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The golden Eyes

Das Phantom der Oper
von

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Erik

Kapitel 1 – Erik
 


 

„1835 – 1840“
 

( In einem kleinen Haus am Rande des Dorfes Boscherville)
 

KLATSCH

„Verdammt noch mal, Erik! Sitz doch mal still auf deinem Platz und benutz dein Messer zum Brot schmieren, als dass du damit Lärm veranstaltest!!!“

Total erschrocken und perplex blickte ich zu meiner Mutter hoch. Sie starrte mich mit einer finsteren Miene an und rieb sich währenddessen die Hand, mit der sie mir vor kurzem noch eine Ohrfeige gab. Ich verstand nicht, warum sie wütend auf mich war. Mit strengem Blick musterte sie mich. Als sie wieder am Esstisch Platz nahm, senkte ich geduckt mein Gesicht und blickte auf mein Abendessen.

„Los, iss! Du bist, weiß Gott, schon dürr genug. Ich hoffe, du weißt, was mit bösen Kindern geschieht, die nicht brav ihr Abendbrot aufessen? Sie werden von den Zigeunern verschleppt und über dem Lagerfeuer gebraten!“ , sah sie mit einen ernsten Blick auf mich gerichtet.

Doch diesmal erhob ich nicht meinen Kopf, sondern starrte weiter mein Essen an. Schließlich nahm ich meine Scheibe und biß kleine Happen davon ab.

In meinen Gedanken versunken, fragte ich mich mit meinen 4 Jahren, was ich nur falsch machte? Egal was ich tat, meine Mutter schimpfte mit mir Tag ein, Tag aus. Meine Talente, die ich für die Entwerfung von Bauten und das Spielen von Musik hegte, erbrachten mir keinen Lohn. Im Gegenteil! Meine Mutter war entweder entsetzt oder zornig. Manchmal gab es Tage, da schlug sie nach mir. Zum Beispiel die Sache mir der Schere, die ich aus ihrem Nähkorb entwendete und auf dem Mahagonitisch einen Bauentwurf einer Burg einritzte. Unter dessen auch, weil ich diesen Gegenstand irgendwo vergessen und nicht mehr wiederfand. Weitere Prügel bezieh ich beim „Schön“-Schreiben, welches mir einfach nicht gelang, im Gegenteil zum Notenschreiben. Letztendlich beschloß meine Mutter darauf hin, dies mir als eine Strafarbeit zu erteilen.

Mir schien auch, als ob sie Angst vor mir hätte... vor mir und meinen Können...

Es war wirklich egal was ich tat oder wie sehr ich mich bemühte, dass meine Mutter einmal auf mich stolz ist. Wozu machte ich das alles? Nicht nur, wegen meinen eigenen Interessen oder den Spaß, den ich daran hatte...

Alles was mein Herz sich wünschte war...

Von meiner Mama in den Arm genommen zu werden. Von ihr gestreichelt, gelobt und geküsst zu werden...

Das Sie mich einfach wahrnimmt...

Ja, alles was ich mir wünschte, war einfach geliebt zu werden...

Doch für nichts und wieder nichts! Ich bekam ja, nicht einmal ein gutes Wort von ihr...

Geschweige denn ein Lächeln...
 

Während ich auf der Suche nach meinen Fragen war, schoss mir eine wohlklingende Melodie in den Kopf. Ohne es zu merken, gab ich den Drang nach, vertiefte mich in meiner Welt der Musik uns ließ mich gehen. Unwillkürlich schlugen meine Absätze gegen die Tischbeine einen Rhythmus, während das Messer in meiner Hand einen passenden Takt auf den Teller schlug.

...

KLATSCH!

„Verdammter Bengel! Wie oft muss ich es dir noch sagen oder muß ich auf dich einprügeln, damit du hörst!!!“

Urplötzlich aus meiner Traumwelt entrissen, starrte ich entsetzt, die Frau an die mich heute Abend ein weiteres Mal schlug.

„Geh auf dein Zimmer und hör auf, mich mit diesen verfluchten Augen anzusehen!“

Ich verstand Sie nicht...

„Los, verschwinde! Ich will dich heute nicht mehr sehen!!!“, schrie meine Mutter mich an. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ohne ein Widerwort zu geben, ging ich die Treppe hoch in mein Zimmer. Sally, unser Hund, ein Spaniel, trottete mir hinterher. Kaum in meinen Zimmer angekommen, schmieß ich mich aufs Bett und meine Tränen liefen unerbittlich weiter. Plötzlich spürte ich ein Stupsen an meinem rechten Bein. Als ich aufschaute, sah mich der Hund winselnd an. Schnell setzte ich mich auf, nahm sie auf dem Arm und versteckte mein maskiertes Gesicht in ihr schönes, weißes Fell.

Nichts hielt mich mehr, ließ meinen Gefühlen freien Lauf und schluchzte wie verrückt.

Ja, Sally ist ein guter Hund und ein wirklich schlaues Tier. Sie ist die Einzige die mich versteht. Sally ist die Einzige, die immer für mich da war, wenn es mir schlecht ging oder traurig war.

Es stimmt! Sally war der einzige Freund, den ich hatte. Auf Sie ist immer Verlaß und weicht nie von meiner Seite...
 

Ich nahm meine Maske ab und legte diese auf meinen Nachttisch ab. Tränen liefen immer noch über mein Gesicht und auch mein Wimmern konnte ich nicht unterdrücken. Doch plötzlich spürte ich eine kleine, rauhe Zunge, die versuchte mir die Tränen fort zu lecken.

„Es ist alles in Ordnung, Sally...“ kam es sanft über meine Lippen und ein leichtes Lächeln erschien in meinem Gesicht. Sally kommentierte es, indem sie den Kopf seitlich neigte, die Ohren anwinkelte und ein fragendes Piepsen verlauten ließ.

Mit dem Hund im Arm legte ich mich auf den Rücken, löschte die Gaslampe und schlief, immer noch weinend ein.
 

Es war kein angenehmer Schlaf, der sich mir bot, denn ich träumte von einem Tag, der schon seit Wochen her war...
 

Ich lag im Wohnzimmer auf dem Teppich vor dem Karmin und zeichnete wieder ein paar neue Bauentwürfe, die mir einfielen. Auf einmal erklang eine wunderschöne Stimme, die zu singen begonnen hatte. Ich ließ alles stehen und liegen um diesem herrlichen Gesang auf den Grund zu gehen. In der Lounge angekommen, erstarrte ich. Am Klavier spielte meine Mutter und sang dabei mir ein unbekanntes Lied. Sie bemerkte mich nicht... war total in Ihrem Tun gebannt. So kannte ich meine Mama nicht. Sie war entspannt, schien von allen Sorgen befreit und war einfach nur... wunderschön! Ihre Augen waren geschlossen, Ihr Gesicht zärtlich und Ihr hell, blondes Haar schien zu glänzen. Ich freute mich. Dies war das erste Mal, dass ich meine Mutter so sah. Vorsichtig trat ich voran um an ihrer Seite um stehen. Ich schloß meine Augen, hörte ihrem Spiel, ihrem Gesang zu und genoß es.

Plötzlich wurde es still. Ich schaute empor zur meiner Mutter und sah nur ihren entsetzten Gesichtsausdruck. Mit geweiteten Augen starrte sie mich an. Doch ihre Mimik veränderte sich so, dass ich diesen nicht deuten konnte. Sie fragte mich mit einer mechanischen Stimme, ob ich sie bei ihrem Gesang mit dem Klavier begleiten möchte.

In mir keimte die Spur des puren Glücks auf, sogleich auch die Hoffnung, dass sie mich endlich wahrnimmt. Mit einem Lächeln nickte ich und setzte mich zu ihr. Als ich mit dem Spiel begann, erklang zugleich ihre Stimme. Ich war in diesem Moment mehr als glücklich. In mir schlich die Hoffnung, dass meine Mutter anfing mich zu beachten, für mich Zeit zu nehmen und mir dann ein Lächeln zu schenken.

Ja, in diesem Moment dachte ich wirklich, dass Sie sich dazu entschloß mich lieb zu haben...

Vor lauter Freude vergaß ich alles um mich herum und begann mich in ihrem Lied mit einzuspielen.

Ein Schrei ließ mich in die Wirklichkeit zurückkehren.

„Hör auf!“ schrie meine Mama hysterisch. Dann schlug sie den Deckel des Klaviers zu und klemmte mir dabei fast die Finger, die ich gerade noch schaffte zurück zu ziehen. Unwissend und voller Angst starrte ich zu ihr auf. Sie weinte bitterlich und schrie mir Wörter entgegen, die ich in meinen jetzigen Zustand nicht aufnehmen und verarbeiten konnte. Aber der letzte Satz erlöste mich aus meiner Starre...

„Ich hasse Dich!!!“
 

Dann verschwamm alles in meinem Blickfeld. Mir stiegen Tränen auf und mir wurde schwarz vor den Augen...
 

Schweißgebadet erwachte ich aus meinen Traum. Sally war nicht mehr an meiner Seite und nur die Schwärze umfing mich. Wieder rannten mir Tränen übers Gesicht. Aus purer Verzweiflung schrie ich.

„Mama! Mama, wo bist du?“

Auf mein Rufen hin, kam jedoch niemand. Vollkommende Angst überfiel mich in dieser Dunkelheit und lief zur Tür. Ich wollte raus aus diesem Zimmer. Wollte zu meiner Mutter, um in Ihren Armen Trost und Geborgenheit zu empfangen. Doch zu meinem Entsetzen ging die Tür nicht auf.

Sie mußte das Zimmer abgeschlossen haben, nachdem sie Sally rausgeholt hatte. Das tat meine Mutter immer, bevor sie zu Bett ging. Nach weiteren Versuchen die Tür doch noch irgendwie zu öffnen, gab ich doch letztendlich auf und rief mit weinerlichen Stimme nach ihr...

„Mama, bitte komm! Ich habe schreckliche Angst! Bitte...“

Sie kam nicht.

Allein im Dunkeln, ließ ich mich auf den Boden sinken und zog meine Knie unters Kinn. Meine Tränen wollten einfach nicht versickern und so ergab ich mich der Dunkelheit. Ich wusste, bis vorm Sonnenaufgang würde meine Mama mich nicht herauslassen. Auf den Boden sitzend, an der Tür gelehnt, überfall mich doch der Schlaf. Immer wieder und wieder murmelte ich in dieser Einsamkeit den selben Satz, bevor ich einschlief...
 

„Warum? Mama, warum?“
 


 


 

So, fertig!

Das war Kapitel 1. Kapitel 2 folgt bald darauf...
 

Lg Levi



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2009-02-24T08:37:21+00:00 24.02.2009 09:37
Wow, wirklich gut traurig geschrieben. Respekt. Ich konnte Madleine seine Mutter nie leiden. Wie konnte sie das tun. Ihm, ihren einzigen Kind *Fassungslos den Kopf schüttel*
Naja, aber das ist in der heutigen Zeit ja auch so...
Auf jeden Fall gefällt mir der Anfang jetzte schon. Macht einem Neugierig auf mehr...*grins*


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