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Katzen der Nacht

von

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1. Kapitel

Josie konnte es kaum glauben, heute war Frau Meyer zu ihr gekommen um ihr mitzuteilen, dass ihr Antrag, um an einem sozialen Projekt teilzunehmen, angenommen wurde. Die Lehrerin hatte sich über ihre Reaktion gewundert. Statt sich zu freuen, war sie zuerst erstaunt und dann wütend gewesen. Sie wusste von dem Projekt, hatte den Vortrag darüber anhören müssen. Hatte jedoch nie auch nur in Erwägung gezogen daran teilzunehmen. Aber ein Fehler war ausgeschlossen, Frau Meyer hatte ihr den schriftlichen Antrag gezeigt. Ihre Tante war es gewesen, sie hatte ihn gestellt, ohne Josies Wissen und diese war auch die Einzige die den Antrag wieder zurücknehmen konnte. Aber ihre Tante hatte vorher am Telefon klargemacht, dass sie diese Möglichkeit nicht ergreifen würde.
 

Also war Josie als reine Trotzreaktion nicht nach Hause gefahren, stattdessen war sie in einen Schönheitssalon gegangen und hatte sich die Haare verlängern lassen. Vor einer Woche hatte sie sich ihre Haare erst auf Schulterlänge abschneiden lassen, nun endeten sie wieder auf Höhe der Schulterblätter. Auch waren sie nicht mehr weinrot sondern honigbraun. Im Schönheitssalon war sie mittlerweile Stammgast, sie kam ja auch jede Woche mindestens einmal vorbei. Dabei war es jedoch egal ob es nun die Haare oder die Fingernägel waren die verändert wurden. Es war ihr vollkommen egal was sich verändert, solange sich etwas veränderte. Auch ihr Zimmer sah nie länger als zwei Wochen gleich aus. Ihre Tante fand das Ganze nicht so lustig, sie war Psychologin und fand Josies Verhalten mehr als bedenklich. Auch die Tatsache, dass diese Lebensweise sehr kostspielig war, trug nicht gerade zur Besserung bei.
 

Nun stand Josie also vor dem Schönheitssalon und wusste nicht wohin sie gehen sollte. Nach Hause wollte sie nicht, zum einen war ihre Tante zu Hause und zum anderen hatte ihre Mutter angekündigt, dass sie Heute anruft. Und mit der wollte sie schon mal gar nicht reden. Ihre Mutter würde nur wieder sagen, dass sie mehr Verständnis für ihre Tante zeigen solle. Aber warum sollte sie das tun? Gleichzeitig sollte sie aber auch nach Hause, sie hatte noch nicht Mittag gegessen, und so langsam bekam sie Hunger. Ein Blick auf ihre Uhr, zeigte das es schon halb vier war. Kurz entschlossen ging sie in den Supermarkt gegenüber, um sich etwas zu kaufen. Sie suchte sich einen Salat aus und ging dann zum Kassenautomat.
 

Es war mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme, dass die Supermärkte Kassenautomaten hatten. Die Einsparung der Personalkosten war enorm. Im Vergleich zu früher, gab es nur noch einen Angestellten, der für mehrere Läden verantwortlich war. Er musste den Laden auf- und wieder abschließen, sowie dafür sorgen dass die Ware in den Regalen steht und der Kassenautomat kümmerte sich um den Rest. Auch in anderen Geschäften und besonders bei Parkgebühren wurden sie über die Jahre auch eingeführt.

Dieses System brachte das Bargeld endgültig an den Rand des Aussterbens, gleichzeitig hatte es das bargeldlose Zahlen an den Rand des Möglichen getrieben. Zu Beginn war Chaos ausgebrochen da nicht alle Bankkarten funktionierten. Nach kurzer Zeit wurde jedoch eine Möglichkeit entwickelt mit der man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. Die sogenannte Zahlkarte entstand, mit ihr konnte man an sämtlichen Kassenautomaten bezahlen. So wurde das Problem mit den nicht funktionierenden Bankkarten aus dem Weg geräumt und gleichzeitig konnte man das Kaufverhalten jedes Kunden besser verfolgen. Was ein weiterer Schritt, auf dem Weg der kompletten Kontrolle der Menschen war. Die Einzigen die sich vehement gegen dieses Ziel wehrten waren die Gestaltwandler, was auch zu immer größeren Problemen führte.
 

Josie stellte den Salat unter den Scanner und wartete bis der zu bezahlende Betrag erschien. Als Josie dann die Karte hinein steckte und ihren Code eingab, kam eine Fehlermeldung: ‚Der Einkauf kann nicht getätigt werden, da zu wenig Geld vorhanden ist. Legen Sie die ausgesuchte Ware bitte wieder zurück.’
 

„Mist, die Parkgebühr von letzter Woche war wohl doch höher als ich gedacht habe,“ murmelte sie vor sich hin.
 

Die Karte musste immer am Anfang des Monats aufgefüllt werden. Dieses Geld konnte man dann innerhalb des Monats ausgeben. Man durfte jedoch kein zweites Mal in einem Monat auffüllen, war aber am Ende des Monats noch Geld übrig wurde dieses einbehalten und als Spende an die Regierung gesehen. Auch hier wehrten sich die Gestaltwandler und fanden einen Weg, dass sie zu jeder Zeit Geld einbezahlen konnten und es auch über mehrere Monate nützen konnten.
 

Josie räumte ihre Karte wieder weg und wollte gerade nach dem Salat greifen, als sie aus dem Augenwinkel sah wie jemand seinen Code eingab.

„Sie müssen zuerst ihre Ware hineinstellen und dann…,“ setzte sie an, blickte auf und sah in dunkelgrüne Augen.

//Mist, und ich dachte der Tag war schon scheiße.//

Er war ein Gestaltwandler, und das war gar nicht gut. Sie starrte ihm in die Augen, was man nicht tun sollte. Aber anstatt den Blick zu senken, sah sie ihn weiter an. Was konnte er ihr schon tun? Sollte er sie angreifen würde es jemand mitkriegen, was für ihn ziemlichen Ärger bedeuten würde. Das Problem daran war nur, dass weder im Laden noch auf der Straße jemand zu sehen war.

Nach kurzer Zeit hoben sich seine Mundwinkel und er grinste sie an.

„Ich glaube wir können das hier als unentschieden abhacken. Wenn du es erlaubst bezahle ich dir deinen Salat und dann kannst du deiner Wege gehen.“
 

Ohne auf ihre Antwort zu warten, tippte er auf bezahlen und ging. Josie sah ihm nach, er hatte braune Haare, was darauf schließen ließ das sein Tier in irgendeiner Form braunes Fell hatte. Auch in seiner Kleidung war braun dominierent. Sie wusste nicht warum es so war, aber Gestaltwandler neigte die Farbe ihres Tieres auch in menschlicher Gestalt an ihrem Körper zu tragen.
 

Warum hatte er das für sie getan. Es war nicht komisch das er eine Zahlkarte hatte, aber warum hatte er sie einfach nur benutzt um ihr einen Salat zu bezahlen. Sie benutzten diese Art zu Zahlen wirklich nur dann wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gab. Und sie war nur ein Mensch, den er noch nicht mal kannte, und trotzdem hatte er es getan. Josie beschloss dass sie zu keinem Ergebnis kommen würde, daher nahm sie den Salat und ging in den naheliegenden Park. Eigentlich ging es ihr gegen den Strich, dass der Kerl den Salat gezahlt hatte, sie brauchte keinen der ihr half. Vor allem wenn er ein Gestaltwandler war. Aber was soll es, der Salat war bezahlt.
 


 

Gegen 22:00 Uhr war Josie dann endlich zu Hause, sie war noch in einigen Kaufhäusern gewesen. Nun, da sie ohnehin kein Geld mehr hatte, konnte sie auch nichts unnötiges kaufen. Ihre Tante saß im Wohnzimmer und wartete auf sie.

//So, viel zum Thema wir gehen der Moralpredigt aus dem Weg.//

Ihre Tante saß auf ihrem Lieblingssessel und sah von ihrem Buch auf. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem strengen Knoten nach hinten gebunden und ihre sonst offenen Gesichtszüge zeigten große Enttäuschung.

„Das ist hoffentlich nicht dein Ernst. Erst schreist du mich am Telefon an und dann legst du einfach so auf. Dann tauchst du erst um 10 auf und hast dir in der Zwischenzeit, deine erst geschnittenen Haare verlängern und umfärben lassen. Und alles nur weil ich dich zu diesem bescheuerten Projekt angemeldet habe. Und nein, ich melde dich nicht wieder ab!“

Josie sah sie nur schweigend an.

„Mädchen, ich warte auf eine Antwort von dir.“

„Ich wollte dort nicht mitmachen. Warum zum Teufel hast du mich dort angemeldet? Ohne mir etwas zu sagen. Das darfst du doch nicht einfach so machen.“

„Du wirst feststellen, dass ich sehr wohl berechtigt bin dich dort anzumelden. Zum einen bin ich dein Vormund, solange deine Mutter nicht da ist, und zum anderen bist du nicht volljährig. Und was den Grund betrifft, ich dachte mir es könne dir nicht schaden wenn du mal unter Leute kommst.“

„Ich gehe jeden Tag in die Schule, ich schlage mich dort mit den größten Idioten rum, die es gibt. Glaub mir ich komme genug unter Leute. Du bist diejenige, die nicht aus dem Haus geht, seitdem dein Mann gestorben ist.“

Ihre Tante starrte sie einen Moment an und Josie rechnete fest damit dass sie gleich eine geklatscht bekamm. Aber ihre Tante wandte sich ab.

„Glaub mir das reicht nicht, du hast keinerlei Freunde hier. Und was mich angeht, ich glaube kaum, dass dich das zu interessieren hat. Du gehst jetzt besser schlafen, du hast morgen Schule.“

„Es tut mir leid, ich wollte nicht…,“ setzte Josie an, aber ihre Tante verließ den Raum.
 

Josie ging nach oben, schaltete noch nicht mal das Licht an und warf sich aufs Bett. Ihre Tante war selber schuld, warum hatte sie sie auch einfach angemeldet. Vor allem wegen diesem Grund. Sie waren erst vor zwei Monaten hergezogen, natürlich hatte sie hier noch keine Freunde. Auch an diesem blöden Umzug war ihre Tante schuld.



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