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Eternal life

Kyus Story
von

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Geschichtliche Aufholjagd

Teil 2
 

Kapitel 7 - Geschichtliche Aufholjagd
 

Kyu war etwas mulmig zumute als sie das Kirojagebirge endgültig hinter sich ließen. Sie hatte ausschließlich hier die letzten tausend Jahre verbracht und würde nun die Welt in einem neuen Licht sehen. Ihr war klar, dass sich vieles verändert hatte, tausend Jahre gingen nicht ins Land ohne Spuren zu hinterlassen. Und ebenjene Spuren machten der ehemaligen Wächterin ein wenig Angst. Dennoch bemerkte sie schnell, dass es Zeit für weitere Veränderungen wurde, sie hatte sich lange genug vor der Welt versteckt und abgeschottet.

Zunächst musste sie sich wieder an den Anblick frischen grünen Grases gewöhnen, welches sie außerhalb des Gebirges schon erwartete. Chaedi und Maramé, noch immer schwach auf den Beinen, erzählten derweil, was sie im groben über das vergangene Jahrtausend wussten. Natürlich konnten sie nur grob von der ersten Zeit berichten, jedoch war Kyu froh darüber nicht zu viele Details auf einmal zu bekommen, denn die, die sie über die letzten Jahre erhielt, waren nicht unbedingt die erfreulichsten.
 

„Unsere Chronisten wissen nur wenig über die alte Zeit. Die meisten Geschichten sind Legenden um die blühende Ära, die vor Twais Zeit geherrscht haben soll. Darüber wirst du vermutlich mehr wissen als wir, immerhin warst du für die damaligen Begebenheiten verantwortlich“, begann Maramé mit der Erzählung.

Ihre Schwester Chaedi ließ es sich nicht nehmen fortzufahren: „Es heißt, dass die Welt damals reich an Leben und Glück war, demnach das komplette Gegenteil von unserer Zeit. Nachdem Twai Wächterin wurde, sollen dunkle Schatten heraufgezogen sein und nach und nach das Land vergiftet haben. Es wurde vermutlich ziemlich ausgeschmückt, aber im Grunde trifft diese Legende der Dunkelheit zu, denke ich. Denn was du hier siehst, wird wohl das Schönste in naher Zukunft sein. Gras dieser Art ist ein seltener Anblick, ich selbst hatte noch nicht häufig das Vergnügen.“

Kyu blickte zu Boden, als sie begann das Gras unter ihren Pfoten zu spüren. Sollte Gerrit wirklich so kaputt sein, dass nicht einmal mehr richtiges Gras aus seiner Erde wachsen konnte? Erfreuliche Aussichten konnte man das wohl wirklich nicht nennen. Scheinbar hatte sie mit ihrem Fernbleiben mehr Schaden angerichtet, als sie es im gebrochenen Zustand hätte tun können. Doch ehe sie ins Grübeln verfallen konnte setzten die beiden Wölfinnen ihre Erzählung fort und beschlagnahmten so Kyus Aufmerksamkeit.

„Das was ich bereits von dieser Welt gesehen habe, sah nicht gesund aus. Die Erde scheint nicht genug Leben zu enthalten, um Pflanzen hervorzubringen. Für den Fall, dass es einzelne schaffen, steht ihnen eine harte Zeit bevor und die meisten verdorren schon kurz danach. An manchen Stellen wachsen noch kleine Wälder, die sich dem Klima und den Gegebenheiten im Boden angepasst haben. Wir nennen sie Lebensoasen, da man sonst kaum noch lebendige Wesen antreffen kann. An diesen Oasen sammeln sich meist verschiedene Arten, die versuchen miteinander zu leben. Wir versuchen auf diese Weise eine Art Gleichgewicht zu schaffen, denn selbst wir wissen, dass es nichts bringt Pflanzenfresser und Fleischfresser zu trennen. Die Pflanzenfresser sind nicht immer unserer Meinung, jedoch akzeptieren es viele von ihnen“, erklärte Chaedi weiter.

„Es heißt, dass Twai nicht das Einfühlungsvermögen besitzt, dieses Gleichgewicht zu schaffen. Anfangs schien ihre Anwesenheit keine großen Veränderungen zu bringen, doch nach und nach starb die Welt. Wir gehören wohl zu den letzten Lebenden. Wir wussten, dass es langsam Zeit wurde, dass sich etwas ändert und hofften daher auf die alte Legende der unsterblichen Wächter. Wie es scheint war an dieser Legende etwas dran, immerhin steht die ehemalige Wächterin leibhaftig neben uns! Allerdings ist mir dann noch nicht klar, wie wir Twai loswerden sollen…“

Nun war es wohl an Kyu sich zu äußern, denn soweit sie sich erinnerte, hatte sie es immer vermieden solche Geschichten in Umlauf zu bringen, daher fragte sie sich ernsthaft, woher solche Legenden kamen.

„Es stimmt, dass Wächter nicht einfach so sterben, wie ihr beispielsweise. Das macht und jedoch noch lange nicht unsterblich. Bei uns gibt es zwei eiserne Regeln: Die erste behandelt die Liebe, ‚Liebe niemals, denn Liebe schadet.’ Ich brach sie und trug die Konsequenzen. Die zweite bezieht sich auf unser Leben, ‚Das Schicksal der Wächter ist mit dem des Planeten zu eng verknüpft, als dass man es trennen könnte.’ Umgangssprachlich bedeutet das, dass ich erst sterbe, wenn dieser Planet soweit ist dies zu tun. Es gibt jedoch ein paar Erzählungen, dass Wächter ihren Planeten mit in den Tod rissen. Die Seelen dieser Wächter waren laut dem Rat unvollkommen und wechselten zu leicht in die nächste Welt. Allerdings würde ich nicht viel auf das Geschwätz des Raten geben.“ Kyu fand es erstaunlich, dass selbst ein Jahrtausend Exil ihre Abneigung gegen die höchsten Wächter nicht hatte besänftigen können, immerhin hatte sie in dieser Zeit ihre Ruhe vor diesen gehabt.

„Twai jedoch ist nicht die ‚originale Wächterin’, wenn man so will. Ihr Leben wurde künstlich verlängert, so wie die der Dreizehn ebenfalls. Durch kontrollierte Aufnahme von planetarer Energie ist dies möglich, jedoch können sie von körperlichen Wunden gezwungen werden in die nächste Welt überzuwechseln“, erklärte die ehemalige Wächterin ihren beiden neuen Schützlingen. Sie sah, wie sich kurz Hoffnung auf ihren Gesichtern widerspiegelte, jedoch ebenso schnell wieder verschwand. Als Maramé Kyus fragenden Blick bemerkte, erzählte sie von den Versuchen der jetzigen Wächterin zu schaden: „Ich weiß nicht, ob es früher auch schon so war, aber in den letzten Jahren wurde häufiger davon berichtet, dass es Wesen gab, die Twai umbringen wollten. Es heißt, die seien schon an der Grenze zum Sternenturm gescheitert. Scheinbar weiß Twai um diesen Umstand und hat gewisse Vorkehrungen getroffen.“ Erneut zeichnete sich ein fragender Blick bei Kyu ab: „Sternenturm?“

„Dieser Turm soll bis zu den Sternen reichen und wurde mit brutaler Hand errichtet. Man sagt der Bau soll über zweihundert Jahre gedauert haben und diejenigen, die das traurige Los hatten daran beteiligt zu sein, kamen entweder bei der Arbeit um, oder wurden im nachhinein getötet, um eventuelle Schwachstellen geheim zu halten. Einige der Rebellen im Süden nennen ihn auch den Todesturm. Jedoch ist es klüger bei dem Namen Sternenturm zu bleiben, da man andernfalls schnell als Feind identifiziert wird“, gab Chaedi kurz zur Erklärung.

Erneut bestätigte sich Kyus Eindruck, dass Twai sich scheinbar einem kompletten Charakterwandel unterzogen hatte. Nie hätte die ehemalige Wächterin gedacht, dass ihre Schülerin dazu fähig wäre zu morden. Doch es wäre nicht der erste Irrtum, dem sie sich im Nachhinein klar wurde.
 

Mittlerweile hatten die das zarte Gras hinter sich gelassen und vor ihnen erstreckte sich eine scheinbar endlose Felswüste. Als Kyu das sah, forderte sie die beiden anderen zum Anhalten an. Kyu selbst würde den Marsch ohne größere Probleme schaffen, aber die beiden Schwestern hatten so schon kaum noch Kraft sich auf den Beinen zu halten. Sie wies sie an kurz zu warten, während sie sich einer alten Technik bediente. Es war erst seltsam ungewohnt und doch so vertraut den Fluss der Planetenenergie zu spüren und umzulenken, sodass innerhalb kurzer Zeit ein mächtiger Baum mit dichtem Blätterdach vor ihr stand. Es war recht einfach etwas Derartiges zu tun, dennoch merkte Kyu schnell, dass sie vollkommen aus der Übung war und es sie einige Anstrengung gekostet hatte. Sie sah kurz zu Chaedi und Maramé, deren Augengröße beträchtlich zunahm und man vermuten könnte, dass diese jeden Moment ihren vorgesehenen Platz verließen.

„Begebt euch lieber in den Schatten, bevor ihr noch von der Sonne gebraten werdet“, grinste Kyu zu den beiden, „Ich werde in der Zeit mal nach etwas Essbaren suchen, sonst nützt euch aller Schatten nichts.“
 

Prompt aktivierte Kyu daraufhin die Seelensicht und versuchte Auren auszumachen. Es gab nicht viele, und erst recht nichts Großes in dieser Gegend, jedoch fand sie bald ein paar Feldmäuse und begab sich in deren Richtung. Auf den Wind achtend schlich sie sich näher an die Nagetiere heran und bevor diese auch nur wussten, was mit ihnen geschah, wurde ihnen auch schon Schwarz vor Augen und sie hauchten ihr Leben aus. Die Prozedur ging schnell und vermutlich auch relativ schmerzlos von statten und Kyu kehrte mit drei Nagern im Maul zurück zu dem Baum. Der Temperaturunterschied war bereits beträchtlich. Im Schatten war es nach kurzer Zeit angenehm kühl geworden, während man in der Sonne ohne Rücksicht auf Verluste hohen Temperaturen ausgesetzt war. Sie legte die drei Mäuse vor die beiden Wölfinnen, die es sich bereits bequem gemacht hatten und die ehemalige Wächterin dankbar ansahen.

Kyu sah zu wie schnell die beiden die Nahrung zu sich nahmen.

„Was habt ihr nun eigentlich vor?“, fragte Kyu nach einer Weile.

Chaedi sah kurz auf und meinte: „Wir werden wohl zurück in den Süden zu den Rebellen gehen. Dort würde ich sagen sind wir sicherer, obwohl ich mir da nicht mehr so sicher bin, nachdem Twai gestern einfach so aus dem Nichts erschienen ist. Wenn sie wirklich wollte könnte sie uns wohl überall einfach töten.“

„Ihr sagtet selbst, dass jeder, der Twai schaden wollte nicht einmal in ihre Nähe gelangt ist, was lässt euch demnach glauben, dass die Rebellen überhaupt eine Chance haben weiterhin zu existieren?“, wollte Kyu noch wissen.

„Wenn wir nicht daran glauben, dass wir überhaupt eine Chance haben“, begann Maramé mit gedämpfter Stimme, „dann haben wir nichts mehr, keine Hoffnung, keinen Lebenswillen…“

Nach den letzten Worten zeichnete sich ein wissendes und doch spöttisches Grinsen in Kyus Gesicht ab. Diese beiden hatten ohne Zweifel jede Menge Mut und ihnen war auch klar, dass sie anders als Kyu, keine tausend Jahre mit Nichtstun verbringen konnten. „Also gut, ich werde mit euch gehen. Womöglich bin ich irgendwo von Nutzen!“, sagte sie ehemalige Wächterin schließlich.



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