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Die letzte Allianz

Eine neue Macht
von

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Der Abschied

Sanfter Wind strich durch die Kronen der Bäume, küsste zärtlich die Blätter und ließ den ganzen Wald tanzen. Blass funkelten die Sterne am Firmament, die vier Monde von Kerlok IX. leuchteten hell in ihren Farben. Blau, grün, gelb und rot. Der Grund waren die verschiedenen Metallvorkommen, die Kerlok und dessen acht Nachbarplaneten so reich gemacht hatten.

Irgendwo in der Tiefe des dichten Geästs sang ein Usgara, ein Vogel, dessen Aussehen zu täuschen vermochte. Sein Gefieder war pechschwarz und wirkte stets zerfetzt, als habe er einen wilden Kampf hinter sich, seine Stimme jedoch war reiner und klarer als die Silberbäche im Tempel der Jedi auf Neu-Coruscant.

Kyra schmiegte sich eng an ihren Hund Bigh, einen naibischen Faegler, groß, mit dichtem, braunen Fell und den traurigsten Augen, die ein Hund haben konnte, fand zumindest Kyra. Nervös drehte sie ein kleines Medaillon in ihrer rechten Hand und starrte auf den Ring an ihrem linken Ringfinger. Deutlich sah sie sein Gesicht vor ihrem geistigen Auge.

Bigh hechelte leise, der Körper erbebte mit jedem Atemzug.

»Wo bleibst du bloß?«, hauchte Kyra dem Nachthimmel entgegen, musste gähnen und streckte schließlich ihre Arme und Beine von sich.

Bighs warme, raue Zunge fuhr ihr über die Handfläche und weckte sie aus ihren Gedanken. Erschöpft richtete sie sich auf, glättete die Falten in ihrem dunkelblauen Abendkleid und sprang leichtfüßig auf. »Heute wird er wohl nicht mehr kommen. Oder sollen wir noch eine Weile warten? Was meinst du, Bigh?« Langes, hellbraunes Haar fiel ihr wie ein Wasserfall über die Schultern, als sie ihren Kopf leicht schüttelte. Ihre blauen Augen strahlten gegen die Monde an und ihr Grinsen war ungetrübt, obwohl sie nun schon so lange wartete. Die unzähligen Silberfäden, die elegant in ihr Kleid eingewoben waren, schillerten mystisch.

Ein Knacken in Unterholz ließ sie herumfahren. Bigh war aufgesprungen, hatte die Ohren senkrecht gestellt und verharrte kauernd, jederzeit bereit, den Verursacher des Geräusches anzuspringen. Eine Weile rührte sich nichts mehr, dann schälte sich eine Silhouette aus dem Dunkel der Bäume und Bigh beruhigte sich.

»Großvater«, frohlockte Kyra und fiel dem alten Mann um den Hals. Die Haare waren bereits ergraut, der Vollbart jedoch noch immer so schwarz wie zu seinen besten Zeiten. Unergründliche dunkle Augen musterten die junge Dame, die mitten auf der Wiese stand, angezogen, als würde sie ein Theaterstück besuchen oder zu einem Ball gehen. Selbst ihre Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt und mit dünnen, goldenen Nadeln fixiert.

»Er ist wohl wieder nicht gekommen, Schatz?«

Kyra schüttelte den Kopf. »Nein.«

Ihr Großvater ließ sich behutsam neben Bigh nieder und kraulte den Faegler hinter dem Ohr. Ein zufriedenes Knurren ertönte.

»Wie lange willst du auf diesen Lump eigentlich noch warten?«

»Rede nicht so von Ferrin. Du weißt, dass er als Agent der VGA viel zu tun hat.«

»Papperlapapp«, brummte der Alte. »Als ich noch jung war, hatten wir viel zu tun. Heutzutage sind die Einsätze doch nicht viel mehr als ein langweiliger Patrouillen- oder Erkundungsflug. Selbst die Hutten verhalten sich friedlich. Sie haben mit Nal Hutta alle Hände voll zu tun. Tatooine und Narr Shaddaa haben sie freiwillig der Allianz überlassen.«

»Die Hutten sind nicht das einzige Problem. Du kennst doch den Enkel vom alten Abil. Der Frachter, auf dem er stationiert war, wurde in Tausende Teile geschossen. Piraten und vereinzelt einige Sekten leisten Widerstand.«

Plötzlich frischte der Wind auf. Kyra fröstelte es, war ihr Kleid schließlich kein Schutz gegen die Kälte.

»Warum kommst du jede Nacht hier raus?«, fragte ihr Großvater schließlich. »Wieso hängst du nur an diesem Kerl?«

»Du sollst nicht so von ihm reden. Er liebt mich. Er wird kommen.«

»Nicht deshalb bin ich wütend auf ihn«, grummelte der alte Mann, »sondern weil er die schönste Perle des Universums so lange warten lässt.«

»Großvater.«

Ein kehliges Lachen ertönte und hallte über die weite Lichtung. Kyra setzte mit ein und zusammen lachten sie, bis ihre Mägen Krämpfe bekamen.

Als es ihr schließlich doch zu kalt wurde, folgte sie ihrem Großvater zu dem Speeder und zusammen fuhren sie zurück in die Stadt.
 

Der heftige Aufprall hatte seine Ohren betäubt. Das Pfeifen übertönte alles um ihn herum.

Filunas kroch langsam aus der Fähre heraus, sprang aber sofort wieder zurück, als ein Blasterschuss ihn knapp verfehlte. Er taumelte leicht, war schließlich noch nie ein Freund von Flügen gewesen.

Ein Soldat stütze ihn von hinten und führte ihn erneut aus der Fähre. Einige Meter entfernt schlug ein Thermaldetonator ein und schleuderte Dreck, Gras und Leichen umher.

»Die Schlacht ist also schon in vollem Gange«, stellte der Jedi fest, und da er nichts hören konnte, hatte er geschrien.

Die Lippen des Soldaten bewegten sich, doch die Worte erreichten Filunas nicht. Da kippte der Mann, von einem Blaster getroffen, um. Der Jedi sprang zur Seite und aktivierte sein Lichtschwert. Den ersten Sithtrooper stieß er mit der Macht beiseite, dem Zweiten rammte er seine Klinge in den Magen. Hastig schaute er sich um, auf der Suche nach blitzenden Klingen. Als er keine erspähen konnte, wurde er nervös. Schweiß lief überall an ihm herunter, sein Atem ging, obwohl er sich kaum bewegt hatte, flach.

»Ich bin einfach nicht zum Kämpfen geboren«, fluchte er, reflektierte einige Schüsse und schleuderte einen Thermaldetonator zu seinem Besitzer zurück. Hastig sprang er in Deckung, als eine Granate vor seinen Füßen landete. Erde flog ihm an den Kopf, für eine Zeit war er wie benebelt.

»Wo sind die beiden bloß«, sagte er zu sich selbst und atmete tief ein.

»Stirb, Jediabschaum«, brüllte ein Sithkrieger, wirbelte ein Vibroschwert umher und schlug damit nach dem Twi'lek.

Filunas blockte den Schlag, rollte flach über den Boden und kam flink auf seine Beine. Ein Machtschub schleuderte den Sithkrieger gegen einen Felsen, begleitet von einem hässlichen Knacken rutschte er zu Boden.

Eine Detonation erschütterte die gesamte Lichtung. Trümmerteile und Feuer regneten auf die weite Wiese nieder, Soldaten auf beiden Seiten wurden erschlagen oder fingen Feuer. Für kurze Zeit ruhte der Kampf und nun entdeckte Filunas auch die beiden Jedi, nach denen er so verzweifelt gesucht hatte. Auch sie hatten ihr Duell mit dem Sith-Lord eingestellt und beobachteten entsetzt das makabre Schauspiel.

Darth Chaine fegte mühelos einige Trümmerteile beiseite. Sein hässliches Grinsen war noch einmal angewachsen. Von der Fähre, mit der die Jedi auf der Lichtung gelandet waren, zeugten lediglich jene Trümmer, die nun auf der ganzen Wiese verteilt waren. Einige Torpedos mussten sie zerfetzt haben.

»So geschieht es jedem, der sich mit den Sith anlegt«, keifte der Sith-Lord und nutzte die Unachtsamkeit der beiden Jedi. Seine Schwerter flogen direkt auf ihre Köpfe zu. Doch sowohl Treyus, als auch Gok-En-Lau, der bereits einige Schrammen und Wunden davongetragen hatte, parierten den Angriff.

»Gut, gut«, keifte Darth Chaine und grinste hämisch. Erneut sausten seine Schwerter heran, doch auch diesmal konnten die Jedi sie parieren. Ein Machtschub folgte den Klingen, der die beiden von den Beinen riss.

»Meister«, würgte Treyus hervor und rappelte sich langsam auf.

Gok-En-Lau blieb regungslos auf der Wiese liegen. Blut lief ihm aus dem Mundwinkel.

»Meister, Meister!«

»Ein alter Narr und ein einfältiger Padawan sind keine Gegner für mich.« Die Schwerter sausten auf Treyus zu, doch er fegte sie mithilfe der Macht beiseite. Sofort nahmen sie wieder ihre Position ein und kreisten wild um den Sith-Lord.

»Du verdammter Hund. Ich werde dich besiegen.« Treyus machte einen gewaltigen Satz nach vorne, wirbelte sein Lichtschwert um die eigene Achse und stach dann nach Darth Chaine. Dessen Schwerter fingen den Angriff ab und setzten zu einem wilden Konter an. Ein Blitz erleuchtete jedes Mal die Umgebung, wenn die Klingen aufeinandertrafen.

Schweiß lief Treyus die Schläfen hinunter. Immer schneller sausten die purpurnen Klingen nieder und drängten ihn Schritt für Schritt zurück. In sicherer Entfernung stand der Sith und freute sich königlich. Sein Lachen, wahrscheinlich durch die Macht verstärkt, erschallte auf der gesamten Lichtung und es waren nicht wenige Soldaten, die hinter Trümmerteilen Deckung suchten.

»Ein wirklich vortrefflicher Padawan«, grölte Darth Chaine und fuchtelte mit den Fingern umher. »So viel Talent, so gut aussehend. Jammerschade, dass du den falschen Weg gewählt hast.«

Treyus Miene verdunkelte sich schlagartig. Adern traten auf seiner Stirn hervor, der Griff um sein Schwert festigte sich. Alles, was er von dem Scharmützel noch hörte, war das Rauschen seines Blutes, das ihm zu Kopf stieg. Noch während er verzweifelt gegen die Lichtschwerter ankämpfte, holte er tief Luft, konzentrierte die Macht nahe seines Sonnengeflechts und ließ sie explosionsartig frei. Die Druckwelle riss einige umstehende Soldaten von den Beinen, wirbelte Trümmer umher und warf die Klingen einige Meter zurück. Ein anschließender, wilder Sprung und es gelang ihm, einen Griff in zwei Teile zu zerschlagen.

Darth Chaine rührte sich nicht. Fassungslos starrte er den zerstörten Griff an und blickte immer wieder entsetzt zu Treyus. »Das wirst du mir büßen«, fauchte er, ließ die Macht wirken und stand plötzlich neben dem jungen Padawan.

Treyus spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog, spürte, wie seine Füße den Boden unter ihnen verloren, spürte, wie alle Kraft aus ihm wich. Seine Rechte öffnete sich automatisch, das Lichtschwert fiel zu Boden und erlosch.

»Ich werde dich solange durchbohren, bis du mehr Löcher hast, als eine verdammte Bienenwabe.« Der Blick des Sith-Lords hätte beinahe töten können. Die runzlige Haut war zum Zerreißen gespannt, deutlich zeichneten sich die Adern darunter ab. Lautlos zischte das verbliebene Lichtschwert heran.
 

Filunas betrachtete mit Schrecken den Wandel, den das Duell soeben gemacht hatte. Die Druckwelle hatte ihn von den Füßen gerissen und eine ganze Weile hatte er gebraucht, ehe er wieder stehen konnte. Zusehen zu müssen, wie ein junger Padawan von einem Sith-Lord getötet wurde, konnte er einfach nicht ertragen. Gewiss, er hatte Treyus noch nie leiden können, und dies beruhte auf Gegenseitigkeit, aber er war ein vielversprechender junger Jedi. Der Twi'lek biss seine Kiefer zusammen. Er war ein Jedi-Meister und musste eingreifen, das verlangte der Kodex.

»Meister Twi'lek, geht es Euch gut?« Der Soldat, der ihm wieder auf die Beine geholfen hatte, schaute ihn verwundert an.

Filunas zog den Griff seines Schwertes aus der Lasche und aktivierte die smaragdgrüne Klinge. »Gebt mir Feuerschutz«, sagte er zu dem Soldaten und stürmte los.
 

Treyus sah die purpurne Klinge ein letztes Mal aufblitzen, dann fiel sie zu Boden und erlosch. Der gellende Aufschrei des Sith-Lords war ohrenbetäubend, trotzdem war er für den Padawan eine Genugtuung. Eine blaue Klinge hatte die Brust des Sith durchbohrt. Hinter ihm war das Gesicht von Gok-En-Lau aufgetaucht. Langsam zog der Jedi-Meister sein Schwert aus dem Leib seines Gegners und löschte die Klinge. »Genau so, mein Padawan, besiegt man einen Sith-Lord, der sich zu sehr auf die Macht verlässt.«

Als Treyus wieder festen Boden unter den Füßen hatte und genug Luft bekam, sauste sein Schwert in seine Hand. Die blaue Klinge surrte nur wenige Standardzentimeter vom Kopf des Sith-Lords entfernt.

Darth Chaine war wie erstarrt, betrachtete ungläubig die klaffende Wunde in seiner Brust und blickte dann hasserfüllt zu Treyus.

»Dies ist dein Ende, Sith-Lord«, sagte der Padawan und hob sein Lichtschwert. Da wurde er von den Beinen gerissen, überschlug sich drei oder vier Mal und blieb verdutzt auf dem Boden liegen. Auch Gok-En-Lau erging es nicht besser.

Als sie sich wieder gesammelt hatten, war Darth Chaine verschwunden, die Sithtruppen traten den Rückzug an und die drei Sternenkreuzer hoben ab.

Filunas erreichte die beiden Jedi gerade, als einige Fähren mit Verstärkung die Lichtung erreichten. Vorn in der ersten Reihe schwang Meister Xillik sein gelbes Lichtschwert und tötete die zurückgebliebenen Sithtrooper, die sich noch immer verbissen zur Wehr setzten. Schließlich erreichte auch er Treyus und seinen Meister und befragte sie noch vor Ort, wer der Sith-Lord gewesen war.
 

Im ersten Licht der Sonne erwachte Kyra in ihrem Gemach. Nachdem sie sich gestreckt hatte, zog sie ihr Nachtgewand über und schlenderte fröhlich zum Balkon. Der Blick auf die Seenplatte von Kerlok IX. war wie jeden Morgen überwältigend. Der blassrote Himmel hob sich deutlich von den im Schatten des Gebirges liegenden Gewässern ab. Der Schnee auf den Spitzen glomm wie ein warmes Licht eines gewaltigen Kronleuchters.

»Du bist schon wach?« Hinter ihr war ein groß gewachsener, junger Mann aufgetaucht. Seine grünen Augen blickten betrübt drein, sein kurzes, blondes Haar stand wild zu Berge. Sein Oberkörper war von einem braunen Gewand verhüllt, die Beine mit einer hellen Hose bedeckt und seine Füße steckten in braunen Lederstiefeln. Der lange Schülerzopf lag auf seiner Schulter und an seinem Gürtel baumelte der silberne Griff eines Lichtschwertes.

»Musst du wieder gehen?«

Der Mann nickte. »Mein Meister hat mich gerufen, Schatz. Es gibt wichtige Neuigkeiten, die nicht aufgeschoben werden können.«

»Bitte geh noch nicht. Es gibt so viele Jedi. Warum können nicht die den Auftrag erledigen?«

»Es muss sein. Versteh mich bitte, Kyra.«

»Nein! Bleib hier. Weißt du eigentlich, wie es mir geht, wenn du nicht bei mir bist? Bitte, Ferrin.«

»Keine Sorge. Dies ist kein Abschied ohne Wiedersehen. Vielleicht bin ich ja schon in dreißig Standardstunden zurück.«

»Das hast du auch beim letzten Mal gesagt«, antworte Kyra niedergeschlagen. »Das war vor drei Jahren.«

»Ich verspreche dir, dass es diesmal schneller geht.« Er küsste sie ein letztes Mal, dann ging er zur Tür. »Auf Wiedersehen, meine Schöne.«

»Auf Wiedersehen, mein Jedi-Ritter.«



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