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Der Stein des Anstoßes

von

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Besuchswunsch

Simon war müde, als er nach hause zurückkehrte. Er war froh, als er feststellte das niemand aus dem Dorf mehr im Haus war. So schloss er alle Türen ab, und ging dann in sein Schlafzimmer. Als er die Tür öffnete konnte er sehen, das sich Tannin auf dem Bett bequem gemacht hatte. Er war am Schlafen. Simon schaute einige Zeit zu Tannin, und fragte sich, warum er ihn jetzt erst hören konnte, doch er fand keine Antwort darauf. Er wollte sich wieder umdrehen und auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen, als Tannin unvermittelt die Augen öffnete und seinen Kopf hob. Er sah Simon an, und verließ das Bett. Wie geht es Marco? - "Schon wieder ziemlich gut. Er muss aber noch einige Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben." Deine Frage kann ich dir übrigens leider nicht beantworten. Die Lösung liegt wohl in dir. Simon blieb überrascht stehen, drehte sich um, und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Doch Tannin schwieg nun und ging langsam an ihm vorbei, hinab ins Wohnzimmer. Simon stand noch etwas herum, bevor er zum Schrank schritt. Er nahm einige Kleidungsstücke heraus, und verließ das Zimmer erneut, um ins Bad zu gehen. `Und komm bloß nicht auf die Idee Marco da zu besuchen.´ fügte Simon in Gedanken hinzu. Ich doch nicht, für wen hältst du mich. Simon grinste und schloss die Tür.
 

Ein lautes, unnachgiebiges Klopfen riss Simon aus seinen Träumen. "Hat man denn hier nicht einmal seine Ruhe," grummelte er vor sich hin, während er etwas zum Überstreifen suchte. Er fühlte sich wie gerädert. Das Klopfen hielt weiterhin an. "Ja, ja, ich komme ja schon," rief Simon nach unten, und wäre im nächsten Moment fast über Tannin gestolpert. Dieser hatte es sich nämlich vor der Schlafzimmertür gemütlich gemacht, und döste vor sich hin. Ihn schien dieses dauernde Geklopfe ziemlich kalt zu lassen.

Simon schritt in Schlafanzug und Bademantel die Treppe herunter und öffnete die Tür. Er erwartete niemand bestimmtes, umso überrascht war er über den jungen Postboten, der vor seiner Tür stand. Dieser hielt einen Brief in der Hand. ‚Und wegen so ´nem ollen Brief, macht der so´n Theater.' Mürrisch blickte Simon den Postboten an. Der trug auch nicht sonderlich dazu bei, das sich sein Stimmung verbesserte. „Morgen. Eilzustellung, darf ich nur dem Besitzer des Hauses persönlich übergeben.“ - „Glückwunsch, scheint so, als sei er auch da.“ Simon konnte den sarkastischen Unterton nicht vollständig verbannen. Trotzdem schaute ihn der junge Postbote irritiert an. „Na gib schon her.“ Simon streckte die Hand aus. Es war frisch draußen, und er wollte die Tür so schnell wie möglich wieder schließen. Vor allem aber wollte er seine Ruhe wiederhaben. Er war immer noch hundemüde. „Sie müssen mir vorher aber noch ihren Ausweis zeigen. Simon verdrehte die Augen. Der blöde Ausweis war natürlich in seiner Hose von gestern, und die lag noch im Schlafzimmer. Simon ertappte sich bei dem Gedanken, was den wohl passieren würde, wenn Tannin ihm den Ausweis jetzt runterbringen würde, doch er verwarf den Gedanken ganz schnell wieder, und hoffte, das Tannin ihn nicht mitbekommen hatte. „Moment,“ grummelte Simon, schloss die Tür bis zu einem kleinen Spalt und stieg die Treppe wieder nach oben.

Seine Sorge bezüglich seines Gedankens schien unbegründet. Als er die Treppe verließ war Tannin zwar vor der Schlafzimmertür verschwunden, aber er schlief trotzdem noch. Ihn hatte die gestrige Sache doch wohl auch etwas mehr angestrengt, als er zum zugegeben bereit war. Was Simon etwas wurmte war der Umstand, das Tannin sich für seinen neuen Schlafplatz ausgerechnet die Mitte von seinem Bett ausgesucht hatte. Da blieb nicht mehr sonderlich viel Platz für ihn, wenn er sich überhaupt da noch einmal hineinzwängen wollte. Simon griff nach seiner Hose, und nahm die Geldbörse heraus, in der er auch seinen Ausweis aufbewahrte.

Etwa fünf Minuten später hatte Simon auch endlich die letzte Formalität abgewickelt, und lies die Tür geräuschvoll ins Schloss fallen. Dann lehnte er sich rücklings dagegen, und betrachtete den Brief, den er erhalten hatte. Er zögerte, den Brief zu öffnen. Stattdessen legte er ihn auf die Schuhkommode und ging ins Wohnzimmer.
 

Er war dann wohl irgendwann in seinem Sessel eingeschlafen, den er schreckte hoch, als Tannin sich nicht grade leise vor dem Kamin niederließ. Mit seinem Schwanz räumte er nämlich die Schaufel und den Holzheber von ihrem Ständer, so das sie lautstark zu Boden polterten. Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken, meinte Tannin und ließ seinen Kopf auf seinen Vorderpfoten nieder. Simon winkte ab, und sah auf seine Uhr. Er erschreckte. Es war bereits später Mittag. Als er sich aus dem Sessel erheben wollte protestierte so ziemlich jeder Muskel in seinem Körper, so das er sich mit einem Stöhnen zurückfallen ließ. Ein Muskelkater von so ein bisschen Waldlauf hatte ihm jetzt grade noch gefehlt. Wenn du mich suchst, ich gehe mir was zu essen besorgen. Mit diesen Worten war Tannin aus der Terrassentür heraus, und im Wald verschwunden. Die Tür war eben noch verschlossen gewesen, doch Simon wunderte sich schon gar nicht mehr richtig. Immer wieder überraschte Tannin ihn mit Dingen, die er ihm eigentlich gar nicht zugetraut hatte.

Seufzend, und die protestierenden Muskeln ignorierend, erhob sich Simon erneut und wankte zur Küche. Er hatte ebenfalls Hunger, was in Anbetracht der Uhrzeit sicherlich nicht untypisch war. Trotzdem konnte er sich nicht dazu durchringen, sich etwas zu kochen, und so beschränkte er sich auf einige belegte Brote. Mit denen kehrte er dann ins Wohnzimmer zurück und schaltete den Fernseher an.

Das Telefon klingelte, und riss Simon vom Fernseher los. Es war Marco. Er hatte Simons Festnetznummer über die Auskunft in Erfahrung gebracht. „Hallo?“ - „Simon? Ich bin´s Marco.” - „Hallo! Wie geht´s?“ Eine Pause entstand. „Och, eigentlich schon wieder ganz gut. Aber ich langweile mich so. Wann kommt ihr mich besuchen?“ - „Wir?“ - „Natürlich, ihr!“ Simon konnte förmlich hören, wie Marco am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte. "Heute Abend, wenn die Besuchszeit vorbei ist, und diese olle Nachtschwester Dienst schiebt. Mein Bettnachbar hat mir erzählt, das man die recht leicht ablenken kann." Marcos Grinsen war sicherlich auf der anderen Seite der Leitung gut sichtbar. In Simons Gedanken schlich sich eine üble Vorahnung. "Du hast ihm doch nicht etwa von Tannin..." - "...erzählt? Natürlich nicht." Simon wollte bei Marcos Antwort schon aufatmen, doch dieser sprach weiter. "Ich habe ihnen nur gesagt, das ich zwei ganz besondere Freunde habe, die mich nicht Tagsüber besuchen kommen können." Simon verdrehte die Augen. Das hatte ihm jetzt noch gefehlt. Nachts in ein Krankenhaus einbrechen.

Simon vernahm ein Geräusch von der Terrassentür. Offenbar war Tannin zurück. "Du, ich weiss nicht, ob das eine so gute Idee ist. Ich ..." - "Ihr müsst kommen. Was soll ich denn sonst den anderen sagen." Marcos Stimme klang mit einem mal leicht weinerlich. "Die anderen?" - "Na, die sonst noch alle auf der Station liegen. Sie haben bereits alles für heute Abend vorbereitet." Simon seufzte. Das sah Marco mal wieder ähnlich. "Sag mal, ich dachte du liegst in einem Krankenhaus." - "Tu ich doch auch, aber es ist hier sooo langweilig, und die anderen langweilen sich auch." Ich hätte nichts dagegen Marco zu besuchen. "Jetzt misch dich nicht auch noch ein," zischte Simon zu Tannin. Doch er hatte aus Gedankenlosigkeit zu laut gesprochen. So konnte Marco ihn am anderen Ende auch hören. "Tannin ist bei dir. Was meint er," fragte er erfreut. Jetzt war eh alles vorbei. Simon seufzte. "Er möchte dich besuchen kommen." - "Super, bis heute Abend dann." - "Warte mal..." bevor Simon noch etwas sagen konnte, hatte Marco das Gespräch beendet.

Verwirrt, und auch etwas ratlos ließ Simon langsam den Hörer sinken. Worauf hatte er sich da nur eingelassen. Wir gehen ihn also besuchen? Simon nickte müde. Warum freust du dich denn nicht? "Weil es nicht richtig ist, was wir zu tun gedenken." Was meinst du damit? "Es gibt in unserer Gesellschaft Vorschriften über die man sich nicht so einfach hinwegsetzen kann." Was hat das Ganze mit unserem Besuch zu tun? "Nun, die haben in den Krankenhäusern feste Zeiten, in denen man die Kranken besuchen kann, und ansonsten brauchen sie die restliche Zeit für die Heilung Ruhe." Das verstehe ich nicht ganz. `Du warst ja auch noch nie wirklich richtig krank,` dachte Simon etwas neidisch. Ist das etwa schlimm für dich? "Äh... So hab ich das nicht gemeint. Was ich damit sagen wollte ist, das ..." Simon stockte. Er war völlig verwirrt, und wusste nicht so recht, wie er Tannin das Ganze erklären sollte. Ja? "Ach, vergiss es. Jetzt hast du mich ganz durcheinander gebracht." Simon drehte sich vom Telefon weg, und kehrte zu seinem Sessel zurück. Tut mir leid. Das wollte ich nicht. "Ach, ist schon gut." Simon winkte ab. Da hatte er sich ja etwas schönes eingebrockt. Simon hatte die Idee, das er doch jetzt ins Krankenhaus fahren könnte, um die ganze Sache zu umgehen, doch ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das die Besuchszeit eh vorbei sein würde, selbst wenn sie sofort aufbrächen. So stand er wieder auf, und lief durchs Zimmer. Die ganze Sache konnte ihn in Teufels-Küche bringen. Doch konnte und wollte er es riskieren heute Abend einfach nicht hinzugehen, und Marco damit zu enttäuschen? Zumal schien Tannin keine Lust zu verspüren, heute Abend zuhause zu bleiben. Obwohl er es nicht sagte, konnte Simon doch an seinem Verhalten sehen, das er Marco besuchen wollte und auch würde.



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