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Yeh Zindagi Hai.

Neue Chance, neues Leben?
von

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Ungewollter Besuch

Sudhir wusste nicht, wie lange sie dort so saßen, doch je länger er Shruti in den Armen hielt und sie leise schluchzen hörte desto größer wurde seine Wut auf Atul. Wie konnte er es wagen, seiner eigenen Frau Gewalt anzutun?! Was ging in ihm vor, dass er zu so etwas fähig war?

Diese Fragen schwirrten die ganze Zeit in seinem Kopf herum, während er Shruti liebevoll umarmte. Nach einer Weile bemerkte er schließlich, wie sie sich langsam beruhigte und aufhörte zu zittern. Vorsichtig löste sie sich von ihm und schaute ihm schüchtern in die Augen. „... Es tut mir leid... Ich wollte nicht...“, begann sie, doch Sudhir unterbrach sie, indem er ihr Gesicht in seine Hände nahm. Sanft wischte er mit seinen Daumen ihre Tränen weg und meinte: „Ich denke, das war schon lange überfällig... Wieso hast du mir verschwiegen, dass Atul so ein...?“ „Sprich nicht weiter.“, fiel sie ihm ins Wort. „Das war das erste Mal, dass er so etwas getan hat... Er... Er war eifersüchtig, weil er dich gesehen hat, als du vor unserem Haus standest. Er glaubt, dass wir... dass...“ Sie unterbrach sich und wandte ihren Blick ab. Sudhir wusste natürlich ganz genau, worauf sie hinaus wollte. Das Schlimmste war jedoch, dass er derjenige war, der sie in diese Situation gebracht hatte.

„Es tut mir leid. Es ist meine Schuld, dass er diesen falschen Eindruck hat... Das ist aber trotzdem noch lange kein Grund, einer Frau gegenüber handgreiflich zu werden.“, stellte er entschieden fest und beugte sich etwas nach vorn, um Shrutis Dupatta zur Seite zu schieben und sich das ganze Ausmaß der blauen Flecke anzuschauen. Sie waren offensichtlich schon ein paar Tage alt, denn das Blau wurde bereits grün-gelblich. Es schmerzte ihn, diese furchtbaren Abdrücke auf Shrutis Haut zu sehen und er konnte nicht anders, als sie mit seinen Lippen zu berühren, um den Schmerz zu lindern.

Überrascht wich Shruti ein kleines Stück zurück als sie Sudhirs Lippen an ihrem Hals spürte. Als er ihr allerdings folgte, ließ sie es einfach geschehen. Das Gefühl, das er ihr gab, wollte sie nicht beiseiteschieben – auch wenn sie es eigentlich gemusst hätte.

Sie schloss die Augen und legte ihre Hände auf seine Schultern, während sie sich immer mehr von der Sanftheit seiner Küsse benebeln ließ. Seine Arme schlangen sich um ihre Hüften und zogen ihren Körper näher an seinen. Jede Faser von ihm verlangte nach ihr, doch er wusste, dass er sich stoppen musste, bevor Atuls Unterstellung Wirklichkeit wurde. Auch wenn es ihm mehr als missfiel, so war Shruti Atuls Ehefrau und nicht seine.

Widerwillig schob er Shruti von sich und seufzte leise. Sie schaute ihn daraufhin besorgt an, begriff dann aber sofort, was in ihm vorging. „Vielleicht... ist es besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen...“, schlug er vor und es brach ihm dabei fast das Herz. „Ich weiß nicht, was ich noch mit dir anstelle, wenn das so weitergeht... Irgendwann kann ich mich sicher nicht mehr zurückhalten...“ Seine Stimme war ein heiseres Flüstern während er sprach und er konnte selbst kaum glauben, dass diese Worte gerade tatsächlich aus seinem Mund kamen.

Ein aufregendes Kribbeln durchfuhr Shrutis Körper als Sudhir sprach. Wie gern hätte sie herausgefunden, was er mit ihr getan hätte, doch allein diese Gedanken hätte sie sich schon nicht eingestehen dürfen.

Eine leises „Es tut mir leid...“ entglitt ihren Lippen, bevor sie Sudhir noch einmal kurz umarmte und dann zurück ins Gasthaus ging. Sudhir saß noch eine Weile auf der Bank und starrte vor sich hin. Wieso hatte er sich ausgerechnet Shruti aussuchen müssen? Gab es nicht genug andere Frauen auf der Welt? Wieso musste gerade sie es sein – diejenige, in die er sich verliebt hatte?
 

Auch wenn er es gewesen war, der gesagt hatte, dass sie sich eine Weile nicht sehen sollten, sehnte sich Sudhir jeden Moment, in dem er nicht bei Shruti war, mehr nach ihr. Natürlich war er schon früher einmal verliebt gewesen, doch seine Gefühle für Shruti stellten alles, was er jemals für eine andere Frau empfunden hatte, in den Schatten. Er wollte für sie da sein, sie beschützen und ihr Freude schenken. Doch wie kam er dazu? Höchstens als guter Freund durfte er ihr begegnen. Doch ihm war bewusst, dass er unter diesen Umständen eines Tages wahnsinnig geworden wäre. Er konnte einfach nicht in ihrer Nähe sein ohne das Bedürfnis danach zu verspüren, sie in den Arm zu nehmen oder noch ganz andere Sachen mit ihr anzustellen.
 

Eineinhalb Wochen hielt Sudhir es schließlich aus, Shruti nicht zu sehen. Dann konnte er einfach nicht mehr und machte sich Freitagabend – trotz des vor einigen Tagen wieder eingesetzten Monsunregens – eilig auf den Weg zu Kavitas Gasthaus. Völlig durchnässt trat er ein und stellte zufrieden fest, dass Kavita und Shruti gemeinsam auf einer der Bänke unter dem Vordach der Küche saßen und Pistazien schälten. Überrascht schauten sie ihren unerwarteten Gast an, bevor Shruti aufstand, um ihm ein Handtuch zu holen und es ihm um die Schultern zu legen. „Kya hua? Ist etwas passiert?“, fragte sie, da Sudhirs durchnässter Anblick und die Tatsache, dass er völlig außer Atem war, ihr Sorgen bereiteten.

„Keine Angst.“, gab er grinsend zurück und rubbelte sich mit dem Handtuch die Haare trocken. „Ich wollte euch nur besuchen. Da ich aber keinen Regenschirm hatte, musste ich...“ „Was musstest du?!“, fuhr Shruti ihm ins Wort. „Hätte dein Besuch nicht noch bis morgen Zeit gehabt?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er sich leicht nach vorn beugte und ihr ins Ohr flüsterte: „... Nein... Ich musste dich einfach sehen...“ Ihm war klar, dass er das nicht hätte sagen sollen, aber wenn sie so nah bei ihm war, konnte er einfach nicht an sich halten.

Ohne auf eine Reaktion zu warten, ging er an ihr vorbei und begrüßte Kavita. Er ließ sich nicht lange bitten, setzte sich neben sie und begann auf der Stelle, ihr beim Schälen der Pistazien behilflich zu sein.

Shruti schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch, bevor sie sich wieder zu den beiden gesellte. Wieso musste Sudhir ihr das immer wieder antun? Es fiel ihr sowieso schon schwer genug, nicht jeden einzelnen Augenblick an ihn zu denken. Sie fand es einfach nicht fair von ihm, so mit ihr zu spielen, wenn es doch offensichtlich war, dass sie beide niemals miteinander...

„Kannst du bitte die Schalen wegwerfen gehen, Shruti?!“, unterbrach Kavita abrupt Shrutis Gedanken. Diese nickte daraufhin nur schnell und verschwand in der Küche. Sudhir schaute ihr hinterher und fragte sich, woran sie wohl gerade gedacht hatte, denn ihr abwesender Gesichtsausdruck war ihm nicht entgangen.

Kavita musterte Sudhir aufmerksam und sie fragte sich, wie lange all das noch gut gehen würde. Sie konnte sich denken, was zwischen ihm und ihrer Nichte vor sich ging, doch bisher hatte sie noch keinen der beiden darauf angesprochen.

Sie setzte gerade an, um etwas zu sagen, als plötzlich die Eingangstür geöffnet wurde. Herein kam Atul, dessen Mine sich schlagartig verfinsterte als er Sudhir erblickte. Er fing sich allerdings schnell wieder und begrüßte Kavita und Sudhir mit aufgesetzter Freundlichkeit. In diesem Moment kam Shruti wieder aus der Küche. „Habe ich da gerade die Tür gehört oder war das...?“, begann sie, doch ihre Stimme erstarb als ihr Blick auf Atul fiel. „Du scheinst jedes Mal überraschter zu sein, wenn du mich siehst, Jaan...“, meinte er und ging zu ihr, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.

Sudhir spürte, wie in ihm unbändige Wut hochkochte und er musste stark an sich halten, damit er nicht auf der Stelle platzte. Um eine direkte Konfrontation zu vermeiden, beschloss er, sich auf den Heimweg zu machen. Er konnte es einfach nicht ertragen, Atul und Shruti zusammen zu sehen.

Schnell erfand er eine entschuldigende Ausrede und verließ umgehend das Haus. Der kalte Regen schlug ihm entgegen, doch sein erhitztes Gemüt vermochte er nicht abzukühlen.



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