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Katzen der Nacht

von

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2. Kapitel

Iven konnte seinen Rucksack gerade noch abstellen, bevor ihm drei Jaguarjunge die Beine hochkletterte.

„Na, aus welchem Käfig seit ihr den ausgebrochen?“

Sie waren mittlerweile an seinen Armen angekommen und kuschelten sich an ihn.

„Sie sind nicht ausgebrochen. Ob du es glaubst oder nicht, die Drei dürfen draußen unterwegs sein. Was machst du überhaupt hier? Ich dachte du willst für eine Weile untertauchen und ich glaube kaum, dass hier der richtige Ort ist. Hier taucht mindestens einmal in der Woche einer von den Behörden auf.“
 

Als er sich umdrehte sah er sich Shila gegenüber, sie stand im Türrahmen und beobachtete ihn. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem einfachen Knoten nach hinten gebunden. Dazu trug sie eine schwarze Arbeitshose und ein schwarzes T-Shirt. Ihr Tier war ein schwarzer Jaguar, was auch ihren Hang zu schwarz erklärte. Trotzdem neigt sie leicht ins Extreme, dachte er sich. Sein Tier war ein Leopard und trotzdem trug er auch andere Farben, als nur Brauntöne. Aber was ging es ihn auch schon an, wie sie sich anzog. Schließlich gehörte ihr die Auffangstation und er wollte hier schlafen. Da, sagt man garantiert nicht, dass sie sich farbiger anziehen soll.
 

„Das mit dem Untertauchen hat sich vorerst erledigt. Ich habe heute Nachmittag mit meiner Zahlkarte bezahlt.“

„Du hast was? Ok, wie blöd kann man eigentlich sein? Auf der einen Seite sollen die Menschen nicht wissen wo man ist, auf der anderen Seite spaziert man in einen Laden und erledigt seine Einkäufe. Wodurch die Menschen ja gar nicht erfahren wo man ist. Nein, überhaupt nicht.“

„Ist ja gut. Ironie? Das ist ja mal was ganz Neues bei dir.“

„Jara ist seit einem Jahr hier, ich hab so das dumpfe Gefühl, dass sie abfärbt. Also, lenk nicht ab, was hat dich dazu geritten einkaufen zu gehen?“

„Ich hatte Hunger und dann lief eins zum anderen. Wenn du jetzt wieder friedlich bist, könnte ich bitte für eine Weile bleiben? Ich wollte einen Onkel besuchen gehen, aber der lebt schon seit einiger Zeit sehr verdeckt. Und ich glaube nicht, dass ich momentan dort erwünscht bin. Ich bin auch nett und artig. Wenn du lieb bist, kann ich auch etwas mithelfen. Ich geh auch nicht petzen, weil du ja eigentlich keinen Gestaltwandler beschäftigen darfst. Wie bekommst du das eigentlich mit Jara hin?“

„Jara wartet offiziell auf einen Studienplatz und als meine Schwester lebt sie halt bei mir und hilft aus wenn es nötig ist.“

„Aha, dem kleinen Schwesterchen wird unter die Arme gegriffen und gleichzeitig nutz man ihre Gutmütigkeit aus. Na, na ,na das macht man nicht.“

Shila sah Iven einem Moment missbilligent an, er rechnete schon damit rausgeworfen zu werden, als sie auf ihn zu kam und ihn umarmte.
 

„Ok, du kannst bleiben, aber du kannst nur die ersten vier Wochen hier im Gästezimmer schlafen. Wir bekommen jemand der bei dem Sozialen und Medizineschen Projekt teilnimmt. Derjenige muss dann die Zeit hier schlafen.“

„Warum machst du bei so was überhaupt mit? Das ist doch nur ein Weg um Jugendliche in einen bestimmten Berufszweig zu drängen. Momentan ist es nicht in Mode, in einem sozialen oder medizinischen Beruf zu arbeiten, also muss ein freiwilliges Projekt her.“

„Glaub mir ich mache da auch nicht gerne mit, aber was soll ich machen? Die Behörden sitzen mir im Nacken. Ich bin genauso wie du kein Mensch. Ich darf, zwar rein rechtlich, diese Station besitzen, aber es wird nicht gerne gesehen. Wie gesagt ich habe mindestens einmal in der Woche Besuch. Ich habe momentan noch die Hoffnung, dass ich mehr Ruhe habe wenn ich schön mitspiele.“

„Dann spiel mal schön mit. Ich hoffe nur, dass du dir die Regeln gut angesehen hast. Ansonsten könntest du womöglich nur noch mehr Besuch bekommen.“

„Das werden wir sehen. Du hast doch gemeint, dass du helfen willst. Also dann kannst du auch gleich damit anfangen. Nimm die Kleinen und bring sie zur Futterküche. Es ist Zeit fürs Abendessen.“

„Natürlich, Boss. Also auf geht’s ihr Monster, Essenszeit.“
 


 

Iven verließ den Raum mit den Dreien, nur Shila blieb zurück und sah ihnen nach. Sie wusste auch selbst, dass es keine gute Idee war, bei dem Projekt mitzumachen. Aber was sollte sie auch tun, die Drohung war eindeutig gewesen. Entweder sie machte bei dem Projekt mit oder sie durfte sich einen neuen Arbeitsplatz suchen. Sie sah sich kurz im Raum um, noch vier Wochen dann würde sich zeigen ob ihre Entscheidung richtig war.
 


 

Iven betrat mit den drei Jaguarjungen die Futterküche, dort stand eine Tierpflegerin und richtete gerade drei Flaschen. Bisher waren die Kleinen ruhig gewesen, jetzt sahen sie jedoch ihr Essen und fingen zu zappeln und zu meckern.

Die Frau drehte sich erst gar nicht um, meinte jedoch: „Moment noch ihr Drei ich hab es gleich.“

Sie drehte sich, jetzt doch um, und zuckte zusammen.

//Zwei an einem Tag erschreckt. Was ist denn Heute los.//

„Oh, Entschuldigung. Ich habe Sie nicht kommen gehört. Geben Sie mir ruhig die Drei, ich versorge sie.“

Iven gab ihr die Jaguare und ging dann wieder nach draußen.
 

//Shila wird so langsam echt handzahm. Ein Mensch als Angestellter und ich dachte sie und Jara schmeißen den Laden alleine und haben nur auf dem Papier Angestellte. Wie sie es eigentlich immer angekündigt hatte. Na super, dort kommen noch mal zwei. Das wird lustig.//

Er versuchte tendenziell so wenig Kontakt wie möglich mit Menschen zu haben. Daher bedachte er eigentlich nie, dass sie ihn nicht kommen hörten, außer wenn er bewusst Lärm machte. Was jedoch nur selten vor kam. So kam es zu Situationen wie gerade eben oder heute Mittag.

Was das heute Mittag sollte wusste er auch nicht. Er hatte in einer Seitenstraße, dem Supermarkt gegenüber, gestanden und überlegt was er nun machen sollte. Dann hatte er sie gesehen, er konnte nicht anders und hatte sie beobachtet. Sie war eindeutig sauer gewesen, was auch nicht besser wurde als sie merkte, dass sie kein Geld mehr hatte. Ohne weiter nachzudenken war er rüber gegangen und hatte für sie gezahlt. Was sie ihm, mit der typischen Ablehnung der Menschen ihnen gegenüber, dankte. Er war seit Monaten vom Radar der Menschen verschwunden und jetzt war alles kaputt, sie wussten wieder wo er sich aufhielt und würden seine Schritte die nächsten drei bis vier Monaten verfolgen. Also war es das Beste wenn er erst einmal hier blieb. Iven war gespannt auf denjenigen, der wegen dem Projekt kommen sollte, und notfalls konnte er Shila helfen, sollte alles den Bach runter gehen.
 

So in Gedanken hatte er nicht darauf geachtet wohin er ging, er war ein Stück in den Wald gelaufen. Nun stand ein Jaguar vor ihm, ein Weibchen um genau zu sein. Sie duckte sich und fauchte ihn an. Er witterte kurz, es war Jara. Ihr Schwanz zuckte und sie sprang nach vorne, schnappte nach seinem rechten Handgelenk und zog sich wieder zurück. Iven verstand es als Aufforderung zum Spielen. Er gab ihr das Zeichen, dass sie kurz warten solle, und begann sich auszuziehen. Jara beobachtete ihn, verfolgte jede seiner Bewegungen mit ihren Augen. Iven ließ sie genauso wenig aus den Augen, registrierte jedes Zucken ihrer Muskeln. Ihre Ungeduld war überdeutlich, sie wollte spielen.

Nachdem er ausgezogen war, verwandelte er sich. Einen Moment sahen sich der Jaguar und der Leopard in die Augen, dann griff Jara an. Sie war zwar kleiner und schwächer als er, dafür aber schneller und wendiger. Was sie auch gnadenlos ausnutzte. Iven musste einige Treffer einstecke, da sie hauptsächlich nach ihm schlug. So konnte sie mehr Abstand zwischen ihnen halten. Nach einiger Zeit gelang es ihm jedoch sie zu Fall zu bringen. Damit sie liegen blieb, legte er sich kurzerhand quer auf sie. Was ihr gar nicht gefiel, sie zappelte und versuchte ihn zu beißen und aufzustehen. Was ihr aber nicht gelang, da er zu schwer war. Plötzlich war einen andere Witterung in der Luft, es war Shila. War sie so unaufmerksam, dass sie mit dem Wind kam? Nein, sie rief nach Jara.

„Jara, komm ich muss mit dir reden. Wir haben Besuch, Iven ist vorhin aufgetaucht.“

Jara unter ihm hielt still und verwandelte sich dann. Iven ließ zwar zu, dass sie sich von der Seite auf dann Rücken drehte, ihre Bemühungen sich aufzurichten ignorierte er jedoch vollkommen.

„Lass mich aufstehen! Shila wird gleich hier sein und ich habe keine Lust ihr das hier zu erklären.“

Iven zeigte keinerlei Einsicht, es war nicht so als hätten sie was Verbotenes getan. Sie hatten gekämpft, eigentlich sogar nur gespielt. Ihm kamen gerade ganz andere Dinge in den Sinn, die viel mehr Spaß machten. Er verlagerte sein Gewicht und leckte Jara einmal den Hals hinauf.

„Lass das und steh endlich auf!“
 


 

Das Bild, dass sich Shila bot, als sie die Lichtung betrat, war nicht gerade das was sie erwartet hatte. Jara lag hier oft, als Jaguar, in der Sonne. Nun lag sie zwar auch, aber weder auf ihrem Stein, noch war sie ein Jaguar. Stattdessen lag sie nackt auf dem Boden und Iven lag, als Leopard, quer über ihr. Sie wollte zwar aufstehen, Iven ließ dies jedoch nicht zu. Shila beschloss das Theater zu beenden.

„Iven beweg deinen Arsch von Jara runter und verwandel dich! Anschließend sucht ihr eure Klamotten zusammen und zieht euch an. Und zwar Heute noch!“

Iven stand in einer aufreizenden Geschwindigkeit auf und verwandelte sich. Jara war während dessen aufgesprungen und in einem Gebüsch verschwunden.

„Weißt du eigentlich, dass du eine absolute Spielverderberin bist? Wir hatten Spaß, aber du musst ja alles kaputt machen.“

„Iven zieh dich an und verschwinde. Oder ich zeige dir was Spaß für mich Spaß bedeutet.“

„Mach doch! Ich habe ….“

Weiter kam er nicht. Shila hatte ihre Krallen ausgefahren und zog sie ihm einmal übers Gesicht. Er starrte sie einen Moment an, dann nahm er seine Klamotten und verschwand im Wald.

„Wo ist denn unser Gast hin?“

„Schon Richtung Haus. Ich habe ihm meine Meinung zu dem ganzen hier schon gesagt und was dich betrifft aus geht’s wir müssen noch einiges besprechen.“
 


 

Iven war kurz davor alles zusammen zu packen und abzuhauen. Aber wo sollte er hin? Shila und Jara waren die einzigen Gestaltwandler, in der Gegend, die er kannte und ganz nebenbei war zumindest Jara eine angenehme Gesellschaft. Also bleiben, mit Shila würde er schon zurecht kommen. Er setzte sich auf eine Bank und wartete bis die anderen Zwei kamen. Sein Gesicht brannte, Shila hatte ganze Arbeit geleistet. Er hatte drei Striemen, sie begannen über dem linken Auge und liefen auf der rechten Wange aus. Als er sie kurz berührte kam er zu dem Schluss, dass Morgen nichts mehr zu sehen war. Er ließ gerade die Hand wieder sinken als die Beiden aus dem Wald traten.

//Wie Feuer und Eis.//

War Ivens erster Gedanke, als er sie sah. Nicht nur äußerlich, auch ihr Verhalten war so verschieden. Jara war temperamentvoll, aufbrausend und allgemein für jeden Spaß zu haben. Jeder ging sofort auf sie zu und erzählte ihr alles. Shila wirkte nach außen kühl, trotzdem hatte sie auch Temperament. Wie sie ihm bewiesen hatte. Äußerlich wirkte sie eher abweisend. Lange schwarze Haare und graue Augen, dazu noch ihr abweißender Gesichtsausdruck, den sie jetzt wieder zur Schau stellte. Jara war auch hier das genaue Gegenteil, braune Haare und karamellfarbige Augen, die eigentlich immer lächelten. Er konnte es sich immer noch nicht erklären warum die Beiden so aneinander hingen und es vor allem miteinander aushielte.

Nun standen sie vor ihm, diese beiden so verschiedenen Schwestern. Jara ergriff das Wort.

„Wir haben uns entschieden, dass du trotz der Ereignisse von gerade eben, bleiben darfst.“

Dann gingen sie zu ihrem Haus und ließen ihn sitzen.

//Na, super. Jara soll sich von mir fern halten.//



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