Prolog
Prolog
Mit angewinkelten Beinen saß Rikku oben auf dem Außendeck der Celsius und beobachtete die Wolken, die über ihr vorbei zogen. Das Luftschiff ankerte vor Luca, während Brüderchen und Kumpelchen in der Stadt waren um die Vorratskammer aufzustocken. Rikku hätte eigentlich mit ihnen kommen sollen, doch dann hatte sie sich doch auf das Oberdeck verzogen.
Es war so ruhig, selbst hier am Hafen von Luca, am angeblich chaotischsten Punkt von Spira. Die Stadt war für ihr aufregendes Nachtleben bekannt, aber tagsüber merkte man davon nichts. Vor allem da die Blitzballsaison noch nicht begonnen hatte, herrschte auch im Stadion ungewohnte Ruhe. Und Rikku hasste es.
Seit Vegnagun vor einem haben Jahr verschwunden war – und sie mit ihren Freunden wieder einmal die Welt gerettet hatte – schien ganz Spira es darauf anzulegen sie zu Tode zu langweilen. Sie liebte und brauchte Action, sie musste etwas tun, die Ruhe schlug ihr auf den Magen. Der Frieden schlug ihr auf den Magen. Es war einfach zu langweilig. Natürlich wollte sie nicht noch ein paar übermächtige Maschinen, die aus dem Nichts auftauchten und die Welt zerstören wollten, aber ein ganz kleines bisschen Aufregung war doch nicht zu viel verlangt, oder? Zur Zeit dümpelte sie mit Brüderchen, Kumpelchen und Shinra durch Spira, so wirklich zu tun hatte das Möwenpack nichts.
Yuna war mit Tidus nach Besaid zurückgekehrt und schien dort auch bleiben zu wollen, ihre meiste Zeit verbrachte sie mit Lulu und ihrem Kleinen. Tidus und Wakka versuchten die Besaid Aurochs wieder auf Vordermann zu bringen. Sie trainierten jeden Tag und wurden, wenn sie dem, was Tidus ihr beim letzten Mal erzählt hatte, Glauben schenken konnte, auch immer besser. Rikku freute sich für ihre Freunde, aber sie würde trotzdem für die Al Bhed Psychos jubeln. Allein schon um Paine zu ärgern, die Jubel immer noch nicht ausstehen konnte.
Pain konnte so einiges nicht ausstehen, eines davon war ebenfalls Langeweile und
Stillstand, von denen es momentan genug gab, aber sie hatte ein besseres Mittel als Rikku (die sich ja einfach nur langweilte) dagegen: Sie blieb einfach nicht lange an einem Ort. Sie pendelte. Sie machte sich ihr eigenes kleines Abenteuer, indem sie eine Wohnung in Bevelle und ein Zimmer auf der Celsius besaß. Mal mit dem Möwenpack durch die Weltgeschichte brauste und ein anderes Mal in der Yevonstadt blieb. Und das blonde Mädchen wollte eigentlich gar nicht genau wissen, was ihre Freundin dort mit dem Kanzler trieb, denn Baralai war ganz nett und alles, aber... manche Dinge wollte Rikku sich einfach nicht vorstellen müssen.
Sie spürte wie das Luftschiff anfing zu zittern und im nächsten Moment wurden die Motoren gestartet. Offensichtlich waren Brüderchen und Kumpelchen zurück und Shinra wollte wieder an seine Computer, die ja nur liefen, wenn der Motor und damit der Strom an war. Rikku fragte sich, wohin sie als nächstes fliegen würden, vielleicht wieder ein paar Freunde besuchen? Aus Besaid kamen sie ja gerade.
Von Nooj und LeBlanc hatten sie ja schon länger nichts gehört. Nooj war noch bei der Jungen Liga, er war immer noch Anführer, aber inzwischen hatte er auch noch LeBlanc an der Backe, die sich bei ihm eingenistet hatte um ihm zu ’helfen’. Auch hier wollte Rikku nicht wissen, was genau die beiden so alles machten.
Was sie aber gerne mal gewusst hätte war, was Gippel so trieb. Rikku ließ sich mit einem Seufzer nach hinten fallen und blieb ausgestreckt auf dem Deck liegen. Gippel war immer ein Thema für sich. Sie hatte ihn ein paar Mal in Djose gesehen, ein paar Mal in Bikanel, ein paar Mal hatten sie sein Flugschiff vorbeibrausen sehen, aber was er machte oder wo er gerade arbeitete wusste so genau keiner. Er hatte immer noch seine Fraktion in Djose, überwachte immer noch zusammen mit Nadhala die Grabungen in der Wüste und baute auch noch immer Maschinen. Dafür besorgte er sich Teile aus Bikanel, was sein Hin-und-her-gefahre erklärte. Alles in allem schien auch er die Langeweile die mit dem Frieden gekommen war zu spüren und kämpfte auf die gleiche Weise wie Paine dagegen an. Aber Rikku hatte seit Wochen nichts mehr von ihm gehört und das schmerzte, nein, nervte sie.
Was war den so schwer daran, eine Sphäre zu benutzen? Warum konnte er nicht einfach –
Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als der Motor der Celsius aufjaulte. Zum Glück lag sie schon, denn ansonsten wäre sie jetzt mir Schwung auf ihrem Hintern gelandet, als das Luftschiff an Fahrt aufnahm. Rikku rappelte sich vorsichtig auf, stakste zum Aufzug und warf dem Lautsprecher einen bösen Blick zu, als Brüderchens Stimme aus ihm tönte.
„Rikku! Wir fahren los!“ Und das hatte sie ja gar nicht selbst bemerkt. Sie wollte schon anfangen loszuschimpfen, als Brüderchen auf Al Bhed weitersprach. „Komm sofort zur Brücke! Wir haben einen Notruf aus Djose bekommen!“