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Runenherz

Weltenwandler Chroniken Teil 1
von

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Wer bist du wirklich?

Runa stand nur da und blickte auf die kämpfenden Wölfe um sich. Artos und Yaris hatten ein wenig miteinander gerangelt und starrten sich nun einfach wieder gegenseitig an, als wollten sie dieses Duell austragen, indem sie schauten wer länger den Blick halten konnte. Irgendwann sprangen sie aber doch wieder aufeinander zu und verkeilten ihre aufgerissenen Mäuler ineinander, bissen so fest zu, dass sie sich das Zahnfleisch aufrissen und ihr Blut umherspritzte. Die Geräusche, die sie dabei von sich gaben, klangen fürchterlich und bedrohlich, so dass es Runa irgendwann zu viel wurde und sie ohne überhaupt darüber nachzudenken auf Yaris zu lief und ihn von seinem Gegner wegriss. Der Schwarzbraune wollte schon nach ihr schnappen, doch dann bemerkte er, wer da eigentlich auf ihm lag und ihn unsanft zu Boden drückte.

„Du brauchst nicht so stürmisch zu sein, meine Liebe.“ Sein Grinsen sah fast so aus, als würde er ihr bösartig die Zähne blecken, aber sie kannte ihn und wusste, dass er ihr gegenüber nicht aggressiv war, doch es jederzeit werden konnte, wenn sie nicht aufpasste.

Sie löste sich von ihm, zeigte mit ihrer Körperhaltung jedoch, dass sie ihn, falls es notwendig sein sollte, wieder angriff. „Was willst du hier?“

„Freust du dich denn kein bisschen mich wiederzusehen?“

„Du kennst die Antwort drauf.“

Er wirkte ein wenig enttäuscht, das konnte sie in seinen stechendblauen Augen ablesen. Die Augen, die sie so sehr vermisst und versucht hatte zu vergessen. Ihn zu sehen, erweckte in ihr ein warmes Gefühl, das sie mit aller Kraft unterdrücken musste. Ja, sie liebte ihn. Das würde sie immer tun, aber sie wollte ihn nicht zurück. Sie wollte so weit weg von ihm, wie nur möglich, denn er tat ihr nur weh, selbst wenn es ihr das Herz zerriss, wenn sie getrennt waren. Auf der anderen Seite hasste sie ihn auch aus diesem Grund, weil er mit seinen Taten alles zerstört hatte. Seine Rachsucht und seine Blutgier machten ihn zu einem Geschöpf, das man nur verachten konnte und das ihre Liebe nicht verdiente. Bitter rief das die Erinnerung daran wach, wie sie sich das erste Mal begegnet waren…
 

Das Leben als freier Wolf war nicht so leicht, wie man vielleicht dachte und so musste das Rudel von Akilah ziemlich kämpfen, um über die Runden zu kommen. Sie hatten ein kleines Revier in der Nähe eines bergigen Gebietes gefunden und sich dort niedergelassen. Die Nahrung reichte gerade so für sie aus, oft mussten sie ihren Hunger eben herunterschlucken, auch ihre Jagdkünste waren nicht unbedingt perfekt, da sie sich im Zoo nie selbst um ihr Fressen hatten kümmern müssen und keine Erfahrung in diesem Bereich aufwiesen. Es gab andere Wölfe in ihrer Nähe, doch diese hielten sich von ihnen fern und kontrollierten ihre Grenzen ganz genau, so dass ihnen die Wolfsfamilie lieber nicht in die Quere kam.

Eines Tages streifte Runa alleine umher und lauerte einem Hasen auf, der sich gerade über etwas Klee hermachte. Sie schlich immer näher heran, der Wind wehte perfekt, so dass sie das Nagetier nicht riechen konnte. Blitzschnell schoss sie hervor und wollte ihre Beute greifen, doch das Tier bemerkte sie zu früh und nahm Reißaus. Eigentlich sollte man in dieser Situation aufgeben, denn gegen einen Hasen zu rennen hatte nicht viel Sinn, aber die Gelbe hetzte trotzdem hinterher, weil sie hungrig war und dazu noch wütend auf sich selbst, da der Jagderfolg ausblieb. Sie lief eine Weile bis der Verfolgte einen Haken schlug und sie mit vollen Karacho in einen anderen Wolf hineinrannte. Dabei riss sie den Rüden um und sie landeten beide unsanft im Gras. So schnell konnte sie gar nicht wieder auf die Beine kommen, da stand der andere schon vor ihr und sah sie drohend an. Erst jetzt wurde sie sich bewusst, dass sie versehentlich die Reviergrenze des fremden Rudels übertreten haben musste.

Sie legte die Ohren an, als sie sagte: „Verzeih. Ich wollte hier nicht eindringen. Es geschah nicht mit Absicht.“

„Das soll ich dir glauben, Wölfin?“, knurrte der große, braune Wolf aufgebracht. „Erwarte für dieses Vergehen eine harte Strafe.“

Er wollte auf sie losgehen, als plötzlich ein zweiter Rüde eingriff und ihn von der Gelben wegdrängt.

„Schluss damit, Ares!“, brüllte der Schwarzbraune und seine strahlendblauen Augen brachen jeden Widerstand in dem anderen, der sich sofort unterwarf. „Scher dich weg!“

„Jawohl.“

Mit einem Satz machte er sich aus dem Staub und der Fremde ging auf Runa zu, die immer noch am Boden lag. Mit großen Augen starrte sie ihn eingeschüchtert an.

„Steh schon auf. Ich werde dir nichts tun, solange du mir versprichst nie wieder einen Fuß in dieses Revier zu setzen.“

„Das werde ich nicht. Darauf gebe ich dir mein Wort“, sagte sie, während sie sich aufrappelte und geknickt an dem Wolf vorbeiging.

„Halt. Warte!“ Der Rüde stellte sich ihr in den Weg. Sein Blick war irgendwie seltsam, so hatte sie noch nie jemand angesehen und sie wusste nicht, was das bedeuten sollte. „Ich war unhöflich. So sollte man sich gegenüber einer Fähe nicht verhalten. Schon gar nicht bei so einer hübschen wie dir.“

„Was? Ich? Hübsch?“ Verlegen wich sie seinem Blick aus.

„Wie heißt du?“

„Runa.“

„Schön dich kennenzulernen. Ich bin Yaris. Sohn des Anführers und irgendwann Alphawolf.“ Bei diesen Worten schien er regelrecht vor Stolz zu platzen. Er streckte die Brust heraus und seine Augen leuchteten sie an, worauf sie noch verlegener wurde.

„Ich muss zurück“, meinte sie nur und wollte weiter.

„Erst wenn du mir etwas anderes versprichst. Ich will dich wiedersehen.“

„Wieso?“

„Warum wohl?“ Er erkannte, dass sie es wirklich nicht verstand. Runa hatte bis jetzt nur ihre Familie kennengelernt und wusste über solche Sachen nicht wirklich bescheid, außerdem sie hatte noch nicht einmal ihre Geschlechtsreife erreicht, auch wenn das nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. „Weil ich dich nett finde. Du bist eine Wölfin und ich ein Wolf.“

„Ich denke, ich verstehe schon.“

„Du brauchst nicht schüchtern zu sein.“ Er grinste sie an. „Komm ich bringe dich zur Grenze und dort können wir einen Treffpunkt ausmachen.“

Er lief voraus und mit angelegten Ohren folgte die Gelbe ihn. Das alles verwirrte sie, aber dieser Wolf machte sie auch ziemlich neugierig. Das war etwas Neues für sie und sie wollte gerne seine Welt kennenlernen. Die Welt eines wilden Wolfes, der nie einen Zoo von innen gesehen hatte. Einer, der die Freiheit wirklich kannte und das seit seiner Geburt. Oh, er faszinierte sie. Und dann diese blauen Augen. So wunderschön. Ihr Schritt fühlte sich plötzlich so leicht an. Was war nur mit ihr los?
 

Yaris schlich wieder auf Artos zu und umkreiste ihn. „Schäm dich. Du musst dich von einer Wölfin beschützen lassen.“

„Wenn du glaubst mich bei meiner Ehre packen zu können, dann täuscht du dich. Ob sie eine Fähe ist oder nicht spielt keine Rolle für mich. Sie ist ein Kämpfer meines Rudels, wie jeder andere auch.“

„Dein Rudel? Interessant. Dann hast du aber nicht gut auf sie aufgepasst.“

Die Verwunderung spiegelte sich in den Augen des großen Wolfes. „Was?“

„Ich kann spüren, dass etwas mit ihr nicht stimmt.“

„Wie solltest du das können?“

Runa reichte es und sie schritt dazwischen: „Es ist genug! Die Menschen tragen die Schuld daran und nicht er. Ich wurde von einer Kugel getroffen, aber wie du siehst, es geht mir gut.“

Jetzt fletschte der dunkle Rüde die Zähne und wendete sich an Artos: „Wie konntest du das zulassen?“

„Schluss damit, habe ich gesagt!“ Die Gelbe wurde nun wirklich böse. „Deine Wölfe haben mich angegriffen und einer wollte mich sogar töten. Du bringst mich mehr in Gefahr, als alles andere hier, also tu nicht so, als würdest du mich beschützen. Und nun verschwinde von hier, verstanden?“ Das Letzte schrie sie regelrecht.

„Verschwinde, verschwinde“, dröhnte es von oben aus den Bäumen und Yaris´ Blick fixierte Spot, der flatternd auf einem Ast hockte und dem Rüden die Zunge rausstreckte.

„Dich kriege ich auch irgendwann, Flattervieh! Mal sehen ob du dann immer noch so vorlaut bist?“ Er drehte ihnen den Rücken zu und atmete tief ein. „Es tut mir leid, Goldlöckchen, aber dieses Mal kann ich dir den Gefallen nicht tun und euch in Ruhe lassen.“ Er brüllte seinen Untergebenen zu: „Los, weiter angreifen!“

Gleich herrschte wieder heilloses Durcheinander und Runa musste völlig verzweifelt zusehen, wie ihr neues Rudel immer weiter zurückgedrängt wurde. Die Panik stieg in ihr immer weiter auf und plötzlich verlor sie die Kontrolle über sich. Sie fand Yaris in der Menge und stürmte auf ihn zu. Zum zweiten Mal lag er wieder unter ihr, doch nun glühten ihn Runas grüne Augen an und er wusste genauso gut wie sie, dass dies gefährlich werden konnte.

„HÖR AUF DAMIT!“, meinte sie voller Wut und schwer atmend.

„Beruhig dich!“

Doch es war zu spät. Die Magie sammelte sich in ihr und übernahm ihr Denken. Um sie herum begann ein Wind zu wirbeln und alles was nicht fest am Boden war, flog einfach davon. Am Himmel zogen sich die Wolken zu und färbten sich dunkel, dann begann es zu regnen und zu blitzen, dabei starrte sie den Rüden unter sich immer noch an.

Dieser konnte sich allerdings irgendwie befreien und rief laut: „RÜCKZUG!“

Daraufhin ergriffen die Angreifer sofort die Flucht, als würde sie um ihr blankes Überleben rennen. Als die Gelbe bemerkte, dass die Gefahr gebannt war, wurde sie wieder ruhiger und all die Effekte, die sie verursacht hatte, verschwanden langsam. Sie blieb eine Weile einfach so stehen, bis sie sich schließlich zu ihren Rudelmitgliedern umdrehte. Zu ihrem Entsetzen waren alle Blicke auf sie gerichtet.

„Sie ist eine…“, kam es von einem der Rüden.

Dann trat Artos vor: „Du hast uns belogen!“

„Ich…das wollte ich nicht, aber ich kann nichts dafür. Ich bin so wie ich bin.“

„Welche Verbindung hast du zu Yaris?“

Sie schwieg und schaute nur zu Boden. Das konnte sie nicht erzählen.

„Hast du meine Frage nicht verstanden?“ Artos war furchtbar wütend. „Runa, wer bist du wirklich?“

Wieder kam keine Antwort.

„WER BIST DU? Wenn du nichts sagst, dann werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen müssen.“

„Ich weiß“, erwiderte sie traurig, aber sie konnte immer noch nicht den Kopf heben und ihn ansehen.

Solange hatte sie versucht den zukünftigen Wolfskönig zu finden und jetzt zerbrach ihr Traum in tausend Teile, dabei hatte sie doch nur nach einer Aufgabe gesucht. War das so verwerflich?

„Runa“, seine Stimme klang kalt und teilnahmslos, „hiermit verbanne ich dich aus meinem Rudel. Du bist kein Teil mehr von uns.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hundefrau
2011-08-15T19:04:30+00:00 15.08.2011 21:04
O__O
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Oh mann, was ein Kapitel 8'D
Das war echt spannend; daher kennt Runa Yaris also :O
Ohje, was soll denn jetzt aus Runa werden, und wie soll ihre Suche denn jetzt weitergehen??


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