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Das Herz des Ozeans

My Heart will go on
von

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Wenn du springst, spring ich auch

Wenn du springst, spring ich auch

 

An diesem Abend saß Alaine wie apathisch auf ihrem Stuhl. Jeder der sie ansprach erhielt keine Antwort. Sie sah auf ihren Edelkaviar und rührte ihn nicht an. Alaine wollte sich gar nicht erst vorstellen wie ihr Leben in Klennar ablaufen würde. Für immer an der Seite ihres zukünftigen Mannes. Eine nie enden wollende Aneinanderreihung von Partys, Bällen, Jagden und Polospielen, mit denen sich die Reichen ihre Zeit vertrieben. Die gleichen engstirnigen Leute, Tag für Tag, die selben geistlosen Gespräche…

Ihr kam es so vor als stünde sie vor einem tiefen Abgrund, mit niemandem an der Seite der sie vom springen zurückhalten würde. Niemand der sich dafür interessierte oder Notiz davon nähme. So, als wäre das Leben der jungen Frau schon längst vergangen. Ihr Kloß im Hals wurde immer größer. Sie entschuldigte sich, erhob sich vom Tisch ging nach draußen. Die Gesellschaft an der sie teilgenommen hatte um zu Abend zu essen, nahm nur kurz davon etwas mit, dass sie ging. Bis sie den Raum verließ, ging sie im normalen Tempo und bemühte sich, Fassung zu tragen. Doch als sie die kühle Luft erreichte, fing sie an, schneller zu laufen. Fort, fort von diesen Leuten, die sie nicht verstanden oder verstehen wollten.

 

Ihre Schuhe klackten schnell hintereinander auf dem edlen Holzboden. Das so kunstvoll hochgesteckte Haar flatterte offen im Laufwind als Alaine weinend über das Promenadendeck des Schiffes rannte. Einige Leute warfen ihr Blicke zu und schüttelten mit dem Kopf, warum es so eine junge Frau so eilig hatte oder einige sogar anrempelte. Davon nahm Alaine aber nichts wahr. Sie war so versunken in ihren düsteren Gedanken, das sie nichts als laufen wollte. Doch wohin? Sie war auf einem Schiff. Sie würde nirgendwohin kommen, auch wenn es ein großes Schiff war. Aber letzten Endes gab es nichts neues was sie sehen würde, solange sie hier auf diesem Schiff, ihrem Gefängnis, war. Je weiter sie zum Heck des Schiffes gelangte, je weniger Menschen kamen ihr entgegen. So sah niemand dass Alaine zum Ende des Schiffes lief.

 

Valnar lag allein auf einer Bank im hinteren teil des Schiffes und rauchte eine Zigarette. Er sah hoch zu den Sternen, die über ihm funkelten. Durch das Geräusch von Schuhen mit Absatz wurde er abgelenkt. Er sah nur wie eine junge Frau mit roten Haaren und einem roten Kleid an ihm vorbeilief. Er setzte sich auf um ihr nach zu sehen. Es war die junge Frau die er am Vormittag an Deck gesehen hatte und ihn mehrmals kurz angesehen hatte. Was suchte eine so gut betuchte Lady draußen in der Eiseskälte, vor allem in einem kurzärmeligen Kleid? Die junge Frau lief weiter zum Heck. Wo sie dann vor einer halbhohen Messingsäule stehen blieb um die die Taue gewickelt wurden wenn ein Schiff vor Anker lag.

 

Alaine schaute nach vorn, wo die Flagge des Königs am Heck des Schiffes hing. Das Wasser, was hinter der Lazalatin zurückblieb schäumte richtig. Noch ein letztes Mal sah sie hinter sich um sich zu vergewissern dass ihr niemand gefolgt war um sie vielleicht doch noch daran zu hindern zu springen, aber dort war niemand. Hoffte sie darauf dass jemand sie zurückhalten würde? Vorsichtig kletterte die Rothaarige über die Reling und sah hinunter. Sie drehte sich mit dem Gesicht zum Wasser und beugte sich über die Kante des Schiffes, nur ihre Hände und Füße hielten sie am Schiff fest. Keinem würde es auffallen wenn sie jetzt spränge…

 

“Tun Sie es nicht.” rief eine Männerstimme hinter ihr. Schnell wandte Alaine ihren Kopf zu ihm um. Valnar stand vor ihr.

“Kommen Sie nicht näher!” sagte sie. Aber Valnar ging trotz der Warnung auf sie zu. “Bleiben Sie wo Sie sind!” Ihre Stimme wirkte panisch. Es war doch jemand in der Nähe gewesen und hatte sie bemerkt.

“Kommen Sie. Geben Sie mir ihre Hand. Ich zieh Sie wieder zurück.” Valnar versuchte, beruhigend auf Alaine einzureden.

“Nein! Kommen Sie nicht näher! Ich mein es ernst. Ich lass los!” wieder drehte Alaine sich zum Wasser. Aber durch leere Worte ließ sich Valnar nicht abbringen. Er näherte sich vorsichtig der Reling, hielt den Zigarettenstummel hoch, damit Alaine ihn sehen konnte, als Zeichen dass er die Zigarette wegschmeißen wollte und warf ihn ins Wasser. Dann blieb er an Ort und Stelle und steckte die Hände in die Hosentaschen.

“Nein tun Sie nicht.” sagte er bestimmt. Verwirrt sah die junge Frau ihn an.

“Was meinen Sie damit das tue ich nicht? Glauben Sie nicht dass Sie mir vorschreiben können was ich tu und lasse. Sie kennen mich doch gar nicht.”

“Na ja, sonst hätten Sie es längst getan.” erklärte er schlicht.

“Sie irritieren mich! Gehen Sie weg.” entgegnete sie wütend und drehte den Kopf wieder Richtung Wasser.

“Ich kann nicht. Jetzt geht es mich auch was an. Wenn Sie los lassen dann… muss ich Ihnen wohl oder übel hinterher springen.” sagte er und begann seine Jacke und Schuhe auszuziehen. Alaine begriff, dass sie in einer Zwickmühle war. Wenn sie sprang, würde sie einen unschuldigen Mann mit sich in den Tod reißen.

“Das ist doch absurd. Sie würden ertrinken.” Valnar meinte nur dass er ein guter Schwimmer wäre.

“Allein der Aufprall würde Sie töten.”

“Das würde weh tun, da gebe ich Ihnen Recht. Um ehrlich zu sein, beunruhigt mich viel mehr dass das Wasser so kalt ist.”

Da schien Valnar den richtigen Punkt getroffen zu haben, denn die junge Frau fragte WIE kalt das Wasser wäre.

“Ziemlich kalt. Vielleicht ein paar Grad über Null.”

Alaine sah zu seinen Füßen… er würde ihr tatsächlich nach springen um sie zu retten. Dabei kannte er sie überhaupt nicht.

“Waren Sie- waren Sie schon mal in Esrik?”

Verwirrt sah sie ihn an.

“Na, ja die haben dort mit Abstand den kältesten Winter. Ich war einmal dort als ich noch klein war. Ich weiß noch wie ich damals mit meinem Vater Eisangeln war.” Valnar dachte dass sie vielleicht nicht wusste was Eisangeln war und wollte es ihr erklären, doch leicht genervt entgegnete dass sie wüsste was Eisangeln sei.

“Entschuldigung…” Valnar hob leicht die Hände als Zeichen dass er es nur gut gemeint hatte.

“Sie- Sie kommen mir nur so vor als ob Sie sich die meiste Zeit drinnen aufhalten. Na, jedenfalls bin ich da mal eingebrochen. Sie können mir glauben… so kaltes Wasser- wie das da unten- das ist wie tausend Stiche die man am ganzen Körper spürt. Man kann nicht mehr atmen, man kann an nichts mehr denken. An nichts, mal abgesehen von diesem Schmerz. Aus diesem Grund bin ich nicht besonders scharf darauf Ihnen hinterher zu springen…” jetzt zog er sich auch noch seine wärmende Jacke aus.

“… aber wie gesagt… ich hab keine andere Wahl. Ich kann bloß hoffen dass Sie über die Reling klettern und mit das ersparen.”

“Sie sind verrückt.” wieder drehte Alaine sich dem Wasser zu. “Komisch, das sagen alle aber… bei allem Respekt Miss… ich bin nicht derjenige der von diesem Schiff springen will. Kommen Sie. Geben Sie mir ihre Hand. Sie wollen das doch gar nicht.”

Er streckte ihr seine Hand aus. Und zum großen Wunder reichte Alaine ihre. Vorsichtig drehte sie sich auf dem schmalen Boden der zwischen Reling und nichts war um. Erleichtert pfiff Valnar durch die Zähne.

“Ich bin Valnar Dawson.”

“Alaine DeWitt Bukater.” der junge Mann musste lachen.

“Es ist wohl besser wenn Sie mir das aufschreiben.” auch Alaine musste lächeln. Dann half er ihr über die Reling. Aber das perlenbestickte Kleid verfing sich an ihrem Schuh, so dass Alaine keinen Halt an der lackierten Eisenstange fand, ausrutschte und nur noch an Valnars Händen hing. Er versuchte sie wieder hochzuziehen, was schwierig war, denn immer wieder rutschte sie aus, wenn sie sich an den Stangen festhalten wollte.

“HILFE BITTE!!!! HILFE!!!” schrie sie. Einige in der nähe stehenden Matrosen eilten los. Aber Valnar sprach beruhigend auf die Rothaarige ein und half ihr. Als die Matrosen die beiden erreichten, hatte er die völlig verängstigte Alaine von allein wieder hochgezogen. Sie sahen nur wie Valnar sich über sie am Boden beugte, die Schuhe, wie Jacke und Weste neben ihm lagen. Dies war eine für sie eindeutige Pose, die sie völlig falsch interpretierten.

In ihren Augen hatte Valnar sich an ihr vergreifen wollen, darum hatte Alaine geschrien.

“Nimm die Finger weg und rühr dich nicht von der Stelle!” brüllte der eine ihn an. Zu den beiden anderen befahl er dass der Bootsmann kommen sollte.

 

Binnen kurzer Zeit rasselten die Handschellen. Valnar wurde verhaftet. Auch Asgar und Abraxas waren anwesend. Einige Stewards hatten sich um Alaine versammelt, hatten eine Decke um sie gelegt und boten ihr etwas wärmendes zu trinken an. Aber sie lehnte ab.

“Das ist völlig inakzeptabel. Was fällt dir eigentlich ein Hand an meine Verlobte zu legen?” fragte Asgar wütend. Da Valnar nicht antwortete wurde er auch handgreiflich. Er griff ihn am Kragen damit der Mann aus der dritten Klasse ihn auch wirklich ansah.

“Sieh mich an du Dreckschuft!” fuhr er ihn an. Bevor er aber noch weiter gehen konnte griff Alaine ein. Sie stand auf und stellte sich neben ihren Verlobten.

“Es war ein Unfall.” erklärte sie.

“Ein Unfall…” wiederholte er perplex.

“Ja… ein ziemlich dummer sogar. Ich hatte mich über die Reling gelehnt und rutschte plötzlich aus. Ich hatte mich so weit rüber gelehnt weil ich die- äh- äh-” sie drehte mit ihrem Zeigefinger Kreise in die Luft da ihr das Wort nicht einfallen wollte.

“Schiffsschrauben?” vollendete Asgar den Satz da er ungefähr wusste was hinten am Schiff war.

“Schiffsschrauben sehen wollte und da bin ich ausgerutscht und ich wäre beinahe über Bord gegangen aber Mr. Dawson hat mich gerettet und ist dabei fast selbst abgestürzt.”

“Ach, sie wollte sich die Schiffsschrauben ansehen.” Nun verstand Asgar den Sachverhalt.

“Ich sag’s ja immer wieder. Frauen und Technik das versteht sich einfach nicht.” meinte der Bootsmann Gorgoth. Er wandte sich an Valnar.

“Hat es sich so zugetragen?”, der junge Mann sah fragend zu Alaine und die sah ihn flehend an die Lüge zu bestätigen. Warum wollte sie ihm helfen? Als Wiedergutmachung für die Rettung? Wahrscheinlich.

“Ja, ungefähr so ist es gewesen.”

“Nun, dann ist der Junge ein Held. Gut gemacht mein Sohn. Reife Leistung.”

Er wurde wieder von den Handschellen befreit und alle wollten den Schauplatz wieder verlassen, besonders Asgar, der Alaine schon fest in seinen Armen hatte als der Bootsmann Asgar anhielt.

“Wäre eine kleine Anerkennung nicht angebracht?” fragte er und deutete mit dem Kopf in Richtung Valnar. Asgars Miene nach war dies der Moment, den er mit den raschen fortgehen hatte vermeiden wollen. Aber er fing sich und nickte.

“Selbstverständlich. Mr. Lovejoy… ich denke 20 wären angebracht.” aber Alaine hielt dies für sehr mager als Belohnung.

“Ist das der Tageslohn für die Frau die du liebst?”

“Alaine das stimmt. Was kann man da nur tun? Ich weiß.” Asgar ging auf den jungen Valnar zu.

“Mr. Dawson. Vielleicht könnten Sie ja mit uns dinieren. Und unsere Gesellschaft mit ihrer Heldengeschichte ergötzen.”

Valnar nickte. “Klar doch. Bin dabei.” Erfreut ging Asgar mit Alaine unter Deck während Valnar sich von Abraxas eine Zigarette schnorrte. Widerwillig öffnete der Kammerdiener die Zigarettenschachtel, aus der sich Valnar zwei nahm. Eine steckte er in den Mund, die andere klemmte er sich hinters Ohr.

“Die sollten Sie zuschnüren.” meinte er und deutete auf die Schuhe die Valnar zwar angezogen, aber nicht zugebunden hatte. “Es ist interessant, dass die junge Lady zwar ganz plötzlich ausrutschte, Sie aber trotzdem noch Zeit hatten Jacke und Schuhe auszuziehen.” Mit diesem Worten ging er. Valnar bleib allein zurück. Dieser Kammerdiener hatte anscheinend den Sachverhalt durchschaut. Ob er seinem Herren die Wahrheit sagen würde?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Catayane-
2009-02-09T14:01:27+00:00 09.02.2009 15:01
Schiffsschraube XDDD *lol*
Immer wieder gut, der Satz!

Also Alaines Verzweiflung kam wirklich toll zur Geltung und das gepaart mit Valnar unverständlich witzigem Feingefühl, ist eine hinreißende Mischung.
Einfach Supiiiii! ^^


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