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Eternal life

Kyus Story
von

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Düstere Zeiten

Teil 1

Kapitel 4 – Düstere Zeiten
 

„Und was geschah dann?“, fragte Maramé neugierig als Kyu eine lange Pause einlegte. Chaedi schloss sich dieser Frage stumm an.

„Er starb.“ Diese kurze Antwort erschreckte die beiden, stellte sie aber noch lange nicht zufrieden.

Vor der Höhle wütete noch immer der Sturm und der ständige Wechsel von Blitz und Donner ging immer schneller vor sich. Kyu schien es, als ob ein ähnlicher Sturm in ihrem Inneren tobte. Von Gian oder gar ihrer Vergangenheit zu reden tat weh. Jahrelang hatte sie versucht all das zu vergraben und nun griff sie bereitwillig auf diese Erinnerungen zurück. All das Leid, die Trauer und der damit verbundene Schmerz fühlten sich noch genauso frisch an wie damals, jedoch schienen sie noch schlimmer zu sein.

Warum quälten diese Erinnerungen sie so? Hatte sie noch nicht genug gelitten? Damals, wie heute?
 

Aus den Blicken ihrer beiden Besucher konnte Kyu die deutliche Neugier leuchten sehen. Die beiden würden sie wohl ewig belästigen, wenn sie ihnen nichts sagen würde. Und vor Ende des Sturmes hatte Kyu nicht einmal eine Chance die beiden loszuwerden. Es musste wohl so sein, dass Kyu ihnen erzählte, was damals noch geschah…
 

Den Wächtern wurde nur eine einzige Regel als Schranke gestellt: „Liebe niemals, denn Liebe schadet!“ Doch viele Wächter, deren Planet noch nicht von den darauf lebenden Wesen zerstört wurde, erfuhren durch genau die Wesen, die ihnen zum Verhängnis wurden, was wahre Liebe bedeutete. Wesen dabei zu beobachten, wie sie ihren Partner fanden und mit ihnen eine Verbindung eingingen, die niemals gebrochen werden sollte, das war etwas, dass Wächtern verwehrt blieb. Es ärgerte viele und doch hielten sie sich daran. Sie nahmen niemals direkten Kontakt mit den Sterblichen auf. Wenn die Sterblichen jedoch etwas taten, was den Wächtern gefiel, ließen jene so genannten Wunder geschehen. Das war ihr Weg sich zu bedanken. Viele Mythen über Götter und Geister entstanden zu jenen Zeiten, so auch hier auf Gerrit.

Jedoch verliefen auf unserem Planeten einige Dinge anders. Denn ich, die ehemalige Wächterin dieses Planeten, hatte die einzige Regel gebrochen, die uns gestellt war.

Bereits bevor ich Gian traf, hatte ich bestimmte Bande mit Sterblichen geknüpft. Da dieser Planet schnell Parallelwelten entwickelte, hielt ich es für nötig besonders charakterstarke, magisch begabte und physisch gut ausgestattete Wesen in mein Geheimnis einzuweihen. Dies war die Geburtsstunde der Dreizehn Obersten. Osair ist einer von ihnen, er kennt mich, meine Fähigkeiten und meine Taktiken, deshalb ist er auch so vernünftig gewesen diesen Ort schnell zu verlassen.

Die Dreizehn halfen mir das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und Ansammlungen negativer Energien zu zerstreuen, wo immer sie entstanden. Dies taten sie in den meisten Fällen in ihren eigenen Welten und manchmal halfen sie sich gegenseitig. Starke Bande von Freundschaft wurden zwischen ihnen geknüpft.

Auch Gian war begabt, was seine Fähigkeiten anging. Aber er war jung und übermütig. Und doch erkannte ich trotz seiner Verspieltheit, dass er es noch weit bringen würde. In der Zeit in der ich Gian ausbildete, damit er wie einige andere Lehrlinge im Fall der Fälle einen Platz der Dreizehn übernehmen könnte, wurde mir stärker und stärker bewusst, dass da mehr war, als nur die übliche Lehrlings-Lehrer-Beziehung. Einem Wächter war es verboten solche Gefühle zuzulassen und doch ließ ich ihnen freien Lauf. Wenn ich mein Leben noch einmal von vorne beginnen könnte, so würde ich mit Sicherheit mehr darauf achten meine Empfindungen zu kontrollieren, ob dies aber etwas nützen würde, weiß ich nicht.

Kurz und knapp gesagt: Ich verliebte mich in Gian. Er selbst erfuhr nie etwas davon und ich denke, dass war auch besser so. Doch andere wussten es, genauer gesagt andere Wächter erfuhren davon. Sie waren nicht sonderlich begeistert von der Tatsache und brachten das auch zur Sprache. Das alle hundert Jahre veranstaltete Treffen der Wächter, die zusammen einen neuen Rat wählten, fand zu dieser Zeit statt. Der neue Rat hieß meine Angelegenheit absolut nicht willkommen, ebenso wie meine Art mit den Sterblichen zu agieren. Trotz allem gab es unter den Wächtern auch noch jene, die ich zu meinen Freunden zählen durfte. Und zum Glück des Rates verstand er, dass man mächtige Wächter nicht ärgern sollte. Denn je mehr der Planet eines Wächters aufblüht, desto größer wird seine Macht. Und zu dieser Zeit war dieser Planet noch ein Paradies mit Hülle und Fülle von Leben. Zudem war ich damals noch ziemlich streitlustig, wann immer jemand meinte mich herausfordern zu müssen, erlebte er sein blaues Wunder.

Als ich nach dem Treffen wieder zurück nach Gerrit reiste, erwartete mich dort bereits der Anfang vom Ende. Diejenige, die mich wie immer empfing, war Twai. Ihr kennt sie wohl nur als „neue Wächterin“. Ich weiß nicht genau, was vorgefallen ist, doch damals war Twai eine liebenswürdige, junge Frau, die mit einem gesunden Ehrgeiz und stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgestattet war. Sie war wie Gian meine Schülerin und gehört zu meinen engsten Vertrauten. Auch sie wusste um meine Zuneigung zu Gian und wurde, was dieses Thema anging, manchmal auch ziemlich aggressiv. Sie nahm Regeln sehr ernst und war eine regelrechte Musterschülerin.

Diesen Tag jedoch schien sie etwas zu bedrücken und meine Neugier blieb ihr nicht lange verborgen. Im Allgemeinen kann man Twai nichts vormachen, sie ist viel zu aufmerksam und erkennt den Charakter einer Person spätestens auf dem zweiten Blick, dabei war die Art vollkommen egal. Auf meine dann doch gestellte Frage, was geschehen sei, antwortete sie: „Er wollte nicht hören und ist einfach losgezogen…“ Erst wusste ich nicht von wem sie redete, doch schnell begriff ich, was sie mir sagen wollte. In einiger Ferne spürte ich eine geringe Ansammlung negativer Energie und ganz in der Nähe dieser hielt sich Gian auf. Ich dachte mir würde das Herz stehen bleiben, was in diesem Moment vielleicht sogar ganz angebracht gewesen wäre. Schnell öffnete ich ein Portal zum Raum-Zeit-Kontinuum. Es war gefährlich so zu reisen, selbst für mich. Doch in diesem Moment gab es keine größere Gefahr, als die, die Gian bedrohte. Sein Übermut war seine größte Schwäche und das Spiel des Todes gegen das Leben nutzte diese erbarmungslos aus. Als ich wieder aus dem Raum-Zeit-Kontinuum austrat, bot sich mir eine Szene, die ich bis heute im kleinsten Detail in Erinnerung habe…

Er war tot… Um ihn herum waren noch immer ein paar Schattenwesen, die sich einen Scherz daraus zu machen schienen. Und in diesem Moment ging mein Verstand mit mir durch, meine Wut gewann die Überhand und es war zu spät für die Schattenwesen.

Und dann setzte der Regen ein. Regen… er kommt immer genau zur passenden Zeit und auch diesmal tat er sein Werk. Wenig später fand dann auch Twai mich. Ich war völlig aufgelöst und meine Welt schien in tausende kleine Scherben zu zerbrechen und doch fiel es mir schwer auch nur eine einzige Träne zu vergießen. Wie lang ich dort bei Gians leblosen Körper saß und in mir immer der Gedanke der Vergänglichkeit hoch stieß weiß ich nicht mehr. Mir wurde bewusst, dass die normalsterblichen Wesen eigentlich ein viel besseres Leben hatten als ich. Ihre Seelen kannten das Geheimnis, wie man in die nächste Welt gelangte. Sie konnten Schmerz ignorieren, denn für sie bestand die Hoffnung, all jene, die sie verloren hatten wieder zu sehen, während wir Wächter dazu verdammt sind an das Schicksal des Planeten gebunden zu sein.

„Twai…?“, fragte ich schließlich nach einer endlosen Zeit. Ich wusste, dass sie da war und ebenfalls trauerte, aber ich wollte mich vergewissern, dass mich noch nicht alle verlassen haben. Sie sagte leise, dass sie da sei und aufgrund des Regens konnte man es nur schwerlich verstehen.

„Ich bin schon erbärmlich, oder? Dazu auserkoren einen Planeten zu schützen und im Stillen über ihn zu wachen, aber ein einzelnes Lebewesen konnte ich nicht retten… Ist es Ironie oder ein grausames Spiel des Lebens? Meine Zeit ist abgelaufen, als Wächterin habe ich versagt… Es scheint, dass es Zeit wird für frischen Wind zu sorgen.“ Eine Pause, in der meiner Schülerin klar wurde, was ich in meinen wirren Worten zum Ausdruck brachte. „Ich werde dieser Welt den Rücken kehren und ins Exil gehen… Du Twai wirst an meiner Stelle als Wächterin Gerrit schützen. Ich weiß, dass du es kannst. Besser gesagt, bin ich davon überzeugt, dass nur du es kannst.“
 

Kyu sah zu Chaedi und Maramé, deren momentane Gefühle sie nur schwer einschätzen konnte. Einerseits schienen sie Mitleid zu haben, andererseits waren sie wütend, dass Kyu diese Welt so leichtfertig aufgegeben hatte.

Aber es war nun einmal geschehen und ändern konnte sie es jetzt auch nicht mehr. Für sie war Gian im Laufe der Zeit zu allem geworden und nur sein Übermut und das Fehlen einer kritischen Selbsteinschätzung hatten ihn das Leben gekostet und Kyu ins Exil getrieben. Was war sie da schon als Wächterin wert?
 

Derweil geschahen an anderen Orten Dinge, die eine unheilvolle Zeit ankündigten. Osair hatte seinen Weg zurück zum Zentrum gemacht. Das Zentrum, wie es umgangssprachlich genannt wurde, war eine riesige Festung, deren Mittelturm bis weit über die Wolkendecke reichte. Wachen gab es keine, da niemand so dumm war sich hierher zu begeben. Die einzigen, die ungestraft ein und ausgingen, waren die Dreizehn Obersten und deren Gefolge.

Osair musste zugeben, dass er ein wenig Angst davor hatte, Twai beichten zu müssen, dass er versagt hatte, und dass Kyu sich seit neusten wieder in die Geschicke der Welt einmischte. Die neue Wächterin war nicht sonderlich gut auf solche Dinge zu sprechen, aber wenn man versuchte es zu verbergen, wurde ihre Laune nur noch schlechter, falls diese Steigerung noch möglich war.

Osair stieg die Stufen des höchsten Turmes der Festung hinauf. Es dauerte eine Weile bis er schließlich das oberste Geschoss erreichte. Und dort stand die neue Wächterin mit dem Rücken zu ihm gekehrt und blickte aus den Fenstern über das Land. Osair schluckte kurz und verbeugte sich dann. Als er anfangen wollte zu sprechen, fiel Twai ihm auch schon ins Wort. „Ich weiß längst, was geschah. Meine alte Meisterin ist wieder zurück. Ruf sofort die anderen zusammen, ich muss etwas bekannt geben.“ Die Betonung verriet Osair, dass er jetzt gehen und dem Befehl folge leisten sollte. Es gab wieder eine Zusammenkunft der Dreizehn Obersten.
 

Twai richtete indes den Blick auf die Wolken. Was bewegte ihre Meisterin nun nach all diesen Jahren wieder ans Tageslicht zu treten?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Runenwölfin
2010-12-04T22:21:46+00:00 04.12.2010 23:21
Also ich finde die Geschichte wird immer interessanter. Vor allem der Schluss dieses Kapitels verspricht eine spannende Fortsetzung in den nächsten Kapiteln.
Kyus Vergangenheit ist wirklich traurig. Ich hoffe sie kann sie eines Tage überwinden.
Es macht Spaß deine Geschichte zu lesen. ^^


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