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Under the fullmoon

Tsume/Darcia?? x Kiba
von

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Yukikos Kunstwerk

4.Yukikos Kunstwerk
 

Mit weit aufgerissenen Augen blickte Kiba in das braungebrannte Gesicht über sich. Er war erstarrt von der Erkenntnis, die ihn wie einen Blitz getroffen hatte. Etwas Hartes drückte gegen seinen Schoß und ließ für einen Augenblick seinen Atem stoppen. Und es stand außer Frage, was dieses harte Etwas war.

Kaum, dass er sich diese verstörende Tatsache begriff, erschauderte sein Körper. Aber nicht vor Angst, sondern vor Wut.

„Kiba…“

Ein tiefes Knurren stieg in seiner Kehle hoch und schwoll an.

„Du…du perverses Schwein!“, schrie er Tsume an und ehe dieser noch etwas sagen oder tun konnte, zog der weiße Wolf das Bein hoch und rammte es mit voller Wucht Tsume in den Unterleib.

Der weißhaarige Mann sog scharf die Luft ein und krümmte sich vor Schmerzen zusammen. Das nutzte Kiba; Er stieß den anderen von sich, sprang auf und nahm einen Sicherheitsabstand ein. Mit angespannten Muskeln und gefletschten Zähnen sah er hinab auf das gekrümmte und stöhnende Bündel am Boden.

„Du…du elende Mistgeburt“, stieß der graue Wolf unter zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Wer ist denn hier bitt die Mistgeburt?! Jawohl du!“, kam sogleich die zornige Erwiderung, „Wie kannst du es wagen hier einzubrechen…und zu spannen! Verdammt, du bist ein Männchen!“

„Ich hab nicht gespannt!“, knurrte Tsume, während er versuchte hoch zukommen, doch ehe er auch nur ansatzweise stand traf ihn ein Tritt gegen die Hüfte und er würde nach hinten geworfen. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine Seite, aber das war nichts gegen die Höllenqualen in seinem Unterkörper. Etwas übte Druck auf seinen Brustkorb auf und als er den Blick hob, sah er Kiba über sich stehen, wie er seinen Fuß auf ihm abstützte.

„Bleib schön da unten liegen!“, befahl der brünette Mann und funkelte ihn angewidert aus seinen Saphiren an.

„Du hast mir gar nichts zu befehlen!“, erwiderte Tsume und schnappte im nächsten Augenblick nach Luft, als der andere den Druck verstärkte. Aber das würde er sich nicht so einfach gefallen lassen!

Er packte Kibas Bein und zog mit aller Kraft daran. Dieser riss überrascht die Augen auf, hatte aber keine Zeit mehr zu reagieren. Er verlor den Halt auf dem nassen Fußboden und stürzte zum zweiten Mal.

Nur war Tsume an der Reihe. Er sprang vor, warf sich auf ihn und schnappte sich die schmalen Handgelenke, um sie auf den kalten Stein zu drücken. Und dieses Mal begann er nicht den gleichen Fehler, denn er setzte sich direkt auf Kibas Hüfte und verhinderte so, dass der andere ihn wieder treten konnte.

Nun war es der weiße Wolf, welcher ausgeliefert am Boden lag.

„So und nun hörst du mir mal schön zu, Schoßhund- sonst kannst du dich auf etwas gefasst machen“, knurrte er gereizt, doch sein Drohung stieß auf taube Ohren.

Kiba zappelte in seinem Griff und schnappte nach ihm.

„Lass mich los! Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!“

In Tsume begann es vor Wut zu brodeln und ungeachtet der Proteste verstärkte er seinen Griff. Kiba zuckte- ganz zu seinem Vergnügen- kurz zusammen und verzog die Mundwinkel. Gab aber keinen Schmerzenslaut von sich.

„Also als Erstes bin ich hier einfach mal eingebrochen, um mich umzuschauen und nicht um dir beim Baden zuzusehen. Nach meinen Beobachtungen hättest du eigentlich gar nicht zu Hause sein dürfen und eventuell, hätte ich etwas mitgehen lassen- aber damit das klar ist: Ich. Bin. Kein. Spanner!“

„Ach und wie erklärst du dir dann deine Beule in der Hose?!“, fauchte Kiba, „Oder hast du dir da eine Gurke rein gesteckt, damit die Gassenhündinnen denken, du hättest etwas in der Hose?!“

Das war genug.

Tsume knurrte wütend, riss Kibas Arme hoch und bevor der andere reagieren konnte hielt er ihn mit einer Hand fest.

Das nächste was im Bad wieder hallte, war ein lautes Klatschen.

Ungläubig blickte Kiba den Wolf über sich an. Seine Wange pochte schmerzhaft und war gerötet.

„Wie…wie konntest du es wagen mich…mich zu ohrfeigen?“, stammelte der weiße Wolf erschrocken. Noch nie hatte jemand so Hand an ihn gelegt. Noch nie war er mit Schlägen gezüchtigt worden. Und dann auch noch von so einer Straßentöle. Das war ihm unglaublich unangenehm und empörte ihn gleichermaßen.

Tsume hob spöttisch eine Augenbraue und legte seine Hand um den langen Hals. Seine Finger schlossen sich um die weiße Haut und drückten leicht zu.

„Wenn ich noch so einen Kommentar oder irgendeine Beleidigung von dir höre, wird dir die Luft wegbleiben. Ist dir das klar?“

Die Saphire funkelten wütend vor Empörung, doch der Kleinere schien begriffen zu haben, dass er die schlechteren Karten hatte und hielt den Mund.

„Gut, du wirst jetzt auf meine Fragen antworten- wenn nicht drücke ich so lange zu, bis ich eine vernünftige Antwort bekommen. Verstanden?“

Das Model schwieg und Tsume kniff wütend die Augen zusammen, ehe er etwas zu drückte. Und zu seiner Freude schien die "Erziehungsmaßnahme“ zu gelingen. Als Kiba die Luft abgeschnürt wurde, knurrte er zwar protestierend, stieß aber ein leises „Ja!“, aus.

„Wie kommst du an soviel Geld?“

„Ist das nicht offensichtlich? Ich bin eines der besten und beliebtesten Models der Welt“, erwiderte Kiba mit höhnischer Stimme.

Scheinbar konnte er es einfach nicht lassen, aufmüpfig zu sein. Tsume drückte erneut zu, lockerte aber dann den Griff als er seine nächste Frage stellte.

„Aber das kann unmöglich alles dein Verdienst sein. Wie alt bist du?“

„23.“

Tsume nickte. Die Wölfe, die in der Lage waren ihre Gestalt zu verändern und die Menschen zu täuschen besaßen die gleiche körperliche Entwicklung wie einer der Zweibeiner. So konnten sie sich besser anpassen und wenn die Situation es erforderte sogar mit ihnen aufwachsen, wenn dies ihre Verwandlungsfähigkeiten zu ließen.

„Ich bin drei Jahre älter als du. Eigentlich müsstest du mir mehr Respekt zollen, Schoßhund.“

Kiba knurrte lediglich leise und versuchte ihn mit seinen Blicken zu erdolchen.

„Gut, dann wollen wir weiter machen, wenn du schon einmal so gesprächig bist. Nachdem was ich von meinen Jungs gehört habe, bist du einfach irgendwann in der Modewelt aufgetaucht und hast sie im Sturm erobert. Aber du scheinst vorher schon in guten Verhältnissen gelebt zu haben. Deinen Eltern hat diese Villa gehört und sie haben für deine hervorragende Ausbildung gesorgt. Aber wieso haben irgendwelche reichen Menschen einen Wolf adoptiert, ihn als ihren eigenen Sohn ausgegeben? Du könntest sie als Welpe niemals täuschen. Diese Fähigkeit ist erst einsetzbar, wenn du mindestens ein Jahr alt bist.“

„Ich bin nicht adoptiert worden!“; knurrte Kiba bissig, da er nicht fassen konnte, dass der Kerl ihn über seine Vergangenheit ausfragte.

„Ach und wieso haben…“, Tsume stoppte und runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, was das bedeuten konnte, „Diese reichen Pinkel waren in Wirklichkeit keine Menschen, sonder Wölfe.“

„Du bist ja gar nicht so dumm, wie ich dachte…“

Der Schoßhund konnte es wohl einfach nicht lassen. Erneut drückte Tsume zu und brachte ihn zum Schweigen.

„Ich gehe mal davon aus, dass niemand weiß, dass sie Wölfe waren, nicht wahr?“

„Ja.“

„Gut, aber wie kamen sie- einfache Wölfe zu so viel Reichtum?“

Kiba antwortete nicht, sondern verzog vor Zorn die Lippen, um Tsume seine scharfen Zähne zu präsentieren. Doch der graue Wolf ließ sich nicht einschüchtern.

„Antworte oder ich drücke dir die Luft ab, bis deine Sicht verschwimmt.“

„Wenn du so fleißig im recherchieren bist, dann sieh nach. Es gibt dutzende Zeitungen und Magazine, die den Aufstieg meiner Eltern dokumentiert haben.“

„Ich will aber nicht nachlesen“, knurrte Tsume, der wirklich langsam die Geduld verlor, „Du wirst es mir jetzt sagen!“

„Meine Eltern -sie waren beide die Alphatiere- verloren ihr Rudel in einem schrecklichen Feuer. Der Wald war zerstört, ihr Lebensraum und ihre Heimat bestanden nur noch aus verkohlten Baumstämmen und schwarzer Erde, so dass sie beschlossen weiterzuziehen. Dann, dass war etwa vor neununddreißig Jahren, kamen sie in diese Gegend. Sie lebten in den Bergen, in einer heruntergekommenen Waldhütte und lebten so gut sie es vermochten. Aber eine Holzfirma kaufte das Land und man begann auch ihr neues Zuhause zu zerstören. Mein Vater verwandelte sich und versuchte den Firmenleiter und seine Angestellten von ihrem Unternehmen abzubringen, aber sie blieben stur. Mein Vater sah keine andere Möglichkeit als sie zu töten, um die Abholzung zu stoppen“, Kibas Blick verdüsterte sich und Tsume konnte sich gut vorstellen, dass er im Moment nur zu gerne, dass gleiche mit seinem Peiniger machen würde, „Aber man sah ihn in seiner Wolfsgestalt und man schickte Jäger, später sogar Soldaten in die Berge, um die blutrünstige Bestie zu töten. Meine Eltern sahen keinen anderen Weg, als in die Stadt zu fliehen und sich dort als Menschen auszugeben. Sie hausten nachts als ‚große’ Hunde und tagsüber arbeiteten sie. Mein Vater trug am Harfen Lasten oder erledigte Bodengänge auf weite Strecken ohne viel Anstrengung als Wolf. Auch war er sehr fleißig und zielstrebig, so dass sein Chef ihn bevorzugte und sein Status langsam stieg. Meine Mutter fand währenddessen als Hausmädchen Anstellung und arbeitete zusätzlich auf dem Wochenmarkt für ihre Geldgeber. Nach einiger Zeit trugen sie ihr Geld zusammen, eröffneten sich ein Bankkonto, schufen sich eine Identität und mit dem Rest ging mein Vater an die Börse. Auf Grund des guten Instinkts der schon immer meinen Vorfahren eigen war, verdoppelte und verdreifachte sich das Geld. Während ihr kleines Vermögen anstieg wurde meine Mutter auf dem Markt von einem Künstler entdeckt und als sie ihm Modell stand, zeichnete sie aus Lust ebenfalls ein wenig und der Künstler war von ihrem Talent so begeistert, dass er sie förderte. Und nachdem meine Eltern genug Geld besaßen, gründete mein Vater eine eigene Firma, die sich mitunter mit Kunstschätzen und Werken auseinander setzt und kaufte weiterhin die richtigen Aktien, währned meine Mutter mit ihren Bildern schnell zu einer der beliebtesten Künstlerinnen wurde…zufrieden?“

Kibas Erzählung endete. Der beeindruckende Aufstieg seiner Eltern aus dem Nichts war zwar überall in Zeitschriften zu finden, aber über ihre Ankunft als Wölfe war nichts bekannt. Mit dem richtigen Geld hatten sie dafür gesorgt, dass man ihnen eine neue Identität und Herkunft verschaffte. Die Menschen glaubten, dass die beiden in ihrem kleinen Heimatdorf zusammen durchgebrannt waren, weil die Eltern der Verliebten- mittlerweile natürlich verstorben- entschieden gegen eine Ehe gewesen waren. Eine tragische Romeo und Julia- Story, die sowohl von der Presse als auch von der Öffentlichkeit mit offenen Armen begrüßt worden war.

„Das ist wirklich interessant.“, Tsume runzelte die Stirn, doch dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, „Aber dann waren deine Eltern auch Straßenköter.“

Kiba reagierte nicht auf diese Beleidigung. Doch in ihm brodelte es.

„Du hast, was du willst, als verschwinde endlich und lass mich in Ruhe!“, knurrte der weiße Wolf und begann sich erneut zu winden. Sein Kampfeswille war wieder erwacht.

„Wer sagt den, dass ich mit dir fertig bin?“, erwiderte Tsume mit einem diabolischen Grinsen, „Weißt du was? Ich habe in letzter Zeit einfach keine ruhige Minute um mich- wie hast du es so schön ausgedrückt? Ach ja, meine Gurke einer Gassenhündin zu zeigen. Und mein Problem scheint dir ja bereits aufgefallen zu sein…“

Aus dem bleichen Gesicht wich der letzte Rest Farbe. Kiba sah ihn vollkommen entsetzt an. Mit allem hatte das Model gerechnet: Mit Schlägen, Beschimpfungen, weiteren Ausfragungen und Luftabschüren, doch das Übertraf alles andere.

„Wenn du es wagst mich anzufassen, werde ich dir jeden einzelnen Knochen brechen, du…“

„Aber, aber. Du bist für dieses Problem verantwortlich, also wirst du auch dafür gerade stehen. Und keine Angst. Nicht ich fasse dich an, sondern du mich…“

Tsumes Hand wanderte zu dem Verschluss seiner schwarzen Lederhose.

„Lass den Scheiß! Wir sind beide Männchen! Such dir eine läufige Hündin, um deine Triebe zu besänftigen!“

„Du weißt genauso gut, wie ich, dass es mir nicht um Sex geht, Schoßhund. Und nun sei brav und halte still.“

In Kiba wuchs dafür sein Zorn ins unermessliche. Es ging nicht darum, Tsume zu befriedigen. Der graue Wolf wollte ihn demütigen und ihm zeigen, dass er stärker war. Er wollte ihn unterwerfen und sich dafür rächen, dass der weiße Wolf ihn verspottet und verletzt hatte.

Tsumes überhebliches Grinsen wuchs, als er begann mit der freien Hand den Reißverschluss über die Beule in seiner Hose zu ziehen.

„Das Leben auf der Straße ist verdammt hart und sich einfach so hoch zu arbeiten…das kann nicht mit rechten Dingen zu gehen. Weißt du was ich denke?“

Kiba antwortete nicht, verengte bloß voller Hass die Augen und stieß ein bedrohliches Knurren aus.

„Nun ich denke, dass deine Mutter eine ganz schöne Hure gewesen sein muss. Sicher hat sie es mit den Straßenkötern getrieben, damit sie ein paar Müllreste abbekam und der Künstler hat ihr sicher auch nur geholfen, weil sein schönes Modell mit ihm in die Kiste gesprungen ist. Und dein Vater…wem er wohl einen Blasen musste, damit er so weit aufsteigen konnte?“

Das war genug!

Sämtliche Sicherungen brannten bei Kiba durch. Er warf sich gegen Tsume, lenkte ihn von seiner halboffenen Hose ab und sorgte dafür, dass der weißhaarige Mann erneut nach seiner Kehle griff, um ihn zu züchtigen.

Kiba schnellte vor.

Seine messerscharfen Zähne vergruben sich in Tsumes Handgelenk. Blut schoss in seinen Mund, während sein Kiefer sich immer weiter in das weichen Fleisch grub. Er hörte das Knacken von Knochen und das schmerzhafte Jaulen des anderen Wolfes. Der Griff um seine eigenen Handgelenke verschwand plötzlich.Doch dafür vergrub sich eine Hand in seinen Haaren und zog grob an ihnen. Sein Kopf wurde zurückgerissen, doch er ließ nicht los.

Das letzte was er sah war das Aufblitzen der goldenen Augen.

Dann schlug seinen Kopf gegen den weißen Marmor auf.
 

Schwer atmend hielt Tsume sein blutiges Handgelenk. Der weiße Schoßhund hatte ihm den Knochen in zwei Teile zerbissen. Dafür würde er noch büßen, schwor er sich.

Knurrend trat der Graue dem leblosen Wolfkörper in die Seite. Als Kiba Ohnmächtig geworden war, hatte sich sein Körper zurück verwandelt.

Aber was sollte er nun tun?

Er wollte sich für die stechenden Schmerzen in seinem Handgelenk rächen. Sollte er den Schoßhund vielleicht anketten und…

Seine Rachepläne wurden je unterbrochen, als er eine laute Frauenstimme hörte.

„Kiba! Darling! Wo steckst du?“

Tsume warf dem Ohnmächtigen noch einen letzten Blick zu.

„Ich komme wieder“, knurrte er und verschwand aus dem Bad.
 

„Kiba! Wo bist du?“, seufzend sah sich die blonde Frau um.

Er hatte doch hier auf sie warten wollen, ehe sie zusammen zu Hige fuhren. Cher ließ den Haustürschlüssel zurück in ihrer Handtasche gleiten und setzte ihre Suche fort. Sie kannte Kiba nun schon lange und gut genug, um zu wissen, wo er wohl zu finden war.

Eilig schlug sie den Weg zum Großen Badezimmer ein.

Tatsächlich lagen Kibas Kleidungsstücke säuberlich zusammen gefaltet in dem Vorraum zu dem großen Bad.

„Kiba! Ich weiß, dass du da bist. Wenn du nicht endlich kommst, gehe ich rein!“, drohte die adrette Frau lächelnd und wartete auf eine Reaktion.

„Bist du unter Wasser? Verdammt, Kiba! Ich will nicht zu spät kommen. Außerdem hast du nachher noch einen wichtigen Pressetermin. Und…“, Cher stoppte und lauschte. Sie hörte das übliche Rauschen des Brunnen, aber von Kiba war nichts zu hören. Schlief er? Nein, ihr Geschrei müsste ihn doch geweckt haben. Seine Ohren waren viel zu empfindlich, als das er sie nicht bemerkt haben könnte. Sie zögerte noch einen Moment, dann drückte sie die Klinge herunter und trat in das Bad ein.

Doch die junge Frau hatte keinerlei Augen für die Kunstwerke.

Etwas anderes nahm ihren Blick gefangen:

Auf dem Boden lag eine regungsloser weiße Gestalt.

„Kiba!“, erschrocken reagierte Cher und rannte zu dem Wolf, der noch immer keinerlei Reaktion auf sie zeigte. Auf dem weißen Marmor hatte sich eine kleine Blutlache gebildet, wobei einige roten Tupfen sich von ihr weg bahnten.

Die Blondine betaste vorsichtig den Schädel des Raubtiers.

„Kiba, sag doch etwas. Was ist passiert?“

Die Lieder flackerten und öffneten sich einen Spalt breit.

„Cher?“, krächzend klang Kibas Stimme wieder, obwohl er nicht einmal sein Maul bewegte.

„Ja. Alles in Ordnung? Hattest du einen Anfall?“, fragte sie besorgt, aber auch mit einem strengen Unterton in der Stimme, „Du weißt doch, dass du deinen Körper nicht bis zum äußersten Strapazieren sollst!“

„Ich hatte keinen Anfall“, Kiba kniff knurrend die Augen zusammen.

„Und was ist dann passiert? Hast du Schmerzen?“

„Mein Kopf pocht wie verrückt…und mein Ego ist angepisst.“

Verwirrt schwieg Cher. Langsam strich sie ihm über den weichen Schädel. So als könnte sie damit die Kopfschmerzen vertreiben. Kiba schwieg, doch dann stieß er ein gefährliches Knurren aus, so dass die sonst so mutige Frau zusammen zuckte.

„Wenn ich diesen Straßenköter erwische, werde ich ihn umbringen!“
 

„Kiba, das hättest du uns längst erzählen müssen!“, beschwerte sich Blue und betaste den Verband um Kibas Schläfe.

„Schrei nicht so rum“, murrte dieser lediglich und presste die Augen zusammen.

„Lenk nicht ab“, mischte sich nun auch Hige ein, „Dir geht es Scheiße und dann legst du dich mit irgendeinem fremden Wolf an- das hättest du uns erzählen müssen. Dem Mistkerl mache ich fertig!“

„Schatz, wenn der Kerl es mit Kiba aufnehmen kann, solltest du lieber die Finger davon lassen. Lass mich das machen. Ich werde ihm seine dreckige Kehle durchbeißen…unseren kleinen Kiba so zu demütigen!“

Cher räusperte sich mit gerunzelter Stirn.

„Ihr scheint mir das herunterzuspielen. Das war ein sexueller Übergriff-“

„ War es nicht“, knurrte Kiba, „Zumindest nicht ganz. Mit Sex und Befriedigung der Triebe hatte das weniger zu tun. Er wollte mich demütigen und dafür Sorgen, dass ich einen Rang unter ihm einnehme. Das ist eine verdammte Schmach für einen Wolf! Wenn ich diesen Köter…“

Es klingelte und Cher verschwand seufzend um den Gast einzulassen. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, hatte Kiba seiner Managerin alles erzählt, die daraufhin gleich bei Blue und Hige angerufen hatte. Und keine zehn Minuten später war das Wolfspaar schon aufgetaucht und ging ihm nun schon eine geschlagene Viertelstunde auf die Nerven.

Es war ja lieb, dass sie sich sorgten, aber das war sein Problem. Und nächstes Mal war er für einen Kampf vorbereitet und dann würde Tsume büßen!

Cher kam zurück. An ihrer Seite war ihr Mann Hubb Lebowski. Er war genau wie seine Frau blond, hatte breite Schultern und trug wie immer einen sauberen grauen Anzug. Hubb war Polizeichef der Stadt und ein alter Freund der Familie Kazumi. Erst durch Kiba und seine Eltern hatten sich die beiden kennen gelernt und sich in einander verliebt. Aber im Gegensatz zu Cher wusste Hubb nichts von Kibas Geheimnis, obwohl er schon oft auf das Model aufgepasst hatte. Und er war es auch, der für Kibas Sicherheit zuständig war.

„Es tut mir wirklich Leid, Kiba. Wenn ich-“

Das brünette Model winkte ab.

„Vergiss es. Ich hätte selbst besser aufpassen müssen. Es ist schlimmer als es aussieht.“

Hubb seufzte und schüttelte den Kopf.

„Kiba, wenn dich solche Kerle bedrängen, sollst du doch sofort bescheid geben. Ich kann nicht fassen, dass du bei der ersten Begegnung mit diesem Perversen heil davon gekommen bist. Du weißt doch, wie diese Spanner sind und…“

„Ruhe!“, blaffte Kiba zurück und massierte sich die Schläfe. Hubb zuckte aufgrund der harschen Unterbrechung zurück, doch dann nickte er bloß und sah seinen Liebling auffordernd an.

„Ich zeige Hubb schnell den Tatort“, sprang Cher auch sogleich auf seine unausgesprochene Bitte an.

Das Model knurrte bloß seine Zustimmung.

„Die Leute von der Spurensicherung warten draußen und…“, begann Hubb, doch ein Blick aus den wütenden Saphiren ließ ihn verstummen.

„Kiba, wenn du sie nicht ins Haus lässt, werden sie keine Spuren finden und dann können wir diesen Verbrecher nicht finden.“

„Die mir kommen trotzdem nicht in mein Revier!“

„Revier?“, Hubb hob Aufgrund der Wortwahl eine Augenbraue, während Kiba die Zähne zusammen presste. Dank der Kopfschmerzen konnte er kaum klar denken. Er wollte lediglich ein paar Schmerzmittel, Mondlicht, seine Ruhe und Tsumes Kopf auf einen Silbertablett!

War das denn so viel verlangt?

„Er meint natürlich in seinem Haus“, kam ihm Blue zur Hilfe.

„Die richtige Bezeichnung ist Villa, Liebling“, grinste Hige schelmisch, „Ich glaube, er hat das Drehbuch noch im Kopf und kommt ganz durcheinander.“

Hubbs Misstrauen verschwand, während Kiba den beiden anderen Wölfen einen dankbaren Blick zu warf.

„Hubb, du weißt doch, wie sehr ich Fremde im Haus hasse. Und besonders du musst das verstehen.“

Der Polizeichef nickte mit betroffener Miene.

„Na gut, aber…“

„Keine Angst. Kiba wird einem der Zeichner nachher ganz genau das Gesicht beschreiben. Du kennst doch sein fabelhaftes Gedächtnis. Außerdem kennt er sogar den Namen seines Angreifers“, Cher griff nach seinem Arm und harkte sich bei ihm ein.

„Tatsächlich?“

„Er heißt Tsume“, der brünette Mann spuckte den Namen gerade zu aus und verzog vor Hass das Gesicht.

„Gut, aber später mehr dazu. Kiba braucht Ruhe“, Blue lächelte und legte ihrem Artgenossen die Hände auf die schmalen Schultern.

„Du sagst es, Darling. Und nun komm, Hubb. Du wolltest dir doch den Tatort ansehen“, mit diesen Worten zog Cher den Beamten aus der Tür.

„Endlich ist er weg“, erleichtert atmete der weiße Wolf auf.

„Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, bemerkte die schwarze Wölfin und leckte ihm tröstend über die Wange.

Hige nickte und ließ sich auf dem breiten Sofa nieder, die Beine über der Lehne angewinkelt.

„Ich hätte nie gedacht, dass du dich von einem Straßenwolf fertig machen lässt.“

„Ich sagte doch bereits, dass ich überrascht, nackt und müde war. Ich war zum Kämpfen halt nicht in Topform. Außerdem hat dieser Sohn einer räudigen Hündin, mich falsch erwischt“, Kiba knurrte, doch dann ging das Vibrieren in seiner Kehle zu einem leisen Seufzen über. Lächelnd massierte Blue seine Schultern, während Hige ein wenig neidisch zu ihnen rüber sah.

„Sag mal, wie sieht es mit Toboe aus?“

Erneut verfinsterte sich der Blick aus den Saphiren.

„Ihr werdet ihm nichts hiervon erzählen. Ich will ihn nicht noch weiter Ängstigen. Ihr wisst doch, wie empfindlich er in diesen Dingen ist…“
 

„Oh. Mein. Gott.“

Staunend sah sich Hubb in dem riesigen Bad um. Es war das erste Mal, dass er das Große Badezimmer zu Gesicht bekam. Und der Anblick war wirklich überwältigend.

„War das alles hier Yukiko?“

Cher lächelte sanft und strich Hubb über die Wange.

„Ja. Sie hat das Bad entworfen und jede der Figuren selbst angefertigt. Manche Vor- und andere Nach der Errichtung. Es ist wunderschön, nicht wahr?“

„Allerdings. Es hat etwas geheimnisvolles…ja geradezu Magisches an sich. Ganz wie Yukiko selbst“, er hob den Blick zu dem großen Vollmond über ihnen, „Sie hat den Mond und sein silbriges Licht so sehr geliebt…“

Traurigkeit stahl sich in seinen Blick und er ließ erneut seinen Blick über die Statuen gleiten. Plötzlich sog er hörbar die Luft ein und Cher unterdrückte mit Mühe ein Kichern.

Hubb hatte den Brunnen entdeckt.

„Oh. Mein. Gott!“

„Du wiederholst dich, Darling“, kicherte Cher nur doch und ließ ihren Blick ebenfalls über das Kunstwerk gleiten.

„Haben Yukiko oder Kai dir jemals die Geschichte des Brunnen erzählt?“

Hubb schüttelte den Kopf, worauf Chers Lächeln wuchs.

„Gut, dann erzähle ich sie dir“, sie senkte ihre Stimme zu einem Flüsterton, doch der Hall des Saals warf sie zurück, so dass sie von überall zu kommen schien.

„Es begann damit, dass Yukiko jede Nacht von ein und dem Selben Traum heimgesucht wurde. Sie sah drei Wölfe: Einen Weißen, einen Grauen und einen Schwarzen. Der Graue und der Schwarze stritten um die Gunst des Weißen und versuchten mit Geschenken und ihrem Können seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Wettstreit endete schließlich in einem Kampf, doch sie konnte nie den Gewinner erkennen, denn mitten in der Auseinandersetzung verschwamm das Bild und veränderte sich. Stattdessen kämpften nun zwei Männer miteinander. Der eine besaß eine Klinge und der andere schwang ein Schwert. Und in sicherer Entfernung saß auf einem Thron ein wunderschöner junger Mann, der mit gefühllosem Gesicht den Streitenden zu sah. Dann änderte sich erneut das Bild. Und Yukiko sah einen Brunnen im Traum. Dies wiederholte sich jede Nacht, bis irgendwann nur noch der Brunnen in ihren Träumen auftauchte. Yukiko war völlig erschöpft, aber begriff nun, was es mit dem Traum auf sich hatte. Jedes Mal wenn sie aufwachte zeichnete sie ein Stück des Brunnens bis er fertig war und als sie die Zeichnung vollendet hatte, begann sie jenen Brunnen aus Stein zu hauen…“

Hubb sah auf die Wölfe und die Männer.

„Sind das ihre Traumgestalten?“

„Ja, aber ich bin noch nicht fertig. Weißt du was passierte, als sie den letzten Stein einsetzte? Nein, natürlich weißt du das nicht“, Cher schloss seufzend die Augen, „Als sie den Saphir in die Augen des weißen Wolfes einsetzte, platzte die Fruchtblase und die Wehen setzten ein.“

„Was? Du meinst-“

„Unter diesem Brunnen, in Yukikos Atelier, kam Kiba zur Welt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-08-07T19:58:47+00:00 07.08.2014 21:58
Echt cooolllleeeeeessss Kapitel ^-^

Von:  Rue_Ryuzaki
2014-03-12T16:00:20+00:00 12.03.2014 17:00
Lass mich raten, die drei Wölfe/ Menschen auf dem Brunnen sind Tsume und Darcia und Kiba?
Tsume und Darcia kämpfen um die Gunst Kiba`s.

Passt perfekt ^^
Bin gespannt wie es weiter geht. Hab nämlich vor kurzem erst meine Begeisterung für Wolf`s Rain entdeckt und mein favo Chaa ist Kiba ;)
Von:  Vava
2011-01-30T18:12:14+00:00 30.01.2011 19:12
Hach endlich ging es weiter ^^
Ein schönes Kapitel :)
Besonders gut hat mir ja die Geschichte mit dem Brunnen gefallen *_*
So mystisch :)
Aber Kibas und Tsumes Auseinandersetzung war auch wieder cool.
Jaja die beiden werden sich noch lieben lernen hab ich das Gefühl :)
Freu mich schon wenn es weiter geht ^^

Byby Murky


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