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Das letzte Werk

von

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Spurensuche

Er hatte Kopfschmerzen, als er erwachte.

Kopfschmerzen?! In seinem Kopf explodierten Supernovae, implodierten Schwarze Löcher und sandten Gammastrahlenblitze hinter seine Stirn, da feuerten romulanische Warbirds Quantentorpedos auf seinen Stirnlappen und klammerten sich Buckykabel an seine Sehnerven.

Kurzum – Cal hatte Migräne.

Und nicht nur irgendeine, sondern eine Migräne de Luxe! Oder De Lux – denn das Licht, das in seine Augen fiel, gefiel ihm nicht gerade besonders, da es die Kopfschmerzen nur noch verstärkte.
 

Der Captain stöhnte, rappelte sich auf und sah sich um.

Er war – mal wieder – als einer der Letzten zu sich gekommen. Sicherheitsoffizierin Kara Davenport hielt ihm die Hand hin, an der sich Cal hochziehen konnte und schaute ihn an.

„Bist Du in Ordnung, Cal?“

Der Angesprochene nickte, was sich bei Kopfschmerzen nicht unbedingt als klug erweist.

Sein Gehirn rollte einmal nach hinten, dann nach vorne und Cal hatte das Gefühl, das es ihm gleich aus dem Gesicht fiele.

Mit der rechten Hand massierte er seine Schläfe, dann die Stirn, hinter der immernoch fleißig Angriffe geflogen wurden, dann schaute er zu Kara.

„Ich fühl mich – naja, ‚Gut’ wäre gelogen. Ich fühl mich adäquat.“, murmelte er, „Wie man sich halt so fühlt, wenn man von einer EM-Entladung in Stasis versetzt wurde.“

Dann schaute er Kara genauer an: „Also, was gibt’s Neues?“
 

„Der Sonnenwind ist weg.“, erklärte die Sicherheitsoffizierin und Cals Kopf ruckte so heftig hoch, das er glaubte, sein Gehirn hüpfe nach oben, klopfte an die Schädeldecke und würde dann wieder in die Ursprungsposition wabbeln: „Was? Der Sonnenwind wurde gestohlen?“

„Ja“, nickte Kara und deutete auf den Bilderrahmen.

Cal folgte mit den Augen ihrem Fingerzeig, ehe er sich umschaute.

„Sekunde mal, das ist nicht das Einzige was fehlt.“, stellte er fest und Kara schaute ihn an: „Was fehlt denn noch?“

„Nicht was – wer! Gina, Jill und Agatha.“

„Ja, die waren schon weg, als ich zu mir kam.“, erklärte Kara und Cal seufzte – es klang wie ein Seufzer aus der tiefsten Tiefe des Universums.

Er schaute Kara bleich wie eine Wand, an: „Und wenn die Borg sie entführt und assimiliert haben?“

„Haben Sie nicht.“, erklärte Sebastian Middlegate und trat auf ihn zu.

Cal schaute den Riesen an und grinste: „Ach, MacGyver, und woher weißt du das?“

„Ganz einfach, ich habe keine Teleportationsenergie an den Orten, wo dein Schatz, Mein Schatz und der Schatz deines Bruders gelegen haben – und keine Nanosonden – was bedeutet – die sind hier irgendwo.“

Der Captain nickte: „Gut, das klingt zumindest schlüssig – was meinst Du, wie lange brauchen wir, bis wir sie finden?“

„Ich mach mich gleich auf den Weg.“, sprach der Chefingenieur und weg war er.

Cal deutete in die Richtung, in die Sebastian verschwunden war: „Sekunde mal – mein CHEFINGENIEUR spielt SICHERHEITSOFFIZIER und sucht nun meinen XO, CMO und TO?“
 

In dem Moment trat N’tschu’Nka auf sie zu und hielt Cal eine Karte vor Augen.

Sie maß ungefähr 5 Zentimeter in der Länge, 2 Zentimeter in der Breite und war offenbar nur wenige Millimeter dünn. Es war im Grunde eine typische Karte – wie es auch eine Spielkarte, ein Herz, ein Pik, ein Karo oder ein Ass hätten sein können – oder ein Blauweißer Drache mit Eiskaltem Blick. Nur auf dieser Karte war kein Symbol zu finden, eher eine Art stilisierte rote Katze, mit einem genau so stilisierten goldenen Auge.

Dazu fand man neben dem goldenen Auge merkwürdige Schriftzeichen.

Der Captain runzelte die Stirn und schaute zu N’tschu’Nka: „Das ist aber nicht armadianisch, oder?“

Die Frau schüttelte den Kopf: „Nein, ist es nicht – eine solche Schrift habe ich noch nie zuvor gesehen.“

„Entschuldigung“, meldete sich Sicherheitsoffizierin Kara Davenport zu Wort, „Dürfte ich mal?“

Der Captain überreichte ihr die Karte und Kara studierte sie mehrere Minuten lang. Besonderes Hauptaugenmerk legte sie auf die Schrift und Cal neigte seinen Kopf.

Kara hatte irgendeine Ahnung, zumindest spiegelte sich in ihren Augen Erkennen wieder.

„Ähm – das müsste japanisch sein.“, erklärte sie, „Altes Japanisch. Aber was da steht… keine Ahnung.“

Cal schaute sie an: „Woher weißt du das? Also – woher weißt du, das das altes japanisch ist?“

Kara grinste: „Ich hab ein Semester lang Japanologie an der Academy studiert. Ich kenn mich so ungefähr aus – schreiben kann ich es auch, allerdings nur in den modernen Schriftzeichen der heutigen Bunkyū-Ära, die Schrifzeichen der damaligen Shōwa-Ära habe ich leider nicht drauf.“

„Unterscheiden sich denn die Schriftzeichen wirklich so stark?“

„Cal, es haben sich soviele Schriftzeichen verändert, selbst unsere – eher westlich-gehaltene Sprache war doch allein in der Zeit nach dem Ersten Kontakt und der Gründung der Föderation einer ungeheuren Dynamik und Wandlung unterworfen – erwartest Du, das die östliche Sprache stagniert? Nein, sie entwickelt sich ebenfalls weiter. Und so wie wir im Westen damals die Anglisierung hatten, mit ihren ganzen Anglizismen, danach die Vulkanisierung mit ihren ganzen vulkanischen Wörtern – und vergiss mal nicht die Talaxianisierung, die wir noch auf der Academy miterlebten, wo es ‚cool’ war, Leute als Vaudwoor zu bezeichnen – also als töricht, oder Dumm… Japanisch, Chinesisch, Koreanisch – all diese Sprachen unterlagen und unterliegen doch der selben Dynamik und Veränderung.“

Damit warf Kara einen Blick auf die Karte, „Was hier steht – das könnte wahrscheinlich nur jemand wirklich übersetzen, der die alte Sprache noch kennt.“

Der Captain schaute sie an: „Du meinst jemanden, der die japanische Kultur kennt, versteht und vielleicht auch noch das alte Japanisch spricht?“

„So jemanden.“

Cal grinste: „Wofür haben wir eine Fachfrau an Bord?“
 

Ran Sato befand sich gerade im holografischen Trainingsdojo der Tendos.

Eigentlich befand sie sich auf Holodeck drei der USS Dragonfly, aber sie hatte das Programm „Tendo-Trainingsdojo“ aufgerufen – einerseits weil sie mit den Besten trainieren wollte, und als solches galten Akane Tendo und Ranma Saotome, andererseits wollte sie genau diese Beiden wiedersehen. Denn Akane Tendo und Ranma Saotome waren schon seit gut 280 Jahren tot. Und sie waren mit ihr verwandt. Sie war eine Nachkommin der Tendo-Linie – und nicht nur der. Sie konnte auf eine lange Ahnengalerie zurückblicken - Das ging los bei Kogoro Mori, dem berühmten Privatdetektiv, einem der Helden seiner Zeit und ihrer Kindheit, ging weiter bei dessen Tochter Ran - nach der sie benannt wurde – die Ran Mori, die mit Shinichi Kudo, ihrem Sandkastenfreund, einen Sohn zeugte, der später Präsident eines reformierten Japans werden würde, ging über ihren Großonkel Hikaru Sulu, der Seinerzeit auf der USS Enterprise NCC 1701 und 1701-A als Steuermann seinen Dienst tat und dann die USS Excelsior kommandierte, aber das ging vor allem mütterlicherseits über die bekannte Linguistin der USS Enterprise NX 01 – Hoshi Sato. Und dann war da noch, nicht zu vergessen, der heilige Eid, den sie den Kisugis in ihrer Erblinie gegenüber hatte…
 

Ihr Körper bewegte sich in Harmonie.

Die Rechte wanderte in langsamen, schlafwandlerisch-sicheren Bewegungen nach vorne, während sich die linke zurückzog. Dann ließ sie ihren Oberkörper langsam nach hinten sinken, bis die langen Haare, die zum Zopf gebunden waren, die Matte berührten.

Anschließen öffnete sie die Augen und stieß mit dem linken Fuß schnell nach vorne, einen furchterregenden Kampfschrei ausstoßend.

Der Wechsel von Tai Chi-Chih, der entspannenden Variante und Tai Chi Chuan, der schnellen Variante, war fließend.
 

Die Stimme des Captains riss sie aus ihrer Trainingseinheit und überrascht trat sie nach vorne aus.

Das der Typ auch nie klopfen konnte.

Mit einem Computersicherheitsüberschreibungsbefehl hatte er sich Zugang zum Holodeck verschafft und ihr beim Training zugesehen – das hatte er jetzt davon.

Der Stoß gegen sein Kinn verlieh seinem Körper den nötigen Drehmoment, damit er eine wundervolle, formvollendete Piruette vollführte und dann formschön zu Boden ging.

„Verdammt!“, murmelte er vom Boden her, „Ich bin gerade erst wieder zu mir gekommen!“

Er rappelte sich auf, seine Augen versuchten die Umgebung zu fokussieren, was einiges Schielen hervorrief, und dann hatte er es wieder geschafft, seinen Körper soweit zu stabilisieren, das er aufstehen konnte.

„Netter Tritt.“, sagte er dann und tat so, als sei nichts gewesen.

Ran grinste amüsiert, sie wusste, das der Tritt wehgetan haben musste – und Cals Kieferbewegungen ließen darauf schließen, das er probierte, ob sein Kiefer eventuell schwere Blessuren davon getragen hatte.

Mit der Zunge fuhr er an seinen Zähnen entlang – schien zu einem für ihn befriedigenden Ergebnis gekommen zu sein, und schaute die junge Offizierin an.
 

„Ran.“, sagte er und lächelte, „Ich – es tut mir leid, dich stören zu müssen, aber – wir haben hier was gefunden.

Damit überreichte er ihr die Karte.

Die junge Ensign betrachtete das Objekt und grinste. „Schönes Stück, nicht wahr?“

„Schön?“, fragte Cal mit hochgezogenen Augenbrauen; „Wieso schön?“

„Nun – es sieht genau so wie eine Katzenkarte aus.“

Erneut hob Cal beide Augenbrauen: „Eine – was?“

„Eine Katzenkarte“, erklärte Ran, „Diese Karte verwendete die legendäre Gaunerbande „Katzenauge“ – sie stahl immer nur Werke des Malers Michael Heinz und…“

„STOP!“, sagte Cal scharf und schaute Ran an: „Michael Heinz?“

„Ja.“

„Der Maler aus dem späten 20. Jahrhundert?“

„Eben der.“

Cal runzelte die Stirn: „Und jetzt, 400 Jahre später, taucht ein Werk von Michael Heinz hier auf – der Sonnenwind.“

„Das ist ja merkwürdig.“, erklärte Ran und schaute auf die Karte, „Naja, hier werden definitiv Schriftzeichen der Shōwa-Ära verwendet. Das ist ja fast ein archäologischer Schatz!“

Ran war begeistert – und Cal einfach nur genervt.

„Jaja, schon gut.“, knurrte er, „Ich werde es bald dem Föderationsmuseum stiften – Doktor Danielle Jackson wird sich freuen.“

Ran nickte grinsend: „Oh ja, sie wird sich sehr freuen. Wie immer, wenn sie dich sieht.“

„Hör auf.“, sagte Cal, „A) liebe ich Agatha, B) ist es a) nur ein unschuldiger Flirt, b) ein wenig Verehrung ihrerseits, weil ich ihren Ur-Ahn gekannt habe und c) ist gerade diese mit Jill und Gina verschwunden, nachdem sie von den Borg angegriffen wurden, die diese verdammte Karte hiergelassen haben, und deshalb wäre ich dir sehr verbunden, wenn Du dein archäologisches Interesse an dieser dussligen Karte in deinem Quartier lassen und eine verdammte Übersetzung anfertigen würdest, und zwar PRONTO!“
 

Cal war im Laufe des Satzes immer aufgeregter geworden und hatte das Pronto sogar geschrieen, und zwar so laut und vor allem so ungewohnt hart, das Ran tatsächlich einen Schritt zurücktrat. So kannte sie ihn gar nicht.

Und vor allem kannte Cal sich so gar nicht, aber die Sorge um Agatha, seine Vertraute, seine Geliebte und seine rechte Hand brannte wie Feuer in seiner Seele und er wollte sie so schnell wie möglich wieder in seine Arme schließen können.

Während Ran einen Blick auf die Karte warf, meldete sich sein Kommunikator wieder.

Cal tippte darauf: „Ja, Cat hier? Was gibt’s?“

„Cal?“, Sebastians amüsierte Stimme verbreitete den Bariton durchs Holodeck, „Du wirst es nicht glauben.“

„Du hast sie gefunden?“, fragte Cal augenrollend.

Das Kopfschütteln des Chefingenieurs war beinahe zu hören: „Nö, aber es nähert sich ein Shuttle. Die Picard .“

„Die Picard ? Wer hat die denn geklaut?“

„Jill, Gina und Agatha.“, grinste der Chefingenieur durch den Kommunikator.

„Bin auf dem Weg.“, grinste nun auch Cal, klopfte auf den Kommunikator, schnappte sich Ran, gab ihr einen Kuss auf die Wange und zwinkerte ihr zu.

„Sorry!“, sagte er gut gelaunt, „Du machst das schon!“

Und schon war er unterwegs, offenbar zur Shuttlerampe.

Ran konnte nur noch den Kopf schütteln.
 

Der Atmosphärendruck war kaum richtig wieder hergestellt, als Cal in die Shuttlerampe stürmte. Die Heckklappe der „ Picard “ glitt auf – Jill betrat langsamen, gemessenen und eleganten Schrittes den Hangar, gefolgt von Gina. Agatha kam gar nicht dazu, das Shuttle zu verlassen, denn 73 Kilo Lebendgewicht warfen sich ihr entgegen. Die Arme um den Captain geschlungen, tat die Trägheit ihr übriges und beide schlugen im Shuttle auf.

„Autsch“, murmelte Agatha und Cal grinste sie an: „Ja, doppel autsch.“

Dann gab er ihr einen Kuss auf den Mund und er schaute sie glücklich lächelnd an.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte sie und der Captain grinste nur noch breiter: „Ich bin froh, das Du noch lebst, das ist alles.“

Damit rappelte er sich hoch, hielt ihr die Hand hin und zog sie wieder von der Horizontalen in die Senkrechte.

Als sie sich wieder zu den anderen beiden Frauen umdrehten, fand sich Jills kleiner, zierlicher Körper schon in der Umarmung eines um so größeren Sebastian Middlegate wieder.

„Scotty“, rief Cal ihn bei seinem Spitznamen, denn auf alle gängigen Abkürzungen seines Rufnamens Sebastian reagierte der Riese empfindlich und Scotty erachtete er, in Gedenken Montgomery Scotts, des Chefingenieurs der USS Enterprise, als Adelsschlag,

„Lass Jill mal wieder los – sie läuft schon blau an!“

Sebastian grinste, gehorchte und Jill konnte erstmal wieder frei atmen.

Der Captain wandte sich nun an Agatha und aus dem freundlich-lächelnden Starfleetoffizier war ein vor Sorge und Wut rot angelaufener Mann geworden: „Sagt mal, wo WART Ihr Drei Grazien eigentlich? Und seit wann gehört es zum guten Ton unter Sternenflottenoffizieren einfach SO ohne eine Erklärung abzuhauen? Spinnt Ihr komplett?!“

Agatha bedachte den Captain mit einem Blick, der eher für Kleinkinder reserviert war und lächelte nachsichtig.

„Cal, wir kamen als erste zu uns, sahen, das das Bild weg war und wollten hinter den Borg her.“

„Ihr wolltet…“, mehr brachte der Captain nicht hervor, da seine Stimme sich in Höhen schraubte, von denen er selbst nicht gedacht hatte, das sie möglich wären. Momentan dürfte er wahrscheinlich wie Theo Lingen in einem der „Lümmel-aus-der-ersten-Bank“-Filme wirken, wenn Direktor Taft mal wieder vor irgendeiner unfassbaren Tatsache stand.

Cal atmete tief durch, ehe er, seine Augen immer noch vor Wut beinahe leuchtend, Agatha fixierte: „Ihr wolltet den Borg hinterher fliegen? Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?! Wenn es ganz doof kommt, halten die an und assimilieren euch! Sowas macht Ihr nicht nochmal!“

Agatha seufzte.

Da wurde der gute Captain wieder zur Mutter-Oberglucke. Es war ja nett, das er sich sorgte, lieb und süß, aber – sie war eine erwachsene Frau und sie konnte sich durchaus verteidigen. Das wusste Cal auch, aber wenn es zu solchen Momenten kam, wurde Cal wirklich sehr gluckenhaft.

„Habt Ihr das Bild wenigstens bekommen?“, fragte nun Sebastian und schaute seine Freundin Jill an, die den Kopf schüttelte. „Leider nicht, die Borg waren schneller.“

„Und somit ist dieses Heinz-Bild verschwunden.“, murmelte Gina und seufzte einmal tief.

Cal nickte.

„Übrigens, das wisst Ihr vielleicht noch nicht – wir haben ein interessantes Phänomen entdeckt.“, sagte Cal und schaute die drei Mädels an, „Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber die Borg haben eine Art Visitenkarte hinterlassen. Eine rote stilisierte Katze mit einem goldenen Auge – dazu ein mir unbekannter Text.“

Gina schaute den Captain verblüfft an: „Eine Visitenkarte mit roter, stilisierter Katze und goldenem Auge?“

Cal nickte.

Agatha räusperte sich und Cal blickte zu ihr herüber: „Ja, Gathylein? Was gibt’s?“

„Hast Du das Ding schon durch den Computer gejagt?“

„Nein, das kommt als nächstes dran – erstmal lass ich es von Ran auf die Schriftzeichen hin untersuchen.“

Agatha runzelte die Stirn: „Wieso von Ran?“

„Naja, sie ist japanischer Herkunft und sie versteht die Schriftzeichen.“

Kaum, das er das gesagt hatte, meldete sich sein Kommunikator wieder, den Cal sofort aktivierte.

„Ja, hier Cal, ich höre?“

Die Stimme Ran Satos erklang aus dem Gerät: „Ich habe die Schriftzeichen entziffert – war übrigens absolut nicht einfach. Da stieß selbst der Computer an seine Grenzen. Aber – wir haben es geschafft. Es heißt ‚kyou no hiru e wo torimasu’. Grob übersetzt bedeutet das ‚Heute Mittag holen wir das Bild’ – Gezeichnet: Katzenauge.“

Cal runzelte die Stirn: „Warum haben die Borg diese Karte dort gelassen?“

Gina legte den Kopf schief, überlegte.

Dann schaute sie zu Cal und begann zunächst zu schmunzeln, dann lauthals zu lachen.

„Ich weiß nicht, was so lustig sein soll.“, sagte der Captain und schaute seine erste Medo-Offizierin an.

„Naja, es waren keine Borg. Es war Katzenauge – als Borg verkleidet.“

Die Überzeugung in ihrer Stimme sollte eigentlich auf die Anderen genau so überzeugend wirken – dumm nur, das sich Sebastian als recht Überzeugungsresistent herausstellte: „Ach – und woher nimmst Du diese Weisheit?“

Die junge Ärztin verschränkte die Arme hinter dem Rücken:

„Das ist doch sonnenklar. Habt Ihr während die Borgsphäre auftauchte, danach, oder während die Borg die Party sprengten, irgendwann mal ihren Standardsatz gehört?“

Cal schüttelte den Kopf, nach einigen Minuten Überlegungszeit, fielen auch die anderen in das Kopfschütteln mit ein.

„Seht ihr? Es waren keine Borg, es waren nur Menschen – oder zumindest Humanoide, die als Borg verkleidet waren.“

Der Captain hob eine Augenbraue: „Katzenauge?“

„Katzenauge.“

„Das ist ja alles gut und schön.“, meldete Ran aus dem Kommunikator, „Aber – ich befürchte, euch da einen Strich durch die Rechnung machen zu müssen. Katzenauge ist seit mindestens 200 Jahren tot.“

Nun war es an Cal sich triumphierend-grinsend zu melden: „Nicht unbedingt!“

„Wie, nicht unbedingt?“, fragte Ran aus dem Kommunikator.

„Naja – wenn Katzenauge ein Titel ist, der von Generation zu Generation weiter gegeben wird? Ich denke da nur mal an den Caine aus Kung-Fu, oder Kaito KID aus den Mangas, sowie an Lupin III.?“

„Das wäre eine Möglichkeit“, sagte die Frau aus dem Kommunikator, „Der man zumindest nachgehen müsste.“

„Richtig.“, sagte Cal, „Deswegen begeben wir uns alle vier gleich mal runter auf den Planeten und nehmen an der Spurensuche teil. Ich weiß nämlich jetzt schon, was der Chef der Raumflotte sagen wird, wenn ich ihm mitteile, das wir einen Kunstschatz verloren haben, ohne großartig danach zu suchen.“
 

Gesagt getan.

Nachdem die Benommenheit des Teleportes auf den Planeten nachgelassen hatte, ließ Cal lässig seinen Tricorder aufschnappen und begann, diverse Scans ablaufen zu lassen.

„Ähm, Captain?“, fragte Agatha und tippte ihm auf die Schulter, „Ich will ja nun wirklich nicht der Spielverderber sein, aber – ähm – was glaubst Du, wonach Du suchen könntest?“

„Die verkleideten Borg haben das Bild weggebeamt – also dürfte sich doch irgendwo noch Transporterrestenergie befinden, oder was meinst Du?“, erklärte Cal und Agatha nickte: „Ja, macht zumindest sinn. Ich bin überrascht.“

Der Captain zog eine Grimasse: „Danke – sehr freundlich.“

„Immer gerne, dafür bin ich doch da.“

Zusammen mit dem Captain ging die erste Offizierin durch die große Halle, in der noch wenige Stunden zuvor die Übergabe hätte stattfinden sollen.

Dieses ewig-monotone Piepsen des Tricorders verursachte im Captainshirn mal wieder Kopfschmerzen, und auch die erste Offizierin litt unter selbigen, wie Cal ihr deutlich ansehen konnte. Nach ein paar Minuten des monotonen Piepsens veränderte sich das Geräusch, das der Tricorder von sich gab, wandelte sich zu einem kürzeren Piepsen, dessen Intervalle sich immer weiter verkürzten. Der Captain schaute auf den Tricorder: „Ich glaube, ich habe hier etwas.“

Er klopfte auf seinen Kommunikator: „Cat an Dragonfly – ich werde euch gleich ein Koordinatenset schicken – ihr beamt mich und Agatha bitte dorthin.“

Die Stimme, die ein „Verstanden“ meldete, gehörte eindeutig Masterton, was Cal ein wenig verwunderte, schließlich hatte Jill gerade Dienst, doch er hatte keine Zeit mehr, sich großartig zu wundern, denn der Transporter erfasste ihn und setzte ihn in einer dunklen Höhle ab.

Stirnrunzelnd sah er sich um.

Die Taschenlampe, die Agatha nun anschaltete, warf einen kleinen, aber relativ starken, Lichtkegel in die Höhle und Cal erkannte, das es sich tatsächlich eher um eine Art Gang, denn um eine Höhle per se handelte.

„Wo führt dieser Gang wohl hin?“, fragte Agatha und Cal grinste: „Gerade aus – vermutlich.“

Sprachs, und machte sich auf den Weg.

Agatha folgte ihm kopfschüttelnd und keiner von beiden nahm die schlanke, geschmeidige, unverkennbar weibliche Silhouette war, die sich gerade aus dem Dunkeln löste und leise, wie auf Katzenpfoten, hinter Cal und Agatha herschlich.
 

Die beiden Starfleetoffiziere folgten dem Korridor und erreichten nach gut und gerne 100 Metern eine Höhle – eine Tropfsteinhöhle gigantischen Ausmaßes.

‚Gut, sowas sollte es auch geben’, schoss es Cal durch den Kopf und er bedeutete Agatha, die Taschenlampe ein wenig hin und her schwenken zu lassen, damit man die komplette Höhle sehen konnte. Der erste „Schwenker“ ergab nichts Interessantes, der Zweite jedoch –

Im Licht der Taschenlampe richtete sich plötzlich eine weibliche Gestalt auf, deren Gesicht Cal nicht erkennen konnte. Sie trug ein orangenes, tiefdekolletiertes Trikot, und –

Ein Peitschenhieb knallte durch die Höhle, worauf Agatha die Taschenlampe fallen ließ.

Sie fiel zu Boden – die Lampe – und ließ die Höhle in einem gespenstischen Dunkel zurück.

„Verdammt!“, keuchte Agatha und Cal schlang vor Schreck seinen Arm um ihre Hüften, „Die Katze hat mir die Taschenlampe aus der Hand geschlagen.“

„Das war die Katze?“, entfuhr es Cal und Agatha seufzte hörbar: „Wer soll es sonst sein?“

„Naja, ich dachte, die gutaussehende Schwester von Quasimodo!“

„Genug gequatscht.“, hörte Cal eine definitiv verzerrte, aber definitiv als Weiblich zu erkennende Stimme. Dann hörte er einen Phaser, der sich entlud, sah einen kurzen Moment lang Agatha in einem Kokon aus roter, lähmender Energie erstrahlen, dann war er wieder auf sein Gehör verlassen. Die Frau neben ihm seufzte hörbar und dann kroch die lähmende Energie von ihrem Körper in seinen – denn er hatte sie ja immer noch umarmt. Sie sank in sich zusammen, seine linke Hand, glitt zu ihrem Kopf um ihn davor zu schützen, allzu hart auf dem Boden aufzukommen, dann zog ihr Gewicht ihn mit sich zu Boden.

Cal betätigte seinen Kommunikator: „Cat an…“

Weiter kam er nicht.
 

Als Cal zum Zweiten Mal an diesem Tage zu sich kam, lag er auf der Krankenstation der Dragonfly und Gina leuchtete ihm mit ihrer Stablampe in die Augen.

„Hey, ja, ich bin wach!“, murmelte er und rappelte sich hoch, „Meine Birne, ich könnte ein Asperin gebauchen!“

Er sah sich um.

Jill war dort, Gina war da – war ja klar, die Krankenstation war ja ihr Ressort – und Agatha war ebenfalls da und Wach!

Cal schwang seine Beine aus dem Bett: „Okay – offenbar sind die Katzen in den Höhlen. Hier kommen wir mit einem Schiff nicht weiter – wir brauchen Verstärkung. Ich weiß jetzt schon, was der Chef der Raumflotte sagen wird.“
 

Und Cal sollte recht behalten. Durch den Äther klang die Stimme des Chefs sehr vertraut.

„SIE IDIOOOOOT!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ChogaRamirez
2009-07-13T00:31:13+00:00 13.07.2009 02:31
Wie schon gesagt, nicht ganz so mein Fachgebiet, aber durchaus sein interessant. *zwinker*


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