichts. Ich fragte mich nur, was uns da so erwartet… Ist viel passiert.“ – „Wahrscheinlich ‚ne Menge Gestein..“ – „War das eine deiner dämlichen Nebenbemerkungen?“ – „Schon möglich.“ Shounans stieß mit ihrer Schulter gegen ihn. Dann lachte sie kurz und stand auf. „Geht doch.“ – „Hm?“ – „Ah, schon gut.“ Propox sah sie an. „Ich geh mal wieder runter. Etwas kalt hier oben.“ – „Tu dir keinen Zwang an.“ Mit einer raus gestreckten Zunge verabschiedete sie sich von ihm und kletterte wieder hinunter.
 

Tatsächlich war es früh am Morgen, als sie am Fuße des Hillid Gebirge ankamen. „Mannnnn, die Landschaft hier ist so was von ausgetrocknet, kein Wunder das direkt hinter dem Gebirge ‚ne Wüste ist.“ sagte Firo der sich umsah. „Und so heiiiiiß.“ ergänzte Sinika ihn. „Habt ihr genug Wasser?“ Bloody hob einen Beutel hoch. „Ja, alles hier drin.“ – „Gut, gut.“

Es war Zeit sich zu verabschieden, also drückte Sinika ihren kleinen Schützling ein letztes Mal. „Mach’s gut und pass auf dich auf, Kleiner…“ Dann ging sie herüber zu Propox und Shounan. „Ich vertrau ihn euch an. Seht zu dass er genug isst. Er vertieft sich zu oft in Sachen, also werdet ihr ihn das eine oder andere Mal daran erinnern müssen.“ Sie lachte. „Ich wünsch euch alles Gute. ♥“ Shounan wusste nicht ganz genau, wie sie ihren letzten Satz deuten sollte, doch zur Verabschiedung umarmte sie die Weißhaarige. Propox nickte ihr zu und machte sich schon mal langsam auf den Weg.

„Liebste Shounan! Ich werde dich unendlich vermissen. Bitte denk an mich auf deinen Reisen!“ – „Ich glaube ich werde an nichts anderes mehr denken können, Firo.“ sagte Shounan etwas spaßig. Sie wank auch Wata zum Abschied zu, der nur still dastand. Bevor Bloody den anderen beiden folgen konnte, wuschelte Firo ihm noch einmal durchs Haar. „Hey Knirps… Gib dein Bestes in allem was du tust.“ - „Danke Firo, das werde ich.“ Dann wandte er seiner kleinen Familie den Rücken zu und folgte seiner neuen.
 

Die drei liefen ein gutes Stück ehe sie die Steigung des Berges erreichten. „Soo..“ Shounan betrachtete ihr Umfeld. „Wo ist nun dieser ominöse Reiseführer, von dem Vater Carius sprach...?“ – „Ein ,Reiseführer’?“ fragte Bloody verwundert. „Ja, er sollte uns ursprünglich nach Cendil bringen. Aber ich sehe keine Menschenseele weit und breit.“

Die Zeit verging und noch immer war niemand gekommen um sie abzuholen. Bloody erkundete währenddessen die Umgebung und Propox hatte es sich mal wieder bequem gemacht. Er döste vor sich hin, mit dem Kopf an einen Stein gelehnt, welchen er wohl fälschlicherweise für ein Kissen hielt.

„Heeeeey!“ rief Bloody von weiter weg. „Shounan, komm dir das ansehen!“

Shounan erhob sich und lief rüber zu ihm. „Seh dir das an!“ Er zeigte auf ein dampfendes Wasserloch, welches weiter unten zwischen den Felsblöcken entsprang. „Der Wahnsinn! Thermalquellen?! „ – „Sieht so aus.“ – „Oh gott, genau das brauche ich jetzt!“ Shounan überlegte nicht lang und rannte herunter. „W-warte mal!“ Bloody lief ihr hinterher.

Vorsichtig steckte sie den Zeigefinger in das dampfende Wasser. „Es ist perfekt!“ – „Oh ja, lass uns-„ Shounan sah ihn an. „Lass uns was…?“ – „…Reingehen…?“ – „Spinnst du? Ich bin weiblich. Und du männlich. Wir können da nicht BEIDE reingehen.“ – „Nun, ich bin 16… Ich weiß wie es unter deinen Klamotten aus-.“ – „Verschwinde.“ – „Na schön…“ Bloody stieg zurück nach oben. „Und trotzdem weiß ich wie’s bei dir aussieht!“ Shounan warf ihm einen Stein hinterher. „Mach dass du wegkommst!“
 

Als Bloody zurück zu ihrem Lager kam war Propox wach. „Oha, gut geschlafen?“ - „Was..? … Oh ja.“ Er sah sich um. „Wo ist Shounan?“ – „Die ist baden.“ – „Baden?“ – „Ja. Wir haben Thermalquellen gefunden.“ Propox warf sich zurück auf sein Steinkissen. „…Na hoffentlich ertrinkt sie da nicht.“ – „So tief ist das-“ Erst jetzt verstand Bloody den Sarkasmus in seiner Aussage. „Aaaaaaaaach so“ sagte er spöttisch. Propox grinste ihn an. „Genau.“
 

Während Shounan das Gelächter der beiden hören konnte, zog sie sich ihre Klamotten aus und stieg vorsichtig ins Wasser. „Aaaah~“ seufzte sie erleichtert. „Das ist wunderbar.“

Entspannt legte sie ihren Kopf auf dem Steinrand ab. Es war schon so genug warm draußen, aber in dem Inn gab es nur kaltes Wasser. Und die Chance in einer echten Thermalquelle baden zu können, wollte sie sich nicht entgehen lassen. Sie warf einen Blick nach oben. Das Gebirge war wirklich überwältigend hoch. Plötzlich fielen ein paar Steinchen ins Wasser, die von oben herunterkamen. „Wie...?“ murmelte Shounan und suchte die Stelle wo sie herunterfielen. Was sie allerdings dann entdeckte war wirklich mehr als unangenehm. „IEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEH!!!!“
 

Propox und Bloody schraken auf. „Shounan!“ Sofort stürmten die beiden zu den Quellen.

Sie erblickten eine halbnackte Shounan, die sich ihre Klamotten vor den Körper hielt. Bloody schlug sich die Hände vors Gesicht und Propox’s Gesicht rötete.

„W-Was ist los?!“ - „Was los ist?! DER TYP HIER IST LOS!“ Sie zeigte nach oben, wo ein schwarzhaariger Mann, mit Kippe und Anzug auf einem Felsvorsprung stand. „Entschuldige mal, ich kann auch nichts dafür, wenn du genau vor meinen Augen die Hüllen fallen lässt.“ – „Du hast dich da oben versteckt und mich die ganze zeit beobachtet, du kranker Perverser!!!!“

Propox trat etwas näher. „Kann es sein, dass du der Reiseführertyp bist?“

Galant sprang der mysteriöse Mann nach unten. „’Reiseführertyp?!’ Ich bin Historiker auf Exkursion, der einem Freund versprach, drei Personen nach Cendil zu geleiten. Dass sich darunter eine Frau mit zarten Brüsten befindet, war mir nicht bewusst.“ – „WAAAAAAAS?! DIESER Typ soll uns führen?!“ – „So ist es Mädchen, ich schlage allerdings vor, dass du dir erst einmal deine Klamotten wieder anziehst. Hier stehen Kinder.“ Voller Scham sah Shounan an sich runter. Dann huschte sie schnell hinter eine Felswand.

„Temperamentvoll. Wie dem auch sei. Ich bin Bo. Sehr erfreut.“ Er reichte Propox und Bloody die Hand. „Von dir geht eine eigenartige Kraft aus, junger Mann. Wie ist dein Name?“ – „Bloody.“ – „Soso. Bloody. Geburah Tiphreth, nehme ich an. Ich wusste es war die richtige Entscheidung, die Bitte von Carius anzunehmen. Das ist der Höhepunkt eines jeden Historikers.“ – „Wir haben auch noch eine von der Sorte.“ Propox zeigte auf die Felswand wohinter Shounan steckte. „Wusst’ ich’s doch. Sie ist etwas Besonderes.“ – „Findest du, ja?“ – „Aber ja! Ihre helle Haut strahlt eine besondere Erotik aus.“ – „…Davon sprach ich nicht…“ murmelte Propox.

Nach ein paar Minuten kam Shounan zum Vorschein. „Ich will… kein Wort hören.“ – „Du brauchst dich doch nicht wegen deines Körpers zu schämen!“ rief Bo ihr zu. Ehe er sich versah platzierte sich ein Stein mitten in seinem Gesicht. „Perverser..“ sagte sie und stapfte zurück zum Lager.

Bemitleidend sahen Propox und Bloody den gefallenen Reiseführer an. Doch dieser lachte. „So viel Temperament!“

I Once Was Lost But Now Am Profound

„Es ist nichtmehr weit!“ Vorsichtig führte Bo die anderen durch die schmalen Wege des Gebirges. „Ich kenne jeden einzelnen Pfad, der uns sicher wieder nach unten bringt, sorgt euch nicht!“ – „Wir sind doch nichtmal oben angekommen, wie kannst du schon von ‚unten’ sprechen?“ rief Bloody von weiter hinten. Dort oben wehte ein kräftiger Wind, er und Shounan hatten große Schwierigkeiten Schritt zu halten. „Das ist richtig. Erstmal geleite ich euch in das Lager, welches ich gestern Abend nahe des Gipfels aufschlug. Wir müssen dringend zu Kräften kommen! Es dämmert bereits und wir sind seit Mittag unterwegs.“ – „Nahe des Gipfels sagst du?! Das dauert doch noch ewig.“ jammerte Shounan, schon völlig erschöpft. „Stell dich nicht so an. Es war klar, dass wir nicht ewig durch die Gegend kutschiert werden.“ meldete sich nun auch Propox. „Wer hat dich denn gefragt?!“ – „Leute! Spart euch die Energie für den Aufstieg.“
 

Noch immer wehte ihnen der Wind um die Ohren, als sie spät in der Nacht endlich ein Licht von weiter oben erkennen konnten. „Daaaaaaaa!“ johlte Shounan voller Erleichterung. „Aber warte mal…“ Sie sah nach oben. „DAS NENNST DU NAHE DES GIPFELS?! Ich kann das Ende nicht mal sehen.“ – „Selbstverfreilich kannst du nicht. Nahe des Gipfels heißt ja auch nicht ‚unmittelbar unter dem Gipfel.’ Wer erklimmt denn bitte die Spitze eines Gebirges an einem Tag? Das wäre Wahnsinn.“ Sie schwieg. „….Gehen wir einfach da hoch. Ich hab genug…“
 

Fünf Zigaretten und zwei Diskussionen später hatten sie es endlich geschafft. Sie hatten Bos Lager erreicht. Das aufgestellte Zelt lag geschützt in einer Einbuchtung. Erledigt schmissen sich Shounan und Bloody vor das lodernde Lagerfeuer. „So schön warm…“ – „Jaaaa….“

Propox wandte sich Bo zu. „Wie kann es sein, dass Feuer brennt? So lang kann es noch nicht an sein.“ Das brennende Holz sah nämlich noch recht frisch aus. „Das war ich.“ Propox und die anderen trauten ihren Augen nicht. War das grade wirklich ein Mädchen, welches auf einem fliegenden Besen saß? „Oh Yassu, du bist so gut zu uns. Nennst du mir den Grund für deine Gastfreundschaft?“ – „Hmpf.“ Das Mädchen sprang herunter zu Bo. „Das müsstest du wohl am besten wissen.“

Wie versteinert sahen die Unaufgeklärten Bo und Yassu an. „Oh tut mir leid, Leute. Das ist Yassu. Sie ist eine Hexe.“ Propox schlug sich die Hand ins Gesicht. Aber natürlich, eine Hexe. Was auch sonst. „OH MEIN GOTT!“ stieß Shounan auf. „Eine echte Hexe. Sowas kennt man nur aus Märchen!!!! Darf ich dich anfassen?!“ – „Nein?“ – „Oh..“ Bloody sah ins Lagerfeuer. „Oh klasse.. so unfreundlich wie eine Hexe ist sie auch noch.“
 

Nachdem ein wenig Ruhe einkehrte, saßen alle gemeinsam vor dem Feuer und aßen etwas Reis. „Und Bo? Dich muss es ja ziemlich freuen so eine hübsche Frau an deiner Seite zu haben, nicht?“ fragte Shounan und schaufelte sich dabei das Essen in den Mund. „Hach wäre es doch nur so.“ Bo stelle die Schüssel auf den Boden. „Und es geht los…“ murrte Yassu. „So groß meine Liebe zu ihr auch ist. Ich kann nicht zu ihr durchdringen. Im wahrsten Sinne des Wortes..“ – „Oooooh… das wollte nun wirklich kleiner wissen.“ beklagte sich Bloody.

„Du weißt genau, was ich will. Und das ist nicht deine Liebe. Ich will frei sein.“ – „Ich schenkte dir bereits die Freiheit!“ – „Das nennst du Freiheit?!“ Shounan räusperte sich. „Okay.. wovon redet ihr überhaupt?!“ - „Ach, habe ich das noch nicht erzählt?“ – „Nein?“ – „Oh bitte… ich will es nicht wissen.“ sagte Propox und verkroch sich ins Zelt.

„Es geschah vor drei Jahren. Ich war auf einer meiner Exkursionen. Ich reiste in ein fernöstliches Land, über Cendil hinaus. Dort wollte ich die alten Kulturen der dort lebenden Menschen studieren. Eines Tages führte mich mein Weg in ein verlassenes Dorf, in dem sich ein äußerst prachtvoller Schrein befand. Ich betrat ihn. Doch dort war nichts zu finden außer einer schwarzen Glaskugel. Als ich sie berührte erschien mir die in kettengelegte Yassu. Sah ziemlich sexy aus, aber so konnte ich sie nicht verbleiben lassen.“ Bo stand auf und holte einen langen Stab mit rotem Drachenkopf hervor. Wie wild fuchtelte er damit umher. „Mit meiner elementaren Magie zerstörte ich die Kugel und befreite damit Yassu aus ihrer Gefangenschaft.“ – „Die Gefangenschaft hat damit erst angefangen…“

Shounan und Bloody sahen sich an. „Wir sind um ehrlich zu sein nicht viel schlauer geworden. Und elementare Magie?“ – „Nun, ich beziehe Kräfte aus der Natur, um sie für mich zu nutzen. Mein trainierter Geist erlaubt mir solche Unmöglichkeiten. Und das mit Y-“ – „Lass mich bitte reden.“ unterbrach ihn Yassu. „Ihr wollt wissen, wie ich in die Kugel kam?“ Die anderen beiden nickten. „Vor hunderten von Jahren lebte ich in diesem besagten Dorf. Ich war noch Schülerin, als mir diese Schrecklichkeit angetan wurde.“ Es war wahr, Yassu trug eine ziemlich veraltete Schuluniform. „Es gingen Gerüchte umher, ich würde mit schwarzer Magie hantieren.“ – „Entsprach das denn der Wahrheit?“ – „Ja. Wie auch immer. Man beschuldigte mich als Hexe, aber verbrennen konnten sie mich nicht. Nicht dass sie es nicht versuchten. Aber ich konnte mich stets davor schützen. Also verbannte man mich in diese Glaskugel, mit dem Fluch, dass ich ewig an die Person gebunden bin, die mich aus dieser Kugel befreit.“ – „Und nur eine Tat aus reinem Herzen, kann den Fluch brechen.“ ergänzte Bo. „Ich habe schon so viel für dich getan…“ – „Nicht rein genug, Liebes. Du weißt was ich meine.“ Er sah die Hexe lüstern an. Diese knallte ihm daraufhin ihren Besen gegen den Kopf. „Lustmolch.“ Shounan ließ sich zu Boden fallen. „Oh mann… und ich dachte unsere Geschichte sei verrückt…“ – „Tja jetzt kennt ihr eine noch viel grausamere. Ich wäre lieber tot, als mit IHM DA bis in alle Ewigkeit zu verweilen.“ Bloody sah Yassu an. „Du sagtest hunderte von Jahren. Das hieße ja, dass du ein völlig abnormales Alter haben musst.“ – „Gut erkannt, Sherlock.“ – „Wahnsinn…“
 

Die vier redeten noch eine Weile bis Shounan und Bloody völlig übermüdet zu Propox ins Zelt kamen. Dieser war schon längst in die Welt der Träume gereist, weit weg von allem Übel in dieser Welt. „So viel wie der schläft niemand…“ flüsterte Bloody. „Ich denke auch...“

Die beiden warfen sich in Decken und gesellten sich zu ihrem schlafenden Gefährten.

Bo und Yassu blieben vor dem Zelt sitzen. „Yassu…“ begann Bo. „Bist du bereit diese Leute bis zum Ende zu begleiten?“ Sie strich sich ihr schwarzes Haar aus dem Gesicht. „Wohl oder übel, ja.“

To The Edge

„WIR SIND AM ZIIIIIIIIIEL~ Freunde, jedes mal aufs Neue ist dies ein Höhepunkt meiner Existenz.“ Bo rammte seinen Stab in das Gestein des Gebirges und warf einen Blick rüber zu den anderen. Deren Gesichtsausdrücke verrieten, dass sie Bos Begeisterung nicht wirklich teilten. „Bo… Das ist… nur die Spitze.“ – „Ich weiß!“ Die frische Luft einatmend genoss er die Aussicht. „Eine wirkliche grandiose Idee meiner, so früh aufzubrechen.“ – „Ja eine wirkliche ganz tolle Idee...“ murmelte Propox. „Schärft eure Augen, gleich werdet ihr den wunderbarsten Sonnenaufgang eueres Lebens erleben!“ Erwartungsvoll starrte Bo die Wolkendecke an, von der sie umgeben waren. Und dann war es soweit. Die strahlen der Sonne durchbrachen jede Wolke einzeln, bis der komplette Himmel in Licht getaucht war. Staunend betrachteten Shounan und Bloody das Farbenspiel. Tief unter ihnen konnte man nun sogar das gewaltige Meer aus Sand erkennen. „Wow… ich bin schon so weit von Zuhause weg. Und meine Reise erstreckt sich noch weiter als diese Wüste…“ Shounan ließ sich zu Boden fallen, immer noch die Schönheit der Aussicht betrachtend. „Sag mal…“ Propox ging herüber zu Bo. „Deine kleine Freundin da kann doch fliegen, nicht?“ – „Selbstverständlich kann sie das, sie ist eine Hexe.“ – „J…aa…. Könntest du dir das Wort bitte sparen, das klingt lächerlich.“ Verdutzt sah Bo ihn an. „Ist ja auch völlig egal. Ich fragte mich nur, wieso sie uns nicht einfach runter bringt.“ – „Das geht nicht.“ sagte Yassu, die jetzt erst den Gipfel erreichte. „Nur bei Mondschein ist es mir möglich meine Kräfte zu entfalten. Was glaubst du, wieso ich laufe?“ Daraufhin wandte sich Propox ab und ging herüber zum Abgrund. Das würde wieder ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber was soll’s, dachte er. Sie hätten sowieso dort runter klettern müssen, auch ohne ‚Hexe’.
 

Die kleine Pause auf dem Gipfel war beendet, es war an der Zeit für den Abstieg.

Vorsichtig folgte man Bo, der zuversichtlich und ohne jede Angst den Weg herunter stolzierte. „Herabsteigen wird um ein einiges schneller gehen!“ – „Es wäre schneller gegangen, wenn Yassu uns gestern Abend herunter gebracht hätte…“ bemerkte Bloody spitz. „Mein lieber Bloody, bist du nicht daran interessiert die Natur in ihrer vollkommenen Pracht zu sehen?“ – „Ehrlich gesagt, nein.“ – „Sei nicht besorgt, eines Tages wirst du mir dafür danken.“

Nach einiger Zeit hörten die Wege nach unten auf. Sie waren von Steingeröll blockiert. Doch Bo konnte sie mithilfe seiner Elementarmagie beiseite schaffen.

Shounan stolperte ein paar Schritte nach vorne zu ihm. „Wie weit ist es von der Wüste aus bis nach Cendil?“ – „Oh naive kleine Shounan. Das ist doch grade erst der Anfang.“ Er lachte. „Ach so?“ – „Aber ja, hinter der Pavat-Wüste erstreckt sich das Meer. Das müssen wir überqueren bis zum Festland. Und selbst dann sind wir noch nicht am Ziel.“ Shounan seufzte. „Und die dritte Reinkarnation haben wir auch noch nicht gefunden…“ – „Verzweifele nicht! Mein Sinn für ausgeprägte Energien hat mich noch nie im Stich gelassen. Ich werde den Verbleibenden ohne große Mühe aufspüren können.“
 

Es war Mittag geworden und die Hitze der Sonne und Wüste, der sie sich langsam näherten, machte ihnen ganz schön zu schaffen. Shounan hatte sich ihren Schal wie einen Turban um den Kopf gewickelt. Bloody lief neben ihr und schenkte ihr einen fragenden Blick. „Was soll das bringen?“ – „Schutz vor der Sonne.“ – „Ach so?“ Er nahm sich seinen Schal ab und platzierte ihn ebenfalls auf seinem Kopf. „Oh mein Gott. Du hast recht.“ – „Sag ich doch.“ – „Ihr seht aus wie Idioten.“ sagte Propox der sich zu den beiden umdrehte. „Beachte ihn nicht Bloody, er ist nur neidisch, weil er nicht so eine brillante Idee hatte.“ – „Unsinn, ich bin einfach nicht so ein Weichei wie ihr zwei.“ Als Shounan grade auf Propox zustampfen wollte, um ihm weiterhin auf den Geist zu gehen, rutschte sie ungeahnt vom Weg ab und fand grade so auf einem kleinen Vorsprung halt. „Pass doch auf!!“ rief Propox und rannte rüber. „Entschuldigung..“ Doch plötzlich zersplitterte Shounans Halterung und fiel inklusiver ihr in die Tiefe. Die anderen schraken auf und rannten zum Abgrund. „SHOUNAAAAAAAAAAN!“ Propox stürmte sofort den Weg herunter, dicht gefolgt von den anderen. „Vielleicht landet sie ja in einer Sanddüne.“ – „Halt die Fresse und sag mir lieber wie lang wir bis noch bis unten brauchen, Bo!“ – „Nun du siehst wie Tief es ist…“ sagte Bo keuchend. Dieses Mädchen, nichts als Ärger, dachte Propox. Hoffentlich war ihr nichts geschehen. Das war das erste Mal, dass er auf ein Wunder hoffte.
 

Shounan gab es auf zu schreien, während sie in die Tiefe stürzte. Es würde ja doch nichts bringen. Als sie so fiel, gingen ihr einige Dinge durch den Kopf. Vor allem ob das jetzt nun ihr Ende sein würde. Propox hatte recht. Es ging noch viel schlimmer als dieser Vogel. Gleich würde es vorbei sein. Sie würde auf einem Steinbrocken aufkommen und in tausend Einzelteile zerrissen werden.

Shounan schloss die Augen. Sie fragte sich, wie es sich anhören würde, wenn ihr Körper auf dem Boden aufschlägt. Dann wurde sie bewusstlos.
 

Der Grund kam immer näher. Doch bevor sie aufkommen konnte, wurde sie von blauem Licht überflutet. Ihr Sturz verlangsamte sich und kam sanft auf dem trockenen Sand auf.

Ein junger Mann konnte es beobachten und rannte zu dem bewusstlosen Mädchen.

Er versuchte Shounan wachzurütteln, aber sie regte sich nicht. Vorsichtig hob er sie aus dem Sand und trug sie fort.

Miracles or Medicine

Als Shounan die Augen öffnete fand sie sich in einer hölzernen Hütte wieder, zugedeckt in einem Bett. Sie faste sich an den Kopf. Was war passiert? Das letzte an was sie sich erinnern konnte war der doofe Kommentar von Propox über ihren Turban. Doch dann fiel es ihr ein. Sie war gestürzt! Hastig schrak sie auf. „Bin ich Tod?!“ – „Nein. Nur bei mir Zuhause.“ Ein braunhaariger Kerl kam durch eine Tür gesprungen. Shounan blickte ihn verwundert an. „Das war der absolute Wahnsinn. Du bist von dem fetten Berg gestürzt und hast nicht den kleinsten Kratzer! Was bist du, ein Engel?!“ Noch immer sah sie den fremden an. „Hast du mich hergebracht?“ – „Klar. Wer sonst? Ich konnte dich schlecht da liegen lassen. Sonst hätten dich die Sandstürme später noch begraben.“ Shounan war völlig verwirrt. Hätte sie nicht tot sein müssen? Nicht dass sie es nicht gewünscht hätte. „Sag schon! Wie hast du das angestellt?! Das blaue Licht und das ganze Zeug.“ Aufgeregt fuchtelte der Fremde mit seinen Händen umher. „Du flogst mit einem Affenzahn auf den Boden zu. Und ich dachte nur so, heilige Scheiße! Aber dann, BÄM! Ein helles Licht, was dich wie eine Feder hat sinken lassen.“ Es muss der Stab gewesen sein, dachte Shounan. „Uhm… na ja. Das ist eine etwas längere Geschichte, schätze ich.“ – „Egal! Ich will sie hören!“ – „Also gut…“

So begann Shounan dem jungen Mann ihre Geschichte zu erzählen und all das was sie noch zu erwarten hätte. Staunend blickte er sie an.

„Daaaaas ist unglaublich! Und beängstigend zugleich.“ Shounan lachte etwas verlegen. „Ja..“ Dann stieg sie aus dem Bett. „Wie heißt du eigentlich?“ – „Oh, ganz vergessen. Ich bin Nap.“ – „Okay, dann recht herzlichen Dank für die Rettung, Nap. Ich bin Shounan.“ – „Hehe… der Engel Shounan.“ Er rannte in einen Raum und brachte auf einem Tablett zwei Schüsseln mit Reis und Tee. „Während du geschlafen hast, hab ich etwas Essbares gemacht. Dachte du würdest vielleicht hungrig sein, wenn du aufwachst.“ Shounan sah auf die Schüsseln. Das waren wirklich sehr kleine Portionen. „Oh ja, vielen Dank. Aber..“ Nap goss etwas Tee in zwei Tassen. „Ich will dir wirklich nicht deine letzten Vorräte wegessen.“ – „Du meinst wegen dem bisschen Reis? Mach dir keinen Kopf, der Handel lief diese Woche nur nicht besonders gut.“ – „Handel?“ – „Mmmh, ja.“ antwortete er während er seinen Reis verschlang. „In dieser riesigen Wüste befindet sich eine Stadt. Ich verkaufe dort Schätze die ich hier im Sand finde.“ Er nahm ein paar Schlücke von dem Tee. „Na ja. In letzter Zeit finde ich nicht so viel. Vielleicht sollte ich dich verkaufen. Einen echten Engel.“ Er lachte. „Jaaa…. Haha.“ Shounan sah durch den Raum. An der Wand hing eine große, aus weißem Stein geformte Faust. „Was ist das?“ fragte sie und zeigte auf ihre Entdeckung. „Das? Das ist ein Knuckle.“ – „Ein was?“ Nap stellte seine Tasse hin und nahm die Faust von der Wand. „Komm mit raus. Ich zeig’s dir.“
 

Nap führte sie zu einer Ruine die sich mitten in der Wüste befand. Der Boden war hier aus massivem Stein, nicht mit Sand bedeckt. „Pass gut auf.“ sagte er und platzierte seine Hand in der weißen Faust. „Ach ja. Nehm’ bitte etwas Abstand von mir.“ Shounan ging einige Schritte rückwärts, zurück in den Sand. Dann beobachtete sie wie Nap hoch in die Luft sprang und dann seine rechte Hand, die den Knuckle von innen festhielt, Richtung Boden zielte. Eine unglaubliche Kraft sammelte sich um die Faust, während er zurück nach unten donnerte. Dann schlug die Faust auf und riss den kompletten Boden auseinander. Shounan suchte Schutz hinter einer Säule, die aus dem Sand rausragte. Als sie hervorblickte, sah sie einen riesigen Krater. „Oh mein Gott! Das warst du?!“ – „Yep. Ziemlich cool, huh?“ – „Das ist unglaublich!“ – „He he…“ Nap zog seinen Arm aus dem Knuckle heraus. „Ich hab ihn mal hier gefunden. War mir zu schade das gute Teil zu verkaufen.“ Shounan sah ihn an. „Von der Ruine hier ist jedenfalls nichts mehr über.“ – „Ja, was soll’s.“
 

Auf dem Rückweg fielen Shounan ihre Freunde ein. Sie machten sich sicher große Sorgen. Nur wusste sie nicht, wie sie die anderen hier finden sollte. Die Wüste war viel zu umfangreich.
 

Es war schon wieder Abend, als Propox und der Rest endlich unten ankamen. „SIE MUSS HIER IRGENDWO SEIN!“ brüllte er. „Ganz ruhig! Wir müssen erstmal zu Kräften kommen. Wir sind den ganzen Weg herunter gerannt. Ohne eine einzige Pause! Ich hatte eigentlich eine Übernachtung vorgesehen.“ schnaufte Bo „GEHT’S DIR NOCH GUT?! Shounan ist von DA OBEN runtergestürzt.“ Yassu sah Propox an. „Er hat recht. Wir sind alle erschöpft…“ – „Na schön. Dann bleibt eben hier! Ich werde sie suchen.“ Und mit diesen Worten rannte er los.

„So ein Sturkopf..“ brummte Bloody und ließ sich in den weichen Sand fallen.
 

Ruhelos hetzte Propox sich durch die Weiten der Wüste. Ohne ein einziges Zeichen von Shounan. Als erstes lief er den Fuß des Gebirges ab, wo sie eigentlich hätte sein müssen. Aber dort war sie nicht. Das heißt sie war auf jeden Fall am Leben.

Vor sich konnte er plötzlich Lichter entdecken. War das eine Stadt? Er rannte näher. Seine Augen täuschten ihn nicht, es war tatsächlich eine Stadt mitten in der Wüste. Sie war von großen Steinmauern umgeben, offenbar um sich vor Sandstürmen zu schützen. Es waren die Lichter der großen Türme, die über die Mauer herausragten, die er sah.

Als er die Stadt betrat erstreckte sich vor ihm ein meterlanger Marktplatz. Die Stände waren alle geschlossen.

„So ruhig…“ Das sollte eine Stadt sein? Wo waren die ganzen Menschen, das Getöse. Propox sah sich weiter um. In einer Seitengasse konnte er drei Männer sehen. Er ging näher, um hören zu können was sie sagten.

„Ist das wahr..?“ sagte einer. „Ja, ein Engel sage ich euch! Unglaublich helle Haut.“ – „Und sie hat geleuchtet sagst du?“ – „Oh ja! Das hat sie!“

Propox blieb der Atem stehen. Diese Typen redeten über Shounan! Schnell versteckte er sich hinter einem der Stände, als die drei aus der Gasse kamen.

„Sie wird es euch sicher mal zeigen. Sie ist so ein liebeswertes Mädchen.“ – „Ja… das wird sie bestimmt.“ – „Bring uns doch zu ihr. Sie freut sich sicher über Gesellschaft, was meinst du Nap?“ – „Wieso nicht.“ Daraufhin machten die Unbekannten sich auf den Weg und verließen die Stadt.

Wütend ballte Propox die Faust. Er musste ihnen folgen. Sie würden ihn direkt zu ihr führen. Wenn er sie jetzt erledigen würde, würde er sie niemals finden.

Mit großem Abstand folgte er den dreien also.
 

Eine ganze Weile liefen sie durch den Sand, doch dann machten sie vor einer Holzhütte halt.

Sie lag ganz schön weit Abseits von der Stadt. Kein Wunder das Propox sie nicht gesehen hatte. Als zwei der Männer in der Hütte verschwanden, packte sich Propox den dritten aus dem Hinterhalt und zog ihn hinter das Haus. „Was hast du mit Shounan zu schaffen du Straßenköter?!“ Es war Nap den er sich griff. Dieser riss sich allerdings los. „Was zum?! Was bist du denn für einer?!“ – „Die Fragen stelle ich hier. Also noch einmal… Was hast du mit Shounan zu schaffen…“ – „Ich habe null Plan wer du bist, aber ich habe sie bewusstlos vor dem Gebirge gefunden.“ Plötzlich hörte man ein Rumpeln aus dem Inneren der Hütte. Die beiden sahen sich an. Propox zögerte nicht lange und stürmte sofort in die Hütte, Nap hinterher. „PROPOX!“ schrie Shounan auf, die gefesselt auf dem Boden saß. Und die anderen beiden Männer waren grade dabei einen Stoffbeutel über sie zu stülpen. „HEY!“ brüllte Nap. Sie drehten sich um. „Sorry, Nap. Aber das Geschäft lassen wir uns nicht entgehen. Die Kleine wird ‚nen Haufen Kohle bringen.“ Propox zog sich seinen Bogen vom Rücken. „Ich geb’ dir gleich Geschäft du Hund…“ Der eine Mann ließ den Beutel fallen und stieß seinen Komplizen an. „Sieh mal, der will uns drohen.“ – „Ja, ich sehe schon... Das wird etwas länger dauern.“ Aus einem seiner riesigen Rücksäcke zog der zweite Kerl ein Schwert und eine große Langaxt. Das Schwert warf er rüber zu seinem Partner.

„Was ist hier los, ich dachte wir wären Freunde?!“ rief Nap. Doch seine angeblichen Freunde brachen in Gelächter aus. „Freunde?! Hier geht es allein um’s Geschäft.“ – „ Na dann…“ Wutentbrannt griff sich Nap seinen Knuckle und sah rüber zu Propox. „Los, prügeln wir die Scheiße aus ihnen raus.“

Kill Rhythm

Lange überlegten die Männer nicht. Sie stürzten sich sofort auf Nap und Propox, die rückwärts aus der Hütte sprangen. Propox spannte einen Pfeil ein und feuerte ihn auf den Typen mit dem Schwert. Dieser wehrte den Angriff allerdings ab, in dem er den Pfeil gegen sein Schwert donnern ließ. Er lachte boshaft. „Mit solch einem Kinderspielzeug wirst du mich nich erledigen können.“ – „Wir werden sehen…“

Der Mann lief auf Propox zu und schlug mit dem Schwert immer wieder in seine Richtung. Er konnte zwar ausweichen, aber es blieb ihm keine Zeit erneut einen Pfeil loszuschießen.

Nap war währenddessen mit dem Kerl mit der Langaxt beschäftigt. Wie einen Bumerang schmiss er sie hinter dem braunhaarigen her. Nap duckte sich, als sie ihm bedrohlich nahe kam. „Ha! Mit so was hast du nicht gerechnet, was?“ - „Quatsch nich so viel und pass auf!“ rief Propox von drüben. Nap drehte sich um. Die Axt wirbelte zurück, haarscharf an ihm vorbei. „Knapp…. Aber jetzt bin ich an der Reihe.“ Fest seinen Knuckle umklammernd rannte er auf seinen Angreifer zu. Kurz vor ihm sprang er in die Luft, um mit ihm dasselbe zu tun, was er heute Mittag mit dem Steinboden tat. „Pass auf, hier ist mein Asalraalaikum für dich, Arschloch!!!“ Es gab einen gewaltigen Stoss, als Nap auf dem Boden einschlug. Eine Welle aus Sand bildete sich und begrub Propox und den Schwertmann unter sich. Doch sein eigentliches Ziel war seinem Angriff entkommen. „Pff, zu langsam.“ Nap biss sich auf Lippe.

Dieser Kerl war nicht zu unterschätzen. Er hatte ihn oft bei Kämpfen beobachtet. Aber niemals hätte er gedacht, dass er einmal selbst gegen in antreten müsste.

Propox konnte sich mittlerweile unter dem Sand befreien. Sehr gut. Nap hatte durch diese Aktion den Schwertypen von ihm abgewimmelt. Nun hatte er Zeit seinen nächsten Angriff vorzubereiten. Doch plötzlich ergriff ihn die Hand des noch begrabenen Mannes und zog Propox zu Boden. Er selbst erhob sich aus dem Sand und richtete sein Schwert auf den Gefallenen. „Letzte Worte?“ – „Ja. Suspensorium.“ Mit diesem Satz trat Propox ihm mit beiden Beinen in die Testikel. Er stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. „Sorry, ich neige eigentlich nicht zu so unfairen Mitteln.“ warf Propox sarkastisch ein und stand wieder auf. Dann sprang er auf eine aus dem Sand ragende Säule und jagte von dort aus dem Schwertmann einen Pfeil durch die Schulter. Dieser Schrei klang nur halb so schmerzhaft wie der erste, doch es reichte, um ihn nun vollkommen in Rage zu versetzen. „DU KLEINER BASTARD!“

In diesem Moment knallte der andere Kerl in die Säule. Sie zerbrach in ihre Einzelteile und Propox fiel herunter. Aus der Rauchwolke die sich bildete trat Nap. „Von wegen zu langsam…“
 

Während Shounan den Boden vibrieren spürte, versuchte sie sich von ihren Fesseln zu befreien. Sie ließ ihre Blicke durch den Raum wandern. Auf der suche nach etwas scharfem. Dann sah sie einen zerbrochenen Teller. Er musste durch das Gerumpel von draußen herunter gefallen sein. Sie robbte zu ihm rüber und versuchte das Seil um ihre Handgelenke irgendwie zu durchtrennen. Ein paar mal rieb sie es über die spitzen Kanten der Porzellanscherbe. Dann teilte es sich. „Geschafft.“ flüsterte Shounan zu sich selbst. Schnell entfernte sie auch noch die Fesseln die um ihre Beine gewickelt waren und rannte dann ohne zu überlegen nach draußen.

Dort sah sie den Mann mit der Axt aus einem Trümmerhaufen aufstehen. Und er sah auch sie.

„Hey! Die Engeltussi hat sich befreit!“ – „Schnappen wir sie uns ehe sie sich aus dem Staub macht!“ Sofort stürmten die beiden auf sie zu. Nap wollte sie aufhalten, doch Propox hielt ihn zurück. „Bleib stehen und hör mir zu.“ – „Das ist jetz wirklich nicht der richtige Moment, findest du nicht?!“ – „Doch, der Moment ist perfekt. Pass auf. Du wirst jetzt mit deiner deformierten Faust auf Shounan zielen. Da diese Trottel so sehr auf sie fixiert sind, werden sie nicht merken, dass du vorhast sie zu zertrümmern. Und ich muss zugeben, dass sich deine Technik hier als hilfreicher erweißt.“ – „Schon klar, aber willst du Shounan mit unter dem Sand begraben?!“ – „Natürlich nicht, Idiot. Bevor du einschlägst werde ich sie dort wegholen.“ – „Okay verstanden.“

Augenblicklich nahm Nap Anlauf und setzte zum Sprung an. Propox lief herüber zu Shounan. In wenigen Sekunden würde Nap aufschlagen. Er musste sich beeilen.

Noch ahnungslos griffen die zwei Händler nach ihrem Schatz, als plötzlich Propox durch den Sand schlitterte und Shounan mit sich zog. Und ehe sie sich versahen nahm Naps Faust ihren Platz ein. Diesmal steckte eine gigantische Kraft hinter dem Schlag. Die riesige Sandlawine die sich bildete, riss die beiden Männer mit sich in den ebenfalls entstandenen Krater.

„Daraus befreit sich diesmal niemand…“ sagte Nap und spuckte auf die Sandmassen, die die zwei begruben.

Wie versteinert saß Shounan da. „Was ist grade passiert…?!“ Propox half ihr auf. „Wir haben dir den Arsch gerettet. Mal wieder…“ Verlegen sah sie nach unten. „Entschuldige bitte…“ – „Ja, ja. Schon gut. Sagt mir lieber, was hier vor sich ging.“ Nap der noch immer vor dem sich mit Sand füllendem Krater stand, ging nun rüber zu den beiden. „Tut mir Leid, das alles ist meine Schuld… Ich bin kurz in die Stadt gelaufen um Dinge fürs Abendessen zu holen. Dort sind mir dann ‚meine Freunde’ begegnet. Ich wusste nicht, dass sie so etwas beabsichtigen..“ – „Ist schon gut, Nap.“ sagte Shounan. „Nein wirklich… Ich hätte nicht so viel von dir schwärmen sollen. Dann wären sie erst gar nicht auf die Idee gekommen… na ja falsche Freunde braucht man nicht.“
 

„HEEEEEEY~“ hörte man nach einer Weile von weiter weg rufen. Es waren Bloody, Bo und Yassu die sich scheinbar endlich erholt hatten.

„Alles in Ordnung? Wir haben Rauch aufwirbeln sehen.“ – „Schon okay, ihr wärt ohnehin zu spät hier gewesen.“ murrte Propox. Dann scharten die drei sich um Shounan. „Geht’s dir gut? Wir haben uns Sorgen gemacht!“ – „Und am aller meisten Propox.“ warf Bloody ein. Er schenkte ihm dabei einen verhöhnenden Blick. „Tzz.. Unsinn.“ Shounan sah ihn an. „Ist das wahr?“ Bevor er Luft für sein ‚Nein’ holen konnte klebte sie bereits an ihm. „Dankeschön ..“ Peinlich berührt drückte er sie weg. „Ihr spinnt doch alle…. …. NAP!“ – „Mh?“ – „Gibt’s in der Stadt auch irgendwo ‚ne ordentliche Unterkunft?“ – „Klar, ich bring euch hin.“
 

Als sie sich auf den Weg machten, gesellte sich Yassu zu Shounan. „Du solltest lieber dem Braunhaarigen eine Chance geben, er scheint liebenswerter als dein Propox zu sein.“ –

„Was? Ich weiß nicht wovon du sprichst.“ – „Hmh“
 

Es war schon wieder eine Stunde vergangen, als sie den Gasthof der Wüstenstadt erreichten.

Alle sahen sehr müde aus und die Vorfreude auf ihre Betten konnte man kaum übersehen.

„Ich nehme an, dass du morgen weiterziehst, Shounan?“ begann Nap. „Ja.. Ich hab dir ja erzählt, wie meine Reise für mich weitergeht.“ Er nickte. „Also gut. Dann hoffe ich, dass wir uns bald mal wiedersehen, Engel.“ – „Ganz bestimmt. Danke für alles.“ Dann drehte Nap ihnen den Rücken zu und machte sich auf den Heimweg.

Bloody sah Shounan an. „’Engel’?“ – “Er wollte mir nicht glauben, dass ich keiner bin.“

Und mit diesen Worten ließen sie den aufregenden Tag hinter sich.

Roulette Dares

Bo und Yassu saßen bereits am Frühstückstisch des Gasthofes, als Shounan ihr Zimmer verließ. Es war noch früh, aber sie konnte nicht länger schlafen, also gesellte sie sich zu den beiden. „Guten Morgen.“ – „Guten Morgen, Shounan. Gut geschlafen?“ fragte Bo, der grade seine morgendliche Zigarette auf dem Tisch ausdrückte. „Ja~ Ihr zwei seid ganz schön früh wach.“ – „Bo hat mich mit seinem ‚Früststücksgezwitscher’ aus dem Zimmer verjagt. Und bedauerlicherweise ist er mir gefolgt.“ Yassu seufzte. „Wie auch immer. Wieso bist DU schon so früh wach?“ Shounan wusste keine Antwort darauf. „Hm, einfach so.“ – „Und du hast die anderen beiden einfach schlafen lassen? Es ist so gesund die Frische des Morgens zu genießen.“ sagte Bo und riss die Fenster der Herberge auf. „Nein. Propox wird mir nur wieder den Krieg erklären, sobald ich ihm nur eine Sekunde seines kostbaren Schlafs raube. Und ich dachte es wäre unfair, wenn ich Bloody trotzdem wecken würde.“

Shounan nahm sich etwas Brot. Sie war kurz vorm verhungern, denn gestern Abend haben sie hier nichts mehr zu essen bekommen, so spät wie sie da waren. Das einzige was sich in ihrem Magen befand, war das bisschen Reis, welchen sie von Nap serviert bekam.

„Wie geht es heute weiter?“ fragte sie Bo. „Das kann ich dir ganz genau verraten, Liebes.“ Er nahm einen Schluck Kaffe. „Erst einmal müssen wir die Wüste hier hinter uns lassen und das Ufer des Meeres erreichen. Und selbstverständlich benötigen wir ein Boot um auch dieses überqueren zu können.“ – „Ein Boot? Müsstest du nicht so was besitzen? Du reist doch schließlich viel umher.“ – „Er hat es bei seiner letzten Fahrt sinken lassen, als er in der Nähe einer Bucht mit einem Fels zusammen stieß. Er ist allerdings der Überzeugung, dass es das Werk einer Meerjungfrau war.“ – „Ich weiß was ich gesehen habe, Yassu! …Vollbusige kleine Meerjungfrauen…“ Shounan sah Bo an, der mit seinen Gedanken mal wieder einen Abstecher machte. „Und was machen wir nun?“ – „Was? Oh ja. Keine Sorge. Ich werde mich gleich auf dem Markt nach einem tauglichen Boot umsehen.“ Der Markt, dachte Shounan. Sie könnte sich in der Zeit ja auch ein wenig umsehen. „Yassu, kommst du mit mir? Ich hätte auch Lust, ein bisschen durch die Stadt zu laufen.“ – „Hm, wieso nicht.“

Bo stand auf. „Also, es ist beschlossene Sache! Hinterlasst den zwei Vagabunden eine Nachricht, es wird an der Zeit diese Stadt von meiner Handelskunst wissen zu lassen!“ Er holte aus seinem Anzug ein weißes Band hervor und band es sich um den Kopf. „Sorgt euch nicht! Ich werde uns ein wunderbares Gefährt beschaffen!“ Shounan und Yassu sahen Bo hinterher, der sich johlend hinaus auf den Markplatz stürzte. „Ich denke wir haben doch Grund zur Sorge…“
 

Die Stadt war mit allerlei prächtigen Farben geschmückt. Gestern wirkte es hier auf Shounan sehr beängstigend. Aber sobald man sie am Tag sah, war von der bedrückenden Atmosphäre nichts mehr zu spüren. Menschen von überall her schienen hier zu sein. So viele verschiedene Kulturen. Shounan hätte sich niemals erträumt, dass sie so was mal zu Gesicht bekommen würde.

Sie und Yassu wanderten weiter durch die Straßen als sie plötzlich von einer verschleierten Frau mit schwarzem, glattem Haar angesprochen wurden. „Mädchen mit dem rosa Schal… Komm näher.“ Shounan warf Yassu einen fragenden Blick zu, doch dann ging sie zu der Frau, die hinter ihrem mit Decken umhüllten Stand hockte. „…Habt Ihr schon mal von den antiken Ringen des Animus gehört…?“ – „Eh.. nein.“ – „Man sagt, Animus habe sie ihm Kampf gegen das Geburah Tiphreth verwendet. Sie sind sehr mächtig und sollen sich in den Ruinen von Ariens befinden…“ verunsichert sah Shounan die Frau an. Wieso wurde grade sie von ihr angesprochen? Wusste sie, was sie war? „E-entschuldigen sie mich bitte.“ Sie stand auf und zog Yassu hinter sich her. „Das war unheimlich.“ – „Nicht unheimlicher als Bos Schlafritual…“
 

„Hey Propox, seh’ dir das an.“ Bloody stand im Essraum des Gasthofes, in der Hand hielt er einen Zettel. „Der ist von Shounan. ‚Lieber Bloody und auch Propox. Wir sind für eine Weile in der Stadt. Auf der Suche nach einem Boot. ♥ Shounan.’ Oh mann, wieso hat mich niemand geweckt. Frauen haben keine Ahnung von so was und Bo ist ein Idiot.“ Mürrisch schliff sich Propox in den Raum. „Lass sie halt.“ – „Nein! Wir gehen sie suchen.“

Auf der Stelle verließ Bloody den Hof. „KOMM JETZT.“ rief er von draußen. „Ist ja gut…“
 

Eine ganze Weile befanden sich die beiden nun schon in den Menschenmengen und Bloody hatte scheinbar vergessen wieso er überhaupt losgezogen war. „Sieh mal, Propox~ Wie seh’ ich aus?“ Er hatte sich eine Maske die wie eine Katze aussah über den Kopf gezogen. „….wie ein kleines Kind was nichts besseres zutun hat. Was ist los mit dir?“ Propox setze sich an den Straßenrand und beobachtete die vorbeigehenden Menschen. Sie schienen gezielt irgendwo hinzulaufen. „Maaaannnn… du bist echt unerträglich.“ Plötzlich hörten die beiden Getöse, welches von einem der hinteren Stände kam. Viele Leute hatten sich dort versammelt. Als sie sich dem Stand näherten sahen sie Bo, der vor ihm hockte. Dahinter ein Hütchenspieler. „Ich setze meinen Stab auf den Mittleren!“ posaunte er. „BO! Was machst du denn da?!“ rief Bloody aus der Menge. Bo drehte sich um. „Oh ihr seid es Freunde.“ Dann wandte er sich wieder dem Stand zu. Der Hütchenspieler hob den mittleren Hut hoch, doch es befand sich keine Kugel darunter. „Verdammt!“ – „Ich dachte du wärst auf der Suche nach einem Boot?!“ – „War ich ja auch. Sogar erfolgreich. Ich habe es jedoch in das Spiel hier investiert.“ – „DU HAST ES VERLOREN?!“ – „Ich bin doch dabei es zurück zu gewinnen, Bloody.“ – „Das sehe ich ich…“ Propox legte mit ernster Miene seine Hand auf Bos Schulter. „Lass mich mal da ran…“
 

Derweilen hatten es sich Shounan und Yassu auf einer Bank bequem gemacht. Mit einem Eis in der Hand betrachteten sie die Umgebung. „Und hier ist es allen Ernstes jeden Tag so voll? Ich könnte hier nicht leben, so spaßig es sicher ist.“ - „Und mal ganz abgesehen von den ganzen Bettlern die dich vom Straßenrand begaffen.. Ekelhaft.“ – „Yassu, der Mann war blind.“ – „Du bist wirklich naiv. Die Leute hier lassen sich doch alles Mögliche einfallen, um an Geld zu kommen.“ Yassu sah sich weiter um. „Da zum Beispiel. Siehst du die Trottel da hinten? Sie lassen sich auf irgendein dämliches Spiel ein, welches ohnehin nicht zu schaffen ist, nur um an Geld zu kommen. Dabei sind sie es, denen das Geld aus der Tasche gezogen wird.“ – „Eh.. Yassu..“ – „Was?“ – „Ich glaube das sind unsere Trottel..“ Umgehend verließen die beiden ihren Sitzplatz und liefen hinüber zu der Masse. Tatsächlich. Es waren Bo, Propox und Bloody, die mittlerweile nur noch in Hosen vor dem Stand saßen. „HABT IHR DAS GESEHEN? Die Kugel war direkt daneben!“ – „Ja, sehr gut gemacht Propox. Du warst nah dran! …Auch wenn es nur drei Hüte gibt.“ – „Lasst mich es noch mal versuchen! Ich entwickel’ langsam ein Gespür dafür.“

Yassu und Shounan schlugen sich die Hand ins Gesicht. „HABT IHR JETZT TOTAL DEN VERSTAND VERLOREN?!“ schrie Yassu durch die Menge. Die drei drehten sich um. „Oh hallo! Habt ihr zufällig noch etwas, was man setzen könnte? Uns gehen langsam die Kleidungsstücke aus.“ - „Nein?! Hört zu ihr-“ Yassu hielt inne. Sie traute ihren Augen nicht. Shounan hatte sich auf ein Podest gestellt und riss sich ihren Schal vom Hals. „ES IST SO HEIIIIIIIIIIß~ heute. Ich denke ich muss mir die Kleider vom Körper reißen ♥“ Die ganzen Blicke der Menschen waren auf sie gerichtet, inklusive die von Bo. Yassu verstand jedoch was sie vorhatte. „NEHMT DAS DÄMLICHE BOOT UND VERSCHWINDET VON HIER!“ schrie sie die anderen an. Diese überlegten nicht lange und griffen sich zu dritt das schwere Boot. „Das kann doch kein Mensch tragen!“ – „Jammer nicht und setz deine Beine in Gang, Bloody!“ Yassu selbst sammelte die Klamotten der Jungs ein und riss Shounan von dem Podest, die grade dabei war das Ausziehen ihres Oberteiles vorzutäuschen. „KOMM SCHNELL.“ Als die Leute und der Hütchenspieler bemerkten was grade wirklich passiert war, waren die fünf schon längst am Ausgang der Stadt angelangt und rannten hinaus in die trockene Wüste. Ein paar Mal drehten sie sich um, um sicher zugehen dass sie auch von niemanden verfolgt wurden. Doch als sie weit genug von der Stadt entfernt waren, hörten sie auf zu rennen. Angestrengt rang Bloody nach Luft. „Wann hört diese ewige Rennerei endlich auf..“

Nachdem die drei sich ihre Klamotten wieder angezogen hatten, wanderten sie weiter Richtung Meer. „Mensch, Shounan, dass sich hinter deiner schüchternen Fassade so eine Raubkatze befindet, war mir nicht klar.“ – „Bo. Sei still.“ Verlegen beschleunigte Shounan ihren Schritt. „Ich wusste du magst es, deine nackte Haut zu präsentieren.“ – „Bo…Das habe ich nicht getan und hatte es auch nicht vor…“ – „Oh doch, ich weiß es.“ – „Nein.“ – „Dohooooch♥“ – „Yassu?“ – „Mit dem größten Vergnügen.“ Yassu holte mit ihrem Besen aus und ließ ihn in Bos Gesicht schlagen. Benommen fiel er zu Boden. Bloody sah ihn an. „Er sieht bewusstlos aus.“ – „Ja, lass ihn liegen.“ – „Aber …“ – „Er kommt schon nach, zum Ufer finden wir auch allein.“ – „Toll, und das Boot kann ich jetzt mit Propox alleine schieben oder was…“

Consider The Sea

Vorsichtig schoben Bo und Propox das Boot ins Wasser. Es hatte ganz schön viel Kraft gekostet es durch die ganze Wüste zu schaffen. Es war nämlich gar nicht mal so klein und hatte sogar einen Aufenthaltsraum. Bloody sah es an. „Wie in aller Welt konnten wir das tragen?“ – „Stelle nicht die Wunder dieser Welt in Frage, junger Gefährte!“ entgegnete ihm Bo und stieg auf die Stehfläche des Bootes. Es war keine Zeit zu verlieren und so stiegen die anderen auch rauf. Propox warf ein Paddel rüber zu Bo. Den zweiten behielt er. Von alleine würde es sich nämlich nicht fortbewegen.

Nachdem sie weit genug aufs Meer getrieben waren, hörten die beiden auf zu rudern und gesellten sich zu den anderen drei, die es sich im Aufenthaltsraum bequem gemacht hatten. Von innen sah er aus wie eine einfache kleine Hütte. Einen Tisch und Fenster gab es auch. Bloody platzierte sich vor einem und schloss die Augen. Von der ganzen Schlepperei war er ziemlich erledigt. Er schloss die Augen, um ein wenig zu schlafen.

„Ach ja.“ begann nun Shounan. „In der Stadt haben Yassu und ich eine ziemlich merkwürdige Frau getroffen. Sie erzählte irgendwas von antiken Ringen. Bo. Weißt du irgendwas darüber?“ – „Natürlich. Die antiken Ringe des Animus. Es war nicht die einzige Antike Waffe, die er für seine Wächter schuf.“ – „Wächter? Ich dachte er nutzte sie selbst im Kampf gegen das Geburah Tiphreth.“ – „Aber nein. So wie das Geburah Tiphreth ihre Engel von Gvur Tialla hatten, so Animus seine Wächter. Die Antiken Waffen die sie besaßen, wurden nachdem Animus verbannt wurde, ebenfalls versiegelt. Niemand weiß, wo sie hingebracht wurden.“ Shounan dachte nach. Irgendeinen Ort nannte diese Frau ihr doch. Dann fiel es ihr ein. „Ariens Ruine. Die Frau sagte, dass die Ringe sich dort befinden.“ – „Die Ariens Ruine? Die befindet sich doch mitten auf dem Meer hier. Auf einer kleinen Insel.“ Propox der dem Gespräch die ganze Zeit aufmerksam gelauscht hatte, schnellte auf. „Was sagst du? Hier?!“ – „Beruhige dich mein Freund. Was interessiert dich dieses Artefakt überhaupt?“ Er wurde etwas ruhiger. „Ich will sie haben. Diese Ringe.“ – „Weshalb? Sind wurden durch die Hände Animus’ erschaffen.“ – „Ist mir völlig egal. Ich muss sie haben…“ Shounan sah Propox an. Irgendwas sagte ihr, dass sie wirklich wichtig für ihn sein mussten. „Bo… Bitte. Lass uns Kurs auf diese Ruine nehmen.“ – „Du nun auch, Shounan?“ – „Bitte…“ Bo stand auf. „Nun denn, so sei es. Ich werde Kurs nehmen.“ Dann ging er raus um die Richtung des Segels zu ändern. „Also wenn ihr mich fragt… die Idee ist wirklich mehr als hirnrissig. Ihr könnt doch nicht einfach so in die besagte Ruine einmarschieren. Ihr wisst doch gar nicht was euch da unten erwartet.“ versuchte sich Yassu einzumischen, doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen kam Bo wieder herein und sah die Hexe verwundert an. „Was meinst du mit ‚was EUCH da unten erwartet’?“ – „Na was denkst du? Ich komme sicherlich nicht mit.“ – „Und ich auch nicht.“ fügte Bloody bei, der grade aufgewacht war. „Ich habe mich entschlossen meine Pflichten als Bestandteil der Geburah Tiphreth anzunehmen. Aber ich begebe mich doch nicht unnötig in Gefahr, wenn es nicht sein muss.“ Bo schenkte den beiden einen enttäuschten Blick. „Ihr seid wirklich Bedauerlich. Es ist ein Stück Kultur, welches uns hier offenbart wird!“ – „Schon gut, Bo. Dann gehen wir eben zu dritt.“ sagte Shounan, die daraufhin einen genervten Blick von Propox kassierte. „’Zu dritt’. Du bleibst gefälligst hier. Du wirst dort unten nur zur Last fallen.“ – „Ich falle dir also zur LAST?!“ – „Ja.“ – „Hört auf zu streiten. Propox, ich muss dich enttäuschen. Da die Ringe vom Geburah Tiphreth versiegelt worden sind, muss einer von den beiden zwangsläufig mitkommen, um sie freizusetzen. Und da Bloody sich bereits als unwillig erklärt hat…“ – „Hmpf.“ Verärgert verließ Propox den Raum. Shounan seufzte. „Mach dir nichts draus, er beruhigt sich schon wieder.“ sagte Bloody, um der wirklich niedergeschlagenen Shounan etwas Trost zu spenden.

War sie wirklich so nervig? Sie wurde von diesem Vogel verschleppt. Und fast auch noch von diesen Händlern. Und von dem Gebirge ist sie auch noch gestürzt. Sie dachte nach. Sie war tatsächlich keine wirkliche Hilfe. Aber sie wollte Propox doch niemals zur Last fallen.
 

Der Himmel über dem Meer dämmerte langsam. Bo war grade dabei etwas Brot für alle zu schneiden. Yassu und Shounan hatten welches auf dem Markt besorgt. Dann ging er raus um nach Propox zu sehen, der noch immer nicht wieder reingekommen war.

„Hey mein Freund.“ Propox knurrte leise und sah auf. „Was willst du..“ Er saß einfach da, genoss ein wenig die Ruhe die er hier hatte, doch dann musste Bo ihn selbstverständlich mit seiner nervigen Art stören. Er sah ihn mit einem ekelhaft fröhlichen Blick an, wie Propox fand. „Willst du nicht reinkommen? Es gibt Essen.“ – „Keinen Hunger.“ – „Na komm schon.“ Bo setzte sich neben ihn. „Okay, ernsthaft Propox. Was tust du hier?“ – „Herumsitzen?“ Daraufhin räusperte sich der Historiker. Der kalte Blick mit dem Propox ihn ansah war wirklich mehr als unangenehm. „Ich schätze du willst, dass ich gehe?“ – „Gut erkannt.“ Schnell stand Bo wieder auf und verschwand in dem Bootsraum. „Dieser Mann ist böse!“ Bloody schob sich ein Stück Brot in den Mund. „Da sagst du mir nichts Neues..“

Er war also noch immer genervt, dachte Shounan. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn sie nicht mitgehen würde. „Bloody..?“ begann sie. „Könntest nicht doch du Propox und Bo in die Ruinen begleiten?“ – „Eh, nein?! Shounan. Im ernst. Propox ist so scharf darauf. Also soll er da gefälligst alleine reingehen und uns nicht mit reinziehen. Und vor allem solltest du endlich damit aufhören dir die Schuld an seiner schlechten Laune zu geben.“ – „Er hat Recht, Shounan. Hör auf dir Gedanken darüber zu machen.“ sagte Yassu. Shounan antworte nicht. Sie warf sich mit einer Decke in eine Ecke. „Mir ist der Hunger vergangen…“

All I Need

„LAND IN SICHT!“ Bo stand vorne am Bug, der mit seinem Gebrüll die anderen aus dem Schlaf zu reißen versuchte. Er ging in die Hütte herein, um ihnen die Decken wegzuziehen, denn sein Rufen schien nicht wirklich viel gebracht zu haben. Als er grade dabei war, Yassus zu entfernen, kassierte er einen heftigen Tritt. „Wag es nicht…“ murmelte sie unter ihrem Kissen hervor. Bo ächzte kurz, richtete sich dann aber wieder auf um immerhin die anderen aufzuwecken, da es sich bei Yassu als schwerer Fehler erwies. Mit Freuden beobachtete er, dass sich Shounan bereits von selbst erhoben hatte. „Guten Morgen… Sind wir etwa schon da?“ – „Oh ja, das sind wir.“ antwortete er, während er Bloody die Decke entfernte. Diesen kümmerte es allerdings weniger, denn er drehte sich einfach auf die Seite und schlief seelenruhig weiter. Nun ja, was soll’s, dachte Bo. Die beiden würden ja eh nicht mitkommen. Also ging er herüber in die hinterste Ecke des Bootes, wo sich Propox irgendwann in der Nacht eingenistet haben musste. Die anderen hatten davon aber nichts mehr mitbekommen. „Bo du solltest vielleicht wissen…“ – „Schon gut, Shounan. Ich bin sanft wie-“ Bevor Bo seinen Satz beenden konnte, platzierte sich ein Kissen in seinem Gesicht und ein verschlafener Propox stand aufrecht im Bett. Er rieb sich die Augen. „Was soll das…“ – „Genau das selbe könnte ich dich fragen. Nicht dass das Kissen hart gewesen wär’…“ Bo rümpfte seine Nase. „Wie dem auch sei, wir sind da.“ Daraufhin schien Propox hellwach zu sein. Schnell erhob er sich aus seinem provisorischen Bett und ließ die Hand durch seine Haare gehen. Dann ging er heraus. „Das war ja doch einfacher wie erwartet…“ nuschelte Shounan und folgte Bo, der ebenfalls nach draußen ging.
 

„Das ist sie also… ganz schön groß.“ Staunend betrachtete Shounan die Ruine. „Aber ja, die Ariens Ruinen sind mit einer der Größten. Leider hatte ich noch nie die Gelegenheit sie zu besuchen. Ich wusste nicht einmal dass die antiken Ringe sich hier befinden sollten. Eine Schande.“ Propox sprang vom Boot und warf den Bogen über seinen Rücken. Er drehte sich zu Shounan. „Pass diesmal gefälligst auf.“ Nachdem er die ersten Worte die er seit ein paar Stunden bei Shounan abliefern wollte, gesprochen hatte, ging er voraus, in Richtung Eingang.

Er war wohl noch immer nicht sehr erfreut darüber, dass sie ihn begleiten würde. Aber sie hatte sich vorgenommen, sich nichtmehr für irgendetwas schuldig zu fühlen und folgte ihm daraufhin zusammen mit Bo.

Als sie die die Ruine betraten, kam Shounan aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die kompletten Wände waren leuchtend rot. Und überall Felsen, die es erschwerten einen Gang zu finden. „Tut mir leid, da ich hier noch nie war, kann ich nicht wirklich sagen, wo wir hergehen könnten.“ sagte Bo. Doch das sollte sich nicht als Problem erweisen, denn Propox schien gezielt einen bestimmten Weg zu verfolgen.

Er kannte dieses Gefühl. Er kannte es ganz genau, dachte er. Als Propox den Weg entlang lief, sah er diese Wiese. Diese Wiese die sich immer wieder in sein Gedächtnis rief. Und mit ihr kam auch dieses Gefühl. Das Gefühl, welches so viel Veränderung mit sich brachte. So viel Traurigkeit. So viel Hass.

Er machte halt. „Hier ist es…“ – „Hier?“ Shounan sah sich um. Alles was sie sah, war eine rote Wand, die sich nicht wirklich von den anderen unterschied. „Bo.“ rief Propox. „Zerspreng die Wand hier.“ Der Historiker trat näher. „Ich stelle es mal nicht Frage.“ Dann hob er seinen Stab und mit ihm erhoben sich ebenfalls viele herumliegende Felsblöcke, die mit einer ruckartigen Handbewegung Bos gegen ihr Ziel krachten und ein Loch in die Wand rissen. Aus ihm trat ein grelles rotes Licht, ähnlich wie das der Wände. Erstaunt blickten Shounan und Bo durch die entstandene Öffnung. Es waren tatsächlich die Ringe, die hinter ihr so leuchteten. „Propox, woher wusstest du…?“ – „Hmpf.“

Langsam ging er herüber und streckte seine Hände nach der Waffe aus. Shounan folgte ihm, denn schließlich war sie es, die diese Dinger irgendwie befreien musste.

Also Propox sie zu berühren versuchte, bildete sich eine Barriere um die Ringe, die den Kontakt verhinderten. Er biss sich auf die Lippe. Scheinbar glaubte er nicht ganz daran, dass es wirklich nötig war, die Ringe von einem des Geburah Tiphreth befreien zu lassen.

Er warf einen ernsten Blick rüber zu Shounan, die daraufhin einen fragenden an Bo weitergab. Dieser zuckte allerdings nur mit den Schultern. Er hatte scheinbar genauso wenig Ahnung wie sie selbst, doch Propox’s Miene verriet ihr, dass er nicht viel Geduld übrig hatte. Also blieb ihr nichts anderes über, als erst einmal ihren Stab zu beschwören. Hastig platzierte sie ihre Hand auf dem Boden und sprach die Worte, die Vater Carius sie lehrte. Nun war der Raum wirklich mehr als beleuchtet. Rotes und blaues Licht erfüllte jeden Riss im steinernen Boden. Zögerlich und unbeholfen marschierte Shounan nun auf die Ringe zu. Nicht besser wissend berührte sie nun mit ihrem Stab die versiegelte Waffe. Wieder bildete sich die Barriere, doch diese zerfiel daraufhin. Shounans Augen wurden groß, als sie bemerkte, dass ihr banaler Versuch tatsächlich die Lösung war.

Sofort ergriff Propox sich das Objekt, welches er so sehr begehrt hatte.

„Wow.. also dass das so schnell gehen würde… Yassu hatte unrecht. Hier unten ist wirklich überhaupt gar nichts was man als Gefahr-“ Bo stoppte seinen Satz, als er den Boden vibrieren spürte. „Bin ich der Einzige, der das hier wahrnimmt?!“ – „N-n-ein.“ stotterte Shounan, denn durch das rumpeln, hatten sogar die Stimmen begonnen zu vibrieren.

Plötzlich wurde die Wand vor den dreien aufgesprengt und hervor trat eine gewaltige Bestie. Man konnte sie nicht einmal zuordnen. Sie hatte Hörner die sich bis runter an den flammenden Rücken erstreckten. „WIE WAR DAS GLEICH, BO?!“ schrie Shounan. „OKAY OKAY, YASSU HATTE RECHT!!“

Die Bestie zerschlug das Podest auf denen sich die Ringe befanden. Dann erblickte sie Propox und stieß ein ohrenbetäubendes Geheule aus. Dabei stürmte sie auf ihn zu. Dieser aber hüpfte geschwind durch die gesprengte Wand. „BO, BRING SHOUNAN HIER RAUS.“ Dann verschwand er hinter den Felsen und mit ihm auch die Bestie, die seine Verfolgung aufnahm.
 

Bo und Shounan stürmten Richtung Ausgang als sich vor ihnen plötzlich flammende Miniaturabbilder des Monstrums offenbarten. „Verdammter Mist, hier kommen wir nicht raus!!“ Bo ergriff Shounans Arm und riss sie hinter sich her. Diese Viecher verfolgten sie nun ebenfalls. Als wäre der Große nicht schlimm genug, dachte er, während er einen anderen Ausweg suchte. Aber es war nichts zu finden. Sie waren eingesperrt. Und zu allem übel kamen aus der Richtung in die sie liefen weitere der kleinen Biester, die jaulend auf sie zu rannten. Mit der kleineren Menge vor dem Ausgang hätte es Bo vielleicht aufnehmen können, wenn sie nicht zu schnell gewesen wären, aber nun waren es schlicht zu viele.

Dann erblickte er einen Spalt in einem Felsen, der sich weiter rechts neben ihnen befand. Das war das Einzige, was sie fürs erste tun konnten, dachte er. Sie musste dort Schutz suchen. Bo wies Shounan auf die Zuflucht hin und rannte dann mit ihr auf sie zu. Die Verfolge klebten selbstverständlich immer noch an ihnen, doch als die beiden den Spalt erreichten bildete sich ein Schutzwall um den Fels, welcher die Biester stets abprallen ließ.

„Das… das ist der Stab! Er beschützt uns!“ atmete Shounan auf. „Freu dich nicht zu früh. Noch habe ich keine Ahnung, wie wir aus diesem Schlamassel entkommen sollen…“

Immer weiter preschten die flammenden Wesen auf den Wall aus Licht ein. Mittlerweile waren es so viele, man konnte nichtmal sehen, woher sie alle strömten. Bo musste irgendetwas unternehmen, denn ihr Schutzschild machte den Anschein, dass es dem Druck nichtmehr lange gewachsen war. „Ich muss diese Viecher beiseite schaffen…“ Er stand auf. „…Bo! Was hast du vor?!“ – „Wenn ich das wüsste.“ Dann rannte aus dem Wall. Tausende von Biestern fielen ihn an. „BOOO!!!“

Er hob den Stab, und befohl den Felsblöcken nach allen Seiten auszuschwärmen. Das schmetterte die Bestien beiseite, doch die, die sich bereits in ihm verbissen hatten, waren nicht abzuwimmeln. Shounan wusste nicht, wie sie Bo helfen sollte. Wenn sie doch nur wüsste, wie Bloody das damals mit den Lichtarmen angestellt hatte.

Nun zerbrach auch der Schutzwall endgültig. Somit war auch sie hoffnungslos ausgeliefert. Ächzend versuchte Bo sich von den Verbissenen zu befreien. Shounan riss an ihnen, doch sie wollten sich nicht lösen. „BO..!!! BO! DIE ANDEREN VIECHER ERHOLEN SICH VON DEM RÜCKSCHLAG!!!“ – „LAUF WEG!“ – „NEIN! ICH LASSE DICH NICHT ZURÜCK!!“ Sie versuchte weiter Bo zu befreien, der mittlerweile zu Boden gedrängt wurde. Was sollte sie nur tun. Sie konnte ihm nicht helfen. Verzweifelt schlug sie den Stab auf den Boden. „LOS, LOS MACH IRGENDWAS!!!“ Propox! Wo war er?! Er musste kommen und Bo helfen. Es trieb ihr die Tränen ins Gesicht. Was konnte sie nur tun?

Und diese Biester bissen sich immer weiter und weiter in Bos Körper. Er schrie auf vor Schmerz. Schützend lief Shounan vor ihn, um ihn vor weiteren Angriffen der weggeschleuderten Bestien zu bewahren, denn diese stürmten bereits wieder in deren Richtung. Shounan kniff die Augen zusammen. Doch bevor die spitzen Greifzähne der Biester sie berührten, zertrennte eine fliegende Scheibe die Köpfe der annähernden Angreifer, die daraufhin zu Staub zerfielen. Shounan riss die Augen auf. Es war Propox, der einen Ring geworfen hatte. Er rannte von einem der Felsen herunter zu den beiden und riss die Biester die Bo belagerten herunter. Dann tötete er auch diese. Dort wo sich die Staubüberreste befanden, lagen ebenfalls einige rote Kristallsplitter. Shounan hob einen auf und steckte ihn ein. „Kannst du aufstehen?!“ fragte Propox Bo. „I-ich tu mein bestes.“ Shounan half ihm auf die Beine zu kommen. „Wir müssen uns beeilen, das größere Übel war direkt hinter mir.“

Schnell liefen dir drei Richtung Ausgang, der diesmal nicht versperrt war. Doch hinter ihnen holte die gehörnte Bestie auf, die hinter einem großen Fels zum Vorschein kam. Propox schleuderte die Ringe auf ihren Verfolger, welche eines seines Hörner abschnitten. Dann kehrten sie zu Propox zurück, die er gekonnt auffing. Zornerfüllt stieß die Bestie auf. Nun wurde sie noch schneller. „War das wirklich nötig…?!“ stöhnte Bo schmerzerfüllt.

Am Ausgang zeichnete sich, umso näher sie kamen, eine Silhouette ab. Es war Yassu. „SCHNELLER IHR IDIOTEN!“ schrie sie. Als Bo ihr Gesicht erblickte nahm seine Geschwindigkeit enorm zu. „GELIEBTE YASSU, ICH SEHE DICH ERNEUT WIEDER!!!“ Propox packte sich Shounan und holte Bo ein. Sie hatten den Ausgang fast erreicht. Gegen dieses Vieh zu kämpfen war sinnlos, dachte er. Er hatte sich bereits mit ihm angelegt, was sich aber als Fehler erwies. Also blieb ihnen nichts anderes über als zu fliehen.

Als sie den Ausgang endlich erreichten, zog Bloody, der sie ebenfalls hektisch erwartete, die drei auf Seite. Yassu ließ darauf folgend einen großen Felsblock vor den Ausgang schnellen, damit die Bestie sie nicht auch noch übers Meer verfolgen konnte. „Ich dachte du kannst nur bei Mondschein Magie verwenden?!“ rief Shounan. Yassu zeigte in den Himmel. Der Mond war zu sehen, obwohl es Tag war. „Auch wenn es nur schwach ist, es hat gereicht um den Fels zu bewegen! Und jetzt sitzt nich so dumm rum! Macht dass ihr auf das Boot kommt!!!!“ Denn die Bestie hämmerte von Innen gegen den Fels. Lange würde er das nicht mitmachen und nachgeben.

So schnell wie sie konnten stürmten die fünf auf ihr Boot zu. „LOS LOS LOS!!!“ hetzte Yassu. „Bringt das verdammte Boot in Gang!!!“ Bloody band es von einem Baumstumpf los. Hätte Bo es nicht am Morgen angebracht, wäre es hinaus aufs Meer getrieben. Doch genau das wollten sie sich jetzt von Nutzen machen. Die Wellen würden sie schleunigst Weg von dieser Insel bringen.
 

Als der Fels vor der Ruine zersprang, war die Insel nur noch in weiter Ferne.

Erschöpft lies sich Bo in die Kissen des Aufenthaltsraumes fallen. Shounan folgte ihm, um sich die Wunden anzusehen. „E-es tu mir so leid Bo…“ Vorsichtig knöpfte sie sein Hemd auf. Er war von Bisswunden übersät. „Ha ha… schon gut. Wenn mich so zarte Hände berühren, geht’s mir gleich viel besser…“ – „Ach wirklich?!“ rief Yassu und kam mit einem Gefäß zu den beiden. „Ich zeig dir wie sanft MEINE Hände sind.“ Ärgerlich drückte sie einen Wattebausch mit Desinfektionsmittel auf die Wunden. „AUUUUUUUUU“ schrie Bo auf. „Oh nicht zart genug?!“ Sie drückte fester. Während Bo so weiter schrie, stand Shounan auf. Er war versorgt, man brauchte sie hier fürs Erste nicht. Sie sah nach draußen, wo Bloody und Propox verschnauften. Sie wusste nicht so recht, ob sie zu Propox gehen solle. Vielleicht war er noch immer schlecht auf sie zu sprechen.

Schließlich schlug sie sich den Gedanken aus dem Kopf, ihn zu fragen, was diese Ringe für ihn bedeuteten. Stattdessen holte sie den Splitter hervor, den sie aufgesammelt hatte. Die Biester waren genauso wie die Schlange damals zu Staub zerfallen. Merkwürdig…

Renegade Princess

Regen ergoss sich über dem Meer. Shounan sah aus dem Fenster und drehte den mysteriösen Splitter, den sie zwischen ihren Fingern hielt hin und her. Es musste irgendeinen Zusammenhang zwischen ihm und dem auflösen der Monster geben.

Yassu wanderte währenddessen durch den Raum. Sie durchwühlte den Korb, wo sie ihre Nahrung aufbewahrten. Doch alles was sich noch darin befand war eine langsam braun werdende Banane. „Prima. Wir haben nichts mehr zu Essen.“

Bo der vor dem Tisch saß, und seine Landkarte auf ihm ausgebreitete hatte, sah sie an. „Die Banane ist wohl keine Nahrung?“ – „Nein.“ – „Liebste Yassu, das ist sie sehr wohl. Wenn niemand sie gedenkt zu essen, werde ich es tun.“ – „Fein.“ Yassu zögerte nicht lange und schmiss die Banane Richtung Bo, der sie auffing und schälte. „Nun, wenn das so ist…“ Er blickte auf die Karte während er die Banane verspeiste. „…Müssen wir einen Zwischenstopp in Heret machen. Das ist eine weitere Insel auf dem Meer, jedoch mit Zivilisation. Dort sollten wir unsere Vorräte auffüllen können. Bis zum Festland würden wir es so nicht schaffen.“ Dann stand er auf und ging nach draußen. Dort bat er Propox oder Bloody darum, das Segel auf den richtigen Kurs zu bringen. Denn Heret befand sich weiter östlich des Meeres als das eigentliche Ziel, welches sie ansteuerten. Bo schmerzte es noch zu sehr, um es selber zu erledigen.

Propox schien die Bitte nicht mitbekommen zu haben, denn er bewegte sich keinen Millimeter von seinem Fleck und ließ sich weiter vom Regen durchnässen. Bloody machte es sich stattdessen zur Aufgabe, auch wenn er nicht wirklich die Kraft dafür aufbrachte.
 

„Er sitzt schon seit Stunden da draußen und starrt diese Ringe an. Was ist los mit ihm?“ fragte Yassu die zusammen mit den anderen dreien im Raum saß. „Wenn ich das wüsste..“ Shounan seufzte. „Diese Waffe scheint wohl ziemlich wichtig für ihn zu sein…“ – „Bo wär fast drauf gegangen, ich hoffe das war’s ihm wert…“ – „Aber, aber Bloody. Mir geht es gut. Und ich spürte das Feuer in Propox lodern. Ich verstehe ihn. Auch ich begehre Dinge…“ Die drei warfen Bo einen skeptischen Blick entgegen. Dann holte Shounan den Splitter wieder zum Vorschein und zeigte ihn den anderen. „Was ist das?“ fragte Bloody. „Ein Splitter oder so was ähnliches. Ich habe ihn unten in den Ruinen gefunden.“ Sie legte ihn in die Mitte des Tischs. „Bloody, kannst du dich erinnern, wie die Schlange zu Staub zerfallen ist?“ – „Ja, aber sicher.“ – „Genau das selbe ist mit den kleinen Viechern passiert, die mich und Bo verfolgt haben. Ich dachte erst, dass die Schlange sich wegen deinem Angriff so aufgelöst hatte. Aber das kann nicht sein, du warst nicht da, als dasselbe in den Ruinen passierte. Und ich kann so was nicht.“ – „Hmm…“

Yassu nahm den Splitter und musterte ihn. „Ich weiß, was das ist.“

Die anderen sahen sie verblüfft an. „Dieser Splitter stammt von einem ganz bestimmten Kristall, der es ermöglicht, Kreaturen aus den bloßen Gedanken zu erschaffen. Wie ich hörte, sollen die Engel von Gvur Tialla solche besessen haben.“ – „D-das muss ja bedeuten, dass…“ – „Richtig, Shounan… Sie wurden vor vielen Jahr beschworen, um Leute von dieser Waffe fern zu halten.“ - „Nein.. Yassu, du verstehst nicht. Als wir von dieser Schlange angegriffen wurden, gab es nichts an diesem Ort zu holen… Das war kein Zufall sag ich euch.“ – „Shounan…“ begann Bo. „Nun beruhige dich. Yassu hat recht. Sie wurden zum Schutze beschworen und wir sind eingedrungen. Und dafür, dass die Schlange beschworen wurde, gibt es keine Beweise.“ – „Sie hat sich genauso aufgelöst wie die die Bestien!“ – „Das muss doch nichts heißen!“

Shounan stand auf und ging nach draußen. Sie beachtete Propox, der immer noch draußen vor sich hinstarrte nich weiter und setzte sich auf die andere Seite des Bootes.

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, doch die Wolken hingen noch immer tief. Scheinbar würde es die nächsten Tage nichtmehr all zu sonnig werden.

Als sie so eine Weile aufs Meer hinausgesehen hatte, bemerkte sie plötzlich am Horizont eine Regung. Sie schärfte ihre Augen, denn umso näher sie mit dem Boot kamen, desto mehr hatte sie die Befürchtung, dass das ein Mensch war, der da auf dem Meer trieb. „O-oh… oh mein Gott.“ Schnell stürmte sie in die Hütte zurück. Die anderen sahen sie fragend an. „Shounan, was ist los? Du siehst aus als hättest du den lebenden Tod gesehen.“ Bo lachte. „I-ich glaube das habe ich sogar..!! KOMMT SCHNELL RAUS!“
 

Hektisch zeigte Shounan in die Richtung. Und tatsächlich, es war ein Mensch, der auf einem Stück Holz durchs Meer trieb. Das gesamte Boot geriet in Panik, bis auf Propox, den es nicht sonderlich kümmerte. „WAS SOLLEN WIR TUN?!“ – „SEI STILL BLOODY! Wenn wir ganz leise sind, bekommt niemand was davon mit, dass wir diese Wasserleiche weiter herumtreiben lassen…“ – „SPINNST DU, BO?! Dieser Mensch hat ein ehrenvolles Grab verdient!“ schrie Shounan. „Ich will euch nun wirklich nicht unterbrachen. Aber eure Wasserleiche lebt und ruft um Hilfe.“ Die drei starrten Yassu erschrocken an und wurden leise. Es war wahr, man konnte ein erschöpftes Rufen hören. „Eine liebliche Stimme…?!“ Bo sah genauer aufs Meer. Es war ein weißhaariges Mädchen, welches dort um Hilfe rief. „MEERJUNGFRAU!!!!!!!“ Sofort sprang er ins Wasser und schwamm ihr entgegen.

Yassu sah ihm hinterher und schlug sich die Hand ins Gesicht, wie so oft.

Mit einer gekonnten Schwimmtechnik, wie Bloody fand, raste er auf das Mädchen zu und zog sie mit sich zurück aufs Boot.

Das Mädchen hustete gequält, sie musste viel Salzwasser geschluckt haben. Shounan kniete sich runter zu ihr. „Alles okay? Brauchst du irgendetwas?“ – „Wir haben doch gar nichts mehr da…“ murmelte Yassu.

Nachdem sich das Mädchen ausgehustet hatte, sah sie die vier an. „Vielen, vielen Dank… Ich dachte, ich müsste mein Ableben auf dem Meer verbringen.“

Yassu schielte rüber zu Bo. „Also keine Meerjungfrau… Meerjungfrauen leben ihr Leben GERN auf dem Meer ab…heh.“
 

Erst einmal brachten sie das Mädchen in den Aufenthaltsraum. Dort war es wärmer und Decken gab es auch.

„Dürfte ich die Namen meiner Retter erfahren?“ fragte sie. „Du meinst wohl, den Namen DEINES RETTERS.“ – „Sei still Bo.“ Yassu schlug ihn mit der Hand zur Seite. „Die mit dem rosa Schal ist Shounan, der mit dem weißen ist Bloody und der Doofmann im Anzug ist Bo. Ich bin Yassu, angenehm.“ – „Und der junge Mann da draußen?“ – „Der hat dich nun wirklich nicht gerettet.“ knurrte Shounan. „Aber ja.. er heißt Propox.“ Das Mädchen lächelte die vier an. „Fein. Ich bin Sakyo.“ – „SAKYO?! Die SAKYO?“ erschrak Bo. Sakyo seufzte. „Ja…“ – „Wie kommt es, dass die Prinzessin von Heret auf dem Meer treibt?!“ Die anderen blickten sie erstaunt an. Eine echte Prinzessin. „Na ja…“ begann sie. „Das ist so…“ – „Jaa?“ – „Ich führe eine Beziehung mit einem Jungen… der nicht adelig ist. Meine Eltern wünschen sich für mich… nein, sie zwingen mich einen Mann mit königlichem Blut zu heiraten.“ Es wurde ruhiger. „Wie furchtbar…“ – „Ja, das ist es... Und als sie herausfanden, dass ich mich heimlich mit diesem Jungen traf, haben sie ihn verfolgen lassen. Wer weiß, was sie mit ihm angestellt hätten! Also bin ich mit ihm geflohen. Wir haben uns in einer Bucht versteckt, doch dabei hatten wir die Flut vergessen… Mein geliebter Nasai war grade dabei die Felswand wieder heraufzuklettern, um der Flut zu entkommen. Doch als er die Hand nach mir ausstreckte hatten mich die Wellen bereits gepackt und mich hinaus aufs Meer gezogen… Doch dann kamt ihr und habt mich gerettet..“ – „Sakyo… Eine Frau in Nöten weist man niemals zurück…“ – „Warst du nicht der jenige, der sie vorbei treiben lassen wollte, Bo?“ – „Schweig still Bloody!!“ Shounan sah die bekümmerte Prinzessin an. „Keine Sorge, Sakyo.. Wir bringen dich zurück nach Heret.“ – „Vielen Dank… Ich hoffe nur, dass es meinem Nasai gut geht...“ – „Ganz bestimmt.“

Feel

Es war nichtmehr weit bis nach Heret, denn man konnte langsam die Lichter der Stadt erkennen, die den Abend hell erleuchteten.

Sakyo stand mit gefalteten Händen am Deck, immer noch besorgt um ihren Geliebten.

Auch die anderen standen versammelt auf dem Deck und sogar Propox schien Dinge endlich wieder wahr zu nehmen. Er unterhielt sich eine Weile mit Bo, so als wäre er niemals auf irgendwen böse gewesen. Na ja, es war auch Bo zu dem er sprach, nicht zu ihr, dachte Shounan. Mit ihr hatte er gefühlte tausend Tage nicht mehr gesprochen, was sie irgendwie niederschlug. Sie seufzte und blickte herüber zu der funkelnden Stadt, die sie nun fast erreichten. Warum konnte ihr das nicht einfach egal sein? Er ist immer unfreundlich. Das war es nicht Wert.
 

Das Boot dockte am Ufer an.

Als sich niemand mehr an Bord befand, band Bo es an einem Holzpfahl fest, welcher aus dem Wasser herausragte.

Vom Strand aus führte eine steinerne Treppe die Felswände hinauf zur Stadt. Aber sogar von hier unten konnte man den Palast sehen, in dem Sakyo hauste.

Oben an den Klippen liefen Menschen entlang, die Fackeln in der Hand trugen.

Dann bemerkte einer von ihnen die unten stehenden Ankömmlinge. Er machte große Augen, als er Sakyo erblickte. „P-PRINZESSIN SAKYO?!“ Die anderen Menschen wurden aufmerksam. „DA UNTEN! DA UNTEN IST PRINZESSIN SAKYO!“ Ein lautes Getöse entstand. Dann kämpfte sich ein grauhaariger, alter Mann durch die Mengen und sah herunter. „SAKYOOO!“ Die Prinzessin rannte Richtung Treppe, als der Mann sie hinab stieg. Gefolgt von den vielen Menschen. „VATER!“ Sie rannte ihm in die Arme. „Sakyo.. Meine liebe Tochter.. Wir haben dich überall gesucht. Gehofft du wärst nicht für immer von den Wellen verschlungen worden.“ – „Vater…“ Er drückte sie sanft weg. „Ich denke, du möchtest jetzt wen ganz bestimmten sehen.“ Mit einer Handbewegung winkte er einen Jungen aus der Menge. „NASAI!!“ Sie stürzte sich auf ihn und fielen dann gemeinsam auf den sandigen Boden. „Sakyo..“ Den beiden kamen die Tränen, als sie sich endlich wieder in den Armen liegen konnten. „Ich hatte solche Angst, ich würde dich niemals wieder sehen…“ Sanft küsste sie Nasai auf den Mund. „Ich gehe niemals wieder von dir fort…“ Dann standen sie auf. „Vater… i-ich.. verstehe nicht..“ Er ging näher auf die beiden zu. „Dieser Junge kam zu mir, obwohl wir ihn gejagt haben wie ein Kaninchen. Er kam zu mir, da er um das Mädchen bangte, welches er so sehr liebt. Kein Prinz dieser Welt wird dies ersetzen können.“

Sakyo und Nasai sahen sich an. Endlich konnten sie miteinander glücklich werden. „Danke Vater…“

Von weiter hinten beobachteten die anderen das Geschehen.

„Ein Happy End… wie schön…“ ächzte Yassu, während Bo versuchte ihr schöne Augen zu machen. „Ja. Ich glaube unser Teil hier ist erledigt.“ entgegnete Shounan, doch dann sah sie wie Sakyo zu ihnen lief.

„Ich.. Ich bin so überglücklich, ich habe das alles nur euch zu verdanken.“ Bo verbeugte sich vor ihr. „Schon gut, Lady. Das haben wir gerne getan.“ – „Nein ehrlich… Ich schulde euch etwas…“ Sie überlegte. „Wie wäre es, wenn ich euch zum Essen einlade. Mehr oder weniger. Ich wäre mit Nasai heute Abend gerne allein, aber hier gibt es ein sehr wohlhabendes Restaurant voller Köstlichkeiten und wunderbarer Musik.“ Die anderen sahen sich an und nickten. „Klingt verlockend.“ – „Wunderbar. Esst und trinkt so viel ihr wollt. Ich werde für sämtliche Kosten aufkommen.“ – „Das lass ich mir nicht zweimal sagen.“ lachte Bloody
 

Sakyo führte die fünf zu dem besagten Restaurant, welches tatsächlich unglaublich teuer aussah. Es war in einem edlen Weiß angestrichen und hatte riesige Fenster und Balkone.

„Nochmals vielen Dank für alles…“ sagte sie. „Ich hoffe ihr habt einen wunderschönen Abend… Und außerdem wünsche ich euch auf euren weiteren Wegen viel Erfolg.“ Dann verschwand sie gemeinsam mit Nasai in den Straßen der Stadt. „Ein nettes Mädchen.“ – „Du findest jedes Mädchen nett, Bo.“ – „Oh Yassu, du sollst doch nicht eifersüchtig sein. Du weißt, mein Herz schlägt nur für dich.“ – „Halt die Klappe.“
 

„Oh mein Gott, das war das beste Essen seit langem, Freunde!“ Bo klopfte auf seinen vollen Bauch, während er durch die Runde blickte. Sie saßen alle gemeinsam an einem großen Tisch, der mit einer weißten Tischdecke verkleidet war. Es war so unglaublich nobel, sie saßen nicht einmal auf Stühlen, sondern auf roten Sesseln. So bequem saß Shounan schon seit langem nicht mehr. Ehrlich gesagt, war überhaupt nichts mit dieser Bequemlichkeit zu vergleichen, außer ihr Bett vielleicht.

Vor ihnen erstreckte sich eine Tribüne, die mit ebenfalls roten Vorhängen gekleidet war.

Auf ihr standen Instrumente, wie ein Piano, ein Cello und einige andere. Außerdem war ein Mikrofon in der Mitte positioniert.

Shounan fragte sich, wann sie anfangen würden zu spielen. Sie hätte nämlich große Lust, sich die Beine auf dem Balkon zu vertreten, nach so viel Essen.

„Uhm.. ich werde mal rausgehen.“ Dann stand sie auf.
 

Draußen war es wirklich angenehm. Der regen hatte die Luft zwar etwas abgekühlt, aber so fand sie es viel schöner, als die Hitze, die sie in der Wüste ertragen musste.

Sie lehnte sich an das Geländer und ließ ihren Blick über die Stadt wandern. Von hier oben konnte man wirklich alles sehen.
 

Während Shounan draußen verweilte, erschienen ein paar Männer, die sich an die Instrumente setzten. „Es sollte bald losgehen.“ sagte Bloody. „Ich werd mich mal weiter nach vorne setzen.“ Er stand auf und ging herüber zu einem kleinen, leerstehenden Tisch und platzierte sich dort. Er musterte ein wenig das Besteck, welches auf dem Tisch lag, als ein Mädchen mit hellrotem Haar, fast orange, die Tribüne betrat und sich vor das Mikronfon stellte. Bloody wurde überraschend rot, als er sie sah. Sie trug ein rotes langes Kleid, passend zum Rest der Einrichtung. Aber das war es nicht, was ihn faszinierte.

Die Musik begann zu Spielen und das Mädchen holte kurz Luft. Dann sang sie.

Es war ein sehr ruhiges Lied, passend zu einem Abend wie diesem.

Ihre Stimme war unglaublich schön, fand Bloody. Nein. Sie selbst war unglaublich schön, perfekt. Es kam ihm vor, als würde sie nur für ihn allein singen. Es war wahrscheinlich der dämlichste Gedanke, dem ihm jemals gekommen war, aber er mochte ihn.
 

Propox stand auf. Er musste hier raus. Diese romantische Musik konnte er keine Sekunde länger ertragen. Außerdem hatte er noch was zu erledigen.

Er ging nach draußen auf den Balkon, wo auch Shounan war.

Leise ächzte er, denn er konnte die Musik noch immer hören. Was soll’s, dachte er.

„Propox..?“ Shounan drehte sich zu ihm um. „Heh…“ Sie sah ihn an, wusste aber nicht genau was sie sagen sollte. „…Schöne Musik, findest du nicht?“ – „Eh, ja… nein.“ Er kam etwas näher. „Hör zu… Ich bin gekommen um mit dir zu reden.“

Bei diesen Worten fing Shounans Herz wie wild an zu schlagen. Wieso auf einmal? Lag es an dem Lied, welches sie glauben ließ, dass gleich etwas Unglaubliches passieren würde?

„Eigentlich wollte ich mich nur bei dir entschuldigen… Ich hab dir unrecht getan. Ohne dich hätte ich diese Ringe niemals besitzen können…“ Etwas erleichtert atmete Shounan auf. Dann realisierte sie, was grade passiert war. Hatte sich grade der doch so unfreundliche Propox bei ihr entschuldigt? Sie lächelte zufrieden. „Ist schon vergessen…“

Noch eine ganze Weile standen die beiden einfach so da und sahen auf das leuchtende Meer hinaus. Die beiden sagten nichts, doch noch nie fühlte sich Shounan ihm so nah wie heute.
 

Als das Lied sein Ende erreichte, sprang Bo auf. „BRAVOOOOOO~“ Eifrig klatschte er in die Hände und zwinkerte dem Mädchen auf der Bühne zu. Yassu zog ihn zurück auf seinen Platz. „Du bist so peinlich…“

Auch Bloody klatschte und überlegte währenddessen wie er sie am besten ansprechen könnte. Er konnte sie nicht einfach fortziehen lassen. Doch das Problem schien sich von selbst zu lösen, denn das Mädchen kam genau auf seinen Tisch zugelaufen. Bloody glühte wie ein Leuchtturm. War sie gerade wirklich auf dem Weg zu IHM? Als sie dann tatsächlich vor seinem Tisch stehen blieb, war er wie versteinert. „Hat es dir gefallen?“ fragte sie, mit einer so lieblichen Stimme, Bloody wusste nicht mehr wohin mit seiner Schwärmerei. „E-eeeeh…“

„Oh tut mir Leid, Schätzchen, so weiß ich nicht was du meinst.“ Sie warf einen Blick auf die große Uhr, dir im Raum hing. „Ich muss gehen.“ Dann lächelte sie und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange. „Der ist dafür, dass du mir so aufmerksam zugehört hast.“ – „Ich hab dir auch aufmerksam zugehört!~“ rief Bo von hinten, der allerdings von Yassu mal wieder den Mund gestopft bekam.

Als das Mädchen den Ausgang erreichte, stand Bloody auf und rief ihr nach. „W-wie heißt du?“ Sie drehte sich noch einmal kurz zu ihm rum. „Seinaru.“ Dann verschwand sie.

Lights In The Sky

„Sie war wunderschön“ Bloody seufzte. „Ich weißt nicht mal ob ich sie wieder sehen werde ... “ Schon eine ganze Weile starrte er aus dem Fenster, mit sich alleine redend, denn die Anderen saßen einige Tische entfernt und beobachteten ihren apathisch wirkenden Freund. Ihn kümmerte dies jedoch herzlich wenig. Seinaru, so hieß sie. Er rieb sie die Stelle, wo sie vor kurzem erst einen Kuss platziert hatte. Dann spürte er dieses Gefühl wieder. War das Liebe? Bloody schüttelte den Kopf. So ein Unsinn. Er war der Letzte der an so was wie Liebe auf den ersten Blick glaubte. Dieser Gefühlskram würde ihm noch den Verstand rauben.
 

Shounan und Propox hatten mittlerweile den Saal wieder betreten und setzten sich zurück zu Yassu und Bo. „Okay, was genau stimmt mit Bloody nicht?“ bemerkte Shounan als sie den roten Sessel versuchte näher an den Tisch zu rücken. „Liebe.“ erwiderte ihr Bo, das Kinn auf seinem Handrücken ruhend. Shounan sah ihn daraufhin recht erstaunt an. „Liebe?“ - „Oh ja, Liebe.“ Yassu schob den sich ihr näher kommenden Bo zur Seit. „Das singende Mädchen hat es ihm angetan.“ sagte sie, den Historiker immer noch wegdrängend. „So?“ Shounan staunte nicht weniger als sie einen Blick rüber zu Bloody warf. Er machte nie wirklich den Eindruck, dass ihn so etwas jemals beschäftigen könnte. Ihr Blick wanderte zu Propox. Er sah auch nicht so aus. Was für Frauen ihm wohl gefielen? Er war schließlich nicht gerade von der unattraktiven Sorte, ganz und gar nicht. Er sah sogar unglaublich gut aus. Seine Ansprüche müssten als ziemlich hoch sein, oder nicht? Shounans Blicke verirrten sich immer mehr in sein vom Mondschein erfülltes Antlitz. Ihr fiel auf, dass sein schwarzes Haar blau schimmerte. Ungewöhnlich, dachte sie. Sie hatte selber schwarzes Haar, doch dieses hatte einen ganz normalen Glanz. „Genug gestarrt?“ Schounan hob ihren Kopf schreckhaft. Dann realisierte sie, dass es Propox war, der sie aus ihrer Gedankenwelt riss. „W-Was? Ich hab doch gar nicht... -“ Sie merkte wie das Blut in ihrem Gesicht zu pochen begann. Wie unglaublich peinlich, dachte sie. Doch bevor sie sich mit irgendeiner schlechten Ausrede retten musste, wurde die Unannehmlichkeit durch einen lauten Ausruf Bloody's beendet.

Die Besucher des Restaurants beachteten ihn nur kurz, dann wandte man sich wieder dem Essen zu. Propox und die Anderen jedoch erhoben sich von ihren Plätzen und eilten zu ihrem kleinen Freund der seinen rechten Zeigefinger ungläubig Richtung Fenster hielt. „D-Da“ begann er zu stottern. „Was?“ Propox drückte Bloody zur Seite und sah hinaus. Was er sah war ungaublich. Eine Fontäne aus weißen Lichtern schoss in den Himml empor. Er überlegte nicht lange und griff nach seinem Bogen. Hastig verließ er das Restaurant, Bloody hinterher. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sich Seinaru in Schwierigkeiten befand.

Bo legte Geld auf ihren Platz und verließ daraufhin zusammen mit Shounan und Yassu ebenfalls das Gebäude.

„Regen?“ Als sie eben noch auf dem Balkon stand sah es nocht nicht nach einem Unwetter aus, dachte Shounan und versuchte mit Bo Schritt zu halten. Yassu hatte mit ihrem Besen bessere Chancen Propox und Bloody einzuholen, diese hatten nämlich schon ein ganzes Stück vorgelegt. Doch plötzlich bildete sich ein riesiger Wall aus Licht vor den dreien der fast den gesamten östlichen Teil der Stadt einschloss. Der Durchgang war unmöglich. Bo versuchte den Wall mit Magie zu durchbrechen, doch es war sinnlos. „Verdammt“ zischte er. „Yassu. Kannst du nicht rüber fliegen?“ - „Nein. Ich sehe kein Ende des Walls. Er muss riesig sein.“ - „Keine Sorge.“ begann Shounan und legte die Handflächen gegen die leuchtende Barriere. „Propox und Bloody werden die Dinge schon in Ordnung bringen.“
 

Bloodys Augen rissen weit auf als er weiter vorne die Umrisse eines Mädchen erkennen konnte. Er beschleunigte. „SEINARUUU!“ Tatsächlich handelte es sich um die Sängerin, in der Gefangenschaft eines rothaarigen jungen Mannes. Dieser schenkte Bloody ein spöttisches Lächeln. „Oh hallo!“ rief er. „Bist du gekommen um der Geburah zu helfen?“ Seinaru sah Bloody verzweifelt an. „Was geschieht hier...?“ Er konnte es nicht glauben, jetzt wo dieser Typ es erwähnte, bemerkte Bloody dass das Licht welches er vom Fenster aus sah, ganz allein von diesem Mädchen ausging. Er musste etwas unternehmen. Schreiend lief er auf den Unbekannten zu, die Hand zu einer Faust geballt. Er würde Seinaru retten, dachte Bloody. Doch sein Gegner schleuderte ihn mit einer einzigen Handbewegung zurück. Propox fing ihn ab und beobachte wie der Rothaarige mit Seinaru auf eines der Hausdächer sprang. „Ist das wahr?“ rief Propox ihm zu. Doch dieser lächelte wieder nur. „Find's doch raus.“ Er lies Seinaru los und sprang in die Luft. „WAS?!“ Es ging zu schnell. Propox konnte nur noch beobachten wie ein Pfeil aus Licht auf das leuchtende Mädchen zuschoss. „Nein!!“ Bloody rappelte sich auf, in der Hoffnung Seinaru noch irgendwie erreichen zu können. Ihr durfte nichts passieren. Sie war doch... „Geburah Tiphreth.“ rief der Unbekannte. Bloody verlangsamte seine Schritte und sah Seinaru fassungslos an. Vor ihr hatte sich eine Barriere gebildete, die sie vor dem Angriff beschützt hatte. Und über ihr erschien der Stab des Ivilli. Es gab keine einzigen Zweifel mehr. „Seinaru...“ Er lief weiter.

„Seht ihr?“ Der Unbekannte landete zurück auf dem Boden. Dann schnellte er auf Propox zu, mit der Absicht sein Gesicht einzutreten. „Ihr könnt mir ruhig dankbar sein!“ rief er und holte mit seinem Bein aus. Propox jedoch wehrte es ab. „Bild dir bloß nichts ein.“ entgegnete er ihm und warf seinen Angreifer über die Schulter in eine der Pfützen die sich durch den Regen gebildet hatten.
 

Seinaru erhob sich währenddessen, atmete tief ein und richtete dann ihren Blick nach oben. Über ihr schwebte ein langer Stab aus weißem Kristall der von dem selben Licht umgeben war wie sie selbst. Die Regentropfen perlten ihr Gesicht entlang. „Ich bin also...“ Langsam griff sie nach ihrem Besitz. „Seinaru...“ Sie drehte sich um. „...Du?“ Sie zog den Stab herunter und ging dann auf Bloody zu, der es geschafft hatte das Dach auf dem sie sich befand zu erklimmen. „Du hast versucht mir zu helfen...“ Mit einem Lächeln half sie ihm auf die Beine. „Ich danke dir.“ Verlegen sah Bloody zu Boden. „Ich wünschte es hätte letztendlich auch funktioniert.“ Dann fasste er ihre Hand. „...Willkommen im Team..“



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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von:  NARUT0
2011-08-18T07:29:46+00:00 18.08.2011 09:29
hach gott wie süß Bloody <3
Und thihi Sei :D süß kleine sängerin xD~~~

und woow Pro kann sich entschuldigen xD?

Von:  Baka-Erdbeerchen
2011-08-17T19:44:36+00:00 17.08.2011 21:44
Was denn auch sonst xDDDD
Von:  NARUT0
2011-08-17T18:23:41+00:00 17.08.2011 20:23
ach ja Bo....immer nur weiber im kopf xD
Von:  Baka-Erdbeerchen
2011-08-16T10:29:08+00:00 16.08.2011 12:29
Armer Bo und Yassu bereitet ihm noch mehr schmerzen xD°!
Aber geile action wuhuuu xO
Von:  NARUT0
2011-08-16T08:52:22+00:00 16.08.2011 10:52
Oh armer flo.. ich ein Bo XD...
Was ein Kapi haha. Action geladen. >:D

Von:  Baka-Erdbeerchen
2011-08-12T17:38:31+00:00 12.08.2011 19:38
XDDD jaja die Reize einer Frau sind doch immer gut für
Ablenkungen ;D!
Und Bo erliegt ihnen auch mal wieder XDD
Von:  NARUT0
2011-08-12T15:42:56+00:00 12.08.2011 17:42
XD was für idioten und selbs Pro fällt drauf rein XD
Die aktion mit shou war geil haha :D
Von:  NARUT0
2011-08-12T07:51:36+00:00 12.08.2011 09:51
@Dai sind das nichdie weichteile? XD

Naja Propox maaaaaaaag sie xP xD

Von:  Baka-Erdbeerchen
2011-08-12T07:15:45+00:00 12.08.2011 09:15
Ich muste Testikel erstmal googeln XDDDD
Von:  Baka-Erdbeerchen
2011-08-11T20:01:42+00:00 11.08.2011 22:01
Arme Shounan wird die jemals verschohnt werden XD???
Aber nun loooooooooos macht die ärsche fertig !! XOOO


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