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Exitium

von

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Prolog

~Prolog~
 

Die Nacht hatte schon lange ihren schwarz-blauen Schleier über die Wüstenstadt Morroc gelegt und die karge Landschaft lag trostlos und tot im kalten Mondlicht.

Ein reges Nachtleben suchte man hier vergebens. Nur ab und zu sah man eine vermummte Gestalt zwischen den einfachen Hütten entlang schleichen. Zwielichtige Typen gab es in dieser Gegend zu genüge. Eher seltene Gäste hingegen waren Gottesfürchtige. Doch ein einsamer High Priest hatte sich zu seinem Verhängnis in diese gottlose Einöde verirrt. Seine Motive unbekannt, doch ihn schien nichts Gutes zu erwarten.

Sein Atem ging schnell, als er sich im Eilschritt seinen Weg durch die schlecht gepflasterten Straßen der Wüstenstadt bahnte. Immer wieder warf er einen hastigen Blick hinter sich, die Augen voll Panik weit aufgerissen. Doch zu sehen war nichts – nur die Dunkelheit der Nacht.

Planlos und gehetzt floh der Gottesdiener vor der unsichtbaren Bedrohung, von seinen Füßen blind getragen. Das Laufen auf dem feinen Sand bereitete ihm jedoch sichtliche Probleme. Immer wieder verlor er das Gleichgewicht und seine Beine brachen unter ihm weg. Seine Hände gruben sich in den dreckigen Sand, als er sich bereits deutlich geschwächt wieder auf die Beine hievte.

Der Priester war schmutzig, verschwitzt und erschöpft. Doch er durfte seiner Schwäche nicht nachgeben. Nein. Er musste weiter, immer weiter. Eine andere Chance hatte er nicht.

Ein Haus nach dem anderen ließ er ungeachtet hinter sich. Einfach vorwärts, immer vorwärts. Wohin – egal! Hauptsache weiter und weiter.

Wie lange war er jetzt schon wie ein Tier auf der Flucht? Er wusste es nicht und es war ihm auch egal. Das Phantom, welches ihn jagte, würde keine Gnade kennen, egal wie lange er sich auch quälen würde. Die Aussichtslosigkeit seiner Lage wurde ihm mit jedem Schritt seiner schmerzenden Füße mehr und mehr bewusst.

‚Gib auf‘, kam es ihm immer wieder in den Sinn.

‚Gib dich geschlagen! ‘

‚Geh‘ endlich in die Knie!‘

Ja. Es war vorbei. Er resignierte vor dem unvermeidlichen Schicksal.

Kraftlos sank der High Priest in sich zusammen. Auf allen Vieren, keuchend, sich der grausamen Tatsache bewusst, dass sein junges Leben hier und jetzt ein jähes Ende finden würde. Kalter Angstschweiß stand ihm in Perlen auf der Stirn, sodass sein schneeweißes, vom Sand verdrecktes Haar strähnig darauf kleben blieb. Innerhalb von Sekunden schien jegliche Kraft aus seinem Körper gewichen zu sein. Die Lider wurden ihm schwer und mit verschleiertem Blick wandte er sich um, um zum ersten und letzten Mal das Antlitz seines erbarmungslosen Peinigers zu erblicken.

Es war ein schauderhaftes Schauspiel. Wie aus den Schatten selbst geboren, baute sich eine schwarze Gestalt unmittelbar hinter dem Priester auf. Kaum einer war solch einer Bestie je begegnet und hatte überlebt, um über sie zu berichten, dennoch kannte jeder in Rune Midgard diese Uniform.

Assassine Cross.

Das Gesicht des Mörders war bis zur Hälfte von einem zerschlissenen Tuch bedeckt, das keinerlei Regungen in selbigem erkennen ließ. So rot, als sei es im Blut der bisherigen Opfer des Assassines getränkt worden. Nur das kaum sichtbare, gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes verriet seine völlige Ruhe. Dass sich zu seinen Füßen ein Mensch in Todesangst wandt, rührte den routinierten Killer in keiner Weise. Verächtlich blickte er mit seinen rubinroten Augen auf den am Boden knienden High Priest herab.

„Bitte…“, erhob der Priester mit letzter Kraft zitternd seine Stimme, „bitte, hab‘ Gnade…“

Verzweifelt suchte er auch nur einen Funken Mitleid im stechenden Blick des Assassines, doch er fand nur Gleichgültigkeit. Sein ganzer Körper blieb regungslos. Nur eine kurz aufgekommene Brise brachte sein langes schwarzes Haar zum Wehen. Majestätisch und bedrohlich thronte der Mörder über dem Geistlichen, aus dessen Gesicht jede Farbe gewichen war.

So sehr der Assassine auch das Leid seiner Opfer genoss, so hatte er doch keine Zeit sich noch länger in Genugtuung zu baden. Der Priester war auf seiner Flucht doch unerwartet ausdauernd gewesen und so hatte ihr kleines Katz und Maus Spiel mehr Zeit als geplant verschlungen. Bald würde die Sonne wieder über Morroc brennen und ihn seiner Deckung berauben.

„Wie wär’s mit einem letzten Stoßgebet, du Narr Gottes?“ Die tiefe Stimme des Assassines klang voller Hohn in den Ohren des Priesters. Doch er tat nicht der gleichen. Er wollte nur noch, dass es vorbei war. Wieso quälte er ihn so? Diese bangen Minuten zogen sich voller Grausamkeit ewig hin. Der Assassine ließ ein missgünstiges Schnauben vernehmen, als der Priester seiner spöttischen Aufforderung nicht nachkam.

„Wie du meinst…“ Ohne ein weiteres Wort zückte er sein Katar. Die perfekt geschliffenen Klingen glänzten unheilvoll im letzten Schein des Mondes.

Dann ging alles ganz schnell.

Ein peitschendes Geräusch, als sein Katar durch die Luft schnitt; ein berstender Knochen – Stille.

Der Angriff des Assassines war schnell, präzise und absolut tödlich. Weder die zusammengekauerte Leiche des Priesters, noch seine blutüberströmte Waffe lösten im Mörder Ekel oder gar Reue aus.

Es war sein Job. Ein Job, den er zutiefst hasste und den er trotzdem bis zur Perfektion beherrschte.

Ein grausames Schicksal.

Er selbst hatte sich schon vor Jahren mit diesem Fluch abgefunden. Jeder neue Mord stellte nur einen weiteren erfüllten Auftrag für ihn dar. Doch heute war es damit noch nicht getan.

Er beugte sich zu dem leblosen Körper herab und beäugte noch einmal sein Werk. Eindringlich musterte der Assassine das fein verzierte Hohepriestergewand und lies seine Hand über den Stoff gleiten. Selbst durch das robuste Leder seiner Handschuhe spürte er, wie weich und geschmeidig die Robe war. Doch er hatte für diese Kleidung nichts als ein abschätziges Lachen übrig. Die Kirche predigt Bescheidenheit, stattet aber gleichzeitig ihre Vertreter mit derart wertvollen Stoffen aus. In den Augen des Assassine Cross verdiente solche Falschheit nichts anderes als den Tod.

Wortlos nahm er das Priestergewand schließlich an sich. Zwar war es unbeschädigt doch über und über mit Blut, Sand und Dreck. Doch daran störte er sich nur wenig.

Nachdem er hatte was er wollte, wandte er sich vom kalten Körper des Priesters ab. Er blinzelte kurz gen Sonne, welche sich bereits ihren Weg am Horizont bahnte und die Nacht zum Weichen zwang.

Die Sonne verhieß für ihn nur selten etwas Gutes. Er musste fort, und zwar schnell.

Fast tonlos formten seine Lippen ein Wort und nahezu zeitgleich verschwand der Assassine wieder in den Schatten und entzog sich jedem menschlichem Blick.

Zurück blieb nur sein grausiges Werk.



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