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Nachtglitzer

AltairxAlena
von

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Kapitel 2: Dämmerung

Kapitel 2: Dämmerung
 


 

Alena wurde durch ein schmerzhaftes Ziehen in der Bauchgegend geweckt. Stöhnend schlug sie die Augen auf und sah gerade noch einen Stiefel, ehe dieser wieder in ihrem Magen landete. „Es reicht Faruk! Sie ist wach.“ Der Stiefel wurde von ihrem Magen genommen. Gepresst atmend richtete sie sich in eine sitzende Position auf und warf diesem „Faruk“ heimlich einen bösen Blick zu. „Bist du endlich wach.“ Alena sah zu einem weiteren Mann und erst jetzt realisierte sie die drei schwarzen Pferde, die in einigem Abstand zu ihr standen. Gestern im Dunkeln da hatte sie diese nicht wahrgenommen, zu sehr war sie mit ihren neuen „Begleitern“ beschäftigt gewesen. Sie nickte schließlich auf die Aussage des anderen. Ja, sie war wach und ihr Magen schmerzte nun auch. „Dann können wir endlich aufbrechen.“ Alena wurde in die Höhe gezogen. „Hier Altair. Nehmt sie!“ Sie musterte den angesprochenen, der überhaupt nicht glücklich über diese Aufforderung zu sein schien. „Nehmt Ihr sie doch, Doran“, knurrte er. Doran, der Mann, der sie festhielt, schüttelte lediglich den Kopf. „Ich habe bei diesem Auftrag das sagen. – Also nehmt Ihr sie.“ Damit schubste er Alena in die Richtung ebenjenes Mannes. Altair rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel, was Alena still beobachtete. Der Mann vor ihr schien kein geselliger Zeitgenosse zu sein und sie hielt es für besser, ihn nicht mehr zu verstimmen, als er es anscheinend schon war. Sie beobachtete, wie sich die drei Männer mit einer eleganten Bewegung in den Sattel schwangen, sodass sie sich fragte, wie man sich nur so geschmeidig bewegen konnte. „Komm schon Mädchen!“ Erst jetzt sah Alena auf und bemerkte die ihr hingehaltene Hand. Zögerlich ergriff sie diese und fand sich wenig später oben auf dem Pferd wieder. Dieser Altair saß hinter ihr, seine Arme waren links und rechts von ihr, damit er die Zügel halten konnte. Ihr war es unangenehmen, sie wollte diesem Mann nicht so nah sein. Sie spürte seinen Körper direkt hinter ihrem, der sich im Rhythmus des Pferdes bewegte, als er das Tier zum Laufen antrieb. Schon bald hatte Alena Schwierigkeiten, sich am Sattelknauf festzuhalten, was der Mann hinter ihr entweder nicht bemerkte oder strikt ignorierte. Faruk und Doran ritten in einem ebenfalls halsbrecherischen Tempo und doch schafften sie es, sich zu unterhalten. Alena schwieg. Sie hätte auch nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen, doch sie wunderte sich, warum ihr Reiter sich nicht mit den anderen unterhielt. Er schien nicht der Gesprächigste zu sein. Sie seufzte leise. Sie hatte keine Ahnung, was diese Männer von ihr wollten. Sie wusste nicht einmal, wer sie waren. Sie hatte die Drei noch nie zuvor gesehen.

Erst als die Sonne bereits einige Zeit aufgegangen war, wagte sie es, ihre Stimme zu erheben. „Wann werden wir einen Halt einlegen?“ Ihre Stimme klang kratzig und brüchig. „Nun so wie es aussieht… jetzt“, gab er mit einem trockenen und zynischen Ton in der Stimme zurück, ehe er sich an seine Brüder wandte um ihnen mitzuteilen, dass sie eine Pause machten. Alena war froh, als sie endlich von dem Pferd hinuntersteigen konnte. Der ritt war nicht wirklich angenehm gewesen. Seufzend ließ sie sich zu Boden sinken. Sie hatte ihre Schenkel so fest an das Tier gepresst um nicht hinunter zu fallen, dass diese nun schmerzten. „Hier!“ Einer der in Weiß gekleideten Männer – Doran, wenn sie nach der Stimme ging, denn die Gesichter konnte sie unter den Kapuzen nicht erkennen – hielt ihr etwas zu essen entgegen, sowie einen Wasserschlauch. Alena musterte das Essen, ehe sie verstohlen zu den anderen blicke. Zögerlich, in kleinen Bissen, biss sie schließlich von dem Brotstück ab und kaute langsam. Sie kam nicht umhin die Männer zu beobachteten, nicht nur weil sie ihnen nicht traute, sondern auch weil sie sich fragte, was diese von ihr wollten und wohin sie sie bringen würden. Auf Fragen ihrerseits würde sie gewiss keine Antwort erhalten. Sie seufzte. Alles was sie wollte war bei ihrer Familie zu sein. War das zu viel verlangt? War sie vielleicht ein schlechter Mensch? Hatte sie es verdient, dass Allah sie strafte? Alena kam erst in die Realität zurück, als ein Schatten über ihr auftauchte. „Wir reisen weiter! – Trink etwas, bis heute Abend halten wir nicht mehr!“ Sie nickte, trank hastig einen Schluck Wasser und reichte ihm den Schlauch zurück. „Danke“, flüsterte sie, da sie sich nicht sicher war, ob ihre Stimme nicht brechen würde. Der Mann nickte, nahm den Wasserschlauch entgegen und deutete auf einen seiner Brüder. „Geh.“
 

Es war ein höllischer Ritt, so empfand es zumindest Alena. Ihre Schenkel schmerzten und ihre Hände brannten, so fest hatte sie sich an den Sattelknauf geklammert. Sie seufzte ein weiteres Mal, wie oft sie das in den letzten Stunden schon gemacht hatte, wusste sie nicht mehr. Sie erschrak, als sie die Stimme des Mannes hinter sich vernahm, die ihrer Meinung viel zu nah an ihrem Ohr war. „Gib noch einen Laut von dir und ich schneide dir die Kehle durch.“ Alena nickte hastig. Ihr Körper versteifte sich. Sie ahnte, dass er seine Worte ernst meinte, sodass sie den restlichen Ritt damit verbrachte, Geräusche jeder Art zu unterdrücken. Selbst atmen tat sie so flach wie möglich.

Alena fröstelte. Langsam wurde es dunkel und mit der Dunkelheit kehrte die Kälte zurück. Der ihnen entgegen preschende Wind war ebenfalls eiskalt und schon bald zitterte sie am ganzen Körper. „Wir sind bald da.“ Alena sah auf, bemerkte erst jetzt, dass sie das Tempo verlangsamten und nun in einen schnellen Trab verfielen. Die beiden Männer hatten sich links und rechts neben dem Pferd, auf dem sie saß, eingefunden. Sie nickte. „Wo bringt Ihr mich hin?“ Doran wandte sich Alena zu und musterte sie eine Weile. „Das weißt du, Mädchen.“ Ehe sie nachgedacht hatte, schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich weiß es nicht.“ Faruk schnaubte. „Lüg nicht Weib!“ Alena zuckte bei dem scharfen Ton zusammen. Warum nur nahmen sie an, dass sie wüsste, wo man sie hinbrachte? Das war doch irrsinnig. Sie war diesen Menschen noch nie begegnet, genauso wenig konnte und wollte sie wissen wer sie waren. „Tue ich nicht“, flüsterte sie so leise, dass sie niemand verstand. Doran, welcher sich rechts von ihr befand, hob die Hand um Faruk zu signalisieren, dass dieser sich zusammenreißen sollte. Erst dann wandte er sich Alena zu. „Siehst du den Berg? Dort müssen wir hin und dann wird sich zeigen, was du weißt und was nicht.“ Sie folgte mit ihrem Blick seiner ausgestreckten Hand. Am Horizont zeichnete sich ein Berg ab, ein Weg führte über diesen hinauf zu einer Burg während am Fuße des Berges Rauch aufstieg, wahrscheinlich ein Dorf. Den Rest des Weges verbrachte sie damit, sich zu fragen, was sie erwarten würde, was man von ihr wollen würde.
 

Als die Pferde schließlich zum Anhalten gezwungen wurden, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz schneller schlug. Sie hatten vor einem hohen Zaun aus Holzpfählen halt gemacht. Zwei Männer in ebenfalls weißen Gewändern standen am Tor, beugten jedoch kurz den Oberkörper als die Drei von ihren Pferden gestiegen waren. „Komm schon!“ Alena wurde unsanft von dem Pferd geholt. Der Griff an ihrem Oberarm war fester als nötig. Mit einem, „Ihr tut mir weh“ versuchte sie sich von dem eisernen Griff zu befreien, jedoch ohne Erfolg. Ihre Worte wurden ebenfalls einfach überhört, denn im nächsten Moment wurde sie durch das Tor gezogen und erst dann ließ man sie los. „Altair, Ihr kommt mit mir! – Faruk Ihr könnt Euch erholen.“ Doran trat an Alena heran. „Komm Mädchen.“ Alena folgte den beiden verbliebenen Männern durch das Dorf. Nur noch wenige Menschen waren auf den Straßen, die meisten befanden sich bereits in ihren Häusern. Alena seufzte. Sie wollte auch bei ihrer Familie sein. Sie wandte den Blick den beiden Männern vor sich zu. Stattdessen wurde sie durch irgendein Dorf zu einer Burg geführt. Sie fühlte sich immer unbehaglicher. Nicht nur weil die Burg im Dunkeln irgendwie unheimlich aussah, sondern auch weil es hier immer mehr der Männer in den weißen Roben gab, allesamt bewaffnet. Was war das hier? Nervös knetete sie ihre Hände, die mit einem mal eiskalt geworden waren. Es herrschte eine recht seltsame Stimmung, wie sie fand. Ihre Knie fingen an zu zittern, während sie den beiden eine Treppe hinauf durch ein Tor folgte. Alena sah sich flüchtig um, ehe sie eine Hand am Oberarm packte und sie zu Boden in eine kniende Position zwang. „Meister.“ Die beiden Männer neben ihr verbeugten sich vor dem in schwarz gekleideten Mann der nur einige Schritte von ihnen entfernt stand. Wo kam er so schnell her? Der Mann klatschte in die Hände. „Ah! Wie ich sehe habt ihr gefunden, wonach wir suchten.“ Alena lief es kalt den Rücken herunter, als sie dem Blick des Mannes begegnete. „Ja, Meister.“ Doran war der erste der sich wieder aufrichtete, ehe es Altair ihm nachtat. „Gut.“ Der Mann sah sie noch immer unverwandt an, dann überbrückte er die letzten Schritte und blieb vor Alena stehen, sodass diese sein Gesicht nun gut erkennen konnte. Er war alt, sein langer weißer Bart ragte hervor. Falten zeichneten sein Gesicht. Alena sah noch aus den Augenwinkeln wie er die Hand hob, ehe ihr Kopf nach rechts ruckte. Keuchend hielt sie sich die schmerzende Wange. Warum schlug er sie? „Wage es nie wieder mich anzusehen, Weib!“ Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Ja.“ Ihr Kopf ruckte nach links. „Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube!“ Alena bekam seine Worte nur noch am Rande mit. Ihre Wangen pochten schmerzhaft, Tränen verhinderten ihre Sicht. Warum tat man das mit ihr? Was hatte sie getan, um so behandelt zu werden? Sie schluchzte, wagte es aber nicht aufzusehen oder gar ein Wort zu sprechen. „Doran, Altair, bringt das Weib in den Kerker! – Danach kommt zu mir.“ Al Mualim wandte sich ab. In Alenas Kopf wiederholte sich jedoch nur noch ein Wort. Kerker! Sie war doch keine Verbrecherin! Das konnten sie nicht machen. Abermals wurde sie am Oberarm gefasst und in die Höhe gezogen. „Komm.“ Alena ließ sich mitziehen, schüttelte jedoch ununterbrochen den Kopf. „Ich habe nichts gemacht“, flüsterte sie immer wieder.

Sie kam erst zu sich, als man ihren Oberarm losließ. Sie wollte nicht hier bleiben. Doran stand vor ihr. „Altair wird dir etwas zu essen bringen“, damit schloss er das eiserne Gitter und entfernte sich. Abermals schluchzte sie. Es war so dunkel und kalt. Zitternd zog sie ihre Knie an ihren Körper und legte ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme. Wie konnte ihr Leben nur so schnell aus den Fugen geraten? Sie hatte nichts gemacht! Das man sie so behandelte, war eine Frechheit. Wäre nur ihr Vater oder ihr Bruder hier! Schritte ließen sie zusammenzucken. Die weiße Robe sah man zuerst aus der Dunkelheit stechen, ehe die dazugehörige Person auftauchte. Ebenjene Person öffnete die Tür zu ihrer Zelle und stellte eine Schale mit dampfendem Inhalt vor ihr ab. „Iss!“ Alena schüttelte den Kopf. Das Letzte, an das sie im Moment denken konnte, war essen. „Iss!“ Die Stimme ihres Gegenübers wurde schärfer. „Ich habe keinen Hunger.“ Altair schnaubte, ehe er vor Alena in die Hocke ging und ihr die Schale mit der Suppe hinhielt. „Iss oder ich werde sie dir einflößen. – Ich habe den Auftrag bekommen, dass du noch nicht stirbst.“ Alenas Kopf fuhr in die Höhe. Noch nicht, hatte er gesagt. Dass sie noch nicht stirbt. „Ihr wollt mich töten?“ Der Mann vor ihr legte den Kopf schief. „Nicht, wenn du dich kooperativ verhältst und nun iss endlich.“ Zögerlich, mit zittrigen Händen nahm sie ihm die Schale ab. „Danke.“ Altair nickte, warf ihr noch eine kleine zerrissene Decke zu und ging. Alena starrte auf die Suppe. Wenn sie sich kooperativ verhielt? Zu was? Was verlangte man von ihr? Sie würde es herausfinden, das hatte sie im Gefühl – und auch, dass es ihr nicht gefallen würde.



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