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Moonlight and Darkness

von

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zwei

Seit ihrer letzten Begegnung waren nun schon zehn Jahre vergangen. Die schöne Elfe saß auf einer Wiese und meditierte umringt von Bäumen und Büschen, sowie Schmetterlingen, die in der Luft um sie herum tanzten. Leise schlich sich der 15 Jahre alte Prinz an die Frau heran und holte tief Luft. Doch bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, vernahm er ihre Stimme.

„An Eurer Stelle würde ich das unterlassen, mein Prinz!“

Der Angesprochene fühlte sich ertappt und bließ die angestaute Luft wieder heraus.

„Woher wusstest du, dass ich es bin und nicht irgendein Fremder?“

„Ein Fremder hätte wohl kaum Zutritt zum Schlossgarten und außerdem stellt Ihr Euch beim Anschleichen ebenso geschickt an wie eine Horde Riesen.“, entgegnete die schöne Frau belustigt und stand auf. Behände klopfte sie sich den Dreck von ihrer Kleidung und wandte sich dem Knaben zu.

Der Prinz verzog seine Lippen zu einem Schmollen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war beleidigt.

Sie beschloss das Thema zu wechseln und fragte ohne Vorwurf:

„Seid Ihr wieder vor Eurem Unterricht gepflüchtet?“

Der Junge nickte und erwiderte: „Wozu soll ich lernen, wenn das ganze später andere für mich übernehmen?“

Die Elfe schenkte ihm daufhin ein warmes Lächeln und antwortete:

„Ein guter König weiß alles über sein Volk und sein Land und ist immer bemüht stets ein Vorbild zu sein... Oder wollt Ihr Euch später nachsagen lassen, dass Ihr dumm seid?“

„Heißt das etwa, dass du mich für dumm hältst?“

„Keineswegs... Ihr denkt meistens nur nicht nach bevor Ihr etwas tut... Ebenso ist Eure Einstellung nicht die, die man von einem König erwartet. Meint Ihr nicht?“

„Hm... ja schon...“, murmelte er und blickte beschämt zu Boden.

Plötzlich erschien Grindor, ein Zwerg, der dem Prinzen den Umgang mit dem Schwert beibrachte. Elandra zeigte dem Thronfolger widerrum den Umgang mit Pfeil und Bogen.

„Ach hier haltet Ihr Euch auf...“, murmelte der bärtige Mann und warf der Elfe einen argwöhnischen Blick zu, „...Der Magier sucht bereits nach Euch, mein Prinz.“

Sodan der Weise, war ein Magier, der bereits mehrere jahrhunderte auf dem Buckel hatte und demzufolge das Wissen, das er dem Jungen lehrte, nicht nur aus Büchern bezog, sondern meist selbst dabei gewesen war. Allerdings war er deswegen auch sehr redselig und oft verwirrt.

Der Prinz rollte nur mit den Augen und machte sich auf den Weg ins Schloss.

Als der Knabe außer Hörweite war, begann der Zwerg zu sprechen:

„Seit Ihr hier seid, benimmt er sich wie ein liebestoller Narr...“

„Wäre es Euch lieber, wenn er Euch stattdessen nachstellte?“, entgegnete die Frau neckend.

Grindor strafte sie daraufhin mit einem bösen Blick.

„Er ist noch ein Kind... früher oder später verliert er eh das Interesse an mir...“, erklärte sie.
 


 

In den zehn Jahre hatte sich für Welverin so einiges geändert. Er gehörte nun dem Hause Kilsek an. Es war das erste und mächtigste aller Häuser nachdem das Haus Baenre ausgelöscht worden war. Der junge Drow hatte sich als besonders skrupeloser und brutaler Assassine einen Namen gemacht und war so zum Geliebten der Oberin Kanar aufgestiegen. Das bedeutete, dass er das ränghöchste männliche Familienmitglied war und er über allen anderen stand, was er die anderen auch oft spüren ließ.

Nach einem anstrengenden Tag schmiss er sich auf sein Bett und starrte an die Decke. Er dachte an die schöne junge Elfe, der er im Wald begegnet war. Wie das Tuch, dass sie notdürftig um sich gebunden hatte, ihre Kurven schmeichelte. Ihre Stimme, die ihm mit Verwunderung ein zaghaften ‚danke’ entgegnete und dann waren da noch ihre Augen. Sie waren so tief blau, dass man beinahe in ihnen versank.

Mein Name ist Elandra Lunaris... merk ihn dir!

Ihre Worte waren so präsent, als hätte er sie gerade erst vernommen. Hatte es jemals einen schöneren Namen gegeben? Welverin bezweifelte es. Von einer plötzlichen Müdigkeit ergriffen, schloss er die Augen und war kurz darauf im Land der Träume.
 

Unruhig wälzte er sich hin und her. Seine Untaten verfolgten ihn wieder in seinen Träumen. Er hörte Todesschreie seiner Opfer, sah das Blut, das langsam in den Boden sackerte und Leichen, die seinen Weg pflasterten. Er roch das verwesende und verbrannte Fleisch, hörte die Knochen seiner Gegner zersplittern und Gliedmaßen zu Boden fallen, das Flehen verzweifelter Mütter um ihre Kinder.

Ein knarzen an der Tür ließ ihn seine Augen aufschlagen. Da versuchte sich eindeutig jemand in sein Zimmer zu schleichen. Seine Hand wanderte langsam unter sein Kissen, wo sich ein Dolch befand. Vorsicht war immer besser als Nachsicht.

Als sich der ungebetene Gast über ihn beugte, packte er ihn am Arm und riss ihn aufs Bett. Er setzte sich rittlings auf die Person und hielt ihr seinen Dolch an die Kehle. Die junge Frau unter ihm, schaute ihn unbeeindruckt an.

„Was willst du?“, zischte der Drow und ließ von ihr ab.

„Das weißt du nicht?“, witzelte sie und richtete sich auf, „Liegt das nicht auf der Hand?“

Er musterte sie misstrauisch und antwortete: „ER schickt dich, hab ich recht?“

Sie grinste und zog das Tuch, das ihr Gesicht verhüllte ab: „Enttäuscht?“

„Eher erleichtert...“, entgegnete er ruhig.

Sie schaute ihn daraufhin piekiert an und keifte: „Alles klar!“

Er blickte sie amüsiert an und meinte dann: „Also? Was will er?“

„Er ist vielleicht ein wenig besorgt darum, dass du bei deinem ganzen ‚Luxus’ vergisst, weshalb du ursprünglich hier bist...“, meinte sie und sprach das Wort ‚Luxus’ absichtlich betont aus.

„Richte ihm aus, dass er sich ganz sicher sein kann, dass das nicht der Fall ist...“, murmelte er.

Plötzlich konnte man Schritte vor seiner Tür vernehmen, alamiert blickten die beiden zur Tür und anschließend sich gegenseitig an. Geistesgegenwärtig zog sie ihr Oberteil aus und schmiss es auf den Boden. Er zog die Decke über sie und blickte zur Tür. Keine Sekunde zu früh, denn schon öffnete sie sich und zwei männliche Drow betraten den Raum. Sie schauten sich misstrauisch um und blieben bei der Gestalt im Bett hängen.

„Beachtet sie nicht... sie schläft... also?“, murmelte Welverin scheinbar gelassen.

„Oberin Kanar wird nicht begeistert sein, wenn sie davon erfährt..“, meinte der eine von ihnen.

Normalerweise waren die Drow nicht so kleinlich was das anging, doch Oberin Kanar war da anders gestrickt. Sie hasste es, wenn jemand ihr Eigentum anfasste und zu diesem zählte ebenfalls Welverin.

„Dann erzählt es ihr einfach nicht...“, entgegnete er und bedachte die beiden mit einem drohenden Blick.

Damit war das Thema für ihn beendet und er wandte sich nun dem eigentlichen zu.

„Also? Worum geht es?“
 


 

Das Rapier fiel mit einem lauten Klirren zu Boden und der junge Prinz sah sich mit einer Waffe auf der Brust bedroht.

„Ihr werdet immer besser, mein Prinz!“, lobte Elandra ihr gegenüber. Sie hatte sich auf einen Übungskampf mit ihm eingelassen, um zu testen wieviel er nun schon gelernt hatte. Es war kein Vergleich zu damals. Er war wirklich besser geworden. Sie lächelte und steckte ihr Rapier weg.

„Gegen dich habe ich aber immernoch keine Chance...“, murmelte er bedrückt.

„Ich habe ja auch mehr Erfahrung als Ihr, mein Prinz. Mit viel Übung und Geduld werdet Ihr bald auch besser las ich sein.“, sie kniete sich zu der am Boden liegenden Waffe herunter und hob sie auf.

„Wenn du das sagst...“, entgegnete der Knabe nicht ganz überzeugt und nahm das Rapier entgegen.
 

Sie gingen durch die große Schlossanlage und setzten sich schließlich unter einen Baum. Nach einer weile des Schweigens begann der Prinz zu sprechen: „Wie sollte der Mann sein, in den du dich verlieben könntest?“



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