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Glaube

...
von

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Gefunden

„All diese Herzen... Kingdom Hearts... lass sie frei...“

„Kingdom Hearts... freilassen?“

„...“

„Wer ist da?“

„...“

„...Ich träume nur...“

„...“

„Da ist Niemand...“
 

Im Schloss, das niemals war, gab es einen Raum, der von den Organisationsmitgliedern einfach als Runder Raum bezeichnet wurde. In diesem Raum standen dreizehn hohe Throne. Je höher der Thron war, desto höher war die Stellung des daraufsitzenden Mitgliedes in der Organisation. Auf dem höchsten Thron saß der Anführer der Organisation, Xemnas, und schien mit geschlossenen Augen auf jemanden zu warten.

Aus einem dunklen Portal erschien ein paar Throne weiter links von Xemnas ein blauhaariger Mann mit einer x-förmigen Narbe auf der Stirn.

Xemnas öffnete die Augen.

„Was gibt es? Hast du Roxas zurückgebracht?“, hallte seine tiefe Stimme durch den Raum.

„Noch nicht, Sir. Aber er war vor kurzer Zeit offensichtlich wieder hier in unserer Welt.“, antwortete Saix.

„Offensichtlich? Heißt das, du weißt es nicht?“ Der Anführer sah zu dem (eigentlich) stärksten Mitglied unter seinem Befehl, das gleichzeitig auch für die anderen Mitglieder Missionen erteilte und seinen Willen ausführte. Jedoch war er momentan nicht besonders gut auf den Blauhaarigen zu sprechen, da dieser Roxas nicht aufhalten konnte, als er das Schloss verließ.

„Nun, es ist wahrscheinlich. Er hat vor dem Wolkenkratzer der Erinnerung mit jemandem gekämpft. Da wir seine Aura nicht gespürt haben war es mit Sicherheit jemand, der unseren Mantel trägt und nicht zu uns gehört.“, sagte Saix.

„Dann war es wohl Riku...“

Saix nickte. „Wir können auch nicht genau sagen, ob es wirklich Roxas war, durch den Organisationsmantel kann man die Aura des Trägers nicht auf große Entfernungen wahrnehmen. Aber an der Stätte des Kampfes hing sein Geruch noch in der Luft, auch wenn der Regen ihn fast aufgelöst hatte“

„Ich bin sicher, er war es.“, sagte Xemnas und lächelte kurz finster. „Er will bestimmt zurückkommen und uns erledigen. Sag, Saix, weißt du, wer zwischen dem Kampf von Roxas und Riku als Sieger hervorging?“

„Das untersuchen wir noch, Sir. Wir fanden noch Anzeichen einer enorm mächtigen Aura der Finsternis, aber diese hat unsere Welt bereits verlassen. Ich sage Euch bescheid, wenn wir näheres wissen.“

„Nun gut, du kannst gehen.“

Doch Saix schien noch etwas sagen zu wollen, da er nicht verschwand. „Verzeiht, Lord Xemnas, aber wie habt Ihr vor, Roxas wieder auf unsere Seite zu ziehen? Selbst wenn wir ihn zurückbringen wird er uns nicht mehr gehorchen und seine Stärke könnte zu einem Problem werden.“

Mit einem leisen Lachen schloss der Superior erneut die Augen. „Ich habe mir da schon etwas überlegt. Da ich das Kopierprogramm nicht erneut starten will, nur um ein Schlüsselschwert zu kopieren, müssen wir einfach Roxas manipulieren, am besten sein Gedächtnis ein wenig auseinanderpflücken und ihn zu unserem willenlosen Diener machen. Aber dazu fehlt uns ja eine gewisse kleine Hexe...“

Wieder nickte der Blauhaarige. „Naminé... aber sie ist seit der Sache im Schloss des Entfallens verschwunden. Außerdem scheint sie ihre Aura löschen zu können, sonst hätten wir sie bei unseren Missionen in den Welten schon längst gefunden.“

„Dann werden wir sie nun konzentrierter suchen. Ohne sie müssten wir Roxas, sobald wir ihn haben, einsperren und so nützt er uns nicht. Und Sora ist immer noch nicht erwacht, vielleicht wird er es auch nicht, da seine Erinnerungen nun in Roxas gefangen sind, auf ihn brauchen wir also nicht zu warten, damit er Herzlose vernichtet.“ Xemnas öffnete die Augen wieder und sah Saix wieder an. „Saix, geh zu Axel und sag ihm, er soll Naminé finden, herbringen und erst zurückkommen, wenn er sie hat. Falls er ihn findet soll er auch Roxas fangen, und zwar mit allen Mitteln. Ich werde keine weiteren Fehlschläge mehr erdulden.“

„Jawohl, Lord Xemnas.“, sagte Saix, neigte den Kopf und verschwand.

Der Superior lehnte sich in seinem Thron zurück, wieder mit geschlossenen Augen. „Wie lange noch... Kingdom Hearts? Wann kann ich endlich Eins mit dir werden...?“
 

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag Axel in seinem Zimmer auf dem Bett, starrte die Decke an. Roxas war jetzt schon vier Tage weg. Der Rotschopf seufzte. Ohne das gemeinsame Eisessen mit dem blonden Jungen nach der Arbeit fehlte ihm etwas... und alleine da auf diesem Turm zu sitzen und Eis zu essen machte keinen Spaß. Wo Roxas jetzt wohl steckte? Bestimmt würde es nicht mehr lange dauern bis die Organisation ihn wieder zurückgebracht hätte.

Mit einem genervten Stöhnen setzte Axel sich auf, als er hörte wie jemand die Tür aufstieß und in sein Zimmer geschritten kam. Er wusste, wer es war, auf die Weise kam nur einer rein.

„Kannst du dir nicht endlich merken, dass du anklopfen sollst?“, fragte der Rotschopf seinen Besucher und sah mit leicht verengten Augen zu ihm hinüber.

„Ich habe einen Auftrag von Lord Xemnas für dich.“, sagte Saix, Axels Beschwerde ignorierend.

Leise fluchend schwang Axel die Beine über die Bettkante und sah etwas mürrisch auf. „Ach, von Lord Xemnas persönlich? Lass hören.“

„Du sollst Naminé finden und herbringen.“

Nun lachte die Nummer VIII ungläubig auf. „Ich soll das Vögelchen suchen, dass keiner finden kann? Wir halten schon seit der S.d.E.-Sache Ausschau nach ihr und jetzt plötzlich soll ich sie suchen gehen, wo sie doch überall stecken könnte? Das ist doch ein Witz, Alter.“

„Nein, ist es nicht, und du sollst erst zurückkommen, wenn du sie gefunden hast.“

Kopfschüttelnd stand Axel auf und gestikulierte kurz genervt mit der Hand. „Toll, das heißt also, ich kann heute nicht in meinem Bett pennen. Ich hasse solche Dauermissionen.“

„Und diesmal lässt du sie nicht entkommen.“, sagte Saix mit finsterem Blick, den Axel dann sofort mit einem Ähnlichen erwiderte, und ernst wurde.

„Willst du mir etwa vorwerfen, ich hätte Naminé damals entkommen lassen oder wie darf ich das verstehen, hm?“, sagte der Rotschopf und verschränkte die Arme.

„Ich wüsste nicht, dass ich diese Worte benutzt habe.“

„Aber bestimmt hast du sie gedacht, nicht wahr?“ Erneut schüttelte die Nummer VIII den Kopf und ging nun an der Nummer VII vorbei. „Ich breche dann mal auf.“

„Einen Moment noch.“

„Was denn noch?“, knurrte Axel und wand sich Saix erneut zu, der ihn ausdrucklos musterte.

„Wenn du ihm über den Weg läufst, dann fange Roxas. Selbst, wenn du Gewalt anwenden musst, hast du verstanden?“, sagte der Blauhaarige leise.

Für eine Nanosekunde entglitten Axel fast alle Gesichtszüge, aber er ließ sich nichts anmerken. Er sollte Roxas fangen? Mann, warum bekam immer er die Scheiß-Jobs? Wollte die Organisation so seine Treue prüfen, indem er seinen Freund bekämpfte und zurückbrachte, nur weil er bei dem Kleinen ein wenig parteiisch war? ...Vermutlich...

Wortlos ging Axel weiter, doch Saix hielt ihn plötzlich am Arm fest. „Hast du verstanden, Lea...?“, fragte er wieder, diesmal jedoch leicht drohend.

Stille, in der die Nummer VIII stumm auf die Hand des Anderen starrte. Dann ließ Saix Axel so unvermittelt los, als hätte er sich verbrannt. Der Rotschopf fixierte die Nummer VII mit kalten, grünen Augen.

„Nenn mich nicht mehr bei diesem Namen... du hast dich zu sehr verändert, als dass du das noch dürftest..."

Und mit diesen Worten schritt er weiter, verschwand kurz darauf in einem dunklen Portal.

Saix sah auf die Stelle, an der Axel verschwunden war, schüttelte leicht seine durch den Handschuh verbrannte Hand.

„Nicht nur ich habe mich verändert, sondern auch du... unser Plan ist jetzt nur noch ein schöne Vorstellung... wenn dir die Vergangenheit nichts mehr bedeutet, dann soll es wohl so sein...“
 

„Hey! Was treibst du hier?!“

Von der lauten Stimme aufgeweckt, schreckte Roxas von seinem Schlafplatz hoch und stürzte gleich darauf zu Boden. Was? Wer? Und wo? Roxas brauchte ein paar Minuten, um zu begreifen wo er war. Natürlich... in Twilight Town... an einem Ort, der eigentlich der Treffpunkt von drei Jugendlichen war...

Und eben diese Drei standen jetzt vor ihm und Roxas sah noch etwas schlaftrunken zu ihnen auf.

„Ich frag dich nochmal: Was treibst du hier? Wer hat dir erlaubt in unseren Treffpunkt einzudringen?!“, sagte einer der zwei Jungs, dessen Haare vom Kopf abstanden und der Roxas bekannt vorkam, was aber offensichtlich bei dem Jungen nicht der Fall war. „Rede, oder...!“

„Hayner, jetzt komm mal wieder runter.“, sagte das braunhaarige Mädchen neben ihm und verdrehte die Augen.

„Aber der Typ ist hier eingedrungen, das Schloss war aufgebrochen!“, brüllte Hayner und gestikulierte wild mit den Armen.

„Eigentlich ist das nicht der Fall...“, sagte der Dritte, ein etwas rundlicherer Junge, der Roxas ebenfalls bekannt vorkam, und kam zu ihnen gelaufen, hielt das Vorhängeschloss in der Hand, welches Roxas gestern einfach mit dem Schlüsselschwert geöffnet hatte. „Keine Anzeichen von Gewaltanwendung...“

„Was? Dann hast du nicht richtig abgeschlossen, Pence!“, schrie Hayner weiter und machte Anstalten, sich auf den anderen Jungen zu stürzen.

„Hab ich nicht, ich schwörs – ARGH!“

Etwas verdutzt und immer noch nicht ganz auf der Höhe sah Roxas, wie sich die beiden nun eine Art Prügelei lieferten. Jedoch wirkte es... lächerlich...

„Beachte die Beiden gar nicht.“, sagte das Mädchen und lächelte den Niemand an. Dann veränderte sich ihr Blick und sie schien erstaunt. „Oh, hey, kennen wir uns nicht?“

„Öh, irgendwie schon...“, meinte Roxas und stand vom Boden auf. „Ich hab mal dieses komische Ballspiel von euch mitgemacht...“

Die Braunhaarige legte kurz den Finger an die Lippen, als würde sie nachdenken, und dann stieß sie einen kurzen Schrei aus, der Hayner und Pence hinter ihr in ihrer ‚Prügelei‘ inne halten ließ.

„Aber ja, du bist doch derjenige, der 300 Punkte beim Balljonglieren erreicht hat und damit Hayners und Cifers Rekord beide überboten hat und das beim ersten Versuch! Mann, das war eine Leistung. Wir haben uns ja sehr lange nicht mehr gesehen. Weißt du meinen Namen noch? Ich heiße Olette, freut mich, dich wiederzusehen. Wie heißt du denn nochmal?“, sagte das Mädchen und lächelte Roxas wieder an, der gerade etwas Mühe hatte mitzuhalten.

„Öh, ja, freut mich auch... Ich bin Roxas.“, brachte er nur heraus und nickte kurz.

„Was? Das ist der Kerl von damals? Rucksack oder wie der hieß?“, fragte Hayner und trat, Pence im Schwitzkasten, neben Olette und musterte den Niemand von oben bis unten kritisch. „Ach ja, jetzt erkenn ich dich an deiner komischen Kluft wieder. Alles fit?“

„Hayner...du... erwürgst mich...!“, keuchte Pence.

„Geschieht dir Recht, wenn du nicht abschließt!“

„Es ist nicht seine Schuld.“, sagte Roxas hastig. „Ich hab das Schloss aufgemacht, er kann nichts dafür, wirklich.“

Etwas verdutzt sah Hayner den Blonden noch einige Sekunden an und ließ Pence dann los, der keuchend auf die Knie sank. Dann verschränkte der Junge die Arme.

„Dann erklär uns jetzt mal, warum du hier eingebrochen bist.“, wollte er wissen.

„Naja... ich wollte mich hier ausruhen... tut mir Leid...“, murmelte Roxas und senkte den Blick.

„Ausgerechnet hier? Hast du keine Zuhause oder so?“

„Hayner!“, empörte sich Olette und sah ihren Freund böse an.

„Stimmt doch, warum pennt er hier?“, fragte Hayner trotzig.

„Tut mir Leid... es kommt nicht wieder vor...“, sagte Roxas, der nun am liebsten Verschwinden wollte. Er hatte noch was vor... er konnte sich nicht hier aufhalten lassen. „Ich geh mal besser.“

Die anderen Drei sahen ihn verwirrt an, als er sich in Bewegung setzte und an ihnen vorbeimarschieren wollte, doch nach nur einem Schritt durchzuckte Roxas ein plötzlicher Schmerz im ganzen Körper und ihm wurde schwindlig.

„Was...?“, stöhnte er und fiel auf die Knie, presste seine Hand an seine Seite.

„Hey! Was hast du?“, fragte Olette besorgt und kniete sich neben ihn.

Roxas hörte sie nicht, sein Atem ging stoßweise, er fühlte sich sehr erschöpft. Waren seine Verletzungen von dem Kampf mit diesem Typ gestern etwa noch nicht geheilt? Aber sonst waren Wunden bei ihm doch immer über Nacht verheilt, egal wie schwer sie gewesen waren. Das war doch bei allen Niemanden so.

Natürlich... der Kerl hatte ihn hauptsächlich mit dem Schlüsselschwert getroffen... das war enorm effektiv bei ihm als Niemand... kein Wunder, dass er jetzt immer noch so am Ende war.

Roxas merkte gar nicht, wie das Mädchen, welches neben ihm am Boden kniete, vorsichtig unter seinen Mantel griff und die Hand zu der Stelle führte, auf die Roxas seine Eigene gepresst hatte. Aber als sie die Stelle berührte, zuckte er vor Schmerz kurz zusammen und starrte sie an.

Olette betrachtete erschrocken ihre Hand, an der etwas Rotes klebte.

„Du blutest ja, du bist verletzt!“, rief sie entsetzt.

„Das ist nichts, es ist nur ein Kratzer...“, meinte Roxas und wollte sich erheben, scheiterte jedoch kläglich, da Hayner ihn nicht ließ und ihn stattdessen wieder auf das Sofa bugsierte. Verwirrt blinzelte Roxas zu ihm hoch.

„Wow, schön hiergeblieben. Du kippst doch sowieso gleich wieder um. Pence, hol den Erste-Hilfe-Kasten.“, sagte Hayner.

Roxas verstand nicht... sie wollten ihm helfen? Warum? Eigentlich kannten sie ihn doch gar nicht, eigentlich konnte er ihnen doch gestohlen bleiben... er verstand nicht...

„Warum...?“; fragte Roxas einfach nur, als Pence, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte, mit einem weißen Kasten, auf dem ein rotes Kreuz war, angelaufen kam.

„Wie ‚warum‘? Wenn jemand verletzt ist, dann hilft man ihm doch. Das versteht sich von selbst.“, sagte Olette etwas verwundert. „Los, wir müssen dir diesen Mantel ausziehen, damit wir uns das mal ansehen können, hilf mit.“

Der Niemand nickte einfach nur, beachtete gar nicht, was die anderen Drei taten... er versuchte es zu begreifen... aber es ging nicht... schließlich hatte er kein Herz... aber er benötigte auch keines. Er würde Kingdom Hearts freilassen und Sora finden, damit wieder alles wie früher werden könnte. Sobald seine Wunden verheilt waren, war er hier weg...
 

Ruckartig hob Naminé den Kopf. Roxas war hier! In Twilight Town, seine Aura war aus dem Nichts plötzlich aufgetaucht, einfach so. Hatte er den Organisationsmantel abgelegt? Warum sollte er so etwas dummes tun?

Nervös und erregt verschlang Naminé ihre Finger ineinander, sah mit großen Augen auf die weiße Kapsel vor ihr. DiZ war gerade nicht hier, aber Roxas war so nahe, konnte jedoch jederzeit wieder verschwinden. Ob sie vielleicht...

Sie musste es versuchen, hier unten in dem Kapselraum, in dem Sora schlief, konnte sie momentan sowieso nichts tun. Ihre Schritte hallten durch den Raum, als sie zügig Richtung Tür lief. Vielleicht könnte sie Roxas herbringen... dann könnte sie Soras Erinnerungen in ihm einfach zu Sora hinüberbringen und sie endlich vervollständigen...
 

Lustlos und mit einem leicht genervtem Gesichtsausdruck stiefelte ein gewisser rothaariger Niemand durch die staubigen Straßen der Wüstenstadt Agrabah, er hielt einen Becher mit Wasser in der Hand, aus dem ein Röhrchen ragte, welches er im Mund hängen hatte.

„Mann, ich mag zwar mit Feuer und Hitze um mich schleudern, aber das hier ist ja ein einziger Glutofen.“, grummelte die Nummer VIII der Organisation. „Wenn Naminé freiwillig hier stecken und sich rösten lassen würde, wäre sie ja schön bescheuert. Obwohl, ein bisschen Bräune wäre doch eigentlich nicht falsch...“

Kurz von der Idee befallen, sich mit einem Handtuch und Badehose auf eines der Dächer zu legen und sich bräunen zu lassen, hielt Axel inne und starrte nachdenklich ins Leere. Allerdings war das nicht machbar, er hatte ja einen Auftrag und so ging er seufzend weiter.

Als er die letzten Tropfen Wasser aus dem Becher saugte und ihn dann einfach nach hinten warf, beschloss er, diesen Glutofen vorerst zu verlassen und anderswo nach Naminé – und vielleicht auch nach Roxas – Ausschau zu halten.

„Roxas ist nur Sekundärziel... ich sag einfach, ich hätte ihn nicht gefunden, wenn ich Naminé gefangen habe, Punkt.“, meinte Axel, als er ein dunkles Portal öffnete und hindurchtrat.

Kurz darauf stand er auf dem Bahnhofsturm von Twilight Town. Gerade wollte er einen tiefen Atemzug der angenehmen und viel kühleren Luft nehmen, als er mitten im Luftholen erstarrte. Das war doch die Aura von Roxas, die er da spürte... die würde er unter Tausenden erkennen. Mit einem leisen Pfiff stieß er die eingeholte Luft wieder aus. Hatte der Depp etwa seinen Mantel abgelegt? Keine besonders gute Entscheidung... am Ende wusste der Kleine nicht einmal, dass man seine doch recht starke Aura auf größere Entfernung wahrnehmen konnte, wenn er den Mantel auszog...

Axel biss sich auf die Lippe. Jetzt, da er ihn schon spürte, musste er ihn aufsuchen... er musste ihn zurück in die Welt, die niemals war, bringen... es war sein Job, Xemnas‘ Befehle zu erfüllen... so wenig es ihm auch passte...
 

„Meine Güte, was hast du bloß getrieben?“, fragte Olette kopfschüttelnd, als sie Roxas provisorisch verarztet hatten, und ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder. Jetzt war ein Großteil seines Oberkörpers bandagiert, die Blutung war gestoppt, aber erschöpft war der Blonde immer noch. Er hatte sich nicht geschämt, als sie seinen entblößten Oberkörper gesehen hatten. Aber wie denn auch? Scham war ein Gefühl.

„Ich hab, ähm, trainiert.. Ja, trainiert.“, log Roxas einfach.

„Machst du etwa auch beim Struggle-Turnier mit oder wie?“, fragte Hayner, plötzlich schwer interessiert.

Schtraggel-Turnier? Was zur Hölle war das denn? Roxas entschied sich, einfach mal zuzustimmen.

„Wow, cool. Bist du gut? Los, lass uns mal kämpfen!“, meinte Hayner begeistert, aber Olette verpasste ihm empört eine Kopfnuss.

„Spinnst du? Er ist schon angeschlagen genug, er darf nicht kämpfen, sonst geht die Wunde wieder auf!“

„Argh, schlag mich nicht...!“, jammerte Hayner und rieb sich den Kopf.

„Aber das steigert das Denkvermögen, hehe.“, meinte Pence, worauf er und Olette zu Lachen anfingen und Hayner sich grummelnd mit verschränkten Armen einfach auf den Boden setzte und eine Schmolllippe zog.

Roxas sah einfach nur verwirrt drein, was Olette und Pence bemerkten, als sie zu Lachen aufhörten.

„Was ist?“, fragte der rundliche Junge. „Du guckst so komisch.“

„Ach, nichts... danke jedenfalls, für das hier...“, meinte der Niemand und deutete kurz auf seine Bandagen.

„Kein Ding, aber vielleicht solltest du dich wieder anziehen.“, lächelte das braunhaarige Mädchen und reichte ihm das schwarze T-Shirt, welches er immer unter dem Mantel trug, und er schlüpfte mit etwas Mühe hinein, da ihn beim Heben seiner Arme wieder der Schmerz an der Seite durchzuckte.

Dann hielt ihm Hayner, der offensichtlich nun aufgehört hatte zu schmollen, seinen Mantel hin.

„Ich frag mich echt, wo man sowas trägt. Von hier scheinst du ja nicht zu sein.“, meinte er.

„Danke.“, sagte Roxas, stand auf und zog sich mit etwas Hilfe von Olette den Mantel an. „Danke“, wiederholte der Blonde an das Mädchen gewand.

Olette kicherte. „Du bist echt nett.“ Warum sie dabei leicht rot anlief, begriff der Niemand wieder nicht. Aber was solls...

Was ihn aber verwunderte war, dass ihm diese lockere Atmosphäre sehr bekannt vorkam... es war ähnlich, wie bei den Momenten, an denen er mit Axel Eis gegessen hatte... was bedeutete das...?
 

Mitten auf dem Turnierplatz stoppte Naminé abprubt. Roxas‘ Aura war wieder verschwunden. Verdammt, dabei war er doch ganz in der Nähe gewesen. Naminé zögerte. Sollte sie zurück zum Herrenhaus gehen oder zu dem Ort, an dem sie seine Aura zuletzt wahrgenommen hatte?

...

Nun, es war ja nicht mehr sehr weit von hier und so setzte sie sich eilenden Schrittes wieder in Bewegung, ihre Wahrnehmung nur auf den Punkt konzentriert, wo sie ihn zuletzt gespürt hatte... so entging ihr auch, dass ein weiterer Niemand in diese Richtung lief...
 

„Oh, du willst schon gehen? Bleib doch noch.“, sagte Olette enttäuscht, als Roxas Anstalten machte den Treffpunkt zu verlassen.

„Ja, wir hatten gehofft, du würdest noch ein paar Spiele mit uns machen.“, sagte Pence.

„Oder mit mir ein Struggle-Match austragen.“, warf Hayner ein.

Roxas zögerte, er hatte eine Aufgabe und die musste er doch erfüllen... er musste alles wieder hinbiegen, das konnte nicht warten... aber in seinem momentanen Zustand...

„Lass uns doch noch wenigstens ein Eis essen.“, schlug Olette vor.

„Naja, ich weiß nicht...“, murmelte Roxas, er hatte bis jetzt nur mit Axel Eis gegessen, und der war schließlich sein Freund...

„Ja, du schuldest uns allen ein Eis, weil wir dich verarztet haben und du hier unerlaubterweise eingedrungen bist und gepennt hast, hehe.“, grinste Hayner breit.

„Komm schon.“, drängten Olette und Pence und glotzten den leicht überforderten Niemand mit großen, bittenden Augen an.

„...Na gut, essen wir ein Eis.“, stimmte Roxas schließlich zu und lächelte leicht. War er hier etwa gerade dabei, neue Freunde zu bekommen? Er sah gemeinsames Eisessen immer noch als ein Zeichen für Freundschaft an... nur Freunde aßen zusammen ein Eis, wie er dachte.

„Cool!“

Roxas folgte den drei Erfreuten aus dem Treffpunkt hinaus in die Seitengasse... sofort verschwand sein Lächeln und das vertraute Gefühl von der unbeschwerten Atmosphäre, als er die bekannte Stimme vernahm.

„Yo, Roxas, altes Haus.“

Der Niemand fror regelrecht ein und wandte sich langsam nach Links. Dort stand in der Gasse niemand geringeres als Axel und grinste ihn an. Hayner, Pence und Olette, die schon Richtung Turnierplatz abgebogen waren, stoppten und drehten sich um.

„Hey... ist das nicht ein Freund von dir...?“, fragte Pence langsam.

Roxas gab keine Antwort.

„Was willst du...?“, fragte der Blonde mit leiser Stimme an Axel gerichtet, stand völlig steif da.

„Nunja, ich bin mehr durch Zufall hier, um mal Hallo zu sagen, kannst du mir folgen?“, grinste der Rotschopf. Dann kratzte er sich am Kopf. „Aber im Ernst, mir wurde der lästige Auftrag erteilt, dich zurück in die Organisation zu bringen, falls ich dir über den Weg laufe.“

„Ich komme nicht zurück, ich habe davon genug, dass ich benutzt und im Ungewissen über bestimmte Dinge gelassen werde.“

„Zum Beispiel?“

„Sora!“ Roxas schrie es fast, ganz ähnlich wie er Axel vor einigen Tagen angeschrien hatte, er solle ihm die Wahrheit über seine Herkunft verraten. „Sora, zum Beispiel! Oder ich! Wer ich bin!“

„Nun.. also, ich-“ Axel hielt inne, starrte an Roxas vorbei und dann, ohne Vorwarnung und blitzschnell, ließ der Rotschopf eines seiner Chakrams erscheinen und warf es. Abwehrend hob Roxas die Arme, doch das Geschoss flog an ihm vorbei und der Blonde sah sich um. Das Chakram surrte über Hayner, Pence und Olette, die sich erschrocken aufschreiend zu Boden warfen, hinweg und krachte direkt neben einem blonden Mädchen, das gerade die Treppe zum Turnierplatz hochgerannt kam, in eine Häuserwand.

„Da bist du ja, Naminé. War ja irgendwie leichter, als ich dachte...“, murmelte Axel mit einem zufriedenen Grinsen, das geworfene Chakram erschien wieder in seiner Hand.

Erschrocken sah das Mädchen, das nur ein weißes Kleidchen und blaue Sandalen trug, erst zu Roxas und dann zu Axel und wieder zurück. Dann lief sie davon, die Treppe hinunter, die sie gerade hinaufgekommen war.

„Bleib gefälligst hier!“, schrie Axel und stürmte an Roxas und den anderen Dreien vorbei dem Mädchen hinterher. Irritiert sah der Blonde ihm nach.

Zitternd kamen Hayner, Pence und Olette wieder auf die Beine.

„Roxas...? Was...?“, fing Olette an, doch der Angesprochene ging an ihnen vorbei.

„Tut mir Leid, ich spendiere euch später ein Eis. Ich muss was erledigen... nicht euer Problem, also fragt nicht... und folgt mir nicht... bis dann.“, sagte er und rannte dann ebenfalls los, biss die Zähne zusammen, als seine Wunden wieder zu schmerzen begannen.

Wer war dieses Mädchen und warum war sie offenbar in Axels Priorität höher gestellt, als Roxas? Schließlich war er einfach an ihm vorbeigerannt. Wie dem auch sei, dieses Mädchen war unbewaffnet. Zwar kannte Roxas es nicht, wenn es aber für die Organisation momentan wichtiger war als die geflüchtete Nummer XIII, dann durfte Roxas nicht zulassen, dass sie es bekommen würden.
 

„Du hast dich ja ganz schön lange versteckt, bist wohl letztendlich aber doch leichtsinnig geworden, hm?“, sagte Axel, der mit einem Chakram vor Naminé stand, die mit dem Rücken zu einer Hauswand am Turnierplatz gedrängt war und zitternd zu ihm aufsah.

Axel seufzte und kratzte sich wieder am Kopf, als er in Naminés Augen sah, und wandte den Blick Richtung Boden. „Bitte nicht dieser Blick, Kleine. Keine Angst, ich werde dich nicht töten. Die Organisation hat noch Verwendung für dich, ich soll dich nur gefangennehmen. Also...“ Er hielt Naminé seine freie Hand hin. „Du hast die Wahl, entweder du kommst freiwillig oder ich zwinge dich, und das könnte dann wehtun, kannst du mir folgen?“

Naminé gab keine Anwort. Jetzt hatte sie den Salat, kaum unternahm sie was auf eigene Faust ging es schief. Roxas hatte sie jetzt zwar gefunden, aber nicht bemerkt, dass Axel kurz vor ihrer Ankunft ihn ebenfalls gefunden hatte. Wäre sie doch nur im Herrenhaus geblieben... sie wollte sich nicht nochmals in der Gefangenschaft der Organisation befinden...

„Tja, da du nichts sagst, interpretiere ich es so, dass ich dich zwingen muss... komm her!“, befahl Axel und wollte nach ihr greifen, als er spürte, wie etwas von hinten auf ihn zuschnellte und er teleportierte sich zur Seite. Knapp über Naminés Kopf, die sich gerade noch rechtzeitig geduckt hatte, schlug ein Schlüsselschwert in die Mauer, ließ Naminé furchtbar zusammenzucken und ihre Augen weiteten sich erstaunt, als plötzlich Roxas vor ihr stand, sein Schlüsselschwert Königsanhänger aus der Mauer zog und sie dann ansah.

„Bist du okay?“, fragte Roxas und beugte sich zu ihr hinunter.

„J-Ja...“, flüsterte das Mädchen. „Aber warum...?“

Der Blonde gab keine Antwort...so aus der Nähe betrachtet... kam ihr Gesicht ihm... bekannt vor? Irgendwie... vertraut...

„Hey, Roxas, das ist Arbeitsbehinderung!“, rief Axel nicht gerade amüsiert herüber, ließ sein zweites Chakram erscheinen, schien dazu entschlossen, Roxas zu bekämpfen wenn nötig.

„Axel...“, fing der Blonde an, stand wieder auf, sah zu seinem besten Freund, umfasste sein Schwert fester, ignorierte seine pochenden Schmerzen in der Seite. „Ich möchte nicht mit dir kämpfen... ich bitte dich... geh einfach...“

„Kann ich nicht, die verwandeln mich in einen Dämmerling, wenn ich nicht mit der Kleinen antanze. Und dann schicken sie mich sowieso los, um dich zu jagen, wenn ich dich nicht jetzt schon fange, also bringen wir es gleich hinter uns.“

„Ich dachte wir wären Freunde!“, rief Roxas wütend.

„Darum geht es nicht, wann begreifst du das endlich!“, entgegnete Axel unwirsch und machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Darum geht es sehr wohl! Ich würde dich niemals jagen und gegen deinen Willen zu einem Ort zurückbringen, an dem du nicht sein willst!“, gab der Blonde aufgebracht zurück.

„Du gehörst zu der Organisation! Du bist ein Niemand! Du kannst nirgendwohin gehen! Was glaubst du denn, was du tun kannst, hm?“

„Ich werde Kingdom Hearts freilassen und Sora finden! Und dann wird alles wieder normal sein!“

„Du wirst....“ Und plötzlich brach Axel in Gelächter aus.

Roxas zitterte schon vor dem Wut genannten Gefühl, das er sich nun so intensiv einbildete – tat er das überhaupt? -, dass er die Beherrschung zu verlieren drohte. Auch er... sein bester Freund... stellte seinen Glauben in Frage und lachte ihn sogar aus?

„Du spinnst, echt, Alter...Kingdom Hearts freilassen... dadurch ändert sich gar nichts, Roxas...“, sagte Axel, nachdem er sich beruhigt hatte, und sah den Blonden ernst an. „Glaub mir, es ist zu deinem eigenen Besten, wenn du zu uns zurückkommst.“

Roxas schüttelte den Kopf. Er wollte nie, dass es so weit kommen würde, aber es ging wohl nicht anders. Von seinem Vorhaben abzulassen, kam für ihn nicht infrage. Wenn Axel, der doch eigentlich sein Freund war, sich ihm in den Weg stellte, dann musste es sein.

Langsam nahm Roxas seine Kampfstellung ein, hielt das Schlüsselschwert mit beiden Händen. Er wollte sich in seinem Zustand nicht überanstrengen, er musste es ohne die zwei starken Schwerter schaffen... der Königsanhänger musste genügen. Allerdings hatte er die dunkle Ahnung, dass er Axel in seinem Zustand damit nicht besiegen können würde. Er musste sich etwas einfallen lassen...

Axel hob eine Augenbraue, dann seufzte er resigniert und hob seine Waffen, Flammen umzüngelten die Chakrams. „Offenbar soll es so sein, wenn du nicht hören willst. Glaub nicht, du kannst länger einfach das tun, was du willst! Du kommst mit, meinetwegen auch bewusstlos!“

„Ich tue was ich will, ich bin der Organisation nichts mehr schuldig!“ Er blickte kurz zu dem Mädchen hinter ihm, welches immer noch am Boden saß und den Streit der beiden Niemande wortlos mitangehört hatte, und zischte leise. „Bleib hier und rühr dich nicht, bevor ich wiederkomme, okay?“

„Ich... okay...“, sagte die Blonde leise. Sie wirkte verunsichert und verwirrt, was der ehemaligen Nummer XIII aber nicht auffiel.

Roxas wandte sich mit grimmigen Gesicht erneut der Nummer VIII vor ihm zu und hob sein Schlüsselschwert...



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