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Familienbande

Von Vätern, Söhnen und Töchtern
von

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Willkommen in der Drauned Maiden

Es war ein sonniger Vormittag auf der Grand Line. Ein stetiger Passatwind fuhr über das Wasser und kräuselte die Oberfläche des unendlichen Ozeans. Glitzernd brach sich das Licht auf dem unergründlichen Tiefblau.

Ein Striker schaukelte sacht auf den Wellen und folgte dem Wind gen Nordwesten. Das einzelne Segel warf einen breiten Schatten über das schmale Deck des Schiffs. An dessen Bord befand sich lediglich eine einzelne Person.

Diese lag faul in der Sonne, die Beine über die Reling gestreckt. Der breitkrempige Hut war tief ins Gesicht gezogen und das einzige Geräusch, das man auf dem Boot hörte, war ein tiefes Schnarchen.

Wie üblich verließ sich Puma D. Ace blind darauf das der Wind ihn schon in die richtige Richtung wehen würde.

Sein Vertrauen in die Fügung des Schicksals war beachtenswert.

Andererseits blieb ihm auch gar keine andere Wahl. Schließlich döste er schneller ein als der Wind sich drehen konnte. Glücklicherweise dauerten seine Nickerchen nie sehr lange.

So auch jetzt.

Gemächlich wanderte die freie Hand nach oben und hob die Hutkrempe etwas an.

Wortlos blinzelte der Pirat in den azurblauen Himmel über sich.

Wie lange hatte er wieder gepennt?

Soweit Ace sich erinnern konnte, waren vorhin noch ein paar dünne Wolkenschleier über ihm gewesen. Demnach konnten es ein paar Minütchen oder aber auch einige Stündchen gewesen sein. War aber auch nicht weiter wichtig.

Ein Schwarm Möwen kreiste laut zankend über dem Striker. Wo diese fliegenden Ratten waren, war Land nicht weit.

„Wurde auch Zeit!“ murmelte Ace leise vor sich hin.

In der Tat war es schon mehrere Wochen her seit er das letzte Mal festen Boden unter den Füßen gehabt hatte. Und in seinem Magen klaffte ein metertiefes Loch.

Langsam richtete Ace sich auf seinem Sitzplatz auf und ließ den Blick ringsum schweifen.

Am südlichen Saum des Horizonts zeichnete sich die scharfe Shilouette einer größeren Insel ab. Wie ein gigantischer Schildkrötenpanzer wölbte sie sich dem Himmel entgegen. Raue rotbraune Felsen stachen aus dem Kranz der Palmenbewachsenen Sandküste heraus. An der Westseite kringelten sich eine Handvoll Rauchschwaden empor. Dort befand sich sicher eine Siedlung.

Und wie der Zufall es wollte, blies der Wind den Striker genau auf diesen Teil des Eilands zu.

Der Hafen von Coral- Island bestand lediglich aus einer langgestreckten Kaimauer, die sich wie eine graue Zunge ins Meer hinausstreckten. Eine Handvoll kleinerer Fischerboote lag hier vertäut. Genauso wie eine schnittige Barkasse der Marine, die auf der heranrollenden Brandung stolz tanzte.

Das Gebäude der Marine- Kaserne war neben dem Handelsstützpunkt der Highlow- Company das höchste innerhalb des Dorfes Alaplage.

Die anderen Häuser, die sich um die beiden Giganten drückten, waren allesamt kleiner. Sie alle hatten die gleiche kalkweiße Außenfassade und rote Ziegeldächer, die von der salzhaltige Seeluft immer mehr ausgebleicht wurden. Ein Wall aus grob behauenen Steinen sicherte die Westseite des Dorfs vor höherer Brechern. Etwas weiter südlich ging der Wall in eine weite Landzunge aus senfgelbem Sand über.

Und auf jener Sandbank thronte der gesellschaftliche Mittelpunkt von Alaplage.

Vor einigen Jahren war hier ein stolzer Schoner auf Grund gelaufen und war trotz unzähliger Versuche nicht mehr flott zu bekommen.

Ein gewiefter Geist hatte die Gunst der Stunde genutzt, dem unglücklichen Eigner einen Stange Geld geboten und das Schiff zur örtliche Kneipe umgewandelt. So führte heute an steuerbord ein schmaler Steg in den Bauch des Schoners. Über dem Eingang hing ein Schild mit dem Namen des ehemals stolzen Schiffs. »Drauned Maiden« - Ersoffene Jungfrau. Wie passend!

Jener gewiefte Geist von damals hörte auf den Namen Murph Chest, ein kleinwüchsigen Kerl Mitte vierzig. Die fehlende Größe schien er in vollem Maß in die Breite umgesetzt zu haben. Murph glich einer unförmigen Billardkugel, die auf viel zu kurzen Beinen durchs Leben watschelte. Daher hatte der Kneipenbesitzer schon vor Jahren das einzig Vernünftige getan.

Wie ein Despot thronte er auf einem hohen Schemel vor den Zapfhähnen an der Theke, zapfte das Bier, schenkte Rum aus und scheuchte mit lautem Geschrei die Mädchen zwischen den Tischen herum. So auch jetzt.

„Beweg deinen faulen Hintern, Mona! Ich bezahl’ dich nicht fürs Schöne- Augen- machen. Vorwärts, vorwärts, vorwärts!! Lotte, wird das heute noch was!! Mach endlich, das Bier wandert nicht freiwillig an den Tisch. Hey, Anny! Ich hab das genau gesehen!!“

Das Geschrei des Wirts war die ständige Hintergrundmusik in der » Drauned Maiden«.

Es war noch früh fürs Geschäft und nur wenige Gäste saßen an den zu Tischen umfunktionierten Fässern. Davon waren die meisten altbekannte Gesichter.

Umso neugieriger starrten der Wirt und seine drei Kellnerinnen daher den Fremden an, der plötzlich durch die Schwingtür eintrat.

Zielstrebig schritt dieser auf einen der Tische zu, ließ sich auf den wackligen Stuhl fallen und trommelte dann ungeduldig auf das Holz. Im nächsten Moment kippte sein Kopf zur Seite und lautes Schnarchen war zu hören.

Verblüfft sah sich das Kellnerinnen- Trio an, nur um geschlossen erschrocken zusammen zufahren als eine Stimme kurz darauf ungeduldig: „Bedienung!“ rief.

Ärger

Die drei jungen Dinger sahen sich gegenseitig mit banger Miene an. Keine wagte auch nur einen Schritt in Richtung des sonderbaren Gastes zu machen.

„Wird das jetzt gleich was!! Mona!! Lotte!! Anny!! Auf, auf Bewegung!!“

Doch egal wie zornig Murph aufbrauste und sie warnend anstierte, keine seiner Bedienungen gehorchte.

„Jetzt macht schon. Je schneller wir ihn bedienen, desto eher sind wir ihn auch wieder los!!“ polterte der Wirt weiter. Sein sowieso schon roter Kopf nahm nun langsam die Farbe einer vollreifen Tomate an, aber immer noch bewegte sich keins der Mädchen.

Während Mona immer wieder unsicher die Lippen aufeinander biss, klammerte sich die pausbäckige Lotte an ihren Arm und die zierliche Anny schielte auf die Schwingtür zur Küche.

„Was ist?? Wird das heute noch was oder ist hier Selbstbedienung!!“

Ace war es ja gewöhnt, dass die Leute von seiner Erscheinung und dem auffälligen Tatoo auf seinem Rücken nicht selten eingeschüchtert waren, aber die drei Hühner übertrieben schlichtweg.

Er war doch kein Ungeheuer!!

Doch als er der Truppe einen forschen Blick zu warf, fuhren die Mädchen nur noch ängstlicher zusammen.

„Das darf doch nicht wahr sein!! Wenn ich von diesem Schemel heruntersteigen muss, könnt ihr nachher was erleben. Ich werde...“

„Reg’ dich ab Murph!! Ich gehe!!“ kam es plötzlich aus der Küche. Die Schwingtüren quietschen lautstark und das laute Klicken von Absätzen war auf den Dielen zu hören.

Die Gespräche ringsum verstummte, hi und da vernahm man ein ängstliches Keuchen. Eine frostige Atmosphäre lag plötzlich über der gesamten Spelunke, die immer stärker wurde je näher die Schritte Ace Tisch kamen. Schließlich legte sich ein langer Schatten die Platte.

„Na endlich!! Was ist das denn für ein Service!!“ meinte Ace, der vierten Bedienung den Rücken zu gewandt.

„Bitte die kleine Verzögerung zu entschuldigen. Was darf’ s sein, Fremder?“ entgegnete eine kühle Stimme, die offensichtlich keinerlei Scheu vor ihm hatte.

„Was hat die Küche denn zu bieten?“

„Das was da ist!“

„Oh doch so viel!!“ scherzte Ace amüsiert „Da wird mir die Auswahl aber verdammt schwer fallen.“

Mit einem kecken Grinsen sah er auf.

Das Gesicht, die ihm frostig entgegensah, schien das allerdings gar nicht witzig zu finden.

Es gehörte einer Frau, etwa Ende 20. Ihre eisblauen Augen, die im Schummerlicht der Spelunke fast unheimlich aufblitzten, hatten sich warnend auf Ace geheftet.

//Verscherz’ es dir nicht mit mir, sonst gibt’s Ärger!!// sagte der Blick mehr als deutlich.

Aber da war noch etwas anderes.

Ace war nicht sicher woher es kam, aber er hatte das Gefühl, dass er den Ausdruck kannte. Er konnte sich allerdings keinen Reim darauf machen woher.

Daher schwand sein Grinsen rasch und er begann die Fremde aufmerksam zu mustern

Sie war etwas größer als der Durchschnitt, hatte den Teint von cremigem Milchkaffee und einen kessen Schmollmund, den sie aber gerade giftig zusammen gezogen hatte. Soweit man es erkennen konnte musste sie weißblonde Haare haben, denn diese waren unter einem Kopftuch versteckt. Die rechte Augenbraue wurde von einer dünnen Narbe unterbrochen, was der Frau eine freche Mimik verlieh. Zwischen den Lippen hing eine lange Zigarillo, die ständig von einem Mundwinkel zum anderen wanderte.

Ein Zeichen, das die Kellnerin launisch war und anscheinend keinen Spaß verstand.

„Gibt’s was??“ raunzte sie daher auch postwendend.

„Ich überlege. Kann es sein, das wir uns schon mal wo anders über den Weg gelaufen sind??“

„Eher nicht!!“ erwiderte die Bedienung und fügte mit schneidender Stimme hinzu: „Mit Typen wie dir geb ich mich nur ab, wenn ich muss. Und die meisten vergessen so einen Begegnung in ihrem eigenen Interesse nie wieder!“

Wieder ging ein unruhiges Rauen durch den Raum, als die beiden sich lauernd anvisierten.

"Ausgerechnet einer von White Beard' s Leuten!" vernahm man undeutlich "Wenn die Verrückte ausstickt, schlägt sie wieder die Bude kurz und klein!" "Wir sollten besser abhauen!!"

Die knisternde Spannung war beinahe schon greifbar.

„Crystal!! Es reicht!!“ fuhr Murph mit aufgeregter Stimme dazwischen. Der Blickkontakt riss ab und die Frau wand mürrisch den Kopf.

„Beherrsch’ dich!! Ich hab keine Lust deinetwegen wieder die ganze Kneipe zu renovieren. Oder willst du, dass deine Schulden ins Astronomische steigen??“

Mit einem Schnauben blies die Kellnerin den Rauch zur Nase heraus. „Nein!“ stimmte sie dann reumütig zu. Mit einer gezwungen freundlichen Miene wand sie sich wieder Ace zu.

„Die Küche empfiehlt heute Bouiabaisse a la South Blue, Frischer Silberstör im Salzteig oder Auflauf „Hot Rooster“ mit Nudeln.“ ratterte Crystal monoton runter.

„Na also, das hört sich doch gut an. Von allem drei Portionen und noch was zu trinken, wenn’s nicht zu viel Umstände macht. Bitte!“ fügte Ace höflich hinzu.

An Crystal’ s giftiger Miene änderte sich jedoch nichts.

„Kommt gleich!“ meinte sie säuerlich und wandte sich zum Gehen. Als sie bereits zwischen den Schwingtüren in die Küche verschwunden war, rief Ace noch spöttisch: „Ach, kann ich mich drauf verlassen, dass sie es mit dem Würzen nicht übertreiben? Ich erlebe nur ungern giftige Überraschungen.“

„Es hat sich bisher keiner über meine Küche muckiert!“ tönte es wütend „Aber wie wär’ s, wenn ich’s noch mit ’nem ordentlichen Schuss gemörsertem Seestein abschmecke, Großmaul!!“

„CRYSTAL!!“ schrie der Wirt ein weiteres Mal.

Doch Ace fand ihre bissige Antwort direkt witzig. Diese Frau schien wirklich vor nichts und niemand Angst zu kennen. Sie hatte ordentlich Schneid, das musste er neidlos eingestehen.

Mittlerweile hatte Anny, die Jüngste der Kellnerinnen, sich ein Herz gefasst und trug das Tablett mit einem Glas und einer Flasche zu seinem Tisch.

„Bitte sehr!“ lächelte sie scheu, konnte aber nichts dagegen tun das ihre Hände unruhig zitterten.

„Vielen Dank.“ erwiderte Ace mit weichem, höflichen Tonfall. „Tut mir leid, die Aufregung. Ich werd’ euere Köchin nicht weiter provozieren. Ich will ja nicht, das sie sich wirklich beim Gewürz vergreift.“

Anny kicherte heiter und sagte dann nur leise: „Keine Sorge, das würde Crys nie tun. Das wäre schlicht und ergreifend unter ihrer Würde! Da hat sie weit mehr zu bieten!“

Bevor Ace sich erkundigen konnte wie sie das meinte, wurde das Mädchen an einen der anderen Tische gerufen.

Nachdenklich ließ der Pirat den Blick durch die Spelunke schweifen. Aber die Klientel war durch die Bank weg absolut gewöhnlich. Fischer und Dockarbeiter saßen an den Tischen, tranken, aßen oder klopften lautstark Karten.

Tatsächlich kam das Essen rasch und entsprach mehr als den Erwartungen. Alles war auf den Punkt gegart, vorzüglich gewürzt und arrangiert. Trotz ihres harschen Wesens war Crystal offensichtlich eine gute Köchin.

//Obwohl...// überlegte Ace zwischen den Bissen //... sie wirkt gar nicht wie eine.//

In den wenigen Momenten in denen sie kurz im Schankraum auftauchte, sich schnell ein neues Glas einschenkte und dann wieder verschwand, warf sie ihm immer wieder einen durchdringenden Blick zu.

Und immer noch hatte der junge Mann den Eindruck, dass er ihre Miene irgendwoher kannte. Aber ihm wollte einfach nicht einfallen wo.

Schließlich hatte er die ausgiebige Mahlzeit verputzt und die Teller stapelten sich auf dem kleinen Tisch.

„Ich hoffe es hat geschmeckt!“

Mittlerweile hatte Anny ihre Scheu vor Ace abgelegt. Mit einem freundlichen Lächeln räumte sie das Geschirr ab.

„Mein Kompliment an die Küche!“ grinste dieser breit „Bring der Gnädigsten doch ein Gläschen auf meine Rechnung.“

„Mach ich gern. Aber an ihrer Laune ändert das sicher nicht viel. Das hängt mit was anderem zusammen.“

„So? Mit was denn?“

Gerade wollte als das Mädchen antworten wollte, da kam mit lautem Gepolter eine Gestalt durch die Schwingtüren gestürzt.

„ANNY!!“ rief sie laut und das Mädchen fuhr sofort ängstlich zusammen.

„Will! Bruderherz .Was ist geschehen.“ antwortete sie schließlich und lief der Gestalt entgegen, die mit schnellen Schritten auf sie zukam. Die Kapuze wurde zurückgerissen und ein blauer Haarschopf, der dem der Bedienung glich kam zum Vorschein.

„Schnell, du musst weg von hier! Beeilung. Er ist bereits auf der Hauptstraße!“

„WAS!!“ stieß Anny aus und in ihren Augen glänzte Panik „Etwa... etwa...“

„Stamml’ nicht rum. Los nicht wie weg!“

Im nächsten Moment pfiff eine Kugel quer durchs Lokal, der junge Mann an Anny’ s Seite ging mit einem Schmerzschrei in die Knie und hielt sich die Schulter.

„Will!“

Anny’ s panischer Schrei verstummte als eine Gestalt den Schankraum betrat. Wie paralysiert blieb sie bibbernd neben ihrem Bruder stehen.

„Ihr zwei geht nirgendwohin, William und Anna Monroe. Ihr habt einen Termin im Marine- Stützpunkt. In der Gefängniszelle!!“

Bruderliebe

Unruhe machte sich mit einem Mal in der Schenke breit. Die wenigen Gäste waren aufgesprungen und drängten sich in eiligem Laufschritt nach draußen. Der Kerl maß dem keine Bedeutung zu, sein Interesse galt einzig und allein den Geschwistern vor sich.

Anny hatte sich ängstlich neben ihren Bruder gekauert. Der stierte dem Mann mit zornigen Augen entgegen.

„Ihr zwei habt mir echt ’n Haufen Ärger bereitet!! Einfach abzuhauen!! Tsetsetse! Was ist denn das für ein Benehmen. Deine Oma ist echt stinksauer, Klein-Anny!!“

„Sie ist nicht ihre Oma!!“ schrie Will den Kerl wütend an. Diesem schien ein breites Dauergrinsen ins Gesicht zementiert zu seien . Ein fieses Dauergrinsen.

Er trug ein ungeheueres Arsenal an Waffen mit sich. Musketen, Schwerter, Messer, Enterhaken an Seilen. An einem Gewehrlauf flatterte ein gelber Wimpel. „Baker Buccanier Company“ stand darauf, umrahmt von zwei breiten Blitzen, die einen Toten- Schädel spalteten.

Buccanier, ein Piraten- und Kopfgeldjäger also.

Dennoch blieb Ace relaxt auf seinem Stuhl sitzen. Der Typ hatte es ja augenscheinlich nicht auf ihn abgesehen. Und selbst wenn, mit dem würde er spielerisch fertig werden.

Aber was mochten die beiden Geschwister auf dem Kerbholz haben, das ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt war?

Dieser Will wirkte schon braver als ein gestriegelter Chorknabe, aber Anny??

Das Mädchen hatte die Ausstrahlung eines gestrandeten Engels; klein, zerbrechlich und unschuldig. Mit verheulten Augen drückte sie sich enger an ihren Bruder, der beschützend den Arm um sie gelegt hatte.

„Sie ist ihrer Oma, selbst wenn du dich auf den Kopf stellst, Freundchen!! Und genau aus diesem Grund werd' ich sie mitnehmen. Ma Baker hat noch nie aufgeben, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte. Deshalb ist sie auch die Königin der Kopfgeldjäger.“

„Sie ist nichts weiter als eine miese Menschenschinderin, die Anny um ein Haar umgebracht hat. Ich werde nicht zulassen, das meine Schwester noch einmal in ihre Klauen gerät.“

„Will nein. Tu’ s nicht!! Er... er... er wird...“ stammelt die Kleine als ihr Bruder sich aufraffte. Mit einem zu allem entschlossenen Blick stellte der junge Mann sich dem Kopfgeldjäger entgegen. Das Flehen seiner Schwester schien er zu überhören.

„Ich habe Mom versprochen, auf dich aufzupassen. Und das werde ich tun, selbst wenn ich dabei draufgehe!“

„Gott, wie theatralisch. Rührt mich ja fast zu Tränen, Kleiner!!“

Blitzschnell schoss der Grinser nach vorn und verpasste Will einen harten Haken direkt in die Magengrube. Mit einem erstickten Keuchen ging der junge Mann zu Boden.

„Wie gesagt nur fast.“

Mit einem spöttischen Grinsen ging der Jäger an dem Keuchenden vorbei und steuerte direkt auf Anny zu. Die wagte keinen Schritt zu machen, bibbernd stand sie nur da und starrte den Kerl an. Wie die Maus die Schlange ansah.

„So und jetzt, Cousinchen, lass uns nach hause gehen. Ma wartet schon auf ihr Urenkelchen um sie zu ihrem neuen Star zu machen.“

Der Kerl streckte die Hand nach ihr aus, verharrte aber augenblicklich als sich etwas mit aller Kraft um sein Fußgelenk klammerte.

„Anny!! Verschinde!! Lauf endlich!!“

Doch das Mädchen machte nicht die kleinste Bewegung. Es war augenscheinlich das die Angst sie komplett lähmte. Aber ob es nun die Furcht um das eigene Leben oder um das des Bruders war, konnte niemand genau sagen. Sie blieb wo sie war, unbeweglich wie ein Fels in der Brandung. Ein sehr furchterfüllter Fels.

„Du nervst mich Bengel.“

In unglaublicher Geschwindigkeit knallte der ... einer Muskete genau gegen Will’ s Stirn. Als der darauf hin mit einem Aufschrei losließ, trat der Jäger mit aller Härte und Wucht zu. Mit einem lauten Krachen knallte Anny’ s Bruder gegen die Theke.

Bevor auch nur irgendjemand etwas sagen oder tun konnte, hatte der Kerl sich das wehrlose Mädchen geschnappt und unter den Arm geklemmt. Ihren bewusstlosen Bruder packte er einfach am Kragen und schleifte ihn hinter sich her. Doch hingegen aller Erwartungen verschwand der Kerl noch nicht.

Der Lauf der Muskete klopfte dreimal kurz auf den Tresen.

„Hey, Wirt! Schenk mir noch Einen ein. Heute komm ich mal mit ner lohnenden Beute heim. Das wird die beiden Kröten hoffentlich zufrieden stellen. Ach, tut mir leid das ich dir die Bedienung wegnehmen muss.“

„Kkkkkein Problem, Sir!“ stotterte Murph, während er nach einer Flasche suchte. Schließlich schenkte er mit zitternden Händen in ein Glas hochprozentigen Strohrum ein. Das die Hälfte des Inhalts auf dem Tresen landete, quittierte der Buccanier mit einem zufriedenen Grinsen. Anscheinend genoss er es Leute einzuschüchtern.

Hätte er allerdings geahnt was jetzt kam, er hätte vermutlich ’ne Serviette bestellt. Doch selbst die hätte nichts daran geändert.

In dem Moment als er nach dem Glas griff, flammte die Flüssigkeit hell lodernd auf. Schreiend schüttelte er die feuchte Hand auf der eine fröhlicher Reigen aus blauen Flämmchen tanzte.

Wütend starrte er den einzig verbleibenden Gast an, den er für diese Unverschämtheit verantwortlich machte. Und er hatte recht.

Immer noch die Ruhe in Person, hatte Ace lediglich den Zeigfinger ausgestreckt um das hochentzündliche Gebräu in Brand zu stecken.

„Duuuuu!“ knurrte der Jäger wütend.

„Sekunde, Freundchen!!“

Lauernd beäugten die beiden sich.

„Was sollte das??“

„Du wirst die Kleine nicht mitnehmen!!“

„So, und warum nicht?“

Ace Grinsen wurde eine Spur breiter.

„Ganz einfach. Ich hab noch keinen Nachtisch bestellt und bedauerlicherweise ist die Kleine die einzige die sich traut mich zu bedienen. Und ich hab keine Lust noch mal den forschen Besen aus der Küche zu bemühen.“

„Sag’ mal willst du mich verarschen!“

„Würd’ mir im Traum nicht einfallen. Doch keinen Baker Buccanier, die größten... Pfeifen unter den Piratenjägern!“

„Wieee!“ schnaubte der Kerl. Ace hatte anscheinend die Achillesferse getroffen und zwar mit ’ner vollen Breitseite.

„Die Zeiten, in der aus euren Reihen ernsthafte Gegner kamen, sind schon seit Jahren Geschichte. Nach der ersten Generation war wohl die Luft raus.“

Mit einem bedrohlichen Klicken wurde der Hahn der Muskete nach hinten gerissen, während der Lauf sich auf Ace richtete.

„Auf der Stelle nimmst du diese Beleidigung zurück, du unverschämter Kerl!! Niemand schmäht ungestraft die Ehre meiner Familie!! Niemand, verstanden?!“ brüllte er wie ein wildgewordener Stier.

„War ja laut genug!“

Als Ace aber immer noch keine Anstalten machte sich zu entschuldigen, spannte sich auch noch der zweite Hahn. Zornig starrte ihn der Buccanier weiter an, der Finger tippte nervös gegen den Abzug.

„Ich warte!!“ verkündete er knurrend.

Doch selbst diese deutliche Warnung machte nicht den geringsten Eindruck auf Ace, er grinste ungerührt weiter.

„Du verfluchte Hundesohn, wenn du nicht augenblicklich...“

Rumms!! Im nächsten Augenblick explodierte das Pulverhorn, das am Gürtel des Kopfgeldjägers baumelte. Während dieser mit lautem Geschrei hin und her sprang und fluchend die Flammen auf seinem Hemd ausschlug, stand Ace lässig auf.

„Zieh endlich Leine!! Du fängst allmählich an mir auf die Nerven zu gehen!!“

„Du vermaledeiter...“ Plötzlich verstummte der Kerl, man konnte deutlich sehen wie es in seinem Oberstübchen zu rattern begann. Schließlich klingelte es.

„Du... du bist...Puma D. Ace!! Der Kommandant von White Beard’ s zweiter Division!!“ Dem Buccanier fielen schier die Augen aus den Höhlen.

„Schön, das du das auch schon bemerkst!“ grinste der junge Pirat spöttisch, innerlich aber beobachtete er argwöhnisch wie sich der Gesichtsausdruck seines Gegners wandelte. Die anfängliche Angst war urplötzlich verschwunden und ein bösartiges Glitzern trat stattdessen in die dunklen Augen. Fast hatte man das Gefühl das Berry- Zeichen darin zu erblicken.

„Heut ist ein Glückstag für die Baker Company!“

Familienehre

Ace sah den Streitkolben eine Sekunde zu spät auf sich zu rasen. Zwar heizte sich das blanke Metall sofort glühend auf, kaum das es ihn berührte. Die Wucht des Schlages bekam Ace trotzdem voll ab und riss ihm den Kopf zur Seite.

„Autsch!“ knurrte er und rieb sich die betreffende Stelle. Der Hut hatte den Hieb glücklicherweise etwas gedämpft. Trotzdem würde dort schon bald eine pochende Beule wachsen.

Grimmig starrte er seinen Gegner an, der gerade versuchte die Verbrennungen an den Händen wegzuschütteln.

„Glückwunsch! Das war ein echter Treffer! Ein Glückstreffer, du Niete!“

Mit diesen Worte holte Ace Schwung und ballerte seinerseits dem Kopfgeldjäger eine. Der taumelte rückwärts.

„So, und soll ich dir verraten was du jetzt gewonnen hast?? Einen Stimmungsumschwung. Jetzt bin ich nämlich sauer!!“

Mit diesen Worten begann Ace in immer kürzer werdenden Abständen Feuersalven hinter dem Buccanier herzujagen. Der versuchte verzweifelt irgendwo Deckung zu finden, was sich als äußerst problematisch herausstellte. Schließlich bestand die Kneipe zum Großteil aus Holz und das hatte nicht gerade den Ruf besonders feuerabweisend zu sein.

Das Hin und Herscheuchen machte Ace beinahe schon wieder Spaß, trotz des dröhnenden Schädel. Aber es war auch unglaublich monoton und wurde auf die Dauer langweilig. Es war ja zu erwarten, das der Kopfgeldjäger ihm nicht gewachsen war. Wie könnte er auch!!

Doch da sollte Ace sich irren. Der Buccanier wusste sich in der Tat zu wehren.

In der kurzen Pause zwischen zwei Feuerstößen schoss er etwas auf den jungen Piraten ab. Das „Etwas“ entpuppte sich als eine //Net Gun//, das merkt Ace aber erst als ihn das aufklappende Netz fast erwischte. Mit einem Hechtsprung zur Seite entwischte er den eisernen Maschen im letzten Augenblick. Es hieß diese verdammten Dinger neutralisierten Teufelskräfte, die von Paramedica- und Zoanfrüchten stammten. Ob es auch für die einer Logiafrucht wie der Feuerfrucht galt, wollte Ace besser nicht herausfinden.

„Na hat’ s dir die Sprache verschlagen, Großmaul?? Die Baker der dritten Generation sind sehr wohl ernst zu nehmende Gegner!!“

Das war er allerdings!!

Mit einem schier unerschöpflichen Vorrat der verfluchten Netze und Seilen ging der Kerl nun zum Gegenangriff über. Zwar konnte Ace diese mit einem gebündelten Feuerstrahl abwehren, doch es kostet jedes Mal Zeit. Und die nutzte der Mistkerl und schnell Position und Winkel für einen neuen Abschuss zu finden. So geschah irgendwann auch das Unvermeidliche.

Plötzlich winkelte sich etwas um Ace Beine, wurde straffgezogen und der junge Mann knallte mit einem wütenden Aufschrei auf die Planken. Zornig jagte er einen Impuls durch die betreffenden Stellen, doch statt in Flammen aufzugehen zog sich der Fallstrick nur noch enger. Es war gerade so, als würde der Seesteinbesatz die Feuerkraft schmäler. Wie eine Gasflamme, die man kleiner drehte. Und mit jedem Strick und Netz, das mit einem Mal aus allen Richtungen zu kommen schien, wurde die schwächende Kraft stärker.

„Verflucht noch mal!“

Das Gefühl wie ein gefangener Fisch im Netz zu zappeln behagte Ace gar nicht. Er musste schleunigst die verdammten Fesseln loswerden, sonst hatte er ernsthafte Probleme. Das schien auch der Buccanier bemerkt zu haben, denn der vereitelte nun jede noch so kleine Bewegung in dem er Ace mit Hieben, Tritten und Schlägen immer wieder zu Boden schickte.

„Na wer hängt denn da fest?? Ein Großmaul- Barsch!! Sei froh das ich gute Laune hab, sonst würd’ ich dir gleich das Licht ausblasen!!“

„Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!!“

Aufbrausend richtet Ace eine Hand auf und versuchte den Widersacher eine brennende Ladung zu verpassen. Doch die Feuersäule hatte kaum noch genug Kraft um sie sich selbst empor zuheben. Sie verpuffte kaum das sie entstanden war.

//Verflucht!!//

„Na wenn da jemand nich’ ein verdammt schlechter Verlierer ist!! Also, da ich gut gelaunt bin, geb ich dir noch einen letzte Chance dich zu entschuldigen bevor ich dich bei der Marine abliefere!!“

Lauernd richtete sich wieder eine der Flinten auf Ace.

„Darauf kannst du lange warten. Deinetwegen fang ich nicht zu lügen an. Die Baker sind nichts weiter als ein Haufen Stümper, die sich nie mit den größten Piraten messen können. Weder mit den Sieben Samurai noch mit den Vier Kaisern!!“

„Du dreimal verfluchter...“

Mit lautem Klirren barst eine Flasche gegen den Balken über dem Buccanier und ihr Inhalt ergoss sich über ihn.

„Verdammt was soll das werden!“

„Wirst du gleich sehen!“

Will war wieder auf den Beinen und hielt bereits das nächste Wurfgeschoss in den Händen. Eine weitere Flasche aus den Reihen von Murph’ s Selbstgebranntem, die Anny ihm reichte. Es bedurfte keinerlei Zeichen oder Aufforderung, Ace hatte auch so begriffen was er tun musste. Dafür reichte seine Feuerkraft allemal noch aus.

Der Buccanier hopste schreiend wie ein flambierter Schaschlik durch die gesamte Kneipe. Aber leider war er nicht so abgelenkt wie erhofft. In dem Moment als das Mädchen hinter der Theke hervor kam und Ace helfen wollte sich aus dem Gewirr aus Seilen und Netzen zu befreien, richtete sich die Waffe auf die beiden.

„Fahrt zur Hölle, ihr verfluchten Bastarde!!“

Rumms!!

Die Detonation riss die Flinte entzwei. Ungläubiges Erstaunen machte sich breit, denn niemand hatte eine Ahnung woher der Schuss kam, der die Waffe treffsicher mittendurch gespalten hatte. Doch der Schütze gab sich so gleich zu erkennen.

„Der einzige der gleich zur Hölle fährt bist du Smiley, wenn du dich nicht augenblicklich von hier verdrückst!“ verkündete Crystal’ s bitterböse Stimme, immer noch die Muskete auf den Buccanier gerichtete.

Wie eine schneeweiße Raubkatze saß sie auf der Theke hinter Will, die blauen Augen auf ihr Opfer gerichtet.

Der keuchte einen Moment atemlos nach Luft, bevor er abhackt: „Dddddd... Du!!!“ hervor stieß.

Crys Mund verzog sich zu einem Grinsen und sie schnurrte: „Lange nicht mehr gesehen, COUSIN!“

Das schwarze Schaf

Der Angesprochene brauchte einen kurzen Augenblick um sich wieder zu fangen. Dann aber sah er sie mit wütendem Blick an und brüllte: „Das du Miststück es wagst dich zu zeigen!! Du bist eine Schande für den ganzen Clan. Ma hätte dich verfluchte Göre damals umbringen sollen statt auszubilden!!“

„Tja wie sagt man doch so schön: Shit happens!!“ versetzte die dunkelhäutige Frau immer noch grinsend. Dann aber kniff sie die Augen warnend zusammen.

„Ich sag’s jetzt zum letzten Mal. Verpiss dich oder du bekommst meine Handschrift zu spüren! Und wie die schmeckt sollte dir bekannt sein.“

Um ihre Drohung zu unterstreichen, spannte sich der Hahn ihrer Waffe mit einem langgedehnten „KLICK!“ Gebannte Stille machte sich in dem Raum breit, das erst durch ein fassungsloses „Du bist eine Baker!!“ von Will unterbrochen wurde.

Ein reumütiger Seufzer entfuhr der Frau.

„Leider...JA! Unglücklicherweise kann man sich die Familie, in die man hineingeboren wird, nicht aussuchen!“

„Du...du...du Hexe!! Du hast uns die ganze Zeit über verarscht!! Von wegen Anny wäre bei dir gut aufgehoben. Damit wolltest du uns doch nur einwickeln. In Wahrheit, da... da wolltest du...“

Mit einem Ruck packte Crystal den jungen Mann am Hemd und fixierte ihn warnend.

„WENN ich das wirklich gewollt hätte, Freundchen, glaub mir dann hätte ich dich schon vor Monaten umgelegt und die Kleine bei der alten Schachtel in Ahab’ s Corner abgeliefert. Doch zum Glück deiner Schwester bin ich das schwarze Schaf in der Familie, dem es jedes Mal ein diebisches Vergnügen bereitet der Alten die Tour zu vermasseln. Nanana, das hab ich gesehen Smiley. Fallen lassen!“

Mit einem dumpfen Pochen fiel der Dolch zu Boden, gleichzeitig bohrte sich der Blick des Buccanier in Crystal hinein.

„Glaub’ bloß nicht das du damit durch kommst, du falsche Schlange. Mit mir magst du vielleicht fertig werden, aber die Zwillinge werden mit dir den Boden wischen!!“

Crys gab daraufhin nur ein schnaubendes Lachen von sich.

„Etwa Ruby und Emeral?? Hat Ma dich zu ihrem Babysitter befördert. Nein, das wäre wohl eher degradiert!!“

„Mach du nur deine Witze. Wir werden sehen wer zuletzt lacht. Glaubst du etwa in den zehn Jahren, in denen du dich nicht hast blicken lassen, wäre bei uns die Zeit stehen geblieben?“

„Wenn du mich für so blöde hältst, dann hast du dich wirklich keinen Deut gebessert, Blödbacke!!“

„Du sollst mich nicht so nennen, oder ich...!“

Die Kugel, die keine 5 mm an Smiley’ s Wange vorbei zischte, erstickten die Drohung im Kern. Misstrauisch starrten die beiden Buccaniere einander an. Crys mit einem kessen Grinsen auf den Lippen während ihr Cousin vor Wut gleich zu platzen schien. Da fiel sein Blick auf Ace.

Der hatte sich mit Anny’ s Hilfe endlich aus den unzähligen Fangnetzen befreit. Drohend richtete sich nun auch sein Blick auf den Buccanier.

Plötzlich wuchs dessen Grinsen mehr und mehr an bis es so breit war, das man sich wunderte das er nicht vornüber kippte. Anscheinend hatte er einen Plan gefasst.

„Ach so ist das!“ versetzte Smiley, sein Blick wanderte von seiner Cousine zu Ace und dann wieder zurück. Crystal folgte dem Blick und raunzte dann bissig: „So ist was??“ Ihre Zähne bissen plötzlich fest auf der Zigarillo herum.

„Hätte mich ja nicht wundern sollen, das du dich einmischst!! Dir geht’ s doch gar nicht um die Kleine hier, stimmt’ s? Die ist dir doch so schnuppe wie alle anderen Familien- Mitglieder. Nein, so lange ich dich kenne, Prinzessin Zimtzicke, warst du doch stets nur auf eine Sache aus, nicht wahr? Hoffst du etwa, dass Daddy dich endlich anerkennt wenn du einem seiner Jungs aus der Patsche hilfst?“

Es war mit einem Mal so still, man hätte eine Nadel zu Boden fallen hören können. Allen schien es die Sprache verschlagen zu haben.

„WAS soll das wieder heißen!“

Der Buccanier wand Ace grinsend den Kopf zu.

„Ach, hast du das gar nicht gewusst? Gnädigste hier, ist niemand anderes... als die Tochter von White Beard.“

Die Verkündung kam einem vernichtenden Paukenschlag gleich. Crystal hatte stumm den Kopf gesenkt, aber das immer lauter werdende Knirschen ihrer Zähne kündete laut vom Anwachsen ihres Zorns.

„Das kann nicht sein. Paps hat nie von einer...“

„Ohoh, das würde ich an deiner Stelle nicht noch mal sagen. Nicht in Gegenwart von Madame. Sonst reißt sie dir, ehe du dich versiehst, den Kopf ab. Da hat der große White Beard tausend adoptierte Söhne, aber das einzige leibliche Kind wird totgeschwiegen weil’s ein Mädchen ist. Was für ein bedauerliches Schicksal, Cousinchen.“

Die schwieg immer noch beharrlich, das Zähneknirschen allerdings erklang mittlerweile so laut wie eine Säge, die sich durch Holz fraß.

„Deshalb gerätst du immer so in Rage wenn von White Beard die Rede ist, Crys.“ entfuhr es Anny. Das Mädchen zuckte sofort ängstlich zusammen, als sich der Blick der Frau auf sie richtete. Selbst Ace jagte er einen eisigen Schauer über den Rücken, den in den blauen Augen funkelte eiskalter Zorn und Hass.

//Genau wie bei Paps, wenn man ihn nur lange genug reizt!// durchfuhr den jungen Piraten die Erkenntnis. Jetzt war ihm auch klar, woher er ihre Miene kannte. Sie war das jüngere Abbild von White Beard’ s Pokerface. Kein Zweifel. Crystal war seine Tochter!

„In Rage ist gut. Da wird aus ihr ein regelrechter Berserker, der alles kurz und klein schlägt. Tja Cousinchen, deine Mom hätte bei der Wahl ihres Gefährten kritischer sein sollen. Darum ist sie jetzt auch ... Fischfutter.“

„SCHNAUZE!!“

Mit einem unglaublichem Lärm barsten plötzlich sämtliche Flaschen in den Regalen. Der Boden begann sich unvermittelt zuheben und zu senken. Wellen schlugen peitschend zu den offenen Bullaugen hinein.

Inmitten des plötzlich herrschenden Chaos schoss Crystal, einem schneeweißen Tiger gleich, auf ihr Opfer los. Der hatte nur darauf gewartet. Aus einer Hemdfalte riss er eine Pistole hervor und legte auf die entfesselte Bestie an.

Die Bestie namens Zorn

„Crys, pass auf!“ rief Anny panisch auf. Doch in dem Moment als die Kugel abfeuert wurde, verschwand der Schemen der Frau urplötzlich von der Bildfläche, nur um in der nächsten Sekunde ihre verdutzten Cousin von hinten auf die Hörner zu nehmen. Mit einem Zornesschrei schleuderte Crystal Smiley durch die Kneipe und setzte ihm mit federnden Sprünge sogleich nach. Wie von Sinnen begann sie auf ihn einzuschlagen und zutreten.

„Wag das nicht noch einmal zu sagen, du Ratte!“ brüllte sie dabei wahnsinnig vor Zorn.

„Meine Mutter war eine wunderbare Person, die dieser beschissene Drecksack gar nicht verdient hatte. Sie hat in ihre blinden Liebe ihr Leben für ihn gegeben. Und dieser undankbare Mistkerl erkennt bis zum heutigen Tag weder ihr Opfer noch mich an. Aber dem werd’ ich die Wahrheit schon in seinen dreimal verfluchten Dickschädel ’rein prügeln, und wenn’ s das letzte ist was ich tue!! Verstanden!!“

Erneut packte Crystal ihren Gegner am Hemdkragen und schleuderte ihn einmal quer durch den Raum. Das dieser sich immer noch wie unter einem Seebeben schüttelte, schien die Frau gar nicht zu registrieren. Die unfreiwilligen Zuschauer hatten allerdings ihre liebe Not den herumfliegenden Einrichtungsgegenständen auszuweichen. Gerade war eins der großen Regale mit lautem Getöse umgefallen.

„Die ist ja völlig von der Rolle!“

„So schlimm war es noch nie!“ verkündete Anny mit keuchender Stimme „Sie ist ja schon einige Male ausgetickt, aber noch nie so haltlos. Die prügelt ihn noch tot.“

„Kunststück, wenn man die Bestie provoziert! Die gibt nicht eher Ruhe, bis sie dem Kerl ihren Standpunkt ins Hirn gehämmert hat.“ meinte Ace düster und zog blitzschnell den Kopf ein, als einer der Stühle knapp über ihn hinweg sauste. //Und darin ist sie unverkennbar ganz ihr Vater!!//

Ace hatte in seinen drei Jahren zwar noch keinen vergleichbaren Wutanfall miterlebt, aber die älteren Mitglieder der Besatzung wussten Geschichten zu erzählen. Da vermied man es tunlichst White Beard vollends aus der Reserve zu locken. Einmal soll er in seiner Rage das komplette Mitteldeck zertrümmert haben.

Aber wie White Beard’ s Ausbrüche, flaute auch der seiner Tochter so schnell wieder ab wie er gekommen war. Wie eine Windsbraut, die einmal heftig das Schiff durchschüttelte und dann auf Nimmerwiedersehen verschwand.

Laut atmend blieb Crystal mit einem Mal stehen, mit der Linken immer noch den Kragen ihres Cousins umklammert, die Rechte zum Zuschlagen erhoben. Endlich schien die „Bestie“ vom Verstand wieder an die Leine genommen worden zu sein. Mit einem angewiderten Laut schleudert sie den Bewusstlosen ein letztes Mal wie einen Sack durch die Gegend. Dieses Mal durch die Tür ins Freie.

„Das ich immer darauf eingehe und mir an dem die Finger schmutzig mache!! Das werd’ ich wohl nie kapieren!!“ schnaubte die dunkelhäutige Frau grimmig. In einer schnellen Handbewegung riss sie sich das Kopftuch herunter und wischte sich daran die Hände ab. Ein unglaublich langer, schneeweißer Zopf, der etwas oberhalb ihrer Knöchel endete, entrollte sich. Wie der Schwanz einer Raubkatze pendelte er hin und her als Crystal auf die Theke zu ging. Die Blicke der anderen ignorierte sie komplett. Wortlos kramte sie die letzte intakte Schnapsflasche hervor und setzte sie hastig an. Erst nach dem dritten Schluck atmete sie laut durch.

„Beeindruckend! Bist wirklich ganz dein alter Herr!“

Eigentlich hatte Ace das Kompliment ernst gemeint. Als aber postwendend die Buddel auf seinen Kopf zuflog, war klar, dass Crys solche Vergleiche überhaupt nicht leiden konnte.

„Behaupte das noch mal und ich mach mit dir das gleiche, Großmaul!! Der Alte hat mir mein Leben lang nur Ärger eingebracht. Selbst jetzt, wo ich mich von der Bühne zurückgezogen und anderen das Feld überlassen hab! Vater- pffffff. Das ich nicht lache!! Auf so eine Type kann ich dankend verzichten!! “

Sie bedachte Ace noch mit einem letzten abweisenden Blick, dann wand die Frau ihre Aufmerksamkeit den Geschwistern zu.

Anny hatte mit unsicheren Griffen versucht den Ärmel von Will’ s Hemd hochzukrempeln. Der hielt zwar unbeirrt still, zischte aber mehrmals laut auf.

„Autsch!“ entfuhr es ihm gerade erneut.

„’Tschuldigung!!“ nuschelte Anny mit leiser Stimme.

„Geht schon. Ist halb ssssss....“ Wieder schoss der Schmerz hoch.

„Es tut mir leid, wirklich. Es tut mir leid, so leid, so...“

„Hör schon auf!! Bekomm’ jetzt bloß nicht wieder deinen Rappel!! Das ewige Gewimmer ist kaum zu ertragen!!“ herrschte ihr Bruder das zierliche Mädchen an, das darauf zusammenfuhr. Neue Tränenbäche bahnten sich ihren Weg über die bleichen Wangen, gleichzeitig kam in dem zierlichen Körper ein Zittern auf. Die Arme schlangen sich fest umeinander und mit einem seltsamen greinenden Tonfall begann Anny sich vor und zurück zuwiegen.

„Großartig, du hast es wieder geschafft!! Jetzt steckt sie in der Endlosschleife!! Mann, Mann, MÄNNER!! Die Unsensibilität auf zwei Beinen.“

Mit einem zornigen Knurren, das Will galt, kniete Crystal sich vor dem traumatisierten Mädchen zu Boden. Vorsichtig fasste sie Anny bei den Schultern, sah einen Moment lang in das verstörte Gesicht, seufzte dann kurz und hob die Hand....

Bevor Crys zuschlagen konnte um den Schockzustand zu brechen, sah die Kleine plötzlich ruckartig auf. In den bernsteinfarbenen Augen glomm mit einem Mal ein helles Leuchten. Starr hatte Anny ihren Blick ins Nirgendwo gerichtet.

„Scheiße, was hat sie jetzt wieder!“ fluchte Will unflätig.

„Solltest es doch mittlerweile erkennen!“ schnauzte Crys zurück „Da bahnt sich wieder was an. Wollen mal hören was es ist.

Anny?? Anny!! Sag mir was siehst du?? Sag mir was erkennst du im Nebel?? Anny?? Anny!! Sag...“

Mit anschwellender Stimme, zuerst leise flüsternd dann aber zunehmend lauter und dringlicher, wiederholte die dunkelhäutige Frau die eigenwillige Formel immer wieder.

Mittlerweile hatte das unheimliche Leuchten begonnen sich spiralförmig in den großen Mädchenaugen zu drehen.

„Gefahr!!“ stieß Anny mit einem Mal aus. Die Stimme war in einen eigenartigen Singsang verfallen „Gefahr, Gefahr, Die Möwe mit dem Schlüssel...., Gefahr, Gefahr, schwebt herab...Gefahr, Gefahr, Mädchenhand, die zu Boden fällt, Gefahr, Gefahr Feuer das die Wolken erreicht, Gefahr, Ge...“

Da verstummte das Mädchen, blinzelte verwirrt und schüttelte dann den Kopf. Fragend blickte sie zu Crys auf, die sie immer noch aufmerksam musterte.

„Was ist denn? Warum kuckt ihr alle so??“

„Beantworte mir erst diese Frage: „Wer bist du und wer bin ich??“

„Hähh, wieso... Ich bin Anny und du...“ Mitten im Satz stockte das Mädchen. „Oh nein!! Hab ich etwa wieder...!!“ stieß sie panisch aus. Ihre Hände pressten sich fest gegen den hin und herfliegenden Kopf „Ich will das nicht, ich will das nicht!!“

„Anny, beruhige dich. Ist ja alles gut gegangen. Du bist nach wie vor Herr deiner Sinne. Je mehr du dich wehrst, desto schlimmer wird’s werden. Also, tief durch atmen und dann weiter im Text!“

Crystal fuhr der Kleinen noch einmal aufmunternd über die Schulter, dann erhob sie sich mit ernster Miene.

„Könnte mir mal jemand erklären was hier gerade vor sich geht?“

Ace hatte sich während des ungewöhnlichen Schauspiels im Hintergrund gehalten und alles mit mehr oder weniger gelassener Miene beobachtet. Aber etwas an den seltsamen Worten von Anny weckte seine Aufmerksamkeit. Er kannte nur eine Möwe mit einem Schlüssel und die...

Ein lautes Pfeifen durchschnitt die Stille, da brach mit lautem Getöse etwas durch die Decke. Holzsplitter schossen wie Schrapnell- Geschoss durch die Luft. Als der Qualm sich etwas gelegt hatte und die Vier wieder die Hand vor Augen erkennen konnte, fiel mit lautem Klappern etwas durch das klaffende Loch über ihnen. Die Detonation hatten eine Teil der Galionsfigur abgerissen und die große Hand lag nun wie eine stumme Mahnung am Boden der Kneipe.

Halsüberkopf

„War das wirklich nötig, Kapitän van Haachen!! Noch ein Schuss dieser Sorte und das Schiff ist komplett hinüber“

„Wenn es darum geht windige Subjekte festzunehmen, müssen wir bereit sein einige Opfer in Kauf zu nehmen.“

Der breitschultrige Mann verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust, ein Bein herausfordernd auf ein Fass mit Schießpulver gestellt- Heldenposse!!

„Außerdem ist es nicht unser Schiff!“ fügte der Kommandant der Marine-Kaserne leise hinzu.

Der Kanonier neben ihm nickte nur. Er war bereits wieder dabei die „Fat Matrone“, eine wuchtigen Kanone mit unglaublicher Reichweite und noch größeren Durchschlagskraft, neu zu laden. Vier Stück dieser Sorte waren auf die rauchenden Trümmer der Drauned Maiden gerichtet.

Von den „Windigen Subjekten“ war bis jetzt nichts zu sehen, dafür kam der dicke Wirt mit lautem Geschrei auf die Truppe zu gerannt, seine Bedienungen im Schlepptau.

„MEIN SCHIFF!!“ kreischte er mit lauter Stimme „MEINE KNEIPE!! MEIN LEBEN!!“

Endlich hatte er laut schnaufend den Marine- Anführer erreicht.

„Wie können sie nur!! Ist das der Dank dafür das ich ihnen diese Brut ausgeliefert habe!! Sie können doch nicht...“

„Nur immer mit der Ruhe, Chest!! Sie werden danach ein reicher Mann sein. Schließlich steht auf jeden dieser Galgenvögel ein ordentliches Sümmchen aus. Allein ... Berry für die Ergreifung von diesem Puma D. Ace, dann der Rebell Monroe samt seiner Schwester. Gut, für die Kleine sind es gerade mal 900 Berry, doch Geld ist Geld nicht wahr? Und diese Baker ist sicher auch kein unbeschriebenes Blatt. Alles in allem, genügend Geld um sich zehn neue Kneipen bauen zu lassen, oder? Also, was sagen sie?“

Im ersten Moment sagte Murph nichts. Er hatte Mühe die gigantische Summe auszurechnen die sich bald unter seiner Matratze auftürmen würde. Beinahe verknoteten sich die dicken Wurstfinger, als er immer schneller zusammenaddierte.

„Scheiße! Worauf warten sie denn noch?! Fassen sie die verfluchte Bande endlich!!“ kreischte er schließlich aufgeregt.

Mit genüsslichem Grinsen wandte sich Kapitän van Haachen wieder dem Kneipenschiff zu. Immer noch stiegen vom dem zertrümmerten Deck dicke Rauchsäulen auf. Sicher herrscht in dem Schiffsbauch eine erstickende Atmosphäre, die jedem dem Atem raubte und die Tränen in die Augen trieb.

Und wenn sich dieses Verbrecherpack für noch so hart und unbezwingbar hielt, früher oder später würden sie doch die Waffen vor dem Qualm und den Flammen strecken müssen!!

Sie saßen in der Falle!!

„Irgendein Zeichen??“

„Bis jetzt nicht Kapitän, weder am Eingang noch auf dem Deck. Aber keine Sorge, die entgehen mir nicht!!“ verkündete der Soldat, der aufmerksam durch einen gigantischen Feldstecher starrte.

Die Zeit verstrich schweigend, Sekunden wurden zu Minuten. Anfangs war der Kommandant noch beherrscht und grinste ununterbrochen vor sich hin, doch mit einem Mal fing sein Fuß immer lauter auf das Fass zu trommeln.

„Immer noch nichts?“ keifte er schließlich ungehalten.

„Nein, Sir. Nichts!“

„Das darf doch nicht. Los verpasst ihnen noch mal einen gehörige Ladung. Wäre doch gelacht, wenn wir die nicht von diesem Äppelkahn runter bekämen!! Feuer frei!!“

Mit ohrenbetäubendem Lärm entlud jede der Kanonen ihre zerstörerische Fracht. Wieder war die Luft erfüllt von beißendem Rauch und scharfem Schießpulvergeruch. Als sich der nebelige Vorhang wieder hob, war von dem so stolzen Schoner nicht mehr viel übrig. Trümmerteile dümpelten träge in der heranrollenden Brandung herum. Doch auf dem verbliebnem Gerippe tat sich immer noch nichts.

Gemurmel wurde unter den Soldaten laut.

„Ob die bereits... na du weißt schon?“

„Sicher, sieh dir doch die Zerstörung an!“

„Was für ein Wahnsinn, eher abzukratzen als aufzugeben!!“

„Das sind eben Piraten!

„RUHE!!“ polterte Kapitän van Haachen sofort. „Leutnant nehmen sie sich ein paar Leute und sehen sie nach!“

„Zu Befehl!“

Wieder verstrich die Zeit mit ungewissem Warten, bis eine lautes „Driiiiing!“ die Stille zerschnitt. Die ohnehin schon kleine Baby- Teleschnecke wirkte in den Pranken des Marine- Kapitäns noch winziger.

„NUN?“ stieße er ungeduldig aus.

Die Mimik der Mini- Schnecke verzog sich. Da Teleschnecken immer sehr deutlich die Gefühle der Gegenseite zur Schau trugen, war klar das der Leutnant keine guten Nachrichten hatte.

Der bedröppelte, verlegene Gesichtsausdruck der Babyschnecke war nicht zu überbieten.

„Hier ist niemand mehr, Sir!“

„WAS!!! Das kann nicht sein!!“

„Doch Sir, keinerlei Anzeichen. Sie sind uns irgendwie entwischt!“

„Das darf doch nicht...!!! Wie haben die nur...“

Da kam die zündende Idee.

„Chest!“ fragte der Kommandant mit lauernder Stimme „Wie sind sie eigentlich von dem Schiff heruntergekommen??“

“So wie immer, wenn’s in der Hütte brenzlig wird. Durch die Bodenluken in der Küche und dann durch das Loch neben dem Ruderblatt.“

„Und kennen ihre Bediensteten diesen Fluchtweg ebenfalls??

„’Türlich. Was glauben sie würden die Väter mit mir anstellen, wenn ihren Goldstücken was passieren würde!!“

antwortete der Wirt leicht hin, da erst bemerkte er die Tragweite des Satzes.

„Festnehmen, auf der Stelle!!“

Noch während man den schimpfend und greinenden Kneipenbesitzer wegführte, befahl Kapitän van Haachen sofort auszuschwärmen und alle möglichen Schlupfwinkel zu durchkämmen.

Auf die Idee den Bauch der „Drauned Maiden“ näher in Augenschein zunehmen kam er allerdings nicht!

Komm doch mit

Die Aufregung herrschte noch den ganzen Tag in dem kleinen Städtchen Alaplage. Kein Stein blieb mehr auf dem Anderen, kein Tür verschlossen. Überall suchten die Marinesoldaten nach den Flüchtigen, doch die waren wie vom Erdboden verschluckt. Keiner hatte bis zum abend auch nur die leiseste Spur entdeckt.

Die schlechte Laune schwebte wie eine düstere Wolke über dem Ort als die Sonne sich gen Westen senkte.

Denn zu allem Übel, gab es jetzt nicht mal mehr eine Kneipe in der man sich den Frust von der Seele spülen konnte.

In den Überresten der Drauned Maiden herrschte immer noch gespenstische Stille. Allerdings, wenn man genauer hinsah (was aber keiner tat) konnte man hin und wieder einen Schatten über die Reling huschen sehen.

„Die Luft ist rein. Sie haben keinen Wachposten aufgestellt!“

Mit einem kurzen Satz sprang Ace zurück in die Dunkelheit des Schiffrumpfs. Viel konnte man in dem schummrigen Licht nicht erkennen. Doch das Glimmen von Crystal’ s Zigarillo war ein mehr als deutlicher Wegweiser. Schweigend hockte diese auf einem Fass, den Rücken gegen die Wand gedrückt. Anny und Will saßen unweit von ihr.

„Hätte mich auch gewundert! Van Haachen hält sich vielleicht für besonders schlau, aber so sonderlich ist er auch wieder nicht!!“ hörte man die Stimme des jungen Mannes. Erleichterung schwang in seiner Stimme.

„Wie hell ist es noch?“ erkundigte er sich kurz darauf.

„Noch ein paar Stunden dann ist es dunkel.“

„Gut, dann verschwinden wir sobald wir Gelegenheit haben. Oh, beim Thema Gelegenheit. Vielen Dank für deine Hilfe. Das war sehr... selbstlos!“

Ace sah einen kurzen Moment auf die angebotene Hand, schlug dann aber doch ein.

Allerdings meinte er darauf: „Ach, lass stecken. Ich weiß, dass man’ s als großer Bruder nicht leicht hat. Die Kleinen schaffen es immer wieder einem Ärger einzuhandeln.“

„Da ist was dran!“

Ein abfälliges Schnauben ließ die beiden aufhorchen.

„Hört, hört, die Machos unter sich!! Seid ihr eigentlich auch schon mal auf den Gedanken gekommen, dass euere so genannte Hilfe absolut fehl am Platz ist!“

Launisch blies Crystal den Rauch in einer dicken Wolken zwischen den Lippen hervor. Auch wenn man es nicht erkennen konnte, spürten die beiden Jungs das sich ihre Augen wieder warnend auf sie gerichtet hatten.

Dennoch versetzte Will abfällig: „Hätte ich etwa tatenlos zusehen sollen, wie man Anny umbringt?? Die Alte hätte sie ohne Reue zugrunde gerichtet! Als Bruder hat man die Verantwortung...“

„Geh mir weg mit Verantwortung!“ unterbrach Crys ihn grimmig. „Was dir diese Verantwortung einbringt hast du heut selbst gesehen. Und dann? Kannst du mir mal verraten, wie Anny je lernen soll auf sich aufzupassen wenn du sie ständig beschützt!! Wenn sie nicht endlich beginnt sich selbst zu wehren, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Alte sie wieder in den Fingern hat!!“

Das Mädchen war bei dem letzten Satz ängstlich zusammen gezuckt. Jetzt kauerte sie sich enger in den Winkel, in dem sie saß.

„Aber ich kann das doch nicht!!“ nuschelte sie dabei leise und sah beschämt zu Boden.

„Wenn du dir das noch länger einredest, sicher nicht!“ fauchte Crystal bissig, worauf sich Anny nur noch kleiner machte.

„Hör auf! Lass sie in Ruhe!! Das Anny in so einem Zustand ist, verdanken wir allein deiner ach so geschätzten Familie!!“

Drohend baute sich Will vor der dunkelhäutigen Frau auf. Die beäugte ihn kurz, dann seufzte sie und meinte: „Da hast du leider recht!“

Einen Moment lang herrschte beklemmendes Schweigen, dann raffte sich Crystal mit einem Mal auf.

„Was hast du vor?“

„Was wohl? Verschwinden, so schnell es geht.“

„Und warum ausgerechnet jetzt! Es ist immer noch hell da draußen!“

„Das kann ich dir sagen, Kleiner!“ zischte Crys warnend. „Weil in etwa zehn Minuten Smiley samt Anhang hier auftauchen wird deshalb!“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schnappte sie sich die lange Muskete, die an der Wand lehnte, und verschwand in der Dunkelheit. Das dumpfe Pochen ihrer Absätze auf den Holzdielen entfernte sich immer mehr.

„Bist du sicher?“ rief Will ihr nach.

„Wie lautet mein Nachname?“ kam die herausfordernde Gegenfrage aus der Ferne.

Will starrte einen Moment lang in die Finsternis, dann blickte er auf Anny. Die zögerte kurz dann nickte sie schwach. Ein Blick genügte und die Kleine stand langsam auf.

„Kannst du mir mal erklären, warum ihr...“

„Ich kann die Familie zwar nicht leiden, aber wenn’s um Vorhersagen geht sind die Baker- Weiber zuverlässig wie ein Kompassnadel. Und ich hab keine Lust mich noch mal von dieser Grinsebacke übern Haufen schießen zu lassen. Wie sieht’ s aus, willst du mit kommen? Mit der ganzen Bande würde ich mich lieber nicht anlegen.“

Im ersten Moment war Ace schon versucht „Nein, danke!“ zu sagen.

Egal was vorhin geschehen war oder mit wie viel Mann dieser Dauergrinser hier auftauchen würde, noch einmal würde er sich nicht so vorführen lassen. Aber bevor er den Mund aufmachen konnte, streifte ihn Anny’ s scheuer Blick. Diese ängstlichen, goldbraunen Augen, in die der Schrecken von Jahren eingebrannt war.

Sie schienen eins zu sagen: //Bitte! Komm’ mit!//

Flucht in die Berge

Stunden später fragte sich Ace immer noch warum er den bittenden Blick der Kleinen nicht einfach ignoriert hatte. Was in aller Welt trieb ihn nur dazu jetzt hinter ihr und ihrem Bruder herzulaufen? Er war doch wirklich alles andere als ein strahlende Held auf dem weißen Ross, der auszog um die Hilflosen zu retten. Okay, Unrecht konnte er noch nie ausstehen und wenn’ s in Konzept passte dann verpasste er Rüpeln auch mal ’ne ordentliche Breitseite. Aber das hier...?

Sein Blick glitt von der Kleinen zu der junge Frau, die der Truppe voraus eilte. Der lange weiße Zopf peitschte von einer Seite zur Seite.

Mit ungebrochenem Tempo folgte Crystal den sich windenden Bergpfad empor. Immer wieder ließ sie die Gruppe kurz anhalten, um erst das Terrain zu checken. Die geborene Rudelführerin. Gerade war sie wieder zwischen einer dichten Reihe Büsche verschwunden, während die Drei zurückblieben.

Wahrscheinlich war es das Interesse an Crys, das ihn hier hielt. Wenn sie wirklich White Beards Tochter war, dann...

Ace schüttelte den Kopf.

Was war das für eine Frage!!

Man musste sie nur etwas beobachtete, dann stachen die unverwechselbare Merkmale, die auch ihr Vater hatte, deutlich hervor. Sie war seine Tochter!!

Der abgebrühte Gesichtsausdruck, der messerscharfe Verstand, das hochschießende Temperament und das furchtlose Kämpferherz. Crystal besaß all diese Eigenschaften.

Eigenschaften, die ebenso typisch für die Divisions- Kommandanten waren. Eigentlich ungewöhnlich, dass Crystal nicht Teil der Mannschaft war.

Was mochte zwischen Vater und Tochter vorgefallen sein, das sie sich so entzweit hatten?

Diese Frage schwellte in Ace Unterbewusstsein immer mehr an. Er verstand es einfach nicht, wie sein Boss, den er wie keinen anderen verehrte, sich solch ein Talent durch die Lappen gehen ließ. Noch dazu wenn es das eigene Kind war.

Andererseits, wenn er da an seine eigene Familie dachte. Auf die konnte er (Ruffy ausgenommen) dankend verzichten. Der diktatorische alte Mann, der Ruff und ihn lieber als Marinesoldaten gesehen hätte. Je weiter der weg war desto besser!

Und an die andere Nervensäge verschwendete Ace besser keinen Gedanken. Sonst kochte ihm binnen Sekunden die Galle über.

Endlich raschelte es wieder im Gebüsch und die dunkelhäutige Schönheit trat ins Freie. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts gutes.

„Die verdammte Hängebrücke ist zerstört!“ verkündete sie düster.

„Wir müssen aber hier über die Schlucht! Wenn wir den Umweg nehmen, erwischen sie uns sicher!“

„Das weiß ich auch!“

Mürrisch kramte Crys in ihrer Hosentasche herum. Nach kurzem Suchen förderte sie ein Feuerzeug empor, das sie schnalzend aufschlug.

„Mifft noffmal!“ nuschelte sie undeutlich, als auch nach dem dritten Versuch sich keine Flamme entzündete. Umso erstaunter sah sie auf, als die Zigarillo wieder glimmte.

„Ich bin mal so frei!“ grinste Ace, als sie ihn fragend anblickte. Ein keckes Lächeln kam ihm dafür entgegen. So bissig wie sie immer tat, schien Crys doch nicht zu sein. Und war darin auch ganz der Papa. Aber dieses Mal behielt Ace den Vergleich für sich.

Langsam setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung bis sie schließlich den erwähnten Abgrund samt zerstörter Brücke erreichte. Von dem Strippengeflecht, war nur noch ein Seil intakt, das schwankend die Schlucht überspannte. Es waren gut und gerne sieben Meter bis zum anderen Ende. Einige Schindeln pendelten daran sacht im Abendwind.

„Na super, das wird ’ne schöne Hangelpartie werden!“

Während Ace sich mit einem halbherzigen Stöhnen das Gebilde näher betrachtete, überlegte er.

Er selbst hatte keine Probleme sich daran ans andere Ufer zu ziehen. Crystal’ s Fähigkeiten schätze er ähnlich ein. Und Will würde vielleicht etwas mehr Zeit brauchen. Aber Anny?

Das zierliche Mädchen stand schweigend neben ihrem Bruder, der aufmerksam an dem Seil rüttelte um seine Festigkeit zu prüfen.

Wahrscheinlich musste sie jemand huckepack nehmen. Gottlob war sie ein Fliegengewicht. Doch selbst die wenigen Kilo zusätzlich machten die Kletterpartie noch anstrengender.

Aber was soll’ s, sie konnten die Kleine schließlich nicht hier lassen.

Das er sich in dieser Angelegenheit völlig zu Unrecht Gedanken gemacht hatte, sollte Ace schon gleich darauf feststellen. Als William nämlich aufsah, lächelte er seiner Schwester mit einem vertrauten Augenzwinkern zu. Und das Unglaubliche geschah.

Ohne jede Furcht setzte das Mädchen den ersten Fuß auf das schwankende Seil, balancierte kurz aus und schritt dann in mit einer konzentrierten Ruhe drauflos, die nicht nur dem jungen Piraten die Sprache verschlug. Auch Crys schien nichts davon geahnt zu haben, denn sie stieß geräuschvoll den Zigarettenrauch aus.

Will warf ihnen ein spöttisches Grinsen zu.

„Hey, wir beide sind Zirkuskinder. Das hier ist ein Klacks für uns!“ versicherte er selbstbewusst und schwang sich ebenfalls aufs Seil. Mit spielerischer Leichtigkeit tänzelte er ebenfalls über den Strick und erreichte kurz nach Anny die andere Seite.

„Und ich mach mir Sorgen!!“ stöhnte da Crys resignierend.

„Dito!“ stimmte Ace zu.

Kurz darauf setzte die Gruppe ihren Weg fort, zielstrebig dem höchsten Gipfel der Insel entgegen.

„Wo genau wollt ihr eigentlich hin?“

„Zum Lone Rock. Da warten meine Leute auf mich!“ erwiderte William.

„Sag’ bitte nicht, ihr hängt da immer noch rum!! Weißt du eigentlich wie lebensmüde das ist sich genau unter der Nase der Marine zu verstecken.“ rief Crys nach vorn. Sie hatte dem jungen Mann nun die Führung überlassen. Hier oben schien sie keine unliebsame Überraschung zu erwarten.

„Eben drum!! Wer würde schon ein Rebellenversteck genau neben einer Marinekaserne vermuten??“

Will stieß ein kurzes Lachen aus.

Ace hingegen war jegliche Freude im Ansatz vergangen.

Ausgerechnet!!

Rebellen!!

Das konnte nur eins bedeuten: Ärger!! Ärger in Form von Dragon!!

Anny's Kummer

„Haste was?“

Crystals Stimme riss Ace aus seinen trüben Gedanken. Schon seit einiger Zeit grübelte der stumm vor sich hin, wie er sich möglichst schnell aus der Affäre ziehen konnte. Allein bei dem bloßen Gedanken auf Dragon zu treffen, stellten sich bei Ace sämtliche Nackenhaare auf.

Nein, Ärger dieser Art ging man tunlichst aus dem Weg.

Unter keinen Umständen würde er...

„Kannste nicht antworten?“ raunzte die dunkelhäutige Schönheit ein zweites Mal, launisch wie eh und je. Obwohl er ihr den Rücken zu gewand hatte, konnte Ace es förmlich spüren wie sich ihr Blick in ihn hinein bohrte. Mürrisch fuhr er herum und starrte sie warnend an.

„Lass mich in Ruhe!!“

„Schlecht gelaunt, oder wie?“

„Schnauze!“

Mit einem Knurren lief der Pirat vorne weg und ließ die junge Frau einfach stehen. Crystal sagte zwar nichts, aber ihre Augen blitzten im Abendlicht schelmisch auf.

Lange Zeit herrschte daraufhin ein eisiges Schweigen.

Immer noch folgte die kleine Gruppe dem schmalen Pfad, der sich höher und höher in die Berge führte.

Will lief an der Spitze, dicht gefolgt von Ace. Anny hielt sich etwas abseits, weil sie es nicht wagte direkt neben dem Fremden zu gehen. Dennoch beäugte sie ihn immer wieder scheu.

Crystal bildete das Schlusslicht.

Als sie eine kleine Anhöhe erreichten, breitete sich zur Rechten ein beeindruckendes Panorama aus. Man hatte eine wunderbare Aussicht über das endlose Meer, das im Sonnenuntergang in allen Farbnuancen erstrahlte.

Anny war auf einem kleinen Sims stehen geblieben und ließ den Blick schweifen.

In den honigbraunen Augen flammte Sehnsucht auf. Sehnsucht und Schwermut.

„Fast so wie früher!“ entfuhr es ihr mit einem tiefen Seufzer. Die Worte ließen die anderen innehalten.

Schweigend beobachteten die drei das Mädchen, dass sich immer noch nicht rührte.

„Was ist mit ihr los?“ fragte Ace Will, der sich müde auf einen Stein gesetzt hatte.

„Ich meine, was genau ist sie. Sind das... Teufelskräfte? Die Nummer in der Kneipe war... ehrlich gesagt fast schon gruselig!“

„Wenn du das schon gruselig findest, dann leg dich besser nie mit dem Rest von Anny’ s Verwandtschaft an. Die Baker- Weiber sind allesamt gemeingefährliche Hexen. Eine schlimmer als die andere. Und die Alte ist die Oberhexe in dem ganzen Verein.“

Die Wunde an Will’s Arm, die dieser gerade vorsichtig betastete, unterstrich die düsteren Worten nur zu deutlich. Aber etwas an seiner Wortwahl ließ Ace aufhorchen.

„ //Ihre// Verwandtschaft? Seid ihr...“

„Halbgeschwister, ja sind wir. Hätte Mom nur zweimal hingesehen, auf wen sie sich damals eingelassen hat. Unser Leben hätte so ruhig und beschaulich bleiben können.“

Ein trauriges Schnauben entfuhr ihm.

„Klingt beinahe so als wäre es eine Strafe ihr Bruder zu sein.“ bemerkte Ace mit hochgezogener Augenbraue.

„Diese Familie ist eine Plage, die ich lieber heute als morgen los wäre! Aber ich... ich kann sie doch nicht... Anny... ich kann sie nicht einfach alleine lassen. Sieh sie dir doch an.“

Ace Blick folgte der Geste. Nachdenklich musterte er Anny von der Seite.

Das Licht der untergehenden Sonne tauchte ihre Shilouette in warmes Gold. Auffrischender Abendwind bauschte das weißblau geringelte Kleid auf, der Matrosenkragen tanzte auf und ab, und einige der malvenblauen Strähnen wirbelten nach vor und umrandeten Annys teils noch kindliche Züge. Aber ihre Augen waren die einer Erwachsenen. Ernst und nüchtern. Und unendlich traurig.

Dennoch wenn man genau hinsah, entdeckte man in dem tiefen Honigbraun noch einen Funken kindliche Verträumtheit und Lebensfreude. Doch dies wurde zu sehr von dem durchlebten Schrecken und der bitteren Trauer der vergangen Jahre überdeckt. Aber am Grunde von Annys Augen war ein Funkeln, das anscheinend nur darauf wartete wiedererweckt zu werden.

Ace konnte verstehen, dass Will seine Schwester nicht im Stich lassen wollte. Wer könnte das schon, wenn man einmal in ihre Augen gesehen hatte.

Doch als er wieder zu dem jungen Mann hinüber sah, bemerkte er einen seltsam harten, verbissenen Ausdruck um dessen Mundwinkel. Auch Will’ s Blick war für einen kurzen Moment eisig kalt.

//Ob ich’s mir nur eingebildet habe?// fragte Ace sich im Stillen, dann lenkte Anny wieder die Aufmerksamkeit aller auf sich.

Tränen glänzten mit einem Mal auf ihren Wangen.

„Wenn doch... wenn doch... ich wünschte Mom könnte das jetzt auch sehen. Sie hat Sonnenuntergänge so sehr geliebt.“

Sofort biss das Mädchen die Lippen fest aufeinander, aber sie konnte das Schluchzen nicht mehr zurückhalten. Will senkte ebenfalls betrübt den Kopf und nickte stumm. Die Trauer der beiden legte sich wie ein tiefschwarzer,

tonnenschwerer Mantel über die Gruppe und drückte die Stimmung zu Boden. Es war nicht zu überhören, das die Mutter der Geschwister nicht mehr am Leben seien musste. Die Mienen der beiden waren mehr als deutlich. Zumindest die von Anny.

Wieder erhaschte Ace einen kurzes Aufflackern in Will’ s Mimik, das nicht so recht passen wollte. Das war keine Trauer gewesen, nein das war...

„Es ist alles meine Schuld!! Ich bringe allen nur Unglück.“ klagte das scheue Mädchen mit einem Mal heftig.

„Unfug!! Ist es nicht!! Das ist nun mal leider Schicksal!“ meldete sich plötzlich Crystal wieder zu Wort. Die scharfe Stimme der dunkelhäutigen Frau ließ Anny sofort verstummen.

„JA! Ein Schicksal an dem deine Familie die Schuld trägt!!“ polterte Will los. Doch Crys funkelte ihn nur ein Mal warnend an, da schwieg er sofort.

„Schmeiß mich ja nicht mit Ma und ihrer Bande in einen Topf, Kleiner!! Die Brücken zu dem Irrenhaus hab ich vor Jahren eingerissen. Und ich trauere keinem von ihnen nach!“ fauchte Crys heftig und ihre Augen blitzten. Dann aber fügte sie mit düstere Stimme hinzu: „Außer meiner Mutter.“

„Deine... Mutter ist auch tot.“ murmelte Anny. Die eigene Trauer war mit einem Mal Nebensache.

Crys nickte nur stumm. Der Kopf blickte zu Boden und die linke Hand ballte sich zur Faust.

„Und ich weiß auch, welcher Arsch dafür verantwortlich ist!!“

Zornig schoss der weiße Schopf in die Höhe. Reflexartig machte Ace eine Satz von ihr weg.

„Ich garantiert nicht!“

„Nein, aber die Sau unter deren Flagge du segelst, Freundchen!“ schoss die Frau wütend zurück. Crys sah aus, als würde sie jede Sekunde auf ihn los wollen. Doch im nächsten Moment kam sie wieder zur Ruhe.

„Aber was würde das schon bringen. Das macht sie auch nicht mehr lebendig!! Weder mein Zorn noch meine Trauer.“

Wieder war es einen Augenblick lag still, dann meinte Will schließlich: „Wir müssen weiter! Wenn es erst komplett dunkel ist, erkennt man hier fast nichts mehr.“

Schweigend setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung.

Bruderhass

„Von wo genau seid ihr zwei? Ich meine, wie heißt der Zirkus aus dem ihr stammt.“ erkundigte sich Ace nach einer Weile. Einerseits schlug ihm das düstere Schweigen auf’ s Gemüt, außerdem war da immer noch dieses komische Gefühl, das er seit vorhin hatte. Etwas an Will passte nicht so ganz.

Der junge Mann seufzte kurz bevor er herüber sah. Dann aber plauderte er fast sorglos drauflos, Begeisterung in den Augen.

„Aus //Zasuban’s Water Circus//, der wohl größten und farbenprächtigsten Show auf der ganzen Grand Line. Ein Spektakel für Groß und Klein“ intonierte er routiniert den Slogan.

„Ein Vergnügen das zum Träumen einlädt. Lassen sie sich von uns zu einer phantastischen Reise entführen, zu Orten jenseits aller Vorstellungskraft.“ fügte Anny leise murmelnd hinzu. Ihre Miene hellte sich dabei etwas auf. Wieder blickte sie zum Meer hinaus. Doch jetzt lag es bereits im Dämmerlicht und war kaum noch zu erkennen.

„Tja, nur leider endet so manche Reise in einem Alptraum. Unsere zum Beispiel.“ meinte Will harsch „Wenn diese Alte samt ihrer Bagage nicht gewesen wäre, wir hätte alle ein weitgehend friedliches Leben führen können. Doch dieses Rudel Verrückter hat in nur einer Nacht alles für immer zerstört. Nur wegen Anny’ s verblödetem Vater und diesem Scheiß Baker Spirit!“

„Baker... was?“ Ace blinzelte verwirrt.

„Unsere besondere Gabe. Ähnlich wie Teufelskräfte, und doch wieder nicht. Ein Segen und Fluch zugleich. Je nach dem.“

Es war Crystal die geantwortet hatte. Ihre Miene schwankte zwischen Wut und Traurigkeit.

„Ist die Alte deswegen hinter Anny her?“

„Erraten!“ schnaubte Will düster. „Weil sie Dinge vorhersagen kann und der Alten damit Geld einbringt. Bei all den mehr oder weniger illegalen Wettgeschäften, die die betreibt. Das dabei aber Anny’ s Psyche mehr und mehr vor die Hunde ging, war ihr egal! “

„Anny hatte noch Glück!“ meinte da Crystal finster, während sie den weißen Stulpen von ihrer rechten Hand zog. Ein Beet dicker, wulstiger Narben schlängelte sich ringsherum vom Handrücken hinter bis zum Gelenk.

„Die Außenseite von meinem rechten Bein sieht genauso aus. Wenn’ s um deinen Spirit so bestellt wäre, wie um meinem, würdest du heute vielleicht auch so ’rum laufen! Wenn nicht noch schlimmer“

Erschrocken sog Anny die Luft ein. Hastig wand sie den Blick von der zerschundenen Hand ab.

„Auu. Das sieht echt böse aus. Woher hast du die?“ Anders als die beiden Geschwister konnte Ace die Augen nicht wegdrehen.

„Der Spirit ist nicht bei jeder gleich stark entwickelt. Man kann ihn aber etwas trainieren. Unter Extremsituationen setzt er wie ein Überlebensreflex ein. Oder auch nicht! Die hier stammen von so ’ner //Trainings- Aktion//. Da hat die Alte mich viermal querschiffs kielen lassen als ich zehn war.“

Düster ballte Crys die rechte zur Faust, dabei gab sie einen leises Zischen von sich.

„Tut es sehr weh?“ fragte Anny besorgt.

„Stets ein kleiner Stich, der mich immer daran erinnert, dass ich der Alten nie wieder in die Fänge geraten will. Eher erschieß ich mich selbst!! Aber ich glaube ihr Interesse an mir dürfte in den letzten Jahren gänzlich verschwunden sein.“

„Türlich! Jetzt hat sie ja Anny! Um sie zu bekommen hat der Besen vor nichts zurückgeschreckt! Den halben Circus hat sie von ihrer Brut in Schutt und Asche legen lassen. Und Mutter...“

„Sei still, ich will’ s nicht hören!“ schrie Anny mit einem Mal. Zitternd presste sie die Hände über die Ohren.

„WAS! Das sie bei dem Versuch dich zu beschützen, draufgegangen ist!!“

//Also doch!// ging es Ace durch den Kopf. Er hatte sich die unterdrückte Feindseligkeit nicht eingebildet.

Und diese innere Spannung bahnte sich jetzt ihren Weg explosionsartig ins Freie.

Anny schrie erschrocken auf als sie die Hand auf sich zu rasen sah.

Doch Will traf sie nicht.

„Lass das!!“

Warnend funkelte Ace den jungen Mann entgegen, während er seine Hand festhielt. Der wiederum starrte vernichtend zurück.

„Misch dich gefälligst nicht ein, Pirat! Das ist nicht deine Angelegenheit!“

„Vielleicht nicht! Aber ich hab was dagegen, das man Frauen schlägt! Selbst wenn’s im Affekt ist.“

„Pfff, was’ n Kavalier du doch bist! Warst wohl immer ein kleines Muttersöhnchen!“

„Genau wie du!“

Wieder funkelten sich die beiden Männer aufgebracht an. Keiner wollte auch nur einen Deut nachgeben.

Es standen Drohungen und Beleidigungen im Raum, ausgesprochene und unausgesprochene. Anny hatte sich in der Zwischenzeit zu Crystal geflüchtet. Unschlüssig blickte das Mädchen hin und her.

Als Ace sie plötzlich ansah, zuckte sie zusammen.

„Kleine! Sag mal, wie genau hieß deine Mutter!“

„Mei... Meine Mutter? Merry... Merry Lou Monroe! Aber warum fragst du mich das?“

Ace seufzte düster, bevor er den Kopf wieder hob: „Aus einem ganz bestimmten Grund. Vor knapp fünf Wochen hab ich in Spotpeaks Station gemacht. Und rate mal was ich da gesehen habe. Zazuban’s Water Circus mit seiner Hauptattraktion. Der umjubelten Wasserakrobatin... Merry Lou Monroe. Na, klingelt da was?“

„Aber... aber...das... das!“

Völlig perplex riss Anny die Augen auf. Crystal blieb ebenfalls die Sprache weg.

„Duuuuuuu! Du Vollidiot!“

Wütend holte Will mit der anderen aus. Doch er traf Ace nicht mal ansatzweise.

„Du hast es also gewusst! Von wegen eure Mutter sei tot. Du hast das Anny doch nur eingeredet!“ fauchte der Pirat zurück.

„Dieses kleine Miststück. Und dennoch wollte Mutter sie immer beschützen! Selbst jetzt noch!“

„Ist das ein Grund die eigene Schwester zu belügen? Oder die eigene Mutter!“

Flink wich Ace den nächsten Schlägen aus, dennoch ging Will weiter ungebremst auf ihn los. Der unbändige Zorn, den er auf Anny empfand aber immer hinunter schlucken musste, entlud sich nun mit aller Macht.

Noch schien Ace das Ganze relativ ruhig weg zu stecken.

Doch dann sagte Will jenen verhängnisvollen Satz: „Du kannst mich mal du verfluchtes Muttersöhnchen. Und deine Schlampe von Mutter gleich zweimal!“

Wie eine Ladung Dynamite die man gezündet hatte, schossen urplötzlich die Flammen in die Höhe.

Ein Schrei, ein Schlag... und plötzlich war alles ruhig.

„Lass das!“

Fassungslos starrte Ace Crystal entgegen. Drohend wie eine Unwetterwolke hatte sie sich zwischen ihn und Will geschoben. Im nächsten Moment schoss der junge Pirat wieder in die Höhe und schnellte auf sie zu. Doch wie zuvor blockte Crystal den Schlag einfach ab. Und nicht nur das.

Das Klatschen der Ohrfeige schien von den Felsen wieder zuhallen.

Verzweifeltes Herz und funkelnde Augen

Mit einer Stinkwut stolperte Ace voran.

Es war mittlerweile stockdunkel und man hatte Mühe den Weg zu erkennen. Aber das war dem jungen Piraten im Moment so was von schnurz.

Er wollte nur noch zurück auf seinen Striker und dann dieser Insel ein für allemal den Rücken kehren!!

ER hatte es geahnt, nein gewusst!!

ER hätte nicht mitgehen sollen!!

Das roch doch vom ersten Moment an nach Ärger!!

Aber nein!

Er musste ja den Helden spielen, hatte sich von diesen traurigen Unschuldsaugen einwickeln lassen.

Und jetzt hatte er die Bescherung!!

Einen Haufen wüster Beleidigungen und Beschimpfungen.

Ein pochendes Veilchen auf dem rechten Auge.

Und den schlimmsten Zorn aller Zeiten im Magen.

Zum Teufel mit diesen Geschwistern!!

Zum Teufel mit dieser verfluchten Crystal!!

Egal ob sie nun Paps Tochter war oder nicht. Scheiß drauf, was für einen Groll sie hegen mochte.

Diese Zicke konnte ihn kreuzweise!!

Mannohmann, tat das weh!

Zischend fuhr Ace immer wieder über die schmerzende Stelle. Dabei war es nicht der Schmerz, der ihn so aufregte.

Das war ihm seit Jahren nicht mehr passiert, das ihn jemand so kalt erwischt hatte. Und dann auch noch eine Frau!! Hoffentlich hatte sie sich ordentlich die Finger verbrannt!!

Und zum Teufel mit dieser Kleinen und ihren Unschuldsaugen!!

Egal, wie hart und ungerecht ihr Leben auch war. Keiner hatte ein leichtes Los. Davon konnte er selbst ein mehrstimmiges Lied singen.

Aber ihrem Bruder wollte Ace nach wie vor den selbstgefälligen Arsch flambieren. Ein solcher Widerling und Großkotz war ihm noch nie untergekommen. Das schlug schier dem Fass den Boden aus, dass...

„WARTE!! Bitte, warte doch!“

//Geh weiter!! Geh einfach weiter!! Ignorier sie!!// befahl die zornige Stimme in seinem Inneren. Dennoch lauschte Ace den Geräuschen und Rufen, die ihm folgten.

Anny hastete mit schnellen Schritten den Abhang hinunter. Sie klang bereits völlig außer Puste- trotzdem rannte sie ungebremst weiter. Immer wieder wehte ihr der von hinten kommende Wind Haarsträhnen ins Gesicht. Daher war es auch nur eine Frage der Zeit bis das Folgende geschah.

In ihrer Hast, von einer Haarsträhne abgelenkt, stolperte Anny über einen Stein und schlitterte mit einem Aufschrei unbeholfen nach vorn.

Alles verlief so blitzschnell und bevor auch nur einer wusste wie ihm geschah, da hing Anny auch schon in Ace’ Armen. Verlegen blinzelte sie zu ihm empor. Alles was sie in diesem Moment heraus brachte war ein scheues: „Ups!“

„Alles in Ordnung? Hast du dir was getan?“

„Nei...Nein. Nichts... nichts passiert! Alles...alles...“ stotterte Anny und brach dann ab. Sie traute ihrer Stimme nicht mehr. Die piepste nämlich mit einem Mal ganz eigenartig.

„Ich... ich... es tut mir leid, was da gerade passiert ist. Glaub mir, dass... dass ist sonst nicht Will’ s Art...“

„WAS?!“ fiel Ace dem Mädchen harsch ins Wort „Die eigenen Schwester jahrelang zum Narren zu halten?!“

Anny schluckte schwer.

„Das...das...“ begann das Mädchen stockend „Das ist was anderes.“

„Blödsinn!! Anny, er hat dich um zwei Jahre deines Lebens beschissen und dafür gesorgt das du völlig von ihm abhängig bist. Er hat dich angelogen!! Und du willst mir erzählen, das dich das nicht kümmert. Das es dir egal ist!!“

Ace konnte die Kleine vor sich nur ungläubig anstarren. Besaß sie denn überhaupt keinen Funken Selbstachtung mehr? Hatte man sie so sehr gegängelt, das von ihrem Ich nichts mehr übrig war??

Nein, sonst wäre das versteckte Funkeln in ihren Augen schon längst erloschen.

„Mein Leben ist mir in der Tat scheissegal!“ verkündete Anny dennoch düster. „Je eher ich von dieser Welt für immer verschwinde desto besser.“

„Deshalb also?“

Erstaunt hob das Mädchen den Kopf.

„Deshalb bist du in der Kneipe nicht weggerannt. Und deshalb bist du vor mich gesprungen als der Kerl auf uns angelegt hatte.

Das waren weder lähmende Angst noch hochschießender Beschützerinstinkt, nicht wahr. Du wolltest die Kugel abgekommen.“

Als die Kleine kurz darauf stumm nickte, stieß Ace fassungslos die Luft aus.

„Mann! Ich hab jetzt wirklich schon einiges gesehen und erlebt, aber du schlägt wirklich alles!“

„Wie würde es dir denn gehen, wenn du an meiner Stelle wärst!“

Zum ersten Mal hatte Anny’ s Stimme an Fahrt und Lautstärke gewonnen. Darüber schien sie selbst am meisten erschrocken zu sein. Hastig schlug sie die Hände vor den Mund und wand scheu den Blick zur Seite. Ace aber grinste. Das Funkeln in ihren Augen war zum Leben erwacht und es stand der Kleinen verdammt gut.

„Überleg’ doch mal!“ wisperte Anny „Meine Mutter ist vielleicht nicht tot, aber ich würde sie immer in Gefahr bringen wenn ich zurückkehren würde. Mein Bruder ist deshalb zwischen Hass und Liebe zu mir hin und her gerissen. Und für den verdammten Baker- Clan, da bin ich doch nichts weiter als ein kleiner Goldesel, den man bis zu seiner letzten Minute schröpft und dann entsorgt.

Für was sollte ich da leben wollen?“

Hände packten das Mädchen plötzlich bei den Schultern. Mit sanfter Gewalt zwang Ace sie ihm in die Augen zu blicken.

„Wie wäre es mit: Für dich selbst!!“

Auf diesen Satz folgte gebanntes Schweigen. Wortlos blickte Anny zu dem jungen Piraten auf. Sie wagte kaum Luft zu holen, noch etwas zu erwidern.

„Anny, hör mal. Ja, du hast kein einfaches Leben gehabt und deine Zukunft mag alles andere als rosig sein. Aber wenn du nichts daran änderst, dann bleibt alles wie es war. Und ich glaube nicht das du das willst. Es muss nicht immer das Schlimmste eintreten. Man kann auch Glück haben. Und das Leben kann verdammt schön sein. Wenn du tot bist, hast du jede Chance auf Glück verspielt. Willst du wirklich darauf verzichten?

Wieder verstrichen einige Minuten, in denen keiner etwas zu sagen wagte. Ace konnte sehen, wie das Mädchen mit sich kämpfte. Schließlich beendete ihr Seufzen die Stille.

„Wenn ich das nur könnte.“
 

„Ach wie anrührend!! Was für eine herzergreifende Szene!! Findest du nicht, Schwesterherz?“

flötete da plötzlich eine Stimme.

„In der Tat! So anrührend und kitschig, dass ich gleich das Kotzen kriege!!“ antwortete eine zweite Stimme. Sie hatte lag zwar auf gleicher Höhe wie die Erste, klang aber um Längen abgebrühter.

„Emerald! Du bist in etwa so romantisch wie ein Stück Holz!!“ beschwerte sich da die Erste.

„Und du so emotional wie ein Rudel Hyänen, Ruby!“

„Selber Hyäne!“ keifte die Angesprochene zurück.

Angestrengt suchte Ace die Umgebung ab. Das versprach nichts nicht gutes!!

Anny’ s Körper hatte sich beim ersten Laut sofort wie ein Drahtseil angespannt.

Als zwei Gestalten aus dem Dämmerlicht heraustraten, schob Ace die Kleine sofort hinter sich. Den beiden Frauen, die auf sie zukamen, folgte eine sprichwörtliche finstere Aura.

Es waren Zwillinge, nur das eine rubinrote die andere smaragdgrüne Augen hatte. Beide hatten einen leichten Bronzeteint, ähnlich dem von Crys, und beide trugen das gleiche bittersüße Grinsen im Gesicht.

„Hallo Cousinchen, lange nicht mehr gesehen nicht wahr?“ meinte die grünäugige mit der nüchternen Stimme. Die rote kicherte daraufhin vergnügt und erwiderte: „Nicht das wir dich vermisst hätten!“

„Dann... dann lasst mich doch einfach in Ruhe!!“ wisperte Anny halbherzig.

„Tja, das könnten wir!“

„In der Tat das könnten wir tun?“ stimmte Ruby ihrer Schwester zu. Doch das unheilvolle Funkeln in ihren Augen sprach ein gänzlich andere Sprache.

„Nur leider....“

„... haben wir keine Lust dazu, Schätzchen. Wir hatten deinetwegen schon genug Ärger am Hals. Jetzt ist entgültig Schluss mit Lustig!!“

Das Geheimnis der Baker Frauen

Auf dieses geheime Stichwort hin, griffen beide in einer fließenden Bewegung nach hinten. Im nächsten Moment schossen die beiden Frauen auch schon los. Die schwarzen Pferdeschwänze peitschten wild durch die Luft.

Ruby war die erste, die zu einem Sprung ansetzte. Ihre Schwester folgte ihr etwas zeitversetzt. Sirrend sauste ein Gegenstand durch die Luft.

Reflexartig zog Ace den Kopf ein, da flog das Geschoss über ihn hinweg. Das Nächste kam keine Sekunde danach auf ihn zu, gemeinsam mit Ruby im Schlepptau. Zischend durchschnitt die gebogene Klinge die Luft. Spielerisch wich der junge Pirat den Schlägen aus.

„Bleib gefälligst stehen, du Pfeife!“

„Sonst noch Wünsche!“

Das rotäugige Biest fauchte noch weiter Unverschämtheiten, ihre Schläge wurden dabei immer schneller und heftiger. Gefährlich wurde sie Ace allerdings kaum, solange er in Bewegung blieb und die Nervensäge auf Distanz hielt.

Blieb nur die Frage, was hatte das andere Biest...

Die Antwort auf diese stumme Frage zischte ihm im nächsten Augenblick entgegen. Und dieses Mal konnte er nicht ausweichen, weil Ruby ihm mit einem Hieb den Weg verstellte.

„Autsch!“

Wie ein brennend heißer Dorn bohrte sich die Nadel in Ace linke Schulter. Fluchend zog er das Projektil sofort wieder raus. Sein Instinkt sagte ihm, dass das Ding nichts gutes bedeutete. Aber warum es ihn treffen konnte, diese Tatsache übersah Ace in Kampfgetümmel.

Eigentlich hatte er gehoffte, aus der Sache mit den zwei Buccanier ohne größere Schwierigkeiten herauszukommen. Aber anscheinend verstanden diese Biester nur eine Sprache.

Mit einem zornigen Aufschrei schoss einen tosenden Feuerstrahl in Richtung der grünäugigen Frau ab. Doch die wich mit spielerischer Leichtigkeit aus. Ebenso dem nächsten Stoss und dem darauffolgenden. Ganz gleich ob Ace nun Tempo und Intensität mit jedem Schuss steigerte.

Einem wilden Derwisch gleich fegte Emeryl durch das Gelände und lockte Ace so hinter sich her. Dabei blieb sie aber immer in sicherer Entfernung zu den Feuerstössen.

//Das darf doch wohl nicht wahr sein!// fluchte der junge Pirat innerlich // Die spielt Katz-und Maus!! Aber nicht mit mir!//

Wütend ließ Ace mehrere Feuerbälle gleichzeitig hochgehen.

Wie ein gigantisches Mienenfeld stoben die Explosionswolken in den Nachthimmel empor.

Es musste mit dem Teufel zugehen, wenn dieses Biest da ohne Schaden raus kam.

Aber leider war da noch der andere Zwilling, den Ace unvorsichtigerweise kurz aus den Augen gelassen hatte.

„Hey du Pappnase!! Dreh mir nicht den Rücken zu!!“ keifte Ruby lautstark.

Im nächsten Moment knallte sie Ace mit aller Wucht ins Kreuz.

Wie zwei Raubtierpranken krallten sich ihre Hände in seine Schulter hinein. Ace hatte Mühe sich den spontanen Schmerzenschrei zu verkneifen. Dafür war jetzt seine Wut entgültig am Überkochen.

//Na warte! Dich flambier ich am Stück, du Biest!//

Doch Ace sollte eine bitterböse Überraschung erleben.

Wie zuvor in der Spelunke, als der Buccanier ihn mit den Fangnetzen erwischt hatte, brachte er nicht einmal eine kleine Flamme zustande.

//Was zum Donnerwetter noch mal...//

„Tja Darling, Pech gehabt. Cousin Smily hat uns ja schon vorgewarnt. Aber leider, leider...leider kannst du deine Teufelskräfte knicken. Dagegen hat die Natur nämlich eine Gegenmaßnahme geschaffen- Uns Baker Mädchen. Und dafür brauchen wir nicht einmal eine Seesteinwaffe wie unsere Kerle. Wir tragen den Seestein in unseren Adern!“ kicherte Ruby böse.

„Was quatscht ihr da für eine ...“

„Ach, haben dir die Kleine und das Aas das etwa nicht gesteckt?“ mischte sich jetzt Emeryl mit spöttischer Stimme ein „Wir Baker Frauen sind einzigartig wie ein Juwel! Nicht nur unsere übersinnlichen Fähigkeiten, das ist im Vergleich geradezu lächerlich. Nein, unser Blut besitzt von Geburt an einen signifikant hohen Gehalt an Xaramand. Das ist der wissenschaftliche Name für das Seestein Mineral. Allerdings wurde dieses Phänomen nur bei den weiblichen Bakernachkommen festgestellt. Und deshalb kann unsere liebe Großmutter nicht dulden, das ihr so gewinnbringendes Kapital durch die Lappen geht. Selbst wenn die Kleine nicht über ein solch großen Spirit verfügen würde... zum Nachwuchs in die Welt setzten taugt sie allemal!“

„Ihr habt ja nicht mehr alle Tassen im Schrank, wenn ihr glaubt...“

Ace stieß ein wütendes Zischen aus, als Ruby ihre Fingernägel tiefer bohrte.

„Ach ob oder ob nicht, sollte jetzt dein geringstes Problem sein, Zuckerschnute.“

Die rotäugige Buccanier verlor keine weiteren Worte, sondern schlug, kratze und trat auf Ace ein. Der konnte das Ganze nur einstecken. Egal ob er es wieder und wieder versuchte, sein Feuer ließ sich nicht entzünden und das Biest hing an ihm wie eine riesige Klette. Die ließ sich nicht so leicht abschütteln.

Im Gegenteil, je mehr er sich wehrte desto vergnügter quietschte sie.

„Komm endlich zu Potte, Ruby! Ich hab keinen Bock hier die halbe Nacht rum zustehen und dir bei spielen zu zugucken!“ maulte Emeryl irgendwann.

„Musst du mir eigentlich jedes Mal den Spaß vermasseln, Lästerschwein!“

„Arrgh, leb deine verfluchte Sadistenader aus wenn wir zeitlich mal nicht so im Zugzwang sind wie jetzt. Wenn wir noch länger hier rumhängen, funkt uns wieder die Marine dazwischen und darauf hab ich keine Böcke, kapiert!“

„Wen nennst du hier Sadist, du Maso- Braut? Glaub’ bloß nicht, ich hätte dich nicht durchschaut! Du hast die Nummer vorhin doch regelrecht genossen. Aber ich soll mich immer beeilen!! Du bist und bleibst ne Spielverderberin!!“

„Lass endlich mal das Gekeife! Verflucht und zugenäht, ich brauch nicht noch nen Hörsturz!“

„Nörgel, nörgel, nöhl, nöhl!“ äffte Ruby den Tonfall ihrer Schwester nach. „Pass du besser auf, das uns der Grund für all die Aufregung nicht wieder entwischt!!“

Emeryl schnaubt darauf nur abfällig. Warnend richtete sie ihre grünen Augen auf Anny, die wieder zur Salzsäule erstarrt war. Als die größere Frau einen Schritt auf sie zukam, begann auch das Zittern von Neuem.

„Als wenn Cousinchen Hasenfuss das je wagen würde. Wenn ihr neunmalkluger Bruder nicht in Ahab’s Corner aufgetaucht wäre, säße sie doch noch heute brav in ihrem Zimmer. Außerdem...“

Wie von selbst tauchte die gebogene Wurfklinge in Emeryl’ s Hand auf.

„... weiß sie doch ganz genau was ihr dann blüht. Nicht wahr, Anny Schätzchen, du weißt doch noch was passiert wenn du mich ärgerst?“

Anny schluckte heftig, ihre Finger krampften sich vor Panik ineinander und ihre Augen wurden immer größer, als Emeryl näher und näher kam. Unterwürfig zog sie blitzschnell den Kopf ein.

„Schlaues Mädchen. Ich hätte dir nur ungern den Arm oder sonst was gebrochen.“ versetzte der grünäugige Zwilling und drehte sich auf ihrem Absatz herum. Doch gerade als Anny schon dachte die Gefahr wäre abgewehrt, knallte mit voller Wucht eine Faust in ihre Magengrube. Mit ein kläglichen Laut ging das Mädchen zu Boden.

„Obwohl...“ grinste da Emeryl „... eigentlich keine schlechte Idee. Eine kleine Strafe war ohnehin fällig, du Miststück.“

Im nächsten Moment hatte sie auch schon zugetreten.

„Hör’ auf! Lass sie auf der Stelle in Ruhe, du vermaledeites Biest!“

Mit einem blitzschnellen Ruck schleuderte Ace die Nervensäge auf seinem Rücken in die nächststehenden Büsche.

„Scheißkerl!“ hörte man Ruby noch lauthals kreischen. Hinter dem Gebüsch war ein ordentliches Gefälle und dem Getöse nach zu schließen, kullerte der rotäugige Zwilling gerade hangabwärts.

Der andere drehte sich mit verächtlicher Miene in Ace Richtung.

„Oho, na wenn das mal nicht dein großer strahlender Held, Annylein!“

Mit einem Ruck packte sie diese beim Schopf.

„Was jetzt großer starker Mann. Willst du mich samt dem Schätzchen flambieren?“

Lauernd blinzelte sie Ace entgegen, ein provokantes Grinsen aufgesetzt. Aber so leicht ließ der sich nicht aus der Reserve locken. Das Biest mochte vielleicht listig sein, aber er hatte nicht unzählige Fights durchgestanden um mit so einer Patt- Situation nicht fertig zuwerden.

Es war alles eine nur Frage des richtigen Zeitpunkts. Wer zuerst zuschlug, gewann. So einfach war das Spiel.

Daher behielt Ace die dunkelhäutige Buccanier genau im Auge, beobachtete Haltung um auf die kleinste Regung reagieren zu können.

Zumindest hatte er das vorgehabt. Aber etwas machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Mit einem Mal schienen seine Augen immer wieder einen Aussetzer zu haben. Und die Umgebung bekam einen immer stärker werdenden Seegang.

Obwohl Ace zu kaschieren versuchte, konnte er das leichte Schwanken nicht unterdrücken. Die Arme klappten unvermittelt herunter und ließen sich nicht mehr anheben.

„Na endlich. Das hat wieder gedauert. Das nächste Mal nehm ich gleich die höhere Dosis!“

„Dosis?! Was hast du verfluchte Ziege...“ Da durchfuhr es den Piraten. „Die Nadel!“

„Bingo, mein Kleiner! Und jetzt wird nach unseren Regeln gespielt. Hey Ruby, Alter vor Schönheit?“

„Lass die blöden Sprüche. Die Ratte ist jetzt fällig. Den zerpflück ich in seine Einzelteile!!“

„Viel Vergnügen! Aber veranstalt’ nicht wieder so’ n Höllenspektakel wie letztes Mal!“ meinte Emeryl noch zu ihrer Schwester, als die schon mit immer schnelleren Schritten auf Ace zu hielt.

//Verdammte...// dachte der noch als er schon die Faust auf sich zufliegen sah.

Doch im letzten Moment stoppte ein lautes „HALT!“ das Ganze.

Anny bebte vor Angst am ganzen Körper, aber mit aller Willenskraft die sie hatte blickte sie Ruby in die feurigen Augen.

„Verpiss du kleine...“

„Ihr dürft ihm nichts tun?“

„Ach Gottchen hörst du das Emeryl! Sie beschützt ihren Herzbuben! Wie goldig! Wer sollte uns schon etwas wollen? Du etwa??“

„Nein, aber... Aber Ma hätte was dagegen wenn ihr Whitebeard den Fehdehandschuh hinwerft! Vor den vier Kaisern hatte sie immer Respekt und lässt darum deren Leute in Ruhe. Das würde doppelten Ärger für euch bedeuten.“

Es war still geworden. Nichts nicht mal ein Windhauch regte sich.

„Pfff, geh mir aus dem Weg du kleine Kröte. Dieser alte Sack kann mich...“

„RUBY! Zurück!“ befahl Emeryl mit energischem Tonfall. Dann wand die jüngere der Zwillinge den Kopf Anny zu. „Sie hat recht! Ma würde uns durch den Wolf drehen, wenn wir in der Angelegenheit Mist bauen. Lass ihn hier. Der wird uns ohnehin nicht mehr so schnell gefährlich. Außerdem...“

Mit diesem Wort packte sie Anny beim Arm und stieß sie vor sich zu Boden.

„... haben wir ja was wir wollten!“

„Und das alten Aas? Die ist noch irgendwo da oben?“

„Wenn das wirklich Crystal war... dann sollte sie sich hüten uns zu folgen. Ma würde sonst... verdammt sauer werden! Los, du Trantüte setzt deinen Hintern in Bewegung. Wir gehen!“

Ohne auf ihre Cousine zu achten, zerrte Emeryl die Kleine am Kragen hoch und schleifte sie hinter sich her.

Ruby grinste noch ein letztes Mal auf Ace herunter.

„Zu schade, Kleiner. Aber der Alte wird nicht ewig leben! Und wenn es soweit ist, würd ich an deiner Stelle verdammt aufpassen. Dann kassier ich nämlich meine Schulden ein samt Zinsen!“

Mit albernem Kichern schritt die Buccanier hinter ihrer Schwester her.

//Verdammt noch mal!//

Im nächsten Augenblick wurde es schwarz vor Ace Augen.

Das Geisterschiff

Ace hatte keine Ahnung wie lange er weggetreten gewesen war.

Irgend etwas Spitzes rammte sich ein paar Mal unsanft in seine Seite und weckte ihn schließlich.

In der Annahme es wäre wieder eine der beiden Zwillinge, sammelte Ace sich kurz und jagte dann blitzschnell einen Feuerstrahl in Richtung des Treters.

„Hey! Lass das! Stell augenblicklich den Flammenwerfer ab oder wir zwei kriegen ernsthaft Probleme!!“

Es dauerte eine kurzen Moment bis er die Stimme erkannte.

Crystal saß unweit von ihm auf der Spitze eines Felsens.

Zwar zog die Buccanier nach wie vor ihre launische Schmollschnute, aber in ihrem Augen glimmte Besorgnis.

Mit einem eleganten Satz sprang Crys herunter und kam langsam näher.

„Alles in Ordnung?“ erkundigte sie sich als sie neben Ace in die Hocke ging.

//In Ordnung? In Ordnung sah definitiv anders aus!//

Ace’ Kopf dröhnte als hätte ihm jemand mit ’nem Vorschlaghammer ne Breitseite verpasst. In den Ohren rauschte es fürchterlich und sein komplettes Sichtfeld verschob sich immer wieder.

Aber wenigstens gehorchte sein Körper ihm wieder annähernd, als Ace vorsichtig die Finger bewegte. Dennoch hatte der Pirat etwas Mühe als er sich aufsetzte.

„Scheisse!“ murmelte er unwirsch „Is’ mir schlecht!“

Dabei fuhr seine Hand immer wieder durch die Haare. Doch der Seegang vor seinen Augen schwand leider keinen Millimeter.

„Glaub ich dir gern. Petrol- Anemonengift ist ein tückisches Zeug. Erst zieht’ s einem den Stecker und wenn man wieder wach wird, hat man ’nen Kater wie nach ’ner durchzechten Nacht.

Das Schlimmste müsste aber in einigen Minuten vorbei sein.“

„Wenn du das sagst!“ meinte Ace noch, im nächsten Augenblick erstarrte er mitten in der Bewegung und bedachte Crystal mit einem bitterbösen Blick.

„Was willst du! Ich dachte, du bist vollauf damit beschäftigt diese Ratte von Bruder zu verarzten!“

„Nööö! Ich bin fertig damit ihn.... krankenhausreif zu prügeln!!“ versetzte die Ex- Buccanier grimmig ohne mit der Wimper zu zucken. Und ihr Blick sagte nur zu deutlich, dass Crystal weder übertrieb noch log.

„Wenn er Glück hat, dann finden ihn seine Leute noch rechtzeitig. Und wenn nicht...“

Crys schnaubte abfällig „... dann ist die Welt eben um ein Arschloch ärmer!!“

„Und warum hast du mir vorhin dann eine geballert?! Ich hätte mit dem Kerl nichts anderes gemacht!“

„Ja klar! Und dabei ein Feuerwerk abgefackelt, das die Marine samt der Baker Bande sofort auf unsere Fährte gelockt hätte!“ konterte die dunkelhäutige Frau auf den Vorwurf.

Ace gab ein widerwilliges Knurren von sich, er wusste das sie recht hatte. Er war vorhin komplett ausgetickt. Alles nur weil er...

„Diese Zwillinge hätten uns auch ohne meine Hilfe gefunden!“ maulte er stattdessen.

„Stimmt leider auch wieder!!“ Crystal seufzte beipflichtend „Was macht dein Kopf?“

„Wieder soweit in Ordnung. Danke der Nachfrage!“

„Na dann...“

Auffordernd streckte Crystal Ace die Hand hin. Als sie ihn mit spielerischer Leichtigkeit in die Höhe zog, erstaunte die Buccanier ihn ein weiteres Mal.

Wortlos sah er zu wie sie ihre Muskete schulterte und im schnellen Laufschritt bergabwärts trabte

„Was is...? Setzt deinen Hintern in Bewegung oder muss ich dem erst Beine machen??“ rief sie mit einem Mal. Mit einem Aufstöhnen wand Crystal den Kopf und funkelte Ace an. „Will der Herr jetzt allen Ernstes behaupten, es ginge dir am Arsch vorbei, dass ihm gerade ein Mädchen den selbigen gerettet hat. Und die nun deshalb gehörig in der...“

„Nein! Will ich nicht. Aber warum soll ich mich ausgerechnet mit dir zusammentun??“

„Gegenfrage: „Wie sehen deine Alternativen aus?“
 

Es verging etwas Zeit bis die beiden sich wieder an den Rand von Alaplage zurück geschlichen hatten.

Der Striker schaukelte immer noch unentdeckt in seinem Versteck. Als Ace das Boot von den Farn und Palmwedeln, mit denen er es abgedeckt hatte, befreien wollte, hielt Crystal ihn zurück.

„Spar dir die Mühe. Wir nehmen was Stabileres und Größeres!“

„Meinetwegen... und wo ist dein Schiff?“

Crys zwinkerte verschwörerisch während sie in ihren Taschen kramte. Dieses Mal förderte sie eine kleine silberne Pfeife zutage. Die setzte die weißhaarige Frau an die Lippen und blies ein kurzes Signal.

Gebannte Stille folgte darauf.

„Und jetzt?“

„Nur Geduld!“ meinte Crystal beschwichtigend. Nachdenklich hatten sich ihre Augen auf den dunkeln Horizont gerichtet. „ER kommt sicher gleich! Bleibt nur zu hoffen das er nicht wieder pennt!! Aber dann rupf’ ich ihn eigenhändig.“

„Wer ist er...?“ wollte Ace gerade fragen, da durchbrach ein unglaublich lauter Schrei die Stille der Nacht. Noch nie zuvor hatte der junge Pirat etwas vergleichbares gehört.

Im ersten Moment dachte man es sei ein gigantische Falke der sein //Kyaihhh// in die Nacht stieß, dann aber wurde der Laut so schrill und schräg wie das Gekreische einer Möwe. Und dann schien das Trompeten eines Albatros zu ertönen.

Jedenfalls klang es nach einem sehr großen Vogel.

Als Ace ebenfalls zum Sternenhimmel aufsah, konnte er allerdings nirgends eine Shilouette ausmachen.

„Wo zum Donnerwetter ...?“

„Dahinten kommt er! Wurde auch Zeit! Ist auch nicht mehr der Schnellste!“

Crystal deutete blind auf einen wahllosen Punkt auf der Horizontlinie, die in der Dunkelheit kaum auszumachen war. Und sie behielt recht. Allmählich kristallisierte sich in der Ferne ein Schemen ab, der aber rasch näher kam und somit immer größer wurde.

„What the...? Was in aller Welt ist das denn für ein Ding!“

Eine Art gigantische Nebenschwade schlängelte sich über die Wellen direkt auf die beiden zu. Als sie den Strand erreicht hatte, türmte die Wolke sich immer höher auf.

Völlig relaxt ging Crystal auf die Nebelwand zu.

Nach und nach verdichtete sich der Dunst und aus ihm wuchs die Gestalt eines Albatros.

Ein riesiger schwarzer Albatros, aus dessen Schemen immer wieder Nebelfetzen empor quollen und mit düsteren rotglühenden Augen, die Ace misstrauisch musterten.

Schließlich aber senkte der gigantische Vogel den Kopf und ließ sich von Crystal den roten Schnabel streicheln.

„Hey mein Großer! Na geht’s dir gut?“

„Was zum Teufel...?“

„Das hast du schon einmal gesagt. Das hier ist Loki! Ein //Nightmare// Albatros. Ein Geschöpf direkt aus der Hölle.... Und mein höchsteigenes Schosstierchen. Nicht war mein Großer?“

Wieder stieß der Albatros sein eigentümliches Trompeten aus.

Crystal grinste. Ace verdatterte Miene amüsierte sie zu sehr, da konnte sie sich das freche Kichern nicht verkneifen. Schließlich blickte die dunkelhäutige Frau zu ihm hinüber und meinte dann: „Frag besser nicht warum und woher? Dafür ist die Geschichte viel zu lang und verzwickt, als das ich sie jetzt erzählen könnte. Der Bursche hier hat so manches drauf, dass recht nützlich für uns sein wird. Unter anderem das hier.“

Wieder pfiff Crystal auf der Pfeife eine Signal, woraufhin sich der Albatros wieder in Nebel auflöste und in den Himmel hinaufschoss.

Wie ein gewaltiger Kondensstreifen schlängelte Loki sich höher und höher. Dabei zog er eine Band aus leuchtenden Farben hinter sich her.

„Das sieht ja aus wie...“

„Das Nordlicht. Das Elmsfeuer! Genau! Was dachtest du denn, wer oder was die Lichtbande immer in den Himmel malt?“

Den Kopf in den Nacken gelegt, folgten Crystal’ s Augen der Flugbahn des Geistervogels. Der beschrieb einen immer heller werdenden Ring. Langsam und bedächtig senkte der sich auf die kräuselnde Wasseroberfläche hinab. Der Wind frischte immer mehr auf und leises statisches Knistern erfüllte mit einem Mal die Luft.

Kaum berührte der Lichterbogen das Wasser, da toste und brodelte es in die Höhe und ein undeutliches Gebilde schob sich durch den flackernden Ring.

Die Planken und Masten schimmerten weißsilbern im Mondlicht und verliehen der Gallionsfigur, einem riesigen Barracuda Kopf, eine gespenstische Aura. Fast hatte man den Eindruck das sich das schwarze Auge bewegte und die beiden Menschen, die in der heranrollenden Brandung standen, düster anstarrte.

Aber das komplette Schiff schien nicht von dieser Welt zu sein. Sanft dümpelte der Dreimaster in den aufgewühlten Wellen, die Segel flatterten halbherzig im Wind. Und wie von selbst drehte das Schiff sich in Richtung offene See.

„Voila, die Barracuda Eye! Mein Schiff!“

Liebe und Stolz schwang in Crystals Stimme mit.

Nur ein Zufall... ?

„Das... das ist ein verdammtes Geisterschiff!“

„Und? Haste ’n Problem damit?“ raunzte Crystal warnend „Schön, es ist nicht unbedingt das Übliche! Aber ehrlich gesagt ödet mich Normalität immer schnell an.“

Mit diesen Worten rannte die weißhaarige Frau durch die heranrollende Brandung und kletterte kurz darauf an einem Seil, das vom Mitteldeck herab hing, in die Höhe und schwang die Beine über die Reling.

„Jetzt mach hinne. Oder die Bande ist über alle Berge!“

„Sekunde! Auch wenn’s jetzt Madame nicht passt, den Striker überlass ich nicht der Marine! So viel Zeit muss sein!“

„Meinetwegen!“ stöhnte die Stimme etwas genervt. „ Aber beeil dich... Sunny!“

Es war nur ein klitzekleines Wort, vielleicht scherzhaft als Spitzname gemeint.

Ace aber zuckte augenblicklich zusammen.

//Konnte das? War das??// Widerwillig schüttelte er darauf den Kopf //NEIN! Das konnte nicht sein!! Sie konnte unmöglich...//

„Wie hast du mich grade genannt?“ rief er trotzdem mit einem Bein schon auf dem Brett des Strikers. Doch Crystal blieb ihm die Antwort schuldig. Sie war irgendwo hin verschwunden.

Zurück blieb nur das komische Gefühl in Ace’ Magengegend.

Eine Erinnerung, nie vergessen aber dennoch untergegangen im Strudel der Zeit, tauchte plötzlich wieder auf.

Regen... Sturm... Die Klippen... Angst, fürchterliche Angst...

Die Stimme... Jenes Lied... Funkelnde Augen.

Fast als wolle er diesen wiederkehrenden Gedanken entkommen, gab Ace Feuer auf die Turbinen und schoss hinaus auf das Schiff zu.

Kurz darauf schaukelte der Striker im Kielwasser der //Baraccuda Eye// , die mit jedem Segel das gesetzt wurde, mehr und mehr an Fahrt gewann.

„So das ist jetzt das Letzte!“

„Na dann hoch damit!“

Mit vereinten Kräften zogen die beiden das zweite Beamsegel in die Höhe .

Flaschenzüge ächzten und quietschten, Seile spannten sich bis sie zum Zerreißen gestreckt waren. Schließlich war endlich auch die letzte Leine vertäut.

Während Ace sich gegen die Reling am Mitteldeck lehnte, wanderte Crystal auf die Brücke hinauf. Nach einigen Blicken auf Kompass und zum Nachthimmel hinauf, korrigierte die Ex- Buccanier den Kurs mit ruhiger, routinierter Hand.

„Hmmm, etwa 8 ½ Knoten. Noch nicht ganz volles Tempo. Aber das passt. So komm ich leichter durch die Untiefen hindurch. Und sobald wir die hinter uns haben...“

Leise sinnierte sie weiter vor sich hin, ganz in sich versunken. Das Ace sie die ganze Zeit über beobachtete, nahm Crystal gar nicht wahr.

//Ich bild mir das doch nur ein. Das war ein Zufall, ein... was auch immer. Sie ist niemals... Aber sie...//

Wieder mustere er die dunkelhäutige Frau von der Seite.

//Nein, nein... sie... sie ist viel zu jung. Die Frau von damals.... Sie... sie müsste heute... Nein! Crystal war das nicht. Niemals! Sie ist vielleicht eine Piratentochter... aber sie ist keine Piratin!! Und schon gar nicht die schlimmste von allen. Obwohl... das Zeug dazu hätte sie allemal. Sie...//

„Ich bin unten!“

Crys keilte das Steuerrad fest und sprang dann über Brüstung des Achterdecks. Mit schnellen Schritten lief sie auf die Tür zu den Kabinen zu und verschwand. Man hörte ihre Schritte auf den hölzernen Stufen.

„Warte! Was hast du vor?“

„Mach dir keinen Kopf. Aus den Untiefen sind wir draußen. Jetzt brauch ich nur noch einen paar Details um den Kurs setzten zu können.“

„Details, was denn für Details?!“

Ace war aufgesprungen und hinter Crystal hergerannt. Was mochte sie denn jetzt wieder meinen?

„Anny’ s Aufenthaltsort zum Beispiel!“ kam es von weiter hinten.

Crystal wartete vor der Kabinentür, die sie daraufhin auf zog.

„Und wie willst du das anstellen!“ fragte Ace im eintreten noch, im nächsten Moment stockte ihm der Atem.

Ein gigantisches Gemälde spannte sich über die rechte Wand. Vor dem Hintergrund eines atemberaubendes Sonnenuntergangs saßen zwei Personen. Eine der beiden kannte Ace nur zu gut, auch wenn er auf dem Bild noch um einige Jahre jünger war. Die Frau daneben war dem jungen Piraten unbekannt, allerdings konnte er sich bereits denken um wen es sich handelte. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen.

„Deine Eltern?!“

„Meine Mom, ja!“ antwortete Crystal, während sie in einer Kiste kramte und Ace den Rücken zudrehte.

„Und dein...“

„Mein... Erzeuger!“ kam die kurzangebundene Antwort wie eine Ohrfeige geschossen. „Ich bin nicht sonderlich stolz auf diese Abstammung!“

„Dann haben wir ja was gemeinsam. Ich kann den Kerl, der mich in die Welt gesetzt hat auch nicht leiden!“

„Ah ja?“

Fragend stieg Crystals vernarbte Augenbraue ein Stück höher.

„Auf den Typen könnte ich dankend verzichten!“ urteilte Ace harsch als er sich auf den Diwan fallen ließ. Das Möbelstück protestierte mit lautem Quietschen.

„Tja, würde ich auch gern sagen können. Aber leider, leider wären wir beide nicht auf der Welt, wenn die beiden unsere Mütter nicht...“

„Erspar’ s mir! Ich will’s nicht hören!! Allein der Gedanke daran....“ knurrte Ace angewidert. Doch Crystal fuhr ohne mit der Wimper zu zucken fort: „Ich weiß, der zählt auch nicht zu meinen liebsten. Aber es war und ist nun mal so. Und wir beide, mein Lieber... sind der lebende Beweiß dafür.“

Ace schnaubte abfällig, während er unbewusst die Fäuste ballte.

Er hasste diesen Gedanken, genauso wie er seinen Vater hasste und verabscheute.

Das Tragische daran war leider, dass Crystal völlig recht hatte.

„Sag mal, hast du... deinen Alten je richtig kennen gelernt?“ fragte er stattdessen um aus dem verfänglichen Thema heraus zu kommen.

„Das was ich kenne reicht mir!

Ein notorischer Choleriker und Sturkopf vor dem Herrn, der meine Mutter für ein billiges Flittchen und mich für ein Kuckucksei hält, das man ihm unterjubeln wollte! Glaub mir, jedes Mal wenn wir beide aufeinander gestoßen sind, hat mit lautem, unverschämtem Gebrüll begonnen und in einer noch derberen Schlägerei geendet. Auch wenn ich’s mir nicht gern eingestehe: Ich lass mir genau so wenig was gefallen wie er!“

Mit einem Quietschen fiel der Truhendeckel wieder zu. Einige Gegenstände im Arm, trat Crys mit einem Fuß den Teppich auf dem Dielenboden zur Seite. Einige seltsame Symbole waren dort in das Holz gebrannt worden.

Elegant ließ sich die dunkelhäutige Frau in den Schneidersitz fallen und hantierte mit den Sachen.

„Du sollst nicht von ihm sein!! Wie ist er denn auf den Trip gekommen? Es ist doch nicht zu übersehen aus welchem Stall du stammst!

„Besten Dank für das Kompliment! Aber wenn sich das alte Walross was in sein verqueres Spatzenhirn gesetzt hat, dann bringt ihn nichts und niemand davon ab. Kennst ihn ja!“

„Allerdings!“ nickte Ace. „Was ich jedoch nicht verstehe: So stur und halsstarrig er auch ist, wenn’s um das Anerkennen und Wertschätzen von Fähigkeiten geht, hat Paps eigentlich immer ein sicheres Händchen. Vielleicht hat deine Mutter ja...“

Ace sah die Hand noch auf sich zufliegen, im nächsten Moment krallten sich Crystal’s Finger auch schon um sein Ohr und in seine Haare.

„HAT SIE NICHT!!!!“

„Au! Ja, schon verstanden. Autsch, lass los! Ich hab’ s ja kapiert!“

Dennoch ließ Crys ihn noch einzwei Sekunden weiter zappeln, bis sie ihren Griff endlich lockerte.

Ace’ Ohr war knallrot geworden.

„Junge, Junge!! Du hast ja ’nen Griff wie ein Schraubstock“

„Alles Übung!!“ grinste Crystal mit frecher Schnute. „Frau muss schließlich zusehen wo sie bleibt. Besonders in so einer Chauviedominierten Welt.“

Als sie eine Schale vor sich platzierte und mit einem Pulver füllte, hielt sie aber plötzlich inne.

„Jedoch...“ Ein reumütiger Seufzer entfuhr ihr. „Jedoch... hätte ich mich an Mom’ s Stelle nicht so oft auf der //Ororo Jackson// herum getrieben. Das war doch nur Wasser auf der Mühle von dem alten Querkopf. Obwohl... ich war später ja auch nicht besser!“

„Ah ja.“ meinte Ace noch im ersten Moment noch, dann aber schoss sein Kopf in die Höhe.

„Auf DER //Ororo Jackson//!! Dem Schiff des Piratenkönigs. Du...du... du warst??“

„Hast du jetzt was an den Ohren? Hab ich doch gerade gesagt. Allerdings war ich da noch eine kleine Rotznase von gerade mal vier oder fünf Jahren. Danach... hat mich dann die Alte samt ihrer Horde Verrückter einkassiert. Aber das seit jener Zeit das Gerücht in der Luft hing, dass ich ein Ableger von Roger wäre, das konnte Ma nicht mehr verhindern. Daher hab ich auch meinen Spitznamen: //Piratenprinzessin// Was ist... was glotzt du denn so?? Ey, Piratenblut setzt sich immer durch! Ganz egal, wie sehr die Idioten auch versuchen uns umzudrehen.“

Aber Ace starrte nicht deshalb so entgeistert.

„Aber das... dann... du... du“

„Erst was an den Ohren und jetzt n Knoten in der Zunge!! Was kommt als nächstes?“

Wieder blitzte der übermütige Schalk in Crystals Augen auf, dann aber wandte sie sich der Kopfwand zu. Die war mit einem Vorhang abgehängt. Mit einem schnellen Handgriff zog Crystal ihn beiseite und gab so den Blick auf eine gigantische Seekarte frei, die eine kunstfertige Hand auf der Holzwand detailgenau verewigt hatte.

„Wahnsinn!“ entfuhr es Ace und für den Moment war die große Frage, die ihm noch auf den Lippen gebrannt hatte, vergessen.

„Na dann, frisch auf ans Werk!“ nickte Crystal grimmig.

Verfolgung

„Und du denkst DAS funktioniert??“

Äußerst skeptisch beäugte Ace das seltsame Arrangement aus Linien und Kreisen, die Crystal mit verschiedenfarbigem Sand auf den Dielenboden gezogen hatte. Es schien keinen bestimmten Muster zu folgen, lediglich alle Linien kreuzten sich im Zentrum.

Dort qualmte in einer Schüssel das Pulver von vorhin. Die ganze Kajüte versank bereits unter einem immer dichter werdenden Dunstschleier. Und der süßlich-rauchige Gestank benebelte mehr und mehr die Sinne.

Crystal hatte sich dennoch genau vor der Räucherschale Platz genommen.

Leise summend, die Augen geschlossen, hatte sie begonnen einen Stoß Karten wieder und wieder zu mischen.

„Aber ja, aber ja?“ meinte sie mit einer seltsam weltfremder Stimme. Langsam wiegte sie ihren Kopf hin und her. „Und jetzt stell mal für ne Weile das Quasslen ein. Ich muss mich sammeln!“

„Schön, wie ihre Majestät wünschen. Ich halt es trotzdem für unnötigen Nonsense.“

„Ist es aber nicht!! Und jetzt Klappe zu, oder...“

„Schon kapiert!“

Mürrisch verschränkte Ace die Arme vor der Brust und lehnte sich weiter auf dem Diwan zurück. Anfangs musterte er das Gemälde an der Wand, dann aber zog ihn das Geräusch der surrenden Karten wie magisch an. Crystal schien mehr und mehr weg zudriften. Mittlerweile pendelte ihr Kopf haltlos von einer Seite zur anderen. Mit einer beiläufigen Bewegung nahm sie den langen Zopf nach vorne und gab damit den Blick auf ihren dunklen Rücken frei.

Ace stutzte.

Zwar waren Tätoowierungen in ihrer Branche nun wirklich nichts ungewöhnliches, aber die Worte „Ai“ und „Forever“ sah man nicht oft. Dafür waren Piraten viel zu freiheitsliebend und unabhängig, auch die weiblichen.

Beide Worte standen vor zwei gekreuzten Säbeln und wurden von schwarzen Ornamenten umrahmt.

„Darf man fragen, wem dein Herz für immer gehört? Oder bereust du den Schriftzug mittlerweile?“

„Ich tue nie etwas das ich bereuen könnte. Und jetzt zum allerletzten Mal...SCHNAUZE!!“

Ace verdrehte die Augen.

Dennoch behielt er beides, die Tätoowierung wie auch Crystals Antwort im Hinterkopf. Beides hatte erneut Fragen auf geworfen. Und er wollte endlich Antworten, egal wie lange er darauf noch warten musste.

Irgendwann würde er das weißhaarige Biest schon kleinkriegen.

Im Moment allerdings... war es wohl ratsamer Crystal in Ruhe zu lassen. Dem letzten Knurren wohnte bereits eine mehr als deutliche Warnung inne.

Bei der nächsten Störung würde sie ihm postwendend Eine ballern. Gnadenlos und mit voller Kraft. Soweit kannte Ace ihren Charakter bereits

Also beobachtete er stumm ihr obskures Gehabe und verkniff sich jede weitere Bemerkung.

Das Geräusch der raschelnden Karten beherrschte bald den Raum und durch den seltsamen Nebel schien es sich mehr und mehr zu verzerren und zu dröhnen.

Mit jeder Sekunde wurde es lauter und schneller, fast schon verschwammen die Karten in Crystals Händen.

Und dann...

Wie aus dem Nichts stieß Crystals Hand wie ein Hai in einen Fischschwarm in die Kartenwolke hinein.

Mit einem dumpfen Schlag bohrte sich eine Karte in die Holzwand mit der auf gemalten Seekarte.

„Bingo!“

Ein triumphierendes Grinsen machte sich auf Crystals Gesicht breit. Geschmeidig stand sie auf und ging langsam auf die Wand zu.

„Hmmm, das sind 37° Ost und 59° Süd. Das heißt gut zweieinhalb Stunden Vorsprung...“

Während sie sprach fuhr Crystal mit einem Finger verschiedene Linien (die Seerouten entsprachen) nach.

„Über die //Broken Rocks// vielleicht... oder die Moränen Route...“

„Bist du sicher!“

„So sicher wie das Amen in der Kirche!“

„Und wie willst du die Bande jetzt einholen?“ fragte Ace skeptisch während er sich neben Crystal stellte und ihren Bewegungen folgte.

Ihr Schiff fuhr bereits mit vollen Segeln, es war kaum möglich noch mehr Fahrt zu bekommen. Außerdem konnte die Bande in der Zwischenzeit wieder den Kurs ändern. Es war ein Ding der Unmöglichkeit ihnen bei zukommen.

Doch die dunkelhäutige Frau schien da anderer Meinung zu sein.

„Jedenfalls nicht auf übliche Art und Weise!“ meinte sie mit verschwörerischer Miene.
 

Derweilen war über die kleine Anny ein regelrechtes „Unwetter“ hereingebrochen.

Obwohl sie sich bereits auf dem Boden zusammenkauerte und so klein wie möglich machte, hagelte es von allen Seiten Tritte. Und immer wieder wurde sie an den Haaren in die Höhe gerissen um sich im nächsten Moment eine Ohrfeige einzuhandeln.

Die letzte riss sie komplett von den Füßen und wie ein ein Blatt im Wind wirbelte sie über die Deckplanken.

Das Mädchen wagte es kaum sich zu bewegen.

Der Schatten stand immer noch drohend über ihr und holte gerade wieder aus.

„ES REICHT JETZT, SMILEY!“

Knurrend hielt der Buccanier inne und drehte sich um. Dennoch gehorchte er Emeryl’ s Befehl und ging einen Schritt zurück.

Anny kroch sofort ängstlich rückwärts bis sie mit dem Rücken gegen die Reling stieß. Sie saß in der Falle, wie die Maus vor der Katze.

„Du bringst einen auch wirklich um jeden Spass, Boss!“ beschwerte sich derweil Smiley lautstark.

Wütend schob er die geschwollene Unterlippe vor. Sie war genauso blau wie sein linkes Auge. Es gab kaum einen Teil an dem Kerl, der nicht einbandagiert war.

„Deine Meinung interessiert mich einen Scheiß! Du sollst die Kleine in Ruhe lassen! Das sag ich jetzt zum letzten Mal!!“

Widerwillig knurrte Smiley etwas unverständliches während er sich zu den anderen Buccanieren gesellte. Seit das Schiff voll betakelt war, saßen die meisten un-tätig an Deck herum. Daher war es nur eine Frage der Zeit gewesen bis einem der Kerle der Geduldsfaden riss.

„Das Miststück ist noch glimpflich davon gekommen. Ich treib meine „Schulden“ bei der schon noch ein. Schließlich seh ich ihretwegen aus wie ne wandelnde Mumie!“

„Falsch! Du siehst so aus weil der gnädige Herr mal wieder nicht hören konnte und so ne selten dämliche Solonummer fahren musstest!

Und sich dann auch noch mit einem von Whitebeard’s Männern anlegen!!

Dem Himmel seih’ s gedankt das nichts Schlimmeres passiert ist.“

„Nichts Schlimmeres!!“

Smiley fielen schier die Augen aus den Höhlen

„NICHT SCHLIMMERES!!! Was denkst du Biest eiiiiii....“

Mitten im Satz erstarrte der Kerl. Völlig unvermittelt klappte er wie ein nasser Sack zur Seite und zuckte als hätte er in ein Nest Zitteraale gegriffen.

„Du Volldepp wirst ja anscheinend niemals klug! Es ist so dermaßen peinlich mit einer Pfeife wie dir verwandt sein zu müssen.“

Emeryl wand sich ab und griff nach dem Seil das gespannt über dem Boden lag. Das eine Ende war am Hauptmast angebunden am anderen stolperte Anny unbeholfen hinter ihrer Cousine her.

„So und jetzt zu letzten Mal für alle Schwerhörigen!! Niemand fasst die Kleine an!! Es sei denn ihr legt Wert darauf von Ma durch die Mangel gedreht zu werden, verstanden?!“

Ein düsteres Schweigen war die Antwort, die Emeryl erhielt. Sie war zufrieden und nickte ihren Onkeln, Cousins und Neffen grimmig zu.

„Achtung! Ein Schiff! Es kommt längsseits! Sie rammen uns!“

Im nächsten Augenblick krachte ein riesiger Schemen ins Mitteldeck hinein. Holz schlitterte, Seil und Winden rissen und schlugen haltlos in alle Richtungen.

„Na zufrieden!“ fragte eine Stimme lauthals aus der Dunkelheit.

„Ich hab zur keine Ahnung wie du das angestellt hast, aber es hat anscheinend funktioniert!“

Anny’s Herz tat einen Aussetzer vor Erstaunen.

„Crystal! Ace!“ entfuhr es ihr leise.

Here we go, Sister!

Einer Springflut gleich brandete das Feuer über das Schiffsdeck.

Die meisten der Buccaniere wurden davon kalt erwischt.

Obwohl... kalt dürfte es kaum einem nach dieser Attacke sein.

Viele, denen der Hosenboden in Brand gesetzt worden war, retteten sich mit einem beherzten Sprung in die Fluchten.

Die Verbliebenen rannten mit dem Mut der Verzweiflung oder der Dummheit des Hochmuts gegen die beiden Angreifer an.

Doch die wenigen die Ace Flammesturm entkommen konnten, rannten direkt in die Hiebe und Tritte von Crystal hinein.

Die dunkelhäutige Frau schien wenig Rücksicht auf ihre männliche Verwandtschaft zu nehmen und Gnade war wohl ein gänzliches Fremdwort für sie.

Gerade knallte sie ihren Absatz mit voller Wucht einem jungen Kerl in die untere Hemisphäre. Dabei war der arme Tropf sicher zehn Jahre jünger und eine ganzen Kopf kleiner als Crystal.

Mit einem Aufschrei flog er rückwärts und knallte direkt in die Wasserfässer hinein. Die fielen und polterten mit lautem Getöse in alle Richtungen um und rissen so auch noch die letzen von den Beinen.

„Alle Neue!“ knurrte Crystal mit bittersüßem Lächeln.

Im nächsten Moment zog sie einem Angreifer den Schaft ihres Gewehr über die Rübe, dass der Sternchen sah.

Doch durch die Drehung bemerkte sie aus dem blinden Winkel den nächsten Kerl nicht. Doch bevor der ausholen konnte, kaum ihm eine Faust in die Quere.

„Was zum...!“ keifte Crystal erbost. „Was soll das! Ich hab gesagt, ich werd’ schon allein mit der Rasselbande fertig!“

„Das seh ich!“

„Hör auf!“ fauchte sie dennoch aufbrausend weiter, als Ace nicht von ihrem Rücken wich. „Ich bin mein Leben lang sehr gut ohne männliche Hilfe gefahren.“

„Tut mir leid, aber das geht nicht!“

„So, und warum!“

„Ganz einfach! Du bist Paps Tochter und...“

„HÖR MIT DEM MIST AUF!“

„... und deshalb bist du meine Schwester! Und ich habe stets auf meine Geschwister Acht gegeben!“

Für einen Herzschlag lang schien alles zu Erstarren.

Crystal war komplett sprachlos.

Sie starrte Ace nur an.

„Kopf runter!“

Blitzschnell riss sie ihn mit sich zur Seite. Geschickt rollten sich beide ab und standen im nächsten Moment wieder Seite an Seite.

„Dann gewöhn dich besser daran, dass eine große Schwester ebenfalls immer ein Auge auf ihren Bruder hat!“

„Aber ja doch... Nee- chan!“

Crystals Augen funkelten fröhlich und zum ersten Mal lächelte sie wirklich. Kein diabolisches Haifischgrinsen, das sie sonst immer zur Schau trug.

„Na schön. Dann auf ins Getümmel!“

Mit diesen Worten gingen beiden lautschreiend zum Angriff über.

Die verbliebenen Buccaniere hatten den gemeinsamen Kräften von Ace und Crystal recht wenig entgegen zusetzten. Es war schon was dran an der Aussage, dass aus den Reihen der Baker schon lange nichts Brauchbares mehr kam.

Kein brauchbarer Kerl, bei den Weibern allerdings sah die Sache anderes aus.

„Komm ihr diesmal bloß nicht zu nahe.“ Zischte die weißhaarige Frau ein weiteres Mal, als schließlich nur noch Emeryl zwischen ihnen und Anny stand.

Die wirkte von der Situation nicht im geringsten eingeschüchtert. Im Gegenteil, nach der Warnung wurde ihr Grinsen nur noch breiter.

„Keine Sorge, ich hab meine Lektion gelernt: Geh nie mit einer von euch auf Tuchfühlung!“

Anfangs lockte der Spruch bei seinem Gegenüber nur ein müdes Lächeln hervor, dann aber grinsten Ace schon bald wieder Crys „Haifischzähne“ entgegen. In den eisblauen Augen funkelte der Schalk.

„Solange du mich nicht vorher auf die Palme bringst, können wir gerne wieder mal kuscheln, Sunny!“

Da war es wieder... Jenes Wort, dieser Name. Und dieses Mal bestand kein Zweifel das und zu wem Crys es gesagt hatte.

//Aber das... ist doch nicht möglich!// ging es dem jungen Piraten durch den Kopf. Viel Zeit zum Überlegen hatte Ace allerdings nicht. Jetzt zählten erst mal andere Dinge.

„Weißt du was ich mich frage.“ Meinte er stattdessen zu Crys, den Blick auf Emeryl gerichtete. „Wo steckt wohl ihr rotäugiges Pandon?“

„Ach, hast du mich etwa vermisst, mein Süsser?“

Wie ein wilder Derwisch kam plötzlich der zweite Zwilling aus dem Nichts herangesaust. Wie vorhin auf Coral Island verlor Ruby weder Zeit noch Worte. Zielgenau ging sie auf die Angreifer los, wich spielerisch den verteidigenden Schlägen von Crys aus und hielt weiter auf ihr „ausersehenes Opfer“ zu.

„Großer Fehler, mein Schnuckelchen! Diese Mal bist du nämlich fällig!“

„Ach ja!“

Aufgrund von Crystals Warnung und den einschlägigen Erfahrungen, ließ Ace den Wildfang nicht mal annährend in seine Nähe kommen. Auch wenn das Ausweichen und Rückzug bedeutete.

Der rotäugige Zwilling jagte ihn mit halsbrecherischem Tempo über das Deck des Schiffes, und geizte dabei weder mit Geschossen (besonders beliebt war ihre rasiermesserscharfe Boomerang- Klinge) noch mit bösartigen Sprüchen.

„Na was ist los, Flammenwerfer? Haste die Hosen voll oder ist dir der Sprit ausgegangen?“

„Weder das einen noch das andere!“

In der Drehung fegte ein Feuersturm in Richtung Schreihals, die Flammensäule wuchs binnen Sekunden in den Himmel hinein und fackelte dabei die Takelage vom Hauptmast ab. Ruby war leider rechtzeitig ausgewichen und thronte nun wie eine Raubkatze auf der Brüstung des Achterdecks.

Crystal hatte sich in der Zwischenzeit Emeryl vorgeknöpft.

Lauernd beäugten sich die beiden Frauen, beide wachsam eine Hand auf der eigenen Waffe. Emeryl versuchte es schließlich mit ihrer liebsten, der Provokation.

„Du bist es also wirklich!“

„Wie du siehst!“

„Hätte echt nicht gedacht, dich Flittchen noch mal wieder zusehen. Ist das Absicht oder Zufall?“

„Was!“ Crystals Kippe wechselte von links nach rechts.

„Die //neue// Haarfarbe. Früher hast du dir doch sonst was auf deine rabenschwarze Mähne eingebildet!“

Crys zog gelangweilt ihre schräge Augenbraue einen Deut höher.

„Weder das //eine// noch das //andere//“ versetzte sie erstaunlich ruhig, allerdings ertönte ihr //Zähneknirschen// deutlich. Emeryls Grinsen wurde triumphierend.

„Und ich dachte schon, da käme,... dein VÄTERLICHES Erbe durch!“

Gebannt beobachtete sie ihre Cousine, doch Crystal enttäuschte ihre Erwartung. Die weißhaarige Frau nahm lediglich ihre Kippe zwischen die Finger und blies lässig eine Rauchwolke. Ein cholerischer Wutanfall wie heute Mittag in der Kneipe blieb aus.

„Das ihr immer noch glaubt, ihr könnt mich damit ewig aus der Reserve locken. Emeryl, jeder Witz wird einmal alt!“

„So wie du! Deine glorreichen Jahre sind doch längst Geschichte. Du solltest kürzer treten und das Feld anderen überlassen!“

„PFFF! Verwechselst du mich da nicht mit dem alten Besen, der schon längst über ihren Zenit ist? Im übrigen,... für wen denn? Etwa für dich und dein bescheuertes //Spiegelbild//?“

Crystal betonte die Spitze absichtlich. Postwendend kam auch die //keifende// Antwort angesaust.

„WER IST HIER BESCHEUERT!“

Rubys sowieso feuerroten Augen schienen in ihrer Rage gerade zu funken zu sprühen. Doch bevor sie auf Crys los gehen konnte, mischte sich Emeryl wieder ein.

„Schwesterchen, nicht doch. In solchen Fällen.... stehen uns doch viel geeignetere Mittel und Wege zu Verfügung.“

Das bösartige Funkeln in den smaragdgrünen Augen bedeutet nichts Gutes. Und Ruby schien auch gleich zu verstehen, was ihre Schwester meinte. Denn in den Rubinaugen funkelte es ebenso unheilvoll.

„Was zum Kuckuck... haben die jetzt wieder vor!“

Ace war neben Crystal getreten. Die wirkte einen Moment verwirrt, dann aber schnellten ihre Augenbrauen in die Höhe.

„SCHEIßE!“ entfuhr es ihr.

Tanz mit dem Teufel

Gebannte Stille machte sich an Deck des Buccanier- Schiffes breit. Immer noch lauerten die Zwilling stumm auf der Brücke, die trügerischen Augen auf ihre Gegner gerichtet.

Und da Crystals Zukunftsprognose alles andere als zuversichtlich klang, wappnete Ace sich vorsorglich gegen einen äußerst vehementen Frontalangriff der beiden Biester

Doch nichts dergleichen geschah.

Emeryl und Ruby hatten lediglich nebeneinander Position bezogen, die einen den linken die andere den rechten Fuß auf der Brückenbalustrade aufgesetzt und die Köpfe gesenkt. Doch keine der zwei machte eine verdächtige Bewegung- Sie standen nur stumm wie Teile der Balustrade da.

Zu ruhig... und zu verdächtig!!

Misstrauisch hielt Ace nach versteckten Waffen Ausschau. Er war diesen Satansbraten einmal leichtsinnigerweise in die Falle getappt. EINMAL und NIE wieder!

Doch das Geschütz das die Zwillinge auffuhren, übertraf bei weitem Alles womit der junge Pirat gerechnet hatte.

Auf ein stummes Kommando hin, verhakten die beiden Finger, Hände, Arme und Beine auf äußerst bizarre Art und Weise. Und wie eine anmutige Anemone unter Wasser, lösten die Frauen ihre „Umarmung“ wieder und verknoteten sich erneut ineinander.

Dabei wechselten die Schwestern geschmeidig die Position.

Alles sah mehr oder weniger wie ein etwas exzentrisches Affentänzchen aus.

Doch als die beiden die Köpfe hoben, trat die volle Wirkung jenes „Tänzchens“ in Kraft.

„Gott, verdammt was..!“

„Scheiße, Kopf einziehen Sunny!“

Bevor sie wussten was mit ihnen geschah, gingen Ace und Crystal ohne das sie es wollten, aufeinander los. Den Grund dafür hörten sie kurz darauf durch ihre Köpfe hallen.

//Na mein kleiner Bunsenbrenner!// echote Rubys spöttische Stimme durch Ace Gedanken. //Überrascht!//

Noch bevor er etwas erwidern konnte, spürte Ace das seine rechte Faust kurz davor war einen Feuerstoß in Crys Richtung abzufeuern.

„Weich aus, weich aus! Ich kann’ s nicht mehr...“

Heiß brandete die Feuersäule quer übers Deck, Crys war im letzten Moment darunter hinweggetaucht.

Allerdings zielte nun der untere Teil von deren Waffe direkt auf ihn.

Doch irgendwie schaffte die weißhaarige Frau noch, bei dem Hieb, mit dem ihr Musketenschaft Ace Schädel spalten wollte, das Gewehr los zulassen.

Long Silver trudelte in eine Ecke des Mitteldecks und war so außer ihrer Reichweite.

„Ey, Schwesterherz was soll das denn?“ beschwerte sich nun Ruby. „Warum hast du das gemacht!! Du spielst nicht fair!“

„Im Gegensatz zu dir, ist mein „Opfer“ äußerst schwer zu lenken!“

„Quatsch! Du willst doch nur nicht gegen Kodex verstoßen!“

„Tsss, das ich nicht lache! “

Emeryl’ s grüne Augen blitzen verächtlich auf.

Im nächsten Moment erwischte Crystals Rechte wieder ein Büschel Haar und Ace Stirn machte schmerzhaft Bekanntschaft mit ihrem rechten Knie. Und das mehrmals bis er sie endlich packen und wegschleudern konnte.

„Tut mir leid!“ rief er ihr nach.

„Oh es wird dir gleich richtig leid tun, mein Kleiner. Und du Schwesterherz halt jetzt endlich mal still, sonst treff’ ich ja nie!“

Rubys Worte ließen auf das Schlimmste schließen und das Ausmaß auf welche die Feuerkraft in seinem Innern anwuchs war alarmierend.

Wenn ihre Schwestern Crystal wirklich ruhig halten konnte und diese die volle Wucht der Feuersalve abbekam...

„Nein, Nein. NEIN! Hört auf damit!“

Obwohl er keine Ahnung hatte, wie er es anstellen sollte, versuchte Ace sich gegen Rubys Befehle zu wehren. Es gelang mehr oder weniger, zumindest konnte er die Richtung etwas abändern.

Dennoch war von der Steuerbord- Seite des Schiffs nur noch wenig übrig.

„Verdammt noch mal!“ fluchte der rotäugige Zwilling verärgert. „Warum muss mir eigentlich jeder die Tour vermasseln!“

„Weil du einfach schlichtundergreifend nur dämlich bist!“ keifte eine Stimme.

Ruby regierte darauf wie sie es immer tat: Klatschend verpasste sie ihrer Zwillingsschwester eins auf den Deckel.

„Halt die Klappe du dämliche Ziege!“

„Das war ich nicht, du schwerhöriges Mondkalb!“ verteidigte sich Emeryl sofort und quittierte Rubys Rüffel mit einem Tritt auf' s Fußgelenk.

„AUTSCH! Spinnst du, ich bin doch hier nicht die Masochistin! HIER! Sag gefälligst Danke hierfür!“

Krallen schnappte nach Emeryl’ s Haaren und rissen kräftig daran.

„Verrücktes Huhn, hör auf! Lass deine überflüssigen Aggressionen lieber an diesem kleinen Biest da hinter uns aus.“

„Wem denn? Wer... Ach duuuuuuu!“

Rubys wütenden Augen richteten sich auf den Ursprung allen Übels.

Ängstlich macht das blauhaarige Mädchen ein Schritt nach hinten.

In all dem Trubel hatte keiner mehr wirklich auf Anny geachtet. So hatte sich die Kleine bei der ersten Gelegenheit ihrer Fesseln entledigt und war in Deckung gegangen.

Als sie aber sah wie die beiden Zwilling zu ihrer übelsten Waffe griffen, gab es für sonst so ängstliche Mädchen keine andere Wahl. Auch wenn das bedeutete sich selbst wieder in das Schussfeld der Schwestern zu begeben.

„Du kleines, unverschämtes...NA warte, jetzt kriegst du dein Fett weg!“

„RUBY! Wag es ja nicht jetzt...!“ rief Emeryl noch, da schoss ihre Zwillingsschwester schon hinter dem flüchtenden Mädchen her.

Anny schoss so schnell ihre Füße sie trugen davon, hechtete über die Brücken- Balustrade und rollte sich flink über die Deckplanken ab. Kaum auf den Füssen rasten sie auf die Groß- Wanden der backbord gelegenen Seite zu und kletterte daran in die Höhe. Die beiden Zwillinge saßen ihr dicht im Nacken.

Ace und Crystal konnte die Hetzjagd, die wild von einem Mast zum anderen verlief, nur regungslos zusehen.

„Verflucht noch mal! Wieso kann ich mich immer noch nicht bewegen!“ fluchte der junge Heißsporn wütend.

„Weil diese zwei Biester uns immer noch am Wickel haben! Sch... noch mal, solange die beiden nicht der Schlag oder sonst was trifft, spielen wir noch ewig ihre Hampelmänner!“ fauchte Crystal bösartig.

„So und warum hast du die zwei nicht vorhin, davon abgehalten als du Gelegenheit zu hattest?“

Die abtrünnige Baker knurrte etwas, dass klang wie: „Wegen dem scheiß Kodex!“

Ein Schrei über ihnen ertönte.

Die Schwestern hatten Anny auf der obersten Rahe gestellt, Emeryl auf der steuer- Ruby auf der backbord Seite.

Das kleine Mädchen, das sich ins Krähennest geflüchtet hatte, wand ängstlich den Kopf nach links und recht. Aber der einzige Fluchtweg den sie noch hatte, war auch gleichzeitig der tödlichste.

//Was hat sie da für Leinen in der Hand? Die sind doch viel zu dünn! Die würde ihren Fall niemals standhalten, wenn sie wirklich...//

Während Ace dieser Gedanke durch den Kopf raste, setzte Anny bereits einen Fuss auf den Rand des Korbs.

Sie kniff noch einmal ängstlich die Augen zusammen und drückte sich ab.

„ERWISCHT!“ kreischten die Zwillinge triumphierend. Ruby hatte sie am Köchel und Emeryl an ihrer bevorzugten Stellen, den Haaren gepackt.

Doch sie sollten sich so getäuscht haben.

Eine gezielter Tritt mit der Hacke traf Ruby' s Stupsnase und ließ diese kreischend zurückfahren. Und bevor sie überhaupt was geschehen war, hatte Emeryl nur noch ein Büschel Haare in den Hand. Doch lange Zeit sich darüber zu wundern, hatte die Buccanier nicht. Denn keine Sekunde darauf spannten sich die Leinen straff und die Schwestern wurden mit einem synchronem Aufschrei nach hinten gerissen.

Denn so kopflos, wie es den Anschein gehabt hatte, war Anny' s Flucht nicht gewesen. Während sie nämlich flink wie ein Eichhörnchen von Rahe zu Rahe gesprungen war, hatte sie unbemerkt aus losen Leinen, zwei Fallstricke gemacht und diese so ausgelegt das die Zwillinge nur noch hineintreten mussten.

Mit dem Sprung vom höchsten Punkt zog sie nun die Seile an und bevor die beiden Biester sich’s versahen, schlugen Emeryl und Ruby sich gegenseitig K.O. als sie mit ordentlich Schmackes gegeneinander donnerten.

Das weitgespannte Vorsegel hatte mittlerweile Anny’ s Flug wie ein Sprungtuch abgefangen. An einer Raffleine geklammert sauste sie auf die untere Rahe und von dort über eines der Haltetaue auf’ s Deck. Allerdings mit immer noch zuviel Schwung, so das der Abstieg in einer etwas unsauberen Rolle mit Überschlag endete. Regungslos blieb das Mädchen auf den Planken liegen.

„ANNY!“

Durch das unrühmliche K.O. der Zwillinge, endlich aus ihrem „Zauber“ befreit, eilten Crystal und Ace zu der Kleinen. Doch anscheinend hatte sie sich nicht ernsthaft verletzt.

„Ich hab’s getan! Ich hab’ s wirklich getan. Ich hab mich gewehrt.“ murmelte sie zunächst noch total verblüfft, dann aber begann das Mädchen immer lauter zu lachen. Zu lachen und zu heulen.

Tröstend drückte Crystal sie an sich und strich ihr beruhigend über den Kopf

„Hast du Kleines, hast du! Selbst ich wäre nie so schnell auf solch einen Einfall gekommen!“

„Es war ... irgendwie war es auf einmal ganz leicht. Ich hab... hab einfach gewusst was ich tun musste. Und ich hab’ s getan, einfach getan!“

Ein vergnügtes Funkeln funkelte in den honiggoldenen Mädchenaugen auf. Jenes Funkeln das Ace vorhin schon einmal bei Anny aufblitzen gesehen hatte. Und dieses Mal schien sie es zu bewahren.

„Los lasst uns von hier verschwinden. Ich hab die Nase voll von dieser Bande! Nichts gegen euch zwei, aber in der nächsten Zeit sollte besser kein weiterer Baker- Buccanier meinen Weg kreuzen. Sonst garantiere ich für gar nichts!“

Ace hatte das eigentlich als Scherz gemeint, aber das Schicksal schien heute absolut keinen Spaß zu verstehen.

Ebenso wenig wie die Stimme, die plötzlich grollte: „ Das werden wir noch sehen!“

Die Wurzel allen Übels

„Sieh an, sieh an! Wen haben wir denn da!“ fuhr die Stimme fort.

Düster und eisig hallte sie übers Deck des Buccanier- Schiffs. Und sie verfehlte nichts an ihrer Wirkung.

Die beiden Frauen an Ace Seite erstarrten augenblicklich. Anny begann sofort wieder zu schlottern wie ein verängstigtes Kaninchen. Und selbst Crystal, die Ace eigentlich für abgebrühter eingeschätzt hatte, klammerte ihre Hände mit einem Mal so fest um den Schaft von //Long Silver// das ihre Handknöchel zutage traten.

„Du bist es als wirklich, Missy. Und mein kleines Goldstück hast du auch im Schlepptau. Wie passend!! Meine zwei „Sorgenkinder“ kommen endlich nach hause!“

Ein lautes Pochen erklang vom Bauch des Schiffes her. Langsam und beständig näherte es sich dem Niedergang. Ohne das sie es merkten machten Crys und Anny eine Schritt rückwärts.

„Ahaaa, hast wohl nicht mit mir gerechnet was Missy?“ tadelte die Stimme mit einem abfälligen Laut. „Dabei dachte ich, du hättest wenigstens die Grundzüge im Kampf begriffen:

//Rechne immer mit dem Unvorhersehbaren!// Das ist unserem Fall ja keine große Kunst!

Aber was rede ich! An dich unnützes Gör ist ja selbst der Bruchteil unseres Erbes glatte Verschwendung!“

Alles klang nach noch mehr Ärger in Ace Ohren. Nach verdammt großem Ärger!

Und nach dem „Tänzchen“ mit den beiden Schwestern gerade, fragte er sich was wohl da unten auf sie lauerte. Egal wer oder was, mit jedem Pochen kam es der Stiege näher.

Und die Tatsache das selbst ein „alter Hase“ wie Crystal ins Schwitzen geriet, verhieß wirklich nichts Gutes. Daher richtete der junge Pirat all seine Aufmerksamkeit auf die Falltür, die nun mit einem lauten Quietschen auftat.

Eine eher unscheinbare Gestalt trat aufs Deck.

Selbst Anny war größer als dieses alte Weibstück, was wohl aber daran lag das sie vorn übergebeugt ging. Ihre kurzen stämmigen Arme stützen sich auf einen Stock, dessen Knauf ein schiefgrinsender Totenschädel war.

Ein weitgeschnittenes Kleid mit schrill buntem Blumenmuster schlackerte um die knochige Gestalt. Der Turban, den sie auf ihren staubgrauen Krauslocken trug, hatte das gleiche Muster. Eine riesige Rauchschwade, die einer stinkenden Zigarre zwischen ihren dicken Lippen entstieg, umgab die alte Frau wie eine düstere Aura.

Ein Paar kleiner, dunkler Knopfaugen nebst Schlupflider beäugte das Trio vor sich missgünstig, während die Alte weiter auf sie zu stakste.

Mittlerweile hatte Crystal sich wieder soweit gefangen, dass sie lässig konterte:

„Ma! Wie nett! Hab in der Tat nicht damit gerechnet, dich mal außerhalb deiner Lasterhöhle anzutreffen. Muss die Geisterbahn nun vorübergehend schließen?“

„Witzig! Missy, die ganze Welt ist eine Lasterhöhle. Das hatte ich dir bereits vor zwanzig Jahren in deinen Sturschädel geprügelt!“

„Allerdings! Und du bist aller Welt Puffmutter!“ entgegnete Crystal unverfroren.

Knurrend kniff die Alte ihre ohnehin schmalen Augen weiter zusammen.

„Sieh dich vor du widerspenstiges Balg!

NOCH... habe ich gute Laune. Es hat mich tatsächlich amüsiert zusehen, das wenigstens eins meiner Rangen gelernt hat wie man mit einer Bande von Nichtsnutzen fertig wird!“

Ihr Blick wanderte über das Deck auf dem hier und da jemand stöhnte und jammerte.

„Elende Versager!“ sprachs und spuckte aus.

Crys ließ sich davon weder verunsichern noch einlullen. Sie verzog nur ungläubig das Gesicht.

„Ach wirklich? Ich hätte ’nen Hunderter darauf verwettet, dass du mir jetzt gleich wieder die Schuld für ne Gallenkolik in die Schuhe schiebst!“

„Papperlapapp! Meine Galle nebst meiner Leber spielen ohnehin verrückt, seit du verschämtes Gör auf der Welt bist!

Von allen dämlichen Aktionen, die sie zu Lebzeiten angezettelt hat, war sich auf dieses „Experiment“ zu melden, die mit Abstand bescheuerste!! Aber was will man auch erwarten! Sonderlich viel Grips hatte dieses durchtriebene Flittchen, die sich mit dir schwängern ließ, ohnehin nie!“

Einen Herzschlag lang hallten jene vernichtenden Worte wie ein Paukenschlag über das Schiffsdeck.

Als Ace bemerkte das Crystal’ s Fäuste vor Wut zu zittern begannen, da raste diese im selben Moment auch schon mit einem zornigen Aufschrei und hocherhobener Waffe auf die alte Frau zu.

Und mit der selben Geschwindigkeit und Schrei flog die weißhaarige Frau im hohen Bogen durch die Luft, knallte mehrere Meter oberhalb der untersten Großrahe gegen den Mast und fiel haltlos zurück auf die Deckplanken.

Alles war so erschreckend schnell gegangen, dass Ace und Anny nur ungläubig Augen und Münder aufreißen konnten.

„Anfängerfehler, Missy!“ urteilte Ma mit zynischem Grinsen.

„Hab’ s gemerkt!“

Knurrend und fauchend stemmte sich Crystal wieder in die Höhe. Dieses Mal hatte die dunkelhäutige Amazone einige Schrammen und Kratzer kassieren müssen. Ihr düsterer Blick richtete sich lodernd auf die Alte.

Ein „Was zum...“ lag Ace bereits auf den Lippen, da wisperte Anny’ s ängstliche Stimme: „Sieh nicht hin! Sieh ihr unter keine Umständen in die Augen oder sie... “

Weiter kam die Kleine nicht, denn im nächsten Augenblick fegte „etwas“ Anny von den Beinen und schleuderte sie einmal längs übers Mitteldeck.

„Zwecklos Kindchen! Das ich den Leuten in die Augen blicken muss um meine „Spielchen“ mit ihnen zu treiben, ist nichts weiter als ein lächerliches Ammenmärchen. Gesponnen von meiner eigenen Brut!“

Wie zum Beweiß ihrer Worte, verpasste das Clanoberhaupt der erneut angreifenden Crystal einen weiteren „Freiflug“. Dieses Mal verlief die „Flugbahn“ von Ma’ s widerspenstigen Enkeltochter einmal quer durch die komplette Takelage und endete draußen im Bugnetz.

Und dieses Mal blieb Crystal regungslos liegen.

Ma zog daraufhin an ihrer Zigarre und wackelte abfällig mit den Augenbrauen.

„Unbelehrbar wie eh und je!!“ brummte sie dabei. Mit einem lauten Schnauben blies die alte Hexe den stinkenden Qualm ihrer Zigarre in die Nacht. Dann wandten sich ihre giftigen Frettchenaugen auf Ace.

Obwohl der es schon mit weit anderen und fruchteinflössenderen Gegnern (Paps inbegriffen) zu tun gehabt hatte, diese alte Hexe war ihm suspekt.

Und die Art und Weise wie sie mit ihren Nachkommen umsprang... dagegen war ja Dadan eine liebevolle und fürsorgliche Ziehmutter gewesen!!

„Bist ganz dein alter Herr, Bengel!“ meinte die Alte schließlich schmauchend, ein breites Grinsen im zynischen Gesicht. So als wüsste sie ganz genau, dass sie mit diesen Worten Ace Wut ordentlich Zunder verpasste.

Aber so einfach wollte der es der alten Vettel nicht machen. So verschränkte der junge Pirat einfach die Arme vor der Brust, lugte Ma unter der Hutkrempe hervor an und zuckte dann nur mit der Schulter.

„Kann ich nicht beurteilen. Ich hatte nie das Vergnügen meinem Erzeuger vis à vis zu stehen.“

„Ich schon!“ meinte Ma weiter provozierend

„Ein großspuriger, eitler Fatzke, der sich mit Vorliebe gern mal selbst überschätzte. Und wie so was endet... das hab ich in den vergangenen Jahre nur zu oft erlebt.

„Und seit wann ist das? Seit dem Aussterben der Dinosaurier?“

„Netter Versuch mein Kleiner, aber um mich auf die Palme zu bringen braucht’ s schon etwas mehr.“

Lauernd beäugten die alte Kopfgeldjägerin und der junge Pirat einander.

Ace zögerte seine Teufelskräfte gegen das Weib einzusetzen. Der Schuss war ja schon bei den Zwillingen nach hinten losgegangen.

Aber welche Wahl hatte er sonst? Schließlich fiel eine direkte Konfrontation aufgrund dieser tückischen Fähigkeit flach.

Ergo hatte er nur eine Wahl: Er musste diesen qualmenden Besen austricksen! Aber wie?

Einen alten Fuchs in die Falle zu locken war leichter gesagt als getan.



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  So-Chan
2010-12-13T20:32:57+00:00 13.12.2010 21:32
So ich habs geschafft ich hab sie durch ^.^
Und ich bin begeistert *.*
Deine Schreib weise is echt klasse!
Besonders wie du deine Einzelnen Charaktere immer wider neu in Szene setzt gefällt mir sehr gut ich freue mich auf Weitere Kapitel!
Von:  H-A-N-A
2010-04-17T08:26:59+00:00 17.04.2010 10:26
Heey ^^
das Kapitel ist klasse :)
Chrystal ist echt ein.. mhh .. Mysterium für sich? xDD
aber bin schon gespannt wie's weiter geht ^^
schreib schnell weiter <3

Glg
Hana
Von:  Hyoura
2010-04-17T07:51:29+00:00 17.04.2010 09:51
Chrystal ist ja mal ein mysteriöser Charakter o.o
Frag mich echt wie sie das hingekriegt hat xD
auf alle Fälle ein tolles Kapitel!!!
Bin ja mal gespannt, wie sie Anny da raus holen wollen... Ace hatte ja schon mit nur zwei Bakers seine Probleme...
Freu mich schon auf das nächste Kapitel^^
lg Hyoura
Von:  liquid
2010-04-06T08:35:36+00:00 06.04.2010 10:35
Supergenial, bin gespannt obs und wie es weiter geht.

Und Ace is nich ooc

;)


Aber jetzt kann ich endlich sie mal malen, musste erstmal ja wissen wie ihr wesen von dir auch so is ;)
Von:  Hyoura
2010-03-14T14:46:07+00:00 14.03.2010 15:46
oh... mein... gott *sämtliche verfügbaren Kinnladen runterklapp*
Dein Schreibstil ist echt einfach nur klasse... Das sieht so leicht aus, wie du die ganzen Vergleiche in den Text reinfädelst, man kann ishc das alles immer so gut vostellen... (will ich auch können TT_TT)
Und dann die Story dazu... das ist so cool *_* bin einfach nur sprachlos...
ich bin schon total gespannt darauf, wies weitergeht^^
Kritik hab ich keine...
mfg Hyoura
PS: Der Name des Dorfes Alaplage, ist der zufällig so gewählt oder ist das Absicht?
Von:  H-A-N-A
2010-02-03T13:54:04+00:00 03.02.2010 14:54
super Kapitel
bin schon ganz gespannt wie's weiter geht <3
schreib schnell weiter ^______^
Glg Flower-chan
Von:  H-A-N-A
2010-02-03T13:53:14+00:00 03.02.2010 14:53
tolles Kapitel <3
*nächstes liest*
Von:  Wolfs_Tatze
2010-02-01T15:04:46+00:00 01.02.2010 16:04
... Puuuuhh, ganz schön was los ^^
Von:  Wolfs_Tatze
2010-02-01T14:52:40+00:00 01.02.2010 15:52
..... hach, ich bin noch lange von so ner Schreibweise entfernt U.U
Von:  Wolfs_Tatze
2010-02-01T14:43:29+00:00 01.02.2010 15:43
Ace- kun sitzt lässig auf'm Stuhl??? So wie in Alabasta??? (Wie'n Mädchen XD)

Neee, Scherz.....

Ich bleib weiterhin treu ^^


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