Zum Inhalt der Seite

Die Kinder der Bären

Ein Mädchen zwischen zwei Clans
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schnee

1.Kapitel
 

Schnee
 

Ich atmete hörbar aus und blickte vollkommen entnervt auf die scheinbar endlose Weite der weißen Wüste. Der Schnee verschlechterte die Sicht und wirbelte wie in einem wilden Reigen umher.

Janes und Zacks ewige Streitereien versuchte ich auszublenden, während ich mich im Stillen daran zu erinnern versuchte, warum ich hier in dieser Einöde gelandet war.

Die Antwort lag auf der Hand: Simon, der einzige Erziehungsberechtigte, den ich noch hatte. Meine Mutter war vor vielen Jahren, als ich selber kaum vier Jahre alt war, bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Es war im Winter geschehen, als sie mich vom Kindergarten abgeholt hatte und sie schnell nach Hause zu meinem Vater wollte, mit dem sie ihren Hochzeitstag feiern wollte. Doch wir kamen nie zu Hause an. Es hatte in strömen gegossen und plötzlich bildete sich Blitzeis. Wir flogen aus der Kurve und der Wagen stürzte den Abhang hinunter, bis er von einer dicken, uralten Weide gestoppt wurde. Bei dem harten Aufprall, so meinte man, war sie sofort gestorben. Seit jenem Tag gab es nur noch Simon und mich.

Es war nicht immer einfach gewesen mit ihm zusammen in Berlin zu leben. Oft gab es Diskussionen darüber, was ich tun, mit wem ich mich treffen und wie lange ich ausgehen durfte.

Wenn ich jedoch versprach zu Kochen, hatte er sich meistens überreden lassen mir mehr Freiheiten zu lassen und mehr Vertrauen zu schenken. Zu meinem 18. Geburtstag vor wenigen Wochen, verkündete er mir dann, dass er für längere Zeit nach Alaska wollte. Simon war ein gutherziger und tierlieber Mensch. Dies war auch der Grund gewesen, weshalb er Tiermediziner geworden war. Doch seit er vierundvierzig Jahre alt war, schien ihn eine Art Midlifecrisis zu plagen.

Er schmiss die Praxis und wurde führendes Mitglied des deutschen Verbandes für Tierschutz.

Und genau deshalb waren wir hier. In Alaska gab es seit einigen Jahren ein erhöhtes Aufkommen von Bären unterschiedlicher Rassen und diese zogen das Interesse geldgieriger Wilderer auf sich.

Mein Vater nahm dies zum Anlass etwas gegen seine Midlifecrisis zu unternehmen, packte seine Sachen, fragte seine beiden engsten Vertrauten im Verband, buchte Flüge und stellte mich vor die Wahl. Entweder ich blieb in Deutschland, suchte mir eine Universität und begann zu studieren, oder aber ich kam mit nach Alaska und verbrachte ein Jahr im Ausland bevor ich studieren würde.

Und so entschied ich mich für das Abenteuer, das einen positiven Eindruck auf meinen Bewerbungen machen würde. Ich hörte wie Simon neben mir aufseufzte, als das Gezeter auf den Rücksitzen lauter wurde. Mit einem diabolischen Grinsen wandte ich mich den beiden Tierschützern zu. „Mach ihr doch endlich einen Antrag Zack, dann müssten wir nicht ihre schlechte Laune ertragen.“ Meine Worte waren wie Öl auf ein Flämmchen, das sich sofort zu einer lichterloh brennenden Flamme ausdehnte. Jane wurde tief rot und blickte beschämt zur Seite, während Zacks Augen etwa um das doppelte an zu schwellen schienen und auch seine Wangen von einem rötlichen Schimmern geziert wurden. Ich hörte Simon vergnügt Grunzen und ich kicherte leise.

„Na, diskutieren könnt ihr allemal wie ein altes Ehepaar,“ warf er ein und lachte nun laut auf.

Simon und ich ärgerten die beiden immer so, wenn die beiden sich wieder zankten. Es war offensichtlich, dass die beiden sich lieber in die Arme fallen wollten, als zu streiten, aber verrückter weise schien keiner der beiden den Mut zu besitzen, um sich über seine Gefühle zu unterhalten.

Ich bedauerte dies zu tiefst, wusste aber aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist ehrlich und offen zu seinen Gefühlen zu stehen. Dennoch ärgerte es mich zu sehen wie die beiden es nicht auf die Reihe bekamen. Mit unseren Worten hatten Simon und ich es endlich geschafft die beiden zur Ruhe zubringen und bei den beschämten Blicken die sie sich heimlich zu warfen, war auch nicht davon auszugehen, dass sie sobald wieder in ein Gespräch geraten würden.

Mein Blick wanderte erneut auf die weiße Welt, in der ich mich befand, die so unwirklich und doch wunderschön war. Kurze Zeit später erkannte ich einen dunklen Schatten hinter dem fallendem Schnee. „Ist das etwa Toolik?“, hörte ich Jane aufgeregt von hinten quietschen. Simon nickte. „Wir müssten da sein.“ Schockiert musterte ich die wenigen Gebäude die sich langsam vor der weißen Einöde abzeichneten. „Leben hier Menschen?“ Auf meine für mich logische Frage hin verdrehte Simon bloß die Augen. „Karie, natürlich leben hier Menschen. Es sind zwar nicht besonders viele, aber die Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut. Es gibt eine Schule, ein Krankenhaus...du hättest mal vor zehn Jahren herkommen sollen. Damals gab es nur wenige Gebäude und die waren für Forschungszwecke. Hier müsste auch gleich irgendwo die Universität sein.“ Als Simon auf eine Aneinanderreihung mehrerer kleiner Gebäude deutete, konnte ich das kleine Schild mit der Aufschrift „University of Alaska“ erkennen. Dann erblickte ich den Namensgeber des Ortes: Toolik lake. Der See wirkte auf den ersten Blick ziemlich riesig und das Licht der untergehenden Sonne wurde funkelnd von seiner Spiegelgleichen Oberfläche reflektiert. „Wow,“ entfuhr es mir bei dem Anblick und all meine Skepsis war für einen Moment vergessen.

„Diese Gebäude gehören zur Toolik Field Station.“ Simon reckte sich während er Ausschau zu halten schien und dann zielgerichtet zu einem kleinem Häuschen fuhr. „Und diese romantische Hütte ist vorerst unser zu Hause. Eigentlich ist es Bestandteil der Toolik Field Station, ein Winterquartier, aber es war zufälligerweise frei und deshalb...,“ Simon stoppte den Motor, zog die Handbremse an und stieg aus dem Wagen, „wohnen wir jetzt hier. Willkommen in Toolik!“

Ich öffnete die Tür und begann sofort zu fluchen. „Verdammte Scheiße! Es ist ja total kalt hier!“

Jane lachte laut. „Aber wie frisch die Luft ist und so rein!“ Missmutig beeilte ich mich all meine Sachen in die süße Hütte zu bekommen, denn in der Hinsicht hatte mein Vater recht. Sie war tatsächlich romantisch aber ohne irgendwelchen Schnickschnack. Im Prinzip war sie sehr robust, aber die Abgeschiedenheit vom Zentrum Tooliks ließ sie perfekt für Zweisamkeit und Ruhe wirken.

Aber weder das eine, noch das andere war vorhanden. „Gib das jetzt her...JANE!“

„Nein das ist meins und nicht deins Zack. Nein! Simon? Sag du doch mal etwas!“

Ich kicherte als ich mir vorstellte wie Simon die Augen verdrehte, die Achseln zuckte und hilfesuchend nach mir Ausschau hielt. Aber nein, da würde ich ihm nicht helfen. Was musste er auch ausgerechnet die beiden Streithähne überreden mit zu reisen?

Zwei Stunden später saß ich alleine in der kleinen Sauna, die einige Meter von unserer Hütte entfernt direkt am See stand. Ich genoss die Wärme die in diesem Land vollkommen verloren gegangen zu sein schien und atmete entspannt ein. Das erste mal als Simon mir von den Bären erzählt hatte, dachte ich, er wäre vollkommen verrückt geworden. Mein erster Gedanke an Alaska und Tierschutz richtete sich eher auf den Walfang. Aber seit kurzen waren sowohl Eisbären als auch Grizzlybären vom Aussterben und Wilderei bedroht und mein Vater erzählte mir, warum er lieber die Bären, als die Wale schützen wollte. „Hör zu Karie, die Wale werden nicht aus Lust getötet. Die Inuit brauchen Wale um zu leben. Die Bären zu töten nutzt aber niemandem,“ hatte er in einem belehrendem Ton gesagt, dass ich mich sofort wie ein kleines unwissendes Kind gefühlt hatte. Ich konnte es nicht leiden wenn er so redete, aber hin und wieder sprach er trotzdem so mit mir.

Als ich zurück ging, hatte ich kurzfristig das Gefühl, als müsse ich erfrieren, so krass wirkte der Unterschied der heißen Sauna und der kühlen Abendluft und so kuschelte ich mich tiefer in meine Winterjacke hinein. Mein Blick wanderte zu den Sternen die hier viel deutlicher zu sehen waren als von Berlin aus. „Wunderschön,“ dachte ich und beschleunigte meinen Schritt, als plötzlich Wind aufkam.
 

„Aufstehen mein, Spatz!“ Ich gähnte und reckte mich und blickte in die freudig funkelnden Augen Simons. „Na, gut geschlafen?“, fragte er in über guter Laune, während es mir schwer fiel zu antworten. „Na, du könntest mir zumindest einen guten Morgen wünschen,“ beschwerte er sich prompt. Ich brummelte, dass ich keinen guten Morgen wünschen könnte, da ein Morgen nie gut war, wenn ich früh aufstehen musste. Zack lachte nur über mein Verhalten und neckte mich, indem er mich den ganzen Tag über nur noch Morgenmüffelchen nannte. Jane und Zack mussten sich ein Zimmer, so wie Simon und ich auch, teilen. Ich hätte hundert Euro gewettet, dass einer die Nacht nicht überleben würde. Doch beide waren heute Morgen ziemlich ausgelassen und entspannt im Umgang miteinander.

Eine Stunde später klopfte es an unsere Tür. „Guten Morgen. Mein Name ist Bha,“ stellte sich der Beuscher vor und schüttelte meine Hand. Es war offensichtlich, dass Bha aus einer Familie der Inuit stammte. Seine Augen waren sehr schmal und wirkten asiatisch, während seine Haut jedoch relativ dunkel war. Sein ehemals schwarzes Haar, hing zu einem grauen Schopf zusammen gebunden über seine Schulter herab und feine Fältchen zierten sein Gesicht als er lächelte. Er wirkte sehr sympathisch.

Simon erklärte, dass Bha unser Führer war und mit uns gemeinsam ein wenig in Richtung Gates-of-the-Arctic-Nationalpark fahren würde, wo in letzter Zeit öfter Fälle von Wilderei gemeldet wurden. Zuvor jedoch trafen noch einige Leute ein. Einige gehörten wie Bha zu den Inuits, andere kamen aus England, den USA und Frankreich und hatten vor einiger Zeit dieses Vorhaben mit meinem Vater geplant. Als wir aus dem Haus gingen, machte mein Herz einen plötzlichen Sprung, als mein Blick auf die Hundestaffel fiel, die vor Schlitten gespannt wartete.

„Oh mein Gott! Wir werden mit Schlitten fahren? Das ist ja der Wahnsinn!“ Mein Puls beschleunigte sich als wir die wichtigsten Vorräte und Utensilien auf die Schlitten packten. Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit, als „Balto“ von Disney, einer meiner Lieblingsfilme gewesen war. Ich musterte die wunderschönen Schlittenhunde, mied es jedoch mich ihnen zu nähern. Ich hatte vor einiger Zeit einen Bericht gesehen, bei dem die Hunde eher wilden Wölfen geähnelt hatten, als den braven Hunden die man in Deutschland eigentlich gewöhnt war.

Dann stiegen wir in Gruppen aufgeteilt auf die Schlitten und es ging los.

Der Wind peitschte mir um die Ohren und der Wind heulte mit den Hunden um die Wette.

Meine Augen tränten und meine Haut brannte und prickelte vor Kälte.

Nach wenigen Stunden, die Sonne stand nun ziemlich hoch am Himmel und der Schnee blendete, während zumindest der Schneefall und der Wind nachgelassen hatten, hielten wir am Rande eines Waldes. Wir waren nicht besonders weit von unserem Ausgangspunkt entfernt, dennoch war von Toolik nichts mehr zusehen, was vor allem an den hohen Bergen lag von denen wir umgeben waren.

„Es ist wirklich atemberaubend schön hier,“ wisperte ich und konnte nicht aufhören meinen Blick über die Landschaft schweifen zu lassen. Wir mussten von hier aus zu Fuß weiter und würden ein Lager im Wald aufschlagen, zusammen mit den Inuits würden wir die Orientierung nicht verlieren.
 

Die Fichten wirkten Gespenstisch und dennoch waren sie das erste Grün seit langem, das ich erblickte. Langsam trottete der Trupp von knapp zwanzig Mann hinter den fünf Inuit hinterher, während drei weitere ihr Lager außerhalb des dichten Waldes bei den Hunden und den Schlitten aufschlugen. Wir marschierten nicht lange und richteten unser Lager auf einer kleinen, ebenen Lichtung her. Erschöpft ließ ich mich auf meine Isomatte plumpsen und legte mich einige Minuten zu Ruhe, während Stimmen und Gelächter von außen an mein Ohr drangen. Sie planten den weiteren Verlauf der Tour, nachdem sie eine Feuerstelle errichtet hatten und gemütlich beisammen saßen. Ich kuschelte mich in meinen Schlafsack und schlief ein.
 

Ich war vermutlich die einzige die so früh im Bett gelegen hatte, weshalb ich auch in aller frühe erwachte. Simon schnarchte neben mir und ich krabbelte aus dem Zelt um die frische Morgenluft zu genießen. Ein kühler Wind streifte durch die Bäume und ließ sie sachte mitschwingen. Der Duft der Fichten erinnerte mich an Weihnachten und an unseren jährlichen Tannenbaum. Gähnend räkelte und streckte ich mich und nahm einen Schluck Wasser aus meiner Flasche, bevor ich der menschlichen Natur abseits des Camps nachging.

Ich schloss gerade meine Jeans, als ich Stimmen hörte. Erschrocken fuhr ich zusammen, entspannte jedoch, als ich die Stimmen erneut hörte und feststellte, dass sie zu weit weg waren, als dass mich jemand hätte beobachten können. Dann kam der nächste Schock. Wenn alle im Lager noch schliefen, und dabei war ich mir ziemlich sicher, wer unterhielt sich dort miteinander? Und da wurde mir schlagartig bewusst, dass es sich um Wilderer handeln musste. Ich sprintete los und weckte Simon, der nach meinen Worten sofort hellwach war. Wir trommelten alle zusammen und liefen los in die Richtung, aus der ich die Stimmen gehört hatte. Einige hatten mich verärgert gemustert, nachdem sie geweckt worden waren und ich freute mich klammheimlich, dass nicht nur ich ein Morgenmuffel zu sein schien.

Ich erkannte die Stelle wieder und blieb stehen. Die anderen taten es mir gleich und wir alle lauschten gespannt in die Stille des Waldes. Doch es blieb stumm. Ich spürte wie mir langsam das Blut in die Wangen schoss. Es durfte nicht wahr sein, dass ausgerechnet jetzt die Stimmen verschwunden waren.Ich wusste, dass ich mir dies nicht nur eingebildet hatte, doch was würden die anderen denken? Peinlich gerührt wandte ich mich zu Simon um der mich ermutigend anlächelte und gleichzeitig die Achseln zuckte. Ich spürte Janes und Zacks verärgerten Blicke auf mir ruhen, als plötzlich ein lauter Knall die drückende Stille zerriss.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte Zack und rannte als erster los, dann lösten sich auch alle anderen aus ihrer Starre und liefen in die selbe Richtung. Es war tatsächlich ein Schuss gefallen. Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust und mein Puls rauschte laut in meinen Ohren. Der Adrenalinkick beschleunigte meine Geschwindigkeit und ich konnte besser Schritt halten als ich erwartet hatte.

Jetzt konnte ich auch wieder Stimmen hören. Es waren anscheinend viele Wilderer und sie schrien sich gegenseitig irgendwelche Befehle zu und ein weiterer Schuss fiel. Die Rufe wurden lauter und dann hörte ich dieses unglaubliche Brüllen, das mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Das Brüllen eines Bären. Es war tief und inbrünstig laut. Mein Blut pochte in meinen Schläfen und meine schlechte Kondition machte sich langsam bemerkbar. Schnaufend versuchte ich mithalten zu können, verlor die anderen aber immer mehr aus den Augen. Erneut fiel ein Schuss und kurz daruaf noch einer. Mein Herz stockte für einen Moment als ich Zack schreien hörte. Hatten sie ihn getroffen? Meine Panik stachelte mich an und ich holte wieder auf.

Dann hörte ich plötzlich einen Schuss wenige Meter von mir entfernt und darauf folgte ein markerschütternder Schrei, der meinen Verstand für einen Moment aussetzen ließ. Sofort wechselte ich die Richtung und folgte intuitiv dem Schrei. Es durfte nicht wirklich Simon gewesen sein, der so geschrien hatte. Ich hastete weiter, blieb an einer Wurzel hängen und fiel hart zu Boden. Ich schmeckte den metallenen Geschmack meines Blutes und nahm nur beiläufig meine aufgeschürfte Lippe war. Doch dies alles konnte ich verdrängen, solange ich nicht wusste ob es Simon gut ging.

Ich ließ meinen Blick über die Bäume schweifen und rechnete damit ihn jeden Moment irgendwo liegen zu sehen. Die Stimmen schienen immer weiter entfernt zu sein. Panische blieb ich stehen und wandte mich um. Würde ich wieder zurück finden? Plötzlich hörte ich ein lautes Schnauben hinter mir und zuckte zusammen. Wie in Zeitlupe wandte ich mich um und mir stockte der Atem, als ich den weißen Bären erblickte. Er war wunderschön und doch wirkte er so bedrohlich. Mein ganzer Körper war wie erstarrt. Wenn er mich jetzt angreifen würde, würde ich nicht mehr fliehen können. Doch der Bär musterte mich nur und sein Blick hatte fast etwas menschliches. Ich stand nur einige Zeit da und rührte mich kein Stück, als ein Schuss und laute Rufe mich zurück in die Realität holten. Ich lief los, warf noch einmal einen Blick zurück und vergewisserte mich, dass der Bär mir nicht folgte. „Simon!“ Meine Stimme klang schrill vor Hysterie. „Karie?“, Simons Stimme war erschreckend gepresst und leise. Ich folgte dem Klang seiner Stimme und trat auf eine schmale Lichtung. Er lag am Boden, halb gegen einen umgefallenen Baum gelehnt. Sein Gesicht war Schmerzverzerrt und der Schnee zu seinen Füßen war dunkelrot von seinem Blut. Mir entwich ein kurzer Schrei. „Simon!“ Ich lief zu ihm und ließ mich neben ihm in den Schnee fallen.

„Was ist passiert?“

„Die Wilderer haben wohl Panik bekommen als sie uns gesehen haben.“ Simon lächelte spöttisch.

„Dann haben sie geschossen,“ presste er zwischen seinen Zähnen hervor.

„Wo haben sie dich getroffen?“ Meine Stimme zitterte vor Sorge. Simon nahm seine Hand vom Arm herunter und ich erkannte eine klaffende Wunde. Mir wurde übel und alles begann sich zu drehen, doch ich riss mich zusammen, schloss kurz die Augen und atmete die kühle Luft ein.

„Du brauchst Hilfe! Komm, ich helfe dir auf und wir laufen zurück zu den Schlitten und fahren schnell nach Toolik! Aber zuerst mache ich dir einen Druckverband.“

Doch bevor ich auch nur irgendetwas tun konnte, ertönte erneut ein lautes Brüllen. War mir der Bär doch gefolgt. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich begann zu frösteln. Dann hörte ich ein lautes Schnauben und der Boden schien zu beben, als der Bär auf uns los stürmte. Ich drehte mich um und blickte auf einen riesigen Grizzly. „Scheiße!“ Sein Blick fixierte mich während er auf mich zu lief. „Simon!“, schrie ich doch er befahl mir sofort zu laufen. Ich zögerte einen Moment, was ein Fehler war. Plötzlich stand er mit seinen drei Metern direkt vor mir. Ich war wie gelähmt.

Simon schrie und befahl mir zu laufen, doch die Augen des Bären hatten mich fest in ihren Bann gezogen und ich war nicht in der Lage mich zu bewegen. Der Bär knurrte und seine Lefzen zuckten dann griff er an. Ich wusste kaum wie mir geschah. Plötzlich lag ich am Boden und konnte nichts außer Schmerz spüren. Wie durch Watte hindurch konnte ich meine eigenen Schreie hören und dennoch wirkte alles so weit entfernt von mir und unwirklich. Meine Sicht war durch ein Netz von Tränen verschleiert, als ich sah das der Bär erneut auf mich zu stürmte, dann wandte er seinen Kopf ruckartig zur Seite. Der Eisbär den ich noch zuvor im Wald gesehen hatte, stürmte auf ihn zu und brüllte. Ich sah wie er sich auf den Grizzly stürzte. Dann wurde es ganz plötzlich ganz dunkel um mich herum und der Schmerz war fort.
 

Das erste was ich bemerkte, als ich die Augen öffnete, war ein freundlich strahlendes Lächeln. Es gehörte zu einer Frau, einer Inuit, deren Gesicht von ersten Anzeichen des Alters gezeichnet war.

Ich hörte ein plätscherndes Geräusch, als sie sich für einen Moment von mir abwandte, dann legte sie mir einen kühlen, nassen Lappen auf die Stirn.

Ich wollte reden, doch mein Hals schien zu brennen und ich bekam kein Wort über die Lippen. Die Frau hatte scheinbar meine Anstrengungen bemerkt und schüttelte den Kopf. Sie legte einen Zeigefinger an ihre Lippen und wies mich an zu schweigen, um mich zu schonen.

Dann hielt sie mir ein scheußlich riechendes Gebräu unter die Nase. Ich war zu erschöpft um mich zu wehren und ließ es mir einflößen. Ich hustete und würgte, während ich versuchte den bitteren Geschmack loszuwerden. Doch nach einem kurzen Augenblick, strömte ein wohliges Kribbeln durch meinen Körper und plötzliche Müdigkeit übermannte mich.
 

Als ich zum zweiten mal aufwachte, fühlte ich mich schon nicht mehr ganz so schwach und richtete meine Aufmerksamkeit auf den Raum in dem ich mich befand. Er war nicht sonderlich groß, aber sehr gemütlich. An der Gegenüberliegenden Seite befand sich ein Kamin, der den Raum heizte, jedoch nur unwesentlich Licht brachte, daneben stand ein robuster Schrank und eine Vitrine, in deren Fächer sich viele kleine Gefäße befanden. Von der Decke hingen einige zusammengebundene Kräuter hinab, die im Raum einen würzigen Duft verbreiteten. An der Wand hingen außerdem einige Tierfelle, die an Wild aus Europa erinnerten. Es musste sich um Caribous handeln, überlegte ich. Das Zimmer war nur spärlich von einigen kleinen Lampen beleuchtet, während der Schein der Flammen wild flackerte. Das Quietschen der Türangeln ließ mich auffahren, wobei ich vor Schmerzen aufheulte. „Verdammt!“

„Wieder wach?“ Es war eine junge, männliche Stimme, die mich mit einer mir unbekannten Sprache anredete, dennoch verstand ich. Verschreckt musterte ich die Gestalt die aus dem Schatten trat. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“

Er war vielleicht zwei Jahre älter als ich, hatte aber weiße Haare, die im Kontrast zu seiner dunklen Haut, die mich an das Holz eines Mahagonibaumes erinnerte, stand.

Er lächelte freundlich und entblößte ein paar blitzend weiße Zähne.

„Wo bin ich?“, fragte ich und stellte fest, dass ich ebenfalls in einer anderen Sprache antwortete.

Überrascht starrte er mich an. „Du sprichst unsere Sprache?“

„Nein!“, antwortete ich panisch, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass ich auf einer fremden Sprache antwortete. Erschrocken schlug ich meine Hände vor den Mund und fixierte ihn mit vor Schreck geweiteten Augen. „Hey, keine Angst okay? Hier bist du in Sicherheit. Du siehst nicht aus wie eine Inuit. Kommst du aus dem Osten? Oder etwa aus Europa?“

„Europa,“ murmelte ich mehr zu mir.Der Grizzly hat dich ganz schön übel erwischt...“

„Wie lange bin ich schon hier?,“ fragte ich wie in Trance. Nur langsam kehrten die Erinnerungen und die Angst um meinen Vater zurück.

„Zwei Wochen. Du hattest Fieber und warst fast durchgehend bewusstlos. Es ist das erste Mal dass du ansprechbar warst.“

„Zwei Wochen?“ Hysterisch sprang ich auf, fiel jedoch sofort wieder zurück, als ein unglaublicher Schmerz über Brust und Bauch prickelte.

„Vorsicht! Du darfst deinen Körper nicht zu sehr belasten.“ Er trat an mein Bett heran und sein Blick traf auf meinen. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz, wirkten aber dennoch nicht einschüchternd, sondern viel eher freundlich. „Deine Augen...Sie kommen mir so bekannt vor,“ wisperte ich ohne nachzudenken und errötete, als er zu lachen anfing.

„Ich hoffe, dass das etwas positives ist,“ entgegnete er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.

„Ich bin übrigens Nanook. Wie lautet dein Name?“

„Ich heiße Karie.“ Er nickte. „Ein schöner Name.“

„Nanook, ich muss sofort hier weg und zu meinem Vater! Er war verletzt als ich ihn das letzte Mal gesehen habe! Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn er...,“ ich konnte einfach nicht aussprechen, was ich dachte. Meine Kehle war wie zugeschnürt und meine Augen brannten. Dann spürte ich die erste heiße Träne, die mir über die Wange lief. Nanook hob mein Gesicht an und wischte mir mit der anderen Hand sanft die Tränen weg. „Nicht weinen Karie. Deinem Vater geht es bestimmt gut.“

„Ich träume, oder? Es ist nicht möglich, dass ich hier bin. Ich träume nur. Meinem Vater geht es gut. Ich bin nicht in diesem Raum! Ich spreche keine seltsame Sprache. Ich habe keine Schmerzen, mir geht es-...“ Nanook unterbrach mich, als er seine Hand auf meine Stirn legte und mich besorgt musterte. „Kein Fieber.“ Mein Herz klopfte heftig gegen meine Brust und Blut schoss mir in die Wangen. Seine Hand, die Wärme seines Körpers...Keine Frage. Ich träumte nicht. Es war absolut real. „Ich hab hier ein wenig zu Essen für dich. Lass es dir schmecken. Ich schaue später noch mal nach dir. Aber meine Mutter wird dich sowieso gleich untersuchen, du musst also keine Angst haben hier allein zu sein.“ Ich nickte nur zu Bestätigung ihn verstanden zu haben, war aber bereits über das Essen hergefallen, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Ich hatte gar nicht bemerkt wie hungrig ich war und stellte erst jetzt fest, dass ich auf der Stelle einen Bären hätte verdrücken können. Bei dem Gedanken, blieb mir jedoch das Essen im Halse stecken. Der Eisbär hatte mich doch nicht wirklich beschützt, oder?

Ich konnte mich nicht lange auf meine Gedanken konzentrieren, da erneut die Tür aufging und eine Frau, die wahrscheinlich Nanooks Mutter war, eintrat. Ich meinte mich schwach an sie erinnern zu können. Sie war vermutlich Anfang vierzig und hatte schwarzes, geflochtenes Haar, dass von silbrig glänzenden, grauen Strähnen durchzogen war.

„Hallo! Ich weiß, dass du mich verstehen kannst. Mein Sohn hat mir davon berichtet. Es ist äußerst mysteriös und ungewöhnlich für eine Fremde unsere Sprache zu sprechen. Du kommst nicht von hier, hat Deva gesagt.“ Sie trat einen Schritt auf mich zu und lächelte. „Mein Name ist übrigens Amba.“

„Wer ist Deva?“, fragte ich skeptisch.

„Oh,“ sie lachte laut und hell. Es war ein angenehmer Klang. „Du wirst sie noch kennen lernen, hübsches Ding. Sobald es dir besser geht, werde ich euch miteinander bekannt machen. Aber vorher musst du gesund werden und deswegen würde ich dich jetzt gerne untersuchen.“

Ich nickte und ließ Amba gewähren. Sie schob ganz vorsichtig meinen Pullover hoch und begann dann den Verband der meinen Busen und meinen Bauch bedeckte, abzuwickeln. Ich stöhnte vor Schmerz als ich mich aufrichten musste.

„Sieht schon viel besser aus. Dein Körper scheint sich schnell zu erholen,“ sagte sie lächelnd, während mir Schamesröte in die Wangen schoss, als sie mit ihren Händen meinen Rumpf inspizierte. Die Wunden auf meiner Haut waren immer noch ein bisschen offen, doch wurden sie von schwarze Fäden zusammengehalten. Es war eindeutig zu erkennen, dass es sich um Kratzspuren handelte und schaudernd erinnerte ich mich an die Gestalt des dunklen Bären, bevor er seine Klauen in mein Fleisch gebohrt hatte.

Amba wusch meinen Körper und rieb meine Wunden mit einer wohlduftenden Salbe ein. Dann legte sie mir einen frischen Verband an.

„So, jetzt trink das,“ befahl sie mir, als sie mir eine Tasse mit dampfendem Tee unter die Nase hielt.

„Danach wirst du dich besser fühlen.“

Ich nippte am heißen Getränk und stellte überrascht fest, dass es sehr süß und lecker schmeckte.

„Danke“, murmelte ich bevor ich mich zurück auf die Kissen sinken ließ. Ich gähnte und meine Augen tränten. Wieso überkam mich solch eine Müdigkeit, wo ich doch erst wieder zu mir gekommen war. Als würde Amba meine Frage kennen, lächelte sie mir sanftmütig zu, presste ihre Lippen auf meine Stirn und verließ den Raum. Es dauerte nicht lange, da war ich erneut in einen tiefen Schlaf gesunken.
 

Ich wüsste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber ich hatte riesen Hunger. Umso erleichterter war ich, als die Tür aufging und der Duft nach frisch gebackenem Brot die Luft erfüllte. Sofort meldete sich mein Magen lautstark knurrend und ein amüsiertes Lachen hallte durch das gemütliche Zimmer. „Ich passe wohl immer den richtigen Zeitpunkt ab?“, lachte der Junge mit den weißen Haaren. Nervös fuhr ich mir durch die Haare und erschrak. Ich musste fürchterlich aussehen. Meine Haare waren schon viel zu lange nicht mehr in den Genuss von Shampoo und Wasser gekommen.

„Ich hab dir was zu essen mitgebracht. Scheint ja allerhöchste Zeit zu sein,“ lächelte er und seine weißen Zähne blitzten zwischen seinen leicht geschwungenen Lippen hervor. Ich nickte, wagte jedoch nicht, ihm direkt in die Augen zu blicken, aus Angst, so etwas wie Ekel in ihnen erkennen zu können. Schließlich hatte ich seit mindestens zwei Wochen meine Haare nicht mehr gewaschen.

„Meine Mutter, Amba, sie wird dich nach dem Essen erneut untersuchen.“

Ich nickte, während ich gierig die warmen Brotscheiben mit frischen Kräutern und irgendeiner Sorte Totentieres, das ziemlich gut schmeckte, hinunter schlang. Nanook musterte mich mit ernster Miene und als unsere Blicke sich trafen, lief mir ein heißer Schauer über den Rücken. Er beobachtete mich genau, verfolgte jede meiner Bewegungen mit seinen dunklen Augen. „Musst du das machen?“, fragte ich nach einer Weile um die drückende Stille zu durchbrechen. „Was?“ Erneut erfüllte sein Lachen den Raum. „Mich so beobachten...beim Essen.“ Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. „Das ist mir peinlich.“ Er lächelte und sah plötzlich verlegen aus. „'Tschuldige.“ Dann nahm er meinen leeren Teller und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Mit ihm verschwand die Wärme und die angenehme Präsenz aus dem Raum. Etwa eine Stunde später klopfte es an der Tür und Amba trat ein. „Hallo meine Schöne!“, begrüßte sie mich freundlich bevor sie mich untersuchte. Sie musterte meine Wunden und sah beinahe entzückt aus. „Sehr schön. Ich denke viel wird nicht von den Verletzungen zu sehen bleiben. Es scheint alles sehr gut zu verheilen.“ Sie ging zur Tür und öffnete sie, dann winkte sie mich zu sich. „Na komm schon Schönes Ding. Es ist Zeit für ein Bad.“ Die Begeisterung musste mir wie ins Gesicht geschrieben sein, denn Amba begann zu kichern wie ein junges Mädchen und sagte mir, dass ich nicht so gucken sollte, als hätte ich noch nie in meinem Leben ein Bad genommen. Ich trat zum ersten mal seit einer Ewigkeit, so schien es mir zumindest, aus dem Zimmer heraus und bekam mehr von dem Haus, indem ich mich befand zu Gesicht. Der Flur war ziemlich lang und hell erleuchtet. Dies lag jedoch nicht an Lampen oder Kerzen, sondern an dem hellen Sonnenlicht, das vom Schnee reflektiert wurde und durch die Fenster auf der rechten Seite fiel. Zur linken Seite waren nur Türen, ansonsten war der Flur vollkommen leer. Amba öffnete die erste Tür und ließ mich eintreten. „Ich habe dir einige Kleidungsstücke meiner Tochter hingelegt. Sie müssten dir eigentlich passen. Die Handtücher liegen auf dem Schrank dort.“ Ich genoss den Duft von Shampoo und Badezusätzen, während der Dampf um mich herum waberte und sich wärmend auf meine Haut legte. „Ich denke den Rest schaffst du auch ohne mich oder?“ Amba lächelte und schloss die Tür, nachdem sie den Raum verlassen hatte. Zurück blieb ich alleine in einem mit Kerzen beleuchteten Bad, indem es nach Rosen und Kräutern duftete. Seufzend ließ ich mich in die hölzerne Wanne sinken. Das heiße Wasser löste meine Verspannungen in Luft auf. Ich brauchte ziemlich lange, bis ich mich dazu aufraffen konnte, wieder aus der Wanne zu steigen. Ich trocknete mich ab und sah mir dann die Bekleidung der Inuit Tochter an. Der BH sah ziemlich normal aus und auch die Hose war eine typische Jeans. Beschämt wurde mir klar, dass ich mit Tierfellen jeglicher Art und Weise gerechnet hatte. Passend dazu war jedoch nur die Lederweste, die ich über die weiße Bluse zog und das paar Fellboots, das meine Füße warm halten sollte. Ich trat aus dem Bad heraus, nachdem ich den Stöpsel raus gezogen hatte und das Wasser ab zu fließen begann. Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, weit weg von zu Hause zu sein, da zumindest Strom- und Wasserversorgung geregelt waren. Es war bereits dunkel, als ich auf den Flur trat. Enttäuscht stellte ich fest, dass ich nichts draußen erkennen konnte und ich ärgerte mich, nicht eher aus der Wanne gestiegen zu sein, um mir die Umgebung neuer ansehen zu können. Ich bog nach rechts ab und wollte und hatte bereits meine Hand auf die Türklinke gelegt, als ich mich eines anderen besann. Ich war von Natur aus neugierig und ein plötzliches Kribbeln in meinem Bauch hielt mich davon ab, einfach zurück in mein Zimmer zu gehen und mich zu langweilen. Mein Herzschlag begann zu rasen, als würde ich etwas verbotenes tun. Nervös überlegte ich, wo sich der Ausgang befinden könnte. Ich wollte möglichst vermeiden in einen Raum herein zu platzen, der mich nichts anging. Ich hatte mich immer aufgeregt wenn Simon in mein Zimmer hereingeplatzt war, vor allem, wenn ich gerade Besuch gehabt hatte.

Deshalb versuchte ich logisch an diese Sache heran zu gehen. Wie könnte das Haus aufgebaut sein?

Doch bevor ich mich weiter damit auseinander setzten konnte, hörte ich Stimmen. Die eine schien

eindeutig Amba zu gehören. Doch die andere Stimme klang jünger und im Gegensatz zu Ambas ruhigen Stimme sehr aufgebracht und wütend. Sie schienen zu streiten und gebannt schlich ich zur Tür, aus der die Stimmen zu kommen schienen. Das Holz musste dick sein, denn die einzelnen Worte waren nur schwer zu verstehen. Auch als ich mein Ohr gegen das dunkle Holz presste, konnte ich nur mit Mühe ein paar Gesprächsfetzen erhaschen. „Wie lange willst du sie noch durchfüttern? Die anderen reden schon über dich!“ , schimpfte die junge Stimme.

„Du kennst den Grund ganz genau, Nukka!“Ich wollte gerne mehr von dem Gespräch hören, doch als ich hörte, wie sich Schritte aus dem Raum auf die Tür zu bewegten stürmte ich durch die nächste Tür, die vom blassen Mondlicht angestrahlt wurde. Leise schloss ich Tür hinter mir und stellte fest, dass ich in einem Schlafzimmer gelandet war. Insgesamt ähnelte das Zimmer sehr stark dem, in dem ich die letzten beiden Wochen gelebt hatte und der vertraute Duft von Kräutern stieg mir in die Nase. Das einzige Fenster im Raum, war speerangelweit geöffnet und eine eisige Brise wehte herein. Plötzlich klopfte es heftig an die Tür. „Nanook! Bist du noch da? Ich hab genau gesehen dass du ins Zimemr gegangen bist!“ Mein Herz schien für einen kurzen Moment stehen geblieben zu sein. „Ich komme jetzt rein!“ , hörte ich die Stimme von Nukka brüllen. Wer auch immer diese Person war, sie schien sich noch nicht beruhigt zu haben. Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Wo sollte ich mich verstecken? Wenn Nukka in den Raum kam und ich hier stand, würde ich wie ein Dieb erscheinen. Wohin sollte ich also? Bevor ich weiter nachdenken konnte, stürzte ich mich aus dem Fenster und landete unsanft im kalten Schnee. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Tür geöffnet wurde. Dann breitete sich erneut Panik in mir aus. Was wenn Nukka aus dem Fenster gucken würde? Man konnte mich nicht übersehen, schließlich lag ich einfach am Boden, denn wäre ich aufgestanden, hätte Nukka mich entdeckt, da wir uns lediglich im ersten Stock befanden. Ich blieb einige Minuten liegen und lauschte in die Finsternis. Als ich hörte wie die Tür geschlossen wurde, beruhigte sich mein Puls wieder ein wenig. Jetzt musste ich mir nur noch überlegen, wie ich möglichst unauffällig wieder zurück in mein Zimmer gehen konnte, ohne das man mich bemerkte. Schließlich würden sich Amba und Nanook fragen, wie ich aus meinem Zimmer ohne Fenster hinaus gekommen war und ich wollte nicht unhöflich wirken, in dem ich erzählte, wie ich mich vor jemandem versteckt hatte und deshalb in ein Zimmer gesprintet war, das nicht meines war. Wie sollte ich außerdem erklären, dass ich kurzerhand aus dem Fenster gestiegen war, mit keiner Jacke und nassen Haaren. Meine Zähne klapperten, als ich mich aufrichtete und den Schnee abklopfte. Zögerlich wandte ich mich dem Fenster zu, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte. Langsam wandte ich mich um und erschrak. Der Eisbär, der mich gerettet hatte. Er stand direkt hinter mir. Seine dunklen Augen musterten mich und als er sich langsam näherte wich ich erschrocken einen Schritt zurück. Er hatte mich vielleicht das letzte Mal gerettet, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich eine reizvolle Beute gewesen war. Bevor er mich hatte fressen können, mussten mich Nanook und Amba gefunden haben, eine andere Erklärung wollte mir nicht einfallen. Ich spürte die Wand des Hauses im Rücken. Der Bär war mittlerweile so nahe, dass es für mich keinen Ausweg mehr zu geben schien. Sein warmer Atem ging stoß weise und seine Schnauze näherte sich meinem Gesicht. Ich schnappte nach Luft. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Mein Puls hämmerte in meinen Schläfen und mein Herz pochte wild gegen meinen Brustkorb. War ich gerettet worden, um nun doch zu sterben? Die Ironie des Schicksals ließ mich verbittert lächeln. Wirklich zu dumm... Plötzlich schnellte der Bärenkopf vor. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen.
 

---------------------------------------------------------------------------------
 

ENDE
 


 


 

neeeeeeeein xD

scherz^^

das erste kappi is zeimlich lang und langweilig^^ ich weiß^^

aba diese einleitung musste sein^^

ab jez gez rund tihi^^

ich hoffe i-wer liest es und i-wem gefällts xD

liebe greez

dat dee^.~

Das Geheimnis

2. Kapitel
 

Das Geheimnis
 

Ich wollte schreien, doch der Bär war zu schnell. Ich spürte die Schnauze auf meinen Lippen und erschrocken riss ich die Augen auf. Was war das? Plötzlich waren der Bär und ich in ein grelles Licht gehüllt. Die Schnauze veränderte ihre Form, wurde weich und warm auf meinen Lippen. Ich konnte jedoch nichts erkennen, zu stark blendete mich das grelle Leuchten. Als das es erlosch, blinzelte ich aufgeregt. Blut rauschte in meinen Ohren und immer noch lähmte meine Angst meinen Körper. Als ich meine Augen öffnete, blickte ich auf ein hübsches Gesicht. Nanooks Lippen waren fest auf meine gepresst und ließen meinen Herzschlag kurzfristig aussetzen. Blut schoss mir in die Wangen und Verwirrungen breitete sich in mir aus. Wo war der Bär hin? Und weshalb küsste mich Nanook? Langsam löste sich Nanook von mir. Seine Lippen waren von einem blitzenden Lächeln gekräuselt. Dann wechselte der Ausdruck in seinen Augen zu Besorgnis. „Karie? Ist alles in Ordnung?“ Ich nickte, obwohl mir schwindelig war und sich alles zu drehen schien. Das Lächeln kehrte zurück auf sein hübsches Gesicht und er legte mir eine Hand an die Wange und beugte sich erneut zu mir herab. Sein warmer Atem kitzelte auf meiner Haut. Seine Lippen liebkosten sanft meine Wange, doch bevor sie erneut meine finden konnten, sackten meine Beine zusammen und ich stürzte in Finsternis.
 

Als ich wieder zu mir kam, hörte ich, wie Nanook und Nukka stritten.

„Bist du wahnsinnig sie in unser Geheimnis ein zu weihen? Jetzt muss sie für immer hier bleiben!“

„Ich vertraue ihr, Nukka.“

Nukka schnaubte verächtlich.

„Ja und wenn dann die sensationsgeilen Reporter hier aufkreuzen-“

„So eine ist sie nicht!“, unterbrach er Nukka und ein wohliger Schauer rann über meinen Rücken. Er verteidigte mich vor der eigenen Familie.

„Wie naiv du bist Bruderherz.“

Plötzlich ging die Tür zu meinem Zimmer auf und Nanook und ein hübsches Mädchen traten ein.

Nukka war ein Mädchen? Ich musterte sie genau. Es war nicht zu übersehen, dass sie und Nanook Geschwister waren. Sie hatte ein ebenso hübsches Gesicht und die auffällig dunklen Augen darin. Im Gegensatz zu seinen, waren ihre Haare aber pechschwarz.

„Kannst du dich daran erinnern, dass ich dich jemandem vorstellen wollte?“, ertönte plötzlich Ambas Stimme, während sie sich zwischen ihren Kindern hindurch zwang.
 

Zehn Minuten später standen wir vor einer großen Hütte, die im Zentrum des Dorfes und nur wenige Meter von Ambas und Nanooks Haus entfernt stand.

„Hier lebt Deva, die Stammes Älteste.“ Ich nickte und versuchte meinen Puls durch langsames ein- und ausatmen zu beruhigen. Nanook schenkte mir ein beruhigendes Lächeln, während Nukka mit ihren Augen Giftpfeile auf mich zu schießen schien. Ich seufzte bevor ich mich wieder Amba zu wandte. Ihr Gesicht strahlte hell und war voller Vorfreude, die ihre Wangen rosa färbte.

„Du wirst Deva gefallen. Da bin ich mir sicher.“ Als Antwort schenkte ich ihr lediglich ein mattes Lächeln. In meinem Kopf hallten Nukkas Worte wieder...jetzt muss sie für immer hier bleiben...

Amba klopfte gegen das morsche Holz. Es kam keine Antwort, aber Amba schob die knarrende Tür langsam auf und wir blickten in einen schwach beleuchteten Raum in dessen Zentrum ein Lagerfeuer loderte und Wärme spendete. Plötzlich breitete sich Kälte in mir aus und meine Zähne klapperten aufeinander.

„Komm doch herein Karie. Man erzählte mir bereits von dir und deinem Talent unsere Sprache sowohl zu verstehen als auch zu sprechen.“ Ich weiß nicht was ich erwartet hatte aber gewiss keine junge Frau.

Deva war groß und schlank. Ihre Haare waren dunkel braun und glänzten seidig und golden im Schein der Flammen. Fasziniert starrte ich in ihre leuchtend blauen Augen und ehrfürchtig neigte ich mein Haupt zur Begrüßung, bevor ich tatsächlich eintrat. Erschrocken stellte ich erst nachdem die Tür verschlossen war fest, dass Nanook und auch Nukka, was jedoch weniger schlimm war, nicht mit hinein gekommen waren. Lediglich Amba stand neben mir und würde mich auffangen wenn ich vor Angst umfallen würde.

„Na los! Setz' dich. Raunte sie mir zu. „Es gilt als unhöflich sich nicht zu setzten,...“

Ich blickte zum Feuer und erkannte eine dunkle Garnitur zu der Deva herüber blickte. Wortlos ging ich darauf zu und ließ mich nieder. Deva nickte und setzte sich direkt neben mich. Zu nah für meinen Geschmack. Ich war nicht schüchtern, so fand ich. Aber fremde Leute die mir auf die Pelle rückten, konnte ich normalerweise nicht ausstehen. Deva roch frisch gebadet und nach Blumen auf einer üppigen Wiese. Vor meinem inneren Auge sah ich eine Lichtung im Wald und einen dunklen Grizzlybären, der mir eigentlich Angst eingejagt hätte, wäre ich nicht ruckartig aus meinen Gedanken gerissen worden, als ich plötzlich ihre Hand auf meiner Wange spürte und sie mein Gesicht zu sich herum drehte. Ihre Augen wirkten plötzlich kalt und berechnend, während sie erst mein Gesicht musterte und dann in meine Augen starrte. Irgendwie schien sie danach deprimiert zu sein.

„Ich kann sie nicht lesen Amba.“ Amba nickte. „Ja, das ist mir bereits auch schon aufgefallen.“

Obwohl ich die Sprache verstand, wusste ich nicht, was sie meinten. Noch immer spürte ich Devas lange Fingernägel, die sich leicht in meine Haut bohrten.

„Okay, Karma. Ich denke du wirst in nächster Zeit hier bleiben müssen. Du hast ja nun schon eines der größten Geheimnisse unseres Volkes gelüftet.“ Devas Augen leuchteten und strahlten wieder freundlich und warm wie der sonnige Himmel im Frühling. Ich wollte sie gerade fragen, weshalb sie mich Karma genannt hatte, als sie fort fuhr.

„Wir sind die Beschützer dieses Waldes. Wir sind Teil der Natur und unserer Umwelt. Ob dies das ursprüngliche Ansinnen unserer Urahnen gewesen ist, ist jedoch schwer zu sagen. Vor einigen hundert Jahren entstanden die ersten Aufzeichnungen über unser Volk und deren Sitten, Traditionen und Eigenarten. Sitten und Traditionen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Wie dir aufgefallen sein wird, leben wir hier nicht wie hinter dem Mond. Hin und wieder gehen einige Frauen aus dem Dorf zurück in die Zivilisation und bringen nützliche Errungenschaften und Techniken mit hier hin. Dinge die jedoch unserer Umwelt Schaden zufügen würden, haben für uns keine Bedeutung.“ Ich nickte und lauschte gebannt ihren Worten. „Es gibt jedoch Dinge, die haben sich selbst im Laufe der Jahrhundert nicht geändert.“ Dies war der Punkt, an dem sie einen Moment zögerte und nachdenklich zu Amba herüber blickte. Ich meinte ein leichtes Nicken ihrerseits erkennen zu können, war mir jedoch nicht sicher. Gerade als ich glaubte, die Pause würde mich wahnsinnig vor Neugierde machen, fuhr sie endlich fort. Was würde mir Deva erzählen?

„Den Frauen unseres Volkes ist es möglich zu lesen.“

Nur mit Mühe konnte ich mir das Lachen verkneifen. Hatte sie nicht noch einige Minuten zuvor gesagt, dass sie nicht hinter dem Mond leben würden? Da wunderte es mich jedoch, dass sie vom lesen sprach, als wäre es etwas ganz besonderes in einer intellektuellen Gesellschaft.

Scheinbar erkannte Deva was ich dachte und ein höhnisches Lächeln kräuselte ihre vollen, roten Lippen. „Lesen, bedeutet nicht immer gleich, dass man in der Lage ist niedergeschriebene Texte verstehen zu können. Wenn wir hier vom Lesen sprechen, dann reden wir meist von den Gedanken anderer.“ Ich blickte sie einen Moment aus großen Augen an. Wollte sie mir tatsächlich klar machen, dass sie in der Lage waren, Gedanken zu lesen? Auch Amba und Nukka?

„Meine Gedanken können sie nicht lesen, das sagten sie doch oder etwa nicht?“

Ich spürte wie mir Blut in die Wangen schoss. Aus einem mir unerklärlichen Grund, löste Devas machtvolle Präsenz und ihre anmutige Schönheit Unsicherheit in mir aus.

Deva lächelte freudig und nickte mir begeistert zu. Ihr Verhalten erinnerte mich stark an Simon. Auch er hatte die Angewohnheit mit mir zu reden, als wäre ich ein kleines Kind und nichts anderes tat Deva. Ich spürte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete, den ich schnell wieder runter zu schlucken versuchte. Simon...

Deva nahm meinen Bedrückten Gemütszustand nicht wahr und fuhr unbeirrt mit ihren Erklärungen fort. „Dies ist die der Frauen unseres Stammes zugehörige Fähigkeit. Die Männer sollen für den Schutz der Familien und der Natur sorgen. Das denken wir zumindest, ist der Grund für ihre Fähigkeit. Wie du an Nanook erkannt haben dürftest, verwandeln sich die Männer in Eisbären. Eisbären sind für diese Umgebung eigentlich sehr untypisch und dennoch nehmen sie jede Nacht die Gestalt eines solch edlen Tieres an. Ich denke es ist gut, dass du es mit eigenen Augen gesehen hast und es aus eigener Erfahrung bestätigen kannst. Das erspart uns Zeit und Mühe dich davon zu überzeugen. Die Männer verwandeln sich nachts immer in Bären und bleiben auch die ganze Nacht über in deren Gestalt.“

„Moment,“ unterbrach ich sie und errötete sofort wieder, als sie mich fragend anblickte und dabei eine ihrer perfekt geschwungenen Brauen hochzog.

„'Tschuldigung,“ murmelte ich bevor ich meine Frage stellte.

„Wenn die Männer also die ganze Nacht über die Bärengestalt annehmen, wie kann es sein, dass Nanook jetzt die Gestalt eines Menschen angenommen hat?“

Amba und Deva lachten. „Du bist wirklich sehr ungeduldig Karma. Es gibt eine einzige Ausnahme, die die Männer in der Nacht von der Bärengestalt erlöst.“

Eine Spannungsgeladene Pause entstand und ich erkannte ihr sadistisches Lächeln. Mit Absicht zögerte sie, um mich auf die Folter zu spannen. Ich hatte das Gefühl sie jeden Moment an den Schultern packen zu müssen und so lange zu schütteln, bis sie mir endlich die Wahrheit verraten hatte. Ihre Autorität und die Tatsache, dass ich ihr Gast war und sie mich noch aufklären würde, ließ mich jedoch ruhig auf dem Sofa verharren und abwarten.

„Die einzige Ausnahme ist ein Kuss,“ platzte sie schließlich damit heraus. „Wenn ein Bär geküsst wird, nimmt er wieder menschliche Gestalt an. Aber normalerweise nehmen wir Frauen es so hin, wenn wir Nachts unsere Ruhe haben und die Männer jagen gehen. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass du Nanook so schnell dazu gebracht hast dich zu küssen. Er wird eines Tages der Stammesführer sein. Er wäre keine schlechte Partie, aber für eine Fremde wie dich wäre es doch eher unangebracht sich mit ihm ein zu lassen.“ Ihre Stimme war plötzlich schneidend und scharf wie eine Klinge. Es bestand kein Zweifel, dass sie längst jemand anderes für Nanook auserkoren zu haben schien. Ich nickte hastig, so als habe ich noch nie darüber nachgedacht, wie es wohl wäre mit Nanook zusammen zu sein. Ich kannte ihn nicht besonders lang, aber es wäre eindeutig eine Lüge, wenn ich behaupten würde, dass er mich nicht interessieren würde und plötzlich war ich sehr erleichtert darüber, dass keiner von ihnen in der Lage war meine Gedanken zu lesen.

„Nun gut. Du wirst die nächste Zeit hier leben müssen. Wir müssen lernen dir zu vertrauen bevor wir dich ruhigen Gewissens gehen lassen können und um keinen Preis wollen wir riskieren wegen eines abenteuerlustigen Mädchens aufzufliegen. Bitte merk dir, dass wir dabei vor keinem Mittel zurückschrecken würden.“ Der eisige Ton in ihrer Stimme ließ mich trotz des warmen Lagerfeuers frösteln. Ein Holzscheit knisterte laut, als sie fort fuhr. „Das sollte für heute Nacht reichen. Es ist spät und wir alle könnten ein wenig Schlaf sicherlich gut gebrauchen.“ Deva zwinkerte mir freundlich zu und ich fröstelte noch mehr. Wie konnte ein Mensch so launisch sein? Sie wechselte von kühl zu herzlich und wieder zu eisig. Ein schier endloser Kreislauf ihres Gemüts.

Amba warf Deva einen fragenden Blick zu, doch sie winkte ab. „Es ist erstmal genug,“ wiederholte sie und öffnete die Tür nach draußen. Mein Herz sank herab in meine Hose als ich enttäuscht feststellte, dass Nanook verschwunden war. Ich blickte auf meine Armbanduhr. Es waren immerhin zwanzig Minuten vergangen, stellte ich verblüfft fest. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Ich war mir nicht sicher ob meine Uhr richtig ging, sollte dies aber der Fall sein, so verstand ich Devas Aussage, dass spät war und wir schlafen sollten. Meine Uhr zeigte halb vier in der früh und gähnend stapfte ich neben Amba zurück zur Hütte, als mir plötzlich etwas einfiel.

„Warum hat Deva mich immer Karma genannt?“

Doch statt einer Antwort schüttelte Amba nur ihren Kopf und schenkte mir ein großzügiges Lächeln. „Ungeduldig. Du bist viel zu ungeduldig meine hübsche.“
 

Als ich aufwachte, hörte ich laute Stimmen. Vermutlich wieder Nanook und Nukka, die sich stritten.

Gähnend reckte und streckte ich mich, zog mich an und erfrischte mich im Bad. Dann folgte ich meinem Gehör und versuchte die anderen auszumachen. Schlussendlich fand ich die Tür die mich in die Küche führte, wo Nanook, Nukka und Amba an einem massiven Holztisch saßen.

„Oh guten morgen Karie!“, rief Amba aus und stand auf um mir ein Küsschen auf die Wange zu geben. „Oh guten Morgen Karie!“, äffte Nukka ihre Mutter nach, wofür sie einen tadelnden Blick Ambas und einen mörderischen Blick Nanooks erntete. Ich hingegen schenkte ihr ein breites Lächeln und erwiderte ihre Begrüßung, als hätte sie diese ernst gemeint. Ich spürte Nanooks Augen auf mir ruhen, traute mich jedoch nicht zu ihm auf zu schauen und nahm mit zu Boden gerichtetem Blick platz. „Und wie gefällt dir diese verrückte Welt Mrs. Ich-lasse-mir-nicht-in-den-Kopf-gucken?“, fragte Nukka spöttisch. Auch ihr war also aufgefallen, dass sie nicht meine Gedanken lesen konnte. Ich sah wie Nanook schadenfroh zu grinsen begann und mein Puls beschleunigte sich ein wenig.

„Okay fremde Karma, hör gut zu. Wir beide sollen, ich meine müssen, heute zusammen ein wenig den Wald erkunden und Kräuter sammeln. Du sollst schließlich nicht von Almosen leben sondern musst schon selber dein Brot verdienen.“ Ihre verächtliche und zickige Stimme ließ mich den Entschluss fassen sie zu hassen. Sollte sie sehen was sie davon haben würde. Ich blickte kurz zu Nanook und schenkte ihm ein verlegenes Lächeln, das er erwiderte. Neben mir stöhnte Nukka entnervt auf und am liebsten hätte ich ihr den heißen Schinken, den Amba mir aufgefüllt hatte in ihren Mund gestopft damit sie endlich ihre Klappe hielt. Aber auch jetzt blieb ich ruhig, da ich Gast in ihrem zu Hause war, ihren Bruder süß fand und zufälligerweise auch noch in ihren Klamotten steckte. Ich atmete tief ein und aus und konzentrierte mich dann auf mein Essen.

Plötzlich waren Nukka und Amba aus der Küche verschwunden und zurück blieben Nanook und ich. „Und wie war dein Gespräch mit Deva?“ fragte er mit blitzendem Lächeln.

„Ganz nett,“ entgegnete ich ganz neutral. Ich wollte lieber nicht erwähnen, dass seine Stammesanführerin und ihre Stimmungsschwankungen mich genauso verängstigt hatten, wie die Tatsache, dass sie mir indirekt gedroht hatte, bloß die Finger von ihm zu lassen.

„Du wirst mal Stammesanführer?“, fragte ich stattdessen und lenkte von mir ab.

Sein Grinsen wurde breiter. „Ja. Und das bedeutet ich darf machen was ich will.“

Ich errötete bei seinen Worten, da ich unschlüssig darüber war, wie ich sie auslegen sollte, schien mir sein Blick doch ein wenig anzüglich.

Plötzlich hatte er sich über den Tisch zu mir herüber gebeugt und nur wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter voneinander. „Und ich weiß ganz genau was ich will.“

Meine Schläfen pochten und mein Blut rauschte in meinen Ohren. Seine Lippen berührten fast schon meine, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und Nukka eintrat. Erschrocken fuhr ich zusammen, während Nanook sich jedoch ganz lässig zurück lehnte und mich belustigt musterte.

„Süß,“ sagte er und beobachtete mich unverhohlen. Mein Kopf musste mittlerweile einer Tomate sehr ähnlich sehen und erneut seufzte Nukka genervt.

„Nanook, kannst du bitte auf hören an das zu denken, an das du gerade denkst? Kannst du das ganze nicht wenigstens jugendfrei halten?“

Das war zu viel für mich. Hastig erhob ich mich und wollte bereits aus dem Raum stürzen, als Nukka mich zurückhielt. „Na los! Zieh dir diese Jacke über und dann ziehen wir los. Oder hat Mrs. Karma bereits vergessen was ich erzählt habe, weil sie lieber flirtet?“

Ich hörte Nanook laut lachen als ich mit hoch rotem Kopf Nukka die Jacke aus der Hand riss und sie mir über warf. Gemeinsam verließen wir die Küche und ließen Nanook allein zurück.
 

---------------------------------------------------------------------------------
 

huhu^^

das ist also das 2. kappi gewesen^^

hoffe es gefällt, obwohl scheinbar sofort zu erkennen war, was es mit dem Bären auf sich hatte xD

danke blacksun2 und blackheart_ für eure Kommentare und eure Kritik:)

habs verbessert :)

Anmerkungen, Kommetare und Kritik sind herzlich wilkommen xD

liebste Grüße^.~

dat dee♥

Begegnung im Wald

3. Kapitel
 

Begegnung im Wald
 

Nukka sprach kaum ein Wort mit mir. Ihre Abneigung mir gegenüber war nicht zu übersehen, aber ich verhielt mich ihr gegenüber nicht anders. Hin und wieder entdeckten wir an den Wurzeln der Bäume Kräuter, da sie dort nicht vom weißen Schnee bedeckt waren. Doch enttäuschender Weise erklärte mir Nukka nicht um welche es sich handelte und welche Funktionen sie besaßen.

Gerne hätte ich nachgefragt, aber ich war viel zu stolz um sie anzusprechen, weshalb ich lediglich beobachtete welche Pflanzen sie pflückte und welche nicht.

Eine Stunde später, mitten im Wald, hörte ich einen dunklen Laut. Zuerst meinte ich mir diesen nur eingebildet zu haben, als ich jedoch ein weiteres Knurren vernahm, fuhr ich mit erschrockenem Blick herum. Auch Nukka hatte es wahrgenommen und blickte sich verängstigt um.

„Hast du das auch gehört?“, wisperte sie. Ich wagte es nicht zu sprechen und nickte nur langsam.

Ich schluckte schwer. Das Knurren hatte sich unheimlich angehört und erinnerte mich an den Grizzly, der mich vor wenigen Wochen angegriffen hatte.

Als sich nach Minuten immer noch nichts gerührt hatte und auch kein weiteres Knurren ertönte, wiegten wir uns wieder in Sicherheit. Ich entfernte mich einige Schritte von Nukka, da ich unter einer Tanne eine der Pflanzen entdeckt hatte, die Nukka unter anderem gepflückt hatte. Kaum hatte ich mich von ihr entfernt, hörte ich den Bären. Erschrocken wandte ich mich um, doch da sah ich schon wie der Bär sich auf Nukka stürzte. Er war riesig und sein dunkles Fell glänzte seidig mit jeder Bewegung seines Körpers. Nukka schrie panisch auf und versuchte weg zu laufen.

Plötzlich schien mein Verstand auszusetzen und ich stürmte auf den Bären zu.

„Verschwinde du Mistvieh! Lass deine dreckigen Pfoten von ihr.“

Als hätte der Bär mich verstanden, schnellte sein Kopf zu mir herum und ein kurzer Moment der Wiedererkennung ließ mich erstarren. War es tatsächlich der selbe Grizzly?

„Scheiße!“, fluchte ich, als er sich von der panischen Nukka abwandte und sein Interesse nun mir widmete. Sein lautes Knurren ließ den Boden vibrieren, ehe er auf mich zu stürmte. Ich war starr vor Schreck und mir wurde schmerzhaft bewusst, dass dieses mal kein Eisbär auftauchen würde um mich zu retten.

Beinahe konnte ich den heißen Atem des Bären spüren, als mein Hirn ein weiteres mal in den offline Modus wechselte. Ich stürmte ihm entgegen und tat das einzige, was mir in meiner Not einfiel. Ich küsste den Bären auf die Brust. Er erstarrte und schien mich überrascht anzublicken. Einen Moment später war der Wald in funkelndes Licht getaucht, bevor der Bär die Form eines jungen Mannes annahm. Mein Atem stockte als ich spürte, dass ich mein Gesicht noch immer gegen seine Brust gepresst hatte. Er roch gut und mein Herz schien plötzlich ein klein wenig schneller zu schlagen. Doch bevor ich realisieren konnte was ich tat und bevor ich mich von ihm lösen konnte, spürte ich einen harten Stoß. Der Mann hatte mich grob von sich geschoben und musterte mich abschätzig. Seine Haare waren schwarz wie die Nacht und seine Augen waren hellgrau wie der Himmel vor dem Anbruch eines Sturms. Ich schluckte schwer.

Er war wirklich attraktiv, groß und breitschultrig. Meine Freundin Jeanny hätte bei seinem Anblick vermutlich geseufzt und „yammi“ gesagt. Als mein Blick jedoch auf seine grauen Augen fiel funkelten diese mir voller Verachtung für mich entgegen, was mir einen Stich in der Brust versetzte. Doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, packte Nukka, die sich an uns herangeschlichen haben musste, an der Hand und zerrte mich fort. Wir liefen den ganzen Weg zurück und wurden erst langsamer, als das Dorf durch das Geäst der Bäume zu erkennen war. Erleichtert stellten wir fest, dass wir nicht verfolgt wurden und auch das Adrenalin schien langsam aufgebraucht zu sein. Keuchend stützten wir uns auf unseren Knien ab und erst jetzt sah ich, dass Nukka den Korb mit den Kräutern zurück gelassen hatte. Plötzlich wandte sie sich mir zu.

„Danke!“, war alles was sie sagte. Doch diese Geste erweckte in mir das Gefühl, dass ich sie vielleicht doch irgendwann mögen würde. Ich schwieg und blickte auf meine linke Hand. Ich hielt noch immer die Kräuter fest umklammert, die ich gepflückt hatte. Ich reichte sie Nukka.

„Wir müssen zu Deva,“ wisperte sie plötzlich uns blickte zu mir herüber. Mein Puls hatte sich einigermaßen beruhigt und ich nickte ihr bestätigend zu. Dann gingen wir zum Dorf zurück. In meinem Kopf wiederholte sich alles was geschehen war. Wieso war der Bär zu einem Menschen geworden? Es war helllichter Tag. Hatte Deva nicht gesagt, dass sich die Männer nur nachts verwandelten? Zudem war er kein Eisbär gewesen. Aber die Ausnahme, dass die Verwandlung durch einen Kuss aufgehoben werden konnte, hatte auch bei ihm gegolten und unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Dieses erstarb jedoch sofort wieder, als mir bewusst wurde, dass dieser Mann mich beinahe getötet hatte und das nicht zum ersten mal. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass er auch der Angreifer gewesen war, der mich so schwer verwundet hatte, dass ich fast zwei Wochen lang bewusstlos gewesen war. Wir hasteten zu Devas Haus, doch bevor wir eintraten, drang Nanooks Stimme an mein Ohr. „Karie, was ist passiert?“

Mein Blick traf auf seinen und überrascht entdeckte ich Besorgnis in seinen dunklen Augen. Er stürmte auf mich zu und packte mich am Kinn, als ich mich von ihm abwandte, sodass er mich zwang ihn anzusehen. „Du blutest,“ stellte er fest und begutachtete eine brennende Schramme, die mir zuvor gar nicht aufgefallen war. „Autsch!“, fluchte ich als es sie genauer inspizierte.

„Scheint nicht tief zu sein. Aber ich sollte sie besser desinfizieren.“

Ich konnte förmlich spüren, wie Nukka neben mir die Augen verdrehte. Doch sie unterließ einen plumpen Kommentar und wandte sich stattdessen mir zu. „Ist schon in Ordnung Karie. Ich werde mit Nukka reden.“

Ich nickte ihr zu und spürte wie mein Herz kurz einen Salto machte, als ich hörte wie sie mich zum ersten Mal Karie nannte.

Nanook packte mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her ins Haus.

Er bat mich in der Küche platz zu nehmen und ließ mich einen kurzen Augenblick allein, während er nach dem Desinfektionsmittel suchte. Mein Herz raste immer noch wie verrückt, als ich an den jungen Mann dachte. Es war seltsam. Trotz all der Angst die er in mir ausgelöst hatte, war da auch noch etwas anderes. Sein Blick war so kühl gewesen, so verbittert.

Nanook riss mich aus meinen Gedanken. Er zog einen Stuhl neben meinen und setzte sich.

In seiner rechten Hand hielt er einen Lappen, der stark nach Alkohol roch.

„Schön die Zähne zusammen beißen Karie. Das könnte wehtun.“

Ich warf ihm einen finsteren Blick zu als ich erkannte, dass er sich über mich zu amüsieren schien.

Als er vorsichtig meine Wange abtupfte, stieß ich zischend die Luft zwischen meinen Zähnen hervor. Nanook hatte recht. Es brannte höllisch.

Er legte den Lappen zur Seite und musterte meine Wange genauer.

„Sieht jetzt in Ordnung aus,“ murmelte er.

Als ich mein Gesicht seinem zu wandte, entstand plötzlich eine drückende, spannungsgeladene Stille. Ich schluckte schwer als sich unsere Blicke trafen. Seine Augen waren so schwarz wie die Nacht und mein Herz begann heftig in meiner Brust zu hämmern.

Langsam beugte er sich zu mir herüber. Sein heißer Atem kitzelte auf meiner Haut. Nur noch wenige Zentimeter trennten seine Lippen von meinen.

„Was ist eigentlich passiert?“, fragte er plötzlich und lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück.

Wäre ich nicht so vollkommen durcheinander gewesen, wäre ich bestimmt wütend auf ihn geworden. Ich blickte auf meine Hände, die zusammengefaltet auf meinem Schoß ruhten.

„Ein Grizzly-“, begann ich, doch Nanook stieß ein lautes Knurren aus, dass dem des dunklen Bären stark ähnelte und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Wütend sprang er auf und stürmte aus der Küche. „Diese verdammten Mistkerle,“ raunte er und stürzte aus dem Haus.

Verwundert folgte ich ihm. Mistkerle? Wovon sprach er? Es war doch nur ein Bär- ein Mann, verbesserte ich mich in meinen Gedanken- gewesen, der uns angegriffen hatte und keinesfalls mehrere. Nanook hielt erst vor Devas Haus. Polternd hämmerte er gegen die Tür.

„Deva! Lass uns herein!“

Die Tür schien sich von alleine zu öffnen, doch im Schatten des Raumes konnte ich Schemen einer Person ausmachen. Nukka...

„Ich habe bereits Bericht erstattet,“ zischte sie und warf ihrem Bruder einen wütenden Blick zu, den er ignorierte. „Wenn das so ist...“, murmelte er mehr zu sich selbst und ich dachte für einen kurzen Augenblick, dass sich seine Wut verflüchtigt hatte. Doch als er weiter sprach, erschien er mir noch aggressiver als zuvor. „Deva, was wirst du tun? Wir können das nicht auf uns sitzen lassen!“

Seine Stimme bebte vor Zorn und ein unterschwelliges Knurren kam über seine Lippen.

„Sie ist ein Mensch Nanook!“ Devas Stimme war laut und ebenso wütend wie seine.

„Und? Was ist daran falsch?“

„Nicht in so einem Ton!“ Devas Stimme war Respekt einflößend und eisig, sodass ich unwillkürlich zu frösteln begann. Plötzlich vermisste ich Ambas Wärme und ihre mütterliche Fürsorge.

„Der Clan des braunen Bären verabscheut Menschen nun einmal. Vermutlich haben sich die beiden auf ihrem Territorium befunden und Akiak hat seine Wut nicht unter Kontrolle.“

„Du verteidigst ihn auch noch?“, fragte Nanook entsetzt.

„Ja, das tue ich! Seit fünfzig Jahren herrscht endlich Waffenstillstand zwischen unseren Stämmen.

Warum sollte ich all dies wegen eines nutzlosen Mädchens aufgeben?“

„Und was ist mit Nukka?“, fragte er ungläubig. Die Wut war aus seiner Stimme gewichen. Stattdessen schäumte sie nur so vor Verachtung. Enttäuscht registrierte ich, dass er mich nicht verteidigte und die Behauptung ich wäre ein nutzloses Mädchen im Raum stehen ließ.

„Sie ist schließlich kein Mensch im eigentlichem Sinne!“, ergänzte er.

Deva warf ihrem künftigen Nachfolger einen tödlichen Blick zu.

„Deine Gedanken kreisen viel zu stark um dieses Mädchen,“ bemerkte sie trocken und wich geschickt Nanooks Vorwürfen aus.

„Dabei sollten deine Gedanken um mich kreisen...Nanook.“ Er zuckte erschrocken zusammen als eine glockenhelle Stimme neben mir ertönte.

Sie gehörte zu einem hübschen Mädchen, dass vermutlich ein, zwei Jahre jünger war als ich und ihre Ähnlichkeit zu Deva war verblüffend. Plötzlich machte es „klick“.

Deva mochte mich nicht, weil Nanook mich mochte. Der wiederum sollte aber Devas Tochter heiraten und diese, da war ich mir sicher, stand gerade neben mir.

Nanook hatte sich uns zu gewandt und warf ihr einen düsteren Blick zu.

„Vergiss sie,“ murmelte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sie ist nur ein nutzloser Mensch.“ Ihre Worte klangen gelangweilt und sie würdigte mich nicht mal eines Blickes.

Normalerweise trieb mich nichts so schnell zur Weißglut, aber schon Devas Kommentare hatten mich gereizt und jetzt war das Maß voll.

„Was fällt dir eigentlich ein so über mich zu reden, als wäre ich weniger Wert als du?“ Ich biss meine Zähne fest aufeinander um einen weiteren Kommentar zu unterdrücken. Bisher war ich schließlich noch nicht beleidigend geworden, sondern nur ein wenig lauter als üblich.

Mit hochgezogener Augenbraue musterte sie mich. „Es kann also sprechen? Interessant. Aber nicht annähernd so interessant wie ich es bin.“ Noch immer klang ihre Stimme vollkommen gelangweilt.

Ihr Blick ruhte nur kurz auf mir, bevor er wieder zu Nanook herüber wanderte. Meine Kinnlade fiel vor Sprachlosigkeit herab. ES? Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, was ich später bereuen würde, drückte Nukka, die sich zu mir gestellt hatte, meine Hand und hielt mich damit davon ab, etwas dummes zu tun. Nanook knurrte und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen schlich. „Geht doch,“ dachte ich und war zu gleich geschockt über das Verhalten des Mädchens. Nie hätte ich damit gerechnet, dass es zickige Schnepfen, wie diese auch außerhalb einer deutschen Schule, in einer abgelegenen Region Alaskas gab.

„Hör zu Nanook, der böse Grizzly hat beide doch ganz gelassen. Beruhige dich also wieder.“

Ihr schmieriges Lächeln ließ mich erschauern. So ein Biest und wie sie sich an Nanook ran schmiss... Sie hatte ihre dünnen, blassen Arme um seinen Hals geschlungen und schmiegte ihre Wange an seine Brust. Verärgert registrierte ich, dass er sie nicht von sich schob, sondern, so schien es, ihr sogar kurz ein liebevolles Lächeln schenkte. Mir wurde speiübel. Ich kehrte mich von dieser schrecklichen Szene ab und hastete aus dem Haupthaus heraus. Donnernd schlug ich die Haustür hinter mir zu und schämte mich gleich darauf, als eine bestürzte Amba aus der Küche heran stürzte um zu sehen woher der Lärm stammte. „Hübsches Ding, was ist denn los mit dir?“

Ich brachte ein Lächeln zustande und behauptete, dass der Wind die Tür so fest zugeschlagen hätte und dass alles in Ordnung wäre. Ich blinzelte hastig ein paar Tränen zurück und schluckte meinen Frust herunter. Obwohl Amba etwas skeptisch aussah, ließ sie mich allein.

Ich schmiss mich frustriert aufs Bett und schlief, obwohl die Dunkelheit erst hereinbrach, mit Tränen auf meiner Haut ein.
 

Ich streckte mich und gähnte herzhaft, schlug die Decke zurück und zog mich an. Plötzlich war ich im Wald. Die Dunkelheit schien alles zu verschlucken und ein Schauer rann mir den Rücken herab. Plötzlich wurde die Stille von einem lauten Brüllen zerrissen. Ein Grizzly stürmte auf mich los und seine rot leuchtenden Augen schienen mich zu durchbohren. Doch ich hatte keine Angst. Der Bär begann zu leuchten und plötzlich stand er vor mir. Der junge Mann, den ich mit Nukka im Wald gesehn hatte, der junge Mann der in der Gestalt des Bären versucht hatte uns zu töten.

„Mein,“ sagte er mit tiefer Stimme. Seine grauen Augen schienen die raue See zu reflektieren.

Er legte seine Hände um mich, zog mich an sich und küsste mich. Sein Körper war heiß und mein ganzer Körper schien seine Hitze zu übernehmen. „Dein Schicksal ist die Prophezeiung.“ Mit diesen Worten, verschwand er im nichts und überrascht und verwirrt wachte ich auf.

Es war noch dunkel draußen und die Sterne funkelten wie kleine Diamanten in der sonstigen Finsternis. Ich schüttelte restliche die Müdigkeit ab und stellte fest, dass ich in meinen Klamotten eingeschlafen war. Als ich sie jedoch ausziehen wollte, hielt ich inne. Es war unglaublich heiß im Zimmer und ein wenig frische Abendluft würde mir mit Sicherheit gut tun. Also zog ich meine Fellboots an und kuschelte mich in meinen Mantel. Dann schlich ich leise aus dem Haus.

Der Schnee war noch ganz frisch und knirschte unter meinen Füßen. Es war das einzige Geräusch, dass ich wahrnahm, ansonsten herrschte friedlichste Ruhe. Ich ging in Richtung Wald, geleitet von meinen Instinkten. Nach einigen Metern musste ich feststellen, dass es draußen verdammt kalt war, aber in meinem Kopf rasten die Gedanken nur so durcheinander und ich beschloss noch ein kurzes Stückchen weiter zu gehen um einen klaren Kopf zu bekommen. Ein lautes Knacken im Geäst, ließ mich die Luft anhalten. War da etwas? Ich wusste dass die Bären des Dorfes jetzt auf der Jagd waren, aber sie würden nicht einfach nur einige hundert Meter entfernt vom Dorf jagen, sondern viel tiefer in den Wäldern. Ich horchte in die Stille und zuerst glaubte ich, mich lediglich getäuscht zu haben, dann jedoch hörte ich wie sich ein großes Tier schnell näherte. Die Pranke des Bären streifte nur knapp an mir vorbei und ich war so erstarrt vor Schreck, dass nicht ein laut über meine Lippen kam. Ich konnte kaum etwas erkennen, nur sehr düstere Schemen und noch dunklere Schatten. Aber einen Bären? Dann meinte ich eine Bewegung zu erkennen und rannte los. Aber in welcher Richtung lag das Dorf? Die Panik hatte mich in irgendeine Richtung, weg von dem Bären getrieben. Aber war es auch der Weg zurück zum Dorf? Mein Puls beschleunigte sich, mein Herz raste wie verrückt. „Es war kein Eisbär“, schoss es mir durch den Kopf. Dafür war er zu dunkel gewesen. Ich konnte hören wie das riesige Tier hinter mir herlief, konnte sein knurren und Zähnefletschen ganz dicht hinter mir wahrnehmen. Plötzlich stolperte ich über irgendetwas, vermutlich eine Wurzel, und stürzte. Die Kälte des Schnees ließ mich vor Schreck aufkeuchen.

Mein Geist war wie vereist und viel zu spät hatte ich begriffen, was passiert war. Der Bär stand direkt vor mir. Ich war mir sicher, dass er mich jeden Augenblick in Stücke reißen würde. Doch nichts geschah. Dann plötzlich, begann der Bär zu leuchten und blendete mich. Als ich blinzelte, war er verschwunden. Verwirrt ließ ich meinen Blick durch die Finsternis schweifen, doch es war nichts zu erkennen, zumal sich meine Augen erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen mussten.

Langsam stand ich auf und klopfte mir ein wenig vom Schnee ab, als ich Schritte im Schnee hörte. Sie klangen menschlich. „Hallo?“, fragte ich mit bebender Stimme. „Ist da jemand?“

Die Schritte verstummten. Eine drückende Stille schwebte über dem Wald.

„Bitte, wenn da jemand ist, ich brauch Hilfe! Ich weiß nicht mehr wie ich zurückkomme!“

Meine Stimme zitterte noch mehr als zu Beginn, Tränen brannten in meinen Augen und verschlechterten die ohnehin schon miese Sicht. Ich stolperte ein weiteres mal und konnte den Schnee schon beinahe schmecken, als ich mich etwas am Arm griff und zurückriss.

„Kannst du nicht aufpassen?“ Die Stimme war dunkel und rau. Der tiefe Bass erinnerte mich an das Knurren eines Bären.

Die Stimme war dicht an meinem Ohr und ich konnte seinen warmen Atem spüren. Dort wo er mich berührte fing meine Haut an zu kribbeln.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er forsch, ließ meinen Arm aber immer noch nicht los.

Sein Griff war fest und ich spürte wie mein Arm langsam einzuschlafen drohte, da er mir mit seiner Hand die Blutzufuhr ein wenig abzudrosseln schien.

„Danke,“ brachte ich schließlich hervor. „Also, dafür, dass du mich aufgefangen hast.“

„Kein Grund gleich wie eine Tomate anzulaufen,“ entgegnete er mürrisch und ich spürte wie meine Wangen zu glühen anfingen. Das konnte er tatsächlich bei dieser Finsternis erkennen?

„Ich begleite dich ein kleines Stück. Den Rest musst du alleine gehen.“

Seine Worte waren monoton und ohne Ausdruck. Es schien ihn nicht wirklich zu kümmern, was mit mir geschah. Ich versuchte mir vorzustellen wie er wohl aussah, doch die Finsternis erlaubte es mir nicht einen Blick auf ihn zu erhaschen. Mein Herz schlug wie wild und hämmerte gegen meine Brust. Beschämt dachte ich darüber nach, ob er es hören konnte. Statt einer Antwort nickte ich nur und griff nach seiner Hand, als er mich schließlich losgelassen hatte. Sein Körper versteifte sich unter meiner Berührung und er schüttelte meine Hand ab. Er knurrte irgendetwas, doch ich verstand nicht was er sagt. Für mich klang es wie: „zu kalt“.

Also folgte ich dem Geräusch seiner Schritte. Es schien mir als würden wir eine Ewigkeit durch den Wald gehen, als plötzlich die Schatten lichter wurden und ein wenig Licht aus dem Dorf sich seinen Weg zwischen den Bäumen bis zu meinen Augen bahnte.

Ich ging an ihm vorbei und ging weiter auf das Dorf zu. Ich wollte mich bereits ein weiteres mal bedanken und wandte mich um. Doch der geheimnisvolle Mann war schon verschwunden.
 

---------------------------------------------------------------------------------
 

lange pause, ich weiß-.-

aber bin total gestresst und da ich an allen geschichten gleichzeitig arbeite ( an dieser am meisten, ich weiß^^) komme ich nur langsam voran...

naja ich hoffe irgendwer wird die geschichte weiterverfolgen:)

würd mich über kommentare freuen^^

blackheart_ : Ich weiß dass er sich tagsüber verwandelt hat^^....die auflösung dazu kommt noch, aba cool dass es dir auf gefallen is :) *freu*
 

lg eure dee^.~

Erinnerungen

4. Kapitel
 

Erinnerungen
 

Seine Lippen schienen auf meinen zu brennen. Ich schnappte nach Luft, keuchte seinen Namen...„Akiak!“

Erschrocken durch meine eigene Stimme, schnellte ich hoch und saß kerzengerade im Bett.

Schon wieder dieser seltsame Traum. War Akiak der Name des Mannes, der mich und Nukka angegriffen hatte? Oder war er nur ein Ergebnis meiner Fantasie?Und wer war der Mann, der mich erst gejagt und dann zum Dorf geleitet hatte? Mein Körper zitterte wie Espenlaub und ich konnte nicht einmal sagen, ob vor Kälte oder vor Angst. Denn die hatte ich definitiv vor dem Grizzly gehabt. Der Mond ging bereits unter und der Morgen brach heran, als ich immer noch zitternd in meinem Bett saß, den Kopf auf die Knie gestützt, um die ich meine Arme geschlungen hatte.

Plötzlich war meine Sehnsucht nach meinem Vater unerträglich. Ich wusste immer noch nicht ob er noch lebte oder aufgrund der Schussverletzung gestorben war. Er hätte mir jetzt meine Angst und Verwirrung genommen. Dafür hätte er nicht mal viel machen müssen. Allein seine Anwesenheit strahlte schon Sicherheit aus und ließ es mir besser gehen.

Ich weiß nicht wie lange ich bereits geweint hatte, als plötzlich die Tür aufging und jemand eintrat.

Doch auch das nahm ich kaum war. Ich registrierte Nanook erst, als er sich vor mich gesetzt hatte und mich in seine Arme zog. Wir sagten beide nichts, schwiegen nur und hielten uns fest.

Nanooks Atem kitzelte auf meiner Wange, seine Wärme nahm mir meine Angst und das Zittern legte sich. Trotzdem konnte ich noch nicht aufhören zu weinen, zu sehr hatte sich die Sorge um meinen Vater in mein Herz gefressen.

„Schlaf noch ein wenig Miki, ich wache an deiner Seite.“ Ein Schauer rann mir über den Rücken, als er mich mit diesem Kosenamen ansprach. Wenn ich mich recht erinnerte , bedeutete er „Kleine“.

„Bist du denn noch da, wenn ich aufwache?“, fragte ich mit schwacher Stimme und musste mich zusammenreißen, um nicht albern zu schluchzen. Nanook entgegnete nichts, suchte den Kontakt zu meinen Augen. Als sein Blick auf meinen traf, durchlief mich ein Schauer. Seine schwarzen Augen schienen mich regelrecht festzuhalten und wie gelähmt haftete mein Blick auf seinem. Gänsehaut überzog meinen Körper und das Blut schoss mir in die Wangen. Diesen Blick hatte ich noch nie bei ihm gesehen und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass er vor Verlangen glühte.

Doch Nanook rührte mich nicht an, nickte nur und schob mich sanft auf die Matratze zurück. Mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust. Dann deckte er mich behutsam zu und legte sich neben mich. Doch waren wir uns in der Umarmung noch so nahe gewesen, ging er nun auf Abstand und vermied es, mir zu nahe zu kommen und beobachtete mich stattdessen nur.

Obwohl ich mir wünschte in seinen Armen zu liegen, reichte allein seine Anwesenheit, um mich besser schlafen zu lassen.
 

Als ich erneut aufwachte, war das Bett neben mir leer. Nanook hatte nicht sein Wort gehalten.

Ein ziehender Schmerz pochte in meinem Herzen. „Und ich habe ihm vertraut,“ dachte ich spöttisch, als sich mein Magen bemerkbar machte und knurrend darauf hinwies, dass ich etwas essen sollte.

Als ich in die Küche ging, war sie verlassen und leer, aber Amba hatte Omlette gemacht und welches für mich übrig gelassen. Gierig fiel ich darüber her und trank ebenso gierig das eiskalte Wasser, das sie vermutlich aus geschmolzenem Schnee gewonnen hatte.

Als ich aufgegessen hatte und gerade spülen wollte, kam jemand in die Küche herein.

Ich hatte einen kurzen Augenblick gehofft, Nanook wäre herein gekommen, stattdessen begrüßte mich jedoch seine kleine, wenige Minuten jüngere Schwester mit einem strahlenden Lächeln.

„Hey Karie, ich soll dich von Tikaani fragen, ob du Lust hast heute mit auf die Jagd zu kommen?“

Ich blickte sie fragend an. „Wer ist Tikaani?“

„Ich werde ihn dir gleich vorstellen, aber vorher solltest du dir überlegen, ob du mitkommen willst oder nicht. Du musst verstehen, dass es eine große Ehre ist von ihm gefragt zu werden. Enttäusche ihn lieber nicht. Er ist sensibler als er zu gibt.“

Sie lachte laut und ich fühlte mich ziemlich zu meiner Antwort gedrängt. Ich war kein Fan vom Jagen. Eine deutsche Freundin von mir liebte es jagen zu gehen und schwärmte ständig anderen davon vor, ohne zu merken, wie sehr sie die anderen damit abschreckte und sie glauben ließ, mit einer kranken Psychopatin zu reden. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich sollte jagen? Ich konnte nicht mal ohne schlechtes Gewissen eine Spinne töten, was eigentlich albern ist, wenn man bedenkt, dass ich diese hasse. Doch statt das ich ablehnte, nickte ich nur, als ich vor Tikaani stand.

Er war vermutlich um die 25 Jahre alt, hatte dunkles längeres Haar, dass wirr und strubbelig in alle Richtungen stand. Seine Augen waren schmal und sein schalkhaftes Lächeln erinnerte mich stark an einen listigen Wolf. Wie er mir erklärte, war er schon sehr früh zum Späher für Beutetiere erklärt worden, weil er ein ungewöhnlich Flinker und verhältnismäßig kleiner Bär war.

Außerdem war er all seiner Behauptungen nach auch der beste und gerissenste Jäger, was ich ihm sofort abkaufte, da er erneut wie ein Wolf aussah und diese nicht umsonst früher gefürchtet waren.

Er erzählte noch einiges von sich, bevor Nukka mich am Arm packte, uns entschuldigte und mich durch das Dorf zog. Der Schnee war ein wenig getaut und man musste aufpassen, dass man nicht ausrutschte.

„Na sowas...Karma und Nukka.“ Ich brauchte mich gar nicht umzudrehen um zu wissen, wer gesprochen hatte. Ihre Stimme, die gerade zu vor Spott triefte, hatte sich tief in mein Gedächtnis gebrannt. „Wir freuen uns auch dich zu sehen, Pandara,“ kam Nukka mir zuvor.

Doch Devas Tochter würdigte sie keinen Blickes. Stattdessen hafteten ihre Augen kalt und ausdruckslos auf meinem Gesicht. Dann plötzlich setzte sie ein breites Lächeln auf.

„Tut mir wirklich Leid, dass du das mit mir und Nanook so erfahren musstest. Falls du mal jemanden zum reden brauchst...Meld dich ruhig bei mir.“

Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln, bevor sie kehrt machte und ihre dunkle Mähne schüttelnd fortging.

Nukka und ich gingen schweigend weiter. Ich wusste, dass sie mir am liebsten gesagt hätte, ich solle nichts auf die Sprüche Pandaras geben. Aber sie wusste genauso gut wie ich, dass sie mich damit nur anlügen würde. Wie es schien, waren Nanook und Pandara tatsächlich einander versprochen. Ärger und Wut stiegen in mir auf. Er hatte doch genau gewusst, dass er niemals mit mir zusammen sein durfte. Warum also hatte Nanook mich nicht einfach in Ruhe gelassen? Stattdessen, hatte er mich geküsst und mir Hoffnungen gemacht. Ich dachte weiter über ihn nach, sah seine dunklen Augen vor mir und sein helles Haar, als das Bild sich plötzlich veränderte. Die Augen wurden zu einem kühlen grau, die hellen Haare wurden schwarz wie die Nacht. Es war nichts mehr von seiner freudigen Art zu erkennen. Nein, sein Gesicht hatte ich aus meinem Kopf gebannt. Vor mir sah ich den Mann, der mich hatte töten wollen. Ich spürte wie meine Wangen erröteten, als Nukka mich aus meinen Gedanken riss.

„Karie, wir sind da.“

Bisher hatte ich nicht gewusst wohin sie mich hatte führen wollen. Sie hatte gesagt, es würde eine Überraschung werden und nun warf sie mir einen Blick zu, der nur so vor Neugierde und Vorfreude überschäumte. Entsetzt stellte ich fest, dass sie wohl erwartete, dass ich mich freuen würde, aber mein Blick blieb lediglich an einem Haus haften, das von außen genauso unscheinbar wirkte, wie alle in diesem Dorf. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu.

Nukka seufzte, griff dann nach meiner Hand und zog mich in das Haus herein.

Mir stockt der Atem. „Wow!“

Nukka nickte kichernd. „Das ist unser „Shoppingmall“. Aditi hat dieses Wort bei den Amerikanern aufgeschnappt und war so begeistert, dass sie ihre eigene hier bei uns eröffnet hat. Chu und Quannik fahren einmal im Monat mit den Schlitten durch die Städte um einige moderne Dinge zu besorgen und hier teuer zu verkaufen,“ sie lachte als sie die beiden erwähnte. „Die beiden wären woanders bestimmt große Geschäftsmänner geworden...“, sie schluckte schwer und wirkte einen Moment betrübt, dann setzte sie ein strahlendes Lächeln auf. „Aber ohne sie, gäbe es die „Shoppingmall“ nicht!“ Ich wusste was sie dachte. Würden die beiden nicht nachts die Gestalt von Bären annehmen, hätten sie ihre Träume woanders verwirklichen können. So blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als sich Nachts von Städten und Dörfern fernzuhalten. Es wäre schließlich nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen gefährlich, denen sie begegneten, denn, so wie Nukka mir erzählt hatte, konnten nicht alle Bären ihren Geist so gut kontrollieren wie Nanook.

„Oh hallo Nukka,“ begrüßte sie eine kleine, zierliche Frau die enge Jeans trug und ein kurzes Oberteil, dass ihren flachen Bauch freigab. Allein bei dem Anblick fröstelte ich.

„Und du bist bestimmt Karie? Schätzchen von dir habe ich schon so viel gehört, aber alle beschweren sich, dich noch nie gesehen zu haben. Nun ja, spätestens nach dem „Alaska Day“ werden dich alle hier kennen.“ Sie lächelte und ihre perfekten Zähne blitzten weiß hervor.

Ihre Haut war sonnen-gebräunt und ich schätzte sie auf den ersten Blick auf ende zwanzig. Erst als sie mich zu sich heran gewunken hatte, sah ich, dass sie vermutlich eher Mitte dreißig war.

„Kennst du deine Kleidergrößen?“ Ich wollte erst mit ja antworten, als mir einfiel, dass die Kleidung aus den USA stammten und schüttelte dann meinen Kopf. Ich wusste nicht welche Größen man dort trug. Doch ehe ich mich versah, hatte Aditi ein Maßband gezückt und vermaß meinen Körper. Dann suchte sie einige Kleidungstücke herbei und drückte sie mir in die Arme.

Ich blickte Nukka skeptisch an. „Ich habe doch gar kein Geld.“

„Keine Sorge, dass regel ich schon.“ Ich schüttelte störrisch den Kopf. „Das kann ich nicht annehmen!“ Nukka verdrehte die Augen. „Musst du aber, meine Garderobe reicht nun mal nicht für zwei.“ Ich spürte wie mein Gesicht vor Scham anfing zu glühen.
 

Ungefähr zwei Stunden später, hatte ich zwei Paar Fellboots, zwei Jeans Hosen, drei Blusen, eine Strickjacke, drei Pullis und Unterwäsche eingekauft. Normalerweise würde ich mich unglaublich freuen, doch unter dem Aspekt, nicht selber die Kleidung bezahlt zu haben, schämte ich mich sehr.

Nukka hatte mir außerdem ihren alten Mantel geschenkt.

„Er steht dir wirklich gut, Karie und ich habe ohnehin genügend Jacken und Mäntel, also behalte ihn bitte,“ hatte sie gesagt und mich freudestrahlend angelächelt, sodass ich mich in einer Zwickmühle befand. Einerseits wollte ich den Mantel nicht annehmen, andererseits, hätte ich damit meine einzige Freundin in diesem Dorf vermutlich so sehr verärgert, dass sie mich nicht mehr gemocht hätte. Also nahm ich ihr Geschenk an und versprach ihr zu arbeiten, um ihr eines Tages das Geld für die ganze Kleidung zurück geben zu können.

Als wir nach Hause gingen, erinnerte ich mich an Aditis Worte über den „Alaska Day“.

„Was genau ist der „Alaska Day“ eigentlich?“,fragte ich Nukka.

„Am 18. Oktober 1867 fanden sich die US-amerikanischen und russischen Vertreter in Sitka zusammen und die Übergabe Alaskas an die USA wurde durchgeführt. Seit dem ist der

„Alaska Day“ ein gesetzlich vorgeschriebener Feiertag.“

Ich nickte, als sie erzählte, da mir die Geschichte bekannt war obwohl ich jedoch nichts von einem solchen Feiertag gewusst hatte.

„Und wie feiert ihr den „Alaska Day“ hier?“ Meine Neugier war geweckt. Jetzt wollte ich mehr über das bevorstehende Fest erfahren.

„Im Ratshaus werden wir alle tanzen und singen und feiern! Ich denke es wird sich nur wenig von anderen Feiern unterscheiden. Naja, vielleicht ähnelt es eher an einen Ball...Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber es wird dir mit Sicherheit gefallen.“

Ich spürte wie meine Wangen vor gespannter Vorfreude zu glühen anfingen.

Es war schließlich nur noch eine Woche bis dahin.

Doch schon bald wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Tikaani ungeduldig an dir Tür klopfte. Ich schlüpfte schnell in meine Boots, warf mir meinen Mantel über und deckte mich mit Schal, Handschuhen und Mütze ein. Dann verließ ich bibbernd und zitternd vor Neugierde mit Tikaani das Haus und ging zum Dorfplatz, wo sich bereits alle Männer versammelt hatten. Ich würdigte Nanook nicht eines Blickes, obgleich ich genau spüren konnte, wie er mich musterte.

Die Dämmerung war bereits über uns hereingebrochen und plötzlich fand ich mich auf einem hell erleuchteten Platz wieder. Einer nach dem anderen verwandelte sich in einen Bären. Tikaani wies mich darauf hin, schön bei Nanook zu bleiben, da die Bären hin und wieder die Kontrolle verlieren könnten und ihm dies noch nie passiert sei und er so besser auf mich acht geben könnte.

Also ging ich frustriert zu Nanook herüber und vermied es, ihm in die Augen zu sehen. Als er sich verwandelt hatte, saß ich auf ihn auf, da ich sonst zu langsam gewesen wäre und ich vermutlich den Anschluss verloren hätte. Erst hatte ich angst zu schwer zu sein um auf ihm zu sitzen, als das Rudel jedoch die Witterung einer Rentier Herde aufnahm und lossprintete löste sich diese Angst auf, da die neue Panik den Halt zu verlieren, wesentlich intensiver war. Der Wind trieb mir Tränen in die Augen und verschlechterte meine Sicht. Schon bald fühlte sich mein Gesicht taub vor Kälte an und meine Finger waren steif, da ich sie so verkrampft in das weiche Fell Nanooks krallte.

Wir mussten uns der Herde genähert haben, denn plötzlich drosselten die Bären ihre Geschwindigkeit und schienen sich an die Beute unauffällig heran zu pirschen.

Ich ließ meinen Blick schweifen und entdeckte die Tiere, die aus einem kleinen Bachlauf tranken oder unter der Schneesicht nach etwas Essbarem suchten.

Ich schluckte schwer. Und klopfte Nanook auf dem Rücken herum. Ohne es zu beabsichtigen fing ich an zu schluchzen und konnte mich nicht mehr beruhigen. Nanook blieb stehen, ohne das einer der anderen Bären sich um blickte. Er war der zukünftige Stammesführer. Wenn er stehen blieb, würde es seine Gründe haben.

„Ich will sie nicht sehen“, schluchzte ich. Ich wollte nicht dabei zusehen wie die Bären ein Tier nach dem anderen zur Strecke bringen würden. Nanook wandte sich von dem Rudel ab und lief mit mir so weit zurück, dass wir sie nicht mehr sehen konnten.

Mein Herzschlag beruhigte sich wieder. Gleichzeitig schämte ich mich plötzlich sehr.

Ich hatte die Jagdpläne Nanooks durcheinander gebracht, wusste ich doch, dass er gerne Jagen ging.

Unruhig rutschte ich auf seinem Rücken herum, erfüllt von dem Drang von ihm herunter zu gleiten und weg zu laufen und nach meinem Vater zu suchen. Ich vermisste Simon so sehr. Was wenn die Schussverletzung tödlich gewesen war? Was wenn der Grizzly zwar von mir abgelassen hatte, dann aber über ihn hergefallen war?

Plötzlich spürte ich Kälte unter mir, die langsam durch meine Kleidung drang. Verwirrt stellte ich fest, dass ich auf dem Boden lag, mitten im Schnee. Plötzlich tauchte ein besorgtes Gesicht vor mir auf. Nanook...in seiner menschlichen Gestalt. Mein Hirn begann wie verrückt zu arbeiten. Doch statt eine einleuchtende Lösung zu finden, drängten sich vollkommen andere Bilder aus den hintersten Winkeln meines Verstands in den Vordergrund. Wieso war mir nicht eher aufgefallen, was ich gesehen hatte? Warum hatte mein Verstand diese Bilder verdrängt? Jetzt strömten die Erinnerungsfetzen zurück in meinen Kopf zurück und schienen mit jedem neuen Bild die Verwirrung nur noch zu verstärken. Deva, die mir erzählte, dass die Männer sich jede Nacht in Bären verwandelten. Nur ein Kuss holte sie aus dieser Gestalt. Dann sah ich mich auf der Lichtung liegen, mich vor Schmerzen windend, dem Tod ins Auge blickend, bis ich den Eisbären, meinen Retter erblickte. Ich konnte mich gut an das Sonnenlicht erinnern, das dieses Szenario in ein unwirkliches Licht getaucht hatte. Licht. Tag. Sonne. Und er war dennoch in Gestalt eines Bären aufgetaucht.

Ich starrte in die schwarzen Augen die mich aufmerksam musterten.

„Wie ist das Möglich?“, wisperte ich.
 

--------------------------------------------------------------------------------
 

ich schäme mich-.-

ich weiß, es ist lange her...

hoffe dennoch das jemand weiterlesen wird^^

liebste grüße^.~

dee

Suka und Iluq

5.Kapitel
 

Hallöchen xD

ein neues kappi=)

es ist nicht besonders lang, aber es hat mir fiel spaß bereitet...

Langsam wird interessant, i hope ^.~

kritik und kommis sind willkommen:D

danke an alle die hin und wieder lesen...thx a lot!

*kekse-bereit-stell* viel spaß :D

das deeee=)
 

---------------------------------------------------------------------------------
 

Suka und Iluq
 

„Wie ist das möglich?“, fragte ich erneut, als ich keine Antwort bekam.

„Du bist jetzt die Einzige, die weiß, dass ich mich immer verwandeln kann, egal wann, einfach wie ich es will. Es ist unser Geheimnis.“ Sein Blick brannte sich in meinem fest. „Du hast dich einfach verwandelt?“

„Ich wollte dich trösten...du hast geweint. Ich habe mir Sorgen gemacht!“ Seine Stimme klang gequält. Dann griff er nach meiner Hand und zog mich hoch. Meine Beine fühlten sich wie Pudding an und ich stolperte. Er fing mich auf, zog mich an sich und hielt mich in seinen Armen. Ich atmete seinen Duft ein und spürte die Wärme seines Körpers. Ein wohliger Schauer rieselte über meinen Rücken, während mein Herz wie wild gegen meine Brust hämmerte. Wie schaffte er es nur, dass ich mich nervös und zugleich geborgen fühlte? Ich lauschte dem Pochen in seiner Brust. Sein Herz schlug im selben Rhythmus wie meines.

Wie konnte die Stimmung so umschlagen? Hatte ich mich noch einige Sekunden zuvor schrecklich gefühlt, so war ich mir plötzlich seinem Körper so schrecklich bewusst und vergaß warum wir nicht weiter mit den anderen Bären unterwegs waren. Ich löste mich ein wenig von ihm, so dass ich in sein Gesicht blicken konnte. Er sah mich wieder so seltsam an. So wie letzte Nacht...

Sofort kochte meine Wut wieder hoch. „Musst dir ja wirklich große Sorgen um mich gemacht haben, dass du dich noch nicht mal an dein Versprechen gehalten hast,“ empörte ich mich.

„Ich habe dir nie etwas versprochen,“ knurrte er.

„Oh, super Antwort. Damit hast du es wieder gut gemacht!“ Meine Stimme triefte nur so vor Ironie.

„Ich habe nichts versprochen! Deshalb gibt es auch nichts was ich wieder gut machen muss.“

„Ach ja? Dann verrat' mir was das alles soll? Wieso nimmst du mein Vertrauen an, nur um es zu missbrauchen? Wieso willst du mich trösten, wenn du mich doch im Stich lässt?“

„Vermutlich will ich dich nur verletzen. Denn die Welt dreht sich nur um dich, Karie. Alles was geschieht, geschieht nur aus einem Grund. Um dir Drama zu beschaffen, denn darauf scheinst du schließlich abzufahren!“ Seine Augen funkelten zornig und seine Lippen zierte ein spöttisches Lächeln. „Wieso bist du plötzlich so kompliziert? Als du bewusstlos gewesen bist hast du mir besser gefallen.“ Mit diesen Worten warf er mir einen verächtlichen Blick zu. Beides verletzte mich so, als würde ein Messer in meiner Brust stecken, welches Nanook nun genüsslich umdrehte.

„Was? Na wenn das so ist, sollte ich wohl besser nach dem Grizzly suchen damit er mich das nächste mal endgültig erledigen kann!“

„Ja genau! Dann bleibt uns auch der Aufwand dich zu retten erspart.“

Tränen schossen mir in die Augen und hastig wandte ich mich ab und stapfte durch den Schnee.

„Wo willst du hin?“

„Leck mich!“, entgegnete ich bissig.

„Das ist doch jetzt albern! Du findest den Weg niemals allein zurück!“

Wütend fuhr ich herum. „Ach ja? Ich dachte das würde dir vielleicht gefallen wenn ich verschwinde. Dann kannst du Pandara ohne Probleme heiraten!“

Nanook lief mir hinterher. „Warte!“

„Ich warne dich Nanook! Lass mich in Ruhe!“ Meine Stimme brach, als ich ihn wütend anschrie. Noch nie hatte ich mich so sehr in Rage geredet wie jetzt. Aber mich hatte auch noch nie zuvor jemand so verletzt.

Ich hastete davon und folgte den Spuren im Schnee, die die Bären hinterlassen hatten.

Der eisige Alaskawind blies mir um die Ohren und ich bekam wieder einen klaren Kopf. Ich bereute was ich gesagt hatte und hoffte, dass es Nanook ähnlich ging.

Ich war schon einige Minuten gegangen, als ich Schritte hinter mir wahrnahm. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. „Es tut mir Leid was ich gesagt habe,“ entschuldigte ich mich und wandte mich um. Doch nicht Nanook war mir gefolgt. Stattdessen blickte ich in ein paar sturmgraue Augen.

„Akiak?“

Er schwieg und musterte mich nur skeptisch.

„Bleib weg von mir! Meine Freunde werden sicherlich bald hier auftauchen! Das ganze Rudel!“

Meine Stimme bebte vor Angst. Ich befürchtete er würde sich jeden Moment in einen Bären verwandeln und mich in Stücke reißen. „Wäre doch lustig,“dachte ich verbittert, „wenn Nanook feststellen müsste, ich wäre tatsächlich zum Grizzly gegangen...“

Akiak lächelte jedoch nur über meine Angst und ging langsam auf mich zu. Seine Augen bohrten sich in meine und mein Puls beschleunigte sich. Man konnte sich wirklich in diesen grauen Augen verlieren, wie ich feststellte und war trotz meiner Panik gefesselt von seiner Anmut. Plötzlich stand er vor mir. Er wirkte gelassen und kühl, während ich ihn mit panischen Blicken musterte. Sein Lächeln wurde breiter und er beugte sich zu mir herab, sodass ich seinen kalten Atem spüren konnte.

„Menschen Mädchen....du hast noch einmal Glück gehabt.“ Dann Schritt er an mir vorbei und verschwand zwischen den Fichten.

Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich vor Schreck die Luft angehalten hatte.

Gerade hatte sich mein Herz beruhigt, als ich ein lautes Knurren hörte und erschrocken herum fuhr.

Ein Eisbär raste auf mich zu und verwandelte sich direkt vor mir in Nanook.

„Du weißt überhaupt nicht, was du tust!“ Seine Stimme war wütend und laut. Er hatte mich noch nie so heftig und häufig angefahren wie heute.

„Was tue ich denn?“ Ich sah ihn voller Verzweiflung an. Ich wollte verstehen, doch es war mir einfach nicht möglich.

„Ist er weg? Hat er dir irgendetwas getan?“ Sorge spiegelte sich in seinen Augen wieder und er ließ seine Hände untersuchend über meine Wangen gleiten.

„Es ist nichts passiert, okay? Leere Worte, sonst nichts! Und jetzt sag mir endlich was du meinst!“ Ich zitterte vor Kälte, aber auch vor Nervosität. Was war sein Problem?

„Ich...Du verwirrst mich. Seit du hier aufgekreuzt bist, ist alles so durcheinander! Ich will dich trösten und ich will dich auf keinen Fall im Stich lassen, hörst du?“ Er küsste mich zärtlich auf die Stirn und meine Haut schien unter seiner Berührung zu brennen. Dann trat er einen Schritt zurück und musterte mich eingehend. Verschämt sah ich zu Boden, aus Angst er könnte sehen wie sich meine Wangen rot färbten. Seine Nähe...wieso hatte er mich auf die Stirn geküsst?

„Du veränderst alles! So war es nie gedacht. Pandara und ich...wir sollen heiraten! Da führt praktisch kein Weg daran vorbei! Dann kommst du und bringst alles durcheinander. Meine Fähigkeiten mich zu verwandeln...die habe ich erst seit dem Tag, an dem wir uns begegnet sind! Aber das ist ja nicht alles. Du bist Karma! Das Mädchen der Prophezeiung. Du wirst die beiden Clans wieder zusammenführen! Und das beste ist wie. Weißt du wie? Nein, woher auch? Niemand hat es bisher für nötig gehalten dir zu erzählen was passieren wird! Du wirst dich in den Sohn des Stammesanführer verlieben, also in Akiak! Und da du aber schon zu uns gehörst, werdet ihr gemeinsam mit eurer Liebe diese Grenze sprengen! Das ist dein Schicksal, Miki! Und Pandara, ist meines!“ Er wandte sich von mir ab. Mein Herz raste wie verrückt. Was hatte das zu bedeuten? Die Prophezeiung die mich so lange interessiert hatte, ließ mich plötzlich vollkommen kalt. In meinen Ohren klangen seine Worte beinahe wie eine Liebeserklärung.

Ich trat langsam an ihn heran.

„Tut mir Leid was ich vorhin gesagt habe. Ich dachte es wäre einfacher, wenn ich dich auf Abstand halte. Es war nicht richtig von mir dich so zu verletzen, aber ich weiß nicht wie ich es anders unterdrücken soll. Meine Gefühle für dich sind nicht in Worte zu fassen, Karie. Und letzte Nacht...,“ er schwieg einen Moment und schien unschlüssig darüber zu sein, ob er weiter sprechen sollte. Schließlich fuhr er zögerlich fort. „letzte Nacht...du warst so verletzlich und ich...wenn ich die ganze Zeit bei dir gewesen wäre...keine Ahnung ob ich die Kontrolle hätte behalten können. Also...ich meine...Ich bin auch nur ein Mann und ein wildes Tier,“ ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich wollte die Situation nicht ausnutzen.“

Mein Puls hämmerte in meinen Ohren, Hitze wallte in mir auf. Ich wusste genau was er meinte. Ich musste mittlerweile rot wie eine Tomate sein, doch mein Mund handelte ohne das ich etwas dagegen tun konnte, ein Beweis dafür, wie leicht man die Kontrolle verlieren konnte.

„Was wenn ich kein Problem damit gehabt hätte, wenn du die Situation ausgenutzt hättest?“

Langsam drehte er sich zu mir herum. Sein Blick schien mich zu durchbohren. Einige Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vor kamen sahen wir uns nur an. Vollkommene Stille lag über dem Wald und es gab nur noch ihn und mich. Die Luft war wie elektrisiert und die Spannung war regelrecht greifbar. Dann trat er auf mich zu zog mich grob an sich und presste seine Lippen auf meine.

Ich vergaß alles um mich herum. Spürte nur noch seine Lippen und seine Hände, die über meinen Körper wanderten, nahm nur seinen Duft war und seinen heißen Atem der auf meiner Haut ein warmes Prickeln hinterließ. Mein Körper presste sich wie von selbst eng an seinen. Nichts sollte uns noch trennen. Mein Herz sprudelte förmlich über vor Emotionen. Glück, Hitze, Verwirrung...Liebe? Ich schnappte nach Luft, als er sich plötzlich von mir los riss. Nur langsam kamen wir wieder zu Atem.

„Sie kommen zurück!“, sagte er, dann verwandelter er sich wieder in einen Eisbären, schließlich sollte sein Geheimnis gewahrt werden.

Vorsichtig stieg ich auf ihn auf. Die Verwirrung die dieser Kuss in mir ausgelöst hatte, war unbeschreiblich und ich genoss es durch sein weiches Fell zu wuscheln.

Gleichzeitig durchströmte mich ein warmes Gefühl von Glück und kindischer Freude.

Ich konnte mittlerweile das Rudel erkennen, dass zurückkam, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte. Ich ließ meinen Blick herum fahren, dann blieb er an einer Gestalt haften. Sie stand nicht besonders weit entfernt, doch trotz der Finsternis konnte ich noch erkennen, dass es Akiak war, der Mann, den ich geküsst hatte, als er in seiner Bärenform mich und Nukka bedroht hatte. Der Mann, der mir erneut gefährlich Nahe gekommen war und mir gedroht hatte. Akiak....schoss es mir durch den Kopf und mir fielen sofort Nanooks Worte ein. Wie ein düsteres Echo hallten sie in meinem Kopf nach: „Du wirst dich in den Sohn des Stammesanführers verlieben, also in Akiak!“ Unsere Blicke trafen sich, was bei mir Gänsehaut verursachte. Was hatte er gesehen? Ich errötete ein wenig und wandte meinen Blick hastig ab. Als ich wieder zurück sah, war er verschwunden.
 

Als wir ins Dorf zurück kamen, rasten meine Gedanken immer noch vollkommen durcheinander, in meinem Kopf umher. Wie war ich nur in so eine Situation geraten? Wie hatte ich meine Selbstbeherrschung so verlieren können?

Als ich wieder Boden unter den Füßen hatte, sah ich wie die Frauen der Bären nach draußen rannten

und ihre Männer küssten, die sich daraufhin zurück in ihre menschliche Gestalt verwandelten. Nanook wandte sich mir zu, doch plötzlich tauchte eine mir verhasste Person auf und Küsste den Bären auf die Schnauze. Sofort verwandelte er sich zurück, doch stieß er Pandara nicht von sich. Meine Eifersucht brodelte erneut hoch. All mein Glück, das ich vor wenigen Minuten noch empfunden hatte, war mit diesem Anblick verpufft. Am schlimmsten war es, wie er mich anstarrte, während seine Lippen noch auf ihren Lagen. Mit Tränen in den Augen wandte ich mich von ihnen ab und ging unauffällig zurück zum Haus. Dabei spürte ich immer noch seinen Blick im Rücken.

Schluchzend stieß ich auf Nukka, die mich sofort in ihre Arme schloss und zu trösten versuchte. Sie machte Tee, nachdem sie mich in ihr Zimmer gelotst hatte und mich in ihr Bett gesteckt hatte.

Ich musste eingeschlafen sein, als sie weg gewesen war, denn als ich aufwachte, war ich allein, doch noch immer schien der Mond am Himmel und erleuchtetet das Zimmer mit seinem fahlen Licht. Auf ihrem Nachtisch standen zwei Tassen Tee, beide noch warm, was darauf verwies, dass ich nicht allzu lange geschlafen haben konnte. Die eine, vermutlich Nukkas, war leer, während die andere noch mit rotem Tee gefüllt war. Obwohl er noch heiß war, trank ich ihn in wenigen Schlücken aus, denn er schmeckte gut und wärmte meinen kalten Körper. Sogleich fühlte ich mich wohler. Die vergangenen Stunden jedoch wirkten nur noch wie ein Traum, der sich noch nicht ganz aus meinem Bewusstsein geflüchtet hatte.

„Wir teilen also Geheimnisse miteinander,“ dachte ich und erinnerte mich daran, wie er mich küsste und mein Herz schien zu bersten, so schmerzte es, als ich daran dachte wie Pandara ihn geküsst hatte. Er hatte den Kuss nicht richtig erwidert, aber er hatte sie auch nicht von sich gestoßen. Er hatte es zu gelassen. Vermutlich hatte er mich wirklich aufgegeben und wollte mit Pandara alles richtig machen. Er würde sie heiraten. Das war sein Schicksal...

Als hätte Nukka gehört das ich aufgewacht war, kam sie herein. „Oh du bist wach?“, fragte sie und tat überrascht. Doch ich erkannte, dass sie besorgt und auch neugierig war und vermutlich auf der Lauer gelegen hatte. „Was war denn los mit dir?“

„Wieso bist du denn schon wach?“, fragte ich um vom Thema abzulenken. Ich freute mich nun sehr darüber, dass keine der Frauen des Dorfes meine Gedanken lesen konnte. Äußerst praktisch. Automatisch musste ich an Nanook denken. Konnten die Frauen nicht wissen, wie es sich mit seinen Fähigkeiten verhielt? Wie hielt er diese vor ihnen versteckt? Dachte er nie an sie? Nukka riss mich aus meinen Gedanken, als sie sich seufzend neben mir auf dem Bett niederließ.

„Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen, danach wirst du wissen wieso ich heute Nacht nicht schlafen kann.“ Sie wirkte plötzlich betrübt und verletzlich. So hatte ich sie noch nie gesehen. Für mich war sie das Synonym für Stärke überhaupt und es war irritierend sie so traurig zu sehen.

Dann begann Nukka zu erzählen:
 

...Es war einmal ein Mädchen des Eisbären Clans, dass sich im Wald verirrte und einem jungen, hübschen Mann begegnete. Er war so kühl wie Eis, weshalb sie ihn heimlich Iluq, Frost, nannte.

Erschrocken über die plötzliche Anwesenheit einer anderen Person, lief sie panisch fort. Da sie sehr schnell und flink war, brannte sie sich in seinem Gedächtnis als Suka ein.

Beide spürten von Beginn ihrer ersten Begegnung eine starke Kraft, die sie wie Magneten zu einander hinzog. Neugierig geworden, suchte der junge Mann, Iluq, dass Mädchen, während dieses noch immer vollkommen Hilflos im Wald herum irrte.

Als er sie fand, war sie vollkommen durchgefroren und erschöpft. Als er sie fragte, wer sie sei und woher sie käme, erklärte sie, dass sie zum Clan der weißen Bären gehörte.

Plötzlich war der Wald in grelles Licht gehüllt und er verwandelte sich vor ihren Augen in einen Grizzly und wollte sie anfallen.

Doch sie war so besessen von seinem Wesen, dass sie hoffte, er würde sie verschonen und schließlich ähnlich empfinden. Sie war naiv zu glauben, er würde ihr nichts tun. Er verletzte sie und erschrocken über sein eigenes Verhalten, nahm er sie heimlich mit in sein Dorf, wo er sie, unbemerkt und mit Hilfe seiner Mutter gesund pflegte. Dabei wuchsen ihre Gefühle für einander und schon bald waren sie ein Liebespaar.

In der Zwischenzeit hatten sich die Clanmitglieder Sukas große Sorgen um sie gemacht und hatten begonnen sie zu suchen. Da die Stämme verfeindet waren, hatte sich schnell Panik ausgebreitet, Suka könnte den Grizzlys zum Opfer gefallen sein.

Als plötzlich die Mutter Iluqs starb und aufflog, dass Suka, das Mädchen der Feinde, die ganze Zeit über im eigenem Dorf gewesen war, rasteten die Bären aus und wollten sie in Stücke reißen. Doch Iluq, der Suka von ganzem Herzen liebte, bat seinen Vater den Stammesführer darum, sie zu verschonen und nach Hause zu lassen. Da der Vater trotz all des Hasses den er mit sich trug, seinen Sohn liebte, gestattete er ihm seine Bitte. Iluq brachte dass Mädchen nach Hause.

Das Liebespaar konnte jedoch nicht mehr ohne den anderen Leben, weshalb sich die beiden heimlich trafen, wann immer sie sich heimlich davonstehlen konnten.

Eines Tages wartete Suka vergebens auf ihren Geliebten und als sie am nächsten Tag, in der Hoffnung er wäre dort, sich erneut zum Treffpunkt begab, wartete bereits ein junger Mann auf sie.

Doch es war nicht Iluq, sondern dessen Bruder. Eiskalt teilte er ihr mit, dass sein Bruder am Tage zuvor, auf dem Weg zu ihr, von Wilderern getötet worden war.

Er gab ihr den Anhänger, den sie Iluq geschenkt hatte. An ihm haftete noch ein wenig Blut.

Als sich der Junge Mann zurückzog, brach das Mädchen zusammen und wurde erst abends, vollkommen unterkühlt, von den Eisbären, die auf der Jagd waren, entdeckt.

Seit diesem Tage, kann Suka nicht schlafen wenn der Mond in voller Pracht erstrahlt. Denn der Vollmond war der Vorbote ihrer Verabredungen. Sie trafen sich immer am drauffolgendem Tage.

Suka wird seither von Albträumen geplagt, wenn sie sich in diesen Nächten schlafen legt. Dann sieht sie immer Iluq, der nach ihr sucht und von den Wilderern brutal getötet wird. Dann spürt sie wieder den Hass. Den Hass auf sich sie selbst und fragt sich, warum sie sich so egoistisch benommen hatte. Sie wusste schließlich was für Risiken ihre Verbindung mit sich brachte. Hätten sie sich aufgegeben, dann hätten sie sich nicht mehr getroffen und er hätte nicht sterben müssen.
 

Nukka hörte auf zu erzählen. Ihre Stimme klang brüchig und sie atmete unregelmäßig, als versuche sie ein Schluchzen zu unterdrücken. Ich blickte aus dem Fenster und ein Schauer rann mir über den Rücken. „Es ist Vollmond“, schoss es mir durch den Kopf.

Wieso hatte Nukka mir diese Geschichte erzählt? War es tatsächlich so wie ich vermutete? War sie Suka? Bedrückt legte ich meine Hand auf ihre Schulter, nachdem ich mir eine Träne von der Wange gewischt hatte. Nukka wandte sich lachend um. „Ich sollte Schauspielerin werden oder? Dass du mir diese Kitschgeschichte abgenommen hast...,“ ihr Lachen klang nicht aufgesetzt, aber ich war trotzdem nicht ganz von dem überzeugt, was sie mir erzählt hatte.

Doch ich begriff, dass, falls diese Geschichte doch nicht erfunden war, sie nicht darüber reden wollte. Also lachte ich nur und bestätigte ihr, dass sie wirklich sehr talentiert war.

Doch auch als wir uns aneinander in ihr Bett gekuschelt hatten, um die restlichen Stunden zu schlafen, konnten wir nicht zur Ruhe kommen. Die Spannung ihrer Geschichte schien noch immer im Zimmer nach zu hallen und ließ uns nicht in die beruhigende Traumwelt gleiten.

"Alaska-Day"

6.Kapitel

Alaska Day
 

Die nächsten Tage verliefen ohne besondere Ereignisse. Alles bereitete sich auf den großen Tag vor und ich versuchte zu helfen wo ich nur konnte. Aditi gab mir eine Stelle als ihre Assistentin, da plötzlich das ganze Dorf neue Kleider zu benötigen schien und sie alleine nicht die Massen bewältigen konnte, die sich nun jeden Tag in ihrem Laden tümmelten. Ich bekam nicht viel Geld, aber immerhin etwas, dass ich sparen konnte, damit ich mir langsam aber sicher einen Weg zurück nach Deutschland ermöglichen konnte. Denn auch wenn ich schon länger hier lebte, quälte mich die Angst um meinen Vater und ich würde ihn suchen und mit ihm Alaska verlassen. Aber zuvor wollte ich zumindest einen Teil meiner Schulden bei Nukka, Amber und auch Nanook begleichen. Bei dem Gedanken an ihn wurde mir ganz schwummerig und traurig blickte ich durch den Saal. Ich hatte Nanook kaum gesehen und er schien mir erneut seit dem Kuss im Wald aus dem Weg zu gehen.

Tikaani riss mich aus meinen Gedanken, als er mich um Hilfe bat. „kommst du mal kurz rüber, Karie? Dann könntest du mir dir Girlanden angeben.“ Elegant kletterte er die Leiter herauf und blickte mich erwartungsvoll an. Heute war der 18.Oktober und in wenigen Stunden sollte hier im Ratshaus die Feierlichkeiten des Alaska Days beginnen, bis dahin musste der Saal jedoch noch hergerichtet werden. Während einige Männer auf unterschiedlichen Instrumenten für den Abend probten, putzten einige Frauen noch oder bereiteten Essen und Buffet vor.

Tikaani schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Und schon nervös?“

„Gibt es denn einen Grund?“ Ich musste ziemlich eingeschüchtert wirken, worüber Tikaani sich herrlich zu amüsieren schien. „Naja, du bist vermutlich die erste Fremde, die mit Bären ein Fest feiern wird. Ich meine, schließlich wird nicht jeder Bär heute geküsst...“ Bei diesen Worten verdüsterte sich seine Miene und ich konnte mir nur allzu gut denken, zu welcher Gruppe Bär er gehörte.

„Also, falls sich kein Mädchen finden sollte, dass dich freiwillig küssen sollte,“ stichelte ich, „dann würde ich mich eventuell dazu bereit erklären.“

Tikaani hatte jedoch nur ein verächtliches Schnauben für mich übrig. „Und riskieren, dass Nanook mich einen Kopf kürzer macht? Lieber nicht.“

Mein Puls beschleunigte sich und verärgert über meinen emotionalen Ausbruch senkte ich meinen Blick. „Ich gehöre ihm nicht,“ murmelte ich, war aber ziemlich sicher, dass Tikaani meine Worte überhaupt nicht wahrnahm. Stattdessen verzog er plötzlich sein Gesicht als würde unter großen Qualen stehen. Neugierig beoabachtete ich, wohin er blickte. Ich sah nur einige Mädchen aus dem Dorf. Ich versuchte mich an ihre Namen zu erinnern, denn ich war ihnen bei Aditi begegnet und hatte sie beim Kleiderkauf beraten. Das älteste Mädchen hieß Annana und sie war wie ihr Name verhieß, tatsächlich wunderschön. Sie hatte ungewöhnlich hell braune Augen die wie Bernstein voller Wärme leuchteten. Die anderen Namen fielen mir jedoch nicht ein. Nur Pandara, die mir immer wieder zu lächelte, war mir noch, leider, bekannt.

Ich war mir ziemlich sicher, dass Tikaani zu Annana herüber gelinst hatte und dass er sich wohl wünschte, dass sie ihn heute küssen würde. Ob sie wohl in seinen Gedanken lesen würde? Ob sie vielleicht sogar schon wusste, dass er sich wünschte, sie würde ihn heute von der Bärengestalt erlösen?

Zwei Stunden später funkelte der Saal in vollkommen neuem Glanz. Das warme Mahagoniholz wirkte im Schein der einzelnen Lampen angenehm und einladend. Die bunten Girlanden setzten hier und da knallige Akzente und die Instrumente der Band standen bereits griffbereit für die Musiker auf der Bühne.

„Karma!“, rief mich Nukka. „Komm schon! In einer Stunde kommen alle hier zusammen und du musst dich auch endlich fertig machen!“ Erschrocken sah ich sie an. „Eine Stunde?“

Nukka packte mich am Arm und zerrte mich lachend hinter sich her. „Na los, komm!“

Erleichtert bemerkte ich, dass sie wieder vollkommen die Alte war. Denn in den letzten Tagen hatte sie sehr traurig und niedergeschlagen gewirkt, was ich auf die Geschichte, die sie mir erzählt hatte zurückführte. Doch ich hatte nicht gewagt sie danach zu fragen und Nanook wollte ich auch nicht fragen, schließlich hätte er mich vermutlich ohnehin einfach stehen gelassen, ohne mir eine Antwort gegeben zu haben.

Nukka und ich liefen gerade durch die verschneiten Straßen, als ich einen Moment meinte eine Bewegung aus dem nahe gelegenen Wald wahrgenommen zu haben. Ich warf einen Blick herüber und meinte kurz einen menschlichen Umriss zu sehen, doch bevor ich mehr erkennen konnte, hatte Nukka mich schon wieder mit sich gerissen.
 

„Ihr Bärenmenschen seid wirklich verrückt!“, fluchte ich, als ich mit nichts weiter als einem dünnen Kleidchen und einer dicken Felljacke, nach draußen trat. Meine Füße versanken sofort im tiefen Schnee und ich war froh, dass ich doch erst meine Stiefel angezogen hatte. An der Garderobe würde ich sie abgeben und gegen ein paar wunderschöne Samt-Pumps eintauschen, die ihren Platz zurzeit in meiner Handtasche hatten. Ihr Farbton war identisch mit dem meines Kleides, dunkel violett, passend zu meinen dunklen, beinahe schwarzen Haaren. Diese hatte Nukka mit Lockenwicklern so bearbeitet, dass sie mir in langen Kringeln über die Schultern fielen und im großen und ganzen fand ich, dass ich heute wirklich hübsch aussah. Ich konnte es kaum erwarten zu sehen, wie Nanook bei meinem Anblick reagieren würde und voller Spannung betraten wir schließlich das Ratshaus, aus dem bereits Lärm, Musik und Gelächter ertönten.

Der Moment war fast Fernsehreif. Nukka und ich traten ein und die Gespräche erstarben, als uns einige Personen Platz machten. Alle Blicke im Saal schienen plötzlich nur noch auf uns gerichtet zu sein und ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Sah ich vielleicht in ihren Augen hässlich aus? Etwas anderes schien mir wenig plausibel zu sein und so tauchte ich mit gesenktem Haupt und rasendem Herzen möglichst schnell in der Menge unter, als mich plötzlich etwas am Handgelenk ergriff und festhielt. Erschrocken wandte ich mich um und mein Herz schien für einen kurzen Moment auszusetzen.

Nanook funkelte mich düster an, was meine Nervosität jedoch nicht linderte, im Gegenteil. Mein Herz schlug Saltos und angestrengt versuchte ich in seinen Augen seine Meinung über mein Erscheinungsbild zu erkennen, doch wie immer blieb seine Mimik für meine Augen rätselhaft.

„Was?“, fauchte ich ihn an.

Überrascht von meiner aggressiven Reaktion, zog er seine linke Braue hoch.

Dann sah er mich wieder wütend an. „Komm mit!“

Selbst wenn ich versucht hätte mich gegen seinen Befehl auf zu lehnen, wäre mir dies vermutlich nicht möglich gewesen, da sein Griff um mein Handgelenk viel zu eisern war, als das ich mich ihm hätte entwinden können. Erst als wir in der Vorratskammer, wohlgemerkt, alleine waren, ließ er mich los. „Was fällt die eigentlich ein?“, wollte ich eine entrüstete Schimpftirade loslassen, als er sofort konterte. „Was mir einfällt? Was fällt DIR ein? Hast du mal einen Blick in den Spiegel geworfen?“ Entsetzt fiel meine Kinnlade herunter. Also hatte sich meine Vermutung bestätigt. Ich war hässlich. Beschämt senkte ich meinen Blick. Ich traute mich nicht mehr ihn anzusehen.

„Du schämst dich für mich, habe ich recht?“, meine Stimme war so zittrig, das es nicht mal Nanook entgangen sein dürfte.

„Wie bitte?“ Seine energische Frage ließ mich überrascht zusammenfahren.

„Schämen? Das ist doch lächerlich!“ Nanook trat dicht an mich heran, sodass ich seinen warmen Atem spüren konnte und ein Schauer lief mir über den Rücken.

Nanooks Blick schien sich von zornig in traurig gewandelt zu haben. Mit einer Hand zwang er mich ihn anzusehen, in dem er mein Kinn leicht hochzog, mit der anderen streichelte er mir zärtlich über die linke Wange. „Was hast du nur für ein Selbstwertgefühl, meine Miki?“ Ich bekam Gänsehaut, als er mich als seine Kleine bezeichnete. „Ich meinte eigentlich, was dir einfällt, all den Männern hier den Kopf verdrehen zu wollen. Du bist mit Abstand das hübscheste Wesen, das ich und auch die anderen Männer je gesehen haben und mir ist nicht wohl dabei, wenn dich alle so sehen. Am liebsten würde ich dich hier einsperren, damit keiner dieser Idioten es auch nur ansatzweise wagt dich anzurühren. “

„Einsperren?“, fragte ich empört und überspielte damit gekonnt, dass ich bei seinen Worten wie Butter dahin geschmolzen war.

„Wieso kannst du nicht ein Mal verstehen, was ich dir eigentlich sagen will,“ sagte er ganz ruhig und trat erneut dichter an mich heran. Irritiert machte ich einen Schritt zurück und verlor das Gleichgewicht, als ich über eine Kiste voller Weinflaschen stolperte. Reflexartig erfasste ich Nanooks Hemd, als ich stürzte. Doch statt halt zu bekommen, zog ich ihn mit mir zu Boden.

Ziemlich unsanft landete ich erst auf meinem Hintern und schließlich auf dem Rücken. Nanook fiel direkt auf mich drauf, konnte sich jedoch mit den Händen abfangen, sodass ich zumindest nicht sein volles Gewicht zu spüren bekam. „Alles in Ordnung?“, fragte er mich besorgt. „Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen?“ Ich erklärte ihm das alles in bester Ordnung war, als er zu prusten anfing.

„Dein Gesichtsausdruck war einfach zu göttlich, Karie!“

Wütend boxte ich ihm gegen die Brust, woraufhin er erschrocken mit der rechten Hand an die getroffene Stelle griff, sein Gleichgewicht verlor und nun mit seinem gesamten Körpergewicht auf mich stürzte. Nicht ein Zentimeter war noch zwischen uns. Jetzt war es an mir zu lachen, obwohl es mir unter der Last ziemlich schwer fiel. Dennoch schaffte ich es ihn spöttisch nach zu äffen: „Dein Gesichtsausdruck war einfach zu göttlich, Nanook.“

Er funkelte mich erbost an, dann wurden seine Lippen von einem tückischem Grinsen geziert.

„Du weißt schon, dass du in der schlechteren Position bist? Ich meine...Ich liege auf dir...und du kannst dich kaum gegen mich wehren.“

Mein Puls beschleunigte sich. Niemals würde Nanook etwas gegen meinen Willen tun, doch er hatte recht. Ich war unfähig mich zu wehren, in jeglicher Hinsicht. Mein Körper, meine Seele und mein Geist gehörten ihm und ich war ihm vollkommen ausgeliefert.

Nanooks Augen fixierten meine und seine Stimme war seltsam rau als er bemerkte: „Um ehrlich zu sein, hatte ich irgendwie mit einer anderen Reaktion gerechnet...Aber diese ist vielleicht sogar noch besser...“ Seine weichen Lippen wanderten, beinahe quälend langsam meine Halsbeuge hinauf, über mein Kinn, in Richtung meiner Lippen. Mein ganzer Körper war unter Strom und dort wo seine Haut meine berührte, schien sie in lodernden Flammen zu stehen. Nanook verharrte plötzlich direkt über meinem Mund und erwartungsvoll hoffte ich auf den Kuss, als er blitzschnell aufsprang und mich zurück auf meine Beine zog. Erst jetzt merkte ich wie atemlos ich war und wie sich Enttäuschung in mir darüber ausbreitete, dass wir ausgerechnet jetzt unterbrochen worden waren, denn wie üblich hatte Nanook schon weit vor mir gehört wie sich jemand dem Vorratsraum näherte.

Tikaani und Annana kamen kichernd hereingeplatzt und bemerkten uns gar nicht. Zu sehr waren sie damit beschäftigt sich heftig knutschend in eine Ecke zu verdrücken. Beschämt schlichen wir uns aus dem Raum und begannen wie Kinder zu lachen, als wir die Tür wieder vorsichtig hinter uns geschlossen hatten. Unser Gelächter erstarb, als eine mir verhasste Person sich unauffällig vor uns räusperte. „Hallo Pandara,“ zischte ich, während sie mir zuckersüß entgegnete, ich sähe in dem violetten Kleid fett aus. „Naja, wenigstens sieht mein Kleid nicht so aus, als wäre es mal Schweinchen Babes Mutter gewesen,“ spottete ich und ließ sie wütend in der Ecke zurück. Erst einige Schritte weiter, bemerkte ich, dass Nanook bei ihr geblieben war und sich angeregt mit ihr unterhielt.

Wütend starrte ich die beiden an und bemerkt erst gar nicht, wie sich mir jemand näherte.

„Ach Karma. Du solltest ihn endlich in Frieden lassen und Pandara das Feld überlassen. Wir wissen schließlich beide, wem du vorherbestimmt worden bist.“ Wütend wandte ich mich zu Deva um. „Wenn Akiak wirklich meine Bestimmung sein sollte, so hätten Sie ja keinen Grund zur Besorgnis, oder? Sie sagen doch dass wir niemals ein Paar werden würden, nicht wahr? Dann machen Sie sich doch auch keine Gedanken darüber,“ entgegnete ich betont langweilig und stolzierte zurück zu Nanook.

Als er sich ein wenig überrascht mir zu wandte, überkam mich ein Gefühl voller Wut gegenüber Pandara und ihrer Mutter, das Gefühl ihnen etwas beweisen zu müssen und so packte ich ihn grob am Kragen zog ihn zu mir herab und küsste ihn auf den Mund. Erneut hörte ich wie alle Gespräche versiegten und alle Blicke waren spürbar auf uns gerichtet. Nanooks Lippen waren weich und ich erschauderte als ich an die vergangenen Minuten in der Vorratskammer zurück dachte. Dann ließ ich von ihm ab und wandte mich triumphierend erst Pandara, dann Deva zu, die mich beide mit wutverzerrten Mienen anstarrten. Nanook schenkte ich erst wieder Beachtung, als er mich wutentbrannt und ziemlich unsanft am Arm packte und mich hinter sich her nach draußen schleifte.

„Was bitte schön sollte, dass denn gerade werden?“, schnauzte er mich an.

„Ich wollte dir meine Zuneigung demonstrieren,“ entgegnete ich gespielt niedlich und naiv.

„Sehr komisch, Karie, wirklich! Du hast mich vor aller Augen geküsst. Vor meiner VERLOBTEN! Weißt du was die andern jetzt von mir denken?“

„Genau das richtige vielleicht?“, keifte ich zurück. „Ich meine was soll das bitte? Du kannst nicht länger dieses doppelte Spiel spielen. Entweder du willst mich oder du willst Pandara und komm mir nicht mit dieser bekloppten Prophezeiung, denn falls es dir aufgefallen sein sollte interessiert mich Akiak nicht mal die Bohne! Du kannst mich nicht erst küssen und dich im nächsten Moment von Pandara zurück verwandeln lassen!“ Tränen schossen mir in die Augen und ließen mich alles nur noch undeutlich erkennen. „Du musst dich entscheiden!“

Nanook blieb einen Moment stumm, eher er ziemlich ruhig und irgendwie enttäuscht antwortete.

„Ich war überzeugt davon, dass es richtig wäre, sich für dich zu entscheiden. Aber ehrlich gesagt glaube ich gerade nicht mehr daran, dass du mich wirklich leiden kannst, Karie. Du hast mich vor allen geküsst, aber du hast mir nicht einen Moment Beachtung geschenkt. Stattdessen hast du mit einem Sieger-lächeln erst Pandara und dann Deva gedemütigt und ich habe dich beinahe nicht wieder erkannt. Wem willst du da etwas beweisen?“ Kopfschüttelnd wandte er sich von mir ab und ging zurück ins Ratshaus, während ich bibbernd und schluchzend im Schnee stehend zurück blieb.

Er hatte recht gehabt. Diese Reaktion basierte nicht im Ansatz auf den Gefühlen, die ich ihm entgegen brachte. Oder steckte noch etwas anderes dahinter? War ich vielleicht wirklich nicht die richtige Frau für ihn? Sollte wohl möglich doch Akiak der Mann sein, für den ich bestimmt war?

Mit einer plötzlichen Gewissheit, wer mich und Nukka heute beobachtet hatte, stürmte ich in den Wald ohne darauf zu achten, dass ich in der Dunkelheit fast gar nichts erkennen konnte. Erst als ich weder Musik noch Stimmen von feiernden Menschen hören konnte, wusste ich, dass ich weit genug von der Feier entfernt war, um nach ihm zu rufen. Meine Stimme hallte beängstigend laut durch die Nacht und plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob meine Idee eine gute gewesen war.

Ich verstummte und zunächst geschah nichts. Beinahe erleichtert wandte ich mich dem Dorf zu und wollte den Wald verlassen, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte.

Langsam wandte ich mich um und obwohl es unglaublich Dunkel im Wald war, erkannte ich ihn sofort.

„Akiak!“
 

_________________________________________________________________________________
 

Hallo ihr Lieben:)

Wie ihr seht, ich lebe noch:D

Bin zur Zeit sehr im Stress, da ich nur noch drei Wochen in Deutschland bin und dann für ein Jahr in Norwegen leben werde^^

Da gibts übrigens 'ne menge Tiere, die hier auch vorkommen(zB. Eisbären;)).

Aber keine Angst, wenn ich einen sehen sollte, werde ich ihn vermutlich nicht küssen, sondern panisch die Flucht ergreifen:D

Und ganz wichtig...auch im Ausland wird geschrieben, da ich glücklicherweise einen Internetanschluss dort oben haben werde:3

Wie immer würde ich mich über Kritik, Kommentare und Anregungen sehr freuen:)

Fühlt euch umarmt

eure debo-chan^.~

Gefühle?

7. Kapitel
 

Gefühle?
 

Sein samtenes Fell glänzte im blauen Schein des Mondes und mir stockte der Atem. Ich hatte gehofft oder viel mehr erwartet, er würde mir als Mensch erscheinen. Was wenn er doch nur vor hatte mich zu töten?

Plötzlich war ich erschüttert über meine eigene Naivität. Wie dumm konnte ein Mensch denn sein? Seit wann hielt ich mich für so etwas Besonderes? Weshalb sollte dieser Mann auch nur geringstes Interesse an mir und meinem Leben zeigen? Nervös ließ ich meinen Blick durch die Dunkelheit schweifen. Ich war zu weit weg vom Dorf, als das irgendjemand rechtzeitig meine Hilferufe hören und mich retten würde. Ich war verloren.

Der Bär hatte mich im Visier, aber er hatte es nicht eilig sein Opfer, also mich, zu töten. Vielmehr schien ihn die Angst in meinen Augen zu erheitern und er zog jeden Schritt, den er auf mich zu machte in die Länge. Wollte er mich zur Flucht provozieren? Vermutlich war es unterhaltsamer für ihn, die Beute vor dem Erlegen erst noch jagen zu müssen.

Er war nur noch wenige Meter von mir entfernt.

Bilder von meinem Vater, Nanook und Nukka schossen mir durch den Kopf und ich schloss die Augen. Ich wollte nicht sehen was passieren würde.

„Du hast Angst.“

Seine Stimme durschnitt die gespannte Stille und ließ mich zusammenfahren.

Ich nickte, ließ meine Augen jedoch geschlossen, obwohl er sich zu verwandelt haben schien und somit auch keine Gefahr mehr darstellte...

„Warum hast du mich gerufen?“ Seine Frage klang mehr als gelangweilt. Aber auch um einiges näher als noch einen Moment zuvor. Ein heißer Schauer lief mir über den Rücken. Zugegebenermaßen, wusste ich nicht genau was mich gerade an ihm am meisten nervös machte,

seine Kraft und Wut oder seine Nähe...

„Ich weiß es nicht.“ Meine Stimme war nichts als ein leiser Hauch.

Ich spürte seinen kühlen Atem an meiner Wange und mein Herz blieb einen kurzen Moment, so schien es, stehen.

„Wenn du nicht sterben willst, ruf mich nicht wieder.“ Mit diesen Worten wandte er sich von mir ab und ich hörte, wie der Schnee unter seinen Füßen knirschte. Und in genau diesem Moment gewann ich meinen Mut und mein Selbstbewusstsein zurück. Er hatte mich nicht angerührt, stattdessen hatte er seine menschliche Gestalt angenommen und war es nicht zuerst er gewesen, der mich beobachtet hatte?

Ich öffnete meine Augen und stapfte ihm siegessicher hinterher.

„Bleib stehen verdammter Grizzly!“

Akiak gab einen knurrenden Laut von sich und fuhr blitzartig zu mir herum, seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen.

„Was hast du gesagt?“

Gut, an meinem Ton sollte ich vielleicht nochmal arbeiten...

„Tu' doch jetzt nicht so, als hättest du es nicht verstanden!“

Plötzlich wirkte er weniger aggressiv, als verwundert. Mein plötzlicher Wandel ließ ihn stutzen und ungläubig starrte er mich an.

„Ich meine...Wie oft hast du mir schon gedroht? Und wie oft hast du dann auch gehandelt?“

Er unterbrach mich mit einem düsteren, gehessigen Lächeln. „Beim ersten Mal warst du so gut wie tot.“ Ein Schauer rann mir über den Rücken. Vergessen würde ich das niemals.

Trotzdem entgegnete ich äußerst optimistisch: „Das zählt nicht. Du kanntest mich nicht, hieltest mich wohlmöglich für einen Wilderer und eine Bedrohung...“

An der Stelle brach er in schallendes Gelächter aus und wieder spürte ich eine irritierende Nervösität, während ich dem Klang seiner Stimme Gehör schenkte.

Dann realiesierte ich jedoch, dass er mich auslachte und meine Nervösität wandelte sich in Wut die sich durch eine klatschende Ohrfeige entlud.

Noch bevor ich meine Hand zurück ziehen konnte, packte er zu. Seine Augen funkelten im Mondlicht und erneut gab er ein knurren von sich, dass mehr Tier- als Menschlaut war.

„Eigentlich habe ich dich gar nicht so dumm eingeschätzt...Doch jetzt! Erst hältst du dich für bedrohlich wirkend und nun wagst du es Hand an einem weitaus überlegenem Wesen an zu legen. Dein Leben scheint dir wohl nichts wert zu sein.“

Mit jedem Wort, schwand der wütende Ton etwas, trotzdem war er immer noch auffällig wütend.

Ungläubig starrte ich ihn an. Ich hatte irgendwie eine andere Reaktion erwartet. Nein, eigentlich hatte ich überhaupt nicht über Folgen nachgedacht.

„Was ist Mädchen? Hat es dir die Sprache verschlagen?“

„Was fragst du so blöd?“, schnauzte ich ihn an und ärgerte mich, dass mir nichts schlagfertiges einfiel. „Wie heißt du?“, fragte er ohne auf meine pampige Frage einzugehen.

„Kari.“ Er nickte, sagte aber nichts.

„Kannst du meine Hand loslassen? Oder willst du lieber noch Händchen halten?“ Ich warf ihm ein zuckersüßes Lächeln zu während ich ihn auf seinen harten Griff hinwies.

Sofort lies er mich los und meine Haut fühlte sich seltsam verlassen an, wo zuvor noch seine Finger um mein Handgelek geschlossen gewesen waren.

„Bild dir nichts auf den Kram ein, den man dir erzählt, kleines Mädchen. Ich habe von der lächerlichen Prophezeiung gehört und mach dir darum keine Gedanken. In dich, würde ich mich niemals verlieben.“

Ich holte zu einer weiteren Backpfeife aus, überlegte es mir jedoch nochmal anders, als er mir einen düsteren Blick zuwarf.

„Mit anderen Worten: Ich bin dir nicht gut genug oder wie?“, zischte ich wütend. Mein Traummann war er ja auch nicht gerade...

„Dein Aussehen ist akzeptabel. Dein Verstand...naja und es ist absolut widerwertig, wie du dich dem Eisbären anbiederst.“

Schames Röte schoss mir in die Wangen. Er hatte mich und Nanook im Wald also doch noch gesehen. Dann jedoch war es erneut die Wut, die meinen Verstand leitete.

„Was fällt die ein? Ich biedere mich nicht an! Du bist doch nur eifersüchtig, weil du keine Gefühle hast!“ Er sah mich ohne seine Miene zu verändern an und mir war es absolut nicht möglich nach zu vollziehen, was in seinem Kopf vor sich ging.

„Du liebst ihn also?“ Seine Frage klang weder neugierig, noch enttäuscht. Umso mehr glich sie eher einer Feststellung. Als ich nicht antwortete, zog er seine linke Braue hoch. „Oder nicht?“

„Das geht dich absolut nichts an!“

„Ach nein? Warum hast du mich dann gerufen? Ich glaube ich habe deinen eingeschränkten Verstand begriffen, Mädchen. Du weißt nicht was du willst und denkst, wenn du mich triffst bekommst du eine Erleuchtung.“

„Lächerlich,“ zischte ich wütend, jedoch mehr, weil ich mich ziemlich ertappt fühlte.

„Du brauchst nicht lügen. Das rot deiner Wangen verrät dich ohnehin.“

„Meine Wangen sind rot, weil es verdammt kalt hier ist! Im Gegensatz zu dir, bin ich solche Temperaturen nicht gewöhnt.“

„Vielleicht solltest du nur an deinen Eisbären denken, damit dir wieder etwas wärmer wird. Ich hätte jeden Falls schwören können, dass dir neulich im Wald ziemlich heiß war.“

Wie ein Fisch an Land öffnete und schloss ich meinen Mund ohne ein Wort hervor zu bringen. Dann fand ich zur alten Stärke zurück. „Du bist ja ein perverser Spanner!“

Er trat grinsend auf mich zu. „Na, na. Wer wird denn gleich so abfällig werden?“

Er stoppte erst, als ich seinen Atem erneut auf meiner Haut spüren konnte. Dieser ungehobelte Eisklotz, sollte verschwinden und mich in Ruhe lassen. Ich bereute mittlerweile sehr ihn gerufen zu haben. „Naja, wie sonst sollte ich meinem persönlichem Spanner und Stalker entgegentreten?“

„Stalker?“

„Ja auch Stalker oder willst du leugnen, dass du mich ständig beobachtest?“, triumphierend sah ich ihn an. Doch er blieb gelassen und schenkte mir nur ein freches Grinsen.

„Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst Mensch,“ entgegnete er vollkommen dreist, wussten wir doch beide sehr genau, wovon ich sprach.

„Weißt du Mädchen, ich glaube ich kann dir helfen. Ich kann dir sagen, ob du ihn liebst oder nicht.“

„Natürlich Stalker,“ schnaubte ich verächtlich und lies meinen Blick durch den Wald schweifen.

Als ich jedoch keine Reaktion zurück bekam, wandte ich mich ihm wieder zu.

Er sah mich an, anders als zuvor. All die Verachtung schien aus seinem Blick gewichen zu sein.

„Was?“, stotterte ich nervös und fragte mich erneut, was in ihm vor sich ging.

Er trat näher an mich heran und etwas eingeschüchtert stolperte ich zurück...und spürte das Holz einer Fichte an meinem Körper. „Kein Fluchtweg nach hinten offen,“ dachte ich, während meine Nervosität anstieg. Ich fühlte mich an meinen Traum von ihm zurück erinnert. Er würde mich doch nicht küssen wollen? Nach all dem was er mir gesagt hatte?

„Was-“,wollte ich ich fragen, als er mir einen Finger an die Lippen legte.

„Ganz ruhig.“ Gänsehaut rann über meinen Rücken, beim Klang seiner sanften Stimme. Dann ließ er seinen Daumen über meine Unterlippe streifen und hielt dann mein Kinn, so dass ich ihn ansehen musste. Ich war überfordert mit der Situation. Was wollte ich? Das er mich küsst? Das er mich losließ? Meine Haut schien zu brennen, wo sein Daumen noch zu vor meine Lippen berührt hatten.

„Nein,“ flüsterte ich nicht besonders überzeugend, als er sich langsam zur mir vorbeugte, Sein warmer Atem streifte meine Haut und ein angenehmer Schauer rann über meinen Rücken. Seine Lippen waren so nah an meinen, sie würden jeden Moment auf meine treffen...

„Hm. Also ich würde sagen, du liebst ihn nicht.“

Erschrocken zuckte ich zusammen, als er mich losließ und grinsend anstarrte.

„Was sollte das?“, fauchte ich an.

„Ich habe dir nur gesagt, wie es ist!“

„So ein Schwachsinn!,“ protestierte ich. „Du hast mir Angst gemacht!“

Sichtlich amüsiert trat er zurück. „Natürlich.“

„Mistkerl!“ Sein zuvor noch ziemlich ausgelassenes verhalten, wechselte bei meinen Worten abrupt.

„Vergiss lieber nicht wer vor dir steht, Mädchen!“

„Glaub mir, so einen Mistkerl wie dich, werde ich sicher nicht vergessen!“

Ich schüttelte meinen Kopf, wandte mich von ihm ab und ging. Ich hätte jedoch schwören können, so etwas wie ein Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben. Den ganzen Weg zurück hämmerte mein Herz heftig gegen meine Brust und ich fragte mich, wo ich nur hineingeraten war.
 

Als ich aus dem Wald heraus trat, stand Nanook bereits lauernd vor der Tür des Ratshauses.

Verächtlich schnaubte er. „Ich kann ihn riechen Karie. Verkauf mich nicht für blöd.“

„Lass mich in Ruhe,“ giftete ich zurück und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Mir war wirklich nicht zu einer weiteren Diskussion zu mute. Für einen Tag hatte ich mehr als genug gehabt.

„Warte!“

Ich hielt inne, wandte mich jedoch nicht um.

„Was?“

„Vorwürfe waren nicht der Grund dafür, wieso ich auf dich gewartet habe.“

Kurz fühlte ich ein leichtes, freudiges ziehen in der Magengegend. War er eifersüchtig gewesen? Hatte er sich sorgen gemacht?

„Vor einigen Minuten ist jemand hier aufgetaucht, der sich vermutlich sehr freuen würde, dich wieder zu sehen.“
 

_________________________________________________________________________________
 

*um-die-Ecke-blick*

*zurück-zieh*

nicht böse sein!! Tut mir leid, dass es zur zeit schleppend voran geht. Muss aber einräumen, dass der aufenthalt im Ausland tatsächlich stressiger (auf ne gute weise) ist, als ich erst angenommen hatte....

trotzdem hoffe ich ja, dass ihr drann bleibt^^

wer sonst noch wissen will was ich so mache:D schaut ma bei meinen dojis rein:D

*fleißig-üb*

bis dahin! Hofffentlich hattet ihr ein super weihnachten und ich wünsche schonma einen guten Rutsch

hilsen fra Norge

Debo-chan♥

Das Wiedersehen

Kapitel 8: Das Wiedersehen
 

Kurz vorweg! Ich habe das KAptel editiert. Für diejenigen, die nicht nochmal das gesamte Kapitel lesen wollen: Ab circa S. 6 ist's neu! Habe da ne Linie eingefügt, damit ihr es sofort findet;)

_________________________________________________________________________________
 

Die Tränen strömten nur so über mein Gesicht als ich ihn erblickte.

„Papa!“ Es war kaum ein Flüstern, doch Simon hörte meine Worte deutlich. Er stürmte auf mich zu und riss mich an sich. „Meine Kleine! Oh Gott, Danke!...Oh mein kleines, dummes Mädchen...!“ Er küsste meinen Kopf und wischte mir die Tränen von meinen Wangen, während ihm selber welche übers Gesicht liefen.

Ich presste mein Gesicht gegen seine Brust und kuschelte mich an ihn,. „So fühlt sich zu Hause an“, dachte ich und lauschte Simon, wie er mich weiterhin liebevoll beschimpfte und Gott pries.

„Mein kleines, verrücktes, bescheuertes Mädchen! Oh Gott! Alle waren sich sicher, du müsstest tot sein! Niemand konnte glauben, dass du dich hättest retten können, nachdem dich der Bär so übel zugerichtet hatte...Aber ich konnte und wollte das nicht glauben! Ich hätte das niemals verkraften können! Erst deine Mutter und dann...nein! Ich habe dich sofort, nachdem sie mich aus dem Krankenhaus entlassen haben, angefangen zu suchen und der alte Bha hat mir geholfen. Ist mir mit seinem Hundeschlitten gefolgt, als er von Zack und Jane von meiner Entscheidung hörte. Ich bin ja noch ein sehr unerfahrener Musher und wusste nicht wie viel ich meinen Hunden zumuten kann, kein wunder also, dass er mich so rasch entdeckte. Es war auch seine Idee hierher zukommen...Er war sich sicher, dass in der Gegend noch Menschen lebten... “ Simon schwieg einen kurzen Augenblick und wandte sich dann an Amba. „Danke, dass ihr sie gerettet habt!“

„Dankt nicht mir. Es war das Schicksal, dass sie hierher brachte...in Form meines Sohnes.“ Amba lächelte, während Tränen in ihren Augen funkelten. Sie war sichtlich gerührt von dem Szenario.

„Wie geht es deinem Arm?“, meine Stimme zitterte immer noch und mein Herz schien vor Glück bersten zu wollen.

„Ist noch alles drann,“ entgegnete Simon grinsend. „Wie geht es dir?“

„Jetzt geht es mir wieder gut, Papa!“, schluchzte ich und fiel ihm erneut in die Arme.

Stunden später lag ich in meinem Bett und dachte an alles, was mein Vater mir noch berichtet hatte. Vorerst konnten die Wilderer allem Anschein nach vertrieben werden und Zack und Jane wollten mit ihrer Hochzeit ( als er mir davon erzählte, verschluckte ich mich an meinem Tee) warten, bis Simon zurück gekommen war.

Ich wälzte mich noch einmal auf die andere Seite, gab dann jedoch mit einem entnervten Seufzer auf und richtete mich auf. Ich hatte Simon so sehr vermisst und schon nicht mehr daran geglaubt, dass ich ihn jemals wiedersehen würde. Ich schlüpfte mit meinen Füßen in die flauschigen Pantoffel und schlich aus meinem Zimmer. Vielleicht fand ich in der Küche ja noch einen schönen Tee und etwas Gesellschaft? Schon im Flur konnte ich Licht aus der Küche sehen. Ich war also wirklich nicht die einzige, die noch wach war. Bevor ich eintrat, hielt ich inne und lauschte den Stimmen, die aus der Küche an mein Ohr drangen. Zuerst wirkte irgendetwas falsch an dem Gespräch, bis mir klar wurde, dass die Sprache und die offensichtlichen Dialekte mich irritierten. Das Gespräch lief auf Englisch ab. Einer Sprache der ich schon länger nicht mehr gelauscht hatte.

„...Sie sollten schlafen. Es war bestimmt ein anstrengender Tag für sie...und für ihre Tochter.“

„Nennen sie mich doch bitte Simon. Sie sind meine persönliche Heldin und müssen mich nicht so förmlich anreden,“ entgegnete er und ich musste beim Klang seiner Stimme lächeln.

„Aber nur wenn du mich auch duzt!“, lachte Amba. Mein Vater musste wohl etwas fragend geguckt haben, denn Amba nannte lachend ihren Namen. „Das war also der Grund weshalb du mich nie mit meinem Namen angesprochen hast! Glaub mir, es ist nicht schlimm, dass du dir nicht sofort alle Namen merken kannst. Sie sind in deiner Heimat eben nicht gebräuchlich.“ Simon stimmte ihr zu und nippte vermutlich an seinem Kaffee, den ich bis hier her riechen konnte.

„Du hast es auch gehört, oder? Sie hat Papa zu mir gesagt...“ Simons Stimme klang plötzlich schwach und melancholisch. „Ist das nicht eine gewöhnliche Bezeichnung?“ Verwundert musterte Amba Simon, der seinen Kopf schüttelte. „Nicht für sie. Weißt du Amba, nach dem Tod ihrer Mutter, hat sie mich nur noch bei meinem Namen genannt. Sie war gerade vier Jahre alt und einige Monate hat sie überhaupt nicht mehr gesprochen. Sie konnte kaum begreifen, dass ihre Mutter nicht mehr zurückkommen würde. Für ein kleines Kind ist es unglaublich schmerzhaft ein Elternteil zu verlieren und den anderen so leiden zu sehen. Ich war kein guter Vater während dieser Zeit, habe sie vernachlässigt und Dummheiten angestellt. Natürlich kann ich immer behaupten, dass es nicht meine Schuld war, dass ich nicht zurechnungsfähig gewesen bin...aber in Wahrheit gibt es Dinge, die einem Vater nicht passieren dürfen. Es ist also kaum verwunderlich gewesen, dass damals etwas zwischen uns kaputt gegangen ist. Wir waren plötzlich keine Familie mehr, sondern eine Wohngemeinschaft, eine Zweckgemeinschaft... Ich hatte mich daran gewöhnt. Am Anfang war es ziemlich schwierig, es fühlte sich so falsch an aus ihrem kleinen Munde meinen Namen zu hören, so voller Ernst und viel zu erwachsen für ihr Alter. Je älter sie wurde umso normaler war es für mich geworden, dass sie mich beim Vornamen nannte. Aber jetzt....ich habe das Gefühl mein kleines Mädchen wieder zu haben. Es klingt sicherlich verrückt aber, es fühlt sich an, als hätte ich sie wieder, meine Familie...“

Ich konnte die Tränen nicht zurück halten und hastete schnell zurück in mein Zimmer. Mir war nie wirklich bewusst gewesen, dass es Simon soviel bedeutete, dass ich ihn Papa nannte oder nicht genannt hatte.

Ich dachte noch etwas über seine Worte nach und nachdem meine Tränen versiegt waren, konnte ich plötzlich den Schlaf finden, nachdem ich mich so gesehnt hatte.
 

Am frühen Morgen trat ich durch die Tür hinaus, um bei dem wundervollen Wetter meine Füße etwas zu vertreten und frische Luft zu schnappen. Die Sonne schien mir ins Gesicht und lächelnd erblickte ich Nanook, der plötzlich nur wenige Meter von mir entfernt stand. Er lächelte zurück und kam auf mich zu. Der Wind spielte mit seinem hellen Haar, dass beinahe wie Silber zu glänzen begann. Mein Herz hüpfte vor Glück. Nanook war endlich klar geworden, dass er nicht mehr ohne mich leben wollte. Vergessen war unser Streit und vergeben die schrecklichen Worte, die wir uns gegenseitig an den Kopf geworfen hatten.

Vor mir blieb er stehen und legte ohne Umschweife seine Hände auf meine glühenden Wangen. Dann küsste er mich, erst ganz vorsichtig, dann immer heftiger.

„Du bist nicht die Auserwählte! Nimm dir ruhig den Eisbären. Akiak ist für mich bestimmt.“ Erschrocken versuchte ich die Stimme auszumachen, die gesprochen hatte, aber Nanook hörte nicht auf mich zu küssen und als ich versuchte ihn von mir zu schieben, griff er brutal nach meinen Händen und presste mich gegen die Hauswand. Wolken bedeckten plötzlich den Himmel und Wind kam auf. Verzweifelt wandte ich mich unter seinem Körper und als er von meinem Mund abließ und meinen Hals küsste schrie ich ihn an. Sein Kopf fuhr hoch und erschrocken hielt ich den Atem an. Die beinah schwarzen Augen, waren einem paar hell-grauen gewichen und wo zuvor die Sonne helles Haar geküsst hatte, verlor sich ihr Licht nun in Schwärze.

„Akiak? Aber wie...?“, verdattert blickte ich in sein kühles, ausdrucksloses Gesicht und begann unweigerlich zu zittern. Wie war das möglich? „Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich nicht in dich verlieben werde,“ wich er meinem Gestotter aus. Gleißendes Licht umhüllte uns augenblicklich und ich kniff reflexartig meine Augen zu. Ich hatte sein hämisches Grinsen noch im Kopf, als die Helligkeit verschwand und ich bedenkenlos meine Augen wieder öffnen konnte. Ein lautes Knurren, ließ mich zusammenzucken. Da wo zuvor noch Akiak gestanden hatte, lauerte nun ein riesiger, dunkler Bär. Ein Fluchtweg existierte nicht. Nur noch ein Wunder könnte mich retten.

Ein letztes mal sah ich den Bären flehend an, als würde dies irgendetwas ändern.

Ich hätte schwören können jemanden lachen zu hören, bevor er mich in Stücke riss.
 

Schweißgebadet fuhr ich aus meinem Traum hoch.

„Und ich dachte schon jemand würde dich umbringen wollen“, seufzte Nukka, die im selben Moment in mein Zimmer trat. „Hast herumgeschrien wie am Spieß! Alles in Ordnung?“

Ich nickte, fühlte mich aber noch zu zittrig, um ihr zu antworten.

„Na komm, lass und zusammen etwas essen. Frühstück kann man das ja jetzt nicht mehr nennen. Ach und Simon ist auch schon wach!“

Der Gedanke an ihn zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen und ließ mich diesen bescheuerten Traum komplett vergessen.

Als ich die Küche betrat, befanden sich einige Personen mehr als erwartet im Raum. Zum einen saßen Amba, Simon und Nanook am Tisch und tranken Kaffee, dessen Duft meine Sinne weckte, und Tee. Zum anderen standen neben ihnen der alte Bha, der mich mit einem Lächeln auf den Lippen und einem nicken begrüßte, sowie mir ein fremdes Mädchen, das vermutlich im selben Alter wie ich war. Ihre Haare waren schlecht blondiert, was ihrer Schönheit erstaunlicherweise nicht den geringsten Abbruch tat. Ihre Augen erinnerten mich an jemanden und kamen mir seltsam bekannt vor. Sie waren etwas mandelförmig und ihre Haut war relativ braungebrannt.

Doch nach einem scheuen Lächeln ihrerseits, das ich geflissentlich erwiderte, wandte ich mich den anderen wieder zu. „Guten Morgen!“, begrüßte ich alle und setzte mich auf den letzten freien Stuhl neben Amba und Simon. „Guten Morgen mein Schatz.“, murmelte Simon und drückte mir einen Schmatzer auf den Kopf. Die anderen blickten mich hingegen etwas verwundert an.

„Ist irgendetwas?“, fragte ich etwas irritiert und versuchte in ihren Augen eine Antwort zu erkennen.

„Es ist nur so,“ begann Amba auf Englisch, „dass du Deutsch gesprochen hast. Wir haben dich nicht verstanden.“ Überrascht riss ich die Augen auf. Was war hier los. Seit wann hatte ich aufgehört die Sprache der Inuit zu sprechen? Ich konzentrierte mich, doch egal was ich auch versuchte zu sagen, nicht ein Wort dieser Sprache kam mir über die Lippen.

Vollkommen schockiert ließ ich mich zurück gegen die Lehne des Stuhles plumpsen und obwohl niemand etwas sagte, konnte ich doch die Gedanken der anderen förmlich hören, während eine drückende Stille im Zimmer Einzug gehalten hatte. „Karie ist nicht die Auserwählte!“

Sofort erinnerte ich mich an die Stimme in meinem Traum und Angst überkam mich. War ich wirklich nicht 'Karma'. War ich wirklich nicht die, für die mich alle gehalten hatten?

Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, bedeutete dies schließlich, dass ich vielleicht doch eine Chance hatte mit Nanook zusammen zu sein. Doch genauso gut bedeutete es auch, dass Akiak auf keinen Fall an mir jemals interessiert sein würde und dieser Gedanke verletzte mich tatsächlich mehr als ich jemals vermutet hätte.

Schweigsam begann ich zu Frühstücken und lauschte hin und wieder dem Gespräch, dass plötzlich so fremd und verwirrend klang und schnappte nur hin und wieder auf, was mein Vater auf englisch erzählte. Währenddessen waren meine Gedanken jedoch bei einem völlig anderem Thema hängen geblieben.Wieso nur hatte man mir gesagt, ich wäre die Auserwählte? Desto öfter man mich als eben diese Bezeichnet hatte, umso mehr hatte ich selber angefangen diesen Titel als selbstverständlich anzunehmen. Ich hatte begonnen zu glauben, dieses Mädchen aus der alten Überlieferung zu sein. Das Mädchen, auf das alle im Dorf gewartet hatten.

„Nicht wahr Karie?“, erschrocken fuhr ich zusammen und erklärte meinem Vater verlegen, dem Gespräch nicht gefolgt zu sein. Fragend blickte er mich an. Er ahnte, dass irgendetwas nicht ganz zu stimmen schien, behielt diesen Gedanken jedoch vorerst für sich und fuhr fort. Die Blondiene, die sich mittlerweile als die Tochter Bahs herausgestellt hatte, trug den Namen Karma, was ein weiterer Schlag in mein Gesicht war. Ich bemerkte wie Nanook sie die ganze Zeit beobachtete und dann wieder heimlich zu mir herüberlinste, so als würde er uns vergleichen und herausfinden wollen, ob sie nicht vielleicht die Prophezeite war.

Ich begann Geschichten in meinem Kopf zusammen zu spinnen. Was wäre, wenn Nanook jetzt begreifen würde, dass es für uns kein Hindernis mehr gab, oder eher gesagt keine Prophezeiung, die uns noch trennte, schließlich war die Geschichte mit Pandarra selbst dann noch nicht aus der Welt.

Ich sah wie wir zusammen Schlittenfuhren und durch die verschneite Natur tänzelten. Wie wir uns küssten und lachten und glücklich waren. Wie wir uns gemeinsam an einem Feuer wärmten und gemütlich dem knistern des Brennholzes lauschten. Und dann, vollkommen unangebracht, drängte sich erneut ein Bild Akiaks vor mein inneres Auge. Wie er mich küsste, wie ich ihn von seiner Bärengestalt erlöste, wie ich mit ihm im Schnee herumtollte. Erschrocken über meine eigene Fantasie verschluckte ich mich und röchelte und hustete wie ein Ertrinkender auf hoher See. Karma reichte mir eine Tasse Tee und schenkte mir ein herzliches Lächeln. „Trink den, dann geht es dir gleich viel besser.“ Dankbar nahm ich ihr Angebot an und schluckte den angenehm warmen Tee hinunter. „Besser?“, fragte sie mich höflich und ich lächelte ihr bestätigend zu. „Ja. Vielen Dank!“

„Wie lange bist du eigentlich schon hier?“ Ihre Augen funkelten mich neugierig an.

„Kommt mir vor wie eine Ewigkeit, dabei sind es vielleicht mal zwei Monate seit der Attacke des Grizzlys.“ Ich hatte mir bisher nie vor Augen geführt wie lange ich tatsächlich schon hier war. „Du wurdest von einem Grizzly angegriffen?“ Sie klang keineswegs bestürzt, vielmehr wirkte sie schon fast unverschämt neugierig, als sie weiter nachhakte. „Wie ist das passiert?“

Nukka, die zu meiner Erleichterung mein Unwohlsein registrierte, winkte ab. „Ist doch nicht weiter von bedeutung. Wichtig ist doch nur, dass mein Bruder sie gefunden hat und meine Mutter sie retten konnte. Eine Welt ohne Karie, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen...“ Nukkas Worte waren wie Balsam für meine Seele und als ich meinte Nanook etwas vor sich hin murmeln zu hören, schlug meine frustrierte Stimmung in ein Hoch um. Hatte er tatsächlich mit„Ich mir auch nicht“ Nukkas Aussage kommentiert? Verlegen blinzelte ich zu ihm herüber, doch er schien keine Notiz davon zu nehmen, da er sich mit Amba angeregt unterhielt.
 

Draußen begrüßte Tikaani mich hocherfreut. Seine Laune war seit dem gestrigen Abend unverändert in höchstform. Sein Grinsen reichte von einem bis zum anderen Ohr, als er mir schwärmend von Annana berichtete. Nachdem er jedoch einen blöden Spruch von Aditi, die gerade ihre Mittagspause beendet hatte, kassierte, zügelte er sich ein wenig und erklärte mir, was er mir ursprünglich hatte verkünden wollen. „Ich habe eine kleine Überraschung für dich!“

Verblüfft und ein wenig zweifelnd blickte ich ihn an.

„Wieso schaust du mich denn so skeptisch an?“

Entschuldigend sah ich zu ihm herauf. „Es ist nur...ich hoffe es ist eine gute Überraschung. Wobei, verdient hätte ich das nicht.“ Beschämt erinnerte ich mich an meinen peinlichen Auftritt auf dem Fest vor dem versammelten Dorf. Wissend legte Tikaani eine Hand auf meine Schulter.

„Die Liebe lässt uns alle immer wieder wie Idioten da stehen.“

Ich lächelte ihn dankbar an, als ich plötzlich Simon hörte, der sich mit Amba unterhielt und auf das Ratshaus zu ging.

Augenblicklich wandte ich mich verwirrt von den zwei Englischsprechenden ab und blickte irritiert zu Tikaani auf. „Wir sprechen gar nicht Englisch miteinander!“ Ebenso verwundert musterte Tikaani mich. „Ist das etwa neu für dich? Du hast doch von Anfang an unsere Sprache beherrscht!?“

-------------------------------------------------------------------------------

„Aber wie ist das möglich? Vorhin noch, konnte ich nicht ein einziges Wort verstehen, geschweige denn sprechen und plötzlich ist alles wieder so, als wäre es nie anders gewesen!“

Skeptisch betrachteten mich die Augen Tikaanis.

„Vielleicht bist du auch einfach übermüdet. Viel Schlaf hattest du nicht und dann musstest du auch die ganze zeit zwischen den Sprachen hin und her wechseln. Das kann schonmal den Rahmen sprengen, kleines.“

Ich wollte ihm grade zustimmen, als mein Blick an einer weiteren Person haften blieb.

„Karma.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich laut gedacht hatte, bis Tikaani erwiederte: „Das wird sich zeigen, Karie. Und wenn schon? Du wirst immer etwas besonderes sein, nicht nur für Nukka und Nanook...auch für mich. Ohne dich hätte ich nie den Mut gefunden Anana zu sagen was ich fühle...“ Er lächelte. „Vielleicht bist du nicht die Karma aus der Prophezeiung, aber mit Sicherheit ist dein Auftreten von genauso immenser Wichtigkeit.“

Ich war ziemlich bewegt von seinen Worten und musste ihn kurz in den Arm nehmen. Tikaani war einfach nur wundervoll und wusste nur allzu genau, welche Worte er zu sagen hatte, um mir wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Wenn doch bloß alle Männer so wären wie er!

„So, zurück zum Thema Kari, die Überraschung!“ Ich lächelte. Für einen kurzen Augenblick war ich wegen der Karma Sache so durcheinander gewesen, dass ich vergessen hatte, dass ich nicht ohne Grund hier mit Tikaani stand. Mit einem Zwinkern wandte er sich von mir ab und bedeutete mir ihm zu folgen. Der weiße Schnee knirschte unter unseren Schritten und desto weiter wir uns den Hundezwingern seines Hauses näherten, umso tiefer sackten wir in das kalte Weiß hinein.

Die Hunde hatten uns bereits gewittert und sprangen und bellten an den Gittern hoch, ganz von der Hoffnung erfüllt, einen kleinen Ausflug zu unternehmen. „Ruhig Jungs und Mädels,“ rief er ihn lachend zu, doch ihre Erregung wurde nur größer.

„Willst du etwa eine Schlittentour mit mir unternehmen?“, fragte ich grinsend, doch zu meiner Enttäuschung schüttelte Tikaani nur den Kopf.

„Nicht heute, aber vielleicht...“, er machte eine Pause, als wir eine kleine Hütte neben dem riesigen Zwinger betraten. Heu lag verstreut auf dem Boden und irgendetwas schien sich darunter, winselnd zu regen. „....wenn der kleine Racker ein wenig größer ist?“, beendete er schließlich seine Frage und blickte mich mit leuchtenden Augen an, was mich an Simon erinnerte, als er mir mehr als begeistert von seinem Alaskatraum erzählt hatte.

Da zeigte sich der kleiner Racker wie Tikaani ihn bezeichnet hatte auch endlich. Ein Schneeweißer Welpe mit Eisblauenaugen rekelte sich genüsslich im Stroh und nahm nicht weiter Notiz von uns.

„Weißt du, ich dachte mir, da es bei dir mit den Männern nicht so gut funktioniert und ich ja schon vergeben bin...da kommt ein kleiner Tikaani doch ganz recht für dich.“ Er zwinkerte mir erneut zu. Als ich ihn jedoch etwas verwirrt ansah erklärte er: „Tikaani bedeutet Wolf, schon wieder vergessen?“

„Moment!“, ich starrte ihn mit ungläubigem Blick an. „Bedeutet das also das dies ein Wolfsbaby ist und es zweitens auch noch mein Wolfsbaby sein soll?“

Als er nickte fing ich vor Glück an zu Kreischen, ich konnte dieses große Geschenk kaum begreifen. Stürmisch umarmte ich ihn! „Danke, danke, danke!“

Tikaani lachte und ich spürte, wie sein Körper bebte. „Hilfe du bist ja ganz hysterisch!“

„Ein kleiner Tikaani für mich! Du bist echt ein Idiot!“ Grinsend wandte ich mich dem weißen Tier zu. „Hallo Kleiner!“ Er sah mich aus großen Augen an, scheinbar war ihm mein Gejubel auch etwas zu viel geworden.

„Na komm, ich tu dir auch nichts,“ flüsterte ich leise, während ich in die Hocke ging und ihm vorsichtig meine Hand entgegen streckte. Neugierig tapste das kleine, weiße Knäuel auf mich zu.

„Ja, hi!,“ quietschte ich total peinlich, als würde ich mit einem Kleinkind reden, als die kalte nasse Nase meine Hand streifte. „Du bist aber auch süß!“ Ich hörte Tikaani lachen, als plötzlich Schmerz durch meine Hand fuhr. „Au!“ Der kleine Welpe, wollte meiner Aussage scheinbar entgegenwirken und hielt nicht viel vom süß sein. Seine kleinen, doch ziemlich spitzen Zähne, hatten sich in mein Fleisch gebohrt, und das nicht gerade zögerlich.

„Oh, böser, böser Racker!“ Fluchte ich mit Schmerzverzerrter Stimme und schüttelte ihn vorsichtig ab. Ein kleines blutiges Rinnsal lief an meiner Hand herab. „Mist!“

Tikaani sah mich entschuldigend an und hob beschwichtigend die Hände. „Tut mir leid Karie, das hat er bei mir noch nicht gemacht!“

Ich lächelte bitter. „Na dann fühle ich mich aber geehrt.“ Tikaani bat mich zu Amba zu gehen, damit diese sich den Biss genauer ansehen konnte. Es war keine große Wunde, aber schmerzen tat sie enorm und die Blutung schien nicht stoppen zu wollen.

Tikaani öffnete die Tür, als bei Racker eine Sicherung durchbrannte. Er lief los flitzte durch die Tür und preschte davon. Ich erinnerte mich daran, wie Tikaani gesagt hatte, dass der Welpe zu jung war, um sich alleine in der kalten Landschaft zu recht zu finden. Er würde weder Nahrung finden, noch jagen können und würde schnell anderen Tieren zum Opfer fallen. Panisch stieß ich den verdutzten Tikaani zur Seite und lief dem kleinen Wolf hinter her. Dabei war er fast unsichtbar mit seinem weißten Fell im tiefen Schnee. Wie eine Idiotin rief ich ihm „Warte!“, hinterher, als würde er sich plötzlich für irgendwelche Bitten interessieren. Die Hunde im Zwinger jaulten und klefften. Sie schienen gerne mit mir mitlaufen zu wollen, doch beachtete sie kaum weiter, als ich erkannte, wie sich Racker in Richtung Wald davon machte. Ich fluchte erneut. Das durfte doch nicht wahr sein!

Ich hörte Tikaani der mir irgendetwas beschwichtgendes hinterher rief, aber ich war unaufhaltbar. Ich lief nicht nur wegen dem kleinen weißen Knäul, sondern auch, weil ich plötzlich spürte, wie das Laufen mich scheinbar von anderen Lasten befreite. Wer war Nanook? Wer war Akiak? Alles was zählte war der knirschende Schnee unter meinen Stiefeln, die kühle Brise die mir Tränen in die Augen jagte und der Klang von Stille im Unterholz. Hier war mein Verstand frei und keine Fesseln hielten mich zurück. Wer war Karma schon? Was interessierte mich, dass ich plötzlich nicht immer die Inuitsprache beherrschte? Wen kümmerte es schon, dass ich nicht die Auserwählte war? Und obwohl ich mich deshalb erleichtert fühlen sollte, drückte eben diese Nachricht am schwersten auf meine Brust. Ich wusste nicht wie lange ich gelaufen war, doch es zeigte sich deutlich, dass die Tage immer kürzer wurden. Die Dämmerung brach bereits an, als ich den erschöpften kleinen Racker endlich zu fassen bekam. „Du kleines Biest,“ lachte ich und zog ihn in meine Arme. „Glaubst du wirklich du könntest alleine überleben? Meinst du wirklich das wäre clever?“, fragte ich ihn lächelnd.

„Er ist nur so naiv und töricht wie sein Herrchen.“

Erschrocken fuhr ich herum und erblickte Akiak. Seine Mimik ließ nicht einen Schluss auf deine Gedanken zu. Sein Blick haftete auf meiner Bisswunde. „Und scheinbar ist er auch genauso bissig wie du?“ Ich spürte wie mein Herz vor Aufregung Saltos schlug. Ich ging nicht weiter auf seine Worte in. Stattdessen klebte mein Blick an ihm und mein Körper schien plötzlich so unsicher und meine Beine so weich wie Wackelpudding zu sein.

„Ich bin nicht die Auserwählte,“ schoss es aus mir heraus. „Ich bin nicht für dich bestimmt.“

Er nickte, scheinbar wenig beeindruckt. „Verstehe. Dann klappt es wohl doch mit dem Eisbären?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht.“

Wieder nickte er, als hätte er nichts anderes erwartet. Dann ging er langsam auf mich zu. In seinen grauen Augen, blitze es verdächtig auf. „Da du nicht die Auserwählte bist, würde dich doch auch niemand vermissen, wenn du einfach verschwinden würdest.“ Ich zitterte. Erneut erinnerte ich mich an all die wirren Träume. Waren sie allesamt vielleicht einfach nur Warnungen gewesen? Sollte ich mich von beiden Männern fern halten?

Mein Lächeln gefror mir im Gesicht. „Der ein oder andere würde mich bestimmt vermissen. Du doch auch, oder Akiak? Oder warum bist du wieder hier? Du willst mich doch nicht wirklich umbringen, oder?“ Er starrte mich weiter hin an, hatte mich komplett mit seinem Blick fokussiert, als er ohne zu blinzeln noch näher trat. Seine Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Raubkatze und ich fühlte mich wie eine hilflose Maus vor einer Katze. Er blieb stehen, als sich unsere Körper fast berührten. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte.

„Was ist das bloß mit dir?“, fragte er plötzlich und zum ersten mal hörte ich so etwas wie unsicherheit in seiner Stimme. „Wieso verspüre ich den Drang in deiner nähre zu sein?“ Überrascht löste ich den Blick von seiner breiten Brust und blickte herauf in seine kühlen Augen. Ich schüttelte vorsichtig den kopf. „Ich weiß es nicht.“ Und dann geschah alles wie in Zeitlupe. Meine Hundefreie Hand, packte ihn wie von alleine an seiner dicken Felljacke. Wie in Trance stellte ich mich auf meine Zehenspitzen, während ich ihn zeitgleich zu mir herunter zog. Und dann, als wäre es das normalste auf der Welt, trafen meine Lippen auf seine, und die Zeit schien still zu stehen.
 

_________________________________________________________________________________
 

Ich weiß, es ist lange her:/ Aber diese Geschichte ist nicht vergessen worden!!! Dafür hänge ich zu sehr daran. ICh hoffe ich komme demnächst schneller voran, allerdings bearbeite ich gerade die ganze Story(ich werde hier aber nicht die alten kapitel durch neue ausstauschen)danke an blackheart und blacksun2 die immer fleißig kommentieren! ihr seid klasse♥ bis auf hoffentlich sehr bald;)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (16)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  blacksun2
2012-01-05T09:01:45+00:00 05.01.2012 10:01
wahh
so mysteriös und spannend zugleich!
Was geht da nur vor sich?

Diese Geschichte wird von mal zu mal besser. Am liebsten würde ich sie nach jedem Kapitel aufs Neue zu meinen Favoriten hinzufügen
Mal wieder hattest du Formulierungen, die mich verzaubert haben
So wie die ganze Welt dort mich verzaubert

Dein wunderbarer Ausdruck zusammen mit der tollen Story fesseln mich einfach

Das Wiedersehen mit ihrem Papa fand ich sehr emotional

Karma? Hmm, seltsames Mädchen – wieso kann Karie in ihrer Gegenwart nicht mehr die Sprache der Inuit
Schön, dass Nukka und Nanook so zu ihr halten, aber langsam scheint Akiak ihr Denken immer mehr zu beeinflussen
*grinst* wenn ich an ihn denken, finde ich das auch verständlich – er hat so was dunkles, bedrohliches und zugleich faszinierendes an sich *rrrr*

mach schnell weiter

glg

Von:  Thuja
2011-12-27T10:43:07+00:00 27.12.2011 11:43
Also mit den Namen habe ich inzwischen einige Probleme ^^“. Das muss ich zugeben. Es ist doch etwas lange her. Aber wenn es jetzt häufiger weiter geht, finde ich mich bestimmt wieder richtig rein
Es ist gut, dass dir die Geschichte am Herzen liegt, denn dasselbe gilt für mich und ich kann das Ende einfach nicht voraussehen. Alles ist so geheimnisvoll und undurchsichtig, das man ganz zappelig wird und denkt: ICH MUSS WISSEN; WIE ES WEITERGEHT
muss ich eigentlich etwas zu deinem Ausdruck sagen????
Denn viel gibt es dazu nicht zu sagen
Cool
Toll
Super.
Solche Begriffe sausen mir da durch den Kopf.
Ich genieße es richtig, bei dir zu lesen.
Ist sie nun die Auserwählte???? Das ist die Frage der Fragen.
Was hat der Traum zu bedeuten????
Mach bitte *dich flehend ansehe* schnell weiter
Und schnell heißt nicht nach einem Jahr ^_-

Von:  blacksun2
2011-01-12T16:09:51+00:00 12.01.2011 17:09

Yuhuu!
Yippie
*freu*
ich bin ja so froh, hier weiterlesen zu könne und zu dürfen ^^
auch das Kapitel hat mich wieder mitgerissen, ich fand deine Wortwahl sehr toll und der Satzaufbau sehr gelungen, alles in allem ein sehr guter Ausdruck, der einen sehr guten Inhalt umrahmt

*Nanook-Fähnchen nicht mehr ganz so hoch wie sonst schwenk*
*ganz weit unten Fähnchen mit der Aufschrift „Akiak“ unter dem Tisch versteck*
also irgendwie finde ich so langsam Akiak immer symphatischer, er hat auf jeden Fall was Anziehendes, und Karie scheint ihm nicht so ganz abgeneigt
und das mit dem angedeuteten Kuss war gemein, da wäre ich auch wütend geworden
find es bewundernswert, wie das Mädel sagt was sie denkt

mmh, ich hab da schon so ne Ahnung, wer dort aufgetaucht sein könnte, aber mal sehen

ein kleiner Kritikpunkt: du müsstest noch mal wegen ein paar Rechtschreibfehlern drüber gucken

hoffentlich kommt das nächste Kapitel bald
*eine Minute, nachden ich das Kommi fertig hab nachschau, ob schon was neues da ist*
*nach zwei Minuten noch mal guck*.
. . na ich werd mich wohl gedulden müssen *tragisch seufzt*

glg

Von:  Thuja
2011-01-09T23:27:11+00:00 10.01.2011 00:27
Ist da etwa der Vater wieder da????
Wäre zumindest meine erste Vermutung gewesen
boah
Das wäre für Kari bestimmt toll. Schätzungsweise dann würde ein Berg von Sorgen von ihren Schultern fallen
Was für ein Kapitel
So bitter es wohl ist, weil mir Nannok dann unglaublich leid tun würde: ich glaube Akiak hat recht. Karie liebt ihn nicht. Sie wäre wohl auf den Kuss eingegangen, hätte Akiak weiter gemacht
Ich finde es wirklich toll wie du Akiak rüber bringst. So stolz. So kalt
So *schmacht*
Aber sollte die Prophezeiung sich erfüllen, haben die beiden noch einen weiten Weg. Bis jetzt springen sie sich ja fast an die Gurgel
Lol
Aber Kari ist toll. Akiak ist ihr ja eigentlich kräftemäßig überlegen, aber auch wenn sie angst hat, nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Das ist toll
Eigentlich lassen mich die beiden immer schmunzeln. Ihre Schlagabtausche sind toll :D
Toll das du weiter geschrieben hast
Halt dich schön weiter ran
Es wäre eine Qual zu lange warten zu müssen ^_-

glg

Von:  Thuja
2010-12-27T17:28:16+00:00 27.12.2010 18:28
So jetzt wird aber ALLERHÖCHSTE Zeit für mein Kommentar.
Obwohl ich schon sehr sehr sehr enttäuscht war, dass in all der Zeit nur dieses eine Kapitel gekommen ist :C
Kann nicht sein, so was!
Und um den ganzen die Krone aufzusetzen, hörst du auch noch an so einer Stelle auf.
Sehr böse!
Ich frage mich wirklich, wie es weitergeht.
Wird sie Gefühle für Akiak entdecken?
Wird sie ihrem Schicksal folgen oder ihm trotzen?
Aber vielleicht ist es genau das richtige, ihrer Bestimmung nachzukommen. Vielleicht ist Akiak der Richtige für sie. Außerdem würde sie dann die Stämme vereinen.
Obwohl es mir um Nanook auch sehr leid tun würde. Ich mag ihn einfach. Und in der Vorratskammer war soviel Leidenschaft. Zumal ich mir nicht sicher bin, ob er mit Pandara glücklich werden würde. Bis jetzt empfindet er so viel für Karie.

So oder so. Das Kapitel toll geschrieben. Voller Leidenschaft und Emotionen.
Und auch voller schöner Beschreibungen.
Ich konnte mir so toll vorstelle, wie sie da eintritt und alle starren sie an.
Sie muss wirklich klasse gewesen sein.
Und in diesem Outfit tritt sie jetzt Akiak entgegen.
Was er wohl sagen wird :D

Ich kann die Fortsetzung kaum abwarten. Man weiß einfach nicht, was passieren wird. Es macht immer wieder Spaß zu Lesen.

glg

Von:  blacksun2
2010-08-22T13:38:03+00:00 22.08.2010 15:38
HeyHo
*drohend mit dem Zeigefinger wedel* du hast ja gar nicht gesagt, dass es weitergeht
aber gut ich war so lange nicht mehr bei animexx angemeldet, da hätt ich das sowieso nicht so mitgekriegt
also hast du noch mal Glück gehabt und meine Wut wird dich nicht treffen, dafür aber meine Begeisterung, die Geschichte wird von mal zu mal toller
und dein Schreibstil bleibt dabei immer gleich gut, ich mag ihn wirklich sehr

okay ich muss Nanook recht geben, ihre Reaktion war wirklich unangebracht, dumm dass er auch noch durchschaut hat, das der Kuss mehr demonstrativ, als aus wahren Gefühlen heraus war, schon blöd, wenn Männer bei so was Recht haben (was normalerweise zum Glück nur selten vorkommt *grinst*)
aber noch dümmer, dass sie nach der erlebten Enttäuschung Akiaks Nähe sucht o.O *Nanook-Fahne schwenk*

und irgendwie hatte Karie ja auch recht, Nanook betrügt seine Verlobte und er MUSS sich entscheiden . . .

die Szene in der Vorratskammer war sehr süß, schade, dass sie gestört wurden,

freu mich schon wahnsinnig auf ein neues Kapitel,

glg
( ^^ wer weiß, vielleicht inspierieren dich ja die Norwegener Eisbären, hoffe auf jeden Fall du hast eine schöne Zeit in Norwegen)

Von:  blacksun2
2010-02-05T07:40:27+00:00 05.02.2010 08:40
Hi

Also jetzt aber schnell das nächste Kapitel rein stellen, denn ich bin gerade voll drin und voll begeistert
Wirklich deine Geschichte hat es mir angetan, es macht einfach nur Spaß sie zu lesen
Und das liegt auch an deinen sehr guten, sehr flüssigen Schreibstil, der einen super durch den Text führt, so dass man sich am Ende wundert, dass schon über 3000 Wörter rum sind

Inzwischen hat sich ja auch irgendwie geklärt warum sie den Drang verspürt hat den Grizzly auf die Brust zu küssen, also doch keine Todessehnsucht ^^
Aber wenn das wirklich mit der Prophezeiung zusammenhängt, dann scheint die sich ziemlich zu bewahrheiten, was vor allendingen für Nanook traurig wäre
Karie empfindet vielleicht den Gedanken daran nicht so schön, aber sie wird sich ja in Akiak verlieben, das heißt am Ende wird sie glücklich werden, aber Nanook, nun der hat keine Prophezeiung nach der er sich in jemanden verliebt, der hat nur seine Verlobte, für die er ja scheinbar Feuer und Flamme ist *ironie wieder wergpack*
Also wird es für ihn um einiges schwerer

Hmm, ich nehme mal an auch Akiak weiß von der Geschichte und scheinbar ist ihm Karies Rolle in seinen Leben bewusst,, aber er verhält sich ziemlich undurchsichtig, man weiß einfach nicht, was er will (das macht das ganze spannend ^^)

Freu mich sehr auf das nächste Kapitel

glg

Von:  blacksun2
2010-01-31T05:41:21+00:00 31.01.2010 06:41
ich kann es nur wieder und wieder und wieder und wieder sagen:
die Geschichte ist toll
dein Ausdruck ist super
und die einzelnen Charaktere sehr interesant
interessant ist auch, dass nicht von Anfang an klar ist, wem am Ende Karies Herz gehören wird:
für wen wird sie sich entscheiden?, denn irgendwie scheint ihr der Grizzly nicht vollkommen gleichgültig zu sein und was sie für Nanook empindet ist ja klar wie Kloßbrühe
und für wen wird Nanook sich entscheiden, bzw hat er überhaupt eine Wahl

wow, nukka hat sich von der Feindin zur Freundin verwandelt, aber gut für Karie, so viele Freunde hat sie da ja nicht und da ist wohl jeder wichtig, der sie so unterstützt und wenn Nukka einen mag, kann sie ja richtig symphatisch sein

seltsam, dass dieser Tikaani sie bei der Jagd dabei haben will, scheint nicht üblich zu sein, dass die Bären eine Frau mitnehmen, was ja auch verständlich ist, da die die ganze Zeit Gefahr laufen, von der Pranke ihre eigenen Liebling ins Jenseits befördert zu werden, aber die Begründung, warum Karie die Bären begleiten sollte, muss ich wohl noch abwarten

na toll, also nachts werden die wirklich nicht so oft Sex haben, selbst wenn man die Tierchen durch einen Kuss zurückverwandeln kann, ist ja gefährlich das überhaupt zu versuchen, wenn die sich nicht so unter Kontrolle haben und auch ein Friedensvertrag mit dem anderen Dorf kann sehr schwierig sein, wenn man nur bedingt seine Handlungen kontrollieren

glg

Von:  blacksun2
2010-01-29T09:26:20+00:00 29.01.2010 10:26

Auch das zweite Kapitel ist spannend, mitreißend und super geschrieben

Die meisten Handlungen sind sehr gut nachvollziehbar und du versetzt dich sehr gut in die Lage von Karie hinein

Nur eine Stelle wirkte sehr aufgedrängt:
Sie rennt auf den Grizzly zu und küsst ihm auf die Brust, ähm, also ich hab noch nie jemanden gesehen, dessen Hirn sich so verabschiedet,
das Hirn scheint nicht nur offline zu gehen sondern sich komplett auszuschalten, vielleicht war das auch der Selbstzerstörungsmodus, auf jeden Fall kann ich die Reaktion von ihr nicht nachvollziehen, selbst wenn sie instinktiv war

war aber auch die einzige Stelle, wo ich meckern kann, ansonsten bin ich sehr begeistert

die Beschreibung:
„Seine Haare waren schwarz wie die Nacht und seine Augen waren hellgrau wie der Himmel vor dem Anbruch eines Sturms“
hat mir besonders gefallen

das Ende ist mir noch ein Rätsel und ich bin auf die Lösung gespannt, denn ich nehm mal nicht an, dass der Grizzly shizopren ist, also muss es einen anderen Grund geben, dass er sie erst jagt und ihr dann hilft

ist ja toll, wenn man von den Dorfbewohnern (vielleicht ist das auch nur die Meinung von Deva und ihrer Zickentochter) als nutzloses Ding angesehen wird, da fühlt man sich doch willkommen *seufzt*

amüsant ,wo Nukka sagt „Ist schon in Ordnung Karie. Ich werde mit Nukka reden.“ , aber ich weiß ja, dass du in dem Moment Deva meintest

glg

Von:  blacksun2
2010-01-22T18:34:02+00:00 22.01.2010 19:34
Ich versteh gar nicht, warum ich hier nicht weitergelesen hab, aber das werde ich jetzt auf jeden Fall alles nachholen, das Kapitel ist Grund genug – ich fand es nämlich sehr toll, sowohl inhaltlich, als auch vom Ausdruck, es ließ sich super lesen, man ist über den Text drüber gerutscht wie über eine Eisfläche (äh, das ist als Kompliment gemeint, falls das nicht so eindeutig sein sollte)

„Sie wechselte von kühl zu herzlich und wieder zu eisig“ der Satz war absolut treffend und einfach nur super, aber auch sonst hast du Devas Persönlichkeit sehr gut zum Ausdruck gebracht,
*grinst* mit den Stimmungsschwankungen hat es ihr Mann sicher nicht leicht mit ihr, wenn die mal ihre Tage hat, dann gute Nacht
aber die Männer haben es sowieso verdammt schwer, wenn sie sich immer nachts verwandeln und am Tag dann sicher müde sind, so oft kriegen die da sicher kein Sex, es sei denn die Frau hat Lust und gibt ihm einen Kuss ^^,
oh je ausgerechnet mit Nukka losziehen zu müssen ist schon wie ne Strafe, zumindest wenn man sich so super versteht wie die beiden

freu mich schon jetzt bald im nächsten Kapitel versinken zu können

glg



Zurück