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Under the fullmoon

Tsume/Darcia?? x Kiba
von

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Der steinernde Brunnen

3.Der steinernde Brunnen
 

Es war ein herrlicher Tag gewesen. Die ganze Zeit über hatte die Sonne geschienen. Und nun da es langsam dämmerte ging es endlich los.

Hige wollte die erste Szene drehen. Warum ausgerechnet er diese gleich im Kasten haben wollte, hatte er bei Kiba begründet, dass es ein kleiner Test sein sollte. Ein Test ob er und Darcia tatsächlich zusammen arbeiten konnten.

Der weiße Wolf seufzte leise und sah sich auf dem Filmset um. Hige hatte für die gewünschte Testszene den angrenzenden Wald der Stadt gewählt. Es war hier wirklich recht idyllisch, wenn man von den Leuten am Set absah, die wie eifrige Ameisen herumhuschten.

Kiba sog die frische Waldluft ein. Er roch die feuchte Erde, die Blätter und die Tiere. Sogar eine frische Rehfährte. Oh, wie gerne würde er sich nun verwandeln und das Wild jagen. Sich nach Herzenslust austoben!

Oh und Hige war so schrecklich sadistisch…ob es ihm wohl Freude machte ihn so leiden zu sehen? Der braune Wolf hatte nie viel Interesse am Jagen gehabt. Solange er gutes Essen bekam und Blue bei ihm war, war er zufrieden. Seine wölfischen Instinkte waren nicht so ausgeprägt wie bei Kiba.

Aber Hige war nicht dumm. Es war nicht nur die Verbindung zwischen Kiba und Darcia, die er auf die Probe stellte. Gleichzeitig probte er mit der Szene Kibas Durchhaltevermögen. Der Film würde keinen Sinn machen, wenn er sich nicht unter Kontrolle haben würde. Dem Regisseur war Kibas Verfassung nicht entgangen und er würde nicht zulassen, dass sich sein Freund übernahm. Den Filmdreh konnte man schließlich ein oder zwei Tage aufschieben. Mehr würde es nicht brauchen. Nachdem Kiba sein Jagdlust gestillt hatte, war er meist sogleich wieder fitt.

Aber Kiba würde das durchhalten. Seit gestern Abend hatte sich die Anspannung stark gelockert. Wie von alleine legte sich seine Hand auf seine Hüfte. Dort unter Weste und dem Hemd war die Wunde die ihm Tsume, dieser Straßenköter zugefügt hatte.

Durch den Vollmond war sie bereits recht gut verheilt und würde ihm hoffentlich auch keine Probleme während dem Dreh machen. Außerdem hatte er sie gekonnt verbunden und genug Schmerzmittel geschluckt. Gott sei Dank war Toboe noch nicht wieder daheim gewesen und der Kleine schien auch nichts mit bekommen zu haben. Auf keinem Fall wollte er das sich sein kleiner Bruder Sorgen machte.

„Hey, ist alles klar mit dir?“

Sofort ließ Kiba die Hand sinken und sah neben sich. Hige war an ihn herangetreten. Zwar grinste der junge Mann mit den Strubbelhaaren, aber in seinen Augen lag ein besorgter und lauernder Ausdruck.

Er lächelte spöttisch.

„Aber natürlich. Keine Angst, ich halte den Druck schon aus.“

Hige zuckte mit den Schultern.

„Das hast du schon recht oft getan, aber übertreib es nicht. Auch du hast deine Grenzen- und die solltest diese nicht immer so oft überschreiten. Das ist nicht gut für dich.“

„Das weiß ich selbst“, Kibas Blick löste sich von dem anderen Wolf und sah hinein in den Wald, „Du hast dir wirklich einen schönen Platz ausgesucht.“

Tatsächlich war die Lichtung ein kleines Paradies. Die verschiedenste Blumen wuchsen in dem hohen Gras. Ein leichtes Licht fiel durch das Blätterdach und wanderte über das Set. Dieser Ort hatte etwas Geheimnisvolles und romantisches. Besonders im Dämmerlicht. Da bekam er sogar etwas Gespenstisches. Ein leichter Nebel glitt über das Gras. Kiba wusste nicht, ob er künstlich oder natürlich war. Zumindest hatte er keine Nebelmaschinen gesehen.

Hige grinste neben ihm zufrieden.

„Ich liebe diesen Ort. Hier habe ich schon oft mit Blue gepicknickt.“

Kiba schmunzelte amüsiert.

„Ach und nichts weiter dann?“

Zu seiner Befriedigung lief Hige leicht rosig an und wechselte schnell das Thema.

„Übrigens wie findest du dein Kostüm?“

Der weiße Wolf verzog leicht das Gesicht und sah an sich herunter.

„Gewöhnungsbedürftig…“, murmelte er. Man hatte ihn in eine enge, schwarze Hose gesteckt. Nicht dass das schlimm wäre, denn dabei kamen seine langen Beine und sein knackiger Hintern gut zur Geltung, aber die Fantasieuniform die er darüber trug verstimmte ihn leicht. Diese Polizeiuniform bestand aus einem weißen Hemd, welches er unter einer ebenfalls schwarzen Weste trug. Die Weste war eigentlich gut geschnitten und schmiegte sich an seinen Körper, doch schwarz machte ihn immer so extrem blass…vielleicht wollte Hige auch genau diese Wirkung erzählen. Es würde sicherlich gut zu der Atmosphäre passen, dennoch fühlte er sich nicht wohl in den Sachen. Etwas was durch die Krawatte und den „Sheriffstern“; seinen Agentenausweis auf seiner Weste nicht gerade gemildert wurde. Hige wusste doch ganz genau, dass er es nicht haben konnte etwas um den Hals zu tragen. Dann fühlte er sich eingeengt. Wie ein Hund an der Leine. Es war ihm ein Rätsel wie der Braune das Halsband ertragen konnte. Na gut, es war das Hochzeitsgeschenk von Blue und Hige war auch nicht er.

Erneut seufzte er und lockerte die Krawatte.

„Achso, aber da musst du durch, mein Lieber.“

„Manchmal hasse ich dich“, flüsterte Kiba und schluckte, um den Druck an seinem Hals los zu werden.

Doch Hige tat es mit einem Grinsen ab, wobei er einen Blick auf seine teure Golduhr warf.

„Darcia müsste auch gleich aus der Maske kommen. Und dann kann es los gehen. Wir müssen die Szene haben, bevor es dunkel ist. Ach und Kiba…gib mir ein Zeichen, wenn es dir zu fiel wird. Ich will keine Toten.“

Der Brünette verdrehte die Augen.

„Mach dir keine Sorgen. Mir geht es besser als Gestern.“

Hige warf ihm noch einen prüfenden Blick zu, dann strebte er seine Leute an, um die letzten Anweisungen zu geben. Doch kaum das er weg war und Kibas Gedanken wieder dahin fließen konnten, wo sie eigentlich nicht sein sollten, ertönte die tiefe Samtstimme hinter ihm:

„Ah, da sind Sie ja, Kiba.“

Ohne dass er etwas dafür tun musste erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er drehte sich zu Darcia um. Der Bankenchef trug einen langen, schwarzen Mantel. Der Kragen hatte man aufgestellt, wodurch Teile des Gesichtes im Schatten lagen. Das schwarze Haar, fiel wie ein Meer von Seide auf seine breiten Schultern. Unter dem dunklen Umhang war er ebenfalls schwarz gekleidet und die Sachen machten keinen guten Eindruck mehr, aber das war auch so beabsichtigt. Schließlich hatte ein umherstreunender Werwolf ramponiert und staubig auszusehen. Tatsächlich schien etwas Düsteres von Darcia auszugehen. Als jener auf ihn zukam, blickte er in das edle Gesicht des Aristokraten und sein Herz machte einen Sprung vor Vorfreude.

„Sie sehen gut aus, Darcia. Wirklich wie ein Mann, der als streunender Wolf durch die Wälder und Berge zieht…“

„Wie jemand, der das Tageslicht scheut.“

Kiba schmunzelte.

„Sie können meinen Text?“

Der Adlige nickte galant lächelnd.

„Nun nicht wirklich, aber ich habe mir diese Strophe gemerkt. Sie hat einfach etwas. Die Autorin zählt auch sonst zu meinen Lieblingen.“

„Sie haben recht. Sie und ihre Bücher sind ein wahrer Geheimtipp. Die `Mondblume´ ist eine großartige Fantasieautorin. Aber ich hätte nie gedacht, dass jemand wie Sie ihre Bücher kennen.“

Darcia strich sich eine der schwarzen Haarsträhnen zurück.

„Ich habe schon seit klein auf eine Schwäche für Fantasy und Thriller. Aber auch die Krimis von ihr sind wahnsinnig fesselnd. Kein anderer Autor spricht mich so sehr an. Sie verbindet die Genre brillant mit einander. Und die Tatsache, dass man ihre wahre Identität nicht kennt, verstärkt die geheimnisvolle Wirkung ihrer Romane.“

Das war wirklich interessant. Sie hatten beide dieselbe Liebesautorin und den gleichen Büchergeschmack.

„Und Sie? Welche ihrer Bücher gefallen Ihnen am besten?“

„ Nun mein Lieblingskrimi von ihr ist `Der gefallene Engel´ und meiner Meinung nach eines ihrer gelungenen Werke ist ´Das Orakel des Paradies´.“

Darcia nickte zustimmend.

„Allerdings. Ein wunderschöner und mitreißender Fantasyklassiker. Aber auch ihr neues Buch, welches hier verfilmt wird, ist ein Meisterwerk.“

Kiba lächelte nur zustimmend und ging an seinem Filmpartner vorbei. Hige warf ihnen bereits einen vielsagenden Blick zu.

„Da haben sie recht. Und nun kommen Sie Darcia, bevor der Regisseur noch vor Ungeduld platzt.“
 

Ein schauriges Rauschen ließ die Blätter erzittern. Panisch sah sich der junge Agent um. Sein Herz schlug vor Angst wild in seiner Brust. Nackter Schweiß rann über seine Stirn. Kleine Atemwolken stiegen in die kalte Luft auf.

Ein tiefes Lachen ertönte.

Der junge Mann drehte sich um die eigene Achse, doch er konnte Niemanden im Dämmerlicht ausmachen.

Seine Hand glitt zu der Waffe unter seiner Jacke.

Der silberne Revolver hatte ihn schon oft das Leben gerettet.

Würde er auch gegen diesen Gegner bestehen? War dieser Mann überhaupt ein Feind? Er wusste langsam nicht mehr, was er noch denken sollte.

„Zeigen Sie sich! Egal wer Sie sind!“

Erneut ertönte das schaurige Lachen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Seine Nackenhaare stellten sich auf- ein eindeutiges Zeichen von Gefahr.

Plötzlich raschelten die Blätter und eine Gestalt trat aus dem Dickicht hervor.

Sie war in einen schäbigen, alten Mantel gekleidet. Das Gesicht lag zwar im Schatten, doch als der Mann langsam auf ihn zu kam sah er im Dämmerlicht die weiße Haut und das eiskalte Auge. Das andere wurde von einem einfachen schwarzen Tuch versteckt.

Er sah aus wie ein Mann, der als streunender Wolf durch die Wälder und Berge zog…

Wie jemand, der das Tageslicht scheute.

„Warum so überrascht, Mister Blair? Ich dachte, sie wollten mich unbedingt sehen.“

Der junge Mann verengte misstrauisch die Augen und richtete den Lauf seiner Waffe auf den unheimlichen Fremden.

„Sie…sie sind also Richard Lupus?“

„Sie sagen es, Inspektor. Lassen sie uns gleich zum wesentlichen kommen…sie wollten mich wegen den Mordfällen verhören wie mir zu Ohren kam.“

Der junge Polizist riss sich zusammen. Er war ein Meister der Selbstverteidigung. Mochte der andere ihn auch um einen Kopf überragen. Er war stärker und im Besitz einer Waffe.

Sogleich spürte er wie seine Sicherheit wuchs.

„Dann wissen sie wohl auch, dass seit regelmäßigen Abstand Mädchen in dieser Gegend verschwinden. Gestern haben wir die Leiche eines der Opfer gefunden. Sie ist ermordet worden. Zerrissen wie von einem wilden Tier. Auf ihrem ganzen Körper fanden sich Bissspuren. Scheinbar hat man sie bei noch lebendigem Leib den Wölfen vorgeworfen…“, er schluckte leicht, „Außerdem hatte sie vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr. Und nach den Indizien zu urteilen, keinen freiwilligen.“

Der Fremde schwieg und da er keine Anstalten eines Angriffes machte, ließ er den Revolver wieder sinken. Man hatte ihn zwar von dem seltsamen Fremden gewarnt, doch er schien recht abgemagert und würde sicherlich kaum so dumm sein ihn anzugreifen solange er die Waffe in der Hand behielt.

„Und was hat das mit mir zu tun? Bin ich verdächtig als einsamer Einsiedler? Weil im mutterseelenallein in den Bergen lebe und mich nur manchmal in der Kleinstadt blicken lasse? Ich lege keinen großen Wert auf die Gesellschaft von anderen Menschen.“

„Nun sie sind nicht der einzige Verdächtige. Aber die Dörfer in Westvillage halten sie für gefährlich.“

„Ein Mann der so zurück gezogen wie ich lebt wird immer als gefährlich und unheimlich abgestempelt.“

„Mag sein und ich werde sie auch nicht lange belästigen. Ich möchte nur wissen, ob Sie über die Gerüchte be-“

Richard unterbrach in mit einem knurrenden Lachen.

„Sie, ein Polizist glauben doch nicht etwa an diesen Unsinn. Müssten sie nicht ein Mann der Logik sein?“

„Das bin ich. Doch in jeder Legende steckt ein Fünkchen Wahrheit. Und sei es nur, dass sie über die Wölfe in diesem Gebiet bescheid wissen.“

Sofort verstummte das Lachen.

„Ich verstehe. Natürlich weiß ich über ihre Reviere und dergleichen bescheid. Schließlich muss ich selbst wissen woran ich bin. Und nein, ich habe das Mädchen sicherlich nicht den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Sie sollten sich lieber einen anderen Verdächtigen suchen, Mister Blair.“

„Momentan sind Sie mein Verdächtiger, Mister Lupus. Und wenn wir gerade dabei sind; Woher kennen Sie meinen Namen?“

Für einen Augenblick herrschte Schweigen, doch als Richard antwortete klang seine Stimme scharf.

„Ich kenne ihren Namen, weil ich genau wie die Polizei gerne weiß, was sich in meinem Umfeld abspielt. Das ist überlebensnotwenig für mich. Als sie die Familie des Opfers befragten war ich gerade in der Stadt. Der Rest war nicht weiter schwer.“

„Warum leben sie so zurück gezogen?“

„Das geht Sie nichts an.“

„Da irren Sie sich. Genau wie Sie habe ich ihre Familie unter die Lupe genommen. Was glauben Sie was da zu Tage kam?“

Richard schnappte erschrocken nach Luft.

„Halten Sie lieber den Mund.“

Doch er ließ sich nicht einschüchtern.

„Ihr Vater war ein Mädchenschänder. Und bekanntlich fällt der Apfel nicht weit vom-“

Weiter kam er nicht mehr.

Plötzlich stieß Richard ein wütendes Heulen aus und sprang vor. Das alles passierte innerhalb von Sekunden. Er kam nicht dazu die Waffe hochzureißen und wurde zu Boden geworfen. Der Körper des größeren Mannes drückte auf ihn hinab, doch als er sich mit seiner ganzen Kraft gegen seinen Angreifer warf, konnte er sich befreien.

Der junge Inspektor sprang auf, doch ehe er Schießen konnte, fuhr etwas Scharfes über seine Hand. Er schrie vor Schreck und Schmerz auf und ließ die Waffe fallen.

Ein fataler Fehler.

Im nächsten Augenblick war Richard ebenfalls wieder auf den Beinen. Bevor er auch nur reagieren konnte packte ihn der Einsiedler und drückte ihn gegen den nächsten Baum.

Warmes Blut lief seine Hand hinab und tropfte in das Gras.

Der brünette Mann hob den Blick und sah direkt in das eisblaue Auge Richards.

Blanke Wut und Mordlust standen darin.

„Hatte ich nicht gesagt, dass du dein Maul halten sollst, Schnüffler!“, knurrte ihn der Größere an. Sein Mund verzog sich und weiße Zähne blitzten auf. Doch diese waren ungewöhnlich spitz für die Zähne eines Menschen.

„Warum sollte ich?“, er stemmte sich gegen den Griff, aber diese war so hart wie Eisen, „Ich habe nur gesagt, was der Wahrheit entspricht. Deswegen sind sie auch nach dem Tod ihrer Mutter in diese Einöde gezogen. Sie sind geflohen vor der Vergangenheit!“

„Ja!“, knurrte Richard, das Gesicht nur noch eine wütende Grimasse, „Ich habe diesen Bastard gehasst! Die Leute haben von ihm auf mich geschlossen! Und darum glauben diese Dummköpfe auch das ich diese Morde begangen habe!“

Er drückte fester zu und der junge Mann konnte ein schmerzhaftes Aufkeuchen nicht unterdrücken. Wie verdammt stark war der Kerl?

Hatte er es doch zu weit getrieben? Durch seine Provokation hatte er sich wertvolle Informationen erhofft…aber als er den hasserfüllten Blick sah, wurde ihm nicht nur klar, dass er zu weit gegangen war. Dieser Mann war eindeutig in der Lage einen Mord zu begehen.

Wenn er es nicht schon getan hatte.

„Sie sagen also, dass sie das Mädchen nicht umgebracht haben?“

„Nein.“

Irritiert blickte er in das blaue Auge.

„Wie meinen sie das. Haben sie-“

„Ganz genau, Clark. Ich habe dieses Mädchen umgebracht. Ebenfalls die anderen sieben. Sie waren selbst dran schuld. Sie haben mich gereizt und das haben sie teuer zu stehen bekommen.“

Der junge Polizist war sprachlos. Hatte er sich gerade verhört? Scherzte der Kerl auf eine so widerliche Art und Weise mit ihm?

„Sie haben richtig gehört. Und ich habe vorhin nicht gelogen. Ich lüge nie. Ich habe diese Huren nicht den Wölfen vor geworfen. Oh nein, ich war der jenige der sie nach unserem kleinen Abenteuer so zerfleischt hat.“

„Sie…sie sind krank…“

Richard lachte düster auf und offenbarte seine blitzenden Reißzähne. Dann beugte er sich zu dem Kleineren herab.

„Nein, ich bin verflucht…die Leute haben recht.“

Ein grausames Grinsen schlich sich auf die schmalen Züge.

„Ich bin ein Werwolf. Und gerade jetzt sehr hungrig…“

Er war sprachlos und überrumpelt. Er hatte mit allem gerechnet nur nicht damit.

Plötzlich spürte er wie etwas Nasses über seinen Hals fuhr. Sein Puls beschleunigte sich.

„Hören Sie auf damit…“, seine Stimme klang ungewöhnlich fremd in seinen Ohren.

„Warum sollte ich…“
 

„SCHNITT!“

Higes Stimme durchbrach die angespannte Stille und ein Aufatmen ging durch die Menge. Selbst Kiba spürte, wie er sich vor Erleichterung entspannte. Er war vollkommen in seiner Rolle aufgegangen. Die gespenstische Atmosphäre und Spannung der Szene hatte alle erfasst und in kalten Klauen gehalten. Es war beinahe gemein, dass Hige nun das Ende verkündete.

„Das war wirklich hervorragend, Mister Kazumi“, flüsterte die tiefe Stimme neben seinem Ohr. Warmer Atem streifte seine Haut und für einen Moment fühlte er sich in den Film zurück versetzt. Er erschauderte und eine Hitzewelle brach über ihn herein.

Was stimmte bloß nicht mit ihm? Wie schaffte es Darcia nur ihn so aus der Fassung zu bringen?

„Danke“, erwiderte er mit rauer Stimme, „Auch Sie waren beeindruckend.“

Darcia lächelte und trat einen Schritt zurück. Sowohl zu Kibas Enttäuschung als auch Erleichterung. Zum einen hatte es ihm gefallen, wie nahe der Mensch ihm gewesen war, aber gleichermaßen hatte es ihn beunruhigt. Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.

„Das war perfekt!“, ertönte plötzlich Higes nervige Stimme aus dem Mikrofon, „Ihr zwei ward großartig! Mister Darcia, Kiba währen sie so gut und kommen zu mir her, während die anderen abbauen.“

Die beiden Schauspieler tauschten einen kurzen Blick, machten sich aber dann auf den Weg zu dem Regisseur.

Schon von weiten strahlte ihnen das breite Grinsen auf dem Gesicht des etwas pummeligen Wolfes zu.

Allein der zufriedene Anblick seines Freundes reichte, um Kibas Stimmung zu senken. Er konnte dieses selbstgefällige Grinsen nicht ausstehen…

Schweigend hörte er zu, wie Hige sie beide lobte und dabei vorwiegend von Darcia schwärmte. Der weiße Wolf war dem Anderen deswegen keines Wegs böse, denn ihm war klar, dass Hige dem Adligen lediglich Honig ums Maul schmierte, um ihn für die restlichen Dreharbeiten zu bekommen. Und er musste zugeben, dass er selbst den Wunsch hegte, dass der andere sein Filmpartner werden würde. Noch nie zuvor hatte er solch einen faszinierenden Menschen getroffen.

Als er das Lächeln um Darcias Mundwinkel spielen sah, war ihm klar, dass Hige den Kampf gewonnen hatte.

„Es könnte zwar etwas umständlich werden, aber es würde sicherlich funktionieren, wenn ich für diesen Film meine früheren Fähigkeiten nutze. Die Geschäfte laufen gut und ich brauch mir bei den steigenden Aktienkursen keine Sorgen zu machen.“

Higes Grinsen würde- auch wenn es Kiba schon fast unmöglich schien- noch breiter.

„Das freut mich wirklich zu hören. Nicht wahr Kiba?“

Das brünette Model nickte zustimmend und schenkte dem Bankenchef ein freundliches Lächeln.

„Allerdings. Sie schaffen es wirklich eine Rolle so unglaublich realistisch zu spielen, dass mir die Worte fehlen. Dieser Dreh hat mir großes Vergnügen bereitet.“

Darcia neigte lächelnd das Haupt.

„Das freut mich zu hören, Mister Kazumi. Und wenn wir gerade dabei sind, auch für mich waren die Dreharbeiten ein Vergnügen, welches ich seit Jahren nicht mehr hatte. Und Sie, mein Teurer, haben es wirklich verdient als einer der besten Schauspieler der Welt zu gelten.“

Er nahm Kibas Hand und hauchte einen Kuss hinauf.

„Was halten Sie davon, wenn wir uns morgen Abend zum Essen treffen? Ich finde, man sollte den Filmpartner besser kennen lernen. Ich kenne ein sehr gutes Restaurant, was Ihnen sicher Munden wird.“

Ein Kribbeln durchlief Kibas Hand, als die weichen Lippen seine Haut berührten.

„Es wäre mir ein Vergnügen, Darcia…“
 

Erschöpft ließ sich Kiba auf das schwarze Sofa fallen.

Toboe stand mit schief gelegtem Kopf vor ihm und sah ihn aus misstrauisch zusammen gekniffenen Augen an.

„Kiba“, begann der Kleine sein Verhör, „Wo hast du diese Wunde her?“

Der weiße Wolf seufzte müde auf. Er hatte wirklich keine Lust auf so etwas.

Als er nach dem Dreh heimgekommen war, wollte er schnell nach der Verletzung sehen und einen neuen Verband anlegen, doch sein kleiner Bruder hatte ihn dabei überrascht.

Wenn er nicht so sehr von Darcias Einladung und ihm selbst abgelenkt gewesen wäre, hätte er den Kleinen sicher rechtzeitig bemerkt, aber momentan schwirrte ihm einfach der Kopf.

„Ich habe gekämpft und bin verletzt worden.“

Sogleich wurde das kindliche Gesicht des braunen Wolfes noch eine Spur misstrauischer.

Wer war schließlich schon in der Lage seinen großen, starken Bruder zu verletzen? Niemand. Kiba war ein viel zu guter Kämpfer und kein Mensch konnte es mit dem weißen Wolf aufnehmen. Außerdem hatte die Wunde seltsam ausgesehen. Sie stammte von keinem Messer. Sie erinnerte den jüngeren Wolf eher an einen großen, tiefen Kratzer.

„Und wer hat dich verletzt?“

„Ein Straßenköter“, war die kurze Antwort.

„Kiba!“, beklagte sich Toboe ernsthaft besorgt, „Du lässt dich doch nicht einfach von einem Hund verletzen! Was ist passiert? War es eine ganze Meute? Hattest du einen Anfall? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“

Der weiße Wolf seufzte erneut, wohl wissend dass er nicht einfach so davon kommen würde.

„Nach Blues Party habe ich mich auf dem Heimweg gemacht und bin überfallen worden. Aber nicht von einem Hund. Es war ein grauer Wolf.“

„Ein Wolf?“, echote der Kleine verwundert, „Aber außer uns, Blue und Hige gibt es hier in der Stadt doch keine anderen Wölfe. Konnte er sich auch verwandeln? Und warum hat er dich überfallen?“

„Toboe…ich weiß auch nicht, wo er herkommt, aber er ist wahrscheinlich auch noch nicht so lange wie wir in der Stadt. Wir sind schließlich hier aufgewachsen. Aber er beherrscht ebenfalls die Verwandlung- und nun hör mir gut zu, mein Kleiner: Sei bloß vorsichtig. Mit diesem Straßenköter ist nicht zu Spaßen. Er ist nicht wie wir. Er ist ein kleiner, schmieriger Gangster.“

Verwunderung spiegelte sich in den gelben Augen wieder.

„Wie er ist ein Gangster?“

„Ach Toboe, nicht jeder lebt wie wir in guten Verhältnissen.“

Manchmal befürchtete Kiba wirklich, dass der kleine braune Wolf zu naiv war. Gut er hatte es nie anders kennen gelernt, dass die Wölfe in seinem Umfeld reich waren, aber Kiba versuchte ihn so gut er konnte normal zu erziehen.

Und tatsächlich war Toboe weder eitel, geizig oder hochnäsig. Man konnte ihn unter den Menschen von einem einfachen, lieben Jungen nicht unterscheiden.

Aber manchmal erschien er Kiba beinahe zu menschlich. Toboe legte keinerlei wölfische Stärken an den Tag und fühlte sich unter den Menschen einfach pudelwohl.

Toboe schwieg und blickte Kiba mit gerunzelter Stirn an.

„Also gut, ich passe auf, aber du darfst mir nie wieder so etwas verheimlichen, ja?“, bittend mit seinem besten Welpenblick blickte Toboe ihn an. Kiba seufzte leise und nickte, ehe er sich zu einem kleinen Lächeln durchrang.

„Einverstanden.“

Er stand auf und wuschelte dem Kleinen durch das kastanienbraune Haar.

„Mach dir keine Sorgen, es ist nur ein Kratzer. Aber sag mal, wolltest du nicht noch zu Akio?“

Alarmiert riss Toboe die Augen auf.

„Oh Mist! Du hast Recht! Ich bin eh schon viel zu spät.“

Aufgebracht griff er nach seiner Jacke und schlüpfte in seine Turnschuhe.

Grinsend verfolgte Kiba das typische Szenario.

„Mach dir keinen Stress, Kleiner. Unser Meisterfotograf wird eh zu spät sein. Du kennst ihn doch und wenn ich mich nicht irre war er gestern noch mit ein paar Freunden etwas trinken. Bis der sich aus dem Bett gequält hat, bist du bereits beim Set.“

„Ja, aber es ist peinlich, wenn ich doch später bin als er!“

Akio war berühmt und berüchtigt für seine Verspätungen, die er stets zu entschuldigen wusste. Eine seiner Lieblingsausreden war dabei, dass es einfach Styl hätte, ein paar Minuten zu spät zu kommen. Mittlerweile war dies wirklich zu seinem eigenen Styl geworden, nur handelte es sich bei seinen Verspätungen meist um einige Stunden…

„Soll ich dich schnell hinfahren?“, bot Kiba schmunzelnd an.

„Das wäre toll!“, strahlte Toboe darauf und gab seinem großen Bruder einen Kuss auf die Wange.
 

Der Kleine war noch vor Akio- was ja kein Wunder war- am Treffpunkt angekommen. Auf dem Rückweg hatte Kiba den Fotografen aus dem Bett geklingelt, ihn zu Toboe geschickt und mit ihm alles weitere abgesprochen.

Toboe modelte auch ab und an für seine Altersgruppe und er liebte es genau wie sein großer Bruder, doch war es für ihn eher ein Hobby und ein Zeitvertreib. Für Kiba war es harte Arbeit.

Schnell hatte er einige Termine mit Akio abgesprochen, wo man eventuell einige Fotos für den neuen Film schießen wollte, was aber noch zuvor mit Hige und Darcia abgesprochen werden musste. So etwas überließ der Regisseur normalerweise eh ihm oder Akio, doch wie es mit dem Bankchef und dessen Termine aussah, musste noch geregelt werden. Der beste Zeitpunkt wäre dafür das morgige Abendessen nach dem Dreh.

Alleine bei der Vorstellung genüsslich mit dem Adligen zu Speisen und zu Reden spürte Kiba ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Verwundert schüttelte Kiba den Kopf und griff nach einem Bademantel.

Darcia brachte ihn wirklich aus der Fassung…

Schnell zog er sich das T-Shirt aus, schlüpfte aus der Hose und den Socken und legte alles fein säuberlich zusammen. Das Model warf einen kurzen Blick in den Spiegel im Vorraum zum Großen Badezimmer, wie Toboe es immer nannte. Vorsichtig strich er über den weißen Verband um seine Hüfte, ehe er diesen aufwickelte und im Mülleimer verschwinden ließ. Eine schützende Torfschicht hatte sich über die Wunde gebildet und schon Morgen würden man nichts mehr sehen können. Ein Verdienst welcher nicht nur seinen Selbstheilungsfähigkeiten entsprang. Den größten Teil hatte der scheinende Vollmond zur Heilung beigetragen. Der Schorf war dick genug um damit baden zu können, es gab also keinerlei Gefahr, dass sich die Wunde entzünden könnte.

Er nahm eines der weißen Handtücher, legte den Bademantel über den Arm und stieß die Tür zum Großen Badezimmer auf.

Ein fröhliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er das runde Gesicht des Mondes sah. Das Bad war als ein runder Saal konstruiert worden und wies starke Ähnlichkeit mit einer römischen oder griechischen Badestätte. Weiße Marmorplatten schmückten den Boden bis zum Rand des Beckens. Grazile Statuen säumten die Wände und stützten die gläserne Kuppel, durch die das Mondlicht hereinfiel.

Kiba streckte sich genüsslich, als das magische Licht ihn berührte. Er nahm den Bademantel ab und legte ihn über den steinernen Ast eines Apfelbaumes, welcher aus der Wand wuchs.

Ein leises Klatschen hallte wieder, als er mit bedächtigen Schritten über den kalten Stein schritt. Vorbei an den beiden Wölfen, die bewegungslos den Eingang bewachten. Am Beckenrand blieb er stehen und sah hinab in das türkise Wasser. Weiß glitzerte das Mondlicht auf der glatten Oberfläche, welche in kleine Wellenlinien auseinander stob, als er prüfend mit den Zehnspitzen die Temperatur prüfte.

Das Wasser war angenehm warm. So wie er es zum Entspannen liebte.

Zufrieden zog er den Fuß zurück und überreichte einer steinernen Nixe sein Handtuch. Mit kribbelnder Haut ließ er sich am Beckenrand nieder und glitt elegant in das warme Nasse. Kiba seufzte auf und lehnte sich zurück.

Endlich konnte er richtig entspannen…
 

Ein leises Klirren ertönte, als das Fenster zurück geschoben wurde. Alarmiert zuckte der Eindringling zusammen. Doch als sein Blick auf das Windspiel fiel entspannten sich seine angespannten Muskeln. Selbst wenn das leise Geräusch gehört hatte, würde man es nicht weiter beachten.

Gekonnt glitt der muskulöse Mann in das Zimmer. Scheinbar war er im Wohnzimmer gelandet, denn der moderneingerichtete Raum wies eine breite Ledercouch und einen monströsen Flachbildfernseher auf.

„Verdammte Scheiße!“, zischte der Einbrecher und sah sich prüfend um, „Wie viel Kohle hat der Kerl?“ Dagegen war das wo er wohnte, ein Rattenloch. Schon von Außen war die Villa beeindruckend gewesen. Und gut abgesichert. Es hatte sein ganzes Können verlangt, über den spitzen ca. Drei-Vier-Meter Zaun zu kommen und keine Alarmanlage auszulösen.

Der weißhaarige Mann schüttelte zornig den Kopf und verließ das Wohnzimmer. Immer wachsam, denn er wusste nicht, wer um die nächste Ecke lauern würde.

Er hatte gesehen, wie Kiba und der kleine Wolf weggefahren waren und hatte die Chance genutzt sich einzuschleichen. Den ganzen Tag hatte er das riesige Anwesen beobachtet.

Außer den beiden Wölfen schien hier niemand zu leben. Morgens war einmal ein älterer Herr- wohl der Gärtner- und ein paar junge Frauen, die wohl das `Haus´ geputzt hatten, dagewesen, aber das war es auch schon. Und nun war es zwar ruhig, aber das musste nichts heißen. Vielleicht gab es auch andere Mitbewohner oder Diener, die sich um alles kümmerten. Zutrauen würde er es diesem Supermodel ja…

Prüfend zog Tsume die Luft ein, aber außer dem Geruch zweier Wölfe war nicht weiter vorhanden. Aber die beiden Hausherren waren bekanntlich nicht da.

Ein diebisches Funkeln trat in die gelben Augen, als es die kostbaren Vasen im Flur sah. Und auch die Bilder könnten eine Stange Geld wert sein. Tsume überlegte kurz, ob er etwas mitgehen lassen könnte, aber dann sollte er etwas weniger auffälligeres nehmen. Etwas, wo nicht gerade auffiel, dass man es von seinem abgestammten Platz entfernt hatte. Ansonsten könnte das nächste Mal das Einbrechen schwieriger werden. Und es stand für ihn außer Frage, dass er wieder kommen würde. Er musste diesen weißen Wolf unbedingt unter die Lupen nehmen. Es konnte nicht angehen, dass dieser in solch reichen Verhältnissen lebte, während er sehen musste, wie er mit seinen Jungs über die Runden kam.

So durchsuchte er jedes Zimmer und mit jedem Augenblick wurde er wütender, als er den sozialen Unterschied zwischen sich und seinem Artgenossen sah.

Grummeln stieß Tsume die nächste Tür auf- und erstarrte.

Ein riesiger Saal breitete sich vor ihm auf. Statuen von Menschen, Wölfen und Fabeltieren bevölkerten das Bad, wie sich unschwer an dem Pool erkennen ließ. Das Mondlicht schien durch ein gläsernes Dach herein und zauberte Schatten auf die lebensechten Figuren. Etwas Magisches haftete dem Raum an und schien sich in der Mitte des Wassers zu konzentrieren. Denn dort war ein weißer Brunnen aus dem Wasser hervorquoll und sich in Kaskaden ergoss. Sechs Statuen rankten sich um die Quelle empor. Drei Wölfe und drei Menschen. Die drei Wölfe hatten unterschiedliche Farben. Einer hatte die Farbe von Elfenbein, während der Wolf, der sich über den liegenden Weißen beugte, aus schwarzem Onyx zu bestehen schien. Der Letzte war aus einem grauen, glänzenden Stein und hatte seinen massigen Schädel auf die Flanke des weißen Artgenossen gelegt, während er sich am Brunnenrand festkrallte. Die drei menschlichen Statuen waren zwar wie der Rest der Halle aus weißem Marmor, doch alleine ihre Posen und die Waffen in ihren Händen lenkten die Aufmerksamkeit unweigerlich auf sie. Es waren drei junge Männer mit gut gebauten Körpern. Der Schlankste von ihnen, hielt sich am obersten Brunnenrand fest und hatte den Kopf zur Seite geneigt. Die Beine waren etwas gespreizt und die Füße schienen gerade noch so Halt auf dem glatten Stein gefunden zu haben. Sein Gewand fiel in seidigen Bewegungen von seinem Körper ab. Es saß locker und wirkte, als würde es jeden Moment reißen, um denn wunderschönen Körper gänzlich zu enthüllen. Zu seinen Füßen saß einer der anderen, weitaus muskulöserer Männer und hatte einen Arm um das lange Bein geschlungen, beinahe so würde er es auseinander ziehen. Der Letzte dagegen stand rechts von dem Jüngling und schien sich gerade hinab geneigt zu haben, um dem Schönen einen Kuss zu stehlen oder dessen freie Kehle zu liebkosen. Und wären nicht die Waffen gewesen, hätte man denken können, dass die zwei steinernen Männer zusammenarbeiteten, um den tugendhaften Jüngling zu verführen oder gar gegen dessen Willen zu nehmen. Der Kniende hielt einen gebogenen Dolch in der Hand und vollführte einen Schnitt der unweigerlich in die Haut des anderen geschnitten hätte, doch kurz vor dem steinernen Fleisch seines Rivalen traf die Klinge auf das Metall eines Schwertes.

Tsume war gefangen von diesem imposanten und vor allem erotischen Bild. Wie kam es, dass so etwas in Kibas Bad stand? ...Wenn man das hier als Bad bezeichnen konnte. Eher war es ein weiterer Beweis des Wohlstandes, welcher der weißer Wolf genoss. Aber warum ausgerechnet solch ein Motiv?

Benommen schüttelte er den Kopf.

Was interessierte ihn das? Das konnte ihm schließlich egal sein mit was der Kerl sein Bad schmückte.

Aber dieses Bild…er konnte seine gelben Augen nicht davon lösen…

Plötzlich ertönte das Klatschen des Wassers. Etwas schoss kurz vor dem Brunnen aus dem Becken. Wasser spritzte und kleine Wellen schlugen gegen den Rand des Beckens. Weiße Haut glitzerte im Mondlicht auf und der Geruch eines nassen Raubtiers stieg Tsume in die Nase.

Erschrocken zuckte er zusammen und sprang aus Reflex hinter die nächste Säule. Keinen Augenblick zu früh, denn die nassen, braunen Haare wurden zurück gestrichen und ein prüfender Blick aus Saphiren streifte den Eingang zum Bad.

Mit klopfendem Herzen hielt Tsume den Atem an.

Der weiße Wolf war daheim!

Aber das konnte doch nicht wahr sein! Er hatte ihn doch wegfahren sehen! War er etwa zurück gekommen, als er sich im Haus umgesehen hatte?

Der weißhaarige Mann schluckte und warf einen nervösen Blick hinter die Säule. Etwas was er nicht hätte tun sollen.

Zwar, sah der weiße Wolf nicht mehr in seine Richtung, doch dafür sah Tsume selbst erschreckend viel.

Mit der Eleganz eines Tänzers zog sich Kiba auf den untersten Rand des zweistöckigen Brunnen. Direkt neben dem grauen Steinwolf. Für einen kurzen Augenblick sah Tsume den knackigen Hintern und spürte sofort, wie er rot anlief. Doch wie zuvor bei den Statuen konnte er den Blick nicht abwenden.

Kiba zog ein kleines Fläschchen hinter dem grauen Wolf hervor und öffnete es. Eine weiße Flüssigkeit tropfte auf seine offene Handfläche, ehe er die Flasche zurückstellte und das Badeöl in beiden Händen verteilte.

Tsume wusste, das er spätestens jetzt die Augen abwenden sollte, doch es ging nicht. Nun selbst zu Stein erstarrt musste er mit ansehen, wie die schmalen Hände, über die weiße Haut fuhr. Über die nackte Brust, die sich schnell hob und senkte, über die Arme in kreisförmigen Bewegungen bis hinab in die Leistengegend.

Der weißhaarige Mann stieß die angehaltene Luft durch die Nase aus und presste die Hand auf den Mund, um sich nicht mit einem unbedachten laut zu verraten, als Kiba das lange Bein hob und quälend langsam darüber strich. Tsumes Nackenhaare stellten sich prickelnd auf, während ihm eine Hitzewelle durch Mark und Bein ging.

Wasser perlte über die Haut des Brünetten, tropfte von seinen Haaren. Ob sie wohl so weich und seidig waren, wie sie aussahen?

Kleine Atemwölkchen stiegen auf und rote Lippen schimmerten im Schein des Mondes. Beinahe wirkte die Gestalt des jungen Models, wie eine weitere Statue, die das Zusammenspiel der Körper um ihn herum ergänzte.

Die Hand, mit den dünnen, langen Fingern glitt ins Wasser und wusch in einer eleganten Geste, den Schaum ab. Ein leiser, raschelnder Atem klang schallend im Saal wieder. Kiba streckte sich, ließ die Beine ins Wasser baumeln und gab ein wolliges Stöhnen von sich. Unbewusst wanderten Tsumes Augen, an dem attraktiven Körper entlang und strebten die Körpermitte an. Kaum, dass sein Blick über diese strich, konnte er nicht mehr an sich halten.

Ehe er sich versah, kam ein gequältes Keuchen über seine Lippen.

Sofort versteifte sich der wunderschöne Körper und Kibas Kopf fuhr hoch. Aus zusammengepressten Augen spähte er in das Bad.

Schnell zog sich Tsume hinter die Säule zurück und presste sich mit dem Rücken an sie. Verdammt, er hatte sich verraten!

Was machte er jetzt? Der weiße Wolf würde ihn für einen perversen Spanner halten!

Dabei hatte er eigentlich nur ein wenig stehlen wollen…und die Situation sprach wirklich für sich. Schließlich war er hier mit diesem äußerst reizvollen, attraktiven Artgenossen ganz alleine...mitten in einem Bad und das berühmte und begehrte Model war nackt bis auf die Haut. Vielleicht hätte man noch etwas drehen können, doch das Ziehen in seinem Unterkörper, wie die nette, kleine Beule in seiner engen Lederhose sprachen für sich.

Warum zum Teufel, hatte das bisschen einölen solch eine Reaktion bei ihm hervorgerufen?

Vor allem bei einem männlichen Artgenossen? War er mittlerweile mit seinen Sexualtrieben schon so weit heruntergekommen, dass er so extrem reagierte?

„Wer ist da?“, schallte plötzlich die samtweiche Stimme Kibas durch den Raum. Irrte er sich oder klang sie leicht rau und angespannt?

Tsume schloss die Augen und holte tief Luft. Es brachte nichts. Er kam hier nun eh nicht mehr unbemerkt raus.

„Du scheinst es hier ja richtig gut zu haben, Schoßhund!“, er lachte dunkel und bemühte sich um einen gleichgültigen Ausdruck, bevor er hinter der Säule hervortrat. Hoffentlich konnte der weiße Wolf seine Erregung nicht aus der Entfernung sehen.

Ungläubig riss Kiba die Augen auf und gab ein überraschtes Keuchen von sich, als er den grauen Wolf in Menschengestalt erblickte.

„Du?!“, seine Stimme klang gleichermaßen wütend, als auch geschockt.

Tsume zuckte bloß mit den Schultern und grinste spöttisch- bemüht, seinen austickenden Fortpflanzungstrieb unter Kontrolle zu bekommen.

Verdammt, mit dem Kerl konnte man sich wohl kaum fortpflanzen, also könnten seine Hormone ruhig wieder runter kommen.

Aber die hörten nur ungern auf ihn und seinen Verstand, wenn das so etwas Leckeres sich direkt in greifbarer Nähe befand.

Kiba stieß ein warnendes Knurren aus und ließ sich ins Wasser gleiten.

„Was hast du hier zu suchen?! In meinem Haus! In meinem Bad!“, zischte er und die Saphire verdunkelten sich wie der Himmel beim Heranziehen einer Gewitterfront im Sommer.

„Ich wollte mich eigentlich nur ein wenig umsehen und bin dann dummerweise hier gelandet.“

„Du hast hier aber überhaupt nichts zu suchen!“, kam es prompt zurück, ehe der Brünette rasch das Becken durchschwamm und sich neben einer steinernen Nixe am Rand festhielt. Für einen Augenblick zögerte er, doch dann zog er sich mit einem eleganten Schwung aus dem Wasser und griff nach dem Handtuch in den Händen der Märchengestalt.

Tsume schluckte, als er erneut den nackten Körper sah. Nur dieses Mal war er ihm sehr viel näher. Doch zu seiner Enttäuschung- was ihm gar nicht gefiel -, schlang sich Kiba das weiße Tuch um die Hüften und funkelte ihn hasserfüllt an.

Mit einem kampfbereiten Knurren kam er auf ihn zu. Sein Körper, das perfektes Muskelspiel eines Raubtiers.

„Na los! Raus mit der Sprache! Willst du wieder Streit oder-“, der Brünette erstarrte und sah Tsume für einen Augenblick überrascht an, doch dann runzelte er verärgert die Stirn, „Du verdammter Dieb! Natürlich, einer heruntergekommenen Flohtöle wie dir kann es um nichts anderes gehen! Wenn du auch nur eine meiner Sachen angefasst hast, reiße ich dich in Stücke!“

„Das lass ich mir nicht gefallen, du verwöhnter Schoßhund!“, zischte Tsume. Seine Erregung war plötzlich vergessen. Nun ging es darum seinen Stolz zu verteidigen.

Knurrend machte er einen Schritt nach vorne und wollte Kiba packen, um ihn zu zeigen, wer der Stärkere war, als er auf den nassen Fließen ausrutschte.

Er kam ins Schleudern, stieß einen erstickten Laut aus und hielt sich am nächst Besten fest.

An Kiba.

Der weiße Wolf wollte noch ausweichen, aber es war zu spät. Der schwere Körper des Größeren prallte gegen ihn. Starke Hände krallten sich an ihm fest und brachten ihn mit zu fall.

Ein lauter Knall ging durch die Halle.

Benommen schüttelte Tsume den Kopf. Verdammt, er hatte nicht aufgepasst.

Er stieß einen unfeinen Fluch aus und bemerkte erst jetzt, dass er relativ leicht gelandet war.

Ein heißes Zittern ging durch seinen Körper, als ihm der süße Geruch von Vanille und Zimt in die Nase stieg. Und im selben Augenblick wurde er dem warmen Körper und der weichen Haut unter sich gewahr.

Er war auf Kiba gelandet und sah nun direkt in die zwei strahlend blauen Saphire.

Ein leichter Erschrockener Ausdruck war in ihnen zu sehen, aber als sie auf das flüssige Gold über sich trafen, wurde dieser sofort von einer brodelnden Wut überdeckt.

„Tsume!“, knurrte er heißer, „Du verdammter Köter! Das hat höllisch-“

Plötzlich verstummte die erotische Stimme. Kiba riss ungläubig die Augen auf und japste nach Luft.

Erst wusste Tsume nichts mit dem geschockten Verhalten des Anderen anzufangen, doch als er leicht nach unten rutschte, um sich eigentlich aufzurichten, verspannte sich der heiße Körper unter ihm und Tsume erstarrte. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht.

Die Beule in seiner Hose war unweigerlich mit Kibas eigenem Glied in Berührung gekommen.

Und es stand nun außer Frage, dass jener es nicht bemerkt hatte.

„Kiba…“
 

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Der Filmteil ist aus einer eigenen FF(die es hier nicht gibt) und welche ich recht passend fand. Ich wusste nicht wirklich, wie ich das mit dem Filmdreh rüber bringen sollte und wollte unbedingt eine eher zwielichtige Szene mit Kiba und Darcia. Und der Übergang fand ich recht passend- hat jemand verstanden, was ich meine?^^° Naja, ich hoffe, ihr lasst mich, wissen ob es euch gefallen hat XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-08-07T19:55:54+00:00 07.08.2014 21:55
wow^^ ein großartiges Kapitel^^
Die Szene zwischen Kiba und Dacia war sehr spannend. =|
*freu*
Dann lese ich mal weiter =3

LG^^ Alien
Von: abgemeldet
2011-01-29T13:36:38+00:00 29.01.2011 14:36
wow ao etwas auserordentlich, mitreissendes habe ich selten gelesen.
Ich habe gezittert ich ´bin zusammmen gezuckt und zurück gewiche , als Darcia so nah an kiba in der letzten scene herangetreten ist.
ist echt schade das es plötzlich mittendrinne aufhört jetzt wo tsumes fortpflanzen-trieb infahct wurde.... ich kann es kaum erwarten bist du weiter dein werk vollendest oder zumindest weiter führst
......
ich habe es genossen.--- ich bin ein absoluter fan von wolfs rain und habe wohl zumersten mal die geschichte der wölfe so gehört.
^^
Von:  Vava
2010-06-14T10:51:36+00:00 14.06.2010 12:51
^_____^
wieder mal ein klasse Kapitel!
Und das mit der Filmscene hat mir wirklich gut gefallen ** Jetzt habe ich glatt Lust bekommen, diese Geschichte auch zu lesen XD
Ich mag sowas nun einmal... *drop* XD
Aber wirklich klasse ^^
Bin nun auch wirklich gespannt, wie es weiter geht O_o
Aber die Statuen die Kiba im Bad stehen hat... die will ich auch ** Das ganze BAd stell ich mir richtig cool vor aber... wer hat sowas schon XD
Naja ich freu michw enn es weiter geht :)
Bis denne Murky
Mach weiter so =)


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