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Revolve around

Die sechste Division
von

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Kira-sensei

Ihre Lippen berührten sich fast. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie, doch Renji würde sie überwinden. Es kam ihm vor wie in Zeitlupe, langsam, ganz langsam, kam sein Gesicht dem seines Taichou näher. Byakuya bewegte sich nicht, wich nicht zurück. Das hieß doch, dass er es auch wollte, oder nicht?

Jeden Moment würde er ihn spüren, würde-

Die Wohnungstür wurde aufgerissen, Byakuya stolperte einen Schritt zurück und innerhalb einer Sekunde schossen Renji hundert Arten durch den Kopf, Izuru umzubringen.

Der blonde Fukutaichou erschien einfach im Türrahmen, sah unschuldig drein wie immer und hatte doch Renjis gesamte Hoffnung auf diesen Augenblick zerstört.

Renji traute sich kaum, seinem Taichou ins Gesicht zu sehen.

„Oh, Kuchiki-taichou… Ich hatte nicht erwartet, dass Sie noch da sind. Verzeihung, falls ich gestört habe.“

Am liebsten hätte Renji seinem Freund entgegen gebrüllt, dass er nie zuvor störender gewesen war. Aber trotz des Tosens in seinem Inneren schwieg er.

„Es ist in Ordnung, Kira. Ich wollte ohnehin gerade gehen.“

War da eine Regung in Byakuyas Stimme, die verriet, wie er sich gerade fühlte? Nicht, soweit Renji beurteilen konnte. Er klang abweisend, kalt wie immer.

„Soll ich Sie noch zur Tür begleiten?“

„Nicht nötig. Ich finde den Ausgang.“

Renji blickte erst wieder auf, als Byakuya ihm bereits den Rücken zugewandt hatte. Und er wagte es erst wieder Luft zu holen, als er das hörte, wie seine Wohnungstür ins Schloss fiel.
 

Byakuya fuhr sich mit den Fingerspitzen über seine Lippen. Ihm war, als konnte er den Hauch von Renjis Atem noch darauf spüren.

Was wäre passiert, wenn Kira nicht dazwischen geplatzt wäre? Er konnte es sich denken. Und das war kein sonderlich angenehmer Gedanke.

Er musste sich eingestehen, dass er durcheinander war. Durcheinander und leicht geschockt. Seit wann tickte Renji so? Und vor allem, weshalb? Er konnte sich nicht erinnern, je sonderlich nett zu seinem Fukutaichou gewesen zu sein. Jedenfalls nicht so nett, dass es rechtfertigen würde, dass dieser ihn küssen wollen würde. Doch andererseits, wann hatte er schon groß Kontakt zu Rikichi gehabt? Solche Begierden mussten nie wirklich rational sein. Er blieb stehen und atmete tief durch.

Rikichi. Es fühlte sich an, als hätte er diesen fast betrogen, obwohl er nichts gemacht hatte. Oder vielleicht gerade weil er nichts gemacht hatte.

Er hatte das Bedürfnis, ihn jetzt zu sehen. Nicht erst morgen, jetzt sofort. Seine Schritte lenkten ihn zur Adresse seines Untergebenen. Wozu war er schließlich Taichou, wenn nicht, um seinen Willen durchzusetzen, wann immer er wollte?
 

Rikichi saß an seinem Tisch, eine Tasse Tee in der Hand und Torara auf seinem Schoß. Seine Füße wippten leicht, wie bei einem kleinen Kind. Es war schließlich auch beinahe kindliche Freude, die sich in ihm ausbreitete. Bisher war seine Liebe zu Renji so hoffnungslos, so aussichtslos gewesen. Doch nun hatte er immerhin jemanden, auf den er sich verlassen konnte. Zumindest hatte er das Gefühl, dass Kira verlässlich war. In seiner Fantasie lag er Renji bereits in den Armen. Er schloss die Augen, um diesen Gedanken weiterzuspinnen.

An Kuchiki durfte er gerade einfach nicht denken, ihn durfte er nicht in seine Tagträume lassen. Es gab keinen Kuchiki, der Renji den Kopf verdrehte. Erst recht gab es keinen Kuchiki, der mit ihm selbst zusammen war. Es gab einfach keinen-

Es klingelte. Mit einem tiefen Seufzer öffnete Rikichi die Augen wieder. Das Schlechte an Tagträumen war, dass man später nie nahtlos da ansetzen konnte, wo man aufgehört hatte. Der Traum war verflogen.

Er stand auf und ging zur Tür. Wer konnte das um diese Uhrzeit überhaupt sein? Es war wirklich schon sehr spät. Hatte Kira seine Kampferklärung am Ende zu ernst genommen, wieder mit Küchengeräten um sich geworfen und Renji erneut vor die Tür gejagt? Das wäre nicht die Hilfe, die Rikichi erwartet hatte, aber übel wäre es auch nicht, jetzt einem heimatlosen Renji die Tür zu öffnen. Auch, wenn dieser ihn vor einigen Stunden noch wie Luft behandelt hatte, vielleicht würde er sich entschuldigen und… er drückte die Klinke runter.

Kuchiki. Ausgerechnet. Er sah bloß fragend zu ihm hoch.

„Komme ich ungelegen?“

Das sah ihm ähnlich, hier mitten in der Nacht aufzutauchen und nicht mehr als das zu sagen. Doch was sollte er schon machen? Nicken und ihm die Tür vor der Nase zuknallen? Langsam trat er einen Schritt nach hinten, um Platz zu machen. Ohne weiteres Zögern betrat Kuchiki die Wohnung, sah sich forschend um. Er war zum ersten Mal hier.

„Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet…“

„Ich bin auch spontan vorbei gekommen. Ich wollte dich gerne sehen. Ist das nicht in Ordnung für dich?“

Rikichi schluckte leicht und die Spur eines schlechten Gewissens meldete sich in seinem Hinterkopf. Kuchiki wollte ihn sehen, kam extra um diese Zeit her und er war genervt, weil so seine Schwärmerei für einen anderen Mann unterbrochen worden war. Ziemlich mies.

„Doch, es ist okay. Ich habe mich nur etwas gewundert. Aber bitte, kommen sie doch rein.“

Er führte seinen Taichou vom Flur ins Wohnzimmer.

„Setzen Sie sich… ich mache Tee.“

Byakuya folgte ihm, setzte sich, schüttelte dann aber den Kopf.

„Nicht nötig. Setz dich einfach zu mir.“

Er deutete auf den Platz neben sich, als sei dies sein Sofa. Vermutlich hatte er innerlich bereits die ganze Wohnung zu seinem Eigentum ernannt, sobald er sie betreten hatte.

Rikichi setzte sich ebenfalls, ihre Knie berührten sich. Wahrscheinlich erwartete Byakuya etwas Intimität, aber mehr wollte er ihm gerade nicht geben.

Kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann öffnete Byakuya den Mund. Er schloss ihn sofort wieder, als sich ein aggressives Fauchen unter dem Sofa meldete. Ein Schatten kam heraus geschossen, sauste am Tischbein des Wohnzimmertischchens hoch, flitzte dann über die Tischplatte und machte sich zum Absprung bereit. Rikichi konnte Torara aus der Luft fischen, kurz bevor sie auf Kuchiki prallte.

„Spinnst du? Du kannst nicht einfach einen Taichou attackieren!“

Die Katze antwortete nur mit einem langgedehnten Maunzen. Rikichi setzte sie auf seinem Schoß ab und hielt sie fest, bevor sie weiteren Unsinn anrichten konnte.

„An Kira-fukutaichou hingst du doch auch wie eine Klette!“

„Kira ist also hier gewesen?“

Rikichi zuckte leicht zusammen, dann wurde ihm bewusst, dass er eigentlich nichts zu verbergen hatte. Kiras Besuch ließ schließlich nicht auf ihre Abmachung schließen. Also nickte er nur.

„In letzter Zeit geht es ihm wohl nicht so gut. Also haben wir uns etwas unterhalten.“

Es war schließlich kein Geheimnis, dass es Kira nicht gerade blendend ging.

„Ah. Da hat er ja etwas mit seinem Taichou gemeinsam. Ichimaru grinst in letzter Zeit nicht mehr den ganzen Tag ununterbrochen, als hätte er gerade einem Schmetterling die Flügel ausgerissen. Aber im Grunde kümmert er mich nicht.“

„Hm… jedenfalls mag Torara Kira-fukutaichou wohl. Wen sie mag und wen nicht, lässt sich nie ganz vorausahnen. Mit Abarai-fukutaichou hat sie sich auch angelegt.“

„Nun, in meinem Falle beruht das auf Gegenseitigkeit. Ich mag keine Katzen. Schaff sie raus.“

„Aber sie darf überall hingehen… wenn ich sie festhalte, wird sie Ihnen schon nichts tun.“

„Rikichi. Ich bin Taichou, ich töte ganze Armeen von Hollows mit einem Angriff. Davor, dass sie mir etwas tut, habe ich gewiss keine Angst. Aber belassen wir es dabei… ich bin nicht hier, um über deine Katze zu streiten.“

„Okay.“

Rikichi strich seinem Haustier langsam durchs Fell, bis es sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Ob Torara gespürt hatte, dass Kira ihrem Herrchen helfen wollte, während Kuchiki ihm eher im Weg stand? Wahrscheinlich war sie wirklich eher nur launisch.

Er wandte seinen Blick wieder Kuchiki zu. Er wollte wissen, was ihn um diese Zeit zu ihm führte.

„Ich werde über Nacht hier bleiben.“

Keine Frage, eine Aussage. Als hätte er festgestellt, dass es regnete. Rikichi nickte bloß, wie schon die ganze Zeit. Was blieb ihm sonst übrig?

Er wartete kurz, doch es folgte keine weitere Erklärung.

„Einfach so?“

„Ja, einfach so. Einfach, weil ich dich in meiner Nähe haben will.“
 

Es gefiel Byakuya nicht, dass Rikichi anscheinend so darauf pochte, einen Grund präsentiert zu bekommen. Er war sein Freund, zumindest auf die ein oder andere Weise. Sollte er sich da nicht einfach freuen, wenn sie zusammen waren? Hisana war stets glücklich über seine Anwesenheit gewesen, egal, aus welchem Grund er bei ihr gewesen war.

Augenblicklich verdrängte er diesen Gedanken wieder. Er dachte oft an seine verstorbene Frau und er tat das gerne. Doch nicht in Verbindung mit Rikichi, das erschien ihm einfach falsch. Er wollte sie nicht vergleichen.

„Ich bin ein wenig… aufgewühlt. Die Ursache dafür ist nicht wichtig. Ich dachte, in deiner Nähe würde es mir besser gehen.“

„Aufgewühlt?“

Rikichis Stimme klang alarmiert. Sorgte er sich um ihn?

„Wegen Abarai-fukutaichou?“

„Woher weißt du, dass ich bei ihm war?“

„Ehm…“

Rikichi schien etwas herumzudrucksen, zuckte dann mit den Schultern.

„Sie sind auf dem Hinweg an mir vorbei gelaufen. Weil Sie in die Richtung gingen, dachte ich, dass Sie zu ihm wollten. Mich haben Sie gar nicht bemerkt.“

„Ach so. Nun, es hat nichts mit ihm zu tun. Aber wie gesagt, die Gründe sind unbedeutend.“

Er würde ihm sicherlich nicht sagen, dass Renji kurz davor gewesen war, ihn zu küssen. Wenn es nach ihm ginge, sollte niemand davon erfahren. Wie er in Zukunft mit Renji selbst verfahren würde, musste er sich noch überlegen.

„Und, hilft es?“

„Hilft was?“

„Hilft es, dass Sie in meiner Nähe sind? Geht es Ihnen besser?“

Ein schwaches, kaum merkliches Lächeln machte sich auf Byakuyas Gesicht bemerkbar. Dann legte er einen Arm um Rikichi und zog ihn ein wenig näher, wobei er das zischende Fellbündel auf dessen Schoß gekonnt ignorierte.

„Ja, es hilft.“
 

Renji hockte auf seinem Sofa und presste ein Kissen fest an sich. Der Hauptgrund dafür war, dass er Izuru so nicht packen und schütteln konnte, bis sich sogar dessen verrückte Frisur löste. Er kaute auf seiner Unterlippe und dachte fieberhaft nach. Weil er sonst nicht sonderlich viel Zeit ins Nachdenken investierte, bekam er beinahe schon Kopfschmerzen.

„Aber wenn du nicht auf einmal aufgetaucht wärst, hätte ich es geschafft. Er hat sich nicht bewegt und ich war ihm so nahe. Und dann kamst du und-„

„Das klingt, als hätte ich ihn gerade so vor einer Vergewaltigung gerettet.“

Renji warf Izuru einen bösen Blick zu. Dieser saß ihm gegenüber und wirkte auf einmal viel weniger düster als die ganze letzte Zeit.

„Vielleicht wollte er es auch. Ich meine, er ist erst nicht zurückgewichen. Vielleicht mag er mich doch.“

„Das nennt man Schockmoment. Shuuhei ist auch nicht zurückgewichen, als ich ihm am Hals hing. Jetzt hasst er mich.“

„Aber Byakuya ist nicht Shuuhei!“

„Stimmt. Er hasst dich wahrscheinlich nicht, das wäre ihm zu kindisch. Stattdessen verachtet er dich.“

„Sehr aufmunternd, wirklich! Kannst du, wenn du schon alles kaputt machst, nicht wenigstens hinterher was Nettes sagen?“

„Du weißt nicht, ob ich was kaputt gemacht oder was gerettet habe.“

„Ach, halt die Klappe!“

Izuru seufze und schwieg wirklich einen Moment. Dann änderte sich sein Blick, wurde eine Spur sanfter.

„Renji. Es ist nicht meine Absicht, dich zu ärgern, das weißt du doch. Es ist nur… was glaubst du, was passiert wäre, wenn du ihn geküsst hättest?“

„Weiß ich doch nicht.“

„Eben. So weit denkst du nicht.“

Renji schnaufte nur. Das war keine Beleidigung, es war die Wahrheit. Aber beleidigend klang es trotzdem.

„Vielleicht wäre aber auch alles gut gegangen. Vielleicht hätte er mich akzeptiert.“

„Er behandelt dich nicht gerade gut, Renji.“

„Ach, aber Ichimaru hat dich immer gut behandelt, oder was?“

Sofort tat ihm seine schnippische Art leid. Ichimaru da mit hereinzuziehen war unfair und an Izurus sich verengendem Auge sah er, dass dieser genauso dachte.

„Sorry, wollte ich nicht.“

„Hm…“

„Ich bin bloß durcheinander, verstehst du?“

„Natürlich. Wäre ich wohl auch.“

„Aber kann es nicht wirklich sein, dass er mich doch mag?“

Erst dachte er, sein Freund würde ihm gar nicht antworten wollen.

„Doch, das kann sein. Alles ist möglich.“

Ihm war klar, dass Izuru es nicht so meinte, sondern ihm nur einen Gefallen tun wollte. Doch für den Augenblick war ihm das genug.

„Ich sollte nicht daran denken, was ist, wenn er mich nicht leiden kann. Ich sollte an das Gegenteil denken.“

„Nun ja…“

„Zumindest jetzt. Morgen auf der Arbeit werde ich so oder so erfahren, wie er damit umgeht.“

„Das stimmt wohl.“

„Na also…“

Er brauchte das jetzt einfach. Die Möglichkeit, sich vorzustellen, was wäre, wenn Byakuya seine Liebe erwidern würde. Wenn er beim nächsten Mal nicht zurückweichen, sondern sich ihm entgegenrecken würde. Wenn er seine Arme um ihn legen würde, ihm sagen würde, dass er genauso fühlte wie er…

„Izuru?“

„Was?“

„Wie hat man überhaupt Sex mit einem Mann?“

Beinahe hätte Izuru die zwei Teetassen, die er gerade hatte wegräumen wollen, fallen gelassen. Innerhalb einer Millisekunde war er knallrot.

„So etwas fragt man nicht!“

„Wenn man nie fragt, bleibt man aber blöd!“

„Das macht dir doch sonst auch nichts aus. Und überhaupt, wozu musst du das jetzt wissen? Du steigerst dich da gerade zu sehr rein.“

„Kann man sich in Liebe denn zu sehr reinsteigern? Wenn ja, muss ich mir das nicht ausgerechnet von dir sagen lassen!“

Kurz funkelten sie sich einfach gegenseitig an, dann atmete Izuru resignierend aus.

„Also gut. Es kann ja echt sein, dass du das mal für…irgendwen brauchen wirst.“

„Nicht für irgendwen. Für Byakuya.“

Izuru schüttelte leicht den Kopf, seine Gesichtsfarbe änderte sich nicht.

„Also, ein wenig kannst du mir jawohl erklären. Es geht um Leben und Tod.“

Um Leben und Tod? Klingt, als seist du hinter meinem Taichou her und nicht hinter deinem.“

„Du weißt, wie ich das meine.“

Renji grinste und auch Izuru schmunzelte nun leicht.

Er würde jetzt wohl wirklich etwas den Ratgeber spielen. Eigentlich hatte Renji ihn früher schon dazu befragen wollen, aber nie den passenden Moment gefunden. Das war kein Thema, welches man Izuru nebenbei beim Essen oder Einkaufen um die Ohren schlagen konnte. Hätte er das getan, hätte Izuru sich vermutlich an seinen Stäbchen verschluckt oder hätte eine Pyramide aus Reissäcken umgeworfen. Irgendetwas Lebensgefährdendes eben. Aber jetzt war sein Freund anscheinend darum bemüht, Renji aufzumuntern, dafür zu sorgen, dass er nicht dreinblickte, als sei die Welt am Untergehen oder als hätte sein Lieblingstaiyakistand geschlossen. Er würde seiner Neugier entgegen kommen. Und Renji hatte vor, das auszunutzen, so gut es ging.

„Also, erklär.“

„Du musst mir schon sagen, was genau du wissen willst. Ich kann das schlecht mit Sex mit Frauen vergleichen, den hatte ich schließlich nie.“

„Ich auch nicht. Würde also eh nicht viel bringen.“

„Ach so, da dann… was?“

Renji blinzelte ihn nur fragend an.

„Du bist noch Jungfrau?“

Der ungläubige Ton reizte ihn leicht.

„Ja bin ich. Problem? Passt eben zu meinem Sternzeichen.“

„Ich bin Widder. Siehst du mich mit dem Kopf frontal in das nächstbeste Hindernis rennen?“

„Metaphorisch schon, ja.“

Das kurze Senken von Izurus Blick gab ihm das Gefühl, das Wortgefecht gewonnen zu haben.

„Ich hätte das bei dir nur einfach nicht erwartet. Du warst auf der Akademie doch beliebt bei den Mädchen und hattest auch so einige Dates.“

„War aber eben nie die Richtige dabei. Also habe ich lieber gewartet. Und jetzt lassen wir das. Wenn ich über Frauen reden will, frage ich Shuuhei und nicht dich.“

„Okay, schon gut. Also… in welcher Position siehst du dich?“

„Hä?“

„Du weißt schon… welche Rolle…“

„Ach so. Oben, natürlich.“

Izuru hob seine sichtbare Augenbraue.

„Wir reden immer noch von Kuchiki-taichou?“

„Klar.“

„Du wärst niemals oben.“

„Aber ich bin doch größer als er.“

Unverständlicherweise fing Izuru jetzt auch noch an, leise zu lachen. Merkte der nicht, dass das hier ein ernstes Gespräch war?

„So einfach ist das nicht, Renji. Ich hätte zwei Meter größer sein können als Ichimaru-taichou und hätte unten gelegen.“

„Wärst du zwei Meter größer als er, wäre der einzige Ort an dem du liegen würdest, Kurotsuchi-taichous Labortisch.“

„Du weißt, was ich dir damit sagen will. Die Körpergröße entscheidet nicht.“

„Ah. Also andere Größen?“

Renjis dreckiges Grinsen sorgte schlagartig dafür, dass Izurus sich gerade beruhigende Gesichtsfarbe wieder dunkler wurde. Verlegen blickte er zur Seite.

„Nein. Natürlich nicht…“

„Was entscheidet dann?“

„Nun… das Gefühl, schätze ich. Das, was du willst. Was ihr wollt.“

„Okay… dann bleibe ich bei „oben“.“

Sein Freund sah ihn zwar weiterhin zweifelnd an, nickte dann aber.

„Das ist wohl eh besser. Wenn du dich auf die passive Rolle einstellst und dann… nein… das wäre seltsam.“

„Was? Wovon redest du?“

„Ach, nichts.“

Plötzlich grinste Izuru leicht, was Renji beinahe schon Angst einjagte. Er wollte lieber nicht wissen, woran er gerade dachte.

„Ich habe gehört, dass es weh tut.“

„Wo hast du das gehört?“

„Hier im Wohnzimmer, wenn Ichimaru mit dir in deinem Zimmer zugange war.“

„Ah…“

Augenblicklich brach ihr Blickkontakt wieder ab. Es war wirklich nicht einfach, mit Izuru darüber zu sprechen.

„Also, tut es weh?“

„Ein bisschen, vielleicht.“

„Wenn das bei dem Gejammer ein bisschen ist, musst du schon sehr zimperlich sein.“

Izuru schluckte leise, blickte dann wieder auf.

„So laut sind wir immer gewesen?“

„Manchmal hatte ich Angst, dass er aus Versehen Shinsou reingesteckt hat.“

„Okay, okay! Ich habe es verstanden. Aber sag das nicht…so.“

„Du bist doch mein bester Freund. Eigentlich sollten wir darüber viel offener reden können.“

„Tun wir gerade doch. Aber… offen mit Einschränkungen.“

„Das ist Unsinn.“

„Im Unsinn machen bist du doch Experte.“

Renji zuckte nur mit den Schultern. Gewissermaßen hatte Izuru ja recht und er sollte froh sein, überhaupt Antworten zu bekommen.

„Es tut eigentlich nicht weh. Anfangs vielleicht etwas, weil es ungewohnt ist. Aber wenn man aufpasst, tut es keinem der Partner wirklich weh. Es soll ja angenehm sein. Es kommt eben darauf an, wie…rücksichtsvoll du bist. Es ist aber sicher nicht schwer, rücksichtsvoller als Ichimaru-taichou zu sein.“

„Kann ich mir denken. Aber an sich muss man einfach…reinstecken?“

„Rede doch nicht so vulgär!“

„Wie soll ich es denn sonst nennen?“

„Du sollst es gar nicht benennen!“

„Du machst es uns nicht gerade einfach, Izuru.“

Der blonde Fukutaichou biss sich kurz auf die Lippe.

„Nein, nicht einfach reinstecken. Etwas Anfeuchten muss sein, sonst tut es nämlich doch weh. Es gibt extra Creme dafür oder Öle…“

„Und wenn ich sowas gerade nicht habe?“

„Dann nimmst du eben Speichel.“

„Uh.“

Irgendwie fand er den Gedanken nicht wirklich angenehm, geschweige denn anregend. Spucke? Und wie viel davon? Er hatte nicht vor, Byakuya voll zu sabbern. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass dieser stillhalten würde, während er das tat. Dass Byakuya in seiner Gegenwart vermutlich ohnehin nicht mehr stillhalten würde, war gerade nicht von Interesse.

„Also sorge ich dafür, dass ich Creme habe. Kannst du eine empfehlen?“

„Jetzt reicht es aber! Wir tauschen hier doch keine Rezepte aus…“

„Sei nicht so prüde! Wer von uns beiden ist denn noch unschuldig?“

„Das hat damit nichts zu tun!“

„Doch, darum geht es doch gerade.“

„Ach, lass mich in Ruhe!“

Izuru erhob sich und sammelte die beiden Tassen wieder ein, wobei diese stark aneinander klapperten. Er stolperte fast, als er an Renji vorbei huschte. Dieser grinste und drehte sich noch einmal zu ihm um.

„He, Kira-sensei! Normalerweise muss der Schüler peinlich berührt sein von seinen Fragen, nicht anders herum!“

„Nenn mich nicht so!“

„Izuru?“

Sein Freund blieb stehen, ließ ihm den Rücken aber weiter zugewandt.

„Wenn ich noch Fragen habe, darf ich zu dir kommen?“

„…klar.“

Damit verschwand Izuru aus dem Wohnzimmer. Renji lehnte sich zurück und sah zur Decke. Gebracht hatte das nun nicht viel, aber Izuru so zu triezen hatte ihn definitiv aufgemuntert. Er hatte nicht mehr das Gefühl, als würde er sterben müssen, wenn er Byakuya morgen sah. Nur noch, als würde er in ewiges Koma fallen müssen.
 

Rikichis Herz schlug wie wild. Es lag nicht an Kuchiki, jedenfalls nicht wirklich. Oder vielleicht auch doch, jedenfalls indirekt… es lag einfach an der Tatsache, dass er in den Armen eines halbnackten Mannes lag.

Er hatte keine Schlafkleidung gehabt, welche groß genug für Kuchiki gewesen wäre und Kuchiki hatte nicht vorgehabt, in seiner vollen Arbeitsmontur zu schlafen. Letztlich hatte er sich bis auf die Hakama entkleidet, eine Art Kompromiss. Hätte er die auch noch abgelegt, wäre es Rikichi sicher zu peinlich gewesen, mit ihm in einem Bett zu übernachten.

Er hatte sich nicht getraut, zu versuchen, den Taichou auf das Sofa zu verbannen und sein Bett war nun einmal eher schmal. Sie hätten nicht einmal zusammen reingepasst, ohne sich aneinander zu schmiegen. Gut, dass die Dunkelheit sein rotes Gesicht verbarg.

Sanft streichelte Kuchikis Hand durch sein Haar, beruhigend, bis er langsam eindämmerte.

„Gute Nacht, Rikichi.“

„Hm…Nacht…“

Mehr als ein leises Nuscheln brachte er nicht mehr heraus. Er spürte noch einen zarten Kuss auf seiner Wange, dann entglitt er dem Schlaf. Während Byakuya seinen Körper an sich drückte und streichelte, träumte er, dass es Renjis Arme waren, die ihn umfingen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Merylex
2012-01-23T19:25:35+00:00 23.01.2012 20:25
yay!
Die Aufklärung alla Kira war so genial.
Ich konnte mir die Gesichter dazu echt gut vorstellen x3.
Aber Renji hat sich wohl dafür den falschen dafür gesucht.
Das mit Shuhei versteh ich nicht ganz, war das wegen dem treffen in der Bar oder schon vorher? Kira und Shuhei als Paar (vorstellung läuft, kyaaa!)
Ricki entwickelt wohl doch langsam Gefühle für den Taicho, auch wen es nur Scham ist, ich will mehr davon.
Ich bin auch mal dafür das Byaku oben ist, sonst hat er immer Pech.
Und ein Spruch von Kira fand ich obercool.
"Ja er wird dich nicht hassen, weil das zu kindisch ist. Er wird dich eher verachten". Der war so geil, ich liebe ihn ♥
Von:  Haizaki
2012-01-23T11:03:11+00:00 23.01.2012 12:03
Yay, neues Kapitel und auch noch so lang *__*

Aber bevor ich was Vernünftiges schreiben kann – sry, ich musste bei diesem Satz so lachen:
„Aber trotz des Tosens in seinem Inneren schwieg er.“
Irgendwie hatte ich plötzlich die seltsame Vorstellung von Tousen in Renjis Innerem vor mir...so à „The vampires in Twilight sparkle“ – „What?! There are vampires in me?“ xDDD
Oh man, das ist gruselig xD

Ok, aber ernsthaft...ich glaube Renji kann ganz froh sein, dass Izu reingeplatzt ist und verhindert hat, dass es wirklich zu dem Kuss kam. Byaku weiß jetzt zwar, dass Renji auf ihn steht, aber so besteht wenigstens die Hoffnung, dass er nicht wirklich nur noch Verachtung für ihn übrig hat. ^^’
Aber dafür wie es gelaufen ist, ist Renji ja noch ganz schön optimistisch. Ich kann’s nicht fassen, dass sich Renji, nachdem Byakuya gegangen ist, wirklich noch Gedanken darüber gemacht hat, wer von ihnen oben wäre xD
Irgendwie bin ich ja Izurus Meinung, was das angeht…ich glaube nicht, dass Byaku sich in derselben Position sehen würde, in der Renji ihn gerne hätte xP
Aber seine Gedankengänge dazu sind genial xD
„Ich bin größer“
„Die Körpergröße entscheidet nicht.“
„Ah. Also andere Größen?“

An Selbstvertrauen scheint es ihm ja echt nicht zu mangeln xDDDD
Aber das ist eben Renji, ne? ^^
Izu tat mir mal wieder leid, dass ausgerechnet er dieses Gespräch mit ihm führen musste...aber Izu tut mir irgendwie sowieso immer leid, von daher…und das Gespräch war einfach cool xD
Vor allem der Part mit Shinso und Mayuris Labor. Wo er Recht hat...

Ich fand es auch süß, dass Renji noch Jungfrau ist <3
Das passt aber wirklich zu ihm, auf die Richtige warten zu wollen. Oder besser gesagt, den Richtigen ^^

Irgendwie konnte ich diesmal aber überhaupt kein Mitleid für Rikichi aufbringen.
Ich nehme es ihm immer noch übel, dass er Byakuya was vorspielt und er ist selbst Schuld, dass er jetzt die Nacht mit ihm verbringen muss >.< (Eig. sollte er glücklich darüber sein xD)
Und zu viel hat Byakuya ja wirklich nicht von ihm verlangt, man kann ihm wohl kaum vorwerfen, dass er mit Rikichi zusammen sein will <.<


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