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In den Fängen eines Vampirs

Gefangene der Emotionen
von

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„Mehr Zeit“ – Aus der Sicht Alains

Hey ihr, meine/unsere lieben Leser.

Ein ganz lieben dank von Sandfrauchen und mir für die vielen positiven Kommis und selbstverständlich auch für die Favo einträge.
 

Ich wünsch euch viel spaß mit dem neuen Kapi.
 

Den Schlüssel wieder einsteckend, drehte er sich von der Tür weg, von drinnen konnte er noch das Schluchzen hören.

Vielleicht war es doch noch zu früh gewesen, es ihr erklären zu wollen, dachte er etwas bitter.

Sie ist sehr sensibel – vielleicht … zu sensibel?

Mehr Zeit! … Sie braucht mehr Zeit. Sonst ist alles verdorben.

Alain lief den langen Flur entlang und ging die Treppe hinunter.

„Niclas?“ rief er durch das Erdgeschoss. „Niclas!“

Mit einem Staubwedel in der Hand trat der Butler seinem Herrn entgegen.

„Sie wünschen, Sir?“

„Sorge dafür, dass das Mädchen wenigstens etwas Flüssigkeit zu sich nimmt, wenn sie schon die Nahrung verweigert. Wenn es sein muss flöss es ihr mit einem Trichter ein! Hauptsache sie trinkt.“

„Jawohl, Sir.“ Mit einer geschäftigen Bewegung wandte sich der Butler ab. Doch die besorgte Stimme Alains hielt ihn noch einmal zurück.

„Äh … Niclas. Vergiss das mit dem Trichter! … Sorge einfach dafür, dass sie nicht verdurstet, ja?“

„Ich weiss, Sir, … Ach Sir … soll ich die frische Kleidung für das Mädchen in ihr Zimmer bringen, oder wollen Sie das übernehmen?“

„Ich denke, im Augenblick wäre es besser, wenn du das übernimmst. Und bring sie auch dazu, ein Bad zu nehmen.“

„Ja, Sir.“

Beide gingen wieder ihrer Beschäftigung nach.

Doch konnte sich der Vampir nicht so recht auf seine Papiere konzentrieren, immer wieder huschte ihm das Mädchen durch seinen Kopf.

Wie konnte er sie beruhigen? Er wollte nicht, dass sie ihn hasste.

Oder schlimmer noch – durch Schock oder Dehydrierung wegstarb!

In seinen knapp 200 Jahren hatte er viel Geduld gelernt. Die Mädchen liessen sich eigentlich leichter besänftigen. Sie alle brauchten Geborgenheit, Liebe, Zuneigung, Aufmerksamkeit, jemanden zum Reden,… Nach etwas davon sehnten sie sich immer. Danach suchte er sie aus.

Und wie Liliane so verloren in der Diskothek gestanden hatte, hatte er gewusst, dass sie die Richtige war.

Doch … hatte er sich vielleicht getäuscht?

Konnte es sein, dass ihre seelischen Narben schon zu tief waren? Konnte sie überhaupt noch vertrauen? Irgendjemandem vertrauen?

Er musste immer wieder den Kopf schütteln über die Menschen. Da lebten sie in einer riesigen Gemeinschaft, behaupteten, sich um ihre Mitmenschen zu kümmern, doch gleichzeitig fielen jene, die sich nicht dem modernen Wahnsinn anpassen wollten, schlicht durch das soziale Netz und waren somit gezwungen, ihre Zeit alleine – oder beinahe alleine – zu verbringen.

Die Gründe waren verschieden, oft waren grosse Schmerzen der Grund für die Ausgrenzung dieser zurückgezogenen Wesen. Manche gingen freiwillig in das Exil, andere wurden dahin gedrängt.

Alleine zu sein unter Tausenden, wenn man von Natur aus andere zum Austausch brauchte, war die Hölle. Nichts schien schlimmer sein zu können. Nichts.

Soviel hatte er gelernt, seit er sich angewöhnt hatte, immer einen Menschen um sich zu haben.

Auch Niclas fühlte sich oft einsam, das war Alain bewusst. Er wusste, dass sein treuer Diener und wahrscheinlich einziger Freund manchmal mehr brauchte als einen Einzelgänger, wie er es war.
 

Sich wieder auf sein Geschäft konzentrierend, kümmerte er sich um den Verkauf eines Gemäldes, welches sein Vater ihm nach seinem Tod vererbt hatte. Das Geld, das er daraus erwirtschaften würde, brauchte er nicht dringend, doch André, gerade Flügge geworden, wollte sich ein Haus am Rande der Stadt kaufen und konnte diese finanzielle Unterstützung gut gebrauchen, bis er sein eigenes Geschäft aufgebaut haben würde. Aber so ganz glücklich war Alain dennoch nicht darüber, dass sich André ausgerechnet hier ansiedeln wollte.

Sicher, die Stadt wuchs und wuchs. Aber mit ihm waren es nun schon drei Vampire, die die Stadt bevölkerten. Die Rivalitäten untereinander brachten das Gleichgewicht in Gefahr, und die Sicherheitssysteme machten es immer schwerer, unauffällig zu sein.

Die Melodie der „Moldau“ unterbrach seine Gedankengänge.

Richtig, Lilians Handtasche und ihr Handy. Daran hatte er ja gar nicht mehr gedacht. Aber das sich jetzt erst jemand bei ihr meldete, nach fast drei Tagen …

Er entnahm das Mobiltelefon der schwarzen Handtasche und wartete, bis das Klingeln stoppte.

Der Akku war schon fast leer, doch für das Vorhaben Alains würde es reichen.

Dem Speicher entnahm er, dass eine Alice angerufen hatte. Auch fand er ausschliesslich Textnachrichten vor, die von dieser stammten. Scheinbar die einzige Freundin Lilianes …

Er durchforstete auch die gesendeten SMS. Ihm fiel auf, dass Lilianes Nachrichten oft sehr kurz ausfielen, sehr direkt und unpersönlich.

Etwas umständlich drückte er auf den kleinen knöpfen eine Nachricht ein.
 

Mir geht’s gut, brauche Zeit für mich. Lg L.
 

Hoffentlich würde Alice nun die Füsse stillhalten, dachte er. Eine überbesorgte Freundin? Das konnte er jetzt wirklich absolut nicht gebrauchen.
 

Am Nachmittag trat Niclas in das Arbeitszimmer. Eine kleine Schnittwunde auf seinem Unterarm zog Alains Aufmerksamkeit sofort auf den Butler.

„Was ist passiert?!“

„Nun … es sieht so aus, als wäre der Kampfgeist des jungen Fräuleins erwacht“, antwortete Niclas. Seine Stimme war vollkommen ruhig.

Schmunzelnd betrachtete Alain die kleine Verletzung.

„Gut, … Das ist gut. Was genau ist passiert?“

Der Butler liess ein vernehmliches Seufzen erklingen und schaute resignierend zu seinem Freund. „Ich habe ein Bad für das Mädchen eingelassen. Währenddessen wollte sie die Gelegenheit nutzen, um aus dem Zimmer zu entfliehen. Natürlich habe ich sie sofort aufgehalten, aber … Nun, sagen wir es so … wir sollten in Zukunft keine gläsernen Gegenstände, zum Beispiel Handspiegel, mehr offen herumliegen lassen.“

Alain nickte knapp. Wenn Liliane Niclas nun so offen angegriffen hatte, bedeutete das vielleicht, dass sie sich gefangen hatte. Vielleicht war es doch nicht zu früh gewesen, um es ihr mitzuteilen. Vielleicht…

„Und wie ist sonst ihr Zustand? Beruhigt sie sich allmählich? Akzeptiert … sie es?“ Der hoffte es wirklich …

„Nein Sir, tut mir Leid. Sie hockt nach wie vor in der Ecke, … wenn sie nicht gerade an Flucht denkt oder mit Gegenständen um sich wirft. Sie weint auch noch immer, wenn man ihr zu nahe kommt.“

Alain seufzte.

„Ah … Sir? Ich halte es für besser, sie in das leere Zimmer zu stecken; dort kann sie keinen Schaden anrichten.“

Einen nachdenklichen Blick auf Niclas werfend antwortete Alain: „Nein, das wird wohl nicht nötig sein, lass sie nur zerstören was sie will, aber achte darauf das sie sich nicht selbst verletzt. Das Zimmer wirst du ausräumen, sobald es nicht mehr benötigt wird.“

Und zu sich selbst flüsternd … „Es wird Zeit mich davon zu trennen.“

Niclas nickte kurz, dann verliess er das Zimmer mit den Worten „Ich werde später noch einmal nach dem Mädchen sehen, Sir.“

Sofort gehörten Alains Gedanken wieder Liliane.

Sie war so wütend gewesen, als er ihr Zimmer zum wiederholten Male betreten hatte, doch gleichzeitig hatte er unterschwellig ihre Angst, ihre Verwirrung und Verzweiflung gespürt. Am liebsten hätte er sie einfach nur in den Arm genommen … doch sie hatte ihm schon deutlich gemacht, dass sie sich dadurch nicht beruhigen liess.

Als sie ihm dann das Tablett in das Gesicht geschleudert hatte, war da nur noch Wut gewesen – und er hatte einfach nicht widerstehen können. Er hatte von ihr trinken müssen.

Und sie hatte ihn nicht enttäuscht.

Dennoch machte er sich Sorgen um sie … Er fragte sich erneut, wie er sie wieder beruhigen konnte. Es war ihm wichtig, dass sie versuchte, ihm zu vertrauen.

Diese Gedanken – und dass er sich so intensiv damit beschäftigte – waren neu für ihn … Er hatte es normalerweise ziemlich leicht bei den Mädchen. Die meisten brauchten ihn – und wussten es.

Er erinnerte sich, zum ersten Mal seit längerer Zeit, an Jennifer – das erste Mädchen, das er zu sich geholt hatte.
 

„Du… du bist also wirklich ein… ein … Vampir?“

„Ja, Jennifer …“

„Du hast gesagt, ich kann dir vertrauen …!“

„Das kannst du auch.“

Jennifer sah ihn einige Momente schweigend an, dann jedoch wehrte sie sich nicht mehr gegen seine Umarmung; im Gegenteil. Sie drängte sich näher an ihn, schmiegte sich an seine Brust, während er seinen Arm noch fester um sie legte.

„Du bist der einzige, der sich seit Langem für mich interessiert …“, flüsterte sie.

Er lächelte und hob ihr Kinn mit seinen Fingern an, sodass sie ihm in die Augen sah. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, was sie noch weiter beruhigt hätte, ergriff sie die Initiative, was ihn ziemlich überraschte, und verschloss seine Lippen mit einem sanften Kuss.

An ihren Wimpern spürte er noch die Nässe ihrer Tränen – sie war verängstigt gewesen; ja … doch diese Emotion war scheinbar bereits vollkommen gewichen. Es überraschte ihn, wie schnell sie sich von seinen gut gewählten Worten hatte beruhigen lassen. Er war mehr als erleichtert, dass sie ihm zu vertrauen schien.

Als sie sich voneinander lösten, lächelte sie ihn an, und es war ein so ehrliches Lächeln, wie er es seit gestern; seit er sie zu sich geholt hatte, noch nie in ihrem Gesicht gesehen hatte. Er lächelte zurück.
 

Alain schüttelte den Kopf, um diese Erinnerung loszuwerden. Es war eine schöne Erinnerung, aber sie war nicht mehr als eben das: Eine Erinnerung. Das war vergangen.

Es hatte ihn selbst überrascht, wie einfach es gewesen war, eine Beziehung zu Jennifer aufzubauen. Sie hatte ihm alles gegeben, was sie gehabt hatte … Sie hatte sich ihm anvertraut … Aber er wusste, dass es nicht bei allen Mädchen so einfach war wie bei ihr.

Liliane war furchtbar verletzlich … und genau das machte sie so wertvoll.

Er würde sich ihr Vertrauen erarbeiten müssen, doch das würde es wert sein, das wusste er.

Alain widmete sich wieder dem Papierkram, den er dringend zu erledigen hatte und den er, über Lilianes Anwesenheit, ein wenig vernachlässigt hatte.
 

Er unterzeichnete einige Papiere, die er noch nicht bearbeitet hatte, dann legte er den Füller und die Mappe mit den Verträgen zur Seite. Einen Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass Liliane, sollte sie tatsächlich in baden gegangen sein, nun schon seit über einer Stunde im Badezimmer war.

Er vermutete stark, dass sie schliesslich trotz ihrer Abneigungen ihm – und Niclas – gegenüber ein Bad genommen hatte – sie hatte es sicherlich bitter nötig gehabt. Nicht nur körperlich – auch rein seelisch hatte es ihr vielleicht geholfen.

„Niclas!“, rief er.

Einige Sekunden später verstummte das Geräusch des Staubsaugers, und der Butler betrat das Arbeitszimmer. „Sir? Soll ich nach dem Mädchen…“

„Nein. Ich werde selbst nach ihr sehen. Ich werde versuchen, ruhig mir ihr zu reden. Du hast ihr neue Kleidung gebracht?“

„Ja, das habe ich.“

„Gut. Danke. Das wäre dann alles.“

Niclas nickte, verliess das Zimmer. Und Alain ging gemächlichen Schrittes in die Richtung, in welcher das Zimmer, das Liliane gerade noch bewohnte, lag …

Als er das Zimmer betrat, sah er sofort, dass Niclas alle spitzen und gläsernen Gegenstände daraus entfernt hatte. Auch das Tablett und der verspritzte Saft und die Schnittchen lagen nicht mehr wild verstreut auf dem Boden.

Er trat an die Türe heran, hinter der sich das angrenzende Badezimmer verbarg.

Er klopfte …

„Liliane?“

Er wartete – doch er erhielt bestimmt über zwanzig Sekunden lang keine Antwort …



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Enyxis
2013-06-21T21:14:35+00:00 21.06.2013 23:14
>Wie konnte er sie beruhigen? Er wollte nicht, dass sie ihn hasste.
Oder schlimmer noch – durch Schock oder Dehydrierung wegstarb!<
Äh... ja... Junge, ich denke das is da wohl etwas schwierig... O__o
Ich könnt mich echt total über den Kerl aufregen o__o Und dem eins überbraten mit einer wunderbar großen Bratpfanne!
Also irgendwie kann der einem ja auch leidtun... Ich hab so meine Vermutung, was vielleicht alles passiert sein könnte...
Du schreibst wirklich wundebar! Die Gefühle sind toll beschrieben. =D
Von:  Crimson_Butterfly
2009-03-14T11:35:49+00:00 14.03.2009 12:35
Ich weiß nicht genau, ob ich Alain bemitleiden oder ihn zum Teufel wünschen soll xD
Wie auch immer, habe ein paar Stellen gefunden, wo du entweder ein Wort zu viel oder zu wenig hingesetzt hast^^°

Ansonsten wieder ein schönes Kapitel. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und Sorry, dass ich so lange brauche. Aber mit Kind und wenn man selbst nebenbei schreibt, Haushalt usw. findet man kaum Zeit zum lesen
Von:  Animegirl_07
2009-03-07T13:20:06+00:00 07.03.2009 14:20
Ein wundervolles Kapitel^^
und endlich gewährst du mir einen Einblick in die Gedanken des Vampires XD
Das war schön^^ nur bin ich gespannt, ob dann die anderen beiden Vampire auch noch auftauchen. vielleicht ist da ja auch einer für mich dabei
*frech grins*
auf jeden fall hoffe ich, dass sie sich nichts angetan hat, das wäre ja schade um sie und Alain müsste sich mal wieder riesensorgen machen!
Ich bin aber gespannt, was der überhaupt wirklich mit ihr vor hat. aber ich glaube im laufe der Zeit wird sich da schon ne schöne Liebe aufbauen (hoffe ich zumindest XD) und Jennifer wird wahrscheinlich nicht mehr leben. Wird wahrscheinlich schon lange her sein ^^"

Tja, ich geh mal zum nächsten Kapi XD

Gruß
Ani
Von: abgemeldet
2009-02-18T19:37:56+00:00 18.02.2009 20:37
ja ein weunderschönes kapitel. kompliment auch an sandfrauchen =)
man wird ein wenig schlauer aus alain, aber was ich mich auch frage... was wurde aus jennifer? sie ist ja nur noch eine erinnerung. starb sie, ist sie fortgelaufen...? wird lilane das gleiche schicksaal erleiden? ist sie vielleicht nur eine von vielen?
und im ersten moment dachte ich auch sie würde sich in der wanne ertränken, aber dann hättest du sicher schon lautstark bei sanfrauchen protestiert. du bringst ja keine charas um ;)
schön weiter schreiben, ich freu mich ^^
Von:  kleinYugi5000
2009-02-18T17:45:33+00:00 18.02.2009 18:45
ups...o gott..sie wird sich doch nicht ertränkt haben oder so?
ich geh zumindest nicht davon aus...denn dann wäre ja die story zu ende
wie auch immer
mach schnell weida

deine Soph-chan
Von: abgemeldet
2009-02-18T17:26:27+00:00 18.02.2009 18:26
Hey ein wunderschönes kapi!
aus seiner sicht!
aber was hat er denn jetzt eigentlich vor?
will er sie nur zum vergnügen, oder was?
ohh gott bitte schreib schnellschnell weiter
*gg*
Das Dreamer


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