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Changing Hearts

von

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Sebastian in Aktion

Liebe Leser!
 

Es tut mir außerordentlich Leid, dass ihr so lang auf das neue Kapitel warten musstet! Ich hatte in letzter Zeit wahnsinnig viel um die Ohren, ein Problemfall in der Familie, Hausarbeiten für die Uni, an meiner Zukunft feilen... selbst wenn ich mal Zeit hatte, hatte ich einfach ne Schreibblockade.
 

Ich möchte mich ganz herzlich für die vielen Favos und Kommis bedanken, ihr gebt mir damit einen guten Teil meiner Motivaten!
 

Aber nun genug der Vorrede...
 

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

Hörbuch: http://www.youtube.com/watch?v=ZGB3VyRX2OA&context=C33437c7ADOEgsToPDskJGLMtOXyKFaUTZixRC73Y7
 

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Mit einem leisen Klicken fiel die Tür seiner Kammer zu und Sebastian lehnte sich mit einem Seufzen dagegen - so etwas geschah zum ersten Mal, soweit er sich erinnern konnte. Ein hölzernes Brett im Rücken zu haben fühlte sich gar nicht so schlecht an, es war sehr fest und stabil und gab nicht nach.

Genau das richtige in diesem Moment.

Sebastians Blut floss noch immer in einem erhöhten Tempo durch seine Adern, brachte sein menschliches Herz zum Rasen.

Nie zuvor war ihm dieser Körper so lästig vorgekommen. Eigentlich hatte der Dämon sich nach langer, langer Erfahrung daran gewöhnt von Zeit zu Zeit 'Mensch' zu sein, ihm waren die Regungen dieses Organismus vertraut und so groß war der Unterschied zu seiner dämonischen Gestalt nicht. Aber diesmal hatte er seine eigene Kontrolle überschätzt und der Mensch Sebastian Michaelis tat, was er wollte.

Und momentan bedeutete das, dass nicht nur sein junger Herr von dieser Erregung betroffen war. Auch in seinem Unterleib kribbelte es gewaltig und so sehr sein dämonischer Geist auch versuchte, dieses gewisse Körperteil zu bezwingen, gelang es ihm nicht ein bisschen.

Sebastian zog sich aus und legte die Kleidung sorgsam zusammen, bevor sein Blick an sich herab glitt. Fasziniert starrte er auf sein hoch aufgerichtetes Geschlecht, das ihn jetzt gerade zu einem ganz normalen Mann machte. Ein Mann, der ein heftiges Verlangen verspürte, der vollkommen von seinen Trieben gefangen war.

Niemals hatte er als Mensch selbst Hand an sich gelegt. Dieser Körper war schließlich nur eine Attrappe. Er nutzte ihn, wenn es seinen Zwecken dienlich war, beherrschte ihn und ordnete sich ihm nicht unter. In der Vergangenheit hatte er mit Frauen und auch mit Männern geschlafen, aber niemals um des Vergnügens oder der Lust Willen. Er war kein von sexueller Befriedigung lebender Inkubus, sondern ein Dämon, der seine größte Erfüllung im Verspeisen von Seelen fand.

Er fühlte sich schmutzig. So ekelhaft menschlich. Ebenso wie Ciel war auch ihm jeglicher Kontrollverlust zuwider. Aber in diesem Fall ließ es sich nicht ändern.

Er legte sich auf sein selten benutztes, schmales Bett, und wie von selbst wanderte seine Hand nach unten und strich langsam probeweise über den Schaft. Automatisch tauchte der Junge mit dem seidigen dunklen Haar in seinem Kopf auf, er fühlte wieder dessen zarte Lippen, die schüchterne Zunge, die sich an seiner eigenen rieb, ihn herausforderte. Im Geiste strichen seine Hände über Ciels Rücken, streichelten den kleinen, süßen Po.

Ein Stöhnen entfloh seiner Kehle. Es folgten weitere Laute der Lust, die sich seines ganzen Körpers bemächtigte und ein heißes Verlangen in ihm entfachte. Seine Lenden wurden von einem unerträglich schönen Kribbeln erfüllt, während seine Hand immer schneller wurde.

Alle seine Muskeln spannten sich an, sein Rücken hob sich und seine Hand fühlte etwas nasses.

Mit einem undefinierbaren Gefühl besah sich der Dämon das Ergebnis seiner Tat und zum ersten Mal in seinem langen Leben fühlte er sich furchtbar erniedrigt, aber gleichzeitig spürte er eine unbekannte Wärme in jedem Winkel seines Körpers - war das Glück?

Wieso hatte er sich nicht im Griff? Was passierte mit ihm?

Es war doch nur ein lächerliches Spiel.

Ja, verdammt, ich will Ciel, ich will ihn! Wäre er nicht so schrecklich stolz, hätten wir es getan!

Er hätte die Oberhand gehabt. Er war doch der Verführer, er war derjenige, der den anderen mit einem kühlen, triumphierenden Lächeln zum Höhenpunkt gebracht hätte. Warum verweigerte sein Körper ihm den Gehorsam?

Sebastian hasste es zu verlieren. Er war immer gelassen, kalt, reserviert und nahm sich, wonach ihm der Sinn stand. Aber sein eigenes Spiel hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er merkte, wie er langsam aber sicher zu einer Art Marionette wurde. Wer oder was der Spieler war, der die Figuren führte, wusste er nicht mehr.

Du bist erbärmlich, Dämon. Stell dir nur vor, die anderen könnten dich so sehen. Wie würden sie sich über dich lustig machen! Ein Dämon, der einem Menschenkind verfällt! Eine größere Schande gibt es nicht!

Sebastian hatte genug. Er setzte sich auf und begann seinen Körper zu verwandeln, nahm seine eigentliche Gestalt an. Vielleicht würde ihm das ja helfen, wieder er selbst zu werden. Seine Haare wuchsen, lange Fingernägel wurden sichtbar, Flügel brachen aus seinem Rücken hervor. Schließlich saß eine große, dunkle Gestalt in der kleinen Kammer.

Aber er fühlte sich nicht anders. Selbst jetzt schlug sein Dämonenherz schnell, sein Gedanken wuselten umher, es war noch genauso wie zuvor.

Dennoch - Sebastian wäre kein Dämon gewesen, wenn er sich nicht irgendwie wieder hätte zusammenreißen können. Gut, dann hatte er eben Sehnsüchte. Also schön, dann war er eben von seinem Herrn besessen. Er lebte schon lange, er würde geduldig sein. Er würde ruhig bleiben, den Alltag aufrecht erhalten und seinen Dienst als Butler tun.

Irgendwann werde ich ihn schon bekommen!

Und spätestens wenn Ciel starb, würde er seine Seele essen und der ganze Spuk wäre vorbei!

Er verwandelte sich zurück, zog sich wieder an und versuchte, seine Sinne zu fokussieren. Er würde sich beherrschen.

Er würde es schaffen!
 

Ciel erwachte an diesem Morgen mit einem unbestimmten Gefühl. Er war müde und verwirrt und wäre am liebsten sofort wieder eingeschlafen, aber wie üblich stand Sebastian neben seinem Bett und es duftete nach Tee...

Moment mal...

Mit einem Ruck schnellte er nach oben, saß aufrecht und starrte zu seinem Butler hoch, der zurückhaltend lächelnd auf ihn hinabschaute.

Sofort waren alle Erinnerungen wieder da, Hitze stieg ihm in die Wangen, und Ciel sah betreten zur Seite. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.

Fieberhaft versuchte er sich zu sammeln.

Denk nach, Ciel, denk nach! Reiß dich zusammen! Du hast ihn gestern abgewiesen. Und sieh doch, er ist wie immer! Keine Panik!

"Guten Morgen, junger Herr. Ich habe hier eine Tasse Tee für Euch."

Der Butler sprach wie immer in einem gelassenen und höflichen Tonfall. Das ermutigte Ciel, es ihm gleichzutun.

Nachdem er tief eingeatmet hatte, wandte er sich dem Älteren wieder zu und streckte die Hand nach der Tasse aus. Dann lehnte er sich gegen die Kissen und nahm einen Schluck.

"Geh und bereite das Bad vor, Sebastian."

Na also! Er konnte also normal mit ihm sprechen.

"Natürlich, mein Herr."

Sebastian drehte sich um und verließ das Zimmer. Ciel sah ihm nicht nach.

So ein Mist, dachte der Junge. Er hatte Kopfschmerzen.

Ihm war, als hätte man ihn mit einer Dampfwalze überrollt. Nach seiner nächtlichen Entdeckung war er irgendwann vor Erschöpfung in einen traumlosen Schlaf gesunken. Doch dieser hatte ihm keine Erleichterung verschafft, im Gegenteil, er wäre gern den ganzen Tag im Bett liegen geblieben, hätte sich wie ein Kind die Decke über den Kopf gezogen und sich vor aller Welt versteckt, vor allem vor Sebastian. Seine Gefühle für den Butler verwirrten ihn viel zu sehr, als dass er sie einfach ignorieren konnte. Aber er musste die Situation mit Würde und Fassung ertragen. Er durfte sich nichts anmerken lassen.

Und außerdem hatte er einen Fall aufzuklären.

Die Schritte seines Butlers holten ihn aus seinen Gedanken. Er erhob sich und folgte dem großen Mann ins Badezimmer.

Dann standen sie sich gegenüber, Ciel sah zögerlich zu ihm auf. Sebastian begann wie immer die Knöpfe des weißen Nachthemds zu öffnen, es schien alles normal zu sein.

Aber da!

Für einen winzigen Augenblick hatte er Sebastians Augen auflodern sehen, er war sich sicher!

Vorsichtig stieg der Junge in die Wanne und überlegte. Er wusste, dass er seinem Butler nicht mehr mit Gleichgültigkeit begegnen konnte. Was auch immer zum Teufel mit ihm los war, er fühlte sich zu ihm hingezogen.

Aber wie stand es um Sebastian?

Es ist eigentlich nicht möglich. Er ist doch ein Dämon. Er würde sich doch niemals zu solchen Gefühlen herablassen...

Und dennoch - etwas war anders. Sebastian war regelrecht über ihn hergefallen. Er kannte zwar den Grund dafür nicht, aber das war nicht sein übliches Verhalten. Und auch jetzt, wo er nach außen hin gelassen schien, hatte er doch etwas in seinem Gesicht aufblitzen sehen.

Ciel wollte es genauer wissen.

Als er die kreisenden Bewegungen des Schwamms auf seinem Rücken spürte, seufzte er ein wenig. Er musste es nicht einmal spielen, sondern sich einfach nur auf die Berührungen konzentrieren. Unbewusst lehnte sich er sich Sebastian wenige Zentimeter entgegen, dessen Hand leicht den Druck erhöhte. Wie zufällig trafen ab und zu die Fingerspitzen auf Ciels Haut und hinterließen brennende Punkte. Wieder seufzte der Junge und mit jeder weiteren Bewegungen des Schwamms und Sebastians Fingern ging sein Atem unregelmäßiger. Und als ihm ein richtiges Stöhnen aus der Kehle entfloh, hielt Sebastian inne. Ciel wartete.

Dann drehte er sich um und sah dem Dämon ins Gesicht. Seine Augen glühten purpur, der Blick war starr geradeaus gerichtet und seine rechte Hand zerdrückte den Schwamm, während die linke fest den Badewannenrand umklammerte.

"Sebastian!", sagte Ciel laut. Langsam wanderten die leuchtenden Augen zu ihm, tauchten in seine. Ciel wurde augenblicklich kochend heiß, das Wasser fühlte sich dagegen nur noch lau an. Schnell drehte er sich wieder um und lehnte sich an den Wannenrand.

"Die Vorderseite."

Irrte er sich oder hatte er Sebastian gerade tief einatmen gehört?

"Natürlich, junger Herr."

Klang seine Stimme gepresst?

Der Dämon tauchte an seiner rechten Seite auf und streckte die Hand mit dem Schwamm aus. Sanft strich er über Ciels Hals, das eine Schlüsselbein, dann das andere, glitt tiefer zur Brust, umkreiste die Brustwarzen. Ciels Kopf kippte leicht nach hinten, seine Lider schlossen sich und wieder stöhnte er auf.

Jegliche Scham war verschwunden, hatte sich in den zarten Berührungen aufgelöst. Verdammt, warum fühlte sich das nur so gut an? Seit Jahren wusch Sebastian ihn jeden Tag, immer auf dieselbe Art, immer im selben Tempo, den mit wohlduftender Seife getränkten Schwamm über seine Haut führend... ahhh... also warum jetzt? Nie vorher war ihm aufgefallen, dass jede seiner Fasern sich der Berührung entgegenstreckte, dass seine Haut warm wurde und er ein leichtes Kitzeln in seinen Poren spürte...

Der Schwamm war inzwischen bei seinem Bauchnabel angelangt und stockte nun. Empört riss Ciel die Augen auf.

"Wieso hörst du auf?"

Sebastian sah ihn verdutzt an. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem finsteren Lächeln.

"Wollt Ihr mich herausfordern, mein Herr?"

Ciel erschrak. "Wie meinst du das?"

Sein Gegenüber zog die Augenbrauen hoch.

"Ihr wascht Euch dort doch lieber selbst, oder irre ich mich?"

Wie ertappt wich Ciel dem roten Blick aus und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Er hatte wirklich erwartet, dass Sebastian jetzt wie selbstverständlich weitermachen würde.

Wütend entriss Ciel seinem Butler den Schwamm.

"Verschwinde, Sebastian. Den Rest mache ich selbst. Bereite das Frühstück vor."

"Das habe ich bereits getan."

"Dann mach dich gefälligst anderweitig nützlich, wische die Fußböden oder putz die Fenster, was weiß ich."

Sebastians Augen wurden eine Nuance dunkler, missbilligend verzog er die Mundwinkel. Doch er stand widerspruchslos auf, verbeugte sich leicht und warf ihm noch einen letzten Blick zu, der Ciel erschauern ließ. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Bad.

Frustriert und verwirrt wusch Ciel sich und zog sich dann mehr schlecht als recht an.
 

Mit offenen Schnürsenkeln und unordentlich geknoteter Schleife betrat er schließlich das Esszimmer, wo Sebastian den Tisch gedeckt hatte. Selbiger wandte sich seinem Herrn zu und ein ungläubiger Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann fing er leise an zu lachen.

Ciel starrte ihn finster an und wusste nicht, was er sagen sollte.

Mit einem Räuspern wurde Sebastian ernst und fiel vor Ciel auf die Knie.

Wenige Handgriffe später hatte er die Schuhe geschnürt und richtete sich wieder auf, um die Schleife um Ciels Hals neu zu binden.

"Verzeiht meine Unhöflichkeit, junger Herr." Seine Stimme troff vor Ironie.

Ciel beachtete ihn nicht weiter und setzte sich hin. Neben seinem Teller lagen ein paar vollgeschriebene Blätter.

"Das sind die Informationen, die wir bisher zu der Mordserie haben. Ich habe alle Beobachtungen zum gestrigen Ereignis bereits dokumentiert. Im Prinzip gab es keinen großen Unterschied zu den vorigen Fällen, mit Ausnahme der Rose, die sich neben dem Kopf des Opfers befand."

Ciel biss von seinem Brötchen ab, kaute kurz und schluckte.

"Was sind also die Pläne für heute?"

"Ich werde mich nach dem Frühstück nochmals zum Polizeihauptquartier begeben. Jonathan Miller wurde gestern sicher noch verhört, daher werde ich die Unterlagen dazu einsehen. Miller hatte von einem Mädchen gesprochen, also wird das wohl unsere nächste Spur sein."

"Es gibt außer dem noch immer ungelösten Mordfall aber nun ein weiteres Problem." Stirnrunzelnd ließ Ciel das angebissene Brötchen auf den Teller fallen und stützte sein Kinn in beide Hände.

"Sprecht Ihr von Lady Elizabeth?"

"Wovon denn sonst?"

Sebastian verließ seinen Platz hinter Ciels Stuhl und trat in sein Blickfeld.

"Hat die Lady Eure Erklärung akzeptiert?"

Missmutig sah Ciel auf.

"Welche Erklärung? Ich habe sie kurzerhand abgefertigt und kann nur hoffen, dass sie den Mund hält. Aber so wie ich Lizzy kenne, wird ihr das sehr schwer fallen."

Sebastian lächelte boshaft: "Soll ich sie zum Schweigen bringen, mein Herr?"

Ciel schnaubte verächtlich und funkelte seinen Butler an: "Glaub mir, ich hätte theoretisch sicherlich nichts dagegen, aber ganz realistisch betrachtet, würde uns deine Methode, dieses Ziel zu erreichen, dann doch eher noch mehr Probleme bereiten."
 

Nachdem Ciel sein Frühstück beendet hatte, begab er sich ins Arbeitszimmer, in dem Sebastian einige Bücher und Zettel bereitgelegt hatte.

"Ihr solltet keinesfalls Eure Studien vernachlässigen, junger Herr. Während ich mich um die Ermittlungen kümmere, könnt Ihr Euch diesen Aufgaben widmen, die ich für Euch vorbereitet habe."

Wenig begeistert ließ sich der Junge in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und betrachtete die Bücher.

"Wir stecken mitten in einem Mordfall und ich soll englische Literatur büffeln?"

Sebastian setzte eine strenge Miene auf.

"Ihr könnt natürlich tun, was Euch beliebt, es lässt sich auch ungebildet gut leben. Vor allem könnt Ihr dann für das Amüsement der anderen Leute sorgen..."

"Schon gut!", unterbrach Ciel ihn genervt. "Jetzt verschwinde schon und lass mich in Ruhe!"

Der Butler warf seinem Herrn einen unergründlichen Blick zu und folgte dem Befehl.
 

In Windeseile begab sich Sebastian mal wieder zum Quartier des Scottland Yard. Natürlich hätte er auch direkt Jonathan Miller aufsuchen können, aber dafür hätte er zunächst nach dessen Adresse fahnden müssen. So war es einfacher.

Noch schneller, als seine Füße ihn vorwärts trugen, rasten die Gedanken in seinem Kopf, wie so oft in letzter Zeit. Ciel benahm sich fast normal, er schien sogar besonders kühl und gelassen zu sein. Natürlich hatte er vor dem Dämon die leichte Rötung seiner Wangen nicht verbergen können, aber es sah nicht so aus, als würde er in naher Zukunft dem Verlangen seines Butlers oder seines eigenen Körpers - und Sebastian war sich sicher, dass auch Ciel so fühlte - nachgeben. Er war stark, das wusste Sebastian schon seit vielen Jahren. Nun gut, er würde vorerst mitspielen. Ciel zu überfallen, hatte zwar für ein temporäres Vergnügen gesorgt, aber auf die lange Sicht musste er die Gefühle seines Herrn auf subtilere Art unterwandern. Denn es missfiel ihm sehr, dass wann immer die Situation interessant wurde, er von Ciel die Anweisung bekam, das Zimmer zu verlassen. Zwar war ihm noch nicht ganz klar, wie er es anstellen würde, aber das nächste Mal wollte er nicht so schnell zurückweichen.

Schon war er an der Rückseite des grauen Baus angelangt und sprang mit Leichtigkeit auf den Balkon im zweiten Stock, wo er ein offenes Fenster vorfand. Den Ort, an dem aktuelle Ermittlungsergebnisse dokumentiert und aufbewahrt wurden, kannte er inzwischen sehr gut, bereits viele Male hatten er und sein Herr sich auf diese Art Informationen beschafft. In ihren Händen wurden sie auch wesentlich sinnvoller genutzt als in den der tölpelhaften Kommissare. Heute musste er nicht einmal so vorsichtig sein wie sonst, denn es war Sonntag Vormittag, die meisten braven Bürger befanden sich jetzt in der Kirche.

In einem Regal fand er die Akte, die er bereits vor wenigen Tagen eingesehen hatte. Mehrere Blätter waren hinzugekommen, darunter ein detaillierter Bericht des gestrigen Mordes. Schnell überflog Sebastian das Verhör eines Jonathan Miller, wo er auch dessen Adresse fand, und bei der Beschreibung des Mädchens durchforstete er seine Erinnerung vom Ball. Goldbraunes Kleid mit einer großen dunklen Schleife... dunkle Haare nach oben gebunden... eher klein...

Aha!, dachte er triumphierend.

Er konnte sich an diese junge Frau erinnern, sie war zwischenzeitlich unter den Damen gewesen, die ihn bezirzt hatten.

Dann las er weiter.

"Rechts neben dem Kopf des Opfers befindet sich eine rote Rose, die ebenso wie alles andere von Blutspritzern überseht ist. Es ist also anzunehmen, dass der Mörder sie nicht erst nach der Tat dorthin getan hat, sondern sie bereits dort lag. Es ist weiterhin möglich, dass es sich um die Rose handelt, die das Opfer laut Millers Bericht am selbigen Abend von einem noch unbekannten Mädchen erhalten hat." Ja, so viel hatte er selbst sich auch denken können. Die Randnotiz zog eher sein Interesse auf sich: "Hier muss hinzugefügt werden, dass an mindestens einem der vorigen Tatorte auch eine rote Rose gefunden wurde. Offensichtlich hatte der leitende Kommissar dies bisher nicht für wichtig befunden."

Wie ich die ungenauen Angaben dieser Stümper hasse! Aber gut, dann werde ich jetzt wenigstens noch ein bisschen Spaß haben....

Er legte alle Dokumente sorgfältig wieder zusammen und verstaute sie im Regal, bevor er ebenso ungesehen verschwand, wie er gekommen war. Nun steuerte er die nächstgelegene Kirche an. Er wusste, dass Lord Randall dort regelmäßig den Gottesdienst besuchte, um im Anschluss direkt ins Hauptquartier zu gehen. Er nahm seine Arbeit so ernst, dass er sich nicht einmal an einem Sonntag Ruhe gönnte. Es lag jedoch jenseits Sebastians Horizont, weshalb jemand, der mit so viel Tatendrang bei der Sache war, ein so interessantes Indiz wie die rote Rose einfach unbeachtet gelassen hatte.
 

“... und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Amen”

“Amen...”, flüsterte Sebastian und lächelte diabolisch, während er leise durch einen Seiteneingang das Gotteshaus betrat. Aus dem Schatten des Seitenschiffes heraus beobachtete er die Besucher der Kirche dabei, wie sie sich von ihren Knien erhoben und aufstanden, um zum Schluss der heiligen Messe das Ave Maria zu singen.

Sebastians Gesicht zeigte nichts von dem Hohn, den er bei diesem Anblick empfand.

Der Dämon wusste nichts von Gott. In seinem langwierigen Leben waren ihm vielfältige Formen des Glaubens begegnet und er hatte mitangesehen, wie Scharen von Menschen im Namen des Herrn in den Krieg gezogen waren. Es war bemerkenswert, dass sie das noch immer taten. Wie töricht! Vielleicht sollte ihnen mal jemanden sagen, dass sie damit nicht Gott, sondern niederen Dämonen dienten, die für Kriege und Seuchen verantwortlich waren. Sebastian mied diesen Abschaum seiner Art, diese ewig hungernden Kreaturen, die sich mit jeder Seele zufrieden gaben.

Aasfresser!, dachte er abfällig.

“... Sancta Maria, Maria, ora pro nobis, nobis peccatoribus...”

Menschen waren wirklich dumm. Erkannten sie die Ironie nicht? Während sie zu Gott, Jesus und der heiligen Jungfrau beteten, waren sie gleichzeitig die Marionetten der Hölle. Wenn es einen Gott gab, so schien er sich herzlich wenig um die Belange seiner Kinder zu kümmern...

Endlich verklangen die letzten Töne der süßen Melodie und Sebastian hielt nach dem Polizeichef Ausschau. Und entdeckte ein viel besseres Opfer: Fred Aberline. Der arme Mann war seit Jahren im Dienst und hatte es noch immer nicht geschafft, Lord Randall, der allmählich in die Jahre kam, in seiner Position als führender Kommissar abzulösen. Dafür war er einfach zu gutmütig.

Sebastian hielt parallel mit ihm Schritt, als er sich zum Hauptausgang begeben wollte. Dann drängelte er sich geschickt durch die Menge und zog von hinten am Jackenärmel des braunhaarigen Mannes. Dieser drehte sich aufgeschreckt um, bekam von Sebastian aber nichts mehr zu sehen.

Mit einem Grinsen sah der Dämon zu, wie sich Aberline verwirrt an den Ärmel fasste und den Zettel bemerkte, den er daran befestigt hatte. Schnell las er die Notiz und hob dann wieder hastig den Blick, ließ ihn suchend umherschweifen.
 

Frustriert stopfte er den Zettel in seine Jackentasche und begann sich durch die hinausströmenden Massen Richtung Seitenschiff zu bugsieren. Vorsichtig betrat er die Kammer am Fuße des Glockenturms.

“Hallo? Wer ist denn da?”

Mit einem Krachen schloss sich die Tür hinter ihm und Aberline zuckte erschrocken zusammen, doch bevor er sich umdrehen konnte, hatten sich zwei Arme so stark wie Eisen von hinten um seinen Körper geschoben und hielten ihn fest. Seine zittrigen Befreiungsversuche scheiterten und auch ein Blick über die Schulter brachte ihm nichts. Es war viel zu dunkel.

“Was...? Wer... wer sind Sie?”

“Aberline”, hauchte eine tiefe Stimme, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. “Du bist doch ein motivierter, ehrlicher Polizist, nicht wahr?”

Die aufkommende Gänsehaut ignorierend antwortete der verängstigte Mann: “Natürlich! Ich gebe immer mein Bestes, S-Sir...”

Die finstere Stimme wurde stichelnd: “Dann ermittelst du sicher gründlich in dem Fall der ermordeten jungen Männer.”

“Ja!”, stimmte Aberline eilig zu.

“Ist dir dabei irgendeine Unachtsamkeit aufgefallen?”

Seinen ganzen Mut zusammennehmend, stellte er eine Gegenfrage: “Warum wollen Sie das wissen?”

“Aberline...” Die Stimme nahm einen drohenden Ton an. “Magst du rote Rosen?”

Jetzt wusste der Polizist, worum es ging. Und ihn packte eine Heidenangst. Wer außer dem Mörder würde dieses Detail kennen?

“Bitte, töten Sie mich nicht!”, flehte er hektisch. “Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen!”

“Wie liebenswürdig. Nun denn: Warum findet sich in dem Bericht um die Mordserie kaum ein Vermerk über rote Rosen?”

“Die Rosen befanden sich nicht immer unmittelbar in der Nähe der Leiche. Offenbar hatten die Spurensicherer sie deshalb nicht als relevantes Objekt angesehen.”

“Aber es gab an jedem Tatort eine?”

“J-Ja...”

Ein finsteres Kichern erklang, langsam ließ der Druck der Arme nach.

“Wenn die braven Bürger von London wüssten, welche Stümper bei Scottland Yard arbeiten... Erst nach dem vierten Mord ist euch dieses Indiz aufgefallen... Was mag euch wohl noch alles entgangen sein?”

Wütend drehte sich Aberline ruckartig um, aber er hörte nur noch ein Rauschen, spürte einen leichten Wind und war allein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Hikari_Shin
2010-10-31T22:21:30+00:00 31.10.2010 23:21
argh, ich bin leider gar nicht gut in so kritik oder kommis schreiben >_<
schon gar nicht bei fanfictions .__."

ich wollte nur sagen, dass ich deine fanfic zuerst auf dieser anderen seite gelesen habe x_x ich den namen der seite vergessen~
und bin von dort aus erst auf deinen animexx account gestoßen XD"

ich find die geschichte klasse *_*
du hast nen super schreibstil, bei dem es spaß macht zu lesen. keine zu komplizierten sätze mit 10 nebensätzen oder so. auch die emotionen bringst du super rüber und die charakterzüger der einzelnen treffen auch super zu XD
ich bin eigentlich jemand der recht selten liest (außer manga x_x), umso erstaunlicher finde ich es, dass ich bei dieser geschichte eigentlich jeden tag gucke, ob ein neues kapitel oben ist ||D *unk*
also schreib schön fleißig weiter, ja? X3
<3
Von:  Kagome_Higurashi
2010-10-30T15:25:34+00:00 30.10.2010 17:25
ich fass mich kurz...einfach unglaublich geil die Geschichte
da läuft einem, beim lesen, ja das Wasser im Mund zusammen ^^
einfach super geschrieben. Sebastian ist einfach zum sabbern hihi

lg Kagome
Von:  miladytira
2010-10-30T00:16:05+00:00 30.10.2010 02:16
*räusper*
Halli Hallo xD

Ich habe deine FF mit Begeisterung gelesen. Schon der Anfang... dieses geheimnisvolle und spannende zusammen, es gibt genau die richtige Mischung um einen Leser anzuspornen weiter zu lesen und du vergisst sie in den nächsten Kapitel auch nicht.
Die Details die du hineinbringst, lässt deinen Text gleich lockerer werden, was ich persönlich wirklich gut finde, es lässt das lesen so leicht werden. Lieber aufgelockerte Texte als welche die wie ein grosser Block einfach hingetextet werden ;)
Wobei ich noch sagen muss... bei den geheimnisvollen Stellen, konntest du echt mitfühlen und ich muss sagen, manchmal da hatte ich eine kurze Gänsehaut... erst recht bei den Momenten wo Sebby auf einmal wieder ganz Dämon war =) ohoh und die Stellen gefielen mir besonders gut, du hast die Seiten von ihm und von den anderen Charakter wirklich gut getroffen... wobei ich bei Lizzy sagen muss, ich finde es gut das du sie auch so einbeziehst (viele hassen sie ja XD) und das sie genauso hartnäckig ist wie sonst.
Unnd... jez kommen wir noch zu den "schmutzigen" Momente in deiner FF.. ich muss sagen Respekt! So wie du das beschrieben hast, so habe ich es noch nie gelesen... als hätte man sich in einen von ihm einfühlen können und das ganze miterleben... so mitreisend und ähm... *Sabber im Mund zusammen läuft* ja also du weisst was ich meine xD hihi x3
Jetzt ist mir gerade entfallen was ich noch schreiben wollte xD
Naja kommt mir sicher bei den nächsten Kapitel wieder in den Sinn ^^
Aber echt... ich freu mich auf das nächste Kapitel, den ich konnte nicht aufhören zu lesen *.* und das ist schon lange nicht mehr passiert, das mich so eine Story mitgerissen hat ;3

lg sternii~

Von: abgemeldet
2010-10-28T11:59:57+00:00 28.10.2010 13:59
sebastian in dämonischer form *Kyaaah!*
und er gesteht sich ein das er auf ciel steht XD
und die szene im badezimmer *hüstel*
ciel is wirklich... ein schlimmer junge *rot werd*
aber es gefällt mir sebbys reaktion
*grins*
und ich kann mir richtig vorstelen wie ciel mit seinen offenden schnürsenkeln und seiner schief sitzenden schleife + seinen mürrischen gesichtsausdruck erschienen ist *lach*
und endlich hatte er sich mal ein bisschen wie ein dämon benommen ich meine das mit den polizisten Aberline
gutes kappi^^


zu deiner frage ähm mir ist es eigentlich egal; nur wennich mich entscheiden müsste würde ich junger herr nehmen, eben weil es ja in deutsche Fassung geschrieben ist
aber wenn du weiter bocchan schreibst macht es mir auch nichts aus
musst du wissen^^

Von:  Eissee
2010-10-26T12:29:26+00:00 26.10.2010 14:29
Sooooo ^-^ Also, gleich zu deiner ersten Frage..
Ich kann nich leugnen, dass mich dieses "Bocchan" von Sebastian total wuschig macht xD Ich finds halt gut, allerdings sind wir hier ja in einer deutschen FF und da passt "Junger Herr" wohl besser >-> wobei ich das durchaus nicht schlecht finde, eher etwas ungewohnt..obwohl..nein, ist eigentlich sogar auch sehr passend *-* Ach schwierige Frage ^^ Aber damit ich hier mal ne eindeutige Antwort gebe: vote for junger Herr :D

So nun zum Kapitel:
Muss Sebastian einem jetz leid tun? xD als ob ihm das net doch Spaß gemacht hat am Anfang hähä x3 Naja, er hats schon nicht leicht. Aber..grrr x3~~...wie Ciel ihn da eindeutig ja wohl anmacht xD Da spielt meine Fantasie ja schon wieder total verrückt Oo
Die Szene in der Kirche fand ich richtig super, kann mir das sehr gut vorstellen wie Seb dazu gegenüber eingestellt ist. Allerdings fand ich das mit Aberline schon fast zu hart Oo Hätte er ihn nicht einfach so fragen können ? xD Arme Sau..*g*

Also Gesamteindruck mal wieder sehr gut :) ! Ich liebe es wie bei dir so schön Atmosphäre aufkommt *-*
Von: abgemeldet
2010-10-25T18:14:45+00:00 25.10.2010 20:14
Oh man, Sebby kann einem aber auch leid tun^^
Ich find deine FF cool, schreib schnell weiter, ok?<3
Von:  Baka-tan
2010-10-24T18:39:40+00:00 24.10.2010 20:39
Jetzt kommt das vergessene Kommi endlich X333
Also erstens,wooow ich hab keine Fehler gefunden ö_ö
ich war sprachlos XDDDD
Sebastian gegenüber,ein böööser bube! XDDD
Es ist mal wieder toll umschrieben,ich finds gut das es kein adult ist xDDDD
Und zu dem fall so,ist das toll das mit der kirche und so ö_ö
Das Gebet sagen wir auch immer ö_ö ich bin ja katholisch und so...
und ich fand es lustig irgendwo etwas von meiner religion wiederzufinden,schon gar auf animexx XD
Und cool ist auch das Sebastian ihn unbedingt haben will und so (ja ein bisschen chaos muss hier sein xD)
Außerdem find ich das mit den rosen in dem fall toll ö__ö
im allen: es gefällt mir wieder das Kapitel und solangsam sollte ich im lang-kommi-schreiben mal mitzählen und ein rekord versuchen XD
Sonst hab ich nich so lang geschrieben ö_ö
Es ist fein detaliert und spannend X333
deswegen hab ichs auch in meiner ff,nur rumgedönse(hoffentlich weiß jeder WAS ich damit meine XD) find ich nämlich auch blöd,es muss schon interessanter wirken und das ist es hier :D
Und mach weiter so X3
Achja zum oberen Text von dir: Ich finde Bocchan auch ganz cool aber wechsel das doch ab wenn du zweifelst oder grübelst es weiter zu benutzen :D
Also mir wäre alles recht und hmnn vllt. könnt er Bocchan/&Junger Herr sagen wenn andere leute mit dabei sind und ihre zweisamkeit ihn mit "Mein Herr" ansprechen oder so :3
(btw. 1ste x333 xD)



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