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Adventskalender 2010

One-Shot Sammlung
von

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24. Dezember - Der letzte Ausweg (Vampire Diaries)

Wie ist es wohl, sein eigenes Blut stetig aus sich raus fließen zu sehen, zu merken, wie das Leben den Körper verlässt, mit jedem Tropfen Blut ein Stück näher dem Tode?

Wie fühlt es sich an, die Gewissheit zu haben, bald am Ende des Weges angekommen zu sein?

Ich weiß es, denn das Blut, das diesen noch warmen Körper verlässt, gehört mir. Wie es zu dieser Situation gekommen ist? Ich würde vorschlagen, dass ihr es euch bequem macht. Denn dafür muss ich weiter ausholen.
 

Wir schreiben das Jahr 2010, das heutige Datum der 24. Dezember, Weihnachten, Heiligabend, Christus Geburt, oder wie ihr ihn auch immer nennen wollt. Mir bedeutet die Zeit nichts, zumindest nicht mehr, seitdem meine Grandma gestorben ist.

Sie hat mir alles bedeutet, meine Welt, mein Leben. Ohne sie ist jeder Tag der gleiche, die Welt nur noch schwarzweiß. Und meine Kräfte nur noch nutzlos, weil ich niemanden mehr habe, der mir helfen könnte zu lernen, wie ich sie kontrollieren kann.

Deshalb benutze ich sie überhaupt nicht mehr, möchte mit diesem Teil des Lebens abschließen, auch wenn ich nicht weiß wie. Die Zeit bei meinen Eltern hat diesen grausamen, stechenden Schmerz, der seit der Beerdigung meiner Grandma in mir tobte, zu einem dumpfen Pochen abklingen lassen.

Mir ist bewusst, dass dieser Schmerz nie vergehen wird, aber zumindest habe ich die Gewissheit, dass ich irgendwann mit dem Schmerz leben kann, auch wenn es seine Zeit braucht.
 

Ich vermisse sie, ihre Gegenwart, ihren Rat, einfach ihr Wesen, das sie ausgemacht hat.

Und ich weiß, dass Grandma nie mehr zu mir zurückkommen wird, mich für immer verlassen hat.

Ihr Tod liegt jetzt genau zwei Monate zurück. Der Alltag hat mich wieder, obwohl ich Elena, Stefano und Damon immer noch größtenteils meide, da sie, in meinen Augen, eine Mitschuld tragen.

Und ganz ehrlich: Mir ist es völlig egal, wie sehr Elena unter dieser Situation leidet.

Sie hat im Notfall immer noch ihren Stefano, bei dem sie Trost suchen kann. Ich hingegen habe niemanden, auch meine Eltern nicht. Denn die haben Grandma schon immer für eine alte Verrückte gehalten.

Nein, ich bin ganz allein. Während ich über all das nachdachte, lag ich bewegungslos in meinem warmen Bett und lauschte meiner Mutter, die wie ein Blizzard durch die untere Etage fegte und alles für heute Abend vorbereitete. Das hieß so viel wie: Schmücken, Essen kochen, die Klamotten für den Mann raus legen, weil für diesen das Wort Geschmack ein Fremdwort ist, mich aus meinen Bett kriegen, was definitiv kein leichtes Unterfagen sein sollte und schließlich die werten Gäste zu bewirten, die sich praktisch selbst eingeladen hatten, zu meinem Leidwesen.
 

Wen glaubt ihr meine ich wohl? Abwertend schnaubte ich. Genau, ihr liegt ganz richtig. Meine liebste Ex-Beste-Freundin mit ihrem Lover und den über alles gefürchteten Damon, der einem Menschen, ohne lange mit der Wimper zu zucken, die Kehle rausriss.

Diese Personen würden den heutigen Abend mit meinen Eltern und mir verbringen. Wobei meine Eltern gedachten nur dem Essen beizuwohnen und sich dann aus dem Staub zu machen.

Warum?, fragt ihr euch mit Sicherheit. Zu meinen unendlich stabilen Nverven hatten sie irgendwie spitz bekommen, dass das Thema Elena + Anhängsel derzeitig ein Buh-Thema darstellte.

Und so nett, wie sie nun mal sind, dachten meine Eltern sich: Wir spielen mal die Streitschlichter.
 

Hatte ich schon erwähnt, dass ich davon überhaupt nicht begeistert war? Deswegen würde ich einen Teufel tun und mich heute nicht früher als nötig blicken lassen. Hunger hatte ich eh keinen und da mein Zimmer den Luxus eines Bades genoss, war ich in dieser Hinsicht auch nicht an die Küche gebunden.

Somit bleiben die restlichen Stunden nur für mich, die ich damit verbrachte, Musik zu hören, zu lesen und sogar einen Eintrag in mein Tagebuch zu schreiben, welches ich mir nach dem Tod meiner Grandma zugelegt hatte, jedoch nur selten die Zeit hatte, um zu schreiben.

Dementsprechend lang wurde der Eintrag. Zwei Stunden, also 16.00 Uhr, bevor die „Gäste“ eintreffen sollten, begann ich mich fertig zu machen. Ich duschte ausgiebig unter den warmen Wasserstrahl, cremte mich ein und kleidete mich in ein schwarzes, aus Seide bestehendes Kleid, was einst meine Großmutter für mich ausgesucht und mir zum 18. Geburtstag geschenkt hatte.

Bis jetzt war ich nie dazu gekommen es anzuziehen, oder hatte einfach keinen Anlass gefunden, um es zu tragen. Doch dieser Abend erschien mir der Richtige dafür zu sein.
 

Zum Schluss steckte ich mir meine Haare in leichte Locken hoch und setzte ein dezentes Make-up.

„Bonnie, kommst du bitte runter?“, rief meine Mutter um 17.50 Uhr die Treppe hoch.

Ich war nicht im Mindesten überrascht, wartete bereits auf ihre Aufforderung mich im Wohnzimmer einzufinden. „Ich komme, Mum“, wollte ich sie auch gar nicht lange warten lassen und beeilte mich sicher die Treppe in meinen Absatzschuhen runterzukommen.

Diese Hürde überwunden trat ich durch die hölzerne Wohnzimmertür. Mama hatte sich wieder selbst übertroffen: Der Raum war weihnachtlich geschmückt, ein Tannenbaum aufgestellt mit diversen Geschenken darunter, im Kamin brannte ein wärmendes Feuer und mir blieb unerklärlich, wie sie diesen Zimtgeruch jedes Jahr in unser Haus brachte.

Meine Betrachtung beendet wandte ich mich meinen Eltern zu und hob fragend beide Augenbrauen.

Denn Dad saß auf seinen ganz persönlichen Sessel und schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Und Mum sah so aus, als würde sie gleich vor Stolz platzen.

„Was?!“, fragte ich verwirrt, blickte an mir hinunter. „Stimmt etwas nicht? Steht mir das Kleid nicht, oder sehe ich dick darin aus?!“, wollte ich verärgert wissen, weil ich mich ansonsten mit dem Umziehen beeilen musste. Den Kopf hebend bekam ich als Antwort ein synchrones Kopfschütteln. Hatten die beiden das geübt?
 

„Was ist dann?“ Meine Mum trat auf mich zu, strich mir vorsichtig eine Strähne aus meinem Gesicht und lächelte ihr berühmtes Mutterlächeln. „Du siehst wunderschön aus“, schmeichelte sie mir mit sanftem Lächeln und ich schaffte es nicht ihr Lächeln nicht zu erwidern. „Danke“, freute ich mich ehrlich über dieses Kompliment.

„Deine Mutter hat recht. Du bist eine hübsche, junge Frau, Kleines“, klinkte sich nun auch Dad in das Gespräch.

Ich konnte nur Lächeln, wollte diesen Moment nicht zerstören, weil ich auch auf mich stolz war.

Denn die beiden hatten recht, aus mir war etwas geworden. Das schienen auch langsam die Männer in meiner Umgebung zu merken. „Ihr seid die besten, Mum, Dad“, gab ich ihnen die gleiche Bewunderung zurück.
 

Doch leider haben gerade diese Momente die Angewohnheit nur von kurzer Dauer zu sein, weil keine 10 Sekunden später die Hausklingel läutete und somit das Eintreffen unserer (meiner nichtgewünschten) Gäste ankündigte.

Mit unbewegter Miene stellte ich mich an den Kaminsims und überließ meinen Eltern die Aufgabe die Haustür zu öffnen, auch wenn dies als unhöflich herüberkommen sollte.

Mir war es gleich, sollte Elena sich gleich von Anfang an auf ihren Platz verweist fühlen.

Einst war ich der festen Ansicht gewesen diese Freundschaft könnte nichts auseinander bringen.

Doch der Tod ist so ein wirkungsvoller Lehrmeister. Als die drei eintraten, richteten sich ihre Blicke direkt auf mich. Still ließ ich die Musterung über mich ergehen, tat mit ihnen das gleiche.

Elena sah, mit einem Wort, umwerfend aus in ihrem dunkellila Abendkleid, die Haare zu Locken gewunden und etwas Make-up.

Stefano trug einen schwarzen Sakko mit passendem Hemd zu Elenas Kleid und Krawatte, die Haare wie immer.
 

Bei Damon angekommen bekam ich erst gar nicht die Möglichkeit ihn ausführlich zu betrachten, da er unverwandt meinen Blick aus seinen dunklen Augen erwiderte, mich förmlich fesselte.

Erst meine Mutter brach diesen fast magischen Moment, indem sie alle bat am Tisch Platz zu nehmen, während sie das Essen aus der Küche holte. „Brauchst du Hilfe, Mum?“, fragte ich höflich, obwohl die Antwort schon längst klar stand.

„Nein, Liebes. Setz du dich doch schon mal an den Tisch und unterhalte dich mit deinen Freunden“, zwang sie mich unter höflichen Floskeln diesen Streit endlich auszudiskutieren.

„Wie du möchtest“, erwiderte ich mit einem falschen Lächeln und begab mich zu unserem großen Esszimmertisch.

Dort erwartete mich überraschenderweise Damon. Misstrauisch sah ich ihn an. Er blickte ungerührt zurück.

„Möchte die Dame sich setzen“, schob der Vampir meinen Stuhl zurück und forderte mich mit einer eleganten Handbewegung auf mich zu setzen. Ihm im Auge behaltend, kam ich seiner Bitte nach und bedankte mich mit einem leisen „Danke“, während er mir den Stuhl zu Recht schob.

Darauf begegnete Damon mir mit einem Nicken und gesellte sich an meine rechte Seite.

Gegenüber von uns nahmen Elena und Stefano Platz, wie vorhersehbar. Meine Eltern würden je an der Stirnseite des Tisches sitzen. „Bonnie“, begrüßte mich Elena mit einem vorsichtigen Blick aus ihren schokobraunen Augen. „Elena“, grüßte ich emotionslos zurück.

Mit Stefano tauschte ich ein Nicken. Die folgende Stille wurde durch Mama unterbrochen, die damit begann das mit viel Liebe gekochte Essen aufzutragen: Ente mit Kartoffeln, oder Kroketten, als Gemüse Erbsen und Wurzeln in Verbindung mit einer passenden Soße.

Der Nachtisch gestaltete sich aus frischen Erdbeeren mit Vanilleeis zusammen.

„Wie geht es dir, Bonnie“ wurde ich von meiner ehemaligen besten Freundin aus meinen Gedanken gerissen.

Sofort wandte ich meinen Blick ihr zu, was sie zu meiner Belustigung leicht zusammenzucken ließ.

„Ich hoffe für dich, dass diese Frage nicht ernst gemeint ist. Ansonsten würde ich es begrüßen, dass du für den heutigen Abend deine volle Aufmerksamkeit auf meine Eltern, deinen Lover und Damon beschränkst“, hielt ich mit meiner Abneigung nicht hinter dem Berg.
 

Von seitens Elena war nur ein fassungsloses Luftschnappen zu vernehmen und bevor sie sich wieder soweit gesammelt hatte, um mir zu antworten, schritt mein Vater dazwischen, wobei ich auch einen warnenden Blick von meinem Tischnachbarn erhaschte.

„Bonnie, bitte benimm dich. Elena ist deine Freundin“, wies er mich mit noch freundlichen Ton zurecht.

Mich ihm zuwendend wurde mein Blick hart.

„Nein, Dad. Dieses Recht hat sie sich verwirkt“, sprach ich die Tatsachen aus und erhob mich abrupt, sodass der Stuhl über den Boden schabte, nebenbei ließ ich zufällig das scharfe Messe zum Anschneiden des Bratens in meine Hand gleiten, versteckte es am Körper.

Ein Entschluss hatte sich in meinen Kopf gesetzt, sollten sie versuchen mich aufzuhalten.

Meine „Freunde“ mit keinem weiteren Blick würdigend setzte ich mich in Bewegung, wollte das Wohnzimmer verlassen und dieser Hölle entfliehen. „Du wirst dich sofort wieder hinsetzen, Bonnie“, forderte mein Vater mich nun mit lauter Stimme auf.

Mit fliegenden Haaren drehte ich mich zu ihm um. „Zwing mich doch“, senkte ich meine Stimme zu einem bedrohlichen Flüstern. Ich konnte spüren, wie die Magie in mir versuchte an die Oberfläche zu kommen, sich frei zu entfalten.

Doch das ließ ich nicht zu und tat das einzige, was mir noch blieb. Mit einer schnellen Bewegung holte ich das scharfe Küchenmesser hinter meinen Rücken hervor, setzte es an meinem Handgelenk an und schnitt einfach zu. Von der weiblichen Bevölkerung hörte ich nur entsetzte Schreie, meine Mutter schien zu weinen.
 

Dann war da auf einmal Damon an meiner Seite, umfasste das Messer und entwendete es mir.

Woher er das Küchenhandtuch hatte, war mir ein Rätsel. Mit sicheren Bewegungen knotete er es um die Wunde, um die Blutung zu stoppen. „Der Krankenwagen ist unterwegs“, hörte ich Stefanos Stimme wie durch dichten Nebel, während ich Damon einfach nur stumm anblickte.

Er blickte zurück, machte noch nicht mal Anstalten zu fragen, warum ich zu diesem Ausweg griff, schien mich auch ohne Worte zu verstehen. Langsam merkte ich, wie ich schwächer wurde, schwarze Punkte vor meinen Augen anfingen zu tanzen.

Damon hielt mich sicher in seinen Armen, stützte mich und ließ mich vorsichtig zu Boden gleiten.

„Du wirst nicht sterben, Bonnie. Nicht hier, nicht jetzt“, sagte er mit so einer sanften Stimme, dass ich ihm nur glauben konnte.

„Das lasse ich nicht zu“, hörte ich ihn aus weiter Ferne sagen und sackte in die beruhigende Bewusstlosigkeit.
 

Das Schicksal ist süchtig nach Unterhaltung und es gibt nichts Langweiligeres als ein Happy End.



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