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M a s k e r a d e

5 Tage
von

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Tag 3

„Hallo Rosie.“

Albus lächelte seine Cousine an, als sie sich neben ihn auf die Bank setzte. Es wurde nur halbherzig erwidert. Das Lächeln des Potters verblasste. Am gestrigen Abend war Roxanne noch zu ihm gekommen, um ihm zu erzählen, was geschehen war. Ein wenig müde fuhr er sich durch die Haare.

„Warum magst du mich sprechen?“

Es war nicht schwer zu bemerken, dass Rose überall lieber war als nun hier bei ihm. Es war nicht einmal sonderlich verletzend, viel mehr tat es ihm weh, dass seine Cousine beinahe gebrochen aussah.

Wahrscheinlich war das Schlimmste, dass sein bester Freund die Schuld daran trug, ohne etwas dafür getan zu haben. Er konnte wirklich nicht einmal sauer auf Scorpius sein. Allerdings wusste er auch nicht, ob es die Sache einfacher gestalten konnte, wenn er nicht mehr das Gefühl hätte, zwischen den Stühlen zu sitzen. Irgendetwas zwang ihn dazu, sich für eine Seite entscheiden zu müssen.

„Wir haben lange nichts mehr miteinander gemacht.“, sagte Albus schließlich langsam. Er rutschte zu ihr hinüber und zog eine Grimasse. Gegen ihren Willen musste Rose lachen. Albus bemerkte, dass sie dies hatte unterdrücken wollen, aber sein Talent sie zu amüsieren war einfach unschlagbar.

„Bist du schon aufgeregt?“

Mit gehobenen Augenbrauen sah der Potter seine Cousine an. Die Neugierde stand ihm ins Gesicht geschrieben. Rose schmunzelte leicht, schließlich schien sie sich fallen zu lassen oder sie ergab sich schlicht und ergreifend ihrem Schicksal – ganz so genau konnte Albus das nicht in ihrem Gesicht erkennen.

„Wieso aufgeregt?“, fragte sie ein wenig verwirrt. Eine leichte Priese Traurigkeit belegte ihre Stimme, aber Albus kam es so vor, als sei sie auf dem Wege der Besserung.

„Der Maskenball!“ Beinahe wirkte Albus entsetzt, dass Rose es vergessen hatte. Die ganze Schule sprach davon. Die Lippen seiner Cousine formten ein lautloses ‚Oh’, ehe sie den Kopf schüttelte. Albus hob eine Augenbraue.

„Ich habe ein Kleid, ich bin in Begleitung meiner besten Freunde… warum sollte ich aufgeregt sein?“, erklärte Rose sich. Der Potter nickte verstehend. Natürlich. Das Ganze ergab Sinn. Rose müsste sich keine Sorgen machen, an dem Abend keinen Spaß zu haben. Er eigentlich auch nicht, wenn da nicht sein bester Freund wäre.

„Scorpius ist fürchterlich nervös.“, murmelte Albus nach kurzem Schweigen. Es entfloh seinen Lippen bevor er hatte darüber nachdenken können. Außerdem war es selbstverständlich, dass sie beide sich alles erzählten.

Aber Albus sollte noch lernen, dass es Dinge gab, die er besser verschwieg.
 

„Malfoy.“

Ihre Blicke kreuzten sich.

„Scamander.“

Scorpius’ Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. Er lehnte sich zurück. Lorcan stand vor ihm, während der Malfoy es sich auf der Ledercouch im slytherin’schen Gemeinschaftsraum bequem machte. Samuel und Lysander saßen einige Meter entfernt an einem runden Tisch. Hin und wieder sahen sie zu ihnen herüber und unterbrachen somit ihr Gespräch.

„Warum treffen wir uns hier?“, fragte Lorcan schließlich und ließ seinen Blick zu seinem Bruder schweifen. Ein langes Seufzen entwich den schmalen Lippen. „Du willst etwas, also kannst du zu mir kommen.“

Lorcan missfiel das Lächeln auf den Lippen des Malfoy. Er ballte seine Hände zu Fäusten, dann schob er sie in die Hosentaschen, bevor er sich beruhigte und Scorpius’ Lächeln erwiderte.

„Es geht um Lily.“, begann der Scamander schließlich. Scorpius nickte. „Ich weiß.“ Er bemühte sich gar nicht, sein Desinteresse zu verbergen. Lorcan sah wütend zu seinem Bruder hinüber, der sich scheinbar köstlich mit Samuel zu amüsieren schien.

„Warum gibst du ihr keine Chance?“ Er bemerkte zu spät, dass sein Tonfall unangemessen war, denn kaum dass er ausgesprochen hatte, stand Scorpius aufrecht vor ihm und blickte auf ihn hinab. Lorcan blinzelte und legte seinen Kopf ein wenig in den Nacken, um dem Malfoy weiterhin in die Augen blicken zu können. In den grauen Augen sah man nichts außer purer Abneigung.

„Ich bezweifle ernsthaft, dass gerade du das Recht hast dich in mein Privatleben einzumischen, Scamander!“

Lorcan presste die Lippen zusammen und senkte den Blick. Der Versuch, seinen Stolz aufrecht zu erhalten, misslang, als er einen Schritt zurückwich und somit respektvollen Abstand zu dem Größeren einnahm. Das Lächeln auf den Lippen war nahezu zu hören.

„Du kannst ihr ausrichten, dass sie ihre Bediensteten nicht vorschicken braucht – ein kleines verzogenes Gör kann ich nicht gebrauchen.“

Im ersten Augenblick wollte er widersprechen, Scorpius berichten, dass er keines Deuts besser war, als ihm bewusst wurde, dass der Malfoy zwar arrogant, aber nicht verzogen war. Die Tatsache drückte seine Laune noch weiter gen Nullpunkt.

„Also nein?“, harkte Lorcan nach.

Scorpius schnaubte. „Solange sie sich nicht ändert, garantiert nicht.“, bemerkte er abfällig und wandte ihm den Rücken zu. Lysander erhob sich von seinem Stuhl und kam auf sie zu. Es erinnerte den jüngeren Zwilling an einen Befehl, nonverbal. Die Vier verstanden sich ohne Worte. Lorcan beneidete diesen Zustand. Sein Bruder fehlte ihm. Es zerriss ihn, dass andere seinem Bruder näher waren als er selbst.

Lysander legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn in Richtung der Kerkergänge. Lorcan schloss einen Augenblick lang die Augen, um sich vorzustellen, er täte es, um ihn zu beschützen.
 

„Das erzählst du aber nicht weiter?“

Beinahe erschrocken weitete Albus die Augen. Rose lachte leise. Sie fand es gut, dass Albus langsam wieder damit begann, ihr wirklich alles zu erzählen. Ganz am Anfang von Hogwarts war das noch so, aber nach und nach hatte sich das geändert. Es war ganz natürlich. Sie wurden beide älter, gingen in unterschiedliche Häuser und hatten andere Freunde. Ihre Beziehung blieb aber gut, auch wenn sie sich nicht mehr so nahe standen wie ganz zu Anfang. Auch Scorpius war nicht wirklich das Problem.

Albus achtete penibel darauf, dass seine Streiche nicht unter die Gürtellinie gingen, dennoch hatte Rose oft genug Gründe, sich über den Malfoy aufzuregen, was sowohl Scorpius als auch Albus köstlich amüsierte.

„Habe ich jemals etwas weitererzählt, was ich nicht durfte?“

Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Albus lachte, dann schüttelte er den Kopf. Eine andere Antwort hätte Rose auch nicht akzeptiert. Es war wohl eine Tatsache, dass sie Geheimnisse immer für sich behielt.

„Kommt er denn dann auf den Ball?“, harkte Rose interessiert nach. Ihr Herz zog sich unangenehm zusammen. Sie wollte nicht daran denken, dass er möglicherweise nicht da sein würde, auch wenn sie es auf irgendeine Art und Weise verstand. Dennoch weigerte sie sich dagegen.

„Als ob Scorp sich diese Blöße geben würde.“

Die beiden sahen sich einen Augenblick lang an, dann lachten sie erneut herzhaft. Rose bemerkte erst jetzt, wie sehr ihr die Zeit mit Albus gefehlt hatte. Außerdem verlor sie so ein wenig ihren Kummer.

Albus’ lebensfrohe Art hatte sie schon immer zum Lachen gebracht und erheitert.

„Da hast du wohl Recht.“, lenkte sie schließlich ein. Das Grinsen verließ ihre Lippen nie ganz. Das Leuchten in Albus’ Augen verriet ihr, dass es ihn erfreute.

„So und jetzt erzähl mal: Was hat dich von Scorpius überzeugt?“, fragte Albus schließlich und sein Gesicht wurde ein wenig ernster. Rose hob verblüfft eine Augenbraue. Obwohl sie eben noch offen über alles gesprochen hatten, zögerte sie nun einige Momente lang. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Ein leises Seufzen entfloh ihren Lippen. Wo begann sie? Was würde richtig klingen? Und für was würde Albus sie meucheln oder gar auslachen, wenn sie es beichtete? Oder für was würde der Potter Scorpius umbringen?

Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken.

Sie schloss die Augen.

„Ich weiß es nicht.“, wisperte Rose schließlich leise. „Als ich erfuhr, dass Lily sich für Scorpius interessiert, war ich plötzlich überfordert.“

Sie zog die Schultern hoch und ließ ihren Blick unsicher zwischen Albus und ihren Händen hin und her huschen. Der junge Potter hob eine Augenbraue. Rose räusperte sich unsicher. „Deshalb das Lachen!“ Rose hörte förmlich wie die Galleone bei ihm fiel. Sie lächelte kurz ob seiner langsamen Art. „Du hast dich über die Absage gefreut.“

Ihr schlechtes Gewissen strafte sie ihres Lachens. Dass Albus es aussprach, machte das Ganze nur noch schlimmer. Sie atmete tief ein. „Tut mir Leid.“, murmelte sie entrückt. Sie stand im Moment in einem grausamen Zwiespalt. Einerseits hatte sie eine gewisse Wut auf Lily, eine Wut durch Eifersucht geprägt, dass sie später die Frau an Scorpius’ Seite sein würde und dennoch war da diese schwere Last. Es war ihre Cousine, sie mochte das kleine Potter Prinzesschen – und sie hatte sie ausgelacht.

Rose senkte den Blick. Ihre Haare verdeckten ihr Gesicht.

„Rosie, jetzt schau bitte nicht so.“ Albus zog seine Cousine in eine feste Umarmung. Roses Schultern zuckten leicht. Sie kniff die Augen zusammen, dann plötzlich erhob sie sich und warf ihre Arme in die Luft. Deutlich verzweifelt und überfordert.

„Das ist doch nicht fair?!“

Ihre Stimme war laut, vielleicht ein wenig zu laut, denn Albus erhob sich und drückte seine Finger auf ihre Lippen.

„Al, ich bin in deinen besten Freund verliebt und muss dafür meiner Cousine in den Rücken fallen… deiner Schwester. Das ist nicht fair.“

Albus zog eine Schnute.

„Weißt du, was nicht fair ist?“, fragte der Potter. Rose, in deren Augen Tränen schimmerten, schüttelte den Kopf. „Dass mein bester Freund, der wohl leider ein Arsch ist, solch ein Mädchen wie dich haben darf.“

Rose schluchzte auf, ehe sie rot wurde und lachte.

Den wahren Grund der Aussage, erfasste sie in diesem Augenblick nicht.
 

„Hier trennen sich unsere Wege, Lorcan.“

Lysander fuhr sich durch die Haare. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht seines Bruders, eines, dass ihm einst so ähnlich gewesen war. Lorcan hatte die Lippen zusammen gepresst. Die Sturheit stand ihm förmlich auf die Stirn geschrieben. Der Slytherin neigte den Kopf nach rechts.

„Warum?“, fragte er und im ersten Augenblick erinnerte Lorcan ihn an ein kleines Kind, das nicht einsah, dass es das Spielzeug nicht haben konnte. Lysander zog die Oberlippe hoch.

„Diese Frage ist nicht wirklich ernst gemeint.“

Lorcan schnaubte. „Doch, ist sie.“

Der ältere Scamander runzelte die Stirn. Sein Bruder irritierte ihn zunehmend. Er war immer öfter in seiner Nähe, sah ihn andauernd mit genau diesem Blick an. Lysander wusste schlicht und ergreifend nicht damit umzugehen. Es störte ihn, das war ihm bewusst, aber dennoch war es irgendwie ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass trotz allem Lorcan noch den Kontakt zu ihm suchte.

Vielleicht war es nicht richtig, die Verbindung zu seinem Bruder so zu ruinieren.

„Dort ist dein Haus – meines bleibt im Keller.“

Es war eine deutliche Aussage. Lorcan senkte den Blick. Lysander kniff die Augen einen Moment lang zusammen.

„Und warum?“, fragte Lorcan. Der Augenblick des Schweigens war ihm nicht nur lang, sondern auch lähmend vorgekommen. Dennoch ließ Lysander sich nichts anmerken, sondern verdrehte die Augen.

„Wir haben nichts gemein, Lorcan.“, antwortete er schließlich knapp und drehte sich weg. Diese Diskussion war für ihn beendet. Sein Bruder schien jedoch einer anderen Auffassung zu sein. Lorcan packte seinen Oberarm, hielt ihn fest. Obwohl sein Kopf ihm sagte, er solle sich losreißen, blieb Lysander ruhig stehen. Es wäre gegen seinen Ruf gewesen. Er war so nicht. Das Temperament besaßen Albus und Samuel – und davon hatten sie zu genüge.

„Wir sind Zwillinge!“

Lysander schüttelte den Kopf.

„Das sagt nur, dass wir nahezu gleiche Gene haben, nicht mehr und nicht weniger.“, entwertete er die Aussage seines Bruder nüchtern. Er hörte Lorcan hinter ihm Luft ausstoßen, dann löste sich der Griff um seinen Arm, nur langsam, zögernd. Ein feines Lächeln zog sich über die Lippen des Älteren.

„Ich will das nicht.“, murmelte Lorcan. Lysander, der in Betracht zog nun zurückzukehren, schüttelte erneut seufzend den Kopf.

„Das wird nichts ändern.“

In seinem Kopf hatte er eine solche Diskussion bereits häufig geführt. Natürlich hatte er diese Distanz freiwillig gewählt, es hatte sich so ergeben und er änderte nichts daran, jedoch hieß das nicht zwangsläufig, dass er nicht darüber nachdachte, etwas zu verändern.

Manchmal stellte er sich vor, wie es sein würde, wenn sie beide nicht getrennt worden wären – es lief auf die gleiche Situation heraus: Sie waren zu unterschiedlich. Zwei Teile eines großen Ganzen, die zusammengefügt wurden, obwohl sie nicht zusammenpassten.

„Was könnte ich tun, wenn ich es ändern wollte?“

Lorcan klang verzweifelt. Lysander presste die Lippen aufeinander. Er war ein Slytherin, ja, aber er war kein Unmensch. Auch wenn sie solch eine distanzierte Beziehung führten, konnte und wollte er seinen Bruder nicht so sehen.

„Dich, Lorcan.“

Stille breitete sich aus, eine Stille, die schmerzlich war – auch für jemanden wie Lysander. Langsam entfernte er sich von seinem Bruder, langsam und mit schwerem Gewissen. Sein Bruder konnte da nichts für, er kam nun einmal eher nach ihrer Mutter.

Ein letzter Blick zurück verriet ihm, dass er seinen kleinen Bruder in ein Häufchen Elend verwandelt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  il_gelato
2010-03-20T20:53:20+00:00 20.03.2010 21:53
Endlich mal ein kleiner Lichtschimmer in dieser umnebelten und dichten Suppe aus Erzählungen und Geheimnissen.
Rose ist in Scorpius verliebt. Und er in sie. Lily ebenso. Lysander in Lily.

Bin gespannt, wie es weiter voran schreitet mit der Maskerade!
Von:  DEngel
2010-03-20T20:11:52+00:00 20.03.2010 21:11
Ich find es echt schade das Lysander sich so verhält,
aber ich denke mal das ist reiner SELBST-Schutz....
Lorcan tut mir richtig LEID !!!

Es freut mich wenn Rose und Al wieder besseren kontakt haben,
Was mich interessiert ist warum er das Gefühl hat
sich für eine Seite zu entscheiden ?!

Und kann es sein das hinter seiner Aussage, :

„Dass mein bester Freund, der wohl leider ein Arsch ist, solch ein Mädchen wie dich haben darf.“

noch viel viel viel mehr steckt als nur Freundschaftlichegefühle ?!

Ich freu mich schon auf nächste Kapi
bis dann Lg Ciao
Von:  Charlott
2010-03-20T18:08:29+00:00 20.03.2010 19:08
Okay, nun noch zu dem Kapitel.
Mir gefällts voll das Albus und Rose wieder was zusammen machen. Sie scheinen sich ja echt ein bisschen auseinander gelebt zu haben. :)

Aber das zwischen Lorcan und Lysander ... echt hart. Das Lysander keinen Konatkt zu seinem !!Zwillings!!bruder haben will. Lorcan tut mir echt Leid und ich kann mir nicht vorstellen das das an Lysander einfach so vorbeigeht. Ich hoffe das mit den beiden wird noch irgendwie. Ich komm damit nicht klar. Das ist echt traurig. :(

Schönes Kapitel. Bitte schreib schnell weiter.
Liebe Grüße
Charlott ♥


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