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Bleach

von

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Kapitel 1
 

Wenn ein Mensch stirbt, begibt sich die Seele auf eine Reise. Sie wandelt als Plus durch die Welt, mit der Hoffnung auf Erlösung durch einen Shinigami, auch Todesgott genannt. Wenn diese Erlösung nicht eintritt, verwandeln sich die Seelen in Hollows, die verfolgt von den Shinigamis auf der Suche nach anderen Geistern durch das Land ziehen. Sobald ein Shinigami einen Hollow exekutiert hat, steigt die ursprüngliche Seele in die Soul Society auf und sucht dort nach Frieden, bis sie schließlich wiedergeboren wird. Einige der Seelen begeben sich in die Shinigami Akademie, um dort selbst zu diesen ausgebildet zu werden. Allerdings gelingt die vollständige Ausbildung nicht jedem und die anschließende Beförderung in die 13 Schutztrupps wird nur den Besten gewährt. Sayuri war eine der Besten und kämpfte in der 12. Einheit, als Leutnant für die Soul Society. Die 12. Einheit war spezialisiert auf das Erforschen und Entwickeln von verschiedensten Gerätschaften, die den Shinigamis bei der Erfüllung ihrer Aufträge helfen sollten. Außerdem war Sayuri das jüngste Mitglied der Gotei 13 und einer der stärksten Shinigamis der Soul Society.
 

Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen durch das Fenster auf Sayuris Gesicht und malten Muster darauf. Sie begann zu schmunzeln, schlug die Augen auf und schob die Decke ans Ende ihres Bettes. Sie hinterließ ihr Bett wie jeden Morhen ordentlich, zog sich ihren Kimono an und begab sich nach draußen. Dort sammelten sich an diesem herrlichen Morgen immer mehr Shinigamis an und machten sich allmählich auf den Weg zum Versammlungsraum, da Shigekuni Yamamoto-Genryūsai, der General-Kommandant, eine Konferenz aller Leutnants und Kommandanten einberufen hatte. Allerdings war noch etwas Zeit, bis Sayuri dort erscheinen musste und so begab sie sich zu dem Zimmer ihres Hauptmanns. Mayuri Kurotsuchi, ihr Kommandant, saß auf einem Kissen vor einem kleinen Tisch in seinem Zimmer und schrieb etwas auf ein Blatt Papier, wahrscheinlich Notizen bezüglich eines neuen Experimentes. Sayuri klopfte an und wartete auf eine Antwort.

„Komm nur herein, Ishida-san.“, sagte er in dem von ihm gewohnten gelangweilten Tonfall.

Sayuri betrat sein Zimmer und kniete sich vor ihm auf den Boden.

„Kurotsuchi-sama, die Versammlung beginnt in wenigen Augenblicken. Wir sollten uns auf den Weg machen.“, schlug sie vor.

Er schrieb ungerührt weiter, doch nach einigen Augenblicken unbehaglichen Schweigens stand er auf.

„In Ordnung. Gehen wir.“, meinte er knapp.

Sayuri richtete sich auf und folgte ihrem Kommandanten durch die Tür nach draußen in einen der vielen bepflanzten Innenhöfe.
 

Im Versammlungsraum angekommen setzten sich die Shinigamis an einen großen Tisch in der Mitte des Raumes und warteten auf Genryūsai, der immer als letztes eintraf, damit ihm die Begrüßung zuteil wurde, die er verdiente. Am Kopf des Tisches war der Platz von Genryūsai, dem Kommandant des 1. Schutztrupps. Daneben saß sein Leutnant Chōjirō Sasakibe, der fast alle Angelegenheiten seines Hauptmannes regelte. An den anderen Seiten des Tisches saßen der Reihe nach die anderen Kommandanten mit ihren jeweiligen Leutnants. Sayuri und Mayuri saßen gegenüber von Ichimaru Gin, dem Hauptmann der 3. Einheit und seinem Vizekommandanten Kira Izuru. Als Genryūsai und Sasakibe schließlich dazu stießen, wagten die Shinigamis nicht zu atmen und warteten auf den Beginn des Treffens. Sayuri beobachtete, wie alle anderen, Genryūsai, der sich zu seinem Platz begab und sich setzte.

„Nun gut. Ich habe diese Versammlung einberufen, weil eine Shinigami aus unseren Rängen gegen das oberste Gesetz verstoßen und einem Menschen ihre Kräfte übertragen hat.“, begann er und sah in die Runde.

„Ihr Name ist Rukia Kuchiki. Sie hält sich momentan in der realen Welt in einer Stadt namens Karakura Town auf. Hauptmann Kuchiki und Leutnant Abarai, ihr werdet dorthin gehen und sie zurückholen. Je schneller, desto besser.“

Byakuya Kuchiki war der Hauptmann der 6. Einheit und außerdem der Bruder von Rukia. Doch er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt und nahm den Auftrag an, obwohl er wusste, was sie zu erwarten hatte, wenn sie zurück in die Soul Society kam. Sein Leutnant Renji Abarai jedoch, kannte Rukia schon bevor er zum Shinigami ausgebildet worden war und hatte immer versucht sie zu beschützen. Es fiel ihm schwer dieser Aufgabe nachzukommen, doch er hatte keine andere Wahl, denn er hatte nicht die Macht etwas dagegen zu tun.
 

Der Unterschied zwischen Leutnants und Kommandanten lag darin, dass sich die Leutnants weitaus öfter von ihren Gefühlen leiten ließen. Natürlich gab es auch hier Ausnahmen. Sowohl Sayuri, die sich Byakuya als Vorbild genommen hatte und somit vollkommen ihrer Pflicht als Shinigami hingab, als auch Sasakibe hatten sich noch nie von etwas anderem leiten lassen, als ihren Pflichten.
 

Nachdem die Versammlung beendet war, bereiteten sich Byakuya und Renji auf ihren Ausflug in die reale Welt vor. Byakuya befand sich in seinem Zimmer und hatte gerade sein Zanpakutō an seinem Gürtel befestigt, als er bemerkte, dass Sayuri in der Tür stand. Er drehte sich schweigend zu ihr um und fixierte sie kühl.

„Entschuldigt bitte die Störung, Hauptmann Kuchiki. Es geht um Eure Schwester. Bevor Ihr in die reale Welt aufbrecht, hätte ich gerne gewusst, was Rukia-san erwartet, sobald Ihr sie zurück gebracht habt.“, begann Sayuri unsicher und wartete auf eine Antwort.

„Wenn Ihr ehrlich seid, kennt Ihr die Antwort darauf bereits.“, meinte Byakuya, während Renji den Raum betrat, um gemeinsam mit ihm aufzubrechen.

„Kommandant, das Tor in die reale Welt steht für uns bereit.“, sagte er knapp und folgte Byakuya nach draußen, als dieser inne hielt und sich nach Sayuri umsah, die allerdings schon wieder verschwunden war, bevor er seinen Weg fortsetzte.
 

Während sich Renji und Byakuya auf den Weg in die reale Welt machten, suchte Sayuri ihren besten Freund Yasuo Isamu auf, da dieser sie um ein spezielles Training für ihn gebeten hatte. Sie trafen sich etwas außerhalb von Seireitei, dem Gebiet der Soul Society, in dem die Shinigamis lebten, auf einer großen Fläche, wo sie ungestört üben konnten. Meistens unterrichtete sie ihn in verschiedenen Kidō-Sprüchen, doch auch mit dem Zanpakutō war er bereits sicherer geworden.

„Leutnant Ishida, schön Euch zu sehen.“, begrüßte er aufgeregt und verbeugte sich vor ihr.

Sie nickte kaum merklich und begann das Training, wenn auch heute etwas weniger konzentriert, als Yasuo es sonst von ihr kannte.
 

Derweil standen Renji und Byakuya vor einem für sie errichteten Tor zur realen Welt. Zwei weitere Shinigamis standen jeweils an einer Seite des Tores und öffneten es nun. Renji und Byakuya traten darauf zu und verschwanden im hellen Licht, welches den Innenraum komplett ausfüllte und sie nun umhüllte.
 

Einige Zeit später hatte Sayuri das Training abgeschlossen und machte sich auf den Weg ins Labor, in dem sie auf ihren Kommandanten hoffte. Sie stand nun vor der Tür, die ins Labor führte und klopfte an.

„Komm herein, Ishida-san.“, hörte sie ihn rufen und trat ein.

Sie ging auf ihren Hauptmann zu, der umringt von technischen Geräten saß und auf einen Bildschirm vor ihm starrte.

„Wann sollte ich es erfahren?“, fragte er vorwurfsvoll, woraufhin sie ihn verwirrt ansah.

„Ich weiß nicht,…“

„Es gibt keinen Grund mich zu belügen! Ich weiß es. Ich habe dein Zanpakutō untersucht und es weißt eindeutig daraufhin, dass es den Bankai-Status erreicht hat.“

Noch immer gab sie ihm keine Antwort darauf und funkelte ihn nunmehr an. Er sah sie eindringlich an und versuchte sich zu beherrschen.

„Wie lange beherrschst du es schon?“

„Seit einigen Monaten bereits.“

„Ist es stark?“

Seine Augen funkelten vor Erregung. Sie hob ihren Kopf und blickte in seine Augen.

„Etwas stimmt nicht damit. Ich weiß nicht weiter, es scheint, als fehle noch ein Stück bis zur Vollendung.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht und er wandte sich wieder dem Bildschirm vor sich zu.

„Ich werde dir helfen, es zu erforschen und es zu stärken. Ihr wart ein guter Leutnant, Ishida-san. Allerdings denke ich, dass Ihr als Kommandant weitaus effizienter für uns sein könntet.“

Er schwärmte bereits davon, doch Sayuri schwieg.

„Ihr könnt gehen, Ishida-san.“, sagte Kurotsuchi beiläufig und Sayuri verschwand.
 

Draußen stolperte sie dem Kommandanten der 10. Einheit, Tōshirō Hitsugaya, in die Arme. Er war es gewesen, der sie trotz ihrer Wolfsgestalt, die sie nach ihrer Überführung in die Soul Society angenommen hatte, bei sich aufgenommen und sich um sie gekümmert hatte. Im Grunde genommen waren sie sich sehr ähnlich gewesen, denn sowohl Sayuri als auch Hitsugaya wurden von anderen ihrer ausgefallenen Augen- und Haarfarbe wegen abgestoßen. Seit ihrem ersten Treffen war eine Verbindung zwischen ihnen entstanden, die auch jetzt noch immer existierte.

„Hitsugaya-kun… Entschuldigt, ich war in Gedanken…“, stammelte sie verwirrt.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er skeptisch, doch sie schien ihm nicht zuzuhören.

„Ja… Ja, natürlich. Entschuldigt bitte…“

Ebenso schnell, wie sie gekommen war, verschwand sie nun auch wieder und ließ Hitsugaya misstrauisch zurück.
 

Währenddessen lief Momo Hinamori, die Vizekommandantin der 5. Einheit, zu dem Zimmer ihres Kommandanten Sōsuke Aizen und blieb vor der Tür stehen. Sie klopfte mehrfach an, doch bekam keine Antwort. Schließlich begab sie sich auf die Suche nach ihm und fand ihn.

„Ahhhhhhh!!“

Ihr Schrei schallte durch ganz Seireitei und jeder, der in hörte, hielt inne.

„Das war Hinamoris Stimme!“, stellte Tōshirō schockiert fest und rannte sofort in die Richtung, aus der er den Aufschrei vermutete.

Ebenso begaben sich Sayuri, Ichimaru und Kira dorthin, um nachzusehen, was passiert war. Doch als sie dort angekommen waren blieben sie alle wie angewurzelt stehen und starrten an die ihnen gegenüberliegende Außenwand eines hohen Gebäudes, an der Aizen mit seinem Zanpakutō festgenagelt worden war. Hinamori kniete auf dem Boden und hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen, doch als sie Ichimaru hinter sich spürte, stand sie auf und drehte sich zu ihm um.

„Du… DU hast ihn getötet!“, rief sie zornig, während sie ihr Zanpakutō zog und auf ihn zu rannte.

Kira stellte sich ihr jedoch in den Weg und blockte sie ab.

„Geh mir aus dem Weg, Kira-kun!“, forderte sie eindringlich, doch Kira rührte sich nicht von der Stelle.

„Ich werde nicht zulassen, dass du meinen Hauptmann angreifst.“

Sayuri hatte ihren Blick inzwischen auch von Aizen gewandt und blickte zu ihnen hinüber.

„Er hat Aizen getötet!“

Tränen liefen Momo über die Wangen und voller Wut wendete sie einen Kidō-Spruch auf Kira an, der diesen zu Boden gehen ließ. Das war Hinamoris Stärke und kaum ein Shinigami außer den Kommandanten konnte ihre Kidō-Angriffe abblocken. Doch womit sie nicht gerechnet hatte, war Sayuri, die nun zwischen ihr und Ichimaru, der ebenfalls überrascht schien, stand.

„Was soll das? Geh beiseite!“, schrie sie Sayuri an, doch diese war nicht so einfach zu überwältigen wie Kira. Plötzlich tauchte Hitsugaya auf und erkannte die Situation sofort.

„Hinamori-san!“, rief er aufgeregt und sie blickte zu ihm hinüber.

Er sah sie finster an und sie ließ schließlich ihr Zanpakutō sinken. Auch Sayuri steckte ihr Schwert weg und widmete sich dann Kira. Hinter Hitsugaya tauchten einige weitere Shinigamis auf, die zu Hinamori liefen und sie auf seinen Befehl hin wegschleppten. Kira stand derweil wieder aufrecht, doch da er noch etwas wackelte stützte Sayuri ihn. Ichimaru, der derweil wieder seinen gewöhnlich, unheimlichen Gesichtsausdruck angenommen hatte, kam auf sie zu und grinste.

„Gute Arbeit, Ishida-san.“, sagte Kira leise und erblickte seinen Hauptmann, der nun vor ihm stand.

„Bring ihn am besten zu den Baracken der 4. Einheit, damit sie ihn sich ansehen.“, meinte Ichimaru und sah zu Sayuri hinüber.

Diese nickte und begab sich mit Kira auf den Weg dorthin. Ichimaru sah ihnen nach und wandte sich nach einiger Zeit Hitsugaya zu, der Aizen stumm anstarrte.

„Holt ihn da runter!“, befahl Hitsugaya den anderen Shinigamis, die sich sofort an die Arbeit machten. Er drehte sich zu Ichimaru um und funkelte ihn böse an.

„Was hat das hier zu bedeuten?“, fragte er mehr zu sich selbst, als zu Ichimaru, der ihm keine Antwort gab und davon ging.
 

Während Hinamori in eine Zelle gesperrt wurde, waren Sayuri und Kira bei der 4. Einheit angekommen und Kira war inzwischen wieder sicherer auf seinen Beinen geworden.

„Vielen Dank, Ishida-san.“, sagte er zum Abschied, doch Sayuri wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und versuchte die Bilder zu verarbeiten, die sie gerade aufgenommen hatte.
 

Einige Zeit verging und inzwischen würden vermutlich alle Shinigamis über den Tod des Kommandanten Bescheid wissen, doch gesehen hatten ihn die Wenigsten. Aizen war immer ein guter Hauptmann gewesen, was die Trauer um ihn erhöhte. Allerdings schien Ichimaru nicht sehr betrübt, als er auf Sayuri stieß, die schweigend in den Himmel blickte.

„Tragisch.“, kommentierte er den Verlust von Aizen, doch wirklich glauben konnte sie ihm nicht.

„Ich kannte ihn kaum. Ich werde ihn nicht vermissen.“, erklärte sie und sah ihn an.

„Wieso hast du dich zwischen mich und Hinamori gestellt? Du hättest verletzt werden können.“

„Es war meine Pflicht.“

„Du wirst Hauptmann Kuchiki wirklich immer ähnlicher. Vielleicht solltest du in ebenso eine hohe Position befördert werden, wie er. Ich denke du bist soweit.“, meinte er und Sayuris Gesichtsausdruck wirkte wie versteinert.

„Bye bye, Ishida-san.“

Er wank ihr im Gehen zu, bevor er um eine Ecke bog und aus ihrem Blickfeld verschwand. Sayuri stand noch eine Weile da und begab sich schließlich schweigend auf ihr Zimmer.
 

Es war bereits dunkel, als Renji und Byakuya in Karakura Town, der Stadt in der Rukia positioniert war, ankamen. Gerade schloss sich hinter ihnen das Tor und sie sahen sich um. Straßenlaternen erleuchteten die Straße vor ihnen, die sie entlanggingen. Dank des Forschungs- und Entwicklungsteams bekam jeder Shinigami, der in die reale Welt ging, ein kleines Telefon, das ihm Menschen mit Reiatsu und Hollows anzeigte. So sollte es ihnen ein Leichtes sein Rukia zu finden. Renji zog das Telefon aus seinem Kimono und klappte es auf. Ein leuchtend grüner Punkt bewegte sich durch die Straßen der Stadt.

„Sie ist ganz in der Nähe.“, meinte er und sah hinüber zu Byakuya.

Dieser nickte und sprang gefolgt von Renji hoch in die Luft, wo er einen besseren Überblick hatte. Nach nur wenigen Augenblicken entdeckten sie ein Mädchen in einem blauen Kleid, das durch die Straßen lief. Renji grinste heimtückisch und wollte vor ihr auf den Boden springen, doch Byakuya hielt ihn zurück. Ein Stück weiter landeten sie auf zwei Laternen und warteten auf Rukia, die jeden Moment kommen musste. Und tatsächlich erschien sie wenige Meter unter ihnen die Straße entlang gelaufen und murmelte vor sich hin. „Vielleicht habe ich mich schon zu lange hier aufgehalten.“

„JAAA!“, rief Renji und sie blieb wie angewurzelt stehen.

„Da liegst du ganz richtig.“, fuhr er fort und landete vor ihr.

Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und stammelte: „Ren… Renji Abarai?“

„Wir wurden geschickt, um den Menschen, der dir deine Kräfte gestohlen hat zu töten und dich zurück in die Soul Society zu holen.“, erklärte er und zog sein Zanpakutō.

Erst jetzt bemerkte sie, dass noch jemand anwesend war. Langsam drehte sie sich um und erblickte Byakuya.

„Byakuya… Bruder…“

Renji schlug mit seinem Zanpakutō in ihre Richtung, doch sie konnte schnell genug zur Seite springen.

„Du hast ein Schwerverbrechen begangen und wirst dafür deine Strafe bekommen. Nun sag mir den Namen des Menschen.“

Rukia antwortete ihm nicht und funkelte ihn dunkel an.

„Ich hoffe, du weißt, dass du meinem Angriff nicht ausgewichen bist, weil du es konntest, sondern weil ich dich ließ. Der nächste TRIFFT!“, schrie Renji, doch er wurde von einem Lichtpfeil von hinten überrascht und musste ausweichen.

Blitzschnell drehte er sich um und sah einen Jungen, etwa 19 Jahre alt, der mit einer Plastiktüte in der einen und einem Bogen aus Licht und Reiatsu in der anderen Hand nur wenige Meter entfernt stand.

„Zwei bewaffnete Männer gegen eine unbewaffnete Frau… Kein schöner Anblick. So was kann ich auf den Tod nicht ausstehen.“

Er rückte seine Brille zurecht, wodurch sich das Licht seines Bogens in den Gläsern spiegelte.

„WER bist du?“

Renji schien wirklich sauer, das merkte auch der Junge, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Ich bin nur ein Klassenkamerad… Jemand der Shinigamis hasst.“, erklärte er und sah Renji kühl an. „Ishida…“, flüsterte Rukia, als der Junge auf sie zutrat.

Renji starrte den Jungen misstrauisch an.

„Ishida? Ist das dein Name?“

Der Junge nickte und Renji begann zu grinsen.

„Das ist ja wirklich ein seltsamer Zufall. Ich meine, wie viele Familien mit dem Namen >Ishida< wird es in dieser Stadt schon geben, hm?“

Ishida wurde misstrauisch.

„Wir sind die einzige.“

„Die einzige… Das ist ja wirklich sehr interessant. Dann müsste dir der Name >Sayuri Ishida< ja bekannt vorkommen, oder?“

Entsetzt riss er dir Augen auf und ließ die Tüte fallen. Renji allerdings belustigte die Situation, doch er wandte sich wieder Rukia zu.

„Also, Rukia…“

„Woher kennst du ihren Namen?“

Er hatte seinen Bogen gespannt und zielte damit auf Renji, der sich widerwillig noch einmal umdrehte.

„Ich weiß nicht, wie das hier ist, aber bei uns kennt man die Namen der Stärksten. Und glaub mir, zu denen gehört sie schon lange. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich…“

Er schoss den Pfeil ab und streifte Renji am Arm.

„Das war sehr dumm von dir.“

Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er sprang auf Ishida zu, der versuchte ihn mit mehreren Pfeilen zu verwunden, doch vergebens. Renji war einfach zu schnell und ehe er begriff, was geschah, lag er auch schon verwundet am Boden und erblickte Renji, der über ihm stand. Dieser ging nun genervt zurück zu Rukia und Byakuya und konnte endlich fort fahren, dachte er. Doch auf dem Weg dorthin begann der Boden unter ihm plötzlich zu beben und Risse entstanden unter seinen Füßen.

„Was zum…“, fluchte er und wurde erneut von einem Jungen überrascht, doch dieser übertraf den ersten haushoch.

Der Junge trug einen schwarzen Kimono und auch sonst glich sein Outfit dem eines Shinigamis. Außerdem besaß er ein Zanpakutō, welches allerdings viel größer und breiter war, als Renjis. Dieser stand nur wenige Schritte von ihm entfernt und beobachtete jede Bewegung, die der Junge machte.

„Wer bist du…?“, fragte Renji erschrocken, während der Junge sich auf seinem Schwert abstützte.

„Ichigo Kurosaki! Merke dir meinen Namen gut. Es ist der Name dessen, der dich besiegen wird. Nett, dich kennen zu lernen!“, antwortete der Junge selbstsicher und packte sein Zanpakutō auf seine Schulter. „Welcher Kompanie gehörst du an?“

„Kompanie…? Ich gehöre keiner Kompanie an. Ich kämpfe nur um meine Freunde zu beschützen.“

Renjis Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück, denn dieser Ichigo würde keine große Bedrohung für ihn darstellen.

„Na dann. Zeig mal, was du so drauf hast.“, forderte Renji und Ichigo ging in Angriffsstellung.

„Ichigo… Wieso bist du hergekommen…“, fragte Rukia mit einem enttäuschten Ausdruck in ihren Augen. „Warte! Jetzt weiß ich wer du bist! Du bist der Mensch, der Rukia ihre Kräfte gestohlen hat.“, rief Renji und stürzte sich auf Ichigo, der seinen Schwerthieb gekonnt abblockte.

„Und, was willst du jetzt tun?“, wollte Ichigo wissen.

„DICH TÖTEN!!“, schrie Renji aufgeregt und startete einen erneuten Angriff.

„Ichigo… Kurosaki…“, wiederholte Byakuya murmelnd und beobachtete das Geschehen aus der Ferne.

„Na los!!“, rief Renji und wurde erneut von Ichigo abgeblockt.

Renji sprang auf Ichigos Zanpakutō, wodurch dieser ins Stolpern kam. Ein schneller Hieb von Renji und eine Wunde klaffte an Ichigos Schulter.

„Er ist schnell… Verflucht…“, dachte Ichigo und sank auf die Knie.

Renji landete gekonnt vor ihm und ließ sein Zanpakutō auf seiner Schulter ruhen.

„Das wars! Du stirbst.“, behauptete er schmunzelnd.

„Rukia erhält ihre Kräfte zurück, kommt mit uns in die Soul Society und wird dort sterben.“

Ichigo sah erschrocken zu Rukia hinüber, die betrübt auf den Boden sah.

„Wie überaus dumm von dir! Dabei hatte sie sich extra ohne dich aus dem Staub gemacht, damit du in diese ganze Sache nicht mit hinein gezogen wirst. Aber was machst du? Du rennst ihr nach und wirst nun hier sterben. Du kleiner Verlegenheits-Shinigami könntest uns richtigen Shinigamis nicht einmal eine kleine Schramme zuführen…“

Er wurde von Ichigo, dessen Zanpakutō ihn an der Schulter traf, unterbrochen und war schockiert. „Entschuldige, du warst zwar noch nicht ganz fertig mit deiner Rede, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Wie war das noch gleich mit nicht einmal eine kleine Schramme zuführen?“, fragte er spöttisch, während Renji sich einen Blutstropfen von der Wange schnippte.

„Jetzt bist du fällig.“

„Werd nicht übermütig, Renji.“, warnte Byakuya kühl und sah in seine Richtung.

„Was denn?! Sehen Sie ihn sich doch an. Ganz gleich, wie groß sein Zanpakutō auch sein mag, er kann es nicht einmal richtig kontrollieren. Hey! Wie ist der Name deines Zanpakutōs?“, fragte er an Ichigo gewandt, doch dieser konnte ihm keine Antwort geben.

„Name? Es hat keinen. Gebt ihr euren Schwertern etwa Namen?“

Ichigo konnte das nicht ganz glauben und fand die Idee seinem Schwert einen Namen zu geben unnötig. „Also doch! Du bist nicht mal in der Lage dein Zanpakutō nach seinem Namen zu fragen. Um mir im Kampf ebenbürtig zu sein, bist du noch 2000 Jahre zu früh dran!!“, schrie Renji und sprang auf.

„Brüll, Zabimaru!“

Er fuhr mit seiner Hand über die Klinge seines Schwerts, die sich veränderte. Sie wurde um einiges breites und bestand nun aus einzelnen Segmenten, die vom Griff bis zu Spitze ansteigend an Größe zunahmen. Am Ende befand sich eine Art Widerhaken, mit dem Renji seinen Gegner schwer verletzen konnte. Ichigo starrte auf das Zanpakutō seines Gegners und konnte seinen Blick nicht mehr abwenden. Renji traf ihn an der unverletzten Schulter und zog sein Schwert zurück.

„Das ist dein Ende, Ichigo! Renji Abarai hat dich besiegt!“

Immer noch in der Luft schwebend ließ Renji die Segmente seines Schwertes wieder zusammenfahren und beobachtete Ichigo, der erneut auf die Knie ging.

„Dies ist der Ort, an dem du sterben wirst!“, behauptete er voller Euphorie, während Ichigo seinen Kopf sinken ließ und Byakuya seinen Blick auf ihn lenkte.

Renji sprang auf den Boden vor Ichigo und holte aus, um ihn mit dem letzten Schlag zu töten, als Rukia an seinen Arm sprang und ihn daran hinderte.

„Lauf weg, Ichigo! Ich bitte dich, wenn du noch laufen kannst, dann renn weg!!“, schrie sie überwältigt von Angst und Aufregung.

Und tatsächlich nahm Ichigo seine Kräfte zusammen und griff nach seinem Zanpakutō, das er auf die Straßen hatte fallen lassen.

„Ja! Schon besser. So stirbst du wenigstens im Kampf.“, meinte Renji grinsend, doch verwundert, dass er sich noch bewegen konnte, war er schon.

„Ichigo! Flieh! Flieh endlich, Ichi…“

Doch Ichigo hatte nicht vor die Flucht zu ergreifen. Plötzlich bebte die Luft vor Reiatsu und das kleine Bändchen, das am Griff von Ichigos Zanpakutō hing wurde in der Luft zerfetzt. Nun begann Byakuya sich für ihn zu interessieren und auch Renji wusste nicht, wie ihm geschah. Ichigo war plötzlich stärker, schneller und scheinbar auch geschickter geworden. Mühelos schnitt er Renji im Sprung in die Schulter und startete bereits einen neuen Angriff.

„Was…“

Renji hatte keine Zeit den Satz zu vollenden, denn Ichigo stand bereits wieder vor ihm und holte erneut aus. Ihre Klingen trafen sich und Ichigo schleuderte Renji rücklings auf den Boden. Schnell fing er sich ab und starrte seinen Gegner, der wie ausgewechselt schien an.

„Was, dieser spirituelle Druck kommt von IHM? Woher nimmt er plötzlich diese Kraft?“

„Hey, was ist? Du bist auf einmal so langsam geworden!“, grinste Ichigo und sprang voller Energie auf ihn zu. „Bringen wir’s zu Ende. Ich habe gewonnen! Game over!!“

Renji sah bereits sein Ende nahen, doch plötzlich erblickte er Byakuya. Nur eine Sekunde und dann war die Klinge von Ichigos Zanpakutō verschwunden. Ichigo starrte erschrocken auf seinen Griff und sah dann hinüber zu Byakuya, der einige Schritte entfernt stand und seine Klinge in der Hand hielt.

„Was war das?! Er steht viel zu weit weg, um das gewesen zu sein!“

Bevor Ichigo reagieren konnte, stand Byakuya hinter ihm und hatte ihn zwei Mal mit seinem Zanpakutō durchstochen, das nun bereits wieder an seinem Gürtel hing.

„Was war das? Von wo kam es? Hat es mich erwischt?“

„Du bist langsam. Selbst wenn du zu Boden gehst.“, sagte Byakuya teilnahmslos, als Rukia schrie. „BYAKUYA!!!“

Entsetzt starrte sie ihren Bruder an, der sich nicht von der Stelle rührte. Auch Renji stand wie angewurzelt da und beobachtete seinen Kommandanten. Selbst er hatte die Schritte Byakuyas nicht verfolgen können. Ichigo lag regungslos auf dem Boden und um ihn herum breitete sich eine große Blutlache aus. Doch bei Bewusstsein war er noch.

„Was ist, Renji?“, fragte Byakuya beiläufig und drehte seinen Kopf zu ihm.

„Ich hätte das sicher auch allein hinbekommen. Sie hätten nicht eingreifen müssen.“

„Das war nicht der Grund. Selbst ich roste ein, wenn ich immer nur zusehe.“, meinte Byakuya, als erneut seine Schwester seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

„Ichigo…“

Sie rannte auf ihn zu, doch Renji fing sie ab und presste sie an einen Laternenpfahl.

„La… Lass mich los Renji!“, befahl sie und Tränen verschleierten ihren Blick.

„Was redest du denn da?! Sieh doch hin! Der Junge ist tot! Willst du wegen einem Toten dein Vergehen noch vergrößern?! Allein wenn du zu ihm rennst, verlängert das deine Strafe um 20 Jahre!“

„Und wenn schon!! Er ist nur meinetwegen in diese Angelegenheit verwickelt worden. Es ist MEINE Schuld, dass er starb!! Was ist schlimm daran, zu ihm zu laufen, wenn er für etwas, das ICH getan habe, gestorben ist?!“

Renji sah sie entsetzt an, doch er ließ nicht los.

„Bist du wirklich gewillt, zu ihm zu laufen? Ich verstehe… Er sieht ihm sehr ähnlich…“, bemerkte Byakuya.

Doch Ichigo war noch lange nicht tot. Er griff nach dem Saum des Kimonos von Byakuya und grinste ihm ins Gesicht.

„Ich? Tot…? Und wem sehe ich ähnlich…?“, flüsterte Ichigo geschwächt, aber lebend.

„Lass los, Junge.“, forderte Byakuya, doch Ichigo dachte gar nicht daran.

„Weißt du, ich verstehe dich so schlecht, wenn du in die andere Richtung sprichst.“

„Er kann sich immer noch bewegen? Unglaublich! Wie viel Lebensenergie der Junge hat.“, dachte Renji, während er das Geschehen beobachtete.

„Es scheint, als bräuchtest du diesen Arm nicht mehr.“, stellte Byakuya fest, doch Rukia hatte sich derweil befreit und rannte auf ihren Freund zu.

Sie trat mit voller Kraft gegen seine Hand, die sich von dem Kimono löste und auf der Straße liegen blieb. Sowohl Renji und Byakuya als auch Ichigo waren über ihre Tat erstaunt und sahen sie an.

„Wie kannst du es wagen Hand an die Tracht meines Bruders zu legen?! Erkenne deine Grenzen, Menschenkind!“, rief sie vollkommen kühl und wandte sich von Ichigo ab.

„Gehen wir, Bruder. Dieser Flegel verdient unsere Aufmerksamkeit nicht länger. Lasst uns zur Soul Society zurückkehren.“

Ichigo starrte sie fassungslos an und erlangte schließlich seine Stimme wieder.

„Warte! Was tust du denn da?“

Renji trat ihm auf die Schulter, wodurch er verstummte.

„Du willst dich wohl einfach nicht deinem Schicksal hingeben, was? Hör auf dich zu sträuben und stirb endlich.“, forderte er, doch Ichigo dachte gar nicht daran.

„Es ist nicht nötig, deine Klinge an diesem Menschen zu beschmutzen. Er wird ohnehin sterben, wenn wir ihn hier liegen lassen. Gehen wir, Bruder.“, wiederholte Rukia und entfernte sich einige Schritte.

„Soll das ein Witz sein… Rukia?! Hey, sieh mich an!“

Ichigo wollte nicht glauben, was sich gerade vor seinen Augen abspielte. „Bleib, wo du bist!! Wenn du dich auch nur einen Schritt von dort wegbewegst oder versuchen solltest mir zu folgen, werde ich dir das nie verzeihen, Ichigo.“

Erneut traten Tränen in ihre Augen und Ichigo starrte sie entsetzt an.

„Renji, öffne das Tor.“, befahl Byakuya.

„Ja.“, bestätigte dieser und erhob sein Zanpakutō, woraufhin eine große Tür vor ihnen erschien und sich öffnete.

Ein helles Licht drang aus ihrem Inneren, in dem Rukia, ihr Bruder und Renji schließlich verschwanden. Ichigo jedoch blieb zurück auf der Straße. Es hatte angefangen zu regnen und die Blutlache, in der er lag breitete sich weiter aus, doch Rettung nahte.

Kapitel 2
 

Noch in derselben Nacht war Rukia in eine Zelle gesperrt worden, in der sie nun auf ihr Urteil warten musste. Sie hatte nicht schlafen können und so beobachtete sie den Mond, den sie von ihrem Zellenfenster unheimlich gut bewundern konnte.
 

Am nächsten Morgen wurden die Kommandanten und Leutnants über ihre Festnahme informiert, doch keiner war erfreut über diese Nachricht. Besonders Renji, der bereits seit ihrer Zeit in Rukongai mit ihr befreundet war, sorgte sich um sie. Natürlich ließ er sich nichts dergleichen anmerken und begab sich in das Gebäude, in dem sich sowohl Rukia, als auch Hinamori befanden und hinter Gitterstäben gefangen saßen. Er schritt gelassen auf ihre Zelle zu und wartete darauf, dass sie sich zu ihm umdrehte, doch vergebens.

„Kopf hoch, Rukia. Kommandant Kuchiki wird sich sicher für eine Strafmilderung einsetzen. Du wirst sehen, du bist hier schneller wieder draußen, als du denkst.“

Er versuchte sie aufzumuntern, doch plötzlich erschien Sayuri neben ihm, mit äußerst schlechten Neuigkeiten.

„Rukia Kuchiki, ich wurde geschickt, um dir das vor wenigen Augenblicken entschiedene Urteil zu überbringen. Um die Schwere deines Verbrechens zu verdeutlichen wirst du in genau 25 Tagen durch das Sōkyōku hingerichtet. Diese Entscheidung ist endgültig.“, erklärte sie teilnahmslos und wollte sich von ihnen abwenden, doch Renji hielt sie zurück.

„Warte, was soll das heißen?“, fragte Renji bestürzt und Sayuri hielt inne.

„Warum soll ich dir diese Frage beantworten, wenn du die Antwort bereits kennst?“

Er stutze.

„Wann bist du so geworden?“, fragte er leise und ließ ihren Arm los.

Sie sah kaum merklich über ihre Schulter zu den beiden hinüber, wobei sowohl Renji, als auch Rukia Byakuyas Blick in ihren Augen wieder erkannten. Schließlich verschwand sie den Gang entlang nach draußen.

Natürlich war Sayuri nicht gefühllos und auch hatte sie Mitleid mit Rukia, allerdings konnte sie in ihrer Position nicht sehr viel ausrichten und musste sich ebenso wie Renji damit abfinden. Sie dachte angestrengt nach, doch Ichimaru unterbrach sie, als er auf einmal hinter ihr stand.

„Wirklich schade, dass mit Rukia Kuchiki. Ich habe gehört, dass sie eine wirklich begabte Shinigami sein soll. Zu schade, dass Ihr kein Kommandant seid, Ishida-san. Als Kommandantin hättet Ihr wesentlich mehr Macht etwas gegen dieses Urteil zu tun.“, dachte er laut und grinste sie an.

„Allerdings nicht genug, um es abzuwenden.“, ergänzte sie.

„Natürlich nicht.“

Erneut ließ er sie allein zurück und verschwand.
 

Wenige Zeit später wurde eine überraschende Versammlung der Kommandanten und Leutnants einberufen, zu der sich Sayuri umgehend begab. Es wurde schnell klar, dass die dritte Einheit und somit Ichimaru für diese Versammlung verantwortlich war. Die Shinigamis begaben sich zu ihren Plätzen und aufgeregtes Gemurmel war zu hören, bis Genryūsai das Wort erhob und alle verstummten.

„Kommandant Ichimaru hat uns einberufen um uns etwas mitzuteilen.“, begann er und lenkte seinen Blick auf Ichimaru, der sich mit einem Nicken in seine Richtung bedankte.

„Entschuldigt bitte diese kurzfristige Einberufung, aber ich erhielt vor einiger Zeit einen äußerst interessanten Brief von Kommandant Aizen. Ich war verwirrt über den Inhalt und wusste nichts damit anzufangen, doch nun nach seinem Tod, wird mir einiges klar. Er ernannte mich zu seinem Nachfolger, falls ihm etwas zustoßen sollte und siehe da, er ist tot. Meine Befürchtung: Er wusste, dass er sterben würde.“ Entsetzt starrten sämtliche Augen der Gotei 13 Oberhäupter zum Kommandant der dritten Einheit, der den besagten Brief aus seinem Kimono zog und ihn Genryūsai reichte. Dieser überflog ihn eilig und stellte fest, dass es stimmte, was Ichimaru zuvor gesagt hatte.

„Nun, wenn es Aizens letzter Wunsch war, sollten wir ihm diesen gewähren. Allerdings bevor Ihr Euch in das Amt des Kommandanten der fünften Einheit begebt, müsst auch Ihr einen Nachfolger bestimmen.“, entschied Genryūsai und gab den Brief zurück.

„Ich habe meine Wahl bereits getroffen. Ich ernenne Sayuri Ishida, Leutnant der 12. Einheit zu meinem Nachfolger.“, verkündete Ichimaru und richtete seinen Blick ebenso, wie alle anderen auf Sayuri, die entsetzt in seine Richtung starrte.

„Ishida-san, habt Ihr den Bankai-Status erreicht?“, fragte Genryūsai und ehe Sayuri antworten konnte, tat Kursotsuchi dies.

„Sie erreichte den Status bereits vor einigen Monaten und arbeitet zurzeit an der Verbesserung ihres Bankais.“, behauptete er und faltete seine Hände auf seinem Schoß.

„Also gut, dann soll es so sein. Ishida-san wird in das Amt des Kommandanten der dritten Einheit gehoben. Willkommen in unserer Runde, Kommandant Ishida.“, erklärte Genryūsai und beendete damit die Versammlung.

Sayuri, die nach der Versammlung von Ichimaru ihren Kommandantenhaori verliehen bekam, war sich ihrer neuen Verantwortung durchaus bewusst und wollte alles dafür tun, um die Soul Society zu schützen. Allerdings war ihr etwas mulmig zumute, wenn sie daran dachte, wie Hinamori wohl reagieren würde, wenn sie erfahren würde, wer ihr neuer Vorgesetzter war.
 

Bevor sie nun weiter Zeit verlor, die sie nicht hatte, begab sie sich auf den Weg zu ihrer ersten Aufgabe in der realen Welt. Da sie nun Kommandant war, konnte sie gehen wohin sie wollte und musste sich nicht länger rechtfertigen, wenn sie etwas für ihre Position ungewöhnliches tat, doch misstrauisches Tuscheln würde sich vermutlich nicht vermeiden lassen.
 

Sie hatte sich auf ihr Zimmer begeben, um alle nötigen Vorbereitungen für ihren Ausflug zu treffen, als das Sonnenlicht zwei Schatten, die sich näherten, durch ihre Tür warf.

„Kommandant Ishida, Euer Tor in die reale Welt ist bereit.“, sagte ein Shinigami, der gefolgt von einem weiteren vor ihrem Zimmer stand.

Sayuri nickte ernst und folgte ihnen nach draußen. Sie wurde an den gleichen Ort gebracht, von dem aus auch Renji und Byakuya gereist waren.

„Viel Glück, bei Ihrer Reise.“, wünschte ihr der Shinigami.

„Danke.“, antwortete Sayuri und blickte stetig nach vorn.

Dann trat sie in das helle Licht im Inneren des Tores, das nun hinter ihr geschlossen wurde.
 

Nun befand sie sich in einem unendlichen, dunklen Raum. Sie wusste, was nun zu tun war. Schnell voran eilen und nicht zurück sehen. Die Zeit war knapp, ihr blieben nunmehr 25 Tage, um sich einen Plan für Rukias Rettung auszudenken, was sie nicht wusste, damit war sie nicht allein.
 

Bereits eine Stunde nach ihrem Aufbruch in der Soul Society fand sie sich in Karakura Town wieder. Sie landete auf einer großen Wiese im Stadtpark und beobachtete das Tor, das hinter ihr verschwand. Auch sie hatte ein Telefon bekommen, mit dem sie Menschen mit Reiatsu orten konnte. Auf dem Display erkannte sie einen schwachen grünen Punkt, der flackerte.

„Das muss er sein.“, flüsterte sie und steckte es zurück in ihren Kimono.
 

Eine besondere Gabe Sayuris war, dass sie starke Erinnerungen und Gefühle von anderen Menschen sehen konnte. So hatte sie bei ihrem Besuch bei Rukia, den Jungen gesehen, dem sie ihre Kräfte geliehen hatte und deswegen zum Tode verurteilt worden war. Außerdem hatte sie erfahren, dass Ichigo über ein erstaunlich hohes Reiatsu verfügte und somit bei der Rettung von Rukia nützlich sein konnte. Allerdings hatte sie auch erkannt, dass Ichigo schwer verwundet worden war und so hoffte sie ihn rechtzeitig zu finden, bevor er umkam.
 

Mit Hilfe des Shunpo, einer Fähigkeit, die es ihrem Anwender erlaubt äußerst schnell zu laufen, erreichte sie schnell ihr Ziel. Es dämmerte bereits, als sie vor einem Gebäude anhielt, das Ähnlichkeit mit einem normalen Laden aufwies. Schmunzelnd ging sie zum Hintereingang des Ladens, dessen Besitzer im Inneren bereits auf sie wartete. Sayuri hatte sich nicht die Mühe gemacht ihre spirituelle Energie zu verbergen und musste so gar nicht erst anklopfen. Als sie nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt war, öffnete Urahara Kisuke diese und starrte sie doch etwas überrascht an.

„Hallo, Urahara-san.“, begrüßte sie mit einem verschmitzen Lächeln im Gesicht.

„I-Ishida-san… Was für eine Überraschung!“

Er trat beiseite und ließ sie hinein. Er führte sie in ein Nebenzimmer, in dem seine Angestellten Jinta Hanakari, ein kleiner Junge mit feuerrotem Haar, Ururu Tsumugiya, ein kleines Mädchen, das schüchtern wirkte und Tessai Tsukabishi, ein muskulöser Mann, gerade aßen. Auf dem Weg dorthin war ihm bereits ihr Kommandantenhaori aufgefallen, doch verwundert schien er deshalb nicht. Als Sayuri den Raum betrat, hielten seine Freunde inne und starrten ihren neuen Gast an.

„Wer bist du?“, fragte Jinta mit vollem Mund und spuckte dabei ein paar Reiskörner auf den Boden.

Sayuri sah ihn etwas angeekelt an, doch Jinta schien dies gar nicht zu bemerken. Bevor sie ihm eine Antwort geben konnte, zog Urahara sie an den Tisch und stellte ihr etwas zu essen vor die Nase.

„Du musst sicher hungrig sein. Iss erst einmal etwas, bevor wir dich mit Fragen löchern.“

„Ich bin ein Shinigami. Wir haben nie Hunger.“, erklärte sie und schob die Schüssel fort.

„Was hat ein Shinigami hier bei uns zu suchen?“, fragte Jinta erneut mit vollem Mund.

„Ich suche nach einem Jungen.“

Urahara lugte zu ihr hinüber und begann zu grinsen. Plötzlich hörten sie Schritte, die sich der Tür hinter dem Tisch näherten. Es schienen zwei Menschen zu sein und erneut wurde das Essen unterbrochen. Zwei Jungs, etwa 19 Jahre alt, öffneten die Tür und traten an den Tisch. Zuerst bemerkten sie Sayuri gar nicht, doch als sie saßen fielen ihre Blicke auf sie.

„Wer bist du?“, fragte der erste mit einem erschrockenen Ausdruck in den Augen.

„Die gleiche Frage könnte ich ebenso gut dir stellen. Deine spirituelle Energie ist enorm hoch, für einen Menschen.“, stellte Sayuri fest und beobachtete jede seiner Bewegungen.

„Mein Name ist Sayuri Ishida. Ich bin Kommandantin der dritten Einheit und auf der Suche nach dir, Ichigo Kurosaki.“

Sie hatte all das gesagt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, doch Ichigo und die anderen saßen wie eingefroren an dem Tisch und starrten sie an.

„K-Kommandantin?“, stammelte Ichigo verwirrt, während der Junge neben ihm aufgestanden war und durch die Tür hinter ihm, nach draußen gestürmt war.

„Was soll das?“, fragte Sayuri verwirrt, doch keiner schaffte es ihr zu antworten.

Schließlich kam sie selbst darauf. Der einzige Junge, der laut Rukia, aus dieser Stadt an diesem Abend verwundet worden war, war ihr Bruder. Die anderen sahen ihrem Gesichtsausdruck an, dass sie es erkannt hatte. Sie stand auf und folgte Uryū. Sie fand ihn vor dem Laden und näherte sich ihm vorsichtig.

„Nii-san?“, fragte sie und bemerkte, dass ihre Stimme zitterte.

Er drehte sich langsam zu ihr um und sah sie prüfend an.

„Du bist nicht meine Schwester. Die Sayuri, die ich kenne wäre niemals zu einem Shinigami geworden. Sie war ein Mitglied einer mächtigen Quincy-Familie und hätte sich niemals dazu herabgelassen…“

Weiter kam er nicht, denn plötzlich piepste das Telefon, das Sayuri dabei hatte. Sie nahm es heraus und erkannte einen Hollow, der wenige Meter entfernt aufgetaucht war.

„Was ist das?“, fragte Uryū misstrauisch.

„Ein Hollow.“

Sie steckte das Telefon ein und lief so schnell sie konnte zu der Stelle, an der der Hollow erschienen war. Uryū folgte ihr, doch er hatte Schwierigkeiten mit ihr Schritt zu halten.
 

Schließlich standen sie auf einer breiten Straße und sahen sich um, doch es war nichts zu entdecken. Sayuri blickte erneut auf ihr Telefon. Genau an der Stelle, wo sie standen, blinkte ein blaues Licht, das für die Anwesenheit eines Hollows stand.

„Sei vorsichtig.“, warnte Sayuri, doch Uryū hörte ihr nicht zu.

Sie zog ihr Zanpakutō und trat einige Schritte vor. Plötzlich erschien vor ihr ein riesiges Monster mit einer weißen Maske und starrte sie an.

„Töte, Hakurō!“, flüsterte sie zu ihrem Schwert, das nun weiß schimmerte.

Sie funkelte ihren Gegner böse an und sprang auf ihn zu. Doch bevor sie ihn auch nur verwunden konnte, verschwand er wieder und Sayuris Schlag ging ins Leere. Sie wirbelte herum und erblickte den Hollow direkt hinter ihrem Bruder. Blitzschnell steckte sie ihr Zanpakutō zurück und ließ einen Quincy-Bogen in ihrer Hand erscheinen, den sie auf den Hollow richtete und schließlich abfeuerte. Der Pfeil traf das Monster mitten in seine Maske und es löste sich auf. Uryū, der sie etwas unsicher ansah, ging auf sie zu und hatte die Reaktion des Hollows beobachtet, die grundlegend anders war, als wenn er sie erlegte.

„Wir sollten zurückgehen.“, sagte Sayuri kühl und wandte sich ab.

„Nee-chan…“

Abrupt blieb sie stehen und drehte sich mit geweiteten Augen zu ihm um. Bevor sie merkte, was geschah, fand sie sich in einer Umarmung Uryūs wieder. Sie begann zu grinsen und erwiderte diese.

„Ich habe dich schrecklich vermisst.“, flüsterte er mit unsicherer Stimme.

„Ich habe dich auch vermisst, Nii-chan.“

Sie löste sich aus der Umarmung und sah ihm in die Augen.

„Der Shinigami, der vor kurzem hier war, sagte du seiest stark, sag, stimmt das?“

„Natürlich stimmt das!“, rief Urahara, der hinter einer Ecke aufgetaucht war.

„Sie ist die Kommandantin der dritten Einheit. Das heißt sie ist eine der zwölf Besten Shinigamis überhaupt. Diesen Hollow mit nur einem Schlag zu besiegen… Das ist wirklich bewundernswert.“

Sayuri blickte ausdruckslos zu ihm hinüber und nickte kaum merklich.

„Lasst uns zurück zum Laden gehen. Wir müssen ausgeschlafen sein, wenn das Training morgen beginnt.“, sagte Urahara und drehte sich um.

Sayuri folgte ihm langsam und schließlich rang sich auch Uryū dazu durch mitzukommen.
 

Am nächsten Morgen jedoch, war Uryū verschwunden.

„Wo ist Ishida?“, fragte Ichigo, während er sein Frühstück in sich hineinschaufelte.

„Er brach vor einigen Stunden auf. Er sagte, er wolle allein trainieren.“, erklärte Urahara und Sayuri begann zu schmunzeln.

„Ja, das sieht ihm ähnlich.“

„Also, Sayuri. Du bist gekommen, um mich zu finden? Und was wirst du nun tun, wo du mich gefunden hast?“ Sein Teller war bereits nach wenigen Sekunden leer und er wischte sich mit dem Handrücken seinen Mund ab.

„Nachdem Rukia zurück in die Soul Society gebracht wurde, steckte man sie in eine Zelle, in der sie in diesem Moment auf ihre Hinrichtung wartet. Ich weiß, dass du über starke Kräfte verfügst, die helfen könnten sie zu retten. Ich weiß außerdem, dass sie dir etwas bedeutet und du sicher nicht willst, dass sie stirbt.“

Ichigo sah sie erschrocken an.

„Wie viel Zeit haben wir?“

„24 Tage.“

„Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lasst uns mit dem Training beginnen.“, schlug Urahara vor und Sayuri nickte zustimmend.

Gemeinsam gingen sie in ein Nebenzimmer, in dessen Mitte der Boden geöffnet worden war. Eine Leiter führte einen Schacht hinunter, an dessen Ende Jinta, Ururu und Tessai bereits warteten.
 

Sie fanden sich in einer scheinbar unendlichen Landschaft wieder, die von Felsen und Bäumen gesäumt bis zu ihrem eigenen Horizont reichte.

„Was ist das?“, fragte Ichigo verwundert und sah sich staunend um.

„Ein Trainingsraum. Wir haben ihn vor einiger Zeit errichtet, um ungestört üben zu können.“, erklärte Urahara prahlend.

„Byakuya hat dein >Saketsu< und dein >Hakusui< zerstoßen. Die Stützpfeiler deiner Seele. Urahara konnte deine Wunden heilen, doch die spirituellen Kräfte, die Rukia dir verliehen hat, sind verloren. Allerdings verfügst du über eigene Kräfte, die wir mit einem speziellen Training hervorrufen wollen.“, sagte Sayuri und legte eine Hand um den Griff ihres Zanpakutōs.

„Außerdem zerstörte Byakuya dein namenloses Zanpakutō. Durch das Training wirst du jedoch dein wahres Schwert erhalten und seinen Namen erfahren, was es dir ermöglicht es besser zu beherrschen.“, fuhr Urahara fort und drehte sich zu Ururu, die eine kleine Kiste trug und sie nun ihrem Meister übergab.

Dieser öffnete sie und nahm einen Kopfschutz und zwei Handschuhe heraus, während Sayuri ihr Zanpakutō zog. Sie stieß den Griff an Ichigos Kopf und löste seine Seele damit von seinem Körper. Eine lange Kette verband ihn mit diesem.

„Was sollte das?“, rief er aufgeregt.

„Das dürfte das erste Mal für dich sein, dass du dich nicht als Shinigami außerhalb deines Körpers befindest. Fällt es dir schwer zu atmen und dich zu bewegen? Das liegt daran, dass du ein Geist bist. In der ersten Stufe des Trainings wirst du lernen, dich in dieser Form zu bewegen und zu kämpfen. Aber genug der Erklärung. Du wirst es sicher schneller begreifen, wenn wir einfach beginnen.“, sagte sie und trat einige Schritte zurück.

Ururu hatte sich derweil etwas entfernt und wartete auf das Startzeichen.

„Ururuuu! Mach dich bereit!“, rief Urahara ihr zu und sie nickte.

„Es… Es ist mir eine Ehre mit dir zu trainieren.“ Sie verbeugte sich vor Ichigo und fixierte ihn.

Dieser wusste nicht, wie ihm geschah.

„Lektion Nummer eins! Ein Kampf gegen Ururu!“

„Waaas…?“

„Die Regeln sind einfach… Sobald sich einer von euch beiden nicht mehr bewegen kann, ist die Übung beendet. Schlag sie, bevor sie dich schlägt!“

„Red keinen Unsinn! Ich kann doch nicht gegen ein Kind kämpfen!“

„Ich würde sie nicht unterschätzen.“, mischte sich Sayuri ein und bedeutete ihm die Ausrüstung anzulegen, die immer noch in der Kiste lagen.

„Zieh dir das an… Sonst stirbst du.“, warnte Ururu und bevor Ichigo begriff, hatte die Übung begonnen.

Sie sprang auf ihn zu und verfehlte ihn nur knapp, da er in der letzten Sekunde ausgewichen war. An der Stelle, wo er gestanden hatte, entstand ein tiefes Loch im Boden und Ichigo starrte das Mädchen entsetzt an.

„Was zum…“

Sie holte bereits zum nächsten Schlag aus und er lief so schnell es ihm seine Beine erlaubten zu der Kiste und schnappte sich den Kopfschutz und die Handschuhe. Er legte sie im Laufen an, während Ururu hinter ihm immer wieder auf die Stellen schlug, an denen Ichigo vor einer Sekunde noch gewesen war.

„Na? Was habe ich gesagt?“, grinste Sayuri und setzte sich auf den Boden.

Ichigo sah zu ihr hinüber, als Ururu einen Volltreffer landete. Er verschwand in einer großen Rauchwolke und Urahara reckte den Kopf.

„Er kommt nicht mehr raus.“, stellte Jinta fest.

„Ist er tot?“, fragte Tessai und wandte den Blick von der Rauchwolke auf Urahara.

„Wir werden sehen…“, meinte dieser und fixierte die Stelle, an der Ichigo verschwunden war.

Plötzlich sprang er wieder ins Blickfeld der Zuschauer und rannte weiter vor Ururu davon.

„Ah, da ist er ja wieder.“, murmelte Sayuri schmunzelnd und stützte ihren Kopf ab.

„Verdammt… Wenn ich noch so einen Schlag abbekomme, bin ich tot.“, dachte Ichigo, doch plötzlich kam ihm eine Idee.

„Wenn ich es schaffe, vor ihr wegzulaufen, muss ich an Geschwindigkeit zugelegt haben. Das bedeutet, ich müsste es eigentlich auch schaffen ihre Schläge zu parieren.“

Abrupt blieb er stehen und wandte sich Ururu zu. Diese sprang auf ihn zu, doch Ichigo schaffte es tatsächlich ihr auszuweichen. Damit zog er die Aufmerksamkeit von Sayuri wieder auf sich, die begann zu grinsen.

„Na endlich.“, freute sie sich und beobachtete ihn.

Ichigo holte nun zu einem Schlag aus und traf. Ururu schien rücklings zu fallen, doch ehe er sich versah, stand sie auf seinem Arm, der noch nach vorne ausgestreckt war und trat ihn mit voller Kraft gegen einen Felsen. Erneut verschwand er in einer Staubwolke, während Urahara neben Ururu aufgetaucht war und ihr Bein festhielt.

„Gerade noch rechtzeitig.“, grinste er und sah zu Ichigo hinüber, der auf Tessai gelandet war, da dieser sich zwischen ihn und den Felsen geworfen hatte.

Währenddessen war auch Sayuri aufgestanden und ging auf Ichigo zu. Dieser richtete sich derweil auf und fluchte vor sich hin.

„Verdammt… Nächstes Mal gewinne ich!“

„Lektion eins… bestanden!“, rief Sayuri und Ichigo sah sie verwirrt an.

„WAS? Ich habe sie doch gar nicht besiegt!“, protestierte er, doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Sinn dieser Aufgabe war nicht, dass du Ururu besiegst, sondern dass du den ersten Treffer landest. Fällt es dir immer noch schwer zu atmen und dich zu bewegen?“

Ichigo stutzte. Tatsächlich schien er wieder vollkommen normal atmen zu können. Sayuri grinste ihn heimtückisch an und bevor er reagieren konnte, durchtrennte sie die Kette, die ihn mit seinem Körper verband.

„Dann können wir jetzt zu Lektion zwei übergehen.“

Sie steckte ihr Zanpakutō zurück und beobachtete seine erschrockene Miene.

„Was sollte das? Jetzt werde ich sterben!“, schrie er.

„Mach doch nicht so einen Lärm.“, bat Urahara.

„Ich soll nicht so einen Lärm machen?! Ist dir eigentlich klar, dass ein Geist nicht wieder in seinen Körper zurückkehren kann, wenn diese Kette durchtrennt wurde?“

Er nahm das Ende der Kette in die Hand und ließ es hin und her baumeln.

„Natürlich weiß er das.“, sagte Sayuri, während sie sich neben Urahara stellte.

„Wenn die Kette durchtrennt wurde, setzt die >Verwitterung< ein. Dadurch löst sich der Rest der Kette, der mit deinem Geist verbunden ist, Glied für Glied auf. Wenn sie sich vollkommen aufgelöst hat, entsteht an deiner Brust ein Loch und du wirst zum Hollow.“, erklärte sie kühl.

„Wie bitte?!“

„Keine Sorge. Es gibt eine Möglichkeit dies zu verhindern… Du musst zu einem Shinigami werden.“

Sie funkelte ihn düster an und er starrte sie entsetzt an.

„Nun gut. Beginnen wir mit Lektion Zwei!“, rief Urahara und plötzlich verschwand der Boden unter Ichigos Füßen.

Er stürzte in ein tiefes Loch und landete unsanft auf hartem Boden. Urahara beugte sich vor und blickte in das Loch, während Sayuri hinein sprang. Sie landete gekonnt neben Ichigo, der dabei war sich aufzurichten. „Weg der Bindung Nr. 99 »Kin«“, rief sie, wodurch sie seine Arme auf seinem Rücken fesselte.

„Was soll das?“

Er versuchte seine Arme zu befreien, doch vergebens.

„In Lektion zwei geht es darum deine Shinigami-Kräfte wiederzuerlangen. Normalerweise dauert es einige Monate, bis die >Verwitterung< eintritt, doch dieses Loch ist mit einem speziellen Gas gefüllt, was dies beschleunigt. Also, du musst es schaffen innerhalb von 72 Stunden zu einem Shinigami zu werden und aus diesem Loch zu steigen.“, erklärte sie beiläufig und sprang mit einem großen Schwung nach oben.

„Solltest du innerhalb der Zeit kein Shinigami geworden sein, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als dich zu vernichten.“

Ichigo starrte erschrocken nach oben, während die anderen sich zurückzogen und ihn allein ließen.
 

Am Abend begab Sayuri sich etwas außerhalb der Stadt zu einem Fluss, dessen Quelle einen kleinen Wasserfall bildete. Bevor sie gestorben war hatte sie mit ihrer Familie in einer großen Stadt gewohnt in der sie sich ununterbrochen eingeengt fühlte. Ihr Großvater hatte dies bemerkt und war mit ihr zu einem ganz ähnlichen Platz gegangen, um ihr etwas zu zeigen. Dies war das erste Mal gewesen, dass sie Quincy-Kräfte eingesetzt hatte, denn er unterrichtete sie von da an. Auch ihr Bruder lernte den Umgang mit dem Bogen, doch er war bei weitem nicht so schnell im Lernen wie sie. Wie sie vermutet hatte, trainierte ihr Bruder an diesem Platz, der dem von damals so sehr ähnelte. Sie trat auf ihn zu und er zuckte zusammen, als er sie bemerkte.

„Schwester, was tust du hier?“, fragte er und ließ seinen Bogen sinken.

„Ich wollte sehen, ob du dich verbessert hast, seit Großvater uns damals trainiert hat.“, sagte sie grinsend. Uryū spannte erneut seinen Bogen und feuerte einen Pfeil auf ein fallendes Blatt ab. Er erwischte es. Sayuri klatschte und wurde plötzlich ernst.

„Ich weiß, dass du die Shinigamis nicht sonderlich magst, aber sie sind nicht so schlecht, wie du glaubst. Rukia besonders nicht.“

„Ich kenne Rukia und ich verspreche dir, ich werde helfen sie zu retten.“, erklärte er und Sayuri nickte grinsend.

Sie sah ihm noch einige Zeit lang beim Training zu und gab ihm Tipps, um seine Technik zu verbessern, bevor sie schließlich wieder im Wald verschwand und sich auf den Weg zurück zum Laden machte.

Kapitel 3
 

Am nächsten Morgen war es Ichigo noch immer nicht gelungen sich in einen Shinigami zu verwandeln. Sayuri war erneut zu ihm ins Dunkel gesprungen und saß ihm schweigend gegenüber. Er jedoch schwieg nicht. „Was soll das hier? Ich werde es nie schaffen, zu einem Shinigami zu werden!“, meinte er aufgebracht, doch sie gab ihm keine Antwort. „Wenn du nicht mit mir sprechen willst, warum bist du dann hier?“, wollte er angriffslustig wissen. Schließlich richtete sie sich auf und sah auf ihn herab. „Wenn du es nicht schaffst, ist Rukias Tod sicher. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, weil Urahara meinte, du stündest dann zu sehr unter Druck, aber es ist nun mal so, dass du der einzige bist, der Rukia retten kann.“ Bevor er etwas dazu sagen konnte, war sie bereits wieder verschwunden.

Währenddessen ging in der Soul Society alles seinen normalen Gang. Kurotsuchi bastelte an einem neuen Experiment herum, Renji suchte nach eine Möglichkeit Rukia zu retten und Byakuya streifte nachdenklich durch Seireitei. Keiner von ihnen konnte ahnen, was sich zur selben Zeit in der realen Welt abspielte, wie Sayuris Plan aussah und mit welch einer riesenhaften Bedrohung sie es zu tun bekommen sollten.

Ichigo wandte sich derweil auf dem Boden des Schachtes und schaffte es sich aufzurichten. Er blickte nach oben und musste wegen des hellen Lichtes blinzeln. Die Kette an seiner Brust war bereits um einiges geschrumpft und bestand nun nur noch aus einigen Gliedern. Er versuchte mit genügend Schwung die Wände hinauf zu sprinten, doch sooft er es auch versuchte, es gelang ihm nicht. Schließlich brach er erschöpft zusammen und blieb hoffnungslos liegen.

Urahara und Sayuri befanden sich inzwischen in einem Nebenzimmer des Ladens und besprachen die Sachlage. „Die Zeit drängt und er macht keinerlei Anzeichen einer Transformation.“, meinte Sayuri und Urahara nickte beistimmend. „Wir können nichts tun. Er muss es allein schaffen.“, erklärte er, doch dessen war Sayuri sich bereits bewusst.

Immer schneller begannen die Glieder der Kette zu zerbröseln und Ichigos Hoffnung schwand mit ihnen. Doch dann erinnerte er sich an Rukia, die seine Familie und so viele andere Seelen gerettet hatte und die nun nur wegen ihm hingerichtet werden sollte. War das ihre Vorstellung von Gerechtigkeit? Dann wollte er nicht zu einem von ihnen werden. Aber er konnte Rukia auch nicht einfach im Stich lassen. Es zehrte an seinen Kräften, doch er schaffte es sich aufzurichten und einen neuen Versuch zu starten. Doch dann geschah es. Schmerzen durchfuhren seinen Körper und er sank auf die Knie. Ein enormes Reiatsu entstand und Sayuri zuckte zusammen. Sie sprang auf und rannte nach unten, beugte sich über den Schacht und erblickte Ichigo, der im Inbegriff war, zu einem Hollow zu werden. Sie erschauderte bei dem Anblick, den er ihr gebot. Anstatt der Kette klaffte nun ein schwarzes Loch in seiner Brust und sein Gesicht war von einer Maske bedeckt. Die Fesseln konnten ihn nun nicht mehr halten und er riss sich los. Sayuri richtete sich auf und griff nach ihrem Zanpakutō, doch Urahara gebot ihr Einhalt. „Noch nicht. Er hat noch eine Chance.“, erklärte er und ließ dabei Ichigo nicht aus den Augen. Offensichtlich versuchte dieser sich gegen den Hollow in sich zu wehren, doch er schien ihm unterlegen zu sein. Plötzlich sprang er nach oben und eine riesige Staubwolke umhüllte ihn. Sayuri musste einen Arm vor ihre Augen legen, um nicht geblendet zu werden, von dem Sand, den er aufgewirbelt hatte. Es dauerte einige Zeit, bis Ichigo wieder erkennbar wurde und er sich vor ihnen erhob. Obwohl er noch immer Rückstände einer Hollow Maske und Panzers trug, schulterte er ein enorm großes Zanpakutō und der Wind, der ihn umgab, streifte seinen Shihakusho. Wie er nun so vor ihr stand, konnte Sayuri deutlich spüren, dass Rukias Rettung bevorstand und sie neue Hoffnung schöpfen konnte.

Ichigo brauchte nicht sehr viel Zeit um zu begreifen, dass es ihm tatsächlich gelungen war sich selbstständig in einen Shinigami zu verwandeln. „Lektion zwei bestanden!“, rief Urahara freudig aus und erkannte die Genugtuung, die über Ichigos Gesicht huschte. Doch dann stutzte er. Er hatte die Maske noch immer auf und nahm sie nun vorsichtig ab. Er betrachtete sie eingehend und steckte sie schließlich in seinen Kimono. „Lasst uns Rukia retten!“, meinte er voller Energie, doch Sayuri schüttelte den Kopf. „Du bist noch nicht so weit. Es gibt noch eine letzte Prüfung, die du bestehen musst.“, sagte sie und kam ein Stück auf ihn zu. „Was denn noch?“, fragte er gelangweilt. Sie zog eine Augenbraue hoch und grinste heimtückisch. „Du musst gegen mich kämpfen… und gewinnen!“, rief sie und zog ihr Zanpakutō. Er riss die Augen auf und ehe er eine Chance hatte es ihr gleichzutun, musste er auch schon ihrem ersten Angriff ausweichen. „Du musst ihre Schwäche erkennen, Ichigo!“, rief Urahara, während er sich einen sicheren Zuschauerplatz suchte. „Außerdem könnte es helfen, wenn du den Namen deines Zanpakutōs in Erfahrung bringst.“, meinte sie und stützte sich auf dem ihren ab. Ichigo betrachtete sein Schwert, das er instinktiv gezogen hatte und in dem sich die Umgebung spiegelte. Er wandte sich Sayuri zu und richtete es auf sie. „Woher weiß ich den Namen?“ „Es wird ihn dir sagen.“, erklärte sie und hob ihr Schwert an. Es glänzte, blendete ihn fast und bevor er es weiter betrachten konnte, streifte es auch schon seine Kehle. „Zu langsam!“, rief sie und sprang von der Klinge seines Zanpakutōs. „Du musst schneller werden, sonst hast du im Kampf gegen Byakuya keine Chance.“, lehrte sie und Ichigo nickte. Und wiederum sprang sie auf ihn zu, doch diesmal befand sich seine Klinge zwischen der ihren und seinem Körper. „Fantastisch.“, flüsterte sie. „Dann mal los. Lass uns beginnen.“, forderte sie und trat ein paar Schritte zurück, bevor sich ihre Schwerter erneut trafen.

Sie lieferten sich einen heftigen Kampf und Urahara konnte förmlich spüren, wie seine Stärke zunahm. Seit langer Zeit hatte er nicht mehr so etwas gesehen. Sayuri, die früher der 11. Einheit angehörte, deren Lieblingsbeschäftigung das Kämpfen war, hatte dem Anschein nach tatsächlich Spaß. Sie lächelte und ihre Augen funkelten. Dennoch schaffte sie es die Beherrschung nicht zu verlieren, denn das wäre Ichigos Tod gewesen. Diese Körperkontrolle, die in diesem Maße nur sie und Byakuya beherrschten, war in ganz Seireitei bekannt und sehr hoch angesehen.

Funken sprühten und ein Kratzen ertönte bei jedem erneuten Zusammenstoßen von Ichigo und Sayuri. „Erzähl mir was über dich.“, forderte Ichigo nach einer Weile des Kampfes als er sich sicher war, dass er dadurch nicht zu sehr abgelenkt wurde. „Du solltest dich lieber aufs Kämpfen konzentrieren.“, meinte sie, doch Ichigo überhörte ihre Aussage dezent. „Ich hatte zwar noch nicht das Vergnügen mit allzu vielen Shinigamis, aber ich bin mir sicher, dass dein Reiatsu dem von Byakuya um Längen überlegen ist. Also, wieso bist du hier und rettest Rukia nicht allein?“ „Vielleicht hast du Recht und ich könnte Byakuya trotz seiner jahrelangen Erfahrung im Kämpfen besiegen, aber dann wären da noch um die zwanzig weiteren Shinigamis, die gleich stark oder sogar noch stärker als er sind und gegen die ich möglicherweise sogar auch eine Chance hätte, doch in der Zwischenzeit wäre Rukia bereits hingerichtet worden, ohne dass ich es auch nur mitbekommen hätte.“, erklärte sie gleichgültig und fügte Ichigo, dessen Konzentration nachgelassen hatte eine nicht sehr tiefe aber trotzdem stark blutende Wunde am linken Oberarm zu. Sayuri hielt inne und sah ihm in die Augen. Er erkannte denselben starrenden Blick, den er auch bei Byakuya gesehen hatte und er schauderte. Erst jetzt bemerkte er, wie ähnlich sie sich im Grunde waren. Er erinnerte sich an den Moment, in dem Byakuya auf ihn herabblickte und er blutend am Boden lag. Wenn er sich nun vorstellte, dass Sayuri an Stelle von Byakuyas gewesen wäre und er nun hier mit ihm trainieren würde, viel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. „Du hattest nie vor Byakuya zu töten, hab ich Recht?“ Trotz dieser Anschuldigung regte sich in Sayuris Gesicht nicht der kleinste Muskel. „Er ist dein Vorbild. Du besitzt alle Fähigkeiten, die Renji an seinem Hauptmann bewundert.“ Noch immer hatte sie keine Miene verzogen. Nun wurde Urahara hellhörig und fixierte die beiden, die sich noch immer gegenüber standen und keinerlei Anzeichen machten ihren Kampf fortzuführen. „Einen Augenblick. Es ist nicht Byakuya, oder? Ich meine, klar er ist wirklich bewundernswert und stark, aber er verfügt über keinerlei Emotionen. Ganz anders als Renji… Er ist es, nicht wahr?“ Sayuri sah fast unmerklich hinüber zu Urahara und ließ die Spitze ihres Zanpakutōs über den Boden gleiten. „Du solltest dir nicht zu viel erlauben.“, warnte sie monoton. „Du liebst ihn.“, stellte er grinsend fest, doch bevor er fortfahren konnte, stürzte sie sich auf ihn. Doch nun war es anders. Sie schien tatsächlich ernst zu machen, denn Ichigo wurde immer weiter zurückgedrängt und erlitt unzählige Schnittwunden. Ihre Augen funkelten erneut, doch es hatte sich verändert. „Töte, Hakurō!“, rief sie und ihr Schwert blitze kurz auf, bevor es weiß wie Schnee wurde. Ichigo musste seine Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden. Er erkannte allerdings noch, dass sie stehen blieb und ihr Zanpakutō langsam schwingen ließ. „Das ist die Shikai Form meines Schwertes. Jedes Zanpakutō verfügt über solch eine Form, die es noch mächtiger werden lässt. Sobald du den Namen des deinen kennst, wirst du in der Lage sein diesen Status zu erreichen.“, erklärte sie eintönig und umfasste den Griff wieder fester. Sie richtete die Klinge auf ihn und sah zu ihm auf. „Du sollst wissen, Ichigo Kurosaki, dass du Rukias letzte Hoffnung bist und ich dich allein aus diesem Grund nicht auf der Stelle töte. Auch wenn unser Plan funktionieren wird und es uns tatsächlich gelingen sollte Rukia zu retten, werde ich dich verschonen. Aber wenn wir uns jemals wieder sehen werden, schwöre ich bei meinem Leben, wird einer von uns beiden sterben. Also vergiss nie… Ich bin dein Feind!“, schrie sie und sprang erneut auf ihn zu und es gelang ihm sie abzublocken.

Auch Urahara hatte ihren Ausruf wahrgenommen und grinste heimtückisch, denn er wusste, dass es Ichigo tatsächlich gelungen war ihre Schwachstelle zu finden. Dies war bis jetzt nicht vielen Leuten gelungen und noch weniger waren dem Kampf entkommen, den Sayuri gegen jeden von ihnen geführt hatte. Sogar in Seireitei kannte nicht jeder ihre Geschichte und diejenigen die sie kannten, behielten sie für sich, aus dem einfachen Grund, dass sie sich sonst womöglich einen mächtigen Gegner schaffen würden, gegen den keiner von ihnen gewinnen konnte. Denn Sayuri war nicht, wie sie behauptete, eine starke Kämpferin, sie war die stärkste und dass wussten die anderen schon seit ihrem Eintreten in die Soul Society. Damals war sie noch ein Kind gewesen und kaum älter als neun Jahre. Sie war gestorben, als ein großer Hollow sie angegriffen hatte und so selbst zu einem von ihnen geworden. Als Byakuya damals einen geeigneten Bezirk für seine Schwester auswählen sollte, lief sie ihm über den Weg und er erkannte sofort, dass sie keine gewöhnliche Seele hatte. Es gelang ihm sie zu erlösen und nach Rukongai, dem Ort der Soul Society an dem die Seelen gewöhnlicher Menschen waren, zu überführen. Vorher jedoch verlangte er von ihr, dass sie wenn sie alt genug war, die Shinigami Akademie aufsuchen würde, um dort ausgebildet zu werden. Sie gab ihm dieses Versprechen und fand sich wenig später in einer ihr völlig unbekannten Umgebung wieder. Allerdings war sie nicht wie gewöhnlich in ihrer Menschengestalt dorthin gelangt, sondern erkannte recht schnell, dass sie den Körper eines Wolfes nun ihr Eigen nennen durfte. Ihr Fell war schneeweiß und ihre Augen leuchtend grün. Schnell wurde ihr klar, dass sie wegen ihres auffälligen Aussehens nicht gern gesehen wurde und als unheimlich in sämtlichen Bezirken Rukongais galt. Selbst im Areal 80, dem gefährlichsten, jagte man sie fort und warf mit Steinen nach ihr. Ausgehungert und auf der Suche nach einem Platz, an dem sie bleiben konnte, schleppte sie sich an den Rand eines Waldes und blieb völlig erschöpft am Fuße eines großen Baumes liegen. Vermutlich hätte sie die darauf folgende Nacht nicht überlebt, wenn Tōshirō nicht gewesen wäre. Ebenso wie Sayuri war er damals noch ein Kind gewesen und ebenso wie sie, hatte er schneeweiße Haare und türkise Augen. Auch er wurde von den anderen Kindern ausgegrenzt und wandelte so oft allein durch den Wald. Er entdeckte die kleine Wölfin auf einem seiner Sparziergänge und beugte sich zu ihr. Sofort erkannte er, dass sie dringend Nahrung brauchte und nahm sie kurzerhand mit zu sich nach Hause. Dort fütterte er sie und richtete ihr sogar eine Art Nest, in dem sie bequem schlafen konnte. Bald schon entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden, die bis heute besteht, doch nach einigen Jahren wendete sich das Blatt und ihr Glück schien verschwunden. Es waren zwei Shinigamis, die an jenem Morgen vor der Tür seines Hauses standen und damals, wie heute lösten ihre Gesichter ein seltsames Gefühl in ihr aus. Kaname Tōsen und Sōsuke Aizen waren gekommen, um sie zu holen und zur Akademie zu bringen. Anfangs waren sie scheinbar erstaunt über das hohe Reiatsu, dass von ihr ausging, doch als sie nicht mit ihnen gehen wollte, fesselten sie sie kurzerhand mit einem Kidō-Spruch und ließen ihr somit keine Wahl. So sehr es Tōshirō auch schmerzte, dass sie seine Freundin mitgenommen hatten, konnte er dennoch nichts für sie tun. In diesem Augenblick schwor er sich ebenfalls die Schule aufzusuchen und auch ein Shinigami zu werden, um weiterhin mit Sayuri befreundet sein zu können.

In der Akademie angekommen biss und kratzte Sayuri die beiden Shinigamis und beruhigte sich erst wieder, als Byakuya den Raum betrat, in dem Kaname und Sōsuke sie abgesetzt hatten. Die beiden verschwanden durch die Tür, die sich hinter Byakuya befand. Dieser hatte ebenfalls kurz inne gehalten, als er ihr Reiatsu spürte, doch er ließ es sich nicht annähernd so sehr anmerken. Über diesen Teil der Geschichte ist so gut wie nichts bekannt. Vermutlich wissen einschließlich Byakuya und Sayuri, was er zu ihr sagte und wie er es schaffte sie zurück in einem Mensch zu verwandeln, denn als sie den Raum verließ, verkörperte sie eine wunderschöne junge Frau, deren Anblick jeden dahin schmelzen ließ. Sie war damals etwa vierzehn Jahre alt gewesen und je älter sie wurde, umso schöner wurde sie. Aber ebenso wie ihr Aussehen entwickelte sich auch ihre Stärke und Erfahrung rasant und schon bald schloss sie die Akademie ab und wurde in die Gotei 13 befördert. Auf ihren Wunsch hin wurde ihr der dritte Rang der sechsten Einheit zugewiesen, womit sie direkt unter Renji und Byakuya kämpfte. Von Beginn an gelang es ihr sich ebenso stillschweigend und geheimnisvoll wie Byakuya zu geben, weshalb sie bereits früh die Anerkennung Renjis erntete. Dieser verstand sich außerdem auf Anhieb gut mit ihr und wies sie in die Aufgaben der ihrer Einheit ein. Doch schon bald wurde sie versetzt und machte Madarame Ikkaku, dem dritten Sitz der elften Einheit, seinen Platz streitig. Doch sie wollte nicht mit einem Streit ihre Zeit in der neuen Division starten und gab sich so mit dem vierten Platz zufrieden. Mit Yumichika Ayasegawa, dem fünften Sitz, und Madarame schloss sie schnell Freundschaft, wobei Yumichika, im Gegensatz zu Madarame, der einfach nur bei ihr landen wollte, wirklich aufrichtig ihr gegenüber war und es stets begrüßte ihr im Kampf zur Seite zu stehen. Doch auch dieser Einheit wohnte sich nicht lange bei und wurde zur Vizekommandantin der zwölften Division ernannt. Unter Kurotsuchi, den sie sehr bewunderte, zu arbeiten, war für sie eine große Ehre. Sie lernte viel in der Zeit, die sie in seiner Einheit war und war nicht zuletzt etwas enttäuscht, als sie vor Kurzem zum Kapitän der dritten Division ernannt wurde. Was nicht im Interesse der Gotei 13 lag, war ihre erste Amtshandlung als dieser. Doch da keiner von ihnen wusste, was sie in der realen Welt vorbereitete, machte sie sich darüber zumindest im Moment keine Gedanken. Viel mehr beschäftigte sie, dass es Ichigo so leicht gefallen war, ihre Gefühle für Renji zu erkenne, wo sie sich doch selbst noch nicht einmal sicher über diese war.

Kapitel 4
 

Während Ichigo und Sayuri noch immer unter dem Urahara Shop trainierten und sichtlichte Fortschritte machten, saß Rukia im Senzaikyū und wartete auf den Tag ihrer Hinrichtung. Ihr Bruder Byakuya ging seinen gewohnten Pflichten nach, doch heute schien er nicht ganz bei der Sache zu sein. Fortwährend schweiften seine Gedanken zu Sayuri und er fragte sie allzu oft, was sie vorhatte. Ebenso erging es Renji, der versuchte sich von den bevorstehenden Ereignissen abzulenken. Der einzige, der scheinbar keinerlei Interessantes an dem Verschwinden Sayuris sah war Ichimaru. Doch dies war nur eine Täuschung. In Wirklichkeit sah es ganz anders aus und vermutlich dachte er am häufigsten an sie. Obwohl jeder einzelne Shinigami wusste, welch eine Bedrohung Sayuri darstellen könnte, hatten sie sie gehen lassen, ohne einen Anhaltspunkt wohin sie gegangen war und was sie machte. Dies war als erstes Byakuya aufgefallen, doch da er Sayuri sehr schätzte und ihr Vertrauen nicht riskieren wollte, schwieg er. Ebenso erging es dem Rest der Gotei 13. Sayuri war hilfsbereit, treu und was am wichtigsten war, sie war vertrauenswürdig. Jeder einer, dem sie begegnete, fühlte eine unglaubliche Geborgenheit, wenn er sie auch nicht kannte.

Jeder, bis auf Ichigo. Aus irgendeinem Grund erkannte er, dass sie sehr gut darin war andere zu täuschen und in Sicherheit zu wiegen, wo keine Sicherheit war. Er war sich nicht sicher, ob er ihr vertrauen konnte, ob sie wirklich seine Feindin war oder ob sie nicht vielleicht doch auf seiner Seite stand. Obwohl er sich in Gedanken immer wieder diese Fragen stellte, schien seine Konzentration allerdings zu steigen. Er hatte Sayuri zwar noch nicht verwundet, aber einige Male hatte er sie nur um haaresbreite verfehlt. Auch Sayuri hatte bemerkt, dass ihr Training anschlug und ließ etwas mehr Reiatsu frei, um Ichigo langsam an das Level Byakuyas zu gewöhnen, dem er bereits in wenigen Tagen gegenüber stehen würde.

Sie kämpften nun schon eine ganze Weile und Urahara war zurück in seinen Laden gegangen, weil er glaubte etwas gehört zu haben. Und tatsächlich. Uryū saß in dem Teezimmer und schien zu warten. „Womit kann ich dir helfen, junger Quincy?“, fragte Urahara, der sich angeschlichen und Uryū fast zu Tode erschreckt hatte. „Ist Sayuri noch hier?“ „Wo soll sie sonst sein?“, spottete Urahara und gebot Uryū mitzukommen. Er führte ihn in die Landschaft unter dem Laden und dieser staunte nicht schlecht, als er Ichigo und seine Schwester gegeneinander kämpfen sah. „Sieh zu und lerne.“, erklärte Urahara und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Er stützte seinen Kopf auf einen Arm und beobachtete weiterhin das Spektakel. Uryū tat es ihm gleich und begann mehr und mehr seine Schwester zu bewundern. Fast unmerklich fragte er sich, was geschehen würde, wenn Sayuri sich gegen ihn stellen würde und ihn als ihren Feind ansehen würde. Erschrocken über seinen Gedankengang zuckte er zusammen, was Urahara stutzten ließ. Er tat es als eine Reaktion auf das Beobachten des Kampfes ab und verfolgte diesen weiter.

Bei den beiden Kämpfenden machte sich langsam das Gefühl der Erschöpfung breit und Sayuri beschloss das Training gekonnt zu beenden. Sie holte zu einem mächtigen Schlag aus und verfehlte Ichigo nur knapp, der in letzter Sekunde ausgewichen war. „Willst du mich umbringen?!“, schrie er erschrocken. Sayuri grinste voller Genugtuung und holte zu einem weiteren Schlag aus. Dieser jedoch traf.

Eine gigantische Staubwolke entstand und Ichigo und Sayuri waren nicht mehr zu erkennen. Der letzte Schlag hatte ihn voll erwischt und er sank zu Boden. Alles wurde schwarz um ihn herum. Das letzte, was er noch erkannte, war seine Gegnerin, die mit demselben Geschichtsausdruck, den auch Byakuya fortwährend trug, auf ihn herabblickte. Dann verlor er das Bewusstsein.

Sayuri, die wusste, dass ihre Arbeit hier nun getan war, versiegelte ihr Zanpakutō und wandte sich von Ichigo ab, bevor sie einen letzten Blick in die Richtung, in der sie Uryū und Urahara vermutete, warf und den Kopf senkte. „Vergebt mir…“ Sie schloss die Augen und verschwand mit einer Mischung aus Shunpo und Hirenkyaku, so schnell, dass selbst Urahara Mühe hatte es zu bemerken.

Eigentlich war es nicht Sayuris Art sich einfach aus dem Staub zu machen, doch andernfalls würde es sie vielleicht mehr kosten, als ihr lieb war. Sie war nun schon fast drei Tage in der realen Welt gewesen und vermutlich brodelte in der Soul Society die Gerüchteküche, doch das war ihr momentan völlig egal. Sie hatte den ersten Schritt in Richtung Rukias Rettung getan und kehrte damit zufrieden in die Soul Society zurück.

Sie wusste nicht, ob der letzte Schlag Ichigos Tod gewesen war und fragte sich den gesamten Weg in Richtung Soul Society, was sie tun würde, wenn er nicht kommen würde. Wenn er Rukia nicht retten würde und damit ihren Tod besiegeln würde. Bevor sie sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, erkannte sie das Ende des Tunnels, durch den sie gegangen war und ging die letzten Schritte durch das Tor, welches sie von ihrer Heimat trennte.

Es war tiefste Nacht, als sie die Soul Society betrat und weit und breit war niemand zu sehen. Doch sie spürte die Anwesenheit eines starken Reiatsus und machte sich nicht die Mühe ihres zu verstecken. Die spirituelle Energie, die sie bemerkte, war eindeutig das Eigentum Byakuyas, der nun vor ihr erschien. „Kommandant Ishida. Sie sind zurückgekehrt?“, begrüßte er sie kühl und sie konnte sich ein Schmunzeln nicht vergleichen. „Andernfalls wäre ich wohl kaum hier.“ Neben Byakuya erkannte sie nun Renji, der aus dem Dunkeln der Nacht auf sie zukam. „Was treibt euch beide zu so später Stunde hierher? Ihr habt mich doch nicht etwa erwartet?“, fragte sie mit einem nun ernsten Blick zu Renji, der darunter nervös zu werden schien. „In der Tat, so ist es. Ich bitte Euch, mir zu folgen.“, forderte Byakuya und Sayuri folgte seiner Aufforderung. Auch Renji setzte sich in Bewegung und ging gemeinsam mit ihnen in einen Besprechungsraum der sechsten Division, wo sie Platz nahmen. „Es ist Ihnen sicher bewusst, dass Ihr Verschwinden nicht unbemerkt blieb und als wir herausfanden, dass Sie in die reale Welt gereist waren, machten wir uns Gedanken. Ich werde Ihnen nun einige Fragen stellen und Sie sollten wissen, dass Leutnant Abarai und ich nur aus einem Grund heute Abend auf Sie gewartet haben. Wir wollten Sie beschützen und nicht dem bohrenden Verhör des General-Kommandanten aussetzen.“, erklärte Byakuya monoton und Sayuri sah zu ihm auf. „Ich weiß diese Geste zu schätzen und werde mich bei gegebener Zeit erkenntlich zeigen.“, entgegnete sie. „Mach keine Versprechen, die du nicht halten kannst.“, warf Renji ein, doch Byakuya gebot ihm Einhalt. „Nun, Ishida-san, aus welchem Grund verließen Sie die Soul Society und reisten nach Karakura Town, der Stadt, aus der ich Rukia Kuchiki vor nur wenigen Tagen zurückgeholt habe?“, fuhr Byakuya fort und Sayuri atmete tief ein, bevor sie nach einer passenden Antwort suchte. „Weißt du noch, was du damals zu mir sagtest, als ich völlig verstört von Kommandant Aizen und Kommandant Tōsen hierher gebracht wurde?“ Plötzlich wurde Renji hellhörig und auch Byakuya war es nicht entgangen, dass sie ihn auf einmal mit du ansprach und eine Anspielung auf einen unbekannten Teil der Geschichte Sayuris machte. „Lass uns allein, Abarai.“, forderte er und Renji verließ zögerlich den Raum. „Wie könnte ich das?“ Sayuris Gesicht hellte sich merklich auf, was Byakuya ein undefinierbares Gefühl übermittelte. „Schon als ich dir das erste Mal begegnete, wusste ich, dass du etwas besonderes bist und ich hatte Recht. Seit Beginn der Geschichte der Shinigami, bist du die einzige Seele, die nicht in Menschengestalt hierher gekommen ist. Wir wussten, dass wenn du nicht lernen würdest dein Reiatsu zu kontrollieren, würde es uns früher oder später töten. So trafen wir eine Entscheidung. Wir brachten dich hierher, um dich auszubilden und dich zu lehren ein Shinigami, wie wir zu werden.“, fasste er knapp zusammen, doch das war es nicht, was Sayuri hören wollte. „An dem Tag, als ich hierher gebracht wurde, hattest nur du die Macht, mich zu beruhigen, weil ich dir vertraute. Und ich vertraue dir noch immer. Du sagtest mir damals, dass die oberste Pflicht eines Shinigamis das Erhalten der Sicherheit in der Soul Society ist. Ich sah es als selbstverständlich an, dass das höhere Wohl über dem jedes einzelnen von uns steht, doch wenn die Situation eintritt, denkt man doch ganz anders.“ Sie war inzwischen aufgestanden und zu dem einzigen Fenster im Raum gegangen. Auch Byakuya hatte sich erhoben und sah ihr zu, wie sie die Hand nach den Sternen ausstreckte. „Ich weiß, dass ich momentan nicht das Recht dazu habe, eine Antwort von dir zu verlangen, doch dennoch tue ich es. Sag mir, lässt es dich völlig kalt, dass deine Schwester in wenigen Tagen hingerichtet wird?“, fragte sie und drehte sich langsam zu ihm um. Sein Gesicht zeigte keine Reaktion, doch innerlich zerriss es ihn. „Du solltest dich schlafen legen. Die nächsten Tage, wirst du vermutlich nicht viel Zeit dafür haben.“, meinte er und wandte sich von ihr ab, doch sie ergriff sein Handgelenk und hielt ihn auf. Er drehte ihr sein Gesicht zu und sah ihr verwirrt in die Augen. „Ich danke dir, Byakuya. Für alles.“ Sie lockerte ihren Griff und lächelte. Oft schon hatte Byakuya sich diese Situation ausgemalt, doch nun war doch alles anders. Sie hatte ihren Blick gesenkt und es schien fast so, als wären ihre Augen geschlossen. Er war verwirrt und wusste nicht was in ihm vorging, doch bevor er sich darüber klar werden konnte, was gerade geschah, küsste sie ihn und brachte seine Gedanken damit vollkommen durcheinander. Renji, der zwar vor der Tür gewartet, doch alles durch einen kleinen Spalt der Tür beobachtet hatte, riss erschrocken die Augen auf. Er wich einige Schritte zurück und versuchte seine Gefühle zu sortieren, die in ihm verrückt spielten. Sayuri und Byakuya lösten sich voneinander und er bemerkte erst jetzt, dass sie ihr Reiatsu nicht mehr vollkommen versteckt gehalten hatte. Sayuri stiegen die Tränen in die Augen und als die Truppen der Spezialeinheit hereinstürmten und sie umzingelten, war sie sich bereits darüber bewusst, was sie erwartete. Auch Renji war ins Zimmer gestürmt und starrte ebenso erschrocken wir Byakuya zu Sayuri, die bereits wieder ihren gewohnten Gesichtsausdruck angenommen hatte und sich widerstandslos abführen ließ. Sie blickte nicht zurück und hoffte, dass Byakuya sich etwas Glaubwürdiges ausdenken würde, wenn sie ihn fragen würden, warum er sie nicht sofort dem General-Kommandanten überbracht hatte. Doch das war nun Sayuris kleinstes Problem. Sie wurde direkt in die Gefängniszellen gebracht und eingesperrt. „Ihr solltet euch ausruhen. Morgen wird ein anstrengender Tag für Euch.“, riet Soi Fon, die Anführerin der Spezialeinheit, ihr und wandte sich damit von ihr ab.

Normalerweise war es nicht üblich einen Kommandanten nur wegen einem Ausflug in die reale Welt in eine Zelle zu sperren, doch vermutlich war Sayuri zu lange dort gewesen und sie hatten herausgefunden, dass sie in Karakura Town war. Die Stadt, in der Rukia ihre Kräfte an einen Menschen übertragen hatte und in der dieser noch immer lebte. Doch das hätten sie nicht wissen können, denn Byakuya hatte ihn eliminiert. Sayuri setzte sich auf ihr Bett, das direkt unter dem Fenster stand und sah durch die Gitterstäbe nach draußen in die Dunkelheit. Wolken hatten inzwischen die Sterne verdeckt und die Welt der Soul Society wirkte kalt und trostlos. Sie wusste, was Morgen auf sie zukam und versuchte wenigstens für eine Weile zu schlafen, doch es gelang ihr nicht. So lag sie da und lauschte dem Wind, der immer wieder laut aufheulte und die Stimmung die bald schon in Seireitei herrschen sollte ankündigte.

Die Nacht schien endlos lang, doch schließlich hellte sich der Himmel auf und Sonnenstrahlen fielen auf Sayuris Kommandantenhaori. Sie richtete sich auf, denn sie hörte bereits die eiligen Schritte von Shinigamis, die kamen, um sie zu holen. Nur wenige Augenblicke später fand sie sich in einem großen Raum wieder, in dem ein Tisch stand, an dem auf der einen Seite sie und auf der anderen sämtliche Kommandanten und Leutnants der Gotei 13 saßen. Keiner von ihnen schien begeistert hier zu sein und einen Shinigami aus ihren eigenen Rängen anzuklagen. Alle Stühle waren besetzt, nur eine Lücke war zwischen den Sitzen der fünften und der siebten Division entstanden. Byakuya und Renji waren nicht anwesend. „Sayuri Ishida, damit wir nicht allzu viel Zeit verlieren, werde ich sogleich zum Grund dieser Versammlung. Wie Euch sicher klar ist beläuft sich dieser auf Euren Ausflug in die reale Welt. Wir alle, die Ihr hier seht, stellen uns die Frage, was Ihr dort getan habt.“, begann der General-Kommandant und während die übrigen Kommandanten trüb dreinblickten und größtenteils vor sich auf den Tisch starrten, fixierte dieser Sayuri unerbittlich. Bevor Sayuri eine Antwort formulieren konnte, öffnete sich die Tür, die sich in Sayuris Rücken befand und mit klarer und gefasster Stimme entschuldigte Byakuya sich für sein zu spätes Kommen. Mit Renji hinter sich begab er sich zu seinem Platz und sah zu Sayuri hinüber, die nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, als sie seine Stimme vernommen hatte. „Würdet Ihr uns nun eine Antwort auf die Frage liefern, was Ihr in Karakura Town gemacht habt?“, fragte Yamamoto-Genryūsai eindringlich, doch wiederum wurde Sayuri unterbrochen. „Sie handelte auf meinen Befehl hin.“, erklärte Byakuya, woraufhin der General-Kommandant den Blick von der Angeklagten abwandte. „Könntet Ihr uns diese Aussage erläutern, Kommandant Kuchiki?“ „In der Nacht, als ich Rukia Kuchiki zurückholte, begegnete mir der Junge, dem sie ihre Kräfte übertragen hatte und ich schaltete ihn aus. Auf Bitten meiner Schwester hin, verwährte ich ihm jedoch den Gnadenstoß und ließ ihn schwer verwundet zurück. Vermutlich war dies ein Fehler, denn seit dem fragte ich mich fortwährend, ob er es nicht vielleicht doch überlebt hatte. Seine spirituelle Energie war überdurchschnittlich hoch und so musste ich mich vergewissern, dass er keine Bedrohung für uns werden konnte. Weil ich mir meinen Fehler allerdings nicht eingestehen wollte, bat ich Kommandant Ishida, zu überprüfen, ob er noch lebte. Dass sie dadurch in solch eine Situation kommen würde, war mir nicht bewusst und ich bitte mein Fehlverhalten zu entschuldigen.“, erklärte Byakuya eintönig und Sayuri konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Der stolzeste Shinigami, den sie jemals kennen gelernt hatte, hatte einen nicht begangenen Fehler zugegeben, um sie zu schützen. Ihre Augen hatten sich geweitet, doch als der General-Kommandant sich wieder ihr zuwandte, schien ihr Gesichtsausdruck unverändert. „Trifft diese Aussage zu?“, fragte er ernst und als Sayuri nickte, schloss er die Versammlung und sie verließ das Gebäude ohne zurückzublicken.

Sie machte sich geradewegs auf den Weg zum Quartier des Kommandanten der sechsten Einheit und wartete sitzend auf der Treppe zu dem Zimmer Byakuyas auf diesen. Bald schon erschien Byakuya und schien keineswegs überrascht Sayuri vor seinem Zimmer vorzufinden. Diese hatte derweil die Augen geschlossen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. „Du hättest das nicht tun sollen.“, sagte sich und wandte sich langsam um. „Ich konnte dich ihnen nicht einfach überlassen.“, entgegnete er und Sayuri meinte Schulgefühle in seiner Stimme gehört zu haben. „Ich weiß, dass du etwas planst, Sayuri. Lass mich daran teilhaben und erzähle mir dein Vorhaben.“, forderte er. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen und bemerkte erst jetzt, als sein Kopf einen Schatten auf den ihren warf, dass er sich neben sie gesetzt hatte. Ihre Augen öffneten sich und blickten sogleich in seine. „Wenn du ehrlich bist, kennst du die Antwort doch schon.“ „Der Junge…“, flüsterte er und sie nickte beistimmend. „Als ich ihm gegenüberstand, musste ich unweigerlich an dich denken. Sein enormes Reiatsu und sein Wille den Menschen um ihn herum zu helfen erinnerte mich an unsere erste Begegnung. Du warst ebenso unerfahren, doch nicht naiv, ebenso stark, doch nicht wissend, über welch enorme Kräfte du verfügtest.“ „Sprich nicht weiter. Es schmerzt zu sehr, an vergangene Tage zu denken.“ Sie richtete sich auf und erblickte Renji, der um die Ecke gebogen war und nun auf sie zukam. Er ging langsam auf sie zu und blieb wenige Zentimeter von ihr stehen. Sie fragte sich, was er vorhatte und bevor sie sich versah, fand sie sich in einer Umarmung Renjis wieder. Mit geweiteten Augen verharrte sie einige Sekunden und erwiderte schließlich. Renji spürte die bohrenden Blicke seines Kommandanten, der sich derweil aufgerichtet hatte und trat einen Schritt zurück. Seine Hände jedoch ließ er auf Sayuris Schultern ruhen und blickte ihr in die Augen. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie wegen eines simplen Ausflugs in die reale Welt solch einen Aufstand schieben würden.“, meinte Renji und zwinkerte Sayuri zu, die zu lächeln begann. Plötzlich ertönte ein lauter Knall und erschrocken fuhr Renji herum. Auch Sayuri und Byakuya blickten in die Richtung aus der sie das Geräusch vermuteten und entdeckten hoch oben am Himmel Seireiteis eine auseinander klaffende Staubwolke. In vier verschiedene Richtungen schießend bildete diese eine Art Kreuz. Byakuya schien zu verstehen und blickte ungläubig zu Sayuri die mit aufgerissenen Augen die Stelle fixierte, an der die Eindringlinge die Schutzumhüllung durchbrochen hatten. „Was hast du getan?“, fragte er und die Enttäuschung, die in seiner Stimme mitschwang, ließ sie innerlich zerreißen. „Ich…“ Bevor sie weiter sprechen konnte wurde sie von einem erneuten lauten Geräusch unterbrochen, dass das Eindringen unbekannter Wesen bekannt gab und bevor Byakuya sich ihr wieder zuwenden konnte, war sie verschwunden.

Sie wusste nicht zu welcher Stelle sie zuerst eilen sollte, er konnte in jede der vier Richtungen geflogen sein, sie musste auf ihr Gefühl vertrauen und versuchte dem meisten Reiatsu zu folgen. Sie wusste, dass es nicht richtig gewesen war Byakuya und Renji zurückzulassen, doch ihr blieb keine andere Wahl. Wenn sie ihre Freunde beschützen wollte, musste sie sie von ihrem Plan fernhalten und auf Ichigo vertrauen. Dies fiel ihr allerdings sichtlich schwer, denn mit jeder Sekunde, in der sie ihm gegenüber stand musste sie daran denken, wie sie einen schweren Verrat an ihrer Heimat und somit auch an ihren Freunden beging.

Kapitel 5
 

Sie rannte so schnell sie konnte, um als erste an der Stelle des Geschehens zu sein, doch dann, ganz plötzlich hielt sie inne. Durch ihren zwielichtigen Ausflug in die reale Welt, stand sie vermutlich noch immer unter Beobachtung und musste ihre nächsten Taten gut überlegt durchführen. Sie beschloss den Dingen vorerst ihren Lauf zu lassen und sich im Hintergrund zu halten, zumindest so lange, bis der Augenblick eintrat, den sie für geeignet hielt.

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Freunde so schnell hier eintreffen würden und außerdem war sie sich nicht im Klaren darüber gewesen, dass Ichigo so viele Anhänger hatte. Außer ihm waren vier weitere Eindringlinge erschienen, von denen einer Sayuris Bruder Uryū war. Die anderen jedoch, waren ihr völlig unbekannt. Noch nie war sie so ratlos gewesen, wie in diesem Moment, dabei hatte sie alles geplant gehabt, doch nun schien alles furchtbar kompliziert. Angestrengt suchte sie nach einer Lösung, wobei sie nicht bemerkte, wie Renji sich näherte. „Ich verstehe dich nicht.“ Erschrocken wirbelte sie herum und nahm sogleich ihre gewohnt ausdruckslose Mimik an. „Im einen Moment bist du total teilnahmslos und es ist dir scheinbar egal, dass Rukia hingerichtet wird und dann machst du so etwas. Sag mir, hast du diese Eindringlinge hier her geholt? Bist du für ihr Eindringen in die Soul Society verantwortlich?“ Sie antwortete ihm nicht und er wirkte enttäuscht. „Langsam glaube ich immer mehr, dass ich dich nie gekannt habe. Ich weiß im Grunde nichts über dich.“ Er wollte sich abwenden, doch Sayuri stellte sich ihm in den Weg. „Es ist nicht von Bedeutung wer ich bin. Das einzige was zählt ist, dass ich am heutigen Tage die zu Unrecht verurteilte Rukia Kuchiki vor der Hinrichtung bewahren werde. Es liegt an dir, ob du mir dabei helfen wirst oder dich gegen mich stellst. Über die Konsequenzen in beiden Fällen bist du dir sicher bewusst.“ Unfähig sich zu bewegen stand er da und fixierte ihre Augen, die auf eine Antwort warteten. „Wieso tust du das? Seit wann bedeutet Rukia dir so viel?“ „Du hast Recht. Sie bedeutet mir wirklich nicht sehr viel. Aber ich weiß, dass sie eine gute Freundin von dir ist und du ihren Tod sehr bedauern würdest. Außerdem weiß ich, dass sie Byakuya mehr bedeutet, als er zeigt.“ „Ist dir klar, dass wenn du wahr machst, was du vorhast… Byakuya würde dir das nie verzeihen.“ „Das weiß ich. Dennoch kann ich sie nicht einfach sterben lassen, denn das würde ihn ebenso treffen.“ „Du irrst dich. Er schätzt dich wirklich sehr. Du würdest ihn damit sehr enttäuschen.“ Sie sah zu ihren Füßen. „Was also soll ich tun? Soll ich sie sterben lassen, obwohl ich weiß, dass ich sie retten kann?“, fragte sie ihn und verschlug ihm damit die Sprache.

Sein Schweigen wurde durch die leisen Schritte Byakuyas unterbrochen, der hinter ihr auftauchte und nun stehen blieb. „Ich werde nicht zulassen, dass du die Ehre meiner Familie beschmutzt.“, meinte er und ehe Sayuri sich wehren konnte, fand sie sich gefesselt an eine Steinsäule wieder. „Sie ist deine Schwester!“, rief sie aufgebracht. „Das ist nicht von Bedeutung.“ „Lass sie frei, Byakuya.“, forderte Renji, doch Byakuya dachte nicht daran. „Ich kann mich nicht entsinnen, dir gestattet zu haben, mich bei meinem Vornamen zu nennen.“ Renji zog sein Zanpakutō und richtete es gegen seinen Hauptmann. „Bist du sicher, dass du diesen Kampf kämpfen willst?“, fragte Byakuya mit klarer Stimme und sah hinüber zu Sayuri, die einige Schritte entfernt versuchte sie aus seinem Kidō Bann zu lösen. „Renji, tu das nicht.“, meinte sie, doch er hörte nicht auf ihren Rat. „Du solltest auf sie hören. Du kannst nicht gewinnen.“ „Das werden wir ja sehen. Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet und nun ist er da.“ „Hör auf Renji! Verschwinde, solange du noch kannst!“ „Ich werde dich hier nicht einfach zurück lassen!“ Sayuri wusste, dass er von seinem Entschluss nicht mehr abzubringen war und als er zu ihr sah, erkannte sie die Aufregung, die ihn beherrschte. Sie nickte ihm zu und kaum einen Wimpernschlag später hatte er sein Bankai entfesselt. Sowohl Sayuri als auch Byakuya waren erstaunt, dass er diesen Status erreicht hatte, denn es war ihnen nicht bekannt gewesen. „Du beherrschst also das Bankai? Wie schön für dich. Also gut, wenn du unbedingt sterben möchtest, werde ich dir diesen letzten Gefallen gewähren.“ Er zog sein Zanpakutō und im Gegensatz zu Renji, der umschlungen von einer riesigen Schlange, die einst sein Schwert gewesen war, da stand, beschränkte sich Byakuya zunächst auf die Shikai Form seiner Waffe, die in tausende Kirschblüten zerstreute und Renji umhüllte. Anfangs gelang es ihm die kleinen Klingen abzuwehren und schließlich rief Byakuya sie zurück. „Du bist stärker geworden. Wie schade, dass du Sayuri damit heute das letzte Mal imponieren kannst.“ Sayuri blickte zu Byakuya hinüber und er fing ihren Blick ein. „Deinem Ausdruck zu urteilen, war dir nicht bewusst, was Renji für dich empfindet. Nun ist es ohnehin zu spät. Du solltest dich von ihr verabschieden.“, schlug Byakuya vor und als Sayuris und Renjis Blicke sich trafen erkannte sie Renjis Ende nahen. „Bankai.“, flüsterte Byakuya und sein Schwert versank im Boden. Kurz darauf stiegen zwei Reihen Klingen zu seinen Seiten aus diesem empor und lösten sich ebenfalls in Blütenblätter auf. Renji wusste, was ihn nun erwartete und wandte sich seinem eilig nahenden Schicksal zu. Die Blüten versperrten die Sicht auf Renji, doch Sayuri konnte hören wie sein versiegeltes Zanpakutō auf den Boden fiel und sein Körper folgte. Byakuya ließ die Kirschblüten verfliegen und gab die Sicht auf einen vollkommen mit Blut überströmten Renji frei. Sayuri riss die Augen auf, doch schaffte es sich zu beherrschen. „Sayuri…“, flüsterte Renji, der regungslos dalag. Sie sah auf den Boden und entfesselte ihr Reiatsu. Diesem Druck konnte Byakuyas Fesselung nicht standhalten und sie befreite sich.

Sie stand da und funkelte Byakuya an, während sie ihr Reiatsu immer weiter ansteigen ließ, bis Renji ihr schließlich Einhalt gebot, indem er an ihrem Kimono zog, wie Ichigo es damals bei Byakuya getan hatte. Sie beugte sich zu ihm hinab und spürte die beobachtenden Blicke Byakuyas. Sie drehte Renji auf den Rücken und legte seinen Kopf auf ihr Bein. „Entschuldige, Sayuri… Ich hätte…“ „Du darfst nicht sprechen.“ „Es grenzt beinahe schon an ein Wunder, dass du noch im Stande bist einen Laut von dir zu geben. Du solltest dich glücklich schätzen.“, meinte Byakuya, während er auf sie zukam. Sayuri hatte sich aufgerichtet und schulterte Renji, um ihn zur vierten Einheit zu bringen. „Du solltest weit weg laufen und nie wieder zurückkehren, Byakuya. Andernfalls wird mein Gesicht das letzte sein, das du erblicken wirst.“, meinte Sayuri und fixierte ihren Gegenüber. „Willst du mir etwa drohen? Ich weiß, dass du nicht gegen mich kämpfen kannst. Ich kenne dich.“ „Du hast mich niemals gekannt.“ Sie wandte sich ab und rannte hinfort, um Renjis Leben zu retten.

„Halte durch, Renji.“, flüsterte sie immer wieder und versuchte zu verhindern, dass er das Bewusstsein verlor. „Es tut mir Leid, dass ich dich in solch eine Situation gebracht habe. Es ist alles meine Schuld.“ Renji schmunzelte. „Ich werde sterben, nicht wahr?“ „Nicht wenn ich es verhindern kann.“ „Du musst lernen, dass du nicht jedem helfen kannst.“ „Aber ich kann es versuchen.“ Sein Reiatsu wurde schwächer und erlosch schließlich fast ganz. „Gleich sind wir da. Nur noch ein bisschen.“ „Halt an.“ „Was?!“ „Bleib stehen!“, rief er mit letzter Kraft und sie hielt tatsächlich inne. Er schaffte es von ihrer Schulter zu rutschen und sah zu ihr auf. Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. „Alles was ich je wollte, war dich zu beschützen. Vermutlich brauchtest du meinen Schutz nie, das ist mir inzwischen klar, aber es gab mir das Gefühl in deinem Leben eine Rolle zu spielen.“ „Das tust du.“ Renji schüttelte den Kopf und Sayuri schwieg. Sie wusste, dass er nicht daran glaubte zu überleben und seine letzten Minuten mit ihr nicht verschwenden wollte. „Seit dem ich dich das erste Mal gesehen hatte, wollte ich dir sagen, wie unbeschreiblich schön du bist. Ich weiß, dass ich mit Byakuya nicht mithalten kann.“ „Was redest du denn da? Immerhin bin ich hier.“ Sie hatte Recht. Sie hätte ihn dort sterben lassen können, aber stattdessen war sie nun hier, bei ihm. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie sich ein Lächeln abzugewinnen, doch als sein Gesicht dem ihren plötzlich sehr viel näher gekommen war, wirkte sie ernst. Nun war er es der seine Augen schloss und sie küsste. Zu seiner Überraschung erwiderte sie den Kuss, doch plötzlich verließen ihn auch seine letzten Kräfte und er sank gen Boden. Sayuri betrachtete seinen leblosen Körper und Tränen der Trauer rollten über ihre Wangen. In diesem Moment vergaß sie die Hinrichtung Rukias, das Eintreffen Ichigos und sogar Byakuya, der den Rothaarigen, der nun tot vor ihr lag ermordet hatte. Schuldgefühle überfluteten sie und lähmten ihre Gedanken. Sie schaffte es nicht mehr ihre Tränen zurückzuhalten und über Renji gebeugt hörte sie plötzlich herannahende Schritte.

Sie blickte auf und erkannte ihren Bruder, der gemeinsam mit einem Mädchen mit orangefarbenen Haaren angelaufen kam. „Ach du meine Güte.“, schrie das Mädchen und hockte sich neben sie. Sayuri funkelte sie an und das Mädchen bekam Angst, doch Uryū beruhigte sie. „Sie verfügt über ungewöhnliche Fähigkeiten. Lass sie nur machen.“, beteuerte er und Sayuri vertraute ihm. Das Mädchen trug zwei Haarspangen, die sie nun berührte. Zwei feenartige Geschöpfe kamen zum Vorschein und bildeten eine Art Kraftfeld, das Renji einhüllte. „Was ist das?“, fragte Sayuri und fixierte Renjis Wunden, die sich allmählich wieder schlossen. „Sie haben regenerierende Fähigkeiten.“, erklärte das Mädchen und nach einiger Zeit flackerte das Licht des Kraftfeldes, bevor es verschwand und die Feen zurück zu Haarspangen wurden. Renji atmete wieder, doch sein Bewusstsein hatte er noch nicht wieder erlangt. Überwältigt vor Freude schloss sie das Mädchen in ihre Arme und half ihr sich aufzurichten. „Hab vielen Dank.“ Sie schulterte Renji erneut und wandte sich anschließend wieder den beiden zu. „Ich werde ihn zur Krankenstation bringen. Ihr solltet Ichigo aufsuchen. Ich werde dann zu euch stoßen.“, erklärte sie und verschwand ohne ein weiteres Wort.

Während ihr Bruder und das Mädchen weiter eilten, rannte Sayuri zur vierten Division, um Renji dort genesen zu lassen. Sie quartierten ihn in ein Zimmer und sie blieb einiger Augenblicke bei ihm. Schweigend wachte sie an seiner Seite und dieses Mal waren es Glücksgefühle, die ihre Gedanken durcheinanderwarfen. Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wusste, dass es so nie mehr sein würde. Sie lockerte ihren Griff, der seine Hand umschloss und verließ das Zimmer. Draußen erkannte sie den hohen Turm, in dem Rukia gerade saß, als sie Schritte hörte. „Sayuri!“, rief Ichigo, der nun neben ihr stand. Diese zerrte ihn augenblicklich in eine Seitengasse und presste ihn gegen die Wand. „Bist du noch bei Sinnen? Hier einfach herumzustolzieren, ohne jegliche Tarnung?“ „Ich werde einfach jeden k.o. schlagen, der sich mir in den Weg stellt.“ „Wie kannst du nur denken, dass du dazu in der Lage bist? Hier gibt es Shinigamis, die stärker sind, als du es dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen könntest.“, bläute sie ihm ein, doch er zeigte sich keineswegs verständig. Plötzlich landete ein Höllenschmetterling auf ihrer Schulter und verkündete den Beginn einer kurzfristig einberufenen Versammlung. Sie ließ Ichigo los und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war. „Siehst du den hohen Turm dort hinten? Darin sitzt Rukia und wartet auf ihre Hinrichtung. Diese wird dort drüben stattfinden auf dem Felsen, auf dem das Sōkyoku steht. Am besten versteckst du dich in dem Wald, der sich dahinter befindet. Dann musst du nur noch auf einen passenden Augenblick warten. Pass auf, dass du von niemandem gesehen wirst. Wir sehen uns dort.“ Mit diesem Worten verabschiedete sie sich von ihm und machte sich auf den Weg zu der Versammlung, von der sie zuvor erfahren hatte.

Dort angekommen wurde sie bereits von Byakuya und einigen anderen Hauptmännern, die sie finster musterten, erwartet. Der Generalkommandant traf kurze Zeit nach ihr ein und nahm seinen gewohnten Platz ein. „Die Eindringlinge sind als gefährlich einzustufen, weshalb nun die Kommandanten der Gotei 13 mit ihrer Eliminierung beauftragt werden. Es ist im Interesse von uns allen diesen Auftrag möglichst schnell durchzuführen. Des Weiteren wird die Hinrichtung der Angeklagten Rukia Kuchiki vorverlegt. Die Spanne bis dorthin wird auf 24 Stunden beschränkt.“ Sayuris Augen weiteten sich und sie sah hinüber zu Byakuya, der keinerlei Reaktionen zeigte. Sie sah auf den Tisch vor ihrem Platz und fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn sie an seiner Stelle wäre. „Weshalb?“, fragte sie und erntete damit schockierte Blicke der anderen. „Wie war das?“, wollte der Generalkommandant verdutzt wissen, denn er war es nicht gewohnt, dass man seine Anweisungen in Frage stellte. Langsam wandte Sayuri ihm ihren Blick zu und wiederholte ihre Frage. „Wir befinden uns zurzeit in einer Ausnahmesituation und Euch fällt nichts Besseres ein, als Rukias Hinrichtung vorzuverlegen?“ „Kommandant Ishida, zügelt Eure Zunge.“ Inzwischen war sie aufgestanden und Byakuya hatte seinen Blick abgewandt. „Wie kannst du einfach tatenlos zusehen, wie der Tod deiner Schwester näher rückt? Wie kannst du dort sitzen und nicht einmal eine Miene verziehen? Und wieso kannst du mich nicht einmal mehr ansehen, wo du doch weißt, dass ich Recht habe?“ Schrie sie nun fast an Byakuya gewandt, woraufhin dieser seinen Blick erhob. „Ich kenne meine Pflichten und die Opfer, die damit verbunden sind.“ „Schwachsinn! Das einzige was dich hindert etwas dagegen zu sagen, ist dein Stolz, den du endlich lernen solltest zu kontrollieren.“ Nun war auch er aufgestanden und seine Stimme war nun lauter. „Du bist eine Schande für alle Shinigami. Ihr solltet nun gehen, Kommandant Ishida.“ Sayuri war sprachlos. Einige Sekunden blieb sie unverändert stehen, doch dann wandte sie sich ab und verließ schweigend den Raum. „Eines jedoch solltest du noch wissen, Byakuya. Der einzige Grund, weshalb ich hier bin, weshalb ich Kommandantin wurde und weshalb ich so bin wie ich bin, bist du, denn du warst immer der einzige, dem ich vertraute und zu dem ich aufblickte. Ich wollte immer so sein wie du, doch nun frage ich mich: Wieso?“ Sie ließ ihren Blick abschweifen und schloss die Tür hinter sich.

Die Zeit war knapp und so machte sie sich umgehend auf die Suche nach Ichigo, um ihn über das zu informieren, was sie soeben erfahren hatte. Wohlwissend, dass die anderen ihn so leichter aufspüren konnten, hatte sie ihm nicht beigebracht, wie man sein Reiatsu verstecken konnte, weshalb es ihr nun sehr leicht fiel ihn zu finden. Er war bereits auf dem Felsen angekommen, den sie ihm gezeigt hatte und auch seine Freunde waren bei ihm. „Wir haben nicht viel Zeit, deshalb werde ich gleich zur Sache kommen. Die Hinrichtung Rukias wurde vorverlegt.“, berichtete sie während sie nach Luft rang. „Wie viel Zeit haben wir?“, fragte Ichigo und versuchte dabei die Nervosität, die in ihm aufstieg, zu überspielen. „24 Stunden.“ Die anderen zuckten zusammen, doch Ichigo hatte seinen Körper unter Kontrolle. „Wie ist dein Plan?“, fragte er nach einigen Augenblicken, doch Sayuri hatte sich umgewandt, denn sie glaubte etwas gehört zu haben. „Versteckt euch und kommt nicht raus, egal was passiert.“, befahl sie kühl und ohne einen der Eindringlinge anzusehen. Tatsächlich hatte sie Recht gehabt, denn wenige Zeit später hörte sie erneut etwas und legte eine Hand um den Griff ihres Zanpakutōs. Sie umschloss es fester und ihre Knöchel färbten sich weiß, als sie in das Gesicht Byakuyas blickte, der nun vor ihr stand. „Wie kannst du es wagen mich so sehr zu demütigen?“, wollte er wissen und wirkte wütend, was Sayuri verwunderte, da sie bisher keine Emotionen von ihm gewöhnt war. „Du beschuldigst mich der Grund für dein Verhalten zu sein? Hättest du nur einen Funken Pflichtgefühl in dir würdest du es nicht einmal wagen mich anzusehen, geschweige denn so über mich zu sprechen.“ „Ist es denn das, was du willst?“ Er stutzte. „Willst du, dass ich vor Ehrfurcht erzittere, wenn ich nur deinen Namen höre? Ist es diese Art von Umgang, die du gutheißt?“ Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, doch sein Blick wich dem ihren immer wieder aus. „Schuldgefühle wegen Renji? Keine Sorge es geht ihm gut. Ich konnte ihn rechtzeitig zur Krankenstation bringen, doch damit ist dein Name noch nicht reingewaschen.“ „Was soll das, Sayuri? Willst du wirklich darüber mit mir sprechen. Wir sind allein hier. Wieso tötest du mich nicht, ich weiß, dass du dazu fähig bist.“ „Seltsam, als wir uns das letzte Mal sahen, warst du noch der festen Überzeugung, dass ich niemals gegen dich kämpfen könnte.“ „Es hat sich einiges verändert.“ „Nein, du hast dich verändert. Du greifst deinen Leutnant an und tötest ihn fast? Wieso?“ Er zog sein Zanpakutō. „Es ist schön, nicht wahr?“ „Ich kenne Senbonzakura.“ „Ja, vermutlich kennst du mein Schwert besser, als sonst jemand, dennoch erkenne ich die Bewunderung in deinen Augen, wenn du es erblickst.“ Er umfasste den Griff fester und richtete es auf sie. „Wenn du mich besiegst, gebe ich dir eine Antwort auf die Frage, die du mir gestellt hast.“ Sayuri wirkte verwirrt, doch Byakuya hielt dies nicht ab auf sie zuzukommen. „Ich habe die Eindringlinge bemerkt. Sie stehen dort drüben, nicht wahr? Wenn du dich also weigern solltest gegen mich anzutreten, werde ich jeden von ihnen töten und deinen Bruder, werde ich ganz langsam die Kräfte entziehen, bis er schließlich um seinen Tod betteln wird. Gnädig wie ich bin werde ich ihm diesen gewähren und du wirst nichts dagegen tun können.“ Heimtückisch schmunzelte er und Sayuri zog ihr Schwert. „Du solltest den Mund nicht zu voll nehmen, Byakuya. Du weißt nicht, worauf du dich einlässt.“ Ihre Klingen trafen sich und Funken sprühten, bevor sie wieder auseinander sprangen und eine erneute Attacke starteten. Ichigo und seine Freunde beobachteten das Ganze aus sicherer Entfernung und waren beeindruckt, über welche Kräfte Sayuri verfügte.

Im Gegensatz zu Renji, der sofort in die Vollen gestiegen war, ging Sayuri die Sache anders an. Sie blockte Byakuya zwar ab, doch ging nicht über in die Offensive. „Was ist los mit dir? Du brauchst dich nicht zurückzuhalten.“, provozierte er, doch sie sprang nicht darauf an. „Ich habe weder Zeit noch Lust weiter hier zu verweilen, also werde ich dem hier nun ein Ende setzen.“, meinte Byakuya und ehe Sayuri es sich versah, hatte er sein Bankai entfesselt. Die rosafarbenen Kirschblüten kamen auf sie zu und spiegelten sich in ihren Augen, als sie sie schließlich umhüllten und die Sicht auf sie versperrten. Er war sich seiner Sache sicher, doch mit dem was nun kam, hatte er nicht gerechnet. Auch Sayuri entfesselte ihr Bankai, wodurch eine pechschwarze Säule gen Himmel auffuhr, die nach wenigen Sekunden mitsamt aller Kirschblüten verschwunden war. Sie stand da, ohne einen einzigen Kratzer und fixierte ihren Gegenüber. „Was war das?“, fragte dieser verblüfft und konnte den Blick nicht mehr von ihr abwenden. Sayuri schmunzelte. „Das war mein Bankai. Obwohl es noch nicht vollends ausgereift ist, ist es dennoch sehr mächtig, nicht wahr?“ „Wohin sind die Blüten verschwunden?“ „Ich weiß es nicht.“ Einige Augenblicke verharrten sie schweigend, bevor sie ihren Kampf fortsetzten und Sayuri die Oberhand gewann. Sie erzielte einige Treffer, doch auch an ihrem Körper klafften inzwischen Wunden. Es dauerte seine Zeit, bis Sayuri bemerkte, dass Byakuya zurückwich und sie ihre Chance erblickte und ergriff. Das Blut, das aus seiner Wunde spritzte befleckte ihren Kimono und er ließ sein Zanpakutō sinken. Seine Beine hielten ihn nicht mehr und so ging er zu Boden. Sayuri beobachtete, wie er fiel und wie er schließlich dalag. Sie spürte das Mitleid, das in ihr aufstieg und nachdem sie ihr Schwert versiegelt zurück an ihren Gürtel gesteckt hatte, beugte sie sich zu ihm hinab. „Ich habe dich besiegt. Nun beantworte meine Frage.“, forderte sie und in ihrem Blick lagen Vorwürfe. „Als ich dich das erste Mal traf, fragtest du mich, was mir der Schal bedeute, den ich um meinen Hals trage. Damals konnte ich dir keine Antwort geben, doch nun kann ich das. Es ist ein Erbstück meiner Familie, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Als ich ihn entgegen nahm, schwor ich mir ihm demjenigen zu geben, dem es gelingen würde mich zu besiegen. Nun ist es dir gelungen, also möchte ich, dass du ihn nimmst.“ Er begann den Schal abzuwickeln und ihn schließlich Sayuri umzuhängen. Als er ihren Hals einige Male umschlungen hatte, packte er beide Enden des Stoffes und zog sie zu sich hinunter. „Du willst wissen, warum ich Renji töten wollte, aber es am Ende doch nicht konnte?“ Sie nickte. „Ich weiß, dass Renji etwas für dich empfindet und dass auch du ihn magst. Ich wollte ihn töten, damit er mir nicht mehr im Weg steht, denn du bist der einzige Mensch, der mir etwas bedeutet. Ich wusste allerdings, dass du mir seinen Tod niemals verzeihen würdest und so entschied ich mich dazu…“ Er brach ab. Seine Kräfte verließen ihn. Sein Griff um den Schal lockerte sich und er verlor das Bewusstsein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2010-04-20T18:11:28+00:00 20.04.2010 20:11
Klasse kapi!^^
Bin schon auf das nächste kapi gespannt.
Von:  fahnm
2010-02-01T22:53:42+00:00 01.02.2010 23:53
Klasse Kapi!^^
Freue mich schon aufs nächste.^^
Von:  fahnm
2010-01-19T23:16:36+00:00 20.01.2010 00:16
Klasse Kapi!^^
Von:  fahnm
2009-11-18T23:58:11+00:00 19.11.2009 00:58
*grins*
Klasse Geschrieben.^^
Von:  fahnm
2009-11-18T23:57:20+00:00 19.11.2009 00:57
Klasse Anfang!^^


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