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Changing Hearts

von

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Ein ausgewachsener Orkan

Liebe Leser,
 

vielen Dank für inzwischen 32 Favoriteineinträge und die lieben Kommentare! Ich möchte euch an dieser Stelle sagen, dass ich mich immer über eure Meinung freuen, auch wenn diese nicht positiv ausfällt! Ich bin eurer Kritik nicht abgeneigt, denn ich möchte mich ja verbessern. Also wenn euch etwas negativ auffällt - nur her damit!
 

So, nun ab zum nächsten Kapitel: Es war eine schwere Geburt. Diese ganzen Gefühle unter Dach und Fach zu kriegen, war nicht leicht, deswegen bange ich jetzt eurer Meinng entgegen...

Achtung, Kitschgefahr!^^

Mit dem Mordfall geht es dann im darauffolgenden Kapitel weiter...

Viel Spaß beim Lesen,

eure Bella^^
 

****************************************************************************
 

Kaum hielt die Kutsche vor der Villa des Grafen, stieg Ciel hastig aus, noch ehe Sebastian Gelegenheit hatte, ihm die Tür zu öffnen. Draußen atmete er tief ein und füllte seine Lungen mit der kühlen Abendluft. In der Kutsche war es so furchtbar eng und stickig gewesen, er hatte wie auf Kohlen gesessen. Die Fahrt, die noch nicht einmal eine halbe Stunde gedauert hatte, war ihm vorgekommen wie der reinste Höllentrip. Ständig war er darauf bedacht gewesen, nicht zu seinem Butler hinüber zu sehen, da er sich nicht im Mindesten darüber klar war, wie er ihm nun begegnen sollte. Und diese Tatsache verwirrte ihn am allermeisten. Er hatte geschwitzt, Herzrasen gehabt und war zu keinem vernünftigen Gedanken fähig gewesen.

Eigentlich müsste er jetzt stinkwütend sein, Sebastian mit irgendeiner unangenehmen Aufgabe bestrafen und die ganze Sache vergessen. Aber er konnte nicht. Er hatte einfach noch nicht die Gelegenheit gehabt, in Ruhe über alles nachzudenken. Aber das musste er tun, diese angespannte Stimmung zwischen ihm und dem Dämon zerrte an seinen Nerven.

Sie betraten das Haus und Sebastian nahm ihm wie gewohnt Hut und Mantel ab. Er sprach immer noch nicht.

Was geht nur in ihm vor? Warum ist er so still?

"Sebastian."

Der Butler blickte auf, ihre Blicke trafen sich. Kein Anzeichen des Sturms, der vorhin in den Augen des Dämons getobt hatte, war mehr zu sehen. Zumindest rein äußerlich war Sebastian beherrscht und völlig ruhig. Das wiederum brachte Ciels Gefühle zum kochen.

Dieser Teufel von Dämon! Erst fällt er über mich her und jetzt besitzt er die Frechheit, sich absolut nichts anmerken zu lassen!

Mit wütender Miene lief er an dem Älteren vorbei und sagte barsch: "Ich möchte für die nächste halbe Stunde nicht gestört werden. Wenn ich zu Bett gehen will, rufe ich dich."

"Wie Ihr wünscht, junger Herr."

Auch die Stimme des Butlers verriet nichts über seinen Gemütszustand. Er wirkte so gelassen wie immer.

Mit hoch erhobenen Kopf erklomm Ciel die Treppe, begab sich in sein Schlafzimmer und ließ die Tür mit einem Krachen zufallen.
 

Dampf stieg auf, als das heiße Wasser in die Kanne floss. Zwei Esslöffel Kräutertee rieselten hinterher und ein Deckel wurde oben draufgesetzt. Tasse und Untertasse, ein Löffel, eine Dose Zucker und ein Teller wanderten auf das Tablett.

Die Hände taten ihre gewohnte Arbeit. Ihnen war es egal, ob die Welt morgen unterging, welche Wünsche eine Königin hatte oder welcher Nachbar mal wieder nicht die Hecke geschnitten hatte. Der junge Herr trank oft vor dem Schlafengehen noch eine Tasse Tee, also war es gut, vorbereitet zu sein. Die Teekanne wurde auf das Stövchen gestellt.

Jetzt gab es nichts mehr zu tun.

Keine chaotischen Hausangestellten, die bei jeder guten Absicht doch nur immer das Gegenteil bewirkten. Niemand da zum Ausschimpfen oder Zurechtweisen. Nicht einmal eine Katze gab es hier.

Es gab einfach nichts zu tun.

Sebastian stand minutenlang regungslos in der Küche. Im Geiste ging er alle Tätigkeiten durch, denen er normalerweise nachkam. Doch keine davon war jetzt angebracht. Seine Beobachtungen am Tatort hatte er auch schon zu Papier gebracht.

Und jetzt?

Mit einem ergebenen Seufzen setzte der Butler sich auf einen Stuhl und ließ sie zu. Ließ die Gedanken zu, die er zurückgedrängt hatte, seit Lady Elizabeth mit ihrem Schrei alles zerstört hatte. Oder vielleicht gerettet? Was hätte Ciel getan, wie hätte er reagiert, wenn sie in ihrer Zweisamkeit nicht unterbrochen worden wären?

Sebastian wusste es nicht. Gut, er konnte es sich denken. Ciel hätte sich wahnsinnig über ihn aufgeregt und darauf bestanden, sofort die Heimreise anzutreten. Und wahrscheinlich hätte er ihm irgendeine Strafe auferlegt. Aber was, wenn er anders gehandelt hätte?

Warum hatte er selbst so gehandelt? Das fragte sich Sebastian nun wohl zum hundertsten Mal. Eigentlich hatte er eine einfache Antwort: Weil er es gewollt hatte. Und er wollte es immer noch. Aber er spürte, dass irgendetwas anders mit ihm war. Denn die wichtigere Frage war ja: Warum wollte er es?

Er hatte es immer schon gemocht, Ciel zu reizen, ihn aufzuziehen, sich über ihn lustig zu machen. Menschen konnte man mit so vielem verlegen machen und Ciel wurde immer so schön wütend, was den Dämon sehr amüsierte. Seit einiger Zeit bemerkte Sebastian jedoch, dass er selbst die Scherze immer in eine ganz bestimmte Richtung trieb. Dabei ging es meist um Ciels heranreifende Sexualität. Gerade mit diesem Thema konnte man den jungen Herrn auf die Palme bringen, denn es war etwas, wovon Ciel nichts verstand. Und der junge Graf schätze es nicht, unwissend dazustehen.

Wie dem auch sei - Sebastian hatte sich also über ihn lustig gemacht, ihn verspottet, aber in jüngster Zeit vor allem körperlich gereizt. Ciel konnte es gar nicht mehr verhindern, dass sein junger, impulsiver Körper darauf entsprechend reagierte. Und er hasste es, wenn er die Kontrolle verlor, es fiel ihm außerordentlich schwer, sich fallen zu lassen. Und tiefe Gefühle empfand er selten. Es war also kein Wunder, dass er sich so gegen die Annäherungen des Dämons sträubte.

Aber warum mache ich das? Was empfinde ich dabei? Wäre es eine rein körperliche Lust, müsste ich eigentlich in der Lage sein, sie zu beherrschen.

Nun, Ciel hatte so seine Reize, das war ganz offensichtlich. Und auch ein Dämon kannte bestimmte Bedürfnisse und Begierden. Sie traten meist nicht so offen zutage wie bei Menschen, ein Dämon wusste sich normalerweise gut zu kontrollieren.

Normalerweise... aber ich habe bereits festgestellt, dass ich inzwischen alles andere als normal bin.

Er interessierte sich viel zu sehr für seinen Herrn, das war ungewöhnlich. Frühere Vertragspartner hatte er als Opfer angesehen. Er diente ihnen, brauchte nicht lange, bis er ihre düsteren Wünsche erfüllt hatte und verschlang ihre Seelen. Auch Ciels Seele würde er sich irgendwann einverleiben und er freute sich auf diesen Tag, denn er hatte selten eine so leckere Seele gespürt. Ihm lief allein bei dem Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen.

Aber dieser Tag war noch nicht abzusehen, denn Ciels Rache dehnte sich immer weiter aus und bis sie erfüllt war, würde es dauern. Bis dahin musste er sich also mit dem Jungen abfinden. Und das war nicht mal das Schlechteste.

Tief in seinem Inneren spürte Sebastian, dass er seinen Herrn gern hatte. Er war ihm ähnlich. Ciel hätte einen wunderbaren Dämon abgegeben, er war schon fast so grausam wie die meisten seiner Artgenossen. Und er war ebenso höhnisch und voll von kaltem Vergnügen, wie Sebastian es zuweilen war.

Ciels Körper war, um es gelinde auszudrücken, alles andere als unerotisch. Er war inzwischen recht groß geworden, auch wenn der Dämon ihn noch immer um eine Kopfeslänge überragte, hatte einen schlanken, drahtigen Körper (zum Glück hatte Sebastians stets darauf bestanden, dass der Junge mindestens einer sportlichen Aktivität nachging), aber dennoch wirkte er so zierlich, so zart. Er besaß noch immer die Unschuld eines Kindes, und das verlieh ihm einen ganz besonderen Reiz.

Sebastian grinste, als er an die eine Nacht zurückdachte, in der er seinem Herrn einen ganz besonderen Traum beschert hatte. Unter seinen Händen hatte Ciels Haut sich so unglaublich weich und glatt angefühlt. Er war kaum behaart und Hautunreinheiten waren auch nirgends zu sehen. Und dann diese Augen - ganz besonders schön waren sie natürlich, wenn Ciel die Augenklappe nicht trug. Die verschiedenfarbigen Augen hatten so etwas bedrohliches an sich, sie besaßen den Hauch des Übernatürlichen, der seinen Herrn ihm noch ähnlicher machte.

Und seine Lippen... sie konnten sich zu einem spöttischen Lächeln verziehen, sie konnten die schlimmsten Worte entlassen, wenn sie sich öffneten und der grausamen Zunge dahinter einen Weg ebneten. Und sie waren so weich...

Erst als das schrille Geräusch des Glöckchens Sebastian aus seinen Gedanken riss, merkte er, dass er völlig zusammengesunken war, seine Finger berührten seinen Mund.

Er schalt sich innerlich selbst einen Idioten. Nun hatte er endlich Zeit gehabt, seine innere Ruhe wieder zu finden, und was tat er? Verfiel in Schwärmereien. Das war wirklich erbärmlich. Und nun war ihm die Zeit davon gelaufen und er musste seinem Herrn gegenüber treten, ohne sich selbst wieder unter Kontrolle zu haben. Nach außen hin konnte er natürlich den Anschein erwecken, es wäre alles in Ordnung, denn darin hatte er jahrhundertelange Übung. Aber er konnte nicht vorhersehen, was er sagen würde, sollte Ciel eine Erklärung für sein Verhalten verlangen. Denn er hatte noch keine angemessene gefunden. Oder sollte er ihm vielleicht einfach sagen: "Mein Herr, Ihr habt eine wahnsinnig erotische Ausstrahlung, wollt Ihr mir Euren Körper zur Verfügung stellen?"

Sebastian schüttelte den Kopf und lächelte. Langsam bekam er schlechte Laune von seinen eigenen Gedanken. Vielleicht sollte er irgendetwas töten, um sich abzulenken. War nicht irgendwo ein Hund...? Oder ein geistig verwirrter Shinigami vielleicht...

Erneut bimmelte die Glocke und Sebastian beeilte sich, dem Ruf seines Herrn nachzukommen.
 

Ciel lag seit geraumer Zeit auf seinem Bett und ließ sich die Ereignisse des Abends durch den Kopf gehen, versuchte die wild umher schwirrenden Gedankenfetzen zu ordnen. Obwohl ein neuer Mord geschehen war und Elizabeth sein anderes Gesicht kennengelernt hatte, konnte er im Moment nur an eines denken: Dass Sebastian ihn geküsst hatte.

Immer wieder lief die Szene wie in einer Bandschleife in seinem Kopf ab: Er war leicht betrunken in die Hände von drei Prostituierten gefallen, und als er begann, sich zu wehren, war der Dämon aufgetaucht. Und mit was für einem Gesichtsausdruck er in der Tür gestanden hatte! Ciel fand keine Worte dafür. Dann hatten sie sich gestritten, oder besser gesagt, Sebastian hatte ihn wie ein kleines Kind verspottet, ihm Vorwürfe gemacht. Aber warum? Wieso scherte es den Butler, ob Ciel etwas mit einer Frau hatte oder nicht? Das hatte schließlich nichts mit dem Vertrag zu tun.

Möglicherweise war der Kuss ja die Antwort. Ganz plötzlich war Sebastian ihm so nah gewesen, dass er den Atem des Älteren auf seinem Gesicht gespürt hatte. Und dann hatten sich auch in ihm Gefühle ihre Bahn gebrochen, derer er sich vorher nicht einmal bewusst gewesen war. Er hatte sich über Sebastian geärgert, hatte ihm vorgehalten, er würde die Bewunderung der Frauen genießen. Ciel erkannte, dass ihn der Anblick von Sebastian inmitten der Damen sehr gestört hatte. Daher auch dieser Ausbruch.

Sebastians darauffolgende Worte hatten ihn in die größte Verwirrung gestürzt.

Er sieht mich nicht mehr als Kind an. Aber dennoch behandelt er mich oft genug wie eins.

Und dann der Kuss. Ciels Finger tasteten nach seinem Mund, auf dem er noch immer den Druck von Sebastians weichen Lippen spüren konnte. Es war ein ungewohntes, aber nichtsdestotrotz faszinierendes Gefühl gewesen. Es war ein absolutes Paradoxon: Obwohl Sebastian sich hart an ihn gepresst hatte und seine Zunge gewaltsam in Ciels Mund eingedrungen war, hatte es sich gleichzeitig so weich und gut angefühlt.

Es hat sich gut angefühlt? Unfassbar...

Ciel kannte sich selbst nicht mehr. Aber manchmal meinte er so etwas wie ein Verstehen zu empfinden, als wäre ihm endlich etwas klar geworden, was schon lange in seinem Unterbewusstsein geschlummert hatte.

Ich krieg es einfach nicht zu fassen!

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er krampfhaft versuchte, dieses Gefühl des Erkennens wieder herauf zu beschwören. Es hatte etwas mit dem Kuss zu tun, da war er sich sicher.

Da! Da ist es wieder!

Er spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog. Sein Herz schlug schneller. Mal war es ein angenehmes Gefühl, dann tat es wieder weh. Er konnte es einfach nicht verstehen. Und das machte ihn rasend.

Ich will es jetzt wissen! Und Sebastian wird mir jetzt Rede und Antwort stehen für das, was er mir angetan hat!

Ciel gebot seinen Gedanken Einhalt und zwang sich zur Ruhe. Seine Hand griff nach der Kordel, die das Glöckchen in der Küche betätigen würde. Er zog daran und wartete.

Wo bleibt dieser Bastard nur?

Ungeduldig läutete er erneut und stand von seinem Bett auf. Er wollte Sebastian erhobenen Hauptes entgegentreten.
 

Es klopfte leise an der Tür. Ciel holte tief Luft, sein ganzer Körper war bis in die Zehenspitzen angespannt. Sein Stimme klang gepresst, als er Sebastian herein befahl.

Langsam öffnete sich die Tür und der Butler trat ein, ein Tablett auf dem Arm. Ohne Ciel eines Blickes zu würdigen trug er dieses zur Kommode und stellte es ab.

"Wünscht Ihr noch einen Tee zu trinken, junger Herr?"

Ciel starrte auf den Hinterkopf des Dämons.

Wie bitte?!

"Sebastian!", rief er barsch. "Vergiss den Tee, dreh dich um und komm näher!"

Sebastian tat, wie ihm geheißen, und stand schließlich nur noch drei Schritte von seinem Herrn entfernt. Er hatte den Blick geradeaus gerichtet, vermied aber den direkten Augenkontakt, sehr zu Ciels Missfallen.

"Hast du mir irgendetwas zu sagen, Dämon?"

Das übliche kühle Lächeln huschte über Sebastians Gesicht.

"Was wollt Ihr denn hören, junger Herr?"

"Ich will wissen, was zum Teufel noch mal in deinem verdammten Kopf vorgeht! Was sollte dieser Ausbruch vorhin? Ich habe dich noch nie so die Kontrolle verlieren sehen!"

"Das liegt daran, dass ich noch nie so die Kontrolle verloren habe. Und wie ich Euch bereits gesagt habe, fehlt auch mir eine richtige Erklärung dafür. Und die, die ich vielleicht hätte, wollt Ihr mit Sicherheit nur ungern hören, junger Herr."

Ciel wurde immer wütender. Warum bekam er keine klare Antwort? Mit einem zornigen Knurren riss er sich seine Augenklappe vom Kopf, warf sie achtlos zu Boden und überwand die kurze Entfernung zwischen sich und seinem Butler mit wenigen Schritten.

Erst jetzt, als er direkt vor ihm stand, konnte Sebastian ihn nicht weiterhin ignorieren.

Ihre Blicke trafen sich.

Und Ciel blieb seine Frage im Hals stecken. Stocksteif sah er zu diesem wunderschönen Teufel auf, der ihn ernst und ohne die Miene zu verziehen betrachtete. Wieder knisterte die Spannung durch die Luft, prallte von einem Körper zum anderen und wieder zurück.

Bevor er sich selbst daran hindern konnte, wanderte Ciels rechte Hand langsam nach oben, berührte vorsichtig mit den Fingerspitzen Sebastians Lippen. Er konnte fühlen, wie der Ältere unter der Berührung leicht zitterte.

In Ciels Hals saß ein riesiger Kloß, der auch durch ein kräftiges Schlucken nicht verbannt werden konnte.

"Warum hast du ... warum hast du mich... geküsst, Sebastian?", fragte der Junge leise und mit rauchiger Stimme.

Sebastian gab allmählich seine gelassene Fassade auf. Sein Blick tauchte tief in den seines Herrn ein und er antwortete wieder mit einer Gegenfrage:

"Warum wollt Ihr das wissen, mein Herr? Wieso ist es Euch so wichtig?"

Ciel erstarrte, während seine Hand an der Wange des Dämons ruhte. Wieso es ihm wichtig war? Na, ganz einfach weil... Er wollte es eben wissen! Er wollte es unbedingt wissen. Und er wollte...

"Hat es Euch gefallen?" Gemächlich griff Sebastian nach Ciels Hand an seinem Gesicht, hielt sie fest.

Ciel wollte schon patzig antworten, dass es ihm nicht im Geringsten gefallen hätte, aber seine Zunge gehorchte ihm nicht. Offenbar konnte sie nicht mehr lügen. Dafür formte sie andere Worte, übernahm die Kontrolle über Ciels verwirrten Geist.

"Ich weiß es nicht..."

Autsch!

Er hatte sich kräftig auf die Zunge gebissen. Dieses dumme Biest wurde langsam lästig!

Sebastian lächelte finster.

"Ihr wisst also nicht, ob es Euch gefallen hat, und ich weiß nicht, warum ich es getan habe." Er beugte sich langsam zu Ciel herunter und sah ihm ohne zu blinzeln in die Augen.

"Vielleicht sollten wir unser beider Erinnerungen auf die Sprünge helfen."

Oh Gott, oh Gott, oh Gott....

Ciel wollte schreien, aus dem Zimmer rennen, Sebastian rausschmeißen, irgendetwas kaputt machen oder sich die Haare ausreißen. Er war von sich selbst entsetzt, von dem eigenen Verlangen, dass er immer stärker in sich kochen spürte. Er wollte...

Plötzlich fühlte er sie wieder. Die weichen und doch festen Lippen seines Dämons. Er wusste nicht, ob er sich bewegt hatte oder der andere, aber das war jetzt auch egal. Es war so verlockend einfach, das Denken aufzugeben.

Sein Arme schlangen sich um Sebastians Hals, während er gleichzeitig den Druck von dem starken Griff des Dämons in seinem Rücken fühlte. Ihre Körper trafen wie Magnete aufeinander, passten sich perfekt an den anderen an. Ciel wusste nicht mehr, wie ihm geschah, Sebastian war überall. Seine Hände streichelten Ciels Rücken, die Schultern, die Hüfte, wieder den Rücken. Dann hielten sie den Kopf des Jungen fest und drückten ihn noch näher an Sebastian heran. Automatisch legte Ciel seinen Kopf etwas zur Seite, und er spürte, wie Sebastian dasselbe tat. Ihr Lippen öffneten sich gleichzeitig und die Zungen drangen tief in den Mund des anderen vor, umschlangen sich und tanzten miteinander.

Das Gefühl war unbeschreiblich. Sie küssten sich und konnten einfach nicht aufhören. Laut dröhnte das eigene Keuchen in Ciels Ohren, sein Atem ging heftig und auch Sebastian stöhnte hin und wieder in seinen Mund hinein. Der Griff des Jüngeren wurde immer fester, er zog sich zu seinem Butler hinauf, wollte ihm noch näher sein.

Näher... enger... wärmer...

Ihre Beine hatten sich inzwischen selbstständig gemacht und waren miteinander verschlungen. Sie stolperten ein wenig, und mit einem lauten Poltern knallte Sebastians Rücken an das große Regal, in dem es gefährlich wackelte und klirrte.

Keiner der beiden nahm davon Notiz. Sie hatten ihre Stütze und konnten sich nun voll aufeinander konzentrieren.

Luft...

Aufstöhnend befreite sich Ciel von Sebastians Lippen, ließ die Augen aber geschlossen und legte seufzend den Kopf in den Nacken, als der Dämon sich an seinem Hals zu schaffen machte und hingebungsvoll mit seiner Zunge darüber strich.

Kein Denken mehr, keine Pläne und Überlegungen, keine Vorwürfe oder Zweifel.

Nur noch Fühlen. Spüren. Genießen. Fallen... Hätte Sebastian ihn nicht festgehalten, wäre Ciel bestimmt zu Boden gerutscht. So lehnte er sicher in den Armen seines Butlers und ließ sich von dessen Zunge verwöhnen. Auch seine Lippen blieben nicht untätig und legten sich immer wieder auf Sebastians Wange und Stirn.

Die großen Hände an seinem Rücken wanderten tiefer, streichelten die Hüfte und seinen Po. Seit sich die Lippen das erste Mal getroffen hatten, war in ihm dieses Kribbeln gewesen, das nun rasch stärker und zu einem ausgewachsenen Orkan in seinem Körper wurde. Schauer rieselten über seine Haut, die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf und er stieß ein lautes Keuchen aus. Auch Sebastians Atem ging sehr schnell, seine Lippen fanden den Weg zu Ciels zurück und fingen sie mit einem stöhnenden Knurren ein.

Diese teuflische Zunge würde Ciel um den Verstand bringen, wenn das so weiterging.

Ciel wurde von Empfindungen überschwemmt, die ihm allesamt sehr neu waren, und allmählich registrierte sein Körper das auch. Ihm war mal heiß, dann wieder kalt, er zitterte und begann sich unter Sebastians fordernden Händen zu winden. Aber auch der Dämon schien das Denken für den Moment aufgegeben zu haben, oder er hatte sich mit Absicht der Kontrolle seiner inneren Gier unterworfen.

Erst als Ciel merkte, wie sich vorwitzige Finger an seiner Kleidung zu schaffen machten, fing sein Kopf wieder an zu arbeiten. Und er bekam Angst. Was geschah hier mit ihm?

Hilfe... Ich... das geht zu schnell... nicht...

Seine Hände drückten sich gegen Sebastians Brust, was dieser ignorierte.

Ciel musste all sein Kraft aufbringen, um sich von Sebastians Mund los zu reißen.

"HALT!"

Sebastian lehnte sich ein wenig zurück, um seinem Herrn in die Augen sehen zu können, während seine Arme den Körper des Kleineren nach wie vor gefangen hielten. Er keuchte ein wenig, schaffte es aber dennoch, gelassen zu sprechen.

"Warum haltet Ihr mich auf, mein Herr?", fragte er leise und lächelte anzüglich. "Ihr scheint meinem Körper alles andere als abgeneigt zu sein."

"Ich will das nicht hören, Sebastian!" Er versuchte, seine Stimme zornig klingen zu lassen, versagte aber kläglich.

Sebastian lehnte sich vor, führte seinen Mund nah an Ciels Ohr heran. Der Junge spannte sich unwillkürlich an.

"Was wollt Ihr dann hören, mein Herr?", hauchte der Dämon und leckte frech über das zarte Ohrläppchen. "Seid Ihr wirklich so naiv, dass Ihr nicht merkt, was Euer Körper verlangt, oder wollt Ihr es gar nicht bemerken?" Seine Stimme klang unwiderstehlich verführerisch: "Gebt auf."

"Du Bastard!", spie Ciel wütend aus und stemmte seine Hände wieder gegen die Brust des anderen. "Lass mich gefälligst los! Es steht dir nicht zu, so mit mir zu sprechen, Dämon!"

"Das schert mich momentan herzlich wenig." Sebastian kicherte finster und ließ Ciel seine rot glühenden Augen sehen. "Ihr habt meinen Kuss mit solcher Leidenschaft erwidert, dass ich annahm, mir stehe jetzt noch viel mehr zu, als nur mit Euch zu sprechen."

Ciel wurde kochend heiß, er lief rot an und schwitzte, zitterte... Was der Dämon gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Er hatte den Kuss erwidert. Er hatte ihn vielleicht sogar begonnen. Was war ihm vorhin noch durch den Kopf gegangen?

Ich wollte ihn küssen...

Übelkeit stieg in ihm auf, ihm wurde fast schwarz vor Augen.

Sebastian schien zu erraten, was in ihm vorging. Sein Grinsen wurde breiter.

"Seid Ihr endlich einmal ehrlich zu Euch?"

"Das geht dich einen Dreck an, Sebastian", sagte Ciel leise und kalt, sein Gesicht war sehr blass. "Es kann dir völlig egal sein, ob ich ehrlich zu mir bin oder nicht. Es sind meine Gefühle und über die wirst du nicht bestimmen. Niemand kontrolliert mich."

Sebastian sah ihn nun ebenso kalt an. "Dann befehlt es mir, junger Herr."

Schweigen. Einige Sekunden sahen sich die beiden nur in die Augen, verharrten in der Umarmung, musterten sich prüfend.

Ciel schluckte hart, befeuchtete seine Lippen.

"Lass mich los. Das ist ein Befehl."

Der Klammergriff in seinem Rücken löste sich und er stolperte ein paar Schritte rückwärts.

So standen sich Herr und Butler gegenüber, ihr Atem war immer noch unruhig, die Blicke abschätzend, als wüssten sie nicht, was nun zu tun wäre. Sebastian nahm Haltung an und verbeugte sich knapp.

"Wünscht Ihr nun zu schlafen, junger Herr?"

Nur ein Flüstern kam über die Lippen: "Ja, aber ich werde mich selbst umziehen. Geh jetzt."

Von Sebastian erntete er für diesen Satz einen ausgesprochen düsteren Gesichtsausdruck, und mit eisigem Tonfall antwortete er:

"Yes, my Lord."

Dann verließ er das Schlafzimmer.

Ciel fiel auf das große Himmelbett, zerrte an seiner Kleidung und kroch schließlich nur noch mit Unterwäsche bekleidet unter die Bettdecke.

Sein Inneres war furchtbar aufgewühlt, es kam ihm vor, als hätte sich seine gesamte Welt schlagartig auf den Kopf gedreht. Er hatte nach Antworten gesucht, hatte von Sebastian eine Erklärung hören wollen. Und was war passiert?

Plötzlich sah er wieder das Bild seiner Eltern in dem kleinen Medaillon vor sich. Und ihn überkam wieder dieses eine bestimmte Gefühl, das er damals nicht hatte benennen können. Er konnte es auch jetzt noch nicht, aber mit einem leichten Schauer, der ihm den Rücken hinunterlief, erkannte er, dass dieses Gefühl demjenigen ähnelte, das er hatte, wenn er an Sebastian dachte und an das, was eben geschehen war.

Sein Herz pochte und zog, sein Puls ging schnell und ihm wurde heiß. Er spürte ein starkes Kribbeln zwischen den Beinen und erinnerte sich an seinen Traum. Damals waren beim Onanieren Sebastians rote Augen in seinen Gedanken aufgetaucht.

Das ist einfach unmöglich, dachte Ciel fassungslos. Ich habe nie irgendjemanden begehrt, weder körperlich noch sonst wie.

Aber er konnte die Tatsache nicht länger ignorieren, dass er sehr heftig und unkontrolliert auf Sebastians Annäherungen reagierte. Und das auf eine Art, die er sich nie hatte vorstellen können.

Obwohl ihn diese Erkenntnis anwiderte und er sich in seinem Stolz sehr verletzt fühlte, wurde er sich langsam einer gewissen Sehnsucht bewusst. Wenn er alles andere ausblendete, sah er nur noch Sebastians Gesicht vor sich, spürte dessen feste, weiche Lippen auf seinen, die heiße, feuchte Zunge in seinem Mund, die starken Hände auf seinem Rücken. Und es fühlte sich unglaublich gut an.

Ihm kam eine Idee. Er zögerte noch etwas, schämte sich entsetzlich, aber dann griff er nach seinem steifen Glied und bewegte seine Hand auf und ab. Dabei rief er sich bewusst die Empfindungen in Erinnerungen, die ihm bei seinem Intermezzo mit dem Butler gekommen waren.

Es dauerte nicht einmal zwei Minuten und er ergoss sich mit einem unterdrückten Stöhnen in seine Hand.

Mit weit aufgerissenen Augen lag er keuchend in seinem Bett, zitterte unter den Nachwehen des heftigen Höhepunkts, den er eben erlebt hatte.

Sein kleines Experiment hatte ihm die Antwort gegeben, vor der er sich gefürchtet hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2010-11-30T16:16:34+00:00 30.11.2010 17:16
... Mir fehlen wirklich die Worte!
Ich kann mich den anderen nur anschließen!
Dieses Kapitel ist einfach nur wahnsinn!
Erst mal wie du die Gefühle wieder beschreibst! Du kannst das sooo was von gut! Ich bin wirklich hin und weg!
Und dann natürlich der Höhepunkt <333
Oh Gott... du hast da so viel Spannung und Erotik rein bekommen.
Es ist wirklich wunderbar und hammer schön zu Lesen.
Du bist eine tolle Schreiberin und ich werde mit jedem Satz mehr Fan von dir XD
Zu schade nur, dass Ciel ihn rausgeschickt hat! Es hätte noch so eine schöne Nacht werden können *gg*
Aber ich hoffe er wird sich jetzt langsam seiner Gefühle bewusst!
Waaa ich kann nur nochmal sagen - eine der besten FF die ich in der letzten Zeit gelesen habe! <333
Von:  Eissee
2010-10-02T20:53:55+00:00 02.10.2010 22:53
x333 Mwoooahr...Hab deine FF jetzt bis hierhin in einem Rutsch gelesen,
man is das fesselnd xD Da kommt man ja selber nich mehr klar im Kopf bei so purer Erotik x33~~
>_> Jetzt bin ich ja mal gespannt, was als nächstes passiert.
Is ja schon voll niedlich, wie Ciel so die Welt der Gefühle entdeckt und nicht weiß wie ers benennen soll ^.^ Naja is ja schon irgendwo klar, wenn mans nie kennen gelernt hat :'(
Naja und was den Mordfall angeht, keine Ahnung wer der Mörder ist, is aber schon a wenig eklig O_O *grusel* Ich bin doch so leicht zu schocken >-< Will mir nich vorstellen wie sowas weh tut!!

Nun denn ich brenne darauf ein weiteres Kapitel zu lesen x3 !!
Von:  Yuky
2010-09-30T20:30:42+00:00 30.09.2010 22:30
Einfach Genial!
Endlich haben die beiden mal was miteinander!!!xD

Im anime kam es ja leider nicht dazu =(

Bitte mehr!
Jetzt schau ich warscheinlich täglich ob du weiter geschrieben hast!xDDD

*gummi bärchen aufen tisch stell*
und tschüss
Von: abgemeldet
2010-09-27T13:49:24+00:00 27.09.2010 15:49
HA! wusst ich doch
sebstian war das mit den traum gewesen
also das er seine finger nich von ciel lassen kann während er schläft
also wirklich das hätt ich nich von dir gedacht sebastian XD
pfui schäm dich XD
fass doch ciel lieber an wenn er beim bewusstsein is
ich glaube das bringt mehr spaßfaktor
aber es ist auf der einen seite immer noch ein bisschen deprimierend
s:Auch Ciels Seele würde er sich irgendwann einverleiben und er freute sich auf diesen Tag
man er gesteht sich zwar ein das er ciel irgenwie mag aber okay er ist ja ein dämon...
trotzdem isses deprimierend
und ciel is auch nich besser
sebastian hat also nur halb recht
er ist zwar körperlich erwachsen geworden aber reifer ist er trotzdem nicht...
fragt sich was das für ein gefühl is, tss...
aber es sei ihm vergeben aber ich bin gespannt wann er sich seine gefühle eingesteht und wann er es begreift ^^
bin schon gespannt wie du das machst und in welcher situation die beiden dann gerade sind :)
und in der situation wo ciel gerade sebastian gerufen hat und sebby ihn nicht in die augen schaut... nein das kann eigentlich nciht sein... schämt er sich etwa???
wie süß wäre das den XD
und dann küssen sie sich wieder *hach*
und dann... artet es ein bisschen aus *verlegen hust*
und am ende... begreift er jez seine gefühle zu sebastian oder nicht?
naja *schulterzuck* ich erfahre es dann ja im nächsten kappi oder?
lg kashi~*
Von:  Advertisement
2010-09-24T01:24:32+00:00 24.09.2010 03:24
[irgendwie hab ich das vorgestern voll verpasst. xd Aber irgendwas sagte mir, du hast schon ein neues Kappi on, also schaute ich nochmal nach und siehe da =D *freude* ]

" Achtung, absolute Kitschgefahr!^^ "

...
*drools*
Toll =D

*lesen geht*

Awww..~
Das war einfach nur toll. <3
So schön detailliert beschrieben und so bildlich. Ich konnte mir die Szene förmlich in meinem Zimmer vorstellen. :D
[...awwww |D ]

Ich muss zugeben, ich war während der Wartezeit auf dieses kapitel auf fanfiction.net unterwegs, weil ich mehr lesen wollte. Aber die haben mir nicht mal einen kleinen Teil gegeben, den deine FF gibt. Die waren alle so scheinbar lieblos und einfach geschrieben. Ich mag's eher, wenn die Stories komplex sind. <3

...ich fand das ende so.. 'niedlich'. xD
"Sein kleines Experiment" ...ehm ja, xD

Sehr heißes Kappi. <3
Von:  Baka-tan
2010-09-23T13:38:05+00:00 23.09.2010 15:38
Wow,ganz ehrlich ich hab mich wie ein kleines Kind gefreut
als ich gesehen habe das ein neues Kapitel online ist! :D
Und es war wieder so fesselnd das ich diesmal total
nah am Bildschirm hing >.<"
Es ist wieder supiiii geworden und ich freu mich immernoch
das es endlich da ist xD
Ganz ehrlich,du solltest Autorin werden x3
Die geschichten sind so spannend und fesselnd,selbst wenn
ich jetzt zu spät zu meinem Unterricht komme,das musste ich jetzt einfach lesen. Und wiedermal beweist es das es in meiner Favo liste sein MUSS. XD
Und das ich es lesen MUSS XDDDD
Es ist wirklich super und ich kann einfach nur wow
sagen und es unbedingt weiterempfehlen!!
Die geschichte ist wirklich etwas was man gelesen haben muss
oder mindestens einmal riengeschaut haben muss!
Ich werde auch weiterhin auf die Geschichte
achten und jedes neue Kapitel lesen&Kommentieren.
Auch empfehle ich es Freunden unbedingt wieter x3333333
lg
Neko-chan :D




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