Unter versuchtem Widerstand
Kapitel vier: Unter versuchtem Widerstand
Verzweifelt wie ein herrenloser Hund ging ich in dem Schlossgarten umher. Immer im Kreis, immer wieder um dieses verdammte Blumenbeet und immer wieder stach mir die große, helle Blume (Das seltsame war, dass sie wirklich hell war- und das bei Nacht!) ins Auge, welche Wolframs Namen trug.
„Ist alles mit Euch in Ordnung, Majestät?“, fragte Alena.
Ach ja, sie war ja auch mitgekommen. Ok, ganz ruhig. Wenn ich gelassen antworte, merkt sie bestimmt nicht, wie aufgewühlt ich bin.
„In Ordnung? Mit mir? Mir geht es blendend! Ist doch eine wunderschöne Nacht, nicht wahr? Da kann man doch mal ohne irgendeinen tiefgehenden Grund nach draußen gehen… Oder?“
Na super. Ich hatte ganz vergessen wie mies ich im Schauspielen war. Und Alenas Gesichts zu folgen, war ihr das nun auch bewusst.
„Seid Ihr euch sicher, dass es Euch gut geht? Aus irgendeinem Grund scheint Ihr etwas durcheinander zu sein… Ist irgendetwas vorgefallen?“
Ertappt!
„Nicht das ich wüsste…“, lachte ich unecht.
Verdammt unecht.
Und wie es der angebliche Zufall so wollte, kam genau in diesem Moment ein vor Wut schäumender Wolfram aus dem Schloss, in seinem Nachthemd versteht sich. So langsam hörte ich auf an so etwas wie Zufall zu glauben… Das Schicksal mochte mich einfach nur nicht. Töten kann es mich nicht, ich bin schließlich ein König, der verschiedenen Leuten doch etwas bedeutet, aber mir das Leben zur Hölle machen, darin sind sie richtig gut.
„W-Wolfram…?!“, schoss es mir dann auch raus.
„Lord von Bielefeld? Ihr auch noch zu so später Stunde?“
„Wieso seid ihr beiden denn hier bitteschön allein?!“, brüllte er mal wieder.
Stimmt. Das hatte ich Alena ganz vergessen zu fragen, wieso war sie hier draußen? Ihr Zimmer war doch in einem völlig anderen Teil des Schlosses… Hatte sie etwa hier etwas vorgehabt? Wenn ja, was denn? Was war hier denn für sie…
„Conrad…“, schlussfolgerte ich dann auch.
„Was?! Was willst du denn jetzt noch von Conrad, Yuuri?!“, er packte mich am Kragen, „Sag schon! Wieso wolltest du jetzt so spät bei Nacht noch zu Conrad?!“
„Nicht ich! Alena!“, riss ich mich von ihm los.
„Und was soll Alena so spät nachts noch von ihm wollen?!“
Bist du wirklich so begriffsstutzig oder machst du das mit Absicht? Einmal, dass das jeder verstehen sollte, aber eigentlich war es in Wolframs Fall noch um einiges schlimmer… Er hatte sich damals zum ersten Mal auch nachts einfach so mal in mein Zimmer geschlichen! Und so langsam kam mir die Befürchtung, dass das in nächster Zeit ein großer Kampf werden würde… Und dass ich ihn verlieren würde… Mein Unterbewusstsein würde dem sowieso irgendwann nachgeben… Aber einen Augenblick mal… Würde das bedeuten, dass Wolfram oben… WAS HATTE ICH DENN DA FÜR GEDANKEN?! Schäm dich, Yuuri… Sowas überhaupt in Betracht zu ziehen… Was war denn auf einmal mit mir los…?! Wenn ich mir noch einmal sowas vorstellte, dann wohl besser nicht in Wolframs Gegenwart, musste ich dann feststellen (Und nein, ich hatte es absolut auch gar nicht vor mir sowas nur im Entferntesten wieder auch nur minimal vorzustellen!). Wolframs Gesicht kam meinem nämlich schon wieder ein wenig näher und ich lief dazu noch knallrot an und versuchte die Gedanken zu verdrängen, da sonst möglicherwiese auch andere körperliche Eigenschaften in Betracht gezogen werden konnten… Und ich hatte das Gefühl, auch wenn es natürlich nur eine leise Ahnung war, dass Wolfram dies möglicherweise ausnutzen konnte. Wolframs Gesichts entfernte sich dann auch wieder von meinem, er hatte wohl nur meinen Gesichtsausdruck prüfen wollen… Ein Glück.
„Ich glaube, ich gehe wieder zurück. Eine gute Nacht wünsche ich Euch noch. Majestät. Lord von Bielefeld.“
Und gerade, als sie kehrt machen wollte, drehte sich auch Wolfram von mir ab und hielt Alena ab, davon zu gehen.
„Conrads Zimmer ist den Gang entlang und dann links. Aber seid ruhig, Yuuri und ich wollen Ruhe haben…“
Ach, wollen wir?!
„Natürlich, entschuldigt mich. Eine…“, ein kurzer vielsagender Blick an mich, „schmerzlose Nach wünsche ich noch.“
Was hatte sie da gesagt…?! Das sollte doch nicht etwa heißen, dass sie auch dachte, dass ich unten war… Ich resignierte, diese Gedanken würden sich von nun an anscheinend wohl nicht einfach löschen lassen.
„Was meint sie mit >schmerzlos<?“, war Wolfram zu tiefst verwirrt.
„Vergiss das am besten…“, schniefte ich.
Mein Ende war also da. Der König würde gleich fallen… Was soll dieser Mist?! Nein, ich möchte das nicht! Und wenn ich wollte, dann konnte ich auch überzeugend sein und Wolfram von allem abhalten, was ich nur wollte. Denn ich brauchte einfach nur meine Machtposition ausnutzen… Einmal im Leben sollte das jawohl erlaubt sein.
„Yuuri…? Kommst du wieder mit?“
Wolfram war schon an mir vorbei gegangen und zog mich bei der Hand. Am liebsten hätte ich nein gesagt. Aber ich glaubte, wenn ich ihm nicht augenblicklich folgte, würde mein kleines Leben am seidenen Faden hängen. Wolfram würde mir eigenhändig meinen Kopf abreißen. Und ich spreche hier nicht einmal mit einer Metapher! Ich konnte mir gut vorstellen, dass er das wortwörtlich so machte. Also schluckte ich noch einmal und folgte ihm. Irgendwas würde mir ja noch wohl einfallen… Irgendwas…
Die Tür zu meinem Schlafzimmer kam immer näher.
Ich sollte mir ernsthafte Gedanken machen, ansonsten würde gleich mein Leben vorbei sein… Oder… Ich würde… Mit Wolfram…
Die Tür wurde geöffnet.
Ich sah schon mein Bett. Verdammt! Was soll das hier?! Ich kann das doch nicht! Dann auch noch mit einem Kerl! Das durfte einfach nicht wahr sein! Yuuri, überleg dir was!
Er schmiss mich geradezu aufs Bett und blieb selbst stehen. Stehen bleiben. Wieso ahnte ich nur, dass mir diese beiden Worte zum Verhängnis werden würden?
„Yuuri… Ich…“
„Stopp! Wolfram, ich will dich nicht beleidigen, aber bitte lass das einfach, ok?“, kniff ich die Augen zu.
„Aber Yuuri, ich wollte… Ich wollte doch nur…“
„Lass einfach das, was du vorhattest, ja...?“
„Ok.“
Was? Das war es? Das hatte gereicht? Was war denn mit Wolfram los? War er sich der ganzen Sache etwa auch so unsicher gewesen wie ich? War das etwa alles endlich vorbei und alles konnte so werden wie früher?
Doch als ich die Augen wieder öffnete merkte ich, dass Wolfram mir wohl irgendwas schweres auf meinem Schoß geschmissen hatte… Dieses etwas bewegte sich auch noch… Und wie es sich bewegte… Und als ich dann auch darauf blickte, erkannte ich, dass es gar kein etwas war. Das war WOLFRAM! Was zur Hölle?!
„W-Wolf…?! W-was tust du d-da?!“, brachte ich noch hervor.
„Das weißt du genau… Und du wolltest ja nicht hören, was ich eigentlich sagen wollte… Also bin ich gleich zur Tat über gegangen…“, sagte er bestimmt und begann sich etwas unruhig auf meinem Schoß hin und her zu bewegen.
Er saß natürlich auch noch dabei mit gespreizten Beinen auf mir. Supi.
„D-Das meinte ich nicht! Du solltest das alles hier nicht tun!“, spürte ich, wie langsam mein Gesicht immer roter wurde… Und meine Augen weiteten sich, als ich bemerkte, dass mir das Blut wohl nicht nur in den Kopf schoss.
„W-Wolfram… Bitte… Ich möchte das nicht…“, brachte ich dann wieder nur mit halber Überzeugungskraft hervor.
Wolfram blickte voller Unverständnis in mein Gesicht und wütend zu Boden. Was in diesem Fall hieß, dass er auf meinen Schoß blickte. Auf meinen Schoß. Er… blickte… auf… meinen… Schoß…
Ein vielsagendes und ebenso fieses Grinsen zierte nun Wolframs Gesicht.
Scheiße.
„Bist du dir sicher, dass du das nicht möchtest…? Es scheint dir aber doch sehr zu gefallen…“
„W-Was?! Wolfram geh von mir-“
Doch weiter konnte ich nicht sprechen. Soeben hatte mich Wolfram ein zweites Mal geküsst und lehnte sich mit seinem kompletten Oberkörper gegen meinen, sodass ich gänzlich aufs Bett fiel. Langsam knöpfte er meine Jacke auf und als ich mich aufmüpfig doch dagegen wehren WOLLTE, zog er sie mir komplett aus. Danach war mein T-Shirt dran, wogegen ich mich zuerst auch noch wehrte… Was sollte das?! Ich bin doch Yuuri Shibuya, verdammt! Ich kann mich dagegen wehren, wenn ein blonder Wolfram von Bielefeld versucht mich hier als Uke zu verkaufen… Und woher ich diesen Begriff kenne, weiß ich selbst nicht! Doch als Wolfram sich wieder gerade aufsetzte und sein Nachthemd auszog, wurde mir bewusst, dass es jetzt wirklich kein Zurück mehr gab. Ich war im Begriff mit Wolfram zu schlafen. Und als er mir einen Kuss aufdrückte und dann begann meine Hose zu öffnen, wurde mir ganz schlecht… Ich hatte selten in einer Situation so viel Angst gehabt.
Doch gerade als Wolfram sich wieder zu mir herunter beugen wollte, klickte die Tür und Gunther stürmte mit Alena im Schlepptau in mein Zimmer… Bevor er überhaupt etwas sagen konnte, weiteten sich seine Augen und er wurde kreidebleich im Gesicht. Alena schaute über seine Schulter und zog ihre Augenbrauen hoch. In diesem Augenblick kippte Gunther auch schon um.
„Keine Sorge, ich bring ihn hier raus, lasst Euch nicht stören…“, grinste Alena und ich könnte schwören, sie war etwas rot im Gesicht.
„Ein Glück sind die wieder weg…“, murmelte Wolfram und drehte sich wieder mir zu.
„Das hat überhaupt nichts gebracht, dass die reingekommen sind!“
„Ist doch egal… Also, sag du mir doch wo wir gerade stehen geblieben sind…“, hauchte er nur einen Zentimeter wieder von meinen Lippen entfernt der blonde Engel über mir.
Was hab ich gesagt? Ich wusste, dass diese beiden Worte mein Verhängnis werden würden. Denn soeben verlor ich jegliche Beherrschung, als würde ich zu meiner Dämonenform werden… Alles wurde egal. Ich sah nur noch Wolfram, der auf mir saß… Und seine Hände, die sich in meine Haare wühlten. Also setzte ich mich auf; eine Hand in Wolframs Haaren, die wunderbar rochen und die andere auf seinen Rücken.
Zwar überraschte Wolfram diese ganze Situation bestimmt, aber ich meinte ein leises triumphierendes Lachen von ihm zu hören. Ich drehte mich seitwärts und so lag nun Wolfram unter mir, die gespreizten Beine hinter meinem Rücken verschränkt. Und als ich noch einmal kurz zweifelte, zog er mich mit seinen Beinen wieder näher zu sich hin.
„Yuuri… Tu es… Ich… Ich liebe dich…“
Und die letzten Fäden rissen. Ich war willenlos… Und so zog Wolfram langsam an einem Träger meiner königlichen Unterwäsche…
Ende Kapitel vier.
[Die Autorin hat jetzt Nasenbluten.]
WICHTIG:
(Umfrage: Soll ich im nächsten Kapitel über den nächsten Morgen schreiben, oder jede Einzelheit des nun folgenden Aktes? Beim Letzteren bekomme ich aber wieder Nasenbluten und fange an zu schreien und zu sabbern… Ja. Und ich weiß nicht, ob das dann noch einfach so „jugendfrei“ hier stehen bleibt.)