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I hate that I love you

L x Light
von

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Liebe

Soichiro Yagami machte sich nach einem langen Wochenende wieder auf dem Weg zur Arbeit.

Hinter ihm lag wieder ein emotionales Chaos, dass er trotz aller Mühe nicht auflösen konnte.

Langsam gingen ihm die Ideen aus.

Unten am Hoteleingang stieß Soichiro mit Aizawa zusammen.

„Hallo Chef“, grüßte Aizawa und klappte seinen Regenschirm zusammen. „Wie geht es Ihrem Sohn?“

Soichiro seufzte. „Nicht besser. Ich weiß immer noch nicht, was an diesem Tag mit ihm los war. Und er will immer noch nicht mit mir darüber reden. Sachiko und Sayu wissen auch nichts. Sein Zustand wird von Tag zu Tag schlimmer. Jetzt verlässt er nicht mal mehr das Haus und er isst kaum noch. Er liegt nur noch wie apathisch auf seinem Bett. Ich mache mir große Sorgen um ihn. Wenn ich nur wüsste, wie ich ihm helfen kann…“

„Tja… Wir haben damals Gott sei Dank nur ein paar blaue Flecke davongetragen, aber seitdem redet Light kein Wort mehr. Aber er ist nicht der Einzige, der in letzter Zeit komisch drauf ist.“

Soichiro hob verwirrt eine Augenbraue. „Wer denn noch?“

„Matsuda und mir ist aufgefallen, dass sich Ryuzaki auch sehr merkwürdig verhält. Es fing doch schon damit an, dass er Light von den Ermittlungen ausgeschlossen hatte, ohne dafür einen triftigen Grund zu nennen. Finden Sie das nicht auch irgendwie eigenartig?“

„Stimmt. Er hat zwar gesagt, er hätte dafür einen Grund gehabt, aber welcher das gewesen war, wollte er nicht sagen. Glauben Sie, das hängt zusammen? Aber was haben denn Light und Ryuzaki miteinander zu tun?“

Aizawa schwieg. Er wusste eigentlich, was mit Light und Ryuzaki los war, immerhin hatte er das Flugblatt gesehen. Da er aber wusste, wie sein Chef über gleichgeschlechtliche Beziehungen dachte, hielt er es für besser, nichts zu sagen. „Ich denke, wenn es Probleme zwischen den beiden gäbe, sind sie auf jeden Fall alt genug, um das selbst zu klären. Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt Sorgen machen. Wir müssen schließlich Kira fassen.“

„Sie klingen ja schon wie Ryuzaki“, erwiderte Soichiro, beließ es aber dabei.

Oben im Hotelzimmer angekommen, bot sich den beiden Polizisten ein befremdliches Bild. Auf dem Tisch neben Ryuzaki türmten sich die Süßigkeiten – und anders als sonst machte der Meisterdetektiv keinerlei Anstalten, sich daran zu bedienen.

„Was ist denn mit Ryuzaki los?“, fragte Aizawa Matsuda.

Matsuda stand mit verschränkten Armen da und musterte den Schwarzhaarigen kritisch. „Keine Ahnung. Er sitzt schon die ganze Zeit so da und knabbert nur an seinen Fingernägeln.

Ich werde aus dem Kerl einfach nicht schlau.“

„Mit mir ist alles in Ordnung“, antwortete Ryuzaki plötzlich, sodass die drei Männer zusammen zuckten. „Würden Sie sich jetzt bitte wieder auf Ihre Arbeit konzentrieren? Diese persönlichen Gespräche sind unangemessen.“

Sofort widmeten sich wieder alle den Ermittlungen.

Alle bis auf Ryuzaki.

Dieser hing seinen Gedanken nach. Nachdem er von dem Zwischenfall mit Light unterrichtet wurde, war die Jagd nach Kira nur noch Nebensache geworden. Ryuzaki konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, ob er vielleicht schuld daran war. Ob Light aus lauter Kummer diesen Unfall provoziert hatte. Doch selbst, wenn es so wäre, was könnte er da schon tun? Was tat man denn in so einer Situation?

Ryuzaki massierte sich die Nasenflügel. Sicher, seine Fähigkeiten als Detektiv waren außer Konkurrenz, doch in zwischenmenschlichen Beziehungen war er stets ratlos. Oft wusste er nicht, wie er auf bestimmte Situationen reagieren sollte. Was Andere als selbstverständlich erachteten, fiel ihm so unglaublich schwer.

Auf Außenstehende wirkte er dadurch manchmal kühl, distanziert, manchmal sogar herzlos.

Seine Reaktionen waren ihnen unverständlich. Wie an dem Tag nach Light’s Unfall. Als Aizawa zu ihm kam und ihm dieses Flugblatt unter die Nase hielt. Jeder andere hätte vermutlich versucht, es zu erklären oder es geleugnet, aber Ryuzaki blieb ruhig und kühl. Was hätte er auch sagen sollen? Es zu leugnen hätte keinen Sinn gehabt. Das Bild war eindeutig. Und erklären… konnte er es ja nicht mal sich selber.

Nichts von dem, was geschehen war, seit er Light zum ersten Mal traf, konnte er sich erklären. Nichts davon…
 

Rückblick

„Hast du was? Warum schaust du mich denn so an?“

Light lächelte und sah weg. „Nichts. Ich habe nur über etwas nachgedacht. Entschuldige bitte. Darf ich mich vorstellen: Ich bin Light Yagami.“

Der Schwarzhaarige knabberte weiter an seinem Nagel und musterte Light ausdruckslos, als wolle er überprüfen, ob er die Wahrheit sagte.

„Hideki Ryuga“, erwiderte er dann schlicht.

Wieder ergriff der Dekan das Wort. Um nicht zu stören, beugte sich Light zu Hideki rüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Hast du nach der Feier noch etwas Zeit?“

„Wofür?“, fragte Hideki, ohne den Blick von der Bühne zu nehmen.

„Ich würde dich gerne etwas besser kennen lernen. Was hältst du davon, wenn wir anschließend noch irgendwo zusammen hingehen?“

Hideki überlegte kurz, dann nickte er nur zustimmend.

Rückblick Ende
 

Eigentlich hatte ich mich nur an dieselbe Uni eingeschrieben, um Kontakt zu Light Yagami aufzunehmen. Mir persönlich ein Bild von ihm zu machen. Abwägen, ob er Kira ist. Von allen, die Penber observiert hatte, passte er am Besten ins Bild, das ich mir von Kira gemacht habe. Ja, so hat es angefangen… Aber das danach habe ich nicht kommen sehen.
 

Rückblick

„Light? Ich würde dich gerne zu einem Tennismatch herausfordern.“

Überrascht sah Light von seiner Tasse auf. Warum war Hideki auf einmal so gesprächig? Und wie kam er dazu, mit ihm gerade Tennis spielen zu wollen?

„Tennis spielen?“

„Ja.“ Hideki nippte an seiner Tasse. „Ich weiß eine Menge über dich. In der Mittelschule warst du nationaler Mittelschulchampion. Bei der Preisverleihung in der 9. Klasse hast du dann erklärt, dass du mit dem Tennis aufhören willst und hast seitdem an keinem Turnier mehr teilgenommen.“

„Wenn du weißt, mit wem du dich hier anlegst, warum forderst du mich dann heraus?“, fragte Light amüsiert und beugte sich etwas weiter vor.

„Keine Sorge. In England war ich mal Juniormeister.“

„Bist du in England aufgewachsen, Hideki?“

„Ich habe fünf Jahre in England gelebt.“

„… Bist du Engländer?“

„Zu einem Viertel.“

„Und was ist mit dem anderen Dreiviertel?“

„Zu einem Viertel Russe, zu einem Viertel Italiener und zu einem Viertel Japaner.“

Hideki genehmigte sich einen Schluck Kaffee. „Und? Was ist jetzt mit dem Match?“

Light lächelte mild. „Ja, ich würde sehr gern mit dir spielen…“

Rückblick Ende
 

Das Tennismatch… Ich weiß selbst nicht, wozu es diente. Hinweise darauf, ob er Kira war oder nicht gab das Match nicht. Und warum hab ich ihm eigentlich etwas über meine Herkunft erzählt? Sicher, es hätte ihm nicht dabei geholfen, mehr über L herauszufinden, aber… ich weiß nicht, irgendwie wollte ich, dass er mehr über mich weiß…

In seiner Gegenwart… konnte ich zum ersten Mal in Anwesenheit eines Fremden ich selbst sein… und nicht bloß der weltberühmte Detektiv L.
 

Rückblick

Light und Hideki besuchten gemeinsam die Kirmes. Dort stürzte sich Hideki sofort auf den Stand mit den Süßigkeiten und stierte hungrig auf die Zuckerwatte.

Light musste lachen. „Möchtest du Zuckerwatte, Hideki? Komm, ich kaufe dir welche.“

Zuckerwatte kauend schlenderten die beiden Jungs über die Kirmes, betrachteten die vielen Stände und die vielen Lichter, die in der Dunkelheit noch besser zur Geltung kamen, und genossen den regen Trubel. Ein Lächeln zauberte sich auf das blasse Gesicht des Schwarzhaarigen. Er blühte heute Abend richtig auf. Light gefiel das sehr.

Mit einem Autokarussell oder so wollten sie nicht fahren. Dafür waren sie wohl beide nicht der Typ. Bei dem Riesenrad waren sich allerdings beide einig, dass sie ruhig eine Runde drehen konnten.

Sie setzten sich in eine Gondel, dann setzte sich das riesige Rad in Bewegung. Als sie ganz oben angekommen waren, schaute Hideki fasziniert hinaus. Von hier oben hatte man eine traumhafte Aussicht.

Light beobachtete ihn heimlich dabei. Er sah wirklich aus, wie ein kleiner, neugieriger Junge. „Bist du glücklich, Hideki?“, hörte der Brünette sich fragen.

Hideki senkte langsam den Blick, seine leuchtenden Augen verblassten wieder.

Light sah besorgt drein. Was hatte er denn auf einmal? „Hideki…?“

„… Light… ich muss dir etwas sagen… Es geht um den Kira- Fall.“

Light schluckte. „Um Kira? Was ist mit ihm?“

Hideki musterte Light eindringlich, als überlege er, ob er wirklich diese Information herausrücken sollte. „Dieser L… das bin ich!“

„Hahaha! Du bist mir vielleicht einer, Hideki! Solche Scherze solltest du aber wirklich lassen. Sonst glaubt dir das noch einer!“

„Es ist kein Witz. Ich bin L.“

Wieder lachte Light, diesmal etwas nervöser. „Das… ist doch Quatsch… Wenn du L wärst, wieso gibst du das erst jetzt zu? Wieso tust du erst ein paar Tage lang so, als wärest du jemand anderes?“

„Ja, weißt du, dass ist…“

Rückblick Ende
 

Ja. Warum hab ich ihn eigentlich angelogen? Ich hatte vor, ihm von Anfang an zu erzählen, dass ich L bin. Warum hab ich das dann nicht gemacht? Nun ja, nachdem feststand, dass ich L bin, ist unsere Beziehung ja ganz schön abgekühlt. Vielleicht bin ich deshalb auf ihn zugegangen, um ihn um seine Mithilfe zu bitten.
 

Rückblick

„Ryuzaki? Ich habe mich entschieden. Ich werde mich in die Firma einschleichen und Infos sammeln.“

„Bist du verrückt? Das ist viel zu gefährlich! Naomi Misora hat dasselbe getan und nun hat man ihre Leiche gefunden. Wenn sie dich erwischen, bist du in Lebensgefahr!“

„Mach dir keine Sorgen. Ich gehe nur rein und sammele Infos. Sobald ich herausgefunden habe, was mit den Menschen geschehen ist, verschwinde ich sofort von da. Aber ich brauche deine Hilfe, um Zugang zu der Firma zu erhalten. Kannst du da was machen?“

Ryuzaki legte die Gabel beiseite und knabberte wieder an seinem Daumennagel. Was sollte er tun? Wenn irgendetwas schief ging, könnte Light sterben. War es das wirklich wert?

„Vertrau mir, Ryuzaki“, meldete sich Light wieder zu Wort. „Ich weiß, was ich tue. Und wenn irgendetwas schief laufen sollte, bist du immer noch da. Du wirst nicht zulassen, dass mir etwas zustößt. Du würdest niemals zulassen, dass einem Unschuldigen Leid widerfährt.“

„… Du weißt, wie ich ticke?“

„Ja. Und ich vertraue dir.“

„… Gut. Ich bringe dich da rein. Ich melde dich dann bei dir. Und sag deinem Vater nichts davon. Er liegt immer noch im Krankenhaus und ich will nicht, dass er sich aufregt und wohlmöglich noch einen Herzinfarkt erleidet.“

„Sehe ich auch so. Bis dann also.“

Rückblick Ende
 

Im Nachhinein betrachtet war das eine totale Schnapsidee. Ich hätte wissen müssen, dass sich hineinschleichen die einzige Lösung wäre. Trotzdem habe ich ihn gefragt. Weil ich wissen wollte, ob er Kira ist oder nicht. Denn wenn er Kira wäre, hätte er die Mitarbeiter von Ikagu beim kleinsten Anzeichen ihrer Schuld getötet. Dass er das nicht getan hatte, war sehr erleichternd für mich. Aber um welchen Preis?
 

Rückblick

„Wie lange… war ich bewusstlos?“ krächzte Light leise.

„Drei Tage“, sagte eine Stimme an der Tür. Light drehte den Kopf zur Tür – dort stand Ryuzaki, sein Blick war von seinem Haarschopf verdeckt.

„Drei Tage…“ flüsterte Light kaum hörbar.

Betretenes Schweigen legte sich zwischen die drei Personen. Ryuzaki brach es schließlich: „Herr Yagami, Sie haben seit Tagen nicht mehr geschlafen. Für einen Mann, der gerade einen Herzinfarkt hinter sich hatte, ist das gar nicht gut. Ich schlage vor, dass Sie jetzt nach Hause fahren und sich erstmal gründlich ausschlafen. Light ist jetzt wach…“

Nachdem sein Vater gegangen war, drückte Light auf den Knopf seiner Fernbedienung des Bettes, um seine Kopflehne höher zu stellen. „Ryuzaki… es tut mir wirklich Leid. Ich habe wirklich nicht gewollt, dass es soweit…“ Light verstummte schlagartig, als er etwas Glitzerndes aus dem Gesicht des Meisterdetektivs tropfen sah. Weinte er etwa?

„Ryuzaki…“

„Es tut mir so leid, Light“, schluchzte Ryuzaki kaum hörbar. „Ich hätte nie zulassen sollen, dass du dich in Gefahr begibst. Wenn du gestorben wärst…“ Ryuzaki’s Stimme brach ab.

„Aber ich lebe noch“, erwiderte Light sanft. „Du hast mich gerettet. Wie ich es erwartet habe. Ich wusste, du würdest mich beschützen. Ich hatte keine Angst…“

Langsam trat Ryuzaki an das Krankenbett, ließ sich behutsam neben ihn nieder. In seinen dunklen Augen schimmerten Tränen. Und dann fiel er Light um den Hals und weinte sich an dessen Schultern aus. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht…“

Light legte sofort seine Arme um den Älteren und drückte ihn ganz fest an seine Brust. Er fühlte sich warm an…

Rückblick Ende
 

Ich habe seit über 17 Jahren nicht mehr geweint…

Als wäre ich in der Zwischenzeit völlig abgestumpft…

Allerdings hatte ich seitdem auch nie wieder solche Angst um einen anderen Menschen… weil ich außer Watari keinen anderen an mich heran ließ.

Aber dann kam Light… und alles wurde anders…
 

Rückblick

„Nein, Light ist nicht Kira. Das wünsche ich mir zumindest. Immerhin ist Light… der erste, echte Freund, den ich gefunden habe“, erwiderte er leise.

Light klappte die Kinnlade runter. Er hatte nicht mehr zu hoffen gewagt, dass sie beide noch Freunde werden würden.

Ryuzaki wandte sich zu ihm um und musterte ihn. Sein Gesicht war wie immer ausdruckslos, doch seine Augen schimmerten erwartungsvoll. Ob Light nach all dem noch sein Freund sein wollte?

Light schenkte ihm ein sanftes Lächeln, kam noch näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist auch ein sehr guter Freund für mich, Ryuzaki.“

„Danke.“

„Es ist schade, dass du nicht mehr in die Uni kommst. Du fehlst mir. Wir müssen mal wieder Tennis spielen.“

„Ja, auf jeden Fall. Das wäre schön.“

Rückblick Ende
 

Freundschaft.

Das war meine Erklärung für meine neuartigen Gefühle.

Endlich hatte ich jemanden gefunden, der mich versteht und bei dem ich ganz ich selbst sein konnte. Außer Watari natürlich…

Und er empfand dasselbe wie ich… dachte ich zumindest… Aber dann kam diese Einladung. Was sollte das überhaupt? Er benahm sich auch irgendwie so komisch.

Andererseits wurde ich noch nie von einem Freund zu sich nach Hause eingeladen. Und es war ja auch ein wirklich schöner Abend. Es war nicht gelogen, als ich sagte, ich hätte noch nie soviel Spaß gehabt.

Bis wir dann auf dieses Thema zu sprechen kamen…
 

Rückblick

„Ich hab mich gefragt, wieso sich jemand dafür entscheidet, weltweit Kriminalfälle zu lösen und es in Kauf nimmt, ständig isoliert leben zu müssen. Außer Watari hast du ja keinen menschlichen Kontakt…“

Ryuzaki’s Blick wurde plötzlich ganz glasig.

Das beunruhigte Light. Hatte er was Falsches gesagt? „Ryuzaki…“

„… Du redest genau wie alle anderen…“, murmelte der Schwarzhaarige leise. „Dabei dachte ich, wenn mich jemand verstehen würde, dann wärest du es… Du kennst sie doch auch… die Wirklichkeit… dieses beschissene Gefühl, diejenigen, die du liebst, nicht beschützen zu können…“ Ryuzaki schloss die Augen, krallte seine Finger in den Bademantel. „Light… es tut weh… so weh… Mein Herz…“

Rückblick Ende
 

Ryuzaki schloss die Augen. Er kannte diesen Schmerz sehr gut. Der Schmerz, den der schwache Mensch, der er eigentlich war - der den großen und einsamen Meisterdetektiv L mimen musste - in sein tiefstes Inneres verdrängt hatte, ohne ihn ganz verbannen zu können. Was hatte man dem weltberühmten Meisterdetektiv nicht alles vorgeworfen, wenn es einmal nicht um seine Fähigkeiten als Detektiv gegangen war…

„Ein schrulliger Detektiv, der sich mit Vergnügen auf groteske Serienmorde stürzt.“

„Der Computer in Menschengestalt, der in Massenmorden nichts als Mathematik sieht.“

„Einsiedler ohne Persönlichkeit.“

Es blieb jedoch stets L’s Geheimnis, wie er mit diesen Einschätzungen seiner Persönlichkeit zurechtkam und umging. Was die Menschen nämlich nicht wussten, war, dass L die tausenden von Kriminalfällen, die er gelöst hatte, und auch die Verbrechen und die Opfer, die hinter diesen Fällen standen, niemals vergaß und auch gar nicht vergessen konnte.

Diese tagtägliche Konfrontation mit Verbrechern, für die ein Menschenleben nicht das Geringste zählte… wie könnte Jemand verstehen, was im Inneren eines Menschen vor sich geht, der stets einen solchen Alltag erleben muss. Wie sollten sie verstehen, welchen Schmerz so jemand im Herzen trägt?

Light hätte das verstehen müssen… Oder nicht?

Schließlich verstarb seine Freundin vor einigen Monaten. Er hatte eine Freundin gehabt… und jetzt knutschte er mit ihm rum?
 

Rückblick

Light packte Ryuzaki’s Arm und zog ihn zurück in seine Arme.

Ehe Ryuzaki wusste, wie ihm geschah, spürte er Light’s Lippen auf seinen.

Zuerst völlig überrascht, fielen dem Schwarzhaarigen dann die Augen zu und er ließ sich in den Kuss hineinfallen…

Mit sanfter Gewalt wollte Light Ryuzaki zurück ins Haus ziehen, damit sie ungestört weiter machen konnte, doch der riss sich plötzlich los.

„Nein… das ist… nicht richtig“, keuchte Ryuzaki schwer atmend und schuf schnell Abstand zwischen ihnen.

Light lächelte sanft. „Schon gut. Ich hatte am Anfang auch Probleme mit dem Gedanken, dass wir uns so nahe kommen, aber… Wenn wir beide es wirklich wollen, ist es auch nicht falsch.“ Light fasste nach Ryuzaki’s Arm, den dieser aber wegzog, gefolgt von einem heftigen Kopfschütteln. „Nein! Es ist nicht richtig! Ich sollte nicht rumknutschen mit einem… einem…“

„Einem Mann?“, half Light sanft nach.

„Mit einem Hauptverdächtigen!“, rief Ryuzaki, biss sich aber gleich darauf auf die Zunge.

„Du… du glaubst immer noch, dass ich Kira bin?“, fragte er geschockt.

„Ja… Ich verdächtige dich immer noch. Ich hab nur noch keine Beweise, aber die Vorfälle sprechen alle gegen dich. Und daher… sollte ich dich nicht küssen! Eigentlich sollte ich gar keine persönliche Beziehung zu dir aufbauen… Ich weiß gar nicht, was ich hier überhaupt tue! Ich hätte nicht hierher kommen sollen!“

Light griff nach Ryuzaki’s Hand und schüttelte verzweifelt den Kopf. „So was darfst du nicht sagen! Dieser Abend war… einfach wundervoll! Ich bin so gern mit dir zusammen. Du bist für mich… du bist… ich… ich lie…“

Schnell legte Ryuzaki ihm eine Hand auf den Mund. „Sag es nicht… Bitte. Ich muss jetzt gehen… Mach’s gut.“

Mit diesen Worten löste sich Ryuzaki von Light und ging.

Rückblick Ende
 

Ryuzaki strich sich vorsichtig über die Lippen. Er konnte den sanften Kuss immer noch spüren… Und wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass er sich nach mehr sehnte. Aber war das nicht falsch? Immerhin waren da die neuesten Ermittlungsergebnisse.

Bei der Untersuchung der Videokassetten, die der zweite Kira an Sakura-TV geschickt hatte, fanden sich auf dem Umschlag Haare und Make-Up-Rückstände von Misa Amane, die sich an diesem Tag im Sender aufhielt, um ein Interview zu geben. Demnach stand außer Frage, dass sie Kira 2 war.

Und hatte sie Light nicht als ihren Freund bezeichnet? War sie nicht stets in seinem Haus ein- und ausgegangen, angeblich, weil sie mit dessen Schwester befreundet war? Andererseits war das nicht wirklich ein Beweis für Light’s Schuld.

Und obwohl Ryuzaki die Ermittlungsergebnisse zu diesem Zeitpunkt schon kannte, war er zu dem Treffen gegangen.

Ryuzaki seufzte.

Nie hätte er gedacht, dass dieser Fall so kompliziert werden könnte.
 

„Darf ich mich vorstellen? Ich bin Light Yagami.“

„Hideki Ryuga.“

„Ich würde dich gerne etwas besser kennen lernen. Was hältst du davon, wenn wir anschließend noch irgendwo zusammen hingehen?“
 

„… Light… ich muss dir etwas sagen… Dieser L… das bin ich!“
 

„Wie bitte? Du verdächtigst mich, Kira zu sein?!“
 

„Es tut mir so leid, Light. Ich hätte nie zulassen sollen, dass du dich in Gefahr begibst. Wenn du gestorben wärst… Ich bin so froh, dass es dir gut geht…“
 

„Nein, Light ist nicht Kira. Das wünsche ich mir zumindest. Immerhin ist Light… der erste, echte Freund, den ich gefunden habe.“
 

„… Du redest genau wie alle anderen... Dabei dachte ich, wenn mich jemand verstehen würde, dann wärest du es… Du kennst sie doch auch… die Wirklichkeit… dieses beschissene Gefühl, diejenigen, die du liebst, nicht beschützen zu können… Light… es tut weh… so weh… Mein Herz…“
 

„Nein! Es ist nicht richtig! Ich sollte nicht rumknutschen mit einem… einem… Mit einem Hauptverdächtigen! Ja… Ich verdächtige dich immer noch. Ich hab nur noch keine Beweise, aber die Vorfälle sprechen alle gegen dich. Und daher… sollte ich dich nicht küssen! Eigentlich sollte ich gar keine persönliche Beziehung zu dir aufbauen… Ich weiß gar nicht, was ich hier überhaupt tue! Ich hätte nicht hierher kommen sollen!“
 

„… Light, ich mach es kurz. Ich will nicht, dass du weiterhin an den Ermittlungen teilnimmst. Angesichts der jüngsten Ereignisse… halte ich es für besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Du bringst mich dazu, Dinge zu tun, die ich sonst nie tun würde. Mich mit einem Verdächtigen anzufreunden… verstößt gegen die Regeln. Wer weiß, wozu du mich noch bringst. Und wer weiß, vielleicht tust du das alles nur, um mich zu täuschen…“
 

Light presste die Hände auf seine Ohren, doch es nützte nichts.

Die Stimme in seinem Kopf verschwand nicht.

Ebenso wenig wie die Bilder dazu.

Immerzu hatte er SEIN Gesicht vor Augen.

Die blasse, kränkliche Haut.

Die großen, schwarzen Augen, die gekrönt waren von tiefen, dunklen Augenringen. Wenn er verärgert war, ähnelten seine Augen dunklen Sturmwolken; wenn er neugierig oder erfreut war, leuchteten sie wie der nächtliche Sternenhimmel.

Sein Gesicht wirkte oft ausdruckslos und kühl. Aber wenn er sich freute, wirkte er so süß und unschuldig wie ein kleines Kind. Und wenn er weinte… sah er so einsam, so verlassen und traurig aus, dass man ihn am Liebsten umarmen und ganz fest an sich drücken möchte.

Für einen Mann ist er recht zierlich gebaut. Er selbst sagte mal, er hätte Untergewicht. Das läge daran, dass sein Gehirn die ganzen Kalorien aufbraucht und der Tag nicht lang genug sei, um für genügend Nachschub zu sorgen.

Light lächelte.

Ryuzaki hatte schon jede menge komischer Angewohnheiten.

Er knabberte beim Nachdenken ständig an seinen Fingernägeln. Sie sahen unmöglich aus.

Nie setzte er sich richtig hin, sondern hockte sich nur hin. Vermutlich lief er deshalb in gebückter Haltung herum. Dadurch, dass er ständig so dasaß, konnte er seinen Rücken wahrscheinlich nicht ganz gerade machen.

Seine schwarzen Haare waren ganz zerzaust. Wann er sie wohl das letzte Mal gekämmt hatte?

Außerdem trug er jeden Tag dieselben Klamotten. Ob er die wohl jemals wusch? Muss wohl, er roch ja nicht.

Light lachte laut los, als er sich vorstellte, dass Ryuzaki irgendwo einen Schrank hatte, der gefüllt war mit denselben Klamotten, die er trug. So konnte er seine Sachen wechseln und sah trotzdem immer gleich aus.

Socken trug er nie, weil er die hasste.

Ja, Ryuzaki hatte eine menge seltsamer Angewohnheiten. Aber am Schlimmsten war die, anderen Menschen gegenüber ständig misstrauisch zu sein – selbst dann, wenn dieser Mensch ihm all seine Zuneigung entgegenbringt. War das wirklich nur deshalb so, weil er glaubte, dass Light Kira war? Oder fürchtete sich der Schwarzhaarige nur davor, seine Gefühle zuzulassen? Aber was mag geschehen sein, dass er sich fürchtete?

Wenn sie doch nur wieder miteinander reden könnten…

Plötzlich fiel ein kleiner Lichtstrahl in die Dunkelheit, die den Brünetten umgab. Schritte waren zu hören und jemand setzte sich zu ihm aufs Bett.

„Light? Schläfst du?“, ertönte dann Sayu’s Stimme. Light antwortete nicht. Sayu seufzte und sah sich im Zimmer um. „Findest du nicht, dass es hier viel zu dunkel ist? Mach doch mal die Vorhänge auf!“ Ohne Light’s Antwort abzuwarten, stand Sayu auf, ging zur Balkontür und zog den Vorhang beiseite.

Light murrte und hielt sich die Hand vor die Augen. „Sayu, lass das!“, quengelte er.

Sayu baute sich vor ihrem Bruder auf. „Maul hier nicht rum! Es täte dir gut, mal wieder das Haus zu verlassen!“

„Ich will aber nicht. Was soll ich denn da draußen?“

Sayu setzte sich direkt neben ihn und strich ihm zärtlich über den Rücken. „Hör mal, Brüderchen. Ich weiß ja, dass Liebeskummer echt schlimm ist, aber du kannst doch nicht ewig das Leben aussperren! … Vielleicht… ist es ja sogar besser so, dass es nicht mit euch geklappt hat. Papa hätte das gar nicht gut gefunden.“

Überrascht nahm Light die Hand weg und sah seine Schwester an. Sie trug einen Yukata mit Blumenmuster und Wellenlinien. „Was?“

„Ich hab das Flugblatt gesehen. Es lag in unserem Briefkasten. Ich hab es schnell an mich genommen, damit Mama oder Papa es nicht sehen.“

Light stöhnte. „Ohhhh Goooott! Nicht das auch noch!“

„Ich muss zugeben, dass es echt merkwürdig war zu sehen, dass du einen Jungen küsst. Aber dann wurde mir auch gleichzeitig bewusst, dass du seinetwegen so niedergeschlagen bist und das kann ja nur bedeuten, dass er dir sehr viel bedeutet. Aber andererseits könnte das nie gut gehen, schon allein wegen Papa.“

„Ich weiß… Aber ich kann das nicht einfach so abstellen. Was würdest du an meiner Stelle tun?“

„Mich ablenken!“

Light seufzte.

„Ich meine es ernst, Light! Seit Wochen verlässt du das Haus nicht und richtig gegessen hast du auch schon lange nicht mehr. Dir muss doch schon die Decke auf den Kopf fallen! So geht das nicht weiter! Geh mal wieder raus, dann wirst du sehen, dass das Leben trotzdem weiter geht und vielleicht passiert sogar etwas Wunderbares!“

„Glaub ich nicht.“

„Ach, du alter Muffelkopf! Jetzt versuch es doch wenigstens! Heute ist der letzte Tag des Awa-Odori. Mama, Misa und ich gehen da gleich hin und du kommst mit!“ Energisch sprang Sayu auf und zog am Arm ihres Bruders. „Los, komm hoch!“

Eigentlich hatte Light keine Lust dazu. Aber es stimmte wirklich, ihm fiel die Decke fast auf den Kopf und er war es leid, ständig an Ryuzaki denken zu müssen. Also ließ er sich von seiner Schwester auf die Füße ziehen und trottete zu seinem Kleiderschrank, um seinen Yukata rauszusuchen.

Vielleicht geschah ja wirklich etwas Wunderbares…
 

Einige Zeit später schlenderten die drei Damen und ihre männliche Begleitung durch die Straßen nahe der großen Einkaufspassage in der Stadtmitte.

Überall hingen bunte Girlanden und helle Lichter. An den Straßenrändern reihte sich ein Stand an den anderen. Vor den Ständen, auf dem großen Marktplatz und in den Gassen tummelten sich Kinder mit ihren Eltern, Jugendliche mit ihren Freunden und Pärchen.

Es herrschte überall reges, buntes Treiben und die gute Laune, die daraus resultierte, schien jeden anzustecken, der sich dazu gesellte.

Sogar Light konnte sich dem nicht lange entziehen. Er tat zwar nichts anderes, als Sayu und Misa dabei zuzusehen, wie sie von Stand zu Stand wanderten und sich prächtig amüsierten, dennoch vertrieb das seine trüben Gedanken. Insgeheim dankte er seiner kleinen Schwester für diese willkommene Abwechslung.

„Endlich lächelst du mal wieder“, sagte Sachiko nach einer Weile.

„Hm?“ Light hatte gerade Sayu und Misa amüsiert dabei beobachtet, wie sie vergeblich versuchten, einen Goldfisch zu fangen. Nun wandte er sich seiner Mutter zu, die sehr erleichtert wirkte.

Da begriff Light langsam, wie sehr sich seine Mutter um ihn gesorgt haben musste und er fühlte sich schuldig. Schuldig, weil er so sehr mit seinem eigenen Schmerz beschäftigt war, dass er völlig ignoriert hatte, welches Leid er mit seinem Verhalten anderen zugefügt hatte.

Seine Mutter, die sich um Light’s Gesundheit ängstigte.

Sein Vater, der so hilflos wirkte, angesichts der Verzweiflung seines Sohnes.

Seine Schwester Sayu, die auch nicht wirklich weiterwusste.

Misa, die ihm all ihre Liebe entgegenbringt und nichts zurückbekommt.

Ryuzaki, der sich einsam fühlte und wahrscheinlich nur seine Freundschaft wollte…

Wenn dem wirklich so war, war es vielleicht an der Zeit, endlich nach vorne zu blicken. Sich nicht länger an eine Beziehung zu klammern, die es gar nicht gab.

Light griff nach der Hand seiner Mutter und drückte sie sanft. „Vielen Dank, Mutter.“

„Wofür denn?“

Ehe Light ihr antworten konnte, schrie Sayu begeistert auf. Sie hatte endlich einen Goldfisch gefangen.

Misa hingegen ging immer noch leer aus. Wütend darüber, versuchte sie es nun mit roher Gewalt, was aber nur zur Folge hatte, dass sie alle umstehenden Personen nass spritzte, inklusive sich selbst.

Light lachte auf. „Warte, Misa. Ich zeig dir, wie das geht.“ Der Brünette hockte sich neben sie. „Mit Gewalt erreichst du gar nichts. Wichtig sind das Timing und die richtige Technik. Pass auf.“ Light hob das Fangnetz aus Papier hoch, beobachtete konzentriert einen Fisch und schlug dann blitzschnell zu – als Ergebnis schwamm der kleine Goldfisch in der Schale, die er in der anderen Hand hielt.

Misa klatschte begeistert in die Hände. „Wow! Super gemacht, Light! Du bist wirklich toll!“

„So, bitteschön, die Dame“, sagte der Brünette und reichte ihr einen mit Wasser gefüllten Beutel, in der der Fisch herumschwamm.

Freudig betrachtete Misa den kleinen, orangefarbenen Kerl, dann fiel sie Light um den Hals.

Dieser ließ es ausnahmsweise geschehen, auch wenn er dabei einen Stich im Herzen verspürte.

Schließlich zog das kleine Grüppchen weiter.

Ihr Weg führte sie zu einem Riesenrad.

Sayu deutete darauf und sprang begeistert auf und ab. „Ein Riesenrad! Kommt, lasst uns damit fahren!“

„Oh ja, dass ist eine tolle Idee!“, stimmte Misa zu.

„Du musst auch mitfahren, Mama!“

„Ach Liebes, ich weiß nicht recht…“

„Komm schon! Oder traust du dich nicht, weil du dich nicht an Papa klammern kannst?“

„Werd’ nicht frech!“

Die Mädchen lachten und steuerten auf das Riesenrad zu, doch Light löste sich von Misa.

„Was ist denn los, Light?“, wunderte sich Misa. Gerade, wo es doch so schön war…

„Geht ihr mal allein. Ich mag keine Riesenräder. Ich schlendere einfach noch ein bisschen herum und stoße dann später wieder zu euch.“

Sayu musterte ihren Bruder besorgt. „Hey, du willst dich doch nicht schon wieder zurück ziehen?“

„Nein, keine Sorge. Ich mag einfach nur keine Riesenräder.“ Zu viele schmerzliche Erinnerungen…

„Also… wenn Light nicht mitkommt, dann tue ich das natürlich auch nicht!“, ereiferte sich Misa. Sie hatte eigentlich gehofft, mit Light allein sein zu können.

Dieser schüttelte den Kopf. „Du musst doch meinetwegen nicht verzichten. Ich hab eine Idee: was hältst du davon, wenn wir beide uns um kurz vor 19 Uhr auf dem großen Platz treffen?“

Das Angebot verfehlte seine Wirkung nicht: Misa bekam große, leuchtende Augen.

In dieser Gegend war es üblich, den letzten Tag des Awa-Odori nicht nur mit einem großen Stadtfest zu feiern. Um Punkt 19 Uhr gab es zum krönenden Abschluss noch ein riesiges Feuerwerk.

„Du willst dir mit mir zusammen das Feuerwerk ansehen?! Oh, klasse!!!“

„Dann musst du ihr aber noch ein paar Blumen besorgen, mein Junge“, mischte sich Sachiko ein. „Es ist Tradition, dass der Mann seiner Liebe einen Strauß ihrer Lieblingsblumen schenkt, bevor das Feuerwerk beginnt. Das soll ihnen beiden Glück bringen.“

Light zuckte zusammen. „Wa… Liebe?!“, stammelte er.

„Oh ja, das wäre toll!!!“, jauchzte Misa. Dann fügte sie verlegen hinzu: „Meine Lieblingsblumen sind rote Rosen… Bringst du mir welche mit?“

„Öh… Ich… äh…“

„Lass dich doch überraschen, Misa“, schlug Sayu vor. „Wenn er am vereinbarten Treffpunkt mit einem Strauß roter Rosen auf dich wartet, dann weißt du, ob ihr beide eine Chance habt.“

„Eine tolle Idee, Sayu! Gut, ich werde warten und hoffen. Wir sehen uns dann in einer Stunde, Light!“

Dann hakte sich Misa bei Sayu ein und die drei Damen verschwanden in der Menge.

Light blieb leicht perplex zurück. Das hatten sie sich ja schön ausgedacht!

Kopfschüttelnd zog er weiter durch die Straßen und beobachtete die Menschen.

Schließlich setzte er sich auf eine Bank, neben einem Essensstand, und bestellte sich eine Cola und eine große Portion gebratener Nudeln.

Doch jetzt, wo er wieder allein war, fühlte er wieder den altbekannten Schmerz – und er hatte es so satt. Vielleicht sollte er es tatsächlich in Erwägung ziehen, mit Misa eine Beziehung anzufangen. Gut, sie war eine ziemliche Nervensäge, trotzdem gab es auch viel Positives über sie zu sagen: Sie war wirklich sehr hübsch und irgendwie auch süß. Sie tat alles, um ihm zu gefallen, was ihm irgendwie sehr schmeichelte. Und sie liebte ihn, obwohl sie wusste, dass er Kira war – oder eher deswegen? Nein, sie bewunderte Kira und war ihm dankbar, aber ihre Liebe galt nur Light Yagami. Ja, er sollte es mal darauf ankommen lassen.

Entschlossen aß er auf, erhob sich und sah auf die Uhr. Es war gleich soweit. Den immer stärker werdenden Schmerz in seinem Herzen ignorierend und stattdessen nur noch auf seine Vernunft hörend, suchte Light den nächsten Blumenladen auf.

Dort stach ihm schon von weitem ein großer Strauß roter Rosen ins Auge und er steuerte darauf zu – doch dann weckte ein Strauß weißer Iris seine Aufmerksamkeit. Er hing nur als Dekoration an der Wand, dennoch ließ er alle anderen Blumen verblassen. Light konnte seinen Blick einfach nicht von ihnen abwenden. Ihr Anblick weckte wieder die Erinnerung an Ryuzaki in ihm. Starke Gefühle überfluteten ihn, rissen ihn beinahe mit sich fort – doch dann kam Light rasch wieder zur Besinnung.

Das hier war nicht gut!

Schnell verließ Light das Geschäft, um frische Luft zu schnappen.

Plötzlich fiel ihm etwas auf den Kopf. Überrascht nahm Light es runter. Es waren zwei Schwertlilien, mit einer Schleife zusammengebunden.

Verwirrt sah Light nach oben…
 

Rückblick

Ryuzaki betrachtete ein paar Staubweben an der Decke. Sie wogen sanft hin und her, obwohl kein Lüftchen durch den Raum wehte. Ihre Bewegungen hatten etwas Hypnotisches.

Andererseits hatte Ryuzaki im Moment auch nichts Besseres zu tun.

Er war allein.

Da Kira sich offenbar seit längerem eine Auszeit gönnte, waren die Mitarbeiter der Tokioter Polizei irgendwo was Essen gegangen. Ihn hatten sie eingeladen, mitzukommen, aber Ryuzaki war nicht nach Essen zumute.

Jetzt saß er allein im Hotelzimmer und stellte fest, dass das Reinigungspersonal des Hotels seine Arbeit nicht gründlich verrichtete, was für ein angebliches Fünf-Sterne-Hotel schon ziemlich armselig war.

Nun, ganz allein war er nicht. Watari leistete ihm wie immer Gesellschaft.

„Ryuzaki, wollen Sie nicht ein wenig nach draußen gehen?“, schlug Watari vor und musterte Ryuzaki besorgt.

„Nein. Was soll ich denn allein da draußen?“

„Nun ja, es würde Ihnen ganz gut tun. Ich merke doch, dass Sie etwas bedrückt. Und wenn Sie sogar darauf verzichten, Kuchen und andere Süßigkeiten zu verzehren, muss es wirklich ernst sein. Ich kann verstehen, wenn Sie nicht darüber reden wollen. Allerdings muss ich darauf bestehen, dass Sie dann wenigstens mal an die frische Luft gehen. Ein Tapetenwechsel wird Ihnen sicher nicht schaden und vielleicht geht es Ihnen dann besser. Im Stadtzentrum findet ein Straßenfest im Rahmen des Awa-Odori statt.“

„Awa-Odori? Ist das nicht dieses viertägige Tanzfestival, das ein Teil des Obon-Festivals ist? Ich dachte, das wird nur in der Tokushima Präfektur in Shikoku gefeiert.“

„Das stimmt, aber diese Gegend veranstaltet jedes Jahr am letzten Tag des Awa-Odori ein großes Straßenfest im Stadtzentrum für all jene, die es zum Fest nicht nach Shikoku schaffen oder nicht hinfahren wollen. Es ist bestimmt sehr schön dort.“

„… Würden Sie mich dahin begleiten?“

„Nein. Ich bin zu alt dafür.“

Ryuzaki lächelte. „Das war jetzt aber eine schlechte Ausrede. Wenn ich etwas in all den Jahren, in der Sie und ich jetzt schon zusammen leben, gelernt habe, dann, dass sie definitiv nicht zu alt für irgendetwas sind. Aber schon gut. Ich hab verstanden. Ich geh allein hin.“

„Ich habe Ihnen einen Yukata auf das Bett gelegt. Er wird Ihnen sicher gut stehen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf dem Fest.“ Mit diesen Worten verschwand Watari wieder.

Ryuzaki sah ihm nach, dann stand er schwerfällig auf und schlich in Richtung Schlafbereich. Dort starrte er auf den Yukata, der wie angekündigt auf seinem Bett lag, und seufzte.

Einen Versuch war es Wert…
 

Doch kaum, dass Ryuzaki die ersten Schritte durch die Straßen gegangen war, bereute er seinen Entschluss schon. Er kam sich einsam und verlassen vor unter all den glücklichen Menschen. Er war einfach nicht der Typ, der sich allein auf solchen Festen amüsieren konnte. Der Meisterdetektiv stellte sich vor den großen Brunnen und suchte die Menge nach etwas ab, obwohl er gar nicht so recht wusste, was er dort zu finden hoffte.

Ein bekanntes Gesicht?

Light?

Ja, er wollte Light in dieser Menge finden. Mit Light hatte er zum ersten Mal seit Jahren Spaß gehabt… Aber nachdem, was zwischen ihnen vorgefallen war, würde Light sicher nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollen.

Der Gedanke stimmte den Schwarzhaarigen sehr traurig – und das schien man ihm anzusehen. Ein kleines Mädchen trat an ihn heran und musterte ihn. „Bist du traurig?“, fragte sie.

Ryuzaki war überrascht über soviel Direktheit und nickte nur.

Daraufhin kam das Mädchen noch näher und hielt ihm einen Strauß weißer Iris entgegen. „Hier. Den schenke ich dir! Aber dafür bist du dann auch nicht mehr traurig!“

Völlig perplex nahm Ryuzaki den Strauß. Ehe er etwas sagen konnte, war das Mädchen auch schon wieder weg.

Da stand er nun, mit einem Blumenstrauß in der Hand, verloren in einer Menge aus fröhlichen Menschen. Besser, er ginge wieder zurück, bevor er noch mehr mitleidige Geschenke aufgedrückt bekam. Eilig entfernte er sich von dem Brunnen und stieg die Treppen zu einer Brücke hinauf, um die Menschen zu umgehen.

Auf dem Weg zum Ausgang erspähte Ryuzaki in einiger Ferne das Riesenrad. Erinnerungen an den schönen Abend mit Light tauchten in seinem Kopf auf und er trat ans Brückengeländer heran, lehnte sich dagegen und schwelgte in Erinnerungen.

Völlig in Gedanken versunken, fiel ihm zunächst gar nicht auf, dass ihm der Strauß weißer Iris aus der Hand gefallen war. Als er es dann doch merkte, sah er rasch hinunter…

Rückblick Ende
 

Da standen sie sich nun gegenüber, der eine unten, der andere oben auf einer Brücke, und sahen sich seit Monaten zum ersten Mal wieder.

Light öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu sagen, doch all die Worte, die er im Herzen trug und darauf drängten, gesagt zu werden, gingen auf dem Weg nach oben verloren.

Ryuzaki hingegen war dieses unverhoffte Treffen unangenehm. Zwar hatte er sich gewünscht, Light zu sehen, doch jetzt, wo er ihm tatsächlich begegnet war, überfielen ihm wieder die üblichen Zweifel und er ergriff sofort die Flucht.

Doch diesmal wollte Light ihn nicht davonkommen lassen. Diese wenigen Sekunden, in denen er Ryuzaki wieder gegenüberstand, hatten alle Zweifel und trübe Gedanken von vorhin vertrieben. Er musste einfach mit ihm zusammen sein!

Sofort rannte der Brünette ihm hinterher. „Warte!! Ryuzaki!! Lauf nicht weg!!! ICH LIEBE DICH!!!!“

Plötzlich trat ein Mann mitten in den Weg. Light versuchte, auszuweichen, rempelte den Mann aber trotzdem an. „Verzeihung“, entschuldigte sich Light hastig und nahm sofort wieder die Verfolgung auf.

Ryuzaki hatte durch diesen kleinen Zwischenfall einen kleinen Vorsprung ergattert. Der Meisterdetektiv rannte mitten durch eine Menschenmenge durch, die sich in einer vertikalen Reihe aufgestellt hatten.

Auch Light rannte hindurch, musste aber ruckartig bremsen. Eine große Parade lief die Straße hinunter und versperrte dem Studenten den Weg. Wenn Light sich nicht beeilte, würde er seinen Liebsten verlieren.

Ryuzaki hingegen hatte es gerade so noch durchgeschafft und entfernte sich in die dunkle Nacht. Er rannte so schnell, wie er konnte, ohne anzuhalten oder sich umzudrehen. Er wollte einfach nur weg.

An einer großen Brücke, weit abseits von dem Fest, kam er dann endlich zum stehen. Atemlos stützte er sich auf dem Geländer ab, versuchte seinen Pulsschlag zu beruhigen. Oder den Schmerz in seinem Herzen. Wieso konnte er Light nicht mehr in die Augen sehen? Nicht mehr mit ihm reden? Würde es von jetzt an immer so sein? War das das Ende ihrer Freundschaft? Es sah ganz danach aus…

Schweren Herzens löste sich Ryuzaki von dem Geländer und wollte zurück ins Hotel gehen – doch als er sich umdrehte, stand ein atemloser Light vor ihm. „Gott sei Dank… du bist noch nicht weg…“, keuchte der Brünette und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

Instinktiv setzte Ryuzaki schon wieder zur Flucht an.

„Warte! Bitte geh nicht wieder weg!“, flehte Light und bekam den Schwarzhaarigen am Handgelenk zu fassen.

„Ich kann nicht bleiben!“, rief Ryuzaki flehend.

Light aber ließ ihn nicht gehen. Er zog Ryuzaki in seine Arme und drückte ihn ganz fest an sich. Dieser versuchte vergeblich, sich aus der Umarmung zu befreien, doch seine schwachen Versuche, Light von sich wegzudrücken, wurden mit einem leidenschaftlichen Kuss endgültig erstickt. Schlagartig beruhigte sich Ryuzaki und ließ sich in den Kuss hineinfallen.

Da beide noch erschöpft von der „Jagd“ waren, mussten sie den Kuss leider viel zu früh wieder beenden. Völlig überwältigt von ihren Gefühlen sahen sie sich gegenseitig in die Augen, bis Light etwas einfiel. Er reichte Ryuzaki den Strauß weißer Iris, den er immer noch in der Hand hielt. „Es ist… zwar nur der, den du hast fallen lassen…“, begann Light verlegen, verstummte aber, als er den Schwarzhaarigen lächeln sah.

„Vielen Dank“, entgegnete Ryuzaki und nahm ihm den Strauß ab.

Kurz darauf ertönte ein lautes Zischen, gefolgt von einer Explosion. Das Feuerwerk begann. Light und Ryuzaki stellten sich ans Brückengeländer - Ryuzaki hielt den Strauß in seinen Händen, Light hatte seinen Arm um den Schwarzhaarigen gelegt – und sahen sich gemeinsam das Feuerwerk an…
 

~ Fortsetzung folgt ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ryuura
2011-07-01T19:28:15+00:00 01.07.2011 21:28
wie süß^^

soooo... klischee :D ich liebe klischee xD

wie versprochen, hol ich lahme ente endlich mal das kommi für dich nach^^ brauchst ja auch motivation ;)

aber für das kommi für das 10. kapitel musste dich leider noch ein wenig gedulden, da ich am wochenende vollkommen ohne computer sein werde^^ aber am montag werde ichs natürlich noch nachholen, feste versprochen, ehrlisch ;)

Lg Ryuura
Von:  emotional_chaos
2011-07-01T09:27:12+00:00 01.07.2011 11:27
tttzzzzz ...!!!!! also wirklich! Ich hab das Kapitel sehr wohl gelesen! -.-
ich hatte nur keine zeit zum kommi schreiben, sri .... aber jetzt wo du mich wieder daran erinnert hast schreib ichs jetzt
ich fand die jagd ganz interessant, dass Light L erst nachhechten muss um mit ihm zu reden oder was auch immer^^
das kapi war total süß, vor allem mit happy end <3
Ich muss gerade grinsen bei dem gedanken daran, dass Misa keine Blumen bekommen
hat XD naja, es soll eben L sein und nicht sie :)

das wars eig. auch

LG Vivii
Von:  Rajani
2011-04-19T19:05:57+00:00 19.04.2011 21:05
haaaaahhhhh herrlich... wie süß
ich habs aufm weg nach hause gelesen, wie niedlich. das war ja soooooo göttlich schnuckelig ^^
wie L weggelaufen ist, hach herrlich und light hinterher. wie er ihm zuruft, dass er ihn liebt - einfach schön. erstaunlich nur das L da nicht leicht geschockt stehen geblieben ist ;) aber er ist ja nicht wie jeder andere mann ;D
aber wirklich schön geschrieben, ich muss auch bald wieder weiterschreiben, aber dauernd hängt es im moment... und zeit hab ich wenn man so will auch kaum.... T_T

nun gut *knuddeldrück*
LG Raj*


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